Taphonomische Forschungen (nicht nur) zum Neolithikum – ein ...
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Taphonomische Forschungen (nicht nur) zum Neolithikum – ein ...
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Thomas Link und Dirk Schimmelpfennig<br />
Der vorliegende Band ver<strong>ein</strong>t 16 der insgesamt<br />
23 Beiträge zur Sitzung der AG <strong>Neolithikum</strong>,<br />
die am 26. und 27. Mai 2010 im Rahmen der<br />
80. Verbandstagung des West- und Süddeutschen<br />
Verbands für Altertumsforschung e. V. in<br />
Nürnberg stattfand. Unter dem Tagungsthema<br />
„Taphonomie“ sollte <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> die methodischtheoretische<br />
Grundlagendiskussion erneut aufgegriffen,<br />
sondern insbesondere auch ihre Umsetzung<br />
in der aktuellen Forschungspraxis an<br />
konkreten Beispielen dargestellt werden. Da das<br />
Problemfeld der Taphonomie <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> für das<br />
<strong>Neolithikum</strong>, sondern für die Archäologie generell<br />
von großer Bedeutung ist, befanden sich<br />
darunter auch zwei Beispiele aus jüngeren Epochen,<br />
die zwar den engeren zeitlichen Rahmen<br />
der Arbeitsgem<strong>ein</strong>schaft überschreiten, aber in<br />
methodischer Hinsicht <strong>nicht</strong> weniger relevant<br />
sind. Die Tagung und die Publikation sollen<br />
dazu beitragen, die Diskussion taphonomischer<br />
Fragestellungen kritisch zu resümieren, die theoretischen<br />
Ansprüche den bislang tatsächlich<br />
umgesetzten Ansätzen gegenüberzustellen und<br />
damit die weitere Entwicklung des Forschungsfeldes<br />
durch neue Impulse zu beleben.<br />
Der Band ist thematisch gegliedert. Den Auftakt,<br />
wie auch schon den der Tagung, bilden zwei<br />
<strong>ein</strong>führende Abhandlungen mit forschungsgeschichtlichem<br />
Schwerpunkt. Hinzu tritt <strong>ein</strong>e<br />
Betrachtung zu Müll und Wegwerfverhalten im<br />
<strong>Neolithikum</strong>. Jeweils vier Beiträge beschäftigen<br />
sich mit der Siedlungsarchäologie, mit Gräbern<br />
und der spezifischen taphonomischen Situation<br />
anthropologischer Quellen, sowie mit neolithischen<br />
Plastiken und insbesondere den Mechanismen<br />
ihrer Fragmentierung. Abgerundet wird<br />
der Band durch <strong>ein</strong>en Beitrag zur Analyse von<br />
Wirbellosenresten.<br />
In ihrer kritischen Betrachtung <strong>zum</strong> Stand<br />
der Forschung konstatiert Ulrike Sommer, dass<br />
taphonomische Fragestellungen in der Archäologie<br />
noch bei weitem <strong>nicht</strong> ausreichend vertieft<br />
worden seien und gerade in der postprozessual<br />
geprägten Diskussion wieder zunehmend<br />
<strong>Taphonomische</strong> <strong>Forschungen</strong> 7<br />
(<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong>) <strong>zum</strong> <strong>Neolithikum</strong><br />
<strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>führendes Resümee<br />
Thomas Link und Dirk Schimmelpfennig<br />
vernachlässigt würden. Ausführlich kritisiert<br />
sie die nach wie vor unterschwellig präsente<br />
„Pompeji-Prämisse“, also die „Erwartung, dass<br />
<strong>ein</strong>e ‚mitten im Leben‘ erstarrte Siedlung mehr Informationen<br />
aufzuweisen habe als <strong>ein</strong>e, die langsam<br />
aufgegeben wurde“. Zu Recht wendet sie <strong>ein</strong>, dass<br />
taphonomische Prozesse <strong>nicht</strong> als Verzerrung<br />
<strong>ein</strong>es idealen Ausgangszustands und als bedauerliche<br />
Erschwernis der Interpretation missverstanden<br />
werden dürfen, könne doch gerade die<br />
„Verzerrung“ wesentliche Informationen über<br />
deren Verursacher und ihr kulturelles System<br />
b<strong>ein</strong>halten. Mit der Quintessenz „Archaeology is<br />
nothing if it is not Taphonomy“ verbindet Sommer<br />
<strong>ein</strong>ige kritische und programmatische Anmerkungen<br />
<strong>zum</strong> Missverhältnis zwischen der Bedeutung<br />
des Forschungsgegenstands und der<br />
Forschungsrealität. Nach wie vor habe k<strong>ein</strong>e<br />
methodische Basis und k<strong>ein</strong>e kontinuierliche<br />
