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Die Pfarrer von 1699 bis 1798, pdf-Dokument - Hefersweiler ...

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1. Johann Justus Follentinus * 1673<br />

(August <strong>1699</strong> – Mai 1703)<br />

Er (war lt. Ortschronik Niederkirchen, S. 222 mit Maria Angelica Böhmer, einer<br />

Tochter, wahrscheinlicher mit einer Enkelin seines Vorgängers im Amt<br />

verheiratet), kam danach als evangelisch- lutherischer Inspektor ins Zweybrücker<br />

Land.<br />

2. Johannes Feuerbach<br />

war <strong>Pfarrer</strong> in Niederkirchen <strong>von</strong> Mitte 1703 <strong>bis</strong> 1742. Geboren am 14. Juli 1672<br />

als Sohn des Nicolaus Feuerbach in Reichelsheim in der Wetterau. Er war unter<br />

anderem Student der Universität Gießen. Er war mit Maria Angelica Böhmer<br />

verheiratet, Enkelin seines Vorgängers im Amt, die allein im <strong>Hefersweiler</strong> KB<br />

zweimal als Patin genannt wird (lt. Lexikon der evangelischen Kirche: <strong>Pfarrer</strong> N°<br />

1294 seit der Reformation ).Von 1692 – 94 war er Diakon und <strong>von</strong> 1694 – 1702<br />

dann <strong>Pfarrer</strong> in Ebertsheim/Pfalz. Dort kamen auch seine ältesten Kinder zur<br />

Welt. Johannes Feuerbach war ein treusorgender Familienvater seiner neun<br />

Kinder. Seine fünf ältesten Töchter verheiratete er mit jungen Amtskollegen, so<br />

dass sie ein sicheres Auskommen hatten. <strong>Die</strong> vier ältesten Töchter hatten<br />

zueinander gute Beziehungen, die sich auch auf ihre Ehemänner übertrugen. Das<br />

ersieht man aus den Patenlisten z. B des Ehepaars Schneider/Heimkirchen. (N°<br />

527.b.des Familienbuches <strong>Hefersweiler</strong>).<br />

<strong>Die</strong> älteste Tochter (1) Maria Esther heiratete am 9. Januar 1714 den <strong>Pfarrer</strong><br />

Johann Wendelin Schneider <strong>von</strong> Heimkirchen (1710 – 1746) 1 , der seinen<br />

Schwiegervater bei Krankheit ( z.B. im November 1737) und Abwesenheit (April<br />

1724) vertreten hatte..Das Paar hatte 16 Kinder, wie sie aus dem Familienbuch,<br />

Band 2 ersehen können. <strong>Die</strong> zweite Tochter (2) Anna Barbara nahm am 12.<br />

August 1717 den Diakon Johann Heinrich Kopp aus Thalfang zum Mann.<br />

Anna Barbara lernte ihren Mann spätestens zwei Jahre vorher bei einer Kindtaufe<br />

in Heferswweiler kennen, als Kopp noch „Hochgräfflicher Hoff Caplan zu<br />

Grumbach“ war. <strong>Die</strong> aus dieser Ehe entstammende Enkelin Wilhelmina<br />

Friederica Sabine konfirmierte Feuerbach übrigens in 1730.<br />

<strong>Die</strong> „dritte Tochter“ (3) Anna Elisabetha, * 23.5.1700 in Ebertsheim, copulierte<br />

er mit Georg Wilhelm Laukhart, <strong>Pfarrer</strong> zu St. Alban, <strong>Pfarrer</strong> des<br />

Reichsgrafen <strong>von</strong> Falkenstein. Der Jugendfreund und Schwipvater Laukhart<br />

stammte wie er auch aus Reichelsheim in der Wetterau.<br />

So verwundert es wohl nicht, dass auch seine vierte Tochter (4) Catharina<br />

Salome sich mit einem <strong>Pfarrer</strong> vermählte. Es war Johann Carl Jung (Junk), der<br />

<strong>Pfarrer</strong> aus Marienthal..<br />

1 ) Nach <strong>Pfarrer</strong> Johann Peter Böhmer kam Johann Mathias Metz (1701 – 1710) als <strong>Pfarrer</strong><br />

nach Heimkirchen. Er hatte auch oft mit der katholischen Obrigkeit Sickingen Schwierigkeiten.<br />

1710 versetzte man ihn ins Elsaß. Sein Nachfolger war der streitbare Johann Wendelin<br />

