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Molekularbiologie Gruppenleiter Prof. Dr. rer. nat. Roland Lauster ...

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DRFZ<br />

Jahresbericht 02/03<br />

<strong>Molekularbiologie</strong><br />

<strong>Gruppenleiter</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>rer</strong>. <strong>nat</strong>. <strong>Roland</strong> <strong>Lauster</strong><br />

Studenten<br />

Techn. Assistentin<br />

externe Kooperationspartner:<br />

Mark Rosowski<br />

Miriam Tschirschmann<br />

Hendrik Nogai<br />

Daniel Schaumann<br />

Nicole Ngo Pouhe<br />

Anika Rietz<br />

Stefan Meyer<br />

Timo Gaber<br />

Sandra Naundorf<br />

Luzia Reiners Schramm<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Frank Buttgereit<br />

Universitätsklinikum Charite´ Campus Mitte, Klinik für Rheumatologie<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Jochen Sieper<br />

Universitätsklinikum Charité, Campus Benjamin Franklin,<br />

Rheumatologie<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Ralf Paus<br />

Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf<br />

Dermatologie<br />

<strong>Dr</strong>. Andrea Vortkamp, <strong>Dr</strong>. Michal Janitz<br />

Max Planck Institut für molekulare Genetik<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Veit Krenn, Sebastian Pillai<br />

Universitätsklinikum Charité, Campus Mitte, Institut für Pathologie<br />

Olfert Landt, Ute Böttcher<br />

GenExpress GmbH, Berlin<br />

<strong>Prof</strong>. Rainer Buchholz, <strong>Dr</strong>. Holger Hübner<br />

Universität Erlangen<br />

<strong>Dr</strong>. Gül Schmidt, <strong>Dr</strong>. Carola <strong>Lauster</strong><br />

Universitätsklinikum Charité Campus Virchow Klinikum, Klinik<br />

für MKG-Chirurgie<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. Frauke Zipp<br />

Universitätsklinikum Charité Camus Mitte, Institut für Neurologie<br />

<strong>Dr</strong>. Arif Malik, <strong>Dr</strong>. Johannes Schuchhardt<br />

Microdiscovery GmbH, Berlin<br />

<strong>Dr</strong>. Hans Mollenkopf<br />

Max Planck Institut für Infektionsbiologie<br />

<strong>Dr</strong>. Stefan Scheding<br />

Universitätsklinikum Charité Campus Virchow Klinikum, Klinik<br />

für allg. Pädiatrie<br />

Alle Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis zeichnen<br />

sich dadurch aus, dass dauerhafte Gewebeschädigungen<br />

auftreten. Dies betrifft in erster Linie Gelenke, bei systemischen<br />

Erkrankungen wie dem Lupus erythematodes aber auch viele<br />

andere Organe wie die Haut oder die Nieren. Im Bereich der<br />

Regenerativen Medizin zeichnen sich unterschiedliche Strategien<br />

zur Heilung von Gewebedefekten ab, was in besonderem<br />

Maße für die rheumatischen Gelenkerkrankungen neue Perspektiven<br />

eröffnet. Diese untergliedern sich in<br />

- „Tissue Engineering“, bei dem körpereigene Zellen entnommen,<br />

im Labor vermehrt, modelliert und schließlich dem<br />

Patienten zurückübertragen werden und<br />

- „Geweberegeneration“, bei der man versucht, die körpereigene<br />

Gewebeheilung zu verstehen und im Körper gezielt zu<br />

unterstützen. Hierbei können auch adulte Stammzellen eingesetzt<br />

werden.<br />

Die molekularbiologische Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel<br />

gesetzt, an verschiedenen Modellsystemen, die „Umgebung“<br />

zu analysieren, in der Stammzellen oder Vorläuferzellen zu<br />

funktionstüchtigen Zellen eines Gewebes ausdifferenzieren<br />

können. Im Mittelpunkt stehen hierbei spezielle Proteine, welche<br />

als Wachstums- oder Differenzierungsfaktoren bezeichnet<br />

werden, sowie mechanische Belastungen, welche gerade bei<br />

Knorpelzellen eine besondere Rolle spielen.<br />

Die im Folgenden genauer beschriebenen Projekte beziehen<br />

sich<br />

1) Auf die Herstellung eines auf die Geweberegeneration ausgerichteten<br />

Genexpressionssystems (DNA Chip) und die Analyse<br />

von definierten Mikro-umgebungen auf die Differenzierung<br />

von Mesenchymalen Stammzellen und Knorpelzellen;<br />

2) auf die vergleichende Analyse von osteoarthrotischen und<br />

gesunden Knorpelzellen, mit dem Ziel, Faktoren zu identifizieren,<br />

welche für die anhaltende Zerstörung des Knorpels<br />

verantwortlich sind.<br />

3) auf die Identifizierung von Faktoren, welche die Mikroumgebung<br />

ausbilden, die für die Differenzierung von B-Zellen im<br />

Knochenmark notwendig ist.<br />

4) auf das Studium von Wachstumsfaktoren bei der Transdifferenzierung<br />

von Epithel- zu Bindebewebszellen während der<br />

Ausbildung des Gaumens.<br />

Neben diesen im Detail dargestellten Forschungsprojekten ist<br />

die Molekularbiologische Arbeitsgruppe in eine Reihe weite<strong>rer</strong><br />

Kooperatiosprojekte eingebunden. Da wir hierbei im wesentlichen<br />

einen technischen Beitrag leisten (Real Time PCR, in situ-<br />

Hybridisierung, Klonierung von Genen, Herstellung von cDNA,<br />

Produktion und Reinigung rekombinanter Proteine), sind diese<br />

Projekte hier nicht eingehend beschrieben.<br />

31


<strong>Molekularbiologie</strong> Jahresbericht 02/03<br />

DRFZ<br />

EINFLUSS DER KULTURBEDINGUNGEN AUF DIE DIF-<br />

FERENZIERUNG VON MESENCHYMALEN VORLÄUFER-<br />

ZELLEN UND DIE REDIFFERENZIERUNG VON PRIMÄREN<br />

CHONDROCYTEN<br />

1 Bioverfahrenstechnik, Universität Erlangen<br />

2 Universitätsklinikum Charite´, Berlin<br />

Mark Rosowski<br />

Luzie Rainers Schramm<br />

Melanie Falb 1<br />

Rainer Buchholz 1<br />

Stefan Scheding 2<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Lauster</strong><br />