Methoden- und Theoriediskussion zu taphonomischen<br />
Fragen etabliert werden können.<br />
Potential zur methodischen Weiterentwicklung<br />
sieht sie vor allem in der experimentellen Taphonomie<br />
und in deren enger Vernetzung mit<br />
experimenteller Archäologie und Ethnoarchäologie.<br />
Bezogen auf die (Feld-) Forschungspraxis<br />
ermahnt Sommer dazu, „den Teil der taphonomischen<br />
Prozesse, den wir als Ausgräber kontrollieren<br />
können, besser zu erfassen, nämlich die Grabungsgenauigkeit“<br />
und stellt die Forderung auf, gezielt<br />
Befunde mit hoher zeitlicher Auflösung sehr<br />
detailliert und mit speziellem Augenmerk auf<br />
taphonomische Fragestellungen auszugraben.<br />
Großes Potential für die zukünftige Forschung<br />
misst sie schließlich der Mikromorphologie und<br />
der Untersuchung von Mikro-Abfall bei.<br />
Thomas Link und Dirk Schimmelpfennig (Hrsg.)<br />
<strong>Taphonomische</strong> <strong>Forschungen</strong> (<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong>) <strong>zum</strong> <strong>Neolithikum</strong><br />
Fokus Jungst<strong>ein</strong>zeit. Berichte der AG <strong>Neolithikum</strong> 3 (Kerpen-Loogh 2012) 7<strong>–</strong>13
8 <strong>Taphonomische</strong> <strong>Forschungen</strong> (<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong>) <strong>zum</strong> <strong>Neolithikum</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>leitendes Resümee<br />
Eine Reanimation der Taphonomie wünschen<br />
sich Harald Stäuble und Sabine Wolfram in ihrem<br />
Beitrag. In <strong>ein</strong>er Forschungsgeschichte zur<br />
Taphonomie in der Bandkeramik fassen sie die<br />
früheren taphonomischen Ansätze zusammen,<br />
stellen aber auch fest, dass diese schließlich aus<br />
der Mode kamen. In der Folge besprechen sie<br />
verschiedene Befundarten und die Probleme,<br />
die sich ohne erhaltene Laufhorizonte oder Kulturschichten<br />
für die Interpretation ergeben. Die<br />
Autoren zweifeln, dass der Umgang mit den<br />
Befunden im Rahmen vieler Auswertungen den<br />
historischen Gegebenheiten gerecht wird und<br />
gehen sogar so weit, generalisierende Aussagen<br />
zur Bandkeramik in Zweifel zu ziehen. Sie<br />
sprechen sich statt dessen für <strong>ein</strong>e sorgfältigere<br />
Befundanalyse als Grundlage jeglicher Interpretation<br />
aus. Von zentraler Bedeutung hierbei sei<br />
die Beantwortung der Fragen auf welche Weise, in<br />
welcher Zeit und womit Befunde aufgefüllt wurden.<br />
Wiebke Hoppe und Sabine Kuhlmann stellen<br />
zusammenfassende Überlegungen <strong>zum</strong> Umgang<br />
mit Abfall im <strong>Neolithikum</strong> an. In Analogie<br />
zur Mülltrennung der Gegenwart beleuchten sie<br />
insbesondere verschiedene Formen der Weiterund<br />
Wiederverwertung beschädigter Gegenstände.<br />
Sie unterscheiden dabei die <strong>nicht</strong> scharf<br />
von<strong>ein</strong>ander trennbaren Nutzungsstadien der<br />
Instandhaltung, der Reparatur und der Wiederverwertung<br />
sowie schließlich der endgültigen<br />
Abfallentsorgung. Besonders für die Wiederverwertung<br />
von unbrauchbar gewordenen Gegenständen<br />
mit veränderter Funktion oder als<br />
sekundäre Rohstoffe führen sie zahlreiche Beispiele<br />
aus dem <strong>Neolithikum</strong> an und illustrieren<br />
dadurch, wie komplex die Nutzungsgeschichte<br />
von Objekten verlaufen kann. Problematisch<br />
stelle sich die Identifikation entsorgten Abfalls<br />
im archäologischen Befund dar. Nur bei <strong>ein</strong>er<br />
<strong>nicht</strong> reversiblen Deponierung werde der Müll<br />
dem Wiederverwertungszyklus unwiederbringlich<br />
entzogen, weshalb <strong>nur</strong> in solchen Fällen<br />
von <strong>ein</strong>er endgültigen Entsorgung ausgegangen<br />
werden könne.<br />
Siedlungen<br />
Der Aussagekraft von Oberflächenfundstreuungen<br />
geht Franz Pieler am Beispiel bandkeramischer<br />
Fundstellen des Horner Beckens (Niederösterreich)<br />
nach. Durch den Vergleich mit<br />
Erkenntnissen aus der Sedimentologie schließt<br />
er fluviatile Erosion als Faktor, der die Interpretation<br />
der Fundstreuung maßgeblich be<strong>ein</strong>flussen<br />
