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1.01<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Operative Entfernung von Weisheitszähnen<br />

Was sind Weisheitszähne?<br />

Das normale Gebiss des Erwachsenen besteht auf jeder Kieferseite aus zwei Schneidezähnen, einem Eckzahn, zwei<br />

Vorbackenzähnen und insgesamt drei Backenzähnen. Der Weisheitszahn ist der dritte dieser Backenzähne und liegt in<br />

der Mundhöhle am weitesten hinten. Es ist derjenige Zahn, der in der Wachstumsphase als letzter Zahn gebildet wird.<br />

Seine Entwicklung ist häufig erst im Erwachsenenalter abgeschlossen.<br />

Bei den meisten Menschen reicht der Platz im Kiefer für diese Weisheitszähne nicht aus, so dass sie sich häufig nicht kor -<br />

rekt in die Zahnreihe einordnen können. Die Zähne bleiben dann ganz oder teilweise im Kiefer eingeschlossen, man<br />

bezeichnet diesen Zustand als „retiniert“ (zurückgehalten).<br />

Da dieses Problem bis zu 80 % der jungen Erwachsenen in der europäischen Bevölkerung betrifft, müssen sich die meisten<br />

Menschen früher oder später mit der Frage der Zahnentfernung auseinandersetzen. Aus diesem Grunde haben wir<br />

diese Informationen für Sie zusammengestellt.<br />

Im Knochen retinierte Weisheitszähne<br />

im Ober- und Unterkiefer. Die<br />

Krone des Weisheitszahns liegt hier<br />

unmittelbar am zweiten Backenzahn.<br />

Der Zahnhalteapparat des<br />

benachbarten Zahnes wird so auf<br />

Dauer erheblich geschädigt.<br />

Welche Untersuchungen sind für die Entscheidung<br />

über die Zahnentfernung nötig?<br />

Zahnkeime von Weisheitszähnen<br />

im Ober- und Unterkiefer. Der unmittelbar<br />

unter dem Zahn<br />

erkennbare Unterkieferknochen<br />

lässt erwarten, dass später nicht<br />

ausreichend Platz zur Einstellung<br />

des Zahnes vorhanden sein wird.<br />

Für die Entscheidung über die Entfernung von Weisheitszähnen sind neben dem allgemeinen Gesundheitszustand vor<br />

allem folgende Aspekte zu klären:<br />

Haben die Zähne bereits zu krankhaften Veränderungen am Kiefer oder den Zähnen geführt oder sind solche zu erwarten?<br />

Ist zu erwarten, dass sich die Zähne regelrecht entwickeln können?<br />

Sind besondere operative Risiken bei einer Entfernung zu erwarten?<br />

Sind die Weisheitszähne eventuell zum Ersatz verlorener oder stark geschädigter Backenzähne geeignet?<br />

Zur Beantwortung dieser Fragen wird in der Regel neben der allgemeinen zahnärztlichen Untersuchung ein Übersichtsröntgenbild,<br />

(sog. Orthopantomogramm) angefertigt. In speziellen Fällen, bspw. bei einer Lage des Weisheitszahns<br />

nahe an einem Gefühlsnerven, kann eine dreidimensionale Röntgenaufnahme erforderlich werden.<br />

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1.01<br />

Operative Entfernung von Weisheitszähnen<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Welche Gefahren können von Weisheitszähnen ausgehen ?<br />

Die normale Zahnentwicklung schließt mit dem Erscheinen des Zahnes in der Mundhöhle und mit der Einstellung in die<br />

Zahnreihe ab. Wenn diese Entwicklung nicht regulär zum Abschluss kommt, entsteht eine Reihe typischer Probleme.<br />

Die Zahnkrone ist vom Knochen durch einen kleinen Spaltraum abgegrenzt. In diesem Schlupfwinkel entstehen häufig<br />

(bei bis zu 50 %) Infektionen, die in einzelnen Fällen bis zu schweren Abszessen fortschreiten können.<br />

Aus dem Umgebungsgewebe der Zahnkrone können Zysten entstehen, die mitunter große Knochendefekte verursachen.<br />

Durch die Krone des Weisheitszahns bzw. das Umgebungsgewebe können die benachbarten Backenzähne<br />

geschädigt und Teile der Wurzel regelrecht aufgelöst werden. In gleicher Weise kann das Zahnbett des benachbarten<br />

Backenzahnes geschädigt werden.<br />

Durch die Bildung von Schmutznischen kann die Reinigung der Backenzähne erschwert sein, so dass es zu Karies am<br />

Weisheitszahn oder am Nachbarzahn kommen kann.<br />

Der Weisheitszahn stellt eine „Schwachstelle“ im Knochen dar, so dass eine gewisse Häufung von Unterkieferbrüchen<br />

an der Stelle der Weisheitszähne beobachtet wird.<br />

In seltenen Fällen können aus den Umgebungsgeweben der Zahnkrone gutartige aber auch bösartige Tumore entstehen.<br />

Weisheitszahn des Unterkiefers im<br />

Zahnfach hinter dem zweiten<br />

Backenzahn.<br />

Welche Risiken hat die<br />

Entfernung von<br />

Weisheitszähnen ?<br />

Neben den allgemeinen Risiken<br />

operativer Eingriffe, wie Wundinfektionen<br />

oder auch selten Blutungskomplikationen<br />

gibt es ty -<br />

pische Operationsrisiken, die bei<br />

der Entscheidung zu einer Weis -<br />

heitszahnentfernung bedacht<br />

werden sollen.<br />

Der untere Weisheitszahn liegt in<br />

der Nähe zweier Gefühlsnerven,<br />

von denen einer das Gefühl der<br />

Unterlippe, der unteren Zähne<br />

und des Zahnfleisches, der andere<br />

das Gefühl der Zunge und<br />

einen Teil des Geschmacks -<br />

empfindens vermittelt. Diese Nerven<br />

können bei der Zahnentfernung<br />

geschädigt werden, so dass<br />

eine Gefühlsstörung (beispiels-<br />

weise ein Taubheitsgefühl) entstehen<br />

kann. In seltenen Fällen kann<br />

diese Gefühlsstörung sogar<br />

dauerhaft bestehen bleiben.<br />

Wie durch die Schlupfwinkelinfektion<br />

des Weisheitszahnes selbst<br />

können auch durch die Zahnentfernung<br />

selten schwere Infektionen<br />

wie Abszesse oder auch eine<br />

Knocheninfektion entstehen.<br />

Durch die Entfernung oberer<br />

Weisheitszähne können, sehr selten,<br />

auch Kieferhöhleninfektionen<br />

ausgelöst werden.<br />

Da der Weisheitszahn eine<br />

„Schwachstelle“ des Unterkiefers<br />

bildet, kann in seltenen Fällen<br />

zum Zeitpunkt der Zahnentfernung<br />

und auch bis etwa 4<br />

Wochen danach ein Bruch des<br />

Kiefers auftreten.<br />

Auch wenn diese Komplikationen<br />

selten auftreten: Fragen Sie Ihre(n)<br />

Behandlerin/Behandler nach der<br />

Einschätzung der Risiken in Ihrem<br />

speziellen Fall.<br />

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Operative Entfernung von Weisheitszähnen<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Wann sollten Weisheitszähne entfernt werden bzw. wann können sie belassen werden?<br />

Die Empfehlung zu einer Weisheitszahnentfernung ist immer eine individuelle Entscheidung, die Ihr(e) Behandlerin/Behand ler<br />

nach Ihrer speziellen Befundlage aussprechen wird. Es bestehen aber eine Reihe von Anhaltspunkten aus der wissen -<br />

schaftlichen Fachliteratur und aus der Diskussion von Expertengruppen, die einen Rahmen für diese Empfehlung bilden.<br />

Demnach sollten Weisheitszähne bei den folgenden Situationen entfernt werden:<br />

Bei Schlupfwinkelinfektionen am Weisheitszahn (sog. Dentitio difficilis).<br />

Bei Karies oder Wurzelentzündungen am Weisheitszahn.<br />

Bei Zysten oder anderen krankhaften Veränderungen in der Umgebung des Zahnes; in diesen Fällen muss mit der<br />

Zahn entfernung eine Gewebeprobe vorgenommen werden.<br />

Bei Auflösungserscheinungen am Nachbarzahn oder wenn der Weisheitszahn das Zahnbett des Nachbarzahnes gefährdet.<br />

Wenn absehbar ist, dass die Weisheitszähne eine Operation am Kiefer, beispielsweise eine Korrektur einer Kieferfehlstellung<br />

oder eine Kieferbruchbehandlung, erschweren.<br />

Wenn Weisheitszähne das Zusammenbeißen der Zähne stören oder zu befürchten ist, dass Schmerzen durch die<br />

Weisheitszähne ausgelöst werden.<br />

Bei folgenden Situationen sollte eine Entfernung der Weisheitszähne zumindest überprüft werden:<br />

Bei einem längeren Aufenthalt in Regionen ohne moderne medizinische Versorgung.<br />

Wenn eine zahnbezogene Narkosebehandlung vorgenommen wird und erneute Narkose zur Entfernung eines<br />

Weisheitszahnes durchgeführt werden müsste.<br />

Wenn zu erwarten ist, dass ein Weisheitszahn durch den Druck einer Prothese freigelegt wird und damit eine<br />

