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Editorial und Nachruf im Gedenken an Prof. Dr. Peter Beuge

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<strong>Editorial</strong> <strong>und</strong> <strong>Nachruf</strong> <strong>im</strong> <strong>Gedenken</strong> <strong>an</strong> <strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong><br />

Im Juni 2001, noch vor Erreichen des Ruhest<strong>an</strong>dsalters,<br />

verstarb <strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong>, <strong>Prof</strong>essor für Geochemie <strong>an</strong> der<br />

TU Bergakademie Freiberg, nach schwerer, bis zuletzt<br />

weitgehend verdrängter Kr<strong>an</strong>kheit. Er war verheiratet<br />

<strong>und</strong> hat zwei Kinder. Im Jahr 2008 wäre er 70 Jahre alt<br />

geworden, ein Datum, das uns als <strong>an</strong>gemessener Anlass<br />

erscheint, <strong>an</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong> <strong>und</strong> seine Arbeit als Wissenschaftler<br />

<strong>und</strong> Hochschullehrer zu erinnern.<br />

Geboren am 11. April 1938 in Sorau, Niederschlesien,<br />

kam er mit seinen Eltern noch <strong>im</strong> gleichen Jahr nach<br />

Gr<strong>im</strong>men, Mecklenburg, wo er seine Schulzeit absolvierte<br />

(Abitur 1957). Von 1957 bis 1962 studierte er <strong>an</strong> der<br />

Bergakademie Freiberg Mineralogie, wo Oscar Wilhelm<br />

Oelsner, Adolf Watznauer <strong>und</strong> H<strong>an</strong>s Jürgen Rösler seine<br />

prägenden Lehrer waren. Er diplomierte mit einer Arbeit<br />

zur Geochemie von Rotliegendsed<strong>im</strong>enten <strong>im</strong> Südharz<br />

bei H<strong>an</strong>s Jürgen Rösler. Nach der Mitwirkung bei<br />

der geochemischen Prospektion auf Skarnerze <strong>im</strong> oberen<br />

Erzgebirge be<strong>im</strong> damaligen VEB Geologische Erk<strong>und</strong>ung<br />

Süd Freiberg (1962–1965) <strong>und</strong> der zwischenzeitlichen<br />

Ableistung seines Gr<strong>und</strong>wehrdienstes (1963–1965) kam<br />

er 1965 als wissenschaftlicher Assistent zurück <strong>an</strong> das<br />

Institut für Mineralogie <strong>und</strong> Lagerstättenlehre der Bergakademie<br />

Freiberg <strong>und</strong> blieb diesem Hause bis zu seinem<br />

Tode treu verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Geochemie des Quecksilbers war Gegenst<strong>an</strong>d<br />

seiner Dissertation (damals „Promotion A“), die er 1974<br />

mit „magna cum laude“ abschloss. Dabei musste er wegen<br />

der in der DDR nicht verfügbaren kommerziellen Geräte<br />

seinen g<strong>an</strong>zen Ideenreichtum, seine Akribie <strong>und</strong> sein<br />

außergewöhnliches <strong>an</strong>alytisches Geschick aufbringen, um<br />

unter diesen Umständen ausgezeichnete Ergebnisse zu<br />

schaffen. Neben Anwendungen in der Lagerstättenprospektion,<br />

bei der Indikation von Störungen <strong>und</strong> in der<br />

Umweltgeochemie f<strong>an</strong>den die Erkenntnisse zur Quecksilberverteilung<br />

in Gesteinen <strong>und</strong> Mineralen seinerzeit<br />

einen außerordentlich aktuellen Bezug durch das Auftreten<br />

von Hg in den Erdgaslagerstätten der Altmark mit<br />

allen daraus resultierenden geowissenschaftlichen,<br />

umweltrelev<strong>an</strong>ten <strong>und</strong> technischen Problemen. <strong>Peter</strong><br />

<strong>Beuge</strong> gehörte auch zu den wesentlichen Akteuren der<br />

1973 gebildeten „Interdisziplinären Arbeitsgruppe zur<br />

Geochemie von Spurenelementen“, die sich unter dieser<br />

relativ neutralen Bezeichnung mit aktuellen Problemen<br />

der Umweltgeochemie in der DDR befasste. Wegen der<br />

potenziellen Bris<strong>an</strong>z in der Öffentlichkeit konnten die<br />

Ergebnisse dieser wegweisenden Untersuchungen nur in<br />

einer weitgehend <strong>an</strong>onymisierten Form veröffentlicht<br />

werden (s. Publikationsverzeichnis). Von 1976 bis 1988<br />

wirkte er als Oberassistent am Institut. Parallel dazu<br />

befasste er sich vorr<strong>an</strong>gig mit Problemen des Verhaltens<br />

von Elementen bei metamorphen Prozessen, woraus auch<br />

seine Habilitationsschrift („Promotion B“) resultierte, die<br />

er 1989 erfolgreich verteidigte.<br />

Ausl<strong>an</strong>dsreisen führten ihn unter <strong>an</strong>derem in die<br />

