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Bibelübersetzungen im Überblick - Hauszellengemeinde.de

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Einführung<br />

Eine Publikation von www.<strong>Hauszellengemein<strong>de</strong></strong>.<strong>de</strong><br />

Autor: Rudolf Ebertshäuser<br />

_____________________________________________________________________________<br />

Das Wort ist gewiß<br />

Der bewahrte Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments<br />

und die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln<br />

Rudolf Ebertshäuser<br />

Einleitung:<br />

Verwirren<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>Bibelübersetzungen</strong> –<br />

was steckt dahinter?<br />

Der gläubige Bibelleser, <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>ne <strong>Bibelübersetzungen</strong> vergleicht, stößt an manchen Stellen auf Unterschie<strong>de</strong>,<br />

die ihn befrem<strong>de</strong>n und stutzig machen. Beson<strong>de</strong>rs <strong>im</strong> Neuen Testament (NT) kann es vorkommen,<br />

daß in <strong>de</strong>r einen Bibelübersetzung Verse o<strong>de</strong>r Versteile stehen, die in einer an<strong>de</strong>ren Bibel einfach fehlen. In<br />

manchen Bibeln fin<strong>de</strong>t er dann Fußnoten, die diese Weglassungen mit Formulierungen begrün<strong>de</strong>n wie z.B.: „In<br />

späteren Handschriften fin<strong>de</strong>n sich noch die Worte …; die ältesten und besten Handschriften lassen diese Worte<br />

weg“. Auch bei Versen, die <strong>im</strong> Text abgedruckt sind, stößt <strong>de</strong>r Leser manchmal auf Anmerkungen, die die<br />

Echtheit <strong>de</strong>s Bibelwortes in Zweifel ziehen: „Dieser Vers fin<strong>de</strong>t sich nicht in <strong>de</strong>n ältesten Handschriften“ o.ä.<br />

Normalerweise gehen nur wenige Bibelleser diesen Dingen gründlicher nach. Sie lesen vielleicht <strong>im</strong> Vorwort<br />

ihrer neueren Bibel eine Erklärung, daß diese Bibel <strong>de</strong>m „Nestle-Aland“-Grundtext folgt. Dieser Text sei aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Fortschritte <strong>de</strong>r wissenschaftlichen „Textkritik“ viel besser und zuverlässiger als <strong>de</strong>r „Textus Receptus“,<br />

<strong>de</strong>m ältere Bibelausgaben folgten. Nach<strong>de</strong>m man ja in an<strong>de</strong>ren Bereichen auch davon überzeugt ist, daß<br />

das Neuere besser, zuverlässiger und wissenschaftlich fundierter ist, geben sich manche schnell mit solchen<br />

Erklärungen zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Dennoch sollten gereiftere, <strong>im</strong> Wort gegrün<strong>de</strong>te Gläubige sich einmal näher mit diesen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>im</strong> Bibeltext<br />

beschäftigen. Zwar re<strong>de</strong>n viele Befürworter <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen wissenschaftlichen Textausgaben <strong>de</strong>s NT davon,<br />

daß die Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>nn mo<strong>de</strong>rnen und klassischen Bibeln nur geringfügig seien und keine wichtige<br />

Lehre <strong>de</strong>r Bibel von ihnen betroffen sei. Bei näherem Hinsehen muß man jedoch feststellen, daß dies eine<br />

Verharmlosung <strong>de</strong>r Tatsachen ist. (Hierzu wird die Broschüre <strong>de</strong>s ESRA-Schriftendienstes 300 wichtige Verän<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>im</strong> Text <strong>de</strong>s NT. Ein Vergleich zwischen Textus-Receptus-Bibeln und textkritischen Bibeln<br />

empfohlen). Eine ganze Reihe von textlichen Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln, die auf <strong>de</strong>m „textkritischen“<br />

Grundtext beruhen, ist für die biblische Lehre und unser geistliches Leben recht be<strong>de</strong>utsam. Als bibeltreue<br />

Gläubige müssen wir uns fragen, wie es zu diesen Unterschie<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Text kommt.<br />

Was ist zum Beispiel mit <strong>de</strong>m Schluß <strong>de</strong>s Gebetes <strong>de</strong>s Herrn in Mt 6,13? Sind die gewichtigen Worte „Denn<br />

<strong>de</strong>in ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen“ Bestandteil <strong>de</strong>s Wortes Gottes o<strong>de</strong>r<br />

nicht? Hat <strong>de</strong>r Herr Jesus sie gesprochen, o<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n sie (wie die textkritischen Fußnoten in mo<strong>de</strong>rnen Bibeln<br />

es behaupten) von späteren Abschreibern nachträglich hinzugefügt? Für <strong>de</strong>n gläubigen Bibelleser, <strong>de</strong>r an die<br />

Inspiration <strong>de</strong>r ganzen Heiligen Schrift glaubt, be<strong>de</strong>utet das, daß er verunsichert wird: Sind diese Worte inspiriert,<br />

d.h. von Gott durch Seinen Geist wörtlich eingegeben? Darf ich sie als Wort Gottes annehmen und auslegen,<br />

o<strong>de</strong>r muß ich sie als Menschenwort weglassen?<br />

Wie sieht es mit <strong>de</strong>m Schluß von Markus 16 aus, wo die mo<strong>de</strong>rnen Bibeln ganze 12 Verse <strong>de</strong>s NT als eine spätere<br />

Hinzufügung bezeichnen? In ihnen fin<strong>de</strong>t sich u.a. eine für die Lehre von Christus wichtige Aussage in V.<br />

19: „Der Herr nun wur<strong>de</strong>, nach<strong>de</strong>m er mit ihnen gere<strong>de</strong>t hatte, aufgenommen in <strong>de</strong>n H<strong>im</strong>mel und setzte<br />

sich zur Rechten Gottes.“ Ist das nun ein inspiriertes Zeugnis von <strong>de</strong>r H<strong>im</strong>melfahrt und Verherrlichung <strong>de</strong>s<br />

1<br />

PDF-Download<br />

Publizierung: 04.04.07<br />

Letzte Revision: 04.04.07


Herrn? O<strong>de</strong>r muß ich diese Verse gedanklich aus meiner Bibel streichen? Sicherlich wird durch die Tilgung<br />

dieser 12 Verse keine biblische Lehre direkt umgeworfen; aber daß das Fehlen eines so gewichtigen Zeugnisses<br />

nichts ausmachen wür<strong>de</strong>, kann eigentlich niemand behaupten, <strong>de</strong>r die Bibel liebt und ernst n<strong>im</strong>mt.<br />

Wir sehen, daß die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln ernste Fragen aufwerfen, über die man nicht leichtfertig<br />

hinweggehen sollte. Das Unbehagen verstärkt sich, wenn <strong>de</strong>r Gläubige sich näher mit diesen Fragen beschäftigt<br />

und herausfin<strong>de</strong>t, was ihm in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln durchweg verschwiegen wird: daß nämlich die<br />

Weglassungen und Verän<strong>de</strong>rungen von bekannten Bibelworten sich nur auf ganz wenige Handschriften aus<br />

einem ganz best<strong>im</strong>mten Gebiet stützen, während sich die vertrauten Worte in mehr als 95%, oft mehr als 99%<br />

aller Handschriften aus <strong>de</strong>m ganzen Bereich <strong>de</strong>r Christenheit fin<strong>de</strong>n! Der Markusschluß etwa wird als „unecht“<br />

in Zweifel gezogen, weil er in ganzen drei (tatsächlich: DREI!) von wahrscheinlich 3 - 4.000 Handschriften <strong>de</strong>s<br />

NT weggelassen wur<strong>de</strong>!<br />

Wer legt eigentlich fest, daß gera<strong>de</strong> diese verschwin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Min<strong>de</strong>rheit von Handschriften <strong>de</strong>n ursprünglichen<br />

Text bietet und nicht die große Mehrheit? Wie kommt die wissenschaftliche „Textkritik“ zu <strong>de</strong>m Urteil, diese drei<br />

Handschriften seien die „besten“? Weshalb fin<strong>de</strong>t man in so vielen mo<strong>de</strong>rnen Bibeln Zweifel erwecken<strong>de</strong> Fußnoten<br />

an dieser Stelle, aber keine zeigt das tatsächliche Zahlenverhältnis <strong>de</strong>r Textzeugen an? Warum setzen<br />

die mo<strong>de</strong>rnen Bibelübersetzer <strong>de</strong>n Markusschluß überhaupt noch in <strong>de</strong>n Bibeltext, obgleich sie <strong>de</strong>r Überzeugung<br />

sind, daß er eine spätere Hinzufügung sei? Vielleicht, weil sonst viel mehr Bibelleser aufwachen und Zweifel<br />

an <strong>de</strong>r Zuverlässigkeit ihrer mo<strong>de</strong>rnen Übersetzung bekommen wür<strong>de</strong>n?<br />

Diese Schrift wur<strong>de</strong> geschrieben, um die geistlichen Hintergrün<strong>de</strong> für die Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Bibelausgaben<br />

<strong>de</strong>s 19. und 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts gegenüber <strong>de</strong>m vorher gelten<strong>de</strong>n reformatorischen Grundtext <strong>de</strong>utlich zu machen.<br />

Sie will <strong>de</strong>m gläubigen Bibelleser eine Hilfe geben, damit er geistlich prüfen und beurteilen kann, welchem<br />

Grundtext er sein Vertrauen schenken kann und soll.<br />

Wir fin<strong>de</strong>n heute zwei verschie<strong>de</strong>ne Arten von Bibeln mit unterschiedlicher Textgrundlage: auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />

die Bibeln mit <strong>de</strong>m überlieferten Text, die Bibeln <strong>de</strong>r Reformation, <strong>de</strong>r Täufer und <strong>de</strong>r Erweckungsbewegung,<br />

die <strong>im</strong> AT auf <strong>de</strong>m hebräischen Masoretischen Text und <strong>im</strong> NT auf <strong>de</strong>m griechischen Textus Receptus beruhen.<br />

Dazu zählen die berühmte King-James-Bibel, die spanische Reina-Valera, die italienische Diodati, die holländische<br />

Statenvertaling und viele an<strong>de</strong>re mehr; <strong>im</strong> <strong>de</strong>utschen Sprachraum sind dies vor allem die Luther-Bibel bis<br />

1912, die alte Zürcher Bibel vor 1931 und die neu revidierte Schlachterbibel 2000.<br />

Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite fin<strong>de</strong>n sich die „textkritischen“ Bibeln. Sie beruhen auf einem Grundtext, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

wissenschaftlichen „Textkritik“ zusammengestellt wur<strong>de</strong> und sich <strong>im</strong> AT wie <strong>im</strong> NT von <strong>de</strong>n reformatorischen<br />

Texten unterschei<strong>de</strong>t. Dazu zählen die Lutherrevisionen 1956 und 1984, die Zürcher Bibel 1931, die Menge-<br />

Bibel, die Revidierte Elberfel<strong>de</strong>r Bibel, die Ökumenische Einheitsübersetzung, Gute Nachricht und Hoffnung für<br />

alle, die Neue Genfer Übersetzung, Neues Leben u.a. Eine Zwischenstellung nehmen die Schlachterbibel<br />

1905/51 und die unrevidierte Elberfel<strong>de</strong>r Bibel 1871/1905 ein.<br />

Manche meinen, diese Fragen seien nicht so wichtig, weil ja etwa 90% <strong>de</strong>s Textes <strong>de</strong>s NT ohnehin nicht von<br />

<strong>de</strong>n Textunterschie<strong>de</strong>n betroffen sind und keine wichtige Lehre <strong>de</strong>s NT durch sie in Frage gestellt wird. Nun<br />

dürfen wir dankbar dafür sein, daß die Unterschie<strong>de</strong> tatsächlich nur begrenzt sind und <strong>de</strong>r allergrößte Teil <strong>de</strong>s<br />

NT einheitlich bezeugt ist. Darin zeigt sich die Bewahrung Gottes; Gott hat nur eine begrenzte Anzahl von Textunterschie<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Überlieferung Seines Wortes zugelassen und dafür gesorgt, daß es zu 90% völlig einheitlich<br />

von allen noch bestehen<strong>de</strong>n Handschriften bezeugt wird. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite ist es für <strong>de</strong>n bibeltreuen<br />

Gläubigen, <strong>de</strong>r das Wort Gottes liebt und es mit ihm genau n<strong>im</strong>mt, <strong>de</strong>nnoch wichtig, auch in bezug auf die Stellen,<br />

in <strong>de</strong>nen mo<strong>de</strong>rne Bibeln gegenüber <strong>de</strong>n älteren abweichen, Klarheit zu bekommen.<br />

Immerhin sind min<strong>de</strong>stens 17 ganze Verse, die <strong>im</strong> Textus Receptus bezeugt sind, in mo<strong>de</strong>rnen Grundtextausgaben<br />

und <strong>de</strong>n meisten ihnen folgen<strong>de</strong>n Bibeln weggelassen, an 185 Stellen wur<strong>de</strong>n wichtigere Versteile gestrichen;<br />

in 212 Fällen wur<strong>de</strong>n Namen und Titel Gottes und <strong>de</strong>s Herrn Jesus Christus wie „Herr“, „Jesus“,<br />

„Christus“ o<strong>de</strong>r „Gott“ gestrichen. Dazu kommen mehr als 280 Textverän<strong>de</strong>rungen, die auf <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r biblischen<br />

Aussage Einfluß haben. Über 2.000 Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>m NA-Text und <strong>de</strong>m TR haben einen<br />

Einfluß auf die Übersetzung.<br />

Laut E. Fowler (Evaluating Versions of the New Testament) wur<strong>de</strong>n 3.602 Wörter aus <strong>de</strong>m TR bei NA (genauer:<br />

Nestle 23. Aufl.) weggelassen, 3.146 verän<strong>de</strong>rt, 976 hinzugefügt (<strong>de</strong>r Textus Receptus umfaßt etwa 140.000<br />

griechische Wörter). Insgesamt ist <strong>de</strong>r NA-Text um 2.886 Wörter kürzer als <strong>de</strong>r TR. Das wür<strong>de</strong> einer Bibel entsprechen,<br />

bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r 1. und <strong>de</strong>r 2. Petrusbief fehlt. (Zahlenangaben nach D. A. Waite, Defending the King<br />

James Bible, Bible for Today, Collingswood, N.J. 2. Aufl. 1996, S. 41-42). Solche Verän<strong>de</strong>rungen sind best<strong>im</strong>mt<br />

nicht als „unwichtig“ o<strong>de</strong>r „untergeordnet“ zu bezeichnen. Die Frage ist berechtigt: Woher kommen sie?<br />

2


Wir wollen in dieser Schrift möglichst kurz und einfach erklären, wie die Unterschie<strong>de</strong> <strong>im</strong> NT <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Bibeln zustan<strong>de</strong>gekommen sind und was geistlich hinter <strong>de</strong>n textkritischen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s überlieferten<br />

Textes <strong>de</strong>r Reformation steckt. Wir möchten begrün<strong>de</strong>n, weshalb <strong>de</strong>r über Jahrhun<strong>de</strong>rte bewährte Text <strong>de</strong>r<br />

reformatorischen Bibeln (<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>r Täufergemein<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Wal<strong>de</strong>nser sowie <strong>de</strong>r von Gott gesegneten<br />

Erweckungsbewegungen <strong>im</strong> 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt war) auch heute noch <strong>de</strong>r vertrauenswürdige, zuverlässige<br />

Text ist, <strong>de</strong>n bibeltreue Gläubige annehmen können und sollen.<br />

Im Gegensatz zu manchen extremen Befürwortern <strong>de</strong>s Textus Receptus aus <strong>de</strong>n USA, die manchmal auch als<br />

„King-James-Only“-Anhänger bezeichnet wer<strong>de</strong>n, ist es ein Anliegen <strong>de</strong>s Verfassers, daß die geistliche Prüfung<br />

<strong>de</strong>r Frage, welches <strong>de</strong>r bewahrte und zuverlässige Grundtext <strong>de</strong>s Neuen Testaments ist, nicht zu Parteistreit,<br />

Verleumdungen und Spaltungen unter bibeltreuen Gläubigen führt. Hier geht es um ernste Dinge, die eigentlich<br />

nur von geistlich mündigen Gläubigen richtig beurteilt wer<strong>de</strong>n können. Unterschiedliche Auffassungen in <strong>de</strong>r<br />

Grundtextfrage dürfen nicht zu Meinungsstreit, Besserwisserei o<strong>de</strong>r Trennungen mißbraucht wer<strong>de</strong>n, wie es<br />

z.T. geschieht. Ein geistlicher Umgang mit diesen Dingen schließt ein, daß man die Überzeugung an<strong>de</strong>rer<br />

Gläubiger respektiert; das gilt allerdings für bei<strong>de</strong> Seiten.<br />

Es ist nicht möglich, in dieser kurzen Aufklärungsschrift auf alle z.T. komplizierten Einzelheiten dieses Themas<br />

einzugehen. Wir haben bewußt <strong>im</strong> Rahmen dieser Einführung auf Zitate, Fußnoten usw. verzichtet. Viele Informationen<br />

fin<strong>de</strong>n sich nur in englischsprachigen Veröffentlichungen, während es <strong>im</strong> Deutschen lei<strong>de</strong>r wenig<br />

Schriften gibt. Der Verfasser, <strong>de</strong>r selbst sieben Jahre lang an <strong>de</strong>r Revision <strong>de</strong>r Schlachterbibel mitarbeitete, hat<br />

sich über mehrere Jahre mit diesem Thema beschäftigt und einige weitere Broschüren geschrieben, die <strong>de</strong>m<br />

interessierten Leser empfohlen seien. In ihnen fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Leser auch ausführliche Belege für die hier gemachten<br />

Angaben sowie Literaturhinweise:<br />

300 wichtige Verän<strong>de</strong>rungen <strong>im</strong> Text <strong>de</strong>s NT. Ein Vergleich zwischen Textus-Receptus-Bibeln und textkritischen<br />

Bibeln ESRA-Schriftendienst 1. Aufl. 2004, 52 S.<br />

Der überlieferte Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments und die heutigen <strong>Bibelübersetzungen</strong> ESRA-Schriftendienst<br />

2. Aufl. 2004, 52 S.<br />

Gottes zuverlässiges Wort. Weshalb wir <strong>de</strong>n Textus Receptus als <strong>de</strong>n bewahrten Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments<br />

annehmen dürfen. Heft I u. II. ESRA-Schriftendienst 1. Auflage 2004 [erscheint voraussichtlich Mitte<br />

<strong>de</strong>s Jahres].<br />

A. Die Überlieferung <strong>de</strong>r Heiligen Schrift<br />

von <strong>de</strong>n Originalschriften bis zu <strong>de</strong>n heutigen <strong>Bibelübersetzungen</strong><br />

Je<strong>de</strong>r Bibelleser sollte in großen Zügen wissen, wie <strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>r Bibel durch die insgesamt 3.500 Jahre seit <strong>de</strong>r<br />

Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>r ersten Originale bis in unsere Tage überliefert wur<strong>de</strong>. Wir wollen uns hier auf das Neue Testament<br />

beschränken. Die Geschichte <strong>de</strong>r Überlieferung <strong>de</strong>s NT hat eine äußerliche, geschichtlich-menschliche<br />

Seite. Die Gläubigen in <strong>de</strong>n ersten Gemein<strong>de</strong>n haben die Originalhandschriften <strong>de</strong>r Apostel sorgfältig abgeschrieben;<br />

von diesen Abschriften wur<strong>de</strong>n weitere Abschriften erstellt, und so wur<strong>de</strong>n die von Gott gegebenen<br />

Worte <strong>de</strong>r Apostel durch eine Kette zuverlässiger Abschriften bis ins 15./16. Jahrhun<strong>de</strong>rt weitergegeben, als<br />

dann mithilfe <strong>de</strong>s Buchdrucks eine weitere Verbreitung als je zuvor möglich wur<strong>de</strong>.<br />

Wie überall, wo Menschen am Werk sind, kam es <strong>im</strong> Lauf dieser Abschriftenkette <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r zu Fehlern in<br />

einzelnen Handschriften; best<strong>im</strong>mte Worte wur<strong>de</strong>n z.B. versehentlich ausgelassen o<strong>de</strong>r falsch abgeschrieben.<br />

In späteren Abschriften wur<strong>de</strong>n diese Fehler z.T. wie<strong>de</strong>r korrigiert, manchmal aber auch weitergegeben. So<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>s NT insgesamt einheitlich und zuverlässig überliefert, aber in best<strong>im</strong>mten Bereichen gibt es<br />

unterschiedliche Textformen in verschie<strong>de</strong>nen Handschriften.<br />

Wir dürfen als gläubige Christen aber nie vergessen, daß die Überlieferung <strong>de</strong>s NT zuallererst ein geistlicher,<br />

von Gott gewirkter Vorgang ist. Wir haben es ja nicht mit irgen<strong>de</strong>inem Werk menschlichen Schaffens zu tun, wie<br />

etwa die Werke Platons und Homers, die ebenfalls in Handschriften aus <strong>de</strong>m Altertum zu uns gekommen sind.<br />

Die Bibel ist das Wort <strong>de</strong>s lebendigen Gottes, ein göttliches Buch, eingegeben vom Heiligen Geist. Und so wie<br />

3


Gott Sein Wort <strong>de</strong>n heiligen Menschen Gottes eingegeben hat, damit sie es nie<strong>de</strong>rschrieben, so hat <strong>de</strong>r lebendige,<br />

allmächtige Gott auch darüber gewacht, daß Sein Wort getreu und unverfälscht durch all die Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

weitergegeben wur<strong>de</strong>, damit alle Generationen von Gläubigen vom 1. bis zum 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt sich auf das<br />

untrügliche, lautere Wort <strong>de</strong>r Heiligen Schrift stützen könnten.<br />

Auf die göttliche Inspiration <strong>de</strong>r Heiligen Schrift muß notwendigerweise die göttliche Bewahrung <strong>de</strong>s Bibelwortes<br />

folgen, wenn die Verheißung <strong>de</strong>s Herrn bestehen soll: „H<strong>im</strong>mel und Er<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n vergehen, aber meine<br />

Worte wer<strong>de</strong>n nicht vergehen“ (Mt 24,35). Der Apostel Petrus schreibt: „<strong>de</strong>nn ihr seid wie<strong>de</strong>rgeboren nicht<br />

aus vergänglichem, son<strong>de</strong>rn aus unvergänglichem Samen, durch das lebendige Wort Gottes, das in<br />

Ewigkeit bleibt“ (1Pt 1,23). Das inspirierte Wort <strong>de</strong>r Schrift muß <strong>im</strong> Prozeß <strong>de</strong>r Überlieferung durch die Jahrhun<strong>de</strong>rte<br />

bewahrt wer<strong>de</strong>n gegen alle Versuche, es zu verfälschen o<strong>de</strong>r zu unterdrücken. Es wür<strong>de</strong> ja wenig<br />

nutzen, zu wissen, daß die Originalschriften <strong>de</strong>s Neuen Testaments inspiriert sind, wenn wir nicht auch darauf<br />

vertrauen könnten, daß Gott <strong>de</strong>n inspirierten Wortlaut <strong>de</strong>r Schrift auch bis in unsere Tage bewahrt hat. Geistlich<br />

gesehen gehört also <strong>de</strong>r Glaube an das bewahren<strong>de</strong> Wirken Gottes in <strong>de</strong>r Überlieferung <strong>de</strong>r Bibel mit <strong>de</strong>m<br />

Glauben an die Inspiration <strong>de</strong>r Urschriften zusammen. Diese Bewahrung wird nach <strong>de</strong>r Sicht einiger Übersetzungen<br />

und Ausleger auch in Ps 12,7-8 angesprochen:<br />

„Die Worte <strong>de</strong>s HERRN sind reine Worte,<br />

in ir<strong>de</strong>nem Tiegel geschmolzenes Silber, siebenmal geläutert.<br />

Du, o HERR, wirst sie bewahren,<br />

wirst sie behüten vor diesem Geschlecht ewiglich!“<br />

Wie hat nun Gott sein Wort in <strong>de</strong>r realen Geschichte bewahrt? Er hat dies durch Menschen getan, durch die<br />

Gläubigen <strong>de</strong>r vielen Jahrhun<strong>de</strong>rte, die durch <strong>de</strong>n Geist geleitet das Wort Gottes annahmen und getreu weitergaben.<br />

Diese Bewahrung hatte zwei Seiten: zum einen die gottesfürchtige, getreue Vervielfältigung <strong>de</strong>r heiligen<br />

Schriften durch sorgfältige Abschrift, zum an<strong>de</strong>ren die Wachsamkeit <strong>de</strong>r Gläubigen, die die Verkündigung <strong>de</strong>s<br />

Wortes Gottes hörten und, durch <strong>de</strong>n Geist Gottes geleitet, alle Auslassungen, Verfälschungen und an<strong>de</strong>ren<br />

Verän<strong>de</strong>rungen erkannten und zurückwiesen. Das entspricht <strong>de</strong>r grundsätzlichen Auffor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Paulus in<br />

2T<strong>im</strong> 1,13-14: „Halte dich an das Muster <strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong>n Worte, die du von mir gehört hast, <strong>im</strong> Glauben<br />

und in <strong>de</strong>r Liebe, die in Christus Jesus ist! Dieses edle anvertraute Gut bewahre durch <strong>de</strong>n Heiligen<br />

Geist, <strong>de</strong>r in uns wohnt!“<br />

Gottes Bewahrung war also keine völlig übernatürliche Sache. Er hätte die Originalworte ja auch mit flammen<strong>de</strong>r<br />

Schrift in einen großen Felsen schreiben können, so daß kein Mensch sie austilgen könnte und je<strong>de</strong>r sie<br />

unverän<strong>de</strong>rt lesen könnte; aber das war nicht Sein Ratschluß. Gott wirkte in <strong>de</strong>r menschlichen Geschichte und<br />

durch Menschen. Die von Gott bewahrte Überlieferung <strong>de</strong>s Bibeltextes können die Gläubigen <strong>de</strong>shalb nur erkennen<br />

und von menschlichen Eingriffen unterschei<strong>de</strong>n, wenn sie die Dinge geistlich prüfen und beurteilen.<br />

Nachfolgend wollen wir versuchen, die Geschichte <strong>de</strong>r neutestamentlichen Textüberlieferung kurz darzustellen<br />

und zugleich geistlich zu <strong>de</strong>uten. Je<strong>de</strong>r Leser möge prüfen, ob es sich so verhält (Apg 17,11)!<br />

1. Der Originaltext <strong>de</strong>s NT und die Weitergabe durch getreue Abschriften<br />

In <strong>de</strong>n Jahrzehnten nach <strong>de</strong>m von Gott gewirkten Anfang <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Gottes zu Pfingsten <strong>de</strong>s Jahres 32 n.<br />

Chr. bis zum Tod <strong>de</strong>s Apostels Johannes um 96 n. Chr. entstan<strong>de</strong>n die Urschriften o<strong>de</strong>r Originalhandschriften<br />

<strong>de</strong>s Neuen Testaments. Sie wur<strong>de</strong>n durch die Autoren selbst (die Apostel wie Petrus und Paulus sowie die Propheten<br />

wie Judas o<strong>de</strong>r Lukas) nie<strong>de</strong>rgeschrieben o<strong>de</strong>r nach ihrem Diktat von Schreibern. In je<strong>de</strong>m Fall waren<br />

sie Wort für Wort von Gott eingegeben und von <strong>de</strong>n Autoren beglaubigt (vgl. 2Th 3,17).<br />

Die inspirierten Autoren <strong>de</strong>r heiligen Schriften waren sich klar darüber bewußt, daß sie Worte <strong>de</strong>s lebendigen<br />

Gottes nie<strong>de</strong>rschrieben und nicht bloße Menschenworte. Was sie bezeugten, war „das Evangelium (die<br />

Heilsbotschaft) Gottes“ (vgl. u.a. Röm 1,1; Röm 16,25-26). Paulus sagt von sich selbst: „Wenn jemand<br />

glaubt, ein Prophet zu sein o<strong>de</strong>r geistlich, <strong>de</strong>r erkenne, daß die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote <strong>de</strong>s<br />

Herrn sind.“ (1Kor 14,37; vgl. auch 1Kor 11,23; 1Th 4,1-2; 2,13; Eph 3,2; Kol 1,25-28). Paulus führt ein Zitat<br />

aus Lk 10,7 als Heilige Schrift an (1T<strong>im</strong> 5,18), während Petrus die Schriften <strong>de</strong>s Paulus als heilige Schriften<br />

bezeichnet (2Pt 3,15-16).<br />

Wir können davon ausgehen, daß die Apostel selbst <strong>im</strong> Bewußtsein <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung dieser Schriften zuverlässige,<br />

von ihnen selbst durchgesehene Abschriften veranlaßten, bevor sie z.B. die Briefe losschickten. Die Evangelien<br />

und auch einige Briefe dürften ziemlich sicher in mehreren beglaubigten Abschriften zugleich weiterverbreitet<br />

wor<strong>de</strong>n sein. Die empfangen<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n wußten ebenfalls um die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r apostolischen<br />

Schriften, und so können wir sicher sein, daß bereits <strong>im</strong> 1. Jahrhun<strong>de</strong>rt zuverlässige, am Original kontrollierte<br />

Abschriften <strong>de</strong>r Evangelien, <strong>de</strong>r Apostelbriefe und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bücher <strong>de</strong>s NT angefertigt wur<strong>de</strong>n.<br />

4


Es war die ausdrückliche Anordnung <strong>de</strong>s Apostels, daß z.B. <strong>de</strong>r Kolosserbrief auch in Laodizäa gelesen wer<strong>de</strong>n<br />

sollte und umgekehrt (Kol 4,16); schon zu diesem Anlaß sind mit Sicherheit zuverlässige Abschriften <strong>de</strong>s Originals<br />

angefertigt wor<strong>de</strong>n, damit das kostbare Dokument nicht durch Unfall, Raub o.ä. verlorenging. An<strong>de</strong>re Briefe<br />

wie z.B. <strong>de</strong>r Galaterbrief und <strong>de</strong>r 1. Petrusbrief, sind als Rundbriefe an eine ganze Anzahl von Gemein<strong>de</strong>n einer<br />