könnte, aus. Der Einfluss moderner Pflugaktivität<br />
wird ebenfalls als vernachlässigbar <strong>ein</strong>geschätzt.<br />
Im Arbeitsgebiet wurden zwei Muster<br />
von Fundstreuungen beobachtet: Fundstreuungen<br />
um die 60 m Ausdehnung resp. kl<strong>ein</strong>er als<br />
<strong>ein</strong> Hektar werden als Einzelhöfe interpretiert,<br />
größere dagegen als Ergebnis mehrerer Häuser.<br />
Muster von Fundstreuungen werden als Indikator<br />
für Siedlungsstrukturen interpretiert.<br />
Den besonderen taphonomischen Fragestellungen,<br />
die sich im Feuchtbodenmilieu eröffnen,<br />
widmen sich Renata Huber und Kristin<br />
Ismail-Meyer anhand der <strong>nur</strong> aus <strong>ein</strong>em <strong>ein</strong>zelnen<br />
Hausgrundriss bestehenden Seeufersiedlung<br />
Cham-Eslen. Die f<strong>ein</strong>stratigraphische Aufschlüsselung<br />
erlaubt, taphonomische Mechanismen<br />
auch im mikroskopischen Bereich mittels<br />
mikromorphologischer Analysen an Sediment-<br />
Dünnschliffen zu untersuchen. Verschiedene<br />
formative und postdepositionelle Prozesse wie<br />
Bioturbation und trampling können die Autorinnen<br />
auf diesem Wege rekonstruieren. Als<br />
wesentlichen Faktor stellen sie aber das Wasser<br />
heraus, das k<strong>ein</strong>eswegs <strong>nur</strong> konservierende,<br />
sondern auch destruktive Effekte habe. Anhand<br />
der Mikromorphologie sowie der Verteilung<br />
unterschiedlich schwerer Fundobjekte und ihres<br />
Verwitterungsgrades gehen Huber und Ismail-<br />
Meyer der Fragestellung nach, ob und wo noch<br />
in situ erhaltene Bereiche bestehen, bzw. von<br />
welchem Grad an postdepositioneller Aufarbeitung<br />
in den verschiedenen Arealen des Fundplatzes<br />
auszugehen ist. In der Klärung dieser<br />
Frage sehen sie <strong>ein</strong>e Grundvoraussetzung für<br />
die Interpretierbarkeit von Fundverteilungen.<br />
Für Cham-Eslen kommen sie zu dem Schluss,<br />
dass der zentrale Hausbereich tatsächlich noch<br />
annähernd in situ erhalten sei, während <strong>zum</strong><br />
Rand der ehemaligen Insel hin die Aufarbeitung
Thomas Link und Dirk Schimmelpfennig<br />
9<br />
zunehmend stärker werde und die Aussagekraft<br />
der Fundverteilungen hier dementsprechend<br />
kritischer bewertet werden müsse.<br />
Dagegen ist es im Falle der Tellsiedlung<br />
Drama-Merdžumekja die Verteilung der Funde<br />
und ihrer Merkmale, die entscheidende Hinweise<br />
zur Klärung der Chronologie am Südosthand<br />
der Siedlung gibt. Mit Hilfe von Fundstatistik<br />
hauptsächlich von Keramik gelingt es Matthias<br />
Thomas und Ralf Gleser, die Genese der Stratigraphie<br />
zu entschlüsseln. Durch die Analyse<br />
des Scherbengewichtes, des Anteils verzierter<br />
Keramik, des Verhältnisses von Rand-, Wandund<br />
Bodenscherben, aber auch von Zusammenpassungen<br />
sind sie in der Lage, chronologische<br />
Einheiten von<strong>ein</strong>ander zu trennen. Damit<br />
kommen sie zu <strong>ein</strong>er neuen Interpretation der<br />
Stratigraphie. Das Beispiel macht deutlich, wie<br />
schnell <strong>ein</strong>e Interpretation von Schichten während<br />
der Grabung ohne die <strong>ein</strong>gehende Berücksichtigung<br />
der Funde in die Irre führen kann.<br />
Die auf das <strong>Neolithikum</strong> fokussierte Betrachtung<br />
bereichert Robert Fellner mit <strong>ein</strong>em frühmittelalterlichen<br />
Beispiel und methodischen<br />
Überlegungen, die auch für die Untersuchung<br />
älterer Fundstellen von <strong>nicht</strong> minder geringem<br />
Interesse sind. Anhand der Auswertung <strong>ein</strong>er<br />
Großgrabung in der Siedlung Develier-Courtételle<br />
stellt er Ansätze zur Rekonstruktion postdepositioneller<br />
Prozesse sowie zur Interpretation<br />
von Fundverteilungen innerhalb <strong>ein</strong>er<br />
weitgehend undifferenzierten Kulturschicht<br />
dar. Die Beurteilung der postdepositionellen<br />
Prozesse bildet dabei die Grundlage für <strong>ein</strong>e gezielte<br />
Analyse derjenigen Areale, in denen die<br />
Verzerrung möglichst gering ausfällt. Die Entstehung<br />
von Fundverteilungen in Siedlungen<br />
zeichnet Fellner als komplexes Bild vielstufiger<br />
