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Die Ruine am Kreuzeck - Homepage of Michael Hammer

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<strong>Die</strong> <strong>Ruine</strong> <strong>am</strong> <strong>Kreuzeck</strong><br />

1 Ein Bericht von Karl Kissel, Dahner Chronist<br />

In der Waldabteilung <strong>Kreuzeck</strong> (Gemeindewald Bruchweiler-Bärenbach) befinden sich die<br />

geheimnisumwitterten Reste eines Gebäudes, von dem allgemein angenommen wird, dass<br />

es sich um eine ehemalige christliche Kultstätte handelt. <strong>Die</strong>s rechtfertigt die ausführliche<br />

Behandlung der bisher im Schrifttum nur nebenbei erwähnten <strong>Ruine</strong> in dieser Jubiläumsfestschrift.<br />

Der Dahner Heimatforscher Franz Klotz hat sich in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit dem Amt für<br />

Denkmalpflege Mitte der fünfziger Jahre mit der <strong>Ruine</strong> <strong>am</strong> <strong>Kreuzeck</strong> eingehend beschäftigt.<br />

Seine Aufzeichnungen über die vorgenommenen Grabungen wurden für diese Abhandlung<br />

berücksichtigt.<br />

1.1 <strong>Die</strong> <strong>Ruine</strong><br />

Sie bildet ein nicht ganz symmetrisches Rechteck mit folgenden Außenmaßen: Nordwand<br />

16.60 Meter, Südwand 16.80 Meter, Ostwand 9 Meter, Westwand 9.20 Meter, somit mittlere<br />

Länge 16.70 Meter und mittlere Breite 9.10 Meter. Im Innenraum wurden die Überreste<br />

eines Plattenbelags sowie etwa 17 Quadratmeter zum Teil abgearbeiteter Fels festgestellt.<br />

Eine der Felsplatten enthält eine kreisrunde Vertiefung von 8 Zentimetern bei<br />

einem Durchmesser von 50 Zentimetern mit angedeuteter Überlaufrinne.<br />

<strong>Die</strong> Mauerreste sind zwischen 20 und 70 Zentimeter hoch und enthalten bis zu drei Quaderreihen,<br />

die Steine sind unregelmäßig behauen und ineinander verzahnt ohne Mörtelbindung.<br />

Nach dem Ges<strong>am</strong>tvolumen der herumliegenden Steine zu schließen, kann die<br />

ursprüngliche Mauerhöhe nicht über einen Meter betragen haben. Den oberen Teil der<br />

Mauern müsste man sich somit als in Holz und Füllwerk ausgeführt vorstellen.<br />

Das Grabungsergebnis ist wie folgt zus<strong>am</strong>mengefasst: Das von der Mauer umschlossene<br />

Viereck ist <strong>of</strong>fenbar künstlich aufgefüllt worden. Man legte Stein neben Stein und füllte<br />

die Lücken und den Innenraum mit Sand, bis das Mauerniveau erreicht war, wodurch<br />

eine ebene Fläche entstand. <strong>Die</strong> Ecken verstärkte man durch innen liegende aufeinandergeschichtete<br />

Steinplatten. Welcher Zeitepoche die Anlage zuzurechnen ist, muss mangels<br />

ausreichender Funde <strong>of</strong>fen bleiben. Wenn auch die noch vorhandenen Mauerreste allein<br />

für die Entstehungszeit des Gebäudes und seinen Zweck keine Anhaltspunkte bieten, so<br />

doch in Verbindung mit Lage und Umgebung, schriftlichen und mündlichen Quellen.<br />

1.2 Lage und Umgebung<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ruine</strong> liegt auf der Gemarkung Bruchweiler etwa 80 Meter von der Dahner und etwa<br />

100 Meter von der Fischbacher Gemarkungsgrenze entfernt unweit eines Schäkersloch-<br />

Sattel führenden Weges (Hohl), der noch altes, ausgefahrenes und unregelmäßiges Sandsteinpflaster<br />

erkennen lässt. Von der <strong>Ruine</strong> führte einst ein Weg (Mulde) zu dieser Wegeverbindung.<br />