Schneider, vorher Vikar in Grumbach, der auch so manchen Kampf mit dem Schallodenbacher<br />

<strong>Pfarrer</strong> zu durchstehen hatten, weil der partout mit allen Tricks Heimkirchen und Wörsbach<br />

katholisieruen wollte. Man entzog Schneider das lutherische Kirchengut Wörsbach und übertrug<br />

es Christoph Klein vom Neuhof. Klein ging aus Dankbarkeit dann in Schallodenbach zur Kirche<br />

(vgl. Karl Bäcker, Chronik Band 2 , S. 102) Schneider wurde 1746 vor dem Kirchenaltar zu letzten<br />

Ruhe gebettet.


<strong>Die</strong> Tochter Anna Catharina Feuerbach nahm am 8. Nov. 1729 Herrn Johann<br />

Friedrich Horßmann 2 zum Ehemann, der allerdings schon 46jährig verstarb.<br />

Übrigens nahm alle fünf Trauungen <strong>Pfarrer</strong> Johann Adam Streuber 3 senior aus<br />

Rathskirchen vor. Es ist wahrscheinlich, dass auch Feuerbachs Söhne Theologie<br />

studierten, inwieweit sie aber erfolgreich waren, entzieht sich meiner Kenntnis.<br />

Sein 29jähriger Sohn Johann Heinrich studierte 1733 noch Theologie. Er taufte<br />

am 29. Mai 1733 seinen Neffen Johann Georg Schneider in Heimkirchen, wie es<br />

im KB Heimkirchen nachzulesen ist. Er starb im Alter <strong>von</strong> 68 Jahren, 8 Monaten<br />

und 23 Tagen, am 25. Oktober 1774 in Reipoltskirchen. Der KB führende <strong>Pfarrer</strong><br />

notierte „ein in Flandern herumgekommener alter Cand. Theol“, also ein Mann<br />

der die theologische Abschlußprüfung nicht bestanden hatte.<br />

Feuerbachs kleine Schrift 4 bereitete dem Autor anfänglich Schwierigkeiten, vor<br />

allem deshalb, weil er alles eng zusammen schrieb. Er hatte mindestens neun<br />

Kinder, die entweder im Konfirmations – Verzeichnis, im Copulationsverzeichnis<br />

oder im Taufregister als Kinder bzw. als Paten genannt sind. Er konfirmierte z.B.<br />

Sonntag. Sept. Pasch. 1711 seine beiden Töchter Anna Barbara (13 Jahre alt)<br />

und Anna Elisabetha (11 Jahre alt), mea filia (meine Töchter)..<br />

Nach dem 30jährigen Krieg waren das Pfarrhaus und die Kirche in einem<br />

heruntergekommenen, erbärmlichen Zustand. <strong>Pfarrer</strong> Feuerbach bemängelte dies<br />

auf das Heftigste, aber der Staat damals wie heute litt unter erheblichem<br />

Geldmangel, zumal dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken während der Besetzung<br />

kaum Gelder zu diesem Zweck zur Verfügung standen. Bis 1696/97 erfolgten<br />

Zahlungen sowohl an die Franz. Truppen als auch an die schwedisch –<br />

zweibrückischen Truppen. Da war kein Geld mehr für Kirchen- und<br />

Pfarrhausneubauten übrig. <strong>Die</strong> Situation besserte sich als Samuel Leopold<br />

Zweibrücker Herzog wurde und viel für das flache Land tat.<br />

Johannes Feuerbach war bei der Oberschicht ein hoch geschätzter Mann. Er war<br />

für damalige Verhältnisse ein reicher Mann, der mindestens eine <strong>Die</strong>nstmagd und<br />

einen Knecht beschäftigte. Er und die Bewohner waren gefangen in religiösem<br />

Glauben und hatten <strong>von</strong> naturwissenschaftlichen Vorgängen keine blasse Ahnung.<br />

Ein Gewitter war ein Fingerzeig Gottes und nicht das Zusammentreffen einer<br />

Kalt- und Wetterwarmfront. Der Blitz traf mit einem ohrenbetäubenden Lärm am<br />

1. Juli 1720, nachts um zwei Uhr die in der unteren Pfarrstube auf den Knien<br />

betende Magd Maria Catharina Forell 5 aus Relsberg. Sie wurde am nächsten<br />

Tag bei volkreicher Versammlung beerdigt.<br />

Oft war Feuerbach Pate und Trauzeuge. Dank seiner sehr guten gesellschaftlichen<br />

