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<strong>Spielzeugland</strong><br />
M08.1 Stille Hel<strong>de</strong>n – z.B. Otto Weidt<br />
Von Isabel Enzenbach<br />
In seiner Berliner Bürstenfabrik rettete Otto Weidt vielen Ju<strong>de</strong>n das<br />
Leben. Eine davon war die Autorin Inge Deutschkron, die ihm mit<br />
ihrem Buch «Sie blieben im Schatten» ein literarisches Denkmal<br />
setzte.<br />
Wie sein Vater hatte <strong>de</strong>r 1882 in Nord<strong>de</strong>utschland geborene Otto<br />
Weidt <strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>s Tapezierers und Polsterers erlernt. Schon zu Beginn <strong>de</strong>s Ersten Weltkrieges war<br />
er überzeugter Pazifst; wegen eines Ohrenlei<strong>de</strong>ns wur<strong>de</strong> er erst gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Krieges zum Sanitätsdienst<br />
eingezogen. Seinen Beruf als Tapezierer musste er aufgrund einer fortschreiten<strong>de</strong>n Sehbehin<strong>de</strong>rung<br />
aufgeben.<br />
Seit Anfang <strong>de</strong>r 40er Jahren besaß er eine Bürstenfabrik in einem Armenviertel in Berlin, die als<br />
«kriegswichtig» galt, da dort auch für die Wehrmacht produziert wur<strong>de</strong>. Otto Weidt beschäftigte in seiner<br />
Werkstatt zwischen 1941-43 etwa 30 blin<strong>de</strong> und taubstumme sowie acht illegal leben<strong>de</strong> Ju<strong>de</strong>n.<br />
Seine Arbeiter und Arbeiterinnen vermochte er lange Zeit vor <strong>de</strong>r Deportation zu schützen, in<strong>de</strong>m er<br />
Beamte <strong>de</strong>s Arbeitsamtes und <strong>de</strong>r Gestapo bestach. Mit Hilfe einiger Gleichgesinnter verschaffte er<br />
mehreren Verfolgten falsche Ausweise und Arbeitsbücher. Um zusätzliche Lebensmittel kaufen zu<br />
können, verkaufte er viele seiner Bürsten und Besen auf <strong>de</strong>m Schwarzmarkt. Im Februar 1942 gelang<br />
es Weidt, seine Arbeiter, die bereits in einem Sammellager zur Deportation interniert wor<strong>de</strong>n waren,<br />
durch Bestechung <strong>de</strong>r Gestapo zu befreien. Er holte sie in seinen Betrieb zurück und ermöglichte einigen<br />
Verfolgten so, unterzutauchen. Unter an<strong>de</strong>rem mietete er für die illegal leben<strong>de</strong> Alice Licht, zu <strong>de</strong>r<br />
er eine beson<strong>de</strong>rs enge Verbindung hatte, und ihre Eltern ein La<strong>de</strong>nlokal an.<br />
Die vierköpfge Familie Horn nahm er darüber hinaus in seiner Werkstatt auf und versteckte sie hinter<br />
einer getarnten Trennwand. Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Unterschlupf <strong>de</strong>r Familie Horn von einem Spitzel verraten<br />
wor<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r blin<strong>de</strong> Chaim Horn, seine Frau Machla und ihre bei<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r am 14.10.1943<br />
nach Auschwitz <strong>de</strong>portiert. Wahrscheinlich zur gleichen Zeit wur<strong>de</strong> das Versteck <strong>de</strong>r Familie Licht ent<strong>de</strong>ckt;<br />
sie wur<strong>de</strong>n nach Theresienstadt und von dort nach Auschwitz verschleppt. Um Alice Licht zu<br />
retten, fuhr Weidt nach Auschwitz und Christianstadt, einem Nebenlager <strong>de</strong>s KZ Groß-Rosen. Über<br />
einen Zivilarbeiter nahm er Kontakt zu ihr auf und ermöglichte ihre Flucht und Rückkehr nach Berlin.<br />
Dort starb Otto Weidt im Jahre 1947.<br />
Zu <strong>de</strong>nen, die mit Weidts Hilfe überlebten, gehört auch die Autorin Inge Deutschkron. Mit ihrem Buch<br />
«Sie blieben im Schatten» setzte sie Otto Weidt und an<strong>de</strong>ren Helfern verfolgter Ju<strong>de</strong>n ein literarisches<br />
Denkmal. Im Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>r ehemaligen Bürstenfabrik wur<strong>de</strong> mit ihrer Unterstützung das Museum<br />
«Blin<strong>de</strong>s Vertrauen» eingerichtet.<br />
(Quelle: http://www.netzeitung.<strong>de</strong>/spezial/<strong>de</strong>ran<strong>de</strong>rewi<strong>de</strong>rstand/302112.html)<br />
22 kfw 2009