Der Gelenkknorpel ist ein komplexes Gewebe, welches aus<br />

Knorpelzellen besteht, die in eine extrazelluläre Matrix (ECM)<br />

eingebettet sind. Die extrazelluläre Matrix besteht aus ca. 40<br />

verschiedenen Proteinen, die von den Knorpelzellen selbst<br />

gebildet werden. Degenerative Veränderungen, wie sie bei<br />

rheumatischen Erkrankungen insbesondere bei der Arthrose<br />

auftreten, führen zu Funktionseinschränkungen der betroffenen<br />

Gelenke, welche mit starken Schmerzen verbunden sind.<br />

Die Regeneration des geschädigten Gewebes durch Differenzierung<br />

von Knorpelzellen aus pluripotenten Stammzellen<br />

und die damit verbundene Erneuerung der ECM könnte eine<br />

wichtige therapeutische Maßnahme darstellen. Bei der Knorpelzelldifferenzierung<br />

spielen sowohl exogene Signale wie<br />

z.B. Wachstumsfaktoren als auch mechanische Stimulation<br />

eine entscheidende Rolle.<br />

Ziel des Projektes ist es, eine geeignete Umgebung für Vorläuferzellen<br />

und primäre Chondrocyten in Bezug auf Wachstumsfaktoren<br />

und Kulturbedingungen zu schaffen, um eine<br />

Knorpeldifferenzierung und damit Regeneration zerstörten<br />

Gewebes zu ermöglichen.<br />

PRIMÄRE CHONDROCYTENKULTUR<br />

Bei der autologen Zelltransplantation werden körpereigene<br />

Zellen aus einem Gewebe isoliert, in Zellkultur vermehrt und<br />

anschließend zur Regeration des geschädigten Gewebes rücktransplantiert.<br />

Diese Methode findet in der Regeneration von<br />

kleineren Gelenkknorpelschäden bereits klinische Anwendung.<br />

Bei der Vermehrung der primären Chondrocyten in Monolayer<br />

dedifferenzieren die Zellen, was sowohl mit einer Änderung des<br />

Genexpressionsmusters als auch des Phänotypes einhergeht.<br />

In ih<strong>rer</strong> <strong>nat</strong>ürlichen Umgebung, der extrazellulären Matrix des<br />

Gelenknorpels haben die Chondrocyten eine runde Form. Nach<br />

Isolation und Kultivierung adhärieren die Zellen und nehmen<br />

eine langgestreckte, fibroblastenähnliche Konformation an (Abb.<br />

1 A,B) Markante Änderungen im Expressionsprofil sind durch<br />

eine erhöhte Expression von Kollagen III und MMP-3 sowie die<br />

verminderte Expression von Kollagen II.<br />

Die Dedifferenzierung ist ein reversibler Prozess, der beispeilsweise<br />

durch 3-D Kultursysteme umgekehrt werden kann. Um<br />

die genauen Vorgänge bei der Redifferenzierung zu untersuchen,<br />

wurden sowohl die Verkapselung der Chondrocyten<br />

in Algi<strong>nat</strong>beads als auch das „micromass culture system“<br />

etabliert. Bei den Algi<strong>nat</strong>beads handelt es sich um eine polymere<br />

Struktur, in welche die Chondrocyten dreidimensional<br />

eingebettet sind (Abb 1C). Auf diese Weise erlangen die Zellen<br />

ihre runde Gestalt zurück was den Redifferenzierungsprozess<br />

positiv beeinflußt. Im Falle der „micromass“- Kultur werden die<br />

Zellen in sehr hoher Dichte (3-6 x 10 6 Zellen) kultiviert, was zu<br />

einem mehrschichtigen und damit dreidimensionalen System<br />

führt. Auch hier ändert sich der Phänotyp der Zellen zu einer<br />

eher kugeligen Form (Abb. 1D)<br />

Abb. 1 Chondrocytenkultur (A Chondrocyten nach zweiwöchiger und<br />

B nach sechsmo<strong>nat</strong>iger Kultur; C Chondrocyten Algi<strong>nat</strong>ebeads und D<br />

micromass culture)<br />

STIMULATION PRIMÄRER CHONDROCYTENKULTUREN MIT<br />

REKOMBINANTEN WACHSTUMSFAKTOREN<br />

Eine weitere Möglichkeit Differenzierungsprozesse in Chondrocyten<br />

zu beeinflussen, stellt die Stimulation mit Wachstumsfaktoren<br />

dar. Sowohl Mitglieder der TGF-ß Superfamilie<br />

als auch Vertreter der FGF-Familie und die Hedgehog-Proteine<br />

spielen eine wichtige Rolle bei der Knorpelentwicklung.<br />

Daher wurden einige Vertreter dieser Wachstumsfaktoren<br />

rekombinant im prokaryontischen oder eukaryontischen<br />

System hergestellt und primäre Chondrocyten als auch eine<br />

Chondrocytenzellinie stimuliert. Änderungen im Expressionsmuster<br />

wurden auf unterschiedliche Weise untersucht.<br />

Zum einen wurden Unterschiede im mRNA Level durch<br />

real-time PCR bestimmt zum anderen sind Änderungen in<br />

der Sekretion von Zytokinen als Botenstoffe für Differenzierungs-<br />

prozesse gemessen worden. Es zeigte sich, dass<br />

durch die Stimulation mit FGF-2, die Expression von IL-6<br />

und IL-8 stark erhöht werden konnte (Abb. 2a,b). Diese<br />

Änderungen in der Expressionsstärke sind sowohl zeit- als<br />

auch konzentrationsabhängig. So zeigte sich in den ersten<br />

12 h der Stimulation der stärkste Anstieg der IL-6 und IL-8<br />

Expression. Weiterhin konnte beobachtet werden, dass mit<br />

32


DRFZ<br />

Jahresbericht 02/03<br />

<strong>Molekularbiologie</strong><br />

mesenchymaler Vorläuferzellen dar. Solche pluripotenten<br />

Stammzellen können aus dem Knochenmark isoliert und im<br />

undifferenziertem Entwicklungsstadium kultiviert werden. Unter<br />

geeigneten Kultivierungs-bedingungen differenzieren diese<br />

Zellen zu Adipocyten, Osteoblasten, Myoblasten oder Chondrozyten.<br />

Die Chondrozytendifferenzierung verläuft über meh<strong>rer</strong><br />

Stadien, an deren Regulation sich gegenseitig beeinflussende<br />

Wachstums-faktoren unterschiedlicher Familien beteiligt sind.<br />

Abb. 2 Regulation der Expression von Il-6 und IL-8 nach FGF-2 stimulation<br />

oben Messung der Proteinsekretion mit dem Bio-Plex System<br />

unten mRNA Quantifizierung<br />

durch Real-Time PCR<br />

einer steigenden Konzentration des Wachstumsfaktors bei<br />

der Stimulation auch ein stärke<strong>rer</strong> Anstieg der Zytokinexpression<br />