Beziehungen 6 , z.B. zum Amtmann Förster 7 <strong>von</strong> Meisenheim und wegen seiner<br />

2 ) Johann Friedrich Horßmann, <strong>Pfarrer</strong>sohn, * 1702 in <strong>Die</strong>lkirchen, war Schüler in Meisenheim,<br />

Kirn und Idstein. Er immatrikulierte am 3.10.1720 an der Uni Jena. Von 1728 – 1740 war er<br />

Adjunkt, <strong>von</strong> 1740 – zu seinem Tod am 15.7.1748 <strong>Pfarrer</strong> in <strong>Die</strong>lkirchen.<br />

3 ) Johann Adam Streuber aus Beyenheim in der Wetterau, war vom 13.3.1710 <strong>bis</strong> zu seinem<br />

Tod am 11.7.1754 <strong>Pfarrer</strong> in Rathskirchen. Er starb im Alter <strong>von</strong> 70 Jahren, somit geboren um<br />

1684.. Sein Sohn wurde 1713 in Rathskirchen geboren und wurde sein Amtsnachfolger.<br />

4 ) wenn es da einen Zusammenhang gibt, dann könnte er auch sehr gute Augen gehabt haben!<br />

5 ) Forell, Mar. Cath * 16.9.1702 in Niki, conf. in 1717, Tochter des Hans Jacob Forell & Anna<br />

Barbara Gödel , die am 21. Januar 1703 geheiratet hatten.<br />

6 ) Pag 221/222 des KB, Taufregister Reipoltskirchen <strong>von</strong> 1706 der Charlotta Anna Friederica<br />

waren folgende Paten: „Erstlich Ihre Hochfürstliche, die verwitwete Frau Hertzogin <strong>von</strong><br />

Meisenheim Charlotta Friederica und hernach die Hochgebohrene Gräfin Friederica <strong>von</strong>


heftigen Bitten und informellen (Vieraugen) Gespräche bei Taufen und<br />

Hochzeiten wurden jedoch endlich die Niederkirchener Kirche und dann das<br />

Pfarrhaus geplant und im Jahr 1723 fertiggestellt. <strong>Die</strong> Einweihung erfolgte am<br />

20. Okt. 1723. <strong>Die</strong>ser <strong>Pfarrer</strong> war ein kluger Taktiker, der das Beste für die <strong>von</strong><br />

ihm betreuten Gemeinden erreichte. Er starb 70jährig am „Heilig Dreikönigstag“<br />

(6.1.1742) – während einer Predigt- auf der Kanzel in Niederkirchen an einem<br />

Schlaganfall. <strong>Die</strong> große Anteilnahme bei seiner Beerdigung belegte seine große<br />

Anerkennung und Wertschätzung durch die Bevölkerung.<br />

3. Johannes Giehl(en)/Giel<br />

Das <strong>Pfarrer</strong> Lexikon der evangelischen Kirche weiß über Johannes Giel Bescheid.<br />

Er wurde am 28. Oktober 1697 in Pferdsfeld geboren. Sein Vater Johann Nickel<br />

war ebenfalls lutherischer <strong>Pfarrer</strong> gewesen. <strong>Die</strong> Familie stammt aus Traben, wo<br />

Joh. Nik. am 3.3.1650 geboren wurde. 27jährig heirateten die Eltern in<br />

Niederbrombach, am Wohnort der Braut. <strong>Die</strong> Mutter Johannes Giels war 2 Jahre<br />

jünger als der Vater und entstammte auch einer <strong>Pfarrer</strong>sfamilie. Ihr Großvater war<br />

Schulmeister. Zu Beginn seiner Amtszeit machte er folgende Eintragung ins KB<br />

Niederkirchen: „1742, den 25ten Junii bin ich Johann Giel, gewesener Diacon<br />

<strong>von</strong> Enkirch an der unteren Mosel, vom gnädigsten Gemeindherrschaft Pfalz<br />

Zweybrücken und dem hochgräflichen Haus Dhaun hierhier nach Niederkirchen<br />

zum <strong>Pfarrer</strong> berufen. Dem 10ten August habe ich in Gottes Namen meinen<br />