Region verfaßt wor<strong>de</strong>n; auch hier wur<strong>de</strong>n mit Sicherheit zuverlässige Abschriften angefertigt, bevor <strong>de</strong>r Brief in<br />

die nächste Gemein<strong>de</strong> weitergeleitet wur<strong>de</strong>. Im 2. Petrusbrief wird erwähnt, daß die von Petrus angesprochenen<br />

Gemein<strong>de</strong>n die Briefe <strong>de</strong>s Paulus kannten; auch dies kann nur durch beglaubigte Abschriften geschehen<br />

sein (vgl. 2Pt 3,15-16).<br />

Bei <strong>de</strong>r Beurteilung dieser Überlieferung durch Abschriften müssen wir davon ausgehen, daß <strong>de</strong>n wahren Gläubigen<br />

<strong>de</strong>r Apostelzeit klar bewußt war, daß die Evangelien, die Apostelgeschichte, die Briefe und die Offenbarung<br />

heilige Schriften waren, heiliges, geoffenbartes Gotteswort, das ganz genau so, wie es nie<strong>de</strong>rgeschrieben<br />

wur<strong>de</strong>, auch Wort für Wort abgeschrieben und weitergegeben wer<strong>de</strong>n mußte, ohne Verän<strong>de</strong>rungen, ohne eigenmächtiges<br />

Hinzutun o<strong>de</strong>r Wegtun (vgl. 5Mo 13,1; Offb 22,18-19). Die überaus ernsten Warnungen vor solchen<br />

Eingriffen in Gottes Wort mußten die wahren Gläubigen <strong>de</strong>r Anfangszeit zu größter Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit<br />

anleiten; dasselbe gilt von gottesfürchtigen Abschreibern späterer Jahrhun<strong>de</strong>rte. Nur bei Irrlehrern<br />

und verstockten Ungläubigen können wir annehmen, daß sie trotz dieser Warnungen es wagten, <strong>de</strong>n heiligen<br />

Wortlaut <strong>de</strong>r Schriften anzutasten.<br />

Die wahren Gläubigen ließen also bei <strong>de</strong>r Abschrift und Vervielfältigung <strong>de</strong>r Schriften <strong>de</strong>s NT größte Sorgfalt<br />

walten. Dazu muß man berücksichtigen, daß vor allem <strong>im</strong> 1. Jahrhun<strong>de</strong>rt die Gläubigen aus <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n eine<br />

starke Rolle in <strong>de</strong>n neu entstan<strong>de</strong>nen Gemein<strong>de</strong>n spielten. Im Ju<strong>de</strong>ntum war die Hochachtung vor <strong>de</strong>m Wort<br />

<strong>de</strong>r Heiligen Schrift und die Sorgfalt bei <strong>de</strong>ren Abschrift sehr stark verankert. Bei je<strong>de</strong>r Abschrift wur<strong>de</strong> Buchstabe<br />

um Buchstabe, Wort um Wort sorgfältig gezählt und auf Richtigkeit überprüft.<br />

Dazu kommt, daß die Apostel selbst in dieser Zeit die Möglichkeit hatten, Abschriften zu prüfen. In <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n,<br />

an die die Briefe gerichtet waren, wur<strong>de</strong>n mit Sicherheit die Originale bzw. sorgfältig kontrollierte, zuverlässige<br />

Abschriften bis über das 1. Jh. hinaus aufbewahrt und als Schatz gehütet. Mit ihrer Hilfe konnten<br />

Vervielfältigungen auf ihre Korrektheit überprüft wer<strong>de</strong>n. So können wir sicher sein, daß insbeson<strong>de</strong>re <strong>im</strong> griechischen<br />

und kleinasiatischen Raum, <strong>de</strong>m Hauptwirkungsfeld <strong>de</strong>r Apostel und <strong>de</strong>r Region, in <strong>de</strong>r die meisten<br />

Briefempfängergemein<strong>de</strong>n angesie<strong>de</strong>lt waren, eine zuverlässige Überlieferung <strong>de</strong>s Originalwortlauts <strong>de</strong>r Schriften<br />

<strong>de</strong>s NT bestand. Diese zuverlässige, bewahrte Textüberlieferung ist später in <strong>de</strong>r Textforschung als <strong>de</strong>r<br />

„byzantinische Text“ bekanntgewor<strong>de</strong>n, weil <strong>im</strong> Mittelalter Byzanz, die damalige Hauptstadt <strong>de</strong>s oströmischen<br />

Reiches, das Zentrum <strong>de</strong>r oströmisch-orthodoxen Kirche und damit <strong>de</strong>r Handschriftenherstellung war.<br />

2. Der Einfluß von Irrströmungen<br />

und die unterschiedliche Textüberlieferung in <strong>de</strong>r nachapostolischen Zeit (2. - 5. Jh.)<br />

Neben <strong>de</strong>r zuverlässigen, von echten, gottesfürchtigen Gläubigen getragenen Linie <strong>de</strong>r Textüberlieferung kam<br />

schon früh eine an<strong>de</strong>re Linie auf, in <strong>de</strong>r Verfälschungen und Verdrehungen von Bibelworten auftraten, in <strong>de</strong>r<br />

vom Wort Gottes weggetan und zu ihm hinzugetan wur<strong>de</strong>. Das darf nicht überraschen. Angesichts <strong>de</strong>r zentralen<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r neutestamentlichen Schriften für die Lehre und das Leben <strong>de</strong>r gläubigen Gemein<strong>de</strong> lag es auf<br />

<strong>de</strong>r Hand, daß an<strong>de</strong>re Lehren, Irrlehrer und falsche Bewegungen innerhalb <strong>de</strong>s Christentums bestrebt waren,<br />

ihre Gedanken durch Eingriffe in <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>s NT zu begrün<strong>de</strong>n. Schon Paulus warnt die Gläubigen davor, daß<br />

falsche Lehrer auch vorgetäuschte Paulus-Briefe benutzen könnten, um die Gläubigen zu verwirren (2Th 2,2:<br />

„durch einen angeblich von uns stammen<strong>de</strong>n Brief“). Er warnt vor Verfälschungen <strong>de</strong>s Wortes Gottes durch<br />

Irrlehrer: „Denn wir sind nicht wie so viele, die das Wort Gottes verfälschen“ (2Kor 2,17; vgl. 4,2).<br />

Die neutestamentlichen Briefe zeigen ebenso wie das Buch <strong>de</strong>r Offenbarung, daß bereits in <strong>de</strong>r Apostelzeit die<br />

junge Gemein<strong>de</strong> schwere Kämpfe gegen falsche Lehren und unbiblische Strömungen auszufechten hatte, die<br />

die wahre Gemein<strong>de</strong> verführen wollten. Dazu zählten die jüdischen Irrlehrer, die die Gemein<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Gesetzes zurückbringen wollten (vgl. u.a. <strong>de</strong>n Galaterbrief); dazu zählte aber auch die schl<strong>im</strong>me Irrlehre<br />

<strong>de</strong>r Gnosis, die mit ihrer Leugnung <strong>de</strong>r Gottheit Jesu Christi, <strong>de</strong>s Sühnopfers und <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong> einen bösen und<br />

zersetzen<strong>de</strong>n Einfluß ausübte. Der Kolosserbrief, <strong>de</strong>r 1. T<strong>im</strong>otheusbrief und <strong>de</strong>r 1. Johannesbrief richten sich<br />

ganz beson<strong>de</strong>rs gegen diese heidnisch-philosophische Irrströmung. In 1T<strong>im</strong> 6,20 lesen wir die be<strong>de</strong>utsame<br />

Mahnung: „O T<strong>im</strong>otheus, bewahre das anvertraute Gut, mei<strong>de</strong> das unheilige, nichtige Geschwätz und die<br />

Wi<strong>de</strong>rsprüche <strong>de</strong>r fälschlich so genannten ‚Erkenntnis’ (gr. Gnosis)!“<br />

Diese zersetzen<strong>de</strong>n Einflüsse von innen und außen nahmen in <strong>de</strong>r Zeit nach <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>r Apostel rasch überhand<br />

und führten erschreckend schnell zu einer Entartung <strong>de</strong>r ursprünglichen, auf die Schrift gegrün<strong>de</strong>ten apos-<br />

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tolischen Gemein<strong>de</strong>. Diese Entwicklung ist ja in verschie<strong>de</strong>nen prophetischen Aussagen <strong>de</strong>s NT angekündigt<br />

und charakterisiert wor<strong>de</strong>n. Paulus warnt die Ältesten in Ephesus: „Denn das weiß ich, daß nach meinem<br />

Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen wer<strong>de</strong>n, die die Her<strong>de</strong> nicht schonen; und aus eurer<br />

eigenen Mitte wer<strong>de</strong>n Männer aufstehen, die verkehrte Dinge re<strong>de</strong>n, um die Jünger abzuziehen in<br />

ihre Gefolgschaft“ (Apg 20,29-30). Und in 1T<strong>im</strong> 4,1 fin<strong>de</strong>n wir die Warnung: „Der Geist aber sagt ausdrücklich,<br />

daß in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen und sich irreführen<strong>de</strong>n Geistern und Lehren<br />

<strong>de</strong>r Dämonen zuwen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n …“ Ja, es wird sogar vorausgesagt, daß diese Irrlehrer „verbieten zu heiraten<br />

und Speisen zu genießen, die doch Gott geschaffen hat“. Wie bald haben sich diese Warnungen erfüllt!<br />

(Vgl. auch 2Pt 2-3; Judas u.a.)<br />

Die gewaltigen geistlichen Kämpfe <strong>im</strong> 2. und 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt fan<strong>de</strong>n ihren Nie<strong>de</strong>rschlag auch in Verfälschungen<br />

<strong>de</strong>r heiligen Schriften. Irrlehrer kamen auf, die in frecher Anmaßung Teile <strong>de</strong>r nt. Schriften und teilweise das<br />

ganze AT ablehnten und vor Verfälschungen nt. Schriften nicht zurückschreckten (vgl. zu diesen kirchengeschichtlichen<br />

Angaben Karl Heussi, Kompendium <strong>de</strong>r Kirchengeschichte). Beson<strong>de</strong>rs bekannt wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r gnostisch<br />

beeinflußte Irrlehrer Marcion, <strong>de</strong>r ab ca. 138 n. Chr. auftrat. Er erstellte ein <strong>im</strong> Sinne seiner Lehren umfrisiertes<br />

Lukasevangelium und eine ebenfalls verfälschte Fassung <strong>de</strong>r Paulusbriefe. Von Seiten <strong>de</strong>r Gnostiker<br />

wur<strong>de</strong>n auch komplett gefälschte „Evangelien“ herausgebracht (etwa das „Thomasevangelium“).<br />

Es ist daher nur folgerichtig, daß neben <strong>de</strong>m einheitlichen Strom <strong>de</strong>r getreu überlieferten Handschriften <strong>de</strong>s NT<br />

in dieser Zeit an<strong>de</strong>re Handschriften aufkamen, die be<strong>de</strong>utsame Abweichungen <strong>im</strong> Wortlaut <strong>de</strong>s NT enthielten.<br />

Diese abweichen<strong>de</strong>n Textformen und die entsprechen<strong>de</strong>n Handschriften waren fast ausschließlich in Oberägypten,<br />

in <strong>de</strong>r Region von Alexandria entstan<strong>de</strong>n. Sie zeichneten sich durch einen „freizügigen“, nachlässigen Umgang<br />

mit <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>r heiligen Schriften aus, durch eine große Zahl von Auslassungen, Abschreibefehlern<br />

und eigenmächtigen Verän<strong>de</strong>rungen. Ein Teil davon stand, wie wir später sehen wer<strong>de</strong>n, ein<strong>de</strong>utig mit <strong>de</strong>n Irrlehren<br />

<strong>de</strong>r Gnosis über Christus und Sein Erlösungswerk <strong>im</strong> Zusammenhang. Das ist <strong>de</strong>shalb wichtig, weil gera<strong>de</strong><br />

Alexandria, eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Hafenstadt und ein Zentrum <strong>de</strong>r Philosophie und Gelehrsamkeit <strong>im</strong> Römischen<br />

Reich, schon in vorchristlicher Zeit ein Brutherd gnostisch-philosophischer Spekulation war (Philo von<br />

Alexandria war ein Vorläufer <strong>de</strong>s heutigen New Age und Okkultismus). Im 2. Jh. n. Chr. übte die Irrlehre <strong>de</strong>r<br />

„christlich“ gefärbten Gnosis in Oberägypten einen sehr starken, ja sogar beherrschen<strong>de</strong>n Einfluß aus.<br />

Während also <strong>im</strong> griechisch-kleinasiatischen Raum sich die zuverlässige (später „byzantinisch“ genannte) Überlieferungslinie<br />

durch das 2. und 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt fortsetzte, weil sie bei <strong>de</strong>n Gläubigen schon vertraut war und von<br />

ihnen festgehalten wur<strong>de</strong> (trotz <strong>de</strong>r Irrlehren, die auch dort Fuß faßten), entstan<strong>de</strong>n <strong>im</strong> 2. und 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt in<br />

Oberägypten abweichen<strong>de</strong> Handschriften – in einer Region, in <strong>de</strong>r das Christentum offenkundig erst später<br />

aufkam und es keine apostolisch gegrün<strong>de</strong>ten Gemein<strong>de</strong>n gab, auch keine zuverlässigen Abschriften o<strong>de</strong>r Urschriften<br />

zur Kontrolle, dafür aber einen sehr starken Einfluß von gnostischen Irrlehrern (u.a. Valentinus, Basili<strong>de</strong>s,<br />

Clemens von Alexandrien).<br />

Die Bibel-Handschriften wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n ersten drei Jahrhun<strong>de</strong>rten praktisch alle auf Papyrus geschrieben (sog.<br />

Papyri), entwe<strong>de</strong>r in Rollen- o<strong>de</strong>r in Ko<strong>de</strong>xform wie die heutigen Bücher. Papyrus zerfällt unter <strong>de</strong>n kl<strong>im</strong>atischen<br />

Bedingungen <strong>de</strong>s Mittelmeerraumes relativ rasch; <strong>de</strong>shalb sind die frühen Papyrus-Handschriften aus <strong>de</strong>n ersten<br />

3 Jh. fast ausschließlich <strong>im</strong> trockenen Wüstenkl<strong>im</strong>a Ägyptens erhalten geblieben. Ab <strong>de</strong>m 4. Jh. wur<strong>de</strong>n<br />

<strong>im</strong>mer mehr Bibelhandschriften auf Pergament (= getrocknete Tierhäute) geschrieben, das wesentlich haltbarer<br />

ist.<br />

Die frühen Handschriften <strong>de</strong>s byzantinischen überlieferten Textes zerfielen also durch Gebrauch und Kl<strong>im</strong>aeinwirkung<br />

und wur<strong>de</strong>n durch getreue Abschriften ersetzt. Das ist <strong>de</strong>r Grund, weshalb man vom byzantinischen<br />

Text keine Handschriften aus <strong>de</strong>n ersten 3 Jahrhun<strong>de</strong>rten gefun<strong>de</strong>n hat. Mit Einführung <strong>de</strong>s Pergaments (ab<br />

<strong>de</strong>m 5. Jh.) fin<strong>de</strong>n sich auch byzantinische Handschriften, die bis in unsere Zeit überlebt haben. Sie beruhen<br />

alle auf früheren byzantinischen Papyrushandschriften und geben <strong>de</strong>ren Text weiter. Von <strong>de</strong>n frühen byzantinischen<br />

Handschriften stammt die große Mehrzahl <strong>de</strong>r insgesamt erhaltenen Handschriften ab, die überwiegend<br />

aus <strong>de</strong>m 9. bis 14. Jh. stammen, sich aber alle durch eine Kette getreuer Abschriften vom apostolischen Text<br />

<strong>de</strong>s 1. Jh. in Griechenland und Kleinasien ableiten.<br />

Die frühen Textzeugen <strong>de</strong>s gnostisch-ägyptischen Texts blieben dagegen aufgrund <strong>de</strong>s heißen ägyptischen<br />

Wüstenkl<strong>im</strong>as erhalten. Das ist die Ursache dafür, daß die große Mehrzahl <strong>de</strong>r insgesamt wenigen Handschriften<br />

aus <strong>de</strong>n frühen Jahrhun<strong>de</strong>rten (2. - 4. Jh.) ägyptischen Ursprungs ist und <strong>de</strong>n gnostisch beeinflußten verän<strong>de</strong>rten<br />

Text bezeugt. Das beweist überhaupt nicht, daß dieser Text „ursprünglicher“ als <strong>de</strong>r byzantinische ist<br />

o<strong>de</strong>r daß er außerhalb von Ägypten weitere Verbreitung gefun<strong>de</strong>n hätte. Im Gegenteil sehen wir, daß die ägyptisch-alexandrinische<br />

Überlieferungslinie nach <strong>de</strong>m 4. Jahrhun<strong>de</strong>rt an Einfluß verlor.<br />

Sie zeigte sich noch einmal sehr stark in zwei Handschriften, die um die Mitte <strong>de</strong>s 4. Jahrhun<strong>de</strong>rts entstan<strong>de</strong>n<br />

und ziemliche Berühmtheit erlangten: <strong>de</strong>r Co<strong>de</strong>x Sinaiticus (auch „Aleph“ genannt) und <strong>de</strong>r Co<strong>de</strong>x Vaticanus<br />

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(auch „Co<strong>de</strong>x B“ genannt). Es sind prunkvolle, teure Pergamenthandschriften in Großbuchstaben (sog. Majuskeln),<br />

von <strong>de</strong>nen Forscher vermuten, daß sie in Caesarea für <strong>de</strong>n Kaiser Konstantin hergestellt wur<strong>de</strong>n, als<br />

Geschenk anläßlich seines Bündnisses mit <strong>de</strong>r römischen Kirche. In je<strong>de</strong>m Fall stehen sie direkt in <strong>de</strong>r Linie <strong>de</strong>r<br />

alexandrinischen Textüberlieferung und zeigen charakteristische Übereinst<strong>im</strong>mung mit <strong>de</strong>n ägyptischen Papyrushandschriften.<br />

Diese bei<strong>de</strong>n gnostisch beeinflußten alexandrinischen Handschriften wur<strong>de</strong>n später zu <strong>de</strong>n<br />

Kronzeugen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Textkritik.<br />

3. Der byzantinische Text als vorherrschen<strong>de</strong> Textform ab <strong>de</strong>m 5. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Im Laufe <strong>de</strong>s 4. und 5. Jahrhun<strong>de</strong>rts verlor die alexandrinische Überlieferung sehr an Einfluß; ab da überwiegen<br />

ein<strong>de</strong>utig die Handschriften <strong>de</strong>s byzantinischen Textes, und zwar überall dort, wo griechische Handschriften<br />

hergestellt wur<strong>de</strong>n. Die alexandrinischen Handschriften gerieten weithin in Vergessenheit. Die westliche (spätere<br />

römisch-katholische) Kirche benutzte fast nur noch lateinische Übersetzungen, da <strong>de</strong>r Gebrauch <strong>de</strong>s Griechischen<br />

<strong>im</strong> Westen <strong>de</strong>s Römischen Reiches stark zurückging. Die griechischsprechen<strong>de</strong> Ostkirche dagegen hielt<br />

an <strong>de</strong>m überlieferten byzantinischen Text fest, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n griechischsprechen<strong>de</strong>n Gläubigen seit <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r<br />

Apostel vertraut war und <strong>de</strong>n niemand zu än<strong>de</strong>rn wagte, selbst die Irrlehrer in diesem Raum nicht.<br />

So wur<strong>de</strong> durch Gottes Vorsehung <strong>de</strong>r getreue apostolische Text <strong>de</strong>s NT durch die byzantinische Kirche weiter<br />

überliefert, die natürlich selbst ebenso entartet und von Irrlehren durchsäuert war wie die katholische. Aber die<br />

bewahrte in einem konsequenten Traditionalismus die echte Überlieferung, so wie die orthodoxen Ju<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

echten Text <strong>de</strong>s AT in ihrem Traditionalismus bewahrten, ohne selbst von ihm Leben aus Gott empfangen zu<br />

haben.<br />

Ein Zeichen für die Autorität und Anerkennung <strong>de</strong>s byzantinischen Textes ist es auch, daß frühe Übersetzungen<br />

wie die gotische Wulfila-Bibel und die syrische Peschitta, die <strong>im</strong> 2. bis 4. Jh. entstan<strong>de</strong>n waren, ebenfalls <strong>de</strong>n<br />

byzantinischen Text aufweisen. Im 4. Jh. schuf Hieronymus die lateinische Vulgata-Übersetzung als Überarbeitung<br />

früherer altlateinischer Übersetzungen. Sie beruht <strong>im</strong> NT auf einem vermischten Text, d.h. sie folgt weitgehend<br />

<strong>de</strong>m byzantinischen Mehrheitstext (was auch ein Beleg für <strong>de</strong>ssen Alter, Einfluß und Verbreitung ist), an<br />

einigen Stellen jedoch wur<strong>de</strong>n gnostisch-alexandrinische Textformen übernommen.<br />

Was die byzantinische Mehrheitstext-Überlieferung kennzeichnet, sind vor allem folgen<strong>de</strong> Eigenschaften:<br />

** Der byzantinische Text bezeugt die Gottheit und Herrlichkeit Jesu Christi <strong>de</strong>utlich klarer und besser als die<br />

alexandrinischen Texte, in <strong>de</strong>nen zahlreiche Aussagen über Christus verfälscht bzw. weggelassen wur<strong>de</strong>n. Er<br />

ist in <strong>de</strong>r Ausdrucksweise <strong>de</strong>r Textkritiker <strong>de</strong>r „orthodoxe“ (= rechtgläubige), <strong>de</strong>r biblischen Lehre entsprechen<strong>de</strong><br />

Text, während die alexandrinischen Texte „unorthodox“ sind (und damit <strong>im</strong> Urteil <strong>de</strong>r ungläubigen Textkritiker<br />

besser).<br />

** Der byzantinische Text ist anerkanntermaßen <strong>de</strong>r Text mit <strong>de</strong>utlich größerer inhaltlicher Folgerichtigkeit und<br />

St<strong>im</strong>migkeit und besserer sprachlicher Qualität gegenüber <strong>de</strong>n alexandrinischen Handschriften, die an verschie<strong>de</strong>nen<br />

Stellen Textfassungen bieten, die Wi<strong>de</strong>rsprüche innerhalb <strong>de</strong>r Bibel erzeugen und einen dunklen,<br />

schwer verständlichen, <strong>de</strong>m Gesamtzeugnis <strong>de</strong>r Bibel wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong>n Sinn enthalten.<br />

** Der byzantinische Text ist sehr einheitlich und sorgfältig überliefert; d.h. <strong>de</strong>rselbe Text (bis auf wenige untergeordnete<br />

Abweichungen) wird von <strong>de</strong>r großen Mehrheit <strong>de</strong>r Handschriften bezeugt; und das unabhängig davon,<br />

ob die Handschrift etwa in Spanien, in Byzanz o<strong>de</strong>r in Syrien entstan<strong>de</strong>n ist, und ob sie aus <strong>de</strong>m 6. o<strong>de</strong>r<br />

aus <strong>de</strong>m 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt stammt. Das zeigt eine große Zuverlässigkeit <strong>de</strong>r Abschriften und bezeugt die große<br />

Autorität dieses Textes unter <strong>de</strong>n frühen Christen. Die byzantinischen HSS weisen eine <strong>de</strong>utlich höhere Qualität<br />

<strong>de</strong>r Abschrift und Herstellung auf; es gibt weniger Abschreibefehler und Korrekturen, während die meisten alexandrinischen<br />

Handschriften zahlreiche Abschreibefehler, Nachlässigkeiten, Auslassungen selbst ganzer Zeilen<br />

und eigenmächtige Verän<strong>de</strong>rungen und Hinzufügungen zum Text aufweisen.<br />

4. Die reformatorischen <strong>Bibelübersetzungen</strong> und <strong>de</strong>r Textus Receptus<br />

Durch das ganze Mittelalter war <strong>im</strong> Raum <strong>de</strong>r katholischen Kirche die lateinische Vulgata-Übersetzung <strong>im</strong><br />

Gebrauch, <strong>im</strong> griechischsprachigen Raum dagegen <strong>de</strong>r griechische byzantinische Text. Durch die Entartung <strong>de</strong>r<br />

katholischen Kirche waren <strong>Bibelübersetzungen</strong> in die Volkssprachen verboten und unterdrückt wor<strong>de</strong>n, und so<br />

konnte das kostbare Evangelium nicht weit verbreitet wer<strong>de</strong>n; nur kleinere, verfolgte Gruppen von wahren<br />

Gläubigen wie die Wal<strong>de</strong>nser hielten das Zeugnis <strong>de</strong>s Evangeliums noch unverfälscht aufrecht und hatten auch<br />

eine eigene, von <strong>de</strong>r katholischen Kirche unabhängige Bibelübersetzung (es gibt einige Anhaltspunkte dafür,<br />

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daß sie <strong>de</strong>m byzantinischen Text folgte). Die Vulgata war so beherrschend in <strong>de</strong>r Christenheit, daß noch Wycliff<br />

bei <strong>de</strong>r Übersetzung seiner berühmten englischen Bibel weitgehend ihr folgte.<br />

Doch mit <strong>de</strong>r Reformation kam durch Gottes mächtiges Wirken eine gewaltige Wen<strong>de</strong>. Gott stellte in Seiner<br />

Gna<strong>de</strong> Sein kostbares, unverfälschtes Wort wie<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Leuchter und bewirkte, daß die Bibelübersetzung in<br />

die Sprachen <strong>de</strong>r Völker einen gewaltigen Auftrieb bekam. Viele bibeltreue Gläubige von heute achten diesen<br />

be<strong>de</strong>utsamen Wen<strong>de</strong>punkt in Gottes Wegen mit seiner Gemein<strong>de</strong> gering und erkennen nicht die Be<strong>de</strong>utung<br />

dieser Stun<strong>de</strong>. Sie sehen die Schwächen und Fehler <strong>de</strong>r Reformatoren, <strong>de</strong>n Mangel an Licht und Glaubengehorsam<br />

in <strong>de</strong>r Tauf- und Gemein<strong>de</strong>frage, aber sie erkennen nicht, wie gewaltig und wun<strong>de</strong>rbar es war, daß Gott<br />

nach Jahrhun<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>r Finsternis und <strong>de</strong>s Mangels Seinem WORT wie<strong>de</strong>r freie Bahn verschaffte. Die Gläubigen<br />

<strong>de</strong>r damaligen Zeit erkannten das wohl, und für sie waren diese Bibeln in ihrer Sprache ein kostbares Gottesgeschenk,<br />

für das sie oft ihr Leben riskierten. Wie beschämend ist dies für uns heute, die wir so reich an<br />

Bibeln sind, und oft so arm an wirklicher Liebe zum Wort und an Gottesfurcht!<br />

Gott sorgte in <strong>de</strong>r Reformation dafür, daß Sein Wort unverfälscht und zuverlässig an die Millionen von Menschen<br />

hinausgehen konnte, die nun erstmals das Licht <strong>de</strong>s Evangeliums sahen. Die Reformatoren hatten<br />

durchschaut, daß die katholische Vulgata nicht das ursprüngliche Wort Gottes war, son<strong>de</strong>rn daß die inspirierten<br />

Worte Gottes in <strong>de</strong>n hebräischen und griechischen Handschriften <strong>de</strong>s AT bzw. NT zu fin<strong>de</strong>n waren. Und Gott<br />

stellte <strong>de</strong>n reformatorischen Bibelübersetzern diese von Ihm bewahrten Texte genau zur rechten Zeit zur Verfügung.<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 15. Jh. erschienen die ersten gedruckten Ausgaben <strong>de</strong>s hebräischen Masoretischen Textes, so<br />

daß erstmals <strong>de</strong>r zuverlässige Text <strong>de</strong>s AT auch für Nichtju<strong>de</strong>n frei zur Verfügung stand. Und 1516, ein Jahr vor<br />

<strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Reformation, sorgte Gott dafür, daß <strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments auf Griechisch als Buch<br />

veröffentlicht wur<strong>de</strong>. Das war die Geburtsstun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s „Textus Receptus“, <strong>de</strong>s von allen Gläubigen anerkannten<br />

griechischen Textes <strong>de</strong>s NT, <strong>de</strong>r über 350 Jahre lang <strong>de</strong>r Grundtext aller reformatorischen Bibeln bleiben sollte.<br />

Der Textus Receptus kam durch drei menschliche Werkzeuge zustan<strong>de</strong>, die als sachkundige Herausgeber aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen griechischen Handschriften <strong>de</strong>s NT eine zuverlässige Textausgabe schufen: Erasmus von Rotterdam,<br />

Stephanus (Robert Estienne) und Theodor Beza. Erasmus trat zwar nie öffentlich aus <strong>de</strong>r katholischen<br />

Kirche aus und war kein Reformator <strong>im</strong> eigentlichen Sinn, aber er geißelte die Abweichungen <strong>de</strong>r Kirche von<br />

<strong>de</strong>r Schrift; er war wesentlich gottesfürchtiger als die allermeisten mo<strong>de</strong>rnen Textkritiker und achtete <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zu ihnen die Bibel als Wort Gottes.<br />

In bezug auf die Aufgabe, die Gott ihm gab, war Erasmus auf je<strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r erfahrenste und fähigste Gelehrte<br />

<strong>de</strong>r damaligen Zeit. Er hatte zahlreiche griechische Handschriften <strong>de</strong>s NT studiert, bevor er an das Werk ging.<br />

Daß ihm unter <strong>de</strong>n schwierigen Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r damaligen Zeit in <strong>de</strong>r ersten Auflage seines bahnbrechen<strong>de</strong>n<br />

Werkes gewisse Fehler unterliefen und er einige Zeilen aus <strong>de</strong>m Lateinischen rückübersetzte, weil ihm <strong>de</strong>r griechische<br />