Schlupfwinkelinfektion begünstigt würde.<br />

Wenn eine kieferorthopädische Behandlung (Zahnbewegung) durch die Weisheitszähne erschwert wird.<br />

In den nachfolgenden Situationen können/sollten die Weisheitszähne belassen werden:<br />

Wenn eine spontane, regelrechte Einstellung der Weisheitszähne in die Zahnreihe zu erwarten ist.<br />

Wenn eine Extraktion anderer Zähne und/oder eine kieferorthopädische Behandlung mit Einordnung des Zahnes sinn -<br />

voll und von Seiten des Patienten auch gewünscht wird.<br />

Wenn Weisheitszähne tief im Knochen verlagert sind und ein hohes Risiko operativer Komplikationen besteht, können<br />

Zähne ohne umgebende krankhafte Veränderungen belassen werden.<br />

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1.01<br />

Operative Entfernung von Weisheitszähnen<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Wie werden Weisheitszähne üblicherweise entfernt ?<br />

Für die Entfernung von Weisheitszähnen ist im Allgemeinen eine ambulante Behandlung ausreichend. Eine stationäre<br />

Behandlung kann selten, beispielsweise bei schwerwiegenden Allgemeinerkrankungen (Blutungsneigung, Störungen<br />

der Immunabwehr) oder besonderen OP-Verläufen sinnvoll sein. Die Zahnentfernung kann pro Kieferhälfte erfolgen<br />

oder mehrere Zähne in einer Sitzung umfassen.<br />

Eine Behandlung unter Narkose oder unter beruhigenden, angstlösenden Medikamenten kann sinnvoll sein, wenn die<br />

operative Entfernung einen hohen Schwierigkeitsgrad hat oder wenn zusätzliche weitere Behandlungsmaßnahmen<br />

kombiniert werden sollen. Eine Narkosebehandlung kann auch dann medizinisch sinnvoll sein, wenn deutliche Behandlungsängste<br />

bestehen und eine Narkosebehandlung von Seiten des Patienten ausdrücklich gewünscht wird.<br />

Bei der Weisheitszahnentfernung wird grundsätzlich angestrebt, sämtliche Anteile eines Zahnes zu entfernen. In<br />

Einzelfällen kann es aber sinnvoll sein, kleine Zahnanteile zu belassen, wenn ansonsten Nervläsionen oder unverhältnis -<br />

mäßige Knochendefekte in Kauf zu nehmen wären.<br />

Autor und Fotodokumentation: Prof. Dr. Dr. Martin Kunkel, Bochum<br />

Quelle: Leitlinie Operative Entfernung von Weisheitszähnen 2012AWMF-Registernummer 007-003 www.awmf.org/leitlinien<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

BZÄK, DGZMK, ZZQ Stand 1/2013<br />

©<br />

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2.01<br />

Deutsche<br />

Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Fluoridierung zur Kariesprävention<br />

Karies entsteht durch das Zusammenwirken von kariesauslösenden Mikroorganismen (Plaque), unzureichender Mundhygiene<br />

und Fehlernährung (häufige Aufnahme von Zucker). Neben diesen Hauptfaktoren gibt es zahlreiche zusätz -<br />

liche Einflüsse, die die Kariesentstehung und die Kariesentwicklung begünstigen. Auf der Grundlage dieser Kenntnisse<br />

ist es heute möglich, durch unterschiedliche Maßnahmen die Karies entweder zu verhindern oder bereits bestehende,<br />

wenig ausgeprägte Kariesläsionen zum Stillstand zu bringen.<br />

Die wichtigste kariesprophylaktische Maßnahme ist dabei die Fluoridanwendung. Fluoride werden in unterschied licher<br />

Darreichungsform entweder vom Patienten zu Hause oder aber in der Zahnarztpraxis verwendet. Man geht heute<br />

davon aus, dass der Kariesrückgang bei Kindern und Jugendlichen in erster Linie auf den breiten Einsatz von Fluoriden<br />

zurückgeführt werden kann. Dabei hat sich bezüglich des Wirkungsmechanismus die Sichtweise aufgrund zahlreicher<br />

Untersuchungen geändert.<br />

Dachte man früher, dass hauptsächlich das vor dem Zahndurchbruch eingebaute Fluorid kariesprophylaktisch wirksam<br />

wäre, so ist heute wissenschaftlich belegt, dass vornehmlich die nach dem Zahndurchbruch auf die Zahnoberfläche<br />

einwirkenden Fluoride für deren kariesprophylaktischen Effekt verantwortlich sind. Da es unterschiedliche Fluoridierungsmaßnahmen<br />

gibt, ist es natürlich wichtig, deren kariesprophylaktische Wirksamkeit anhand von klinischen Studien zu<br />

überprüfen, um entsprechende Empfehlungen für Zahnarzt und Patient zu formulieren.<br />

Welche Fluoridierungs -<br />

maßnahmen gibt es?<br />

Fluoride werden über fluoridier tes<br />

Speisesalz, fluoridhaltige Zahn -<br />

pasta, Fluoridtabletten, fluoridier -<br />

te Mundspüllösungen, fluoridhal -<br />

tige Gele und Fluoridlacke in die<br />

Mundhöhle eingebracht und<br />

können dort mit der Zahnoberfläche<br />

reagieren. Neben diesen<br />

Präparaten gibt es noch zahl -<br />

reiche andere zahn ärztliche Produkte<br />

bzw. Kosmetikpräparate,<br />

welche Fluorid freisetzen können.<br />

Die kariesprophylaktische Wir -<br />

kung der letztgenannten Präparate<br />

ist jedoch bisher in klini schen<br />

Studien wenig untersucht.<br />

Was sollte bei Fluoridierungsmaßnahmen<br />

beachtet werden?<br />

Fluoridierungsmaßnahmen zielen darauf ab, eine möglichst optimale<br />

Kariesprävention zu erreichen. Dabei lässt sich nicht vermeiden, dass fluoridhaltige<br />

Präparate auch zum Teil verschluckt werden. Dies gilt insbesondere<br />

für kleine Kinder bis zum Alter von vier Jahren.<br />

Überhöhte Fluoridaufnahmen können dann an den bleibenden Zähnen<br />

zu ästhe tischen Beeinträchtigungen in Form von weißen Schmelzflecken<br />

führen. Deshalb sollten definierte Grenzwerte nicht überschritten werden.<br />

Die entsprechenden Informationen können Sie von Ihrem Kinderarzt<br />

oder Zahnarzt erhalten.<br />

Vor dem Verschreiben von Fluoridpräparaten bzw. deren Anwendung<br />

werden Sie befragt, ob Sie bei ihrem Kind bereits Fluoride verwenden<br />

(Fluoridanamnese). Dabei sollten auch der Konsum fluoridhaltiger Mi -<br />

neralwässer und spezielle Ernährungsgewohnheiten, die zu einer erhöh -<br />

ten Fluoridzufuhr führen, genannt werden.<br />

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Fluoridierung zur Kariesprävention<br />

2.01<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Welche Fluoridierungsmaßnahmen werden zur Kariesprophylaxe empfohlen?<br />