<strong>Die</strong> alte Form von „Schäkersloch“ ist „Schächersloch“ (1569), was zumindest<br />

sprachlich eine Verbindung zu den beiden Schächern bei der Kreuzigung Jesu herstellt.<br />

So wie es zwei Schächer gibt, gibt es auch zwei „Schächersloch“, ein östliches (führt nach<br />

Bruchweiler) und ein westliches (führt nach Fischbach).<br />

In alten Schriften wird die Wegeverbindung zwischen Weißenburg und Hornbach als „Callis<br />

Pirminii“ = „Pirminssteig“ bezeichnet. <strong>Die</strong>ser könnte identisch sein mit einem alten<br />

Weg, der vom Braunsberg kommend folgenden Verlauf nimmt: Vorbei <strong>am</strong> Großen und<br />

1


Kleinen Mückenkopf zum Hinterstel, vorbei <strong>am</strong> Totenköpfel zum Großen Eyberg über das<br />

Hundel zum <strong>Kreuzeck</strong>, dann durch das östliche Schäkersloch nach Bruchweiler. <strong>Die</strong>ser<br />

Wegverlauf findet sich auch in der ältesten Flurkarte von etwa 1845.<br />

<strong>Die</strong> Bezeichnung „Pirminssteig“ erinnert an den Weg, den der heilige Pirminius auf seinen<br />

häufigen Reisen zum Kloster Weißenburg nahm. Der Pirminssteig kreuzte den durch<br />

das südlich von Pirmasens gelegene Waldgebiet führenden Rennpfad (die Salzstraße) und<br />

stzte sich vermutlich fort in dem Rennweg, der schon als Römerstraße vom Rhein durch<br />

den Wasgau über Zweibrücken nach Westen führte (Pr<strong>of</strong>. Christmann). Wegspinnen wie<br />

das Hinterstel oder der Schäkersloch-Sattel sind Verteiler aus alten Wegeverbindungen<br />

heraus. Ein solches Relais war der ideale Ort für Zus<strong>am</strong>menkünfte, da er aus allen Himmelsrichtungen<br />

auf dem kürzesten Weg erreicht werden konnte.<br />

Bringt man nun die <strong>Ruine</strong> <strong>am</strong> <strong>Kreuzeck</strong> mit dem vermuteten Pirminiussteig in Verbindung,<br />

dann hätten wir es hier mit einem frühmittelalterlichen Kultbau beziehungsweise<br />

-ort zu tun. Auch die Ost-West-Längsachse der <strong>Ruine</strong>, die bei allen älteren Kirchen zu<br />

beobachten ist, ist ein weiteres Indiz für diese Hypothese.<br />

Von einer 1569 erwähnten Gewanne „Malsteiner Erbst“ auf eine Malstätte (Vers<strong>am</strong>mlungsort,<br />

Gerichtsplatz) vorchristlicher Zeit zu schließen, erscheint gewagt. Immerhin ist<br />

bemerkenswert, dass sich beim Vergleich mit römischen Bauabmessungen eine gewisse<br />

Übereinstimmung mit unserer <strong>Ruine</strong> ergibt.<br />

1.3 <strong>Die</strong> schriftlichen Quellen<br />

In der ältesten Flurkarte und in alten topographischen Karten ist die <strong>Ruine</strong> nicht vermerkt,<br />

selts<strong>am</strong>erweise aber in den neueren Top-Karten (allerdings an der falschen Stelle).<br />

Archivalische Nachweise, die <strong>Ruine</strong> selbst betreffend, sind bis jetzt nicht aufgetaucht.<br />

Das im östlichen Schäkersloch entspringende Bächlein heißt nach den ältesten Karteneintragungen<br />

und im Volksmund Wöllmersbach. <strong>Die</strong>s war nicht immer so. In einer Urkunde<br />

von 1756 lesen wir: „...die zwey herrschaftlichen Wöög als der heiligen Häußler Woog und<br />

lang Woog, so ehedem Weyher waren...“ Das Wöllmersbächel wird 1784 „Heiligen Häußel<br />