Text fehlte, wird ihm noch heute vorgeworfen. Meist wird jedoch verschwiegen, daß Erasmus selbst<br />

diese Schwachstellen in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Auflagen korrigierte. Was heute nur selten erwähnt wird, ist die erweckliche,<br />

lichtbringen<strong>de</strong> Segenswirkung, die von dieser Ausgabe <strong>de</strong>s NT in alle Lan<strong>de</strong> ging. Immer wie<strong>de</strong>r<br />

mußte sie nachgedruckt wer<strong>de</strong>n. Viele Menschen waren hungrig danach, zu erfahren, was wirklich in Gottes<br />

Wort stand – darunter auch viele, die in <strong>de</strong>r Reformation eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle spielen sollten.<br />

Man kann bei <strong>de</strong>r schillern<strong>de</strong>n Persönlichkeit von Erasmus nicht ein<strong>de</strong>utig sagen, ob er selbst gläubig war (die<br />

Herausgeber <strong>de</strong>s alttestamentlichen Masoretischen Textes waren mit Sicherheit ungläubig, und doch gebrauchte<br />

sie Gott). Der von ihm herausgegebene Text wur<strong>de</strong> jedoch ab 1546 weiter bearbeitet und vervollkommnet<br />

von einem fähigen französischen Gelehrten und Drucker, <strong>de</strong>r zum evangelischen Glauben kam und um seines<br />

Glaubens willen in die Schweiz auswan<strong>de</strong>rte: Robert Estienne, genannt Stephanus. Wie Erasmus erforschte er<br />

zahlreiche griechische Handschriften <strong>de</strong>s NT und zog sie für seine Ausgaben <strong>de</strong>s Textus Receptus hinzu. Seine<br />

Textausgabe von 1550 und die Ausgaben <strong>de</strong>s Reformators Theodor Beza, <strong>de</strong>r ebenfalls ein gründlicher Kenner<br />

<strong>de</strong>s Griechischen und <strong>de</strong>r Handschriften <strong>de</strong>s NT war, sind die ausgereifte Form <strong>de</strong>s Textus Receptus und bil<strong>de</strong>ten<br />

die Grundlage für fast alle reformatorischen <strong>Bibelübersetzungen</strong>. Luther und Zwingli hatten für ihre <strong>Bibelübersetzungen</strong><br />

die zweite Auflage von Erasmus (1519) zugrun<strong>de</strong>gelegt. Zwischen all diesen Ausgaben <strong>de</strong>s<br />

Textus Receptus gab es nur verschwin<strong>de</strong>nd geringfügige Unterschie<strong>de</strong>. Einzelne Fehler wur<strong>de</strong>n verbessert,<br />

aber die Grundgestalt <strong>de</strong>s Textes blieb seit <strong>de</strong>r letzten Ausgabe von Erasmus <strong>im</strong> wesentlichen unverän<strong>de</strong>rt.<br />

Für unser geistliches Urteil über <strong>de</strong>n Textus Receptus ist es nun wichtig, daß Erasmus, Stephanus und Beza<br />

als Grundlage für ihre Textausgabe <strong>de</strong>n byzantinischen Text, also das Zeugnis von mehr als 90% aller Handschriften,<br />

auswählten. Das geschah keinesfalls „zufällig“ o<strong>de</strong>r aus Unkenntnis, wie die ungläubigen Textkritiker<br />

es oft darstellen. Viele von <strong>de</strong>r katholischen Kirche unabhängige Gelehrte jener Zeit waren zu <strong>de</strong>r Überzeugung<br />

gekommen, daß <strong>de</strong>r wahre Text <strong>de</strong>r Bibel nicht in <strong>de</strong>r katholischen Vulgata-Übersetzung zu fin<strong>de</strong>n war, son<strong>de</strong>rn<br />

<strong>im</strong> hebräischen Masoretischen Text und in <strong>de</strong>r griechischen Textüberlieferung <strong>de</strong>r byzantinischen Ostkirche.<br />

Schon vor Erasmus hatten Gelehrte wie Valla darauf hingewiesen, daß die Vulgata <strong>de</strong>n wahren Bibeltext an<br />

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zahlreichen Stellen verdorben hatte. Deshalb wählte Erasmus bewußt <strong>de</strong>n byzantinischen Text für seine Ausgabe<br />

<strong>de</strong>s griechischen NT, und nicht die alexandrinischen Textformen, die er zum großen Teil schon kannte.<br />

Wir Gläubige dürfen damit rechnen, daß Gott aufgrund Seiner Bewahrung <strong>de</strong>s Wortes darüber gewacht hat,<br />

welche Handschriften Sein menschliches Werkzeug zugrun<strong>de</strong>legte, um <strong>de</strong>n Gläubigen in aller Welt <strong>de</strong>n Text<br />

<strong>de</strong>s griechischen NT zur Verfügung zu stellen. Er sorgte dafür, daß keine <strong>de</strong>r gnostisch beeinflußten Auslassungen<br />

und Verfälschungen <strong>im</strong> Text <strong>de</strong>s Erasmus stand, son<strong>de</strong>rn die gesun<strong>de</strong> byzantinische Textüberlieferung.<br />

Und an <strong>de</strong>n wenigen Stellen, wo Erasmus, Stephanus und Beza übereinst<strong>im</strong>mend Textformen in ihren Text<br />

aufnahmen, die nicht von <strong>de</strong>r Mehrzahl <strong>de</strong>r heute erhalten gebliebenen Handschriften gestützt wer<strong>de</strong>n, taten sie<br />

es aufgrund <strong>de</strong>s Zeugnisses von uns heute nicht mehr bekannten Handschriften und unter <strong>de</strong>r Führung und<br />

Fügung Gottes – so dürfen wir Gläubige es annehmen. Dazu gehören z. B. das „Comma Johanneum“ in 1Joh<br />

5,7-8 o<strong>de</strong>r die Schlußsätze <strong>de</strong>r Offenbarung.<br />

Es war auch eine <strong>de</strong>utliche Führung Gottes, daß praktisch alle wahren Gläubigen in <strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rten nach<br />

<strong>de</strong>r Reformation genau diesen überlieferten Text <strong>de</strong>r Reformation zur Grundlage ihrer <strong>Bibelübersetzungen</strong>, ihrer<br />

Lehre und ihres Glaubens machten. Das gilt nicht nur für die Reformatoren in aller Welt, son<strong>de</strong>rn auch für die<br />

Wal<strong>de</strong>nser und die Täufer. Bis in die Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts gab es praktisch keine evangelische Bibelübersetzung,<br />

die nicht <strong>de</strong>n Textus Receptus <strong>im</strong> NT bezeugt hätte. Es ist beeindruckend, unterschiedliche <strong>Bibelübersetzungen</strong><br />

wie die spanische Reina-Valera, die französische Ostervald, die holländische Statenvertaling und die<br />

englische King James Version an verschie<strong>de</strong>nen Stellen zu vergleichen und festzustellen, daß sie alle einheitlich<br />

dasselbe bezeugen.<br />

Die Bibeln <strong>de</strong>r Reformation, die <strong>de</strong>n Textus Receptus und <strong>de</strong>n Masoretischen Text zur Grundlage haben, waren<br />

gewaltige Werkzeuge <strong>de</strong>s Segens und <strong>de</strong>r Erweckung. Aus diesen Bibeln predigten alle die gesegneten Diener<br />

<strong>de</strong>s Wortes vom 16. bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts – ob es nun Harms o<strong>de</strong>r Krummacher waren, Hofacker<br />

o<strong>de</strong>r Engels, ob Wesley o<strong>de</strong>r Whitefield, Jonathan Edwards o<strong>de</strong>r Spurgeon. Durch diese getreuen <strong>Bibelübersetzungen</strong><br />

wirkte <strong>de</strong>r Geist Gottes mit großer Kraft und bezeugte ungezählten Menschen das Heil in Christus.<br />

Gott selbst hat für <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r geistlich urteilt, sichtbar das Siegel Seines Wohlgefallens und Seine Bestätigung auf<br />

diese Bibeln gesetzt.<br />

5. Das Aufkommen <strong>de</strong>r Textkritik <strong>im</strong> 18./19. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />

Wenn auch die gläubige Gemein<strong>de</strong> <strong>im</strong> überlieferten Text <strong>de</strong>r Reformation einen festen Felsensgrund ihres<br />

Glaubens gefun<strong>de</strong>n hatte, so blieb diese von Gott bewahrte Textüberlieferung doch nicht unangefochten. Die<br />

Reformatoren hatten mit ihrem biblischen Grundsatz „Sola Scriptura – Allein die Schrift!“ <strong>de</strong>n Machtanspruch<br />

<strong>de</strong>r römischen Päpste und das Diktat ihrer Menschenüberlieferungen überwun<strong>de</strong>n. Die Taktik <strong>de</strong>r Verteidiger<br />

<strong>de</strong>r römischen Kirche <strong>im</strong> 16. und 17. Jh. bestand u.a. darin, daß sie mit <strong>de</strong>n abweichen<strong>de</strong>n Textformen <strong>de</strong>r alexandrinischen<br />

Handschriften argumentierten, um <strong>de</strong>n Reformatoren zu sagen: „Ihr habt doch gar keine zuverlässige<br />

Grundlage für Eure Lehre; es gibt ja so viele unterschiedliche Textformen – Ihr braucht die Tradition und<br />

das Lehramt <strong>de</strong>r Kirche, um eine feste Grundlage zu bekommen!“ Die Antwort <strong>de</strong>r evangelischen Gläubigen<br />

war ihr Glaube an die Bewahrung Gottes – sie vertrauten darauf, daß Gott ihnen für ihre Lehre und ihren Glauben<br />

<strong>de</strong>n zuverlässigen, bewahrten Text an die Hand gegeben hatte, während sie die abweichen<strong>de</strong>n Textformen<br />

etwa <strong>de</strong>r Vulgata o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Co<strong>de</strong>x Vaticanus als unzuverlässig zurückwiesen.<br />

Im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt, <strong>de</strong>m Zeitalter <strong>de</strong>r Aufklärung und <strong>de</strong>s Rationalismus, begannen einzelne Gelehrte,<br />

<strong>de</strong>n Textus Receptus in Frage zu stellen und ihm abweichen<strong>de</strong> Textformen vorwiegend aus alexandrinischen<br />

Handschriften entgegenzustellen. Sie stellten die Zuverlässigkeit <strong>de</strong>s überlieferten Textes <strong>de</strong>r Reformation in<br />

Frage und beanspruchten, ihm einen durch eigene Überlegung gewonnenen „besseren Text“ entgegenzustellen.<br />

Unter ihnen war ein bekannter Pietist, Johann Albrecht Bengel. Das führen heute noch manche Evangelikale<br />

zugunsten <strong>de</strong>r Textkritik an. Sie erwähnen aber nicht, daß Bengel wie an<strong>de</strong>re Pietisten seiner Zeit vom verführerischen<br />

Geist <strong>de</strong>r Aufklärung nicht unbeeinflußt war und mit seinen unbiblischen Spekulationen über <strong>de</strong>n<br />

Anbruch <strong>de</strong>s Tausendjährigen Reiches und mit seiner Befürwortung <strong>de</strong>r Allversöhnung kein vertrauenswürdiger<br />

Zeuge ist.<br />

Die an<strong>de</strong>ren Pioniere <strong>de</strong>r Textkritik kommen direkt aus <strong>de</strong>m finsteren Lager <strong>de</strong>r aufklärerischen Verleugner <strong>de</strong>s<br />

Glaubens und <strong>de</strong>r Heiligen Schrift. Der katholische Gelehrte Richard S<strong>im</strong>on (1638-1712) wird von manchen als<br />

<strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Textkritik angesehen, weil er die Bibel lediglich als literarisches Werk<br />

ansah und sie seinen Vernunftschlüssen unterwarf. Einer <strong>de</strong>r ersten Vertreter <strong>de</strong>r Textkritik, J. J. Wettstein, war<br />

nicht nur Gegner <strong>de</strong>r Verbalinspiration, son<strong>de</strong>rn wur<strong>de</strong> wegen seiner Verleugnung <strong>de</strong>r Gottheit und <strong>de</strong>s retten<strong>de</strong>n<br />

Sühnopfers Jesu Christi (Socinianismus) aus <strong>de</strong>m Pfarramt gejagt! Der an<strong>de</strong>re große Textkritiker <strong>de</strong>s 18.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts, J. J. Griesbach, war Schüler und Anhänger von J. S. Semler, eines Wegbereiters <strong>de</strong>r heutigen<br />

Bibelkritik und liberalen Theologie. Hier zeigt sich schon, worauf wir später noch einmal zurückkommen wer<strong>de</strong>n,<br />

9


daß nämlich die Bibelkritik und die Textkritik eine innere Verwandtschaft haben in <strong>de</strong>r Infragestellung von Gottes<br />

Offenbarungswort. Es bleibt zu ergänzen, daß auch ein österreichischer Jesuit, F. K. Alter, zu <strong>de</strong>n bahnbrechen<strong>de</strong>n<br />

Vätern <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Textkritik <strong>im</strong> 18. Jh. zählt.<br />

Das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt war in vielerlei Hinsicht eine Zeit <strong>de</strong>s geistlichen Umschwungs – in erster Linie <strong>de</strong>s geistlichen<br />

Nie<strong>de</strong>rgangs. Es sah das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r großen Erweckungsbewegungen; es war die Zeit, in <strong>de</strong>r überall in <strong>de</strong>r<br />

Christenheit diejenigen an Einfluß gewannen, die die Bibel als Gottes Wort und <strong>de</strong>n Herrn Jesus Christus als<br />

Sohn Gottes verleugneten. Der Abfall vom biblischen Glauben griff <strong>im</strong>mer mehr um sich; die Anfänge vieler<br />

verführerischen Irrströmungen (Irvingianer/Neuapostolische, Adventisten, Zeugen Jehovas, Mormonen, Christliche<br />

Wissenschaft, Pfingstbewegung) regten sich.<br />

In diesem Jahrhun<strong>de</strong>rt kam – nicht überraschend – <strong>de</strong>r Durchbruch für die Textkritik. Unter ihren führen<strong>de</strong>n<br />

Vertretern waren K. Lachmann (ungläubiger Philologe), J. Scholz (katholischer Theologe), C. v. Tischendorf<br />

(von <strong>de</strong>m manche annehmen, daß er gläubig war), S. P. Tregelles (von <strong>de</strong>m dasselbe angenommen wird), B. F.<br />

Westcott und F. J. Hort (ungläubige, bibelkritische Anglikaner mit prokatholischen Neigungen) C. R. Gregory<br />

(<strong>de</strong>r enge Verbindung zu unitarischen Leugnern <strong>de</strong>r Gottheit Christi hatte) sowie Eberhard Nestle. Sie erklärten<br />

die alexandrinischen Handschriften, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong>x Vaticanus und <strong>de</strong>n Co<strong>de</strong>x Sinaiticus, zu <strong>de</strong>n besten<br />

Zeugen <strong>de</strong>s ursprünglichen Textes und taten die gesamte byzantinische Mehrheitstextüberlieferung als unbrauchbar<br />

ab. Beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Textus Receptus wur<strong>de</strong> als „unwissenschaftlich“ und unzuverlässig verleum<strong>de</strong>t.<br />

Ihre Texte sind in vielem eine Rückkehr zu <strong>de</strong>n Textver<strong>de</strong>rbnissen <strong>de</strong>r katholischen Vulgata, von <strong>de</strong>nen die<br />

Reformatoren sich abgewandt hatten; sie wur<strong>de</strong>n dann auch von <strong>de</strong>r Katholischen Kirche als Bestätigung ihres<br />

Standpunktes gewertet.<br />

Der Textus Receptus wur<strong>de</strong> zunächst in <strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>mischen Theologie verdrängt, dann auch in <strong>de</strong>n <strong>Bibelübersetzungen</strong>.<br />

Die englische Revised Version von 1881 war die erste große Bibelübersetzung, die auf textkritischen<br />

Grundsätzen beruhte. Das Ziel <strong>de</strong>r Revisoren, die beliebte King-James-Bibel zu ersetzen, wur<strong>de</strong> jedoch<br />

nie erreicht; die King-James-Bibel bleibt bis heute <strong>im</strong> englischen Sprachraum die am weitesten verbreitete und<br />

geschätzteste Bibelübersetzung. Aber in <strong>de</strong>r Folge wur<strong>de</strong>n <strong>im</strong>mer mehr reformatorische <strong>Bibelübersetzungen</strong><br />

durch textkritische Revisionen verän<strong>de</strong>rt und auf <strong>de</strong>n alexandrinischen Text umgestellt. Dem entsprachen <strong>im</strong> AT<br />

z.T. schwerwiegen<strong>de</strong> Abweichungen vom Masoretischen Text. In Deutschland geschah dies erst 1956 in größerem<br />

Umfang; die Lutherbibel von 1912 beruht noch fast vollständig auf <strong>de</strong>m Textus Receptus. Die Revision <strong>de</strong>r<br />

Zürcher Bibel erfolgte 1931; 1986 wur<strong>de</strong> die Elberfel<strong>de</strong>r Bibel revidiert und fast komplett auf <strong>de</strong>n Nestle-Aland-<br />

Text umgestellt. Die <strong>im</strong> Lauf <strong>de</strong>s 20. Jh. <strong>im</strong>mer zahlreicheren erscheinen<strong>de</strong>n Neuübersetzungen hatten dann<br />

von vorneherein fast ausschließlich <strong>de</strong>n kritischen Text.<br />

Nach<strong>de</strong>m es <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt und in <strong>de</strong>r ersten Hälfte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts mehrere textkritische Ausgaben<br />

<strong>de</strong>s NT gegeben hatte, die sich untereinan<strong>de</strong>r an zahllosen Stellen wi<strong>de</strong>rsprachen, kam es Mitte <strong>de</strong>s 20. Jh. auf<br />

Betreiben <strong>de</strong>r theologisch liberalen United Bible Societies zu einer weltweit einheitlichen Textausgabe, die seither<br />

die Grundlage fast aller neuen <strong>Bibelübersetzungen</strong> bzw. Bibelrevisionen ist: <strong>de</strong>r sogenannte „Nestle-Aland“-<br />

Text (NA abgekürzt; <strong>im</strong> Englischen The Greek New Testament/UBS-Text). Dieser Text wird seit 1966 von einem<br />

Gremium von ungläubigen, liberaltheologischen Textkritikern per Mehrheitsabst<strong>im</strong>mung festgelegt; darunter<br />

befin<strong>de</strong>t sich ein Kardinal <strong>de</strong>r Katholischen Kirche. Durch ein Abkommen <strong>de</strong>s Vatikan mit <strong>de</strong>n Weltbibelgesellschaften<br />

wur<strong>de</strong>n 1968 Leitlinien festgelegt, die vorsehen, daß in allen <strong>Bibelübersetzungen</strong>, in <strong>de</strong>r aka<strong>de</strong>mischen<br />

Lehre und in <strong>de</strong>n Kirchen ausschließlich dieser NA-Text verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n soll. Damit ist dieser Text, <strong>de</strong>r<br />

<strong>im</strong>mer noch die gnostisch-alexandrinischen Handschriften zur Hauptgrundlage hat, <strong>de</strong>r ökumenische Welteinheitstext<br />

gewor<strong>de</strong>n! (Vgl. meinen Nachweis in <strong>de</strong>n anfangs erwähnten Schriften.)<br />

Im englischen Sprachraum stieß die Umstellung auf <strong>de</strong>n alexandrinischen Text bei vielen Gläubigen auf Wi<strong>de</strong>rstand,<br />

und eine relativ große Zahl ernsthafter Gläubiger hält bis heute bewußt an <strong>de</strong>r King-James-Bibel und<br />

<strong>de</strong>m Textus Receptus fest. Dort gab es auch namhafte Gelehrte wie Burgon und Scrivener, die die unsauberen<br />

Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r alexandrinischen Textkritiker auf<strong>de</strong>ckten und die byzantinische Textgrundlage verteidigten. Dagegen<br />

erfolgte die Durchsetzung <strong>de</strong>r kritischen Texte <strong>im</strong> <strong>de</strong>utschen Sprachraum, ohne daß es zunächst <strong>im</strong> größeren<br />

Maß bewußten Wi<strong>de</strong>rstand von Gläubigen gab. Wohl erkannten viele ältere Bibelleser, daß mit <strong>de</strong>n Revisionen<br />

<strong>de</strong>r Lutherbibel auch altvertraute und kostbare Bibelworte verschwan<strong>de</strong>n bzw. verän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>n, und<br />

viele ernsthafte Gläubige zogen die Luther 1912 <strong>de</strong>n späteren Revisionen vor. Die geistlichen Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Textus Receptus und <strong>de</strong>r alexandrinischen Texte sind jedoch viel zu wenig bekannt.<br />

Lei<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n auch an Bibelschulen, <strong>im</strong> „Bibelbund“ und unter vielen bibeltreuen Gläubigen die Lehren <strong>de</strong>r<br />

ungläubigen Textkritik vielfach als „neutral“ und wahr angenommen, ohne daß <strong>de</strong>ren fragwürdiger geistlicher<br />

Hintergrund durchschaut wor<strong>de</strong>n wäre. Aber heute, in <strong>de</strong>r ausreifen<strong>de</strong>n Endzeit, wachen manche Gläubige auf<br />

und erkennen, daß unter <strong>de</strong>m harmlosen Etikett <strong>de</strong>s „wissenschaftlichen Fortschritts“ Verfälschungen und Entstellungen<br />

in <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Bibeln eingeführt wur<strong>de</strong>n. Das Bewußtsein wächst auch bei uns, daß die<br />

mo<strong>de</strong>rnen Bibeln nicht besser und zuverlässiger sind, son<strong>de</strong>rn in vieler Hinsicht einen Rückschritt hinter die<br />

10


eformatorischen Übersetzungen darstellen, eine he<strong>im</strong>liche Umstellung <strong>de</strong>r evangelischen Bibel auf <strong>de</strong>n Text<br />

<strong>de</strong>r Irrlehrer <strong>de</strong>s 2. Jahrhun<strong>de</strong>rts und <strong>de</strong>r katholischen Kirche <strong>de</strong>s Mittelalters.<br />

B. Textus Receptus o<strong>de</strong>r alexandrinischer Text?<br />

Eine geistliche Beurteilung<br />

1. Die gläubige Gemein<strong>de</strong><br />

braucht einen eigenen geistlichen Standpunkt zur Textüberlieferung<br />

Viele Gläubige fühlen sich überfor<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r Textkritik ein Urteil zu fällen. Auf <strong>de</strong>n ersten Blick gibt<br />

es hier eine schwer zu überschauen<strong>de</strong> Fülle von Fakten, Theorien und Standpunkten, so daß man versucht ist,<br />

die Sache <strong>de</strong>n „Fachleuten“ zu überlassen, <strong>de</strong>n studierten Theologen und Textforschern, die es ja schließlich<br />

wissen müssen. Und doch han<strong>de</strong>lt es sich hier um wichtige Fragen, die nicht irgendwelche Experten für uns<br />

klären können. Es geht um die Bewahrung von Gottes Wort, und die ist ein göttlicher Auftrag an die gesamte<br />

Gemein<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re an die gereiften und urteilsfähigen Brü<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n örtlichen Gemein<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Auftrag<br />

haben, am Wort zu dienen (vgl. 2T<strong>im</strong> 1,13-14; 1T<strong>im</strong> 6,20-21; Offb 3,8).<br />

Es ist eine große Not, daß die Vernunftschlüsse <strong>de</strong>r ungläubigen Textkritik ohne gründliche geistliche Prüfung<br />

auch von vielen Gläubigen angenommen wor<strong>de</strong>n sind, so daß sie die alexandrinischen Texte als die „besseren“<br />

ansehen und <strong>de</strong>n systematisch verächtlich gemachten Textus Receptus verwerfen. Das gilt beson<strong>de</strong>rs für viele<br />

Prediger, die auf ihren Bibelschulen meist nur die Theorien <strong>de</strong>r Textkritik über <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>s NT vermittelt bekommen.<br />

Aber auch in <strong>de</strong>n allermeisten Büchern zum Thema, auch in Bibelkommentaren (neuerlich z.B. in <strong>de</strong>r<br />

„MacArthur-Studienbibel“) fin<strong>de</strong>n sich wie selbstverständlich textkritische Bemerkungen, die <strong>de</strong>n Textus Receptus<br />

als „veraltet“ und „überholt“ abtun.<br />

Die Frage, welcher Text <strong>de</strong>r ursprüngliche, von Gott bewahrte Text ist, <strong>de</strong>r Textus Receptus (= byzantinischer<br />

Text) o<strong>de</strong>r die Nestle-Aland-Ausgabe (= alexandrinischer Text), kann nur durch das geistliche<br />

Urteil <strong>de</strong>r wahren Gläubigen beantwortet wer<strong>de</strong>n. Es ist keine Frage, die ungläubige Handschriftenkenner<br />

durch das Analysieren o<strong>de</strong>r Auszählen von unterschiedlichen Textstellen beantworten könnten. In<br />

dieser Frage hat die weltliche Wissenschaft eigentlich überhaupt kein St<strong>im</strong>mrecht! Wir lesen ja in 1Kor 1,19-21:<br />

„Denn es steht geschrieben: ‚Ich will zunichte machen die Weisheit <strong>de</strong>r Weisen, und <strong>de</strong>n Verstand <strong>de</strong>r<br />

Verständigen will ich verwerfen’. Wo ist <strong>de</strong>r Weise, wo <strong>de</strong>r Schriftgelehrte, wo <strong>de</strong>r Wortgewaltige dieser<br />

Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?“<br />

Die Frage, welchen Grundtext wir als <strong>de</strong>n zuverlässigen und bewahrten annehmen sollen, ist eine geistliche<br />

Frage, zu <strong>de</strong>r ungläubige Textforscher nichts sagen können, weil sie am Verstand verfinstert sind (Eph 4,18).<br />

Hier gilt das Wort: „Der natürliche Mensch aber n<strong>im</strong>mt nicht an, was vom Geist Gottes ist; <strong>de</strong>nn es ist ihm<br />

eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wer<strong>de</strong>n muß“ (1Kor 2,14). Aber<br />

auch gläubigen Verfechtern <strong>de</strong>r Textkritik können wir nicht einfach blind vertrauen, weil sie, ohne es zu wollen<br />

o<strong>de</strong>r zu durchschauen, die Ergebnisse einer letztlich bibelkritischen, christusfeindlichen Menschenweisheit<br />

übernommen haben, die mit ihren eigenen Überzeugungen von <strong>de</strong>r Inspiration und Autorität <strong>de</strong>r Bibel nicht<br />

vereinbar sind.<br />

Es ist das Ziel dieser Schrift, Gläubige zuzurüsten, damit sie die zwei unterschiedlichen Grundtexte (NA o<strong>de</strong>r<br />

TR) sowie die zwei unterschiedlichen Metho<strong>de</strong>n (Glauben an die göttliche Bewahrung o<strong>de</strong>r kritischverstan<strong>de</strong>smäßige<br />

Untersuchung <strong>de</strong>r Textformen) geistlich beurteilen und zu einem klaren Stand kommen können.<br />

Diese Schrift ist nicht „neutral“, son<strong>de</strong>rn geht vom Standpunkt <strong>de</strong>r göttlichen Bewahrung aus und will zeigen,<br />

was die geistlichen Vorzüge <strong>de</strong>s Textus Receptus sind. Je<strong>de</strong>r Gläubige sollte selbst beurteilen und prüfen,<br />

was hier ausgesagt wird; je<strong>de</strong>r muß vor Gott entschei<strong>de</strong>n, welchen Text er annehmen will. Aber möglichst viele<br />

Gläubige sollten zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>n Standpunkt <strong>de</strong>r Reformation, <strong>de</strong>r Täufer und <strong>de</strong>r Erweckungsbewegung kennen,<br />

bevor sie sich für eine Textform entschei<strong>de</strong>n.<br />

11


2. Was steht geschrieben?<br />

Textus Receptus und alexandrinischer Text <strong>im</strong> Vergleich<br />

Für das geistliche Urteil über die alexandrinischen Texte und <strong>de</strong>n Textus Receptus brauchen wir kein Studium<br />

<strong>de</strong>r Textkritik, keinen Doktor <strong>de</strong>r Theologie, auch keine Griechischkenntnisse. Was wir dagegen brauchen, ist<br />

ein wacher geistlicher Sinn, ein nüchternes Prüfen <strong>de</strong>r Tatbestän<strong>de</strong>: Welcher Text trägt das Kennzeichen göttlicher<br />

Inspiration? Welcher Text verherrlicht Christus? Welcher Text ist wi<strong>de</strong>rspruchsfrei und harmoniert mit <strong>de</strong>m<br />

Gesamtzeugnis <strong>de</strong>r Schrift? Das sind die geistlichen Maßstäbe, die wir aufgrund <strong>de</strong>r Aussagen <strong>de</strong>r Bibel selbst<br />

anlegen müssen, um zu einem Urteil zu kommen. In diesem Licht wollen wir zunächst einige charakteristische<br />

Verän<strong>de</strong>rungen betrachten, die <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen alexandrinischen Text vom reformatorischen Textus Receptus<br />

unterschei<strong>de</strong>n.<br />

a) Aussagen über Christus, Seine Gottessohnschaft und Seine Herrlichkeit<br />

Bibelstelle<br />

Mk 1,1<br />

Joh 6,69<br />

Joh 9,35-38<br />

Joh 3,13<br />

Joh 1,18<br />

Joh 14,28<br />

Textus Receptus<br />

(Schlachter 2000)<br />

1 Anfang <strong>de</strong>s Evangeliums von Jesus<br />

Christus, <strong>de</strong>m Sohn Gottes.<br />

69 und wir haben geglaubt und erkannt,<br />

daß du <strong>de</strong>r Christus bist, <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s<br />

lebendigen Gottes!<br />

35 Jesus hörte, daß sie ihn ausgestoßen<br />

hatten, und als er ihn fand, sprach er zu<br />

ihm: Glaubst du an <strong>de</strong>n Sohn Gottes?<br />

36 Er antwortete und sprach: Wer ist es,<br />

Herr, damit ich an ihn glaube?<br />

37 Jesus aber sprach zu ihm: Du hast ihn<br />

gesehen, und <strong>de</strong>r mit dir re<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r ist es!<br />

