Liquiditätsrisiken in Sondervermögen der Asset ... - Gutmark.net
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GRCO White Papers: <strong>Liquiditätsrisiken</strong> <strong>in</strong> <strong>Son<strong>der</strong>vermögen</strong><br />
Über uns<br />
Risiko – Management – Beratung. Dies s<strong>in</strong>d die<br />
drei thematischen Säulen unseres Hauses. Spezialisiert<br />
auf den F<strong>in</strong>anzdienstleistungssektor beraten<br />
wir aus unseren Büros <strong>in</strong> Frankfurt und London<br />
heraus Banken, Versicherungen, <strong>Asset</strong> Manager<br />
sowie Corporate Treasuries <strong>in</strong> allen Fragen<br />
rund um die regulatorische wie ökonomische<br />
Messung und Steuerung von F<strong>in</strong>anzrisiken. Unsere<br />
Expertise liegt daher im Management von<br />
Kredit-, Marktpreis-, Liquiditäts- und Betriebsrisiken<br />
sowie dem <strong>Asset</strong>/Liability Management.<br />
Schwerpunktthemen wie Basel, UCITS, Solvency,<br />
SOX o<strong>der</strong> MARisk sehen wir pragmatisch und<br />
ertragsorientiert – denn nicht die re<strong>in</strong>e Erfüllung<br />
aufsichtsrechtlicher Vorgaben ist unser Ziel, son<strong>der</strong>n<br />
die Schaffung vermarktbarer Wettbewerbsvorteile<br />
durch effiziente und <strong>in</strong>tegrierte Risikosteuerung.<br />
Nicht zuletzt deshalb arbeiten wir mit<br />
e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Team mit Berufserfahrung<br />
<strong>in</strong> Handel, Abwicklung, Risikomanagement<br />
und Compliance.<br />
<strong>Liquiditätsrisiken</strong> - Def<strong>in</strong>ition<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung von <strong>Liquiditätsrisiken</strong> im<br />
Kontext des F<strong>in</strong>anzrisikomanagements wird unterscheiden<br />
zwischen Risiken aus e<strong>in</strong>er Störung<br />
<strong>der</strong> Marktliquidität und Risiken <strong>der</strong> Unternehmensf<strong>in</strong>anzierung.<br />
E<strong>in</strong>e Analyse dieser beiden<br />
Risikoarten erfolgt üblicherweise separat, wobei<br />
mögliche Störungen <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung generell<br />
über Techniken des <strong>Asset</strong>-Liablity-Managements<br />
(ALM) bzw. im Umfeld von Versicherungsunternehmen<br />
über Dynamic F<strong>in</strong>ancial Analysis (DFA)<br />
betrachtet werden.<br />
<strong>Liquiditätsrisiken</strong> <strong>der</strong> Kapitalanlagegesellschaften<br />
jedoch ergeben sich an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen<br />
F<strong>in</strong>anzierung und Marktliquidität, und sie resultieren<br />
aus <strong>der</strong> Möglichkeit, dass das Volumen von<br />
Mittelabflüssen an Investoren durch die Reduktion<br />
von Kassepositionen, Liquidation von Wertpapierbeständen<br />
o<strong>der</strong> Auflösung <strong>der</strong>ivativer Positionen<br />
nicht zeitgleich gedeckt werden kann.<br />
In diesem Fall wird gegebenenfalls die Kapitalanlagegesellschaft<br />
o<strong>der</strong> ihre Konzernmutter zur<br />
Vermeidung öffentlichkeitswirksamer Schritte<br />
Fondsanteile o<strong>der</strong> illiquide Bestandspositionen <strong>in</strong><br />
den Eigenbestand nehmen. Die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
direkten Aufnahme solcher Positionen s<strong>in</strong>d jedoch<br />
