Shenyang und Qingdao: Chinas starkes Doppel
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special<br />
China<br />
<strong>Shenyang</strong> <strong>und</strong> <strong>Qingdao</strong>:<br />
Zwei Boomstädte mit Zukunft<br />
P<br />
<strong>Qingdao</strong><br />
Die Architektur <strong>und</strong> das alljährliche<br />
Bierfest erinnern an das westliche<br />
Erbe der Stadt am Pazifischen<br />
Ozean – von 1898 bis 1914 war<br />
<strong>Qingdao</strong> deutsche Kolonie. Ihren<br />
Aufstieg zur wichtigen Wirtschafts-<br />
<strong>und</strong> Handelsmetropole verdankt<br />
die Stadt nicht zuletzt ihrem Hafen<br />
sowie ihrer Industrie. Ende des<br />
vergangenen Jahres präsentierte<br />
das Transportunternehmen CSR<br />
<strong>Qingdao</strong> Sifang einen Hochgeschwindigkeitszug,<br />
der bis zu 500<br />
St<strong>und</strong>enkilometer schnell fährt.<br />
Erholung finden die r<strong>und</strong> 8,5 Millionen<br />
Einwohner <strong>Qingdao</strong>s an den<br />
Stränden der Metropole<br />
eking, Schanghai, Hongkong: Für viele im Ausland sind<br />
dies die einzigen chinesischen Städte, die sie kennen –<br />
<strong>und</strong> deren Namen sie aussprechen können. Doch in China<br />
gibt es r<strong>und</strong> 160 Städte mit mehr als eine Million Einwohnern,<br />
<strong>und</strong> ihre Zahl steigt weiter. Dutzende neuer Märkte mit riesigem<br />
Potenzial sind in den vergangenen Jahren entstanden, zu den<br />
Paradebeispielen gehören <strong>Shenyang</strong> <strong>und</strong> <strong>Qingdao</strong>.<br />
<strong>Shenyang</strong> zählt r<strong>und</strong> 7,2 Millionen Einwohner. Die Metropole<br />
gilt als wirtschaftliches <strong>und</strong> kulturelles Zentrum Nordostchinas<br />
<strong>und</strong> ist die Hauptstadt der Provinz Liaoning, in der 43 Millionen<br />
Menschen leben. Noch vor wenigen Jahren war die Region vor<br />
allem für ihre Stahlindustrie, Bergbau <strong>und</strong> Kohlekraftwerke bekannt.<br />
Jetzt sind es zunehmend Automobil- <strong>und</strong> Flugzeugbau,<br />
Chemieindustrie <strong>und</strong> der IT-Sektor, die <strong>Shenyang</strong> prägen. Siemens<br />
hat hier ebenso Niederlassungen wie ABB Schweiz, ThyssenKrupp,<br />
Würth <strong>und</strong> General Electric. BMW baut in <strong>Shenyang</strong><br />
seine Wagen für den chinesischen Markt im Joint Venture mit<br />
Brilliance, einem chinesischen Automobilunternehmen, das<br />
selbst bereits Limousinen in den Westen exportiert.<br />
Von <strong>Shenyang</strong> aus erreicht man in zweieinhalb St<strong>und</strong>en<br />
Zugfahrt Changchun, wo Volkswagen, Audi <strong>und</strong> Toyota in Joint<br />
Ventures mit dem einheimischen Partner FAW produzieren. 2010<br />
verabschiedete der chinesische Staatsrat eine Regionalentwicklungsstrategie,<br />
nach der <strong>Shenyang</strong> das Zentrum einer Metropolregion<br />
mit sieben weiteren Großstädten werden soll. Durch den<br />
Ausbau des Verkehrsnetzes wird in Zukunft jede dieser Städte<br />
innerhalb einer St<strong>und</strong>e von <strong>Shenyang</strong> aus erreichbar sein.<br />
Schon jetzt befinden sich hier einige der wichtigsten Messezentren<br />
<strong>Chinas</strong>. Für die zweite Jahreshälfte 2012 stehen etwa<br />
die Auto Expo in Changchun <strong>und</strong> die Northeast Asia Investment<br />