Bächel“ und 1788 „Heiligenbächel“ genannt.<br />

Der Wöllmersbach entspringt unmittelbar bei der PWV-Hütte. Eine weitere Quelle befindet<br />

sich einen guten Kilometer weiter oben im Tal, in der Bärendöll, in nur etwa 500<br />

Meter Entfernung von der <strong>Ruine</strong> <strong>am</strong> <strong>Kreuzeck</strong>. <strong>Die</strong> alten Bezeichnungen für den Wöllmersbach<br />

beziehen sich - da kein anderer Gegenstand ersichtlich - <strong>of</strong>fensichtlich auf das<br />

„Heilige Häusel“ , die <strong>Ruine</strong> auf dem <strong>Kreuzeck</strong>.<br />

1.4 <strong>Die</strong> mündliche Überlieferung<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ruine</strong> <strong>am</strong> <strong>Kreuzeck</strong> ist heute noch im Volk allgemein bekannt. Von den alten Bruchweilerern<br />

wurde sie als Kapelle oder Kirchlein bezeichnet. Von Bruchweiler aus führte<br />

ein sogenannter Kreuzweg zum <strong>Kreuzeck</strong>. Von diesen höchstwahrscheinlich (wie üblich)<br />

vierzehn Stationen will der Großvater des 1874 geborenen Martin Burkhart des Schulzen<br />

aus Bruchweiler noch acht gekannt haben. Der letzte Bildstock stand bei der Gewanne<br />

Käsk<strong>am</strong>mer, und eine dort gelegene Waltabteilung heißt heute noch (<strong>of</strong>fiziell) „Am<br />

Bildstöckel“. Des Vorgenannten Enkel Ewald Burkhart aus Bundenthal (Jahrgang 1932)<br />

erinnert sich, dass er während des Krieges mit dem Großvater in die „Keesk<strong>am</strong>mer“ ging,<br />

wo sich ein behauener Stein mit einer Figur befand. Der Großvater sagte zu ihm: „Wenn<br />

du den Kopf daran schlägst, hörst du die Engel im Himmel singen.“ Früher gingen Bittprozessionen<br />

von Bruchweiler aus zum <strong>Kreuzeck</strong>, wo Gottesdienst gehalten wurde, zu dem<br />

mitunter auch Wallfahrer aus Fischbach gekommen sein sollen. Am Bildstöckel wurde der<br />

Wettersegen gegeben.<br />

2


1.5 Schlussbetrachtung<br />

Nach dem Gesagten gibt es keinen Zweifel darüber, dass es sich bei der <strong>Ruine</strong> <strong>am</strong> <strong>Kreuzeck</strong><br />

um eine christliche Kultstätte gehandelt hat. Offenbleiben muss die Frage nach Entstehungszeit<br />

und genauer Verwendung. Am wahrscheinlichsten ist eine Eremitage, eine<br />

Einsiedelei, mit einer einfachen Behausung (Klause). Und so könnte es gewesen sein: Der<br />

Klausner hat sich mit Hilfe frommer Leute ein festes umrissenes Plateau hergerichtet, auf<br />

das er seine Hütte stellte. Davor wäre nach den vorliegenden Abmessungen noch Platz<br />

gewesen für einen kleinen Freialtar und einige Bänke für die Wallfahrer, eventuell mit<br />

Überdachung auf Pfosten. <strong>Die</strong> Hütte war aus Holz und Flechtwerk. Da keine Ziegelreste<br />

gefunden wurden, muss man sich die Bedachung aus Schilf oder Stroh vorstellen.<br />

<strong>Die</strong> kürzeste Verbindung zwischen Bruchweiler und dem oberen Sauertal führt über das<br />

Schäkersloch. Gar mancher Passant wird bei unserem Eremiten Einkehr gehalten und ihm<br />

etwas Essbares zugesteckt haben. Wasser lieferte die Quelle in der Bärendöll. Nach der<br />

Reformation waren die Katholiken von Bruchweiler zeitweise der Pfarrei Fischbach als<br />

Filialisten zugewiesen. Während dieser Zeit war zumindest an Sonn- und Feiertagen der<br />