durch die Kapitalausstattung <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Gesellschaft begrenzt, und zwar sowohl h<strong>in</strong>sichtlich<br />
<strong>der</strong> direkten Verfügbarkeit liqui<strong>der</strong> Mittel, als<br />
auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Risikotragfähigkeit <strong>in</strong> Bezug<br />
auf Markt- und Kreditrisiken aus den über<br />
Fondsanteile o<strong>der</strong> illiquide Instrumente e<strong>in</strong>gegangenen<br />
Positionen.<br />
<strong>Gutmark</strong>, Radtke & Company<br />
Risk. Management. Consult<strong>in</strong>g.<br />
Im Falle von <strong>Son<strong>der</strong>vermögen</strong> handelt es sich<br />
beim Liquiditätsrisiko daher um das Risiko ungeplanter<br />
Mittelabflüsse aus Investmentfonds, <strong>der</strong>en<br />
Deckung durch Auflösung liqui<strong>der</strong> Positionen<br />
nicht sichergestellt werden kann. Dieses ist naturgemäß<br />
bei Publikumsfonds <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em höheren<br />
Ausmaß gegeben als bei Spezialfonds, <strong>der</strong>en Investitions-<br />
und Divestitionsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel weniger Flexibilität zulassen.<br />
Fragestellungen<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Messung des Liquiditätsrisikos<br />
<strong>in</strong> <strong>Son<strong>der</strong>vermögen</strong> ergeben sich daher drei Fragen:<br />
1. Risikotragfähigkeit:<br />
In welchem Umfang ist die Kapitalanlagegesellschaft<br />
bzw. <strong>der</strong>en Konzernmutter fähig<br />
und bereit, Liquidität zur Verfügung zu stellen?<br />
Beziehungsweise <strong>in</strong> welchem Umfang und<br />
bis zu welcher Dauer können Rücknahmen<br />
durch Kreditaufnahme, z.B. Bildung e<strong>in</strong>er negativen<br />
Kasse aufgefangen werden?<br />
2. Stressszenarien:<br />
In welchem Umfang und <strong>in</strong>nerhalb welchen<br />
Zeithorizonts müssen Mittelabflüsse angenommen<br />
und verkraftet werden?<br />
3. Liquidationsfristen:<br />
Innerhalb welchen Zeithorizonts ist die Liquidation<br />
von Positionen im Gegenwert von den<br />
Stressszenarien entsprechenden Volum<strong>in</strong>a<br />
möglich?<br />
Zusätzlich zur Messung des Liquiditätsrisikos<br />
über die <strong>Son<strong>der</strong>vermögen</strong> empfiehlt sich jedoch<br />
weiterh<strong>in</strong> die Formulierung e<strong>in</strong>er Liquidationsstrategie,<br />
die Stresssituationen benennt und<br />
Handlungsrichtl<strong>in</strong>ien für die Liquidation vorgibt,<br />
unter an<strong>der</strong>em h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation von<br />
Liquidation über Fondsgruppen mit ähnlichem<br />
Investitionsprofil.<br />
Risikotragfähigkeit<br />
In welchem Umfang Mittelabflüsse von e<strong>in</strong>em<br />
<strong>Son<strong>der</strong>vermögen</strong> über den Bestand an liquiden<br />
Positionen h<strong>in</strong>aus verkraftet werden können,<br />
hängt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e davon ab, <strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e<br />
Bedienung <strong>der</strong> Anteilsrückgaben durch Aufnahme<br />
von Krediten bzw. negative Kasse möglich ist.<br />
Hierbei ist <strong>der</strong> prozentuale Anteile am Fondsvolumen,<br />
<strong>der</strong> maximal als Kredit o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />
geduldeten Überziehung des Kontos bei <strong>der</strong> Depotbank<br />
aufgenommen werden kann zu bestimmen.<br />
Die gesetzlich zulässige Höchstgrenze liegt<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel bei 10% des Fondsvolumens.<br />
GRCO: White Paper, Liquiditätsrisiko SV / DE / Q3, 2008 (HRA) Page 1 of 4
Darüber h<strong>in</strong>aus ist die maximal mögliche Dauer<br />
e<strong>in</strong>er Kreditaufnahme von Bedeutung. Der § 53<br />
InvG erlaubt die Aufnahme von „kurzfristigen“<br />
Krediten, ohne dies näher zu präzisieren.<br />
In beiden Punkten – maximales Kreditvolumen<br />
und Fristigkeit – empfiehlt sich e<strong>in</strong>e Abstimmung<br />
mit den Depotbanken. Für bestimmte Fondsgruppen<br />
mit bekannt hohem Anteil illiqui<strong>der</strong><br />
Positionen kann es auch s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, feste Kreditl<strong>in</strong>ien<br />
mit den Depotbanken zu vere<strong>in</strong>baren.<br />
Auch die Gesamtheit aller impliziten Kreditl<strong>in</strong>ien<br />
sollte zum<strong>in</strong>dest nachrichtlich betrachtet werden.<br />
Weiterh<strong>in</strong> ist zu berücksichtigen, <strong>in</strong>wieweit die<br />
Bereitschaft und Fähigkeit im Konzern besteht,<br />
durch Übernahme von Fondsanteilen <strong>in</strong> den Eigenbestand<br />
o<strong>der</strong> durch Erwerb von an<strong>der</strong>weitig<br />
nicht (zeitnah) veräußerbaren <strong>Asset</strong>s Liquiditätsengpässe<br />
aufzufangen.<br />
Stressszenarien zu Mittelabflüssen<br />
Es empfiehlt sich, dass <strong>Son<strong>der</strong>vermögen</strong> – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
Publikumsfonds – nicht nur für die üblicherweise<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitraum erfolgenden<br />
Mittelabflüsse (Durchschnittswert)<br />
ausreichende Liquidität vorhalten, son<strong>der</strong>n auch<br />
für die Abfe<strong>der</strong>ung außergewöhnlicher Situationen.<br />
Diese können über Stressszenarien beschrieben<br />
werden.<br />
Bei <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition von Stressszenarien s<strong>in</strong>d zunächst<br />
vier Rahmenbed<strong>in</strong>gung zu klären:<br />
1. Werden Stressszenarien für e<strong>in</strong>zelne Fonds<br />
def<strong>in</strong>iert o<strong>der</strong> wird auch die Gesamtposition<br />
über vergleichbar <strong>in</strong>vestierte Fondsgruppen<br />
o<strong>der</strong> entlang an<strong>der</strong>er Aggregationsebenen betrachtet?<br />
2. Werden E<strong>in</strong>-Tages Mittelflüsse betrachtet o<strong>der</strong><br />
kumulierte Zu- und Abflüsse über e<strong>in</strong>en kritischen<br />
Horizont? Hierbei kann man sich z.B.<br />
an <strong>der</strong> Dauer orientieren, für die e<strong>in</strong>e negative<br />
Kasse gehalten werden darf. Alternativ können<br />
Beobachtete Mittelflüsse auch mit e<strong>in</strong>em Faktor<br />
skaliert werden, <strong>der</strong> die Annahme abbildet,<br />
dass sich e<strong>in</strong> Mittelfluss für e<strong>in</strong>e gegebene Anzahl<br />
von Tagen wie<strong>der</strong>holt. Hierdurch wird die<br />
Häufigkeitsverteilung nicht verän<strong>der</strong>t, jedoch<br />
die Intensität <strong>der</strong> beobachteten Bewegungen.<br />
3. Sollen Szenarien mithilfe statistischer o<strong>der</strong><br />
heuristischer Verfahren bestimmt werden? Da<br />
