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Die Funktion des Engagements in der Work-Life-Balance

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Neu ist unseren Untersuchungen vor allem die strategische Betrachtung <strong>der</strong> Wechselwirkungen zwischen<br />

Beruf, Ehrenamt und dem Themenfeld Gesundheit: Wie werden Kompetenzen aus den verschiedenen Bereichen<br />

genutzt? Wo können Erfahrungen aus dem e<strong>in</strong>en Bereich gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en Bereich<br />

e<strong>in</strong>gebracht werden? Wie lässt sich e<strong>in</strong> „gesun<strong>des</strong> Ganzes“ gestalten? Kann man diese Fragen s<strong>in</strong>nvoll beantworten,<br />

werden die Antworten auch für Unternehmen und <strong>der</strong>en betriebliche Gesundheitsmanagment-<br />

Gesundheitsmanagmentstrukturen (BGM) <strong>in</strong>teressant. <strong>Die</strong> <strong>Work</strong>-<strong>Life</strong>-<strong>Balance</strong> ist pr<strong>in</strong>zipiell <strong>in</strong> den Köpfen <strong>des</strong><br />

Managements als Ressource angekommen. Jetzt müssen „Stellschrauben“ gefunden werden, anhand <strong>der</strong>er<br />

e<strong>in</strong> BGM diese Ressource handhabbar machen können. Ehrenamtliche Tätigkeiten könnten, verhalten gesprochen,<br />

e<strong>in</strong>e dieser Stellschrauben se<strong>in</strong>.<br />

MuP: Welche Rolle nimmt das Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Work</strong>-<strong>Life</strong>-<strong>Balance</strong> e<strong>in</strong>? Fällt es <strong>in</strong> den Bereich<br />

<strong>der</strong> Arbeit o<strong>der</strong> <strong>des</strong> Privatlebens?<br />

Schmidt/ Weiser: Wir haben für unsere Untersuchungen e<strong>in</strong>en etwas an<strong>der</strong>en Ansatz zur Betrachtung <strong>der</strong><br />

<strong>Work</strong>-<strong>Life</strong>-<strong>Balance</strong> gewählt: es gilt - kurz gesagt - die <strong>Balance</strong> zwischen Ressourcen und Belastung zu f<strong>in</strong>den,<br />

weniger die zwischen Arbeit und Privatem. Beide Bereiche können für e<strong>in</strong> Individuum sowohl e<strong>in</strong>e Ressource<br />

als auch e<strong>in</strong>e Belastung für die seelische und körperliche Gesundheit darstellen. Man denke an das berufliche<br />

soziale Netzwerk von freundlichen Kollegen o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>e mögliche Belastung durch e<strong>in</strong> krankes<br />

Familienmitglied im privaten Bereich. In e<strong>in</strong>em solchen Modell lässt sich Ehrenamt dann als Bereich "zwischen"<br />

Arbeit und Privatleben verstehen. <strong>Die</strong>se Annahmen lassen sich denn auch empirisch belegen. Mehr<br />

als 65 % <strong>der</strong> von uns Befragten, erleben ihr ausgeübtes Ehrenamt von Zeit zu Zeit als e<strong>in</strong>e zusätzliche Belastung.<br />

Entsprechend ist aber auch das Erwartungsmanagement: Ehrenamt wird nicht als Ort <strong>der</strong><br />

Entspannung verstanden wie dies beispielsweise bei Sport o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Hobbys <strong>der</strong> Fall ist. Vielmehr suchen<br />

und f<strong>in</strong>den die Engagierten e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>haltlichen Ausgleich zu beruflichen Tätigkeiten <strong>in</strong> ihrem Ehrenamt. Somit<br />

werden an<strong>der</strong>e, <strong>in</strong>dividuelle Ressourcen gestärkt. Weitere Aspekte, die das Ehrenamt von den beruflichen<br />

Tätigkeiten unterscheiden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> breiteres soziales Netz im Ehrenamt und deutlich größere Freiräume <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Ausübung <strong>der</strong> Tätigkeiten. Auch hierbei handelt es sich um klassische organisationspsychologische protektive<br />

Gesundheitsressourcen, die nachweislich zur Reduktion von schweren körperlichen Erkrankungen<br />

wie bspw. kardiovaskulären Problemen beitragen können.<br />

MuP: Sie haben die Auswirkungen von ehrenamtlichem Engagement auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />

im Berufsleben untersucht. Was haben Sie festgestellt?<br />

Schmidt/ Weiser: Wir wollten unter an<strong>der</strong>em nachweisen, dass Ehrenamtliche e<strong>in</strong> besseres Stressmanagement<br />

und e<strong>in</strong>en höheren Wi<strong>der</strong>stand gegenüber Belastungen aufweisen. <strong>Die</strong>se Hypothesen ließen sich auf<br />

e<strong>in</strong>er solch abstrakten Ebene bisher lei<strong>der</strong> nicht signifikant bestätigen.<br />

Wir vermuten hier allerd<strong>in</strong>gs eher methodische als <strong>in</strong>haltliche Probleme. Inhaltlich s<strong>in</strong>d die Werte von ehrenamtlichen<br />

bei allen relevanten Aspekten höher als bei Nicht-Ehrenamtlichen. <strong>Die</strong>s belegt zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t deutlich<br />

den angenommenen Trend, <strong>der</strong> <strong>in</strong> größeren Stichproben weiter überprüft werden sollte.<br />

Was deutlich sichtbar wird s<strong>in</strong>d Zusammenhänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entstehung von positiven E<strong>in</strong>zelelementen seelischer<br />

Gesundheit:<br />

Wir können feststellen, dass Ehrenamtliche zufriedener mit ihrer beruflichen Tätigkeit s<strong>in</strong>d, da sie mehr Gestaltungsfreiheiten<br />

genießen. Auch die psychische Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit (Resilienz) wird durch die breitere<br />

soziale Vernetzung von Ehrenamtlichen gestärkt. <strong>Die</strong>se Ressource kann wie<strong>der</strong>um sog. Spillovereffekte (beispielsweise<br />

Arbeitsstress, <strong>der</strong> <strong>in</strong>s Privatleben “mitgenommen” wird) auffangen. Als e<strong>in</strong> Kernergebnis<br />

MuP-Interview 4 / 2011 Seite 2

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