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Sicherheitsleitfaden für THW Einsatzkräfte im Ausland Ausgabe 2008

Sicherheitsleitfaden für THW Einsatzkräfte im Ausland Ausgabe 2008

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<strong>Sicherheitsleitfaden</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>THW</strong> <strong>Einsatzkräfte</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>2008</strong>


Impressum<br />

Version: 1.0<br />

Stand: 31.03.<strong>2008</strong><br />

© der Fotos: <strong>THW</strong><br />

Erstfassung: Jürgen Hübschen, Oberst a.D. (2005)<br />

Fachlich überarbeitet: Thomas Preusser, PHK, Bpol (2007)<br />

Aktualisiert und redigiert: Peter Bytomski, RAR, <strong>THW</strong>-Ltg. (<strong>2008</strong>)<br />

Herausgeber:<br />

Bundesanstalt<br />

Technisches Hilfswerk<br />

Leitung<br />

Provinzialstr. 93<br />

53127 Bonn<br />

Tel: +49 (0) 228 9400<br />

Fax: +49 (0) 228 9401144<br />

Email: poststelle@thw.de<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong><br />

<strong>Ausland</strong>


Vorwort<br />

Warum ein <strong>Sicherheitsleitfaden</strong>?<br />

Bereits auf dem Lehrgang „Einsatzgrundlagen<br />

<strong>Ausland</strong> (EGA)“ lernt jeder Teilnehmer, dass Sicherheit<br />

<strong>im</strong> Einsatz an erster Stelle steht.<br />

Das Themenfeld „Safety & Security“ ist aber so<br />

umfangreich, dass ein allgemeines Briefing vor<br />

dem Einsatz nicht mehr ausreicht. Auch der<br />

„FAQ“ zum Einsatzland kann nur auf besondere<br />

Gefährdungen hinweisen und Lageeinschätzungen<br />

zur Sicherheit geben. Die Entwicklung eines<br />

eigenständigen Regelwerks in Form dieses Leitfadens<br />

war daher unumgänglich. (Weitere Informationen<br />

hierzu bei Kapitel 2).<br />

Das ursprünglich mit RdVfg. 026/2005 „Sicherheitskonzept<br />

<strong>für</strong> die <strong>Ausland</strong>sarbeit des <strong>THW</strong>“<br />

veröffentlichte Originaldokument war als Konzept<br />

gedacht und war (trotz vorhandener Lücken)<br />

zu umfangreich und unübersichtlich, als<br />

dass es nach Ablauf von 2 Jahren erneut herausgegeben<br />

werden konnte. Daher wurde es<br />

grundlegend durch einen auslandserfahrenen<br />

Mitarbeiter der Bundespolizei fachlich überarbeitet.<br />

Daneben war eine redaktionelle Überarbeitung<br />

notwendig, um es besser lesbar zu machen, sowie<br />

die Umwandlung von einem starren Konzept<br />

hin zu einem allgemeinen Arbeitsdokument <strong>für</strong><br />

die tägliche Praxis „<strong>im</strong> Feld“. Hierbei wurden<br />

auch die Erfahrungen der SEEBA und SEEWA<br />

und der Einsätze und Projekte aus den letzten<br />

drei Jahren nach Erstellung des Originaldokuments<br />

eingearbeitet.<br />

Aufbau des Leitfadens<br />

Dieser Leitfaden ist zweiteilig aufgebaut:<br />

Zuerst werden in fünf Kapiteln die grundlegenden<br />

Informationen zu sicherheitsrelevanten Bereichen<br />

des <strong>Ausland</strong>seinsatzes geben.<br />

Dieser erste Teil ist der allgemeine <strong>Sicherheitsleitfaden</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>THW</strong> <strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>. Die<br />

hierin enthaltenen Basisinformationen haben<br />

grundsätzlich Empfehlungscharakter, d.h. sie<br />

müssen <strong>im</strong> Feld durch den Head of Mission<br />

(HoM) oder Team Leader (TL) auf Verwendbarkeit<br />

geprüft und ggf. angepasst werden.<br />

Warum ein <strong>Sicherheitsleitfaden</strong>?<br />

Aufbau des Leitfadens<br />

Nutzungshinweise<br />

Redaktionelle Hinweise<br />

Im zweiten Teil werden als Ergänzung zu den<br />

allgemeinen Hinweisen Detailinformationen in<br />

Form von Anhängen geben.<br />

Hierbei kann es sich um Checklisten, Flowcharts<br />

oder längere Artikel handeln. Diese Anhänge<br />

sind sowohl Arbeitshilfe <strong>für</strong> spezielle Einsatzlagen<br />

und –länder <strong>für</strong> HoM und TL, als auch<br />

detaillierte Zusatzinformation <strong>für</strong> jede<br />

Einsatzkraft. Auch hier gilt grundsätzlich der<br />

allgemeine Empfehlungscharakter.<br />

Nutzungshinweis<br />

Dieser <strong>Sicherheitsleitfaden</strong> ist kein Nachschlagewerk,<br />

das <strong>für</strong> jede Situation die exakte Lösung<br />

bietet. Der Leitfaden ein Arbeitsmittel, das<br />

grundlegende Informationen liefert und Entscheidungshilfen<br />

<strong>für</strong> die tägliche Sicherheitsarbeit<br />

<strong>im</strong> Feld anbietet.<br />

Er ist ein „lebendes Dokument“, das ständiger<br />

Erweiterung und Aktualisierung bedarf. Hier sind<br />

alle <strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz gefordert,<br />

damit ihre Erfahrungen in Verbesserungen / Aktualisierungen<br />

einfließen.<br />

Feedback ist daher ausdrücklich erwünscht und<br />

per Email mit dem Betreff „<strong>Sicherheitsleitfaden</strong>“<br />

an referat.e2@thw.de zu senden!<br />

Aktualisierte Versionen werden zeitnah <strong>im</strong> Intranet<br />

des <strong>THW</strong> veröffentlicht.<br />

Layout<br />

Das Layout des Leitfadens orientiert sich am<br />

„Generic Security Guide“ von ECHO. Durch die<br />

großflächigen Inhaltsangaben wird auch bei<br />

Stress – z.B. kritische Einsatzsituation - schnell<br />

und zuverlässig die gewünschte Information gefunden.<br />

Redaktionelle Hinweise<br />

Im Text werden (aufgrund der ohnehin geforderten<br />

Englischkenntnisse <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz) die<br />

englischen Fachbegriffe benutzt, soweit sie „humanitärer<br />

Standard“ sind.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 1<br />

<strong>Ausland</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 1<br />

Inhaltsverzeichnis 2- 3<br />

Teil 1: Basisinformationen 4 – 54<br />

1. Einführung<br />

1.1 Sicherheit <strong>im</strong> <strong>THW</strong> 5<br />

1.1.1 Sicherheitsstrategie 6<br />

1.2 Ziel des Leitfadens 7<br />

1.3 Was kann dieser Leitfaden? 7<br />

1.4 Was kann der Leitfaden nicht? 7<br />

1.5 Definition Sicherheit 7<br />

1.6 Sicherheitsmanagement 8<br />

1.7 Zuständigkeiten 8<br />

2. Einsatzvorbereitung<br />

2.0 Einleitung 9<br />

2.1 Erkundung der Sicherheitslage 9<br />

2.2 Sicherheitsplan/Feldhandbuch 10<br />

2.2.1 Sicherheitssystem der VN 11<br />

2.3 Teamauswahl 13<br />

2.4 Ausbildung 13<br />

2.5 Allgemeine Verhaltensregeln 13<br />

2.6 Teambriefing 14<br />

2.7 Ausrüstung 14<br />

2.8 Administrative Aspekte 15<br />

2.9 Persönliche Vorbereitungen 16<br />

2.10 Medizinische Vorbereitungen 18<br />

2.11 Büro / Werkstatt (Kriterien) 19<br />

2.12 Teamunterkunft 19<br />

2.13 Teamverpflegung 19<br />

2.14 Allgemeine Sicherheitsrisiken 20<br />

2.15 Besondere Sicherheitsrisiken 20<br />

3. Sicherheitsmanagement <strong>im</strong> Feld<br />

3.0 Einleitung 21<br />

3.1 Sicherheitsmanagement <strong>im</strong> Feld 21<br />

3.1.1 Sicherheitsplan 22<br />

3.1.2 Security Meetings 22<br />

3.1.3 Teaminfo / -koordination 23<br />

3.1.4 Einsatztagebuch / Lage 23<br />

3.1.5 Evakuierungsplan 24<br />

3.1.6 Allgemeine Grundregeln 25<br />

3.2 Allgemeine Sicherheitsrisiken 26<br />

3.2.1 Allgemeines Verhalten 26<br />

3.2.2 Bestechung / Korruption 26<br />

3.2.3 Blutrache 27<br />

3.2.4 Cultural Awareness 27<br />

3.2.5 Finanzen 27<br />

3.2.6 Fauna und Flora 28<br />

3.2.7 Funk 28<br />

3.2.8 Fremdsprachen 28<br />

3.2.9 Gender Problems 29<br />

3.2.10 Hygiene 29<br />

3.2.11 IT Sicherheit 29<br />

3.2.12 Krankheit 30<br />

3.2.13 Kr<strong>im</strong>inalität 30<br />

3.2.14 Lokale Angestellte 31<br />

3.2.15 Malaria 31<br />

3.2.16 Medevac 32<br />

3.2.17 Medizin / Medikamente 32<br />

3.2.18 Fotografieren 32<br />

3.2.19 Reiseandenken 33<br />

3.2.20 Reisen <strong>im</strong> Einsatzland 33<br />

3.2.21 Straßenverkehr 34<br />

3.2.22 Technik 34<br />

3.2.23 Unterkunft 35<br />

3.2.24 Verletzungen 37<br />

3.2.25 Verpflegung 38<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 2<br />

<strong>Ausland</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

4. Besondere Sicherheitsrisiken<br />

Teil 2. Anhänge 55 – 74<br />

4.0 Einleitung 40<br />

4.1 ABC Kampfstoffe 40<br />

4.2 Bedrohungen 40<br />

4.3 Bombendrohungen 41<br />

4.4 Checkpoints 41<br />

4.5 Car Jacking 42<br />

4.6 Demonstrationen 42<br />

4.7 Entführung und Geiselnahme 43<br />

4.8 Erpressung 44<br />

4.9 Kampfhandlungen / Beschuss 44<br />

4.10 Minen und andere Kampfmittel 45<br />

4.11 Massenhysterie 46<br />

4.12 Naturkatastrophen 46<br />

4.13 Selbstmordattentäter 47<br />

4.14 Sprengladungen / Autobomben 48<br />

4.15 Straßensperren 49<br />

4.16 Verhaftung 50<br />

01 Checkliste Erkundung 56<br />

02 Medizinische Vorbereitungen 58<br />

03 Checkliste Evakuierung 59<br />

04 Funk 61<br />

05 Kampfmittel und Minen 63<br />

06 Merkblatt Erdbeben 64<br />

07 Merkblatt Tsunami 69<br />

08 Sprengladungen / Autobomben 71<br />

09 Straßensperren 72<br />

Notizen/Anmerkungen 73<br />

Quellenverzeichnis 74<br />

5. Einsatznachbereitung<br />

5.0 Einleitung 51<br />

5.1 Debriefing 51<br />

5.2 Lessons Learnt 51<br />

5.3 Best Practice 51<br />

5.4 Physische Nachsorge 52<br />

5.5 Psychische Nachsorge 52<br />

5.5.1 Stress 52<br />

5.5.2 Trauma / Traumatisierung 53<br />

Abkürzungsverzeichnis 54<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 3<br />

<strong>Ausland</strong>


Teil I:<br />

Basis<br />

Informationen<br />

Wie Ihr wisst, war Sicherheit<br />

des Menschen Erbfeind jederzeit<br />

William Shakespeare, (1564 - 1616), englischer Dichter, Dramatiker<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 4<br />

<strong>Ausland</strong>


1. Einführung<br />

1.1 Sicherheit <strong>im</strong> <strong>THW</strong><br />

1.1 Sicherheit <strong>im</strong> <strong>THW</strong><br />

Safety & Security waren lange kein Thema bei<br />

den Hilfsorganisationen. Die Entwicklung der sicherheitspolitischen<br />

Lage hat aber die Situation<br />

<strong>für</strong> alle Hilfsorganisationen in den Einsatz- oder<br />

Partnerländern entscheidend verändert.<br />

Die Zeiten, in denen die Organisationen praktisch<br />

auf Grund ihres Auftrages und ihrer Tätigkeit<br />

einen sozusagen natürlichen Schutz genießen<br />

konnten, sind vorbei. Das liegt wohl auch<br />

daran, dass die Hilfsorganisationen allein durch<br />

ihre Anwesenheit, sowie durch ihre Programme<br />

und Auftragsstellung – gezielt oder ohne jede<br />

Absicht – das Kräftegleichgewicht zwischen rivalisierenden<br />

Gruppen oder auch Regierung und<br />

Opposition/Widerstand beeinflussen. Sie werden<br />

Teil des politischen Prozesses, haben Einfluss<br />

auf die Reputation des Einsatzlandes in der internationalen<br />

Staatengemeinschaft und sind<br />

auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten von<br />

Bedeutung.<br />

Deshalb gehen Widerstandsgruppen auch gegen<br />

Hilfsorganisationen vor, wenn sie sich davon<br />

einen Vorteil versprechen, bzw. darin eine<br />

Chance sehen, dem herrschenden System<br />

Schaden zuzufügen, mit dem Ziel, es zu stürzen.<br />

Das aktuellste Beispiel <strong>für</strong> diese - <strong>für</strong> die Hilfsorganisationen<br />

insgesamt - fatale Entwicklung,<br />

sind Irak und Afghanistan. Brutalste Beispiele<br />

dort sind die Angriffe auf das Hauptquartier der<br />

UNO und die Zentrale des Internationalen Roten<br />

Kreuzes. Aber auch der Angriff auf die Mitarbeiter<br />

der Organisation „Ärzte ohne Grenzen“, der<br />

nach fast 25 jähriger Tätigkeit zu deren Abzug<br />

aus Afghanistan führte, zeigt, dass sich die Arbeitsbedingungen<br />

<strong>für</strong> alle Hilfsorganisationen<br />

dramatisch verschlechtert haben.<br />

In der Konsequenz daraus bleiben den Hilfsorganisationen<br />

nur zwei Möglichkeiten: Entweder<br />

sie stellen Ihre Einsätze in Krisen- und/oder<br />

Kriegsgebieten ein, oder tragen dieser kritischen<br />

Lageveränderung durch überarbeitete Konzeptionen,<br />

in denen die Sicherheit des Personals einen<br />

neuen Stellenwert bekommt, Rechnung, mit<br />

dem Ziel, das Risiko zu vermindern.<br />

Im <strong>THW</strong> wurden deshalb bereits vor 10 Jahren<br />

elementare Bereiche der Sicherheit in den EGA<br />

Lehrgang aufgenommen, nachdem die zunehmenden<br />

Einsätze Mitte der 90er Jahre auf dem<br />

Balkan zeigten, dass die <strong>Einsatzkräfte</strong> besser<br />

auf die Risiken des Einsatzes vorbereitet werden<br />

müssen.<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Einsätze: Gesamt nach Dekaden<br />

3<br />

5<br />

10<br />

50er 60er 70er 80er 90er 2000+<br />

Abb. 1: Helfereinsätze gesamt seit 1953<br />

Parallel wurde in den 90er Jahren die Projektarbeit<br />

<strong>im</strong> <strong>THW</strong> begonnen, d.h. keine akute Nothilfe<br />

<strong>für</strong> die erste Phase nach Katastrophen und/oder<br />

Krisen, sondern Rehabilitationsarbeiten von<br />

mindestens sechs Monaten Dauer mit kleinen<br />

Teams von <strong>THW</strong> <strong>Einsatzkräfte</strong>n und einem großen<br />

Anteil an lokalen Kräften. Bedingt durch die<br />

lange Laufzeit unterlagen die <strong>Einsatzkräfte</strong> hier<br />

natürlich anderen Sicherheitsbedingungen als<br />

bei einem Nothilfeeinsatz.<br />

Abb. 2: Projekt in Albanien 1999<br />

Beide Aktivitäten - Helfereinsätze und Projekte –<br />

zeigten auf, dass eine aktive Sicherheitsstrategie<br />

<strong>im</strong> <strong>THW</strong> erforderlich wurde.<br />

13<br />

75<br />

47<br />

Alle bekannten GO und NGO haben sich <strong>für</strong> die<br />

zweite Version entschieden, weil sie sich sonst<br />

grundsätzlich hätten in Frage stellen lassen<br />

müssen.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 5<br />

<strong>Ausland</strong>


1. Einführung<br />

1.1.1 Sicherheitsstrategie<br />

1.1.1 Sicherheitsstrategie<br />

Das <strong>THW</strong> ist eine Durchführungsorganisation<br />

der Bundesrepublik und unterliegt der Fach- und<br />

Dienstaufsicht durch das BMI. Dadurch stellt<br />

sich die Ausgangslage viel differenzierter als bei<br />

NGO dar. Das <strong>THW</strong> - als eine Regierungsorganisation<br />

- ist weisungsgebunden und so gesehen<br />

ein Exot <strong>im</strong> Unterschied zu den – zumindest per<br />

Definition - unabhängigen NGO. Außerdem ist<br />

das <strong>THW</strong> eine Organisation, die sich nicht auf<br />

humanitäre, sondern auf technische Hilfe spezialisiert<br />

hat. Diese Sonderstellung hat ein „Auf-<br />

Sich-Gestellt-Sein“ <strong>im</strong> Bereich der Sicherheit zur<br />

Folge, das nur durch <strong>THW</strong>-Leitung und amtliche<br />

Stellen vor Ort, wie Botschaften oder andere<br />

Regierungsorganisationen kompensiert werden<br />

kann.<br />

Last, but not least, liegt ein wesentlicher Unterschied<br />

zu anderen Organisationen darin, dass<br />

die Helfer <strong>im</strong> <strong>THW</strong> – <strong>im</strong> Gegensatz zu den Helfern<br />

der NGO – durch das <strong>THW</strong>-HelfRG in einem<br />

öffentlichen Dienstverhältnis besonderer Art<br />

stehen. Die ehrenamtliche Tätigkeit einer <strong>THW</strong>-<br />

Einsatzkraft <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz ist als anders zu<br />

bewerten, als die ehrenamtliche Tätigkeit z.B.<br />

eines Helfers des MHD. Daraus leitet sich <strong>für</strong><br />

das <strong>THW</strong> eine ganz besondere Fürsorgepflicht<br />

<strong>im</strong> Bereich Sicherheit ab.<br />

Hinter jedem Sicherheitskonzept steht eine best<strong>im</strong>mte<br />

Philosophie, die sich an speziellen Sicherheitsstrategien<br />

orientiert. Man unterscheidet<br />

grundsätzlich zwischen drei Handlungsstrategien,<br />

um ein Höchstmaß an Sicherheit <strong>für</strong> das<br />

eingesetzte Personal zu gewährleisten:<br />

1) Strategie der Abschreckung<br />

Analog zu vergleichbaren militärpolitischen Strategien<br />

(z.B. NATO) ist darunter ist eigentlich die<br />

Androhung einer Gegenmaßnahme „<strong>für</strong> den Fall,<br />

dass“ zu verstehen. Hilfsorganisationen haben<br />

hier wenig Möglichkeiten, außer Androhung der<br />

Beendigung des Programms und/oder des Einzelprojektes<br />

oder die Beendigung der Mission<br />

selbst.<br />

Diese Strategie ist eigentlich kaum anwendbar,<br />

denn sie bietet weder Schutz <strong>für</strong> Personal und<br />

Gerät noch sichert sie den humanitären Auftrag<br />

(Bei Abzug keine Hilfeleistung mehr möglich).<br />

2) Strategie des max<strong>im</strong>alen Schutzes<br />

Hier haben Selbstschutz und eigene Sicherheit<br />

oberste Priorität. Dazu gehören z.B. das Treffen<br />

aller erdenklichen Absicherungsmaßnahmen in<br />

personellen, materiellen/infrastrukturellen und<br />

organisatorischen Bereichen.<br />

Zu den Nachteilen dieser Strategie gehört die<br />

Gefahr einer „Bunkermentalität“ und damit Aufbau<br />

einer großen oder zu großen Hemmschwelle<br />

<strong>für</strong> die, die Hilfe und / oder Unterstützung<br />

brauchen. Außerdem können extrem gesicherte<br />

Objekte und/oder Personen auch zu potentiellen<br />

Zielen werden und zwar nicht nur <strong>für</strong> Widerstandskämpfer<br />

oder Terroristen, denen es bei<br />

ihren Anschlägen ja <strong>im</strong>mer auf eine spekulative<br />

Wirkung ankommt, sondern auch <strong>für</strong> Kr<strong>im</strong>inelle,<br />

weil diese unterstellen, dass in besonders gesicherten<br />

Objekten „etwas zu holen ist“.<br />

3) Strategie der Akzeptanz und Anerkennung<br />

Hier wird versucht, ein „Wir-Gefühl“ herzustellen<br />

mit denen, <strong>für</strong> die man sich engagiert, Prinzip<br />

des: „Winning hearts and minds“. Vor allem über<br />

Beschäftigung lokaler Kräfte, Kontaktpflege und<br />

Verhalten/Auftreten der Mitarbeiter.<br />

Nachteil dieser Strategie ist der Zeitfaktor; sie<br />

braucht lange, bis die Sicherheit „aufwächst“ und<br />

kann bei einem Nothilfeeinsatz von drei Wochen<br />

kaum Sicherheit bieten, da diese erst später<br />

greifen wird.<br />

Für das <strong>THW</strong> kommt daher nur ein Sicherheitskonzept<br />

in Frage, das einen flexiblen Mix aus<br />

den drei aufgezeigten Strategien darstellt und<br />

zwar mit eindeutigem Schwerpunkt auf Akzeptanz<br />

und Anerkennung, kombiniert mit sachgerechten,<br />

aber möglichst wenig augenfälligen<br />

Schutzmaßnahmen. Im <strong>Ausland</strong> bedeutet dies,<br />

dass oberste Priorität den <strong>Einsatzkräfte</strong>n und deren<br />

Sicherheit gilt. In der praktischen Umsetzung<br />

sind „Low Profile“ <strong>im</strong> Alltag aber auch ggf. sichtbare,<br />

überzeugende Schutzmaßnahmen in besonderen<br />

Situationen das probate Mittel bei der<br />

Umsetzung der Sicherheitsstrategie.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 6<br />

<strong>Ausland</strong>


1. Einführung<br />

1.2 Ziel des Leitfadens<br />

1.3 Was kann dieser Leitfaden?<br />

1.4 Was kann der Leitfaden nicht?<br />

1.5 Definition Sicherheit<br />

1.2 Ziel des Leitfadens<br />

Der Duden definiert Sicherheit als „Zustand des<br />

Sicherseins, Geschütztseins vor Gefahr oder<br />

Schaden; höchstmögliches Freisein von Gefährdungen“.<br />

Bereits aus dieser Definition ist ersichtlich,<br />

dass Sicherheit nie hundertprozentig ist,<br />

sondern ein Restrisiko bleibt.<br />

Die <strong>THW</strong>-<strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> sollen mit<br />

dem Leitfaden ein Nachschlagewerk zur Verfügung<br />

haben, das es ihnen ermöglicht das persönliche<br />

Restrisiko so gering wie möglich zu halten.<br />

Er soll ihnen helfen:<br />

‣ ein eigenes Sicherheitsbewusstsein<br />

zu entwickeln<br />

‣ sich besser auf <strong>Ausland</strong>seinsätze<br />

vorzubereiten<br />

‣ Gefahrensituationen besser gewachsen<br />

zu sein!<br />

1.3 Was kann dieser Leitfaden?<br />

Dieser <strong>Sicherheitsleitfaden</strong> ist ein Grundlagendokument<br />

<strong>für</strong> alle wesentlichen Aspekte der Sicherheit<br />

<strong>im</strong> personellen, materiellen und organisatorischen<br />

Bereich.<br />

Er kann:<br />

‣ Vorbereitung, Erkundung, Durchführung<br />

und Nachbereitung von Einsätzen<br />

und Projekten verbessern<br />

‣ Anstöße und Hinweise geben, um das<br />

Risiko <strong>für</strong> anvertraute Mitarbeiter/Helfer<br />

zu verringern<br />

‣ Ein Wegweiser durch das komplexe<br />

Feld der Sicherheit sein!<br />

1.4 Was kann der Leitfaden nicht?<br />

Dieser <strong>Sicherheitsleitfaden</strong> ist kein Ersatz <strong>für</strong> Eigeninitiative“<br />

und auch kein allwissendes Kompendium.<br />

Er kann nicht:<br />

‣ das eigene Sicherheitsbewusstsein<br />

ersetzen<br />

‣ umfassenden Schutz vor allen Gefahren<br />

bieten<br />

‣ Absicherungsmaßnahmen <strong>im</strong> Feld<br />

ersetzen<br />

‣ aktuelle Risiko- und Bedrohungsanalysen<br />

überflüssig machen<br />

‣ das aufmerksame Verfolgen der aktuellen<br />

Lageentwicklung <strong>im</strong> Einsatzland<br />

ersetzen<br />

‣ das eigene Risiko auf Null reduzieren!<br />

1.5 Definition Sicherheit<br />

Im Bereich der humanitären Hilfe wird Sicherheit<br />

von den meisten Organisationen wie folgt definiert:<br />

Sicherheit ist der Schutz der humanitären Helfer<br />

und des Materials vor Gefahren, wie Gewalt und<br />

Diebstahl.<br />

Grundsätzlich wird diese Definition auch vom<br />

<strong>THW</strong> übernommen, wobei der Begriff Gefahren<br />

jedoch – wie bei vielen GO und NGO – deutlich<br />

ausgeweitet ist. Der Begriff „Gefahr“ umfasst <strong>im</strong><br />

Sinne dieses Leitfadens nicht nur die rein<br />

körperlichen Aspekte der Gewalt gegen Mensch<br />

und Material, die von Menschen ausgeht (Terror,<br />

Krieg, Kr<strong>im</strong>inalität), sondern auch mittelbare Gefahren,<br />

wie kulturelle Missverständnisse, Hygiene,<br />

Krankheiten, Kl<strong>im</strong>a und Naturgewalten.<br />

Allgemein wird das Sicherheitsrisiko in der Formel:<br />

Risiko = Bedrohung * Schadensanfälligkeit<br />

ausgedrückt.<br />

Es kann sein, dass gegen die Bedrohung an sich<br />

kaum oder gar nichts unternommen werden<br />

kann (z.B. Einsatz <strong>im</strong> Irak); jedoch kann die<br />

Schadensanfälligkeit in zwei Optionen drastisch<br />

reduziert werden:<br />

‣ Verhinderung des Eintritts eines Schadensereignisses,<br />

z.B. durch angepasste<br />

Fahrweise, Safe, Wachhund etc.<br />

‣ Verminderung des Schadensausmaßes,<br />

z.B. durch Sicherheitsgurte, geringe<br />

Geldmenge <strong>im</strong> Safe etc.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 7<br />

<strong>Ausland</strong>


1. Einführung<br />

1.6 Sicherheitsmanagement<br />

1.7 Zuständigkeiten<br />

Durch die Reduzierung der eigenen Schadensanfälligkeit<br />

wird das Risiko, dass eine Bedrohung<br />

eintritt und schweren Schaden anrichtet<br />

drastisch reduziert.<br />

Daher ist der größte Teil eines guten Sicherheitsmanagements<br />

darauf ausgerichtet, die<br />

Schadensanfälligkeit auf jede denkbare Weise<br />

zu reduzieren.<br />

1.6 Sicherheitsmanagement<br />

Unter Sicherheitsmanagement versteht man die<br />

administrativen Verfahren und Vorbereitungen,<br />

die <strong>für</strong> die Sicherheit eines Projekts oder Einsatzes<br />

getroffen werden.<br />

Hierzu gehören:<br />

‣ Sicherheitsstrategie<br />

‣ Sicherheitsausbildung<br />

‣ Sicherheitshandbücher/-Leitfäden<br />

‣ Sicherheitspläne<br />

‣ Evakuierungspläne<br />

‣ 24/7 Erreichbarkeit des HQ<br />

Außerdem gehören noch folgende Faktoren zu<br />

einem gutem Sicherheitsmanagement:<br />

Erkundung (sofern vor Einsatz möglich)<br />

Best Practice<br />

Lessons Learnt<br />

Psychosoziale Betreuung<br />

1.7 Zuständigkeiten<br />

Dennoch gibt es natürlich festgelegte Verantwortlichkeiten,<br />

die best<strong>im</strong>mten Personen oder<br />

Organisationseinheiten zugeordnet sind:<br />

‣ Die <strong>THW</strong>-Leitung erarbeitet alle sicherheitsrelevanten<br />

Arbeitsunterlagen,<br />

hat die Hauptverantwortung <strong>im</strong><br />

Einsatz und st<strong>im</strong>mt die Rahmenbedingungen<br />

mit den Ministerien und<br />

anderen staatlichen Akteuren ab.<br />

‣ Im Feld haben grundsätzlich HoM und<br />

TL die unmittelbare Verantwortung in<br />

Sicherheitsbelangen. Sie entscheiden,<br />

welche Maßnahmen des <strong>Sicherheitsleitfaden</strong>s<br />

<strong>im</strong> Einsatz anzuwenden<br />

sind. Sie werden hierbei in best<strong>im</strong>mten<br />

Fällen (SEEBA oder bei besonderen<br />

Einsätzen) von einem speziell<br />

ausgebildeten SSO unterstützt.<br />

‣ Bei speziellen Einsätzen oder<br />

Einsatzländern bleibt die Sicherheit<br />

mittelbar be<strong>im</strong> <strong>THW</strong>, wird aber direkt<br />

durch externe Kräfte oder Vorschriften<br />

geregelt (z.B. Peacekeeping Missionen<br />

oder Unterstützungskräfte der<br />

Bundespolizei als SSO).<br />

In den nachfolgenden Kapiteln werden die einzelnen<br />

Aspekte des Sicherheitsmanagements<br />

und die allgemeinen und besonderen Sicherheitsrisiken<br />

ausführlich dargestellt.<br />

Sicherheitsmanagement jedoch ist nicht alleinige<br />

Aufgabe best<strong>im</strong>mter Personen oder nur des HQ!<br />

Vielmehr ist es Aufgabe <strong>für</strong> jedes Teammitglied.<br />

An dieser Stelle wird noch einmal auf den EGA-<br />

Lehrgang hingewiesen, wo jeder Teilnehmer folgenden<br />

Merksatz lernt:<br />

Jedes Sicherheitssystem gewährt nur<br />

dann Schutz und Sicherheit, wenn es<br />

alle <strong>im</strong> Team leben!<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 8<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.0 Einleitung<br />

2.1 Erkundung der Sicherheitslage<br />

2.0 Einleitung<br />

Bereits <strong>im</strong> Vorfeld eines Einsatzes/Projektes<br />

sind umfangreiche Maßnahmen zu ergreifen, um<br />

<strong>im</strong> späteren Einsatz/Projekt opt<strong>im</strong>al <strong>für</strong> Sicherheit<br />

von Team und Material sorgen zu können.<br />

Zu diesen Maßnahmen gehören insbesondere:<br />

‣ Durchführung einer Erkundung vor<br />

Beginn des Einsatzes / Projekts<br />

‣ Erarbeitung eines spezifischen Sicherheitsplans<br />

und Feldhandbuchs<br />

‣ Teamauswahl<br />

‣ Ausbildung<br />

‣ Allgemeine Verhaltensregeln<br />

‣ Briefing (des Teams vor Abflug)<br />

‣ Ausrüstung (Sicherheitsausstattung)<br />

‣ Administrative Aspekte (Versicherungsschutz,<br />

Handkasse etc.)<br />

‣ Persönliche Vorbereitungen<br />

‣ Medizinische Vorbereitung<br />

‣ Büro/Werkstatt (Kriterien)<br />

‣ Teamunterkunft<br />

‣ Teamverpflegung<br />

‣ Allgemeine Sicherheitsrisiken<br />

‣ Besondere Sicherheitsrisiken<br />

Bei den o.a. Begriffen handelt es sich nur um die<br />

„Kernthemen“, die ihrerseits in viele Teilaspekte<br />

zu untergliedern sind. Aus Gründen der Übersichtlichkeit<br />

und besseren Lesbarkeit werden<br />

daher <strong>im</strong> Teil I nur die Basisinformationen zu<br />

den einzelnen Teilaspekten abgehandelt.<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> erhalten hier alle wesentlichen Informationen<br />

<strong>für</strong> den <strong>Ausland</strong>seinsatz, sollten jedoch<br />

zusätzlich die in den jeweiligen Anhängen<br />

veröffentlichten Details lesen.<br />

2.1 Erkundung der Sicherheitslage<br />

Grundsätzlich sollte <strong>im</strong>mer – vor Einsatz- / Projektbeginn<br />

- eine Erkundung der Sicherheitslage<br />

vor Ort erfolgen. Während dies auch bei den<br />

Projekten die Regel ist, kann es bei Einsätzen<br />

vorkommen, dass infolge der besonderen Umstände<br />

(z.B. Einsatz der SEEBA nach Erdbeben)<br />

eine vorherige Erkundung nicht möglich ist. In<br />

diesen Fällen müssen HoM / TL und ggf. SSO<br />

unmittelbar nach Ankunft <strong>im</strong> Einsatzland selbstständig<br />

eine Erkundung der Sicherheitslage<br />

durchführen.<br />

ACHTUNG: Eine Sonderregelung gilt bei Unterstellungen,<br />

wie z.B. Einsätzen von EU-Modulen<br />

innerhalb Europas <strong>im</strong> Rahmen des EU-GemV:<br />

Hier kommt eine eigenständige Erkundung nicht<br />

in Betracht, da sich das <strong>THW</strong>-Modul als Teil des<br />

europäischen Einsatzteams einer EU-<br />

Einsatzleitung unterstellt, die nach ihren Vorgaben<br />

die Sicherheitsaspekte regelt.<br />

Sobald sich ein Einsatz/Projekt abzeichnet, wird<br />

zuerst durch die <strong>THW</strong>-Leitung vorab eine grobe<br />

Erkundung der Sicherheitslage durch Abgleich<br />

mit den zuständigen Stellen / Organisationen<br />

(Deutsche Botschaft, AA, Bpol u.a.) durchgeführt.<br />

Danach wird in Abst<strong>im</strong>mung mit dem BMI<br />

entschieden, ob in dieses künftige Einsatzgebiet<br />

überhaupt <strong>Einsatzkräfte</strong> des <strong>THW</strong> entsandt werden.<br />

Hierbei gilt die allgemeine Regel, dass die<br />

<strong>THW</strong> <strong>Einsatzkräfte</strong> aus Fürsorgegründen nicht in<br />

akute Kriegsgebiete entsandt werden.<br />

Liegt die Einsatzgenehmigung von BMI und AA<br />

vor, wird – sofern es kein SEEBA oder unmittelbarer<br />

Nothilfe-Einsatz ist – eine Erkundung der<br />

Sicherheitslage vor Ort eingeleitet.<br />

Von einer gründlichen Erkundung der Situation<br />

<strong>im</strong> Einsatzland hängt die erfolgreiche Erfüllung<br />

des Auftrages ebenso entscheidend ab wie die<br />

Sicherheit des Personals und Gerätes.<br />

Für die Erkundung werden nur auslandserfahrene<br />

Mitarbeiter/innen und Helfer/innen aus der<br />

Expertendatenbank eingesetzt. Die Leitung ü-<br />

bern<strong>im</strong>mt entweder ein Mitarbeiter des <strong>Ausland</strong>sreferates<br />

der <strong>THW</strong>-Leitung oder der spätere<br />

HoM / TL des Einsatzes. Zusätzlich wird versucht,<br />

möglichst viele der zukünftigen Teammitglieder<br />

in die Erkundung einzubinden.<br />

Hauptaufgabe der Erkundung sind:<br />

‣ Umfassende Lagebeurteilung<br />

‣ Sorgfältige Risikoanalyse<br />

Hierzu müssen alle sicherheitsrelevanten Bereiche<br />

erkundet werden, wobei best<strong>im</strong>mte Bereiche<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 9<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.1 Erkundung der Sicherheitslage<br />

2.2 Sicherheitsplan/Feldhandbuch<br />

intensiver recherchiert werden müssen, je nachdem<br />

ob es sich um eine Erkundung <strong>für</strong> einen<br />

(kurzen) Einsatz handelt oder aber um eine Erkundung<br />

<strong>für</strong> ein Projekt, wo die Mitarbeiter/innen<br />

sich über Monate hinweg <strong>im</strong> Land aufhalten.<br />

Erkundet werden :<br />

‣ Politische Lage<br />

‣ Sicherheitskräfte<br />

o lokal<br />

o Externe (z.B. VN)<br />

‣ Sicherheitslage<br />

o Ausgangsbeschränkungen<br />

o Minen<br />

o Terroristische Aktivitäten<br />

o Kr<strong>im</strong>inalität<br />

o Naturgefahren (z.B. Beben)<br />

‣ Wirtschaftliche Lage<br />

‣ Soziale Situation<br />

o Interne Konflikte<br />

o Gesundheitssituation<br />

‣ Infrastruktur<br />

o Verkehr<br />

o Kommunikation<br />

o Energie/Wasser<br />

o Unterkunft/Verpflegung<br />

Als Informationsquellen kommen in Frage:<br />

‣ Regierung/offizielle Stellen<br />

‣ Lokale Autoritäten<br />

‣ Deutsche Botschaft<br />

‣ Deutsche GO / NGO<br />

‣ Deutsche Firmen<br />

‣ Internationale Organisationen<br />

Grundsätzlich gilt, dass man sich <strong>für</strong> eine einigermaßen<br />

verlässliche Lagebeurteilung und Risikoanalyse<br />

auf möglichst viele unterschiedliche<br />

Quellen abstützen sollte.<br />

Von der Wertigkeit her gesehen, sind aber die<br />

Einschätzungen der Deutschen Vertretung, der<br />

Bundeswehr, falls vor Ort, sowie der GO/NGO<br />

und UN von besonderer Bedeutung. Bei allen<br />

anderen Quellen muss man <strong>im</strong>mer berücksichtigen,<br />

dass der Informant vielleicht mit seiner<br />

Aussage eigene Interessen verbindet oder sogar<br />

bewusst verfolgt. Die entscheidende Bewertung<br />

der Lage und die daraus resultierende Risikoanalyse<br />

liegt in jedem Falle bei der <strong>THW</strong>-Leitung<br />

in enger Absprache mit dem Bundesministerium<br />

des Innern (BMI).<br />

Detaillierte Checklisten zur Erkundung sind <strong>im</strong><br />

Anhang 01 abgedruckt.<br />

2.2 Sicherheitsplan und -feldhandbuch<br />

Aufgrund der Erkundungsergebnisse wird ein<br />

spezifischer Sicherheitsplan von der <strong>THW</strong>-<br />

Leitung ausgearbeitet.<br />

Bei diesem Sicherheitsplan handelt es sich nicht<br />

um einen Ersatz zum <strong>Sicherheitsleitfaden</strong>, sondern<br />

um ein kurzes (max. 10 Seiten) Dokument,<br />

dass die wichtigsten Sicherheitsregeln <strong>für</strong> das<br />

Einsatzland explizit festlegt. Dieser Sicherheitsplan<br />

ist die Basis <strong>für</strong> das Sicherheitsmanagement<br />

vor Ort, d.h. er ist nicht statisch, sondern<br />

wird <strong>im</strong> Einsatz/Projekt weiterentwickelt, aktualisiert,<br />

z.B. spezifischer Evakuierungsplan!<br />

Der Sicherheitsplan muss jedem Teammitglied<br />

bekannt sein. Änderungen <strong>im</strong> Sicherheitsplan<br />

sind am Teamboard (Schwarzen Brett) auszuhängen<br />

und <strong>im</strong> Sicherheitsmeeting mitzuteilen.<br />

Hinweis: Der Sicherheitsplan ist ein vertrauliches<br />

Dokument! Er ist Dritten nicht zugänglich<br />

zu machen.<br />

Der Sicherheitsplan enthält <strong>im</strong>mer folgende Angaben:<br />

‣ Allgemeine Sicherheitslage<br />

‣ Medizinische Notfallversorgung<br />

‣ Sogenannte „No Go“ Gebiete<br />

‣ Evakuierungsplan<br />

‣ Tägliche Sicherheitsmaßnahmen<br />

‣ Erreichbarkeitsliste<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 10<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.2 Sicherheitsplan/Feldhandbuch<br />