e<strong>in</strong>e Mehrzahl an Stressszenarien def<strong>in</strong>iert<br />
werden kann, ist auch die Verwendung bei<strong>der</strong>,<br />
<strong>in</strong> den folgenden Absätzen näher beschriebener<br />
Verfahren möglich.<br />
4. Wird die Korrelation von Wertverän<strong>der</strong>ungen<br />
und Mittelabflüssen betrachtet? Im positiven<br />
Falle ist es bei <strong>der</strong> Festlegung von Stresssze-<br />
<strong>Gutmark</strong>, Radtke & Company<br />
Risk. Management. Consult<strong>in</strong>g.<br />
narien erfor<strong>der</strong>lich, sowohl das Volumen <strong>der</strong><br />
Mittelabflüsse als auch die Verr<strong>in</strong>gerung des<br />
NAVs zu berücksichtigen, da <strong>der</strong> Liquidationserlös<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelpositionen bei gestörter Marktliquidität<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel reduziert ist.<br />
Statistische Ansätze basieren hierbei auf <strong>der</strong><br />
Analyse historischer Mittelzu- und –abflüsse. Bei<br />
Verwendung langfristiger Zeitreihen s<strong>in</strong>d zyklische<br />
Effekte (nicht-stationäre Zeitreihen) zu adjustieren<br />
und ggf. e<strong>in</strong> Inflationsausgleich zu berücksichtigen.<br />
Letzteres ist jedoch nicht erfor<strong>der</strong>lich<br />
bei <strong>der</strong> Betrachtung des prozentualen Verhältnisses<br />
von Geldflüssen im Verhältnis zum<br />
NAV e<strong>in</strong>es Fonds. Für die Ermittlung e<strong>in</strong>es laufenden<br />
Liquiditätsrisikos basierend auf <strong>der</strong> aktuellen<br />
Marktsituation können auch kürzerfristige<br />
Zeitreihen, beispielsweise über die vergangenen<br />
30 Handelstage, angewandt werden.<br />
E<strong>in</strong>e statistische Analyse historischer Mittelabflüsse<br />
sollte weiterh<strong>in</strong> über von <strong>der</strong> Kapitalanlagegesellschaft<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em verbundenen Unternehmen<br />
gesteuerte und rechtzeitig vorab angekündigte<br />
Mittelabflüsse, etwa aufgrund von Umschichtungen<br />
konzerneigener Dachfonds, bere<strong>in</strong>igt<br />
werden.<br />
Auch sollten ggf. im Zeitverlauf zu beobachtende<br />
Trends Berücksichtigung f<strong>in</strong>den können, beispielsweise<br />
falls <strong>in</strong> bestimmten historischen Zeitfenstern<br />
beson<strong>der</strong>es hohe tägliche Schwankungen<br />
des Anteilsumlaufs zu verzeichnen waren, die<br />
aber <strong>in</strong> den letzten Jahren so nicht mehr aufgetreten<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Statistische Ansätze ermöglichen weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Analyse des Zusammenhangs zwischen Mittelflüssen<br />
und Verän<strong>der</strong>ungen des NAVs über das<br />
Maß <strong>der</strong> Mittelzu- bzw. -abflüsse h<strong>in</strong>aus. So<br />
können beispielsweise Korrelationen zwischen<br />
Abflüssen und negativen Wertän<strong>der</strong>ungen im<br />
NAV ermittelt werden. Hierüber lassen sich im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Bestimmung realitätsnaher Szenariovorgaben<br />
die mit steigenden Rückflüssen e<strong>in</strong>hergehenden<br />
Wertverluste <strong>in</strong> Fonds pauschal<br />
o<strong>der</strong> auf Ebene von <strong>Asset</strong>klassen abbilden. E<strong>in</strong>e<br />
vere<strong>in</strong>fachende Möglichkeit zur Abbildung dieses<br />
