Textvergleich - Bayernhymne
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Die <strong>Bayernhymne</strong> wurde geschaffen in der Münchner Bürger-Sänger-Zunft (die es als Verein<br />
mit Symphonieorchester und Chor noch heute gibt): Der Lehrer-Dichter und Zunftsänger<br />
Michael Öchsner schuf den Text und der Dirigent der Zunft, Konrad Max Kunz, Melodie und<br />
Sätze für Chor und Orchester. Am 15. Dezember 1860 sang die Zunft das Lied zum ersten<br />
Mal. Es verbreitete sich sofort als „Hymne“ in ganz Bayern. 1952/53 haben Landtag und<br />
Staatsregierung beschlossen, daß dieses Lied als „Lied der Bayern“ zusammen mit der<br />
Deutschlandhymne in allen Schulen gelernt und im Rundfunk gebraucht werden solle. Im<br />
Auftrag der Bayernpartei, die 1948 Deutschland ablehnte, wurde der Text 1949 von Lutz<br />
den Parteizielen angepaßt. 1966 empfahl Ministerpräsident Goppel, den Lutztext statt des<br />
alten Öchsnertextes zu gebrauchen und erklärte das Lied zur offiziellen „<strong>Bayernhymne</strong>“.<br />
Wegen fortgesetzter Streiterein über den Text stellte Ministerpräsident Strauß 1980 fest,<br />
Hymnentext sei weiterhin der 1952/53 beschlossene Öchsnertext.<br />
Öchsnertext 1860/61 (Kleine Lutztext 1949, von Goppel als Hymne<br />
Hymnentextänderungen 1952/ empfohlen 1966. Rot hervorgehoben<br />
1953, teilweise übernommen 1980, die Änderungen des Öchsnertextes.<br />
kursiv gesetzt) 1.<br />
Gott mit dir, du Land der Bayern,<br />
Deutsche Erde, Vaterland!<br />
Über deinen weiten Gauen<br />
Ruhe seine Segenshand.<br />
Er behüte deine Fluren,<br />
Schirme deiner Städte Bau<br />
Und erhalte dir die Farben<br />
Seines Himmels Weiß und Blau!<br />
(1953 D, 1980 wieder S) (w) (b)<br />
Gott mit dir, du Land der Bayern<br />
Heimaterde, Vaterland!<br />
Über deinen weiten Gauen<br />
Walte seine Segenshand.<br />
Er behüte deine Fluren,<br />
Schirme deiner Städte Bau<br />
Und erhalte dir die Farben<br />
Deines Himmels weiß und blau!<br />
Gott mit uns, dem Bayernvolke,<br />
(1980: dir)<br />
Daß wir unsrer Väter wert<br />
Fest in Eintracht und in Frieden<br />
Bauen unsers Glückes Herd.<br />
Daß mit Deutschlands Bruderstämmen<br />
Einig uns der Gegner schau<br />
(ein jeder)<br />
Und den alten Ruhm bewähre<br />
Unser Banner Weiß und Blau!<br />
(w) (b)<br />
(Gestrichen 1919, 1952 nicht ersetzt:)<br />
Gott mit ihm, dem Bayer-König,<br />
Segen über sein Geschlecht,<br />
Denn mit seinem Volk im Frieden<br />
Wahrt er dessen heilig Recht:<br />
Gott mit ihm, dem Landesvater,<br />
Gott mit uns in jedem Gau!<br />
Gott mit dir, du Land der Bayern,<br />
Deutsche Heimat Weiß und Blau!<br />
2.<br />
3.<br />
Gott mit uns, dem Bayernvolke,<br />
Wenn wir unsrer Väter wert<br />
Stets in Eintracht und in Frieden<br />
Bauen unsres Glückes Herd;<br />
daß vom Alpenrand zum Maine<br />
Jeder Stamm sich fest vertrau<br />
Und die Herzen freudig eine<br />
Unser Banner weiß und blau!<br />
Gott mit uns und Gott mit allen,<br />
die der Menschen heilig Recht<br />
Treu beschützen und bewahren<br />
Von Geschlechte zu Geschlecht.<br />
Frohe Arbeit, frohes Feiern,<br />
Reiche Ernten jedem Gau;<br />
Gott mit dir, du Land der Bayern<br />
Unterm Himmel weiß und blau!
