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5<br />
2009<br />
GASWÄRME<br />
International<br />
http://www.gaswaerme-online.de<br />
Schwerpunkt<br />
Brenner und Feuerungen<br />
Intelligente Abwärmenutzung durch<br />
Dampferzeugung an Industrieöfen<br />
Rational waste-heat utilization for steam generation in industrial furnaces<br />
Dipl.-Ing. Ralf Granderath, <strong>Tenova</strong> Italimpianti Deutschland <strong>GmbH</strong>, Düsseldorf<br />
erschienen in<br />
GASWÄRME International 5/2009<br />
Vulkan-Verlag <strong>GmbH</strong>, Essen<br />
Ansprechpartner: Stephan Schalm, Telefon 0201/82002-12, E-Mail: s.schalm@vulkan-verlag.de
FACHBERICHTE<br />
Intelligente Abwärmenutzung durch<br />
Dampferzeugung an Industrieöfen<br />
Rational waste-heat utilization for steam generation in industrial furnaces<br />
Von Ralf Granderath<br />
Es gibt zahlreiche sinnvolle Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />
von Thermoprozessanlagen. Neben den primären Optimierungsmaßnahmen<br />
auf der Energieeintragseite, die die Energieausnutzung im eigentlichen Thermoprozess<br />
verbessern sollen, kann darüber hinaus auch auf der Seite des Energieaustrages<br />
der Energiebilanz Abwärme sinnvoll genutzt werden. Dampferzeugung<br />
aus Abwärme ist eine sinnvolle Möglichkeit der Wärmerückgewinnung.<br />
Dampf ist ein vielseitig verwendbarer Energieträger, mit dem man einfach Abwärme<br />
anderen produktionsnahen Prozessen zuführen kann. Auch die Nutzung<br />
von Abwärme zur Erzeugung elektrischer Energie ist so durchaus sinnvoll. Der<br />
Beitrag beleuchtet die Abwärmepotenziale von Thermoprozessen sowie technische<br />
Ansatzpunkte und arbeitet die Energieverwendung als Kernpunkt von<br />
Wärmerückgewinnungskonzepten heraus. Ein Schwerpunkt liegt in der Verwendung<br />
von ORC Turbinen zur Stromerzeugung. Abschließend wird die Abwärmenutzung<br />
hinter einem Elektrolichtbogenofen als Fallbeispiel dargestellt.<br />
There are numerous rational methods of improving the energy-efficiency of<br />
thermal processing systems. In addition to the primary optimization provisions<br />
on the energy-input side, which are aimed at improving energy efficiency in the<br />
thermal process itself, waste-heat can also be rationally utilized on the energyoutput<br />
side of the energy balance. The use of waste-heat for generation of<br />
steam is one such rational potential for recovery of heat. Steam is a highly<br />
versatile source of energy which enables one to feed otherwise wasted heat to<br />
other production-associated processes in a simple manner. The use of wasteheat<br />
for generation of electrical energy is therefore also entirely rational. This<br />
article illustrates the waste-heat potential of thermal processes and technical<br />
approaches, focusing on energy utilization as the vital core of heat-recovery<br />
strategies. An important emphasis is also on the use of ORC turbines for generation<br />
of electricity. The article concludes with an examination of a specific case,<br />
the utilization of waste-heat downstream an electric arc furnace (EAF).<br />
liegen, als die Kosten für die Rückgewinnung<br />
der gleichen Energiemenge.<br />
Im Rahmen einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
ist also bei Erreichung eines<br />
guten technischen Standes für den Bereich<br />
Brenner und Feuerung zu untersuchen,<br />
ob das nunmehr größte Effizienzsteigerungspotenzial<br />
in einer weiteren<br />
Optimierung der Energieeinbringung<br />
oder nicht vielmehr aus der Seite des<br />