2.2.1 Sicherheitssystem der VN<br />

Jeweils ein Exemplar des Sicherheitsplans muss<br />

an zentraler Stelle <strong>im</strong> Büro/Werkstatt und in jeder<br />

Unterkunft ausliegen!<br />

Weiterhin wird <strong>im</strong> Sommer <strong>2008</strong> durch die <strong>THW</strong>-<br />

Leitung ein Sicherheitsfeldhandbuch herausgeben,<br />

das jedes Teammitglied <strong>im</strong>mer bei sich zu<br />

führen hat.<br />

Hierbei handelt es sich um ein Standarddokument<br />

<strong>für</strong> alle Einsatzarten und –Länder, das folgende<br />

grundlegende Sicherheitsaspekte<br />

beinhaltet:<br />

‣ Grundsätzliche Verhaltensregeln<br />

‣ Verhalten an Checkpoints und Straßensperren<br />

‣ Verhalten in Minengebieten<br />

‣ Funkalphabet und –regeln (s.a. Anhang<br />

10)<br />

‣ Erste Hilfe (Lebensrettende Maßnahmen)<br />

‣ Freie Seite am Schluss (zum Einkleben<br />

der Erreichbarkeitsliste).<br />

Dieses Feldhandbuch passt in die Hosen/Jackentasche<br />

und soll bei Unsicherheit/Stress<br />

oder akuter Sicherheitslage „auf einen<br />

Blick“ – wie eine <strong>THW</strong>-Taschenkarte –<br />

schnelle Referenz und Entscheidungshilfe sein.<br />

Zusätzlich wird <strong>für</strong> alle <strong>Einsatzkräfte</strong> eine ID-<br />

Card erstellt, die an der Einsatzbekleidung zu<br />

tragen ist.<br />

2.2.1 Das Sicherheitssystem der VN (UN)<br />

Als Basis <strong>für</strong> die Entscheidung, wann konkrete<br />

Sicherheitsmaßnahmen <strong>für</strong> die Durchführung/Einschränkung<br />

oder Beendigung des täglichen<br />

Dienstes ausgelöst werden sollten, empfiehlt<br />

sich das Modell der VN, das zwischen fünf<br />

Sicherheitsphasen, man könnte diese auch als<br />

Alarmstufen bezeichnen, unterscheidet. Der<br />

normale Routine-Dienstbetrieb wird dabei keiner<br />

speziellen Phase zugeordnet und VN intern oft<br />

auch als „No Phase“ bezeichnet. In dieser Phase<br />

gilt bei der VN der sogenannte MOSS (Min<strong>im</strong>um<br />

Operational Security Standards), vergleichbar<br />

mit diesem Leitfaden.<br />

Es ist nicht <strong>für</strong> alle anderen GO und NGO geltend,<br />

hat jedoch – allein aufgrund der<br />

jahrzehntelangen Erfahrung der VN <strong>im</strong> Feld -<br />

durchaus Vorbildcharakter. Kennzeichnend <strong>für</strong><br />

die deutliche Verschärfung der Sicherheitslage<br />

be<strong>im</strong> Sprung von „No Phase“ zu „Phase 1“ ist<br />

auch, dass es einen speziellen Sicherbeauftragten<br />

bei den VN Organisationen gibt, den DO<br />

(Designated Officer), der <strong>im</strong> Feld auch wichtiger<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> alle GO und NGO ist.<br />

Bezogen auf die Einsatzaktivitäten des <strong>THW</strong> ist<br />

festzustellen, dass über 90 % aller <strong>Ausland</strong>seinsätze<br />

in Gebieten mit Sicherheitsstufe „No Phase“<br />

oder „Phase 1“ stattfanden.<br />

Die Sicherheitsphasen/Alarmstufen der VN <strong>im</strong><br />

Überblick:<br />

Phase I:<br />

Sicherheitswarnung<br />

(VN: 'Precautionary')<br />

Kennzeichnung der Lage:<br />

‣ Angespannte Sicherheitslage, aber ohne<br />

offene Gewaltausbrüche<br />

‣ Öffentliche Ordnung noch nicht gefährdet,<br />

aber beeinträchtigt<br />

‣ Deutlich vorhandene Kr<strong>im</strong>inalität<br />

‣ Zunehmende Meldungen über Sicherheitsvorkommnisse<br />

‣ Kein spezielles eigenes Risiko<br />

Mögliche <strong>THW</strong> Maßnahmen:<br />

Nur unbedingt notwendiger Aufenthalt außerhalb<br />

der eigenen Liegenschaften.<br />

Keine Fahrten außerhalb des Stadtgebietes ohne<br />

Begleitung.<br />

Maßnahmen haben auch <strong>für</strong> einhe<strong>im</strong>isches Personal<br />

Gültigkeit.<br />

Dokumente auf Vollständigkeit, Fahrzeuge und<br />

Ausrüstung überprüfen, Vorräte prüfen und ggf.<br />

auffüllen.<br />

Technische Sicherheitseinrichtungen auf Funktionsfähigkeit<br />

prüfen. Sicherheitsplan ggf. überarbeiten.<br />

Das VN Sicherheitssystem an sich gilt nur <strong>für</strong> VN<br />

Organisationen und ihre „Implementing Partner“.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 11<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.2.1 Sicherheitssystem der VN<br />

Phase II:<br />

Sicherheitslage beeinträchtigt<br />

(VN: 'Restricted Movement')<br />

Kennzeichnung der Lage<br />

‣ Proteste und Demonstrationen<br />

‣ Gelegentliche Ausschreitungen gegen<br />

internationale Organisationen<br />

‣ Sicherheitskräfte vorhanden, schreiten<br />

aber nicht ein<br />

‣ Verschärfung der Sicherheitslage jederzeit<br />

möglich<br />

‣ Geringes Eigenrisiko vorhanden<br />

Mögliche <strong>THW</strong> Maßnahmen:<br />

Wie in Phase I bereits durchgeführt, zusätzlich:<br />

Verschärfen aller Absicherungsmaßnahmen <strong>im</strong><br />

personellen, materiellen und organisatorischen<br />

Bereich.<br />

Aktuelles Briefing über den Sicherheitsplan.<br />

Notfallgepäck überprüfen.<br />

Einhe<strong>im</strong>ische Mitarbeiter/innen sollten nicht zur<br />

Arbeit kommen.<br />

Phase III:<br />

Sicherheitslage kritisch<br />

(VN:'Relocation')<br />

Kennzeichnung der Lage<br />

‣ Innere Unruhen mit Protesten, Demonstrationen<br />

und Gewaltanwendung<br />

‣ Immer wieder Gewalttätigkeiten, die sich<br />

auch gegen internationale Organisationen<br />

richten und deren Arbeit beeinträchtigen.<br />

‣ Hohe Kr<strong>im</strong>inalitätsrate<br />

‣ Öffentliche Ordnung erheblich beeinträchtigt<br />

‣ Lokale Sicherheitskräfte nicht mehr vollständig<br />

Herr der Lage<br />

‣ Mittleres Eigenrisiko<br />

Mögliche <strong>THW</strong> Maßnahmen:<br />

Wie in Phase I und II bereits durchgeführt, zusätzlich:<br />

Prüfen, ob Präsenz von <strong>THW</strong>-<strong>Einsatzkräfte</strong>n verringert<br />

werden sollte.<br />

Ggf. Verlegen von deutschem Personal in sicherere<br />

Gebiete <strong>im</strong> Einsatzland.<br />

Ggf. Verlegen von einhe<strong>im</strong>ischem Personal –<br />

aber nur mit dessen Zust<strong>im</strong>mung! – in sicherere<br />

Gebiete innerhalb der Landesgrenzen oder bezahlter<br />

Urlaub <strong>für</strong> diese Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.<br />

Alle Maßnahmen müssen vorab mit EZ abgest<strong>im</strong>mt<br />

und eventuelle Personaländerungen<br />

Deutscher Vertretung mitgeteilt werden!<br />

Phase IV:<br />

Sicherheitslage nicht mehr unter<br />

Kontrolle<br />

(VN:'Programme Suspension')<br />

Kennzeichnung der Lage:<br />

‣ Erhebliche gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

und innere Unruhen<br />

‣ Zusammenbruch der Öffentlichen Ordnung<br />

steht unmittelbar bevor<br />

‣ Gewalt jetzt auch zielgerichtet gegen Internationale<br />

Organisationen<br />

‣ Schutz internationaler Organisationen<br />

erheblich eingeschränkt<br />

‣ Hohes Eigenrisiko<br />

Mögliche <strong>THW</strong> Maßnahmen:<br />

Wie in Phase I-III bereits durchgeführt, zusätzlich:<br />

Auftragsdurchführung aussetzen<br />

Evakuierung vorbereiten<br />

HINWEIS: In der Regel wird ab Phase IV<br />

durch <strong>THW</strong>-Leitung der Einsatz beendet!<br />

Ein Verbleib einer Einsatzmannschaft wird daher<br />

nur in sehr seltenen Ausnahmefällen erfolgen.<br />

Phase V:<br />

Sicherheit nicht mehr gegeben<br />

(VN: 'Evacuation')<br />

‣ Kennzeichnung der Lage<br />

‣ Bürgerkrieg oder Krieg<br />

‣ Öffentliche Ordnung ist zusammengebrochen<br />

‣ Schutz internationaler Organisationen ist<br />

nicht mehr möglich<br />

‣ Internationale Organisationen sind bevorzugte<br />

Ziele von Gewalttätern<br />

‣ Leben der Mitarbeiter/innen internationaler<br />

Organisationen ist unmittelbar gefährdet<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 12<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.2.1 Sicherheitssystem der VN<br />

2.3 Teamauswahl<br />

2.4 Ausbildung<br />

2.5 Allgemeine Verhaltensregeln<br />

In der Regel hat das <strong>THW</strong> bereits bei Phase<br />

IV alle <strong>Einsatzkräfte</strong> evakuiert!<br />

Sollte in einem Einsatz plötzlich durch VN<br />

Phase V verfügt werden, gilt automatisch:<br />

SOFORTIGE EVAKUIERUNG !<br />

Grundsätzlich sollte ab Phase 1 an jedem Security<br />

Meeting der UN teilgenommen werden.<br />

Ergänzende Maßnahmen werden ggf. auf Weisung<br />

des HoM, EZ oder Deutschen Vertretung<br />

notwendig.<br />

2.3 Teamauswahl<br />

Bei der Auswahl des Teams ist größte Sorgfalt<br />

anzuwenden. Grundsätzlich müssen alle <strong>für</strong> den<br />

Einsatz vorgesehenen Mitarbeiter/innen und Helfer/innen<br />

den Basislehrgang EGA (vgl. auch Abschnitt<br />

2.4) absolviert haben und in der Expertendatenbank<br />

eingetragen sein.<br />

Das Personal des <strong>THW</strong> ist <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> besonderen<br />

Gefahren, Risiken und auch Stresssituationen<br />

ausgesetzt. Deshalb ist eine sorgfältige Personalauswahl<br />

<strong>für</strong> die erfolgreiche Auftragserfüllung<br />

von größter Bedeutung. Bei der Personalauswahl<br />

wird besonderer Wert auf die Fachkompetenz<br />

sowie auf bereits erworbene soziale<br />

und interkulturelle Kompetenzen gelegt.<br />

Jedes Personal, dass <strong>für</strong> das <strong>THW</strong> in einen <strong>Ausland</strong>seinsatz<br />

geht, muss ein Restrisiko akzeptieren.<br />

Teamfähigkeit ist eins der wichtigsten Kriterien<br />

bei der Auswahl. Aus Sicherheitsgründen kann<br />

es keinen Platz <strong>für</strong> introvertierte Einzelgänger<br />

oder extrovertierte Selbstdarsteller geben.<br />

Jedes Teammitglied muss in der Lage sein, englische<br />

Funksprüche zu verstehen. Es gibt kaum<br />

ein größeres Sicherheitsrisiko, als jemand, der<br />

Warnhinweise über Funk nicht versteht und sich<br />

und seine Mitreisenden unwissentlich direkt in<br />

ein Kampfgebiet/Sicherheitsproblem fährt.<br />

Grundsätzlich müssen die <strong>Einsatzkräfte</strong> körperlich<br />

fit sein. Schwere Vorerkrankungen aber<br />

auch körperliche Behinderungen können ein erhebliches<br />

Sicherheitsrisiko sein. Hier muss <strong>im</strong><br />

Einzelfall sorgfältig abgewogen werden, welche<br />

Vorerkrankungen und Behinderungen ggf. ein<br />

Ausschlussgrund <strong>für</strong> einen <strong>Ausland</strong>seinsatz<br />

sind.<br />

2.4 Ausbildung<br />

Zu den Schwerpunkten der sicherheitsrelevanten<br />

Einsatzvorbereitung gehört die Ausbildung.<br />

Hier werden grundlegende Verhaltensregeln<br />

(siehe auch Abschnitt 2.5) und Basisinformationen<br />

zur Sicherheit und Gefahren gelehrt.<br />

Daneben gibt es Fortbildungslehrgänge, auf denen<br />

Führungskräfte in Sicherheitsfragen spezifisch<br />

geschult werden.<br />

Basis der Ausbildung ist der EGA (Einsatzgrundlagen<br />

<strong>Ausland</strong>), den alle Mitarbeiter/innen und<br />

Helfer/innen vor dem Einsatz absolviert haben<br />

müssen. Diese Basisausbildung – zusammen<br />

mit diesem Leitfaden – ist <strong>für</strong> die Mehrheit der<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> ausreichend.<br />

Wichtig ist das konsequente Überführen der Ergebnisse<br />

aus den Lessons Learnt (vgl. Abschnitt<br />

5.2) in die Ausbildung. Nur so kann sichergestellt<br />

werden, dass die Lehrgangsinhalte von EGA<br />

und Fortbildungskursen dem aktuellen Stand<br />

des Sicherheitsmanagements entsprechen.<br />

2.5 Allgemeine Verhaltensregeln<br />

Hierunter fallen zu viele Einzelaspekte, als das<br />

sie alle bereits vor Einsatzbeginn erfasst und<br />

bewertet werden könnten. Es ist deshalb auch<br />

eine wichtige Aufgabe der Erkundung Besonderheiten<br />

des Einsatzlandes, die sich auf die Sicherheit<br />

auswirken können zu erfassen, analysieren<br />

und daraus entsprechende generelle<br />

Handlungsanweisungen <strong>für</strong> das „tägliche Leben<br />

<strong>im</strong> Feld“ zu entwickeln.<br />

Durch die EZ werden deshalb grundlegende Informationen<br />

zum Einsatzland ermittelt und entsprechende<br />

allgemeine Verhaltensregeln in den<br />

FAQ aufgenommen.<br />

Hierbei handelt es insbesondere um die Dinge<br />

des täglichen Lebens, die zu einem Sicherheitsrisiko<br />

werden können:<br />

‣ kulturelle Aspekte<br />

‣ religiöse Vorgaben<br />

‣ Umgang mit Frauen, Kindern<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 13<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.5 Allgemeine Verhaltensregeln<br />

2.6 Teambriefing<br />

2.7 Ausrüstung<br />

Im Vorfeld der Erkundung/des Einsatzes kann<br />

meist infolge der knappen Zeit keine weitergehende<br />

Vorbereitung zu diesem Bereich erfolgen.<br />

Deshalb werden auch <strong>im</strong> EGA wesentliche<br />

Grundlagen zu den Verhaltensregeln und dem<br />

Bereich der Cultural Awareness gelehrt.<br />

Die <strong>Einsatzkräfte</strong> können jedoch ebenfalls einen<br />

Beitrag zur Sicherheit leisten, in dem sie sich vor<br />

Erkundung/Einsatz die Unterlagen aus dem EGA<br />

durchlesen, um ihre Grundkenntnisse noch einmal<br />

aufzufrischen.<br />

Weitere Hinweise können in den Abschnitten<br />

3.1.6 und 3.2.4 nachgelesen werden<br />

2.6 Briefing (des Teams vor Abflug)<br />

Jedes Team muss vor Abflug durch die <strong>THW</strong>-<br />

Leitung ausführlich gebrieft werden. Hierzu gehört<br />

nicht nur Einweisung in den Einsatz durch<br />

einen Vertreter der <strong>THW</strong>-Leitung, sondern auch<br />

die Einweisung in die Sicherheitslage und den<br />

zu beachtenden Sicherheitsplan, sowie der Hinweis<br />

auf Einhaltung von UVV und Fahrzeug-<br />

Dienstanweisung.<br />

Durch die EZ wird hier<strong>für</strong> ein sogenannter „FAQ“<br />

zum Einsatzland zusammengestellt.<br />

Im FAQ sind alle wesentlichen Angaben zum<br />

Einsatzland zusammengefasst:<br />

‣ Sicherheitslage<br />

‣ Politische und wirtschaftliche Lage<br />

‣ Landeskunde, -geschichte<br />

‣ Verhaltensregeln<br />

‣ Allgemeines (Kl<strong>im</strong>a, Zoll, Visa etc.)<br />

Zusätzlich sind <strong>im</strong> FAQ Karten abgedruckt und<br />

die wichtigsten Erreichbarkeiten <strong>im</strong> Einsatzland<br />

(z.B. Deutsche Botschaft).<br />

Der FAQ wird jedem Teammitglied als Ausdruck<br />

ausgehändigt.<br />

HoM und TL erhalten zusätzlich Kartenmaterial<br />

und den Sicherheitsplan <strong>für</strong> das Einsatzland.<br />

Allen Teammitgliedern wird eine <strong>Ausgabe</strong> des<br />

Sicherheitsfeldhandbuches zusammen mit der<br />

ID-Card übergeben.<br />

2.7 Ausrüstung (Sicherheitsausstattung)<br />

Neben der Ausstattung, die zur Erfüllung des<br />

Einsatzauftrages notwendig ist, muss das Team<br />

auch Ausstattung <strong>für</strong> die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen<br />

mitnehmen.<br />

Hierzu gehören:<br />

‣ Kommunikationsausstattung<br />

‣ IT-Ausstattung<br />

‣ Persönliche Schutzausstattung<br />

‣ Karten und Informationsmaterial<br />

Die <strong>THW</strong>-Leitung hält <strong>für</strong> Einsätze extra einen<br />

kompletten Ausstattungssatz an IT und Kommunikationsausstattung<br />

vor, der <strong>für</strong> Erkundungsund<br />

Einsatzteams genutzt wird. Diese Ausstattungssätze<br />

beinhalten ein komplettes „Büro“ inklusive<br />

der benötigten IT und Kommunikationsausstattung<br />

(Laptop, Scanner, Drucker, 2 Satcom).<br />

Zusätzlich sind u.a. ein GPS, Digitalkamera,<br />

Mobiltelefon <strong>für</strong> Prepaid-Karten und ein Kompass<br />

<strong>für</strong> die Arbeit <strong>im</strong> Feld enthalten.<br />

Persönliche Schutzausstattung muss unterschieden<br />

werden in jene, <strong>für</strong> die alle <strong>Einsatzkräfte</strong><br />

selbst zuständig sind (z.B. Sonnenhut) und<br />

die Ausstattung, die durch das <strong>THW</strong> gestellt<br />

werden muss (z.B. Schutzwesten).<br />

Die persönliche Schutzausstattung, die grundsätzlich<br />

von der <strong>THW</strong>-Leitung gestellt wird, beschränkt<br />

sich bei den meisten Einsätzen auf die<br />

Bekleidung (MEA und Haix-Stiefel, ggf. <strong>THW</strong>-<br />

Helm) und Moskitodomes. Schutzhelme und –<br />

westen (gegen Beschuss) sind in der Regel nur<br />

bei sehr wenigen Einsätzen notwendig. Sie werden<br />

zentral durch die <strong>THW</strong>-Leitung beschafft<br />

und <strong>im</strong> Bedarfsfall ausgegeben.<br />

Die Teile, die <strong>im</strong> Aufgabenbereich der <strong>Einsatzkräfte</strong><br />

liegen, werden ausführlich <strong>im</strong> Abschnitt<br />

2.9 aufgeführt.<br />

Zu Karten und Informationsmaterial vgl. Abschnitt<br />

2.6.<br />

Daneben kann es bei best<strong>im</strong>mten Einsätzen<br />

(z.B. abgelegenes Einsatzgebiet, Einsatz SEE-<br />

Einheiten notwendig sein, dass das Team über<br />

eine best<strong>im</strong>mte Autarkie verfügen muss und daher<br />

zusätzliche Ausstattung benötigt:<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 14<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.7 Ausrüstung<br />

2.8 Administrative Aspekte<br />

‣ Einsatzverpflegung<br />

‣ Material zur Trinkwasseraufbereitung<br />

Es ist genau zu prüfen, ob die Versorgungslage<br />

vor Ort wirklich ausreichend ist. Bedingt durch<br />

Regenzeit o.ä. kann sich der Nachschub sehr<br />

schnell als Problem erweisen. Daher sollte <strong>im</strong>mer<br />

überlegt werden, ob bei Teams, die weit<br />

draußen „<strong>im</strong> Feld“ stationiert werden müssen<br />

nicht eine Notration an Einsatzverpflegung mitgegeben<br />

werden sollte. Diese muss mindestens<br />

eine Wochenration <strong>für</strong> jedes Teammitglied beinhalten!<br />

Sollte Einsatzverpflegung notwendig sein, wird<br />

es <strong>im</strong>mer um speziell aufbereitete Verpflegung<br />

handeln, die sowohl lange haltbar als auch tropenfest<br />

ist. Aufgrund der Erfahrungen der letzten<br />

SEEBA und SEEWA Einsätze kann diese problemlos<br />

auch von Laien zubereitet werden.<br />

Bei „Feldteams“ in Gebieten mit Regenzeit ist<br />

ebenfalls zu prüfen, ob die Trinkwasserversorgung<br />

vor Ort ausreichend ist. Niemals davon<br />

ausgehen, dass „bottled Water“ auch bei Regenzeit<br />

<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Kiosk zu kaufen ist!<br />

Sofern die Trinkwasserversorgung nicht sicher<br />

ist, <strong>im</strong>mer eine kleine Aufbereitungsanlage mitgeben:<br />

entweder sogenannte „Katadyn“-<br />

Handfilter <strong>für</strong> jedes Teammitglied oder aber eine<br />

kleine TWAA mit Filterkerzen.<br />

2.8 Administrative Aspekte<br />

Im Verwaltungsbereich sind bereits wesentliche<br />

Grundlagen vorab erarbeitet worden, so dass <strong>im</strong><br />

Einsatz auf bestehende Rechts- bzw. Verwaltungsvorgaben<br />

zurückgegriffen werden kann.<br />

Hierzu gehören aus sicherheitstechnischer Sicht:<br />

‣ „Besondere Verwendung“ (AVZ)<br />

‣ Geldstellenbest<strong>im</strong>mungen <strong>Ausland</strong><br />

‣ Fahrzeug-Dienstanweisung (!)<br />

‣ Unfallverhütungsvorschriften (!)<br />

Durch die „Besondere Verwendung“ sind<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> versicherungsrechtlich<br />

abgedeckt, obwohl sie in Gebieten arbeiten, die<br />

von den Versicherungsträgern manchmal von<br />

der Leistung ausgeschlossen sind (z.B. wegen<br />

Aufenthalt <strong>im</strong> Krisengebiet). Dieser grundsätzliche<br />

Versicherungsschutz durch den Bund tritt<br />

aber nur dann ein, wenn überhaupt eine Versicherung<br />

besteht. Es gehört daher zu den<br />

persönlichen Vorbereitungen vor dem Einsatz<br />

(siehe Abschnitt 2.9), die eigenen<br />

Absicherungen zu überprüfen.<br />

Dem Aspekt finanztechnischer Sicherheit wurde<br />

durch die „Geldstellenbest<strong>im</strong>mungen <strong>Ausland</strong>“<br />

Rechnung getragen. Diese Regelungen haben<br />

bindenden Charakter, d.h. sie sind zwingend zu<br />

befolgen. In diesem Leitfaden werden daher<br />

auch nur die wichtigsten Kernpunkte übernommen,<br />

die <strong>für</strong> alle <strong>Einsatzkräfte</strong> von Interesse<br />

sind. Die Financial Admin und Controller erhalten<br />

<strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz die komplette Vorschrift<br />

samt Formblättern. Financial Admin und Controller<br />

unterstehen in Sicherheitsfragen dem<br />

HoM/TL wie jede andere Einsatzkraft, außer in<br />

Fragen der Kassensicherheit; hier sind die Vorgaben<br />

der o.a. Vorschrift bindend.<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz wird <strong>im</strong>mer wieder davon<br />

ausgegangen, dass die <strong>THW</strong> Dienstanweisungen<br />

<strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> womöglich nicht gelten!<br />

Diese Annahme ist aber komplett falsch! Egal ob<br />

In- oder <strong>Ausland</strong>: Die <strong>THW</strong> Dienstanweisungen<br />

sind <strong>im</strong>mer zu beachten. Dies gilt aus sicherheitstechnischer<br />

Sicht insbesondere <strong>für</strong> die<br />

Fahrzeug-Dienstanweisung! Sie gilt ohne Ausnahme<br />

auch <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>. Gerade durch die Einhaltung<br />

der Standardmaßnahmen wie z.B. Anlegen<br />

der Gurte wird das Sicherheitsrisiko drastisch<br />

vermindert. (siehe hierzu auch Abschnitt<br />

3.2.21).<br />

Ebenso gilt die UVV unverändert <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz!<br />

Diese grundlegenden Regeln zur<br />

Arbeitssicherheit müssen zwingend beachtet<br />

werden. Eine Nichtbeachtung gefährdet nicht nur<br />

die eigene und die Sicherheit von Teammitgliedern,<br />

sondern kann auch <strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten Fall zu<br />

einer Leistungsverweigerung des Versicherungsträgers<br />

oder der Unfallkasse des Bundes führen!<br />

Weitere administrative Aspekte sind:<br />

‣ das Einsatztagebuch (ETB)<br />

‣ die persönliche ID-Card<br />

Durch die EZ wird vor jedem <strong>Ausland</strong>seinsatz<br />

ein ETB angelegt, in das alle wesentlichen Informationen<br />

eingetragen werden. In Ergänzung<br />

hierzu wird „<strong>im</strong> Feld“ ebenfalls ein ETB geführt.<br />

Beide ETB dienen nicht nur zum Nachweis relevanter<br />

Ereignisse, sondern auch zur Vorberei-<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 15<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.8 Administrative Aspekte<br />

2.9 Persönliche Vorbereitungen<br />

tung der Einsatznachbereitung, insbesondere<br />

auch aus sicherheitstechnischer Sicht!<br />

Durch die EZ wird <strong>für</strong> jedes Teammitglied eine<br />

ID-Card angefertigt. Diese ID-Card dient nicht<br />

nur der Visibility, sondern soll auch <strong>im</strong> Fall von<br />

Kontrollen, bei Kontakt mit „Offiziellen“ dazu beitragen<br />

Unterstützung zu bekommen.<br />

Neben diesen o.a. Teilaspekten gibt es natürlich<br />

viele andere Vorbereitungen <strong>im</strong> Bereich der Verwaltung.<br />

Da diese jedoch nur die <strong>THW</strong>-Leitung,<br />

hier Referat E2 und die EZ betreffen, werden sie<br />

in diesem Leitfaden, der ja zur generellen Information<br />

<strong>für</strong> alle <strong>Einsatzkräfte</strong> gedacht ist, nicht<br />

aufgeführt. Sie sind <strong>im</strong> „Handbuch Sicherheit“<br />

enthalten, dass von der <strong>THW</strong>-Leitung ergänzend<br />

zum Leitfaden be<strong>im</strong> Sicherheitsmanagement<br />

benutzt wird.<br />

2.9 Persönliche Vorbereitungen<br />

Jedes Teammitglied ist <strong>im</strong> hohen Maße gefordert,<br />

wenn es um die persönlichen Vorbereitungen<br />

<strong>für</strong> einen <strong>Ausland</strong>seinsatz geht.<br />

An erster Stelle steht die Zusammenstellung der<br />

persönlichen Ausstattungsgegenstände.<br />

Gepäck:<br />

Es gehören weder „Einzelkämpferausstattung“<br />

(Messer, Hosen <strong>im</strong> Armee-Look etc.) noch 2<br />

prallvolle „Zargesboxen“ mit 70 kg Gewicht zu<br />

dem, was eine Einsatzkraft mit ins <strong>Ausland</strong><br />

nehmen sollte.<br />

Entgegen anderslautenden Gerüchten und <strong>im</strong>mer<br />

wieder kursieren Empfehlungslisten gehören<br />

bei einem Einsatz in tropischen Ländern<br />

auch nicht in den Koffer/Alukiste:<br />

‣ Gummistiefel<br />

‣ Winterparka<br />

‣ Dienstanzug<br />

‣ Kochgeschirr<br />

‣ Wolldecke!<br />

Die Bekleidung wird <strong>im</strong> Einsatzauftrag festgelegt<br />

- je nach Kl<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Einsatzland – und es besteht<br />

kein Grund unnötig zusätzliche Bekleidung /<br />

Gewicht mitzunehmen.<br />

<strong>THW</strong>-<strong>Einsatzkräfte</strong> haben keine Sonderstellung<br />

bei Fluggesellschaften und schon gar nicht be<strong>im</strong><br />

Zoll <strong>im</strong> Einsatzland! Jede Einsatzkraft sollte sich<br />

bewusst sein, dass <strong>im</strong> Zweifel auch <strong>im</strong> Einsatz<br />

als normaler Fluggast die 20 kg Grenze gilt! Airlines<br />

können Sonderregelungen bei humanitärer<br />

Hilfe machen, machen es aber oft nicht bzw. reduzieren<br />

lediglich die Kosten pro Kilo Übergepäck.<br />

Hierbei sollte man wissen, dass bei Flügen<br />

nach Asien und Afrika die regulären Kosten pro<br />

kg Übergepäck bei bis zu 22,- € liegen!<br />

Zudem ist jedes Kilo zuviel purer Ballast der<br />

nach Einreise nur Probleme schafft: Bewachung<br />

so vieler Gepäckstücke, Aufteilung Gepäck auf<br />

separates Kfz etc.<br />

Probleme bei der Einreise durch falsche Gegenstände,<br />

aber auch fehlende Unterlagen können<br />

sehr schnell zu einem echten Sicherheitsproblem<br />

ausarten. Grundsätzlich gilt daher folgende<br />

Auflistung als „Standard“, der nur durch<br />

explizite Angaben <strong>im</strong> Einsatzauftrag erweitert<br />

werden kann:<br />

2 Gepäckstücke: Koffer oder Alukiste plus<br />

kleiner Rucksack!<br />

Da der Rucksack als Handgepäck mitgenommen<br />

werden sollte, gehören deshalb nicht hinein:<br />

‣ “Leathermen” o.ä. Tools<br />

‣ Schraubenzieher<br />

‣ Messer / Feldessbesteck / Scheren etc.<br />

Alle Gegenstände, die spitz sind und daher ein<br />

Sicherheitsrisiko, müssen in den Koffer/die Box.<br />

In den Rucksack oder Jackentasche gehören<br />

hinein:<br />

‣ Flugticket<br />

‣ Impfpass, Reisepass<br />

‣ FAQ, <strong>Sicherheitsleitfaden</strong><br />

‣ sonstige Dokumente<br />

Jedes Teammitglied muss sehr sorgfältig darauf<br />

achten, dass <strong>im</strong> Handgepäck keinerlei Gegenstände<br />

sind, die bei Einreise in vielen Ländern zu<br />

Problemen führen können. Hierzu zählen:<br />

‣ Zeitungen/Zeitschriften/Bücher, die Abbildungen<br />

von leicht bekleideten oder<br />

nackten Personen enthalten<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 16<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.9 Persönliche Vorbereitungen<br />

‣ Lebensmittel allgemein (Schweinefleischproblem<br />

in musl<strong>im</strong>ischen Ländern,<br />

Rindfleisch in Indien, etc.)<br />

‣ Alkohol (auch nicht aus Duty Free Shop)<br />

‣ Funkgeräte oder Frequenzscanner<br />

Notfallausstattung:<br />

Grundsätzlich sollte von allen mitgeführten Dokumenten<br />

drei Kopien erstellt werden, die <strong>im</strong> Fall<br />

des Verlustes der Originale die Neubeantragung<br />

von Ausweispapieren erleichtern. Ein Satz Kopien<br />

sollte zu Hause deponiert, der zweite Satz<br />

be<strong>im</strong> TL oder Admin hinterlegt werden und der<br />

dritte Satz <strong>im</strong> persönlichen Gepäck deponiert<br />

werden.<br />

Wichtig: siehe auch Hinweise zur Medizin (Abschnitt<br />

2.10) !<br />

Jedes Teammitglied sollte eine eigene persönliche<br />

Notfallausrüstung (<strong>für</strong> Evakuierungen) vorbereiten<br />

und <strong>im</strong> Koffer/Zargesbox aufbewahren.<br />

Hierzu gehören:<br />

‣ der zweite Satz Kopien<br />

‣ Ersatzbrille / Ersatzkontaktlinsen<br />

‣ persönlich notwendige Medikamente<br />

‣ eine kleine Erste Hilfe Box<br />

‣ eine kleine (!) Taschenlampe<br />

‣ Brustbeutel o.ä. mit ca. 100 US $.<br />

Es sollte ein altes Portemonnaie mitgenommen<br />

werden, dass bei Überfällen als Beute herhalten<br />

kann (vgl. Abschnitt 3.2).<br />

Versicherung:<br />

Neben diesen praktischen Vorbereitungen <strong>für</strong><br />

die Transit- und Einsatzphase sollte jede<br />

Einsatzkraft aber auch an die Sicherheit <strong>für</strong> den<br />

„Fall der Fälle“ denken. Zwar ist jede Einsatzkraft<br />

durch den Bund abgesichert (mittels der<br />

„besonderen Verwendung“), jedoch wissen viele<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> nicht, was dies genau bedeutet.<br />

Daher an dieser Stelle die genaue Regelung:<br />

1) Der Bund gewährleistet eine Grundabsicherung<br />

durch die gesetzliche Unfallversicherung.<br />

2) Eine darüber hinausgehende Versicherung<br />

gegen Invalidität, Tod und Krankheiten<br />

ist Angelegenheit des Einzelnen!<br />

3) Nur wenn die eigene Versicherung (wegen<br />

Einsatz in Krisengebiet etc.) nicht<br />

zahlt, tritt der Bund <strong>für</strong> diese als „Versicherer“<br />

ein.<br />

4) Daraus resultiert folgender Umkehrschluss:<br />

Da es grundsätzlich Privatsache<br />

ist, sich abzusichern (allgemeines<br />

Lebensrisiko), zahlt der Bund insoweit<br />

auch nur das, was versichert ist und nun<br />

von der Versicherung verweigert wird! Ist<br />

keine persönliche Absicherung durch<br />

Versicherungen getroffen worden, erfolgt<br />

die gesetzlich vorgegebene „Grundsicherung“<br />

entsprechend dem <strong>THW</strong> HelferRG<br />

und dem Sozialgesetzbuch.<br />

Praktisch ausgedrückt: Erleidet die Einsatzkraft<br />

eine schwere Verletzung oder verstirbt<br />

<strong>im</strong> Einsatz – und es gab keine Absicherung<br />

durch private Lebens- oder Invaliditätsversicherung<br />

– kann es zu großen (Finanz-) Problemen<br />

kommen!<br />

Selbstverständlich ist die Einsatzkraft aufgrund<br />

des Helferrechtsgesetzes grundsätzlich abgesichert,<br />

nur sind die einzelnen Lebensumstände<br />

der <strong>Einsatzkräfte</strong> höchst unterschiedlich.<br />

Jede Einsatzkraft muss sich bewusst sein, dass<br />

<strong>im</strong> schl<strong>im</strong>msten Fall Ehepartner und Kinder zwar<br />

grundversorgt sind, aber was ist mit Besonderheiten,<br />

wie z.B. mit der Hypothek <strong>für</strong> das Haus,<br />

oder was wenn man berufsunfähig wird etc.?<br />

Daher sollte vor dem Einsatz – noch besser bei<br />

Bereitschaftserklärung <strong>für</strong> <strong>Ausland</strong>seinsätze eine<br />

genaue Analyse der Versicherungssituation vorgenommen<br />

werden und ggf. der Abschluss einer<br />

zusätzlichen oder Erhöhung der Versicherungssumme<br />

bedacht werden!<br />

Fitness:<br />

Die potentielle Einsatzkraft sollte sich darüber <strong>im</strong><br />

klaren sein, dass die körperlichen Belastungen<br />

bei einem <strong>Ausland</strong>seinsatz drastisch über das<br />

hinausgehen können, was man üblicherweise<br />

gewohnt ist. Neben den rein kl<strong>im</strong>atischen Belastungen<br />

kommen oft körperliche Belastung durch<br />

längere Arbeitszeiten als in Deutschland und<br />

Probleme durch ungewohnte Nahrung, Infektio-<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 17<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.9 Persönliche Vorbereitungen<br />