einhergeht.<br />

Mit der DNA-Chip Technologie können Änderungen von<br />

Expressionsstärken meh<strong>rer</strong> tausend Gene nach Stimulation<br />

bestimmt werden. In unse<strong>rer</strong> Arbeitsgruppe wurde ein Chip<br />

etabliert, mit dem speziell Fragestellungen der Chondrocytendifferenzierung<br />

und den damit verbundenen Signal- transduktionswegen<br />

untersucht werden kann. Ein Bild eines solchen<br />

Chipexperiments ist in Abb.3C dargestellt. Hier zeigte sich nach<br />

FGF-2 stimulation meh<strong>rer</strong> Gene signifikant hoch oder runterreguliert<br />

sind.<br />

Der erste Schritt ist eine Kondensation der Vorläuferzellen, was<br />

durch eine Änderung der Expression von Adhäsionsmolekülen<br />

erreicht wird. In vitro wurde dieser Prozess durch Pelletierung<br />

der Stammzellen bei gleichzeitiger Stimulation mit dem Wachstumsfaktor<br />

TGF-ß3 simuliert. Die erfolgreiche Induktion der<br />

Chondrozytendifferenzierung kann an der Expression von Markergenen<br />

wie Kollagen II und Aggrecan nachgewiesen werden,<br />

welche für essentielle Bestandteile der Knorpelmatrix kodieren.<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Mit Hilfe der oben genannten Techniken sollen die genauen<br />

molekularen Mechanismen der Chondrozytende- und –redifferenzierung<br />

sowie die Chondrogenese von mesenchymalen<br />

Stammzellen untersucht werden. Dabei sollen Wachstums-faktoren<br />

in unterschiedlichen Konzentrationen und Kombi<strong>nat</strong>ionen<br />

auf ihren Einfluß in diesen Prozessen bestimmt werden.<br />

Weiterhin sollen in diesem Projekt die Auswirkungen der induzierten<br />

IL-6 und IL-8 Expression nach FGF-2 Stimulation auf<br />

den Chondrozytenphänotyp analysiert werden.<br />

Abb. 3 Chipbildausschnitt und quantitative Auswertung<br />

33<br />

33<br />

DIFFERENZIERUNG MESENCHYMALER STAMMZELLEN<br />

Ein weite<strong>rer</strong> Schwerpunkt stellt die Untersuchung des Einflusses<br />

rekombinanter Wachstumsfaktoren auf die Differenzierung


<strong>Molekularbiologie</strong> Jahresbericht 02/03<br />

DRFZ<br />

GENEXPRESSIONSPROFILE VON CHONDROZYTEN AUS<br />

HUMANEM KNORPELGEWEBE<br />

1 GenExpress<br />

2 Max Planck Institut für Infektionsbiologie<br />

3 Pathologie Charité Virchow<br />

4 Pathologie Charité Mitte<br />

Miriam Tschirschmann<br />

Nicole Ngo Pouhe<br />

Mark Rosowski<br />

Luzie Reiners Schramm<br />

Daniel Schaumann<br />

Ute Böttcher 1<br />

Hans Mollenkopf 2<br />

E. Sebastian Pillai 3<br />

Veit Krenn 4<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Lauster</strong><br />

VERGLEICH DER EXPRESSIONSPROFILE VON CHONDRO-ZYTEN<br />

AUS HUMANEM OSTEOARTHROTISCHEN UND GESUNDEN KNOR-<br />

PELGEWEBE<br />

Bei der Betrachtung degenerativer Erkrankungen stehen<br />

zunehmend rheumatische Beschwerden der großen Gelenke,<br />

allen voran die Osteoarthrose (OA) im Mittelpunkt.<br />

Unter Osteoarthrose (OA) versteht man den irreversiblen Abbau<br />

der Gelenkknorpelschicht infolge permanenter Fehl- oder Überbelastung<br />

der Synovialgelenke.<br />

Die für eine schmerzfreie Beweglichkeit der Gelenke entscheidenden<br />

Eigenschaften des Gelenkknorpels werden im intakten<br />

Gelenk durch die spezifische biochemische Beschaffenheit der<br />

Extrazellulären Matrix (ECM) sichergestellt und durch die Knorpelzellen<br />

aufrecht erhalten.<br />

Ein wesentlicher Vorteil des Knorpelgewebes gegenüber<br />

anderen Gewebestrukturen ist die Gegenwart eines einzigen<br />

Zelltyps, so dass<br />

detektierte Genexpressionsmuster automatisch den Chondrozyten<br />

zugeschrieben werden können.<br />

Das Verstehen der biochemischen Eigenschaften, dem strukturellen<br />

Aufbau des Knorpels, sowie das Aufdecken des kompletten<br />

Expressionsmusters der Knorpelzellen ist Voraussetzung<br />

dafür, therapeutisch bei der Entstehung der OA intervenieren<br />

zu können.<br />

Ziel ist es daher, nach Möglichkeit das gesamte Expressionsmuster<br />

der Chondrozyten anhand eines Mikroarrays aufzudecken.<br />

Der in den folgenden Versuchen verwendete Array enthält<br />

ausschliesslich cDNA Fragmente, die in der Arbeitsgruppe<br />

kloniert wurden. Diese Gene spielen alle eine Rolle bei der<br />

Zellproliferation– oder der Differenzierung zu Chondrozyten.<br />

Mittlerweile wurde die Auswahl an Genfragmenten auf Fragestellungen<br />

der B-Zellentwicklung sowie für die Charakterisierung<br />

eines vollständigen Expressionsmusters mesenchymaler<br />

Stammzellen ausgeweitet. Der Array findet damit zukünftig<br />

ebenfalls Anwendung in den Projekten der anderen Gruppenmitglieder<br />

(s.o.).<br />

Die dargestellten Daten der Hybridisierungen wurden durch<br />

semiquantitative PCR Untersuchungen überprüft und bestätigt.<br />

Zudem wurden die morphologischen Eigenschaften der<br />

verwendeten intakten und arthrotischen Gewebeproben histologisch<br />

unterlegt.<br />

34<br />

Abb. 1 Dargestellt sind die Schritte einer vergleichenden Hybridisierung auf einen cDNA Array am Beispiel einer gleichzeitigen Hybridisierung<br />

von Proben aus gesundem und osteoarthrotischen Knorpelgewebe, HE Gewebeschnitte:(20x Vergrößerung, links: gesund,<br />

rechts: arthrotisch), Arrayabb.: customized cDNA Array mit Cy3 und Cy5 markierten Proben