38 Er aber sprach: Ich glaube, Herr! und<br />

fiel anbetend vor ihm nie<strong>de</strong>r.<br />

13 Und niemand ist in <strong>de</strong>n H<strong>im</strong>mel<br />

hinaufgestiegen, außer <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

H<strong>im</strong>mel herabgestiegen ist, <strong>de</strong>s Menschen<br />

Sohn, <strong>de</strong>r <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel ist.<br />

18 Niemand hat Gott je gesehen; <strong>de</strong>r<br />

eingeborene Sohn, <strong>de</strong>r <strong>im</strong> Schoß <strong>de</strong>s<br />

Vaters ist, <strong>de</strong>r hat Aufschluß [über ihn]<br />

gegeben.<br />

28 Ihr habt gehört, daß ich zu euch sagte:<br />

Ich gehe hin, und ich komme zu euch!<br />

Wenn ihr mich lieb hättet, so wür<strong>de</strong>t ihr<br />

euch freuen, daß ich gesagt habe: Ich<br />

gehe zum Vater; <strong>de</strong>nn mein Vater ist<br />

größer als ich.<br />

12<br />

Nestle-Aland<br />

(nach Revidierte Elberfel<strong>de</strong>r)<br />

1 Anfang <strong>de</strong>s Evangeliums Jesu Christi *<br />

* *<br />

[NA 25, LU 56, RevElb 86]<br />

69 und wir haben geglaubt und erkannt,<br />

daß du <strong>de</strong>r Heilige Gottes bist.<br />

35 Jesus hörte, daß sie ihn hinausgeworfen<br />

hatten; und als er ihn fand, sprach er:<br />

Glaubst du an <strong>de</strong>n Sohn <strong>de</strong>s Menschen?<br />

36 Er antwortete und sprach: Und wer ist<br />

es, Herr, daß ich an ihn glaube?<br />

37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen,<br />

und <strong>de</strong>r mit dir re<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>r ist es.<br />

38 Er aber sprach: Ich glaube, Herr. Und<br />

er warf sich vor ihm nie<strong>de</strong>r.<br />

13 Und niemand ist hinaufgestiegen in<br />

<strong>de</strong>n H<strong>im</strong>mel als nur <strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

H<strong>im</strong>mel herabgestiegen ist, <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s<br />

Menschen * * *<br />

18 Niemand hat Gott jemals gesehen; <strong>de</strong>r<br />

eingeborene Gott [monogenes theos],<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>s Vaters Schoß ist, <strong>de</strong>r hat ihn<br />

kundgemacht. [vgl. Fn. rev. Elb.]<br />

28 Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt<br />

habe: Ich gehe hin, und ich komme zu<br />

euch. Wenn ihr mich liebtet, so wür<strong>de</strong>t ihr<br />

euch freuen, daß ich zum Vater gehe,<br />

<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Vater ist größer als ich.<br />

[so auch Joh 6,65; 8,28; 8,38; 10,29;<br />

10,32; 14,12; 15,10; 16,9; 20,17]


Mt 1,18<br />

Lk 9,35<br />

Joh 1,27<br />

1T<strong>im</strong> 3,16<br />

1Kor 15,47<br />

Apg 8,37<br />

18 Die Geburt Jesu Christi [gr. gennesis]<br />

geschah aber auf diese Weise:<br />

Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt<br />

ihr hören!<br />

dieser ist's, <strong>de</strong>r nach mir kommt, <strong>de</strong>r vor<br />

mir gewesen ist; und ich bin nicht würdig,<br />

ihm <strong>de</strong>n Schuhriemen zu lösen.<br />

16 Und anerkannt groß ist das Gehe<strong>im</strong>nis<br />

<strong>de</strong>r Gottesfurcht: Gott [gr. theos] ist geoffenbart<br />

wor<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Fleisch, gerechtfertigt<br />

<strong>im</strong> Geist, gesehen von <strong>de</strong>n Engeln,<br />

verkündigt unter <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>n, geglaubt in<br />

<strong>de</strong>r Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.<br />

47 Der erste Mensch ist von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />

irdisch; <strong>de</strong>r zweite Mensch ist <strong>de</strong>r Herr<br />

aus <strong>de</strong>m H<strong>im</strong>mel.<br />

36 Als sie aber auf <strong>de</strong>m Weg<br />

weiterzogen, kamen sie zu einem<br />

Wasser, und <strong>de</strong>r Kämmerer spricht:<br />

Siehe, hier ist Wasser! Was hin<strong>de</strong>rt mich,<br />

getauft zu wer<strong>de</strong>n?<br />

37 Da sprach Philippus: Wenn du von<br />

ganzem Herzen glaubst, so ist es<br />

erlaubt! Er antwortete und sprach: Ich<br />

glaube, daß Jesus Christus <strong>de</strong>r Sohn<br />

Gottes ist!<br />

38 Und er hieß <strong>de</strong>n Wagen anhalten, und<br />

sie stiegen bei<strong>de</strong> in das Wasser hinab,<br />

Philippus und <strong>de</strong>r Kämmerer, und er taufte<br />

ihn.<br />

13<br />

18 Mit <strong>de</strong>m Ursprung Jesu Christi [gr.<br />

genesis] verhielt es sich aber so:<br />

[RevElb 2000]<br />

Dieser ist mein auserwählter Sohn; ihn<br />

hört!<br />

<strong>de</strong>r nach mir kommt, * * * vor <strong>de</strong>m ich<br />

nicht würdig bin,…<br />

16 Und anerkannt groß ist das Gehe<strong>im</strong>nis<br />

<strong>de</strong>r Gottseligkeit : Der [gr. hos]<br />

geoffenbart wor<strong>de</strong>n ist <strong>im</strong> Fleisch,<br />

gerechtfertigt <strong>im</strong> Geist, gesehen von <strong>de</strong>n<br />

Engeln, gepredigt unter <strong>de</strong>n Nationen,<br />

geglaubt in <strong>de</strong>r Welt, aufgenommen in<br />

Herrlichkeit.<br />

47 Der erste Mensch ist von <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>,<br />

irdisch; <strong>de</strong>r zweite Mensch<br />

* * * vom H<strong>im</strong>mel.<br />

36 Als sie aber auf <strong>de</strong>m Weg fortzogen,<br />

kamen sie an ein Wasser. Und <strong>de</strong>r Kämmerer<br />

spricht: Siehe, da ist Wasser! Was<br />

hin<strong>de</strong>rt mich, getauft zu wer<strong>de</strong>n?<br />

37 * * *<br />

38 Und er befahl, <strong>de</strong>n Wagen anzuhalten.<br />

Und sie stiegen bei<strong>de</strong> in das Wasser hinab,<br />

sowohl Philippus als auch <strong>de</strong>r Kämmerer;<br />

und er taufte ihn.<br />

Hier haben wir eine Auswahl wichtiger Verän<strong>de</strong>rungen, die Aussagen über <strong>de</strong>n Herrn Jesus Christus und Seine<br />

Göttlichkeit und Gottessohnschaft betreffen. Dabei geht es um das Herz, das Zentrum <strong>de</strong>r Heiligen Schrift! Hier<br />

sind wir wahrhaftig auf heiligem Bo<strong>de</strong>n, und es sollte uns erschrecken, welche Verän<strong>de</strong>rungen jahrhun<strong>de</strong>rtelang<br />

überlieferter Gottesworte in unseren mo<strong>de</strong>rnen Bibeln stehen. Immer wie<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n ein<strong>de</strong>utige Aussagen, die<br />

Jesus Christus als <strong>de</strong>n Sohn Gottes bezeichnen, unter <strong>de</strong>m Einfluß <strong>de</strong>r wenigen alexandrinischen HSS weggestrichen<br />

(so Mk 1,1; Joh 6,69; Joh 9,35-38; Joh 1,18; Apg 8,37). Zum Teil wer<strong>de</strong>n sie durch an<strong>de</strong>re Bezeichnungen<br />

ersetzt, die aber keinen Beweis <strong>de</strong>r Gottessohnschaft beinhalten („<strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Menschen“, „<strong>de</strong>r Heilige<br />

Gottes“).<br />

Weshalb wird die Aussage gestrichen, daß <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Menschen <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel ist? Weil dies zeigt, daß <strong>de</strong>r<br />

Herr Jesus auch als wahrer Mensch zugleich Gott von Wesen ist. Auch die von NA verstümmelte Aussage, daß<br />

<strong>de</strong>r zweite Mensch <strong>de</strong>r Herr aus <strong>de</strong>m H<strong>im</strong>mel ist (1Kor 15,47), zeigt, daß Jesus Christus Gott und Mensch<br />

zugleich ist. Am schwerwiegendsten ist die Verfälschung <strong>de</strong>s Gehe<strong>im</strong>nisses <strong>de</strong>r Gottesfurcht in 1T<strong>im</strong> 3,16: Wo<br />

fast alle Handschriften klar bezeugen: „Gott ist geoffenbart wor<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Fleisch“, da heißt es in wenigen ägyptischen<br />

Handschriften: „Er ist geoffenbart wor<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Fleisch“. Damit ist <strong>de</strong>r stärkste direkte Lehraussage <strong>de</strong>s NT<br />

über die Gottheit Jesu Christi aus mo<strong>de</strong>rnen Bibeln verschwun<strong>de</strong>n!


Sehr schwerwiegend ist auch die Verfälschung von Mt 1,18, wo die alexandrinischen Texte und mit ihnen Nestle-Aland<br />

die lästerliche und aller biblischen Lehre wi<strong>de</strong>rsprechen<strong>de</strong> Aussage bringen, <strong>de</strong>r „Ursprung Jesu Christi“<br />

sei seine Zeugung bzw. Geburt als Mensch gewesen. Das leugnet die Gottheit und ewige Existenz <strong>de</strong>s Sohnes<br />

und ist eine so <strong>de</strong>utliche Fälschung <strong>im</strong> Sinne gnostischer und arianischer Irrlehren, daß man sich nur wun<strong>de</strong>rn<br />

kann, woher die Revisoren <strong>de</strong>r Elberfel<strong>de</strong>r Bibel <strong>de</strong>n traurigen Mut nehmen, eine solche Aussage in ihre<br />

Übersetzung zu bringen. Ähnlich verkehrt ist die Lesart „Dieser ist mein auserwählter Sohn“ in Lk 9,35. Nicht<br />

nur wird damit ein künstlicher Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>n Parallelberichten erzeugt, in <strong>de</strong>nen auch NA „geliebter“ hat,<br />

vor allem steckt hinter <strong>de</strong>r Formulierung „auserwählt“ eine raffinierte Leugnung <strong>de</strong>s biblischen Zeugnisses von<br />

<strong>de</strong>r Göttlichkeit und Einzigartigkeit Jesu Christi. Aus welchen Söhnen soll <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Herr Jesus „auserwählt“<br />

wor<strong>de</strong>n sein? Diese Lesart paßt zu <strong>de</strong>n bösen Irrlehren <strong>de</strong>s Arianismus (Adoptianismus), aber nicht zum biblischen<br />

Zeugnis über <strong>de</strong>n einzigen Sohn Gottes!<br />

Schließlich muß noch Joh 1,18 erwähnt wer<strong>de</strong>n, wo auch <strong>de</strong>r Einfluß klassischer Irrlehren auf <strong>de</strong>n alexandrinischen<br />

Text über<strong>de</strong>utlich wird. Wo <strong>de</strong>r TR mit <strong>de</strong>m Mehrheitstext bezeugt: „<strong>de</strong>r eingeborene Sohn, <strong>de</strong>r <strong>im</strong><br />

Schoß <strong>de</strong>s Vaters ist“, bringen einige wenige alexandrinischen Handschriften (NA 27 nennt nur 5 HSS: P 66 ,<br />

Sinaiticus 1. Hand, Vaticanus, C und L) die Lesart: „<strong>de</strong>r / ein eingeborene(r) Gott [monogenes theos], <strong>de</strong>r <strong>im</strong><br />

Schoß <strong>de</strong>s Vaters ist“. Die mo<strong>de</strong>rnen Übersetzungen beschönigen diese Aussage und übersetzen „<strong>de</strong>r einzige<br />

Gott“; es heißt aber nicht monos, son<strong>de</strong>rn monogenes = einzig-gezeugt /eingeboren. Abgesehen davon ergäbe<br />

die Bezeichnung <strong>de</strong>s Sohnes als „einziger Gott“ auch keinen lehrmäßig gesun<strong>de</strong>n Sinn! Wie sollte das Wort<br />

Gottes dann <strong>de</strong>n Vater bezeichnen, <strong>de</strong>r an dieser Stelle ja vom Sohn unterschie<strong>de</strong>n wird?<br />

Der ausgewiesene Kenner frühchristlicher Irrlehren Adolf v. Harnack ordnet in seiner „Dogmengeschichte“ diese<br />

Lesart <strong>de</strong>m Irrlehrer Arius zu (S. 215). Nirgends fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>r Bibel eine Vorstellung von einem „eingeborenen<br />

Gott“ – dafür aber in <strong>de</strong>n perversen Systemen <strong>de</strong>r Gnostiker und ihrer Nachfolger, zu <strong>de</strong>nen die Arianer<br />

gehören. Sie kannten niedrigere, geschaffene „Götter zweiten Gra<strong>de</strong>s“ und stuften <strong>de</strong>n Herrn Jesus Christus so<br />

ein. Die Lesart <strong>de</strong>s TR/Mehrheitstextes „<strong>de</strong>r eingeborene Sohn“ fügt sich dagegen klar in <strong>de</strong>n Textzusammenhang<br />

(Schoß <strong>de</strong>s Vaters) wie auch in <strong>de</strong>n Zusammenhang <strong>de</strong>s ganzen Johannesevangeliums und <strong>de</strong>r biblischen<br />

Lehre ein. Und sie steht in <strong>de</strong>n vielen hun<strong>de</strong>rten von Handschriften <strong>de</strong>s byzantinischen Textes (wahrscheinlich<br />

sind es für die Evangelien an die 4.000), also in 99% aller Textzeugen!<br />

Auch an<strong>de</strong>re Stellen zeigen eine Unterdrückung von inspirierten Zeugnissen über die Gotheit Jesu Christi. Die<br />

Aussage in Joh 3,13, daß <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Menschen zugleich <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel ist, verweist auf Seine Gottheit ebenso<br />

klar wie die Aussage <strong>de</strong>s Täufers, daß <strong>de</strong>r Herr Jesus Christus vor ihm war – obwohl er ja nach ihm geboren<br />

wur<strong>de</strong>. Daß <strong>de</strong>r zweite Mensch <strong>de</strong>r Herr aus <strong>de</strong>m H<strong>im</strong>mel ist (1Kor 15,47), verweist ebenso auf die Gottheit <strong>de</strong>s<br />

Christus. Daß alle diese Aussagen in <strong>de</strong>n ägyptischen Handschriften weggelassen wer<strong>de</strong>n, summiert sich zu<br />

einer ernsten Abschwächung und Verfälschung <strong>de</strong>s biblischen Zeugnisses über <strong>de</strong>n Sohn Gottes.<br />

Phil 4,13<br />

Eph 3,9<br />

Gal 4,7<br />

Röm 14,10<br />

Joh 7,8<br />

13 Ich vermag alles durch <strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r mich<br />

stark macht, Christus.<br />

9 und alle darüber zu erleuchten, welches<br />

die Gemeinschaft ist, die als Gehe<strong>im</strong>nis<br />

von <strong>de</strong>n Ewigkeiten her in Gott<br />

verborgen war, <strong>de</strong>r alles erschaffen hat<br />

durch Jesus Christus,<br />

7 So bist du also nicht mehr Knecht, son<strong>de</strong>rn<br />

Sohn; wenn aber Sohn, dann auch<br />

Erbe Gottes durch Christus.<br />

10 Du aber, was richtest du <strong>de</strong>inen Bru<strong>de</strong>r?<br />

O<strong>de</strong>r du, was verachtest du <strong>de</strong>inen<br />

Bru<strong>de</strong>r? Wir wer<strong>de</strong>n ja alle vor <strong>de</strong>m Richterstuhl<br />

<strong>de</strong>s Christus erscheinen;<br />

8 Geht ihr hinauf zu diesem Fest; ich<br />

gehe noch nicht zu diesem Fest hinauf;<br />

<strong>de</strong>nn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.<br />

14<br />

13 Alles vermag ich in <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r mich<br />

kräftigt * * *.<br />

9 und ans Licht zu bringen, was die Verwaltung<br />

<strong>de</strong>s Gehe<strong>im</strong>nisses sei, das von<br />

<strong>de</strong>n Zeitaltern her in Gott, <strong>de</strong>r alle Dinge<br />

geschaffen hat * * *, verborgen war<br />

7 Also bist du nicht mehr Sklave, son<strong>de</strong>rn<br />

Sohn; wenn aber Sohn, so auch Erbe<br />

durch Gott.<br />

10 Du aber, was richtest du <strong>de</strong>inen Bru<strong>de</strong>r?<br />

O<strong>de</strong>r auch du, was verachtest du<br />

<strong>de</strong>inen Bru<strong>de</strong>r? Denn wir wer<strong>de</strong>n alle vor<br />

<strong>de</strong>n Richterstuhl Gottes gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

8 Geht ihr hinauf zu diesem Fest! Ich<br />

gehe nicht hinauf zu diesem Fest; <strong>de</strong>nn<br />

meine Zeit ist noch nicht erfüllt.


Hier sind einige Aussagen zusammengestellt, die die Herrlichkeit Jesu Christi als <strong>de</strong>s Sohnes Gottes betreffen.<br />

Auch hier fin<strong>de</strong>n wir, daß die alexandrinischen Texte die überragen<strong>de</strong> Rolle <strong>de</strong>s Sohnes Gottes in Gottes<br />

Schöpfungs- und Heilshan<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>utlich abwerten und verfälschen. Es ist eine wichtige Offenbarung in <strong>de</strong>r Lehre<br />

über Christus, daß Gott alles durch Ihn erschaffen hat. Auch wenn wir diese Lehre an an<strong>de</strong>ren Stellen ebenfalls<br />

bezeugt fin<strong>de</strong>n, ist doch mit Eph 3,9 ein wichtiges Zeugnis in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln verlorengegangen. Auch in<br />

Gal 4,7 ist die Streichung <strong>de</strong>r Mittlerrolle <strong>de</strong>s Christus bei unserem Erbe schwerwiegend, zumal die Formulierung<br />

„Erbe durch Gott“ <strong>de</strong>r Schrift fremd ist.<br />

Die Schrift bezeugt auch klar, daß die Gläubigen durch Christus gerichtet wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Vater <strong>de</strong>m Sohn<br />

alles Gericht übergeben hat. Von daher ist die Umän<strong>de</strong>rung von „Richterstuhl <strong>de</strong>s Christus“ in „Richterstuhl<br />

Gottes“ eine Abwertung <strong>de</strong>s Christus und ein Bruch zu allen an<strong>de</strong>ren Aussagen in <strong>de</strong>n Paulusbriefen über das<br />

Schiedsgericht <strong>de</strong>s Christus. In Joh 7,8 stellen die gefälschten alexandrinischen HSS unseren Herrn entwe<strong>de</strong>r<br />

als Lügner o<strong>de</strong>r als nicht allwissend hin, während <strong>de</strong>r TR/MT die völlige Gerechtigkeit und Makellosigkeit und<br />

göttliche Allwissenheit unseres Herrn bezeugt. Welche Texte sind inspiriert, welche von Menschen gefälscht?<br />

Dem geistlich Urteilen<strong>de</strong>n wird die Entscheidung nicht schwerfallen. Hier wäre auch die Streichung eines wichtigen<br />

Zeugnisses über die Auferstehung, H<strong>im</strong>melfahrt und Verherrlichung <strong>de</strong>s Herrn zu nennen, die durch die<br />

Bezeichnung von Mk 16,19-20 als „späteren Zusatz“ entsteht.<br />

b) Aussagen zur Errettung durch das Sühnopfer Jesu Christi<br />

Bibelstelle<br />

Mt 18,10-11<br />

Lk 9,54-56<br />

Lk 4,18<br />

Textus Receptus<br />

(Schlachter 2000)<br />

10 Seht zu, daß ihr keinen dieser Kleinen<br />

verachtet! Denn ich sage euch: Ihre Engel<br />

<strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel schauen allezeit das<br />

Angesicht meines Vaters <strong>im</strong> H<strong>im</strong>mel.<br />

11 Denn <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Menschen ist<br />

gekommen, um das Verlorene zu retten.<br />

54 Als aber seine Jünger Jakobus und<br />

Johannes das sahen, sagten sie: Herr,<br />

willst du, daß wir sprechen, daß Feuer<br />

vom H<strong>im</strong>mel herabfallen und sie<br />

verzehren soll, wie es auch Elia getan<br />

hat?<br />

55 Er aber wandte sich um und ermahnte<br />

sie ernstlich und sprach: Wißt ihr nicht,<br />

welches Geistes [Kin<strong>de</strong>r] ihr seid?<br />

56 Denn <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s Menschen ist<br />

nicht gekommen, um die Seelen <strong>de</strong>r<br />

Menschen zu ver<strong>de</strong>rben, son<strong>de</strong>rn zu<br />

erretten! Und sie zogen in ein an<strong>de</strong>res<br />

Dorf.<br />

18 „Der Geist <strong>de</strong>s Herrn ist auf mir, weil er<br />

mich gesalbt hat, <strong>de</strong>n Armen frohe<br />

Botschaft zu verkün<strong>de</strong>n; er hat mich<br />

gesandt, zu heilen, die zerbrochenen<br />

Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu<br />

verkündigen und <strong>de</strong>n Blin<strong>de</strong>n, daß sie<br />

wie<strong>de</strong>r sehend wer<strong>de</strong>n, Zerschlagene in<br />

Freiheit zu setzen,<br />

15<br />

Nestle-Aland<br />

(Revidierte Elberfel<strong>de</strong>r)<br />

10 Seht zu, daß ihr nicht eines dieser<br />

Kleinen verachtet! Denn ich sage euch,<br />

daß ihre Engel in <strong>de</strong>n H<strong>im</strong>meln allezeit<br />

das Angesicht meines Vaters schauen,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n H<strong>im</strong>meln ist.<br />

11 * * *<br />

54 Als aber seine Jünger Jakobus und<br />

Johannes das sahen, sprachen sie: Herr,<br />

willst du, daß wir sagen, daß Feuer vom<br />

H<strong>im</strong>mel herabfallen und sie verzehren<br />

soll?<br />

55 Er wandte sich aber um und schalt sie.<br />

56 * * * Und sie gingen nach einem an<strong>de</strong>ren<br />

Dorf.<br />

18 „Der Geist <strong>de</strong>s Herrn ist auf mir, weil er<br />

mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft<br />

zu verkündigen; er hat mich gesandt, * * *<br />

Gefangenen Freiheit auszurufen und<br />

Blin<strong>de</strong>n, daß sie wie<strong>de</strong>r sehen, Zerschlagene<br />

in Freiheit hinzusen<strong>de</strong>n,


Kol 1,14<br />

Joh 6,47<br />

Mk 9,42<br />

1Kor 5,7<br />

1Pt 4,1<br />

Mt 9,13<br />

Mk 2,17<br />

Mk 10,24<br />

2Kor 5,17<br />

14 in welchem wir die Erlösung haben<br />

durch sein Blut, die Vergebung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>n;<br />

47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer<br />

an mich glaubt, hat ewiges Leben.<br />

42 wer aber einem <strong>de</strong>r Kleinen, die an<br />

mich glauben, Anstoß [zur Sün<strong>de</strong>] gibt,<br />

…<br />

7 Darum fegt <strong>de</strong>n alten Sauerteig aus,<br />

damit ihr ein neuer Teig seid, da ihr ja<br />

ungesäuert seid! Denn unser Passahlamm<br />

ist ja für uns geschlachtet wor<strong>de</strong>n:<br />

Christus.<br />

1 Da nun Christus für uns <strong>im</strong> Fleisch<br />

gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit<br />

<strong>de</strong>rselben Gesinnung; <strong>de</strong>nn wer <strong>im</strong><br />

Fleisch gelitten hat, <strong>de</strong>r hat mit <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong><br />

abgeschlossen,<br />

Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte<br />

zu berufen, son<strong>de</strong>rn Sün<strong>de</strong>r zur Buße.<br />

17 Als Jesus es hörte, sprach er zu ihnen:<br />

Nicht die Starken brauchen <strong>de</strong>n Arzt,<br />

son<strong>de</strong>rn die Kranken. Ich bin nicht gekommen,<br />

Gerechte zu berufen, son<strong>de</strong>rn<br />

Sün<strong>de</strong>r zur Buße.<br />

24 … Da begann Jesus wie<strong>de</strong>rum und<br />

sprach zu ihnen: Kin<strong>de</strong>r, wie schwer ist es<br />

für die, welche ihr Vertrauen auf Reichtum<br />

setzen, in das Reich Gottes hineinzukommen!<br />

17 Darum: ist jemand in Christus, so ist er<br />

eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen;<br />

siehe, es ist alles neu gewor<strong>de</strong>n!<br />

16<br />

14 In ihm haben wir die Erlösung<br />

* * *, die Vergebung <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong>n.<br />

47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer<br />

* * * glaubt, hat ewiges Leben.<br />

42 Und wer einem dieser Kleinen, die * * *<br />

glauben, Anlaß zur Sün<strong>de</strong> gibt,<br />

[NA 25, revElb 86]<br />

7 Fegt <strong>de</strong>n alten Sauerteig aus, damit ihr<br />

ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits<br />

ungesäuert seid! Denn auch unser Passahlamm,<br />

Christus, ist * * * geschlachtet.<br />

1 Da nun Christus * * * <strong>im</strong> Fleisch gelitten<br />

hat, so wappnet auch ihr euch mit <strong>de</strong>rselben<br />

Gesinnung - <strong>de</strong>nn wer <strong>im</strong> Fleisch<br />

gelitten hat, hat mit <strong>de</strong>r Sün<strong>de</strong> abgeschlossen<br />

Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte<br />

zu rufen, son<strong>de</strong>rn Sün<strong>de</strong>r * * *.<br />

17 Und Jesus hörte es und spricht zu<br />

ihnen: Nicht die Starken brauchen einen<br />

Arzt, son<strong>de</strong>rn die Kranken. Ich bin nicht<br />

gekommen, Gerechte zu rufen, son<strong>de</strong>rn<br />

Sün<strong>de</strong>r * * *.<br />

24 … Jesus aber antwortete wie<strong>de</strong>r und<br />

spricht zu ihnen: Kin<strong>de</strong>r, wie schwer ist es<br />

* * *, in das Reich Gottes hineinzukommen!<br />

17 Daher, wenn jemand in Christus ist, so<br />

ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist<br />

vergangen, siehe, Neues ist gewor<strong>de</strong>n!<br />

Auch in <strong>de</strong>r so wichtigen Lehre von <strong>de</strong>r Errettung allein durch das Sühnopfer Jesu Christi und <strong>de</strong>n Glauben an<br />

Ihn bringen die alexandrinischen Handschriften ernste Verfälschungen und geistliche Verluste in <strong>de</strong>n Bibeltext.<br />

Die große Liebe und das wun<strong>de</strong>rbare Erbarmen unseres Herrn und Heilan<strong>de</strong>s wird <strong>de</strong>utlich weniger bezeugt in<br />

<strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen „wissenschaftlich gesicherten“ Bibeln, weil zwei be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Aussagen dazu fehlen (Mt 18,11<br />

und Lk 9,56). Wenn man dazu noch die Streichung in Lk 4,18 und die Weglassung <strong>de</strong>s berühmten „Vater vergib<br />

ihnen, <strong>de</strong>nn sie wissen nicht, was sie tun“ in Lk 23,34 (von NA als später Zusatz abgelehnt) und die<br />

Streichung <strong>de</strong>r Begegnung <strong>de</strong>s Herrn Jesus mit <strong>de</strong>r Ehebrecherin in Joh 7,53-8,11 n<strong>im</strong>mt (von NA ebenfalls als<br />

später Zusatz abgelehnt), dann zeigt sich hier eine üble Ten<strong>de</strong>nz.<br />

Die Streichung <strong>de</strong>s entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n „an mich“ in gleich zwei wichtigen Aussagen <strong>de</strong>s Herrn entspricht ganz<br />

<strong>de</strong>r Irrlehre <strong>de</strong>r Gnostiker damals wie auch <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Irrlehren und <strong>de</strong>m falschen Evangelium von heute –<br />

aber es steht <strong>im</strong> klaren Wi<strong>de</strong>rspruch zur Lehre und Gesamtaussage <strong>de</strong>r Schrift. Ähnliches gilt für die Streichung<br />

von „zur Buße“ in Mt 9,13 und Mk 2,17.


