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Binder wie vom Schreiner induo PDF

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Ingenieur-Holzbau<br />

<strong>Binder</strong> <strong>wie</strong> <strong>vom</strong> <strong>Schreiner</strong><br />

Begrüntes Dach, große Stützenabstände, gedrungene statische Höhe und F 30-B waren die technischen Rahmenbedingungen.<br />

Das Ergebnis zeigt außer wenigen Nägeln und ein paar Stabdübeln keine Verbindungsmittel oder Stahlteile.<br />

Sich kreuzende Träger in verschiedenen Konstellationen<br />

und Variationen prägen das Dachtragwerk<br />

des Einkaufsmarktes. Die Aufgabe<br />

wurde nur mit Druckkontaktverbindungen und<br />

Zugstäben mit „Hirnholzbolzen“ und „Zugschrauben“<br />

ohne geschweißte Stahlteile gelöst.<br />

Standort<br />

Wiesbaden<br />

Ausführung Holzbau<br />

Aeckerle Holzbau GmbH (Montage),<br />

97922 Lauda-Königshofen,<br />

mit Bauer Holzbau GmbH (Abbund,<br />

<strong>Binder</strong>fertigung),<br />

74589 Satteldorf-Grömingen<br />

Tragwerksplanung<br />

Ingenieurbüro Holzbau im<br />

Bruderverlag, 76133 Karlsruhe<br />

Beratung<br />

Induo Systemholztechnik<br />

GmbH & co.KG, 41352 Korschenbroich,<br />

Fotos Bauer Holzbau GmbH<br />

Zeichnungen Ingenieurbüro Holzbau<br />

im Bruderverlag<br />

86 bauen mit holz 12/2004<br />

Systemdaten<br />

Seitenschiffe:<br />

- 13,77 m Stützweite<br />

- <strong>Binder</strong>abstand e = 5,84 m<br />

- statische Höhe h = 1,48 - 168 m<br />

- <strong>Binder</strong>teilung 6 × 2,29<br />

(αD = 33 °)<br />

- Auflagerkräfte A = B = 92,5 kN<br />

- max M = 318 kNm<br />

Mittelschiff:<br />

- 10,85 m Stützweite<br />

- <strong>Binder</strong>abstand e= 5,84 m<br />

- statische Höhe h = 1,25 m<br />

- <strong>Binder</strong>teilung 4 × 2,71<br />

(αD = 25 °)<br />

- Auflagerkräfte A = B = 73 kN<br />

- max M = 197 kNm<br />

Abfangeträger:<br />

- 2 x 5,84 = 11,68 m Stützweite<br />

- statische Höhe h=1,425m<br />

- <strong>Binder</strong>teilung 6 × 1,95<br />

(αD = 36 °)<br />

-Auflagerkräfte A = B = 88,0 kN<br />

- max M = 498 kNm


1.425<br />

Fachwerkträger<br />

Vollwandträger Fachwerkträger<br />

Vollwandträger<br />

Fachwerkträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Konzept<br />

Wegen des kreuzweisen Zusammentreffens<br />

der Träger, dem Freihalten der Abfangeträger<br />

von höheren Lasten aus Durchlaufwirkung<br />

und der Begrenzung der Fertigungsund<br />

Montageeinheiten wurden durchgängig<br />

Einfeldsysteme gewählt. Aus verschiedenen<br />

Gründen wurde im Ansatz die Einsatzmöglichkeit<br />

des neuartigen <strong>induo</strong>-Verbindungssystems<br />

untersucht. Der <strong>induo</strong>-Anker hat<br />

seine größte „Stärke“ beim Anschluss von<br />

Zugkräften mit Bolzen „ins Hirnholz“. Das<br />

Grundmuster des Pfosten-Diagonalen-<br />

Fachwerks mit steigenden (Druck-)Streben<br />

Abfangträger<br />

Abfangträger<br />

Abfangträger Abfangträger<br />

1,25<br />

1,25<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Abfangträger<br />

Abfangträger Abfangträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Vollwandträger<br />