Grundsätzlich ist es für eine gute kariesprophylakti -<br />

sche Wirkung der Fluoride notwendig, diese kontinuierlich<br />

anzuwenden.<br />

Diese kontinuierliche Anwendung ist zum Beispiel<br />

durch die tägliche Anwendung fluoridhaltiger<br />

Zahn pasta gewährleistet. Bei gründlicher Zahnreinigung<br />

mit der Zahnbürste werden dabei auch<br />

kariesauslösende Bakterien von der Zahnoberfläche<br />

entfernt, und zusätzlich wird Zahnfleisch -<br />

entzündungen vorgebeugt. Ab dem Durchbruch<br />

des ersten Milchzahnes bis zum Durchbruch des ersten<br />

bleibenden Zahnes sollten Zahnpasten mit ei -<br />

ner niedrigen Fluoridkonzentration (0,05 % Fluorid)<br />

verwendet werden. Dabei sollte bis zum zweiten<br />

Geburtstag nur einmal täglich mit einer fluoridhaltigen<br />

Zahnpasta geputzt werden. Nach Durchbruch<br />

der ersten bleibenden Zähne (ca. 6. Lebensjahr)<br />

kann dann mit einer Erwachsenenzahnpasta (0,10<br />

– 0,15 % Fluorid) mindestens zweimal täglich eine<br />

Zahnreinigung erfolgen. Da kleine Kinder noch<br />

nicht richtig ausspucken können, verschlucken sie<br />

einen Teil der Zahnpasta. Deshalb sollte bis zum<br />

zweiten Lebensjahr nur eine geringe Pastenmenge<br />

verwendet werden. Bestehen bezüglich der Anwendung<br />

fluoridhaltiger Zahnpasten bei Kindern<br />

Bedenken, so stehen als Alternativen Fluoridtabletten<br />

zur Verfügung, die besonders dann kariesprophylaktisch<br />

wirksam sind, wenn sie regelmäßig<br />

(täglich) gelutscht werden.<br />

Neben der Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasta<br />

sollte im Haushalt fluoridhaltiges Speisesalz zum<br />

Kochen und Backen genutzt werden. Allerdings<br />

sollte man auf den Einsatz fluoridierten Speisesalzes<br />

im Haushalt verzichten, wenn Fluoridtabletten zur<br />

Kariesprophylaxe verwendet werden. Es sollte<br />

dann auch bis zur Vollendung des dritten Lebensjahres<br />

eine fluoridfreie Zahnpasta zur Mundhygiene<br />

angewendet werden.<br />

Fluoridierungsmaßnahmen - Basisprophylaxe<br />

Mögliche zusätzliche Fluoridierungsmaßnahmen bei erhöhtem Kariesrisiko<br />

Neben diesen häuslich einzusetzenden Fluoridpräparaten<br />

zur sogenannten Basisprophylaxe können beim Zahnarzt<br />

© ZZQ<br />

oder zu Hause zusätzliche Fluoridierungsmaßnahmen erfolgen.<br />

So kann zum Beispiel ab Schulalter ein Fluoridgel oder<br />

eine Fluoridspülung benutzt werden. Je nach Präparat wird<br />

dieses täglich (Fluoridspüllösungen) oder wöchentlich (Fluoridgel)<br />

verwendet. Es ist darauf zu achten, dass nach Anwendung<br />

der entsprechenden Präparate diese gut ausgespuckt<br />

werden.<br />

Durch den Zahnarzt bzw. unter zahnärztlicher Kontrolle<br />

können Fluoridlack oder Fluoridgel auf die Zähne aufgetragen<br />

werden. Fluoridgele werden dabei meistens in der<br />

Zahnarztpraxis mit Hilfe eines Medikamententrägers (Tray)<br />

in die Mundhöhle eingebracht, während Fluoridlacke mit<br />

unterschiedlichen Trägern (Wattestäbchen, Spritze usw.)<br />

auf die Zahnoberflächen aufgetragen werden. Das Auftragen<br />

dieser Präparate geschieht üblicherweise zweimal<br />

jährlich und kann schon im Kindergartenalter begonnen werden.<br />

Bei Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko können Gel oder<br />

Spüllösung mehrfach wöchentlich zu Hause verwendet werden,<br />

oder es können Fluoridlack bzw. Fluoridgel mehrmals<br />

jährlich in der zahnärztlichen Praxis oder im Rahmen der<br />

Gruppenprophylaxe aufgetragen werden.<br />

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Fluoridierung zur Kariesprävention<br />

2.01<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Sind Fluoridierungsmaßnahmen ausreichend, um vollständige Kariesfreiheit<br />

zu garantieren?<br />

Die genannten Fluoridierungsmaßnahmen schützen vor Karies. Bei schlechter Mundhygiene, häufigem Konsum von<br />

zuckerhaltigen Nahrungsmitteln (insbesondere zuckerhaltigen Getränken in Babyflaschen, häufigem Genuss gesüßter<br />

Zwischenmahlzeiten, häufiger Verwendung gesüßter Limonaden) lässt sich die Karies durch Fluoridierungsmaßnahmen<br />

allein nicht vermeiden. Dies gilt auch für Patienten, die aufgrund von Allgemeinerkrankungen besonders kariesgefährdet<br />

sind (z.B. Erkrankungen, welche die Mundtrockenheit fördern) und für Patienten mit festsitzenden kieferorthopädischen<br />

Apparaturen. Bei diesen Patienten ist eine besonders sorgfältige Mundhygiene, verbunden mit einer<br />

entsprechenden Ernährungsumstellung und möglicherweise weitergehenden kariesprophylaktischen Maßnahmen<br />

wie zum Beispiel die Anwendung von keimreduzierenden Lacken und Gelen angezeigt.<br />

Neben den angesprochenen kariespräventiven Maßnahmen ist eine regelmäßige Kontrolluntersuchung bei Ihrem<br />

Zahnarzt erforderlich, damit beginnende Kariesläsionen rechtzeitig behandelt werden können.<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

BZÄK, DGZMK, ZZQ Stand 3/2007<br />

©<br />

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2.02<br />

Deutsche<br />

Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Fissurenversiegelung<br />

Karies gehört nach wie vor zu den häufigsten Erkrankungen in der Bevölkerung. Als besonders kariesgefährdet gelten die<br />

Kauflächen der großen bleibenden Backenzähne (Molaren) in den Jahren unmittelbar nach dem Zahndurchbruch. Um<br />

Karies an diesen Stellen vorzubeugen, kann eine sogenannte Fissuren- und Grübchenversiegelung an den Kauflächen<br />

aufgetragen werden. Dabei werden durch das Kunststoffmaterial die Eintrittspforten für die Karies verschlossen.<br />

Die Wirksamkeit dieses Vorgehens wurde in einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien weltweit belegt. Neben dem wissenschaftlichen<br />

Nachweis der Wirksamkeit der Versiegelung kann heute von einer hohen Zuverlässigkeit der verwendeten<br />

Materialien ausgegangen werden. Ebenso gilt der gesamte Arbeitsablauf als ausgereift.<br />

Welche Zähne können versiegelt werden?<br />

Die Fissuren- und Grübchenversiegelung ist vorzugsweise an den großen bleibenden Backenzähnen angezeigt, wenn …<br />

kariesfreie Fissuren und Grübchen bei Patienten mit einem erhöhten Kariesrisiko und/oder erschwerten Mundhygienemöglichkeiten<br />

vorliegen, z.B. bei Menschen mit Behinderungen, in sozial schwierigen Lebenslagen, Patienten mit festsitzenden<br />

kieferorthopädischen Apparaturen, Patienten mit Mundtrockenheit (Xerostomie).<br />

kariesfreie, aber anfällige Fissuren und Grübchen mit einem zerklüfteten und tiefen Fissurenrelief unabhängig von der<br />

Kariesrisiko-Einschätzung vorhanden sind.<br />

an Fissuren und Grübchen eine oberflächliche Schmelzkaries aufgefunden wird.<br />

Anteile einer Fissurenversiegelung verloren gegangen sind und eine Reparatur erforderlich ist.<br />

Darüber hinaus kann, insbesondere bei einem bestehenden Kariesrisiko,die zusätzliche Versiegelung von Milchmolaren,<br />

Prämolaren sowie Grübchen an Front- und Eckzähnen angezeigt sein.<br />

Intakte Fissurenversiegelung<br />

Teilweiser Verlust der Versiegelung<br />

an einem oberen<br />

Backenzahn mit verfärbter<br />

Querfissur. Eine<br />

Nachversiegelung sollte<br />

vorgenommen werden.<br />

Was sollte vor einer Versiegelung beachtet werden?<br />

Als wesentlicher Faktor vor einer Fissuren- und Grübchenversiegelung ist die Beschaffenheit der betreffenden Zahnfläche<br />

einzuschätzen. Dabei muss der Zahnarzt die unter Umständen schwierige Entscheidung zwischen einer Fissurenversiegelung<br />

oder einer Füllungstherapie treffen. Ist der Zahn gesund oder von einer oberflächlichen Schmelzkaries betroffen, kann<br />

dieser versiegelt werden. Wird eine weiter fortgeschrittene Karies (Dentinkaries) festgestellt, sollte der Zahn gefüllt werden.<br />

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Fissurenversiegelung<br />

2.02<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Technik der Fissurenversiegelung<br />

Im Einzelnen sind folgende Arbeitsschritte für eine präventive Fissuren- und Grübchenversiegelung notwendig:<br />

●Vor der eigentlichen Behandlung muss die Kaufläche sorgfältig gereinigt und untersucht werden.<br />

●Um einen dauerhaften Verbund zwischen Zahn und Versiegelungsmaterial zu gewährleisten, erfolgt anschließend die Konditionierung<br />

(„Anrauung“) der äußersten Schmelzoberfläche mit einem Säure-Gel.<br />

●Nach dem Abspülen des Säure-Gels und der Trocknung der Zahnoberfläche erfolgt der Auftrag des Versiegelungsmaterials.<br />

Dieses wird dann mit Licht direkt am Zahn ausgehärtet.<br />

●Abschließend wird die Okklusion („der Biss“) geprüft und ein Fluoridpräparat aufgetragen.<br />

Die Behandlung bei der präventiven Fissuren- und Grübchenversiegelung dauert in der Regel nur wenige Minuten und<br />

erfordert keine invasiven, also die Zahnsubstanz schädigenden Behandlungsschritte. Neben der präventiven Fissurenversiegelung<br />

stellen die therapeutische Fissurenversiegelung bzw. minimal invasive Füllungstherapie modifizierte Techniken dar.<br />

Dabei wird zunächst eine vorher diagnostizierte Karies vorsichtig entfernt und anschließend der Defekt mit einem Kunststoff<br />

verschlossen. Bei ausgedehnten kariösen Läsionen - dem „Loch“ im Zahn - ist eine reguläre Füllungstherapie notwendig.<br />

Voraussetzung für eine langlebige Versiegelung bzw. minimal invasive Füllungstherapie ist eine gute Mitarbeit der Kinder<br />

und Jugendlichen bei der Behandlung.<br />

Welche Risiken bestehen?<br />

Trotz sorgfältigster Verarbeitung kann es vorkommen, dass Anteile einer Versiegelung verloren gehen. Daher sollten Versiegelungen<br />

bei den Kontrolluntersuchungen regelmäßig überprüft werden. Im Falle eines vollständigen oder teilweisen<br />