and Trade Expo auf dem Programm.<br />
Die Schlüsselrolle von <strong>Shenyang</strong>, das sich selbst als „Stadt<br />
voller Vitalität“ preist, hat geschichtliche Wurzeln. Von 1625 bis<br />
1644 war es unter dem Namen Mukden die Hauptstadt der Mandschu,<br />
deren Herrscherdynastie, die Qing, bis zum Ende des<br />
Kaiserreichs die Führung über ganz China übernahm. Davon<br />
zeugt noch heute die wichtigste Sehenswürdigkeit <strong>Shenyang</strong>s,<br />
die von der Unesco 2004 zum Weltkulturerbe ernannt wurde:<br />
Der Mukden-Palast, auch „Kaiserpalast von <strong>Shenyang</strong>“ genannt,<br />
ist das örtliche Gegenstück zur Verbotenen Stadt in Peking.<br />
Eine ganz andere Geschichte hat <strong>Qingdao</strong>, das von 1898<br />
bis 1914 deutsche Kolonie war. Noch heute findet man hier<br />
Fachwerkhäuser <strong>und</strong> Gebäude im Jugendstil. Junge Paare<br />
posieren für Hochzeitsfotos vor der katholischen St.-Michaels-<br />
Kathedrale, einem neuromanischen Bauwerk. Wichtigstes Erbe<br />
aus jener Zeit ist die Brauerei für jenes Bier, das nach der Stadt<br />
Lufthansa Magazin Special China<br />
Cover: imagebroker.net/TPG/ullstein Fotos: Alamy/mauritius; Imaginechina/laif (2); Imaginechina/Corbis;Xinhua/imago<br />
Fotos: Steinmetz/Agentur Focus; Xinhua/imago (2); China Foto Press/imago; imagebroker/TPG/mauritius<br />
<strong>Shenyang</strong><br />
Tradition <strong>und</strong> Moderne liegen in<br />
der Stadt im Nordosten <strong>Chinas</strong><br />
nah beieinander. Der Beiling-<br />
Park ist die grüne Lunge von<br />
<strong>Shenyang</strong>, hier liegt das Grab<br />
von Huang Taiji. Dieser Kaiser<br />
aus der Qing-Dynastie erweiterte<br />
das Mandschu-Reich <strong>und</strong> starb<br />
kurz vor der Machtübernahme in<br />
Peking. Seit Jahrh<strong>und</strong>erten gelten<br />
gedünstete Klöße in Shen yang<br />
als Spezialität. Die Stadt wächst<br />
rasant <strong>und</strong> gewinnt auch wirtschaftlich<br />
an Bedeutung: Jährlich<br />
trifft sich die internationale Autoindustrie<br />
in <strong>Shenyang</strong> zur Auto Fair<br />
Expo; von der Firma SAC stammt<br />
ein ferngesteuerter Roboter, der<br />
Sprengstoff entschärfen kann.<br />
Das Bankgebäude im Zentrum<br />
der Stadt wurde einer Münze<br />
nachempf<strong>und</strong>en<br />
benannt wurde: Tsingtao. Sie ist die größte Brauerei <strong>Chinas</strong> <strong>und</strong><br />
hat einen Anteil von 50 Prozent am chinesischen Bierexport. Mit<br />
ihrem hauseigenen Biermuseum gehört sie zu den Touristenattraktionen<br />
der Stadt. Dort erfahren Besucher, wie sich die Produktion<br />
seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1903 entwickelt<br />
hat <strong>und</strong> wie heute Bier gebraut wird. Das Oktoberfest fällt<br />
in <strong>Qingdao</strong> in den August – dann reisen Millionen Besucher aus<br />
ganz China <strong>und</strong> dem Ausland zum alljährlichen Internationalen<br />
Bierfestival an, dem größten Event dieser Art in Asien.<br />
Doch <strong>Qingdao</strong>s Wirtschaft hat weit mehr zu bieten als Bier.<br />
Mit r<strong>und</strong> 8,5 Millionen Einwohnern ist <strong>Qingdao</strong> die größte Stadt<br />
der Provinz Shandong, in der r<strong>und</strong> 95 Millionen Menschen leben.<br />