2.10 Medizinische Vorbereitung<br />

nen durch aufgekratzte Mückenstiche usw. hinzu.<br />

Daher ist die G35 Untersuchung Pflicht, damit<br />

eine Mindestfitness der <strong>Einsatzkräfte</strong> bestätigt<br />

ist. Dennoch sollte nach bestandener G35 (besonders<br />

wenn diese schon länger zurückliegt)<br />

darüber nachgedacht werden, ob nicht sicherheitshalber<br />

noch ein Besuch be<strong>im</strong> Hausarzt gemacht<br />

werden sollte. (s.a. Abschnitt 2.10)<br />

Nicht nur die körperlichen, auch die psychischen<br />

Belastungen (z.B. durch Kulturschock, massives<br />

Elend) können außergewöhnlich hoch sein. Jede<br />

Einsatzkraft sollte ich daher vorher mit dem Gedanken<br />

auseinandersetzen, ob sie „geistig fit<br />

genug“ ist, um diese Erlebnisse gut zu verarbeiten.<br />

Hierbei geht es vor allem darum, dass die<br />

Belastung nicht einmalig auftritt, sondern jeden<br />

Tag aufs Neue über die Dauer des Einsatzes erfolgt.<br />

Es ist nicht wie <strong>im</strong> Fernsehen, sondern als<br />

Einsatzkraft ist man mitten drin, kann nicht den<br />

„Aus“ Knopf drücken und muss – trotz der Gerüche,<br />

des Lärms, den Betteleien – volle Leistung<br />

bringen.<br />

Private Probleme:<br />

Ein <strong>Ausland</strong>seinsatz ist nicht dazu geeignet vor<br />

Problemen in Deutschland auszubrechen! Aufgrund<br />

diverser Erfahrungen aus vergangenen<br />

Einsätzen kann an dieser Stelle nur eindringlich<br />

davor gewarnt werden! Diese Probleme werden<br />

nämlich nicht zu Hause gelassen, sondern man<br />

n<strong>im</strong>mt sie mit in den Einsatz. Hierdurch treten<br />

dann nicht nur persönliche Belastungen auf,<br />

sondern man ist <strong>im</strong> Einsatz nicht voll dabei, wird<br />

unkonzentriert, nachlässig, grübelt <strong>im</strong>mer wieder<br />

über seine Probleme und erzeugt so letztlich ein<br />

Sicherheitsproblem <strong>für</strong> die restlichen Teammitglieder.<br />

Dienstbekleidung:<br />

Zu Schluss ein Thema, das meist nicht als sicherheitsrelevant<br />

angesehen wird: die Einsatzbekleidung!<br />

Das <strong>THW</strong> ist die Bundesrepublik Deutschland<br />

<strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz. Dazu gehört auch, dass jede<br />

Einsatzkraft adäquat bekleidet ist, um eine<br />

eindeutige Identifizierung als Angehöriger einer<br />

international tätigen Einsatzorganisation zu gewährleisten.<br />

Deshalb gibt es auch zentral beschaffte<br />

Bekleidung und die Vorgabe, welche<br />

Bekleidung <strong>im</strong> spezifischen Einsatz zu tragen<br />

ist.<br />

Das Einsatzteam bewegt sich oft „auf schwierigem<br />

Terrain“ und hat viele Kontakte zu offiziellen<br />

Stellen. Es muss daher als Einheit erkannt werden.<br />

Dies bedeutet, dass nur die offizielle Bekleidung<br />

zulässig sein kann. T-Shirts mit <strong>THW</strong><br />

Phantasiemotiven oder „sinnigen Sprüchen <strong>im</strong><br />

Dialekt“ sind genauso wenig erwünscht wie das<br />

Tragen des MEA mit Gummilatschen statt der<br />

Haix Stiefel! Ebenso sollten Ehrenzeichen und<br />

andere Abzeichen (Stadtwappen o.ä.) zu Hause<br />

bleiben!<br />

Hierzu gehört auch das Thema Bermudashorts<br />

oder - wie oft <strong>im</strong> Einsatz vorgekommen - abgeschnittene<br />

MEA Hosen. Wer als professionelle<br />

Einsatzkraft angesehen und respektiert werden<br />

will, muss akzeptieren, dass aus religiösen und<br />

kulturellen Gründen (vgl. Abschnitt 3.2.4) das<br />

Tragen derartiger Bekleidungsstücke nicht möglich<br />

ist! Es wird hier deshalb an den Merksatz<br />

aus dem EGA-Lehrgang erinnert: „Wer sich wie<br />

ein „Kofferkuli“ kleidet muss sich nicht wundern,<br />

wenn er wie ein „Kofferkuli“ behandelt wird!“<br />

2.10 Medizinische Vorbereitung<br />

Vielfach herrscht noch <strong>im</strong>mer die Meinung, dass<br />

allein die G35 plus Impfschutz und ein persönliches<br />

Erste-Hilfe Paket alles sind, was zur medizinischen<br />

Vorbereitung gehört.<br />

Hierbei wird jedoch vergessen, dass die medizinische<br />

Versorgung <strong>im</strong> Einsatzland erheblich vom<br />

deutschen Standard abweichen kann oder teilweise<br />

nur schwer erreichbar ist (Durchfahrt von<br />

Checkposten, schlechte Straßen etc.). Ein<br />

schwer erkranktes Teammitglied kann so schnell<br />

zu einem sicherheitstechnischen Problem <strong>für</strong><br />

das gesamte Team werden.<br />

Grundsätzlich kann man eine schwere Erkrankung<br />

<strong>im</strong> Einsatz kaum ausschließen, so gab es<br />

in der Vergangenheit schon Rettungsflüge wegen<br />

geplatztem Blinddarm u.a.; jedoch lassen<br />

sich etliche Erkrankungen durchaus vermeiden,<br />

wenn man vorher einen medizinischen Check-<br />

Up macht.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 18<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.10 Medizinische Vorbereitung<br />

2.11 Büro/Werkstatt (Kriterien)<br />

2.12 Teamunterkunft<br />

2.13 Teamverpflegung<br />

Deshalb sollte – sofern zeitlich möglich – vor<br />

Einsatzbeginn ein Arzt- und ein Zahnarztbesuch<br />

stattfinden. Zusätzlich muss jedes Teammitglied<br />

eine Auflistung anfertigen, die folgende Angaben<br />

enthält:<br />

‣ Nahrungsmittelallergien (z.B. Milcheiweißunverträglichkeit,<br />

Erdnüsse)<br />

‣ Medizinallergien (z.B. Tetracyclin)<br />

‣ Schwere Vorerkrankungen<br />

‣ Kontaktdaten des Hausarztes<br />

‣ Bevorzugtes Krankenhaus am He<strong>im</strong>atort<br />

(wichtig <strong>für</strong> Rettungsflüge)<br />

Liste zweifach auszudrucken in mit Namen versehenen<br />

Kuvert verschließen. (1. Umschlag wird<br />

be<strong>im</strong> Briefing durch SEELift eingesammelt, 2.<br />

Umschlag <strong>für</strong> Teammanagement vor Ort).<br />

Eine Checklist zur medizinischen Einsatzvorbereitung<br />

ist <strong>im</strong> Anhang 02 abgedruckt.<br />

2.11 Büro/Werkstatt (Kriterien)<br />

Zuerst muss geklärt werden, ob aufgrund der Sicherheitslage<br />

Büro, Unterkunft und technischer<br />

Bereich in einer Liegenschaft eingerichtet werden<br />

sollten. Prinzipiell ist das Zusammenfassen<br />

aller Liegenschaften bei angespannter innerer<br />

Sicherheitslage gut, aber es erzeugt zusätzlichen<br />

Stress, weil kein Abschalten möglich ist<br />

und die Int<strong>im</strong>sphäre der <strong>Einsatzkräfte</strong> ständig<br />

eingeschränkt ist.<br />

Bei der Auswahl der Liegenschaft sollte <strong>im</strong>mer<br />

der Gedanke des „low profile“ berücksichtigt<br />

werden, d.h. ein ortsangemessenes Objekt und<br />

nicht ein Luxus- oder unangemessen großes<br />

Objekt angemietet werden.<br />

Die Lage von Büro/Werkstatt sollte wohl bedacht<br />

werden. Hier gilt es besonderes Augenmerk auf<br />

folgende Punkte zu lenken:<br />

‣ Gute Erreichbarkeit<br />

‣ Möglichst zentral gelegen (um unnötig<br />

lange Fahrten zwischen Einsatzstelle<br />

und Unterkunft zu vermeiden)<br />

‣ Infrastruktur (Wasser/Strom/Telefon)<br />

Da die Auswahl der Liegenschaft viele Kriterien<br />

in sich birgt, die an dieser Stelle den Rahmen<br />

einer Grundinformation sprengen würde, sind<br />

alle notwendigen Punkte - wie auch die Informationen<br />

<strong>für</strong> einen Einsatz unter extremen Sicherheitsbedingungen,<br />

bei dem besondere Vorgaben<br />

notwendig sind – nicht hier, sondern <strong>im</strong> „Handbuch<br />

Sicherheit“ abgedruckt, das Erkundungsteam,<br />

HoM und TL bei Einsatzbeginn erhalten.<br />

2.12 Teamunterkunft<br />

Grundsätzlich muss <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> davon ausgegangen<br />

werden, dass der Standard der Unterkunft<br />

deutlich unter dem liegt, was man gewohnt<br />

ist. Hinzu kommt, dass Sicherheit an erster Stelle<br />

steht, auch wenn dies zu Lasten des Komforts<br />

geht.<br />

Auch <strong>für</strong> die Teamunterkunft gilt, dass an dieser<br />

Stelle der Rahmen gesprengt werden würde,<br />

würde hier alles aufgezählt werden, was bei<br />

Auswahl der Unterkunft zu beachten ist. Auch<br />

hier wird deshalb nur auf das Handbuch Sicherheit<br />

verwiesen.<br />

Grundsätzlich gelten <strong>für</strong> die Auswahl der Teamunterkunft<br />

die Regeln, die <strong>im</strong> Abschnitt 2.11 aufgeführt<br />

sind.<br />

2.13 Teamverpflegung<br />

Das Thema Verpflegung ist in der Vorbereitungsphase<br />

Aufgabe von EZ und Erkundungsteam.<br />

Grundsätzliche Hinweise sind bereits <strong>im</strong><br />

Abschnitt 2.7 benannt worden. Teamverpflegung<br />

<strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz ist ein Thema, das hauptsächlich<br />

<strong>im</strong> Sicherheitsmanagement <strong>im</strong> Feld von<br />

Bedeutung ist. Deshalb wird an dieser Stelle auf<br />

Abschnitt 3.2.25 verwiesen.<br />

Jede Einsatzkraft muss sich darüber klar sein,<br />

dass die Verpflegung <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz deutlichen<br />

Einschränkungen unterliegt. Viele der üblichen<br />

Gerichte und Vorlieben können <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />

zum Risiko werden, weil meist hygienische Umstände<br />

derartige Gerichte bzw. Zubereitungsmethoden<br />

nicht zulassen.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 19<br />

<strong>Ausland</strong>


2. Einsatzvorbereitung<br />

2.13 Teamverpflegung<br />

2.14 Allgemeine Sicherheitsrisiken<br />

2.15 Besondere Sicherheitsrisiken<br />

Sofern die Verpflegung <strong>im</strong> Feld durch einen eigenen<br />

(Teammitglied) Koch erfolgt, sollte dieser<br />

den Lehrgang „Feldkoch <strong>Ausland</strong>“ besucht haben.<br />

Grundsätzlich sollte möglichst auf lokale<br />

Köche zurückgegriffen werden, da diese <strong>im</strong> vergleich<br />

meist – angesichts der kl<strong>im</strong>atischen Bedingungen<br />

und logistischen Probleme – die angemessenere<br />

Verpflegung bereitstellen.<br />

2.14 Allgemeine Sicherheitsrisiken<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz sind neben den besonderen<br />

Risiken (siehe Abschnitt 2.15) auch die allgemeinen<br />

Sicherheitsrisiken von Bedeutung. Diese<br />

sind eher „alltäglicher“ Natur, d.h. treten fast ü-<br />

berall und nahezu täglich <strong>im</strong> Einsatzland auf. Sie<br />

sind deshalb auch oft unterschätzt, weil sie weniger<br />

wahrgenommen werden als z.B. Minen<br />

oder Terroranschläge, sind jedoch von der<br />

Wahrscheinlichkeit des Eintreffens her das größere<br />

Sicherheitsrisiko <strong>für</strong> die <strong>Einsatzkräfte</strong>.<br />

Je nach Einsatzland sind hier unterschiedliche<br />

Risiken zu evaluieren. Unter allgemeine Sicherheitsrisiken<br />

fallen z.B.:<br />

‣ Bestechung<br />

‣ Kr<strong>im</strong>inalität<br />

‣ Straßenverkehr<br />

EZ und Erkundungsteam müssen alle potentiellen<br />

Risiken erfassen, damit diese in die zu treffenden<br />

Sicherheitsmaßnahmen einfließen.<br />

Daneben gibt es noch Risiken, die eher spezifisch<br />

sind und nur in einigen Ländern von<br />

Bedeutung sind, wie z.B.:<br />

‣ Blutrache<br />

‣ Gender problems<br />

‣ Malaria und andere Tropenkrankheiten<br />

In der Vorbereitungsphase sind all diese Risiken<br />

pr<strong>im</strong>är Aufgabe der EZ und des Erkundungsteams<br />

und daher in den Checklisten des Anhangs<br />

1 enthalten. Eine Vorbereitung der einzelnen<br />

Einsatzkraft hinsichtlich der Risiken erfolgt<br />

daher fast <strong>im</strong>mer erst be<strong>im</strong> Teambriefing (vgl.<br />

Abschnitt 2.6). Die allgemeinen Sicherheitsrisiken<br />

werden ausführlich in Kapitel 3 dargestellt,<br />

weil sie Teil des täglichen Sicherheitsmanagements<br />

<strong>im</strong> Feld sind.<br />

2.15 Besondere Sicherheitsrisiken<br />

Bereits durch die EZ werden <strong>im</strong> Vorfeld einer Erkundung/Einsatzes<br />

Daten zu besonderen Sicherheitsrisiken<br />

ermittelt und in den FAQ aufgenommen.<br />

Für das Erkundungsteam ist die<br />

Ermittlung besonderer Sicherheitsrisiken<br />

Schwerpunkt, da diese Risiken besondere<br />

Schutzmaßnahmen und einen sorgfältig<br />

ausgearbeiteten Sicherheitsplan erfordern.<br />

Besondere Sicherheitsrisiken sind u.a.:<br />

‣ Minen<br />

‣ Selbstmordattentäter<br />

‣ Geiselnahmen/Entführungen<br />

‣ Checkpoints/Sperren von Untergrundkämpfern,<br />

Rebellen u.a.<br />

‣ Naturkatastrophen<br />

‣ Schwere Kr<strong>im</strong>inalität<br />

Durch die <strong>THW</strong>-Leitung werden, in Absprache<br />

mit BMI und AA, „No Go Bereiche“ festgelegt, <strong>für</strong><br />

die eine Erkundung/Einsatz des <strong>THW</strong> nicht in<br />

Frage kommen.<br />

Die besonderen Sicherheitsrisiken werden in<br />

Kapitel 4 ausführlich dargestellt.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 20<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.0 Einleitung<br />

3.1 Sicherheitsmanagement <strong>im</strong> Feld<br />

3.0 Einleitung<br />

Bereits die Safety & Security Ausbildung <strong>im</strong> EGA<br />

Lehrgang verweist auf ein grundsätzliches Problem<br />

des Sicherheitsmanagements <strong>im</strong> Feld:<br />

Fast alle Sicherheitsprobleme <strong>im</strong> Einsatz können<br />

auf einen „Hauptfeind“ zurückgeführt werden:<br />

DIE EINSATZKRÄFTE SELBST!<br />

Sicherheitsrelevante Ereignisse entstehen meist<br />

durch Routine, Nachlässigkeit und Fehlverhalten<br />

der einzelnen <strong>Einsatzkräfte</strong>.<br />

Es ist deshalb <strong>im</strong> Sicherheitsmanagement vorrangige<br />

Aufgabe des HoM und TL da<strong>für</strong> zu sogen,<br />

dass Sicherheit „täglich gelebt“ wird.<br />

Vielfach werden <strong>im</strong> Einsatz sicherheitstechnische<br />

Maßnahmen als nicht so bedeutend angesehen<br />

wie das Erreichen des Einsatzzieles. Dies<br />

ist jedoch die falsche Sichtweise:<br />

Sicherheit steht an erster Stelle und nur<br />

durch adäquates Sicherheitsmanagement ist<br />

der Einsatzerfolg erst möglich!<br />

Es darf auch nicht vergessen werden, dass der<br />

Einsatz kein singuläres Ereignis ist, sondern<br />

meistens nur der erste von vielen in den nächsten<br />

Jahren! Durch das Sicherheitsmanagement<br />

können <strong>für</strong> Folgeeinsätze wertvolle Informationen<br />

erfasst werden, die sich noch Jahre später<br />

auszahlen. Dies gilt besonders <strong>für</strong> Projekte, die<br />

oft den Nothilfeeinsätzen folgen.<br />

Zur Verdeutlichung hier die „Top Ten“ der Nothilfeeinsätze<br />

aus 50 Jahren <strong>Ausland</strong>sarbeit des<br />

<strong>THW</strong>:<br />

Bosnien<br />

Türkei<br />

Indonesien<br />

Sudan<br />

Iran<br />

Kongo<br />

Pakistan<br />

Albanien<br />

Somalia<br />

Äthiopien<br />

> 10 Einsätze<br />

7 Einsätze<br />

6 Einsätze<br />

6 Einsätze<br />

5 Einsätze<br />

5 Einsätze<br />

4 Einsätze<br />

4 Einsätze<br />

4 Einsätze<br />

4 Einsätze<br />

Auch wenn die Mehrzahl der <strong>Ausland</strong>seinsätze<br />

bisher in relativ sicheren Regionen erfolgte, zeigt<br />

auch die „Top Ten“, dass es schon <strong>im</strong>mer<br />

Einsatzländer mit problematischen Sicherheitsbedingungen<br />

gegeben hat.<br />

In den letzten Jahren zeichnete sich aufgrund<br />

der weltpolitischen Lage zunehmend ab, dass<br />

auch vorher sichere Einsatzländer zunehmend<br />

stärkeren Gefahrenpotentialen unterliegen. Hieraus<br />

ergeben sich <strong>für</strong> das Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld eine Vielzahl von Aufgaben, die<br />

auf den nachfolgenden Seiten ausführlich dargestellt<br />

werden.<br />

3.1 Sicherheitsmanagement <strong>im</strong> Feld<br />

Das Sicherheitsmanagement <strong>im</strong> Feld wird personell<br />

in 3 verschiedenen Varianten durchgeführt:<br />

1) Einsätze/Projekte (allgemein)<br />

Im „normalen“ Einsatz/Projekt wird durch<br />

den HoM und/oder TL das Sicherheitsmanagement<br />

wahrgenommen. Sofern möglich<br />

(abhängig von Einsatz und Teamstruktur)<br />

werden sie dabei durch einen fachlich besonders<br />

geschulten Helfer (SSO) unterstützt.<br />

2) SEEBA Einsatz<br />

Im SEEBA Einsatz wird das Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong>mer durch den TL und den Security/Camp<br />

Manager gemeinsam wahrgenommen.<br />

Der SEEBA SSO übern<strong>im</strong>mt eigenständig<br />

den Bereich Safety & Security an<br />

der Einsatzstelle.<br />

3) Einsätze/Projekte in Risk Areas<br />

Bei best<strong>im</strong>mten Einsatzländern/–regionen<br />

(z.B. Irak 2003) wird durch BMI ein speziell<br />

ausgebildeter SSO der Bpol eingesetzt. In<br />

derartigen Einsätzen/Projekten übern<strong>im</strong>mt<br />

allein die Bpol Fachkraft das Sicherheitsmanagement.<br />

.Allen drei Varianten ist gemeinsam, dass die<br />

<strong>THW</strong>-Leitung die Gesamtverantwortung hat und<br />

über die EZ und das Referat E2 das Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld unterstützt. In einem<br />

Einsatz stehen die Ansprechpartner von EZ und<br />

Referat E2 permanent zur Verfügung (außerhalb<br />

der regulären Arbeitszeit über Rufbereitschaft).<br />

So ist gewährleistet, dass das Sicherheitsmana-<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 21<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.1.1 Sicherheitsplan<br />

3.1.2 Security Meetings<br />

gement bei Auftreten eines Ereignisses jederzeit<br />

Rücksprache mit einem kompetenten Ansprechpartner<br />

halten kann.<br />

3.1.1 Sicherheitsplan<br />

Grundlage aller Arbeit ist der Sicherheitsplan,<br />

der bei Einsatzbeginn von EZ und <strong>THW</strong>-Leitung<br />

an HoM/TL übergeben wird. Da es sich hierbei<br />

aber nur um das Grundgerüst <strong>für</strong> die tägliche<br />

Arbeit handelt ist, muss zuerst vor Ort<br />

schnellstmöglich die detaillierte Anpassung an<br />

die örtlichen Begebenheiten erfolgen.<br />

Sofern das Erkundungsteam noch vor Ort ist,<br />

wird das Update durch das Team erfolgen.<br />

Wenn es nicht mehr vor Ort ist, sind folgende<br />

Maßnahmen notwendig:<br />

‣ Überprüfen ob die Einschätzung der allgemeinen<br />

Sicherheitslage noch zutreffend<br />

ist<br />

‣ Aktualisierung der medizinische Notfallversorgung<br />

‣ Festlegung sogenannter „No Go“ Gebiete<br />

aufgrund der Lageentwicklung<br />

‣ Evakuierungsplan in Abst<strong>im</strong>mung mit<br />

der Deutschen Botschaft bis ins Detail<br />

ausarbeiten<br />

‣ Überprüfung der täglichen Sicherheitsmaßnahmen<br />

auf Vollständigkeit bzw.<br />

Anpassung aufgrund neuer Lage<br />

‣ Erreichbarkeitsliste aktualisieren (insbesondere<br />

wenn vor Ort Pre-Paid Handy<br />

mit lokalen SIM-Cards benutzt werden)<br />

Der Sicherheitsplan ist ein „lebendiges“ Dokument;<br />

er muss daher regelmäßig aktualisiert<br />

werden, wenn sich Änderungen in der Einschätzung<br />

der Sicherheitslage ergeben. Dabei sollte<br />

aber dennoch darauf geachtet werden, dass er<br />

<strong>im</strong> Umfang möglichst bei ca. 10 Seiten bleibt und<br />

nicht „aufgebläht“ wird. Je kürzer er gefasst ist,<br />

desto besser (und schneller) werden die Informationen<br />

aufgenommen. Deshalb sollte alle Informationen,<br />

die zwar wichtig sind, aber nicht<br />

höchste Priorität haben auf dem „schwarzen<br />

Brett“ <strong>im</strong> Büro/Unterkunft veröffentlicht werden.<br />

(vgl. Abschnitt 3.1.3).<br />

3.1.2 Security Meetings<br />

Von wesentlicher Bedeutung <strong>für</strong> ein gutes Sicherheitsmanagement<br />

ist der Besuch der regelmäßig<br />

stattfindenden Security Meetings <strong>im</strong> Feld.<br />

Je nach Einsatzsituation finden diese entweder<br />

<strong>im</strong> „OSOCC“ statt oder bei der sogenannten<br />

„Lead Agency“ der VN.<br />

Abb. 3: On Site Operations Coordination Centre <strong>im</strong> Feld<br />

Auf den Security Meetings erhält das Sicherheitsmanagement<br />

alle Updates zur Sicherheitslage,<br />

die <strong>für</strong> die eigene tägliche Arbeit notwendig<br />

ist:<br />

‣ Sicherheitsrelevante Vorfälle <strong>im</strong><br />

Einsatzgebiet<br />

‣ Checkpoints/Straßensperren<br />

‣ Einschätzung der Entwicklung der Sicherheitslage<br />

durch VN<br />

‣ Karten, Einstufung sicherer Reiserouten<br />

u.a.<br />

Abb.4. Infotafel <strong>im</strong> OSOCC<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 22<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.1.3 Teaminformation/koordination<br />

3.1.4 Einsatztagebuch/Lageberichte<br />

3.1.3 Teaminformation/-koordination<br />

Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass man <strong>im</strong><br />

Feld tagesaktuell ist und auch bleibt! Dies setzt<br />

<strong>für</strong> das Sicherheitsmanagement nicht nur voraus,<br />

dass man alle Meetings besucht, sondern<br />

auch die gewonnenen Ergebnisse an das<br />

Einsatzteam weitergibt. Hierzu gibt es standardmäßig<br />

zwei parallele Maßnahmen:<br />

1) „Schwarzes Brett“ (Teamboard)<br />

2) Tägliches Sicherheitsbriefing<br />

Das Teamboard soll sicherstellen, dass alle<br />

wichtigen Informationen noch einmal nachgeschaut<br />

werden können und ist deshalb an zentraler<br />

Stelle aufzustellen.<br />

Für alle <strong>Einsatzkräfte</strong> gilt: Abmelden bei Reiseantritt<br />

und Anmelden bei Wiederkehr! Am besten<br />

wird dies über eine Art schwarzes Brett, die<br />

„Standortkontrolle“ protokolliert. Dies ist zwingend<br />

erforderlich, um bei einer plötzlichen Evakuierung<br />

den Überblick darüber zu haben, wo<br />

welche Einsatzkraft gerade ist.<br />

Abb.5: Teamboard<br />

Das tägliche Sicherheitsbriefing sollte am besten<br />

abends stattfinden. Neben der reinen Information<br />

hat es aber auch die Funktion eines partiellen<br />

„Debriefings“ <strong>für</strong> die Teammitglieder. Speziell in<br />

schwierigen Einsatzregionen kann durch das<br />

tägliche „darüber reden“ Stress bei den <strong>Einsatzkräfte</strong>n<br />

abgebaut werden (Siehe auch Kapitel 5<br />

„Nachbereitung“).<br />

Das Sicherheitsbriefing sollte mit mindestens 30<br />

Minuten angesetzt und die <strong>Einsatzkräfte</strong> aufgefordert<br />

werden über „alles“ zu sprechen. Vielfach<br />

sind es gerade die eher nebensächlichen Beobachtungen,<br />

die sicherheitsrelevante Auswirkungen<br />

haben können.<br />

Aus der Erfahrung vieler Einsätze heraus muss<br />

dem Sicherheitsmanagement empfohlen werden,<br />

die Teammitglieder bei jedem Briefing erneut<br />

auf die wichtigste Verpflichtung hinzuweisen:<br />

Die Eintragung in die Standortübersicht!<br />

Abb.6: Standortkontrolltafel<br />

In Einsatzgebieten in denen besondere Gefährdungen<br />

vorliegen, z.B. VN Phase I oder aber<br />

Gebiete wo sehr lange Strecken zurückgelegt<br />

werden, muss die Standortkontrolle erweitert<br />

werden. Hier ist eine genaue Angabe zu machen<br />

über welche Route man fährt, wann man abfährt<br />

und wann die Ankunft zu erwarten ist!<br />

3.1.4.Einsatztagebuch/Lageberichte<br />

Das Sicherheitsmanagement muss ein Einsatztagebuchbuch<br />

(ETB) führen, in dem alle sicherheitsrelevanten<br />

Vorgänge eingetragen werden.<br />

Dies dient nicht nur der reinen Dokumentation,<br />

sondern auch der Absicherung des Sicherheitsmanagements<br />

gegen eventuell aufkommende<br />

Vorwürfe nach einem Sicherheitsvorfall.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 23<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.1.4 Einsatztagebuch/Lageberichte<br />

3.1.5 Evakuierungsplan/Evakuierung<br />

In einheitlich zu verwendenden Vordruck zur täglichen<br />

Lagemeldung ist bereits eine Rubrik <strong>für</strong><br />

Eintragen aus dem Bereich Sicherheit vorgesehen.<br />

Hier sollte <strong>im</strong>mer daran gedacht werden,<br />

dass durch EZ und Referat E2 nur dann die opt<strong>im</strong>ale<br />

Unterstützung <strong>für</strong> das Sicherheitsmanagement<br />

gewährt werden kann, wenn aus dem<br />

Feld alle Informationen weitergeben werden.<br />

Deshalb sollte regelmäßig ein zusätzlicher „Sicherheitsbericht“<br />

erstellt werden, der ausführlichere<br />

Informationen liefert als in den täglichen<br />

Lageberichten.<br />

Im Gegensatz zu Ausreisen sind Evakuierungen<br />

<strong>im</strong> eigentlichen Sinne des Wortes nicht „planbar“,<br />

weil sie auf Grund einer plötzlichen Lageentwicklung<br />

erforderlich werden, z.B. Ausbruch<br />

Bürgerkrieg.<br />

Deshalb ist eine gründliche und generelle Vorbereitung<br />

besonders wichtig. Das ganze Team ist<br />

in die Vorbereitung mit einzubeziehen.<br />

Bei der Evakuierungsplanung sollte möglichst<br />

der gesamte Streckenverlauf persönlich „abgegangen“<br />

werden.<br />

3.1.5 Evakuierungsplan/Evakuierung<br />

Grundsätzlich muss sich das Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong>mer am „worst case scenario“ orientieren.<br />

Hierzu gehört auch die Vorbereitung einer<br />

eventuellen Evakuierung <strong>für</strong> die <strong>Einsatzkräfte</strong>.<br />

Auch wenn es sich hierbei <strong>im</strong>mer um ein theoretisches<br />

Planen handelt, sollte die Vorbereitung<br />

einer Evakuierung sehr ernst genommen werden,<br />

denn mitunter wird binnen weniger Stunden<br />

aus einer normalen Einsatzsituation „blutiger<br />

Ernst“. Wenn dann die Vorplanungen fehlerhaft<br />

sind, kann dies womöglich Menschenleben kosten!<br />

Um eine realistische Chance <strong>für</strong> eine erfolgreiche<br />

Evakuierung zu haben, ist es unabdingbar,<br />

die Lage vor Ort aktiv zu verfolgen und <strong>im</strong>mer<br />

wieder kritisch zu bewerten.<br />

Falls eine Situation langsam eskaliert, ist eine<br />

geordnete Ausreise einer Evakuierung in jedem<br />

Fall vorzuziehen, weil die Sicherheit des Personals<br />

besser gewährleistet werden kann.<br />

Darüber hinaus hat die Ausreise den Vorteil,<br />

dass sie keine belastende Auswirkung auf die<br />

Beziehungen zum Gastland hat und deshalb <strong>im</strong><br />

Regelfalle die Rückkehr unproblematischer ist.<br />

Außerdem können <strong>im</strong> Rahmen einer Ausreise<br />

auch Material und Ausrüstung <strong>im</strong> Regelfall besser<br />

geschützt und damit erhalten werden.<br />

In jedem Falle ist eine Ausreise umgehend erforderlich,<br />

wenn sich eine Entwicklung mit einer<br />

potentiellen Gefährdung anbahnt, vor der man<br />

sich nicht schützen kann; z.B. bei politischen<br />

Spannungen <strong>im</strong> Einsatzland, die zu Kämpfen rivalisierender<br />

Gruppen führen.<br />

Abb.7: Streckenabgleich mit lokalen Sicherheitskräften<br />

Hierdurch wird – insbesondere wegen der oft<br />

nicht vorhanden oder detailarmen Karten - gewährleistet,<br />

dass es nicht zu Unwägbarkeiten<br />

wie blockierte Straßen u.a. kommt.<br />

Außerdem sollten Alternativrouten evaluiert werden<br />

und zur besseren Übersicht (Stresssituation!)<br />

notfalls als Zeichnung vorbereitet werden.<br />

Abb.8: Übersichtskarte<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 24<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.1.5 Evakuierung<br />

3.1.6 Allgemeine Grundregeln<br />

Es werden <strong>im</strong> allgemeinen zwei Szenarien unterschieden:<br />

‣ Evakuierung als Rückzug des Personals<br />

(meistens nur entsandte Mitarbeiter/innen<br />

und ggf. anderes ausländisches<br />

Personal) hinter die internationale<br />

Grenze<br />

‣ Rückzug von Personal und Material in<br />

eine sichere Region des Gastlandes<br />

Es gibt zwei Verfahren bei Evakuierungen:<br />

‣ Sammelevakuierung unter fremder Verantwortung,<br />

<strong>im</strong> Regelfall der Deutschen<br />

Vertretung oder einer VN Organisation<br />

‣ Evakuierung in Eigenverantwortung und<br />

ohne fremde Hilfe<br />

Allgemeine Grundsätze:<br />

‣ Es evakuieren <strong>im</strong>mer alle <strong>THW</strong>-<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> gemeinsam<br />

‣ Für alle Szenarien und Arten sind Evakuierungspläne<br />

zu erstellen und regelmäßig<br />

aktualisieren<br />

Die <strong>Einsatzkräfte</strong> müssen ihre ID-Cards <strong>im</strong>mer<br />

bei sich haben und deutlich sichtbar tragen.<br />

Abb.9: ID-Card Vorderseite<br />

ID-Card Rückseite<br />

Zu den allgemeinen Grundregeln zählt auch,<br />

dass das Einsatzteam einheitlich gekleidet ist<br />

und sich nicht „gehen lässt“, wie nachfolgendes<br />

Foto leider zeigt:<br />

Eine detaillierte Checkliste zur Evakuierung ist<br />

<strong>im</strong> Anhang 03 hinterlegt.<br />

3.1.6 Allgemeine Grundregeln<br />

Ein Sicherheitsmanagement funktioniert nur,<br />

wenn alle Maßnahmen beachtet, aktualisiert und<br />

gelebt werden.<br />

Durch HoM/TL muss bedacht werden, dass ein<br />

Teammitglied das permanent gegen die Sicherheitsregeln<br />

verstößt, gleichzeitig die Sicherheit<br />

<strong>für</strong> das ganze Team gefährdet. Je nach Schwere<br />

der Verstöße bzw. Einsatzland ist daher – in<br />

Rücksprache mit der <strong>THW</strong>-Leitung ggf. ein vorzeitiges<br />

Einsatzende <strong>für</strong> dieses Teammitglied<br />

einzuleiten!<br />

Abb.10: „Bekleidung“ (Gesichter unkenntlich gemacht)<br />

Jedes Teammitglied muss sich bewusst sein,<br />

dass Routine, Schlendrian und mangelnde Disziplin<br />

lebensbedrohliche Folgen haben können.<br />

Daher an dieser Stelle noch einmal die „Security<br />

Awareness Points“ des ICRC aus dem EGA-<br />

Lehrgang zur Erinnerung:<br />

‣ Vermeide Routine<br />

‣ Gehe <strong>im</strong>mer methodisch und diszipliniert<br />

vor<br />

‣ Pflege Kommunikationslinien<br />

‣ Bewahre deine Integrität<br />

‣ Benutze den gesunden Menschenverstand<br />

‣ Denke zwe<strong>im</strong>al – agiere nur einmal<br />

Von besonderer Wichtigkeit ist, dass ein steter<br />

Kommunikationsfluss durch alle hierarchischen<br />

Ebenen erfolgt. Jedes Teammitglied muss die<br />

gleichen Informationen haben! Sicherheit sollte<br />

daher be<strong>im</strong> täglichen Briefing des Teams an erster<br />

Stelle stehen.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 25<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.2 Allgemeine Sicherheitsrisiken<br />

3.2.1 Allgemeines Verhalten<br />

3.2.2 Bestechung / Korruption<br />

3.2 Allgemeine Sicherheitsrisiken<br />

Im Gegensatz zu den besonderen Sicherheitsrisiken,<br />

die eventuell nur in best<strong>im</strong>mten Einsatzländern<br />

bzw. eher selten auftreten, sind die<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> einer Vielzahl von allgemeinen<br />

Sicherheitsrisiken ausgesetzt, die oft<br />

auch zum alltäglichen Leben <strong>im</strong> Einsatzland gehören.<br />

Die Erfahrung aus vielen Einsätzen hat gezeigt,<br />

dass gerade diese allgemeinen Sicherheitsrisiken<br />

von den <strong>Einsatzkräfte</strong>n falsch eingeschätzt<br />

oder gar nicht als Risiko angesehen werden. Jedoch<br />

ist die Mehrzahl aller Sicherheitsprobleme<br />

durch Fehlverhalten in Alltagssituationen oder<br />

durch Unterschätzung allgemeiner Sicherheitsrisiken<br />

entstanden.<br />

Es gehört zu Grundsatz des „low profile“, dass<br />

man allgemeine Sicherheitsrisiken dadurch min<strong>im</strong>iert,<br />

dass man sich ortsangemessen verhält<br />

und durch Einhaltung gewisser Grundregeln gar<br />

nicht in die Situation kommt, dass man sich einem<br />

allgemeinen Sicherheitsrisiko aussetzen<br />

muss.<br />

Der besseren Übersicht wegen, sind die allgemeinen<br />

Sicherheitsrisiken nachfolgend nicht<br />

dem Gefährdungspotential entsprechend, sondern<br />

in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt!<br />

3.2.1 Allgemeines Verhalten<br />

Im Einsatzalltag – sofern man nicht in Afghanistan<br />

oder Irak ist – wird Sicherheit oft eher abstrakt<br />

gesehen, weil die anderen Eindrücke so<br />

überwältigend sind. Jede Einsatzkraft muss sich<br />

aber <strong>im</strong>mer wieder aufs neue in Situationen so<br />

verhalten, wie man es von einer professionellen<br />

humanitären Hilfskraft erwartet und dem „low<br />

profile“ Grundsatz entspricht. Daher sollten die<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> Arbeitsalltag:<br />