Auch die alexandrinische Verän<strong>de</strong>rung von Mk 10,24 be<strong>de</strong>utet eine Verdunkelung <strong>de</strong>s Evangeliums <strong>de</strong>r Errettung<br />

allein aus Gna<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n Glauben. Und die Abschwächung <strong>de</strong>s berühmten „alles ist neu gewor<strong>de</strong>n“<br />

zu „Neues ist gewor<strong>de</strong>n“ betrifft ebenfalls die biblische Lehre von <strong>de</strong>r Errettung.<br />

c) Aussagen zur biblischen Lehre<br />

Bibelstelle<br />

Eph 4,6<br />

Offb 22,21<br />

Eph 3,14<br />

Röm 1,16<br />

Mk 3,29<br />

2Pt 2,17<br />

Mk 9,43-46<br />

Textus Receptus<br />

(Schlachter 2000)<br />

6 ein Gott und Vater aller, über allen und<br />

durch alle und in euch allen.<br />

21 Die Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Herrn Jesus sei mit<br />

euch allen!<br />

14 Deswegen beuge ich meine Knie vor<br />

<strong>de</strong>m Vater unseres Herrn Jesus<br />

Christus,<br />

16 Denn ich schäme mich <strong>de</strong>s Evangeliums<br />

von Christus nicht; <strong>de</strong>nn es ist Gottes<br />

Kraft zur Rettung für je<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r glaubt,<br />

zuerst für <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n, dann auch für <strong>de</strong>n<br />

Griechen;<br />

29 wer aber gegen <strong>de</strong>n Heiligen Geist<br />

lästert, <strong>de</strong>r hat in Ewigkeit keine Vergebung,<br />

son<strong>de</strong>rn er ist einem ewigen Gericht<br />

verfallen.<br />

17 Solche sind Brunnen ohne Wasser,<br />

und Wolken, vom Sturmwind getrieben,<br />

und ihnen ist das Dunkel <strong>de</strong>r Finsternis<br />

aufbehalten in Ewigkeit.<br />

43 … als daß du bei<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> hast und in<br />

die Hölle fährst, in das unauslöschliche<br />

Feuer,<br />

44 wo ihr Wurm nicht stirbt und das<br />

Feuer nicht erlischt.<br />

45 Und wenn <strong>de</strong>in Fuß für dich ein<br />

Anstoß [zur Sün<strong>de</strong>] wird, so haue ihn ab!<br />

Es ist besser für dich, daß du lahm in das<br />

Leben eingehst, als daß du bei<strong>de</strong> Füße<br />

hast und in die Hölle geworfen wirst, in<br />

das unauslöschliche Feuer,<br />

46 wo ihr Wurm nicht stirbt und das<br />

Feuer nicht erlischt.<br />

17<br />

Nestle-Aland<br />

(Revidierte Elberfel<strong>de</strong>r)<br />

6 ein Gott und Vater aller, <strong>de</strong>r über allen<br />

und durch alle und in allen ist.<br />

21 Die Gna<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Herrn Jesus sei mit<br />

allen!<br />

14 Deshalb beuge ich meine Knie vor<br />

<strong>de</strong>m Vater * * *,<br />

16 Denn ich schäme mich <strong>de</strong>s Evangeliums<br />

* * * nicht, ist es doch Gottes Kraft<br />

zum Heil je<strong>de</strong>m Glauben<strong>de</strong>n, sowohl <strong>de</strong>m<br />

Ju<strong>de</strong>n zuerst als auch <strong>de</strong>m Griechen.<br />

29 wer aber gegen <strong>de</strong>n Heiligen Geist<br />

lästern wird, hat keine Vergebung in<br />

Ewigkeit, son<strong>de</strong>rn ist ewiger Sün<strong>de</strong><br />

schuldig.<br />

17 Diese sind Brunnen ohne Wasser und<br />

Nebel, vom Sturmwind getrieben; und<br />

ihnen ist das Dunkel <strong>de</strong>r Finsternis aufbewahrt<br />

* * *.<br />

43 … als mit zwei Hän<strong>de</strong>n in die Hölle zu<br />

kommen, in das unauslöschliche Feuer.<br />

44 * * *<br />

45 Und wenn <strong>de</strong>in Fuß dir Anlaß zur Sün<strong>de</strong><br />

gibt , so hau ihn ab! Es ist besser für<br />

dich, lahm in das Leben hineinzugehen,<br />

als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen<br />

zu wer<strong>de</strong>n.<br />

46 * * *<br />

Hier geht es um das biblische Evangelium in Abgrenzung zu unbiblischen Lehren, die auch heute wie<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rn<br />

sind: „Gott als Vater aller“, die Errettung aller Menschen durch eine billige universelle „Gna<strong>de</strong>“ ohne Buße


und Glauben an Jesus Christus. Gott ist eben nicht „in allen“ (Eph 4,6 -NA). Die Gna<strong>de</strong> ist nicht mit allen, son<strong>de</strong>rn<br />

nur mit <strong>de</strong>nen, die sie <strong>im</strong> Glauben annehmen (Offb 22,21).<br />

Der Gott <strong>de</strong>r Bibel ist <strong>de</strong>r Vater unseres Herrn Jesus Christus! Die Aussage „Deshalb beuge ich meine Knie vor<br />

<strong>de</strong>m Vater“ (Eph 3,14 -NA) kann <strong>im</strong> Lauf <strong>de</strong>r fortschreiten<strong>de</strong>n Entwicklung <strong>de</strong>r Welteinheitsreligion auch ein<br />

Hindu, Buddhist o<strong>de</strong>r New Age-Anhänger unterschreiben. Wenn es aber heißt „Deswegen beuge ich meine<br />

Knie vor <strong>de</strong>m Vater unseres Herrn Jesus Christus“ – dann wird es „eng“, dann steigen die Weltökumeniker<br />

aus, und dieses Bekenntnis können nur noch die wahren Christusgläubigen aussprechen. Irgen<strong>de</strong>in falsches<br />

„Evangelium“ wird auch die kommen<strong>de</strong> Welteinheitskirche propagieren – aber nicht das biblische Evangelium<br />

von Christus (Röm 1,16)!<br />

Es ist kennzeichend, daß die alexandrinischen Texte an einigen Stellen Verän<strong>de</strong>rungen anbringen, die die unbiblische<br />

Irrlehre <strong>de</strong>r „Allversöhnung“ stützen. Der gnostisch beeinflußte Alexandriner Origenes, einer <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten<br />

Irrlehrer in <strong>de</strong>r frühen katholischen Kirche und einer <strong>de</strong>r Vorläufer <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Textkritik, gilt als<br />

<strong>de</strong>r Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r „Allversöhnung“. An mehreren Stellen wird das Zeugnis von einem ewigen Gericht über die<br />

Sün<strong>de</strong>r weggelassen (Mk 3,29; 2Pt 2,17; Mk 9,43-46).<br />

1Pt 2,2<br />

1Kor 11,29<br />

1Kor 7,3<br />

1Joh 4,19<br />

Mk 10,21<br />

Gal 3,1<br />

1T<strong>im</strong> 6,5<br />

2 und seid als neugeborene Kindlein<br />

begierig nach <strong>de</strong>r vernünftigen,<br />

unverfälschten Milch, damit ihr durch sie<br />

heranwachst,<br />

29 <strong>de</strong>nn wer unwürdig ißt und trinkt, <strong>de</strong>r<br />

ißt und trinkt sich selbst ein Gericht, weil<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Leib <strong>de</strong>s Herrn nicht unterschei<strong>de</strong>t.<br />

3 <strong>de</strong>r Mann gebe <strong>de</strong>r Frau die Zuneigung,<br />

die er ihr schuldig ist, ebenso<br />

aber auch die Frau <strong>de</strong>m Mann.<br />

19 Wir lieben Ihn, weil er uns zuerst geliebt<br />

hat.<br />

21 … und komm, n<strong>im</strong>m das Kreuz auf<br />

dich und folge mir nach!<br />

1 O ihr unverständigen Galater, wer hat<br />

euch verzaubert, daß ihr <strong>de</strong>r Wahrheit<br />

nicht gehorcht, …<br />

5 unnütze Streitgespräche von<br />

Menschen, die eine verdorbene<br />

Gesinnung haben und <strong>de</strong>r Wahrheit<br />

beraubt sind und meinen, die Gottesfurcht<br />

sei ein Mittel zur Bereicherung – von<br />

solchen halte dich fern!<br />

18<br />

2 und seid wie neugeborene Kin<strong>de</strong>r begierig<br />

nach <strong>de</strong>r vernünftigen, unverfälschten<br />

Milch - damit ihr durch sie wachset<br />

zur Rettung -<br />

29 Denn wer * * * ißt und trinkt, ißt und<br />

trinkt sich selbst Gericht, wenn er <strong>de</strong>n<br />

Leib [<strong>de</strong>s Herrn] nicht [richtig] beurteilt.<br />

3 Der Mann leiste <strong>de</strong>r Frau die [eheliche]<br />

Pflicht, ebenso aber auch die Frau <strong>de</strong>m<br />

Mann.<br />

19 Wir lieben * * *, weil er uns zuerst geliebt<br />

hat.<br />

21 … und komm, * * * folge mir nach!<br />

1 O unverständige Galater! Wer hat euch<br />

bezaubert * * *…<br />

5 ständige Zänkereien von Menschen, die<br />

in <strong>de</strong>r Gesinnung verdorben und <strong>de</strong>r<br />

Wahrheit beraubt sind und meinen, die<br />

Gottseligkeit sei [ein Mittel] zum Gewinn<br />

* * *.<br />

Hier geht es um Aussagen zum biblischen Glaubensleben. Die Errettung empfangen wir aus Gna<strong>de</strong> durch <strong>de</strong>n<br />

Glauben. Wir können nicht „zur Errettung heranwachsen“, wie NA uns in 1Pt 2,2 nahelegt; das ist ein unbiblischer,<br />

heidnischer Gedanke. Daß hier nicht die ewige Errettung gemeint sei, wie manche meinen, macht <strong>de</strong>n<br />

Satz nicht besser o<strong>de</strong>r verständlicher.


In 1Kor 11,29 bringen die alexandrinischen HSS eine solche Verstümmelung in <strong>de</strong>n Text, daß er wörtlich lauten<br />

wür<strong>de</strong>: „<strong>de</strong>nn wer ißt und trinkt, <strong>de</strong>r ißt und trinkt sich selbst ein Gericht, weil er <strong>de</strong>n Leib nicht unterschei<strong>de</strong>t“.<br />

Diese dunkel-mystische, bedrohliche Aussage ist so wi<strong>de</strong>rsinnig, daß sich die Übersetzungen damit behelfen,<br />

nach TR <strong>de</strong>n Text zu ergänzen. In 1Kor 7,3 steht <strong>de</strong>r TR in schöner Übereinst<strong>im</strong>mung mit an<strong>de</strong>ren Stellen (vgl.<br />

Eph 5,25-28; 1Pt 3,7), während NA eher heidnisches Gedankengut hereinbringt.<br />

Die Auslassung von „ihn“ in 1Joh 4,19 bringt eine schwerwiegen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung in diese so schöne und wichtige<br />

Aussage. Auch die Auslassung in Mk 10,21 verkürzt die Aussage <strong>de</strong>s Herrn um etwas ganz Wichtiges (übrigens<br />

ganz <strong>im</strong> Sinne mo<strong>de</strong>rner Strömungen). Die bei<strong>de</strong>n Auslassungen in Gal 3,1 und 1T<strong>im</strong> 6,5 betreffen die<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Irrlehren und bringen ebenfalls <strong>de</strong>utlichen Substanzverlust in <strong>de</strong>r Aussage.<br />

An verschie<strong>de</strong>nen Stellen lassen die alexandrinischen Texte und mit ihnen NA das Fasten <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit Gebet aus, was kaum ein Zufall sein kann: Mt 17,21: „Aber diese Art fährt nicht aus außer durch Gebet<br />

und Fasten“ - NA streicht <strong>de</strong>n Vers komplett; Mk 9,29: „Diese Art kann durch nichts ausfahren außer durch<br />

Gebet und Fasten“ - hier streicht NA „und Fasten“; 1Kor 7,5/TR: „damit ihr euch <strong>de</strong>m Fasten und Gebet widmen<br />

könnt“; NA streicht „Fasten“. Dasselbe geschieht in Apg 10,30. Im En<strong>de</strong>rgebnis haben die mo<strong>de</strong>rnen Bibeln<br />

keinerlei ermuntern<strong>de</strong>n Hinweis darauf, daß Fasten in Verbindung mit Gebet (nicht als religiöse Pflichtübung)<br />

für nt. Gläubige empfohlen wird!<br />

Mk 15,28<br />

Mt 27,35<br />

Mk 13,14<br />

Mt 1,7-10<br />

Mk 1,2<br />

Apg 7,30<br />

Mt 27,34<br />

27 Und mit ihm kreuzigten sie zwei<br />

Räuber, einen zu seiner Rechten und<br />

einen zu seiner Linken.<br />

28 Da wur<strong>de</strong> die Schrift erfüllt, die<br />

spricht: „Und er ist unter die<br />

Gesetzlosen gerechnet wor<strong>de</strong>n.“<br />

35 Nach<strong>de</strong>m sie ihn nun gekreuzigt<br />

hatten, teilten sie seine Klei<strong>de</strong>r unter sich<br />

und warfen das Los, damit erfüllt wür<strong>de</strong>,<br />

was durch <strong>de</strong>n Propheten gesagt ist:<br />

„Sie haben meine Klei<strong>de</strong>r unter sich<br />

geteilt, und das Los über mein Gewand<br />

geworfen.“<br />

14 Wenn ihr aber <strong>de</strong>n Greuel <strong>de</strong>r<br />

Verwüstung, von <strong>de</strong>m durch <strong>de</strong>n<br />

Propheten Daniel gere<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, da<br />

stehen seht, wo er nicht soll …<br />

7 … Abija zeugte <strong>de</strong>n Asa …<br />

10 … Manasse zeugte <strong>de</strong>n Amon; Amon<br />

zeugte <strong>de</strong>n Josia…<br />

2 Wie geschrieben steht in <strong>de</strong>n Propheten:<br />

„Siehe, ich sen<strong>de</strong> meinen Boten vor<br />

<strong>de</strong>inem Angesicht her, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>inen Weg<br />

vor dir bereiten wird.“ [Mal 3,1]<br />

30 Und als 40 Jahre erfüllt waren, erschien<br />

ihm in <strong>de</strong>r Wüste <strong>de</strong>s Berges Sinai<br />

<strong>de</strong>r Engel <strong>de</strong>s Herrn in <strong>de</strong>r Feuerflamme<br />

eines Busches.<br />

34 gaben sie ihm Essig mit Galle vermischt<br />

zu trinken; und als er es gekostet<br />

hatte, wollte er nicht trinken.<br />

[vgl. Mt 26,29; Ps 69,22]<br />

19<br />

27 Und mit ihm kreuzigen sie zwei Räuber,<br />

einen zu seiner Rechten und einen<br />

zu seiner Linken.<br />

28 * * *<br />

35 Als sie ihn aber gekreuzigt hatten,<br />

verteilten sie seine Klei<strong>de</strong>r, in<strong>de</strong>m sie das<br />

Los warfen<br />

* * *.<br />

14 Wenn ihr aber <strong>de</strong>n Greuel <strong>de</strong>r Verwüstung<br />

* * * stehen seht, wo er nicht sollte …<br />

7 Abia zeugte <strong>de</strong>n Asaph …<br />

10 Manasse zeugte <strong>de</strong>n Amos. Amos …<br />

(NA und Zürcher 1931; rev. ELB FN)<br />

2 wie in <strong>de</strong>m Propheten Jesaja geschrieben<br />

steht: „Siehe, ich sen<strong>de</strong> meinen<br />

Boten vor <strong>de</strong>inem Angesicht her, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>inen<br />

Weg bereiten wird.“ [Mal 3,1]<br />

30 Als vierzig Jahre verflossen waren,<br />

erschien ihm in <strong>de</strong>r Wüste <strong>de</strong>s Berges<br />

Sinai ein Engel in <strong>de</strong>r Feuerflamme eines<br />

Dornbusches.<br />

34 gaben sie ihm mit Galle vermischten<br />

Wein zu trinken, und als er davon gekostet<br />

hatte, wollte er nicht trinken.


Lk 4,43-44; 5,1<br />

Lk 9,10<br />

Mk 6,22<br />

43 Er aber sprach zu ihnen: Ich muß auch<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Städten das Evangelium<br />

vom Reich Gottes verkündigen; <strong>de</strong>nn<br />

dazu bin ich gesandt. 44 Und er verkündigte<br />

in <strong>de</strong>n Synagogen von Galiläa. 5,1<br />

Es begab sich aber, als die Menge sich<br />

zu ihm drängte, um das Wort Gottes zu<br />

hören, daß er am See Genezareth stand;<br />

Und die Apostel kehrten zurück und erzählten<br />

ihm alles, was sie getan hatten.<br />

Und er nahm sie zu sich und zog sich<br />

zurück an einen einsamen Ort bei <strong>de</strong>r<br />

Stadt, die Bethsaida heißt.<br />

da trat die Tochter <strong>de</strong>r Herodias herein<br />

und tanzte. Und weil sie <strong>de</strong>m Hero<strong>de</strong>s<br />

und <strong>de</strong>nen, die mit ihm zu Tisch saßen,<br />

gefiel, sprach <strong>de</strong>r König zu <strong>de</strong>m Mädchen:<br />

Bitte von mir, was du willst, so will<br />

ich es dir geben!<br />

20<br />

44 Und er predigte in <strong>de</strong>n Synagogen<br />

Judäas. …<br />

[NA 27; ÖkEinh; Zü 1931]<br />

… und er nahm sie mit uns zog sich abseits<br />

zurück nach einer Stadt mit Namen<br />

Betsaida.<br />

Da trat seine Tochter Herodias herein<br />

und tanzte.<br />

[so NA 27 mit Sinaiticus, Vaticanus und 4<br />

an<strong>de</strong>ren alexandrinischen HSS]<br />

Eine <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlichen Kennzeichen dafür, daß die alexandrinischen Texte nicht <strong>de</strong>n Urtext wie<strong>de</strong>rgeben können,<br />

sind die verschie<strong>de</strong>nen Stellen, wo sie die Einheit <strong>de</strong>r Aussage und die Irrtumslosigkeit <strong>de</strong>r Schrift brechen,<br />

in<strong>de</strong>m z. B. <strong>de</strong>n Schreibern <strong>de</strong>s NT sachliche Unrichtigkeiten bzw. Unkenntnis <strong>de</strong>r Schrift unterschoben wer<strong>de</strong>n.<br />

So gibt NA 27 in Mt 1,8-10 die grotesken Abschreibfehler einiger ägyptischer Abschreiber als Urtext aus und<br />

macht aus <strong>de</strong>m at. „Asa“ einen „Asaph“, aus Amon einen „Amos“. TR st<strong>im</strong>mt völlig mit <strong>de</strong>m AT überein. Das<br />

erklärt sich daraus, daß die bibelkritischen, ungläubigen Textkritiker ja die Inspiration <strong>de</strong>r Heiligen Schrift leugnen<br />

und es für sie völlig normal ist, <strong>de</strong>n Schreibern <strong>de</strong>s NT Unrichtiges und Wi<strong>de</strong>rsprüchliches unterzuschieben.<br />

In Mk 1,2 erweckt die gnostisch-alexandrinische Fassung <strong>de</strong>n Eindruck, als wüßte Markus nicht, daß das folgen<strong>de</strong><br />

Zitat nicht in Jesaja, son<strong>de</strong>rn Maleachi steht, und schmuggelt einen offensichtlichen Irrtum in die Bibel –<br />

auf das Zeugnis von ganzen 8 HSS gegen etwa 3-4.000! Ähnliches gilt für Apg 7,30, wo NA unterstellt, daß <strong>de</strong>r<br />

Ju<strong>de</strong> und inspirierte Christuszeuge Stephanus nicht gewußt hätte, wer Mose <strong>im</strong> Dornbusch begegnete – nicht<br />

irgen<strong>de</strong>in Engel, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Engel <strong>de</strong>s Herrn, also Christus in einer at. Erscheinung!<br />

Auch Mt 27,34 ist eine be<strong>de</strong>utsame Verfälschung, wenn man die Aussage unseres Herrn in Mt 26,29 be<strong>de</strong>nkt,<br />

daß Er nicht mehr vom Gewächs <strong>de</strong>s Weinstocks trinken wer<strong>de</strong> bis zum Anbruch <strong>de</strong>s Reiches Gottes. Auch die<br />

Prophetie in Ps 69,22 wird durch die ägyptischen Handschriften gebrochen: „Und sie gaben mir Galle zur Speise<br />

und Essig zu trinken in meinem Durst.“ Der TR steht wie<strong>de</strong>r in völliger Übereinst<strong>im</strong>mung mit <strong>de</strong>m Ganzen<br />

<strong>de</strong>r Schrift.<br />

In Lk 4,43-5,1 ist es vom Textzusammenhang völlig klar, daß <strong>de</strong>r Herr in <strong>de</strong>n Synagogen Galiläas verkündigte.<br />

Das st<strong>im</strong>mt mit <strong>de</strong>m Vorhergehen<strong>de</strong>n wie auch mit <strong>de</strong>r Erwähnung <strong>de</strong>s Sees Genezareth in 5,1 völlig überein<br />

und entspricht auch <strong>de</strong>n Parallelberichten in Mt und Mk. In Mk 1,38 wird das direkt gesagt: In Mt 8,14-27 geht<br />

es aus <strong>de</strong>m Bericht klar hervor. Hier behaupten die Textkritiker, daß <strong>de</strong>r offenkundige Schreibfehler (o<strong>de</strong>r ist es<br />

eine Fälschung?) einiger ägyptischer Handschriften (P 75 , Sinaiticus, Vaticanus und 3 alte alexandrinische Hs.)<br />

<strong>de</strong>r ursprüngliche Text gewesen sei!<br />

Ähnliches geschieht in Lk 9,10. Der ganze Textzusammenhang zeigt, daß <strong>de</strong>r byzantinische Text richtig ist.<br />

Doch die alexandrinischen HSS behaupten, <strong>de</strong>r Herr habe sich „abseits“ in eine Stadt „zurückgezogen“! In V. 12<br />

sagen die Jünger dann selbst: „Denn wir sind hier an einem einsamen Ort!“. Noch dreister ist die Verfälschung<br />

<strong>de</strong>s Urtexts in Mk 6,22, wo NA 27 unterstellt, Markus habe Herodias als Tochter <strong>de</strong>s Hero<strong>de</strong>s bezeichnet. Im<br />

Griechischen steht hier bei NA 27 tès thygatros autou Héròdiados, was ein<strong>de</strong>utig heißt: „seine Tochter Herodias“.<br />

Diese offenkundig unrichtige Textvariante wird nur von Sinaiticus, Vaticanus und 4 weiteren alten Handschriften<br />

bezeugt, während die 3-4.000 Handschriften <strong>de</strong>s Mehrheitstexts die offenkundig richtige Textform haben.<br />

Es ist bezeichnend, daß sich keine mo<strong>de</strong>rne Übersetzung getraut, die offensichtlich gefälschte ägyptische<br />

Textform zu übersetzen; praktisch alle mo<strong>de</strong>rnen Bibeln geben hier <strong>de</strong>n Mehrheitstext wie<strong>de</strong>r.


Auch die drei Stellen, wo Bezüge nt. Ereignisse zu at. Prophetien gelöscht wer<strong>de</strong>n, be<strong>de</strong>uten einen ernstzunehmen<strong>de</strong>n<br />

geistlichen Verlust, gera<strong>de</strong> wo es um das Sühnopfer unseres Herrn Jesus Christus geht. Die Gnostiker<br />

akzeptierten das AT nicht o<strong>de</strong>r nur als Allegorie, und sie verwarfen auch das vollkommene Sühnopfer Jesu<br />

Christi als Erfüllung <strong>de</strong>r alttestamentlichen Voraussagen.<br />

3. Zur geistlichen Beurteilung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln<br />

Wie lassen sich die gera<strong>de</strong> dargestellten Textunterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n byzantinischen Mehrheitstexthandschriften<br />

und <strong>de</strong>n alexandrinischen Handschriften erklären? Bezeugen die frühen Handschriften aus Ägypten<br />

wirklich <strong>de</strong>n Urtext, während <strong>de</strong>r Mehrheitstext sich durch spätere menschliche Hinzufügungen erklärt? Können<br />

die alexandrinischen Handschriften wirklich die glaubwürdigen Zeugen <strong>de</strong>s von Gott gegebenen Urtextes sein?<br />

O<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n wir <strong>de</strong>n ursprünglichen Text in <strong>de</strong>r byzantinischen Überlieferungslinie, während die alexandrinische<br />

eine frühe Verfälschung <strong>de</strong>s wahren Wortlauts <strong>de</strong>s NT darstellt?<br />

a) Das Zeugnis <strong>de</strong>r Schrift zeigt, welcher Text von Gottes Geist eingegeben ist<br />

Die Antwort bekommen wir, wenn wir diese Frage wirklich geistlich und vom Wort Gottes her beurteilen. Welcher<br />

Text ist <strong>de</strong>r wirklich vom Geist Gottes inspirierte? Der alexandrinische, <strong>de</strong>r die Gottheit und Herrlichkeit<br />

Jesu Christi verdunkelt, von ihr abstreicht, sie in Frage stellt? O<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r byzantinische Text, <strong>de</strong>r Textus Receptus,<br />

<strong>de</strong>r sie klar und <strong>de</strong>utlich bezeugt? In Joh 16,14 sagt <strong>de</strong>r Sohn Gottes von Wirken <strong>de</strong>s Heiligen Geistes: „Er<br />

wird mich verherrlichen; <strong>de</strong>nn von <strong>de</strong>m Meinen wird er nehmen und es euch verkündigen. Alles, was<br />

<strong>de</strong>r Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt, daß er von <strong>de</strong>m Meinen nehmen und euch verkündigen<br />

wird“. In diesem Vers unterstreicht <strong>de</strong>r Herr Seine Gottheit und Wesengleichheit mit <strong>de</strong>m Vater, und zugleich<br />

kennzeichnet Er <strong>im</strong> beson<strong>de</strong>ren, was <strong>de</strong>r Geist <strong>de</strong>n Aposteln <strong>im</strong> Wort <strong>de</strong>r Schrift vermitteln wird: „Er wird mich<br />

verherrlichen“.<br />

In 2Kor 3,17-18 wird vom Geist <strong>de</strong>s Herrn ausgesagt, daß wir durch Sein Wirken „die Herrlichkeit <strong>de</strong>s Herrn<br />

anschauen“. In 2Kor 4,6 zeigt Paulus, was Gott Sein Wort in je<strong>de</strong>m wahren Gläubigen bewirkt: „… damit wir<br />

erleuchtet wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Erkenntnis <strong>de</strong>r Herrlichkeit Gottes <strong>im</strong> Angesicht Jesu Christi“. Der Text, <strong>de</strong>r<br />

dies klar und ohne Abstriche bezeugt, ist <strong>de</strong>r wahre, von Gott gegebene, durch <strong>de</strong>n Heiligen Geist eingegebene<br />

Text! Dieses Zeugnis kommt nicht aus <strong>de</strong>m selbst erdachten Wirken <strong>de</strong>s Menschen, aus seiner „eigenmächtigen<br />

Deutung“ (vgl. 2Pt 1,20-21), <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r natürliche Mensch neigt dazu, die Herrlichkeit <strong>de</strong>s Christus abzuwerten<br />

und zu übersehen, wie es auch die Ju<strong>de</strong>n taten, als <strong>de</strong>r Sohn Gottes unter ihnen wan<strong>de</strong>lte.<br />

Umgekehrt wird uns in 2Kor 4,3-4 gesagt, daß <strong>de</strong>r Satan bewirkt, daß die Herrlichkeit <strong>de</strong>s Christus verhüllt wird:<br />

„Wenn aber unser Evangelium verhüllt ist, so ist es bei <strong>de</strong>nen verhüllt, die verlorengehen; bei <strong>de</strong>n Ungläubigen,<br />

<strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Gott dieser Weltzeit die Sinne verblen<strong>de</strong>t hat, so daß ihnen das helle Licht <strong>de</strong>s<br />

Evangeliums von <strong>de</strong>r Herrlichkeit <strong>de</strong>s Christus nicht aufleuchtet, welcher Gottes Ebenbild ist.“ Zu diesen<br />

Ungläubigen gehörten auch die Gnostiker aus Alexandria und Oberäygpten! Sie waren durch <strong>de</strong>n Satan verblen<strong>de</strong>t,<br />

so daß sie die göttliche Herrlichkeit <strong>de</strong>s Christus, <strong>de</strong>r Gott von Ewigkeit ist, <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s lebendigen<br />

Gottes, wesensgleich und eins mit <strong>de</strong>m Vater, nicht erkennen konnten. Bei einer geistlichen Prüfung <strong>de</strong>s alexandrinischen<br />

Texts wird es rasch <strong>de</strong>utlich, daß die satanisch inspirierten Irrtümer <strong>de</strong>r Gnostiker in bezug auf<br />

Christus in einem direkten Zusammenhang mit zahlreichen Auslassungen, Verdrehungen und Verstümmelungen<br />

<strong>de</strong>s Bibeltextes stehen, die die alexandrinischen Handschriften kennzeichnen.<br />

b) Die Lehren <strong>de</strong>r Gnosis und die geistliche Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r alexandrinischen Textverän<strong>de</strong>rungen<br />

Was waren die Lehren <strong>de</strong>r Gnosis und speziell ihrer „christlichen“ Ausprägung? Die Grundlehren <strong>de</strong>r Gnosis<br />

beinhalteten – vereinfacht dargestellt – einen unbiblischen Gegensatz zwischen Geist (<strong>de</strong>r gut und göttlich ist)<br />

und Materie / Leiblichkeit (die grundsätzlich böse und verdorben ist). Die Gnostiker schrieben die geschaffene<br />

Welt einer bösen, niedrigeren Schöpfergottheit zu („Demiurg“), <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r christlichen Gnosis lästerlich mit <strong>de</strong>m<br />

alttestamentlichen Gott Israels gleichgesetzt wur<strong>de</strong>. Nicht die Sün<strong>de</strong> war schuld am Fall <strong>de</strong>r an sich guten<br />

Schöpfung Gottes, son<strong>de</strong>rn die Schöpfung selbst war angeblich verkehrt und verdorben. Bezeichnen<strong>de</strong>rweise<br />

wur<strong>de</strong> die Schlange von vielen Gnostikern als gut bezeichnet; sie habe die Menschen „befreien“ wollen. Wir<br />

sehen hier, wie <strong>de</strong>r Satan diese verfinsterten Menschen verblen<strong>de</strong>te, damit sie ihn verehrten anstatt <strong>de</strong>n wahren<br />

Schöpfergott.<br />

21


Dementsprechend lehrte die Gnosis auch einen völlig unbiblischen, falschen „Erlösungsweg“. Best<strong>im</strong>mte Menschen<br />