Verlustes sollte eine Nachversiegelung durchgeführt werden.<br />

In seltenen Fällen können unerwünschte lokale Effekte beim Umgang mit Säure-Gelen beobachtet werden.<br />

Nebenwirkungen nach der Applikation einer Versiegelung treten extrem selten auf. In der Literatur wurden bislang nur<br />

wenige Fälle mit einer allergischen Reaktion oder Kontaktallergien beschrieben.<br />

Welche Kosten entstehen?<br />

Die Fissurenversiegelung der ersten und zweiten bleibenden Backenzähne kann als kassenzahnärztliche Leistung im<br />

Rahmen des Individualprophylaxe-Programms bei 6- bis 17-Jährigen in der Bundesrepublik abgerechnet werden und<br />

steht demzufolge gesetzlich versicherten Patienten dieser Altersgruppe kostenfrei zur Verfügung.<br />

Demgegenüber kann die Fissuren- und Grübchenversiegelung an Milchmolaren, Prämolaren und Grübchen von Frontund<br />

Eckzähnen nicht über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet werden. Für die Abrechnung dieser zahnärztlichen<br />

Leistungen muss deshalb die privatrechtliche Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) herangezogen werden.<br />

Sollten Sie weitere Fragen haben, bitten wir Sie, den fachkundigen Rat bei Ihrer Zahnärztin/ Ihrem Zahnarzt zu suchen.<br />

Autor: Kühnisch<br />

Diese Patienteninformation beruht auf einer Leitlinie zur Fissurenversiegelung,<br />

die Sie unter www.zzq-koeln.de finden.<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

©<br />

BZÄK, DGZMK, ZZQ<br />

Stand 2/2011 2/2


2.03<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Professionelle Zahnreinigung (PZR)<br />

Heute können Zähne durch eine gezielte Vorsorge bis ins hohe Alter erhalten bleiben. Um den wichtigsten Erkrankungen<br />

der Mundhöhle, wie Karies und Parodontitis (Zahnbettentzündung), entgegenzuwirken, sind gute häusliche Mundhygiene<br />

und gesunde Ernährung wichtige Voraussetzungen. Sie reichen als alleinige Maßnahmen im Normalfall jedoch nicht aus.<br />

Hartnäckige Ablagerungen und bakterielle Beläge (Plaque) an schwer zugänglichen Zahnflächen erfordern eine<br />

zusätzliche professionelle Zahnreinigung, abgekürzt PZR, in der zahnärztlichen Praxis.<br />

Die PZR ist eine Intensivreinigung mit Spezialinstrumenten, mit dem Ziel, alle krank machenden oder kosmetisch störenden<br />

Beläge auf der Zahnoberfläche zu entfernen. So kann Karies und Parodontitis effektiv vorgebeugt und gleichzei -<br />

tig das Aussehen der Zähne verbessert werden. Durch die Bakterienreduktion wird auch ein wichtiger Beitrag zur Vorbeugung<br />

und unterstützenden Behandlung von allgemeinmedizinischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes,<br />

Herz-Kreislaufkrankheiten, Lungenerkrankungen (COLD), Magen-Darmerkrankungen bis hin zur Vermeidung von<br />

Frühgeburten, geleistet.<br />

Was gehört zu einer Professionellen Zahnreinigung?<br />

Am Anfang einer PZR steht zunächst eine gründliche Untersuchung der Mundhöhle und des Zahnsystems. Dabei werden<br />

insbesondere die Mundhygienesituation sowie vorhandene Beläge und Blutungen des Zahnfleisches erfasst. Art<br />

und Umfang der festgestellten Beläge, Belagsnischen z.B. durch Zahnfehlstellungen oder Zahnersatz, beginnende<br />

oder fortgeschrittene Zahnfleischtaschen bestimmen das Vorgehen der anschließenden PZR.<br />

Bei der professionellen Zahnreinigung kommen verschiedene Geräte und Instrumente zum Einsatz. Mittels<br />

Schallschwingungen, Pulver-Wasser-Spray sowie durch den Einsatz von Handinstrumenten wird eine schonende Belagsentfernung<br />

von der Zahn- und der erreichbaren Zahnwurzeloberfläche sowie der Zahnzwischenräume erreicht.<br />

Überstehende Kronen- oder Füllungsränder bedürfen ebenso einer Abtragung und Politur.<br />

Eine anschließende Politur mit einer fluoridhaltigen Paste entfernt noch vorhandene raue Stellen. Das Ergebnis sind<br />

glänzende und glatte Zahnoberflächen, die so auch eine Neubildung von Belägen erschweren. Abschließend sorgt<br />

das Auftragen von fluoridhaltigen Gelen oder Lacken für einen zusätzlichen Schutzfilm auf den Zähnen.<br />

Im Rahmen der professionellen Zahnreinigung werden den Patienten gleichzeitig wichtige Hinweise zur Optimierung<br />

der häuslichen Mundhygiene gegeben. Dazu gehört der richtige Einsatz der Zahnbürste, der Gebrauch von Zahnseide<br />

und/oder Zahnzwischenraumbürsten, unter Umständen die Nutzung eines Zungenreinigers und der Einsatz von<br />

Fluo riden im häuslichen Bereich.<br />

Der Zeitaufwand für eine Prophylaxesitzung mit PZR wird durch die Anzahl der zu behandelnden Zähne, die Belagssituation<br />

sowie die Auswahl der Geräte und Instrumente bestimmt. Sie beträgt im Regelfall bei Erwachsenen etwa eine Stunde.<br />

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Professionelle Zahnreinigung (PZR)<br />

2.03<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Gründliche Reinigung der Zähne:<br />

Ent fernung aller harten und weichen<br />

Ablagerungen (Plaque) auf Zahnund<br />

erreichbaren Wurzelflächen.<br />

Mit Zahnseide wird die erreichbare<br />

Zahnoberfläche in den<br />

Zahn zwischenräumen gereinigt.<br />

Gesunde und saubere Zähne nach<br />

der PZR.<br />

Wie oft sollte eine PZR durchgeführt werden?<br />

Dauer und Häufigkeit der PZR hängen stark von der individuellen Belagssituation und dem zuvor ermittelten<br />

Erkrankungsrisiko hinsichtlich Karies und Parodontitis ab. Üblich sind jährliche bzw. halbjährliche Termine im Rahmen<br />

einer Prophylaxebetreuung, wenn ein niedriges Karies- oder Parodontitisrisiko und eine geringe Neigung zu harten und<br />

weichen Belägen vorliegt. Anders ist es bei vorhandenen Zahnfleischtaschen, ungünstigen Mundhygienebedingungen<br />

und starker Neigung zu harten, mineralisierten Ablagerungen oder unschönen Verfärbungen. Dann können<br />

häufigere Zeitintervalle sinnvoll, oder sogar notwendig sein.<br />

Auch Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, regelmäßige Medikamenteneinnahme oder Lebenssituationen mit hohem<br />

Stressfaktor können die Mundgesundheit beeinträchtigen und eine häufigere PZR erforderlich machen.<br />

Der Zahnarzt wird deshalb risikoabhängig und individuell ein bestimmtes Zeitintervall empfehlen. Der regelmäßige<br />

Zahnarztbesuch mit Inanspruchnahme einer PZR in Kombination mit einer guten häuslichen Mundhygiene gibt dann<br />

größtmögliche Sicherheit, Zähne und Zahnfleisch dauerhaft gesund und funktionstüchtig zu erhalten.<br />

Was kostet eine PZR?<br />

Die Professionelle Zahnreinigung für Erwachsene ist nicht im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

enthalten, obwohl sie als medizinisch notwendige Maßnahme anerkannt ist. Sie wird nach der Gebührenordnung für<br />

Zahnärzte berechnet. Einige Gesetzliche Krankenversicherungen zahlen für die PZR einen Zuschuss im Rahmen von<br />

freiwilligen Leistungen. Die Kosten sind abhängig von der Schwierigkeit und dem Zeitaufwand. Die voraussichtlichen<br />

Behandlungskosten erläutert Ihnen Ihr Zahnarzt.<br />

2/3


Professionelle Zahnreinigung (PZR)<br />

2.03<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Was kann ich selbst für meine Mundgesundheit tun?<br />

Gründliche und regelmäßige Zahnpflege ist ein wichtiger Beitrag zur Prophylaxe, den Sie persönlich leisten können.<br />

Neben einer Zahnpasta mit Fluorid und Wirkstoffen gegen Plaquebakterien sollten Sie auch Zahnseide und/oder<br />

Zahnzwischenraumbürsten zur Säuberung verwenden.<br />

Des Weiteren gehört zur optimalen Vorsorge alle sechs Monate eine Kontrolluntersuchung bei Ihrem Zahnarzt. Er wird<br />

Schäden am Zahn oder Zahnfleisch rechtzeitig erkennen und behandeln.<br />

Pflege, Kontrolle und professionelle Zahnreinigung – der beste Weg zu umfassendem Schutz vor Karies und Parodontitis.<br />