Sowjetunion (Moskau, Armenien, Ukraine), in die Tschechoslowakei<br />

<strong>und</strong> nach Syrien. Von 1988 bis 1990 war<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong> (11.4.1938 – 21.6.2001)<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong> als Dozent <strong>an</strong> der Universität Maputo in<br />

Mozambique tätig. Nach seiner Rückkehr – bereits in das<br />

wiedervereinigte Deutschl<strong>an</strong>d – wurde die Umweltgeochemie<br />

sein hauptsächliches Tätigkeitsfeld, womit er von<br />

1990 bis 1992 wiederum als Oberassistent <strong>an</strong> eines seiner<br />

früheren Arbeitsgebiete <strong>an</strong>knüpfen konnte. Umf<strong>an</strong>greiche<br />

Projekte zur Diagnose des Umweltstatus der Einzugsgebiete<br />

von Mulde, Elbe <strong>und</strong> Oder bearbeitet in<br />

Forschungsverbünden mit deutschen <strong>und</strong> ausländischen<br />

Z. geol. Wiss. 35 (6) 2007 333


<strong>Editorial</strong><br />

Universitäten <strong>und</strong> Forschungsinstituten sowie L<strong>an</strong>desämtern,<br />

tragen wesentliche Züge seiner wissenschaftlichen<br />

H<strong>an</strong>dschrift. Nicht unerwähnt dürfen auch die<br />

geochemischen Untersuchungen in ehemaligen Grubengebäuden<br />

bleiben, die für die S<strong>an</strong>ierung von Altbergbaugebieten<br />

von unschätzbarem Wert waren <strong>und</strong> sind.<br />

Als einer der ersten, 1992 nach neuem Recht berufenen<br />

<strong>Prof</strong>essoren der TU Bergakademie Freiberg, hatte er<br />

großen Anteil <strong>an</strong> der Ausbildung von Studenten. Sein<br />

besonderes Engagement auf dem Gebiet der Umweltgeochemie<br />

ist durch diese Jahre geprägt. Etwa 30 Diplom<strong>an</strong>den<br />

<strong>und</strong> zehn Doktor<strong>an</strong>den hat er betreut <strong>und</strong> zum<br />

wissenschaftlichen Abschluss geführt. M<strong>an</strong>cher von ihnen<br />

wird dabei auch seine menschlichen Eigenschaften schätzen<br />

gelernt haben: Beharrlichkeit, Unnachgiebigkeit, hohe<br />

Ansprüche <strong>an</strong> sich selbst <strong>und</strong> <strong>an</strong> <strong>an</strong>dere, Kameradschaftlichkeit,<br />

Hilfsbereitschaft, Kreativität <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

auch seinen tiefgründigen Humor.<br />

Bei allen seinen wissenschaftlichen Tätigkeiten war<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong> ein geschätzter Fachm<strong>an</strong>n <strong>und</strong> geachteter<br />

Kooperationspartner. Sein <strong>im</strong>mer objektiver, meist sehr<br />

pragmatischer Rat <strong>und</strong> seine Mitwirkung waren in vielen<br />

Gremien gefragt, sei es <strong>im</strong> Vorst<strong>an</strong>d der Gesellschaft für<br />

Geowissenschaften oder der Deutschen Mineralogischen<br />

Gesellschaft, sei es als Gutachter bei Forschungsprojekten<br />

oder in Berufungsverfahren. Auch war er einer der wesentlichen<br />

Initiatoren der von GGW <strong>und</strong> DMG gemeinsam<br />

ins Leben gerufenen „Tagung Junger Geochemiker“,<br />

die 1997 erstmals in Freiberg stattf<strong>an</strong>d <strong>und</strong> mit Ver-<br />

<strong>an</strong>staltungen in H<strong>an</strong>nover (1998 <strong>und</strong> 2004), Göttingen<br />

(1999), Bremen (2000), Jena (2001), Tübingen (2002) <strong>und</strong><br />

Oldenburg (2003) gerade bei den Nachwuchswissenschaftlern<br />

eine große Reson<strong>an</strong>z erfuhr.<br />

Die in diesem Heft zusammengestellten Beiträge sind<br />

eine postume Hommage <strong>an</strong> <strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong>. Es sind Fachkollegen,<br />

mit denen er zusammen gearbeitet hat, Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler, die er am Beginn ihrer wissenschaftlichen<br />

Laufbahn begleitet hat <strong>und</strong> renommierte<br />

Wissenschaftler, die ihm mit ihrem Beitrag eine Ehrerbietung<br />

für seine fachliche Arbeit erweisen wollen.<br />

Daraus ergibt sich ein breites Spektrum <strong>an</strong> Arbeiten<br />

sowohl aus fachlicher <strong>und</strong> methodischer Sicht als auch<br />

bezüglich der damit berührten Regionen, begonnen vor<br />

der Freiberger „Haustür“ bis nach Russl<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Südamerika.<br />