(die Pneumatiker o<strong>de</strong>r „Geistesmenschen“) hätten einen „göttlichen Funken“ in sich, <strong>de</strong>r danach strebe,<br />

sich durch „Erkenntnis“ (Gnosis) von <strong>de</strong>m Leiblich-Materiellen zu befreien und eins mit <strong>de</strong>r heidnisch verstan<strong>de</strong>nen<br />

gnostischen Gottheit zu wer<strong>de</strong>n. Durch diese mystische „Erleuchtung“ wer<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Mensch quasi selbst zu<br />

einem Gott und sei über alle Moral und irdischen Gesetze erhaben. Die Ablehnung alles Leiblichen führte bei<br />

<strong>de</strong>n einen zu einer strengen Askese mit Ablehnung <strong>de</strong>r Ehe und Speisevorschriften, bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren zu einer<br />

völligen Zügellosigkeit, weil <strong>de</strong>r „Erleuchtete“ angeblich über Gut und Böse erhaben sei (vgl. die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Warnungen <strong>im</strong> Kolosser- bzw. 1. Johannesbrief!)<br />

Die „christlichen“ Gnostiker verwarfen das biblische Zeugnis von <strong>de</strong>r Gottheit Jesu Christi bzw. <strong>de</strong>uteten es in<br />

einem heidnisch-verfälschten Sinn um. Für sie war Jesus Christus nicht Gottes Sohn; Gott konnte in ihrem<br />

heidnischen Verständnis keinen Sohn haben. Christus war für sie ein hohes Geschöpf, ein Geistwesen, das<br />

auch nie Mensch wer<strong>de</strong>n konnte. Er wur<strong>de</strong> als Botschafter <strong>de</strong>r „Gnosis“ hingestellt; zu diesem Zweck wur<strong>de</strong>n<br />

manche Seiner Aussprüche absurd umge<strong>de</strong>utet und eigene gefälschte „Evangelien“ verfaßt, in <strong>de</strong>nen Jesus<br />

Christus verdrehte Lehrsprüche <strong>de</strong>r Gnostiker in <strong>de</strong>n Mund gelegt wur<strong>de</strong>n.<br />

Beson<strong>de</strong>rs anstößig und unannehmbar war für die Gnostiker die Fleischwerdung Jesu Christi, weil ja für sie<br />

„Fleisch“ automatisch böse und wi<strong>de</strong>rgöttlich war. Sie leugneten von daher die Jungfrauengeburt und bestritten,<br />

daß Christus wahrer Mensch gewor<strong>de</strong>n und <strong>im</strong> Fleisch gekommen war. Gera<strong>de</strong> gegen diese böse Irrlehre richtet<br />

sich <strong>de</strong>r 1. Johannesbrief (vgl. beson<strong>de</strong>rs 1Joh 2,22-23; 4,2-3; 4,9-10.14-15; 5,1-13). Sie trennten <strong>de</strong>n Menschen<br />

Jesus von <strong>de</strong>m Geistwesen „Christus“ und Gott wie<strong>de</strong>rum von bei<strong>de</strong>n; Gott konnte für sie auch nicht <strong>im</strong><br />

biblischen Sinn <strong>de</strong>r Vater Jesu Christi sein.<br />

Aus ihrer falschen Lehre über Christus und ihrer eigenen unbiblischen Auffassung einer Selbsterlösung durch<br />

Erkenntnis folgte mit unhe<strong>im</strong>licher Konsequenz, daß sie auch das für die Sün<strong>de</strong>r geschehene Sühnopfer <strong>de</strong>s<br />

Sohnes Gottes am Kreuz leugneten. Für sie konnte es eine Erlösung durch das Blut Jesu Christi nicht geben.<br />

Ebenso leugneten sie die leibliche Auferstehung Jesu Christi. Die Errettung durch <strong>de</strong>n Glauben an das Lamm<br />

Gottes war ihnen fremd. In all diesen wi<strong>de</strong>rgöttlichen, unbiblischen Irrlehren gleichen sie erstaunlich <strong>de</strong>n heutigen<br />

Lehren <strong>de</strong>r Zeugen Jehovas, <strong>de</strong>s New Age, <strong>de</strong>r Religion <strong>de</strong>r „aufgeklärten Wissenschaft“ und auch <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rnen Liberaltheologie, die in gewissem Sinn sämtlich nichts an<strong>de</strong>res als mo<strong>de</strong>rne Ausprägungen und<br />

Spielarten <strong>de</strong>r antiken, von <strong>de</strong>r Schlange inspirierten Gnosis sind.<br />

Wenn wir daraufhin die charakteristischen Abweichungen <strong>de</strong>s alexandrinischen Textes ansehen, dann fin<strong>de</strong>n<br />

wir die Erklärung dafür, weshalb z.B. die wun<strong>de</strong>rbare Aussage von 1T<strong>im</strong> 3,16 „Gott ist geoffenbart wor<strong>de</strong>n <strong>im</strong><br />

Fleisch“ in das unverbindliche „Er ist geoffenbart wor<strong>de</strong>n...“ verfälscht wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>r ursprünglichen, von Gott<br />

inspirierten Form war sie ein klares Zeugnis für die Gottheit Jesu Christi: Gott ist geoffenbart wor<strong>de</strong>n <strong>im</strong><br />

Fleisch“. Diese Aussage stellte die Irrlehren <strong>de</strong>r Gnostiker (wie auch ihrer mo<strong>de</strong>rnen Jünger, z.B. <strong>de</strong>r „Zeugen<br />

Jehovas“) völlig bloß. In <strong>de</strong>r verfälschten ägyptischen Fassung ist dieses Zeugnis so verdreht, daß die Gnostiker<br />

hier auch die Menschwerdung eines Engelwesens, eines geschaffenen Geistwesens hinein<strong>de</strong>uten können.<br />

Ebenso wird daraus klar, weshalb z.B. an verschie<strong>de</strong>nen Stellen <strong>im</strong> Johannesevangelium die alexandrinischen<br />

Textredakteure eingreifen, wenn <strong>de</strong>r Herr Jesus von Gott als von „meinem Vater“ spricht, und daraus das philosophisch-unverbindliche<br />

„<strong>de</strong>r Vater“ machen (so in Joh 6,65; 8,28; 8,38; 10,29; 10,32; 14,12; 14,28; 15,10;<br />

16,9; 20,17). Diese nur durch bewußten Eingriff erklärbare Verfälschung fin<strong>de</strong>t ihr Echo in <strong>de</strong>r Streichung von<br />

Eph 3,14: „Deshalb beuge ich meine Knie vor <strong>de</strong>m Vater unseres Herrn Jesus Christus“.<br />

Aus <strong>de</strong>r Leugnung <strong>de</strong>r biblischen Gottheit und Gottessohnschaft Jesu Christi ergibt sich auch die Verfälschung<br />

<strong>de</strong>s Bekenntnisses von Petrus in Joh 6,69: „und wir haben geglaubt und erkannt, daß du <strong>de</strong>r Christus bist,<br />

<strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>s lebendigen Gottes!“ in das viel<strong>de</strong>utige „daß du <strong>de</strong>r Heilige Gottes bist“. Auch hier kann die verfälschte<br />

ägyptische Fassung sich auch auf einen Engel o<strong>de</strong>r auserwählten Menschen beziehen.<br />

Das Bekenntnis von Gläubigen zu Jesus Christus als <strong>de</strong>m Sohn Gottes wird auch in Apg 8,37 und in Joh 9,35-<br />

38 getilgt. In Mk 1,1 tilgen die gnostischen Handschriften „Anfang <strong>de</strong>s Evangeliums von Jesus Christus, <strong>de</strong>m<br />

Sohn Gottes.“ Auf <strong>de</strong>rselben Linie liegt die Umfälschung von Joh 1,18 „<strong>de</strong>r eingeborene Sohn, <strong>de</strong>r <strong>im</strong> Schoß<br />

<strong>de</strong>s Vaters ist“ in „<strong>de</strong>r eingeborene Gott“. An erschreckend vielen Stellen wird das biblische Zeugnis von Jesus<br />

Christus als <strong>de</strong>m fleischgewor<strong>de</strong>nen Sohn Gottes abgeschwächt und verfälscht, ganz entsprechend <strong>de</strong>n dämonisch<br />

inspirierten Irrlehren <strong>de</strong>r Gnosis.<br />

Es ist aber auch durch die Lehren <strong>de</strong>r Gnosis über „Erlösung“ verständlich, weshalb z.B. in Kol 1,13 weggelassen<br />

wur<strong>de</strong>: „in ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut“ o<strong>de</strong>r weshalb in 1Kor 5,7 und 1Pt 4,1 zwe<strong>im</strong>al<br />

gestrichen wur<strong>de</strong>, daß das Sühnopfer Jesu Christi für uns geschehen ist. Auch die Auslassung <strong>de</strong>r Aussagen<br />

über das Ziel <strong>de</strong>s Herrn, Menschen zu erretten, in Lk 9,55-56 und Mt 18,11 erklärt sich aus <strong>de</strong>r Mißachtung <strong>de</strong>r<br />

Gnostiker für die biblische Errettungsbotschaft. Ähnliches gilt für die Streichung von „an mich“ in Joh 6,47:<br />

22


„Wer an mich glaubt, <strong>de</strong>r hat ewiges Leben“, und in Mk 9,42: „Wer aber einem dieser Kleinen, die an mich<br />

glauben, Anstoß [zur Sün<strong>de</strong>] gibt …“. Ganz <strong>im</strong> Sinn <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Theologie und Welteinheitsreligion wird <strong>de</strong>r<br />

Glaube von <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Erretters abgelöst und damit beliebig gemacht.<br />

Angesichts dieser verdorbenen Lehren über Christus sollten wir uns noch einmal die Warnungen <strong>de</strong>s Apostels<br />

Johannes vor <strong>de</strong>r Gnosis vor Augen führen:<br />

Wer ist <strong>de</strong>r Lügner, wenn nicht <strong>de</strong>r, welcher leugnet, daß Jesus <strong>de</strong>r Christus ist? Das ist <strong>de</strong>r Antichrist,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Vater und <strong>de</strong>n Sohn leugnet. Wer <strong>de</strong>n Sohn leugnet, <strong>de</strong>r hat auch <strong>de</strong>n Vater nicht.<br />

Wer <strong>de</strong>n Sohn bekennt, <strong>de</strong>r hat auch <strong>de</strong>n Vater. (1Joh 2,22-23)<br />

Daran erkennt ihr <strong>de</strong>n Geist Gottes: Je<strong>de</strong>r Geist, <strong>de</strong>r bekennt, daß Jesus Christus <strong>im</strong> Fleisch gekommen<br />

ist, <strong>de</strong>r ist aus Gott; und je<strong>de</strong>r Geist, <strong>de</strong>r nicht bekennt, daß Jesus Christus <strong>im</strong> Fleisch<br />

gekommen ist, <strong>de</strong>r ist nicht aus Gott. Und das ist <strong>de</strong>r [Geist] <strong>de</strong>s Antichristen, von <strong>de</strong>m ihr gehört<br />

habt, daß er kommt; und jetzt schon ist er in <strong>de</strong>r Welt. (1Joh 4,2-3)<br />

Denn viele Verführer sind in die Welt hineingekommen, die nicht bekennen, daß Jesus Christus <strong>im</strong><br />

Fleisch gekommen ist – das ist <strong>de</strong>r Verführer und <strong>de</strong>r Antichrist. (2Joh 7)<br />

Es ist sehr be<strong>de</strong>utsam, daß die bösen Lehren <strong>de</strong>r Gnosis hier in direktem Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Antichristen<br />

und seinem betrügerischen Geist gebracht wer<strong>de</strong>n. Sollte uns das nicht aufmerksam machen und warnen, daß<br />

gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Endzeit, in <strong>de</strong>r so vieles auf das Kommen <strong>de</strong>s Antichristen hin vorbereitet wird, <strong>de</strong>r antichristliche<br />

Einfluß <strong>de</strong>r Gnosis über <strong>de</strong>n Nestle-Aland-Text in die mo<strong>de</strong>rnen Bibelausgaben hineingebracht wird?<br />

Insgesamt zeigen die charakteristischen Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s alexandrinischen Textes eine <strong>de</strong>utliche Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit <strong>de</strong>r christusfeindlichen, unbiblischen Ausrichtung <strong>de</strong>r Gnostiker und ihrer geistlichen Nachfolger wie<br />

etwa Origenes und Arius. Manche Auslassungen und Verän<strong>de</strong>rungen sind so gezielt, daß sie eigentlich nur mit<br />

absichtlichen Verfälschungen erklärt wer<strong>de</strong>n können; an<strong>de</strong>re Än<strong>de</strong>rungen mögen aus einer Nachlässigkeit bei<br />

<strong>de</strong>r Überlieferung heraus entstan<strong>de</strong>n sein, die von <strong>de</strong>r Mißachtung <strong>de</strong>r Gnostiker für die Heilige Schrift herrührt<br />

– das ist für das geistliche Urteil letztlich nebensächlich. Die alexandrinischen Handschriften müssen als ver<strong>de</strong>rbt<br />

und gnostisch beeinflußt zurückgewiesen wer<strong>de</strong>n; sie sind keine treuen, wahrhaftigen Zeugen <strong>de</strong>r Wahrheit,<br />

son<strong>de</strong>rn falsche Zeugen.<br />

Wenn wir diese Aussagen über die geistliche Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>r alexandrinischen Textformen („Lesarten“) treffen,<br />

dann möchten wir betonen, daß wir nicht <strong>im</strong> einzelnen wissen und auch nicht zu wissen brauchen, wie diese<br />

Verfälschungen zustan<strong>de</strong> kamen. Kritiker unseres Standpunktes halten uns manchmal vor, daß bei einer bewußten<br />

Verfälschung doch viel systematischer alle Aussagen über die Gottessohnschaft, über das Blut usw.<br />

hätten getilgt wer<strong>de</strong>n müssen. Niemand kann <strong>im</strong> einzelnen herausfin<strong>de</strong>n, wie es zu <strong>de</strong>n abweichen<strong>de</strong>n Textformen<br />

kam. Manches mag eine unabsichtliche Auslassung sein, die <strong>de</strong>n gnostisch beeinflußten Abschreibern<br />

ins Konzept paßte und dann übernommen wur<strong>de</strong>. Vielleicht wur<strong>de</strong>n manche Än<strong>de</strong>rungen aus systematischer<br />

verfälschten Handschriften (o<strong>de</strong>r Kommentaren von Irrlehrern) übernommen, wobei die Abschreiber nicht alle<br />

Verfälschungen weitergaben. In je<strong>de</strong>m Fall ließ es Gottes Bewahrung nicht zu, daß die Verän<strong>de</strong>rungen durchgängig<br />

sein durften. Zu<strong>de</strong>m wären durchgängig umgefälschte Texte <strong>de</strong>n Gläubigen sofort aufgefallen und von<br />

ihnen zurückgewiesen wor<strong>de</strong>n.<br />

Wenn wir also die ägyptischen Textformen und <strong>de</strong>n auf sie aufbauen<strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen „Nestle-Aland“-Text geistlich<br />

beurteilen, dann erkennen wir <strong>im</strong> Licht <strong>de</strong>s Wortes Gottes, daß diese Textform nicht die inspirierte und ursprüngliche<br />

sein kann, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>utliche Spuren <strong>de</strong>r Verfälschung <strong>im</strong> Sinne alter und mo<strong>de</strong>rner Irrlehren trägt.<br />

Als bibeltreue Gläubige können wir diesen Text nicht annehmen, son<strong>de</strong>rn müssen ihn verwerfen. Umgekehrt<br />

erkennen wir durch eine geistliche Prüfung, daß die byzantinische Textüberlieferung, die <strong>im</strong> Textus Receptus<br />

ihre verbindliche Form fand, <strong>de</strong>n ursprünglichen und von Gott bewahrten Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments darstellt.<br />

23


C. Was soll gelten – <strong>de</strong>r überlieferte Text <strong>de</strong>r Reformation<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Text <strong>de</strong>r Ökumene und Bibelkritik?<br />

Wir haben <strong>im</strong> letzten Kapitel die abweichen<strong>de</strong>n Textformen <strong>de</strong>r alexandrinischen Handschriften einer Prüfung<br />

unterzogen und festgestellt, daß sie die Gottessohnschaft und Herrlichkeit Jesu Christi abwerten und durch die<br />

Irrlehren <strong>de</strong>r Gnosis beeinflußt sind. In diesem Abschnitt wollen wir uns mit <strong>de</strong>r Frage beschäftigen, weshalb die<br />

mo<strong>de</strong>rne Textkritik diese uralten gnostisch verfälschten Handschriften <strong>im</strong> 19. Jh. hervorgeholt und als die besten<br />

und zuverlässigsten zur Grundlage ihrer „wissenschaftlichen Textausgaben“ <strong>de</strong>s NT gemacht hat.<br />

Letztlich müssen wir als bibeltreue Gläubige zu einem geistlichen Standpunkt kommen, welchen Grundtext wir<br />

als ursprünglich und zuverlässig ansehen – <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen „Nestle-Aland“-Text o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Textus Receptus. Wir<br />

müssen uns auch entschei<strong>de</strong>n, welchen Standpunkt wir zur Textüberlieferung <strong>de</strong>s NT einnehmen – <strong>de</strong>n Standpunkt<br />

<strong>de</strong>s Glaubens an die Bewahrung Gottes o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Standpunkt <strong>de</strong>r kritisch forschen<strong>de</strong>n Wissenschaft.<br />

1. Die Vernunftschlüsse <strong>de</strong>r Textkritik<br />

können uns keinen zuverlässigen Bibeltext geben<br />

a) Die Gefahr eines Vertrauens auf die „objektive Wissenschaft“<br />

Wir haben schon <strong>im</strong> ersten Abschnitt erwähnt, daß das 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt ein folgenschwerer geistlicher Wen<strong>de</strong>punkt<br />

in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> war. Es war das Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>s ausreifen<strong>de</strong>n Glaubensabfalls, <strong>de</strong>r sich<br />

<strong>im</strong> 20. Jh. noch verstärkte. Es war das Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>s Durchbruchs <strong>de</strong>r „Bibelkritik“ in Theologie und protestantischen<br />

Kirchen. In diesem Jahrhun<strong>de</strong>rt reifte die Saat <strong>de</strong>r antichristlichen „Aufklärung“ mit ihrer weltlichvernunftorientierten<br />

Philosophie aus. Der Mensch mit seiner armseligen, verfinsterten Vernunft wur<strong>de</strong> zum<br />

Maßstab aller Dinge erklärt; er stellte sich über das göttliche Offenbarungswort. Die „Bibelkritik“, die <strong>de</strong>n göttlichen<br />

Offenbarungscharakter <strong>de</strong>r Heiligen Schrift leugnete und sich anmaßte, die Bibel mit menschlicher Vernunft<br />

und Philosophie zu richten und zu zerlegen, durchdrang die Theologie <strong>de</strong>r protestantischen Kirchen <strong>im</strong>mer<br />

tiefer. Parallel dazu wur<strong>de</strong> auch die „Textkritik“ in <strong>de</strong>r Christenheit <strong>im</strong>mer mehr anerkannt.<br />

Die „Textkritik“ ist mit <strong>de</strong>r Bibelkritik darin eins, daß sie die Bibel nur als ein menschliches Buch wie je<strong>de</strong> an<strong>de</strong>re<br />

antike Literatur sieht und die Tatsache <strong>de</strong>r göttlichen Offenbarung wie auch <strong>de</strong>r göttlichen Bewahrung bewußt<br />

außer Acht läßt. Wo die „Bibelkritik“ sich dazu verstieg, große Teile <strong>de</strong>r heiligen Schriften nach angeblichen<br />

literarisch-stilistischen Maßstäben als gefälschte spätere Zusätze und menschliche Mythen hinzustellen, da<br />

unternahm es die „Textkritik“ in <strong>de</strong>mselben kritisch-philosophischen Geist, Teile <strong>de</strong>r Heiligen Schriften mithilfe<br />

einer „wissenschaftlichen“ Bewertung von Textunterschie<strong>de</strong>n als unecht, als spätere Hinzufügungen auszuschei<strong>de</strong>n.<br />

Das Ergebnis ist bei<strong>de</strong>smal dasselbe: Inspirierte Gottesworte, die jahrhun<strong>de</strong>rtelang von <strong>de</strong>n Gläubigen geglaubt<br />

und angenommen wor<strong>de</strong>n waren, wer<strong>de</strong>n aufgrund angeblicher „wissenschaftlicher Forschung“ als unecht, als<br />

Fälschungen hingestellt. Zweifel an <strong>de</strong>r Autorität und Vollkommenheit <strong>de</strong>s Gotteswortes wird geweckt; das Wort<br />

<strong>de</strong>r Schlange klingt zwischen <strong>de</strong>n Zeilen <strong>de</strong>r gelehrten „Bibelkritiker“ und „Textkritiker“ hindurch: „Sollte Gott<br />

wirklich gesagt haben?“<br />

Als Gläubige müssen wir <strong>de</strong>r menschlich-weltlichen Wissenschaft gegenüber einen klaren geistlichen<br />

Stand einnehmen, sonst wer<strong>de</strong>n wir verführt und beraubt. Lei<strong>de</strong>r ist dieser klare Stand in <strong>de</strong>n letzten zweihun<strong>de</strong>rt<br />

Jahren <strong>im</strong>mer mehr aufgegeben wor<strong>de</strong>n. Viele Gläubige sind heutzutage „wissenschaftsgläubig“, statt<br />

einfältig bibelgläubig zu sein. Sie lassen sich von <strong>de</strong>r Anmaßung <strong>de</strong>r Menschenweisheit blen<strong>de</strong>n, die beansprucht,<br />

mithilfe <strong>de</strong>s armseligen, verfinsterten Menschenverstan<strong>de</strong>s „die Wahrheit“ über alles und je<strong>de</strong>s herausfin<strong>de</strong>n<br />

zu können. Sie meinen tatsächlich, „die Wissenschaften“, auch die Geisteswissenschaften wie Geschichte,<br />

Theologie o<strong>de</strong>r „Textkritik“, seien „objektiv“, „neutral“ und nur <strong>de</strong>r Wahrheit verpflichtet.<br />

Wir müssen uns bewußt machen, daß die Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r heutigen Wissenschaft <strong>im</strong> wesentlichen <strong>de</strong>r heidnischen<br />

Denkweise <strong>de</strong>r griechischen Philosophie entspringen. Zu ihren Grundvoraussetzungen gehören viele<br />

Dinge, die für <strong>de</strong>n wahren Gläubigen als ungöttlich und mit <strong>de</strong>m Glauben unvereinbar abzulehnen sind. So etwa<br />

die skeptische Infragestellung aller Dinge; die Annahme, daß alles durch Vernunft- und Verstan<strong>de</strong>sschlüsse<br />

erforscht wer<strong>de</strong>n könne, die Begrenzung <strong>de</strong>r Wahrheit auf das mit <strong>de</strong>n Sinnen Wahrnehmbare.<br />

24


Die rationalistische (auf die Vernunft gegrün<strong>de</strong>te) Wissenschaft kann nur relative Erkenntnisse und Wahrheiten<br />

hervorbringen und lehnt je<strong>de</strong> absolute, von Gott geoffenbarte Wahrheit ab. Sie baut dagegen auf menschliche<br />

Spekulation, auf Hilfsannahmen („Hypothesen“), mit <strong>de</strong>ren Hilfe man die Fakten zu erklären sucht, die aber<br />

<strong>im</strong>mer vorläufig sind, auf Vernunftschlüsse gegrün<strong>de</strong>te Annäherungsversuche an die Wahrheit. Das mag für die<br />

Naturforschung in begrenztem Maß auch zu richtigen Ergebnissen führen; in <strong>de</strong>n „Geisteswissenschaften“ aber<br />

(zu <strong>de</strong>nen die Textkritik zählt) sind die Forschungsergebnisse sehr subjektiv gefärbt, stark abhängig von <strong>de</strong>r<br />

Weltanschauung und <strong>de</strong>n Denkvoraussetzungen <strong>de</strong>r Forschen<strong>de</strong>n.<br />

Wir Gläubigen müssen uns vor je<strong>de</strong>r falschen Verehrung „<strong>de</strong>r Wissenschaft“ hüten; sie wird buchstäblich zum<br />

Götzendienst, wenn wir sie über Gott und Sein Wort stellen. Gottes Wort warnt uns <strong>im</strong> Gegenteil vor <strong>de</strong>r Weisheit<br />

dieser Welt in klaren, ernsten Worten: „Denn es steht geschrieben: ‚Ich will zunichte machen die<br />

Weisheit <strong>de</strong>r Weisen, und <strong>de</strong>n Verstand <strong>de</strong>r Verständigen will ich verwerfen’. Wo ist <strong>de</strong>r Weise, wo <strong>de</strong>r<br />

Schriftgelehrte, wo <strong>de</strong>r Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit<br />

gemacht? Denn weil die Welt in ihrer Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott,<br />

durch die Torheit <strong>de</strong>r Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben“ (1Kor 2,19-21).<br />

Für die gläubige Gemein<strong>de</strong> ist es von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung, jegliche als „Wissenschaft“ getarnte Weltweisheit<br />

entschlossen zurückzuweisen und ihr keinen Raum zu geben. Wohl können wir einzelne Ergebnisse<br />

auch <strong>de</strong>r Geschichtsforschung o<strong>de</strong>r verwandten Zweigen nach gründlicher Prüfung übernehmen, aber wir müssen<br />

uns <strong>im</strong>mer bewußt machen, daß sie einem letztlich falschen, ungeistlichen Denkansatz entspringen, <strong>de</strong>r die<br />

Realität <strong>de</strong>s lebendigen Gottes und Seines Offenbarungswortes verleugnet. Nicht umsonst steht für uns die<br />

Warnung geschrieben: „Habt acht, daß euch niemand beraubt (od. einfängt) durch die Philosophie und<br />

leeren Betrug, gemäß <strong>de</strong>r Überlieferung <strong>de</strong>r Menschen, gemäß <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r Welt und nicht<br />

Christus gemäß“ (Kol 2,8).<br />

b) Die falschen Voraussetzungen und Ergebnisse <strong>de</strong>r „Textkritik“<br />

Nach <strong>de</strong>m geistlichen Urteil <strong>de</strong>r Schrift können ungläubige Forscher in geistlichen Dingen (und dazu gehört die<br />

Bibel und ihre Überlieferung) gar nicht die Wahrheit erkennen: „Der natürliche Mensch aber n<strong>im</strong>mt nicht an,<br />

was vom Geist Gottes ist; <strong>de</strong>nn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich<br />

beurteilt wer<strong>de</strong>n muß“ (1Kor 2,14). Auch die klügsten und gelehrtesten ungläubige Textkritiker leben nach<br />

<strong>de</strong>m unbestechlichen Wort Gottes „in <strong>de</strong>r Nichtigkeit ihres Sinnes; <strong>de</strong>ren Verstand verfinstert ist und die<br />

entfrem<strong>de</strong>t sind <strong>de</strong>m Leben Gottes, wegen <strong>de</strong>r Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen <strong>de</strong>r Verhärtung<br />

ihres Herzens“ (Eph 2,17-18). Wie könne sie uns sagen, was <strong>de</strong>r richtige Wortlaut <strong>de</strong>r Heiligen Schriften ist?<br />

Wie kann ein Gläubiger ihrem verfinsterten Urteil vertrauen? Und wie kann selbst ein gläubiger Textkritiker<br />

glaubwürdig sein, wenn er die Denkvoraussetzungen und Schlußfolgerungen seiner verfinsterten ungläubigen<br />

Kollegen übern<strong>im</strong>mt und nachahmt?<br />

Die „Wissenschaft“ <strong>de</strong>r Textkritik beansprucht, durch Vernunftschlüsse unterschei<strong>de</strong>n zu können, welche Textformen<br />

und Überlieferungen „echt“ und welche „unecht“ seien. Dazu beurteilt sie die verschie<strong>de</strong>nen Textformen<br />

nach Maßstäben, die sehr willkürlich und oft wi<strong>de</strong>rsinnig sind. So ist ein Prinzip <strong>de</strong>r „Textkritik“, daß <strong>im</strong> Zweifelsfall<br />

die dunklere, unverständlichere, wi<strong>de</strong>rsprüchliche Textfassung die ursprüngliche sei – das gilt schon bei<br />

weltlichen Texten nicht so einfach; wie aber kann man das von Gottes inspiriertem Wort sagen? Genauso willkürlich<br />

ist die Regel, daß <strong>im</strong>mer die kürzere Textform die ursprüngliche sei; als ob nicht die Gefahr einer versehentlichen<br />

Auslassung be<strong>im</strong> Abschreiben viel höher wäre als ein bewußter Eingriff zur Erweiterung <strong>de</strong>s Textes,<br />

und das beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>r Bibel, die doch für die gläubigen Abschreiber als Gottes Wort unantastbar war!<br />

In allen solchen Werturteilen ist die „Textkritik“ äußerst subjektiv und von <strong>de</strong>n Vorurteilen und Neigungen <strong>de</strong>r<br />

Forscher geprägt. Es gibt keine ausreichen<strong>de</strong>n „objektiven“ Anhaltspunkte, um auf wissenschaftliche Weise mit<br />

Sicherheit <strong>de</strong>n ursprünglichen Text herauszufin<strong>de</strong>n. Das wissen die Textkritiker <strong>im</strong> Grun<strong>de</strong> auch und sagen<br />

selbst, daß ihr Text nur vorläufig und für Verän<strong>de</strong>rungen offen ist.<br />

Das Grunddogma aller etablierten „Textkritik“ ist nun die Behauptung, daß <strong>de</strong>r byzantinische Text, <strong>de</strong>r in ca.<br />

95% aller Textzeugen zu fin<strong>de</strong>n ist, eine wertlose späte Überarbeitung <strong>de</strong>s ursprünglichen Textes darstelle. Den<br />

ursprünglichen Text suchen praktisch alle Textkritiker in <strong>de</strong>n alexandrinischen Handschriften, <strong>de</strong>ren hohes Alter<br />

<strong>de</strong>r Garant dafür sei, daß sie <strong>de</strong>m Original am nächsten stün<strong>de</strong>n. Diese Vorentscheidung ist selbst von einem<br />

