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Interview mit Oberstleutnant Christoph Scheibling

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AUS DER BUNDESWEHR<br />

Die erforderliche Vorbereitung unserer Mentoren<br />

umfasst eine allgemeine, einsatzvorbereitende<br />

Ausbildung sowie eine Zusatzausbildung, in der<br />

vor allem die landestypischen Komponenten - in<br />

unserem Fall Afghanistans - thematisiert werden.<br />

Die interkulturelle Kompetenz ist hierbei besonders<br />

hervorzuheben.<br />

Mit klingendem Spiel: Was erwartet die<br />

Mentorenteams bei ihrer Ankunft in Afghanistan? Wie<br />

sind die Arbeitsbedingungen vor Ort?<br />

<strong>Scheibling</strong>: Nach nunmehri8 Monaten Ausbildungshilfe<br />

in Kabul kann man schon von einem eingespielten und<br />

kontinuierlichen Prozess sprechen, dennoch betritt<br />

jedes neue, dreiköpfige Mentorenteam, das jeweils<br />

für drei Monate in Kabul bleibt, ein Stück Neuland.<br />

Nach einer kurzen Übergabephase sind die deutschen<br />

Militärmusiker auf sich selbst gestellt und leisten<br />

eine großartige, eigenständige Arbeit. Dies geschieht<br />

zeitweise unter erschwerten Bedingungen: neben<br />

der durchweg angespannten Sicherheitslage in der<br />

afghanischen Hauptstadt kommen Trennung von der<br />

Heimat und die besonderen klimatischen Bedingungen,<br />

um nur zwei Komponenten zu nennen, hinzu. Die<br />

tägliche Fahrt zur Ausbildung durch Kabul City ist<br />

jedes Mal ein Erlebnis und wird <strong>mit</strong> größtmöglicher<br />

Eigensicherung durchgeführt. Nach Jahren des Krieges<br />

und der Zerstörung ist es wohl nicht verwunderlich,<br />

dass die infrastrukturellen Bedingungen alles andere<br />

als ausreichend sind, dennoch: wir versuchen das<br />

Beste.<br />

Mit klingendem Spiel: Wie funktioniert die<br />

Verständigung <strong>mit</strong> den afghanischen Musikern?<br />

<strong>Scheibling</strong>: Alle Soldaten, die in das Einsatzland<br />

verlegen, erhalten eine sehr nützliche Broschüre „Dari<br />

für Afghanistan". Dem Mentorenteam ist zusätzlich ein<br />

Sprach<strong>mit</strong>tler zugeteilt, der während der Ausbildung<br />

hilfreich unterstützt. Trotz der ethnischen Vielfalt,<br />

im Orchester befinden sich Paschtunen, Tadschiken,<br />

Usbeken, Hasara u. a., ist die allgemeine, am weitesten<br />

verbreitete Sprache Dari. Einige Afghanen beherrschen<br />

zudem wenige Worte englischer bzw. deutscher<br />

Sprache. Zusätzlich haben wir in diesem Jahr eine<br />

Sprachdatenbank Dari-Deutsch entwickelt, die wir<br />

den eingesetzten Mentoren in ihrer Vorbereitung<br />

zur Verfügung stellen. Diese Datenbank enthält im<br />

Wesentlichen musikspezifische Vokabeln, die es den<br />

Mentoren ermöglicht, eigenständig und un<strong>mit</strong>telbar<br />

<strong>mit</strong> ihren ihnen anvertrauten Musiksoldaten zu<br />

kommunizieren.<br />

Mit klingendem Spiel: Nach sowjetischer Besatzung,<br />

nach Bürgerkrieg und anschließender Taliban-<br />

Oberfeldwebel Artur Reiser, Luftwaffen mus/kkorps 2, <strong>mit</strong><br />

einem afghanischen Saxophonisten.<br />

Oberfeldwebel Marc Holder, Luftwaffenmus/kkorps 2, <strong>mit</strong><br />

einem Beckenspieler der ANA-Band.<br />

<strong>Oberstleutnant</strong> <strong>Christoph</strong> <strong>Scheibling</strong> und Major Mir<br />

Abdul Qasiem Karimi, Dirigent der ANA-Music Band, beim<br />

Harmoniefehreunterricht Fotos: Sundeswehr<br />

Herrschaft: Welche Voraussetzungen bringen die<br />

afghanischen Musiker für ihre Ausbildung <strong>mit</strong>?<br />

<strong>Scheibling</strong>: Während der Taliban-Herrschaft war Musik<br />

In Afghanistan grundsätzlich verboten, die praktische<br />

MIT KLINGENDEM SPIEL3/10

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