DRFZ<br />

Jahresbericht 02/03<br />

<strong>Molekularbiologie</strong><br />

VERGLEICHENDE GENEXPRESSIONSANALYSE<br />

In Abb.1 ist der Ablauf eines Arrayexperimentes dargestellt.<br />

In Kooperation mit der Pathologie Charite Berlin wurden uns<br />

Gewebeproben von gesunden und osteoarthrotischen Synovialgelenken<br />

zur Verfügung gestellt. Da die ECM des Knorpelgewebes<br />

nur zu lediglich 5% aus Zellen besteht, ist die Isolierung<br />

einer ausreichenden Menge an totalRNA für die Expressionsanalyse<br />

bereits ein kritischer Parameter. Die RNA muss jedoch<br />

aus Zellen isoliert werden, die direkt aus dem Gewebe stammen,<br />

da die Zellen unter in vitro Bedingungen in Monolayerkulturen<br />

ihren Phänotyp wechseln und daher nicht problemlos auf<br />

diese Weise angereichert werden können.<br />

QUANTIFIZIERUNG DER ARRAYDATEN AM BEISPIEL VON CLUS-<br />

TERIN<br />

Die stärkste Überexpression konnte bei den osteoarthrotischen<br />

Proben für das Gen Clusterin festgestellt werden. Bislang<br />

können noch keine Aussagen über die genaue Funktion von<br />

Clusterin getroffen werden. Es wird zu einer neuen Klasse der<br />

sekretorischen „Heat shock“ Proteine (HSP) gezählt. Bekannt<br />

ist, dass dieses Protein verstärkt in geschädigtem Gewebe<br />

auftritt.<br />

Im Knorpelgewebe kommt Clusterin gehäuft in der Oberflächenschicht<br />

vor und wird dort von Zellen nahe der Gewebe-<br />

Flüssigkeitsgrenzschicht exprimiert. Dies ist auch der Ort mit<br />

der höchsten Zellsterberate.<br />

Clusterin wird daher eng in Zusammenhang mit dem Ereignis<br />

der Apoptose gebracht [3,4]. Zusammen mit einigen anderen<br />

als differentiell exprimiert ermittelten Genfragmenten wurde<br />

eine Semiquantifizierung mittels PCR durchgeführt. In Abb.2<br />

ist gezeigt, dass die Arraydaten in einer quantitativen Analyse<br />

für Clusterin bestätigt werden können. In Analysen mit weiteren<br />

Genen konnten die Ergebnisse der Arrayexperimente ebenfalls<br />

bestätigt werden. (Daten nicht gezeigt).<br />

Mit einer geeigneten Methode zur definierten Trennung der Zellen<br />

aus den unterschiedlichen Schichten des Knorpels sollen<br />

zukünftige Analysen Aufschluss über weitere zonenspezifische<br />

Gene sowie die unterschiedliche Expression bestimmter Gene<br />

bringen. Eine Möglichkeit bietet hierbei die Microdissection, mit<br />

der gezielt einzelne Zellen aus dem Gewebe isoliert werden<br />

können.<br />

Die Technik der in situ Hybrisdisierung kann für Kandidatengene<br />

angewandt werden, bei denen bereits durch Vorversuche<br />

eine schichtenspezifische Expression vermutet wird. In<br />

unse<strong>rer</strong> Arbeitsgruppe wird die Methode der nicht-radioaktiven<br />

Sondenmarkierung mit Digoxigenin bereits zur Analyse von<br />

Wachstumsfaktoren in Gewebeproben von humanem juvenilen<br />

Knorpel angewandt. Das Prinzip der Technik beruht auf dem<br />

Einsatz einer sequenzspezifischer RNA Sonden. Diese RNA<br />

Moleküle bilden mit komplementären Strängen im<br />

Testgewebe stabile Komplexe, die dann nach Konjugation mit<br />

einem Enzym gekoppelten Sekundärantikörper bei Substratumsatz<br />

durch ein farbiges Präzipitat detektiert werden können.<br />

LITERATUR<br />

1. A<strong>nat</strong>omy of a comparative gene expression study ;<br />

http://www.cs.wustl.edu,<br />

2. Heller R. SM, et al. 1997. Discovery and analysis of inflammatory<br />

disease-related genes using cDNA microarray. Proc Natl<br />

Acad Sci USA. 94: 2150-2155<br />

3. Michel D. CG, et al. 1997. Stress-induced transkription of the<br />

clusterin/apoJ gene. Biochem. J . 328: 45-50<br />

4. Khan TB, et al. 2001. Expression of clusterin in the superficial<br />

zone articular cartilage. Arthritis Rheum. 44:<br />

Abb. 2 semiquantitative PCR mit Clusterin Primern, Verdünnungsreihe<br />

der cDNA Proben v.links: 1:16,1:8,1:4,1:2, unverdünnt<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Im Weiteren soll der Entdeckung einer differentiellen Expression<br />

von Clusterin durch die folgenden Versuchsansätze nachgegangen<br />

werden.<br />

Es gilt zunächst eine differentielle Expression von Clusterin<br />

auf Proteinebene nachzuweisen. Durch Anwendung der in<br />

situ Hybridisierung konnte mittlerweile eine verstärkte Clusterin<br />

Expression von Zellen der stark geschädigten Oberschicht<br />

gezeigt werden.<br />

35<br />

35


<strong>Molekularbiologie</strong> Jahresbericht 02/03<br />

DRFZ<br />

DEFINITION DES MICROENVIRONMENTS FÜR DIE<br />

HUMANE B-ZELLDIFFERENZIERUNG<br />

Daniel Schaumann<br />

Daniela Melzer 1<br />

Stefan Scheding 1<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Lauster</strong><br />

1 Labor für zelluläre Therapie, Klinik für allgemeine Pädiatrie der<br />

Charité, Campus Virchow Klinikum, Berlin<br />

B-Lymphozyten stellen mit der Bereitstellung von hochspezifischen<br />

Antikörpern einen sehr wichtigen Ast der adaptiven<br />

Immunantwort dar. Die Entwicklung der B-Zellen findet im Knochenmark<br />

ausgehend von der hämatopoetischen Stammzelle<br />

statt. Dabei handelt es sich auf molekula<strong>rer</strong> Ebene um einen<br />

bereits sehr gut verstandenen Prozess. Lediglich die in der<br />

Mikroumgebung („microenvironment“) befindlichen Faktoren,<br />

die das Schicksal der sich differenzieren B-Zelle beeinflussen<br />

sind im Menschen noch weitgehend unbekannt. Die Identifizierung<br />

dieser Faktoren ist das Ziel dieses Forschungsprojektes.<br />

Es werden primäre B-Vorläuferzellen und Stromazellen aus<br />

humanem Knochenmark isoliert und mit Hilfe der DNA-Chip<br />

Technologie getrennt auf die Synthese von Zytokinen, Adhäsionsmolekülen<br />

und extrazellulä<strong>rer</strong> Matrix untersucht. Die dabei<br />

entdeckten Faktoren werden in einem in vitro-Modell auf ihren<br />

Einfluß auf den Differenzierungsprozess charakterisiert.<br />

B-LYMPHOZYTEN<br />

Sowohl die B- als auch die T-Lymphozyten (wie auch alle anderen<br />

zellulären Bestandteile des Blutes) entstehen im Knochenmark<br />

ausgehend von den hämatopoietischen Stammzellen<br />

(HSZ). Während die B-Zellen auch dort ausreifen, wandern<br />

die Vorläufer der T-Zellen zum Thymus und entwickeln sich<br />

dort weiter. Nach ih<strong>rer</strong> vollständigen Reifung gelangen beide<br />