„wissenschaftlichen“ Gesichtspunkt her gesehen alles an<strong>de</strong>re als „objektiv“. Von einer „Wissenschaft“, die über<br />

95% <strong>de</strong>s ihr vorliegen<strong>de</strong>n Faktenmaterials einfach ignoriert und ihre Thesen allein auf 5% aufbaut, kann man<br />

gar keine wahrhaftigen Ergebnisse erwarten.<br />

Für uns stellt sich nun die geistliche Frage: Woher kommt <strong>de</strong>nn die Vorliebe <strong>de</strong>r „Textkritik“ für <strong>de</strong>n alexandrinischen<br />

Text? Wenn wir uns die geistlichen Wurzeln dieser „Wissenschaft“ <strong>im</strong> Unglauben <strong>de</strong>r Aufklärung, in Ver-<br />

25


nunftverherrlichung und griechischer Philosophie ver<strong>de</strong>utlichen, müssen wir klar sagen: Die Bevorzugung <strong>de</strong>s<br />

gnostisch beeinflußten alexandrinischen Texts läßt sich nur aus <strong>de</strong>r Geistesverwandtschaft bei<strong>de</strong>r<br />

Strömungen erklären! In <strong>de</strong>r ausreifen<strong>de</strong>n Endzeit mit ihrem Abfall vom überlieferten Glauben paßten<br />

diese verstümmelten Texte mit ihrer Abschwächung <strong>de</strong>s biblischen Zeugnisses von Christus, Seiner<br />

Göttlichkeit und Seines Erlösungswerkes genau in <strong>de</strong>n Zeitgeist und die Zeitströmung. Wie die Bibelkritik<br />

trug die Textkritik dazu bei, das offensive, freudige Zeugnis <strong>de</strong>r gläubigen Gemein<strong>de</strong> von Gottes inspiriertem<br />

Wort zu dämpfen, Zweifel zu säen, <strong>de</strong>n einfältigen Glauben an Gottes Wahrheit zu beschädigen.<br />

2. Die Auswirkungen <strong>de</strong>r Textkritik in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln<br />

Das Ergebnis <strong>de</strong>s vorherrschen<strong>de</strong>n Einflusses <strong>de</strong>r Textkritik ist die ernste Tatsache, daß die allermeisten heute<br />

erhältlichen <strong>Bibelübersetzungen</strong> nicht mehr, wie in <strong>de</strong>n 350 Jahren nach <strong>de</strong>r Reformation, <strong>de</strong>m bewährten Textus<br />

Receptus folgen, son<strong>de</strong>rn ihren Lesern die Verkürzungen und Verfälschungen <strong>de</strong>r ägyptischen Handschriften<br />

als <strong>de</strong>n echten, zuverlässigen Bibeltext vorsetzen.<br />

Wie weit die Abweichung vom überlieferten Text <strong>de</strong>s NT <strong>im</strong> einzelnen geht, kann je<strong>de</strong>r interessierte Bibelleser<br />

in <strong>de</strong>r Schrift 300 wichtige Verän<strong>de</strong>rungen <strong>im</strong> Text <strong>de</strong>s NT. Ein Vergleich zwischen Textus-Receptus-<br />

Bibeln und textkritischen Bibeln nachlesen. Von <strong>de</strong>n 300 wichtigsten Bibelstellen, an <strong>de</strong>nen sich Textus Receptus<br />

und Nestle-Aland unterschei<strong>de</strong>n, übersetzt die Schlachterbibel 2000 100% nach <strong>de</strong>m TR; in <strong>de</strong>r Luther<br />

1912 sind es 2% textkritische Abweichungen; die Lutherbibel von 1984 übersetzt 90% aller Stellen nach <strong>de</strong>m<br />

NA-Text, die Zürcher Bibel von 1931 94%. Während in <strong>de</strong>r Alten Elberfel<strong>de</strong>r Bibel <strong>im</strong>merhin noch 24% <strong>de</strong>r Stellen<br />

nach <strong>de</strong>m TR übersetzt wer<strong>de</strong>n und 76% Abweichungen davon darstellen (entwe<strong>de</strong>r NA-Text o<strong>de</strong>r TR mit<br />

textkritischen Fußnoten o<strong>de</strong>r Klammern), weicht die Revidierte Elberfel<strong>de</strong>r Bibel in 97% aller Stellen vom TR ab<br />

bzw. zieht ihn durch Klammern o<strong>de</strong>r Fußnoten in Frage. Darin wird sie nur noch von <strong>de</strong>r Ökumenischen Einheitsübersetzung<br />

übertroffen, die dies in 98% aller Stellen tut.<br />

Damit sind 15 ganze Verse und viele hun<strong>de</strong>rt inspirierte Worte <strong>de</strong>r Schrift aus <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln verschwun<strong>de</strong>n;<br />

etwa 30 Verse wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n meisten mo<strong>de</strong>rnen Bibeln zwar abgedruckt, aber als wahrscheinlich<br />

nicht ursprünglich in Zweifel gezogen (je 12 Verse in Mk 16,9-20 und Joh 7,53-8,11). Der geistliche Scha<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>r dadurch entsteht, läßt sich schon an <strong>de</strong>n in dieser Broschüre angeführten Beispielen etwas ermessen; wer<br />

alle 300 wichtigeren Stellen studiert, kann kaum mehr zust<strong>im</strong>men, wenn die Befürworter <strong>de</strong>r Textkritik behaupten,<br />

die Weglassungen und Än<strong>de</strong>rungen wür<strong>de</strong>n geistlich keine Rolle spielen.<br />

Eine weitere ernstzunehmen<strong>de</strong> Auswirkung <strong>de</strong>r Textkritik in <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Bibeln sind die Zweifel erwecken<strong>de</strong>n<br />

Fußnoten, die zahlreiche noch <strong>im</strong> Text stehen<strong>de</strong> Bibelworte in Frage stellen. Am Schluß <strong>de</strong>s Markusevangeliums<br />

etwa vermerkt die Lutherbibel 1984: „Nach <strong>de</strong>n ältesten Textzeugen en<strong>de</strong>t das Markusevangelium mit Vers<br />

8. Die Verse 9-20 sind <strong>im</strong> 2. Jahrhun<strong>de</strong>rt hinzugefügt wor<strong>de</strong>n, vermutlich um <strong>de</strong>m Markusevangelium einen <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Evangelien entsprechen<strong>de</strong>n Abschluß zu geben.“ Damit wird <strong>de</strong>m Bibelleser nahegelegt, dieser wichtige<br />

und unzweifelhaft echte Bestandteil <strong>de</strong>s Markusevangeliums sei eine menschliche Hinzufügung!<br />

Immer wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n sich z.B. in <strong>de</strong>r revidierten Elberfel<strong>de</strong>r Bibel Bemerkungen wie bei Mt 20,16, wo zu <strong>de</strong>m<br />

Ausspruch <strong>de</strong>s Herrn: „Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte“ in <strong>de</strong>r Fußnote steht: „in <strong>de</strong>n wichtigsten<br />

alten Handschr. nicht enthalten“ (Die „wichtigsten alten Handschriften“ sind hier Sinaiticus, Vaticanus<br />

und 6 weitere Majuskeln). Kann <strong>de</strong>r Leser diese Worte nun als echte Worte <strong>de</strong>s Herrn annehmen? Wenn sie in<br />

<strong>de</strong>n angeblich wichtigsten Handschriften fehlen, weshalb haben die Übersetzer sie dann in <strong>de</strong>n Text aufgenommen?<br />

lk 23,34 revelb<br />

Das Ausmaß solcher glaubenszersetzen<strong>de</strong>r Einwän<strong>de</strong> gegen die Zuverlässigkeit <strong>de</strong>s neutestamentlichen Textes<br />

sollte nicht unterschätzt wer<strong>de</strong>n: Die revidierte Elberfel<strong>de</strong>r Bibel 1986 hat <strong>im</strong> NT 176 solche textkritische<br />

Fußnoten (<strong>im</strong> AT sind es übrigens 1.768!); die Ökumenische Einheitsübersetzung 131, die Lutherbibel 1984<br />

<strong>im</strong>merhin auch 41.<br />

Es bleibt anzumerken, daß <strong>de</strong>r Wahrheitsgehalt dieser textkritischen Fußnoten oft recht fragwürdig ist. So gut<br />

wie nie wird das tatsächliche Zahlenverhältnis <strong>de</strong>r Textzeugen erwähnt; das Zeugnis <strong>de</strong>s Mehrheitstextes wird<br />

oft regelrecht verschleiert. Wenn z.B. in Mt 5,44 die revidierte Elberfel<strong>de</strong>r anmerkt: „Einige spätere Handschr.<br />

fügen hinzu: segnet, die euch fluchen, tut wohl <strong>de</strong>nen, die euch hassen …“, so stehen hinter diesem Text nicht<br />

nur die 3-4.000 Textzeugen <strong>de</strong>s byzantinischen Mehrheitstextes (dafür ist „einige“ wohl nicht <strong>de</strong>r Wahrheit entsprechend),<br />

son<strong>de</strong>rn auch die zwei alten Unzialhandschriften D und W aus <strong>de</strong>m 5. Jh. (!).<br />

26


Was für Folgen hat es, wenn wir solche Bibeln, die das in ihnen geschriebene Wort in <strong>de</strong>r Fußnote wie<strong>de</strong>r in<br />

Frage stellen, an junge Gläubige o<strong>de</strong>r suchen<strong>de</strong> Menschen weitergeben? Können solche Bibeln das Wohlgefallen<br />

<strong>de</strong>s Herrn fin<strong>de</strong>n, die hinter viele Seiner kostbaren Worte ein Fragezeichen machen?<br />

3. Die gläubige Gemein<strong>de</strong><br />

braucht einen eigenen geistlichen Standpunkt zur Textüberlieferung<br />

Viele Gläubige fühlen sich überfor<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>s echten Grundtextes <strong>de</strong>r Bibel ein Urteil zu fällen. Auf<br />

<strong>de</strong>n ersten Blick gibt es hier eine schwer zu überschauen<strong>de</strong> Fülle von Fakten, Theorien und Standpunkten, so<br />

daß man versucht ist, die Sache <strong>de</strong>n „Fachleuten“ zu überlassen, <strong>de</strong>n studierten Theologen und Textforschern,<br />

die es ja schließlich wissen müssen. Und doch han<strong>de</strong>lt es sich hier um wichtige Fragen, die nicht irgendwelche<br />

Experten für uns klären können. Es geht um die Bewahrung von Gottes Wort, und die ist ein göttlicher Auftrag<br />

an die gesamte Gemein<strong>de</strong>, insbeson<strong>de</strong>re an die gereiften und urteilsfähigen Brü<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n örtlichen Gemein<strong>de</strong>n,<br />

die <strong>de</strong>n Auftrag haben, am Wort zu dienen (vgl. 2T<strong>im</strong> 1,13-14; 1T<strong>im</strong> 6,20-21; Offb 3,8).<br />

Es ist eine große Not, daß die Vernunftschlüsse <strong>de</strong>r ungläubigen Textkritik ohne gründliche geistliche Prüfung<br />

von vielen Gläubigen angenommen wor<strong>de</strong>n sind, so daß sie die alexandrinischen Texte als die „besseren“ ansehen<br />

und <strong>de</strong>n Textus Receptus verwerfen. Das gilt beson<strong>de</strong>rs für viele Prediger, die auf ihren Bibelschulen<br />

meist nur die Theorien <strong>de</strong>r Textkritik über <strong>de</strong>n Text <strong>de</strong>s NT vermittelt bekommen. Aber auch in <strong>de</strong>n allermeisten<br />

Büchern zum Thema, auch in Bibelkommentaren (neuerlich z.B. in <strong>de</strong>r „MacArthur-Studienbibel“) fin<strong>de</strong>n sich<br />

wie selbstverständlich textkritische Bemerkungen, die <strong>de</strong>n Textus Receptus als „veraltet“ und „überholt“ abtun.<br />

Die Frage, welcher Text <strong>de</strong>r ursprüngliche, von Gott bewahrte Text ist, <strong>de</strong>r Textus Receptus (= byzantinische<br />

Überlieferung) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Nestle-Aland-Text (= alexandrinische Überlieferung), kann nur durch das<br />

geistliche Urteil <strong>de</strong>r wahren Gläubigen beantwortet wer<strong>de</strong>n. Es ist keine Frage, die irgendwelche Handschriftenforscher<br />

durch das Analysieren o<strong>de</strong>r Auszählen von unterschiedlichen Textstellen beantworten<br />

könnten. In dieser Frage hat die weltliche Wissenschaft eigentlich überhaupt kein St<strong>im</strong>mrecht!<br />

Die Anerkennung <strong>de</strong>r ungläubig-rationalistischen „Wissenschaft“ und ihrer „Forschungsergebnisse“<br />

auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Bibel und <strong>de</strong>s Glaubens gehört zu <strong>de</strong>n zentralen Verführungen <strong>de</strong>r Endzeit in <strong>de</strong>n<br />

Reihen <strong>de</strong>r gläubigen Gemein<strong>de</strong>. Hier ist, beson<strong>de</strong>rs <strong>im</strong> 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt, ein tiefgreifen<strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n auch in<br />

sogenannten „evangelikalen“ Kreisen entstan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r lange Zeit unter <strong>de</strong>m Deckmantel vor<strong>de</strong>rgründiger „Bibeltreue“<br />

unerkannt wuchern konnte, <strong>de</strong>r aber in diesen Tagen <strong>im</strong>mer <strong>de</strong>utlicher offenbar wird. Der Einbruch <strong>de</strong>r<br />

liberaltheologischen „Bibelkritik“ in <strong>de</strong>n Freikirchen, in <strong>de</strong>r lan<strong>de</strong>skirchlichen Gemeinschaftsbewegung und einigen<br />

früher bibeltreuen Bibelschulen ist ein Warnsignal, <strong>de</strong>m sicherlich weitere Einbrüche folgen wer<strong>de</strong>n.<br />

Dort wo <strong>de</strong>r einfältige Glaube durch eine Ausrichtung auf Weltweisheit und Philosophie ersetzt wird, kann nur<br />

Beraubung und Zerstörung die Folge sein (vgl. Kol 2,8)! Wir haben als Kin<strong>de</strong>r Gottes durch <strong>de</strong>n Geist Gottes<br />

und das Wort <strong>de</strong>r Schrift eine höhere Wahrheit und Erkenntnis als alle weltliche Weisheit und Wissenschaft; wir<br />

können und brauchen nicht auf die wertlosen Gedanken und Überlieferungen von Menschen vertrauen, schon<br />

gar nicht in geistlichen und göttlichen Angelegenheiten!<br />

Die Frage, wie Gott uns Sein heiliges, inspiriertes Wort überliefert hat und wo wir die von Gott bewahrte Überlieferung<br />

<strong>de</strong>r Schrift fin<strong>de</strong>n, kann geistlich gesehen nur durch <strong>de</strong>n Glauben entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r sich auf Gottes<br />

Wort stützt, nicht aber durch eine angeblich „neutrale“, „wissenschaftliche“ Forschung. Das ist eine geistliche<br />

Grundsatzfrage, die wir nicht irgendwelchen „Experten“ überlassen dürfen! Diese Frage kann nur von geistlichen<br />

Gläubigen durch das Zeugnis <strong>de</strong>s Heiligen Geistes und eine geistliche Prüfung entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wie<br />

geschrieben steht: „Wir aber haben nicht <strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>r Welt empfangen, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Geist, <strong>de</strong>r aus Gott<br />

ist, so daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist (…) Der natürliche Mensch aber n<strong>im</strong>mt<br />

nicht an, was vom Geist Gottes ist; <strong>de</strong>nn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es<br />

geistlich beurteilt wer<strong>de</strong>n muß“ (1Kor 2,12-14).<br />

Nur durch eine geistliche Prüfung können wir erkennen, daß <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n heutigen Gnostikern so geschmähte<br />

Textus Receptus in Wahrheit das Siegel <strong>de</strong>r Inspiration trägt, weil er wi<strong>de</strong>rspruchslos und harmonisch ist, weil<br />

er mit <strong>de</strong>m Gesamtzeugnis <strong>de</strong>r Schrift besser übereinst<strong>im</strong>mt und Christus weitaus mehr verherrlicht. Durch <strong>de</strong>n<br />

Geist und das Wort Gottes können wir auch das Wirken <strong>de</strong>r Schlange hinter <strong>de</strong>n alexandrinischen Textän<strong>de</strong>rungen<br />

erkennen.<br />

27


Nur durch <strong>de</strong>n Glauben an <strong>de</strong>n allmächtigen Gott, <strong>de</strong>r die Kraft hat, Sein Wort durch die Jahrhun<strong>de</strong>rte unverfälscht<br />

zu bewahren und <strong>de</strong>n Gläubigen zu erhalten, erkennen wir Gottes Hand über <strong>de</strong>m Zustan<strong>de</strong>kommen<br />

<strong>de</strong>s Textus Receptus am Vorabend <strong>de</strong>r Reformation. Nur durch <strong>de</strong>n Glauben daran, daß Gott sich nicht aus <strong>de</strong>r<br />

Geschichte <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> verabschie<strong>de</strong>t hat, können wir davon ausgehen, daß Gott die Herausgeber <strong>de</strong>s Masoretischen<br />

Textes wie auch <strong>de</strong>s Textus Receptus leitete und <strong>de</strong>n wahren Gläubigen <strong>de</strong>n bewahrten Text <strong>de</strong>r<br />

Bibel gab, als durch Seine Gna<strong>de</strong> die <strong>Bibelübersetzungen</strong> <strong>de</strong>r Reformation entstan<strong>de</strong>n. Wann sonst hätte Gottes<br />

Verheißung <strong>de</strong>r Bewahrung für Sein Wort <strong>de</strong>nn erfüllt wer<strong>de</strong>n sollen? Etwa erst <strong>im</strong> 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt, in <strong>de</strong>r<br />

Zeit <strong>de</strong>s Abfalls?<br />

Dieser Standpunkt <strong>de</strong>s Glaubens in <strong>de</strong>r Textüberlieferung war 350 Jahre lang <strong>de</strong>r feste Grund für praktisch die<br />

gesamte gläubige Gemein<strong>de</strong>, wohlgemerkt auch für die Täufer und wahren Gläubigen außerhalb <strong>de</strong>r reformatorischen<br />

Kirchen. Auf dieser Grundlage konnte sie alle Angriffe auf Gottes Wort zurückweisen und war gewiß,<br />

das zuverlässige Wort Gottes in <strong>de</strong>n reformatorischen <strong>Bibelübersetzungen</strong> erhalten zu haben. In dieser Glaubensgewißheit<br />

wur<strong>de</strong> das Wort in Vollmacht und mit großem Segen verkündigt.<br />

Dieser Standpunkt <strong>de</strong>s Glaubens ist auch heute noch <strong>de</strong>r einzige wirklich biblisch begrün<strong>de</strong>te Standpunkt zur<br />

Textüberlieferung. Nur durch <strong>de</strong>n Glauben, nicht durch die Skepsis <strong>de</strong>r Wissenschaft, kann die gläubige Gemein<strong>de</strong><br />

in <strong>de</strong>n gewaltigen geistlichen Kämpfen <strong>de</strong>r Endzeit überleben. Auch hier können wir das Wort <strong>de</strong>r<br />

Schrift anwen<strong>de</strong>n: „Denn wir wan<strong>de</strong>ln <strong>im</strong> Glauben und nicht <strong>im</strong> Schauen“ (2Kor 5,7); auch hier sollten wir<br />

beachten: „Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sün<strong>de</strong>“ (Röm 14,22). Auch für dieses Gebiet<br />

gilt die Verheißung: „Alles, was aus Gott geboren ist, überwin<strong>de</strong>t die Welt; und unser Glaube ist <strong>de</strong>r Sieg,<br />

<strong>de</strong>r die Welt überwun<strong>de</strong>n hat“ (1Joh 5,4).<br />

Es ist aus dieser Sicht sehr traurig, daß <strong>im</strong> 19. und 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>im</strong>mer mehr eigentlich aufrichtige bibeltreue<br />

Gläubige die Lehren <strong>de</strong>r ungläubig-rationalistischen Textkritik übernahmen und <strong>de</strong>n Glaubensstandpunkt <strong>de</strong>r<br />

Reformations- und Erweckungszeit verließen. Das fing, wie wir sahen, schon mit Bengel und einigen Pietisten<br />

<strong>de</strong>s 18. Jh. an. Im 19. Jh. breitete sich die Kritik am Textus Receptus und die Übernahme alexandrinischer<br />

Textformen auch unter Gläubigen weiter aus; hier sind u.a. Darby und Kelly als Lehrer <strong>de</strong>r „Brü<strong>de</strong>rbewegung“<br />

zu nennen. Im 20. Jh. schließlich wur<strong>de</strong> die „Textkritik“ zum festen Bestandteil <strong>de</strong>r „evangelikalen“ aka<strong>de</strong>mischen<br />

Einrichtungen und vieler Bibelschulen. Heute zählen zu <strong>de</strong>n bekannteren Befürwortern <strong>de</strong>r Textkritik etwa<br />

John MacArthur in seiner „Studienbibel“, <strong>de</strong>r Bibelschullehrer Heinrich von Siebenthal, die bei<strong>de</strong> so extrem textkritisch<br />

sind, daß sie sogar die Echtheit <strong>de</strong>s Markusschlusses und <strong>de</strong>s Berichts von Jesus und <strong>de</strong>r Ehebrecherin<br />

in Johannes 8 abstreiten.<br />

Die aus Unglauben und Rationalismus geborenen Schlußfolgerungen <strong>de</strong>r Textkritik wer<strong>de</strong>n heute weithin mit<br />

evangelikalen bzw. fundamentalistischen Glaubensüberzeugungen gemischt. Die evangelikalen Befürworter <strong>de</strong>r<br />

Textkritik haben fast alle keine eigene Arbeit an Handschriften ausgeführt und sind mit <strong>de</strong>r Problematik dieser<br />

„Wissenschaft“ oft wenig vertraut; sie verlassen sich auf die Gedanken und Thesen ungläubiger Vor<strong>de</strong>nker <strong>de</strong>r<br />

Textkritik und gaben sie weiter, auch in ihren Bibelkommentare und Lehren. Dahinter steht u.a. auch <strong>de</strong>r<br />

Wunsch, als aka<strong>de</strong>misch und theologisch „vollwertig“ anerkannt zu wer<strong>de</strong>n. So kam es, daß <strong>im</strong>mer mehr Gläubige<br />

es als selbstverständlich annahmen, daß die „Textkritik“ eine neutrale, nützliche Wissenschaftsdisziplin sei,<br />

die uns <strong>de</strong>n zuverlässigsten Text <strong>de</strong>s NT „auf <strong>de</strong>m neuesten Stand <strong>de</strong>r Forschung“ vermitteln wür<strong>de</strong>.<br />

Der biblisch begrün<strong>de</strong>te Standpunkt <strong>de</strong>s Glaubens an Gottes Bewahrung und <strong>de</strong>r Glaube an <strong>de</strong>n bewahrten<br />

Textus Receptus dagegen wird als „rückständig“ o<strong>de</strong>r sogar „fanatisch“ beiseitegeschoben, und das obwohl in<br />

<strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r Reformation und <strong>de</strong>r Erweckung auch herausragen<strong>de</strong> Gelehrte und vollmächtige Prediger sich<br />

nicht gescheut hatten, ihn einzunehmen. Man will <strong>de</strong>n Glauben an die Inspiration <strong>de</strong>r Schrift vereinbaren mit<br />

<strong>de</strong>m mo<strong>de</strong>rn-aufgeklärten wissenschaftlichen Denken, obwohl die bibelkritischen Inspirationsgegner Kurt und<br />

Barbara Aland völlig zu recht bekennen, was ihre bibelgläubigen Anhänger nicht wahrhaben wollen: „Die Anschauung<br />

von <strong>de</strong>r Verbalinspiration, d.h. <strong>de</strong>r irrtumsfreien Eingebung, welche die Orthodoxie bei<strong>de</strong>r evangelischer<br />

Konfessionen mit Nachdruck verfocht, setzt <strong>de</strong>n Textus receptus voraus“ (Der Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments,<br />

S. 16; Hv. RE).<br />

Schl<strong>im</strong>mer noch, die Befürworter <strong>de</strong>s zuverlässigen Textus Receptus wer<strong>de</strong>n heute <strong>im</strong>mer schärfer angegriffen.<br />

Während es in Wahrheit so war, daß die aufkommen<strong>de</strong> Textkritik für Uneinigkeit, Verwirrung und Spaltung unter<br />

<strong>de</strong>n bibelgläubigen Christen sorgte, dreht man heute in Mißachtung <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>n Spieß um und verleum<strong>de</strong>t<br />

die Verteidiger <strong>de</strong>s Textus Receptus als „Spalter“. Mit allerlei von ungläubigen Textkritkern geborgten<br />

Argumenten versucht man <strong>de</strong>n Textus Receptus als einen unzuverlässigen, veralteten Text darzustellen. Mit<br />

solchen Einwän<strong>de</strong>n gegen <strong>de</strong>n überlieferten Text <strong>de</strong>r Reformation wollen wir uns <strong>im</strong> nächsten Abschnitt kurz<br />

beschäftigen (eine ausführlichere Wi<strong>de</strong>rlegung fin<strong>de</strong>t sich in meiner Schrift Gottes zuverlässiges Wort. Weshalb<br />

wir <strong>de</strong>n Textus Receptus als <strong>de</strong>n bewahrten Text <strong>de</strong>s Neuen Testaments annehmen dürfen).<br />

28


4. Die Zuverlässigkeit <strong>de</strong>s Textus Receptus<br />

Seit <strong>de</strong>n Anfängen <strong>de</strong>r „Textkritik“ betrieben ihre Befürworter eine gezielte Herabsetzung <strong>de</strong>s Textus Receptus<br />

als <strong>de</strong>s zuverlässigen, von allen Gläubigen angenommenen Textes <strong>de</strong>s griechischen NT. Ganz offen sprechen<br />

Kurt und Barbara Aland von einer „Schlacht“ gegen <strong>de</strong>n TR, von <strong>de</strong>n „Bemühungen, von <strong>de</strong>r Vorherrschaft <strong>de</strong>s<br />

Textus receptus loszukommen“. Der von <strong>de</strong>n Gläubigen angenommene Text mußte in Zweifel gezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

das Vertrauen <strong>de</strong>r Gläubigen in ihn mußte zerstört wer<strong>de</strong>n, damit die an<strong>de</strong>rsartigen alexandrinischen Textformen<br />

Einfluß gewinnen konnten, die die mo<strong>de</strong>rne Textkritik als die „besseren“ und „<strong>de</strong>m Urtext nächsten“ anpries.<br />

Die Angriffe <strong>de</strong>r ungläubigen Textkritiker verliefen auf zwei Ebenen: einerseits wur<strong>de</strong> die Herausgeberarbeit von<br />

Erasmus, <strong>de</strong>m Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Textus Receptus, in ein schiefes Licht gestellt, und an<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong> die byzantinische<br />

Mehrheitstextüberlieferung, die <strong>de</strong>m TR zugrun<strong>de</strong>liegt, als unzuverlässig dargestellt. Bei<strong>de</strong> Argumentationslinien<br />

wer<strong>de</strong>n heute von <strong>de</strong>n evangelikalen Verteidigern <strong>de</strong>s „Nestle-Aland“-Textes getreulich nachvollzogen.<br />

Dabei ist ihnen nicht bewußt, daß sie hier die Glaubensüberzeugung ihrer bibeltreuen „Vorväter“ mit<br />

<strong>de</strong>n vergifteten und verkehrten Waffen <strong>de</strong>r Gegner <strong>de</strong>s Glaubens attackieren.<br />

a) Erasmus – <strong>de</strong>r erste Herausgeber <strong>de</strong>s Textus Receptus<br />

Von <strong>de</strong>n gläubigen Verteidigern <strong>de</strong>r „Textkritik“ wird viel Aufhebens gemacht von <strong>de</strong>n angeblichen „Schlampereien“,<br />

„Fehlern“ und „Übersetzungen aus <strong>de</strong>r Vulgata“, die sich Erasmus zuschul<strong>de</strong>n habe kommen lassen.<br />

Was ist an diesen Vorwürfen dran? Sie enthalten, was die erste Ausgabe <strong>de</strong>s griechischen NT von Erasmus<br />

betrifft, einen Wahrheitskern. Tatsächlich war Erasmus 1516 unter Zeitdruck, und ihm wie <strong>de</strong>n Schriftsetzern<br />

unterliefen einige Fehler. Er selbst gab auch offen zu, daß er am Schluß <strong>de</strong>r Offenbarung einige Verse, die in<br />

<strong>de</strong>r von ihm benutzten griechischen Handschrift fehlten, aus <strong>de</strong>m Lateinischen rückübersetzt hatte, weil er so<br />

schnell keine an<strong>de</strong>re Handschrift dafür beschaffen konnte (dies war, wir sollten uns erinnern, eine Zeit <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>kutschen<br />

und Fußwege, ohne Telefax, Fotokopierer o<strong>de</strong>r E-Mail!).<br />

Dennoch enthalten die Darstellungen <strong>de</strong>s Erasmus, wie man sie mit bemerkenswerter Gleichförmigkeit in vielen<br />

Polemiken gegen <strong>de</strong>n Textus Receptus fin<strong>de</strong>t, zumeist viele fahrlässige o<strong>de</strong>r sogar bewußte Entstellungen <strong>de</strong>r<br />

Wahrheit. Die Wahrheit ist, daß Erasmus die Fehler, die sich in seiner 1. Auflage fan<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Ausgaben<br />

korrigiert hat. Er arbeitete seine insgesamt fünf Auflagen <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r sorgfältig durch, verglich <strong>de</strong>n Text<br />

mit weiteren Handschriften und verbesserte ihn. An einigen Stellen behaupten seine Kritiker, er habe Fehler<br />

stehen gelassen, aber dies ist völlig unbewiesen, weil wir das Handschriftenmaterial, nach <strong>de</strong>m Erasmus arbeitete,<br />

heute gar nicht mehr in vollem Umfang kennen. Auf je<strong>de</strong>n Fall kannte Erasmus sehr viel mehr griechische<br />

