Februar Ausgabe 2014.pdf - Bergmannsverein Menteroda
Februar Ausgabe 2014.pdf - Bergmannsverein Menteroda
Februar Ausgabe 2014.pdf - Bergmannsverein Menteroda
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Bergmannsverein</strong> „Glückauf“ - 4 - Nr. 2/2014<br />
Nachruf<br />
Am 9. <strong>Februar</strong> wäre unser ehemaliger<br />
Vereinskamerad Hans-Joachim Ostmann<br />
88 Jahre alt geworden, Grund<br />
für uns, noch einmal an seine Tätigkeit<br />
als Werkdirektor in unserem Kaliwerk<br />
und sein Leben zu erinnern.<br />
Hans Joachim Ostmann war letztlich<br />
nicht unumstritten in <strong>Menteroda</strong><br />
trotzdem muss man im Nachhinein<br />
einschätzen, dass er in seiner Zeit als<br />
Werkdirektor seine Möglichkeiten<br />
zum Wohle seiner Kalikumpel als<br />
auch der gemeinde <strong>Menteroda</strong> voll<br />
genutzt hat.<br />
Am Sonntag den 21. April im vergangenen<br />
Jahr verstarb unser Bergkamerad<br />
Hans-Joachim Ostmann im<br />
Alter von 87 Jahren in Staßfurt.<br />
Wir trauern um unser Vereinsmitglied<br />
und langjährigen Werkdirektor, den<br />
wir in Anerkennung seiner Verdienste<br />
um das Kaliwerk Volkenroda auf der<br />
Barbarafeier im Jahr 2006 mit dem „<br />
Arschleder unseres <strong>Bergmannsverein</strong>s“<br />
auszeichnen konnten.<br />
Hans-Joachim Ostmann wurde am<br />
9.<strong>Februar</strong> 1926 in Niedersachswerfen<br />
geboren, wuchs aber in Großbodungen<br />
auf. Dort wurde er 1932 auch eingeschult,<br />
von der Volksschule wechselte<br />
er 1936 - 1940 zur Mittelschule<br />
nach Bleicherode. Ab 1941 besuchte<br />
er das Gymnasium in Sondershausen<br />
bis 1943. Im gleichen Jahr wurde zur<br />
Wehrmacht eingezogen. Nach einer<br />
Verwundung und mit bitteren Erfahrungen,<br />
wurde er nach dem Krieg<br />
aus der Gefangenschaft im Juni 1945<br />
nach Ibbenbüren (Westfalen) entlassen.<br />
Vorrangig entlassen wurden<br />
Kriegsgefangene, wenn sie bereit waren<br />
im Bergbau zu arbeiten.<br />
So trat er eine Tätigkeit als Schlepper<br />
auf der dortigen Schachtanlage an, es<br />
sollte der Beginn einer fast 50-jährigen<br />
Karriere in verschiedenen Bergbauzweigen,<br />
vor allem im Kalibergbau<br />
werden. Nach seiner Rückkehr in<br />
seine Heimat Großbodungen setzte er<br />
sofort seine Tätigkeit im Bergbau im<br />
Kaliwerk Bleicherode fort, das war<br />
im Jahr 1946. Er erlernte den Beruf<br />
eines Bergmanns. Von 1948 - 1950<br />
war er als Hauer im Kaliwerk Bleicherode<br />
tätig. Von 1950 - 1952 absolvierte<br />
er ein Studium an der Berg- u.<br />
Hütteningenieurschule Eisleben und<br />
schloss dieses als Bergingenieur erfolgreich<br />
ab.<br />
Sein erster Einsatz in einer Leitungsfunktion<br />
erfolgte in der Grube Kraja<br />
des Kaliwerkes Sollstedt als Reviersteiger.<br />
Über die Stationen Beauftragter für<br />
die Kaliindustrie in der Hauptverwaltung<br />
Berlin, Werkleiter im Kaliwerk<br />
Kleinschierstedt (nahe Aschersleben)<br />
und Technischer Direktor im Kaliwerk<br />
Rossleben, wurde er im Jahre<br />
1958 Werkdirektor im Kaliwerk Volkenroda<br />
in <strong>Menteroda</strong>. Hier hat er<br />
eine ca. 10-jährige überaus erfolgreiche<br />
Leitertätigkeit ausgeübt. Danach<br />
war er als Grubendirektor in Bischofferode<br />
eingesetzt. Ab Ende der 60-ziger<br />
Jahre bis zu seinem Eintritt in den<br />
Ruhestand war er in Staßfurt als Produktionsdirektor<br />
für Kalinachfolge<br />
(Konsumgüter, Sokalit, NaCI-Sole,<br />