Effekts wäre die Skalierung des Szenarios bezüglich<br />
Mittelabflüssen. Die Skalierung <strong>der</strong> Rückflüsse<br />
bildet dabei den Bedarf ab, Positionen mit<br />
höherem Marktwert zu verkaufen, da dieser<br />
Marktwert im Handel abschmelzen wird. In diesem<br />
Zusammenhang könnte etwa auf den Banken<br />
nach Basel II aufsichtlich vorgegebenen<br />
Wertschwankungsfaktor gemäß § 192 SolvV zurückgegriffen<br />
werden.<br />
Da <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Mittelabflüsse nicht von<br />
normalverteilten Beobachtungen ausgegangen<br />
werden kann, sollte bei e<strong>in</strong>er statistischen Betrachtung<br />
für jeden betrachteten Fonds bzw. für<br />
jede Fondsgruppe e<strong>in</strong>e geeig<strong>net</strong>e Verteilung gewählt<br />
und parametrisiert werden, wobei auch<br />
GRCO: White Paper, Liquiditätsrisiko SV / DE / Q3, 2008 (HRA) Page 2 of 4
Extremwertverteilungen berücksichtigt werden<br />
müssen. Für das Fitt<strong>in</strong>g <strong>der</strong>artiger Verteilungen<br />
werden vorzugsweise Maximum-Likelihood Schätzer<br />
verwendet, mit denen sich historische Verteilungen<br />
analytisch annähern lassen.<br />
Nach Auswahl und Parametrisierung e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />
Historie entsprechenden Verteilung kann e<strong>in</strong><br />
Konfidenzniveau bestimmt werden, das im E<strong>in</strong>klang<br />
mit dem Konzept <strong>der</strong> Entwicklung von<br />
Stressszenarien typischerweise größer als 99%<br />
se<strong>in</strong> wird.<br />
Sollten Spezialfonds ebenfalls <strong>in</strong> die Analyse mite<strong>in</strong>bezogen<br />
werden, kann über e<strong>in</strong>e statistische<br />
Untersuchung vergangener Mittelabflüsse häufig<br />
ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Aussage über künftig zu erwartende<br />
Mittelabflüsse getroffen werden. Hier sollte<br />
e<strong>in</strong>e qualifizierte Schätzung aufgrund <strong>der</strong> aktuellen<br />
o<strong>der</strong> zu erwartenden E<strong>in</strong>stellung und Interessenlage<br />
des o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Anleger berücksichtigt werden.<br />
Als Alternative zu e<strong>in</strong>er statistisch geprägten<br />
Betrachtungsweise kann auch e<strong>in</strong> heuristischer<br />
Ansatz gewählt werden, bei dem auf Grundlage<br />
historischer Erfahrung die Mittelabflüsse <strong>in</strong><br />
Stresssituationen <strong>der</strong> Vergangenheit, zum Beispiel<br />
bei E<strong>in</strong>bruch des Neuen Marktes, analysiert<br />
und auf aktuelle Fonds angewandt werden. Entsprechende<br />
Szenarien sollten wie<strong>der</strong>um für<br />
Gruppen vergleichbarer Fonds entwickelt werden.<br />
Als Ergebnis <strong>der</strong> Ermittlung von Stressszenarien<br />
verfügt e<strong>in</strong>e Kapitalanlagegesellschaft für e<strong>in</strong>zelne<br />
Fonds o<strong>der</strong> Fondsgruppen über Annahmen dazu,<br />
welcher Anteil des Fondsvolumens bei gegebenem<br />
Konfidenzniveau bzw. auf Grundlage historischer<br />
Szenarien maximal <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es kritischen<br />
Zeitraums veräußert werden muss. Mit dieser<br />
Maßgabe ist dann im folgenden Schritt zu ermitteln,<br />
ob e<strong>in</strong> Fonds über h<strong>in</strong>reichend liquide Mittel<br />