Fachwerkträger<br />

Fachwerkträger<br />

Seitenschiff Mittelschiff Seitenschiff<br />

Abfangträger<br />

Fachwerkträger<br />

13,77 10,85 13,77<br />

und (Zug-)Pfosten lag auf der Hand. Die<br />

Ähnlichkeit der Kräfte, hervorgerufen durch<br />

entsprechende <strong>Binder</strong>teilungen (Strebenneigung!)<br />

legte ein einheitliches Bildungsprinzip<br />

nahe:<br />

Anschluss Druckstreben mittels Versätzen,<br />

Zugpfosten-Anschluss mit Zugbolzen und<br />

U-Platten (Querpressung).<br />

Bei 22 cm BS-Holz-Gurtbreite (24 cm wären<br />

besser gewesen, aber dann wird BS-Holz<br />

sehr teuer) ergab sich für die zweite Diagonale<br />

von Seitenschiff und Abfangeträgern<br />

ein doppelter Versatz mit max t = 6 cm.<br />

Für die Enddiagonalen wurde das Konzept<br />

Fachwerkträger<br />

1.02<br />

1.68<br />

2.20 6 x 5,83 = 3 x 11,66<br />

5.83 3.88<br />

Ingenieur-Holzbau<br />

Bild 1 Grundriss mit System-<br />

Ansichten und wesentlichen<br />

Verbindungsmerkmalen<br />

nach Bild 2 gewählt, mit den Vorzügen:<br />

kein Versatz-Vorholz,<br />

Auflagerung über Kraft schräg zur Faserrichtung.<br />

Die Gurtbreite wirkt sich günstig auf die<br />

„Knickbemessung“ aus. Die in den Trägermitten<br />

Druck abtragenden Diagonalen lassen<br />

erst das Moment für das nächst äußere<br />

Ausfachungsfeld für den Obergurt wirksam<br />

werden. So ergaben sich für die Obergurte<br />

mit kleinerem N × Knicken + Moment bei<br />

kleinerer Versatztiefe und größerem zul σD ähnliche Querschnitte <strong>wie</strong> für die Untergurte<br />

mit größerem Z, kleinerem zul σZ und grö-<br />

bauen mit holz 12/2004<br />

87


Ingenieur-Holzbau<br />

Hohlräume nach<br />

der Montage mit<br />

Beton ausgießen<br />

2 Laschen 4/28 cm<br />

88 bauen mit holz 12/2004<br />

18/22 S10 18<br />

Bild 2 Standard-Konzept Fachwerkträger:<br />

Enddiagonale lagert unmittelbar auf Beton<br />

oder Stahlplatte, dadurch sind kurze Auflagerlängen<br />

möglich, Verankerung an Betonstützen<br />

durch Betonverguss, zugleich Brandschutz,<br />

V-Stäbe: <strong>induo</strong>-Anker „längsorientiert“<br />

zwecks minimaler Fehlflächen und<br />

seitlicher Brandschutzüberdeckung der Stahl-<br />

Druckplatte. Insgesamt: „Entzerrung“ des<br />

„Kreuzknotens“ der Träger.<br />

ßerer Versatztiefe. Aus hGurt ≥ 4 x Versatztiefe<br />

ergaben sich die Gurtquerschnitte fast<br />

genau „passend“. Die rechtwinklig zur <strong>Binder</strong>achse<br />

relativ steifen Obergurte erlaubten<br />

so auch Verbände „in großen Zügen“, deren<br />

Bemessung sich aus zul λ = 150 ergab. Die<br />

Anschlüsse der Verbandsstäbe sollten mit<br />

selbstbohrenden Holzschrauben erfolgen,<br />

damit an den Obergurten keinerlei Arbeiten<br />

zwecks Verbandsanschlüssen notwendig<br />

werden (einfach anschrauben).<br />

Das größere Problem war die Träger an<br />

den Kreuzungspunkten möglichst kostengünstig<br />

und montierbar zusammen „zu bringen“.<br />

Das Grundkonzept zeigt Bild 3.<br />

Für die Zugpfostenanschlüsse brauchten<br />

nur die nötigen <strong>induo</strong>-Anker abgelesen und<br />

die erforderlichen U-Platten-Größen ermittelt<br />

zu werden.<br />

Mittelschiff<br />

Seitenschiff<br />

Mittelschiff<br />

6<br />

4.7<br />

Anschluß:<br />

2 Laschen 5/28, Untergurt je Seite um<br />

Laschenstärke zurück schneiden.<br />

3 <strong>induo</strong><br />

G M20/160<br />

810108 12/36 S10<br />

4.7 6<br />

Brandschutz<br />

abdeckung<br />

+4 <strong>induo</strong> D M20/240 +4 <strong>induo</strong> G M20/160 +4 M20 5.6<br />