Energieaustrags, sprich Wärmerückgewinnung,<br />
zu erreichen ist.<br />
Potenziale zur Wärmerückgewinnung<br />
Potenzial zur Wärmerückgewinnung<br />
bietet sich primär an zwei Ansatzpunkten:<br />
a) Bauteile, die zwingend gekühlt werden<br />
müssen und im gegenwärtigen<br />
Stand regelmäßig mit Kühlwasser<br />
zwischen 30–100 °C gekühlt werden.<br />
Beispiele sind Ofenkörper, Ofendeckel<br />
und Tragrohrsysteme für verschiedenste<br />
Industrieöfen, dazu Abgaskanäle,<br />
die Temperaturen von > 600 °C<br />
standhalten müssen.<br />
Z<br />
iel einer jeden Optimierung im Bereich<br />
Feuerung und Brenner ist entweder<br />
die Optimierung des Verbrennungsvorgangs<br />
zur Steigerung der – wie<br />
auch immer definierten – Produktqualität<br />
oder die Senkung des Energieeinsatzes,<br />
wobei in den aktuellen Diskussionen<br />
der Aspekt der Energieeffizienz<br />
deutlich im Vordergrund steht.<br />
So groß die Fortschritte und Potenziale<br />
durch unterschiedlichste Maßnahmen<br />
auf der Seite der Energieeinbringung<br />
auch sind, es bleiben trotzdem erhebliche<br />
Mengen Energie in Abgas und ggf.<br />
Kühlwasser des jeweiligen Prozesses zurück.<br />
Aus technischer Sicht steht die Wärmerückgewinnung<br />
stets hinter der Optimierung<br />
der Feuerung eines Thermoprozesses<br />
zurück. Selbstverständlich ist jedes<br />
Kilowatt, das weniger verbraucht<br />
wird, besser als ein Kilowatt, das zusätzlich<br />
zurückgewonnen werden kann.<br />
Aus ökonomischer Sicht ist ebenso<br />
selbstverständlich zu fragen, ob die Kosten<br />
für die Einsparung einer bestimmten<br />
zusätzlichen Energiemenge nicht höher<br />
b) Abgase, die mit einem Temperaturniveau<br />
von > 180 – 200 °C ungenutzt<br />
bleiben.<br />
Es gibt eine <strong>Re</strong>ihe weiterer Quellen von<br />
Wärmeverlusten bei thermischen Prozessen:<br />
Abstrahlungen von Gehäusen,<br />
Wärmeverluste des erhitzten Gutes auf<br />
dem Weg zum nächsten Bearbeitungsschritt,<br />
Schlacke und andere Abfallprodukte<br />
mit hohen Temperaturen, um nur<br />
einige Beispiele zu nennen.<br />
In der Praxis zeigt sich jedoch immer<br />
wieder, dass die genannten Punkte<br />
Kühlwasser und Abgase den weitaus<br />
größten Teil der Abwärmeverluste auf<br />
sich vereinen. Beispielhaft zeigt dies die<br />
GASWÄRME International (58) Nr. 5/2009 333
FACHBERICHTE<br />
Bild 1: Sankey Diagramm eines E-Ofens<br />
Fig. 1: Sankey diagram of an EAF<br />
Energiebilanz eines Elektro-Lichtbogenofens<br />
in Bild 1.<br />
Wärmerückgewinnung aus den kleineren<br />
Quellen ist derzeit zumeist nicht wirtschaftlich;<br />
wenngleich diese Aussage bei<br />
weiter steigenden Energiepreisen infrage<br />
gestellt werden muss und zudem sicherlich<br />
Ideen existieren, wie man in Einzelfällen<br />
auch kleinere Quellen in ein System<br />
integrieren kann.<br />
Temperaturniveau als zentrale<br />
Frage der Nutzung<br />
Die Frage der Nutzbarmachung der hier<br />
nutzlos an die Atmosphäre abgegebenen<br />
Energie ist eng verbunden mit der<br />
Frage des Temperaturniveaus. Wenn<br />
15 MW aus dem gekühlten Abgaskanal<br />
eines Elektro-Lichtbogen-Ofens abgeführt<br />
werden, so ist es im ersten Moment<br />
gleichgültig, ob das Kühlwasser<br />
von 20 °C auf 40 °C oder bei einer entsprechenden<br />
Druckstufe von 180 °C auf<br />
200 °C erhitzt wird. Nur: Welche Verwendung<br />
besteht für Wasser von 40 °C?<br />
Das Beispiel der Erwärmung von Fischzuchtteichen<br />
zum schnelleren Wachstum<br />
der Fische wird immer wieder gerne zitiert<br />
und ist zweifelsohne ein Beweis für<br />