Diese Beiträge reflektieren nicht nur die Interessen<br />

<strong>und</strong> Aufgabengebiete, die <strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong> in seiner<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit beh<strong>an</strong>delt hat, sondern<br />

dürften auch dem Leser dieses Heftes einen sp<strong>an</strong>nenden<br />

Einblick in eine vielfältige Palette aktueller Forschungsaktivitäten<br />

geben, die zugleich den Charakter <strong>und</strong> die<br />

Qualität der Zeitschrift für Geologische Wissenschaften<br />

(ZGW) spiegeln.<br />

Wir wünschen Ihnen neben der Reminiszenz <strong>an</strong> „Pit“<br />

<strong>Beuge</strong> viel Freude bei der Lektüre <strong>und</strong> vor allem neue<br />

Anregungen für Ihre eigenen Arbeiten.<br />

Freiberg, <strong>im</strong> November 2007<br />

Jörg Matschullat, Werner Klemm, Werner Pälchen<br />

Publikationsverzeichnis <strong>Peter</strong> <strong>Beuge</strong><br />

(Zeitschriften <strong>und</strong> Buchbeiträge)<br />

BEUGE, P. (1966): Der Korallenachat von Halsbach bei<br />

Freiberg/Sa. - F<strong>und</strong>grube 3/4: 57–65<br />

DAHM, K. P.; BEUGE, P.; BRÄUER, H.; BERNSTEIN K. H.<br />

(1967): Zur Methodik der Untersuchung pr<strong>im</strong>ärer geochemischer<br />

Anomalien von verdeckten Erzlagerstätten<br />

<strong>im</strong> Erzgebirge. - Z. Angew. Geol. 14, 7: 355–362<br />

RÖSLER, H. J.; BEUGE, P.; MÜLLER, B. (1969): Einfluß des<br />

Hüttenrauches von Freiberg <strong>und</strong> Halsbrücke auf<br />

die Spurenelemente der Böden. - Bergakademie 21, 7:<br />

386–397<br />

PILOT, J.; OELSNER, C.; BEUGE, P.; MEYER, K. (1973):<br />

Komplexer Störungsnachweis mit geochemischen <strong>und</strong><br />

geophysikalischen Methoden. - Neue Bergbautech 1:<br />

541–558<br />

BEUGE, P. (1975): Zum geochemischen Verhalten des<br />

Quecksilbers <strong>im</strong> sed<strong>im</strong>entären Bereich. - Z. Angew.<br />

Geol. 21, 7: 308–312<br />

– (1976): Zur Geochemie des Hg in Magmatiten <strong>und</strong><br />

Einzelmineralen. - FFH C 313, Leipzig<br />

BEUGE, P.; SCHULZE, H. (1976): Geochemisch bedingte<br />

Umweltbeeinflussung durch Hg <strong>und</strong> F. - FFH C 317,<br />

Leipzig<br />

RÖSLER, H. J.; STARKE, R.; BLANKENBURG, H. J.; BEUGE, P.<br />

(1977): Geochemische Bedingungen der Lagerstättenlehre<br />

<strong>im</strong> sed<strong>im</strong>entären Bereich. - Z. Angew. Geol. 23,<br />

12: 603–605<br />

BEUGE, P.; HAHNE, K.; RÖSLER, H. J. (1976): Zur Mineralogie<br />

<strong>und</strong> Petrochemie der lunaren Materie unter<br />

besonderer Berücksichtigung der Teilproben von<br />

Luna-16 <strong>und</strong> Luna-20. - Gerl<strong>an</strong>ds-Beitr. Geophys.,<br />

Leipzig 85, 6: 487–496<br />

RÖSLER, H. J.; BEUGE, P. (1976): Der Einfluß sowjetischer<br />

Wissenschaftler auf die Entwicklung der Geochemie<br />

in der DDR. - Z. Geol. Wiss., Berlin 4, 1: 169–177<br />

RÖSLER, H. J.; BEUGE, P.; ADAMSKI, B. (1977): Das Verhalten<br />

chemischer Elemente bei der Diagenese <strong>und</strong><br />

Metamorphose (auf Gr<strong>und</strong> von Untersuchungen <strong>an</strong><br />

einem modellierten Gesteinsprofil). - Z. Angew. Geol.<br />

23, 2: 53–56<br />

RÖSLER, H. J.; ADAMSKI, B.; BEUGE, P.; PILOT, J. (1977):<br />

Suche <strong>und</strong> Erk<strong>und</strong>ung von Erdgas-Lagerstätten mit<br />

334 Z. geol. Wiss. 35 (6) 2007

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