‣ Sich neutral verhalten<br />

‣ Gespräche über Politik, Religion und<br />

Sex vermeiden<br />

‣ Korrekt angezogen sein<br />

‣ Nicht emotional reagieren<br />

Allein durch die Einhaltung dieser vier Grundsätze<br />

kann ein großer Teil möglicher Konfliktsituationen<br />

vermieden werden.<br />

Daneben sollte aber auch Sprachdisziplin gehalten<br />

werden. Im <strong>Ausland</strong>seinsatz kann leider <strong>im</strong>mer<br />

wieder beobachtet werden, dass manche<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> nachlässig <strong>im</strong> Umgang miteinander<br />

sind und sich in deutsch über Interna unterhalten<br />

oder „Kommentare“ machen. Hierbei wird<br />

schlichtweg vergessen, wie viele Ausländer in<br />

Deutschland gelebt und gearbeitet haben. Dies<br />

hat schon öfter zu „Überraschungen“ geführt,<br />

wenn umstehende Einhe<strong>im</strong>ische sich in das Gespräch<br />

einschalteten. Daher sollte jede Einsatzkraft<br />

sich bewusst interner Kommunikation in<br />

Deutsch <strong>im</strong> Feld enthalten, wovon natürlich<br />

„normale Kommunikation“ wie Arbeitsanweisungen<br />

etc. ausgenommen sind.<br />

3.2.2 Bestechung / Korruption<br />

In vielen Einsatzländern gehört Bestechung zum<br />

normalen Alltagsleben. Dies ist <strong>für</strong> alle Hilfsorganisationen<br />

ein großes Problem, da die humanitäre<br />

Hilfe fast <strong>im</strong>mer unter Zeitdruck erfolgt und<br />

jede Verzögerung den Einsatzerfolg gefährden<br />

kann. Dennoch steht <strong>für</strong> alle NGO eine Akzeptanz<br />

von Bestechung nicht zur Debatte. Wer Teil<br />

des korrupten Systems wird, ist nicht nur erpressbar,<br />

sondern verliert auch seine Glaubwürdigkeit.<br />

Auch <strong>für</strong> das <strong>THW</strong> gilt, dass Bestechung nicht in<br />

Frage kommt. Als offizielle deutsche humanitäre<br />

Hilfsorganisation ist es undenkbar, auf derartige<br />

Vorgänge einzugehen.<br />

Im Gegensatz zu den NGO hat das <strong>THW</strong> als<br />

Regierungsorganisation jedoch einen großen<br />

Vorteil, da es sich – bei „Bakschisch Problemen“<br />

am Zoll o.ä. Situationen – an die Deutsche Botschaft<br />

wenden kann. Sehr oft reicht es schon<br />

aus, höflich aber best<strong>im</strong>mt darauf hinzuweisen,<br />

dass man <strong>für</strong> die Deutsche Regierung arbeitet<br />

und dies durch ID-Card und die Dienstbekleidung<br />

hinreichend zu untermauern. In den Fällen,<br />

wo man nicht weiterkommt, keinesfalls „laut<br />

werden“ und drohen, sondern darauf verweisen,<br />

dass man die Botschaft einschalten und wiederkommen<br />

wird.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 26<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.2.3 Blutrache<br />

Blutrache ist nur in extrem seltenen Fällen <strong>für</strong><br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> ein direktes Risiko, da die Blutrache<br />

meistens traditionell auf Einhe<strong>im</strong>ische beschränkt<br />

ist und intern geklärt wird. Da es bei<br />

den meisten Kulturen, die Blutrache durchführen,<br />

fast <strong>im</strong>mer um Strafe <strong>für</strong> eine Verletzung eines<br />

Verhaltenskodexes geht und meistens „Ehre“<br />

wieder hergestellt werden soll, also mit „Blut<br />

die Schande abwaschen“, kann Blutrache indirekt<br />

zu einem sicherheitsrelevanten Problem <strong>für</strong><br />

die <strong>Einsatzkräfte</strong> werden.<br />

In solchen Einsatzländern, wie z.B. Albanien ist<br />

Ehre vielfach extrem weiter gefasst als <strong>im</strong> deutschen<br />

Selbstverständnis. Durch unbedachte Äußerungen<br />

oder Verhalten kann hier sehr schnell<br />

ein Kränkung der Ehre bei lokalen Mitarbeitern<br />

oder Würdenträgern erfolgen, die zwar keine<br />

Blutrache nach sich zieht, aber Sanktionen nach<br />

sich ziehen kann, damit die Ehre wieder reingewaschen<br />

wird. Diese Sanktionen können - wie<br />

die Erfahrung gezeigt hat – sogar so extrem sein<br />

(Diebstahl der Fahrzeuge), dass der Einsatzerfolg<br />

gefährdet ist.<br />

Es sind daher die Anweisungen <strong>im</strong> Abschnitten<br />

3.2.4 und 3.2.14 in diesen Ländern besonders<br />

zu beachten.<br />

3.2.4 Cultural Awareness<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.3 Blutrache<br />

3.2.4 Cultural Awareness<br />

3.2.5 Finanzen<br />

Im Bereich der cultural awareness lauern eine<br />

Vielzahl von „Fettnäpfchen“ auf die <strong>Einsatzkräfte</strong>,<br />

die bei Missachtung den Einsatzablauf beeinträchtigen<br />

können, aber zumeist keine sicherheitsrelevanten<br />

Auswirkungen haben.<br />

Dennoch darf dieser Bereich nicht unterschätzt<br />

werden, da einige der „Fettnäpfchen“ die Gefahr<br />

in sich bergen zu einem sicherheitsrelevanten<br />

Problem werden zu können (vgl.3.2.3 Blutrache).<br />

Cultural awareness muss – wie Sicherheitsmanagement<br />

– täglich „gelebt“ werden. Spezifische<br />

Hinweise werden <strong>im</strong> FAQ zum jeweiligen<br />

Einsatzland aufgeführt. Grundlegende Hinweise<br />

zu cultural awareness sind auch Thema <strong>im</strong> EGA-<br />

Lehrgang.<br />

Grundsätzlich sorgt cultural awareness bei konsequenter<br />

Beachtung zu einer Erhöhung der Sicherheit.<br />

Dies gilt insbesondere dann, wenn die<br />

Verhaltensregeln zu den Bereichen Politik, Religion<br />

und Umgang mit Menschen eingehalten<br />

werden.<br />

Folgende Grundregeln sind zu beachten:<br />

‣ Missverständnisse bei Übersetzungen<br />

vermeiden, d.h. nicht unnötig komplizieren<br />

sondern „einfache“ Wörter nutzen<br />

‣ Den „Anderen“ achten, d.h. seine Gebräuche<br />

akzeptieren und niemals darüber<br />

Späße machen<br />

‣ Unnötigen Körperkontakt vermeiden<br />

(kein Schulterklopfen, mit dem Finger<br />

anstupsen u.a.)<br />

‣ Vorsicht be<strong>im</strong> Umgang mit Frauen: Respektvoll<br />

bleiben, kein unnötiger Blickkontakt.<br />

Distanz wahren<br />

‣ Kinder niemals ungefragt berühren oder<br />

fotografieren!<br />

‣ Eigentum achten! Auch <strong>im</strong> Einsatz sollte<br />

man fragen, ob man etwas darf (Gebäude<br />

betreten, Geräte abstellen etc.)<br />

3.2.5 Finanzen<br />

Grundsätzlich gilt: Über Geld wird nicht gesprochen!<br />

Der Handkassenführer/Financial Admin ist<br />

speziell geschult, jedoch benötigt er die Unterstützung<br />

des ganzen Teams. Jedes Teammitglied<br />

sollte sich bewusst sein, dass eine Handkasse<br />

mit vielleicht 10.000,- $ „uns“ klein vorkommt;<br />

jedoch <strong>für</strong> viele <strong>im</strong> Einsatzgebiet mehr<br />

Geld ist, als sie <strong>im</strong> Leben je verdienen werden.<br />

Daher muss jedes Teammitglied konsequent<br />

darauf achten, dass finanzielle Aspekte intern<br />

bleiben, d.h.:<br />

‣ Nicht in Gegenwart anderer über Geld<br />

reden<br />

‣ „Finanzhygiene“ betreiben: Alle Fehldrucke<br />

von Listen, Verträgen etc., Banderolen<br />

vom Geldtausch u.a. klein reißen<br />

und möglichst verbrennen<br />

‣ Weder Geld offen herumliegen lassen,<br />

noch Unterlagen die Finanzdaten enthalten<br />

‣ Wenn möglich <strong>im</strong>mer nur relativ kleine<br />

Beträge umtauschen<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 27<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.2.6 Fauna und Flora<br />

Im FAQ wird jedes Teammitglied über Risiken<br />

die von Fauna und Flora ausgehen informiert.<br />

Hierbei wird allerdings nur auf spezifische Risiken<br />

(giftige Tiere, Pflanzen etc.) eingegangen.<br />

Von wesentlicher Bedeutung sind aber auch die<br />

allgemeinen Gefahren, die speziell von der Fauna<br />

ausgehen.<br />

Folgende Grundregeln sollten daher <strong>im</strong>mer beachtet<br />

werden:<br />

‣ In tropischen Ländern sollte man <strong>im</strong>mer<br />

den aktiven Mückenschutz betreiben,<br />

d.h. abends langärmelige Sachen tragen,<br />

Autan® oder No Bite® Mückenspray<br />

benutzen und konsequent auf korrekte<br />

Nutzung des „Moskitodomes“ achten<br />

‣ Bei „offener Unterkunft“, also <strong>im</strong> Camp<br />

oder wenn das Gebäude nicht hermetisch<br />

dicht ist, morgens <strong>im</strong>mer Stiefel<br />

umdrehen und ausschütteln! Schlangen<br />

und Skorpione lieben feuchtes und<br />

dunkles „Ambiente“<br />

In vielen Einsatzländern gibt es eine erhebliche<br />

Gefährdung durch streunende Hunde und damit<br />

verbunden mit Tollwut. Vielfach sind diese Rudel<br />

verwilderter Hunde abends unterwegs, weshalb<br />

hier besondere Aufmerksamkeit gefragt ist. Sollte<br />

dann mit einem oder mehreren Hunden konfrontiert<br />

werden, gilt:<br />

‣ Distanz halten, Hund(e) nicht in die Enge<br />

treiben<br />

‣ Schnelle und ruckartige Bewegungen<br />

vermeiden<br />

‣ Den Hund beobachten, aber nicht durch<br />

Blickkontakt „fixieren“<br />

Sollte es zu einem Angriff kommen:<br />

‣ Zurückziehen, sollte dies nicht möglich<br />

sein stehenbleiben und sich nicht bewegen<br />

‣ Den Hund lautstark anschreien (Stop!)<br />

‣ Dem Hund möglichst einen mitgeführten<br />

Gegenstand (Rucksack, Taschenlampe<br />

o.ä.) als Angriffspunkt entgegenhalten<br />

‣ Bei einem Biss die Wirkung nicht durch<br />

Zerren verstärken!<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.6 Fauna und Flora<br />

3.2.7 Funk<br />

3.2.8 Fremdsprachen<br />

3.2.7 Funk<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz kann Funk die einzig mögliche<br />

Kommunikationsverbindung zwischen<br />

Teammitgliedern sein.<br />

Jede Einsatzkraft muss sich bewusst sein, dass<br />

der Funk offen ist und durch Dienste oder auch<br />

Kr<strong>im</strong>inelle gescannt werden kann. Daher sollten<br />

vertrauliche Informationen (z.B. Angaben über<br />

Geldsummen, Verträge, Gehälter etc.) niemals<br />

über Funk kommuniziert werden.<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz kommen verschiedene<br />

Funksysteme zum Tragen von VHF Geräten bis<br />

zu CODAN; eines haben aber alle gemeinsam:<br />

Sie benötigen Funkdisziplin! Daher sind die geltenden<br />

Regeln <strong>für</strong> Sprechfunkverkehr zwingend<br />

einzuhalten.<br />

Im Anhang 04 befinden sich detaillierte Hinweise<br />

zum Sprechfunk <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz.<br />

3.2.8 Fremdsprachen<br />

Ein oft unterschätztes Sicherheitsrisiko ist das<br />

Nichtverstehen der jeweiligen Fremdsprache <strong>im</strong><br />

Einsatzland. Hier sind nicht die ortsüblichen Verkehrssprachen<br />

wie Lingala, Suaheli oder Hindi<br />

gemeint, sondern die Weltsprachen Englisch,<br />

Französisch und Spanisch.<br />

Wer aus falsch verstandener Eitelkeit in einem<br />

Gespräch nicht zugibt, dass er Dinge nicht verstanden<br />

hat, setzt sich unnötig und <strong>im</strong> höchsten<br />

Maß grob fahrlässig einem potentiellen Risiko<br />

aus. Bei Gesprächen mit „Offiziellen“, <strong>im</strong> Funkverkehr<br />

oder bei Straßensperren kann dies unabsehbare<br />

Folgen haben!<br />

Englisch gehört zu den Sprachen, die sich am<br />

schnellsten wandeln und unter Sprachforschern<br />

kursiert schon seit Jahren die These, dass reines<br />

Englisch nur noch bei den Rundfunksprechern<br />

der BBC gesprochen wird. N<strong>im</strong>mt man die<br />

Tatsache hinzu, dass in etlichen der ehemaligen<br />

Kolonien Englisch schon seit über 200 Jahren<br />

einer Modifizierung unterliegt, dürfte klar sein,<br />

dass selbst <strong>Einsatzkräfte</strong> die fließend Englisch<br />

sprechen manchmal nur „Bahnhof verstehen“.<br />

Gleiches gilt analog <strong>für</strong> Französisch / Spanisch.<br />

Jede Einsatzkraft sollte <strong>im</strong> Zweifelsfall daher höflich<br />

darauf hinweisen, dass (z.B.) Englisch nicht<br />

seine Muttersprache ist und darum bitten, dass<br />

der Satz wiederholt wird.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 28<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.9 Gender problems<br />

3.2.10 Hygiene<br />

3.2.11 IT-Sicherheit<br />

3.2.9 Gender Problems<br />

In vielen Einsatzländern ist eine andere Sichtweise<br />

zum Frauen-Männer-Verhältnis vorherrschend.<br />

Die in den westlichen Industrienationen<br />

übliche „Gender Equality“ stößt in den meisten<br />

Einsatzländern auf Unverständnis, da hier traditionell<br />

ein anderes Rollenverhalten gelebt wird.<br />

Für weibliche <strong>Einsatzkräfte</strong> kann dies deshalb zu<br />

erheblichen Problemen führen, insbesondere<br />

wenn es um örtliche „Männerdomänen“ geht wie<br />

z.B. Technik.<br />

Bei Einsätzen in fundamental-islamischen Ländern<br />

sollte „der westliche Stolz hinuntergeschluckt“<br />

und akzeptiert werden, dass „Frau“ den<br />

Tschador zu tragen hat. Ebenso ist darauf zu<br />

achten, dass die Bekleidungsregeln eingehalten<br />

werden; der Koran schreibt vor, dass die Frau<br />

von der Schulter abwärts bekleidet sein muss.<br />

Je nach Einsatzland gibt es unterschiedliche Interpretationen<br />

was die Art der Bekleidung angeht,<br />

daher sollte sehr genau darauf geachtet<br />

werden, dass die Bekleidung keinen Anstoß erregt.<br />

Grundsätzlich ist dies auch <strong>für</strong> Männer geltend!<br />

Im Koran wird gesagt, dass der Mann von der<br />

Hüfte abwärts bedeckt ist. Wer sich daran nicht<br />

hält (Kurze Hosen), muss sich nicht wundern,<br />

wenn ihm respektlos begegnet wird.<br />

3.2.10 Hygiene<br />

Für die <strong>Einsatzkräfte</strong> des <strong>THW</strong> ist wie <strong>für</strong> die<br />

meisten „Westler“ Hygiene etwas, an das man<br />

nicht denkt oder aber nur sehr eingeschränkt,<br />

sprich „persönliche Hygiene“.<br />

Hygiene ist aber ein Sicherheitsrisiko!<br />

Abb. 11: Teamküche in Äthiopien 2000<br />

Wer unhygienisch lebt, d.h. mangelnde Sauberkeit<br />

der Küche / Unterkunft, feuchte Wäscheansammlungen<br />

oder Handtücher u.a. hat sehr<br />

schnell Ungeziefer <strong>im</strong> Haus oder Krankheiten.<br />

In vielen Ländern Afrikas gibt es Fliegen, die ihre<br />

Eier in feuchte Wäsche ablegen! Wer hier nicht<br />

die Wäsche sorgfältig behandelt und bügelt,<br />

kann ein böses Erwachen erleben.<br />

Abb. 12: Teamunterkunft Albanien 1999<br />

Gleiches gilt <strong>für</strong> Essenreste oder offen liegende<br />

Lebensmittel. Sie ziehen nicht nur Ungeziefer<br />

an, sondern auch Mäuse und Ratten, diese wiederum<br />

Schlangen. Hier ist absolute Hygiene angesagt,<br />

um die Gesundheit des Teams nicht zu<br />

gefährden.<br />

Ebenso muss sorgfältig darauf geachtet werden,<br />

dass man keine Brutplätze <strong>für</strong> Mücken schafft.<br />

Offenes Wasser ist abzudecken, rund um die<br />

Unterkunft sind Pfützen zu vermeiden.<br />

3.2.11 IT Sicherheit<br />

Zu den „kleinen Sünden des Alltags“ <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz<br />

gehört die Unterschätzung der Bedeutung<br />

von Computerviren. In Deutschland gehen<br />

weniger Bedrohungen hiervon aus, weil man<br />

gewisse Schutzvorkehrungen verinnerlicht hat<br />

bzw. nicht auf ein Internetcafé angewiesen ist.<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz hingegen wird oft durch<br />

Stress und „übergeordnete Ziele“ (z.B. den Auftrag<br />

schnell und gut erfüllen zu wollen) vergessen<br />

elementarste Regeln einzuhalten.<br />

Datenaustausch per Stick oder Diskette gehört<br />

deshalb neben dem Empfang / Versand von<br />

Emails durch ein Internetcafé zu den größten Risiken<br />

<strong>für</strong> die IT-Sicherheit. Hier muss konsequent<br />

vor jeden Datenaustausch geprüft werden,<br />

ob be<strong>im</strong> externen Datenträger ein Befall vorliegt.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 29<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Ebenso müssen alle eingehenden Emailanhänge<br />

gescannt werden, bevor sie gespeichert oder<br />

geöffnet werden.<br />

Zum Bereich der IT-Sicherheit gehört aber auch<br />

die konsequente Einhaltung einer gewissen IT-<br />

Hygiene, d.h. best<strong>im</strong>mte Informationen sollten<br />

nicht versandt werden, wenn man keine Verschlüsselung<br />

nutzen kann. Daher sollten grundsätzlich<br />

keine Finanzdaten unverschlüsselt versandt<br />

werden.<br />

3.2.12 Krankheit<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz zu erkranken gehört zu den<br />

allgemeinen Sicherheitsrisiken, die statistisch<br />

gesehen öfter auftreten. Hierbei liegt allerdings<br />

Malaria (vgl. Abschnitt 3.2.15) als Verursacher<br />

an der Spitze.<br />

Grundsätzlich kann das allgemeine Erkrankungsrisiko<br />

durch adäquate Einhaltung der Hygiene<br />

(vgl. Abschnitt 3.2.10) und der Hinweise<br />

zur Verpflegung (vgl. Abschnitt 3.2.25) deutlich<br />

reduziert werden.<br />

In den wenigsten Einsatzländern herrscht eine<br />

zu Deutschland vergleichbare medizinische Infrastruktur.<br />

Das Sicherheitsmanagement muss<br />

deshalb <strong>für</strong> eventuell auftretende Krankheitsfälle<br />

prüfen:<br />

‣ Welchen Arzt / Krankenhaus empfiehlt<br />

die Botschaft<br />

‣ Welche internationalen Medizinorganisationen<br />

(Rotkreuz - halbmond, Ärzte ohne<br />

Grenzen etc.) sind vor Ort<br />

‣ Gibt es ein Feldlazarett der Bundeswehr<br />

oder einer anderen Streitkraft<br />

‣ Welche Apotheken werden von Botschaft<br />

empfohlen<br />

Danach ist ein Erreichbarkeitsverzeichnis zu<br />

erstellen und jeder Einsatzkraft auszuhändigen.<br />

Für den Fall der Fälle sollten sich alle <strong>Einsatzkräfte</strong><br />

den Weg zum nächsten Arzt / Krankenhaus<br />

genau merken und <strong>für</strong> den Fall von Blockaden<br />

etc. Alternativrouten überlegen.<br />

WICHTIG: Regelmäßig (mind. wöchentlich)<br />

muss geprüft werden, ob die Daten noch aktuell<br />

sind (z.B. Rotkreuz verlegt in den Norden des<br />

Landes etc.), damit <strong>im</strong> Notfall nicht unnütz Zeit<br />

verloren wird, weil man niemanden erreicht und<br />

auf Verdacht erst einmal losfährt!<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.11 IT-Sicherheit<br />

3.2.12 Krankheit<br />

3.2.13 Kr<strong>im</strong>inalität<br />

3.2.13 Kr<strong>im</strong>inalität<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz bewegen sich die <strong>Einsatzkräfte</strong><br />

<strong>im</strong> Verhältnis zu Deutschland vielfach in<br />

einer Umgebung mit deutlich höherer Kr<strong>im</strong>inalität.<br />

Hiermit muss nicht zwangsläufig ein höheres<br />

Risiko verbunden sein, wenn man sich an best<strong>im</strong>mte<br />

Grundregeln hält.<br />

‣ Nicht allein unterwegs sein<br />

‣ Nur in den Regionen aufhalten, die als<br />

sicher gelten<br />

‣ Keinen auffälligen Schmuck oder Uhren<br />

tragen<br />

‣ „Red light districts“ und Armutsviertel<br />

meiden<br />

Jede Einsatzkraft sollte daran denken, dass in<br />

den meisten Einsatzländern der tägliche Kampf<br />

ums Überleben extrem ist. Vielfach sind Drogen<br />

und Alkohol <strong>im</strong> Spiel, weshalb grundsätzlich die<br />

Gewaltbereitschaft höher ist als in Deutschland.<br />

Zu den in der Vergangenheit am häufigsten aufgetretenen<br />

Vorfällen gehören Einbruch in die<br />

Liegenschaft und Überfälle.<br />

Einbruch<br />

Für den Fall eines Einbruchs gibt es grundsätzlich<br />

keine anderen Verhaltensregeln und Maßnahmen<br />

als in Deutschland. Absicherungsmaßnahmen<br />

sollten aber genau abgest<strong>im</strong>mt sein,<br />

d.h. keine „überhöhten“ Maßnahmen, sondern<br />

<strong>im</strong>mer gemäß dem „low profile“ Grundsatz handeln.<br />

Bewaffnete Wächter sollten die absolute<br />

Ausnahme sein und nur dann zur Anwendung<br />

kommen, wenn dies durch die offiziellen Stellen<br />

empfohlen / gefordert wird.<br />

Abb. 13: Militärwachposten, Sri Lanka 2005<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 30<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Der Einbruch ist der zuständigen Polizei zu melden.<br />

Diese wird auch die Ermittlungen übernehmen.<br />

Nach einem Einbruch ist die EZ zu benachrichtigen<br />

und eine Auflistung der gestohlenen<br />

Gegenstände zu übersenden. Es sollten<br />

auch die anderen Organisationen und der DO<br />

der VN benachrichtigt werden. WICHTIG: Den<br />

anderen ebenfalls eine Liste der Gegenstände<br />

übermitteln, denn manchmal wird versucht denen<br />

das gestohlene Material zu verkaufen!<br />

Es muss abschließend überprüft werden, ob die<br />

Absicherungsmaßnahmen ausreichend waren<br />

und ob ggf. nachgebessert werden muss.<br />

Überfall<br />

Bei einem bewaffneten Überfall gleich welcher<br />

Art, ist es wichtig, keinerlei Widerstand zu leisten.<br />

Fluchtversuche sind in der Regel mit einen<br />

nicht kalkulierbaren Risiko verbunden.<br />

Gerade in der Anfangsphase sollte man unbedingt<br />

Kooperationsbereitschaft signalisieren und<br />

allen Anweisungen ruhig Folge leisten. Es<br />

kommt erst einmal darauf an, spontane Aktionen<br />

und Reaktionen der Täter zu vermeiden, um eine<br />

konkrete Gefahr <strong>für</strong> Leib und Leben abzuwenden.<br />

‣ Keine falsche oder missverständliche<br />

Bewegung machen<br />

‣ Hände <strong>im</strong>mer sichtbar halten<br />

‣ Anweisungen strikt Folge leisten<br />

‣ Ruhig und klar sprechen<br />

‣ Geld oder Ausrüstungsgegenstände widerstandslos<br />

übergeben<br />

Versuchen, die Täter irgendwie zuzuordnen, um<br />

eine spätere Verfolgung / Suche durch die Polizei<br />

zu unterstützen.<br />

Bei einem Einzelüberfall empfiehlt es sich ein<br />

altes Portemonnaie dabei zu haben, das mit ein<br />

paar kleinen Dollarscheinen (oder lokale Währung)<br />

und einer abgelaufenen Kreditkarte bestückt<br />

ist und dann übergeben werden kann!<br />

Überfall <strong>im</strong>mer der lokalen Polizei melden und<br />

EZ, DO und ggf. andere Organisationen benachrichtigen.<br />

Weitergehende Ausführungen befinden sich <strong>im</strong><br />

Handbuch Sicherheit.<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.13 Kr<strong>im</strong>inalität<br />

3.2.14 Lokale Angestellte<br />

3.2.15 Malaria<br />

3.2.14 Lokale Angestellte<br />

Sicherheitsrelevante Vorgänge können sich<br />

auch aus der Beschäftigung von lokalen Angestellten<br />

ergeben.<br />

Gerade bei den Übersetzer/innen wird oft vergessen,<br />

dass diese <strong>im</strong> Rahmen ihrer Arbeit viele<br />

Interna mitbekommen, insbesondere finanzielle<br />

Aspekte! Deshalb sind diese Arbeitskräfte sorgfältig<br />

auszuwählen. Hierzu sollte am besten bei<br />

der Deutschen Botschaft oder anderen deutschen<br />

Organisationen/Firmen nach geeigneten<br />

Personen gefragt werden. Außerdem sollte bei<br />

der Botschaft nach Besonderheiten des lokalen<br />

Arbeitsrechtes nachgefragt werden, um bei Kündigungen<br />

o.ä. keine unangenehmen Überraschungen<br />

zu erleben.<br />

Besonderes Augenmerk ist auch bei der Auswahl<br />

der Kraftfahrer gefragt. Auch hier sollte<br />

möglichst eine Referenz früherer Arbeitgeber<br />

eingeholt werden.<br />

Für alle lokalen Beschäftigen gilt:<br />

‣ Fotokopie des Passes / ID-Card und<br />

Führerscheins machen<br />

‣ Klarer Arbeitsvertrag mit eindeutigen<br />

Regelungen zu Überstunden, Reisetätigkeit<br />

etc.<br />

3.2.15 Malaria<br />

Malaria gehört zu den tropischen Krankheiten <strong>für</strong><br />

die es momentan noch keine Impfung, sondern<br />

nur eine Prophylaxe gibt. Bedingt durch die teilweise<br />

vorhandene Resistenz der Anopheles Mücke<br />

gegen gewisse Prophylaktika wird das einzunehmende<br />

Medikament genau vorgeschrieben.<br />

Hierdurch und vor allem bei Nothilfeeinsätzen,<br />

die kurzfristig eingeleitet werden, ergibt sich<br />

ein besonderes Problem, da ein Teil der Prophylaktika<br />

erhebliche Nebenwirkungen hat. Diese –<br />

vor allem bei LARIAM® - können von Halluzinationen<br />

bis zu regelrechten Black-Outs reichen.<br />

Deshalb ist das Einsatzteam täglich auf die möglichen<br />

Nebenwirkungen hinzuweisen und <strong>im</strong><br />

Zweifel eine Einsatzkraft ggf. kurzfristig von der<br />

Arbeit freizustellen. Besondere Vorsicht gilt be<strong>im</strong><br />

Selbstfahren von Kfz, da hier ein hohes Risiko<br />

<strong>für</strong> Verkehrsunfälle durch Black-Out besteht!<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 31<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

3.2.16 Medevac<br />

Medizinische Evakuierungen von Teammitgliedern<br />

sind <strong>im</strong>mer dann einzuleiten, wenn die Erkrankung/Verletzung<br />

<strong>im</strong> Einsatzland nicht behandelt<br />

werden kann bzw. der medizinische<br />

Standard unzureichend ist.<br />

Grundsätzlich gibt es zwei Arten der medizinischen<br />

Evakuierung:<br />

‣ Ausflug mit Linienflugzeug<br />

‣ Medevac (Rettungsflieger)<br />

Ein Ausflug mit einem (normalen) Linienflugzeug<br />

kommt <strong>im</strong>mer dann in Frage, wenn die Erkrankung<br />

/ Verletzung nicht so akut ist, dass eine<br />

schnellstmögliche Behandlung notwendig ist. In<br />

der Regel wird dies der Fall sein, wenn das<br />

Teammitglied weder lebensbedrohlich erkrankt /<br />

verletzt ist, noch intensiver Betreuung bedarf.<br />

Ein Medevac ist <strong>im</strong>mer dann angesagt, wenn<br />

das Teammitglied lebensbedrohlich verletzt / erkrankt<br />

ist und stabilisierende medizinische Versorgung<br />

benötigt. Dann bleibt keine Alternative<br />

zu einen speziellen Rettungsflugzeug mit medizinischem<br />

Fachpersonal an Bord.<br />

Sollte ein Medevac notwendig sein, muss zuerst<br />

sichergestellt werden, dass das erkrankte / verletzte<br />

Teammitglied während der Wartezeit medizinisch<br />

„stabilisiert“ wird. Ein Ausflug binnen<br />

weniger Stunden wird die Ausnahme sein, in der<br />

Regel vergeht viel Zeit, denn auch <strong>für</strong> Medevac-<br />

Flüge gelten die normalen Best<strong>im</strong>mungen des<br />

Luftverkehrs (freier Slot auf Abflughafen, Überfluggenehmigungen<br />

etc.). Je nachdem wo das<br />

Flugzeug landen soll, kann es daher ggf. mehrere<br />

Stunden dauern, bis der Start erfolgt. Ebenso<br />

sind Entfernung und Flugzeugtyp entscheidend<br />

<strong>für</strong> die sich anschließende Flugzeit ins Einsatzland.<br />

Folgende Angaben (soweit dem Team bekannt)<br />

benötigt die EZ, damit der Rettungsflieger und<br />

das medizinische Personal spezifisch zusammengestellt<br />

werden können:<br />

‣ Genaue Diagnose!<br />

‣ Erfolgte Behandlung vor Ort?<br />

‣ Verabreichte Medikamente?<br />

‣ Transportfähigkeit (sitzend / liegend)?<br />

‣ Intensivmedizin notwendig?<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.16 Medevac<br />

3.2.17 Medizin/Medikamente<br />

3.2.18 Fotografieren<br />

‣ Blutkonserven notwendig?<br />

Zusammen mit den Daten aus dem vom Helfer<br />

abgegebenen Nachweis (vgl. Abschnitt 2.10)<br />

kann so schnell der Rettungsflug eingeleitet<br />

werden.<br />

ACHTUNG: unbedingt der EZ die Rufnummer<br />

mitteilen, unter der das Teammitglied / Betreuerteam<br />

ständig erreicht werden kann!<br />

Dies ist extrem wichtig, da in der Regel Nachfragen<br />

zum Flughafen vor Ort notwendig sind<br />

(Problematik Landebahn etc.) bzw. Anweisungen<br />

zum „Einchecken“ gegeben werden.<br />

Immer daran denken, dass eventuell eine<br />

Verlegung vor Ort notwendig sein kann (zu<br />

einem anderen Flughafen etc.), deshalb prophylaktisch<br />

Transportmöglichkeiten prüfen!<br />

3.2.17 Medizin / Medikamente<br />

In der Dritten Welt sind Medikamente ein Luxusartikel,<br />

den sich viele Menschen nicht leisten<br />

können. Daher kommt es <strong>im</strong>mer wieder zu Erkrankungen<br />

/ Todesfällen durch gefälschte<br />

(nachgemachte) Medikamente, die andere Wirkstoffe,<br />

Verunreinigungen oder zu schwache Dosierung<br />

des Wirkstoffes enthalten.<br />

Medikamente sollten daher nicht selbstständig in<br />

irgendeiner Apotheke gekauft werden, sondern –<br />

sofern sie nicht durch eine der medizinischen<br />

NGO vor Ort gestellt werden können – nur in<br />

den Apotheken, die durch den Botschaftsarzt<br />

empfohlen wurden.<br />

3.2.18 Fotografieren<br />

In Deutschland gibt es <strong>im</strong> Grund kaum Einschränkungen<br />

auf diesem Gebiet. Mit Ausnahme<br />

von militärischen Einrichtungen kann man photographieren,<br />

was man möchte und auch bei<br />

fremden Menschen ist es lediglich ein Aspekt<br />

der Höflichkeit, um Erlaubnis zu fragen, bevor<br />

man fotografiert.<br />

Im <strong>Ausland</strong>, vor allem außerhalb von Europa<br />

und der westlichen Welt, ist das völlig anders.<br />

Neben sehr viel konkreteren Sicherheitsaspekten<br />

und einem ausgeprägtem Hang zum Gehe<strong>im</strong>en<br />

und Gehe<strong>im</strong>nisvollen, geben auch Glaube,<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 32<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.18 Fotografieren<br />

3.2.19 Reiseandenken<br />

3.2.20 Reisen <strong>im</strong> Einsatzland<br />

Kultur und Traditionen hier sehr einschränkende<br />

Vorgaben. Persönliche Würde und auch Ehrund<br />

Schamgefühl spielen eine wesentliche größere<br />

Rolle als <strong>im</strong> deutschen oder auch europäischen<br />

Alltag.<br />

Auch wenn die Motive noch so reizvoll sind,<br />

muss man sich, nicht zuletzt unter dem Aspekt<br />

der persönlichen Sicherheit, an best<strong>im</strong>mte<br />

Grundregeln halten und <strong>im</strong> Zweifelsfall lieber auf<br />

ein Foto verzichten.<br />

Grundsätzlich gilt:<br />

‣ Keine Aufnahmen von Flughäfen jeder<br />

Art<br />

‣ Keine Aufnahmen von Flussübergängen<br />

und Brücken<br />

‣ Keine Aufnahmen von militärischen<br />

oder militärähnlichen Einrichtungen<br />

‣ Keine Aufnahmen von militärischer<br />

Ausrüstung jeglicher Art<br />

‣ Keine Aufnahmen von Polizeistationen<br />

‣ Keine Aufnahmen von Hafenanlagen<br />

oder Bahnhöfen<br />

Abb. 14: Militär am Airport (Übungsphoto!)<br />

Das Fotografieren von Personen ist ebenfalls<br />

nicht ohne Risiken.<br />

Man sollte grundsätzlich nur mit Erlaubnis der<br />

entsprechenden Person fotografieren. Besondere<br />

Vorsicht ist bei verschleierten Frauen geboten;<br />

hier sollte <strong>im</strong>mer vorher gefragt werden!<br />

Kinder sollten nur fotografiert werden, wenn ein<br />

Erwachsener es erlaubt.<br />

Auch wenn man sich an diese Regeln hält, kann<br />

es passieren, dass das Fotografieren beanstandet<br />

wird. Reagieren Sie besonnen und absolut<br />

defensiv und verständnisvoll.<br />

Verhaltensregeln:<br />

‣ Entschuldigen Sie sich<br />

‣ Bei Digital- oder Videokameras zeigen<br />

Sie die Bilder<br />

‣ Versprechen Sie dem/den Betroffenen<br />

einen Abzug<br />

‣ Händigen Sie den Film aus, wenn darauf<br />

bestanden wird<br />

Photoausrüstung sollte niemals sichtbar in einem<br />

Fahrzeug aufbewahrt werden, da dies ein<br />

Anreiz zum Einbruch ist. Be<strong>im</strong> Mitführen einer<br />

persönlichen Fotoausrüstung be<strong>im</strong> Stadtbummel<br />

o.ä. sollte man sich auf eine kleine Kamera beschränken<br />

und diese nicht offen „<strong>im</strong> typischen<br />

Touristen-Look“ tragen.<br />

3.2.19 Reiseandenken<br />

Viele <strong>Einsatzkräfte</strong> nehmen aus dem Einsatzland<br />

ein Reiseandenken mit nach Hause. Dies<br />

ist solange nicht sicherheitsrelevant, wie es sich<br />

um „übliche“ Andenken handelt.<br />

Um Probleme bei der Ausreise zu vermeiden,<br />

sollten aber die lokalen Zollbest<strong>im</strong>mungen genau<br />

beachtet werden. Vorsicht ist insbesondere<br />

bei Antiquitäten und Produkten aus Tiermaterialien<br />

angebracht. Jede Einsatzkraft sollte dazu<br />

beitragen den internationalen Artenschutz zu unterstützen<br />

und auf den Kauf zweifelhafter Produkte<br />

verzichten!<br />

Vielfach werden auch gerne Münzen und Scheine<br />

der einhe<strong>im</strong>ischen Währung gesammelt. Hier<br />

ist darauf zu achten, ob die Ausfuhr der Währung<br />

gestattet ist!<br />

3.2.20 Reisen <strong>im</strong> Einsatzland<br />

Grundsätzlich sollten Reisen in der Dunkelheit<br />

ebenso vermieden werden wie „Spaziergänge“<br />

in unbekannte Stadteile. Der HoM bzw. TL legt<br />

fest, ob und welche Ausnahmen es davon gibt.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 33<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Alleinreisen sollten ebenfalls möglichst vermieden<br />

werden. Sofern durch lokale Autoritäten eine<br />

„Curfew“ ausgesprochen wurde, ist diese zwingend<br />

zu beachten!<br />

Für alle <strong>Einsatzkräfte</strong> gilt: Abmelden bei Reiseantritt<br />

und Anmelden bei Wiederkehr! Zusätzlich<br />

ist jede Reiseaktivität in die „Standortkontrolle“<br />

einzutragen (vgl. Abschnitt 3.1.3). Dies ist zwingend<br />

erforderlich, um bei einer plötzlichen Evakuierung<br />

den Überblick darüber zu haben, wo<br />

welche Einsatzkraft gerade ist.<br />

In Einsatzgebieten in denen besondere Gefährdungen<br />

vorliegen, z.B. VN Phase I oder aber<br />

Gebiete wo sehr lange Strecken zurückgelegt<br />

werden, sind genaue Angabe zu machen über<br />

welche Route man fährt, wann man abfährt und<br />

wann die Ankunft zu erwarten ist!<br />

Von der Einhaltung dieser Regel kann das Überleben<br />

der <strong>Einsatzkräfte</strong> bei einem Unfall / Überfall<br />

abhängen.<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.20 Reisen <strong>im</strong> Einsatzland<br />