Zelltypen ins Blut, von wo aus sie zu den<br />

sekundären lymphatischen Organen wandern (Lymphknoten,<br />

Milz, usw.) und dort auf die in den Körper eingedrungenen<br />

Fremdantigene treffen.<br />

HUMANE B ZELL-DIFFERENZIERUNG<br />

Bei der frühen B-Zellentwicklung im Knochenmark handelt es<br />

sich mittlerweile um einen auf molekula<strong>rer</strong> Ebene sehr genau<br />

definierten Differenzierungsprozess (1). Man kann über den<br />

Nachweis von Oberflächenmolekülen, durch die Analyse<br />

der involvierten Transkriptionsfaktoren und anhand der nach<br />

einem festgelegten Programm stattfindenden Umlagerung<br />

der Immunglobulin-Gene den Verlauf der Entwicklung von der<br />

hämatopoetischen Stammzelle über die pro- und pre-B-Zelle<br />

bis zur unreifen B-Zelle verfolgen, die aus dem Knochenmark<br />

auswandert (Abb. 1).<br />

MICROENVIRONMENT FÜR DIE HUMANE B ZELL-ENTWICKLUNG<br />

Während dieser Differenzierungsprozess in der Maus und im<br />

Menschen vergleichbar ablaufen, ergeben sich die prägnanten<br />

Unterschiede zwischen beiden Spezies u.a. darin, welche<br />

Faktoren aus der unmittelbaren Umgebung der sich differenzierenden<br />

Zelle (Mikroumgebung oder „microenvironment“) in<br />

welchem Umfang Einfluß auf das Schicksal dieser Zelle nehmen<br />

(1). Auf zellulä<strong>rer</strong> Ebene gestalten andere nicht-hämatopoetische<br />

Zellen diese Umgebung. Gut charakterisiert ist z.B. die<br />

Nische der HSZ, die sich am Endosteum assoziiert mit Osteoblastenzellen<br />

befinden (2). Diese Osteoblastenzellen regulieren<br />

ob eine HSZ nach einer Teilung eine Stammzelle bleibt oder<br />

in die verschiedenen Blutzellinien ausdifferenziert (Abb.2) (2).<br />

Darunter im Subendosteum befinden sich die aus der Stamzellnische<br />

entlassenen Vorläuferzellen für die verschiedenen<br />

Blutzellinien, so auch B-Zellvorläufer (Abb. 2B) (3), die ih<strong>rer</strong>seits<br />

mit den bindegewebsartigen Stromazellen des Knochenmarks<br />

(KMSZ) in Kontakt treten (Abb. 2C) (4).<br />

Auf molekula<strong>rer</strong> Ebene besteht die Mikroumgebung der Zelle<br />

aus Zytokinen (löslichen Faktoren), Adhä-sionsmolekülen und<br />

extrazellulä<strong>rer</strong> Matrix (EZM).<br />

36<br />

Abb. 1 Überblick über die frühe humane B-Zelldifferenzierung. Die für den einzelnen Entwicklungsstadien charakteristischen Oberflächenmarker sind<br />

gezeigt; ausserdem sind im Zellkern die stattfindenden (grau) bzw. vollendeten (schwarz) Umlagerungen der Immunglobulin-Gene angezeigt. Darunter<br />

bezeichnen die Balken die Differenzierungsschritte, die in den jeweiligen Transkriptionsfaktor KO-Mäusen inhibiert sind; modifiziert nach (1).


DRFZ<br />

Jahresbericht 02/03<br />

<strong>Molekularbiologie</strong><br />

Abb. 2 Das hämatopoetische Microenvironment im Knochenmark. A Die hämatopoetische Stammzellnische. Hämatopoetische Stammzellen sind im<br />

Endosteum mit Osteoblasten assoziiert, die die Prozesse der Selbsterneuerung und Ausdifferenzierung der Stammzellen steuern; (2). B TdT+ positive<br />

B-Vorläuferzellen (Pfeile) im Subendosteum der Ratte. Die gestrichelte Linie bezeichnet die Grenze zum Knochen; (3). C Autoradiographie von B220-<br />

positiven B-Vorläuferzellen (PB), die mit bindegewebsartigen Stromazellen (RC) im murinen Knochenmark assoziiert sind; (4).<br />

In diesem Punkt ist die murine B-Zelldifferenzierung weit besser<br />

charakterisiert als die humane. Während z.B. Interleukin-7<br />

(IL-7) ein für die murine B-Zellentwicklung essentielles Zytokin<br />

ist, ohne dass dieser Entwicklungsprozess nicht ablaufen kann,<br />

hat es in der humanen B-Zellentwicklung nicht derartigen Stellenwert.<br />

So wurde bei Patienten mit nicht funktionsfähigem IL-7<br />

Rezeptor trotzdem eine normale Frequenz an B-Zellen in der<br />

Peripherie festgestellt (1). Ein Faktor, der in der humanen B-<br />

Zellentwicklung ähnliche Bedeutung hat wie IL-7 in der Maus<br />

ist bisher noch nicht identifiziert (1).<br />

etablierenden in vitro-Modell für die humane B-Zelldifferenzierung<br />

angewendet. In dem bereits beschriebenen in vitro-Modell<br />

werden humane HSZ mit KMSZ zusammen kultiviert. Innerhalb<br />

von wenigen Wochen entwickeln sich aus den HSZ ohne Zugabe<br />

von Zytokinen zu einem bestimmten Anteil unreife B-Zellen.<br />

In diesem und ähnlichen Systemen konnte in der Vergangenheit<br />

z.B. schon die inhibierende Wirkung des Faktors Delta-like-1 für<br />

die humane B-Zellentwicklung bzw. dessen positiver Effekt auf<br />

die T-Zellentwicklung nachgewiesen werden (5).<br />

IDENTIFIZIERUNG UND CHARAKTERISIERUNG VON FAKTOREN<br />

DER B-ZELLENTWICKLUNG<br />

Das Ziel dieses Forschunsgvorhabens ist es Faktoren zu<br />

identifizieren, die aus der Mikroumgebung der B-Vorläuferzelle<br />

(parakrine Faktoren) oder der B-Vorläuferzelle selbst (autokrine<br />

Faktoren) stammen, und den Einfluß dieser Faktoren auf die<br />

B-Zellentwicklung zu charakterisieren. Dazu werden aus humanem<br />

Knochenmark HSZ und B-Vorläuferzellen anhand der<br />

bekannten Oberflächenmarker CD34 und CD19 sowie anhand<br />

der Oberflächen-Immunglobuline mit magnetischen und fluoreszenten<br />

Trennverfahren sortiert. Aus den übrigen Zellen werden,<br />

anhand ih<strong>rer</strong> Eigenschaft in vitro adhärent zu wachsen, die<br />

