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52 «Sabine, kommen wir zum Punkt: Du bist seit fünf Jahren befristet bei uns angestellt. Ich bin bereit, dich weiter zu beschäftigen, ich biete dir sogar einen unbefristeten Vertrag an. Aber du musst bei diesem Projekt mitmachen!» «Nein!» «Was nein?» «Nein! Und erpressen lasse ich mich schon gar nicht. Ich bin selbstbewusst genug, um zu wissen, dass ich guten Unterricht mache. Das bestätigen auch meine Klassen. Obwohl ich streng bin. Aber ich bin gut, wenn ich meinen Unterricht so planen und durchführen kann, dass er mich selbst überzeugt. Wenn du mich zwingst, ein Unterrichtskonzept zu verfolgen, das ich, entschuldige, für Schwachsinn halte, dann wird auch meine Leistung entsprechend sein!» «Aber Sabine, der Witz des Lernens in Motivationswelten ist ja gerade der, dass du gar keinen guten Unterricht mehr bieten musst – also ich meine: dass es dein bisheriges Arbeiten, wie du es gewohnt bist, in Zukunft gar nicht mehr brauchen wird! Du hast eine ganz neue Rolle, nämlich als Lerncoach! Der Lehrerberuf verändert sich, und wir uns in ihm!» «Dann will ich dir jetzt einmal etwas sagen. Wenn ‹Lerncoach› die Zukunft des Lehrerberufs ist, dann findet der Lehrerberuf in Zukunft ohne mich statt. Aber momentan gibt es noch genügend Schulen, in denen die Schulentwickler die Bodenhaftung noch nicht derartig verloren haben wie du! Wenn du mich rausschmeissen willst, weil ich dieses Projekt idiotisch finde, dann tu, was du nicht lassen kannst. Aber für diesen Motivationshabakuk musst du dir jemand anderes suchen!» «Sabine …» «Ich weiss, wie ich heisse! Und ich will dir gleich noch etwas sagen: Als du mich hierher bestellt hast, habe ich angenommen, du willst mir endlich eine unbefristete Stelle anbieten. Ich arbeite seit fünf Jahren hier, und seit fünf Jahren betont ihr, was für eine tolle Arbeit ich leiste! Wenn ich richtig informiert bin, ist es gar nicht erlaubt, jemanden mehr als vier Jahre lang nur befristet anzustellen.» «Sabine, ich würde dir eine unbefristete Stelle anbieten…» «Ja, als Lerncouch!» «… Coach! Und natürlich dürftest du daneben auch noch traditionell unterrichten.» «Bis ihr dann in zwei Jahren das ganze Schulhaus auf diesen Voodoo-Zauber umstellt?» «Das machen wir doch nur, wenn wir den Pilot evaluiert haben.» «Ja, und wetten, du hast den Evaluationsbericht bereits geschrieben … Nein, ganz ehrlich: Das Gespräch heute hat mir gezeigt, dass die Sek Sulzwil nicht der Ort ist, an dem ich meine Zukunft planen sollte. Rechne damit, dass ich ab kommendem Schuljahr anderswo arbeiten werde!» «Sabine, im ganzen Kanton dürfen die Sekundarschulen derzeit gar keine unbefristeten Anstellungen vornehmen, ausser in absoluten Ausnahmefällen. Ein solcher könntest du sein, dafür würde ich sorgen!» «Vergiss es einfach!» Damit beendete Sabine unser Gespräch abrupt. Ich sah ihr hinterher und wusste, dass ich es gerade total vergeigt hatte. Nicht nur, dass Sabine für das Lernen in Motivationswelten nicht zu gewinnen war, nein, ich hatte sie gerade ganz von unserer Schule weggeekelt. Von diesem Fehlschlag musste ich mich erst einmal erholen. Ein zweites Fiasko in dieser Art konnte ich mir nicht erlauben. Ich dachte nach. Was hatte ich falsch gemacht? Als ich mit dem Bus nach Hause fuhr, zerbrach ich mir so sehr den Kopf darüber, dass ich zwei Stationen zu spät ausstieg. Ich beschloss, zu Fuss zurückzugehen. Und unterwegs kam mir dann der entscheidende Gedanke: Warum sollte eine Lehrerin, die mit herkömmlichem Unterricht ausgesprochen erfolgreich ist, sich darauf einlassen, in Zukunft eine Rolle zu übernehmen, für die sie überqualifiziert ist? Wenn jemand bereit sein könnte, sich auf diese neue Unterrichtsform einzulassen, dann doch vielmehr jemand, der mit dem traditionellen Unterricht eben nicht gut zurechtkommt. Jemand, der selbst eine einfache Klasse nicht führen kann. Jemand, der weiss, dass er es schwer haben würde, anderswo überhaupt wieder eine Stelle zu finden. Schon am nächsten Tag bestellte ich Timo in mein Büro. Fortsetzung im nächsten lvb.inform 1 Der erste Teil erschien in der letzten Ausgabe des lvb.inform und ist online weiterhin verfügbar via www.lvb.ch.
2013/14-03 Das Schwarze Brett 53 4. sonOhr Hörfestival in Bern Das 4. sonOhr Hörfestival findet vom 14. bis 16. Februar 2014 im Kino Kunstmuseum Bern und in der Stadtgalerie im PROGR Bern statt. Das sonOhr Hörfestival ist ein in der Schweiz einzigartiges Festival für aufwendige Hörproduktionen (Hörspiele, Reportagen, Features, Experimente). Neu werden auch Hörstücke aus der französischen und italienischen Schweiz präsentiert. Mehr Informationen via www.sonohr.ch Hinter den Kulissen der Schweizer Briefzentren Wie ist es möglich, täglich rund 15 Millionen Briefe und Zeitungen zur rechten Zeit an den richtigen Ort zu liefern? Wie schafft es ein Brief über Nacht von Romanshorn nach Zermatt? Ein Besuch in einem der Briefzentren in Härkingen, Eclépens oder Zürich-Mülligen vermag Antworten auf solche Fragen zu liefern. Anmeldungen für eine zweistündige Führung für Gruppen ab zehn Personen via www.post.ch/besucherfuehrungen Jugendprojekt LIFT – fit für die Berufswelt LIFT ist ein Integrations- und Präventionsprojekt an der Nahtstelle zwischen der Volksschule und der Berufsbildung. Zielgruppe sind Jugendliche ab der 7. Klasse mit erschwerter Ausgangslage bezüglich späterer Integration in die Arbeitswelt. Kernelement sind regelmässige Kurzeinsätze, sogenannte «Wochenarbeitsplätze», in Gewerbebetrieben der jeweiligen Region. Die Einsätze in den lokalen Betrieben erfolgen auf freiwilliger Basis in der schulfreien Zeit. Die Jugendlichen werden durch die zuständigen Lehrpersonen nach LIFT-Kriterien selektioniert. Sie werden anschliessend gut auf ihre Einsätze in den Betrieben vorbereitet und nach Bedarf begleitet. Die Organisation und Durchführung des LIFT–Projekts sowie die Finanzierung der Umsetzung vor Ort ist Sache einer lokalen Trägerschaft, meist koordiniert durch die örtlichen Gemeinde- bzw. Schulbehörden. Mehr Informationen via www.jugendprojekt-lift.ch
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