Handschriften <strong>de</strong>s NT (bzw. Auszüge davon), als nur die vier o<strong>de</strong>r fünf aus <strong>de</strong>r Bibliothek in Basel, von <strong>de</strong>nen<br />

die Kritiker <strong>im</strong>mer sprechen.<br />

Insgesamt wird Erasmus gera<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n gläubigen Verteidigern <strong>de</strong>r Textkritik in ein möglichst schlechtes Licht<br />

gestellt. Man bezeichnet ihn als „katholischen Theologen“ und ver<strong>de</strong>ckt damit die Tatsache, daß Erasmus, auch<br />

wenn er nie offen für die Reformation Partei ergriff, doch einer <strong>de</strong>r schärfsten nichtreformatorischen Kritiker <strong>de</strong>r<br />

katholischen Kirche war und sich nicht mit <strong>de</strong>n Lehren <strong>de</strong>r Kirche i<strong>de</strong>ntifizierte. Wir können nicht mit Sicherheit<br />

sagen, ob er gläubig war, aber er ist trotz mancher Zwiespältigkeiten innerlich <strong>de</strong>n Evangelischen näher gestan<strong>de</strong>n<br />

als <strong>de</strong>m Papsttum. Zu<strong>de</strong>m war Erasmus einer <strong>de</strong>r fähigsten Gelehrten <strong>de</strong>r damaligen Zeit.<br />

Erasmus hatte, als er 1516 <strong>de</strong>n Textus Receptus herausgab, schon Griechisch an einer Universität unterrichtet,<br />

schon zahlreiche griechische Handschriften <strong>de</strong>s NT studiert und eine lateinische Übersetzung <strong>de</strong>s NT aus griechischen<br />

Quellen verfaßt. Er hatte auch schon mehrere gedruckte Ausgaben antiker Kirchenschriftsteller herausgegeben<br />

und war insoweit best<strong>im</strong>mt <strong>de</strong>r beste Fachmann für eine Ausgabe <strong>de</strong>s NT, <strong>de</strong>r damals lebte. Es<br />

war sicherlich auch Gottes Weisheit, daß er keiner <strong>de</strong>r rasch verfein<strong>de</strong>ten Parteien <strong>de</strong>r Reformation angehörte,<br />

so daß <strong>de</strong>r von ihm herausgegebene Text von Lutheranern, Calvinisten und Täufern gleichermaßen akzeptiert<br />

wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Was auch zumeist verschwiegen wird, ist die Tatsache, daß sein Text von zwei erwiesenermaßen gläubigen<br />

evangelischen Gelehrten weitergeführt wur<strong>de</strong> (Stephanus und Beza), die ihn mit noch mehr griechischen Handschriften<br />

verglichen und weiter verbesserten. In dieser ausgereiften Form bil<strong>de</strong>te er <strong>de</strong>n zuverlässigen, von<br />

allen wahren Gläubigen anerkannten Text <strong>de</strong>r Reformation, <strong>de</strong>n auch wir Gläubige <strong>de</strong>r Endzeit in <strong>de</strong>r Gewißheit<br />

annehmen dürfen, daß er durch Gottes Bewahrung getreulich <strong>de</strong>n Urtext wie<strong>de</strong>rgibt.<br />

29


) Das Fundament <strong>de</strong>s Textus Receptus – <strong>de</strong>r byzantinische Mehrheitstext<br />

Der Hauptangriffspunkt <strong>de</strong>r ungläubigen Textkritiker gegen <strong>de</strong>n Textus Receptus war seine Gründung auf <strong>de</strong>n<br />

byzantinischen Text. Im überlieferten Text <strong>de</strong>r Reformation fin<strong>de</strong>t sich keine einzige <strong>de</strong>r gnostisch beeinflußten<br />

Verstümmelungen, die die alexandrinischen Handschriften durchziehen. Er gibt ein geschlossenes, strahlen<strong>de</strong>s<br />

Zeugnis von <strong>de</strong>r Gottheit und Herrlichkeit und <strong>de</strong>m Erlösungswerk <strong>de</strong>s Herrn Jesus Christus. Er ist in sich st<strong>im</strong>mig<br />

und klar. Genau das erregte die Feindschaft <strong>de</strong>r Gnostiker <strong>de</strong>s 18. und 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts, die in ihrer Ablehnung<br />

<strong>de</strong>r Gottheit Jesu Christi, <strong>de</strong>s vollkomemenen Sühnopfers und <strong>de</strong>r göttlichen Autorität und Inspiration <strong>de</strong>r<br />

Bibel sich ganz eins waren mit <strong>de</strong>n Gnostikern <strong>de</strong>r ersten nachchristlichen Jahrhun<strong>de</strong>rte.<br />

Dabei nutzten die Textkritiker die Tatsache aus, daß <strong>im</strong> feuchtwarmen Kl<strong>im</strong>a <strong>de</strong>s Mittelmeeres so gut wie keine<br />

ganz alten Handschriften aus <strong>de</strong>r byzantinischen Überlieferung überlebt haben (die damals alle auf Papyrus<br />

geschrieben waren), son<strong>de</strong>rn nur spätere zuverlässige Abschriften <strong>de</strong>r frühen byzantinischen Textzeugen. Die<br />

ältesten erhaltenen byzantinischen Textzeugen gehen auf das 5. Jh. zurück (wobei sich typisch byzantinische<br />

Textformen auch schon in einigen sehr alten ägyptischen Papyri fin<strong>de</strong>n).<br />

Ab <strong>de</strong>m 5. Jh. hat die große Mehrzahl <strong>de</strong>r erhalten gebliebenen Handschriften <strong>de</strong>n byzantinischen Text, während<br />

<strong>de</strong>r alexandrinische Text kaum noch eine Rolle spielt. Diesen Umstand schrieben die Textkritiker einem<br />

von ihnen frei erfun<strong>de</strong>nen bewußten harmonisieren<strong>de</strong>n redaktionellen Eingriff <strong>im</strong> 4. Jahrhun<strong>de</strong>rt zu, <strong>de</strong>r sogenannten<br />

„Lukianischen Rezension“. Damals seien die ursprünglichen wi<strong>de</strong>rsprüchlichen, unorthodoxen Stellen<br />

aus <strong>de</strong>r Originalüberlieferung von orthodoxen Kirchenleuten unter Führung <strong>de</strong>s Lukian von Antiochien geglättet<br />

wor<strong>de</strong>n. Deshalb sei das gesamte Textzeugnis <strong>de</strong>r byzantinischen Handschriften wertlos und zu verwerfen.<br />

Diese Unterstellung ist zwar sehr listig und raffiniert ausgedacht, aber es fehlt jeglicher faktische Beweis für<br />

einen solchen bewußten Eingriff in <strong>de</strong>n byzantinischen Text. Eine solche massive Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bibeltextes<br />

wäre aus mehreren Grün<strong>de</strong>n gar nicht möglich gewesen: Der zuvor überlieferte Text war ja <strong>im</strong> Kernland <strong>de</strong>r<br />

apostolischen Gemein<strong>de</strong>n schon seit Generationen <strong>de</strong>n Gläubigen eingeprägt und hätte durch einen Beschluß<br />

eines Konzils nicht ohne weiteres verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können. Eine einheitliche Durchsetzung eines neuen Textes<br />

wäre schon aufgrund <strong>de</strong>r Zerrissenheit <strong>de</strong>r Kirche in verschie<strong>de</strong>ne Lehrströmungen und Fraktionen nicht<br />

möglich gewesen.<br />

Schließlich hätte ein solches Treffen von autoritativen Bischöfen mit allen einhergehen<strong>de</strong>n Debatten um <strong>de</strong>n<br />

richtigen Text niemals ohne Spuren in <strong>de</strong>r Kirchengeschichte geschehen können. Die alten Kirchenschriftsteller<br />

nahmen ja oft zu Fragen <strong>de</strong>r Textüberlieferung Stellung (die meisten von ihnen zitieren übrigens byzantinische<br />

Textformen); ein solches Konzil wäre von ihnen auf alle Fälle in ihrer Argumentation zum Für und Wie<strong>de</strong>r einer<br />

Textform angeführt wor<strong>de</strong>n. Schließlich ist es absurd, eine angebliche orthodoxe Überarbeitung <strong>de</strong>s NT gera<strong>de</strong><br />

Lukian zuzuschreiben, einem Leugner <strong>de</strong>r Gottheit Jesu Christi, <strong>de</strong>m Lehrer <strong>de</strong>s Arius, <strong>de</strong>r ja alles Interesse<br />

daran gehabt hätte, <strong>de</strong>n alexandrinischen Text zur Norm zu machen, wenn er gekonnt hätte.<br />

Die Theorie <strong>de</strong>r „Lukianischen Rezension“ wird heute selbst von vielen Textkritikern verworfen. Dazu haben vor<br />

allem auch die Papyrusfun<strong>de</strong> mit beigetragen, die zeigten, daß typische „byzantinische“ Textformen auch schon<br />

<strong>im</strong> 2. und 3. Jahrhun<strong>de</strong>rt verbreitet waren und nicht erst <strong>im</strong> 4. Jh. künstlich erfun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n sein konnten. Die<br />

evangelikalen Gegner <strong>de</strong>s Textus Receptus jedoch benutzen fast alle heute noch diese falsche Theorie. Sie<br />

kommen ohne eine solche Unterstellung nicht ohne weiteres aus, weil es sonst keine für sie befriedigen<strong>de</strong> Erklärung<br />

für die Einheitlichkeit und <strong>de</strong>n weiten Einfluß <strong>de</strong>s byzantinischen Textes gibt – außer <strong>de</strong>r naheliegen<strong>de</strong>n<br />

und offenkundig richtigen, daß dieser Text nämlich die zuverlässige, von Gott bewahrte und von <strong>de</strong>n wahren<br />

Gläubigen angenommene apostolische Überlieferung darstellt.<br />

Der byzantinische Mehrheitstext war seit <strong>de</strong>m 1. Jahrhun<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r überlieferte Text <strong>de</strong>r gläubigen Gemein<strong>de</strong> –<br />

<strong>de</strong>r von allen angenommene Text, so wie es in <strong>de</strong>n Jahrhun<strong>de</strong>rten nach <strong>de</strong>r Reformation auch <strong>de</strong>r Fall war! Das<br />

ist die einzige Erklärung dafür, weshalb dieser Text schon <strong>im</strong> 4./5. Jahrhun<strong>de</strong>rt eine solche Autorität und<br />

Verbreitung genoß. Dies war nur möglich, weil er ein alter, ein bis zu <strong>de</strong>n Ursprüngen gehen<strong>de</strong>r Text ist. Die<br />

Gläubigen hätten niemals einen „neuen“, frisierten Text angenommen. Nur ein alter, bewährter Text, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Originalen und beglaubigten Abschriften entsprach, mit <strong>de</strong>m man ihn verglich, hatte das Vertrauen <strong>de</strong>r Gläubigen.<br />

Deshalb mußten ja auch Anhänger von gnostischen und arianischen Irrlehren <strong>im</strong> byzantinischen Raum<br />

<strong>de</strong>n alten byzantinischen Text benutzen, weil ein „neuer“ nicht akzeptiert wor<strong>de</strong>n wäre.<br />

Der byzantinische Mehrheitstext, das dürfen die wahren Gläubigen festhalten, ist die von Gott bewahrte Überlieferungslinie,<br />

in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r wahre, unverfälschte Urtext <strong>de</strong>n Gläubigen erhalten geblieben ist. Seine Geschlossenheit<br />

ist die Folge <strong>de</strong>r göttlichen Inspiration, und seine Verbreitung die Folge <strong>de</strong>r göttlichen Bewahrung für das<br />

Wort Gottes.<br />

30


c) Der Textus Receptus ist die zuverlässige Wie<strong>de</strong>rgabe von Gottes Wort!<br />

Es ist daher in keinster Weise ein Irrtum von Erasmus, wenn er in seiner weltweit verbreiteten Ausgabe <strong>de</strong>s<br />

griechischen NT am Vorabend <strong>de</strong>r Reformation ausgerechnet <strong>de</strong>n byzantinischen Mehrheitstext zur Grundlage<br />

n<strong>im</strong>mt. Er knüpft damit an die 1500 Jahre lange Überlieferung <strong>de</strong>s wahren apostolischen Textes an. Dabei wur<strong>de</strong><br />

er, so dürfen wir Gläubige es erkennen, nicht in erster Linie von seinem begrenzten Menschenverstand geleitet,<br />

son<strong>de</strong>rn von Gott selbst, <strong>de</strong>r es auch so führte, daß ausgerechnet dieser Text zum weltweit von allen<br />

wahren Gläubigen anerkannten Text <strong>de</strong>s NT wur<strong>de</strong>.<br />

Wir Gläubigen dürfen Gottes Hand auch in <strong>de</strong>r Reformation selbst sehen, bei allem Menschenwerk und Ungöttlichen,<br />

das mit darunter gemischt war. Daß das biblische Evangelium und die Heilige Schrift selbst klar auf <strong>de</strong>n<br />

Leuchter gestellt und zu <strong>de</strong>n Völkern gebracht wur<strong>de</strong>, sind die zwei wichtigsten Errungenschaften dieser Gna<strong>de</strong>nstun<strong>de</strong><br />

<strong>im</strong> Han<strong>de</strong>ln Gottes mit <strong>de</strong>n Hei<strong>de</strong>nvölkern. Deshalb ist es nur folgerichtig, <strong>im</strong> Glauben damit zu<br />

rechnen, daß <strong>de</strong>r lebendige, allmächtige Gott dafür gesorgt hat, daß die Reformatoren, die nun die Bibel in alle<br />

Sprachen <strong>de</strong>s Abendlan<strong>de</strong>s übersetzten, <strong>de</strong>n zuverlässigen, bewahrten Text <strong>de</strong>s AT und NT an die Hand bekamen.<br />

Wenn die Verheißung Gottes, Sein Wort unverfälscht zu bewahren, von höchster Be<strong>de</strong>utung war, dann<br />

zu jener be<strong>de</strong>utsamen Zeit, als es erstmals wie<strong>de</strong>r in Dutzen<strong>de</strong>n von Sprachen unter Millionen von Menschen<br />

verbreitet wur<strong>de</strong> – nach Jahrhun<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>r Finsternis und <strong>de</strong>s Bibelverbots.<br />

Gott hat Sein bewahrtes Wort nicht erst in <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>s Abfalls und <strong>de</strong>r Bibelkritik ans Licht gebracht, durch Leute,<br />

die großenteils Seinen Sohn und Sein Heil leugneten und Fein<strong>de</strong> Gottes waren. Gott hat Sein wahres Wort<br />

nicht in <strong>de</strong>r Bücherei <strong>de</strong>s Vatikans versteckt (Co<strong>de</strong>x Vaticanus) und schon gar nicht <strong>im</strong> Abfallkorb eines Klosters<br />

(Co<strong>de</strong>x Sinaiticus). Wir können allerdings auch nicht glauben, daß Gott sein Wort erst <strong>im</strong> 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt durch<br />

Bemühungen um eine neue Ausgabe <strong>de</strong>s Mehrheitstextes ans Licht bringt. Manche evangelikale Gelehrte bemühen<br />

sich heute um eine neue wissenschaftlich-textkritische Ausgabe <strong>de</strong>s byzantinischen Mehrheitstextes.<br />

Aber sie können keine bessere und zuverlässigere Ausgabe erstellen als die bereits vorliegen<strong>de</strong> Fassung <strong>de</strong>s<br />

überlieferten Textes <strong>de</strong>r Reformation.<br />

Die von Gott bestätigte Ausgabe <strong>de</strong>s byzantinischen Mehrheitstextes ist <strong>de</strong>r Textus Receptus! Das gilt auch für<br />

die wenigen Stellen, an <strong>de</strong>nen Erasmus, Stephanus und Beza unter Gottes Leitung einen Text veröffentlicht<br />

haben, <strong>de</strong>r nicht von <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r heute erhalten gebliebenen Handschriften bezeugt wird. Sie taten es auf<br />

das Zeugnis von damals verfügbaren griechischen Handschriften hin (und nicht aufgrund einer Übersetzung<br />

aus <strong>de</strong>r lateinischen Vulgata, wie <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r ohne echten Beweis behauptet wird). Solche Stellen, wie das<br />

berühmte Comma Johanneum in 1Joh 5,7-8, sind fast durchweg durch alte Kirchenschriftsteller und Übersetzungen<br />

als alte Textformen bezeugt und können durchaus in einer Mehrzahl früher byzantinischer Handschriften<br />

enthalten gewesen sein.<br />

Die bibeltreuen Gläubigen in <strong>de</strong>r letzten Zeit sollten sich <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>n listigen Vernunftschlüssen und Verleundungen<br />

<strong>de</strong>r ungläubigen Textkritik nicht verunsichern und beeinflussen lassen – auch nicht von <strong>de</strong>r traurigen<br />

Tatsache, daß es viele Gebil<strong>de</strong>te und Prediger in ihren eigenen Reihen gibt, die solche Angriffe auf <strong>de</strong>n<br />

überlieferten Text <strong>de</strong>r Reformation übernehmen und die Befürworter <strong>de</strong>s Textus Receptus scharf angreifen.<br />

Solche geistlichen Kämpfe sind in unserer letzten, an Verführungen reichen Zeit, lei<strong>de</strong>r auch unvermeidlich.<br />

Dabei ist allerdings auch Besonnenheit und geistliche Gesinnung vonnöten. Die nötige Aufklärung über die mo<strong>de</strong>rnen<br />

<strong>Bibelübersetzungen</strong> sollte nicht zu Spaltungen und ungeistlichen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen unter bibeltreuen<br />

Christen führen. Deshalb braucht es heute viel Gebet für die verantwortlichen Brü<strong>de</strong>r und für bibeltreue<br />

Gemein<strong>de</strong>n, daß die schädlichen Einflüsse <strong>de</strong>r Textkritik doch noch erkannt wer<strong>de</strong>n, und daß <strong>de</strong>r Herr Gna<strong>de</strong><br />

schenkt, damit diese Fragen von allen Verantwortlichen in einer geistlichen Weise behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong> wil<strong>de</strong>,<br />

überzogene Polemik, wie sie etwa manche Anhänger <strong>de</strong>r „King-James-Only“-Bewegung üben, kann in einer<br />

solchen Frage nur Scha<strong>de</strong>n anrichten; es bedarf einer geduldigen geistlichen Überzeugungsarbeit, um die Einheit<br />

<strong>de</strong>s Geistes auch bei unterschiedlichen Auffassungen zu bewahren.<br />

Wir dürfen auch und gera<strong>de</strong> heute <strong>im</strong> Glauben an Gottes Treue und Seine stets wirksame Bewahrung für Sein<br />

Wort <strong>de</strong>n Masoretischen Text <strong>de</strong>s AT und <strong>de</strong>n Textus Receptus <strong>de</strong>s NT als zuverlässige, von Gott bestätigte<br />

Grundtextbasis unserer Bibeln annehmen und je<strong>de</strong>s dagegen gerichtete „Sollte Gott gesagt haben?“ entschlossen<br />

zurückweisen.<br />

31


5. Die endzeitliche Verführung, <strong>de</strong>r ökumenische Welteinheitstext<br />

und die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Textus Receptus heute<br />

Als Gläubige, die in <strong>de</strong>r letzten Zeit vor <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rkunft unseres Herrn Jesus Christus leben, müssen wir beson<strong>de</strong>rs<br />

wachsam gegen Verführungen jeglicher Art sein. Unser treuer Herr hat seine Jünger gewarnt: „Habt<br />

acht, daß euch niemand verführt!“ (Mt 24,4). Wir leben in schl<strong>im</strong>men Zeiten (vgl. 2T<strong>im</strong> 3,1) und sind in ernste<br />

geistliche Kämpfe hineingestellt.<br />

Diese Zeit ist beson<strong>de</strong>rs gekennzeichnet von einer <strong>im</strong>mer stärker wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Ten<strong>de</strong>nz zum Abfall vom biblischen<br />

Glauben, zur Relativierung und Auflösung von Gottes Wort. Sie bringt <strong>im</strong>mer lautere Lippenbekenntnisse<br />

zu Christus und einem falschen Christentum mit sich („Verliebt in Jesus“, „Lei<strong>de</strong>nschaft für Jesus“), gepaart mit<br />

einer Verleugnung <strong>de</strong>s biblischen Herrn Jesus Christus und <strong>de</strong>s echten Glaubenslebens in Gehorsam und<br />

Kreuzesnachfolge. Bibelkritik und Mystik, Lügen-Offenbarungen falscher Propheten und die Mißachtung <strong>de</strong>s<br />

inspirierten Schriftwortes gehen Hand in Hand.<br />

All diese wi<strong>de</strong>rgöttlichen Entwicklungen drängen mit zunehmen<strong>de</strong>r Kraft auf die Zerstörung <strong>de</strong>r Fundamente<br />

<strong>de</strong>s biblischen Glaubens, auf die Auflösung evangelisch-bibeltreuer Glaubenspositionen zugunsten eines breiten,<br />

vermischten Stroms ökumenischer Einheit. Das wahre biblische Evangelium wird zunehmend verwässert<br />

und verfälscht, so daß <strong>de</strong>r Unterschied zu <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren, falschen Evangelium <strong>de</strong>r römisch-katholischen Kirche<br />

(o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>m falschen Glaubens- und Wohlstandsevangelium vieler Charismatiker) nicht mehr erkennbar ist.<br />

Die Lehre und das Zeugnis <strong>de</strong>r Reformation, <strong>de</strong>r biblischen Täufer und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren evangelischen treuen<br />

Gläubigen soll untergraben, verfälscht und umge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>r großen, antichristlichen Einheit willen,<br />

die zwischen Namenschristen und echten Christen, zwischen Katholischer Kirche und Protestanten, zwischen<br />

biblischen Gemein<strong>de</strong>n und unbiblischen Kirchen und Sekten geschmie<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n soll. Das große Ziel dieser<br />

Entwicklung ist uns in <strong>de</strong>r Bibel geoffenbart: BABYLON, DIE GROSSE, die Hure, die antichristliche Welteinheitskirche<br />

(vgl. Offb 17 und 18).<br />

In diese geistliche Sicht <strong>de</strong>r Endzeit und ihrer Herausfor<strong>de</strong>rungen für <strong>de</strong>n treuen Überrest <strong>de</strong>r Gläubigen müssen<br />

wir auch <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Grundtext <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Theologie und <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen <strong>Bibelübersetzungen</strong> einordnen.<br />

Von welcher Seite wollen wir <strong>de</strong>n zuverlässigen Text unserer Bibeln empfangen? Von <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rntheologischen,<br />

ökumenischen, ungläubigen Textkritikern, die <strong>de</strong>n „Nestle-Aland“-Text herausgeben, o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n<br />

gläubigen, reformatorischen Herausgebern <strong>de</strong>s Textus Receptus wie Stephanus und Beza?<br />

Tatsache ist, daß <strong>de</strong>r heute überall gültige „Nestle-Aland“-Text von einer Handvoll ungläubiger Wissenschaftler<br />

herausgegeben wird, die einen bibelkritischen, ökumenischen Standpunkt haben. Einer von ihnen ist Carlo M.<br />

Martini, Kardinal <strong>de</strong>r Katholischen Kirche! Diese Männer entschei<strong>de</strong>n per Mehrheitsabst<strong>im</strong>mung (!), was in <strong>de</strong>n<br />

mo<strong>de</strong>rnen Bibeln drinstehen soll und was nicht. Der von ihnen herausgegebene Text stützt sich ganz in Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit seinen Vorgängern einseitig und willkürlich auf die gnostisch verfälschten alexandrinischen<br />

Handschriften und verwirft <strong>de</strong>n zuverlässigen byzantinischen Mehrheitstext an fast allen Stellen.<br />

Dazu kommt für unser geistliches Urteil die Tatsache, daß <strong>de</strong>r „Nestle-Aland“-Text durch ein Abkommen zwischen<br />

<strong>de</strong>m Vatikan und <strong>de</strong>n liberal-bibelkritischen Weltbibelgesellschaften <strong>im</strong> Jahr 1968 zum allein verbindlichen<br />

Text für alle <strong>Bibelübersetzungen</strong> weltweit, ob katholisch o<strong>de</strong>r evangelisch, erklärt wur<strong>de</strong>. Auch in Forschung,<br />

Lehre und kirchlicher Praxis n<strong>im</strong>mt er eine international beherrschen<strong>de</strong> Stellung ein. Damit ist <strong>de</strong>r Text<br />

<strong>de</strong>r christusfeindlichen Gnostiker und Irrlehrer <strong>de</strong>r frühen Jahrhun<strong>de</strong>rte zum ökumenische Welteinheitstext <strong>de</strong>r<br />

endzeitlichen Christenheit gewor<strong>de</strong>n! Der zuverlässige Text <strong>de</strong>r Reformation dagegen wird beiseitegedrängt,<br />

verächtlich gemacht und soll in Vergessenheit geraten.<br />

Diese Entwicklungen können für <strong>de</strong>n geistlich wachsamen Gläubigen nicht zufällig sein. Sie gehören in <strong>de</strong>n<br />

Rahmen <strong>de</strong>r oben beschriebenen endzeitlichen Verführungs- und Auflösungsten<strong>de</strong>nzen. Den treuen Gläubigen<br />

soll ihr zuverlässiger, untrüglicher Maßstab genommen wer<strong>de</strong>n und durch einen ungenauen, verkürzten Maßstab<br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n. Das scharf geschliffene Schwert <strong>de</strong>s Geistes, das die Bibeln <strong>de</strong>r Reformations- und Erweckungslinie<br />

noch darstellten, soll durch ein schartiges, mit Bruchstellen durchsetztes Schwert ersetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

das <strong>im</strong> Kampf nicht recht taugt. Das ist beson<strong>de</strong>rs ernst <strong>im</strong> Hinblick auf die schwerer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Kämpfe, die<br />

aufgrund <strong>de</strong>r zugespitzten endzeitlichen Entwicklung vor uns stehen.<br />

Doch diese Verführungstaktik wird nicht gelingen. Viele treue Gläubige haben an <strong>de</strong>n altbewährten <strong>Bibelübersetzungen</strong><br />

wie <strong>de</strong>r King-James-Bibel, <strong>de</strong>r Luther 1912, <strong>de</strong>r Reina-Valera usw. festgehalten. Das Wissen um <strong>de</strong>n<br />

geistlichen Hintergrund <strong>de</strong>r neuen, verän<strong>de</strong>rten Bibeln fehlt zwar vielfach, aber das geistliche Gespür <strong>de</strong>r Gläubigen<br />

leitete sie, an <strong>de</strong>m Bewährten festzuhalten. Was wir heute brauchen, ist darüber hinaus eine klare Er-<br />

32


kenntnis <strong>de</strong>r geistlichen Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Textkritik und <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Bibeln, und ein ganz nüchternes, waches,<br />

bewußtes Festhalten am überlieferten Text <strong>de</strong>r Reformation.<br />

Wer die endzeitliche Verführung in <strong>de</strong>r Bibelfrage durchschaut hat, wird <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Bibeln mit<br />

<strong>de</strong>m ökumenischen Welteinheitstext bewußt wi<strong>de</strong>rstehen und bewußt die getreuen Bibeln mit <strong>de</strong>m überlieferten<br />

Text <strong>de</strong>r Reformationszeit erhalten, pflegen und in <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n för<strong>de</strong>rn. So können wir <strong>de</strong>m Auftrag unseres<br />

Herrn, Sein Wort zu bewahren, <strong>im</strong> vollen Umfang nachkommen, und einmal Sein Lob empfangen: „Du (…)<br />

hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet“ (Offb 3,8).<br />

<strong>Bibelübersetzungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Überblick</strong><br />

Übersetzungs-<br />

Grundsatz<br />

Wortgetreu<br />

Wortgetreu<br />

Wortgetreu<br />

Nicht mehr<br />

wortgetreu;<br />

zu frei übersetzt<br />

Mo<strong>de</strong>rne freie<br />

Übertragung<br />

(„dynamische<br />

Äquivalenz“)<br />

Textgrundlage<br />

Überlieferter Text<br />

<strong>de</strong>r Reformation<br />

(MT <strong>im</strong> AT<br />

und TR <strong>im</strong> NT)<br />

Großteils überlieferter Text<br />

<strong>de</strong>r Reformation<br />

Weitgehend<br />

o<strong>de</strong>r vollständig<br />

kritischer „Nestle-Aland“-<br />

Text <strong>im</strong> NT;<br />

z.T. Abweichungen vom MT<br />

<strong>im</strong> AT<br />

Weitgehend<br />

o<strong>de</strong>r vollständig<br />

kritischer „Nestle-Aland“-<br />

Text <strong>im</strong> NT;<br />

z.T. Abweichungen vom MT<br />

<strong>im</strong> AT<br />

Weitgehend<br />

o<strong>de</strong>r vollständig<br />

kritischer „Nestle-Aland“-<br />

Text <strong>im</strong> NT;<br />

z.T. Abweichungen vom MT<br />

<strong>im</strong> AT<br />

* = bibelkritische Einflüsse in <strong>de</strong>r Übersetzung<br />

33<br />

<strong>Bibelübersetzungen</strong><br />

Schlachter 2000<br />

Luther 1545-1912<br />

Zürcher 1536-1913<br />

NT von H. Jantzen<br />

Alte Elberfel<strong>de</strong>r<br />

Schlachter 1951<br />

Bengel-NT<br />

Luther 1956/1984<br />

Zürcher 1931 **<br />

Revidierte Elberfel<strong>de</strong>r 1985 *<br />

Neue Elberfel<strong>de</strong>r Rev.<br />

(CSV 2002)<br />

Menge-Bibel<br />

Albrecht-NT<br />

Luther 1972<br />

Gute Nachricht **<br />

Hoffnung für alle<br />

Neues Leben<br />

Neue Genfer Übersetzung (NGÜ)<br />

Neue Evangelistische<br />

Übertragung (NEÜ) 2003<br />

Bruns

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