das Potenzial kreativer Lösungen – allerdings<br />
liegen die wenigsten Thermoprozess-Anlagen<br />
in der Nähe eines Fischzuchtbetriebes.<br />
In der Praxis wird sich in den meisten Fällen<br />
zumeist keine Verwendung finden<br />
lassen, das Kühlwasser über Wasser-Luft-<br />
Wärmetauscher zurückgekühlt und die<br />
Energie (aus Sicht der Anlage) vernichtet.<br />
<strong>Re</strong>gelmäßig zu finden sind Anlagen, bei<br />
denen Wasser mit entsprechendem<br />
Druck auf Temperaturen von deutlich<br />
über 100 °C erhitzt wird.<br />
Anwendungsfälle hier sind Heizung<br />
(werksintern oder Einspeisung in öffentliche<br />
Fernwärmenetze), Speisewasservorwärmung,<br />
Heißwasserverbraucher<br />
wie Duschen oder Werkskantinen.<br />
Unter dem Aspekt der Energieeffizienz<br />
betrachtet einwandfrei, sofern<br />
a) die Mengenverhältnisse zueinander<br />
passen<br />
b) die Wärmeabnahme über das Jahr<br />
und über den 24 h-Zyklus hinweg<br />
konstant ist.<br />
Es gibt Beispiele, in denen Heißwasser<br />
aus einem Industrieofen vollständig zur<br />
Vorwärmung des Speisewassers eines<br />
nahegelegenen Kraftwerks verwendet<br />
wird. Sehr viel häufiger finden sich aber<br />
Verbrauchskurven wie in Bild 2.<br />
Das zur Verfügung stehende Heißwasser<br />
von 185 °C aus dem Abhitzekessel hinter<br />
einem Hubbalkenofen wird von drei<br />
Heizkreisläufen zur Hallenheizung in den<br />
Wintermonaten sinnvoll ausgenutzt. Im<br />
Sommer dagegen ist die Nachfrage<br />
(trotz duschender Mitarbeiter) praktisch<br />
Null und die Gesamteffizienz stark eingeschränkt.<br />
Bild 2: Wärmenachfrage eines Stahlwerks für Heizenergie<br />
Fig. 2: Heat consumption of a steel plant for heating purposes<br />
Dampferzeugung als „best<br />
practice“ der Wärmerückgewinnung<br />
Die flexibelste Art, Wärme zurückzugewinnen,<br />
ist Dampferzeugung.<br />
Dampf als Energieträger bietet verschiedene<br />
Vorteile:<br />
334<br />
GASWÄRME International (58) Nr. 5/2009
FACHBERICHTE<br />
– Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.<br />
– Sehr weiter Temperaturbereich.<br />
– Vergleichsweise einfach zu transportieren.<br />
– Wasser als ungiftiger und leicht verfügbarer<br />
Grundstoff.<br />
– Sehr bewährte Technik.<br />
In vielen Betrieben wird Dampf bereits<br />
genutzt, z. B. zur Stahlentgasung, Stahlbeize,<br />
Kälteerzeugung, Drucklufterzeugung<br />
(und Kompressorenantrieb allgemein),<br />
Sauerstoffproduktion, Vulkanisation<br />
und ebenfalls wieder zu Heizzwecken<br />
(Bild 3).<br />
Generell gilt: Am wirtschaftlichsten ist<br />
Dampferzeugung aus Abwärme immer<br />
dann, wenn per Kesselhaus/Erdgasverbrennung<br />
erzeugter Dampf ersetzt<br />
werden kann.<br />
Die Produktionskosten einer Tonne<br />
Dampf in einem industrietypischen Kesselhaus<br />
liegen zwischen 22 – 27 €, wenn<br />
die Erzeugung hier gegen Null reduziert<br />
werden kann, ist das Einsparpotenzial<br />
und somit die Amortisationszeit einer<br />
Abwärmenutzung sehr leicht zu berechnen.<br />
Allerdings zeigt sich gerade bei Stahloder<br />
Walzwerken und Erzeugern in der<br />
Nicht-Eisen-Metallurgie regelmäßig, dass<br />
erheblich mehr Potenzial für Wärmerückgewinnung<br />
besteht, als an Prozessdampf<br />
im Werk nachgefragt wird.<br />
Ein Patentrezept zur weitergehenden<br />
Dampfnutzung gibt es nicht; die Dampfmengen<br />
und Einsatzmöglichkeiten sind<br />
für jeden Anwendungsfall zu analysieren.<br />
Es lassen sich drei Aussagen festhalten:<br />
a) Sehr oft wird eine Baukastenlösung<br />