Aufzug allhier und dem 12ten meine Antrittspredigt gehalten“. Er führte (für<br />

unsere Recherche) das Kirchenbuch viel informativer als sein Vorgänger. Er<br />

könnte auf Aufweisung <strong>von</strong> oben – wahrscheinlich – oder aus eigener Intelligenz<br />

gehandelt haben. Zum einen benannte er Todesursachen und führte das<br />

Sündenregister ein, zum anderen nahm er in das Konfirmationsregister die<br />

Geburts- bzw. die Taufdaten auf. Er war wie alle Niederkirchener <strong>Pfarrer</strong> reich,<br />

hatte Knecht und Magd. Er hatte mindestens ein Pferd, mit dem er im Winter bei<br />

Schnee- oder Eisglätte am 4 Februar 1744 so unglücklich gefallen war 8 , dass er<br />

tagelang nicht sein Hirtenamt wahrnehmen konnte. Sein Amtsbruder Schneider<br />

<strong>von</strong> Heimkirchen vertrat ihn und beerdigte am Unfallstag den Niederkirchener<br />

Schultheißen Braun, der am 2.2.1744 im Alter <strong>von</strong> 60 Jahren gestorben war.<br />

Giels Nachfolger Erasmus Vollmar führte das Konfirmationsregister vorbildlich<br />

weiter, so dass dadurch andere Lücken, fehlende Einträge doch wieder teilweise<br />

gefüllt werden können. Johannes Giel starb am 26.8.1750 im Alter <strong>von</strong> 53 Jahren.<br />

Näheres steht im KB Niederkirchen. Da Giel schwer krank war und bald starb,<br />

nahm der Heimkirchener <strong>Pfarrer</strong> Johann Heinrich Metzger 9 die Taufen <strong>bis</strong> in<br />

Manderscheind, Domprobst zu Eßen und dan frau Anna Barbara Schuckin, wittib <strong>von</strong><br />

Kayserslautern und dan endlich H Johannes Feuerbach, <strong>Pfarrer</strong> zu Niederkirchen“<br />

7 ) „ den 4. Januarii 1725 wurde dem Herrn ambtmann Förster und dessen Frau eheliebsten<br />

Susanna Salome ein Sohn gebohren und den 7ten desselben getaufet. Gevattern waren: 1. S.T.<br />

Herr Johannes Feuerbach, lutherischer <strong>Pfarrer</strong> zu Niederkirchen, 2. Herr Johannes Böhmer,<br />

Hochgräftlicher Manderscheider amtmann zu Reipoltskirchen und 3. Herrn Böhmer Frau<br />

eheliebste anna dorothea“ (Eintrag des Kirchenbuchs Nußbach/ Reipoltskirchen, pag 225)<br />

8 ) Kirchenbuch Heimkirchen, aus dem Sterberegister<br />

9 ) Nachfolger des verstorbenen <strong>Pfarrer</strong>s Johann Wendelin Schneider wurde <strong>Pfarrer</strong> Methger., der<br />

Ostern 1759 nach Würth im Elsaß verzogen war.(laut Eintrag <strong>von</strong> <strong>Pfarrer</strong> Johann Ersamus<br />

Vollmar im Kirchenbuch Heimkirchen.)


das Jahr 1752 vor, wie Johann Erasmus Vollmar im Kirchenbuch <strong>Hefersweiler</strong> es<br />

vermerkte.<br />

4. Johann Erasmus Vollmar<br />

(1750 – 1783)<br />

Johann Erasmus Vollmar war Zweibrücker Landeskind. Er wurde am 23.7.1704 in<br />

Battweiler, 10 km östlich <strong>von</strong> Zweibrücken entfernt geboren. Er war mit Johanna<br />

Maria Dorothea Louisa Walz verheiratet. Der jüngste Bruder seiner Frau<br />

Philipp Hennrich Walz war Officier unter den Groß Brittanischen Truppen (lt.<br />

Geburtseintrag vom 23. August 1756). Im Jahr 1751 konfirmierte Vollmar<br />

erstmalig. Er war fortschrittlich und führte die <strong>von</strong> seinem Vorgänger Giel<br />

eingeführten Neuerungen weiter fort. Allerdings war er obrigkeitshörig und<br />

getraute sich nicht, eigene Entscheidungen zu treffen, die damals notwendig<br />

gewesen wären. Er war ein Kind seiner Zeit und genoß es, wenn ein Strahl der<br />

herzoglichen Anerkennung sich auf ihn und seine Familie ergoß. <strong>Die</strong> Kindtaufe<br />

seiner Tochter Christina Henrietta Philippina war nicht nur Familienfest, sondern<br />

auch gesellschaftlicher Höhepunkt. <strong>Die</strong> Zeremonie nahm „ Herr Hochwürden<br />