Stirnplatte 160x220x10 mm S 235 JR (St. 37.2)<br />

Stabstahl 25-380 mm an Stahlpl. angeschweißt,<br />

Das Brandschutz-Konzept setzte sich zusammen<br />

aus:<br />

Schutz der Versätze ober- und hinterseitig<br />

durch Holzabdeckung, mit „Trick“ bezüglich<br />

der unterseitigen Abdeckung (Bild 5),<br />

Seitenschiff<br />

Abfangträger<br />

Schutz der Zugpfostenanschlüsse durch<br />

Holzabdeckungen,<br />

Schutz der Enddiagonalenanschlüsse<br />

durch untere und seitliche Holzabdeckung<br />

und hinter- und oberseitig durch Ausbetonieren,<br />

ausreichende Holzüberdeckung der innenliegenden<br />

<strong>induo</strong>-Anker, Verpropfen der<br />

wenigen Stabdübel und Abdecklaschen<br />

über den selbstbohrenden Holzschrauben.<br />

Die Vorgeschichte in Kürze<br />

Bauen real<br />

Der spätere Auftraggeber erhielt Gelegenheit<br />

zur Einreichung eines Angebotes für das<br />

Holztragwerk des Hallendaches. Angebots-<br />

Grundlagen: Einige Architektenpläne, mit<br />

sehr provisorischer Aussage, im Grundriss<br />

kreuzweise angeordnete Fachwerkträger, Pfos-<br />

Bild 3 „Entzerrung“ der „Kreuzknoten“:<br />

Der Mittelschiff-Träger<br />

(kleinste Stützweite, deshalb Verkleinerung<br />

der statischen Höhe<br />

verschmerzbar) lagert auf dem<br />

Untergurt des Abfangträgers.<br />

Sein Untergurt kragt zu den Seitenschiffen<br />

aus und von unten<br />

sind dort die Seitenschiffbinder<br />

„hoch gehängt“. Die Stütze<br />

braucht so auch nur in einer<br />

Richtung Konsolen.<br />

ten-Streben-Fachwerke (Diagonalen jeweils<br />

„alle in eine Richtung“!). Schnell sollte es gehen!<br />

Ein Partnerbetrieb wollte sich mit-engagieren<br />

und holte seinerseits ein Ingenieurbüro<br />

„ins Boot“. Das Tragwerkskonzept und eine<br />

ausreichend genaue Vorbemessung (also schon<br />

ziemlich genau) entstanden binnen einer Woche.<br />

Angestrengt wurde kalkuliert und geboten.<br />

Ergebnis: viel zu teuer! Wochen später kam<br />

eine Ausschreibung, magere? Positionen umfassend,<br />

alles inclusive und ein Fertigstellungstermin,<br />

ohne Statik, ohne Konstruktionspläne,<br />

beides beizubringen, ohne terminliche Berücksichtigung<br />

der Zeit für die bautechnische<br />

Prüfung. Es wurde <strong>wie</strong>derum geboten – und<br />

es passierte <strong>wie</strong>der mehrere Wochen nichts<br />

Wesentliches. Dann wurde zu einer Auftragsverhandlung<br />

geladen, mit der Aufforderung<br />

über Einsparpotenziale nachzudenken. Die<br />

erste Abgebotsrunde endete ohne Ergebnis. Es<br />

verging <strong>wie</strong>der Zeit, bis zum proklamierten<br />

Fertigstellungstermin waren es ja noch vier<br />

Wochen. Man wurde endlich handelseinig,<br />

zwangsläufig nicht zu dem proklamierten Fertigstellungstermin.<br />

Der vereinbarte Terminplan<br />

war dennoch äußerst verwegen.<br />

Das ist modernes Bauen real! Planmäßig<br />

bauen als Voraussetzung für qualitativ hochwertiges<br />

und zugleich wirtschaftlich optimiertes<br />

Bauen, Strukturierung der Warenwege und<br />

Prozesse usw. werden den Handwerkern von<br />

Management- und QM-Spezialisten gepredigt.<br />

