Baumagazin Einschaltung - Weissenseer
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OBJEKT<br />
Aufstockung<br />
Erstes schwimmendes<br />
Passivhaus finalisiert<br />
Auf dem Weissensee wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „autarc homes“ unter der<br />
Leitung der <strong>Weissenseer</strong> Holz-System-Bau GmbH das erste schwimmende und drehbare<br />
Passivhaus weltweit „gebaut“. Ein Projekt, das unter Fachleuten für großes Echo sorgt.<br />
Detaillösung im Eingangsbereich.<br />
Die Firma <strong>Weissenseer</strong> Holz-<br />
System-Bau GmbH sieht sich als Innovationsführer<br />
im Bereich Passivhausherstellung<br />
sowie energieeffizienter<br />
Gebäudehüllen. Das innovative,<br />
mittelständische Unternehmen, gegründet<br />
vom Großvater des heutigen<br />
Gesellschafters und Geschäftsführers<br />
Christof Müller, beschäftigt sich seit<br />
über 70 Jahren mit dem Thema der<br />
ökologischen Bauweisen. Das über<br />
Generationen übermittelte fundierte<br />
Wissen um das Wunder Holz, sowie<br />
Forschung und Entwicklung im Bereich<br />
modernster Umwelttechnologien<br />
sind mit ausschlaggebend für<br />
diesen Erfolg. Die Kernkompetenz des<br />
Unternehmens ist die Passivhausherstellung<br />
und umfasst die Bereiche<br />
Einfamilienhäuser, Wohn- und Bürobauten,<br />
Industriebauten und „die<br />
kleinste Fabrik der Welt“ (dazu später<br />
mehr).<br />
Die WHSB hat sich frühzeitig entschieden,<br />
den Weg vom klassischen<br />
Holzbauunternehmen zum modernen<br />
Anbieter von hochwärmegedämmten<br />
Häusern in Holzleichtbauweise zu<br />
beschreiten. Diese Bauweise vereint<br />
wesentliche Vorteile in der Herstellung,<br />
Verarbeitung, nachhaltigen Gewährleistung,<br />
im Gewicht und Transport.<br />
Einen Schritt weiter, entwickelte<br />
das Unternehmen die Marke „Intelligent<br />
Skin“. Christof Müller: „Es war<br />
unser Bestreben eine Umhüllung zu<br />
schaffen und ständig zu verfeinern,<br />
welche den zentralen Anforderungen<br />
einer hochwärmegedämmten Struktur<br />
entspricht, ohne aber dabei den Gestaltungsspielraum<br />
der Architektur<br />
oder Oberflächenbeschichtungen<br />
Grenzen zu setzen.“ Die Innovation<br />
der Passivhülle besteht darin, dass<br />
ihre Haut vom Rest des Gebäudes getrennt<br />
betrachtet und produziert werden<br />
kann. So zeigt die intelligente<br />
Gebäudehaut gerade im täglichen Kostenmanagement<br />
z. B. einer sozialen<br />
Einrichtung, eines sanierten Wohnhauses<br />
oder eines Bürogebäudes ihre<br />
wirkliche Stärke.<br />
Fotos: Fotocredit<br />
4 | bm 2 2011 www.bauweb.co.at<br />
bau<br />
magazin<br />
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Forschungsprojekt<br />
OBJEKT<br />
Ein schwimmendes Passivhaus bietet den wesentlichen<br />
Vorteil, dass zur Drehung des Hauses im Wasser nur sehr<br />
wenig Energie benötigt wird.<br />
Fotos: Fotocredit<br />
Projekt „autarc homes“<br />
Das Gespür für Zukunftstrends und<br />
der Forschergeist der Firma <strong>Weissenseer</strong><br />
zeigen sich am besten in dem Projekt<br />
„autarc homes“. Dabei handelt es<br />
sich um das erste schwimmende und<br />
drehbare Passivhaus weltweit, in dem<br />
auch die Energiegewinnung sowie die<br />
Wasserver- und -entsorgung stattfinden.<br />
Dieses Vorzeigeprojekt wurde am<br />
Weissensee umgesetzt. Fernziel des<br />
Projektes ist es, Gebäude zu entwickeln,<br />
die vollkommen unabhängig<br />
von zentralistischen Systemen sprich<br />
Energie-, Trinkwasserversorgung und<br />
Abwasserentsorgung funktionieren.<br />
Nach umfangreicher Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeit durch die Firma<br />
<strong>Weissenseer</strong> Holz-System-Bau GmbH<br />
und die Projektpartner Fachhochschule<br />
Technikum Kärnten, Holzbauwerke<br />
Roth WIGO (Feldkirchen), Heraklith<br />
(Ferndorf) und Isocell (Neumarkt), erfolgte<br />
im Jahr 2006 der Startschuss für<br />
den Bau mit Phase 1: Hochwärmegedämmte<br />
Holzleichtbauteile „die neue<br />
Wand“ sind über einen Zeitrum von<br />
