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Wie weiter mit FTTH?

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<strong>Wie</strong> <strong>weiter</strong> <strong>mit</strong> <strong>FTTH</strong>?<br />

Voraussetzungen für Fiber-To-The-Home-Verkabelungen<br />

Trotz boomender Nachfrage und geeigneter technischer Lösungen tritt die<br />

Erschliessung von Wohnhäusern <strong>mit</strong> "schnellen" Glasfaserverbindungen auf der<br />

Stelle. Der Markt ist zur Zeit geprägt von drei sich gegenseitig beeinflussenden<br />

Aspekten: dem Nutzen für die Kunden beziehungsweise Haushalte, der Rentabilität<br />

von Investition für den Carrier sowie dem Wettbewerbsdruck und Investitionsschutz<br />

seitens des Telecom-Regulators. Ein möglicher Weg aus diesem Dilemma ist, dass der<br />

Telecom-Regulator für Wettbewerbsdruck sorgt und dem Carrier gleichzeitig einen<br />

Investitionsschutz für <strong>FTTH</strong>-Projekte gewährleistet.<br />

Die Nachfrage nach Bandbreite boomt. So hat sich die Zahl der ADSL-Kunden in der<br />

Schweiz innerhalb von zwei Jahren von rund 30.000 auf eine halbe Million vervielfacht.<br />

Trotzdem sind heute immer noch 99 Prozent der Schweizer Wohnungen <strong>mit</strong> "langsamen"<br />

Kupferleitungen erschlossen. Und das, obwohl es seit 20 Jahren technisch möglich ist,<br />

Wohnhäuser <strong>mit</strong>tels "Fiber To The Home" (<strong>FTTH</strong>) über das Zugangs-Netz an die<br />

weltumspannende "Datenautobahn" anzuschliessen.<br />

Erhöhte Produktivität<br />

In unserer heutigen Wissensgesellschaft ist der volkswirtschaftliche Nutzen einer Vernetzung<br />

der Haushalte <strong>mit</strong>tels einer schnellen Datenkommunikation beträchtlich. Er kann aber nur <strong>mit</strong><br />

Glasfasern voll ausgeschöpft werden. Zum Beispiel zeigt die NetImpact-Studie von Cisco für<br />

den Grossraum Hannover, dass eine <strong>FTTH</strong>-Investition von 39 Millionen Euro – das sind 450<br />

Euro pro Haushalt – einen Nutzen in Form von erhöhter Produktivität und Beschäftigung von<br />

302 Millionen Euro generiert. Der volkswirtschaftliche Nutzen von jeder in <strong>FTTH</strong> investierten<br />

Million liegt demnach bei rund 8 Millionen. <strong>FTTH</strong>-Projekte in Mailand haben ergeben, dass<br />

Wohnungen <strong>mit</strong> Glasfaseranschluss einen Mehrwert von drei bis acht Prozent erzielen.<br />

Dabei darf nicht vergessen werden, dass <strong>FTTH</strong> auch die Grundlage für zukünftige<br />

Heimarbeitsplätze bietet. Eine Ovum-Studie in Deutschland belegt, dass bei 600 Pendlern,<br />

die dank <strong>FTTH</strong> zeitweise zu Hause arbeiten, jährlich 5400 Euro pro Person eingespart<br />

werden können.<br />

Pionier Korea<br />

In Europa gibt es laufende oder geplante <strong>FTTH</strong>-Projekte in den Grossräumen Mailand,<br />

Stockholm und Amsterdam. In der Schweiz sind bisher nur kleinere <strong>FTTH</strong>-Projekte wie die<br />

Überbauung „Charmilles“ in Genf durch die Stadtwerke SIG realisiert worden. Dabei hat<br />

Dätwyler Glasfaserkabel geliefert.<br />

Wirklich grosse <strong>FTTH</strong>-Projekte werden gegenwärtig vor allem in Asien und Amerika<br />

umgesetzt. In den USA führen zum Beispiel vier Regional Bell Operating Companies <strong>FTTH</strong>-<br />

Feldversuche durch. Eine davon – Verizon – plant, in diesem Jahr eine Million Wohnungen<br />

<strong>mit</strong> Glasfasern zu erschliessen.