Die professionelle Zahnreinigung auf einen Blick<br />

Je nach Bedarf führt Ihr Zahnarzt die folgenden Behandlungsschritte durch:<br />

Zahnmedizinische Untersuchung und Erläuterung der Behandlung<br />

Vollständige Entfernung aller harten (Zahnstein, Verfärbungen) und weichen (Plaque) Ablagerungen auf Zahn- und erreichbaren<br />

Wurzeloberflächen<br />

Reinigung der erreichbaren Zahnwurzeloberflächen und der Zahnzwischenräume<br />

Politur von Zahnkronen- bzw. der sichtbaren Zahnwurzeloberflächen mit Polierinstrumenten und -pasten<br />

Kontrolle, Nachreinigung und Fluoridierung<br />

Anleitung zur richtigen Mundhygiene<br />

Der Umfang einer PZR richtet sich immer nach der individuellen Situation des Patienten.<br />

Ihr nächster Termin zur professionellen Zahnreinigung:<br />

Datum:<br />

Uhrzeit:<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

BZÄK, DGZMK Stand 2/2013<br />

©<br />

3/3


4.01<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Parodontalbehandlung<br />

Wann spricht man von „Parodontitis“?<br />

Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des zahnumgebenden Gewebes, des sogenannten Zahnhalteapparates<br />

(Parodontiums). Nach dem 45 Lebensjahr ist die Parodontitis die häufigste Ursache für den Verlust von Zähnen.<br />

Eine beginnende Parodonitits ist für den Betroffenen zunächst schmerzfrei, häufig aber mit einer erhöhten Blutungsneigung<br />

und Schwellungen des Zahnfleisches sowie Mundgeruch verbunden. Unbemerkt kann es zu Zahnfleischtaschen<br />

durch den Abbau des Kieferknochens kommen. Ein Verankerungsverlust der Zähne ist die Folge, welcher zur Zahnlockerung<br />

und später auch zum Zahnverlust führen kann. Der Prozess schreitet in vielen Fällen nur langsam fort (chronischer<br />

Verlauf), in einigen Fällen kommt es jedoch zu einem rasch fortschreitenden Gewebsverlust (aggressiver Verlauf)<br />

auch schon in jungen Jahren. Eine unbehandelte Parodontitis gilt auch als gesundheitlicher Risikofaktor - insbesondere<br />

bei Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen - und kann Frühgeburten auslösen.<br />

Am parodontalen Zerstörungsprozess sind spezielle Bakterien in den Zahnfleischtaschen beteiligt. Sie gelten als Entzündungsauslöser,<br />

aber auch die individuellen körpereigenen Abwehrmechanismen bestimmen den Krankheitsverlauf.<br />

Raucher unterliegen einem besonders hohen Risiko eine Parodontitis zu entwickeln.<br />

Messung der Zahnfleischtaschentiefe<br />

mittels einer Sonde: gesunder<br />

Zustand<br />

Symptome<br />

Messung der Zahnfleischtaschentiefe<br />

mittels einer Sonde: erkrankter<br />

Zustand<br />

Die Parodontitis ist anfänglich für den Patienten meist schmerzlos.<br />

Folgende Anzeichen können auf eine Erkrankung des Zahnhalteapparates hindeuten:<br />

Zahnfleischblutung<br />

Schwellung und Rötung des Zahnfleisches<br />

Zahnfleischrückgang<br />

unangenehmer Mundgeruch<br />

Sekretentleerung aus den Zahnfleischtaschen<br />

Gelockerte Zähne<br />

empfindliche Zahnhälse<br />

1/2


Parodontalbehandlung<br />

4.01<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Welche Behandlungsschritte sind erforderlich?<br />

Bei der zahnärztlichen Kontrolle lässt sich eine vorliegende Parodontitis mit Hilfe des Parodontalen Screening Tests<br />

(PSI) leicht feststellen. Um den Schweregrad und die Aggressivität der Erkrankung zu erkennen dienen verschiedene<br />

Untersuchungen im Mund (z. B. Blutungstest, Parodontalstatus), dazu werden auch Röntgenbilder ausgewertet.<br />

Durch zusätzliche mikrobiologische Bestimmung der Taschenbakterien lassen sich aggressive Verlaufsformen<br />

besser diagnostizieren.<br />

Durch die Parodontalbehandlung werden die Gewebe um die Zahnwurzel herum in einen entzündungsfreien Zustand<br />

versetzt und dadurch ein fortschreitender Abbau des Parodontiums gebremst. Die sogenannte Vorbehandlung mit<br />

eingehender Mundhygieneunterweisung und professioneller Reinigung der Zähne reduziert den Entzündungsgrad des<br />

Zahnfleisches häufig schon sehr deutlich . Eine Intensivreinigung der Zahnfleischtaschen unter lokaler Betäubung mittels<br />

verschiedener Instrumente und Geräte (geschlossene Behandlung) ist der nächste Behandlungsschritt und kann<br />

bei geringer Taschentiefe bereits das gewünschte Behandlungsergebnis bewirken.<br />

Bei Zähnen mit stark fortgeschrittener Parodontitis und großer Taschentiefe bzw. bei Taschen, die trotz dieser Behandlung<br />

Entzündungsanzeichen (Bluten, Sekretion) aufweisen, ist ein chirurgisches Vorgehen (offene Behandlung) erforderlich.<br />

Durch Lösen des Zahnfleischrandes wird die Taschenbehandlung unter Sicht durchgeführt und erkranktes<br />

Gewebe entfernt. In einigen Fällen kann parallel eine antibiotische Behandlung notwendig sein.<br />

Wie lässt sich das Behandlungsresultat sichern?<br />

Eine Parodontitis ist eine chronische Erkrankung, die eine lebensbegleitende<br />

Betreuung erfordert. Wichtig sind regelmäßige Kontrolltermine und eine dauerhaft<br />

optimale häusliche Mundhygiene. Dabei kommt der Zahnzwischenraumpflege<br />

mit geeigneten Hilfsmitteln eine besondere Bedeutung zu.<br />

Ebenso wichtig ist eine regelmäßige Nachbehandlung (Recall) in der Zahnarztpraxis.<br />

Dabei werden Problemstellen frühzeitig erkannt und eine professionelle<br />

Zahnreinigung zur Stabilisierung des zuvor erreichten Behandlungsergebnisses<br />

durchgeführt.<br />

Entsprechend dem vorliegenden Erkrankungsrisiko können 2 bis 4 Termine<br />

im Jahr notwendig sein um ein Wiederauftreten der Parodontalerkrankung<br />

zu verhindern.<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

BZÄK, DGZMK Stand 3/2007<br />

©<br />

2/2


4.02<br />

Deutsche<br />

Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Regenerative Therapie (Gesteuerte Geweberegeneration/GTR)<br />

Aufbauverfahren des Zahnhalteapparates bei fortgeschrittener Parodontitis<br />

Durch vom Zahnfleisch ausgehende Entzündungsprozesse kann es zu Schäden am Zahnhalteapparat kommen. Man<br />

spricht von einer Parodontitis. In Folge tritt häufig ein fortgeschrittener Knochenabbau auf, insbesondere dann, wenn<br />

es sich um eine aggressive Form der Parodontitis handelt oder die Erkrankung jahrelang unbehandelt geblieben ist.<br />

Dabei besteht immer die Gefahr des Zahnverlustes durch Lockerung der Zähne.<br />

Der langfristige Erhalt von Zähnen mit starkem Verlust des Zahnhalteapparates (Bindegewebsfasern und Knochen) ist<br />

problematisch, selbst wenn die Erkrankung behandelt wurde und ein entzündungsfreier Zustand des Zahnhalteapparates<br />

erreicht werden konnte. Ein natürlicher Wiederaufbau des Gewebes findet kaum statt, und die gegebenenfalls<br />

erreichten minimalen Verbesserungen reichen für eine Stabilisierung des Zahnes oft nicht aus. Besonders bei sogenannten<br />

tiefen „Knochenkratern“ um die Zahnwurzel herum bleibt die Gefahr des Zahnverlustes groß.<br />

Durch Fortschritte in der Parodontaltherapie ist es inzwischen gelungen, gezielte Maßnahmen durchzuführen, die eine<br />

Regeneration (Neubildung) der parodontalen Gewebe also des Zahnhalteapparates ermöglichen. Es handelt sich um<br />

Verfahren, die unter dem Begriff der „gesteuerten Geweberegeneration“ (GTR) zusammengefasst werden.<br />

Zahn<br />

Abb.1: Gesunder Zustand<br />

im Querschnitt<br />

Zahnfleisch<br />

Kieferknochen<br />

Zahnstein/Beläge<br />

Tascheninnenhaut<br />

Abb.2: Knochendefekt<br />

bei einer<br />

Parodontitis (Detailabbildungen<br />

siehe Seite 2)<br />

Was kann die gesteuerte Geweberegeneration erreichen?<br />

In der traditionellen Parodontalbehandlung geht es in erster Linie um reinigende Maßnahmen in den Zahnfleischtaschen<br />

und chirurgische Korrektur des durch die Entzündung veränderten Gewebes. Ergebnis ist die Entzündungsfreiheit<br />

und damit verbunden die Vermeidung eines weiteren Abbaus des Zahnhalteapparates an den betroffenen Zähnen.<br />

Allerdings bleibt der Verlust des Gewebes im Bereich der behandelten Zahnfleischtasche bestehen.<br />