Die kaufmännischen Experten weisen<br />

eindrucksvoll nach, dass Reibungslosigkeit<br />

Voraussetzung für ein wirtschaftlich gesamt<br />

Grundsatzdetail für Brandschutz<br />

bei Versatzanschlüssen<br />

2.4<br />

2.4<br />

Bild 4 Brandschutzabdeckungen,<br />

rückseitig liegt die<br />

Abdeckung „in der Strebe“, in<br />

Folge der gewählten Geometrie<br />

<strong>induo</strong>-Anker<br />

rundum mit<br />

t ³ 2 cm Holzüberdeckung<br />

Brandschutzdeckung<br />

2.4<br />

Brandschutzdeckung


Bild 5 Wandernder Zimmerer<br />

nach kurzer Einweisung beim<br />

Abbohren der V-Stäbe für die<br />

<strong>induo</strong>-Anker<br />

heitlich gutes Ergebnis ist. Und genau diese<br />

Kaufleute sind es, die offenbar ihr Verhandeln<br />

in der Hauptsache auf den billigsten Preis<br />

konzentrieren, so lange bis es für alle Beteiligten<br />

teurer wird, auch für sie bzw. für die<br />

Unternehmen, die sie vertreten. Umso erstaunlicher,<br />

wenn Bauunternehmer mit Holzbauunternehmern<br />

so verhandeln.<br />

Planmäßig handeln in größter<br />

Eile – mit einer neuartigen<br />

Verbindungstechnik<br />

Zwischen den Beteiligten auf Auftragnehmerseite<br />

wurden sehr knappe Prozess-Abschnittszeiten<br />

festgelegt, die allerdings eine<br />

erhebliche Ungewissheit enthielten, nämlich<br />

die Freigabe durch den Prüfingenieur.<br />

Schon bei der Bekanntgabe der Lasten<br />

durch den Auftragnehmer tauchte eine verschleierte<br />

„Ergänzung“ auf: Alle Stützenköpfe<br />

waren für horizontale Kräfte von bis zu knapp<br />

20 kN zu koppeln! Diese Kröte wurde klaglos<br />

„gefressen“, weil es Wichtigeres zu tun gab<br />

und man nicht schon zu Beginn an dem dünnen<br />

Eis, auf dem man ging, ritzen wollte. Das<br />

Problem wurde schonend gelöst, indem es<br />

größtenteils <strong>wie</strong>der an den Betonbau zurückgereicht<br />

wurde: In den Stützen Ankertaschen,<br />

Bild 6 Induo-Anker am Untergurt-<br />

Ende (Auflager), unten ist die<br />

Decklasche schon aufgebracht<br />

(v.li.n.r.: Betriebsleiter Hiller, Fa.<br />

Bauer, Montageleiter Dohn, Fa.<br />

Aeckerle, Fritzen, Ingenieurbüro<br />

Holzbau, CAD & CNC Arbeitsvorbereiter<br />

Hornung, Fa. Bauer)<br />

an den Trägern von unten Holzschrauben<br />

oder Stabdübel, an den Enddruckplatten angeschweißte<br />

Stahldollen (Bilder 2 und 14).<br />

Die Tragwerksplanung ergab ziemlich genau<br />

das Vorbemessene. Allerdings brauchte<br />

es schon etwas Zeit, bis die Nachweise unter<br />

Berücksichtigung der Querschnittsschwächungen<br />

usw. geführt waren. Verständlich,<br />

dass die Arbeitsvorbereitung <strong>wie</strong> auf glühenden<br />

Kohlen auf die Freigabe wartete, um die<br />

BS-Holz-Bestellung rausjagen zu können.<br />

Die Beschaffung der Stahlteile, nur Rechteckplatten<br />

mit Löchern, z. T. mit angeschweißten<br />

Stahldollen, Schraubenbolzen,<br />

Bild 7 Untergurt-Anschluss:<br />

Zwei oder drei Bolzen in den<br />

V-Stab drehen und fast fertig<br />

(Brandschutzbrettchen fehlt<br />

noch). Im Vordergrund: Keile<br />

zum Überhöhen des U-Gurtes.<br />

Ingenieur-Holzbau<br />