mehr als einem Jahr im Feldversuch<br />
erprobt worden. In dieser Testphase<br />
wurden die bauphysikalischen Eigenschaften<br />
der Konstruktion genauestens<br />
unter die Lupe genommen, um sicher<br />
zu gehen, dass das Bauvorhaben allen<br />
Anforderungen eines Passivhauses<br />
gerecht wird. Das Haus wird von morgens<br />
bis abends der Sonne nachgeführt.<br />
Mit der Errichtung des<br />
Schwimm- und Drehsystems im<br />
Wohnbereich wurde die 2. Phase Ende<br />
2007 beendet. Dabei wurde der 13 x 5<br />
Meter große Schwimmkeller und das<br />
bereits bestehende Testhaus mit einem<br />
großen Mobilkran versetzt und schließlich<br />
zu Wasser gelassen. Statische Verbesserungsarbeiten<br />
waren notwendig,<br />
um mit der Phase 3 das Projekt fertig<br />
zu stellen. Der Innenausbau fand aufgrund<br />
der Vermessungsarbeiten erst<br />
vor Kurzem seinen Abschluss.<br />
Die im Projekt involvierten Projektpartner-Firmen<br />
Heraklith und Isocell<br />
verfügen für ihre jeweiligen Bau- und<br />
Dämmstoffe über ausgezeichnete<br />
Kenntnisse aus deren Anwendungsbereichen.<br />
Ziel ist es daher, im Rahmen<br />
des Projektes erstmalig gemeinsam<br />
optimale Kombinationen der einzusetzenden<br />
Materialien und deren Qualitäten<br />
systematisch zu erarbeiten und<br />
die Ergebnisse insbesondere im Hinblick<br />
auf die Lebensdauer und das<br />
Langzeitverhalten der Werkstoffe vorhersagbar<br />
zu machen.<br />
Ein weiteres, wesentliches Einflusskriterium<br />
bei der Bauteilkonzeption ist<br />
die Minimierung des Energie- und<br />
Der 13 x 5 Meter große Schwimmkeller und das Passivhaus<br />
wurde mit einem Mobilkran direkt neben dem See in eine<br />
4 Meter tiefe Baugrube gelassen und verankert.<br />
www.bauweb.co.at bm 2 2011 | 5<br />
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OBJEKT<br />
Forschungsprojekt<br />
Ein Hauptziel bei diesem Projekt war die Entwicklung neuer<br />
hochwärmegedämmter Holzleichtbauweisen, die für den<br />
Einsatz in Objekten im Passivhausstandard geeignet sind.<br />
Ressourcenverbrauchs während des<br />
gesamten Lebenszyklus, d.h. die entwickelten<br />
Aufbauten haben auf der<br />
einen Seite eine hohe Funktionalität<br />
sowie einen exzellenten Transmissionswärmeschutz,<br />
um den Restwärmebedarf<br />
von Passivhäusern noch weiter<br />
reduzieren zu können. Auf der anderen<br />
Seite werden bei der Bauteilentwicklung<br />
bzw. -produktion vorzugsweise<br />
Komponenten mit einer niedrigen<br />
„Grauen Energie“ eingesetzt,<br />
z. B. durch den Einsatz regionaler<br />
Dämmstoffe oder Dämmstoffe aus<br />
nachwachsenden oder rezyklierten<br />
Rohstoffen, etc.<br />
Bautechnische Besonderheiten<br />
Doch was ist so anders an einem<br />
schwimmenden Passivhaus? „Allen<br />
voran der Wandaufbau“, erklärt Christof<br />
Müller, Geschäftsführer der <strong>Weissenseer</strong><br />
Holz-System-Bau GmbH. „Bei<br />
normalen Holzhäusern ist er diffusionsoffen.<br />
Die Luftfeuchtigkeit kann<br />
durch das Material nach außen entweichen.<br />
Bei einem Schiff geht das<br />
Neben der Sicherstellung der Luftdichtheit in der Bauteilfläche galt ein besonderes Augenmerk<br />
der dauerhaften, konstruktiven Ausbildung von luftdichten Bauteilanschlüssen.<br />
natürlich nicht. Alle Bauteile, die unter<br />
Wasser sind oder häufig mit Wasser<br />
in Berührung kommen, müssen absolut<br />
wasserdicht sein.“<br />
Zwei weitere Punkte machen das ambitionierte<br />
Forschungsprojekt für die<br />
Zukunft des Passivhauses so spannend:<br />
Zum einen bietet Wasser den<br />
großen Vorteil, dass die Außentemperaturen<br />
dort nie so tief sinken wie in<br />
der Luft. Zum anderen kann das Gebäude<br />
auf dem Wasser liegend ohne<br />
großen Aufwand der Sonne nachgeführt<br />
werden – oder sich an heißen<br />
Tagen von ihr abwenden. Die solaren<br />
Energieeinträge lassen sich dadurch<br />
perfekt optimieren.<br />
Das Wissen, das <strong>Weissenseer</strong> durch<br />
dieses Forschungsprojekt gewonnen<br />