3.2.21 Straßenverkehr<br />

3.2.22 Technik<br />

Nicht jede Einsatzkraft verfügt über genug Erfahrung,<br />

was das Fahren in schwerem Gelände angeht.<br />

Hinzu kommt oft noch ein lokaler Fahrstil,<br />

der <strong>im</strong> Vergleich zu Deutschland sehr extrem risikobewusst<br />

ist. Im Zweifel sollte man sich daher<br />

<strong>für</strong> lokale Kraftfahrer entscheiden.<br />

In vielen Einsatzländern gehören Rückspiegel zu<br />

den eher seltenen Bestandteilen eines Fahrzeuges.<br />

Daher wird oft nach Gehör gefahren und<br />

auf entsprechendes Hupen dem Fahrzeug hinter<br />

einem Platz gemacht.<br />

Schwierig wird es vor allem dann, wenn noch<br />

eher untypische „Fahrzeuge“ auf den Straßen<br />

unterwegs sind:<br />

3.2.21 Straßenverkehr<br />

Das <strong>THW</strong> teilt mit allen anderen internationalen<br />

Hilfsorganisationen die Tatsache, dass die meisten<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> nicht durch Minen<br />

oder Beschuss getötet oder verletzt werden,<br />

sondern durch Verkehrsunfälle!<br />

Alle 4 <strong>THW</strong> <strong>Einsatzkräfte</strong> die bisher in einem<br />

<strong>Ausland</strong>seinsatz ums Leben kamen, wurden<br />

Opfer von Verkehrsunfällen!<br />

Jedes Teammitglied sollte sich deshalb bewusst<br />

sein, dass der Straßenverkehr das größte Sicherheitsrisiko<br />

<strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz überhaupt ist.<br />

Abb. 16: „Verkehrshindernis“, Sri Lanka 2005<br />

Grundsätzlich sollte jede Einsatzkraft extreme<br />

Vorsicht walten lassen, wenn man sich zu Fuß<br />

bewegt und z.B. Straßen überqueren muss. In<br />

vielen Einsatzländern hat alles, was sich nicht<br />

auf Rädern bewegt keine Rücksicht zu erwarten!<br />

Auch das Vorhandensein von Zebrastreifen garantiert<br />

nicht, dass die Fahrzeuge anhalten!<br />

Abb.15: Totalschaden, <strong>THW</strong> Kfz in VN Mission Sierra Leone<br />

3.2.22 Technik<br />

In den westlichen Industrienationen ist durch<br />

Normen (z.B. DIN) und Gütesiegel (z.B. CS) ein<br />

hoher Sicherheitsstandard bei technischen Gegenständen<br />

und Einrichtungen gegeben.<br />

In den Einsatzländern hingegen wird sehr oft<br />

nach der Prämisse gearbeitet, dass alles entfällt<br />

was „unnötig Geld kostet“. Sehr oft machen<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> die Erfahrung, dass z.B. bei Nachfrage<br />

der einhe<strong>im</strong>ische Elektriker antwortet: „Das<br />

weiß doch jeder, dass das eine Stromleitung ist.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 34<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.22 Technik<br />

3.2.23 Unterkunft<br />

Wer da anfasst ist selber schuld, wozu also eine<br />

Isolierung?“.<br />

Die nachfolgend aufgeführten Grundsätze und<br />

Kriterien sind auch in diesem Fall eher Merkpunkte.<br />

Die dargestellten Sicherheitsstandards<br />

sind wünschenswert und anzustreben, in den<br />

meisten Einsatzländern aber wohl nur eingeschränkt<br />

realisierbar.<br />

Grundsätze:<br />

Abb. 17: Ersatznetzteil, Indien 2001<br />

Jede Einsatzkraft sollte sich daher <strong>im</strong> Umgang<br />

mit lokaler Technik bewusst sein, dass der Sicherheitsstandard<br />

extrem niedrig sein kann und<br />

besondere Vorsicht geboten ist.<br />

3.2.23 Unterkunft<br />

Man kann <strong>im</strong> Einsatzland in der Regel keine mit<br />

Deutschland vergleichbare Infrastruktur erwarten.<br />

Trotzdem sollte man großen Wert auf eine<br />

möglichst gute Unterbringung legen und zwar in<br />

erster Linie unter Sicherheitsaspekten, aber<br />

auch hinsichtlich der Lebensqualität, weil man in<br />

best<strong>im</strong>mten Situationen die eigenen Liegenschaften<br />

nicht oder nur sehr begrenzt verlassen<br />

kann. Behelfsmäßige Unterkunft und eine angespannte<br />

Sicherheitslage führen zu Stress und<br />

beeinträchtigen damit auch die persönliche Sicherheit,<br />

weil unzufriedenes oder gestresstes<br />

Personal den Instinkt <strong>für</strong> Gefahren weitestgehend<br />

verliert.<br />

Abb. 18: Ortsübliche Unterkunft, Äthiopien 2000<br />

Sofern es nicht bereits <strong>im</strong> Vorfeld des Einsatzes<br />

geschehen ist, zuerst einmal Klärung herbeiführen,<br />

ob Büro, Unterkunft und technischer Bereich<br />

in einer Liegenschaft eingerichtet werden sollten.<br />

Werden räumlich getrennte Liegenschaften gewählt,<br />

ist auf kurze und möglichst sichere Verbindungswege<br />

zu achten.<br />

Liegenschaften sollten äußerlich der landesüblichen<br />

Architektur entsprechen und von der Bauweise<br />

möglichst unauffällig sein; keine „Festungen“<br />

und keine „Prunkbauten“ anmieten.<br />

Lage<br />

Nicht zu isoliert, aber auch nicht zu exponiert,<br />

d.h. in unmittelbarer Nähe zu Gebäuden oder<br />

Liegenschaften die vor Ort sicherheitsrelevant<br />

sind und Ziel von Attentaten oder Protesten etc.<br />

sein könnten. Hierzu zählen insbesondere:<br />

‣ Regierungsgebäude<br />

‣ Militärische Einrichtungen<br />

‣ Polizeistationen<br />

‣ Internationale Einrichtungen<br />

‣ Elektrizitäts- / Wasserwerke<br />

Es sollte ein guter Zugang bestehen (keine engen<br />

Straßen), am besten mehrfache An- und Abfahrtmöglichkeit<br />

(<strong>für</strong> Evakuierung), sowie in erreichbarer<br />

Nähe Krankenhaus, Feuerwehr, Polizei<br />

<strong>für</strong> Notfälle.<br />

Natürliche Risiken wie Überschwemmungen in<br />

der Regenzeit bedenken!<br />

Grundstück und Gebäude<br />

Landesübliche Begrenzung bevorzugen („Low<br />

Profile“), grundsätzlich ist aber eine Mauer besser<br />

als Zaun.<br />

Landesübliche Bepflanzung stellt kein Problem<br />

dar; jedoch sollte das Gelände gut auszuleuchten<br />

sein.<br />

Möglichst alternative Anfahrmöglichkeiten berücksichtigen.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 35<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.22 Technik<br />

3.2.23 Unterkunft<br />

Zwei Tore sind zu bevorzugen, da <strong>im</strong> Notfall so<br />

schneller evakuiert werden kann.<br />

Zustand/Beschaffenheit der Gebäude<br />

Der bauliche Zustand sollte so sein, dass keine<br />

großen Umbauten aus Sicherheitsgründen erfolgen<br />

müssen.<br />

Zwei oder mehr Zugangsmöglichkeiten sind wegen<br />

Brandgefahr notwendig!<br />

Tanks <strong>für</strong> Gas, Öl, Diesel und Wasser, die außerhalb<br />

des Gebäudes liegen, sollten geschützt<br />

sein. In Einsatzländern mit extremen Temperaturen<br />

sollten die Tanks überdacht sein.<br />

Leistungsfähige Elektro-Installation ist nicht <strong>im</strong>mer<br />

möglich, daher <strong>im</strong> Vorfeld Standort und Anschlussmöglichkeit<br />

<strong>für</strong> Notstromgenerator einplanen.<br />

Auch die zentrale Wasserversorgung ist<br />

manchmal nur in der Theorie gegeben, bzw.<br />

sehr unzureichend. Externe Wasserreserven <strong>für</strong><br />

langfristigen Ausfall der Versorgung sind einzuplanen,<br />

notfalls per Außentank.<br />

Das Gebäude sollte trocken sein: in den Tropen<br />

vorkommender Sch<strong>im</strong>melbewuchs der Mauern<br />

birgt ein hohes Gesundheitsrisiko in sich.<br />

Telefon- und Internetanschluss sollten möglichst<br />

bereits vorhanden sein. Erfahrungsgemäß kann<br />

es Monate dauern und erhebliche Kosten bedeuten,<br />

wenn diese Leitungen erst nach Bezug installiert<br />

werden müssen. Auf gute Mobiltelefon-<br />

Verbindung muss geachtet werden. Immer prüfen:<br />

Gibt es „Ecken“ ohne Netzversorgung?<br />

Ergänzende Besonderheiten <strong>für</strong> Camps:<br />

Ein Zeltcamp muss sorgfältig geplant werden. Es<br />

sollte so aufgebaut sein, dass möglichst nur ein<br />

kontrollierter Zugang möglich ist.<br />

Abb. 19: Base of Operations gut planen<br />

Wenn möglich sind „natürliche Hindernisse“ als<br />

Außenmauern zu nutzen. Das Team soll einen<br />

Rückzugsraum haben, d.h. Aufenthalts- und<br />

Schlafzelte abseits vom Eingang (und damit<br />

auch aus dem Sichtfeld von z.B. TV Teams.<br />

Abb. 20: <strong>THW</strong> Camp Indien, 2001<br />

In Erdbebengebieten muss ausreichend Abstand<br />

zu benachbarten Gebäuden eingehalten werden.<br />

Natürliche Risiken sind möglichst zu vermeiden:<br />

‣ Lawinen, Muren<br />

‣ Überschwemmungen, große Flüsse auf<br />

gleicher Ebene sind <strong>im</strong>mer ein Problem<br />

‣ Flussauen, ehemalige Flussbette<br />

‣ Gebiete zwischen zwei Flussläufen<br />

‣ Gebiete, in den ein Fluss in einen anderen<br />

mündet<br />

‣ Flussmündungen<br />

Das Gelände sollte möglichst über eine eigene<br />

Wasserversorgung verfügen! Es ist darauf zu<br />

achten, dass durch die Abwasser keine hygienischen<br />

Probleme auftreten können (Einleitung in<br />

fließendes Gewässer, oder Sickergrube.<br />

Das Camp darf nie allein gelassen werden! Es<br />

sollte ein lokaler Mitarbeiter als Wächter eingesetzt<br />

werden, wenn alle Teammitglieder das<br />

Camp verlassen müssen.<br />

Immer prüfen, ob Nutzung von Mobiltelefonen<br />

einwandfrei möglich ist. Zusätzlich darauf achten<br />

dass die SatCom opt<strong>im</strong>al ausgerichtet werden<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 36<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.23 Unterkunft<br />

3.2.24 Verletzungen<br />

kann (Und zwar so, dass sie vom Führungszelt<br />

noch einsehbar ist: Diebstahlgefahr!)<br />

Ergänzende Besonderheiten <strong>für</strong> Hotels:<br />

Keine Z<strong>im</strong>mer anmieten in Hotels, die auf Grund<br />

der anderen Gäste oder spezieller Einrichtungen<br />

(z.B. Rundfunk oder Fernsehstationen) ein mögliches<br />

Ziel <strong>für</strong> Widerstandsgruppen / Terroristen<br />

sein könnten.<br />

Das Hotel sollte über Sicherheitspersonal verfügen!<br />

Aus finanziellen Gründen (Kostenersparnis)<br />

ein „Backpackerhotel“ in einer Seitengasse der<br />

Altstadt zu mieten, kann sich schnell als ein Sicherheitsrisiko<br />

erster Ordnung erweisen.<br />

Die Z<strong>im</strong>mer sollten möglichst in der Nähe von<br />

Aufzügen oder Treppenhäusern liegen.<br />

Unbedingt prüfen, ob in den Z<strong>im</strong>mern, Lobby,<br />

Speisesaal die Nutzung von Mobiltelefonen einwandfrei<br />

möglich ist.<br />

Weiterführende Details finden sich <strong>im</strong> Handbuch<br />

Sicherheit.<br />

3.2.24 Verletzungen<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz besteht in der Regel kein<br />

höheres Verletzungsrisiko als bei einem vergleichbaren<br />

Inlandseinsatz.<br />

Jedoch sind in vielen Ländern die hygienischen<br />

Umstände drastisch schlechter, weil man sich<br />

nicht in den nahezu „aseptischen“ Umfeld einer<br />

westlichen Industrienation bewegt. Dies führt<br />

unausweichlich zu einer höheren Infektionshäufigkeit,<br />

auch bei kleinsten Wunden.<br />

Daher sollte jede Verletzung ernst genommen<br />

werden und sorgfältig gehandelt werden. Die Erfahrung<br />

vieler Einsätze hat gezeigt, dass es<br />

nicht die eher seltenen tropischen Erkrankungen<br />

sind, die <strong>Einsatzkräfte</strong> vorrangig gefährden,<br />

sondern eher alltägliche, banale Dinge wie Mückenstiche,<br />

Ekzeme und an erster Stelle Verletzungen<br />

als Folge unangepasster Lebensweise!<br />

Hierbei ist es oft mangelndes Bewusstsein <strong>für</strong><br />

die besonderen Umstände <strong>im</strong> Einsatz die dazu<br />

führen, dass unbewusst ein Risiko eingegangen<br />

wird. Jede Einsatzkraft sollte daran denken,<br />

dass gerade in tropischen Ländern die Haut –<br />

als größtes Organ des Menschen – extremer Belastung<br />

ausgesetzt ist. Durch das ständige<br />

Schwitzen ist die Haut „gereizt“, gleichzeitig ist<br />

sie aber auch von einer Schicht aus Staub bedeckt,<br />

so dass durch unbedachtes Kratzen<br />

gleich doppeltes Infektionsrisiko besteht. Sollte<br />

die Einsatzkraft dann auch noch die persönliche<br />

Hygiene vernachlässigt haben (Händewaschen!),<br />

wird aus einen kleinen Mückenstich<br />

binnen Stunden ein großes Problem!<br />

Ein großer Teil der Verletzungen beruht auch auf<br />

unangepasster Lebensweise. Hier gibt es <strong>im</strong>mer<br />

wieder in den Einsätzen Verstöße gegen die<br />

s<strong>im</strong>pelsten Schutzregeln:<br />

‣ Die Benutzung von Sonnencreme mit<br />

Schutzfaktor 25 bedeutet nicht, dass<br />

man 25 mal so lange in der Sonne bleiben<br />

kann wie ohne Sonnencreme<br />

‣ Die Haut ist nicht nach 2 Tagen „eingewöhnt“!<br />

Die Benutzung von Sonnencreme<br />

muss über den ganze Einsatz erfolgen<br />

‣ Auch <strong>im</strong> Schatten kann man Sonnenbrand<br />

bekommen<br />

‣ Bei starker Sonnenstrahlung muss eine<br />

Kopfbedeckung getragen werden<br />

‣ Keine einengende Kleidung tragen<br />

‣ Mehr Pausen machen als in Deutschland<br />

üblich! Es hat seinen Grund, warum<br />

selbst die lokale Bevölkerung, die ja an<br />

die Hitze und Sonne gewöhnt ist, Siesta<br />

macht!<br />

‣ Arbeitshandschuhe tragen<br />

‣ Verletzungen sofort versorgen, nicht bis<br />

zur Pause oder zum Feierabend warten<br />

‣ Wenn sich die Wunde entzündet nicht<br />

auf „bin doch kein Weichei“ machen,<br />

sondern sofort zum Arzt gehen<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 37<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.25 Verpflegung<br />

3.2.25 Verpflegung<br />

Verpflegung in <strong>Ausland</strong>seinsatz wird oft nicht als<br />

potentielles Sicherheitsrisiko erkannt (vgl. auch<br />

Abschnitt Hygiene). Vielfach wird nach ein paar<br />

Tagen <strong>im</strong> Einsatzland unbewusst ein höheres<br />

Risiko eingegangen, weil man der Meinung ist,<br />

dass doch alles „so schl<strong>im</strong>m nicht sei“, speziell<br />

dann, wenn bisher noch keine Probleme aufgetreten<br />

sind.<br />

Hierbei wird vergessen, dass eine Lebensmittelvergiftung<br />

eher die Ausnahme ist, denn die<br />

Mehrzahl aller Erkrankungen, die durch Nahrungsaufnahme<br />

hervorgerufen werden, beruhen<br />

auf drei Faktoren:<br />

‣ unadäquate Zubereitung<br />

‣ das Geschirr und Besteck<br />

‣ mangelnde persönliche Hygiene.<br />

Best<strong>im</strong>mte Zubereitungsarten, die man aus<br />

Deutschland gewohnt ist, dürfen <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>seinsatz<br />

nicht angewandt werden, da die<br />

Rohware vor Ort oft weder durch Veterinäre untersucht<br />

ist noch ist die hygienisch einwandfreie<br />

Aufbewahrung möglich.<br />

Aus diesem Grund dürfen Fleischprodukte in der<br />

Regel nicht anders als „well done“, also komplett<br />

durchgegart gegessen werden!<br />

Hackfleisch darf nur verwendet werden, wenn es<br />

selbst zubereitet wird. In Restaurants sollte auf<br />

den Genuss von Hackfleisch besser verzichtet<br />

werden.<br />

Abb. 21: Metzgerei in Usbekistan (Kein Fenster, Kühlung)<br />

Bei der Zubereitung von Eiern ist ebenso äußerste<br />

Vorsicht geboten. Auch hier gilt, dass alle<br />

Eierspeisen „durch“ sein müssen.<br />

Frischmilch darf wegen des Brucellose-Risikos<br />

nicht verwendet werden. Es ist daher grundsätzlich<br />

nur Milch in Tetrapacks, am besten H-Milch<br />

zu kaufen.<br />

Auf Speiseeis sollte grundsätzlich verzichtet<br />

werden, ebenso auf Tiefkühlprodukte, da man<br />

sich nie sicher sein kann, dass die Kühlkette<br />

durchgängig eingehalten wurde.<br />

Bei Eiswürfeln in Getränken geht das Risiko weniger<br />

von der Herstellungsweise aus (selbst in<br />

der dritten Welt gibt es fast überall professionelle<br />

Firmen, die Eiswürfel herstellen), sondern vom<br />

Genuss eiskalter Getränke, die den – sowie<br />

schon stark belasteten – Magen-Darm-Trakt<br />

binnen weniger Minuten „kollabieren“ lassen.<br />

Daher sollte man grundsätzlich auf Eiswürfel,<br />

aber auch extrem gekühlte Getränke aus dem<br />

Kühlschrank verzichten.<br />

Ein in der westlichen Welt kaum noch bekanntes<br />

Problem tritt in der dritten Welt verstärkt auf: Botulismus.<br />

Hierbei handelt es sich um eine Vergiftung<br />

durch schlecht gewordene eingedoste Lebensmittel.<br />

Kennzeichen ist eine Gasbildung, die<br />

dazu führt, dass die Dose sich verformt: Aufgebläht<br />

ist. Alle Dosen, die eingekauft werden sollen,<br />

müssen daher genau auf eventuelle Aufblähungen<br />

untersucht werden.<br />

Aufgrund der schon erwähnten Kühlproblematik<br />

sollte grundsätzlich Fisch nur frisch gekauft werden!<br />

Entgegen der weit verbreiteten Angst durch die<br />

Speisen <strong>im</strong> Restaurant krank zu werden, sind es<br />

aber meist Geschirr und Besteck (unzureichend<br />

gereinigt), die Auslöser von Erkrankungen sind.<br />

Deshalb sollte man Restaurants sorgfältig aussuchen<br />

und möglichst eine Referenz (Botschaftspersonal,<br />

andere NGO, GO etc.) einholen.<br />

Vorsicht bei Straßen<strong>im</strong>bissen! Selbst wenn die<br />

Lebensmittel perfekt durchgegart sind, ist gerade<br />

hier das Risiko durch mangelhaft gereinigte Teller<br />

und Besteck extrem groß.<br />

Bei eigener Verpflegung durch Feldkoch sollte<br />

darauf geachtet werden, dass das Besteck und<br />

Geschirr sorgfältig gereinigt werden, wobei das<br />

Spülwasser deutlich öfter als in Deutschland<br />

gewechselt werden sollte.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 38<br />

<strong>Ausland</strong>


3. Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld<br />

Allgemeine Sicherheitsrisiken:<br />

3.2.25 Verpflegung<br />

Danach ist das gereinigte Geschirr und Besteck<br />

so aufzubewahren, das es weder durch Fliegen<br />

oder Sand / Staub kontaminiert werden kann.<br />

Als weiterer Risikofaktor ist die mangelhafte persönliche<br />

Hygiene zu nennen. Jede Einsatzkraft<br />

muss sich deshalb konsequent an die Grundregeln<br />

der persönlichen Hygiene halten:<br />

‣ Nach dem Toilettengang die Hände waschen<br />

und möglichst desinfizieren<br />

‣ Grundsätzlich vor dem Essen die Hände<br />

waschen<br />

‣ Die Fingernägel sauber halten (Sofern<br />

ortsüblich mit den Händen gegessen<br />

wird, liegt hier ein besonderes Risiko<br />

durch Kontamination)<br />

Es wird deshalb empfohlen sich „<strong>für</strong> den Fall der<br />

Fälle“ als Notvorrat eine Packung eingeschweißte<br />

Hygienetücher (notfalls Brillenputztücher) in<br />

die persönliche Ausstattung zu packen.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 39<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.0 Einleitung<br />

4.1 ABC-Kampfstoffe<br />

4.2 Bedrohungen<br />

4.0 Einleitung<br />

Neben den in Kapitel 3 dargestellten allgemeinen<br />

Sicherheitsrisiken, die sich aus dem Leben<br />

<strong>im</strong> Einsatzland und dem Routine-Dienstbetrieb<br />

ergeben, gibt es Gefährdungen, die auf besondere<br />

Situationen zurückzuführen sind.<br />

Wichtig ist, dass alle <strong>THW</strong>-<strong>Einsatzkräfte</strong> sich<br />

bewusst sind, dass es diese Art von Gefährdungen<br />

gibt und dass sie deshalb vor der Ausreise<br />

ins Einsatzland <strong>im</strong> Rahmen einer zielgerichteten<br />

Ausbildung mit derartigen außergewöhnlichen<br />

Situationen konfrontiert werden und lernen, damit<br />

umzugehen (u.a. Besuch des Lehrgangs<br />

„Einsatzgrundlagen <strong>Ausland</strong>“).<br />

Im Folgenden werden die am häufigsten vorkommenden<br />

besonderen Sicherheitsrisiken ohne<br />

Anspruch auf Vollzähligkeit dargestellt.<br />

Die vorgeschlagenen Verhaltensmaßnahmen<br />

stellen grundsätzliche Empfehlungen dar, die in<br />

der Regel dabei helfen werden, diese kritischen<br />

Situationen zu meistern. Rezepte können es<br />

nicht sein, weil jede Situation anders ist, Bedingungen<br />

in den Einsatzländern nur begrenzt vergleichbar<br />

sind und jeder Mensch unterschiedlich<br />

wahrn<strong>im</strong>mt und auch reagiert.<br />

Es muss außerdem klar sein, dass derartige Gefahrensituationen<br />

nicht auszuschließen sind und<br />

dass jede Einsatzkraft durch eine Teilnahme an<br />

einem <strong>THW</strong>-Einsatz <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> auch ein persönliches<br />

Risiko eingeht.<br />

Die nachfolgend dargestellten Verhaltensmaßnahmen<br />

<strong>für</strong> best<strong>im</strong>mte gefährliche Situationen<br />

können diese nicht verhindern, sondern dienen<br />

lediglich dazu, besser mit ihnen umzugehen.<br />

Wichtig ist, dass nach dem Erleben einer solchen<br />

Situation eine gründliche Auswertung erfolgt,<br />

die dem / den Betroffenen das Verarbeiten<br />

erleichtert, und die Vorbereitung und Ausbildung<br />

weiterer <strong>THW</strong>-<strong>Einsatzkräfte</strong> verbessert.<br />

Die nachfolgenden besonderen Sicherheitsrisiken<br />

sind nicht der Gefährdung nach, sondern<br />

alphabetisch aufgelistet!<br />

4.1 ABC-Kampfstoffe (Atomare, Biologische<br />

und Chemische Kampfstoffe)<br />

ABC-Waffen und –Kampfstoffe stellen eine tödliche<br />

Gefahr dar. Ein Schutz ist nur durch eine<br />

fundierte Ausbildung und mit einer speziellen<br />

Ausrüstung <strong>für</strong> eine sehr begrenzte Zeit möglich.<br />

Grundsätzliche Verhaltensmaßregeln:<br />

Befinden sich <strong>Einsatzkräfte</strong> in Ländern, in denen<br />

plötzlich – ohne dass <strong>im</strong> Rahmen der Erkundung<br />

entsprechende Erkenntnisse gewonnen werden<br />

konnten – ABC-Kampfmittel zum Einsatz kommen<br />

oder wird ein solcher Einsatz angedroht, ist<br />

die sofortige Ausreise anzuordnen.<br />

Sofern <strong>im</strong> Einsatzland Gebiete bekannt sind, die<br />

potentielle ABC Risiken beinhalten sind diese als<br />

„No Go Gebiete“ einzustufen. Sie dürfen erst<br />

dann betreten / durchfahren werden, wenn eine<br />

offizielle „Clearance“ erfolgt ist.<br />

Spezielle Verhaltensmaßregeln <strong>für</strong> den Umgang<br />

mit uranhaltiger Munition:<br />

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> <strong>im</strong> Rahmen ihrer Auftragserfüllung<br />

auf uranhaltige Munition oder Kriegsgerät stoßen,<br />

mit dem uranhaltige Munition verschossen<br />

wurde.<br />

Ehemalige Kampfgebiete sollten nach Möglichkeit<br />

weder befahren noch betreten werden. Falls<br />

dies unvermeidbar ist:<br />

‣ Keinerlei Munition oder Munitionsteile<br />

anfassen<br />

‣ Nicht auf Panzerwracks klettern, Keine<br />

alten Geschützstellungen „untersuchen“<br />

‣ Mundschutz gegen Geländestaub tragen<br />

‣ Bekleidung nach Rückkehr <strong>im</strong> Freien<br />

ausklopfen; dabei Mundschutz tragen<br />

‣ Schuhe <strong>im</strong> Freien abstauben, dabei<br />

Mundschutz tragen<br />

‣ Nach längerem Aufenthalt in derartigen<br />

Gebieten Blutuntersuchung machen lassen<br />

4.2 Bedrohungen<br />

Drohungen gegen das <strong>THW</strong> oder Teammitglieder<br />

können direkt mündlich <strong>im</strong> Gespräch, durch<br />

Briefe oder durch Telefonanrufe ausgesprochen<br />

werden.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 40<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.2 Bedrohungen<br />

4.3 Bombendrohungen<br />

4.4 Checkpoints<br />

Alle Drohungen sind ernst zu nehmen und erfordern<br />

unverzügliches Handeln des Sicherheitsmanagements.<br />

Direkte mündliche Bedrohung <strong>im</strong> Gespräch ist<br />

fast <strong>im</strong>mer eine Reaktion auf einen best<strong>im</strong>mten<br />

Sachverhalt (z.B. Reduzierung der Vertragssumme<br />

wegen Schlechtleistung, Kündigung des<br />

Fahrers wegen Trunkenheit) und kann deshalb<br />

oft beigelegt werden. Daher sollte versucht werden<br />

die Angelegenheit einvernehmlich zu lösen.<br />

Hierbei (vgl. Abschnitt 3.2.14) sollte noch einmal<br />

darüber nachgedacht werden, inwieweit die getroffene<br />

Regelung ortsangemessen war bzw. wie<br />

der „Ehrverlust“ wieder ausgeglichen werden<br />

kann.<br />

‣ Bei Bedrohungen durch Telefonanruf<br />

oder Brief sind folgende Maßnahmen<br />

einzuleiten:<br />

‣ Herausfinden, ob noch Drohbriefe gegen<br />

andere Organisationen gerichtet wurden<br />

‣ Versuchen zu analysieren, ob kr<strong>im</strong>inelle<br />

oder politische Motive dahinter stehen<br />

‣ Handelt es sich bei einem Drohbrief gegen<br />

eine konkrete Person, muss man<br />

versuchen herauszufinden, ob es Gründe<br />

<strong>für</strong> die Drohungen gibt<br />

‣ Verbindung mit den lokalen Behörden,<br />

EZ und Deutscher Botschaft aufnehmen<br />

Weisungen abwarten und ggf. konkret bedrohte<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> aus ihrem Auftrag herausnehmen.<br />

‣ Nach Eingang einer Drohung ist das<br />

Personal <strong>im</strong> Gebäude und auf dem<br />

Grundstück sofort zu evakuieren<br />

‣ Sicherstellen, dass niemand das Grundstück<br />

/ Gebäude mehr ohne besondere<br />

Aufforderung / Genehmigung betritt<br />

‣ EZ und Deutsche Botschaft unterrichten<br />

‣ Lokale Behörden unterrichten<br />

‣ Durchsuchungen / Überprüfungen möglichst<br />

mit Hilfe von Kampfmittel-<br />

Spezialisten durchführen lassen<br />

‣ Dienstbetrieb erst wieder aufnehmen,<br />

wenn das Gebäude / Grundstück freigegeben<br />

ist<br />

4.4 Checkpoints<br />

Checkpoints sind in vielen Ländern übliche Kontroll-<br />

und Sicherheitseinrichtungen der jeweiligen<br />

Regierung. Im Zusammenhang mit Ausländern<br />

und / oder internationalen Organisationen will<br />

man auf diese Weise deren Bewegungen kontrollieren<br />

und sich über die Aktivitäten auf dem<br />

Laufenden halten. Checkpoints werden aber<br />

auch in vielen Ländern durch Botschaften und<br />

VN Organisationen benutzt um eine Zugangsbeschränkung<br />

zu erreichen.<br />

4.3 Bombendrohungen<br />

Bombendrohungen können schriftlich in Form<br />

von Briefen oder mündlich durch Telefonate geäußert<br />

werden.<br />

Bomben / Sprengsätze können aber auch durch<br />

Briefe oder Päckchen verschickt oder <strong>im</strong> Gebäude,<br />

in oder unter Fahrzeugen oder auf dem<br />

Grundstück deponiert werden.<br />

Dieses Sicherheitsrisiko ist potentiell bei fast allen<br />

Einsatzländern gegeben, da es sowohl aus<br />

terroristischen, politischen und kr<strong>im</strong>inellen Gründen<br />

zu einer Bombendrohung kommen kann.<br />

Detaillierte Informationen können <strong>im</strong> Handbuch<br />

Sicherheit nachgelesen werden.<br />

Allgemeine Maßnahmen bei Bombendrohung:<br />

Abb. 22: Checkpoint <strong>im</strong> Libanon 2006<br />

Verhalten bei Anfahrt auf einen Checkpoint:<br />

‣ Geschwindigkeit verringern<br />

‣ Bewusst in der Straßenmitte fahren<br />

‣ VHF-Funk, Radio und alle Hintergrundgeräusche<br />

abstellen<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 41<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.4 Checkpoints<br />

4.5 Car Jacking<br />

4.6 Demonstrationen<br />

‣ Sonnenbrillen absetzen<br />

‣ Ausweis- und Reisepapiere (Reisegenehmigungen,<br />

Schutzbriefe etc.) bereithalten<br />

‣ Langsam an den Checkpoint heranfahren<br />

‣ In der Dämmerung oder Dunkelheit<br />

Standlicht einschalten<br />

Verhalten am Checkpoint:<br />

‣ Anhalten<br />

‣ Motor nur ausschalten, wenn dazu ausdrücklich<br />

aufgefordert<br />

‣ Innenbeleuchtung einschalten, damit alle<br />

Insassen gut gesehen werden<br />

‣ Ausweise zeigen, auf Verlangen ohne<br />

Widerspruch aushändigen<br />

‣ Nicht ohne Aufforderung aussteigen<br />

‣ Anweisungen Folge leisten<br />

‣ Keine hastigen oder missverständlichen<br />

Bewegungen machen<br />

‣ Hände <strong>im</strong>mer sichtbar halten<br />

‣ Nicht ohne Aufforderung in Taschen der<br />

Bekleidung oder andere Behälter fassen<br />

‣ Teammitglieder, die zur Kontrolle o.ä. in<br />

ein Gebäude aufgefordert werden, sollten<br />

nach Möglichkeit nicht allein gehen<br />

4.5 Gewaltsamer Autoraub („Car Jacking“)<br />

Das sogenannte „Car Jacking“ ist fast <strong>im</strong>mer auf<br />

das Fahrzeug an sich ausgerichtet und in der<br />

Regel nicht mit Gewaltanwendung <strong>für</strong> die Fahrzeuginsassen<br />

verbunden.<br />

Bei „Car Jacking“ gilt der Grundsatz: Menschenleben<br />

sind wichtiger als Kraftfahrzeuge oder jede<br />

andere Art von Ausrüstung. Daher keine Gegenwehr<br />

leisten, sondern Fahrzeug übergeben!<br />

„Car Jacking“ kann nicht generell verhindert<br />

werden, lediglich die Wahrscheinlichkeit kann<br />

durch geeignete Präventivmaßnahmen reduziert<br />

werden.<br />

‣ Nachtfahrten in unbekannten und / oder<br />

risikoreichen Gegenden vermeiden<br />

‣ Nach Möglichkeit keine Fahrzeuge fahren,<br />

die <strong>für</strong> „Car Jacker“ besonders interessant<br />

sind<br />

‣ Alles vermeiden, was ein Fahrzeug besonders<br />

auffällig und/oder attraktiv<br />

macht<br />

‣ Fahrzeugtüren – auch während der<br />

Fahrt - <strong>im</strong>mer verriegeln<br />

‣ Fenster <strong>im</strong>mer nur einen Spalt öffnen<br />

‣ Besondere Aufmerksamkeit an Stellen,<br />

an denen langsam gefahren oder angehalten<br />

werden muss<br />

4.6 Demonstrationen<br />

Grundsätzlich sind alle Menschenansammlungen<br />

und / oder Demonstrationen zu meiden.<br />

Man muss sich darüber <strong>im</strong> Klaren sein, dass Sicherheitskräfte,<br />

die eventuell zum Einsatz kommen,<br />

keinerlei Unterschiede zwischen demonstrierenden<br />

und zufällig vorhandenen Personen<br />

machen werden. Es kann während und nach der<br />

Demonstration zur Massenhysterie kommen<br />

(vgl. Abschnitt 4.11).<br />

Sofern vorher bekannt ist, dass eine Demonstration<br />

stattfindet, sind alle Teammitglieder zu informieren<br />

und der Ort des Geschehens als „No<br />

Go“ Bereich zu deklarieren. Wenn nicht abgeschätzt<br />

werden kann wie sich die Lage während<br />

und nach der Demonstration entwickelt, sollte<br />

sicherheitshalber komplett auf Aktivitäten verzichtet<br />

werden und die Arbeit notfalls <strong>für</strong> diesen<br />

Tag ausgesetzt werden.<br />

Sollte eine Einsatzkraft zufällig in eine (vorher<br />

unbekannte) Demonstration geraten ist wie folgt<br />

zu verfahren:<br />

‣ Sofort den Rückweg antreten<br />

‣ HoM / TL informieren<br />

‣ Weisungen abwarten.<br />

Es dürfte sich von selbst verstehen, dass<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> ihren neutralen Status wahren und<br />

nicht an Demonstrationen aktiv teilnehmen!<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 42<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.7 Entführung und Geiselnahme<br />

4.7 Entführung und Geiselnahme<br />

Die Entwicklung der internationalen Lage lässt<br />

erkennen, dass Hilfsorganisationen nicht mehr<br />

als neutral erachtet werden.<br />

Widerstandskämpfer, Terroristen oder auch Kr<strong>im</strong>inelle<br />

neigen dazu in zunehmendem Maße<br />

Ausländer entführen und / oder als Geisel nehmen,<br />

um ihre Ziele durchzusetzen. Die Entführungen<br />

können sich innerhalb und außerhalb der<br />

eigenen Liegenschaften ereignen. Sie lassen<br />

sich grundsätzlich nicht verhindern, aber ihre<br />

Wahrscheinlichkeit kann sich durch geeignete<br />

Gegenmaßnahme deutlich verringern:<br />

‣ Eigene Attraktivität soweit wie möglich<br />

reduzieren, um bei den potenziellen Entführern<br />

einen „lohnt nicht Effekt“ zu erzielen<br />

‣ Dezentes Auftreten<br />

‣ Unauffällige Fahrzeuge einsetzen<br />

‣ Landesübliche Unterkünfte und Liegenschaften<br />

nutzen<br />

‣ „Low profile“ in der Auftragserfüllung<br />

‣ Gezielte und sorgfältige Einbettung in<br />

das soziale Umfeld<br />

‣ Auf jede Veränderung <strong>im</strong> Umfeld achten<br />

‣ Wirksame, aber keine martialische Absicherung<br />

<strong>im</strong> materiellen und organisatorischen<br />

Bereich in den genutzten Liegenschaften<br />

‣ Bei Fahrten auf offener Landstraße nur<br />

anhalten, wenn es sich um Straßensperren<br />

oder Checkpoints o.ä. handelt oder<br />

man konkret mit der Waffe bedroht wird<br />

Wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einer<br />

Entführung oder Geiselnahme kommt, gilt<br />

der Grundsatz: Ruhe bewahren.<br />

Im Regelfall besteht keine unmittelbare Lebensgefahr,<br />

weil der / die Täter ja mit der Entführung<br />

/ Geiselnahme etwas erreichen wollen und zwar<br />

<strong>im</strong> Gegenzug zur Freilassung der lebenden Geisel.<br />

Wichtig ist, dass sich in einem derartigen Fall die<br />

Einsatzkraft der Tatsache bewusst ist, dass<br />

durch <strong>THW</strong>-Leitung das Auswärtige Amt eingeschaltet<br />

wird.<br />

Durch das Krisenzentrum des AA wird dann auf<br />

höchster Ebene alles unternommen, um die Angelegenheit<br />

schnellstmöglich positiv zu beenden.<br />

Phasen einer Entführung oder Geiselnahme:<br />

Grundsätzlich lässt sich der Ablauf von Entführungen,<br />

die oft erst in einem zweiten Schritt zu<br />

einer echten Geiselnahme werden, in vier Phasen<br />

einteilen:<br />

‣ Gefangennahme und Entführung<br />

‣ Transport<br />

‣ Gefangenschaft / Geiselhaft<br />

‣ Ende der Entführung / Geißelnahme.<br />

Gefangennahme und Entführung<br />

Die eigentliche Entführungsphase ist in der Regel<br />

besonders gefährlich, weil die Situation leicht<br />

eskalieren kann. Verhaltensempfehlungen:<br />

Leisten Sie keinen Widerstand, auch nicht <strong>im</strong><br />

Falle einer Fesselung oder wenn die Augen verbunden<br />

oder Sie geknebelt werden.<br />

Zeigen Sie sich absolut kooperativ und vermeiden<br />

Sie jede Form von Missverständnissen<br />

‣ Hände <strong>im</strong>mer sichtbar halten<br />

‣ Keine plötzlichen Bewegungen<br />

Versuchen Sie ruhig zu werden und den Schock<br />

zu überwinden.<br />

Transport<br />

Weiterhin ruhig bleiben und Kooperation zeigen.<br />

Keinen Fluchtversuch unternehmen!<br />

Gefangenschaft / Geiselhaft<br />

Bitten Sie um Kontaktaufnahme mit dem Team<br />

oder der Deutschen Botschaft. Falls es zu einem<br />

von den Entführern genehmigten Telefonkontakt<br />

kommt, sagen Sie nicht mehr als Ihnen erlaubt<br />

wurde. Jedes zusätzliche Wort oder jede nicht<br />

erlaubte Information sind <strong>für</strong> Sie lebensgefährlich.<br />

Essen und trinken Sie regelmäßig, auch wenn<br />

Sie weder Durst noch Hunger haben.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 43<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.7 Entführung und Geiselnahme<br />