Herr Inspector Goergen <strong>von</strong> Meisenheim“ am 23.8.1756 vor. Patinen waren die<br />

Eheliebsten Goergen und die des Pfarrkollegen Zapp aus Wolfstein. <strong>Pfarrer</strong><br />

Johann Heinrich Metzger (1747 – 1759) aus Heimkirchen und Feuerbachs<br />

Schwager Walz bildeten das Paten-Quartett.. <strong>Die</strong> <strong>Pfarrer</strong> hielten wie die anderen<br />

Berufsgruppen auch, zusammen und stützten und vertraten sich gegenseitig. Als<br />

<strong>Pfarrer</strong> Metzger freiwillig oder zur Strafe wegen Aufmüpfigkeit Ostern 1759 nach<br />

Würth ins Elsaß versetzt wurde, taufte, verheiratete, beerdigte Erasmus Vollmar<br />

die lutherischen Schäfchen der Sicking´schen Grafschaft aus den Dörfern<br />

Heimkirchen und Wörsbach (Wörschbach).<br />

<strong>Die</strong> vorgesetzte Behörde bestand auf dem Konfirmationsalter <strong>von</strong> 14 Jahren,<br />

obwohl damals wegen der damaligen Schulpflicht <strong>bis</strong> zum 12. Lebensjahr eine<br />

frühere Konfirmation notwendig gewesen wäre. Vollmar hatte eine schöne, runde<br />

Schrift, die auf einen netten, freundlichen, ausgeglichenen Charakter<br />

zurückschließen läßt. Johann Erasmus war nachweislich ein Familienmensch, der<br />

seine Kinder über alles liebte. Am 22. Juni 1755 starb seine Tochter Philippina<br />

Christiana Eleonara, sein Augenstern, am Erbrechen und Durchbruch. Er verehrte<br />

seinen 16 Monate alten Goldschatz. Er beschrieb seine Tochter als lustig, munter,<br />

lebendig, als sein aller liebstes Töchterlein. Er läßt es <strong>von</strong> <strong>Pfarrer</strong> Johann<br />

Philipp Streuber 10 , Rathskirchen vor der großen Kirchentür begraben, damit er<br />

vom Altar aus, das Grab im Sommer bei der Predigt immer im Auge hat und die<br />

Seele des Kindes, der geliebte Engel, ihm immer nahe ist. Den Eintrag im<br />

Sterberegister schließt er mit dem „letzten Zuruf: So ruhe denn geliebter Engel in<br />

Deiner Gruft, <strong>bis</strong> Dich Dein Heyland Jesus Christus wieder ruft.“<br />

10 ) Johann Philipp Streuber, * 1723 in Bössingen, war mit Christiane Elisabetha, Tochter des<br />

Amtsbruders <strong>von</strong> Niederkirchen Johann Erasmuß Vollmar verheiratet. Am 31.3.1760 kam Carl<br />

Ludwig Christian Streuber in Rathskirchen zur Welt. Paten dieses Kindes waren „ Streubers<br />

ältester Bruder Johann Carl Streuber, <strong>Pfarrer</strong> in Beyenheim in der Wetterau, mein lieber Schwager<br />

Carl Friedrich Christoph Vollmar, <strong>Pfarrer</strong> in Waldlaubesheim und Frau Johanna Maria Dorothea<br />

Louisa eheliebste Johann Erasmus Vollmar, <strong>Pfarrer</strong> in Niederkirchen“ Zitat aus dem KB<br />

Rathskirchen aus 1760


<strong>Pfarrer</strong> Vollmar taufte und confirmierte sehr gerne selbst seine eigenen Kinder,<br />

dann lief er im Gottesdienst und in der Zeremonie zur Topform auf. Johann<br />

Erasmus sah oft in tränende Augen, wenn er Kinder zu beerdigen hatte und den<br />

Eltern Trost zusprach. Aber ihn schockierte es immer wieder, wenn er eigene,<br />

geliebte Kinder über Wochen sterben sah und ihnen auch mit innigsten Gebeten<br />

nicht helfen konnte. In seinem Amtsbruder Streuber 11 <strong>von</strong> Rathskirchen/ später<br />