Änderung des Öchsnertextes 1980:<br />
Die Kleinschreibungen der Farben sind Rechtschreibfehler von Lutz gewesen. Sie wurden 1980 in den<br />
Text der Strauß-Bekanntmachung von Beamten der Staatskanzlei übernommen. Die Fehler sind<br />
bekannt, wurden aber leider in Amtsschriften noch immer nicht korrigiert!<br />
Änderung 1953, die 1980 bestehen blieb:<br />
In der 2. Strophe „ein jeder“ wurde 1953 von Beamten im Kultusministerium geschrieben, die meinten,<br />
nach dem Krieg dürfe es keine Gegner mehr geben. Die Bayern wollen aber nicht immer mit<br />
allen anderen Deutschen in der Politik einig sein müssen. Öchsners Text ist besser!<br />
Erklärungen zu den Lutz-Korrekturen im Öchsner-Text<br />
Strophe 1<br />
1. „Heimaterde“ statt „Deutsche Erde“: Siehe Dokument “Heimaterde – Deutsche Erde”!<br />
2. „Ruhe“ – „Walte“: Öchsner betet, dass über dem Land die segnende Hand Gottes ruhen möge.<br />
Lutz lässt die Hand herrscherlich walten, das müßte sie aber im oder über das Land, nicht über dem<br />
Land, etwa über den Wolken, wo es niemanden stört. Es handelt sich also um einen sinnentstellenden<br />
Grammatikfehler, den Lutz hier beging!<br />
3. „die Farben….Weiß und Blau“ werden groß geschrieben Lutz beging einen Rechtschreibfehler mit<br />
der Kleinschreibung: Kleingeschriebenes „blau“ ist Adverb, es bezeichnet den Umstand der Tätigkeit:<br />
„auf blaue Weise soll erhalten werden.“ Welch unsinniger Gedanke!<br />
4. In „Seinem“, in Gottes Himmel, sind die mit den alten heraldischen Symbolfarben Bayerns beschworenen<br />
ritterlichen Tugenden Lauterkeit (Weiß) und Treue (Blau) verankert, nicht umdeutbar durch<br />
Ideologien und Demagogen. Textänderung durch R. Kirmeyer im Schulbuch 1950 und durch Lutz. Es<br />
wurde nur an Postkartenidyllen gedacht: Schöne Landschaften in dir Bayern, mit „deinem“ weißblauen<br />
Himmel: ohne Sinn für bayerischen Charakter, für Kultur und Religion, um die es im Hymnentext<br />
Öchsners, der <strong>Bayernhymne</strong> geht, wenn Bayerns Wappenfarben und nicht Wettererscheinungen<br />
mit „Weiß und Blau“ besungen werden.<br />
Strophe 2<br />
1. „Daß“-„Wenn“: Bitte um Hilfe, daß wir es können: Frieden schaffen, Glückes Herd bauen usw.),<br />
Lutz dagegen meint, Gott sei mit uns, wenn wir…; das paßt aber nicht zu Zeile 5 ff..<br />
2. Zeile 5 ff. Bitte um Hilfe, daß die Bayern den Bruderstämmen in Tirol, Kärnten, Deutsch-Böhmen<br />
usw. helfen können in dem schweren österreichisch-italienischen Krieg 1859 ff (und auch in Zukunft<br />
sollten die deutsche Bruderstämme in der Not zusammenhalten); Lutz aber will nur an Bayern denken<br />
lassen, entsprechend dem 1. Programm der Bayernpartei von1948.<br />
3. Das weiß-blaue Banner kann nach Lutz die Herzen aller Bayern freudig einen; das erinnert an die<br />
grausame Fraternité der französischen Revolution und den Nazi-Terror mit der totalen Volksgemeinschaft,<br />
in der „die Fahne ist mehr als der Tod“ gesungen wurde. Das demokratische Freistaatsvolk soll<br />
keine Gemeinschaft freudig geeinter Herzen sein sondern ein Volk mündiger, zu Kritik, Widerstand,<br />
Nein-sagen und Kompromiß mit Gegnern fähiger Bürger.<br />
Strophe 3<br />
In dieser Strophe hat Lutz sehr sinnvoll an die Stelle des Königs das Volk als Wahrerin des heiligen<br />
Rechtes des Volkes, allgemeiner gefaßt als heiliges Recht der Menschen, gesetzt.<br />
Der romantische Traum von immer froher Arbeit steht allerdings zum biblisch-realistischen Gebot:<br />
„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot verzehren!“ in bemerkenswertem Widerspruch<br />
und wurde von vielen als Hymnentext nicht ernst genommen.<br />
In den letzten beiden Zeilen wird die Postkartenidylle der ersten Strophe wiederholt (s.o.!).