Deponierungs- und Umlagerungsprozesse.<br />
Fundverteilungen spiegelten zwar das Verhalten<br />
der Bewohner, k<strong>ein</strong>eswegs aber zwangsläufig<br />
auch die primäre Nutzungs- und Organisationsstruktur<br />
der Siedlung wider. Für Develier-<br />
Courtételle gelingt es Fellner, die Raumgliederung<br />
des Siedlungsareals zu rekonstruieren und<br />
„latente Befunde“ in der Fundverteilung als<br />
Indizien für Müllhalden, Wege, Arbeitszonen<br />
etc. zu deuten. Diese seien in ihrer Nutzungsstruktur<br />
zeitlich zu differenzieren und könnten<br />
Hinweise auf das spezifische Wegwerfverhalten<br />
der Bewohner der <strong>ein</strong>zelnen Gehöfte geben. In<br />
Hinblick auf den bei den meisten Grabungen<br />
herrschenden Zeit- und Kostendruck ist die<br />
Feststellung ermutigend, dass bei <strong>ein</strong>er sorgfältig<br />
ausgeführten Grobgrabung mit Maschinen<strong>ein</strong>satz<br />
der Informationsverlust zur räumlichen<br />
Verteilung der Funde im Vergleich zur manuellen<br />
F<strong>ein</strong>grabung <strong>nicht</strong> so drastisch ausfällt, wie<br />
man vielleicht befürchten möchte. Deutlich wird<br />
aber, wie wichtig es ist, systematische Fund<strong>ein</strong>messungen<br />
auch in sch<strong>ein</strong>bar undifferenzierten<br />
Kulturschichten durchzuführen <strong>–</strong> entgegen der<br />
vielfach geübten Praxis des weitgehend unkontrollierten<br />
mechanischen Abtrags bis <strong>zum</strong> Sichtbarwerden<br />
<strong>ein</strong>getiefter Befunde.<br />
Gräber und Anthropologie<br />
Die Beiträge zu den Gräbern legen den Fokus<br />
in erster Linie auf anthropologische Gesichtspunkte.<br />
Zunächst beschreiben Christian Meyer, Robert<br />
Ganslmeier, Veit Dresely und Kurt W.<br />
Alt an drei Fallbeispielen des mitteldeutschen<br />
<strong>Neolithikum</strong>s das Wechselspiel zwischen Befunddokumentation<br />
und anthropologischer<br />
Auswertung. Bei letzterer kommt der Einordnung<br />
des Entstehungszeitpunktes von Knochenverletzungen<br />
stets <strong>ein</strong>e besondere Bedeutung<br />
zu. Im linearbandkeramischen Massengrab<br />
von Wiederstedt wurde durch den Fund<br />
<strong>ein</strong>er Münze aus dem 18. Jahrhundert deutlich,<br />
dass Verletzungen, die an Knochen festgestellt<br />
werden konnten, mit <strong>ein</strong>er subrezenten Störung<br />
in Zusammenhang gebracht werden müssen,<br />
obwohl dies an den Verletzungsspuren selbst<br />
<strong>nicht</strong> mehr erkennbar war. Bei der anthropologischen<br />
Auswertung der Knochen aus dem<br />
Kollektivgrab von Benzingerode konnte durch<br />
die hervorragende Befunddokumentation festgestellt<br />
werden, dass die Verwandtschaft der<br />
Toten bei der Bestattung <strong>ein</strong>e Rolle spielte. Wie<br />
im Beispiel von Wiederstedt wird hier auf die<br />
Schwierigkeit hingewiesen, den Zeitpunkt der<br />
Verletzung von Knochen in Bezug auf den Tod
10 <strong>Taphonomische</strong> <strong>Forschungen</strong> (<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong>) <strong>zum</strong> <strong>Neolithikum</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>leitendes Resümee<br />
<strong>ein</strong>deutig zu ermitteln. Schließlich wird das Beispiel<br />
der als Block geborgenen Bestattung von<br />
Eulau angeführt. Neben den Nachteilen, die das<br />
Belassen der Knochen im Block hat, führen die<br />
Autoren die Vorteile dieser Bergung an: Hier<br />
konnten all<strong>ein</strong> durch die noch erhaltene Lage<br />
der Knochen noch Verletzungen dokumentiert<br />
werden, die anderenfalls wohl <strong>nicht</strong> erkannt<br />
worden wären. Diese Beispiele zeigen, dass der<br />
Verletzungszeitpunkt für die Interpretation <strong>ein</strong>e<br />
große Rolle spielt, die Diagnose aber wiederum<br />
von <strong>ein</strong>er ausreichenden Befunddokumentation<br />
abhängt, in die idealerweise von Beginn an anthropologisches<br />
Fachpersonal <strong>ein</strong>bezogen s<strong>ein</strong><br />
sollte.<br />
Den Nutzen der noch relativ jungen Richtung<br />
der „Archäothanatologie“ stellen Henri<br />
Duday und Hanna Kowalewska-Marszałek<br />