4.8 Erpressung<br />

4.9 Kampfhandlungen / Beschuss<br />

Nutzen Sie jede Möglichkeit, sich körperlich fit zu<br />

halten. Trainieren Sie auch Ihren Kopf, damit Sie<br />

geistig wach und reaktionsfähig bleiben.<br />

Versuchen Sie auch nicht zu fliehen, denn das<br />

Risiko des Schusswaffengebrauches ist bei<br />

Fluchtversuch extrem hoch.<br />

Die Lage der Gruppe wird sich <strong>im</strong> Falle des erfolgreichen<br />

Fluchtversuches eines einzelnen<br />

Gruppenmitglieds extrem verschlechtern.<br />

Verhalten bei gewaltsamer Befreiung<br />

Sofort auf den Boden werden und versuchen,<br />

kriechend eine Deckung zu erreichen.<br />

In der Deckung weitere Entwicklung abwarten.<br />

Sich erst wieder Bewegen, wenn kein Schusswechseln<br />

mehr erfolgt bzw. Sie explizit dazu<br />

aufgefordert werden.<br />

Ende der Entführung / Geiselnahme<br />

Markieren Sie nicht den 'starken Mann' Öffnen<br />

Sie sich <strong>für</strong> Hilfe, besonders <strong>für</strong> psychologische<br />

Betreuung.<br />

Suchen Sie das Gespräch mit Kollegen / Kolleginnen<br />

und beschreiben Sie den Ablauf der Entführung<br />

<strong>im</strong> Detail.<br />

Akzeptieren Sie eine „betreute Auszeit“ in<br />

Deutschland<br />

Weitergehende Hinweise sind <strong>im</strong> Handbuch Sicherheit<br />

abgedruckt.<br />

4.8 Erpressung<br />

Erpressungsversuche können <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit einer Entführung (vgl. Abschnitt 4.7)<br />

oder aus anderen Gründen in schriftlicher oder<br />

fernmündlicher Form erfolgen.<br />

Sie sind <strong>im</strong>mer ernst zu nehmen, soweit jedoch<br />

keine Gefährdung von Leben und Gesundheit<br />

von Menschen damit verbunden ist, ist den Erpressern<br />

grundsätzlich nicht nachzugeben. Bei<br />

einer Personengefährdung haben dagegen Leben<br />

und Gesundheit des Betroffenen <strong>im</strong>mer die<br />

höchste Priorität.<br />

Auf gar keinen Fall versuchen, einen Erpressungsfall<br />

auf eigene Faust zu lösen. Sofort Kontakt<br />

mit EZ und Deutscher Botschaft aufnehmen<br />

und entsprechend deren Weisungen verfahren!<br />

4.9 Kampfhandlungen/Beschuss<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> des <strong>THW</strong> werden nicht unmittelbar<br />

in Kampfgebieten eingesetzt. Trotzdem kann es<br />

passieren, dass <strong>Einsatzkräfte</strong> unverhofft in eine<br />

Gefahrensituation durch Beschuss o.ä. kommen<br />

können.<br />

Jedes Teammitglied sollte sich in Krisengebieten,<br />

in denen Beschuss nicht gänzlich auszuschließen<br />

ist, zu Fuß oder <strong>im</strong> Fahrzeug <strong>im</strong>mer<br />

ganz bewusst bewegen und sich routinemäßig<br />

die Frage stellen: „Wo würdest Du jetzt in Deckung<br />

gehen, falls es notwendig würde?“<br />

Folgende Verhaltensweisen sind <strong>im</strong> Fall eines<br />

plötzlichen Beschusses anzuwenden:<br />

Bei Aufenthalt in einem Gebäude:<br />

‣ Soweit möglich den rückwärtigen Teil<br />

des Gebäudes aussuchen<br />

‣ An einer tragenden Innenwand auf den<br />

Boden setzen<br />

‣ Nicht gegenüber von Fenstern oder Türen<br />

aufhalten (Splittergefahr)<br />

‣ Nicht ans Fenster gehen<br />

‣ Per Funk oder Telefon Kontakt mit Team<br />

aufnehmen und Lage durchgeben<br />

Gebäude erst verlassen, wenn Beschuss aufgehört<br />

hat und Lage wieder sicher ist.<br />

Bei Aufenthalt außerhalb von Gebäuden:<br />

‣ Bei direkten Beschuss des Fahrzeugs<br />

durch Scharfschützen / Heckenschützen<br />

versuchen, durch erhöhte Geschwindigkeit<br />

und Zick-Zack-Kurs aus der Schusslinie<br />

zu kommen. Mitfahrer <strong>im</strong> Fußraum<br />

Deckung nehmen<br />

‣ Bei Ausbruch von Erdkämpfen, Fahrzeug<br />

sofort verlassen und hinter einem<br />

Reifen abducken oder auf den Boden<br />

legen<br />

‣ Bei Angriffen aus der Luft, sofort Fahrzeug<br />

verlassen und nächstmögliche Deckung<br />

aufsuchen<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 44<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.9 Kampfhandlungen / Beschuss<br />

4.10 Minen und andere Kampfmittel<br />

‣ Bei Bombenabwurf oder Artilleriefeuer<br />

<strong>im</strong>mer Mund aufmachen und Hände ü-<br />

ber die Ohren<br />

‣ Als Fußgänger bei Gefechtslärm hinter<br />

eine Mauer, einen Baum, eine Hausecke<br />

oder einen Wall o.ä. robben und geduckt<br />

in Deckung gehen oder auf den Boden<br />

legen<br />

‣ Falls möglich, feste Gebäude aufsuchen,<br />

dabei freies Gelände oder breite<br />

Straßen meiden, an Hauswänden entlanggehen<br />

‣ Per Funk oder Telefon Kontakt mit Team<br />

aufnehmen und Lage durchgeben<br />

Nicht unter Beschuss versuchen, die Dienststelle<br />

oder eigene Unterkunft zu erreichen. Die Deckung<br />

erst verlassen, wenn Kämpfe definitiv<br />

vorbei sind.<br />

4.10 Minen und andere Kampfmittel<br />

In kriegerischen Auseinandersetzungen werden<br />

nicht <strong>im</strong>mer Minenpläne oder Minenkarten erstellt.<br />

Es gibt in der Regel nach Ende der Auseinandersetzungen<br />

selten eine systematische Minenräumung.<br />

Vielerorts wurden Minen durch automatische<br />

Werfer am Boden oder durch Einsätze aus der<br />

Luft ins Zielgebiet gebracht. Bei diesen Minen,<br />

vor allem bei solchen, die gegen Personen gerichtet<br />

sind, ist von einer geringen Größe und<br />

von unterschiedlichsten Formen und Modellen<br />

auszugehen.<br />

Minen können:<br />

‣ offen liegen,<br />

‣ eingegraben sein oder nach dem Ende<br />

der Kampfhandlungen<br />

‣ von Sand zugeweht,<br />

‣ von Erde verschüttet oder<br />

‣ von Bodendeckern jeglicher Art ü-<br />

berwachsen sein,<br />

‣ häufig nach starken Regenfällen oder<br />

nach Erdrutschen wieder auftauchen,<br />

‣ auch durch Flüsse oder Überschwemmungen<br />

an gänzlich unbekannte<br />

Orte weiter transportiert worden<br />

sein<br />

In Kriegs- oder ehemaligen Kriegsgebieten<br />

muss deshalb auf unbest<strong>im</strong>mte Zeit grundsätzlich<br />

überall mit Minen, deren äußere<br />

Form und Sprengkraft sehr unterschiedlich<br />

sein kann, gerechnet werden.<br />

Allgemeine Verhaltensregeln:<br />

Betreten oder befahren Sie niemals ein Gelände,<br />

in dem Minen verlegt wurden oder dass minenverseucht<br />

sein könnte.<br />

Beachten Sie sehr sorgfältig alle Minenhinweise<br />

und / oder -markierungen.<br />

Addieren Sie zur gekennzeichneten Begrenzungen<br />

von minenverseuchtem Gebiet mindestens<br />

eine Fahrzeugbreite als zusätzlichen Sicherheitsabstand.<br />

Fahren Sie niemals auf einen Seitenstreifen, um<br />

einem Hindernis auf einer von Minen geräumten<br />

Straße/Trasse auszuweichen.<br />

Bleiben Sie unbedingt in ggf. vorhandenen Fahrspuren.<br />

Falls Sie sich zu Fuß in durch Minen gefährdetem<br />

Gelände bewegen müssen:<br />

‣ Gehen Sie langsam und wachsam und<br />

schauen Sie <strong>im</strong>mer voraus, bevor Sie<br />

einen Fuß fest aufsetzen<br />

‣ Gehen Sie hintereinander in den Fußspuren<br />

des Vordermannes<br />

‣ Verlassen Sie keine sicheren Wege oder<br />

Straßen, auch nicht um zu urinieren o.ä.!<br />

‣ Berühren Sie niemals eine Mine oder einen<br />

ihnen verdächtig erscheinenden<br />

Fremdkörper. Markieren Sie die Fundstätte<br />

und informieren sie die Anwohner<br />

und die zuständigen Stellen<br />

‣ Durchsuchen oder betreten Sie keine<br />

verlassenen Häuser oder Ruinen, verlassene<br />

Dörfer, ehemalige Militärstützpunkte,<br />

Gefechtsstände, Feldflugplätze,<br />

Trafo-Stationen, Panzerwracks etc.<br />

Detaillierte Informationen zu den einzelnen Minenarten<br />

können <strong>im</strong> Anhang 05 nachgelesen<br />

werden.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 45<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.10 Minen und andere Kampfmittel<br />

4.11 Massenhysterie<br />

4.12 Naturkatastrophen<br />

Andere Kampfmittel<br />

In ehemaligen Kampfgebieten ist neben Minen in<br />

der Hauptsache noch zu rechnen mit:<br />

Improvised Explosive Devices<br />

Hierbei handelt es sich um selbst hergestellte<br />

Explosivkörper. Es gibt weder eine spezielle<br />

Farbe oder Form.<br />

Booby Traps<br />

Sind harmlos aussehende Explosivkörper, häufig<br />

auch Nachbildungen von vertrauten Gegenständen<br />

wie Cola-Dosen oder kleinen Bällen etc.<br />

Sie werden häufig von abziehenden Truppen<br />

willkürlich oder gezielt zurückgelassen.<br />

Unexploded Military Ordnance (UXO)<br />

In ehemaligen Kampfgebieten finden sich überall<br />

Blindgänger oder auch gefährliche Munitionsteile.<br />

Die Scala reicht von nicht explodierten Bomben<br />

bis zu verlorener Munition <strong>für</strong> Handfeuerwaffen.<br />

Für alle Kampfmittel gilt:<br />

‣ Hände weg<br />

‣ Fundstelle markieren<br />

‣ Anwohner informieren<br />

‣ Zuständige Stellen unterrichten<br />

4.11 Massenhysterie<br />

Im Rahmen ihrer Auftragserfüllung können<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> mit der besonderen Problematik<br />

der Massenhysterie konfrontiert werden. Überall,<br />

wo es zu großen Menschenansammlungen<br />

kommt, ist dieses Problem nicht auszuschließen<br />

und kann die konkrete Gefährdung des eingesetzten<br />

Personals zur Folge haben.<br />

Die Gefahr einer Massenhysterie ist dort besonders<br />

groß, wo:<br />

‣ Grundbedürfnisse von Menschen nicht<br />

befriedigt werden und es dadurch zwischen<br />

den Betroffenen zu einem Überlebenskampf<br />

kommt (z.B. Lebensmittelverteilung<br />

in Flüchtlingscamps, oder Abgabe<br />

von Trinkwasser nach Dürre etc.)<br />

‣ Demonstrationen bei angespannter politischer<br />

Lage erfolgen und die Ordnungskräfte<br />

gewaltsam eingreifen (vgl. Abschnitt<br />

4.6)<br />

‣ Extremsituationen mit traumatisierten<br />

Menschen wie z.B. nach einem Erdbeben<br />

Deshalb sollten die <strong>Einsatzkräfte</strong> bei der Planung<br />

von Trinkwasserabgabestellen oder anderen<br />

Einsatzorten grundsätzlich generelle Präventivmaßnahmen<br />

vorbereiten:<br />

1) Sorgfältige Platzauswahl, keine 360°<br />

Annäherungsmöglichkeit<br />

2) Warteraum und <strong>Ausgabe</strong>raum einrichten,<br />

getrennt vom allgemeinen Ankunftsbereich<br />

3) Bereich so aufbauen, dass ein Fluchtweg<br />

<strong>für</strong> das Fahrzeug frei bleibt<br />

4) Fahrzeug (möglichst vollgetankt) so parken,<br />

dass es nur von den <strong>Einsatzkräfte</strong><br />

erreicht werden kann<br />

4.12 Naturkatastrophen<br />

Fast die Hälfte aller <strong>Ausland</strong>seinsätze des <strong>THW</strong><br />

gehen auf Naturkatastrophen zurück, wobei die<br />

Tendenz steigend ist. Ebenso haben fast alle<br />

Einsatzländer des <strong>THW</strong> – <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

Deutschland – ein erheblich höheres Risiko <strong>im</strong><br />

Bereich Naturkatastrophen.<br />

Bei Naturkatastrophen handelt es sich in der<br />

Regel um Erdbeben, Erdrutsche / Muren, Hurricans<br />

/ Taifune, Tsunamis oder Überschwemmungen.<br />

Ein genereller Schutz ist vor den meisten<br />

Naturereignissen nicht möglich.<br />

Dennoch kann durch geeignete Präventivmaßnahmen<br />

das Sicherheitsrisiko deutlich min<strong>im</strong>iert<br />

werden:<br />

Überschwemmungen<br />

Keine Liegenschaften / Campplätze aussuchen,<br />

die in Flußauen oder ausgetrockneten Flusstälern<br />

liegen. Ebenso ist die unmittelbarer Nähe<br />

von Flüssen oder der Zusammenfluss von zwei<br />

Flüssen zu meiden.<br />

Im Falle von Reiseaktivität <strong>im</strong> Überschwemmungsgebiet<br />

gilt:<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 46<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.12 Naturkatastrophen<br />

4.13 Selbstmordattentäter<br />

‣ Keine Flüsse durchfahren, deren exakte<br />

Tiefe nicht bekannt ist, die Treibgut mit<br />

sich führen oder deren Strömungsgeschwindigkeit<br />

nicht eingeschätzt werden<br />

kann<br />

Erdbeben<br />

Grundsätzlich sollte bei einem Einsatz in einem<br />

akuten Erdbebengebiet an erster Stelle <strong>im</strong>mer<br />

die Überlegung stehen, ob anstelle von festen<br />

Unterkünften nicht eine Campvariante in Betracht<br />

gezogen werden sollte.<br />

Die Erdbebensicherheit von Gebäuden kann nur<br />

von Fachleuten beurteilt werden! Eine generelle<br />

Aussage zur Erdbebensicherheit best<strong>im</strong>mter<br />

Gebäudetypen ist kaum möglich.<br />

Erdbeben können weder vorhergesagt werden,<br />

noch lässt sich die Auswirkung generell best<strong>im</strong>men.<br />

Ausführliche Informationen zu Erdbeben befinden<br />

sich <strong>im</strong> Anhang 06.<br />

Tsunamis<br />

Tsunamis sind erst seit dem Seebeben vom<br />

26.12.2004 als generelles Sicherheitsrisiko wieder<br />

<strong>im</strong> Gespräch. Davor galten sie als eher spezifisches<br />

Risiko best<strong>im</strong>mter pazifischer Regionen.<br />

Die Vorwarnzeit bei Tsunamis ist extrem kurz<br />

(sofern es überhaupt ein spezielles Frühwarnsystem<br />

<strong>im</strong> Einsatzland gibt).<br />

Da die Auswirkung eines Tsunami stark von der<br />

Küstenbeschaffenheit abhängig ist, lässt sich<br />

schwer abschätzen, welche Auswirkung be<strong>im</strong><br />

Auftreffen auf Land entsteht. Daher ist generell<br />

schnellstmöglicher Rückzug aus Küstennähe<br />

und auf höher gelegenes Terrain geboten.<br />

Ausführliche Informationen zu Tsunamis befinden<br />

sich <strong>im</strong> Anhang 07.<br />

Hurricans / Taifune<br />

Stürme haben eine verhältnismäßig lange Vorwarnzeit<br />

und ermöglichen daher ausreichende<br />

Vorbereitungsmaßnahmen.<br />

Zu den klassischen Vorbereitungen gehören:<br />

‣ Absicherung von Türen und Fenstern<br />

durch Holzblenden<br />

‣ Vorbereitung eines Schutzraumes (möglichst<br />

<strong>im</strong> Keller)<br />

‣ Notfallbevorratung (Lebensmittel, Wasser,<br />

Generator/Betriebsstoffe etc.).<br />

Sofern die Unterkunft nicht ausreichend gesichert<br />

werden kann, sollte eine zeitweise Verlegung<br />

des Teams aus dem Gefahrenbereich erfolgen.<br />

Bei Eintreffen des Sturms in der Einsatzregion<br />

ist der Aufenthalt <strong>im</strong> Freien möglichst zu vermeiden,<br />

wie auch Reisetätigkeiten per Kfz.<br />

Die Warnungen über Radio / TV sorgfältig verfolgen<br />

und bei allgemeiner Aufforderung zur E-<br />

vakuierung sofort Folge leisten (vgl. auch Abschnitt<br />

3.1.5).<br />

4.13 Selbstmordattentäter<br />

Gegen Selbstmordattentäter gibt es keinerlei<br />

Schutz, weil diese bei der gezielten Selbsttötung<br />

ja keine Grenze des eigenen Risikos kennen,<br />

sondern bewusst - ob Terrorist oder Freiheitskämpfer<br />

- eine möglichst spektakuläre Wirkung<br />

erzielen wollen.<br />

Präventivmaßnahmen:<br />

‣ Als besonders gefährdet bekannte<br />

Stadtviertel / Gegenden meiden<br />

‣ Keine längeren Aufenthalte als unbedingt<br />

nötig in öffentlichen Einrichtungen<br />

oder deren unmittelbarer Nähe<br />

‣ Militäreinrichtungen, Rekrutierungsbüros<br />

und militärische Veranstaltungen in der<br />

Öffentlichkeit meiden<br />

‣ Bei angespannter Sicherheitslage auch<br />

den Aufenthalt auf Plätzen mit hohem<br />

Publikumsverkehr meiden, ebenso<br />

Marktplätze, große Restaurants oder<br />

Unterhaltungseinrichtungen<br />

‣ Öffentliche Verkehrsmittel und deren Abfahrtzonen<br />

/ -einrichtungen, wie Busbahnhöfe,<br />

Bahnhöfe etc. meiden<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 47<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.13 Selbstmordattentäter<br />

4.14 Sprengladungen/Autobomben<br />

‣ Zentrale Einrichtungen verfeindeter politischer<br />

oder ethnischer Gruppen meiden<br />

Maßnahmen bei einer Explosion<br />

Im Freien:<br />

‣ Auf den Boden werfen.<br />

‣ Kopf zwischen die Unterarme legen.<br />

‣ Tasche oder Rucksack über den Kopf<br />

‣ Ohren zuhalten, Mund öffnen (falls noch<br />

möglich); weitere Explosion könnte folgen<br />

Im Fahrzeug :<br />

‣ Seitlich auf oder neben die Sitzgelegenheit<br />

werfen und Kopf zwischen die Unterarme<br />

4.14 Sprengladungen / Autobomben<br />

Ein umfassender Schutz ist nicht möglich, weil<br />

solche Ladungen zu jeder Zeit und an jedem Ort<br />

gezündet werden können.<br />

Häufig werden sie an Straßenrändern deponiert,<br />

an öffentlichen Plätzen / Einrichtungen mit hohem<br />

Publikumsverkehr oder an wichtigen Transport<br />

/ Versorgungseinrichtungen. Besonders risikoreich<br />

sind auch alle Einrichtungen oder Vorhaben<br />

der Organisation, gegen die sich die Anschläge<br />

in besonderem Maße richten.<br />

Bei einem zielgerichteten Einsatz gegen eine<br />

best<strong>im</strong>mte Person oder Vertreter einer best<strong>im</strong>mten<br />

Organisation werden Sprengladungen häufig<br />

unter oder auch in Fahrzeugen deponiert.<br />

Für Einsatzgebiete in denen mit Sprengladungen<br />

oder Autobomben gerechnet werden muss, gelten<br />

folgende generelle Präventivmaßnahmen:<br />

‣ Persönliche Umgebung <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Auge<br />

behalten und auf Veränderungen achten<br />

wie z.B.:<br />

Herrenlose Aktentaschen, Koffer oder<br />

sonstige Behältnisse.<br />

Geparkte unbekannte Fahrzeuge, die<br />

keinem aus der Nachbarschaft gehören<br />

oder über längere Zeit nicht genutzt werden<br />

‣ Keine Paketsendungen annehmen, die<br />

man nicht bestellt hat<br />

‣ Keine Briefe annehmen oder öffnen, deren<br />

Absender man nicht kennt<br />

Be<strong>im</strong> Einsatz von Fahrzeugen:<br />

‣ Nicht in der Nähe potentieller Ziele aufhalten,<br />

zumindest nicht länger als nötig<br />

‣ Als gefährdet bekannte Stadtbezirke/Gegenden<br />

meiden<br />

‣ Militärkolonnen zügig überholen oder<br />

mindestens 50-100m Abstand halten;<br />

auf gar keinen Fall in der Kolonne „springen“<br />

‣ Eigene Fahrzeuge möglichst <strong>im</strong>mer an<br />

gut einsehbaren und von vielen Menschen<br />

frequentierten Plätzen abstellen<br />

‣ Am besten <strong>im</strong>mer Fahrer am oder <strong>im</strong><br />

Auto lassen<br />

‣ Vor erneuter Abfahrt das Fahrzeug und<br />

dessen unmittelbaren Umgebung sorgfältig<br />

prüfen - auch nach einem sehr kurzen<br />

Stop! - falls der Wagen unbeaufsichtigt<br />

war!<br />

Detaillierte Hinweise zu Präventivmaßnahmen<br />

sind dem Anhang 08 zu entnehmen.<br />

Maßnahmen bei Explosion einer Sprengladung:<br />

Im Freien:<br />

‣ Auf den Boden werfen.<br />

‣ Kopf zwischen die Unterarme legen.<br />

‣ Tasche oder Rucksack über den Kopf<br />

‣ Ohren zuhalten, Mund öffnen (falls noch<br />

möglich); weitere Explosion könnte folgen<br />

Im Fahrzeug :<br />

‣ Seitlich auf oder neben die Sitzgelegenheit<br />

werfen und Kopf zwischen die Unterarme<br />

Im Gebäude:<br />

‣ Auf den Fußboden werfen<br />

Möglichst nicht in Fensternähe (Splittergefahr)<br />

Deckung suchen.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 48<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.15 Straßensperren<br />

4.15 Straßensperren<br />

Grundsätzlich gelten <strong>für</strong> Straßensperren die<br />

gleichen Verhaltensregeln wie an Checkpoints.<br />

Allerdings sind Straßensperren mit erheblich<br />

größeren Risiken <strong>für</strong> das betroffene Personal<br />

verbunden, weil es sich dabei nicht um offizielle<br />

Einrichtungen handelt.<br />

Deshalb kommt es noch mehr darauf an, sich<br />

defensiv zu verhalten, auf jede Provokation zu<br />

verzichten und bei Gewaltandrohung jede Weisung<br />

zu befolgen.<br />

Während es sich bei Checkpoints in der Regel<br />

um von der Regierung angeordnete Routinekontrollen<br />

handelt, werden Straßensperren häufig<br />

mit dem Ziel eingerichtet, Menschen, die sich in<br />

den gestoppten Fahrzeugen befinden, Schaden<br />

zuzufügen oder aber sich das Fahrzeug anzueignen.<br />

Falls eine Straßensperre aus der weiten Distanz<br />

erkannt wird, einen andere Route wählen oder<br />

umgehend zur Dienststelle zurückfahren. Sollte<br />

man sich bereits zu dicht an der Straßensperre<br />

befinden, als das man noch wenden oder ausweichen<br />

könnte ohne das Risiko des Beschusses<br />

einzugehen, gelten nachfolgende Verhaltensregeln:<br />

‣ Geschwindigkeit verringern<br />

‣ Bewusst in der Straßenmitte fahren<br />

‣ Kontaktaufnahme mit HoM / TL:<br />

Information über Art und geographische<br />

Lage der Sperre. Ggf Weisung einholen<br />

‣ Sprecher/in festlegen, falls nicht bereits<br />

vor der Abfahrt geschehen<br />

‣ Funk und Radio ausschalten<br />

‣ Sonnenbrillen absetzen<br />

‣ Ausweis- und Reisepapiere (Reisegenehmigungen,<br />

Schutzbriefe) bereithalten<br />

‣ Langsam an die Sperre heranfahren<br />

‣ Bei Dämmerung oder Dunkelheit Standlicht<br />

einschalten<br />

Verhalten an der Straßensperre:<br />

‣ Motor nur ausschalten, wenn dazu ausdrücklich<br />

aufgefordert wird<br />

‣ Innenbeleuchtung einschalten, damit alle<br />

Insassen gut gesehen werden<br />

‣ Fenster einen Spalt breit öffnen<br />

‣ Nicht selbständig aussteigen<br />

‣ Anweisungen Folge leisten<br />

‣ Defensive Grundhaltung. Ruhig und gelassen<br />

bleiben, freundlich und respektvoll,<br />

aber auch best<strong>im</strong>mt<br />

‣ Keine hastigen oder missverständlichen<br />

Bewegungen, Hände <strong>im</strong>mer sichtbar<br />

halten<br />

‣ Nicht ohne Aufforderung in Taschen der<br />

Bekleidung oder andere Behälter fassen<br />

‣ Positive Reaktionen, Kooperation und<br />

Verständnis signalisieren. Ärger oder<br />

Anspannung nicht zeigen, nicht lachen<br />

oder flüstern<br />

‣ Nicht telefonieren oder funken<br />

‣ Eingeteilter Sprecher kommuniziert ausschließlich<br />

‣ Team-Mitglieder, die zur Kontrolle o.ä. in<br />

ein Gebäude aufgefordert werden, sollten<br />

nach Möglichkeit nicht allein gehen<br />

‣ Be<strong>im</strong> Aussteigen deutlich machen, dass<br />

man aussteigen will, langsame Bewegungen<br />

‣ Fahrzeug nicht ohne Aufsicht lassen<br />

Verhalten nach Verlassen der Straßensperre:<br />

‣ Langsam abfahren<br />

‣ Im Rückspiegel Situation verfolgen<br />

‣ Funk einschalten und HoM / TL über<br />

Vorfall unterrichten.<br />

Spezielle Hinweise zum Verhalten bei Straßensperren<br />

können <strong>im</strong> Anhang 09 nachgelesen<br />

werden.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 49<br />

<strong>Ausland</strong>


4. Besondere<br />

Sicherheitsrisiken<br />

4.16 Verhaftung<br />

4.16 Verhaftung<br />

Im Rahmen eines Einsatzes kann es vorkommen,<br />

dass eine Einsatzkraft von der lokalen Polizei<br />

oder anderen Sicherheitskräften verhaftet<br />

wird. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass sich<br />

das <strong>THW</strong> bei humanitären Einsätzen in der Regel<br />

in souveränen Staaten aufhält, d.h. <strong>Einsatzkräfte</strong><br />

haben keinen Sonderstatus, unterliegen<br />

also grundsätzlich den lokalen Vorgaben wie<br />

Straßenverkehrsordnung, Ausgangssperre (Curfew)<br />

etc.<br />

Daher kann bei einem Verstoß gegen Gesetze<br />

oder Anordnungen aber auch z.B. bei einem<br />

Verkehrsunfall eine Verhaftung einer Einsatzkraft<br />

erfolgen.<br />

Bei einer Verhaftung sind folgende Verhaltensregeln<br />

anzuwenden:<br />

Von der Einsatzkraft:<br />

Wichtig: Sofern noch möglich HoM / TL über<br />

Funk / Telefon über die anstehende Verhaftung<br />

verständigen. Hierdurch kann die Zeit in Sicherheitsverwahrung<br />

stark reduziert werden, weil<br />

unmittelbar Gegenmaßnahmen eingeleitet werden<br />

können. Sollte eine Benachrichtigung nicht<br />

mehr möglich sein, unbedingt versuchen das<br />

Handy / Funkgerät mitzunehmen. Nach erfolgter<br />

Verhaftung:<br />

‣ Ruhe bewahren und den Anweisungen<br />

Folge leisten<br />

‣ Auf Benachrichtigung des HoM / TL oder<br />

Deutscher Botschaft bestehen. Sofern<br />

telefonischer Kontakt gewährt wird, kurze<br />

und vor allem wahrheitsgemäße<br />

Sachverhaltsschilderung geben<br />

‣ Keine Schuldgeständnisse unterschreiben<br />

und nichtzutreffende Schilderungen<br />

des Sacherhaltes richtig stellen<br />

‣ Sich darauf einrichten, dass der Aufenthalt<br />

in Sicherheitsverwahrung länger<br />

dauert als in einer vergleichbaren Situation<br />

in Deutschland<br />

Von HoM / TL:<br />

‣ Sofort Deutsche Botschaft und EZ informieren<br />

‣ Kontaktaufnahme mit den zuständigen<br />

lokalen Behörden<br />

‣ Herausfinden, wo der Mitarbeiter oder<br />

die Mitarbeiterin festgehalten wird.<br />

‣ Vermittler einschalten.<br />

‣ Rechtsschutz besorgen.<br />

‣ Unmissverständliche Forderung nach<br />

sofortiger Freilassung stellen.<br />

‣ Weitere Weisungen der Deutschen Botschaft<br />

oder EZ abwarten.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 50<br />

<strong>Ausland</strong>


5. Einsatznachbereitung<br />

5.0 Einleitung<br />

5.1 Debriefing<br />

5.2 Lessons Learnt<br />

5.3 Best Practice<br />

5.0 Einleitung<br />

Grundsätzlich sollte die Einsatznachbereitung<br />

bereits <strong>im</strong> Einsatz beginnen. Wie bereits <strong>im</strong> Kapitel<br />

3 erwähnt, wird durch tägliches Debriefing<br />

und das Einsatztagebuch ein wesentlicher Bestandteil<br />

<strong>für</strong> die spätere Einsatznachbereitung<br />

gelegt.<br />

Die Nachbereitung des Einsatzes aus sicherheitstechnischer<br />

Sicht wird durch die <strong>THW</strong>-<br />

Leitung vorbereitet und sollte möglichst zusammen<br />

mit der normalen Lessons Learnt-<br />

Veranstaltung erfolgen, damit auch Inputs von<br />

den „normalen“ Teammitgliedern erfasst werden<br />

können.<br />

Neben der rein faktischen Auswertung des Einsatzes<br />

gehört auch die physische und psychische<br />

Nachbereitung zu den zu veranlassenden<br />

Maßnahmen. Die physische Nachsorge erfolgt<br />

<strong>für</strong> alle <strong>Einsatzkräfte</strong> durch die Tropennachuntersuchung,<br />

während die psychische Nachsorge<br />

grundsätzlich durch die einzelne Einsatzkraft veranlasst<br />

wird.<br />

5.1. Debriefing<br />

HoM / TL legen fest, wann das abschließende<br />

Debriefing zum Einsatz stattfindet. Aus der Erfahrung<br />

vergangener Einsätze empfiehlt sich,<br />

dieses nicht auf den Ankunftstag in Deutschland<br />

zu legen. Je nach Einsatzart ist dann meist „die<br />

Hölle los“, d.h. die Presse will <strong>Einsatzkräfte</strong> interviewen,<br />

die <strong>Einsatzkräfte</strong> selbst wollen eigentlich<br />

nur noch schnell nach Hause etc. Unter diesen<br />

Voraussetzungen ist das Debriefing dann<br />

auch meist nur von geringer Effizienz.<br />

Daher sollte am letzten Abend <strong>im</strong> Einsatzland<br />

ein abschließendes Debriefing angesetzt werden.<br />

Hier<strong>für</strong> eigenen sich verschiedene Verfahren<br />

(Brainstorming in Arbeitsgruppen, Gruppendiskussion<br />

u.a.). Wichtig ist nur, dass alle<br />

Teammitglieder ermutigt werden ihre Beiträge –<br />

und mögen sie auch sehr subjektiv sein- frei zu<br />

äußern und dann zu sammeln. Das Abschlussdebriefing<br />

soll nicht eine Lessons Learnt werden,<br />

d.h. hier geht es nicht darum abschließende Bewertungen<br />

vorzunehmen. Vielmehr sollen alle<br />

„Arbeitspunkte“ gesammelt werden, die dann<br />

später genauer analysiert werden.<br />

5.2 Einsatzauswertung (Lessons Learnt)<br />

Die Lessons Learnt darf nicht zu früh, aber auch<br />

nicht zu spät nach dem Einsatzende erfolgen!<br />

Ideal wäre es, wenn sie spätestens sechs Wochen<br />

nach Einsatzende stattfindet. Diese „Wartezeit“<br />

ist wichtig, dann die <strong>Einsatzkräfte</strong> „mental<br />

herunterfahren können“ und ihre Erfahrungen<br />

aus dem Einsatz dadurch objektiver analysieren<br />

können.<br />

Ziel der Lessons Learnt ist es, u.a. die Maßnahmen<br />

des Sicherheitsmanagements zu hinterfragen,<br />

um herauszufinden welche Maßnahmen gut<br />

waren und welche eher weniger gut.<br />

Neben der „Punktesammlung“ aus dem Debriefing,<br />

sollte deshalb am Anfang der Veranstaltung<br />

ein nochmaliges Brainstorming stattfinden, in der<br />

die <strong>Einsatzkräfte</strong> „Gutes“ und „Schlechtes“ aufschreiben.<br />

Diese Stichpunkte können dann mit<br />

den Ergebnissen aus dem Debriefing verglichen<br />

und unter folgenden Gesichtspunkten analysiert<br />

werden:<br />

‣ Welche Maßnahmen haben sich bewährt<br />

und welche nicht<br />

‣ Wo bestehen noch Lücken <strong>im</strong> <strong>Sicherheitsleitfaden</strong><br />

‣ Haben alle Sicherheit „gelebt“ oder gab<br />

es Ausnahmen und wodurch sind sie<br />

entstanden<br />

‣ Waren die Einsatzvorbereitungen ausreichend<br />

oder gibt es Verbesserungsbedarf?<br />

Wichtig ist jedoch, dass diese Punkte möglichst<br />

objektiv angegangen werden. Subjektivität wegen<br />

persönlicher Differenzen oder Unzufriedenheit<br />

führt automatisch zu einem Sicherheitsrisiko,<br />

da dann falsche Schlussforderungen getroffen<br />

werden können, unter denen dann die<br />

nächsten Teams zu leiden haben.<br />

5.3. Best Practice<br />

Wesentliches Element der Einsatznachbereitung<br />

ist die Übernahme von sich bewährten Regeln,<br />

Maßnahmen etc, in die Weiterentwicklung des<br />

Sicherheitsmanagements bzw. die Verbesserung<br />

von fehlerhaften oder eher mangelhaften<br />

Punkten.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 51<br />

<strong>Ausland</strong>


5. Einsatznachbereitung<br />

5.3 Best Practice<br />

5.4 Physische Nachsorge<br />

5.5 Psychische Nachsorge<br />

5.5.1 Stress<br />

Dieser Vorgang, das sogenannte „Best Practice“,<br />

trägt wesentlich dazu bei, dass das Sicherheitsmanagement<br />

<strong>im</strong> Feld effektiver wird.<br />

Be<strong>im</strong> Best Practice werden die Ergebnisse aus<br />

der Lessons Learnt in den <strong>Sicherheitsleitfaden</strong><br />

und die Ausbildung (z.B. EGA) überführt. Diese<br />

Arbeit wird von der <strong>THW</strong>-Leitung (Referate E2<br />

und E3) in Zusammenarbeit mit der<br />

Bundesschule Neuhausen übernommen.<br />

5.4 Physische Nachsorge<br />

Die Tropennachuntersuchung soll feststellen, ob<br />

die Einsatzkraft den Einsatz gesundheitlich unbeschadet<br />

überstanden hat. Sie wird normalerweise<br />

durch den Arzt / Tropeninstitut durchgeführt,<br />

der bereits die G35 vorgenommen hat. Je<br />

nach Einsatzland und eventuellen Beschwerden<br />

der Einsatzkraft wird die Nachuntersuchung ca.<br />

3-8 Wochen nach dem Einsatzende durchgeführt.<br />

Diese Wartezeit ist notwendig, da best<strong>im</strong>mte<br />

Parasiten (insbesondere bei Darmproblemen)<br />

vorher nicht nachgewiesen werden können.<br />

Die genaue Wartezeit wird den <strong>Einsatzkräfte</strong>n<br />

– nach Rücksprache der <strong>THW</strong>-Leitung mit<br />

dem Arbeitskreis Medizin – rechtzeitig mitgeteilt.<br />

5.5 Psychische Nachsorge<br />

Die Einsätze des <strong>THW</strong> erfolgen oft in Extremsituationen<br />

nach Krisen und Naturkatastrophen<br />

und sind daher oft <strong>für</strong> die <strong>Einsatzkräfte</strong> mental<br />

stark belastend. Jede Einsatzkraft hat dabei eine<br />

andere Art und Weise mit dieser Belastung umzugehen.<br />

Manche können die Belastungen regelrecht<br />

„abhaken“ und am Tages-/Schichtende<br />

entspannt schlafen, andere haben „schwer daran<br />

zu kauen“, müssen erst eine Zeit <strong>für</strong> sich<br />

sein.<br />

Grundlegende Informationen zum Stressabbau<br />

sind <strong>im</strong> nachfolgenden Abschnitt 5.5.1 zu finden.<br />

Für die meisten <strong>Einsatzkräfte</strong> ergeben sich aus<br />

den psychischen Belastungen des Einsatzes<br />

keine weiteren, bleibenden Probleme. Manchmal<br />

jedoch kann daraus ein Trauma werden (vgl.<br />

Abschnitt 5.5.2), dann muss sich die Einsatzkraft<br />

einer professionellen Nachsorge unterziehen.<br />

Grundsätzlich wird keine Einsatzkraft zu einer<br />

psychischen Nachsorge gezwungen, weder „<strong>im</strong><br />

Feld“ noch zu Hause <strong>im</strong> OV! Statt dessen wird<br />

ein Angebot durch die <strong>THW</strong>-Leitung gemacht,<br />

sich bei Bedarf an qualifizierte Fachkräfte zu<br />

wenden. Hierbei handelt es sich um sogenannte<br />

„Nachsorgeteams“, die dann die sogenannte<br />

„Psychosoziale Unterstützung“ (PSU) anbieten.<br />

Jede Einsatzkraft hat die freie Wahl, ob sie sich<br />

an einen ausgebildeten <strong>THW</strong> Peer wendet oder<br />

einen konfessionellen Peer bzw. andere Einrichtungen,<br />

wie z.B. zentrale Stelle zur Koordinierung<br />

von Nachbetreuungsmaßnahmen, Opfer<br />

und Angehörigenhilfe „NOAH“ <strong>im</strong> BBK in Bonn.<br />

5.5.1 Stress<br />

Wie bereits erwähnt, geht jede Einsatzkraft anders<br />

mit den erlebten Situationen um. In der Regel<br />

handelt es sich bei den erlebten Belastungen<br />

(z.B. Leben und Arbeiten angesichts von Elend<br />

und Not) um sogenannten „negativen Stress“.<br />

Dieser darf nicht verdrängt werden, sondern die<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> müssen sich damit auseinandersetzen.<br />

