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Einwanderung von Fischarten in die Schweiz - KFVBL

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Zusammenfassung Mitt. zur Fischerei Nr. 72<br />

Zusammenfassung<br />

Die <strong>Fischarten</strong>geme<strong>in</strong>schaft der <strong>Schweiz</strong> war durch das Aussterben und <strong>die</strong> Neu- oder Wiedere<strong>in</strong>wanderung<br />

seit jeher Veränderungen unterworfen. Neben natürlichen Ursachen wie z. B. Klimaschwankungen<br />

ist seit e<strong>in</strong>igen hundert Jahren der Mensch zunehmend verantwortlich für Verschiebungen im Artengefüge.<br />

Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist <strong>die</strong> Bee<strong>in</strong>flussung durch den Menschen derart gross, dass <strong>in</strong><br />

der <strong>Schweiz</strong> 8 <strong>Fischarten</strong> als Folge der Gewässerverschmutzung, der Überfischung, vor allem aber der<br />

Flussverbauungen ausgestorben s<strong>in</strong>d.<br />

Gleichzeitig mit dem Verschw<strong>in</strong>den <strong>die</strong>ser Arten wurde e<strong>in</strong>e beträchtliche Anzahl nicht e<strong>in</strong>heimischer (allochthoner)<br />

<strong>Fischarten</strong> (Fisch-Neozoen) vorwiegend aus fischereilichen Überlegungen <strong>in</strong> unsere Gewässer<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Heute umfasst <strong>die</strong> Fischfauna der <strong>Schweiz</strong> m<strong>in</strong>destens 16 fremde <strong>Fischarten</strong>, <strong>die</strong> zumeist<br />

etablierte Bestände bilden konnten. 13 Arten gelangten durch gezielten Besatz oder das E<strong>in</strong>schleppen<br />

via Besatzmaterial, 2 Arten über <strong>die</strong> Zierfischhaltung und 1 Art aus unbekannten Gründen <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> Gewässer. Heute ist das E<strong>in</strong>setzen allochthoner <strong>Fischarten</strong> <strong>in</strong> der <strong>Schweiz</strong> auf gesetzlicher Ebene<br />

befriedigend geregelt.<br />

Allochthone <strong>Fischarten</strong> können <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht negative ökologische Auswirkungen haben. So s<strong>in</strong>d<br />

beispielsweise e<strong>in</strong> Konkurrenz- oder Prädationsdruck auf e<strong>in</strong>heimische (autochthone) Arten möglich.<br />

Auch e<strong>in</strong>e Hybridisierung mit nah verwandten Vertretern der lokalen Fauna oder das E<strong>in</strong>schleppen <strong>von</strong><br />

Krankheiten und Parasiten kann zu Bee<strong>in</strong>trächtigungen führen. Neozoen müssen aber nicht immer Probleme<br />

verursachen. Sie können sich auch unauffällig <strong>in</strong> <strong>die</strong> lokale Artengeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>fügen.<br />

Das Wissen über <strong>die</strong> Rolle, <strong>die</strong> <strong>die</strong> allochthonen <strong>Fischarten</strong> <strong>in</strong>nerhalb der autochthonen Artengeme<strong>in</strong>schaft<br />

spielen, weist fast durchwegs grosse Lücken auf. Unerwünschte Interaktionen mit den e<strong>in</strong>heimischen<br />

Arten können daher unbemerkt ablaufen. Bei unerklärlichen Bestandesrückgängen autochthoner<br />

<strong>Fischarten</strong> sollte daher auch der E<strong>in</strong>fluss <strong>von</strong> Neozoen <strong>in</strong> Betracht gezogen werden. Dieser könnte <strong>in</strong><br />

den nächsten Jahren an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen, da e<strong>in</strong>e ganze Anzahl neuer <strong>Fischarten</strong> quasi vor der Tür<br />

<strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> steht. Nachdem der Rapfen (Aspius aspius) und der Blaubandbärbl<strong>in</strong>g (Pseudorasbora<br />

parva) <strong>in</strong> den letzten Jahren via Hochrhe<strong>in</strong> den Weg <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Schweiz</strong> gefunden haben, ist zu erwarten,<br />

dass kurzfristig 6, mittel- und langfristig 9 zusätzliche allochthone <strong>Fischarten</strong> auf <strong>die</strong>sem Weg <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Schweiz</strong>er Gewässer gelangen könnten. Bei 6 <strong>die</strong>ser potenziellen Neozoen ist mit beträchtlichen negativen<br />

Auswirkungen auf <strong>die</strong> autochthone Fischgeme<strong>in</strong>schaft (Konkurrenz, Prädation) zu rechnen; es handelt<br />

sich um <strong>die</strong> Dickkopf-Elritze (Pimephales promelas), <strong>die</strong> Amurgrundel (Perccottus glehni), <strong>die</strong> Flussgrundel<br />

(Neogobius fluviatilis), <strong>die</strong> Nackthals-Grundel (N. gymnotrachelus), <strong>die</strong> Kessler-Grundel (N. kessleri)<br />

und <strong>die</strong> Schwarzmund-Grundel (N. melanostomus).<br />

Neben e<strong>in</strong>er <strong>E<strong>in</strong>wanderung</strong> allochthoner ist auch <strong>die</strong> Immigration ausgestorbener, autochthoner <strong>Fischarten</strong><br />

<strong>in</strong> den nächsten Jahren zu erwarten. Dies gilt vor allem für das Flussneunauge (Lampetra fluviatilis),<br />

den Lachs (Salmo salar) und <strong>die</strong> Meerforelle (Salmo trutta).<br />

Der vorliegende Bericht liefert e<strong>in</strong>e Übersicht über <strong>die</strong> Neozoen der <strong>Schweiz</strong>er Fischfauna. Neben den<br />

bereits vorkommenden Arten befasst er sich mit möglichen Neue<strong>in</strong>wanderern, aber auch mit den heute<br />

ausgestorbenen, dere<strong>in</strong>st hoffentlich wieder e<strong>in</strong>wandernden Arten. Die Situation im E<strong>in</strong>zugsgebiet des<br />

Rhe<strong>in</strong>s steht dabei im Zentrum der Betrachtung. 37 Arten (bzw. Taxa) werden im Detail beschrieben.<br />

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