Holzschrauben, wenige Stabdübel und ein<br />

paar Balkenträger, schien zunächst unproblematisch.<br />

Dann aber machten die Schraubenbolzen,<br />

alle M 20, Güte 5.6, also nichts<br />

Besonderes, überraschend Sch<strong>wie</strong>rigkeiten: In<br />

den erforderlichen Längen, bis 760 mm, waren<br />

sie nur bei 8 Wochen Lieferzeit erhältlich.<br />

Als Ersatzlösung mussten dann Stahlstangen<br />

St 52-3 mit beidseitig aufgeschnittenen<br />

Gewinden eingesetzt werden.<br />

Herstellung der <strong>Binder</strong><br />

Sämtliche Hölzer, ausgenommen die BS-<br />

Holz-Seitenschiff-Vollwandbinder sollten<br />

bauen mit holz 12/2004<br />

89


Ingenieur-Holzbau<br />

Bild 8 Zusammenbau, Mittelschiff-<strong>Binder</strong>,<br />

mit CNC-Überhöhung<br />

weitmöglich CNC abgebunden werden. Ingenieurbüro<br />

und Arbeitsvorbereitung arbeiteten<br />

via CADWORK zusammen. Die Überhöhungsproblematik<br />

wurde pragmatisch, aber<br />

analytisch ausreichend genau, sehr einfach gelöst<br />

(Bilder 8 und 9). Jeder CAD-CNC-ler<br />

weiß, was gemeint ist: In der Maschine sind<br />

die Gurthölzer gerade, die überhöht, im<br />

Rechner krumm sind. (Dazu ein ausführlicher<br />

Bericht in bauen mit holz 2/2005). Zur<br />

Herstellung der <strong>induo</strong>-Verbindungen wurde<br />

ein zweistufiger Prozess gewählt: Die Keilnuten<br />

stellte die CNC-Maschine her und<br />

brachte im Nutgrund eine 10 mm tiefe Fangbohrung<br />

ein. Nach dem CNC-Abbund wird<br />

die Bohrschablone in die Nut gesetzt, so lange<br />

verschoben, bis ein unten herausstehender<br />

Nocken die Fangbohrung findet und die<br />

Schablone festsetzt. Die Löcher für die Stifte<br />

werden dann mit einem konischen Bohrer<br />

von Hand gebohrt (Bild 5). Das geht schneller,<br />

als es der CNC-Automat kann, weil die<br />

Verfahrzeiten viel Zeit brauchen.<br />

Spannend wurde es dann beim Zusammenbau:<br />

Wie genau arbeitet der CNC-Automat<br />

wirklich? Bei den Trägern mit sechs<br />

Gefachen müssen immerhin 34 Passgenauigkeiten<br />

am Ende „auf Kontakt“ die Trägergeometrie<br />

ergeben. Die K2 war zu Gunsten<br />

der Genauigkeit mit „60 %“ gelaufen. Und<br />

siehe da: Es passte! Wie Bild 9 nachweist,<br />

prägte sich die Überhöhung sehr planmäßig<br />

ein.<br />

90 bauen mit holz 12/2004<br />

Bild 9 Hat gut geklappt: Überhöhung<br />

trotz CNC-Tücken<br />

Nach ersten, üblichen „Einübungen“ liefen<br />

die <strong>Binder</strong>fertigung und der Zusammenbau<br />

dann – für eine Premiere – recht gut. Die<br />

„Einheitlichkeit“ der Verbindungstechnik an<br />

allen Stellen mit nur drei <strong>induo</strong>-Ankertypen,<br />

mit dem stets gleichen Bohrbild, mit dem fixierenden<br />

Nocken, mit dem „zusammenziehenden“<br />

Druckplatten-Bolzenanschluss wirkte<br />

sich sehr schnell zum „in den Tritt kommen“<br />

aus, obwohl es neu und neuartig war.<br />

Nachdem die K2 fertig war, war alles soweit<br />

definiert, dass eigentlich alles weitere klar war.<br />

Die Einfachheit der weiteren Prozesse erlaubt<br />

es auch einen, bei dem Zeitdruck willkommenen,<br />

wandernden Zimmerer ohne Anlaufzeit<br />