Finkenbach fand er etwas Halt und Festigkeit, aber der Schock sitzt immer tief,<br />

wenn ein geliebter Mensch, ein Kind, ein enger Verwandter uns genommen wird.<br />

Zitat aus dem Kirchenbuch: „Am 22. Juni 1755, mittags halb 2 uhr, Dom: 4. Tr.,<br />

stirbt in seinem Erlöser seelig, mein Kleinstes, aber seiner Lustigkeit, Munter- und<br />

Fröhlichkeit wegen allerliebstes döchterlein Philipina Christiana Eleonara,<br />

welches den 20ten vorher an einem Erbrechen und Durchbruch sich arg gekwelt<br />

hatte, wozu in den letzten Lebensstunden Gichtern und Schlagfluß gekommen,<br />

selbiges wurde den 24ten dito auf Johannistag <strong>von</strong> seinem H. Vetter <strong>Pfarrer</strong><br />

Streuber 12 <strong>von</strong> Rathskirchen unter dem Vorbau vor der großen Kirchenthür christl.<br />

beerdigt und zu seiner ruhe gebracht, sein Leichentext war Syr: 38 W: alt, weil der<br />

dodte nun in seiner Ruhe liegt. Alt 1 Jahr, 4 monath, 9 tag, 7 ¼ Stund: letzter<br />

Zuruf:<br />

„so ruhe denn geliebter Engel in Deiner Gruft,<br />

biß Dich dein Heyland Jesus Christus wieder ruft“ Vale<br />

In 1764 schlägt wieder die Fleckfieber Seuche zu und diesmal sieht er seine<br />

18jährige Tochter Johanna Louisa Carolina 7 Wochen lang die grausamen<br />

Sterbephasen des Fleckfiebers durchleiden. Jeder will helfen, alle beten für alle<br />

Kranken. <strong>Die</strong> Glocken Niederkirchens, <strong>von</strong> <strong>Hefersweiler</strong> und der anderen<br />

Schulhäuser sind weit zu hören. Zur volle Stunde schließen die Bürger die<br />

geliebten Menschen in ihr Stundengebet ein, aber das Penecilin ist noch nicht<br />

erfunden. Erasmus leidet mit der geliebten Tochter, er sieht ihre Schmerzen, ihr<br />

Stechen im/am ganzen Körper. Das hohe Fieber verhindert Schlaf oder bereitet<br />

Albträume. Und jeden Tag wurde es schlimmer. Der Körper ist abgemattet, kaum<br />

noch Essensaufnahme, aber sie beklagt sich nicht. <strong>Die</strong> letzten drei Wochen ist sie<br />

ganz bettlägrig und am Ende ihres Leidensweges kommt noch ein Geschwulst am<br />

Hals dazu. Wer Menschen schon mal sterben sah, weiß welche Qualen die Familie<br />

Vollmar und die vielen anderen damals durchlitten. Nur die niedergeschriebene<br />

Seelenqual des <strong>Pfarrer</strong>s ist noch erhalten, während der Trauerschrei der anderen<br />

verklungen ist. Der Tod kam auf sanften Sohlen, Johanna Louisa entschlief sanft<br />

und selig. <strong>Pfarrer</strong> Vollmar ließ den abgematteten Leichnam vor der großen<br />

Kirchentür begraben, so dass ihre Füße das kleine Grab ihrer Schwester berührte.<br />

Im Leben und im Tod waren sie vereint, und konnten immer den Worten ihres<br />

Vaters lauschen, der für die Toten und die Lebenden predigte und ihnen das<br />

Paradies vorhersagte.<br />

Seine Aufzeichnungen sind in der Regel gut lesbar. Leider hörte er nach wenigen<br />

Jahren auf, das Sünden- und Bußregister zu führen, das für uns heute eine<br />

herrliche Quelle wäre. Allerdings beschreibt er genüßlich Missetaten und Hurerey.<br />

11 ) Johann Heinrich Streuber, junior, * 1713 in Rathskirchen, zuerst Vikar, <strong>von</strong> 1741 – 1752<br />

<strong>Pfarrer</strong> in Rathskirchen, <strong>von</strong> 1752 – 1783 <strong>Pfarrer</strong> in Finkenbach, oo 25. Juli 1741 Christina Elis.<br />

Böhmer, starb am 27.8.1783. Er war ein begnadeter Prediger, der immer die richtigen Worte fand.<br />

Er hielt auch Schneiders Trauerrede: „Am 30 May 1746 starb an einer achtstündigen Krankheit<br />

zum größten Leidwesen des gesamten Kirchenspiels<br />

12 ) <strong>Pfarrer</strong> Streuber hatte eine Tochter des Erasmus Vollmar geheiratet!


