Jour fixe Programm SS2013 - Rainer DANZINGER
Jour fixe Programm SS2013 - Rainer DANZINGER
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Sommersemester 2013<br />
Mittwoch, 6. März 2013, 20 Uhr c. t.<br />
Psychose und Kunst<br />
<strong>Rainer</strong> Danzinger<br />
Seit der Zeit des Surrealismus verlagert sich das<br />
psychoanalytische Interesse von der Pathografie<br />
berühmter Künstler eher auf die künstlerische<br />
Aktivität psychisch Kranker, auf Visionary Art,<br />
Art brut oder Outsider Art.<br />
Auf dem Weg zum Verständnis der Psychose hat<br />
Sigmund Freud den Abwehrmechanismus der<br />
Verleugnung äußerer Realität hervorgehoben,<br />
Jacques Lacan hingegen die Verwerfung des väterlichen<br />
Gesetzes, die dem Psychotiker ermögliche,<br />
quasi ein „erwachsenes Kind“ zu bleiben.<br />
Hinter diesen spezifischen Abwehrformationen<br />
verbirgt sich stets der zentrale psychotische Konflikt:<br />
Die Rückkehr in das Innere der Mutter wird<br />
als ebenso vernichtend erlebt wie die Trennung<br />
von der Mutter.<br />
In ihren Kunstwerken stellen nun psychotische<br />
Menschen in beeindruckender Weise ihre Versuche<br />
dar, dem Dilemma dieses Konfliktes zu<br />
entrinnen. Einige Beispiele solcher kreativer<br />
Lösungsversuche werden ausführlicher dargestellt,<br />
um das Verständnis psychotischer Psychodynamik<br />
zu vertiefen. Dabei wird das originelle Werk<br />
August Wallas besonders hervorgehoben.<br />
<strong>Rainer</strong> Danzinger, Univ.-Prof. Dr., ist Psychoanalytiker,<br />
Gruppenpsychoanalytiker, Facharzt für Psychiatrie<br />
und Neurologie, Univ.-Prof. für Psychiatrie an der<br />
Medizinischen Universität Graz.<br />
Moderation: Wolfgang Groysbeck<br />
Mittwoch, 10. April 2013, 20 Uhr c. t.<br />
Grenzüberschreitungen?<br />
Zur Funktion der Ethikkommission in einem<br />
psychoanalytischen Verein<br />
Georg Gröller, Eva Ptak-Wiesauer,<br />
Irene Steinlechner<br />
Wie allerorten wurden und werden in den letzten<br />
zwanzig Jahren auch in den psychoanalytischen<br />
Vereinen geradezu epidemisch Ethikausschüsse<br />
installiert. Einige Überlegungen zu deren Funktion<br />
zeigen nun aber die Spannung auf, die mit<br />
einer fruchtbaren psychoanalytischen Arbeit<br />
unabdingbar verbunden ist: Die angestrebten<br />
Sublimierungen der Triebe können sich nur in<br />
einem Denken der Überschreitung entfalten.<br />
Inwieweit kann/soll/darf dieses von einem Handeln<br />
begleitet sein, ohne den psychoanalytischen<br />
Rahmen zu sprengen? Lässt sich eine psychoanalytische<br />
Haltung wirklich mit einem immer dichter<br />
werdenden Regelwerk erreichen und bewahren,<br />
wie dies heute unter dem Motto der political<br />
correctness zunehmend versucht wird?<br />
Georg Gröller, Dr., Psychoanalytiker im WAP, ehem.<br />
Mitglied des Ethikausschusses des WAP. Langjährige<br />
Lehrtätigkeit zum Thema Psychoanalyse/Ethik. Mitglied<br />
der Forschungsgruppe Psychoanalyse stuzzicadenti<br />
sowie der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule.<br />
Irene Steinlechner, Dr., Psychoanalytikerin im WAP,<br />
ehemaliges Mitglied des Ethikausschusses im WAP,<br />
Mitglied der Neuen Wiener Gruppe/Lacan -Schule und<br />
in der Sektion Logik so wie im Neuen Lacan Feld.<br />
Eva Ptak-Wiesauer, Dr., Psychoanalytikerin (WAP/<br />
IPA) in freier Praxis; Ethnologin; ehem. Leiterin des<br />
Ethikausschusses im WAP; Lehrbeauftragte für Ethik<br />
an der Wiener Psychoanalytischen Akademie im Rahmen<br />
des Propädeutikums und des PoP-Lehrgangs;<br />
Mitarbeit Block 20 (Med. Univ. Wien).<br />
Moderation: Wolfgang Lassmann<br />
Mittwoch, 8. Mai 2013, 20 Uhr c. t.<br />
Durch den Mund.<br />
„Mündlichkeit“ als Ethik der Offenheit in<br />
Philosophie und Psychoanalyse<br />
Esther Hutfless<br />
Die Auseinandersetzung mit und das Bekenntnis<br />
zur Psychoanalyse als kritischem Reservoir für<br />
gesellschaftliche Veränderungen durchziehen das<br />
Werk des Philosophen Jacques Derrida.<br />
Im dekonstruktiven Wiederaufgreifen von Motiven<br />