vollwertig einzusetzen.<br />

Während mit Hochdruck die <strong>Binder</strong>menge<br />

an Gestalt gewann, durchforstete die Arbeitsvorbereitung<br />

die gesamte Struktur<br />

nochmals nach CAD-Mensch-Fehlern, übersehenen<br />

Kollisionen und sonstigen „Schweinereien“,<br />

die bei der Vormontage und Montage<br />

Sch<strong>wie</strong>rigkeiten machen könnten. An<br />

vier Stellen, nur kleine Eckchen, jedoch<br />

jeweils an mehreren <strong>Binder</strong>n, musste von<br />

Hand nachgearbeitet werden.<br />

Montage<br />

Der Montageleiter brütete derweil über<br />

den Plänen, zog seine erforderlichen Materialien<br />

und Ausrüstungen heraus und strukturierte<br />

seinen Part. Auch er wurde fündig: Die<br />

Planer hatten bei der erst später aufgekom-<br />

menen Variante mit zum Teil BS-Holz-Vollwandträgern<br />

bezüglich der Montierbarkeit an<br />

dem Abfangeträger eine Unmöglichkeit übersehen.<br />

Binnen Stunden wurde eine Lösung<br />

gefunden, die mit nur geringfügigen Änderungen<br />

an den BS-Holz-Trägern und verändertem<br />

Vorgehen das Problem bewältigte. Die<br />

Lösbarkeit der Bolzenanschlüsse um 1,5 cm<br />

spielte dabei eine entscheidende Rolle. Die<br />

Bilder 12 und 13 zeigten die Problematik und<br />

die Lösung.<br />

Für die Montage vorteilhaft waren folgende<br />

Faktoren:<br />

Die Abfangeträger waren konstruktionsbedingt<br />

sehr drillsteif und „vertrugen“ die<br />

Beanspruchungen aus den Montagezuständen<br />

ohne Stabilisierungen.<br />

Die Zusammenschlüsse an den Innenstützen<br />

waren so entworfen, dass mit zwei<br />

Abfangeträgern und einem Mittelschiffträger<br />

rundum stabile Verhältnisse hergestellt<br />

werden konnten (Bild 13).<br />

Die Träger konnten einer nach dem andern,<br />

ohne weitere Zusammenhänge außer der<br />

Maßhaltigkeit, montiert werden.<br />

Die „Kreuzknotenpunkte“ stellten die maßlichen<br />

Nullstellen dar und die Maßtoleranzen<br />

wurden nach außen hin kompensiert.<br />

Die Verankerungsstellen ließen Maßspielräume,<br />

allerdings teilweise nur bis zum Beginn<br />

der Betonerhärtung.<br />

Montiert wurde mit einer Scherenbühne<br />

und einem Steiger in 5 Arbeitstagen. Die nach


Bild 10 Zusammentreffen von<br />

Fachwerkträgern aus vier<br />

Richtungen auf einer Außenstütze<br />

(oben), der V-Stab ist<br />

noch einzubauen, unten: Zusammentreffen<br />

mit Vollwandträger<br />

auf einer Innenstütze.<br />

Bild 11 Anschluss von Seitenschiff- und<br />

Mittelschiffträgern an Abfangeträgern bei der<br />

Montage, oben: Fachwerkträger, noch ohne<br />

Brandschutzbrettchen und Betonverguss;<br />

unten: Vollwandträger, fertig angeschlossen.<br />

In den V-Stäben der Abfangeträger sitzen die<br />

<strong>induo</strong>s seitlich der „Schiff“-Träger.<br />

Ingenieur-Holzbau<br />

bauen mit holz 12/2004<br />

91


Ingenieur-Holzbau<br />

dem Richten noch notwendigen Betonverguss-<br />

und Brandschutzbrettchen-Arbeiten<br />

benötigten 3 Tage.<br />

Ergebnis<br />

Das Hallendach unterscheidet sich, wegen<br />

seiner räumlichen Komplexität noch deutlicher<br />