etc.) tätig.<br />
Seinem Verdienst ist es maßgeblich<br />
zuzuschreiben, dass während seines<br />
Wirkens im Werk Volkenroda wesentliche<br />
Produktionssteigerungen<br />
eintraten, und trotz schwierigster<br />
Arbeitsbedingungen unter und über<br />
Tage ein niedriges Unfallgeschehen<br />
gehalten sowie wegweisende, zukunftsorientierte<br />
Investitionen und<br />
Verbesserungen der Lebensbedingungen<br />
für die Kalikumpel und Einwohner<br />
von <strong>Menteroda</strong> getätigt wurden.<br />
Es sei hieran die Maßnahmen in den<br />
Gruben, der Fabrik und den sonstigen<br />
Abteilungen erinnert, wie:<br />
- Durchschlag Wetterstrecke Ost<br />
zur Verbesserung der klimatischen<br />
Bedingungen.<br />
- Umstellung der Gruben auf gleislose<br />
Förderung<br />
- Durchsetzung der Vollankerung<br />
zur Erhöhung der Sicherheit<br />
- Baubeginn einer Großraumkühlhalle<br />
- Inbetriebnahme einer neuen<br />
Deckstation<br />
- Einweihung bzw. Inbetriebnahme<br />
des Betriebsambulatoriums<br />
(1959), der Kegelbahn (1960),<br />
des Sportplatzes am Klubhaus<br />
1962.<br />
- Inbetriebnahme der Schwarz-<br />
Weiß-Kaue, des Sozialgebäudes<br />
und des Busbahnhofes (1965/66)<br />
- Inbetriebnahme der neuen Betriebsberufsschule<br />
(1966) und des<br />
Ferienheims in Pappritz (1967)<br />
- den Bau von Wohnungen im<br />
kommunalen Bereich und in der<br />
AWG in den Orten <strong>Menteroda</strong><br />
und Holzthaleben.<br />
Das Bergwerk war eine harte Schule.<br />
Er hat die Herausforderung angenommen<br />
und diese immer mit ehrgeizigen<br />
Zielstellungen erfüllt.<br />
Deshalb sei an dieser Stelle erwähnt,<br />
dass er im Jahre 1964 mit der hohen<br />
Auszeichnung „Verdienter Bergmann“<br />
geehrt wurde.<br />
Es war aber nicht nur sein erfolgreiche<br />
bergmännische und Leitungstätigkeit,<br />
die ihn in all diesen Einsatzphasen<br />
profiliert und ausgezeichnet<br />
hat, sondern auch das Bemühen um<br />
die Entwicklung seiner Unterstellten<br />
und Mitmenschen. Eigenschaften<br />
wie klares Denken, Scharfblick, Methode,<br />
Pflichtbewusstsein und Kameradschaft<br />
drückten sich auch stets in<br />
Nähe zum Kumpel, in Freundschaften,<br />
Unterstützungen und hohem Engagement<br />
zum Sport aus.<br />
Die Verbundenheit mit den Bürgern<br />
von <strong>Menteroda</strong> sowie mit vielen ehemaligen<br />
Mitarbeitern hatte er bis zum<br />
letzten Tag nicht verloren. Obwohl er<br />
in seiner Heimatstadt Staßfurt im dortigen<br />
<strong>Bergmannsverein</strong> Mitglied war,<br />
war es deshalb auch für ihn selbstverständlich,<br />
unserem <strong>Bergmannsverein</strong><br />
beizutreten. Trotz seines hohen Alters<br />
war das Interesse für <strong>Menteroda</strong>, für<br />
den <strong>Bergmannsverein</strong> „Schlägel &<br />
Eisen“ sehr groß.<br />
Er verfolgte das Vereinsleben intensiv<br />
über die Beiträge im Mitteilungsblatt<br />
der Gemeinde, - wann immer<br />
es möglich war, besuchte er unsere<br />
Veranstaltungen um vielfältige Erinnerungen<br />
aufleben lassen zu können.<br />
Wir, die Kameraden des <strong>Bergmannsverein</strong>s<br />
„Schlägel und Eisen“ <strong>Menteroda</strong><br />
und alle anderen Bergleute,<br />
die ihm auf seinem beruflichen Werdegang<br />
begegnet sind und streckenweise<br />
begleiten durften haben einen<br />
guten Kameraden, einen bis zu Letzt<br />
stets hilfsbereiten und zuverlässigen<br />
Freund verloren, sein Lebenskreis hat<br />
sich geschlossen.<br />
„Glück auf“