in ihrem Beitrag über das polnische Gräberfeld<br />
von Kichary Nowe vor. Die Gräber stammen aus<br />
<strong>Neolithikum</strong> und Bronzezeit und wiesen bei der<br />
Ausgrabung Unterschiede im Grabbau auf. Die<br />
sch<strong>ein</strong>bare Variabilität der Gräber lässt sich nach<br />
Betrachtung aller dokumentierten Faktoren relativieren.<br />
So ist das, was unter Umständen auf<br />
den ersten Blick als Unterschiede im Grabbrauch<br />
gedeutet worden wäre, Ergebnis von Umlagerungs-,<br />
Sedimentations- und Verwesungsprozessen.<br />
Die Autoren zeigen <strong>ein</strong>drücklich, wie<br />
groß die Gefahr der vorschnellen Missdeutung<br />
ist, indem sie deutlich machen, dass sie nach<br />
detaillierter Analyse der Befunde im Gegenteil<br />
<strong>zum</strong> Ergebnis kommen, dass <strong>ein</strong>e überraschende<br />
Einheitlichkeit in der Grabkonstruktion vorherrscht.<br />
Sandra Fetsch wirft die Frage auf, in welcher<br />
Weise sich Grab<strong>ein</strong>bauten auf den Erhaltungzustand<br />
der Knochen auswirken. Ausgangspunkt<br />
hierfür ist der auffällig schlechte Zustand <strong>ein</strong>iger<br />
Skelette auf <strong>ein</strong>em aunjetitzzeitlichen Gräberfeld<br />
in Oechlitz, der <strong>nicht</strong> zufriedenstellend durch<br />
unterschiedliche Lagerungsbedingungen oder<br />
abweichende Grabtiefen erklärt werden kann.<br />
Die Beobachtung vergleichsweise schlechter<br />
Knochenerhaltung bei Vorhandens<strong>ein</strong> hölzerner<br />
Grab<strong>ein</strong>bauten auf <strong>ein</strong>em nahe gelegenen<br />
slawischen Gräberfeld führt zu der Vermutung,<br />
dass ähnliches auch für die älteren Gräber zutreffen<br />
könnte. Eine systematische Überprüfung<br />
anhand weiterer Grabbefunde verschiedener<br />
Zeitstellung ergibt allerdings k<strong>ein</strong>e generelle<br />
Korrelation, sondern lediglich <strong>ein</strong>en tendenziellen<br />
Zusammenhang zwischen spezifischen<br />
Erhaltungsformen der Knochen und hölzernen<br />
Grab<strong>ein</strong>bauten. Als Fazit steht das Desiderat im<br />
Raum, zu dieser taphonomischen Frage zukünftig<br />
durch systematische Beobachtungen weitere<br />
Daten zu erheben. Das Zusammenwirken verschiedener<br />
Faktoren als Grund von spezifischen<br />
Erhaltungssituationen sei generell noch kaum<br />
verstanden und bedürfe weiterer Untersuchung.<br />
Als konkreten Vorschlag zur Verbesserung der<br />
Dokumentation bei der Ausgrabung von Grabbefunden<br />
legt Fetsch den Entwurf <strong>ein</strong>es Aufnahmeformulars<br />
vor.<br />
Auf die Bedeutung <strong>ein</strong>er aussagekräftigen<br />
Dokumentation weisen auch Frauke Jacobi,<br />
Christian Meyer und Kurt W. Alt hin, die anhand<br />
<strong>ein</strong>es Beispiels aus der Latènezeit aufzeigen,<br />
welche Aussagemöglichkeiten sich auf diese<br />
Weise für die relative Chronologie eröffnen.<br />
Aufgrund der sorgfältigen Dokumentation und<br />
anthropologischen Auswertung der Menschenknochen<br />
aus <strong>ein</strong>igen Gruben konnten diese in<br />
<strong>ein</strong>e relative chronologische Abfolge gebracht<br />
werden. Nur mit Hilfe der archäologischen Funde<br />
wäre <strong>ein</strong>e solch genaue zeitliche Sortierung<br />
<strong>nicht</strong> möglich gewesen. Wie Sandra Fetsch sehen<br />
auch sie <strong>ein</strong>e sorgfältige Dokumentation der<br />
anthropologischen Reste als wesentliches Desiderat.<br />
Ein wiederkehrender Aspekt bei den Beiträgen<br />
<strong>zum</strong> thematischen Schwerpunkt Gräber und<br />
Anthropologie ist die Betonung der Bedeutung<br />
<strong>ein</strong>er qualitativ hochwertigen Dokumentation<br />
für die Auswertung. Die Einhelligkeit dieser<br />
Forderung lässt vermuten, dass es seitens der<br />
Archäologie zu überdenken gilt, wie man mit<br />
Grabbefunden auf <strong>ein</strong>er Grabung verfährt und<br />
ob es <strong>nicht</strong> angeraten wäre, die Dokumentation<br />
vor Ort ausschließlich durch anthropologisch<br />
ausgebildetes Personal erstellen zu lassen, damit<br />
schon bei der Dokumentation für taphonomische<br />
und andere Fragestellungen wichtige Merkmale<br />
besser berücksichtigt werden können.