erforderlich, die Teilmengen erzeugten<br />
Dampfes verschiedenen Verwendungen<br />
zuführt.<br />
b) Eine sinnvolle Lösung erfordert Kreativität<br />
und einen nicht zu unterschätzenden<br />
Planungs- und Analyseaufwand.<br />
c) Was immer geht, ist Stromerzeugung,<br />
allerdings ist eine gewisse Mindestgröße<br />
für wirtschaftliche Nutzung erforderlich.<br />
Beispielsweise kann sich ein Blick in die<br />
Nachbarschaft lohnen: Die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass neben einer großen Thermoprozess-Anlage<br />
z. B. <strong>Re</strong>ifen oder Gasbetonsteine<br />
hergestellt werden, ist si-<br />
Bild 3:<br />
Möglichkeiten der<br />
Dampfverwendung<br />
Fig. 3:<br />
Possibilities for steam<br />
usage<br />
cherlich höher als die einer Fischzucht –<br />
und für beide Produktionen werden große<br />
Dampfmengen benötigt.<br />
Stromerzeugung aus Abwärme<br />
Bild 4: Wirkungsgrade im Teillastbetrieb einer ORC Turbine<br />
Fig. 4: Partial load efficiency of an ORC turbine<br />
Stromerzeugung aus Abwärme weist gewisse<br />
prinzipielle Schwierigkeiten auf,<br />
denen sich das klassische Kraftwerk<br />
nicht ausgesetzt sieht:<br />
– Das Energieangebot kann unregelmäßig<br />
sein, z. B. bei Anlagen mit Batchoder<br />
Chargenbetrieb.<br />
– Die Stromerzeugung hat als Nachfrager<br />
eine geringere Priorität als Prozessdampfverbraucher<br />
(da die Prozessdampfverdrängung<br />
wie gesagt immer<br />
wirtschaftlicher ist). Der Prozessdampfverbrauch<br />
stellt sich in vielen Fällen jedoch<br />
ebenfalls als ein nicht kontinuierlicher<br />
Verbrauch dar.<br />
– Die Stromerzeugung ist nicht das primäre<br />
Ziel, sondern nur „Abfallverwertung“.<br />
In anderen Worten, es ist nicht<br />
sinnvoll, einen Ofen in Betrieb zu halten,<br />
um Strom zu produzieren.<br />
– Überhitzter Dampf kann in Anlagen<br />
mit einem Chargenbetrieb nicht (konstant)<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
In der Summe ergeben sich oftmals<br />
schwankende Dampfmengen mit Leerlaufphasen<br />
(z. B. Anlagen mit Wochenendstillständen,<br />
Wartungsstillstände)<br />
und Sattdampf zwischen z. B. 15 – 30 bar<br />
als Dampfqualität.<br />
GASWÄRME International (58) Nr. 5/2009 335
FACHBERICHTE<br />
Bild 5: E-Ofen: Abgaskanal mit Ofen<br />
Fig. 5: EAF: Waste gas duct and furnace<br />
Die klassische Dampfturbine arbeitet jedoch<br />
bei Betrieb mit Auslegungsmenge<br />
effizient, verliert aber stark im Teillastbetrieb<br />
und ist nach einem Stillstand relativ<br />
aufwändig mit verschiedenen manuellen<br />
Schritten wieder anzufahren.<br />
Vor allem jedoch: Effiziente Wirkungsgrade<br />
von > = 25 % werden nur mit<br />
überhitztem Dampf erzielt, Sattdampfturbinen<br />
dagegen kommen kaum über<br />
Wirkungsgrade von 10 % hinaus.<br />
ORC-Turbinen als Alternative<br />
Auf der Suche nach Lösungen für diese<br />
Probleme springt ein alternatives Turbinenkonzept<br />
ins Auge: Die ORC-Turbine<br />
(Organic Rankine Cycle) arbeitet aufgrund<br />
einer niedrigeren Energiedichte im<br />
Arbeitsmedium mit relativ großen Massenströmen<br />
und einer daraus resultierenden<br />
niedrigen Turbinendrehzahl. Dadurch<br />
ergibt sich eine einfache Bauweise<br />
der Turbine bei einem guten inneren<br />
Wirkungsgrad der Turbine. Darüber hinaus<br />
weist das Arbeitsmedium der ORC<br />
Turbine einen günstigeren Verlauf der TS<br />
Kurve auf, sodass auf der Abdampfseite<br />
zu keinem Zeitpunkt ein zu großer Flüssigphasenanteil<br />
auftreten kann. Bei<br />
Dampfturbinen würde ein zu großer<br />
Wasseranteil im Nassdampf zu einer<br />
