Wo Sachsen Anhalt trifft...
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Der Bär im Wappen<br />
Am 4. April 1924<br />
gab sich der Freistaat<br />
<strong>Anhalt</strong> ein<br />
neues Wappen in Anlehnung<br />
an das Wappen der Herrschaft<br />
Bernburg. Es zeigt einen<br />
schreitenden schwarzen Bären<br />
auf roter, schwarzgefugter Zinnenmauer<br />
mit offenem Tor.<br />
Als Zeichen für das ehemalige Land <strong>Anhalt</strong> wurde dieses<br />
Wappen Teil des sachsen-anhaltischen Landeswappens.<br />
Man kann also sagen, dass eine enge symbolische<br />
Beziehung zwischen dem Hoheitszeichen des Landes<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> und dem Baukörper des Bernburger<br />
Schlosses besteht.<br />
3D-Rekonstruktion der Burgkapelle<br />
St. Pankratius Bernburg.<br />
Der romanische Bau war Teil der Burg<br />
des askanischen <strong>Sachsen</strong>herzogs<br />
Bernhard III., Sohn Albrechts des Bären.<br />
Schloss Bernburg:<br />
Das steinerne Wappen<br />
<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>s!<br />
Bernhard von <strong>Sachsen</strong>, 1170-1212.<br />
Brakteat 1180-1212, Köthen BERN<br />
- AR DV, Vollbild des Herzogs mit<br />
Fahne in der Rechten.<br />
Foto: © Numismatik Lanz<br />
Vorhandene<br />
Fragmente<br />
Aus Bestand erschlossen<br />
spekulativ<br />
Grabung Wendler (1937),<br />
Träger (1972/73)<br />
Gedränge im 12. Jahrhundert<br />
Um Bernburg verschärfte sich im Hochmittelalter die<br />
Konkurrenz zwischen etablierten und aufstrebenden<br />
Territorialmächten. Dies führte zur Verdichtung verschiedener<br />
Machtzentren auf engstem Raum.<br />
Etabliert waren bereits die Klöster Nien burg, das Stift<br />
Gernrode, welches vom ehemaligen Waldauer Königshof<br />
aus seine umfangreichen Herrschaftsrechte<br />
auf dem westlichen Saaleufer kontrollierte, und das<br />
Kloster Ilsenburg, das über den benachbarten Königshof<br />
Aderstedt verfügte.<br />
Sowohl das Erzstift Magdeburg als auch die Askanier<br />
versuchten, Einfluss auf diese älteren Herrschaftskomplexe<br />
zu erlangen. Die von der romanischen Burg ausgehende<br />
Gründung der askanischen Stadt Bernburg entschied<br />
im Hochmittelalter das Ringen zu Gunsten der<br />
anhaltischen Fürsten.<br />
Herzog Bernhard III.<br />
kann als Bauherr der<br />
großen romanischen<br />
Bernburger Burganlage<br />
gelten. Er bezeichnete<br />
seine Bernburger<br />
Burg zur Jahreswende<br />
1185/86 als „domo<br />
nostra Berneborch“.<br />
<strong>Sachsen</strong> und <strong>Anhalt</strong> – zwei Länder<br />
haben gemeinsame Wurzeln<br />
Im Jahr 2012 feierte <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
das 800-jährige<br />
Jubiläum der Kulturlandschaft<br />
<strong>Anhalt</strong>. Das Festjahr nahm Bezug<br />
auf die Tatsache, dass im Frühjahr<br />
1212 der sächsische Herzog Bernhard<br />
III., Sohn Albrechts des Bären,<br />
auf seiner Burg Bernburg verstarb<br />
und es deshalb zur Erbteilung zwischen<br />
seinen beiden Söhnen kam.<br />
Bernhards Sohn Heinrich erbte<br />
die askanischen Stammlande, sein<br />
Bruder Albrecht wurde Herzog<br />
von <strong>Sachsen</strong> und erhielt<br />
Gebiete um Aken und<br />
Wittenberg.<br />
Der Bernburger Erbfall<br />
des Jahres 1212 macht<br />
das Schloss an der Saale<br />
somit zum real erlebbaren<br />
Bindeglied zwischen<br />
dem Kurfürstentum<br />
<strong>Sachsen</strong>-Wittenberg<br />
und dem ehemaligen Land <strong>Anhalt</strong>.<br />
Beide Territorien gingen im späteren Bundesland <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong><br />
auf.<br />
Auch die Übertragung des Namens „<strong>Sachsen</strong>“ von der<br />
Bezeichnung eines Stammesherzogtums auf den späteren<br />
gleichnamigen Freistaat ist eng mit dem Bernburger<br />
Schloss verknüpft.<br />
Durch das Ereignis des Bernburger Erbfalls wird Schloss<br />
Bernburg zu einem für den Landesnamen „<strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong>“<br />
konstituierenden Erinnerungsort und somit<br />
zu einer sachsen-anhaltischen „Landesburg“.<br />
In Bernburg <strong>trifft</strong><br />
<strong>Sachsen</strong> auf<br />
<strong>Anhalt</strong>!<br />
Die Reste der romanischen<br />
Burgkapelle auf dem Bernburger<br />
Schlosshof.<br />
Ein Fürstenhaus als Sinnbild<br />
Das im Jahr 1538/39 errichtete Haus des Fürsten<br />
<strong>Wo</strong>lfgang von <strong>Anhalt</strong>-Köthen gilt als eines<br />
der wertvollsten Renaissancebauwerke<br />
Deutschlands.<br />
Seine Architektur ist durchdrungen<br />
vom Gedanken<br />
der Kommunikation. Dieses<br />
Bauwerk spricht zu seinem Betrachter. Einst stand das aufragende<br />
Gebäude frei über dem hohen Ufer der Saale. Es<br />
Die Architektursprache<br />
des Humanismus<br />
griff damit metaphorisch das Motiv des Turmes auf und interpretierte<br />
so den<br />
mittelalterlichen<br />
Bergfried neu.<br />
Seine mit gebogenen<br />
Scheiben verglasten Erker ermöglichten vielfältige<br />
Blickachsen, die die Beziehungen zwischen Fürsten und<br />
Untertanen symbolisierten. Die humanistische Architektursprache<br />
des Bauwerks verdeutlicht sich auch in<br />
seinem Bildprogramm, welches das askanische Fürstenhaus<br />
mit den umgebenden Herrschaftsräumen in Verbindung<br />
setzt und damit die geopolitische Bedeutung<br />
der Herrschaft Bernburg erneut aufgreift.<br />
Der Baumeister des <strong>Wo</strong>lfgangbaues Andreas Günther gehörte<br />
zu den renommiertesten Architekten seiner Zeit.<br />
Sein Baumeisterbildnis an dem Bernburger Fürstenhaus,<br />
welches sein Portrait mit einer allegorischen Versinnbildlichung<br />
des konfessionellen Glaubenskampfes in Beziehung<br />
setzt, stellt ein einzigartiges Zeugnis dar.<br />
Die Bernburger „Leuchte“ versinnbildlicht in eindringlicher<br />
Weise das spannungsreiche Beziehungsgeflecht, in<br />
welchem sich ein humanistisch gebildeter Reformationsfürst<br />
zu Lebzeiten Martin Luthers bewegte.<br />
Das Bildnisrelief des<br />
Baumeisters Andreas<br />
Günther.