verfügt, um <strong>in</strong>nerhalb des kritischen Zeitraums<br />
die gefor<strong>der</strong>te Liquidität freizusetzen.<br />
In diesem Zusammenhang sollten auch evtl. entstehende<br />
Zahlungsverpflichtungen aus <strong>der</strong>ivativen<br />
Positionen (z.B. CDS Protection Verkäufe)<br />
nicht unberücksichtigt bleiben. Insbeson<strong>der</strong>e da<br />
§4 DerivateV die Kapitalanlagegesellschaften ausdrücklich<br />
zu e<strong>in</strong>er solchen Vorsorge verpflichtet.<br />
Liquidationsfristen – Liquidity Duration<br />
Die Voraussetzung für die Schaffung <strong>der</strong> zur Deckung<br />
von Rücknahmen erfor<strong>der</strong>lichen Barmittel<br />
ist die Verfügbarkeit h<strong>in</strong>reichend liqui<strong>der</strong> Positionen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fonds. Ziel <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Liquidationsfristen<br />
ist daher die Feststellung <strong>der</strong><br />
Liquidationsdauer o<strong>der</strong> Liquidity Duration e<strong>in</strong>zelner<br />
Positionen, gemessen <strong>in</strong> Zeite<strong>in</strong>heiten. Die<br />
Ermittlung für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Position erfolgt wie<br />
folgt:<br />
LiqDurPos<br />
<strong>Gutmark</strong>, Radtke & Company<br />
Risk. Management. Consult<strong>in</strong>g.<br />
Hold<strong>in</strong>gsPos<br />
Handelsvolumen<br />
Pos<br />
GRCO: White Paper, Liquiditätsrisiko SV / DE / Q3, 2008 (HRA) Page 3 of 4<br />
=<br />
× q<br />
E<strong>in</strong>e Liquidity Duration von 4 Tagen beispielsweise<br />
bedeutet, dass e<strong>in</strong>e Position <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wenig<br />
liquiden Markt <strong>in</strong>nerhalb von 4 Tagen veräußert<br />
werden kann. Veräußerungsverluste, beispielsweise<br />
durch deutlich erweiterte Spreads, werden<br />
<strong>in</strong> diese Betrachtung nicht e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Die Schätzung <strong>der</strong> Liquidity Duration setzt dabei<br />
die folgenden Annahmen voraus:<br />
1. Die Größe <strong>der</strong> Position <strong>in</strong> Stück o<strong>der</strong> nom<strong>in</strong>alen<br />
Gelde<strong>in</strong>heiten (Hold<strong>in</strong>gsPos) ist bekannt für<br />
den jeweiligen Fonds bzw. die Fondsgruppe.<br />
2. Das Handelsvolumen <strong>in</strong> Stück o<strong>der</strong> nom<strong>in</strong>alen<br />
Gelde<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wenig liquiden Markt<br />
ist bekannt (HandelsvolumenPos). Dieses Handelsvolumen<br />
kann:<br />
a. spezifisch für das jeweilige Wertpapier<br />
aus historischen Handelsvolum<strong>in</strong>a abgeleitet<br />
se<strong>in</strong>.<br />
b. für auf Basis von Geschäftsmerkmalen<br />
def<strong>in</strong>ierte Gruppen von Wertpapieren:<br />
� wie<strong>der</strong>um aus historischen Handelsvolum<strong>in</strong>a<br />
abgeleitet se<strong>in</strong>.<br />
� auf Grundlage von Expertenschätzungen<br />
durch Fondsmanager und/o<strong>der</strong><br />
Or<strong>der</strong>desk ermittelt worden se<strong>in</strong>.<br />
3. Sofern historische Handelsvolum<strong>in</strong>a betrachtet<br />
werden, ist festzulegen:<br />
a. über welchen Zeithorizont e<strong>in</strong>e historische<br />
Betrachtung erfolgt.<br />
b. Nach welchem Verfahren aus <strong>der</strong> historischen<br />