KMSZ angereichert. Die so erhaltenen Zellpopulationen werden<br />

dann mit Hilfe der DNA-Chip Technologie auf die Synthese von<br />

Zytokinen, Adhäsionsmolekülen und EZM untersucht.<br />

Um diese Faktoren hinsichtlich ih<strong>rer</strong> Wirkung auf den Differenzierungsprozess<br />

zu untersuchen, wer-den sie in einem zu<br />

ZITATE<br />

(1) Bertrand FE, Eckfeldt CE, Fink JR, Lysholm AS, Pribyl JAR,<br />

Shah N, LeBien TW (2000) Microenvironmental influences on<br />

human B-cell development. Immunol Rev 175, 175-186<br />

(2) Zhang J, Niu C, Ye L, Huang H, He X, Tong WG, Wiedemann<br />

LM, Mishina Y, Li L (2003) Identification of the haematopoietic<br />

stem cell niche and control of the niche size. Nature 425, 836-<br />

841<br />

(3) Hermans MHA, Hartsuiker H, Opstelten D (1989) An in situ<br />

study of B-lymphocytopoiesis in rat bone marrow. J Immunol<br />

142, 67-73<br />

(4) Osmond DG, Jacobsen K, Park YH, Lamontagne L (1988) In<br />

vivo localization of B-lymphocyte progenitor cells in mouse bone<br />

marrow. Adv Exp Med Biol 237, 45-51<br />

(5) Schmitt TM, Zúniga-Pflücker JC (2002) Induction of T-cell<br />

development from hematopoietic progenitor cells by delta-like-1<br />

in vitro. Immunity 17, 749-756<br />

37<br />

37


<strong>Molekularbiologie</strong> Jahresbericht 02/03<br />

DRFZ<br />

FOLLISTATIN INHIBIERT DIE EPITHELIALE-MESENCHY-<br />

MALE TRANSITION IN VITRO<br />

Hendrik Nogai<br />

Anika Rietz<br />

Gül Schmidt 1<br />

Carola <strong>Lauster</strong> 1<br />

Andrea Vortkamp 2<br />

Nils Debus 3<br />

Luzia Reiners-Schramm<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Lauster</strong><br />

1 Universitätsklinikum Charité, Klinik für Mund-, Kiefer- und<br />

Gesichtschirurgie<br />

2 Max-Planck-Institut für molekulare Genetik<br />

3 Schering AG<br />

Im Laufe der Embryogenese entsteht aus einer einzigen<br />

befruchteten Eizelle ein komplexer Organismus, aufgebaut<br />

aus einer Vielzahl spezialisierten Zell-Typen, welche einer<br />

strengen Regulation unterliegen: Jeder Zelle wird signalisiert,<br />

in welcher Umgebung sie sich befindet und welche Form<br />

der Differenzierung sie damit zu durchlaufen hat. Die dafür<br />

notwendige innergewebliche Kommunikation wird wesentlich<br />

durch Wachstumsfaktoren vermittelt.<br />

Am Beispiel der Gaumenentwicklung ist es möglich, das<br />

Zusammenspiel und die funktionelle Rolle dieser Wachstumsfaktoren<br />

beispielhaft zu untersuchen.<br />

EMBRYOLOGIE DES GAUMENS<br />

Der Gaumen bildet das Dach der Mundhöhle und trennt diese<br />

von den Luftwegen der Nase. In frühen Stadien der Embryonalentwicklung<br />

existiert diese Trennung noch nicht. Erst später<br />

entspringen von dem Oberkieferknochen jeder Seite Gewebe-fortsätze,<br />

die stetig größer werden und sich schließlich in<br />

der Mitte treffen (Abb.1). Um eine feste Verbindung zwischen<br />

beiden Seiten zu erreichen, müssen sich die Deckzellen dieser<br />

Fortsätze, die Epithelien, in Bindegewebszellen, Mesenchym,<br />

umwandeln. Wird die Entwicklung in diesem Schritt gestört,<br />

kommt das Neugeborene mit einer Gaumenspalte auf die Welt.<br />

Die Frequenz für diese Fehlbildung liegt in Mitteleuropa bei ca.<br />

1:1000.<br />

Die Umwandlung der Epithelien ist ein interessantes Phänomen<br />

und wurde intensiv auf die Beteiligung von Wachstumsfaktoren<br />

untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass TGFβ3, ein Mitglied<br />

der TGFβ-Superfamilie, eine entscheidende Rolle dabei spielt.<br />

So wiesen Mäuse, in denen dieses Protein funktionsunfähig<br />

gemacht wurde, nach der Geburt eine Gaumenspalte auf (1).<br />

Außerdem konnte bei der Behandlung von Hühnerembryos mit<br />

TGFβ3 ein Verschluß des Gaumens erreicht werden, obwohl<br />

bei Hühnern physiologischerweise eine Gaumen-spalte persistiert.<br />

REGULATION DER EPITHELIALEN-MESENCHYMALEN TRANSITION<br />

(EMT)<br />

Der Vorgang der EMT findet in der Maus in einem Zeitfenster<br />

von nur wenigen Stunden statt. TGFβ3, das von den Epithelzellen<br />

produziert wird, ist allerdings meh<strong>rer</strong>e Tage lang nachzuweisen.<br />