Die GTR (gesteuerte Geweberegeneration engl. Guided Tissue Regeneration) geht über dieses Ziel hinaus: Durch Beeinflussung<br />

des noch vorhandenen Gewebes kann eine Regeneration (Neubildung) der verloren gegangenen Gewebeanteile<br />

ausgelöst werden. Es kommt zu einer Neubildung der wichtigen Bindegewebsfasern und des Kieferknochens<br />

und dadurch zu besseren Behandlungsresultaten bei tiefen Knochendefekten bei einwurzeligen Zähnen (insbesondere<br />

Front- und Eckzähne).<br />

Bei den mehrwurzeligen Zähnen (Backenzähne) ist durch die GTR zusätzlich eine Regeneration des parodontalen<br />

Gewebes im Bereich der Wurzelteilungsstellen möglich, eine wichtige Voraussetzung für den weiteren Erhalt dieser Zähne.<br />

1/2


4.02<br />

Aufbauverfahren des Zahnhalteapparates bei fortgeschrittener Parodontitis<br />

Regenerative Therapie (GTR)<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Wie wird die GTR durchgeführt?<br />

Ist die Mundhygiene optimal und sind durch parodontale Vorbehandlung die Taschen gereinigt, sind die Grundvoraussetzungen<br />

für die Durchführung der GTR erfüllt. Durch einen kleinen chirurgischen Eingriff unter lokaler Betäubung wird<br />

zunächst die Wurzeloberfläche freigelegt und nachgereinigt, damit sie von verkalkten und unverkalkten Ablagerungen<br />

frei ist (Entfernung von Taschenzahnstein und bakteriellem Belag). In einem zweiten Schritt erfolgt dann die eigentliche<br />

GTR-Maßnahme, mit dem Ziel eine Barriere zu schaffen, die das innere Taschenepithel („Tascheninnenhaut“) von der<br />

Wurzeloberfläche fernhält.<br />

In diesem durch eine Membran geschaffenen Hohlraum kann sich der Zahnhalteapparat dann ungestört wiederaufbauen.<br />

Zur Verfügung stehen dazu sogenannte Barrieremembranen. Zum Teil sind diese resorbierbar, werden also nach<br />

und nach vom Körper vollständig aufgelöst. Bei der Verwendung von nicht-resorbierbarem Material ist nach einigen<br />

Wochen ein zweiter Eingriff zur Entnahme der Membran erforderlich. Hinsichtlich des Behandlungsergebnisses hatte<br />

keines der Barrierematerialien einen erkennbaren Vorteil gegenüber den anderen. (Abb.3)<br />

Bei der Verwendung der Barrieremembranen ist es möglich Substanzen einzusetzen, die den Knochendefekt zusätzlich<br />

auffüllen. Diese sogenannten Granulate können dann vom Körper in eigenen Knochen umgewandelt werden. (Abb.4)<br />

Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, bei eher kleineren Gewebeverlusten des Zahnhalteapparates Gele (Schmelz-<br />

Matrix-Proteine) auf die gereinigte Zahnwurzeloberfläche aufzubringen. Diese Gele beinhalten wachstumsbegünstigende<br />

Eiweiße und fördern somit ohne den Einsatz von Membranen die Gewebeneubildung. (Abb.5)<br />

Welches der Verfahren im Einzelfall zur Anwendung kommt, ist abhängig von der Größe des Verlustes an Gewebe des<br />

Zahnhalteapparates und von der Lage des Knochenverlustes im Zahnsystem.<br />

Membran<br />

sich neu<br />

bildender<br />

Knochen<br />

Granulat<br />

Bindegewebsfasern<br />

Zahn<br />

Zahn<br />

Zahn<br />

Abb.3: Abdecken der Zahnfleischtasche<br />

mit Membran.<br />

Abb.4: Gewebeaufbau durch<br />

Granulat.<br />

Abb.5: Einbringen des Gels bei<br />

Knochendefekt.<br />

Nur durch gute häusliche Mundhygiene, regelmäßige Kontrolle und Reinigung (PZR) ist ein entzündungsfreier Zustand (Voraussetzung<br />

zur Vermeidung eines Erkrankungsrückfalls) zu gewährleisten.<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

©<br />

BZÄK, DGZMK<br />

Stand 4/2008<br />

2/2


4.03<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Mikrobiologische Diagnostik und Parodontitistherapie<br />

Warum Bakterientests durchführen?<br />

Nach wie vor ist der Verlust der Zähne durch entzündliche Veränderungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) ein<br />

häufiges Schicksal. Heute stehen der Zahnmedizin jedoch Behandlungsformen zur Verfügung, die der Entwicklung von<br />

Zahnfleischtaschen und Knochenabbau wirkungsvoll begegnen können.<br />

Im Zentrum der heutigen Betrachtungsweise parodontaler Erkrankungen (Zahnbettentzündungen) und deren<br />

Bekämpfung stehen spezielle Bakterien in den Zahnfleischtaschen. Diese sogenannten paropathogenen Bakterien<br />

spielen für die Entstehung und das Fortschreiten der Parodontitis eine entscheidende Rolle.<br />

Bei der Mehrzahl der parodontal erkrankten Patienten genügen intensive Reinigungsmaßnahmen in den Zahnfleischtaschen<br />

und gegebenenfalls chirurgische Taschenkorrekturen um den Krankheitsverlauf zu stoppen. Anders ist es bei<br />

besonders schweren Fällen mit einem aggressiven Fortschreiten sowie bereits vorhandener starker Schädigung des<br />

Zahnhalteapparates: Hier trifft die beschriebene konventionelle Parodontaltherapie (siehe Patienteninformation 4/01)<br />

auf ihre Grenzen. Sind in den Zahnfleischtaschen der betroffenen Patienten hohe Bakterienzahlen und/oder ungünstige<br />

Bakterienkombinationen vorhanden, dann wird neben der genannten Parodontalbehandlung eine Antibiotika-<br />

Therapie unverzichtbar.<br />

Wann sind mikrobiologische Nachweisverfahren sinnvoll?<br />

Inzwischen gibt es mikrobiologische Nachweisverfahren, die in jeder zahnmedizinischen Praxis durchgeführt werden<br />

können. Die Ergebnisse des Testes entscheiden über die Behandlungsmethoden und die Notwendigkeit einer antibiotischen<br />

Begleittherapie. Die Notwendigkeit der mikrobiologischen Nachweisverfahren wird durch die Schwere des<br />

Krankheitsbildes bestimmt. Für die Bewertung des Ergebnisses des Bakterientests sind die Vorgeschichte (Anamnese)<br />

und der Grad der Zerstörung des Zahnhalteapparates zur Festlegung der weiteren Therapie heranzuziehen.<br />

Zu diesen wenigen „schweren Fällen“ - mit Notwendigkeit eines Bakteriennachweises - gehören folgende<br />

Erkrankungsbilder:<br />

Aggressive Parodontitis (häufig bereits in jungen<br />

Jahren beginnende Erkrankung des Zahnhalteapparates<br />

mit einem schnellen Fortschreiten des<br />

Knochenverlustes)<br />

Schwere chronische Parodontitis (langsamer Abbau,<br />

aber durch fehlende Behandlung bereits stark fortgeschrittener<br />

Abbau des Zahnhalteapparates)<br />

Fälle, in denen trotz Parodontalbehandlung ein weiterer<br />

Knochenabbau nicht verhindert wurde<br />

Mittelschwere bis schwere Parodontitis, wenn gleichzeitig<br />

eine allgemeine Erkrankung oder Situation,<br />

wodurch die Immunabwehr des Körpers beeinflusst<br />

wird, vorliegt.<br />

1/2


4.03<br />

Mikrobiologische Diagnostik und Parodontitistherapie<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Wann sollte der Bakterientest durchgeführt werden?<br />

Wenn bei einer zahnärztlichen Untersuchung ein schwerer Fall einer Parodontitis festgestellt wurde, ist der beste Zeitpunkt<br />

für die Durchführung des Bakterientests vor Beginn der Reinigungsmaßnahmen in den Zahnfleischtaschen. Die<br />

Ergebnisse liegen dann in kurzer Zeit vor, so dass eine gegebenenfalls erforderliche Antibiotikatherapie direkt im Anschluss<br />

an diesen ersten Behandlungsschritt erfolgen kann.<br />

Wie wird die Probenentnahme und –analyse durchgeführt?<br />

Um aussagefähige Ergebnisse hinsichtlich der bakteriellen Parodontalsituation<br />

zu erhalten, ist eine Entnahme der Bakterien an den Zähnen mit den tiefsten<br />

Taschen sinnvoll. Möglichst gleichzeitig sollten die Proben von verschiedenen<br />

Stellen des Ober- und Unterkiefers stammen.<br />

Die Entnahme der Bakterien erfolgt unkompliziert und schmerzfrei mittels feiner<br />

Metallinstrumente oder häufiger mittels Papierspitzen, die in die Zahnfleischtasche<br />

geschoben werden und dort für ca. 10 Sekunden verbleiben. In einem<br />

Speziallabor wird dann die Probe hinsichtlich des Vorkommens von parodontal<br />

bedeutsamen Bakterien untersucht. Molekularbiologische Untersuchungen<br />

können sehr zuverlässig feststellen, ob ein bestimmter Erreger in der Probe<br />

vorhanden ist und wie gut oder schlecht er auf eine antibiotische Behandlung<br />

reagiert. Da die Entnahme und der Transport einfach sind, eignen sich diese<br />