Thomas Link und Dirk Schimmelpfennig<br />
11<br />
Plastiken<br />
Einen kritischen Beitrag zur Diskussion um die<br />
Deutung bandkeramischer Plastiken liefert Sophie<br />
Bartholdy. Problematisch sei vor allem,<br />
dass die Plastiken in aller Regel in fragmentiertem<br />
Zustand gem<strong>ein</strong>sam mit Siedlungsabfällen<br />
auftreten. Die Archäologie habe nach wie vor<br />
k<strong>ein</strong>e tragfähige Methode entwickelt, profanen<br />
und <strong>nicht</strong>-profanen Abfall zu differenzieren<br />
bzw. Gruben mit kultischer oder ritueller Funktion<br />
von gewöhnlichen Vorrats- oder Abfallgruben<br />
zu unterscheiden. Da auch Bartholdy hierzu<br />
allerdings k<strong>ein</strong>e neuen Ansätze bieten kann,<br />
beschränkt sie sich auf die kritische Revision<br />
<strong>ein</strong>iger der wichtigsten bisherigen Interpretationsansätze<br />
und lehnt sowohl die Deutung in<br />
Zusammenhang mit ritueller Schlachtung als<br />
auch mit Ahnenkulten und Fruchtbarkeit ab.<br />
Dem treten Klára Šabatová, Eliška Kazdová,<br />
Petr Kočár, Martin Kuča, Miriam Nývltová<br />
Fišáková, Lubomír Prokeš, Sandra Sázelová<br />
und František Trampota gegenüber und zeigen<br />
an <strong>ein</strong>em Beispiel aus der lengyelzeitlichen<br />
Kreisgrabenanlage von Těšetice-Kyjovice „Sutny“,<br />
dass es möglich ist, die Deutung von archäologischen<br />
Befunden als „rituellen“ Ursprungs<br />
mit guten Argumenten zu untermauern. Mit<br />
Hilfe <strong>ein</strong>er interdisziplinären Auswertung und<br />
der Kombination der resultierenden Erkenntnisse<br />
können die Autoren die Entstehung <strong>ein</strong>er<br />
Grube rekonstruieren, die sich durch die Art der<br />
Funde und der Verfüllung deutlich von anderen<br />
Siedlungsbefunden abhebt und deswegen<br />
im Zusammenhang mit rituellen Handlungen<br />
zu sehen sei.<br />
Valeska Becker untersucht die Figurinen<br />
aus der kupferzeitlichen Tellsiedlung Drama-<br />
„Merdžumekja“ im diachronen und synchronen<br />
Vergleich innerhalb des balkanischen Neo- und<br />
Äneolithikums. Die Plastiken sind <strong>zum</strong> allergrößten<br />
Teil fragmentiert. Die wiederkehrenden<br />
Bruchmuster und charakteristischen Sollbruchstellen<br />
bringt Becker in direkten Zusammenhang<br />
mit den verschiedenen Fertigungstechniken.<br />
Darüber hinaus geht sie davon aus, dass die<br />
Figurinen <strong>nicht</strong> etwa versehentlich zerbrachen,<br />
sondern bewusst fragil gestaltet wurden, um<br />
die Fragmentierung zu erleichtern. Das bewusste<br />
Zerbrechen sei <strong>ein</strong> Verwendungszweck der<br />
Figurinen, wenn auch wohl <strong>nicht</strong> der <strong>ein</strong>zige.<br />
Hinsichtlich der Auswertung der Fundkontexte<br />
gibt Becker zu bedenken, dass die Fundlage<br />
innerhalb der Wohnhäuser k<strong>ein</strong>e unmittelbaren<br />
Rückschlüsse auf den ursprünglichen Aufbewahrungsort<br />
erlaube. Das überwiegende Vorkommen<br />
sowohl von vollständigen Figurinen<br />
als auch von Fragmenten innerhalb der Wohnbauten<br />
zeige aber, dass die Idole in erster Linie<br />
im häuslichen Kontext genutzt wurden und<br />
auch nach dem Zerbrechen im Haus verblieben.<br />
Von speziellen Kultbauten sei dabei in Anbetracht<br />
des regelhaften Auftretens der Figurinen<br />
zusammen mit üblichem Siedlungsinventar<br />
<strong>nicht</strong> auszugehen. Zur Deutung der Figurinen<br />
verweist Becker auf ikonographische Parallelen<br />
zu den Masken im Gräberfeld von Varna und<br />
hält daher <strong>ein</strong>en Bezug zu Jenseitsvorstellungen<br />
für plausibel. Den immer noch weit verbreiteten<br />
Topos der Fruchtbarkeitsgöttin dagegen lehnt<br />
sie ab.<br />
Das Gräberfeld von Varna bildet auch den<br />
Mittelpunkt des Beitrags von Raiko Krauß und<br />
Vladimir Slavčev. Wie Meyer u. a. weisen sie<br />
auf den großen Einfluss hin, den die taphonomischen<br />
Prozesse während der archäologischen<br />
Ausgrabung auf Funde und Befunde haben. Die<br />