Weg vorbei <strong>am</strong> <strong>Kreuzeck</strong> durch die Kirchgänger über das normale Maß hinaus belebt, was<br />

einer Einsiedelei förderlich gewesen sein könnte. Im christlichen Abendland sind Einsiedeleien<br />

für die einzelnen Gegenden ab ihrer Christianisierung bis ins 18. Jahrhundert hinein<br />

denkbar. Für die Zeit nach der Säkularisation in Folge der Französischen Revolution ist<br />

zumindest für unsere Gegend die Begründung oder Fortführung einer Einsiedelei schwer<br />

vorstellbar.<br />

Einsiedlerklausuren waren nicht selten Ziel von Wallfahrten und Prozessionen, die mit<br />

der Zeit zur Tradition wurden. So würde sich der Stationenweg von Bruchweiler zum<br />

<strong>Kreuzeck</strong> erklären.<br />

Quellennachweis: Landesarchiv Speyer<br />

1. Nachlass Klotz<br />

2. Bestand D2 Nr. 120 Folio 35, 105 und 107<br />

Der Bericht selbst st<strong>am</strong>mt aus:<br />

150 Jahre Pfarrkirche Heilig Kreuz Bruchweiler Herausgegeben von der Pfarrei Heilig<br />

Kreuz Bruchweiler, Adolf Deil KG, Pirmasens 1991<br />

2 Anmerkungen von <strong>Michael</strong> H<strong>am</strong>mer<br />

Da die Lage der <strong>Ruine</strong> aufgrund der Beschreibung von Karl Kissel nur in etwa nachzuvollziehen<br />

ist, wurden per GPS die exakten Koordinaten der <strong>Ruine</strong> ermittelt, sowie einige<br />

Fotos zur Dokumentation hergestellt. Sie sollen an dieser Stelle den Bericht von Karl Kissel<br />

ergänzen.<br />

2.1 Ortsbeschreibung der <strong>Ruine</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Ruine</strong> ist von Bruchweiler-Bärenbach aus über den markierten Weg Nummer 10 zu<br />

erreichen, der in der Bergstraße beginnt, <strong>am</strong> Käsk<strong>am</strong>merfelsen und <strong>am</strong> Zwicksteinfelsen<br />

vorbeiführt. Vom erreichen der Schäckerslochsattels führt ein Weg Richtung Nord-Osten<br />

hinauf, der nicht markiert ist. Der Weg verläuft links von dem Weg nach oben, der mit<br />

Markierung gelber Kreis zum Napoleonsfelsen führt. <strong>Die</strong>sem Weg folgt man, bis man linkerhand<br />

einen Hochsitz entdeckt. In der Nähe dieses Hochsitzes ist die <strong>Ruine</strong> zu finden,<br />

3


ei diesen Koordinaten:<br />

49 ◦ 6.691 ’ Nord, 7 ◦ 45.314 ’ Ost.<br />

Von Fischbach aus ist die <strong>Ruine</strong> über den markierten Weg Nummer 32 aus zu erreichen,<br />

der vom Biosphärenhaus aus auf der östlichen Seite des Spieswoogs verläuft und<br />

dann in das westliche Schäckersloch einmündet und zum Schäckerslochsattel führt. Oder<br />

man wählt vom Biosphärenhaus aus den markierten Weg gelber Kreis, der ebenfalls zum<br />

Schäkerslochsattel führt. Von hier aus wählt man den nicht markierten Weg Richtung<br />

Nord-Osten, analog der Beschreibung des Weges von Bruchweiler-Bärenbach aus.<br />

2.2 Fotodokumentation<br />

Sämtliche Fotos wurden <strong>am</strong> 24.8.2007 aufgenommen.<br />

Abbildung 1: <strong>Die</strong>ser Weg führt vom Schäckerslochsattel zur <strong>Ruine</strong><br />

4


Abbildung 2: nordöstliche Fund<strong>am</strong>entecke der <strong>Ruine</strong><br />

Abbildung 3: südöstliche Fund<strong>am</strong>entecke der <strong>Ruine</strong><br />

5


Abbildung 4: Mauerreste der <strong>Ruine</strong><br />

6

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