Verfahren besonders gut. Nur in wenigen speziellen Fällen sind aufwändigere<br />

Verfahren sinnvoll.<br />

Für die Auswahl des erforderlichen Antibiotikums genügt der reine Nachweis<br />

der Bakterien, die genaue Menge muss dafür nicht bestimmt werden. Eine<br />

zweite Probe nach erfolgter Therapie ist für die Beurteilung des Behandlungserfolges<br />

sinnvoll.<br />

Mit einer speziellen Papierspitze<br />

wird die Probenentnahme<br />

durchgeführt.<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

BZÄK, DGZMK Stand 4/2008<br />

©<br />

2/2


5.01<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Implantate<br />

Was sind Implantate?<br />

Implantate werden in der Zahnmedizin zunehmend zur Versorgung von Patienten mit Zahnlücken verwendet. Die Implantattherapie<br />

hat sich als stabile, funktionstüchtige und langfristig erfolgreiche Maßnahme mit einem hohen Patientenkomfort<br />

erwiesen.<br />

Es können einzelne oder mehrere fehlende Zähne durch Implantate ersetzt werden. Implantate können auch die Abstützung<br />

für einen umfangreichen festsitzenden (Brücken) oder herausnehmbaren Zahnersatz (Prothesen) bilden, wenn<br />

eigene Zähne nicht mehr in ausreichender Zahl vorhanden sind.<br />

Mittels eines chirurgischen Eingriffes, meist unter lokaler Betäubung, wird ein Implantat wie eine Art „künstliche Zahnwurzel“<br />

im Kieferknochen eingebracht. Man spricht von einem enossalen (in den Knochen hinein gesetzten) Implantat.<br />

In einer anschließenden Behandlung wird die Suprakonstruktion (der im Mund sichtbare Zahnersatz) eingesetzt.<br />

Als Implantatmaterial hat sich Titan aufgrund seiner körperverträglichen (biokompatiblen) Eigenschaften und seiner<br />

Belastbarkeit bewährt. Entsprechend der individuellen Situation und der gewünschten Funktion erfolgt die Auswahl<br />

von Art und Anzahl der Implantate gemeinsam mit dem Zahnarzt. Als gebräuchlichste zahnärztliche Implantatformen<br />

werden heute Schrauben oder Stifte in Größen von 3-4 mm Durchmesser und 7-15 mm Länge eingesetzt.<br />

Behandlungen mit Implantaten<br />

sind vor allem sinnvoll, wenn:<br />

eigene, völlig gesunde Zähne nicht beschliffen<br />

werden sollen oder damit vorhandene Kronen<br />

bzw. besondere Füllung en (z.B. aus Keramik)<br />

nicht entfernt werden müssen;<br />

aufgrund der Größe der Zahnlücke oder ihrer<br />

Lage/Art (verkürzte Zahnreihe) an sich nur<br />

noch herausnehmbarer Zahn ersatz infrage<br />

käme;<br />

zwischen den Zähnen (späteren Kronen) aus<br />

ästhetischen Gründen kleine Zwischenräume<br />

(lückige ZahnsteIlung) sein sollten;<br />

herausnehmbarer Zahnersatz oder totale<br />

Prothesen sehr große funktionelle Probleme<br />

bereiten.<br />

Suprakonstruktion und Implantat<br />

Abb.: proDente<br />

Zahnkrone/Suprakonstruktion<br />

Pfosten/Suprakonstruktion<br />

Implantat<br />

© proDente<br />

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Implantate<br />

5.01<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

©<br />

proDente<br />

Abb. oben: Oberkiefer, unversorgte Zahnlücke;<br />

Abb. unten: Oberkiefer, Einzelkrone wird auf Implantat befestigt<br />

Abb.: Oberkiefer, Brückenkonstruktion auf<br />

zwei Implantaten befestigt<br />

Wie wird die Implantation duchgeführt und was sind die Risiken?<br />

Bei Versorgung einer Zahnlücke mit Kronen auf Implantaten muss für jeden fehlenden Zahn ein Implantat eingesetzt<br />

werden. Bei der Verwendung von Brücken reichen weniger Implantate, wodurch der Zahnersatz kostengünstiger wird<br />

aber auch schwieriger zu reinigen ist.<br />

Die Implantation ist ein chirurgischer Eingriff; sie wird in der Regel ambulant (ohne stationären Aufenthalt) vorgenommen<br />

und in lokaler Betäubung (ohne Narkose) ausgeführt. Je nach Implantationsort und Knochenqualität heilen Implantate<br />

in drei bis sechs Monaten ein, wobei im Unterkiefer die Einheilung schneller als im Oberkiefer abläuft.<br />

Während der Einheilungszeit wird meist ein (provisorischer) Zahnersatz über den Implantaten getragen. Nach der Einheilung,<br />

die bei den meisten Implantatsystemen "unsichtbar" für den Patienten unter der Schleimhaut erfolgt,<br />

muss/müssen in einer Zweitoperation das/die Implantat/e freigelegt werden, damit zu diesem Zeitpunkt, oder einige<br />

Tage später, die Abformung und die Anfertigung sowie Eingliederung des Zahnersatzes erfolgen kann.<br />

Hinsichtlich der mit der Implantation verbundenen Risiken muss im Unterkiefer vor allem auf eine mögliche Verletzung<br />

des im Knochen verlaufenden Nerven (Trigeminusnerv) hingewiesen werden. Bei einer Beschädigung oder gar<br />

Durchtrennung kommt es zu einem teilweisen oder völligen Taubheitsgefühl (ähnlich wie nach der Betäubungsspritze)<br />

in der Unterlippen-/Kinnseite, auf der die Nervbeschädigung erfolgte.<br />

Bei Implantation im Oberkiefer kann es zur Beschädigung/zum Eindringen des chirurgischen Bohrers und des Implantates<br />

in den Nasen- oder Kieferhöhlenboden kommen.<br />

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Implantate<br />

5.01<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Wie wird ein Implantat eingesetzt?<br />

Wie auch bei anderen operativen Eingriffen in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde müssen die allgemeinmedizinischen<br />

Voraussetz ung en beachtet werden. So bestehen z. B. bei schwerwiegenden Allgemeinerkrankungen, Stoffwechselstörungen<br />

und starkem Ni ko tinkonsum Einschränkungen hinsichtlich des Erfolges der Implantation. Eine erfolgreiche<br />

Implantattherapie ist wesentlich von guten mundhygienischen Beding ungen abhängig. Zunächst er folgt eine genaue<br />

Untersuchung der Mundhöhle, speziell auch am Ort der geplanten Implantation. Dazu werden der Kieferknochen und<br />

die umgebende Mundschleim haut hinsichtlich des geplanten Eingriffes beurteilt. Durch Röntgenbilder oder andere<br />

moderne bildgebende Verfahren wird die Qualität des Knochens ermittelt und die spätere Lage des Implantates festgelegt.<br />

Es erfolgt die Anfertigung von Planungsmodellen und einer individuellen Operations scha blone zur genauen<br />

Platzierung des Implantates im Kieferknochen. Reicht die Qualität und Dicke des vorhandenen Knochens nicht aus, so<br />

kann es in einigen Fällen erforderlich sein, zunächst knochenaufbauende Verfahren durchzuführen.<br />

Der eigentliche chirurgische Eingriff wird meist in lokaler Betäubung durchgeführt. Dabei wird die (Titan-)schraube in<br />

den Knochen eingebracht und anschließend die Mundschleimhaut vernäht. Abhängig von der geplanten Versorgung<br />

und den vorhandenen Voraussetzungen des Kieferknochens entscheidet sich der Zahnarzt für eine offene Einheilung<br />

(Kopf des Implantates bleibt sichtbar) oder eine geschlossene Einheilung (das Zahnfleisch wird vollständig über dem<br />

Implantat verschlossen). Bei der geschlossenen Einheilung muss in einem kleinen zweiten chirurgischen Eingriff das Implantat<br />

zur weiteren Versorgung wieder freigelegt werden. Die Heilung der Operationsfläche erfolgt im Normalfall<br />

innerhalb weniger Tage und schmerzfrei.<br />

Danach beginnt die eigentliche Einheilungsphase.<br />

Für diesen Prozess wird<br />

dem Implantat in den meisten Fällen<br />

mehrere Wochen Zeit gelassen, so dass<br />

eine stabile Verbindung mit dem Kieferknochen<br />

entsteht. Diese Phase dauert<br />

im Oberkiefer meist länger als im Unterkiefer.<br />

In wenigen Aus nahmefällen ist<br />

auch eine sog. „Sofortbelastung“<br />

möglich.<br />

Totale Prothese<br />

(Suprakonstruktion)<br />

Implantat<br />

Abb.: Unterkiefer, totale Pro these mit zwei Implantaten<br />

Wie wird die Suprakonstruktion - der Zahnersatz eingesetzt?<br />

Nach Abschluss der Einheilungsphase erfolgt auf die „künstliche Wurzel“ die Weiterversorgung mit dem Zahnersatz. Dazu wird<br />

in die künstliche Zahnwurzel ein Aufbau (Pfosten/Abudment) eingebracht und in mehreren Arbeitsschritten der geplante<br />