Information relevante Volum<strong>in</strong>a<br />
bestimmt werden. Beispielsweise kann<br />
über kürzere Zeithorizonte e<strong>in</strong> Mittelwert<br />
o<strong>der</strong> Median bestimmt werden, während<br />
über längere Horizonte e<strong>in</strong> Quantil ermittelt<br />
wird.<br />
4. Bei gegebenem Handelsvolumen im Gesamtmarkt<br />
ist <strong>der</strong> Anteil def<strong>in</strong>iert, den das jeweilige<br />
Institut maximal daran zu verantworten bereit<br />
ist (q). Dies kann beispielsweise e<strong>in</strong> Anteil von<br />
10% bis 20% am gesamten Tagesvolumen<br />
se<strong>in</strong>.<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung historischer Handelsvolum<strong>in</strong>a<br />
kann bei verhältnismäßig liquiden Werten auf<br />
weitgehend über Bloomberg ermittelbare Volumens<strong>in</strong>formationen<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Börsen bzw.<br />
für Corporate Bonds auf Daten <strong>der</strong> NASD zurückgegriffen<br />
werden.<br />
Sofern Volum<strong>in</strong>a auf historischer Basis für e<strong>in</strong>zelne<br />
Wertpapiere vorhanden s<strong>in</strong>d kann e<strong>in</strong>e Auswertung<br />
dieser Daten täglich masch<strong>in</strong>ell erfolgen,<br />
wodurch e<strong>in</strong>e laufende Anpassung an aktuelle<br />
Beobachtungen erfolgen kann. In Abwesenheit
von Informationen zum Handelsvolumen ist mit<br />
konservativen Schätzungen zu arbeiten. Die<br />
Schätzwerte sollten dabei über e<strong>in</strong> mehrdimensionales<br />
Raster strukturiert werden, das beispielsweise<br />
die folgenden Kriterien berücksichtigt:<br />
1. Aktien<br />
a. Benchmark / Off-Benchmark<br />
b. Indexgewichtung und Freefloat<br />
c. Wirtschafts-/Währungsraum<br />
d. Marktkapitalisierung<br />
e. Industriesektor<br />
2. Renten<br />
a. Emittententyp<br />
b. Bei Sovereigns: Heim-/Fremdwährung<br />
c. Benchmark / Off-Benchmark<br />
d. Wirtschafts-/Währungsraum<br />
e. Rat<strong>in</strong>gkategorie<br />
f. Vanilla / Strukturiert<br />
Liquidationsstrategie<br />
Es empfiehlt sich weiterh<strong>in</strong>, auf Basis <strong>der</strong> Risikoanalyse<br />
konkrete Vorgaben zu formulieren, <strong>in</strong><br />
welchem Umfang <strong>Liquiditätsrisiken</strong> <strong>in</strong> <strong>Son<strong>der</strong>vermögen</strong><br />
e<strong>in</strong>gegangen werden dürfen und <strong>in</strong><br />
welcher Form die Liquidation von Vermögensgegenständen<br />
vorgenommen werden soll, falls die<br />
vorhandene Kasse zur Bedienung von Anteilsrückgaben<br />
nicht ausreicht.<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Liquidationsstrategie ist beispielweise<br />
festzulegen:<br />
1. In welchem betraglichen und zeitlichen Umfang<br />
s<strong>in</strong>d Kreditaufnahme bzw. negative Kasse<br />
möglich, und wie ist dieser Rahmen mit den<br />
jeweiligen Depotbanken abgestimmt.<br />
2. Welche Liquiditätsstruktur – beispielsweise als<br />
Anteil des NAVs mit e<strong>in</strong>er Liquidity Duration<br />
unterhalb e<strong>in</strong>es Grenzwertes – ist für bestimmte<br />
Fondsgruppen vorgegeben? Hierbei<br />
ist auch die ausdrückliche For<strong>der</strong>ung nach<br />
ausreichen<strong>der</strong> Liquidität für die Erwerbbarkeit<br />
