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3. Jahrgang | Heft Nr. 2 | 2012 (portrait)<br />
“Der beste französische Film seit<br />
über 20 Jahre” - so stand es auf<br />
dem Filmplakat am Eingang des<br />
Kinos. Derartige Superlative sind<br />
häufig einem ehrgeizigen Marketing<br />
geschuldet, als einem wirklich<br />
fesselnden und guten Inhalt.<br />
Und so sucht sich der Zuschauer<br />
zuerst den eigenen Vorbehalt<br />
und danach seinen Platz.<br />
Ziemlich beste Freunde erzählt die<br />
Geschichte von zwei Männern, die<br />
beide für sich eine Steilvorlage für<br />
klassische Klischees liefern. Auf der<br />
einen Seite der adlige und überaus<br />
vermögende Philippe, der in einem<br />
Pariser Palais residiert und behindert<br />
ist. Umgeben von Bediensteten fristet<br />
er ein lustloses Dasein, in dem<br />
sich der Alltag ständig zu wiederholen<br />
scheint. Auf der anderen Seite<br />
betritt der junge Farbige namens<br />
Driss die Kinoleinwand – groß, gutaussehend,<br />
überheblich... und offensichtlich<br />
aus einer ganz anderen gesellschaftlichen<br />
Schicht stammend.<br />
Diese beiden Männer begegnen nun<br />
einander anlässlich einer neu zu besetzenden<br />
Stelle für die Pflege von<br />
Philippe. Driss hingegen erscheint zu<br />
diesem Termin, um die obligatorische<br />
Unterschrift einzuholen, damit er<br />
weiterhin Arbeitslosenhilfe beziehen<br />
kann. Ein Interesse an der Arbeit ist<br />
indes nicht zu erkennen. Vielmehr<br />
macht sich Driss über seine Mitbewerber<br />
lustig, die beeindruckt von<br />
den Räumlichkeiten des Palais ihre<br />
berufliche Chance wittern. Aber<br />
Driss tritt dem behinderten Philippe<br />
mit Selbstverständnis und Authentizität<br />
gegenüber, bei der Mitleid und<br />
zu viele “richtige” Worte gar keinen<br />
Platz finden. Philippe allerdings ist<br />
genau davon angetan: endlich kein<br />
Schmarotzer, Besserwisser, Mitleidspender,<br />
Karrierist oder Heuchler!<br />
Nein, ein völlig normaler Kerl steht<br />
ihm gegenüber der sagt, was er<br />
denkt und fühlt. Auch wenn es<br />
manchmal überhaupt nicht taktvoll<br />
erscheint, sind es dennoch wahre<br />
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