hat, eröffnet neue Möglichkeiten zur<br />
Anwendung bei Gebäuden in Gebieten<br />
mit hohem Grundwasserstand. Marktchancen<br />
für „schwimmende Passivhäuser“<br />
ortet Müller daher eher jenseits<br />
der österreichischen Grenzen,<br />
beispielsweise in Holland, Norddeutschland<br />
oder Nordamerika.<br />
Die kleinste Fabrik der Welt<br />
Fünf Millionen Euro hat die Firma<br />
<strong>Weissenseer</strong> in den neuen Standort<br />
in Greifenburg investiert, der einen<br />
weltweiten Meilenstein in der Passivhaus-Technologie<br />
setzt. Denn die<br />
Fotos: Josef Pausch | Christoph Goldmann | Heidl Architekten<br />
6 | bm 2 2011 www.bauweb.co.at<br />
bau<br />
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Die Aufgabenstellungen des Projekts lauteten: dezentrale Energieversorgung und Speicherung, dezentrale Abwasserentsorgung<br />
bzw. Wiederaufbereitung, Trinkwasserversorgung und Überführung der Ergebnisse in die Serienfertigung.<br />
sogenannte „kleinsten Fabrik der Welt“ ist die erste<br />
Passivhausproduktionsanlage der Welt. Mit einer<br />
Nutzfläche von mehr als 3.200 m2 und einem Gesamtraumvolumen<br />
von 55 Einfamilienhäusern<br />
liegt der Energieverbrauch der Halle bei lediglich<br />
zwei Einfamilienhäusern. „Mit einem Verbrauch<br />
von nur 800 Liter Heizöläquivalent im Jahr für<br />
18.500 m3 Rauminhalt – etwa ein Drittel des Jahresverbrauchs<br />
eines Einfamilienhauses – ist die<br />
Passivhaus-Produktionshalle die erste dieser Art<br />
weltweit“, so Müller.<br />
Aufgrund der neuen Produktionsstätte beträgt die<br />
Durchlaufzeit für die Fertigung eines Einfamilienhauses<br />
nur mehr knapp zwei Tage. Das ermöglicht<br />
es der Firma <strong>Weissenseer</strong>, ihren Kunden die Vorteile<br />
eines energieeffizienten Gebäudes ohne Mehrkosten<br />
anzubieten und gleichzeitig einen nachhaltig<br />
positiven Einfluss auf die Umwelt auszuüben.<br />
Das Besondere an der „kleinsten Fabrik der Welt“<br />
ist jedoch nicht nur die Produktionsweise, sondern<br />
auch die Übertragbarkeit des Konzeptes an jeden<br />
beliebigen Ort. Das Unternehmen hat die Produktion<br />
so aufgebaut, dass sie weltweit sofort wieder<br />
neu entstehen kann. Der Hintergedanke: „Die Passivhaustechnologie<br />
stellt für uns das zukunftsweisendste<br />
Konzept für Bauen, Wohnen und Arbeiten<br />
dar. Daher sehen wir es als unsere Aufgabe, diese<br />
Technologie in Zukunft zum Richtmaß und damit<br />
zu einer Art „Mindeststandard“ zu machen. Dazu<br />
müssen jedoch die Voraussetzungen geschaffen<br />
werden, um Passivhäuser weltweit in großen Mengen<br />
fertigen zu können. Diesem Konzept folgend<br />
ist Expansion dank der „kleinsten Fabrik der Welt“<br />
keine Standortfrage mehr, sondern ein modularer<br />
Aufbau“, betont Christof Müller abschließend. <br />
www.weissenseer.com<br />
Kurzinfo<br />
Unternehmensporträt<br />
Fotos: Fotocredit<br />
Die <strong>Weissenseer</strong> Holz-System-Bau GmbH, heute mit Sitz in Greifenburg in Kärnten, wurde bis Ende<br />
2008 am Standort Weissensee betrieben. Standen zu Beginn des Unternehmens traditionelle Zimmermannsarbeiten<br />
im Zentrum, so ist die Firma im Laufe der Jahre mit den Anforderungen ihrer Kunden<br />
gewachsen.<br />
„Als die Firma <strong>Weissenseer</strong> Holz-System-Bau GmbH 1930 gegründet wurde, war die Entwicklung hin<br />
zu Niedrigenergie– und Passivhäusern nicht vorhersehbar. Angefangen hatte alles mit klassischen<br />
Zimmermannskonstruktionen, denen Elementbauweise und Holzfertighäuser folgten“, erzählt Christof<br />
Müller. Die Zeiten und Anforderungen an ein Haus haben sich geändert: Die Kunden fordern neben der<br />
Einhaltung höchster ökologischer Anforderungen, Häuser die einen minimaler Energieaufwand zur Nutzung<br />
benötigen, praktisch autark sind. Diese Entwicklung hat die Firma <strong>Weissenseer</strong> frühzeitig erkannt<br />
und sich entsprechend auf Passiv- und Niedrigenergiehäuser spezialisiert.<br />
bau<br />
magazin<br />
z<br />
www.bauweb.co.at bm 2 2011 | 7