Positionspapier zum Tagebau in der Lausitz - EJBO
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<strong>Positionspapier</strong> <strong>zum</strong> <strong>Tagebau</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lausitz</strong><br />
Im Jahr 1999 stand das Landesjugendcamp <strong>der</strong> Evangelischen Jugend Berl<strong>in</strong>-<br />
Brandenburg <strong>in</strong> Horno bei Cottbus unter dem Motto „Wir machen W<strong>in</strong>d“. Der<br />
Landesjugendcamport Horno war e<strong>in</strong> politisch gewählter Ort! 2.500 Teilnehmer brachten<br />
damals ihren Unmut über den Braunkohletagebau und das Wegbaggerns Hornos <strong>zum</strong><br />
Ausdruck.<br />
2005 wurde das letzte Haus enteignet und abgerissen, danach wurde Horno samt se<strong>in</strong>er<br />
500 Jahre alten Feldste<strong>in</strong>kirche abgebaggert.<br />
Es ist ke<strong>in</strong> Geheimnis, dass im heutigen 2008 weiter über neue <strong>Tagebau</strong>fel<strong>der</strong><br />
gesprochen wird: Angekündigter Aufschluss s<strong>in</strong>d die neuen <strong>Tagebau</strong>fel<strong>der</strong> Jänschwalde<br />
Nord, Welzow- Süd (Teilfeld II), Spremberg-Ost und Bagenz-Ost. Den Orten Proschim,<br />
Atterwasch, Kerkwitz und Grabko droht die Abbaggerung.<br />
Darum for<strong>der</strong>n wir als Evangelische Jugend Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz erneut e<strong>in</strong>en mittelfristigen Ausstieg aus <strong>der</strong> Braunkohleför<strong>der</strong>ung.<br />
Durch den Braunkohletagebau haben im <strong>Lausitz</strong>er Kohlerevier seit 1924 bereits 25.000 -<br />
30.000 Menschen ihre Heimat verloren. Wir sagen deshalb: Das kann so nicht weiter<br />
gehen!<br />
Mit <strong>der</strong> Braunkohleför<strong>der</strong>ung geht zudem e<strong>in</strong>e gigantische Naturzerstörung e<strong>in</strong>her, die<br />
selbst vor Schutzgebieten wie den Lacomaer Teichen nicht halt macht. Sie verbraucht<br />
Unmengen an Grundwasser, betreibt damit Raubbau am natürlichen Wasserhaushalt <strong>der</strong><br />
<strong>Lausitz</strong> und schädigt so auch die <strong>Lausitz</strong>er Natur. Uns als Jugendlichen, somit zukünftiger<br />
Generation, reicht nicht nur die Feststellung des Schicksals unserer Heimat. Wir for<strong>der</strong>n<br />
die Brandenburger Landesregierung und alle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Energiefrage Verantwortung<br />
tragenden Personen und Unternehmen auf, sich mit Alternativkonzepten<br />
ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen und somit die Region nach <strong>der</strong> Auskohlung <strong>der</strong> bereits<br />
genehmigten <strong>Tagebau</strong>e sozialverträglich aufzufangen.<br />
Als Evangelische Jugend Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische Oberlausitz berufen wir uns auf<br />
den „konziliaren Prozess“ (Bezeichnung für den geme<strong>in</strong>samen Lernweg christlicher<br />
Kirchen zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung <strong>der</strong> Schöpfung), welcher vom<br />
Ökumenischen Weltrat <strong>der</strong> Kirchen bei <strong>der</strong> VI. Vollversammlung <strong>in</strong> Vancouver 1983<br />
beschlossen worden ist.<br />
Die Evangelische Jugend Berl<strong>in</strong>-Brandenburg-schlesische Oberlausitz macht sich daher<br />
folgende Auszüge aus <strong>der</strong> VIII. <strong>der</strong> zehn Grundüberzeugungen <strong>der</strong> Ökumenischen<br />
Weltversammlung von Seoul 1990 zu Eigen:<br />
"Wir bekräftigen, dass die Erde Gott gehört. Das Land und die Gewässer bedeuten<br />
Leben für die Menschen […] Der Mensch soll Boden und Gewässer so nutzen, dass<br />
die Erde regelmäßig ihre lebensspendende Kraft wie<strong>der</strong>herstellen kann, dass ihre<br />
Unversehrtheit geschützt wird und dass die Tiere und Lebewesen den Raum <strong>zum</strong><br />
Leben haben, den sie brauchen. Wir werden je<strong>der</strong> Politik wi<strong>der</strong>stehen, die Land als<br />
bloße Ware behandelt! […] Wir verpflichten uns zur Solidarität mit den (Ur)völkern,<br />
die um ihre Kultur, ihre Spiritualität und ihre Rechte auf Grund und Boden sowie auf<br />
Gewässer kämpfen."<br />
Der angestrebte Ausbau <strong>der</strong> <strong>Tagebau</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Lausitz</strong> ist unserer Me<strong>in</strong>ung nach Praxis<br />
e<strong>in</strong>er Politik, die sich gegen Gottes Schöpfung verhält und unser Land als Ware behandelt:<br />
Als Evangelische Jugend <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Brandenburg und <strong>der</strong> schlesischen Oberlausitz wollen
wir e<strong>in</strong>e gesamtgesellschaftliche Verantwortung tragen und unser Profil als bewusst und <strong>in</strong><br />
dieser Verantwortung lebende Christ<strong>in</strong>nen und Christen schärfen. Zu diesem Zweck<br />
vernetzen wir uns mit bereits aktiven Initiativen wie „Ke<strong>in</strong>e neuen <strong>Tagebau</strong>e“ und <strong>der</strong><br />
„Klima Allianz“, die wir für die Region sensibilisieren wollen.<br />
Beschlossen von <strong>der</strong> Jugendkammer <strong>der</strong> Evangelischen Jugend Berl<strong>in</strong>-Brandenburgschlesische<br />
Oberlausitz am 17. Januar 2008.