Dies legt eine zeitliche Regulation durch funktionelle<br />

Gegenspieler nahe.<br />

Für die Familie der TGFβ-Wachtumsfaktoren gibt es eine Gruppe<br />

von Antagonisten, welche die Bindung an die Rezeptoren<br />

blockieren können. Um die Anwesenheit von Antagonisten<br />

in der Embryonalphase nachzuweisen, präparierten wir die<br />

Gaumenfortsätze von Mäuseföten. Die in diesem Gewebe<br />

vorhandene mRNA kann mittels PCR spezifisch nachgewiesen<br />

werden. Diese Untersuchungen zeigten, dass die präparierten<br />

Zellen eine Reihe von Antagonisten bilden. Besondere Aufmerksamkeit<br />

brachten wir dem sog. Follistatin entgegen. Es ist<br />

in dem von uns untersuchten Stadium der Gaumenentwicklung<br />

durch die radioaktive Markierung der mRNA in mikroskopischen<br />

Schnitten (in situ Hybridisierung) nachweisbar: Follistatin wird<br />

in den gleichen Zellen synthetisiert, die auch für die TGFβ3-<br />

Produktion verantwortlich sind (Abb.1). Die markierten Zellen<br />

repräsentieren die Epithelzellpopulation, die in der weiteren<br />

Entwicklung in Mesenchymzellen umdifferenziert.<br />

Das Expressionsprofil der beiden Proteine legt eine direkte<br />

Interaktion nahe. Sollte Follistatin eine hemmende Wirkung<br />

ausüben können, muss es allerdings eine Bindung mit TGFβ3<br />

eingehen. Diese Möglichkeit überprüften wir mit dem BIACore-<br />

System, das eine in vitro Analyse dieser Frage-stellung erlaubt.<br />

Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Bindung von Follistatin an<br />

den mit TGFβ3 beschichteten Chip .<br />

38<br />

Abb. 1 Identifizierung von Follistatin- und Activin ßA produzierenden<br />

Zellen im Gewebe (in situ-Hybridisierung) durch radioaktive Markierung<br />

der spezifischen mRNA. Oben: Die Epithelzellen der Gaumenfortsätze<br />

bilden Follistatin (leuchtende Zellen). Unten: ActvinßA findet man im<br />

darunterliegenden Bindegewebe.<br />

TRANSDIFFERENZIERUNG EINER MURINEN EPITHELZELLINIE<br />

Die Rolle von Follistatin scheint also in der zeitlichen Regulation<br />

des Gaumenverschlusses zu liegen. Fällt diese Hemmung<br />

weg, kann das bereits synthetisierte TGFβ3 den Epithelien<br />

das Signal zur Umwandlung übermitteln. Um dieses weiter<br />

zu untersuchen, haben wir als Modell für die EMT die murine<br />

Epithelzellinie NmuMG verwendet. Durch einmalige Zugabe der<br />

Wachstumsfaktors TGFβ 3 wandeln sich diese Zellen in einen<br />

bindegewebsähnlichen Zelltyp um. Diese Effekt konnte duch<br />

parallele Zugabe von Follistatin komplett unterbunden werden,<br />

was die direkte Hemmung von TGFß 3 belegt (siehe Abb. 2)


DRFZ<br />

Jahresbericht 02/03<br />

<strong>Molekularbiologie</strong><br />

ist, durch die Differenzierung induziert.<br />

Es wird deutlich, dass ein komplexes Netzwerk und Zusammenspiel<br />

von verschiedenen Wachstums-faktoren der Entwicklung<br />

des Gaumens zugrunde liegt. Unsere Ergebnisse helfen,<br />

die molekularen Vorgänge besser zu verstehen und auf andere<br />

Systeme zu übertragen.<br />

PERSPEKTIVEN<br />

In unse<strong>rer</strong> weiteren Arbeit werden wir versuchen, weitere beteiligte<br />

Faktoren zu finden. Wir bedienen uns dafür der DNA-Chip-<br />

Technik, die bereits an ande<strong>rer</strong> Stelle eingehender beschrieben<br />

ist.<br />

Das Modell der schrittweisen Differenzierung, welches in Abb.<br />

3 dargestellt ist, kann nun durch spezifische Intervention (Überexpression<br />

der Faktoren oder Ausschalten durch RNAi-Technologie)<br />

überprüft werden.<br />

Abb. 2 Transdifferenzierung muriner NMuMG Zellen in vitro. Durch<br />

einmalig Zugabe von TGFß3 wandeln sich die Epithelzellen zu bindebegewsähnlichen<br />

Zellen um. Der Prozess lässt sich durch Zugabe von<br />

Follistatin komplett inhibieren.<br />

GENOMWEITE EXPRESSIONS-ANALYSEN<br />

Um den Prozess der Transdifferenzierung auf molekula<strong>rer</strong><br />

Ebene nachzuvollziehen und Anhaltspunkte für das Aufrechterhalten<br />

des mesenchymalen Phänotyps zu bekommen, wurde<br />

das Genexpressionsprofil der Zellen vor und nach EMT gemessen.<br />

Hierbei konnte ein kompletter Wechsel von Markergenen<br />

für Epithelzellen zu Markergenen für Fibroblasen beobachtet<br />

werden. So wird auch der Wachstumsfaktor ActivinβA, welcher<br />

in dem subepithelialen Bindegewebe des Gaumens exprimiert<br />

Abb. 3 Modell zu den molekularen Interaktionen der Transdifferenzierung<br />

während der Gaumenetwicklung. In kleiner Schriftgrösse<br />

sind Transkriptionsfaktoren dargestellt, welche für die Expression von<br />

Wachstumsfaktoren, dem Antagonisten Follistatin oder von Kollagen<br />

(grosser Schrifttyp) verantwortlich sind. Die erste Phase ist identisch<br />

mit dem Gewebeschnitt in Abb. 1, die zweite Phase stellt das Aufeinandertreffen<br />

der Gaumenfortsätze dar, die dritte Phase das Verschmelzen<br />

des Gaumens. Alle dargestellten Gene verursachen in KO-Mäusen<br />

eine Gaumenspalte.<br />

39<br />

39


<strong>Molekularbiologie</strong> Jahresbericht 02/03<br />

DRFZ<br />

PROTEKTIVE T-ZELLTRANSPLANTATE DURCH<br />

MIKROVERKAPSELUNG<br />

Stefan Scheding 2<br />

Wolfram Ebell 2<br />

Stefanie Siegert 1<br />

Alexander Scheffold 1<br />

Andreas Thiel 1<br />

Barbara Chmielewicz 3<br />

Heinz Ellerbrok 3<br />

Peter Fischer 4<br />

Ulrike Rescher 5 ,<br />

Alexandra Dickopp 5<br />

Stephan Meier 6<br />

Holger Hübner 6<br />

Carola Fleischer 7<br />

<strong>Roland</strong> <strong>Lauster</strong> 1<br />

1 DRFZ<br />

2 Klinik für Allgemeine Pädiatrie der Charité<br />

3 Rober Koch Institut Berlin<br />

4 Euroferm GmbH Erlangen<br />

5 Fresenius BioTech, Bad Homburg<br />

6 Lehrstuhl Biovertfahrenstechnik Universität Erlangen<br />

7 GenExpress GmbH Berlin<br />

Die Transplantation spezifischer T-Lymphozyten mit definierter<br />

protektiver Funktion bietet attraktive Perspektiven für die<br />

Therapie von Immundefizienzen, Tumoren, Autoimmunität und<br />

Allergie. Für standardisierte Therapiekonzepte fehlen derzeit<br />

jedoch zuverlässige und effiziente Verfahren für die klinische<br />

Zellsortierung ex vivo, die Zellproliferation in vitro, die Induktion<br />

bestimmter Effektorfunktionen und die Qualitätskontrolle des<br />

Transplantats, insbesondere im Hinblick auf die Stablität der<br />

Effektorfunktionen. Ziel des hier vorgestellten Verbund-Projektes<br />

ist es, verschiedene von den Antragstellern entwickelte<br />

Verfahren zur Herstellung protektiver T-Zelltransplantate für<br />

den klinischen Einsatz zu kombinieren. Die Affinitätsmatrix-<br />

Technologie erlaubt die effiziente magnetische Isolierung<br />

Antigen-spezifischer lebender T-Lymphozyten mit definierter<br />

Effektorfunktion aus peripherem Blut. Durch Mikroverkapselung<br />

soll die T-Lymphozytenproliferation und -differenzierung<br />

in vitro effizienter und kontrollierba<strong>rer</strong> gemacht werden (virtuelle<br />