Schädigung der Turbine führen, dies ist<br />
bei der ORC Turbine nicht der Fall. Dies<br />
alles führt zu einem deutlich besseren<br />
Teillastverhalten der ORC Turbine gegenüber<br />
einer Dampfturbine. Moderne Ausführungen<br />
verfügen über ein vollautomatisches<br />
Start-Stop-System und erreichen<br />
Wirkungsgrade von ca. 20 %. Die<br />
Wirkungsgrade im Teillastbetrieb sind in<br />
Bild 4 dargestellt.<br />
Dieser Wirkungsgrad ist zwar deutlich<br />
niedriger als bei einer im Optimum arbeitenden<br />
Dampfturbine, allerdings höher<br />
als das, was sich mit einer Dampfturbine<br />
unter den dargestellten Einsatzbedingungen<br />
effektiv erzielen lässt.<br />
ORC-Turbinen sind faktischer Standard<br />
für die Einsatzgebiete Biomasse- und<br />
Blockheizkraftwerke und daher sehr bewährt.<br />
Hier kommt durchgängig Thermoöl<br />
als Energieträger zum Einsatz, weshalb<br />
oft die Annahme zu hören ist, dass<br />
ORC-Turbinen an Thermoöl gebunden<br />
sind. Dies ist aber nicht richtig; im Gegenteil<br />
sind ORC-Turbinen fast beliebig<br />
mit heißem Wasser, Sattdampf, überhitztem<br />
Dampf oder eben Thermoöl zu betreiben.<br />
Zusammenfassend sollte diese Technologie<br />
von jedem Betreiber mit 5 – 30 MW<br />
thermischer Energie in der Abwärme<br />
und den genannten Einsatzbedingungen<br />
zumindest sorgfältig geprüft werden.<br />
Fallbeispiel Elektrolichtbogenofen<br />
Ein Fallbeispiel für die dargestellten Probleme<br />
einer Abwärmenutzung ist das im<br />
Jahr 2009 in Betrieb gegangene Abgaskühlsystem<br />
eines Elektrolichtbogenofens.<br />
Der Ofen produziert Abgastemperaturen<br />
bis zu 1 800 °C, zusätzlich enthält<br />
das Abgas brennbare Anteile, die<br />
noch im Abgaskanal verbrennen, und<br />
flüssige Schlacke- und Stahlanteile.<br />
Die bisherige Kühlung geschah über ein<br />
Mischsystem aus Kaltwasserkühlung für<br />
das am stärksten belastete erste Element<br />
des Abgaskanals und einer älteren Heißkühlung<br />
für die weitere Strecke. Dieses<br />
System wies nach ca. 25 Betriebsjahren<br />
deutliche Verschleißspuren auf, zudem<br />
war es wenig wartungsfreundlich. Die<br />
aufgenommene Wärme konnte aufgrund<br />
der diskontinuierlichen Fahrweise<br />
des E-Ofens nicht genutzt werden.<br />
Die neu errichtete Heißkühlung des Abgaskanals<br />
produziert aus einer durchschnittlichen<br />
Abgaswärme von 29 MW<br />
eine durchschnittliche Dampfmenge von<br />
22 t/h. In der Spitze wird eine Dampfmenge<br />
von bis zu 80 t/h erzeugt. Dabei<br />
werden die Abgase auf eine Temperatur<br />
von ca. 600 °C abgekühlt. Der erzeugte<br />
Dampf wird verschiedenen Verbrauchern<br />
zur Verfügung gestellt, von denen die<br />
Vakuum-Stahlentgasung der größte ist.<br />
Die Dampfnachfrage dieses Verbrauchers<br />
fällt jedoch zeitlich und mengenmäßig<br />
mit der Dampfproduktion des<br />
Ofens auseinander: Dieses Problem wurde<br />
durch den Einsatz von Ruth-Dampfspeichern<br />
gelöst, die das Entgasen von<br />
zwei vollen Chargen selbst dann noch<br />
ermöglichen, wenn der E-Ofen die Produktion<br />
gestoppt hat (Bild 5). Der Erdgasverbrauch<br />
im Kesselhaus für die im<br />
Werk vorhandenen Dampferzeuger<br />
konnte seit der Inbetriebnahme der Anlage<br />
extrem gesenkt werden.<br />
y<br />
Dipl.-Ing. Ralf Granderath<br />
<strong>Tenova</strong> Italimpianti Deutschland<br />
<strong>GmbH</strong>, Düsseldorf<br />
Tel. 0211/54097645<br />
E-Mail:<br />
ralf.granderath@<br />
loi-italimpianti.de<br />
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