Jochen von Fircks - Hinstorff Verlag

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

steht. Vor dem Ausbringen der Netze werden die Maste der Volljolle gelegt und das Ruder herausgenommen. Ein oder zwei Fischer rudern die Jolle senkrecht zur Küste. Ein weiterer Fischer gibt die Netze aus. Zwischen je 12 Netze werden zwei Wät gebunden, die aus einer Leine und einem 10 bis 20 kg schweren Stein bestehen. Nach einem Tag werden die Netze herausgenommen. Die Netze dienen ganzjährig zum Schollenfang, der in den Monaten Mai bis November besonders lohnend ist, und in den Monaten Oktober bis Mai auch zum Dorschfang. Die Heringsnetze sind ähnlich gestaltet. Sie haben engere Maschen, und zwar im Frühjahr 18 bis 22 mm und im Herbst um 24 mm. Die Heringsnetze werden parallel zur Küste ausgelegt, da der Hering meist senkrecht von und zur Küste zieht. Die Netzlänge beträgt 2000 und die Netzhöhe 60 bis 120 Maschen. Eine 6 bis 8 mm starke Leine bildet den Obersimm und trägt die Flotten. Steine am Untersimm dienen als Senker. Mit ihm wird tagsüber als Stellnetz gearbeitet. Relativ spät wird es mit weniger Senkern an der Oberfläche treibend dann auch nachts zum Heringsfang benutzt. Die Wade ist ein Grundschleppnetz, mit dem etwa 8 Fischer unmittelbar vom Strand aus fischen. Die Wade ist aus starkem Garn von über einem Millimeter Durchmesser geknotet. Ihre beiden Flügel haben Maschenweiten von 14 bis 18 mm, eine Netzhöhe von 200 Maschen und sind bis zu 110 m lang. Zwischen den Flügeln befindet sich der etwa 8 m lange Netzsack mit 12 bis 14 mm Maschenweite. Der doppelte Obersimm hat Auftrieb durch Flotten. Der Untersimm bleibt ohne Senker. Die Wade wird vom Strand aus mit einem Boot halbkreisförmig ausgefahren. Dann werden die Leinen der Flügel mit Winden und anschließend die Flügel mit der Hand oder unter Zuhilfenahme von Sielenge- schirren von den Fischern an Land gezogen. Bevor der Netzsack an den Strand kommt, gehen die Fischer mit den Flügeln aufeinander zu, damit kein Fisch entweicht. Das Fischen mit der Wade erfordert einen Uferbereich, in dem keine Steine oder andere Hindernisse die Wade zerreißen können, in dem keine Senken sind, durch die der Fisch unter dem Untersimm hindurch entweichen kann, und dessen Strand ein Arbeiten mit der Wade zulässt. Außerdem werden von den Warnemünder Fischern Langleinen, Angeln und Fanggeräte wie Aalkorb, Aalharke oder Aaleisen benutzt. Erst nach 1870 kommt in Warnemünde das Fischen mit dem Schleppnetz auf, das von zwei Jollen gezogen wird. Damals bringen die Warnemünder ihren Fang nach Rostock. Da der Markt um 8 Uhr morgens beginnt, ist zeitig aus Warnemünde flußaufwärts mit den Jollen loszufahren. Vorher muss der Fang in Warnemünde angelandet sein. Der Stand auf dem Markt darf nicht vor Marktschluss verlassen werden, ausgenommen der Fisch ist bereits verkauft. Vorverkauf und Zwischenhandel sind im alten Rostock verboten. Der Verkauf von Fisch und auch von feinem Dünensand, der in Sandjollen von Warnemünde nach Rostock gebracht wird, ist oft die Aufgabe der Warnemünder Frauen, die man in Rostock an ihrer Tracht und am anders gesprochenen Plattdeutsch gleich erkennt. Da lebender Fisch damals mehr einbringt und die Jollen keinen wasserdurchfluteten Fischraum haben; verwenden die Warnemünder Jollenfischer einen mitzuschleppenden Fischbehälter, den Hund. Er verlangsamt die Fahrt, so dass ein Hund nur in Nähe von Warnemünde benutzt wird. Bei 1,8 bis 2 m Länge hat er Schiffsform, einen sponungslosen Steven und achtern einen 13
Spiegel. Er ist zwei, in Klinkerbauart aufeinander gesetzte Planken hoch und hat einen verriegelbaren Deckel. Vielfach durchbohrt, schwimmt er nur durch den Auftrieb des Holzes. Zum Entleeren wird der Hund auf Land gezogen. Unbekannt ist, wie die Warnemünder Fischer sich organisierten und welche Vorschriften sie zu befolgen hatten. Jedem Warnemünder stand es jedoch frei, sich als Knecht zu verdingen oder bei genügend Geld als eigener Jollenbesitzer in der Fischerei zu arbeiten. Für frühe Zeiten ist die Zahl der Warnemünder Fischer und Jollen nicht in Erfahrung zu bringen. Nach 1900 erhalten zahlreiche Jollen anstelle von Segel und Ballast einen Motor. Gleichzeitig verdrängen größere Fahrzeuge die Warnemünder Jollen aus der Fischerei. 14 2 Hauptspant der Warnemünder Volljolle 4 Vorschiff der Warnemünder Volljolle mit Sturmducht und Klüverbaum 6 Riemen der Warnemünder Jolle 3 Kiel-Steven-Lasche 7 Heckbereich der Volljote mit Ruder Die Warnemünder Jolle In Warnemünde wird zwischen Volljollen, die zweimastige Fahrzeuge sind, und den kleineren, einmastigen Jollen unterschieden. Bei den einmastigen Jollen heißen die kleineren Halbjolle (Länge über alles 4,8 bis 5,5 m; größte Breite 1,75 m) und die größeren Dreivierteljolle (Länge über alles um 6 m; größte Breite 2 m). Alle Warnemünder Jollen sind ursprünglich offene, ungedeckte Fahrzeuge. Sie sind aus Eiche gebaut, haben eine geklinkerte Beplankung, einen Kiel und ein spitzgattes Heck. Die Volljolle (Tafel 1) wurde nach einem um 1880 in Warnemünde gebauten Modell und nach Hinweisen eines alten Bootsbauers aus Warnemünde gezeichnet. Bei der Ermittlung des Mo-
Seite 1 und 2: Jochen von Fircks Ewer, Zeesenboote
Seite 3 und 4: Jochen von Fircks
Seite 5 und 6: Durch Hinweise, Ratschläge und sac
Seite 7 und 8: Literaturnachweis 83 Bildteil 85 An
Seite 9 und 10: 1 Die Warnow zwischen Rostock und W
Seite 11 und 12: Auch werden wieder alle Häuser in
Seite 13: sich in Warnemünde noch einige Sch

Jochen von Fircks - Hinstorff Verlag

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?