Er notiert über seine Schäflein lateinische Bezeichnungen, die sich als sehr lustig<br />

herausstellten:<br />

Opilio = Ziegen/Schafhirte, Spurius = das Hurenkind u.v.m. Er konfirmierte fünf<br />

eigene Kinder. Das ist wegen der hohen Kinder-sterblichkeit sehr bemerkenswert.<br />

Waren es die bessere Hygiene, die größere Vorsicht oder der Abstand zur<br />

Bevölkerung? Erasmus Vollmar wurde fast 80 Jahre alt. Nachfolger wurde sein<br />

Sohn Christian Carl, * 1.6.1742.<br />

Herr <strong>Pfarrer</strong> Vollmar wurde zeitweise <strong>von</strong> Vikaren unterstützt. So wird am 15.<br />

Januar 1765 der Jacob Bircker vom „Herrn Candidat Sommerlad begraben“. (<strong>Die</strong><br />

Niederkirchener Glocken wurden <strong>von</strong> ihm 1764 angeschafft!)<br />

5. Christian Carl Vollmar<br />

(* 1.6.1742, <strong>Pfarrer</strong> <strong>von</strong> 1783 – 1814 )<br />

Christian Carl Vollmar übernahm nach des Vaters Tod die fetten<br />

Niederkirchener und Rudolfskirchener Kirchenpfründe. Als Vorsteher <strong>von</strong> 10<br />

Gemeinden stand er wohl mehr auf der Seite der Obrigkeit, als dass er die<br />

Interessen seiner Schäfchen wahrte. Nachdem sich die Preußen Ende November<br />

1793 nach der Schlacht bei Kaiserslautern/Morlautern hinter den Rhein<br />

zurückgezogen hatten, floh Christian Carl Vollmar vor den franz.<br />

Revolutionstruppen hinter den schützenden Rhein. Im Sterberegister Relsberg<br />

trug er folgendes ein: „Auf die Faßnacht 1794 stirbt Magdalena Forell, wurde,<br />

weil ich in dem französischen Krieg wie noch mehrere Geistliche geflüchtet war,<br />

den Tag drauf <strong>von</strong> der Gemeinde ohne <strong>Pfarrer</strong> begraben“. Im Laufe des Jahres<br />

1794 kehrte Vollmar (vielleicht durch sein schlechtes Gewissen getrieben) wieder<br />

nach Niederkirchen zurück.<br />

Wie Christian Carl Vollmar als <strong>Pfarrer</strong> sich gab und handelte, wissen wir nicht.<br />

Wie er aber seine Kirchenbücher führte, das sehen und lesen wir. Seine<br />

Buchführung <strong>von</strong> 1783 an <strong>bis</strong> zur Abgabe der Kirchenbücher im Jahr <strong>1798</strong> ist eine<br />

reine Katastrophe. Für den berühmten objektiven Drittbeobachter ergibt sich das<br />

Bild, dass er äußerst schlampig, nicht zeitnah die Aufzeichnungen machte. Es<br />

könnte sein, dass er jahrelang gar nichts aufschrieb und als er <strong>1798</strong> zur Abgabe<br />

der Kirchenbücher aufgefordert wurde, schnuddelte er (bei viel Wein?) Dinge hin,<br />

die nicht existent waren. (31. Juni, 31. September, die chronologische<br />

Reihenfolgen stimmen nicht u.v.a.m.) Seine Schrift ist ein Gekritzel und kaum<br />

lesbar. Das <strong>von</strong> seinem Vater sorgfältig geführte Konfirmationsverzeichnis blieb<br />

leer und er notierte keine Todesursachen mehr. Durch Vergleiche mit anderen<br />

Kirchenbüchern kann man die damaligen Seuchenverläufe in Kirchenspiel<br />

Niederkirchen nur noch erahnen. Es war höchste Zeit, dass dann ab dem<br />

September <strong>1798</strong> in der Französischen Republik, so auch bei uns das staatliche<br />

Standesamt eingeführt wurde.

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