Autoren möchten den Begriff „Archäologozönose“<br />
<strong>ein</strong>führen, unter dem „diejenigen Prozesse,<br />
die bei der Freilegung von Befunden durch den<br />
Ausgräber ausgelöst werden“ verstanden werden<br />
können. Am Beispiel der Deponierungen ohne<br />
Skelettereste im Gräberfeld Varna I führen sie<br />
vor Augen, wie die Grabungsgeschichte <strong>ein</strong>es<br />
Fundplatzes s<strong>ein</strong>e Deutung be<strong>ein</strong>flussen kann.<br />
Bei der Entdeckung der Fundstelle 1972 war die<br />
Bedeutung des Fundplatzes für die Forschung<br />
noch <strong>nicht</strong> abzusehen und viele Fragestellungen<br />
entwickelten sich im Laufe der Zeit mit der<br />
Auswertung. Die immer differenzierten Fragen<br />
lassen sich anhand von alten Dokumentationen<br />
<strong>nur</strong> noch schwer beantworten. Dennoch<br />
gelingt ihnen dies bei den so genannten „symbolischen“,<br />
d. h. skelettlosen Bestattungen, von<br />
denen nach kritischer Revision lediglich vier<br />
verifiziert werden können. Einer <strong>ein</strong>gehenden
12 <strong>Taphonomische</strong> <strong>Forschungen</strong> (<strong>nicht</strong> <strong>nur</strong>) <strong>zum</strong> <strong>Neolithikum</strong> <strong>–</strong> <strong>ein</strong> <strong>ein</strong>leitendes Resümee<br />
Betrachtung werden die Komplexe mit tönernen<br />
Gesichtern unterzogen. Computertomographische<br />
Untersuchungen sch<strong>ein</strong>en die These<br />
zu unterstützen, dass es sich ursprünglich um<br />
Ganzkörperskulpturen handelte, die unter den<br />
gegebenen Grabungsbedingungen <strong>nicht</strong> erkannt<br />
werden konnten.<br />
Naturwissenschaften<br />
Die Möglichkeiten der Rekonstruktion von<br />
Umweltbedingungen zur Zeit der Ablagerung<br />
anhand der im Sediment enthaltenen Wirbellosenreste<br />
zeigt Edith Schmidt in ihrem Beitrag<br />
auf. Sie stellt Ergebnisse von ihr durchgeführter<br />
Untersuchungen vor. Neben der konservierenden<br />
Eigenschaft des Sedimentes sind quellenkritische<br />
Überlegungen zur Entstehung der<br />
Restegem<strong>ein</strong>schaft und Probengewinnung unabdingbar,<br />
bevor <strong>ein</strong>e Interpretation stattfinden<br />
kann. Es wird gezeigt, dass Wirbellose Informationen<br />
zur Umwelt und Wirtschaftsweise der<br />
damaligen Bevölkerung liefern können. Von<br />
der Autorin werden für die Zukunft experimentalarchäologische<br />
Untersuchungen gefordert.<br />
Die hier vorgelegten Beiträge und die im Rahmen<br />
der Nürnberger Tagung gehaltenen Vorträge<br />
zeigen schlaglichtartig das Spektrum aktueller<br />
taphonomischer <strong>Forschungen</strong> und ihr Potenzial<br />
für die Interpretation archäologischer Befunde<br />
und Fundkomplexe auf. In der abschließenden<br />
Diskussion der AG-Sitzung wurde aber auch<br />
auf mögliche Ansätze zur Weiterentwicklung<br />
und <strong>nicht</strong> zuletzt die spezifischen Probleme des<br />
Forschungsfeldes <strong>ein</strong>gegangen.<br />
So wurde, wie bereits im Beitrag von Ulrike<br />
Sommer, auch während der Diskussion nochmals<br />
die Forderung nach planmäßigen Experimenten<br />
zu taphonomischen Fragestellungen<br />
laut. Experimente seien <strong>ein</strong> wichtiger Schlüssel<br />
<strong>zum</strong> Verständnis der Entstehung von Befunden<br />
und Fundkontexten. Kritisch bemerkt wurde in<br />
diesem Zusammenhang, dass derartige Grundlagenarbeit<br />
bislang allenfalls sporadisch auf individuelle<br />
Initiative von Einzelpersonen durchgeführt<br />
würde. Eine institutionelle Verankerung<br />
taphonomischer <strong>Forschungen</strong>, im Idealfall<br />
im Rahmen <strong>ein</strong>es entsprechend spezialisierten<br />
Lehrstuhls, fehle bislang. Ein wesentliches Problem<br />
taphonomischer Experimente ist zweifellos,<br />
dass sie in der Regel auf <strong>ein</strong>en ausgesprochen<br />
langen zeitlichen Rahmen ausgelegt s<strong>ein</strong><br />
müssen. Eine langfristige Perspektive, die Kontinuität<br />
für die Koordination, Durchführung und<br />