Zahnersatz hergestellt.<br />

Nach Abschluss der Zahnersatzbehandlung ist es notwendig, eine regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt durchführen zu<br />

lassen. Dabei überprüft er den Zustand des Implantates sowie die mundhygienische Situation und gibt Hinweise zur Pflege.<br />

Die Benutzung von speziellen Reinigungshilfsmitteln, wie Zahnzwischenraumbürstchen und/oder Zahnseide, sichert einen<br />

dauerhaften Verbleib des Implantates und vermeidet entzündliche Knochenabbauvorgänge (Implantitis). Abhängig vom<br />

individuellen Risiko sind professionelle Zahnreinigungen notwendig .<br />

Trotz aller Fortschritte in der Implantologie handelt es sich hier um einen Zahnersatz und nicht um eine Alternative zu den<br />

natürlichen Zähnen. Der eigene, natürliche und gesunde Zahn ist und bleibt die beste Versorgung.<br />

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Implantate<br />

5.01<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Müssen Brücken und Implantate besonders gepflegt werden?<br />

Ja, neben einer für die Mundgesundheit üblichen guten Mundhygiene sollten je nach Art der Versorgung zusätzlich<br />

zur normalen Zahnbürste spezielle Hilfsmittel und Techniken zur Zahnersatz- und Implantatreinigung verwendet werden.<br />

So sollten Brücken an ihrer Unterseite mit einer Spezialzahnseide mit einem flauschigen Reinigungsanteil täglich<br />

gereinigt werden. Implantate sollten ebenfalls mit einer solchen Zahnseide oder mit speziellen Zahnzwischenraumbürstchen<br />

(Interdentalraumbürsten) gereinigt werden.<br />

Der Patient sollte von seinem zahnärztlichen Behandler bzw. von entsprechend geschulten Fachkräften (Zahnmedizinische<br />

Prophylaxeassistentin) in den notwendigen Hygienemaßnahmen unterwiesen werden. Weiterhin empfiehlt es<br />

sich in regelmäßigen Abständen - mindestens alle sechs Monate - eine Kontrolle durchführen zu lassen.<br />

Wie sind die langfristigen Erfolgs -<br />

aussichten bei der Versorgung von<br />

Zahn lücken mit Brücken und<br />

Implantaten?<br />

Eine Fülle von Untersuchungen liegen über die Erfolgsbewertung<br />

von Brücken- und Implantat-Versorgungen<br />

vor. Es konnte gezeigt werden, dass Implantate in der<br />

Regel problemlos einheilen können. Langfristige Probleme<br />

ergeben sich eher im Zusammenhang mit der allgemeinen<br />

Mundgesundheit. So können Erkrankungen<br />

am Zahnhalteapparat wie die Parodontitis auch an Implantaten<br />

auftreten (Periimplantitis).<br />

Implantatverluste hängen - insbesondere<br />

nach einer längeren Tragedauer der Implantate<br />

- häufig mit einer unzureichenden<br />

Mundhygiene zusammen, oft sind es aber<br />

auch individuelle Faktoren (Rauchen) oder<br />

Veränderungen in der allgemeinen Ge -<br />

sundheit des Patienten, die zu einem Implantatverlust<br />

führen können. Wichtig ist es,<br />

dass auf jeden Fall um das Implantat herum<br />

eine optimale Mundhygiene möglich ist.<br />

Neben der richtigen Indikationsstellung,<br />

Planung und Durchführung einer Zahnersatz-<br />

bzw. Implantatversorgung stellen<br />

beim sonst gesunden und nicht zu einer<br />

Risikogruppe gehörenden Patienten die<br />

gute Mund hygiene und Pflege des Zahnersatzes<br />

eine wichtige Voraussetzung für<br />

seinen Langzeiterfolg dar.<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

BZÄK, DGZMK Stand 6/2008<br />

©<br />

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7.01<br />

Deutsche<br />

Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Patienteninformation<br />

Wurzelspitzenresektion<br />

Was ist eine Wurzelspitzenresektion?<br />

Wörtlich bedeutet „Resektion“ soviel wie Abschneiden. Bei einer Wurzelspitzenresektion (WSR) wird also die entzündete<br />

Spitze einer Zahnwurzel gekappt. Dies geschieht normalerweise in einem kleinen operativen Eingriff unter ört -<br />

licher Betäubung. Dabei wird das entzündete Gewebe entfernt, der Innenraum des Zahns gereinigt und der<br />

verbleibende Hohlraum versiegelt.<br />

Welche Untersuchungen sind für die Entscheidung über eine WSR nötig?<br />

Der allgemeine Gesundheitszustand wird überprüft.<br />

Vor einer WSR muss Klarheit über die Schwere der Entzündung an der Zahnwurzel und deren Ausdehnung bestehen.<br />

Es wird geprüft, ob nicht auch eine Wurzelbehandlung zum Ziel führen kann.<br />

Zur Klärung werden Röntgenbilder erstellt.<br />

Schließlich werden die Risiken bei einem Eingriff mit der Erfolgsaussicht einer Wurzelbehandlung abgewogen. Erst dann<br />

fällt die Entscheidun für eine WSR.<br />

Welche Gefahren können von<br />

Zahnentzündungen ausgehen?<br />

Zahnentzündungen können dauerhafte<br />

Entzündungen des Kieferknochens hervorrufen<br />

oder zur Bildung von umkapselten<br />

Eiter ansammlungen (Abszess) und Gewebehohlräumen<br />

(Zyste) führen.<br />

1 Eiterherd 2 entferntes Gewebe 3 Knochen<br />

4 Wurzelfüllung 5 Mundschleimhaut 6 Lippe<br />

Auch Allgemeinerkrankungen des Körpers<br />

können durch Knochenentzündungen be -<br />

einflusst werden.<br />

Entzündungsherde der Zahnwurzeln können<br />

gefährlich werden, wenn Erkrankungen<br />

oder Behandlungen das körpereigene Abwehrsystem<br />

ohnehin schwächen.<br />

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Wurzelspitzenresektion<br />

7.01<br />

Wissenschaftlich abgesicherte Patienteninformation der Bundeszahnärztekammer und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Welche Risiken birgt die WSR?<br />

Zunächst gelten die üblichen Risiken eines operativen Eingriffs. Dazu zählen etwa die Wundinfektion oder – selten – Blutungskomplikationen.<br />

Darüber hinaus entstehen weitere Risiken, die mit dem genauen Entzündungsort (also etwa Oberoder<br />

Unterkiefer) und der eigenen Zahnstellung zu tun haben.<br />

Durch den Unterkiefer läuft beispielsweise ein Nerv, der bei der WSR geschädigt werden kann. Dadurch kann ein – in seltenen<br />

Fällen dauerhaftes – Taubheitsgefühl entstehen. Im Oberkiefer können Reizungen oder Entzündungen der Kieferhöhle<br />

die Folge sein. Bei sehr eng stehenden Zahnwurzeln können benachbarte Zahnwurzeln bei der Operation<br />

beschädigt werden.<br />

Ein Risiko lässt sich auch mit sorgfältigster Behandlung nicht ausschließen: erneut auftretende Entzündungen können die<br />

Entfernung des Zahnes nötig machen. Die Häufigkeit solcher Komplikationen ist insgesamt gering. Dennoch sollten Sie<br />

Ihren Zahnarzt/Ihre Zahnärztin um eine Einschätzung ihrer persönlichen Risiken bei einer WSR bitten.<br />

Wann sollte eine WSR durchgeführt werden?<br />

Einfach gesagt: wenn Ihr Zahnarzt/Ihre Zahnärztin dies vorschlägt<br />

und Sie gemeinsam Nutzen und Risiken geprüft haben.<br />

Die Grundlage für die Entscheidung zu einer WSR bieten Expertenempfehlungen,<br />

wissenschaftliche Fachliteratur und die klinische Erfahrung<br />

die Ihr Zahnarzt/Ihre Zahnärztin mit Ihrem Befund vergleicht.<br />

Grundsätzlich kann das Ergebnis des Befundes zu einer Empfehlung<br />

für die WSR führen. Da hier sehr viel vom Einzelfall abhängt, sollten<br />

Sie sich von Ihrem Zahnarzt/Ihrer Zahnärztin genau beraten lassen.<br />

Wie wird eine WSR<br />

üblicherweise durchgeführt?<br />

Üblicherweise handelt es sich um eine<br />

ambulante Behandlung unter örtlicher<br />

Betäubung. Eine weiter gehende<br />

Schmerz- oder auch Angstausschaltung<br />

(Dämmerschlaf/Narkose) richtet sich<br />

nach dem Umfang der chirurgischen © ZZQ<br />

Maßnahmen und nach allgemeinmedizinischen<br />

Gesichtspunkten. Bei besonderen<br />

OP-Verläufen oder schwerwiegenden<br />

Allgemeinerkrankungen kann eine<br />

stationäre Behandlung nötig sein.<br />

mit freundlicher Empfehlung:<br />

Deutsche Gesellschaft<br />

für Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

BZÄK, DGZMK, ZZQ Stand 3/2009<br />

©<br />

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