von ähnlichen Holztragwerken. Außer<br />

kleinen Nägelchen sieht man keine Holzverbindungsmittel<br />

und keine optisch ähnlich<br />

wirksamen Verpfropfungen. Die Fügungen<br />

der Hölzer sind schreinermäßig. Die Kombination<br />

von <strong>induo</strong>-Verbindungen für Zugkräfte<br />

und von Versätzen für Druckkräfte ergab<br />

gute Wirtschaftlichkeit durch optimierte<br />

System- und Konzeptwahl, durch kosten-<br />

Bild 13 Montage-Abfolge (Nummerierung):<br />

Der Mittelschiffbinder 3 muss in<br />

den Abfangträger horizontal „hineingedreht“<br />

werden. Der Seitenschiffträger<br />

(4, 4´) musste mit dem anmontierten V-<br />

Stab des Abfangträgers leicht schräg von<br />

oben eingefahren werden. Die V-Stab-<br />

Schrauben des Abfangeträgers waren<br />

zum Schaffen von „Luft“ locker und die<br />

Last des Mittelschiffträgers drückte den<br />

Abfangeträger-U-Gurt nach unten. Die<br />

V-Stab-Schrauben wurden nach dem<br />

Einfädeln angezogen so<strong>wie</strong> in den mittleren<br />

V-Stab eingebaut.<br />

5'<br />

6’<br />

92 bauen mit holz 12/2004<br />

4'<br />

2<br />

1'<br />

6<br />

3<br />

Bild 12 Einfädeln Mittelschiffträger<br />

in Abfangeträger, der<br />

Untergurt des Abfangeträgers<br />

hat noch Luft, weil die<br />

Schrauben der beidseitig anschließenden<br />

V-Stäbe „locker“<br />

sind.<br />

günstige Herstellmöglichkeiten und vereinfachten<br />

Brandschutz. Die räumlichen Träger-<br />

Knoten konnten ohne geschweißte Stahlteile<br />

realisiert werden. Die Montage war bis auf<br />

das „Einfädeln“ der BS-Holz-Seitenschiffträger<br />

in die Abfangeträger sehr einfach. Auf das<br />

knappe Zeit- und Finanzbudget wirkten sich<br />

positiv aus:<br />

Einheitliche Verbindungstechnik (Geometrie<br />

(stets gleiche „Anschlussbilder“), Logistik,<br />

Herstellprozesse),<br />

großer Anteil an CNC-Fertigung,<br />

einfache Stahlteile (nur drei Typen <strong>induo</strong>-<br />

Anker, U-Platten, Bolzen, Holzschrauben,<br />

wenige Stabdübel).<br />

KF<br />

5<br />

4<br />

1<br />

Bild 14 Verankerung mit<br />

Schrauben „von unten“ in<br />

Beton gefüllter Tasche am<br />

Stützenkopf für Kraft in<br />

<strong>Binder</strong>richtung und Abheben<br />

(Vordachbinder)<br />

Bild 15 Dachverbände mit<br />

Vollgewindeschrauben angebracht,<br />

z. T. sind die Brandschutzbrettchen<br />

schon in die<br />

Ausblattungen genagelt (Vordergrund).<br />

Die Verbandshölzer<br />

liegen 7 cm unter<br />

Oberkante <strong>Binder</strong>, damit sie<br />

keine Last aus den Trapezblechen<br />

annehmen.


Bild 16 Wenige Innenstützen!<br />

und darüber lastet später ein<br />

Gründach<br />

Bild 17 Überblick <strong>vom</strong> Kran,<br />

Einbau der letzten Verbandsstäbe<br />

Ingenieur-Holzbau<br />

Danke für Ihre Unterstützung.<br />

TROST wünscht allen frohe Weihnachten.<br />

Trost Dachkeramik GmbH & Co. • Bottstraße 1 • D-69231 Rauenberg • Tel.: +49 (0) 62 22/65-1<br />

Fax: +49 (0) 62 22/65-2 47 • info@trost-dachkeramik.de • bauen www.trost-dachkeramik.de<br />

mit holz 12/2004 93

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