In Asien sind Südkorea und Japan die Vorreiter. In Korea verfügen inzwischen 60 Prozent<br />

aller Wohnungen über einen Breitbandanschluss. Bereits heute sind dort 6 Mbit/Sek. der<br />

Standard, und ein Drittel geniesst sogar 26 Mbit/Sek <strong>mit</strong> VDSL-Technologie, der schnelleren<br />

Nachfolgertechnologie von ADSL. Dazu wurden Glasfasern auf die kurze Distanz von 2<br />

Kilometern an die Häuser herangezogen. Der Masterplan von Korea Telecom KT sieht vor,<br />

bis 2007 fünf Millionen Haushalte <strong>mit</strong> Glasfasern (100 Mbit/Sek.) zu erschliessen. Dagegen<br />

bietet "Fast-ADSL" in der Schweiz bekanntlich maximal 2,4 Mbit/Sek. (s. Abb. 1). Interessant<br />

ist, dass die <strong>FTTH</strong>-Investitionen in Korea nicht durch staatliche Subventionen, sondern durch<br />

starken Wettbewerb unter den Anbietern getrieben werden.<br />

Bei der Erschliessung der<br />

Haushalte <strong>mit</strong> Glasfasern handelt<br />

es sich um einen komplexen<br />

Markt <strong>mit</strong> mehreren von einander<br />

abhängig handelnden Marktteilnehmern.<br />

Zu den wichtigsten<br />

zählen die Telecom-Regulatoren<br />

der jeweiligen Länder, die<br />

Telecom-Carrier, die Haushalte,<br />

die Content-Anbieter und die<br />

Systemhersteller. Geprägt wird<br />

die Marktentwicklung vor allem<br />

von drei Aspekten: dem Nutzen<br />

für die Kunden beziehungsweise<br />

die Haushalte, der Rentabilität von Investition seitens des Carriers sowie dem<br />

Wettbewerbsdruck und dem Investitionsschutz seitens des Telecom-Regulators.<br />

Kundennutzen<br />

Für die „klassische Nutzung“ reichte den meisten Haushalten die bestehende Infrastruktur<br />

<strong>mit</strong> Kupferverkabelung und <strong>mit</strong> ADSL oder Kabelmodem bislang aus. Diese stösst jedoch<br />

schon bei Anwendungen in den Bereichen „Sehen“, etwa DVD-Video, und „Spielen“ – es<br />

sind bereits eine Million X-Boxen und drei Millionen Playstations vernetzt – an technische<br />

und ökonomische Grenzen. Um so mehr gilt dies für Anwendungen <strong>mit</strong> grossen<br />

Datenmengen. Beispiele dafür sind der Versand von Fotos zum Ausdrucken oder schnelle<br />

Zugriffe auf das Firmennetz vom Heimarbeitsplatz aus (s. Abb. 2). Ab etwa 1 Mbit/Sek. in<br />

beide Richtungen oder 10<br />

Mbit/Sek. in Richtung Haushalt<br />

lassen sich Kupferleitungen<br />

nur noch aufwändig über<br />

immer kürzere Distanzen<br />

betreiben.<br />

Die Beispiele zeigen, dass<br />

schon aus ökonomischen<br />

Gründen Glasfasern immer<br />

näher ans Haus und<br />

schlussendlich ins Haus<br />

verlegt werden müssen.


Glasfasern ermöglichen heute Bitraten von 2,5 bis zu 40 Gigabit/Sek.. Multipliziert <strong>mit</strong> 16 bis<br />

40 Wellenlängen macht das bis zu 1,6 Terabit/Sek. Das ist über eine Million mal schneller als<br />

die heutige ADSL-Technologie. Die theoretische Grenze liegt bei 1000 Terabit/Sek. Für den<br />

wirtschaftlichen Anschluss von Privatkunden werden davon heute üblicherweise 100<br />

Megabit/Sek. ausgeschöpft.<br />

Die <strong>FTTH</strong>-Infrastruktur hat<br />

einen hohen Fixkostenanteil<br />

in Bezug zur Anschlussdichte.<br />

Daher kann sie sich<br />

nicht auf eine kleine<br />

zahlungsfähige Nische<br />

begrenzen, sondern muss<br />

ein Massenprodukt sein.<br />

Auch werden Content-<br />

Anbieter erst dann entstehen,<br />

wenn sie ihre Inhalte,<br />

etwa „Video on Demand“, an<br />

einen Massenmarkt verkaufen<br />

können. Die erforderliche Anschlussrate liegt bei mindestens 30 Prozent. Es ist aber<br />

davon auszugehen, dass die Haushalte auch bei einem klaren „Mehrwert“ nicht mehr als die<br />

obere Grenze von 150 CHF pro Monat für „3ple Play“ (Telefon, Internet, TV) bezahlen.<br />

Rentabilität für den Carrier<br />

Der Telecom-Carrier investiert nur dann in <strong>FTTH</strong>, wenn die Rentabilität des investierten<br />

