Auf zu neuen Ufern - Abendgymnasium Hannover
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K OLL<br />
AGE<br />
<strong>Hannover</strong>-Kolleg und<br />
<strong>Abendgymnasium</strong><br />
<strong>Auf</strong> <strong>zu</strong><br />
<strong>neuen</strong> <strong>Ufern</strong><br />
Ausgabe 17/ Februar 2013<br />
0,50€<br />
Neue Ufer in<br />
Australien<br />
Seite 4<br />
Neue Ufer in<br />
Japan<br />
Seite 8<br />
Neue Ufer auf<br />
dem Jakobsweg<br />
Seite 10
Ich seh ihr fragend hinterher<br />
Wo will sie hin?<br />
Sie rennt davon<br />
Ich sehe sie schon gar nicht mehr<br />
Dann auf einmal bleibt sie stehn<br />
Sieht sich um<br />
Grinst vor sich hin<br />
Nur um wieder weiter <strong>zu</strong> gehn<br />
Der Moment ist verstrichen<br />
Zu kurz<br />
Und doch lang<br />
Die Erinnerung ist fast verblichen<br />
Ich denk an sie so oft ich kann<br />
Sie gibt mir<br />
Nimmt mir<br />
Und doch vergeht sie für jedermann<br />
Ich kann sie nicht halten<br />
Sie verrinnt<br />
Die Zeit<br />
Denn sie muss sich entfalten<br />
Von Sandra Böttcher<br />
Kreativer Unterricht<br />
Vorne die Lehrkraft, hinter den Tischen die Schüler – lesend, schreibend,<br />
rechnend, konzentriert folgen sie dem Unterrichtsgeschehen. Denkt der<br />
Lehrer.<br />
Wie ihr in diesem Heft seht, finden während der Stunden kreative Prozesse<br />
statt, von denen manch einer nichts ahnt. Wir veröffentlichen hier einige<br />
Resultate; die Zeichnungen stammen von verschiedenen Schülerinnen<br />
und Schülern und sind bei verschiedenen Lehrkräften entstanden, sie<br />
spiegeln recht repräsentativ einen Teil des heimlichen Unterrichts wider.<br />
2
Inhalt§Editorial<br />
In diesem Heft<br />
Between Roos, Bananas and<br />
the Ozzy Lifestyle<br />
Seite<br />
Couchsurfing 5<br />
Ehrenamt 6<br />
Wortwolke 7<br />
Ohayo Gozaimasu! 8<br />
Psychotest 8<br />
Meine Reise über den Jakobsweg<br />
4<br />
10<br />
Vom Junkie <strong>zu</strong>m Ironman 11<br />
Comic 12<br />
Klaustrophobie 14<br />
Parteitalk für gelebte<br />
Toleranz und Fairness<br />
15<br />
Zeit <strong>zu</strong> wachsen 16<br />
Freizeit – Freie Zeit – Zeit? 16<br />
Quick Nackenworkout 17<br />
Tour de Lyon 18<br />
Fußball in Hambergen 20<br />
Anderthalb Jahre im<br />
Robinson-Club<br />
21<br />
Psychotest – <strong>Auf</strong>lösung 22<br />
<strong>Auf</strong> in neue Länder! 22<br />
Vorstellung: Anke Schmidt 23<br />
In eigener Sache 24<br />
Ein Wort vorweg…<br />
Zu <strong>neuen</strong> <strong>Ufern</strong> lockt ein neuer Tag.<br />
(Johann Wolfgang Goethe: Faust I)<br />
Mit diesen optimistischen Worten<br />
sieht der Gelehrte Heinrich Faust seinem<br />
Tod entgegen, den er mit Hilfe von<br />
Gift herbeiführen will, um im Jenseits<br />
<strong>zu</strong> <strong>neuen</strong> Welterkenntnissen <strong>zu</strong> kommen,<br />
die er im Diesseits trotz aller Studien<br />
und Forschungen nicht erlangen<br />
konnte.<br />
So konsequent wäre wohl sonst niemand<br />
auf der Suche nach <strong>neuen</strong> Dingen,<br />
heute schon gar nicht. Im Gegenteil:<br />
Beim eigentlich im übertragenen Sinn<br />
gemeinten Ausruf „Zu <strong>neuen</strong> <strong>Ufern</strong>!“<br />
strebten heute vermutlich die meisten<br />
Menschen allenfalls nach Erkenntnis<br />
darüber, an welchem Meer sie ihren<br />
nächsten Strandurlaub verbringen<br />
könnten (vgl. den Psychotest in diesem<br />
Heft).<br />
Das war aber einmal anders! „Neue<br />
Ufer“ bedeuteten <strong>Auf</strong>bruch, Entdeckung,<br />
Bereicherung (in jeder Hinsicht), Abenteuer,<br />
Freiheit, Flucht vor Elend – also<br />
eine Veränderung des eigenen Lebens<br />
und Denkens (und dies nicht nur für drei<br />
Wochen im Sommer). Ein paar Beispiele:<br />
- Das Volk Israel, so berichtet das Alte<br />
Testament, durchquerte auf der Flucht<br />
aus ägyptischer Gefangenschaft das<br />
Rote Meer, weil sich am anderen Ufer<br />
das von Gott versprochene Land befand.<br />
Das neue Ufer bedeutete also Freiheit<br />
und religiöse Heimat <strong>zu</strong>gleich.<br />
- Seit dem Altertum hatte der <strong>Auf</strong>bruch<br />