Hierbei kann es meistens schon helfen,<br />

dass abends <strong>im</strong> Team einfach mal darüber geredet<br />

wird, was am Tag geschehen ist, wie man<br />

es erlebt hat, was einen „verfolgt“. Vielfach stellen<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> dann fest, dass sie nicht allein<br />

sind, sondern das auch die anderen Teammitglieder<br />

ähnliche Probleme haben.<br />

Stress entsteht durch viele unterschiedliche Faktoren<br />

und kann deshalb nur selten vermieden<br />

mieden.<br />

Deshalb ist es wichtig, dass sich jede Einsatzkraft<br />

ihre individuelle Methode zum Stressabbau<br />

zurecht legt. Möglichkeiten / Methoden zum<br />

Stressabbau sind z.B.:<br />

‣ Meditation<br />

‣ Entspannung durch Musik<br />

‣ „Religiöse Zwiesprache“ / Gebet<br />

‣ „Das darüber reden“<br />

Es ist durchaus normal, dass bei manchen<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong>n der Stress auch noch nach dem<br />

Einsatzende <strong>für</strong> eine gewisse Zeit Auswirkungen<br />

zeigt, wie z.B. Schlafstörungen oder „<strong>im</strong>mer wiederkehrende<br />

Bilder“. Da jede Einsatzkraft Stress<br />

anders verarbeitet muss deshalb hier kein<br />

Trauma vorliegen, sondern „die Verarbeitung“<br />

dauert eben einfach länger.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 52<br />

<strong>Ausland</strong>


5. Einsatznachbereitung<br />

5.5.2 Trauma / Traumatisierung<br />

5.5.2 Trauma/Traumatisierung<br />

Wenn lange nach Einsatzende Schlafprobleme<br />

und „wiederkehrende Bilder“ andauern, kann eine<br />

Traumatisierung vorliegen.<br />

Obwohl dieser Fachbegriff jeder Einsatzkraft bekannt<br />

ist, wissen nur wenige, was sich darunter<br />

verbirgt.<br />

Kennzeichnend <strong>für</strong> das sogenannte „Posttraumatische<br />

Stresssyndrom“ (PTSS) ist, dass es<br />

sich um eine ernste Erkrankung handelt die jede<br />

Einsatzkraft treffen kann. PTSS wird vielfach<br />

nicht ernst genommen, <strong>im</strong>mer nach dem Motto<br />

„Mich trifft das nicht“. Dieser Gedankengang ist<br />

aber grundlegend falsch!<br />

PTSS trifft nicht jeden und ist auch kein Massenphänomen;<br />

jedoch zeigen internationale Studien<br />

unter humanitären Helfern und anderen<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong>n (Polizei / Feuerwehr), dass dieser<br />

Personenkreis häufig von PTSS betroffen ist.<br />

Ein Grund hier<strong>für</strong> ist, dass sich die Belastungen<br />

summieren, d.h. mit jeden Einsatz „füllt sich das<br />

Reservoir verdrängter oder nicht verarbeiteter<br />

Erlebnisse“ und erhöht die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass es bei einem Einsatz zu einem Erlebnis<br />

kommt, das dann letztlich „das Fass zum Überlaufen<br />

bringt“.<br />

Außerdem gibt es sogenannte „Trigger“, d.h.<br />

Eindrücke (wie z.B. Leichengeruch), die mit best<strong>im</strong>mten<br />

Erlebnissen der Vergangenheit verbunden<br />

werden und dann be<strong>im</strong> aktuellen Einsatz<br />

Bilder / Erinnerungen der alten Einsätze auslösen.<br />

Wichtig ist, dass sich alle <strong>Einsatzkräfte</strong> darüber<br />

<strong>im</strong> Klaren sind, dass PTSS selbst „gestandene<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong>“ unvermittelt treffen kann und <strong>im</strong><br />

Gegensatz zum o.a. „normalen negativen<br />

Stress“ weder selbst behandelt noch verhindert<br />

werden kann.<br />

Eine betroffene Einsatzkraft sollte daher nicht<br />

zögern und sich ggf. noch <strong>im</strong> Einsatz an den<br />

HoM / TL wenden und eine PSU beantragen.<br />

Sollte sich das PTSS erst nach dem Einsatz zeigen,<br />

besteht die Möglichkeit sich direkt an eine<br />

der empfohlenen Stellen (vgl. Abschnitt 5.5) zu<br />

wenden.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 53<br />

<strong>Ausland</strong>


Abkürzungsverzeichnis<br />

A - Z<br />

Folgende Abkürzungen werden <strong>im</strong> Leitfaden<br />

verwendet:<br />

AA<br />

BMI<br />

Bpol<br />

CODAN<br />

DO<br />

DPKO<br />

ECHO<br />

EU-GemV<br />

EZ<br />

GIS<br />

GO<br />

GPS<br />

GTZ<br />

HIC<br />

HoM<br />

Auswärtiges Amt<br />

Bundesinnenministerium<br />

Bundespolizei<br />

UN radio system<br />

(UN) Designated Official for security<br />

(UN) Department for<br />

Peacekeeping Missions<br />

European Commission Directorate<br />

General for Humanitarian Aid<br />

Europäisches Gemeinschaftsverfahren<br />

Einsatzzentrale der <strong>THW</strong>-Ltg<br />

Geographic Information System<br />

Governmental Organization<br />

Global Positioning System<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit<br />

Humanitarian Information Centre<br />

Head of Mission<br />

MAC<br />

Medevac<br />

MOSS<br />

NATO<br />

NGO<br />

OCHA<br />

OSOCC<br />

PTSS<br />

Sitrep<br />

SOP<br />

SSO<br />

TL<br />

TWWA<br />

UN<br />

UNDAC<br />

UNHCR<br />

Mine Action Centre<br />

Medical Evacuation<br />

Min<strong>im</strong>um Operating Security<br />

Standards<br />

North Atlantic Treaty Organization<br />

Non-Governmental Organization<br />

(UN) Office for the Coordination<br />

of Humanitarian Affairs<br />

On Site Operations and Coordination<br />

Centre<br />

Post Traumatisches Stress Syndrom<br />

Situation Report<br />

Standard Operational Procedures<br />

Safety & Security Officer<br />

Team Leader<br />

Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

United Nations<br />

United Nations Disaster Assessment<br />

and Coordination<br />

United Nations High Commissioner<br />

for Refugees<br />

HQ<br />

Headquarters<br />

UNICEF<br />

United Nations Children’s Fund<br />

ICRC<br />

IDP<br />

International Commission of the<br />

Red Cross<br />

Internal Displaced Person<br />

UXO<br />

VENRO<br />

Unexploded Ordnance<br />

Verband der Nichtregierungsorganisationen<br />

IFRC<br />

INSARAG<br />

International Federation of the<br />

Red Cross<br />

(UN) International Search &<br />

Rescue Advisory Group<br />

VHF<br />

VN<br />

WHO<br />

Short range radio<br />

Vereinte Nationen<br />

World Health Organization<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 54<br />

<strong>Ausland</strong>


Teil II:<br />

Anhänge<br />

Aus der Nessel Gefahr<br />

pflücken wir die Blume Sicherheit<br />

William Shakespeare, (1564 - 1616), englischer Dichter, Dramatiker<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 55<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 01<br />

Checkliste<br />

Erkundung<br />

Erkundung der Sicherheitslage<br />

Für eine umfassende Lagebeurteilung und eine<br />

daraus resultierenden Risikoanalyse bietet sich<br />

die folgende Checkliste an, die sich stark an<br />

dem von den VN genutzten Schema orientiert:<br />

Politische Lage<br />

‣ Aktivitäten der Regierung<br />

‣ Parteien und Gruppierungen<br />

‣ Gewerkschaften<br />

‣ Regionale Verhältnisse und Beziehungen<br />

‣ Herrschafts- und Stammesgebiete<br />

‣ Verhältnis zu Hilfsorganisationen<br />

Sicherheitskräfte<br />

‣ Militär<br />

‣ Verhältnis der Bevölkerung zum Militär<br />

‣ Nicht militärische Sicherheitskräfte<br />

‣ Spezialeinheiten der Polizei<br />

‣ Milizen<br />

‣ Öffentliche Ordnung<br />

‣ Verhältnis der Bevölkerung zu nicht militärischen<br />

Sicherheitskräften<br />

Sicherheitslage<br />

‣ Akute Kampfhandlungen: wo und zwischen<br />

wem<br />

‣ Kampfgebiete und Frontverlauf<br />

‣ Ende der Kampfhandlungen: wann und<br />

zwischen wem, Waffenstillstand oder<br />

Friedensvertrag<br />

‣ Ehemalige Kampfgebiete und früherer<br />

Frontverlauf<br />

‣ Angeordnete Ausgangsbeschränkungen<br />

‣ Bewegungs- / Reiseeinschränkungen<br />

‣ Sperrgebiete<br />

‣ Minenfelder / Minen verseuchte Gebiete<br />

‣ Gebiete, in denen besonders mit Blindgängern<br />

zu rechnen ist<br />

‣ Gebiete mit besonderen Sicherheitsrisiken<br />

‣ Kr<strong>im</strong>inalität<br />

‣ Hauptarten von Kr<strong>im</strong>inalität<br />

‣ Verbrechensarten gegen Einhe<strong>im</strong>ische<br />

‣ Verbrechensarten gegen Ausländer<br />

‣ Verbrechen gegen Hilfsorganisationen<br />

‣ Sonstige Sicherheitsrisiken <strong>für</strong> internationale<br />

Organisationen<br />

‣ Entführung und Geiselnahme<br />

‣ Naturkatastrophen<br />

Wirtschaftliche Lage<br />

‣ bedeutende Industrien<br />

‣ Beschäftigungslage<br />

‣ Warenangebot<br />

‣ Inflation<br />

‣ Pro Kopf Einkommen<br />

‣ Schwarzmarktaktivitäten<br />

Soziale Situation<br />

‣ Allgemein<br />

‣ Interne Konflikte<br />

‣ ethnische Konflikte<br />

‣ religiöse Konflikte<br />

‣ Minderheiten<br />

‣ Banden<br />

‣ Mafiaähnliche Strukturen<br />

‣ Einfluss religiöser Gruppen<br />

‣ Gesundheitssystem<br />

‣ Flüchtlingsprobleme<br />

Infrastruktur<br />

‣ Straßenverhältnisse<br />

‣ Flughäfen<br />

‣ Eisenbahnen<br />

‣ Öffentliche Verkehrsmittel / -netz<br />

‣ Wasserversorgung<br />

‣ Stromversorgung<br />

‣ Fernmeldeeinrichtungen<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 56<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 01<br />

Checkliste<br />

Erkundung<br />

Informationsmöglichkeiten<br />

Um die dargestellten Aspekte bewerten und die<br />

aufgeführten Fragen beantworten zu können,<br />

bieten sich die nachfolgenden Informationsmöglichkeiten<br />

an:<br />

Regierung und andere offizielle Stellen des<br />

Einsatzlandes<br />

Hierbei ist muss berücksichtigt werden, dass alle<br />

offiziellen Stellen in der Regel politischen Sachzwängen<br />

unterliegen, d.h. die Auskünfte zur Lage<br />

sind ggf. eher subjektiv.<br />

Trotzdem muss die Verbindung aufgenommen<br />

werden, weil nur durch die offiziellen Stellen die<br />

notwendigen Genehmigungen erteilt werden<br />

können, die man zur Arbeitsaufnahme <strong>im</strong> Feld<br />

benötigt.<br />

Je nach Einsatzland sind ggf. alle oder auch nur<br />

einige der folgenden Stellen aufzusuchen:<br />

‣ Innenministerium oder zuständiges Organ<br />

<strong>für</strong> Katastrophenhilfe<br />

‣ Fremdenpolizei<br />

‣ Zollverwaltung<br />

‣ Stadt- oder Bezirksverwaltung<br />

‣ Lokaler Polizeichef<br />

‣ Lokaler Kommandeur der Armee<br />

Eine Sonderstellung (in Afrika und Asien) haben:<br />

informellen Respektspersonen (Dorfälteste oder<br />

Stammesführer).<br />

Insbesondere in ländlichen Gegenden sind sie<br />

zwingend einzubeziehen, da sie manchmal<br />

mehr zu sagen haben als die „Offiziellen“.<br />

Deutsche Repräsentanz vor Ort<br />

Die deutsche diplomatische Vertretung (Botschaft<br />

/ Konsulat) wird während der Erkundung<br />

der wichtigste Ansprechpartner <strong>für</strong> die <strong>THW</strong>-<br />

<strong>Einsatzkräfte</strong> sein und in vielen Bereichen auch<br />

die wichtigsten Informationen zur Verfügung stellen.<br />

Das Vorgehen der Erkundung muss unbedingt<br />

vorab mit der Botschaft abgest<strong>im</strong>mt werden.<br />

Über die (rein) diplomatische Vertretung hinaus<br />

können noch folgende Einrichtungen in der Botschaft<br />

präsent sein, von denen weitere Informationen<br />

kommen können:<br />

‣ Bundespolizei (Bpol)<br />

Lagebeurteilung und Risikoanalyse Schwerpunkt<br />

auf Sicherheitslage)<br />

‣ Bundeskr<strong>im</strong>inalamt (BKA)<br />

Lagebeurteilung und Risikoanalyse mit Schwerpunkt<br />

auf: Sicherheitslage, Kr<strong>im</strong>inalität, Empfehlungen<br />

von Sicherheitsfirmen<br />

Bundeswehr<br />

Oft gibt es einen Militärattaché in der Botschaft,<br />

der wesentliche Informationen zu ZMZ und Sicherheitslage<br />

geben kann.<br />

In vielen Ländern sind auch Einheiten oder Einzelpersonen<br />

stationiert, die <strong>im</strong> Rahmen von VN<br />

oder EU-Missionen tätig sind. Auch hier können<br />

wertvolle Hinweise erfragt werden.<br />

Deutsche Regierungs- / Hilfsorganisationen<br />

In vielen Ländern sind GTZ, DED und DAAD seit<br />

Jahrzehnten tätig und verfügen über viele Detailinformationen,<br />

die <strong>für</strong> den Einsatzverlauf extrem<br />

wichtig sein können.<br />

Ebenso sind oft DWHH, MHD, JUH und andere<br />

Hilfsorganisationen vor Ort und können befragt<br />

werden. Gerade aus Sicht der Gesundheitsvorsorge<br />

sollte hier bereits frühzeitig über Nutzung<br />

medizinischer Infrastruktur gesprochen werden.<br />

Deutsche Firmen und andere Einrichtungen<br />

Deutschland ist Exportland und daher sind viele<br />

Firmen langjährig in großen <strong>Ausland</strong>sprojekten<br />

tätig oder unterhalten in der Hauptstadt Niederlassungen.<br />

Hier lassen sich viele Insiderinformation<br />

erfragen, insbesondere zu Themen wie Zoll,<br />

Arbeitsrecht (lokale Angestellte!) u.a., die sonst<br />

langwidrig bei offiziellen Stellen eingeholt werden<br />

müssten.<br />

Internationale Repräsentanz vor Ort<br />

VN (UNHCR/WHO/UNIICEF etc.) und NGO’s<br />

Eine VN Organisation ist <strong>im</strong>mer die sogenannte<br />

„Leading Agency“, die alle Einsatzaktivitäten koordiniert<br />

und meist auch das Sicherheitsmanagement<br />

übern<strong>im</strong>mt.<br />

Zusätzliche Informationen können von NGO’s<br />

wie OXFAM, MSF etc. erfragt werden.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 57<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 02<br />

Medizinische Vorbereitungen<br />

Die nachfolgende Auflistung ist den Unterlagen<br />

der BuS Hoya „Lehrgang Trinkwasser Labor I“<br />

entnommen und wurde von Dr. Gert Lehmann<br />

erstellt.<br />

Wichtiger Hinweis: Die Auflistung ist durch einen<br />

Mediziner zusammengestellt worden und berücksichtigt<br />

möglichst effektive und gleichzeitig<br />

„unbedenkliche“ rezeptfreie Medikamente.<br />

Dennoch ist <strong>im</strong> Einzelfall genau durch die Einsatzkraft<br />

abzuklären, ob diese Medikamente<br />

auch persönlich verträglich sind!<br />

Inhalt der Notfall Erste Hilfe Tasche:<br />

‣ Fieberthermometer<br />

‣ Splitterpinzette<br />

‣ Verbandsschere<br />

‣ Ohrstöpsel<br />

‣ Rettungsdecke<br />

‣ Schutzhandschuhe (mind. 2 Paar)<br />

‣ Verbandspäckchen (mind. 2 Stück)<br />

‣ Pflaster, wasserfest, mind. 20 Stück,<br />

z.B. Hansaplast®<br />

‣ Cutasept®-F Spray<br />

‣ PVP Jod Ratiopharm®<br />

‣ Sonnenschutz, z.B. Nivea® Sun Blocker<br />

LSF 25<br />

‣ Labello® oder ähnlicher Stift mit LSF 25<br />

‣ Schmerzmittel, z.B. ASS 500 (30 Stück)<br />

‣ Leichte Schlaftabletten*<br />

‣ Durchfallmittel, z.B. Tannacomp® (20<br />

Tabletten oder Loperamid® (10 Kapseln)<br />

‣ Gegen Mineralsalzverlust Elotrans® (20<br />

Beutel)<br />

‣ Magenmittel, wie z.B. Gelusil® Lac (20<br />

Tabletten)<br />

‣ Gegen Reisekrankheit Rodavan® (10<br />

Dragees.) Diese Position ist nur notwendig<br />

<strong>für</strong> <strong>Einsatzkräfte</strong>, die an Reisekrankheit<br />

leiden!<br />

‣ Gegen Insektenstiche Soventol® Gel<br />

(20g)<br />

‣ Insektenschutz Autan® active, am besten<br />

als Pumpspray mit mind. 20% Bayrepel-Anteil!<br />

Grundsätzlich sollten die Beipackzettel mitgenommen<br />

werden und in einer wasserdichten<br />

Plastiktasche aufbewahrt werden.<br />

Wichtig: Persönliche Hygieneartikel mit beipacken,<br />

wie z.B. Antibabypille, Tampons, Kondom**.<br />

Ebenfalls die sonstigen persönlich benötigte<br />

Medikamente (z.B. Creme gegen Herpes).<br />

Ebenso sollte ein Satz MIKROPUR Forte® (100<br />

Stück) Tabletten zur Notfallaufbereitung von<br />

Wasser mitgenommen werden!<br />

* Diese Position wurde nur unter Bedenken in<br />

die Liste aufgenommen!<br />

** Aufnahme in Aufzählung nur aufgrund der<br />

medizinischen Bedeutung (AIDS-Schutz), wenn<br />

gleich eine Gelegenheit zum Gebrauch <strong>im</strong> Einsatz<br />

kaum vorstellbar ist.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 58<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 03<br />

Checkliste<br />

Evakuierung<br />

Vorbereitung einer Evakuierung<br />

Eine Evakuierung kann – aufgrund einer extremen<br />

Bedrohungslage -kurzfristig notwendig werden,<br />

muss aber nicht zwangsläufig das Ende<br />

des Einsatzes / Projektes darstellen. Deshalb<br />

sind alle wichtigen Ordner zu kennzeichnen, die<br />

(wegen des Inhaltes) bei einer Evakuierung mitzunehmen<br />

sind. In der Regel sind dies die Kassenunterlagen<br />

und die Vertragsordner.<br />

Ein Backup des Computers / Netzwerks sollte<br />

regelmäßig (mind. einmal die Woche) auf ROM<br />

oder separater Festplatte / Stick erstellt werden.<br />

Regelmäßige Überarbeitung des Evakuierungsplanes<br />

vornehmen. Hierzu gehören:<br />

‣ Abfahren der vorgesehenen Routen<br />

‣ Aktualisierung der Änderungen (Wechsel<br />

„Safe places“, „Assembly points“,<br />

etc.) und Briefing der <strong>Einsatzkräfte</strong>, sobald<br />

eine Änderung eintritt!<br />

‣ Karten überprüfen<br />

‣ Erreichbarkeitsliste aktualisieren<br />

‣ Überprüfung der Vorräte (Trinkwasser,<br />

Notrationen etc.)<br />

‣ Papiere / Dokumente <strong>für</strong> Grenzübertritt<br />

aktuell halten<br />

In besonders gefährdeten Einsatzregionen sollte<br />

über regelmäßige Alarmübungen (einmal monatlich)<br />

nachgedacht werden!<br />

Das Einsatzteam muss genau darüber gebrieft<br />

werden, wer welche Aufgaben bei einer Evakuierung<br />

hat. Ebenso sollte sicherheitshalber das<br />

„Buddy system“ eingeführt werden, d.h. jede<br />

Einsatzkraft hat einen Partner, bildet ein Team,<br />

das sich gegenseitig unterstützt (und auch kontrolliert).<br />

Da eine Evakuierung sehr plötzlich angeordnet<br />

werden kann, muss da<strong>für</strong> gesorgt werden, dass<br />

jederzeit alle Standorte der <strong>Einsatzkräfte</strong> bekannt<br />

sind und die Notfallausstattung <strong>im</strong>mer<br />

schnell griffbereit ist.<br />

Die Notfallausstattung kann von Einsatzland zu<br />

Einsatzland variieren, in der Regel sind aber<br />

<strong>im</strong>mer mindestens folgende Gegenstände einzuplanen:<br />

‣ Trinkwasser (mind. <strong>für</strong> einen Tag)<br />

‣ Notverpflegung (mind. <strong>für</strong> einen Tag)<br />

‣ Karten <strong>für</strong> jedes Teammitglied (<strong>für</strong> den<br />

Fall einer Trennung!)<br />

‣ Taschenlampen<br />

‣ Ersatzakkus (voll aufgeladen <strong>für</strong> Funkgerät)<br />

‣ Persönliche Notfallausstattung (s.a. Abschnitt<br />

2.9)<br />

‣ Bei Evakuierung über Landweg sind<br />

Schlafsack und Moskitodome einzuplanen<br />

HoM / TL legt ab einer best<strong>im</strong>mten Gefährdungsstufe<br />

fest,, welche Maßnahmen <strong>im</strong> Bezug<br />

auf die Fahrzeuge getroffen werden. Hierzu gehören<br />

insbesondere<br />

‣ Ständig vollgetanktes Fahrzeug<br />

‣ Ersatzteile und Schmierstoffe<br />

Jedes Fahrzeug muss so ausgestattet sein, dass<br />

es notfalls die Evakuierung selbstständig durchführen<br />

kann.<br />

Für den Fall einer Evakuierung muss <strong>im</strong> Team<br />

ein Codewort vereinbart sein, damit externe<br />

nichts von der eingeleiteten Evakuierung erfahren.<br />

Dieses Codewort wird dann <strong>im</strong> Einsatzfall<br />

<strong>im</strong> Funk- und Telefonverkehr genutzt.<br />

Jede Einsatzkraft sollte sich die vereinbarten<br />

Routen genau einprägen, um notfalls auch ohne<br />

Karte den Weg zum Flughafen, Grenze etc. zu<br />

finden.<br />

Die <strong>Einsatzkräfte</strong> müssen die Routen nicht nur<br />

genau kennen, sondern sie zusätzlich mit Kürzel<br />

verbinden, die dann <strong>im</strong> Funkverkehr genannt<br />

werden können, z.B.<br />

Team 1 fährt auf festgelegter Route und meldet<br />

dann: „T1 on A1.“ Muss aus Sicherheitsgründen<br />

eine Alternativrouteroute genommen werden,<br />

meldet das Team: „T1 on A2“ etc.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 59<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 03<br />

Checkliste<br />

Evakuierung<br />

Durchführung einer Evakuierung<br />

Um Probleme und Missverständnisse zu vermeiden,<br />

sollte nur <strong>im</strong> äußersten Notfall vom<br />

vereinbarten Evakuierungsablauf abgewichen<br />

werden!<br />

Egal ob die Evakuierung von VN oder Botschaft<br />

ausgeht, sollte <strong>im</strong>mer ein einheitliches Verfahren<br />

verwendet werden.<br />

Bei Erhalt des Funkspruchs / Telefonats zum<br />

Einleiten der Evakuierung, wird von HoM / TL<br />

zuerst die Einsatzmannschaft informiert und danach<br />

EZ und / bzw. Deutsche Vertretung.<br />

Jedes Team bestätigt den Erhalt durch die vorher<br />

abgest<strong>im</strong>mte Fahrroutenmeldung. Bei Evakuierungen<br />

ist Zeit der wichtigste Faktor, deshalb<br />

muss schnellstmöglich mit der Evakuierung<br />

begonnen werden!<br />

Je nach Planung ist <strong>im</strong>mer der nächstgelegene<br />

„Assembly Point“ oder „Safe Place“ anzusteuern,<br />

es sei denn es wird bei Evakuierungsankündung<br />

explizit ein anderer Ort benannt!<br />

Grundsätzlich sollte eine Trennung des Teams<br />

vermieden werden, jedoch ist dies <strong>im</strong>mer abhängig<br />

von den Gegebenheiten <strong>im</strong> Einsatzland.<br />

Sofern möglich sollte versucht werden – sofern<br />

nicht durch andere Stelle (z.B. Botschaft, VN)<br />

vorgegeben <strong>im</strong> Konvoi zu fahren, wenn längere<br />

Strecken zurückzulegen sind.<br />

Bei eigenständiger Konvoieinrichtung zu beachten<br />

‣ Für jede Marschgruppe muss ein Konvoiführer<br />

und ein Vertreter eingesetzt<br />

sein<br />

‣ Führer fährt an der Spitze, Vertreter am<br />

Schluss<br />

‣ Führungsfahrzeug und Schlussfahrzeug<br />

festlegen<br />

‣ Zwischenziele mit Alternativen festlegen<br />

Im Interesse einer geordneten Evakuierung wird<br />

ggf. auch gewartet, falls sich Verspätungen bei<br />

einzelnen Fahrzeugen ergeben sollten.<br />

Lässt die Sicherheitslage oder der Abflugtermin<br />

(z.B. bei Helikopterevakuierung) keine weitere<br />

Wartezeit zu, muss jedes fehlende Fahrzeug<br />

benachrichtigt werden, damit dann der nächstgelegene<br />

Sammelpunkt angefahren wird.<br />

Sofern kein Konvoi gebildet werden kann, ist bei<br />

eigenständiger Evakuierung eine zusätzliche<br />

Zeitkoordination notwendig, d.h. die einzelnen<br />

Fahrzeuge melden sich die voraussichtlichen<br />

Ankunftszeiten am vereinbarten Sammelpunkt.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 60<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 04<br />

Funk<br />

Im <strong>Ausland</strong>seinsatz hat das <strong>THW</strong> nicht <strong>im</strong>mer<br />

einen eigenen Funkkanal zur Verfügung. Sofern<br />

VN-Frequenzen genutzt werden müssen, sind<br />

die international üblichen „radio procedures“ der<br />

VN anzuwenden.<br />

Hierzu gehört, dass <strong>im</strong> Sprechfunk standardisierte<br />

Wörter genutzt werden, die nachfolgend aufgelistet<br />

sind.<br />

Wort: Bedeutung:<br />

HELLO „Ich rufe“ (dann das „Callsign“<br />

des Empfängers / Station<br />

nennen)<br />

CALLSIGN Der zugewiesene Funkname<br />

(in der Regel eine Kombination<br />

aus Buchstabe und Zahl<br />

(z.B. A21)<br />

THIS IS „Hier spricht” (eigenes Callsign<br />

nennen)<br />

I SAY AGAIN „Ich wiederhole noch einmal,<br />

was ich gerade gesagt hatte”<br />

READ BACK „Bitte das Gespräch, den Satz<br />

genauso wiederholen, wie er<br />

empfangen / verstanden wurde“<br />

ROGER „Ich habe verstanden“<br />

SEND „Bitte Sprechen“<br />

OVER „Das ist das Ende des Gespräches<br />

/ Satzes und ich erwarte<br />

eine Bestätigung des<br />

Empfangs“<br />

OUT „Endgültiges Gesprächsende,<br />

Bestätigung wird nicht erwartet“<br />

WAIT „Ich muss das Gespräch kurz<br />

(!) unterbrechen“ (In diesen<br />

Fall sollten andere nicht ein<br />

anderes Gespräch anfangen!)<br />

WAIT OUT „Ich muss das Gespräch länger<br />

unterbrechen und werde<br />

zurückrufen“ (In diesem Fall<br />

können andere Gespräche beginnen)<br />

CORRECT “Was gerade (von der Gegenstelle)<br />

gesagt wurde ist richtig”<br />

WRONG Was gerade von der Gegenstelle<br />

gesagt wurde, ist<br />

falsch”<br />

CORRECTION “Was ich gerade gesagt habe<br />

war falsch, die richtige Version<br />

lautet….”<br />

BREAK BREAK “Dies ist ein Notfall,<br />

ich brauche den Kanal”<br />

(alle anderen sollen<br />

Gespräche beenden)<br />

Sofern „Break Break“ genutzt werden muss, weil<br />

ein Notfall vorliegt, ist folgende Sendung bei<br />

freier Frequenz vorzunehmen:<br />

„Mayday, Mayday, Mayday...... (dann<br />

das „Callsign“ dre<strong>im</strong>al wiederholen, anschließend<br />

Standort und kurze aber präzise<br />

Schilderung der Situation und welche<br />

Hilfe benötigt wird)“<br />

Es ist strenge Funkdisziplin zu halten. Unverschlüsselt<br />

darf nie über Details wie Geldtausch,<br />

Reisedetails oder andere sicherheitsrelevante<br />

Themen gesprochen werden.<br />

Durch das Team sollten <strong>für</strong> derartige Nachrichten<br />

best<strong>im</strong>mte Schlüsselwörter vereinbart werden,<br />

die dann verwendet werden können, wenn<br />

derartige Details zwingend über Funk abgesetzt<br />

werden müssen.<br />

Auch wenn dem <strong>THW</strong> (und ggf. anderen<br />

deutschsprachigen NGO oder GO) ein eigener<br />

Funkkanal durch die VN zur Verfügung gestellt<br />

wird, ist dieser in Englisch zu betreiben!<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 61<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 04<br />

Funk<br />

Be<strong>im</strong> Buchstabieren von Namen bzw. Nennung<br />

des „Callsigns“ ist zwingend folgendes Alphabet<br />

anzuwenden:<br />

A ALFA<br />

B BRAVO<br />

C CHARLIE<br />

D DELTA<br />

E ECHO<br />

F FOXTROT<br />

G GOLF<br />

H HOTEL<br />

I INDIA<br />

J JULIET<br />

K KILO<br />

L LIMA<br />

M MIKE<br />

N NOVEMBER<br />

O OSCAR<br />

P PAPPA<br />

Q QUEBEC<br />

R ROMEO<br />

S SIERRA<br />

T TANGO<br />

U UNIFORM<br />

V VICTOR<br />

W WHISKY<br />

X X-RAY<br />

Y YANKEE<br />

Z ZULU<br />

5 FIVE<br />

6 SIX<br />

7 SEVEN<br />

8 EIGHT<br />

9 NINE<br />

0 ZERO<br />

Beispiel: „one hundred fifty vict<strong>im</strong>s“ wird als „one<br />

five zero vict<strong>im</strong>s“ gemeldet.<br />

Zahlen sind (egal ob Daten oder „Callsign“) <strong>im</strong>mer<br />

einzeln zu nennen:<br />

1 ONE<br />

2 TWO<br />

3 THREE<br />

4 FOUR<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 62<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 05<br />

Kampfmittel und<br />

Minen<br />

Minen-Arten<br />

1) Anti-Personnel Mines<br />

Allgemein<br />

Diese Minen richten sich in der Hauptsache gegen<br />

Personen oder nicht gepanzerte Fahrzeuge.<br />

Sie sind in der Regel nicht einzeln verlegt und<br />

können in Verbindung mit Anti-Tank-Mines verlegt<br />

sein.<br />

Arten von Anti Personnel Mines:<br />

Angesprochen werden nur die gängigsten Anti-<br />

Personnel Mines. Wenn sie aus der Luft verlegt<br />

wurden, können diese Minen grundsätzlich alle<br />

Formen und Farben haben.<br />

Pressure Mine<br />

‣ Meistens leicht eingegraben oder mit<br />

Sand/Erde bedeckt<br />

‣ Reagiert auf Druck, aber je nach Zündereinstellung<br />

kann auch Annäherung<br />

genügen, um die Explosion auszulösen<br />

‣ Normalerweise rund und groß wie ein<br />

Camembert, aber 4 – 5 cm hoch<br />

‣ Aus Metall oder neuere Modelle aus<br />

Plastik<br />

‣ Je nach Umgebung grün, braun, grau<br />

oder Tarnfarbe, auch andere Farben<br />

sind möglich<br />

Wooden or plastic rectangular Anti Personnnel<br />

mine<br />

‣ Die so genannte Bleistiftmine<br />

‣ Ca. 14 cm lang und 3 mm dick<br />

Anti Personnel or Butterfly Mine<br />

‣ Wird aus der Luft eingesetzt<br />

‣ Sieht wie ein Schmetterling oder eine<br />

Schwinge aus, ca. so groß wie ein<br />

Handteller<br />

‣ Werden in großer Anzahl über weite<br />

Flächen gestreut und können deshalb<br />

praktisch nicht entschärft werden<br />

‣ Farbe auch nach Umgebung<br />

Bounding or Jumping Mine<br />

‣ Ist mit einem Draht oder Plastikband<br />

verbunden.<br />

‣ Meistens leicht eingegraben<br />

‣ Größe wie eine Cola Dose, oben mit einem<br />

oder mehreren Metallstiften<br />

‣ Über Draht oder Band löst man die Mine<br />

aus, die hoch springt und explodiert.<br />

‣ Farbe: Dunkel oder nach Umgebung<br />

Fragmentation Mine<br />

‣ Die Splittermine ist nicht ganz eingegraben,<br />

sondern mit einem Dorn in die Erde<br />

gesteckt.<br />

‣ In der Regel mit einem Draht oder Nylonfaden<br />

verbunden<br />

‣ Zylinderförmig: Groß wie ein Gartenschäufelchen<br />

und außen mit Waffelstruktur,<br />

um die Splitterwirkung zu erhöhen.<br />

‣ Farbe: Dunkel oder nach Umgebung<br />

Claymore A(nti) P(ersonnel) Mine<br />

‣ Gehört zu den Splitterminen<br />

‣ Größe wie ein Walkman<br />

‣ Konvex ausgelegt, um die Splitter in eine<br />

Hauptrichtung zu lenken, steckt mit<br />

vier dünnen Beinen in der Erde<br />

‣ In der Regel mit einem Draht oder Nylonfaden<br />

verbunden<br />

‣ Farbe: Dunkel oder nach Umgebung<br />

2) Anti Tank Mines<br />

‣ Sind einzeln oder als Sperren verlegt<br />

‣ In der Regel in Sichtweite derer verlegt,<br />

die sie einsetzen. Es muss also zusätzlich<br />

mit Beschuss gerechnet werden!<br />

‣ 30 cm <strong>im</strong> Durchmesser und bis zu 11cm<br />

hoch<br />

‣ Eckig oder rund<br />

‣ Aus Metall oder Plastik<br />

‣ Ausgelöst durch Druck von Fahrzeugen,<br />

die über die Mine fahren<br />

‣ Farbe: Dunkel oder nach Umgebung<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 63<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 06<br />