Als neuntgrößter Hafen der Erde öffnet <strong>Qingdao</strong> den ölverarbeitenden<br />
Unternehmen <strong>und</strong> der Leichtindustrie an <strong>Chinas</strong><br />
boomender Ostküste ein Tor zur Welt. Neben Fischereibetrieben<br />
haben sich hier vor allem Unternehmen der Textilindustrie, der<br />
Haushaltselektronik sowie große Reifenhersteller angesiedelt.<br />
Der deutsche Chemiekonzern Evonik Industries wirkt ebenso vor<br />
Ort wie der Schweizer Möbelhersteller Pfister. Zu <strong>Qingdao</strong> gehören<br />
mehrere steuerlich bevorzugte Hightech-Industriezonen. Im<br />
Bau ist ein chinesisch-deutscher Ökologiepark nach den Plänen<br />
der Hamburger Architekten von Gerkan, Marg <strong>und</strong> Partner<br />
(gmp). Hier entsteht ein neuer Stadtteil von der Größe des Berliner<br />
Bezirks Mitte, der seine Energie aus Wind, Wasser <strong>und</strong> der<br />
Sonne beziehen wird, die in <strong>Qingdao</strong> überdurchschnittlich oft<br />
scheint. So erweisen sich <strong>Shenyang</strong> <strong>und</strong> <strong>Qingdao</strong> als zwei<br />
Metropolen, von denen noch nicht jeder gehört hat – von denen<br />
man aber noch sehr viel hören wird.<br />
Tipps<br />
Kempinski Hotel <strong>Shenyang</strong><br />
109 Qing Nian Street, <strong>Shenyang</strong><br />
Tel. +86-24/22 98 89 88,<br />
kempinski.com<br />
Das luxuriöse Hotel mit Spa,<br />
Fitnessraum, Innenpool <strong>und</strong><br />
319 Zimmern <strong>und</strong> Suiten ist<br />
das einzige am Qingnian-See<br />
<strong>und</strong> liegt nur zehn Minuten vom<br />
Kaiserpalast entfernt.<br />
Kaisergräber<br />
Im Osten <strong>Shenyang</strong>s liegt Dongling,<br />
das Grab von Nurhaci, dem<br />
Begründer der Qing-Dynastie.<br />
Im Norden der Stadt findet man<br />
Beiling, das Grab Huang Taijis,<br />
seines Sohns <strong>und</strong> Nachfolgers.<br />
Der dazugehörige Park ist mit<br />
einer Fläche von 330 Hektar<br />
etwa so groß wie der Central<br />
Park in New York.<br />
Crowne Plaza <strong>Qingdao</strong><br />
76 Xiang Gang Zhong Lu, <strong>Qingdao</strong>,<br />
Tel. +86-532/85 71 88 88,<br />
ichotelsgroup.com/crowneplaza<br />
181 Meter hoch, 383 Zimmer:<br />
Das Fünf-Sterne-Hotel liegt<br />
mitten im Zentrum der Stadt, in<br />
Fußnähe zur Yunxiao Road. In<br />
<strong>Qingdao</strong>s bekanntester Restaurantstraße<br />
können Besucher vor<br />
allem hervorragende Fischspezialitäten<br />
genießen.<br />
Laoshan<br />
Dieses Gebirge bei <strong>Qingdao</strong><br />
gehört zu den heiligsten Stätten<br />
des Taoismus. Zu bestaunen<br />
ist etwa der fast 2000 Jahre<br />
alte Taiqing-Tempel. Unter<br />
Zypressen <strong>und</strong> über spitze<br />
Felsen kann man zum Chaoyin-<br />
Wasserfall wandern.<br />
Strände<br />
<strong>Qingdao</strong> ist einer der bedeutendsten<br />
Badeorte <strong>Chinas</strong>. Die<br />
meisten Touristen besuchen den<br />
zentralen „Strand Nummer 1“,<br />
so der offizielle Name. An<br />
„Strand Nummer 2“ lässt sich<br />
die Badaguan-Gegend mit ihren<br />
schönen traditionellen Villen besichtigen.<br />
Weniger zentral, dafür<br />
aber auch weniger bevölkert<br />
sind der „Strand Nummer 3“,<br />
der einen schönen Blick auf die<br />
Skyline von <strong>Qingdao</strong> bietet, <strong>und</strong><br />
der Shilaoren-Strand im Osten<br />
der Stadt.