<strong>zu</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ufern</strong> oft wirtschaftliche<br />
Gründe: Neue Handelswege sollten<br />
neue Märkte erschließen und neue Produkte<br />
verfügbar machen.<br />
- Jahrhundertelang waren die USA gerade<strong>zu</strong><br />
der Inbegriff eines <strong>neuen</strong> Ufers,<br />
<strong>zu</strong> dem Millionen aus religiösen, politischen<br />
oder wirtschaftlichen Gründen<br />
aufbrachen.<br />
Häufig führte der <strong>Auf</strong>bruch <strong>zu</strong> <strong>neuen</strong><br />
<strong>Ufern</strong> aber auch <strong>zu</strong>r Unterwerfung<br />
und Ausbeutung der hinter den <strong>Ufern</strong><br />
liegenden Länder (womit eine Parallele<br />
<strong>zu</strong>m heutigen Tourismus hergestellt<br />
werden kann).<br />
Was hatten nun diese unterschiedlichen<br />
Formen, <strong>zu</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ufern</strong> auf<strong>zu</strong>brechen,<br />
gemeinsam? Es war das Ungewisse,<br />
das damit verbunden war. Man hatte<br />
ein Ziel, war aber nicht sicher, ob man es<br />
überhaupt erreichte, und wenn ja, was<br />
einen dort erwartete.<br />
Hier ist die eben erwähnte Parallele<br />
<strong>zu</strong>m Tourismus allerdings gleich wieder<br />
zerstört, denn in diesem Bereich<br />
herrscht volle Gewissheit: An jedem Ufer<br />
dieser Welt (Nord- oder Südsee, Atlantik<br />
oder Pazifik, Watt oder Lagune, Kiefernoder<br />
Mangrovenwald) wartet ein klima-<br />
tisiertes Hotelzimmer und bietet eine<br />
Strandbar Cola und kühles Bier an.<br />
Wo also sind heute in unserer modernen<br />
Welt die „<strong>neuen</strong> Ufer“, an denen<br />
das Ungewisse lauert? Reisen scheiden<br />
eigentlich aus (s.o), auch wenn unter<br />
bestimmten Umständen der Einzelne<br />
daraus neue Erkenntnisse ziehen kann<br />
(siehe die Berichte in diesem Heft).<br />
Ein wirklicher <strong>Auf</strong>bruch ist vielleicht<br />
nur noch im Sport möglich. Bei den<br />
Profis sind neue Ufer, d.h. neue Höchstleistungen,<br />
durch die Symbiose von<br />
Pharmazie und Training erreichbar, das<br />
Ungewisse sind hier die Nebenwirkungen<br />
auf die Gesundheit für den Rest des<br />
Lebens.<br />
Aber wie die Beispiele in diesem Heft<br />
zeigen, kann auch der Laie auf sportliche<br />
Weise <strong>zu</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Ufern</strong> aufbrechen.<br />
Für jemanden, der Sport bisher nur auf<br />
dem Sofa vor dem Fernseher erlebte<br />
oder schon bei der Autofahrt <strong>zu</strong>r Sky-<br />
Kneipe um die Ecke ins Schwitzen kam,<br />
ist der Gang in eine Sporthalle, auf einen<br />
Sportplatz oder in ein Fitnessstudio sicher<br />
vergleichbar mit Columbus’ <strong>Auf</strong>bruch<br />
nach Indien. Denn über solchem<br />
sportlichen Tun schwebt bedrohlich<br />
die Ungewissheit: Überstehe ich die<br />
Anstrengung? Wie schaffe ich es, mich<br />
auch nach dem ersten Mal noch auf<strong>zu</strong>raffen?<br />
Geht Sport auch ohne Bier? Muss<br />
ich eines Tages von XXL <strong>zu</strong> M oder gar S<br />
wechseln?<br />
Ganz sicher erfüllt aber auch der Zweite<br />
Bildungsweg alle Kriterien eines „<strong>neuen</strong><br />
Ufers“:<br />
- neues Denken: neue Berufs- und Lebensperspektiven<br />
und ein neues Niveau<br />
beim Party-Smalltalk<br />
- Veränderung des Lebens: heraus aus<br />
dem prallen Leben und hinein in die<br />
einsam-karge Studierstube bei Wasser<br />
und BAföG, und das für drei lange Jahre;<br />
doch mit Bildung bin ich wie Berlin:<br />
arm, aber sexy (oder, falls ich weiter berufstätig<br />
bin: nur sexy);<br />
- Ungewissheit: Werden Motivation<br />
und Ausdauer reichen? Werde ich mit<br />
dem <strong>neuen</strong> Abschluss meine beruflichen<br />
Ziele erreichen können? Werden<br />
die attraktiven Frauen/Männer das mit<br />
der Bildung bemerken (s.o.)?<br />
Dies sind nur Andeutungen der breiten<br />
Palette von Aspekten, die in diesem<br />
Heft entwickelt werden; natürlich in<br />
bewährter Qualität: große Themen tiefgehend<br />
und doch formvollendet lebensnah<br />
dargestellt!<br />
… versichert<br />
Mr. Editorial<br />
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