e<strong>in</strong>es Wertpapiers <strong>in</strong> Artikel 2 Abs. 1 <strong>der</strong> Elligible-<strong>Asset</strong>s-Richtl<strong>in</strong>ie<br />
zu bedenken.<br />
3. Unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen wird vom E<strong>in</strong>tritt<br />
e<strong>in</strong>er Liquiditätskrise ausgegangen? E<strong>in</strong>e solche<br />
Krise kann <strong>in</strong> Abhängigkeit von s<strong>in</strong>kenden<br />
Handelsvolum<strong>in</strong>a und/o<strong>der</strong> von steigenden<br />
Mittelabflüssen def<strong>in</strong>iert werden.<br />
4. Welche Fondsgruppen mit ähnlichen Investitionsprofilen<br />
s<strong>in</strong>d def<strong>in</strong>iert, für die Liquidationen<br />
im Falle e<strong>in</strong>er Liquiditätskrise zu koord<strong>in</strong>ieren<br />
s<strong>in</strong>d?<br />
5. Welche <strong>in</strong>ternen, vertraglichen o<strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Vorgaben bezüglich beispielsweise Portfoliostruktur,<br />
Benchmarkorientierung, Trans-<br />
<strong>Gutmark</strong>, Radtke & Company<br />
Risk. Management. Consult<strong>in</strong>g.<br />
aktionskosten o<strong>der</strong> Risikogehalt können im<br />
Falle e<strong>in</strong>er Liquiditätskrise vernachlässigt<br />
werden?<br />
6. Unter welchen Vorgaben s<strong>in</strong>d bei E<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong>er<br />
Liquiditätskrise Positionen zu veräußern? Hier<br />
ist zu berücksichtigen, dass es nicht immer<br />
s<strong>in</strong>nvoll ist, die Positionen mit höchster Liquidität<br />
zuerst aufzulösen.<br />
7. Welches <strong>in</strong>terne Report<strong>in</strong>g wird im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er Liquiditätskrise umgesetzt, und welche<br />
Informationen werden für die externe Kommunikation<br />
bereitgestellt?<br />
Die Liquidationsstrategie kann darüber h<strong>in</strong>aus<br />
auch Vorgaben enthalten, wann welche Alternativen<br />
zur Veräußerung von Wertpapieren geprüft<br />
werden und wie darüber entschieden wird. Mögliche<br />
Alternativen können dabei Umschichtungen<br />
<strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Fonds se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Verkauf von <strong>Asset</strong>s an<br />
die Konzernmutter, die Kapitalanlagegesellschaft<br />
selbst o<strong>der</strong> die Depotbank, die Ausweitung von<br />
Kreditl<strong>in</strong>ien und schließlich die Übernahme von<br />
Fondsanteilen durch die Konzernmutter o<strong>der</strong> –<br />
sofern <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Anlagestrategie passend – konzerneigene<br />
Dachfonds.<br />
Für weitere Informationen zu unserer Firma und<br />
unserer Projekterfahrung wenden Sie sich bitte an:<br />
Volker Eisermann<br />
Berater<br />
+49 69 35358-107 Büro Frankfurt<br />
+49 172 6343259 Mobil<br />
volker.eisermann @ gutmark.<strong>net</strong><br />
Christian Fritzel<br />
Berater<br />
+49 69 35358-105 Büro Frankfurt<br />
+49 173 3618486 Mobil<br />
christian.fritzel @ gutmark.<strong>net</strong><br />
Hans Radtke<br />
Vorstand<br />
+49 69 35358-102 Büro Frankfurt<br />
+49 162 7675407 Mobil Frankfurt<br />
+44 7798 812089 Mobil London<br />
hans.radtke @ gutmark.<strong>net</strong><br />
<strong>Gutmark</strong>, Radtke & Company AG<br />
Lotzstrasse 36<br />
65934 Frankfurt<br />
GRCO: White Paper, Liquiditätsrisiko SV / DE / Q3, 2008 (HRA) Page 4 of 4