Lymphknoten). Um in immundefizienten Patienten, z.B.<br />

nach Knochenmark- (KMT) oder Stammzelltransplantation,<br />

gezielten Immunschutz gegen klinisch relevante Erreger, wie<br />

Zytomegalievirus (CMV) oder Adenovirus herzustellen, wird<br />

der Transfer von in vitro generierten Virus-spezifischen T-Lymphozyten<br />

angestrebt.<br />

SCHEMATISCHE DARSTELLUNG DER VORGEHENSWEISE<br />

ENTWICKLUNG EINER QUANTITATIVEN PCR ZUR GENERISCHEN<br />

DETEKTION HUMANER ADENOVIREN<br />

Eine an der Charité durchgeführte Surveillance Studie zeigte,<br />

dass nach KMT bei Kindern Infektionen durch Adenoviren<br />

besonders kritisch sind. Für den frühen Nachweis einer Infektion<br />

von KMT-Patienten mit Adenoviren erlangt die PCR, insbesondere<br />

die quantitative Real Time-PCR, eine immer größere<br />

Bedeutung. Allerdings ist der spezifische und sensitive Nachweis<br />

aller heute bekannten 51 Serotypen mit einem einzigen,<br />

für alle Viren passenden PCR-Assay aufgrund der geringen<br />

Sequenzhomologie ein schwieriges Ziel. Es ist aber gelungen,<br />

eine Real Time-PCR zu entwickeln, die stellvertretende Serotypen<br />

erkennt und effizient amplifiziert. Gezeigt ist die Amplifikation<br />

einer Plasmid Verdünnungsreihe des Adenovirus Serotypen<br />

3 (10 6 bis 10 1 Kopien/Ansatz, Doppelansatz).<br />

REKOMBINANTE HERSTELLUNG VIRALER ANTIGENE<br />

40<br />

Zur routinemäßigen und reproduzierbaren Generierung von<br />

Virus-spezifischen T-Zellen sollen definierte, rekombinant hergestellte<br />

Antigene verwendet werden. In der Abbildung gezeigt<br />

ist ein SDS-Gel mit dem Adenoviralen Hexon-Protein, zur<br />

Überexpression induziert in E.coli. Stabil exprimierbar ist nicht<br />

nur das gesamte Protein (2), sondern auch gezielt ausgewählte<br />

Subfragmente (8), wodurch die Identifizierung der immundominanten<br />

Epitope möglich wird. Neben dem Größenmarker (M)<br />

sind vier Klone vor (Spur 1,3,5,7 und nach Induktion (Spur<br />

2,4,6,8) gezeigt. Die Proteine (Pfeile) werden nun über eine<br />

Affinitätsmatrix gereinigt und zur T-Zell Stimulation eingesetzt.


DRFZ<br />

Jahresbericht 02/03<br />

<strong>Molekularbiologie</strong><br />

ISOLIERUNG UND CHARAKTERISIERUNG ANTIGEN-SPEZIFISCHER<br />

T-LYMPHOZYTEN<br />

Isolierte mononukleäre Zellen aus dem peripheren Blut (PBMC)<br />

werden für 12 Stunden mit Antigen (CMV-Lysat) stimuliert und<br />

anschließend mittels „IFN-γ Secretion Assay“ isoliert und angereichert.<br />

Dargestellt sind die Antigen-spezifischen T-Lymphozyten<br />

vor und nach zwei magnetischen Zellsortierungen (MACS).<br />

Es werden die Lymphozyten analysiert und Makrophagen und<br />

tote Zellen ausgeschlossen (Fig. 1 und 2). Nach zwei Sortierungsschritten<br />

konnten die IFN-γ positiven Zellen (0,53 % vor<br />

MACS; Fig. 3) auf 86,57 % angereichert werden (Fig. 4). Diese<br />

spezifischen Zellen werden kultiviert und expandiert. Dabei<br />

wird der Einfluss verschiedener Kulturbedingungen (Medium,<br />

Wachstumsfaktoren) auf die Proliferation und Funktion dieser<br />

Zellen untersucht.<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Zur Vermeidung viraler Komplikationen und Erkrankungen<br />

nach Knochenmarktransplantation wird die Ko-Transplantation<br />

Virus-spezifischer T-Lymphozyten in Zukunft eine zentrale Rolle<br />

spielen. Für einen individuellen klinischen Einsatz dieser zellulären<br />

Therapie ist es uns gelungen, für humane Adenoviren<br />

ein diagnostisches Verfahren zu entwickeln. CMV-spezifische<br />

T-Lymphozyten konnten aus peripherem Blut isoliert werden. In<br />

weiteren Experimenten sollen nun die Kultur- und Expansionsbedingungen<br />

für diese Zellen optimiert werden. Erste Versuche<br />

zeigten bereits eine erfolgreiche Verkapselung einer T-Zelllinie<br />

(Jurkat). Diese Methode soll nun auf die Kultivierung von primären<br />

Zellen übertragen werden.<br />

Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4<br />

VERKAPSELUNG VON T-LYMPHOZYTEN<br />

Generell bietet die Verkapselungstechnologie Zellen einen<br />

hohen mechanischen Schutz und eine für die Proliferation optimale<br />

Mikroumgebung. Die hier verwendeten Hohlkugeln aus<br />

Zellulosesulfat erlauben den Zellen die Ausbildung von Zellkontakten.<br />

Ziel der Verkapselung von T-Lymphozyten ist eine<br />

deutliche Beschleunigung der Proliferationsraten, um eine ausreichende<br />

Zellzahl für die Transplantation zu erhalten. Gezeigt<br />

ist eine in einer Hohlkugel verkapselte T-Zelllinie (Jurkat). Das<br />

Verfahren soll an diesen Zellen etabliert werden, um es dann<br />

auf Virus-spezifische T-Lymphozyten zu übertragen.<br />

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