Kapitals höher ist als andere Alternativen. Folgt man der geschätzten Zahlungsbereitschaft<br />

der Haushalte, kann der Carrier seine Einnahmen jedoch nur um etwa 750 CHF pro Jahr und<br />

Haushalt steigern. Neuinvestitionen in diesem Bereich sind deshalb erst dann zu erwarten,<br />

wenn der Carrier durch die Konkurrenzsituation dazu gezwungen wird.<br />

Aus Gründen der Rentabilität darf die Neuinvestition nicht mehr als etwa 1500 CHF pro<br />

Haushalt betragen. Technische Lösungen, welche die Einhaltung dieses Kostenrahmens<br />

ermöglichen, stellen sicher eine grosse Herausforderung dar, sie sind aber durch innovative<br />

Verkabelungs- und Systemkonzepte möglich und<br />

bereits vorhanden. Zum Beispiel bietet Dätwyler<br />

sehr wirtschaftliche Verkabelungs-Lösungen für<br />

Carrier, darunter Optofil QBAC Campus und das<br />

Optofil Micro-System (s. Abb. 4) und für<br />

Hausbesitzer (Unilan Multimedia) an. Eine<br />

Gesamtlösung, welche die Vorteile von Glasfaserund<br />

Kupfertechnologie in einem einzigen Kabel<br />

kombiniert und so die Kostenherausforderung<br />

meistert, wird in Kürze ebenfalls erhältlich sein.<br />

Natürlich haben Carrier, die in eine innovative Verkabelungslösung wie <strong>FTTH</strong> investieren, ein<br />

grosses Interesse daran, diese Neuinvestition vor einer der Entbündelung der letzten Meile<br />

zu schützen. Hier gerät er jedoch in Konflikt <strong>mit</strong> den politischen Zielen des Telecom-<br />

Regulators.


Wettbewerb versus Investitionsschutz<br />

Der Telecom-Regulator als Umsetzungsorgan der politischen Entscheidungsfindung im<br />

Telecombereich verfolgt das Ziel, den volkswirtschaftlichen Nutzen zu maximieren.<br />

Hinsichtlich des Themas <strong>FTTH</strong> muss er dabei eine schwierige Gratwanderung bewältigen. Er<br />

muss aufgrund des volkswirtschaftlichen Nutzens von <strong>FTTH</strong> geeignete Massnahmen<br />

ergreifen, um <strong>FTTH</strong> oder alternative Technologien in seinem Land zu fördern, ohne dafür<br />

öffentliche Mittel einzusetzen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er auf der einen Seite –<br />

unter anderem durch die Entbündelung der letzten Meile – Wettbewerb zwischen Telecom-<br />

Carrier und CATV-Carrier schaffen. Denn wie gesagt, ist für Carrier ohne Wettbewerbsdruck<br />

kurzfristig keine Investition am rentabelsten. Auf der anderen Seite verliert der Carrier durch<br />

die Entbündelung der letzten Meile seinen Investitionsschutz. Dies ist jedoch wiederum eine<br />

Voraussetzung dafür, dass ein Carrier überhaupt in <strong>FTTH</strong> investiert.<br />

Einen möglichen Weg aus diesem Dilemma hat in den USA die Federal Communication<br />

Commission (FCC) aufgezeigt. Mit der bereits in Kraft gesetzten neuen Gesetzgebung<br />

entbündelt der Regulator das bestehende Kupfernetz, schafft dadurch Wettbewerb und gibt<br />

den Anreiz für Leistungsverbesserungen. Gleichzeitig befreit er die Neuinvestitionen zur<br />

Erschliessung der Haushalte <strong>mit</strong> Glasfasern von der Entbündelung. Dieser begrenzte<br />

Investitionsschutz ermöglicht es einem Carrier, innovative Leistungsverbesserungen <strong>mit</strong><br />

<strong>FTTH</strong> anzubieten. Der Carrier wird dadurch bildlich gesprochen vom Konkurrenzdruck der<br />

Entbündelung „gestossen“ und von der Innovationsmöglichkeit der Glasfaser „gezogen“ – in<br />

eine Richtung, die für die Volkswirtschaft vielversprechend ist.<br />

Urs Imholz<br />

Product Line Manager<br />

Dätwyler AG Kabel+Systeme, Altdorf<br />

Von diesem Artikel ist auch eine Textfassung für den Markt Deutschland sowie eine für den Markt Österreich,<br />

jeweils <strong>mit</strong> spezifischen Zahlen und Daten, erhältlich.<br />

Texte und Bilder auf Anforderung bei: d.rieken@konzept-pr.de

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