Auswertung gewährleisten kann, setzt jedoch<br />
institutionellen (und finanziellen) Rückhalt voraus.<br />
Auch die zunehmende Schnelllebigkeit der<br />
Forschungsförderung ersch<strong>ein</strong>t <strong>nicht</strong> gerade geeignet,<br />
entsprechende Langzeitprojekte zu motivieren<br />
und am Leben zu erhalten.<br />
Kritisch wurde auch angemerkt, dass taphonomischen<br />
Fragestellungen in der universitären<br />
Ausbildung zu wenig Relevanz beigemessen<br />
würde. Ohne Zweifel ist die Beachtung taphonomischer<br />
Zusammenhänge, wie die Beiträge<br />
dieses Bandes zeigen, von größter Wichtigkeit<br />
für <strong>ein</strong>e tragfähige Interpretation archäologischer<br />
Befunde und Fundkomplexe. Die Entwicklung<br />
<strong>ein</strong>es Bezugs zu taphonomischen Fragestellungen<br />
<strong>–</strong> schon während ihrer Ausbildung<br />
<strong>–</strong> sei für angehende Archäologinnen und Archäologen<br />
daher von zentraler Bedeutung und<br />
müsse in der Lehre entsprechend berücksichtigt<br />
und durch stärkeren Praxisbezug untermauert<br />
werden. Diese Sensibilisierung für taphonomische<br />
Probleme könnte helfen, unzureichende<br />
Grabungsdokumentationen zu vermeiden und<br />
damit <strong>ein</strong>e der größten Hürden für taphonomische<br />
Analysen zu verkl<strong>ein</strong>ern. Die <strong>nicht</strong> zu unterschätzende<br />
Bedeutung <strong>ein</strong>er befundorientierten,<br />
detaillierten Dokumentation wird von den<br />
Beiträgen in diesem Band an zahlreichen Beispielen<br />
nachhaltig unterstrichen. Auch wenn im<br />
Nachgang <strong>ein</strong>er Grabung am Schreibtisch durch<br />
<strong>ein</strong>gehende Untersuchungen noch zahlreiche<br />
neue Erkenntnisse gewonnen werden können,<br />
bleiben viele Informationen zu den Depositionsprozessen<br />
undokumentiert und unerkannt,<br />
wenn bei der Grabung <strong>ein</strong>e entsprechende Fragestellung<br />
fehlt. Allerdings, so wurde dieser vor<br />
allem von Seiten der „praktischen“ Archäologie<br />
vorgebrachten Kritik von universitärer Seite<br />
entgegengehalten, sei <strong>ein</strong>e fundierte grabungstechnische<br />
Ausbildung all<strong>ein</strong> durch die Uni-
Thomas Link und Dirk Schimmelpfennig<br />
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versitäten <strong>nicht</strong> zu leisten und auch <strong>nicht</strong> deren<br />
primäre Aufgabe.<br />
Die Beschäftigung mit Taphonomie wird<br />
heutzutage zwar im Allgem<strong>ein</strong>en als wichtig<br />
erachtet, ihr Umfang in den Publikationen steht<br />
hierzu jedoch allzu oft noch in <strong>ein</strong>em Missverhältnis.<br />
Dabei muss die Analyse taphonomischer<br />
Prozesse die Basis jeglicher Arbeit mit archäologischem<br />
Material und darauf basierender<br />
Modelle bilden. Ohne sie sind Fehlinterpretationen<br />
vorprogrammiert.<br />
Wir hoffen, dass mit diesem Tagungsband die<br />
Aus<strong>ein</strong>andersetzung mit taphonomischen Problemen<br />
<strong>–</strong> <strong>nicht</strong> <strong>nur</strong> in der neolithischen Forschung<br />
<strong>–</strong> wieder präsenter wird, und die Leserinnen<br />
und Leser aus der Lektüre Anregungen<br />
für ihre eigene Arbeit mit und an taphonomischen<br />
Fragestellungen gewinnen mögen.<br />
Würzburg und Bern, August 2012<br />
Thomas Link und Dirk Schimmelpfennig<br />
Dr. Thomas Link<br />
(thomas.link@uni-wuerzburg.de)<br />
Julius-Maximilians-Universität Würzburg<br />
Institut für Altertumswissenschaften<br />
Lehrstuhl für Vor- und<br />
Frühgeschichtliche Archäologie<br />
Residenzplatz 2, Tor A<br />
D-97070 Würzburg<br />
Dirk Schimmelpfennig M.A.<br />
(dirk@schimmelpfennig.name)<br />
Archäologischer Dienst des Kantons Bern<br />
Brünnenstrasse 66<br />
Postfach 5233<br />
CH-3001Bern<br />
Schweiz<br />
Das vollständige Programm der Tagung mit Zusammenfassungen<br />
der Beiträge ist auf der Homepage<br />
der AG <strong>Neolithikum</strong> (www.ag-neolithikum.de) <strong>ein</strong>sehbar.