Merkblatt<br />

Erdbeben<br />

Merkblatt Erdbeben<br />

Was mache ich, wenn in Starkbebengebieten<br />

die Erde bebt?<br />

Version 01/05 -© GeoForschungsZentrum Potsdam<br />

in der Helmholtz-Gemeinschaft<br />

ausgedruckt werden. Auch in den meisten außereuropäischen<br />

Gebieten werden Beben nach<br />

einer 12gradigen Skala klassifiziert. Eine Ausnahme<br />

ist Japan, das eine 7gradige Skala (JMA)<br />

verwendet. JMA = 4 entspricht Intensitäten von<br />

VI bis VII und JMA = 7 gilt <strong>für</strong> Bebenerschütterungen<br />

über X nach der EMS. Erdbebeningenieure<br />

bevorzugen Angaben der Erschütterungsstärke<br />

in Werten der Bodenbeschleunigung (in<br />

m/s2 oder Prozent der Erdbeschleunigung).<br />

Das Merkblatt soll Bürgern, die sich zeitweilig<br />

oder länger in erdbebengefährdeten Gebieten <strong>im</strong><br />

<strong>Ausland</strong> aufhalten, Hinweise geben<br />

1. zur Stärke und Dauer von Erdbebenerschütterungen,<br />

den dabei möglichen Schäden<br />

sowie zur Erdbebengefährdung,<br />

2. wo genauere Auskünfte zur Erdbebengefährdung<br />

eingeholt werden können,<br />

3. welche lokalen und baulichen Gegebenheiten<br />

diese Gefährdung erhöhen,<br />

4. wie man sich in stark erdbebengefährdeten<br />

Gebieten vorbeugend auf Erdbebenerschütterungen<br />

und –schäden einrichten soll,<br />

5. wie man sich <strong>im</strong> Falle eines Bebens zu<br />

verhalten hat,<br />

6. was auch nach einem Schadenbeben noch<br />

beachtet werden muss.<br />

Bitte beachten Sie: Die nachfolgenden Empfehlungen<br />

sind nach bestem Wissen entwickelt<br />

worden. Dennoch kann das GeoForschungs-<br />

Zentrum Potsdam nicht verantwortlich gemacht<br />

werden und keinerlei Haftung <strong>für</strong> Schäden übernehmen,<br />

die durch die Beachtung der vorgenannten<br />

Hinweise entstehen.<br />

Erdbebenerschütterungen, -gefährdung<br />

Erdbebenwahrnehmungen und –schäden werden<br />

nach einer Intensitätsskala klassifiziert. Die<br />

modernste und international weit verbreitete<br />

Skala ist die 12gradige Europäische Makroseismische<br />

Skala (EMS 1998). Eine Kurzfassung<br />

kann über das Internet unter<br />

http://www.gfzpotsdam.de/pb5/pb53/projekt/ems/kurz.htm<br />

Die Erdbebengefährdung wird üblicherweise als<br />

die Wahrscheinlichkeit definiert (z. B. 10 %), mit<br />

der die Erdbebenerschütterungen an einem best<strong>im</strong>mten<br />

Ort, in einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum (z.<br />

B. 50 Jahre) eine best<strong>im</strong>mte Erschütterungsintensität<br />

oder Beschleunigung erreichen bzw. ü-<br />

berschreiten. So beträgt z. B. in Deutschland <strong>für</strong><br />

Gebiete in der Schwäbischen Alb, um Aachen<br />

sowie um Basel die Wahrscheinlichkeit 10 %,<br />

dass <strong>im</strong> Verlaufe von 50 Jahren eine Erschütterungsintensität<br />

von VII erreicht oder überschritten<br />

wird. Im Mittel wiederholen sich Beben dieser<br />

Stärke in den genannten Gebieten dann etwa<br />

alle 475 Jahre. Für Erdbebeningenieure wird<br />

die Gefährdung angegeben als die Wahrscheinlichkeit,<br />

mit der ein best<strong>im</strong>mter Wert der Bodenbeschleunigung<br />

überschritten wird. Für die Intensität<br />

VII ist die Bodenbeschleunigung <strong>im</strong> Mittel<br />

etwa 1 m/s2 . Das entspricht etwa 10 % der<br />

Erdbeschleunigung. Bei den stärksten Beben<br />

können <strong>im</strong> Epizentrum über dem Bebenherd Beschleunigungen<br />

mehr als 10 m/s2 auftreten. Angaben<br />

der Erschütterungsintensität dürfen nicht<br />

verwechselt werden mit den Angaben der Erdbebenstärke<br />

nach der Richterskala (Magnituden).<br />

Letztere sind ein Maß <strong>für</strong> die <strong>im</strong> Erdbebenherd<br />

ausgelöste Schwingungsenergie und<br />

beziehen sich nicht auf die Erschütterungsstärke<br />

an verschiedenen Orten der Erdoberfläche.<br />

Magnitudenwerte werden ermittelt aus instrumentellen<br />

Messungen der Schwingungsgeschwindigkeit<br />

des Bodens. Das stärkste bisher<br />

registrierte Erdbeben hatte eine Magnitude M =<br />

9,5. Beben mit M = 7 gibt es <strong>im</strong> Mittel weltweit<br />

etwa 17 pro Jahr. Sie können <strong>im</strong> Herdgebiet bei<br />

geringer Herdtiefe bereits Erschütterungen der<br />

Intensität X bis XI bewirken.<br />

Die Erschütterungsdauer kann bei starken Beben,<br />

in Abhängigkeit von der Art und Größe des<br />

Bruchvorganges sowie des Untergrundes,<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 64<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 06<br />

Merkblatt<br />

Erdbeben<br />

einige Sekunden (bei etwa Magnitude 6) bis zu<br />

etwa 3 min (bei Magnitude 9,5) betragen.<br />

Auskünfte zur Erdbebengefährdung<br />

Eine weltweite Übersicht über die Erdbebengefährdung<br />

gibt die Globale Seismische Gefährdungskarte.<br />

Sie ist <strong>im</strong> Internet unter<br />

www.gfzpotsdam.de/pb5/pb53/projects/en/gshap/menue_gsh<br />

ap_e.html<br />

großformatig zum Download verfügbar.<br />

Baufachliche Informationen<br />

Aussagen in seismischen Gefährdungskarten<br />

beziehen sich auf mittlere stabile Untergrundverhältnisse.<br />

In Gebieten, die mit lockeren und feuchten Sed<strong>im</strong>enten<br />

bedeckt sind, kann die Intensität der<br />

Erdbebenerschütterungen um 1° bis 1½° erhöht<br />

sein. Bei niedrigem Grundwasserspiegel besteht<br />

in manchen Sed<strong>im</strong>entgebieten bei Erdbeben<br />

auch die Gefahr der Bodenverflüssigung. Dadurch<br />

können Straßen aufbrechen, absacken<br />

oder abrutschen, Häuser oder Brücken aus ihren<br />

Fundamenten gerissen werden und umkippen.<br />

Deshalb sollte in erdbebengefährdeten Gebieten<br />

das Bauen von und Wohnen in Gebäuden auf<br />

instabilem Untergrund vermieden werden. Gebäude<br />

mit schweren Wänden und Dächern aus<br />

unbearbeiteten Naturbruchsteinen ohne ausreichende<br />

Zementverfugung sind zu meiden. Holzrahmenkonstruktionen<br />

mit leichten Dächern<br />

(Fachwerkbauten) sind am wenigsten gefährdet.<br />

Stabile erdbebenverstärkte Rahmenbauweise<br />

wird oft auch in Stahl oder Stahlbeton ausgeführt.<br />

Erforderlichenfalls holen Sie bei den örtlichen<br />

Bau- und Genehmigungsbehörden Auskünfte<br />

zur Festigkeit des Untergrundes, der<br />

Fundamentbeschaffenheit und zur Berücksichtigung<br />

von Normen des bebensicheren Bauens<br />

<strong>für</strong> die von Ihnen bewohnten oder geplanten<br />

Gebäude ein.<br />

Vorbeugungsmaßnahmen<br />

Erdbeben treten plötzlich, heftig und unerwartet<br />

auf. Es gibt keine Möglichkeit der Vorhersage<br />

und Frühwarnung. Eine zuverlässige Reduzierung<br />

des Risikos ist nur durch vorbeugende<br />

Maßnahmen möglich.<br />

Ergibt die Fachbegutachtung des Bauzustandes<br />

und der Gründung Ihres Gebäudes eine unzureichende<br />

Erdbebensicherheit, dann kann diese<br />

nur durch fachkundige Verstärkungsmaßnahmen<br />

verbessert werden.<br />

Ungeachtet dessen sind folgende individuelle<br />

Vorkehrungen möglich:<br />

• Bei der Auswahl und Anmietung von Wohnungen<br />

ist auf die Erdbebensicherheit des Gebäudes<br />

und die Beschaffenheit des Untergrundes zu<br />

achten. Das Gebäude sollte nicht auf weichem,<br />

sandigem Boden, unterirdischen Hohlräumen<br />

oder aktiven tektonischen Verwerfungslinien<br />

stehen. Hanglage ist zu vermeiden.<br />

• Mieten Sie keine Wohnung in Hochhäusern<br />

ohne Erdbebensicherung, oder Häuser, die in<br />

engen Gassen gelegen sind; meiden Sie Objekte,<br />

auf die schlecht konstruierte Nachbarhäuser<br />

stürzen können.<br />

• Regale sind fest an der Z<strong>im</strong>merwand zu verankern<br />

(z.B. mit Winkeleisen und langen Schrauben<br />

ins Mauerwerk oder Gebälk);<br />

• Schwere Gegenstände nur in unteren Regalteilen<br />

aufbewahren;<br />

• Gleiches gilt <strong>für</strong> zerbrechliche Gegenstände<br />

wie Flaschen, Gläser, Porzellan. Diese sind in<br />

Schränken mit fest geschlossenen Türen aufzubewahren.<br />

• Haushaltschemikalien und entflammbare Flüssigkeiten<br />

sind in verschlossenen Schränken in<br />

unteren Regalen aufzubewahren;<br />

• Schwere Gegenstände wie Bilder, Spiegel und<br />

Kronleuchter nicht über Betten, Sofas oder andere<br />

Sitzgelegenheiten anbringen;<br />

• Deckenlampen und Zuführungskabel durch<br />

Haltebänder und Schellen stabilisieren;<br />

• Keine schweren Möbel und Regale in die Nähe<br />

von Ausgängen stellen;<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 65<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 06<br />

Merkblatt<br />

Erdbeben<br />

• Fernseher, Computerbildschirme, Maschinen<br />

u.a. bewegliche elektrische Geräte sind stabil zu<br />

befestigen;<br />

• Defekte elektrische und Gasleitungen sind umgehend<br />

zu reparieren (Brandgefahr!); verwenden<br />

Sie flexible Strom- und Gasleitungsverbindungen<br />

zu Versorgungsgeräten.<br />

• Warmwasserboiler sind fest <strong>im</strong> Boden zu verankern<br />

und mit Haltebändern an der Wand zu<br />

befestigen;<br />

• Erkunden Sie geeignete Zufluchtsorte in der<br />

Wohnung (z.B. unter einem stabilen Tisch, Bett<br />

oder verstärkten Türrahmen, an einer tragenden<br />

Innenwand und abseits von Außenwänden,<br />

Fenstern, Spiegeln, Bildern, schweren Möbeln<br />

und Bücherregalen, Kronleuchtern etc.);<br />

• Erkunden Sie die nächstgelegenen sicheren<br />

Orte <strong>im</strong> Freien in ausreichender Entfernung von<br />

Gebäuden, Bäumen, Telefon- und Stromleitungen,<br />

Straßen- und Bahnüberführungen; • Sichern<br />

Sie, dass alle Familienmitglieder wissen,<br />

wie sie sich während und nach einem Erdbeben<br />

(s. u.) zu verhalten haben. Insbesondere muss<br />

bekannt sein, wo Gas, Strom und Wasser abzuschalten<br />

sind, unter welchen Telefon-Nummern<br />

Polizei und Feuerwehr zu erreichen sind, wie<br />

man mit einem Feuerlöscher umgeht und welche<br />

Radiostationen Unfall- und Katastrophenmeldungen<br />

geben;<br />

• Organisieren Sie eine Katastrophennotversorgung<br />

<strong>für</strong> mindestens 3 Tage. Sie sollte umfassen:<br />

Taschenlampen und Kofferradio mit Ersatzbatterien,<br />

Handy, Erste-Hilfe-Kasten mit Anleitung,<br />

sonstige benötigte Medikamente, A-B-C-<br />

Feuerlöscher, haltbare Nahrungsmittel (Büchsenöffner<br />

und Taschenmesser nicht vergessen!)<br />

und Trinkwasser (ca. 4 Ltr. pro Tag pro Person),<br />

festes Schuhwerk und warme Kleidung, Schlafsäcke<br />

oder leichte Wärmedecken und Thermomatten,<br />

Zelt, Bargeld und Kreditkarten, Ausweispapiere,<br />

Stadtplan, Kugelschreiber und Notizblock.<br />

Legen Sie das Informationsblatt mit den<br />

wichtigsten Adressen und Telefonnummern zu<br />

der Notausrüstung. Diese ist an einem sicheren<br />

und leicht zugänglichem Ort unterzubringen. Erneuern<br />

Sie regelmäßig die Lebensmittel und<br />

Trinkwassernotversorgung.<br />

• Machen Sie mit Ihrer Familie oder Ihrem Team<br />

einen Erste-Hilfe-Test und stellen Sie sicher,<br />

dass alle mit den Notversorgungsgütern umgehen<br />

können.<br />

• Legen Sie einen Katastrophen-<br />

Kommunikationsplan fest, <strong>für</strong> den Fall, dass Familienmitglieder<br />

voneinander getrennt werden<br />

und wo sie sich wieder treffen können, nach<br />

Möglichkeit außerhalb des Katastrophengebietes.<br />

• St<strong>im</strong>men Sie sich auch mit Ihren Nachbarn o-<br />

der Kollegen ab, dass diese nach Ihrer Familie<br />

oder Ihrer Wohnung schauen, falls Sie <strong>im</strong> Katastrophenfall<br />

abwesend sind.<br />

Verhalten <strong>im</strong> Beben<br />

Bei Aufenthalt <strong>im</strong> Gebäude:<br />

• Bleiben Sie ruhig! Keine Panik! Springen Sie<br />

nicht aus dem Fenster oder vom Balkon!<br />

• Suchen Sie sofort Schutz unter einem schweren<br />

stabilen Möbelstück (z. B. Tisch) und halten<br />

Sie sich fest, solange die Erschütterung dauert,<br />

auch wenn sich das Möbel bewegt. Ist das nicht<br />

möglich, flüchten Sie unter einen stabilen Türrahmen<br />

oder legen Sie sich auf den Boden nahe<br />

einer tragenden Innenwand und weg von Fenstern<br />

und schützen Sie Kopf und Gesicht mit verschränkten<br />

Armen.<br />

• Bleiben Sie <strong>im</strong> Haus, solange die Erdbebenerschütterungen<br />

anhalten! Am gefährlichsten ist<br />

der Versuch, das Gebäude während des Bebens<br />

zu verlassen. Man kann durch fallende Gegenstände<br />

oder Glassplitter verletzt werden. Ausnahme:<br />

Sie befinden sich bei Beginn der Erschütterung<br />

<strong>im</strong> Erdgeschoss in Nähe einer Außentür,<br />

die direkt ins Freie führt (Garten oder offener<br />

Platz, nicht enge Strasse). Kein Treppenhaus<br />

begehen! Keinen Fahrstuhl benutzen!<br />

Bei Aufenthalt <strong>im</strong> Freien:<br />

• Suchen Sie schnellstmöglich einen freien Platz<br />

auf, entfernt von Gebäuden, Straßenlampen und<br />

Versorgungsleitungen – bleiben Sie dort, bis die<br />

Erschütterungen abgeklungen sind.<br />

• Wenn Sie Auto fahren, steuern Sie es sofort an<br />

den Straßenrand, weg von Gebäuden, Bäumen,<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 66<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 06<br />

Merkblatt<br />

Erdbeben<br />

Überführungen und Versorgungsleitungen. Bleiben<br />

Sie <strong>im</strong> Fahrzeug, solange die Erschütterungen<br />

anhalten. Schalten Sie das Autoradio ein. Befahren<br />

Sie keine Brücken, Kreuzungen oder Unterführungen!<br />

Nach dem Beben fahren Sie mit größter Vorsicht<br />

weiter (vermeiden Sie dabei Brücken<br />

und Rampen, die durch das Beben beschädigt<br />

sein könnten) oder lassen Sie das Auto ganz<br />

stehen (siehe 6.).<br />

• Befinden Sie sich bei Beginn der Erschütterungen<br />

am Fuße eines Steilhanges, dann bewegen<br />

Sie sich umgehend von diesem weg (Gefahr von<br />

Erdrutschen oder Steinschlag!).<br />

• Verspüren Sie Erdbebenerschütterungen an<br />

einer flachen Küste, dann rennen Sie so schnell<br />

wie möglich landeinwärts auf möglichst höheres<br />

Niveau. Das Erdbeben kann (u. U. bis zu 30 m<br />

hohe) Meereswogen auslösen (Tsunami). Diese<br />

treffen manchmal erst lange nach Abklingen der<br />

Bebenerschütterungen ein. Auch kann eine<br />

zweite Woge wesentlich später folgen. Deshalb<br />

verlassen Sie Ihren erhöhten Zufluchtsort erst,<br />

wenn offizielle Tsunami-Entwarnung gegeben<br />

wird.<br />

Verhalten nach dem Beben<br />

• Schalten Sie Ihr Kofferradio ein und verfolgen<br />

Sie die Meldungen und Anweisungen des Katastrophendienstes!<br />

• Helfen Sie verwundeten oder verschütteten<br />

Personen mit größter Umsicht. Wenn möglich,<br />

gewähren Sie erste Hilfe. Bewegen Sie keine<br />

Schwerverletzten, es sei denn, dass eine unmittelbare<br />

Gefahr <strong>für</strong> diese besteht. Rufen Sie ärztliche<br />

Hilfe!<br />

• Helfen Sie Ihren Nachbarn, insbesondere Kindern,<br />

älteren Leuten und Schwerbeschädigten.<br />

• Nach einem Erdbeben muss mit Nachbeben<br />

gerechnet werden. Obgleich diese schwächer<br />

als der Hauptstoß sind, können Sie an bereits<br />

beschädigten Gebäuden weitere Schäden oder<br />

sogar deren Einsturz verursachen. Nachbeben<br />

können noch bis zu mehreren Tagen, Wochen<br />

oder sogar Monaten nach dem Hauptbeben auftreten.<br />

• Betreten Sie keine beschädigten Gebäude und<br />

wenn, dann nur in Begleitung von Rettungskräften<br />

und mit Schutzhelm. Kehren Sie erst nach<br />

Hause zurück, wenn durch die Behörden die Sicherheit<br />

bestätigt wird.<br />

• Telefonieren Sie in dringendsten Notfällen: keine<br />

langen Gespräche! Eine Überlastung der Telefonverbindungen<br />

gefährdet die Rettungs- und<br />

Hilfsaktion.<br />

• Beseitigen Sie umgehend verschüttete giftige<br />

oder brennbare Flüssigkeiten.<br />

• Öffnen Sie Schranktüren vorsichtig. Verletzungen<br />

sind möglich.<br />

• Schalten Sie die Heizung ab. Prüfen Sie umgehend,<br />

ob der Schornstein über seiner gesamten<br />

Länge irgendwelche Schäden ausweist,<br />

durch die ein Brand entstehen könnte. Informieren<br />

Sie die Feuerwehr.<br />

• Prüfen Sie, ob Gasleitungen undicht sind (Geruch,<br />

Geräusch?). Schließen Sie den Haupthahn<br />

und informieren Sie ggf. die Gaswirtschaft.<br />

• Prüfen Sie, ob elektrische Leitungen defekt<br />

sind (gebrochene Kabel, Funken, durchgescheuerte<br />

oder heiße Isolationen?). Wenn ja,<br />

Hauptschalter ausschalten, Elektriker informieren.<br />

• Prüfen Sie, ob Wasser- oder Abwasserleitungen<br />

undicht sind. Im Verdachtsfall benutzen Sie<br />

keine Toiletten. Informieren Sie den Installateur.<br />

Erkundigen Sie sich be<strong>im</strong> Wasserwerk, ob infolge<br />

des Erdbebens Trinkwasserverunreinigungen<br />

entstanden sind.<br />

• Ist die Wasserversorgung ganz ausgefallen,<br />

dann nutzen Sie den Notvorrat bzw. das Wasser<br />

aus Toilettenspülbecken, Boilern, Konserven etc.<br />

Da dann Toilettenspülung nicht mehr möglich ist,<br />

kann dies insbesondere in der heißen Jahreszeit<br />

sehr problematisch werden. Sie sollten eine<br />

Schaufel <strong>für</strong> die Entsorgung bereithalten.<br />

• Benutzen Sie das Auto nur in dringendsten<br />

Notfällen. Halten Sie die Straßen und Zufahrtswege<br />

frei <strong>für</strong> Rettungs- und Versorgungsfahrzeuge.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 67<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 06<br />

Merkblatt<br />

Erdbeben<br />

• Halten Sie Ihre Notversorgungsgegenstände<br />

griffbereit <strong>im</strong> Falle angeordneter Evakuierung.<br />

• Bei zeitweiligen Notunterkünften ohne die gewohnten<br />

sanitären Einrichtungen ist größtmögliche<br />

Hygiene geboten (Seuchengefahr!).<br />

• Betreten Sie keine flachen Strand- und Küstengebiete<br />

(Tsunamigefahr!).<br />

• Für den Fall, dass das Beben Sie <strong>im</strong> Auto überrascht<br />

hat, lassen Sie dieses am besten an der<br />

Nothaltestelle (siehe 5.!) stehen. Die Straßen<br />

dürften spätestens nach 15 Minuten verstopft<br />

sein, bzw. von der Polizei gesperrt werden. Sie<br />

können wahrscheinlich mit dem Auto das Stadtgebiet<br />

nicht verlassen oder wohl auch keine anderen<br />

Stadtteile erreichen. Es ist ratsam, den<br />

Zündschlüssel stecken und die Fahrertür unverschlossen<br />

zu lassen.<br />

• In dem Bebengebiet kann es zu kleineren und<br />

größeren Bränden kommen. Die Feuerwehr wird<br />

durch verstopfte Straßen und gebrochene Wasserleitungen<br />

oft kaum in der Lage sein, Brände<br />

unter Kontrolle zu bekommen. Großbrände sind<br />

eine größere Gefahr, als das Erdbeben selber.<br />

Beobachten Sie Ihre Umgebung und die Windrichtung.<br />

Falls Ihr Aufenthaltsort von Feuer bedroht<br />

wird, oder unbewohnbar geworden ist, begeben<br />

Sie sich mit Ihrem Notgepäck zu den<br />

Sammelplätzen, und dort möglichst auf die<br />

windabgewandte Seite. Die Sammelplätze sind<br />

meist größere Freiflächen, die auch als Feuerschneisen<br />

wirken sollen.<br />

• Versuchen Sie, auf den Sammelplätzen mit<br />

anderen EU-Angehörigen eine Gruppe zu bilden.<br />

Stellen Sie sich eine Liste der dort befindlichen<br />

Deutschen auf, mit Namen, Vornamen, Geburtsdatum,<br />

Gesundheitsstand und Name, Telefonnummer<br />

von Angehörigen in Deutschland. Versuchen<br />

Sie dann, diese Liste an die Botschaft zu<br />

übermitteln, die bemüht sein wird, entsprechend<br />

den gegebenen Umständen rund um die Uhr in<br />

Bereitschaft zu sein. Vertreter der Botschaften<br />

der EU-Staaten werden versuchen, alle Plätze<br />

zu erreichen, um Sie über die getroffenen Maßnahmen<br />

zu informieren und Listen der oben bezeichneten<br />

Art einzusammeln.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 68<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 07<br />

Ursachen und typische Phänomene<br />

von Tsunamis und Verhaltensweisen<br />

bei akuter Tsunamigefahr oder -<br />

warnung<br />

ausgearbeitet von Prof. Dr. Peter Bormann<br />

© GFZ Potsdam<br />

Das Merkblatt soll diejenigen, die sich zeitweilig<br />

oder länger <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> in tsunamigefährdeten<br />

Küstenregionen aufhalten, informieren<br />

1. über Ursachen und charakteristische<br />

Merkmale von Tsunamis,<br />

2. wo Tsunamis auftreten können,<br />

3. wie häufig sich Tsunamis mit und ohne<br />

Schäden ereignen,<br />

4. welche Auswirkungen starke Tsunamis<br />

haben,<br />

5. über Tsunamifrüherkennung und -<br />

warnung,<br />

6. über Fragen, die man in tsunamigefährdeten<br />

Regionen stellen sollte, sowie<br />

7. über vorbeugende und akute Verhaltensregeln.<br />

Bitte beachten Sie: Die nachfolgenden Aussagen<br />

und Empfehlungen sind nach bestem Wissen<br />

erstellt worden. Dennoch kann das GeoForschungsZentrum<br />

Potsdam nicht verantwortlich<br />

gemacht werden und keinerlei Haftung <strong>für</strong> Schäden<br />

übernehmen, die durch die Beachtung der<br />

nachstehenden Hinweise entstehen.<br />

Merkblatt<br />

Tsunami<br />

• Tsunamis bestehen aus einer Serie aufeinander<br />

folgender, sehr langperiodischer Meereswellen.<br />

Diese werden zumeist durch starke untermeerische<br />

Erdbeben, aber auch Vulkanausbrüche<br />

oder Hangrutschungen verursacht.<br />

• Tsunamis können innerhalb weniger Minuten<br />

an den Küsten nahe ihres Ursprungs große Zerstörungen<br />

anrichten und viele Menschenleben<br />

fordern. Starke Tsunamis entfalten ihre Wirkung<br />

aber auch an weit entfernten Küsten, da sie sich<br />

<strong>im</strong> Verlauf von Stunden über ganze Ozeanbecken<br />

hinweg ausbreiten können.<br />

• Die Geschwindigkeit, mit der sich Tsunamis<br />

ausbreiten, ist abhängig von der Wassertiefe. In<br />

flachem Wasser beträgt sie etwa 30 bis 50 km/h<br />

und erreicht in tiefen Ozeanen über 800 km/h.<br />

• Die Abstände zwischen den Wellenbergen<br />

betragen auf tiefer offener See einige hundert<br />

km und verkürzen sich in Flachwasserbereichen<br />

bis auf etwa 10 km. Die Wellenberge folgen aufeinander<br />

in Abständen von etwa 10 Minuten bis<br />

zu über einer Stunde.<br />

• Die Wellenhöhen sind auf tiefer offener See gering,<br />

meist zwischen 30 bis 80 cm und ungefährlich.<br />

Bei Annäherung an die Küste, vor allem in<br />

flachen Buchten, können sich die Wassermassen<br />

aber über 10 m, in Extremfällen auch mehr<br />

als 30 bis 50 m hoch auftürmen, flaches Land<br />

hinter der Küste bis zu mehreren Kilometer<br />

landeinwärts überfluten und verheerende Verwüstungen<br />

anrichten.<br />

• Die meisten Tsunamis ereignen sich <strong>im</strong> Pazifischen<br />

Ozean, es gibt sie aber auch in allen anderen<br />

Ozeanen und Meeresgebieten. Obgleich<br />

Tsunamis selten sind, stellen sie eine große Gefahr<br />

dar, wie die Katastrophe vom 26. 12. 2004<br />

<strong>im</strong> Indischen Ozean zeigt.<br />

• Den durch Tsunamis ausgelösten Gefahren<br />

kann nur durch Programme der Vorbeugung und<br />

Frühwarnung sowie breite Information der Öffentlichkeit<br />

begegnet werden.<br />

• Ein operatives internationales Tsunami-<br />

Warnsystem und auch einige nationale Systeme<br />

existieren bislang nur <strong>im</strong> Pazifik. Für andere O-<br />

zeane und Meere sind sie erst <strong>im</strong> Aufbau bzw. in<br />

der Planung.<br />

• Effektiv sind die bestehenden Tsunami-<br />

Warnsysteme bisher nur <strong>für</strong> die Alarmierung von<br />

Küsten, die mehrere hundert bis einige tausend<br />

Kilometer vom Entstehungsgebiet entfernt liegen.<br />

Das ermöglicht Vorwarnzeiten von einigen<br />

zehn Minuten bis zu mehreren Stunden. Über<br />

verschiedene Medien verbreitete Warnungen,<br />

und, <strong>im</strong> günstigen Fall, auch geordnete Evakuierungen<br />

der unmittelbar gefährdeten Küstenregionen<br />

sind dann realisierbar.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 69<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 07<br />

Merkblatt<br />

Tsunami<br />

Den Anweisungen der Katastrophen- und Zivilschutzorganisationen<br />

ist in solchen Fällen unbedingt<br />

Folge zu leisten.<br />

• Bei lokalen Tsunamis, die nahe Küstenzonen<br />

innerhalb weniger Minuten erreichen, können<br />

bestenfalls Warnsignale und Kurzanweisungen<br />

ausgestrahlt werden, die die Bevölkerung auffordern,<br />

potentiell gefährdete Überflutungsgebiete<br />

sofort zu verlassen. Dann sind eiligst höher<br />

gelegene bzw. küstenfernere Stellen oder ausgewiesene<br />

Notunterkünfte, u.U. in oberen Etagen<br />

stabiler Stahlbetonhochhäuser/-hotels, aufzusuchen.<br />

• Empfangen Schiffe oder Boote auf offener See<br />

Tsunami-Frühwarnungen, dann sollten sie in<br />

keinem Falle in Häfen oder Buchten einlaufen,<br />

sondern sich soweit wie möglich von der Küste<br />

entfernen, bis Entwarnung gegeben wird oder<br />

nach Kontaktaufnahme mit Hafenbehörden diese<br />

das Anlaufen und Ankern in Häfen wieder<br />

ausdrücklich freigegeben.<br />

• Empfangen in Häfen oder Buchten liegende<br />

Schiffe und Boote Tsunami-Frühwarnungen und<br />

ist die Vorwarnzeit noch ausreichend, um tiefere<br />

offene See zu erreichen, dann sollten sie umgehend<br />

auslaufen. Für kleinere und langsamere<br />

Boote kann das aber riskant sein, vor allem auch<br />

bei Sturm auf hoher See. Dann sollten die Besatzungen<br />

besser sofort an Land gehen und<br />

schnellstmöglich höher gelegene Zufluchtsorte<br />

aufsuchen.<br />

• Ein Tsunami besteht aus mehreren Wellenbergen,<br />

die <strong>im</strong> Abstand von einigen zehn Minuten<br />

bis zu über einer Stunde aufeinander folgen und<br />

häufig erst in späteren Wellenbergen zu max<strong>im</strong>alen<br />

Höhen an der Küste auflaufen. Deshalb<br />

dürfen die Zufluchtsorte auf keinen Fall nach<br />

Rückzug der ersten Welle(n) bereits wieder verlassen<br />

werden. Man muss ggf. mehr als 5 Stunden<br />

auf den höher gelegenen Zufluchtsorten<br />

ausharren und sollte in tief liegende Küstenbereiche<br />

erst nach offizieller Entwarnung zurückkehren.<br />

• In vielen tsunamigefährdeten Ländern bestehen<br />

derzeit weder technisch-administrative<br />

Frühwarnsysteme noch ausgewiesene Pläne <strong>für</strong><br />

Fluchtwege und Zufluchtsorte <strong>im</strong> Katastrophenfall.<br />

Dennoch können viele Menschenleben gerettet<br />

werden, wenn man folgende Phänomene<br />

wahrn<strong>im</strong>mt und sich wie oben gesagt verhält:<br />

• Halten Sie sich in Küstennähe auf und verspüren<br />

ein starkes Erdbeben, dann eilen Sie sofort<br />

zu einem hochgelegenen bzw. küstenfernen Zufluchtsort,<br />

da küstennahe Erdbeben Tsunamis<br />

anregen können. Allerdings folgt einem solchen<br />

Beben nur in etwa 10 bis 20 % der Fälle auch<br />

ein gefährlicher Tsunami. Dennoch sollten Sie<br />

nicht voreilig wieder in tiefere küstennahe Gebiete<br />

zurückkehren, sondern möglichst eine offizielle<br />

Entwarnung abwarten, es sei denn, dass Sie<br />

von Ihrer Position aus sicher einschätzen können,<br />

dass den Erschütterungen innerhalb etwa<br />

einer Stunde kein Tsunami gefolgt ist.<br />

• Nehmen Sie die starken Erdbebenerschütterungen<br />

innerhalb eines Gebäudes wahr, dann<br />

verhalten sie sich entsprechend den Anweisungen<br />

<strong>im</strong> Merkblatt Erdbeben. Befindet sich das<br />

Gebäude <strong>im</strong> potentiellen Tsunamiüberflutungsgebiet,<br />

dann verlassen sie das Gebäude aber<br />

sofort nach Abklingen der Erschütterungen und<br />

eilen zu einem höheren bzw. küstenferneren Zufluchtsort<br />

(Ausnahme: solide und durch das Beben<br />

nicht geschädigte Stahlbeton-Hochhäuser).<br />

• Sind Sie an der Küste und nehmen einen unerwarteten<br />

schnellen Anstieg oder Abfall des<br />

Wasserspiegels innerhalb von Minuten wahr,<br />

dann eilen Sie ebenfalls sofort zu einem hochgelegenen<br />

bzw. küstenfernen Zufluchtsort. In keinem<br />

Fall sollten Sie in plötzlich trockenfallende<br />

Meeresbuchten hinauslaufen. Die erste hohe<br />

Tsunamiwelle folgt mit Sicherheit innerhalb einiger<br />

Minuten.<br />

• Informieren Sie Menschen in Ihrer Nähe über<br />

Ihre Wahrnehmungen und warnen Sie diese<br />

entsprechend.<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 70<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 08<br />

Sprengladungen<br />

Autobomben<br />

Die nachfolgenden Hinweise sind besonders <strong>für</strong><br />

potentielle Einsatzgebieter mit akuter Gefahr<br />

durch Sprengladungen und Autobomben gedacht!<br />

Sprengladungen<br />

Es gelten alle Hinweise aus Kapitel 4.14! Zusätzlich<br />

sind die Vorgaben des Anhanges 8 zu befolgen.<br />

Da es keinen umfassenden Schutz gegen<br />

Sprengladungen gibt, sollte präventiv alles getan<br />

werden, um potentieller Gefahr nicht ausgesetzt<br />

zu sein. Hierzu gehört insbesondere das Vermeiden<br />

von Routine <strong>im</strong> Fahrverhalten.<br />

‣ Alternative Routen fahren, statt <strong>im</strong>mer<br />

die gleiche Strecke<br />

‣ Zu unterschiedlichen Zeiten fahren! Man<br />

darf nach dem Team nicht „die Uhr stellen<br />

dürfen“<br />

‣ Möglichst nicht zu den Zeiten fahren, wo<br />

Staus oder „Stop and go“ herrschen<br />

Plätze meiden, an denen potentielle Ziele vorhanden<br />

sind (Bushaltestellen, Polizeistationen,<br />

Regierungsgebäude u.a.)<br />

‣ Motorhaube öffnen und Motorraum inspizieren<br />

‣ Kofferraum öffnen und überprüfen<br />

‣ Unter das Fahrzeug schauen, besonders<br />

auch in die Radkästen und hinter<br />

die Räder<br />

‣ Auspuff auf Fremdkörper checken<br />

‣ Nach Öffnen der Fahrertür Innenraum<br />

überprüfen, vor allem rückwärtigen Fußraum<br />

‣ Vor dem Starten Zündschloss auf Manipulation<br />

prüfen<br />

Autobomben<br />

Es gelten alle Hinweise aus Kapitel 4.14! In einem<br />

Einsatzgebiet mit akuter Gefahr von Autobomben<br />

sollte das Fahrzeug möglichst nie unbeaufsichtigt<br />

stehen gelassen werden.<br />

Sofern das Fahrzeug freizugänglich längere Zeit<br />

unbeaufsichtigt stand, <strong>im</strong>mer folgende Vorgehensweise<br />

anwenden.<br />

‣ Fahrzeugtüren <strong>im</strong>mer (alle!) verschließen<br />

und kontrollieren<br />

‣ Karosserie auf Schleif- oder Wischspuren<br />

prüfen<br />

‣ Prüfen, ob sich Drähte oder dergl. an<br />

den Türen, der Motorhaube oder dem<br />

Kofferraum befinden<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 71<br />

<strong>Ausland</strong>


Anhang 09<br />

Straßensperren<br />

Nachfolgend eine Flowchart zu möglichen Verhaltensmaßnahmen<br />

bei Straßensperren:<br />

Es handelt sich um eine Entscheidungshilfe,<br />

die von ECHO entwickelt wurde<br />

Geht von den<br />

Wächtern der<br />

Sperre Gewaltpotential<br />

aus?<br />

Nein<br />

An der Sperre anhalten<br />

Ja<br />

Zu dicht<br />

dran um<br />

umzukehren?<br />

Nein<br />

Wenden und schnell Abstand<br />

gewinnen<br />

Ja<br />

Intention<br />

zum Töten?<br />

Nein<br />

Anhalten und verhandeln<br />

Ja<br />

Durchbrechen<br />

möglich?<br />

Nein<br />

Überprüfe die<br />

Möglichkeit unter<br />

Beschuss umzudrehen<br />

Fahrer beherrscht<br />

Geländefahrt<br />

bei<br />

hohem Tempo?<br />

Ja<br />

Nein<br />

Ja<br />

Durchbrechen<br />

Anhalten und zu<br />

Fuß fliehen<br />

Fahrt durchs Gelände<br />

fortsetzen<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 72<br />

<strong>Ausland</strong>


Persönliche Notizen<br />

Freie Seite <strong>für</strong> Notizen und Anmerkungen<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 73<br />

<strong>Ausland</strong>


Quellenverzeichnis<br />

Brabant, Konrad van:<br />

Operational Security Management in Violent Enviroments,<br />

London 2000<br />

Deutsche Welthungerhilfe:<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong>, Bonn 2002<br />

DEZA:<br />

Checklists “Security Procedures and Measures”<br />

Bern, 2003<br />

ECHO:<br />

Generic Security Guide, Brüssel 2004<br />

GTZ:<br />

Cope-Unterlagen, Eschborn, 2002<br />

UN OCHA:<br />

UNDAC Field Handbook, Geneva, 2002<br />

VENRO:<br />

Mindeststandards <strong>für</strong> die Personalsicherheit in<br />

der humanitären Hilfe, Bonn 2003<br />

<br />

Unterlagen EGA, BuS Neuhausen<br />

Sowie eigene Unterlagen:<br />

Oberst a.D. Hübschen<br />

PHK Preußer<br />

RAR Bytomski<br />

ICRC:.<br />

Head of Delegation Security Package.<br />

IFRC:<br />

Basic Security Awareness.<br />

Security Guidelines.<br />

Liebetanz, Klaus u. Lüdemann, Jürgen:<br />

<strong>THW</strong>-Taschenbuch <strong>für</strong> den <strong>Ausland</strong>seinsatz, 2.<br />

Auflage 1999<br />

Litsch, Elisabeth Maria:<br />

„Wenn es nicht so rund läuft...“<br />

Hrsg.: GTZ, Eschborn 2002<br />

OSCE:<br />

Security for OSCE Field Activities<br />

Hrsg. :OSCE Conflict Prevention Center , Vienna<br />

RedR:<br />

Security Training for NGOs, July 1998<br />

Roberts, David Llloyd:<br />

“Staying alive”<br />

Safety and Security Guidelines for Humanitarian<br />

Volunteers in Conflict Area, ICRC Geneva, 1999<br />

UN<br />

Safety First – A Supplementary LearningOpportunity<br />

for UN Volunteers ( CD-ROM )<br />

<strong>Sicherheitsleitfaden</strong> Seite 74<br />

<strong>Ausland</strong>

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