aus dem Werk Sigmund Freuds, Jacques<br />
Lacans und Melanie Kleins und der kritischen<br />
Auseinandersetzung mit traditionellen ethischen<br />
Konzepten entwickelt Derrida eine Ethik der<br />
Gastfreundschaft, die den anderen als radikalen<br />
und monströsen anderen ins Zentrum rückt. Il<br />
faut bien manger bedeutet in diesem Zusammenhang<br />
für Derrida, mit dem anderen zu essen, zu<br />
essen, was der andere isst, den anderen eintreten<br />
lassen, ohne ihn zu verschlingen oder zu vernichten.<br />
Damit wäre der Übergang von der paranoidschizoiden<br />
zur depressiven Position, von der<br />
Oralität zu einer neuen Mündlichkeit im Sinne der<br />
Symbolisierungsfähigkeit als ethische Wende zu<br />
verstehen. Der Vortrag möchte dem Konzept<br />
dieser Mündlichkeit (buccalité; lat. bucca = Mund,<br />
Wange, hier auch in Zusammenhang mit Ausdruck<br />
und Einfall) im weitesten Sinne nachgehen und die<br />
Ethik Derridas im Kontext einer psychoanalytischen<br />
Ethik beleuchten.<br />
Esther Hutfless, Mag. Dr., ist Philosophin und Ausbildungskandidatin<br />
im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse.<br />
Moderation: Ortrun Hopf
Mittwoch, 5. Juni 2013, 20 Uhr c. t.<br />
<strong>Jour</strong> <strong>fixe</strong><br />
Ver-Lust des „un“ – Ein un-möglicher Beruf<br />
Gerhard Reichsthaler<br />
Es gibt meines Erachtens in unserer gegenwärtigen<br />
Gesellschaft einen Wandel vom<br />
„symbolischen Ersatz der Kastration“, von<br />
dem Freud im Mann Moses spricht, hin zur<br />
Idee „Alles sei möglich“.<br />
Eine psychoanalytische Ethik, die das „un-“,<br />
„das Ein“, das Singuläre des Subjekts ins Zentrum<br />
der Ausrichtung der Kur stellt, kann<br />
versuchen, einer gesellschaftlichen, psychotherapeutischen,<br />
aber auch mancher psychoanalytischer<br />
Tendenz entgegenzuwirken, die<br />
im Namen der Ideale des Humanismus paradoxerweise<br />
letztlich zu einer Wiederkehr einer<br />
inhumanen und intoleranten Haltung führen<br />
kann.<br />
Gerhard Reichsthaler, Dr., ist Psychoanalytiker,<br />
Mitglied im Neuen Lacanschen Feld Österreich seit<br />
dessen Gründung, arbeitet als Psychoanalytiker in Graz<br />
sowie in einer psychiatrischen Reha-Klinik in der Nähe<br />
von Graz.<br />
Moderation: Veronika Waitz<br />
Psychoanalytische Beratungsstelle<br />
des<br />
Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse<br />
Der Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse lädt im<br />
Rahmen des <strong>Jour</strong> <strong>fixe</strong> alle jene herzlich ein, die an psychoanalytischen<br />
Überlegungen zu unterschiedlichen<br />
Themen interessiert sind. Die Vorträge finden einmal<br />
im Monat und in der Regel an einem Mittwochabend<br />
statt. Jeweils im Anschluss an Vortrag und Diskussion<br />
gibt es noch Gelegenheit, offene Fragen mit der/dem<br />
Vortragenden zu erörtern.<br />
Ort:<br />
Salzgries 16/3A, 1010 Wien<br />
Beginn:<br />
20 Uhr c. t.<br />
Unkostenbeitrag:<br />
€ 8,–/für StudentInnen € 5,– je Vortragsabend<br />
Kontaktadresse:<br />
Mit Fragen oder Rückmeldungen wenden Sie sich bitte<br />
an:<br />
WAP Sekretariat:<br />
Post: Salzgries 16/3A, 1010 Wien<br />
Telefon/Fax: 01/319 35 66, Di 18.00–20.00 Uhr,<br />
sonst Anrufbeantworter<br />
E-Mail: psychoanalyse@aon.at<br />
Planung und Moderation:<br />
Veronika Waitz<br />
Margit Dattler<br />
Wolfgang Groysbeck<br />
Ortrun Hopf<br />
Wolfgang Lassmann<br />
Alexander Parte<br />
Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse<br />
Provisional Society der IPA<br />
Anonyme und kostenlose Beratung<br />
bei seelischen Problemen<br />
bzw. Therapiewunsch<br />
Tel.: 01/319 35 66<br />
Telefonzeiten:<br />
Di 10.00–12.00 Uhr<br />
Fr 16.00–18.00 Uhr<br />
Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse (WAP)<br />
Salzgries 16/3A<br />
1010 Wien<br />
E-Mail: psychoanalyse@aon.at<br />
Homepage: http://www.psychoanalyse.or.at<br />
<strong>Jour</strong> <strong>fixe</strong><br />
Vortragsreihe zu aktuellen<br />
Themenstellungen aus<br />
psychoanalytischer Sicht<br />
Sommersemester 2013