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Geschichte des obds Die Geschichte des obds beginnt in Österreich ...

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<strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>obds</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>des</strong> <strong>obds</strong> <strong>beg<strong>in</strong>nt</strong> <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> mit den Anfängen der professionellen Sozialarbeit und<br />

den ersten Ausbildungskursen gegründet von Ilse Arlt ( siehe Ilse Arlt-Institut für Soziale Inklusionsforschung)<br />

im Jahre 1912: „Vere<strong>in</strong>igte Fachkurse für Volkspflege“.<br />

Der erste Berufsverband wurde am 31.3.1919 als „Reichsverband der Fürsorger<strong>in</strong>nen <strong>Österreich</strong>s“ ge -<br />

gründet. Rechtsnachfolger ist heute der <strong>obds</strong>-Lan<strong>des</strong>gruppe Wien. Der Beruf der Fürsorger<strong>in</strong> erfuhr bis<br />

1938 e<strong>in</strong>e grosse Ausweitung und es gab 1930 bereits sieben Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen österreich -<br />

weit. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Wien arbeiteten 288 Fürsorger<strong>in</strong>nen an 14 Jugendämtern. Allerd<strong>in</strong>gs wurde un ter dem<br />

Gesundheits-Stadtrat Julius Tandler 1926 e<strong>in</strong>e zweite Kategorie von Fürsorger<strong>in</strong>nen geschaf fen, die<br />

ke<strong>in</strong>e Matura als Ausbildungsvorausssetzung nachweisen mussten.<br />

<strong>Die</strong> Hauptaufgaben für den Reichsverband waren e<strong>in</strong>e Verbesserung und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Ausbildung,<br />

die E<strong>in</strong>stufung der Fürsorger<strong>in</strong>nen im Gehaltsschema, die unterschiedliche Besoldung durch die öffent -<br />

lichen <strong>Die</strong>nstgeber <strong>in</strong> den Bun<strong>des</strong>ländern und Bezirkshauptmannschaften. Probleme, die aufgrund der<br />

föderalistischen Struktur und wegen <strong>des</strong> Fehlens e<strong>in</strong>es bun<strong>des</strong>weiten Berufsgesetzes auch heute noch<br />

nicht gelöst s<strong>in</strong>d.<br />

<strong>Die</strong>ser Verband bestand bis 1938 und wurde von den Nazionalsozialisten aufgelöst. 1938 wurden alle<br />

Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen geschlossen und nur die Ausbildung zur NS- Volkspfleger<strong>in</strong> erlaubt. <strong>Die</strong> bis -<br />

her bestehende Akademie und die Arlt-Schule wurden geschlossen und “die Soziale Frauenschule der<br />

Stadt Wien” <strong>in</strong>stalliert. <strong>Die</strong> neue Fürsorgeausbildung war dom<strong>in</strong>iert von der NS-Ideologie. Fächer wie<br />

Erb- und Rassenpflege, politische und weltanschauliche Schulung standen im Vordergrund. <strong>Die</strong> Doku -<br />

mente über diese Zeit s<strong>in</strong>d leider sehr spärlich, wurden vielfach vernichtet, sodass das Ausmass und<br />

die Rolle der Volkspfleger<strong>in</strong>nen und Fürsorger<strong>in</strong>nen während der NS-Zeit nur abgeschätzt werden<br />

kann. Es gibt wenig Forschung dazu und wenige ZeitzeugInnen, die darüber erzählen wollten.<br />

Der <strong>obds</strong> gab e<strong>in</strong> mobiles Denkmal zu diesem Thema <strong>in</strong> Auftrag, die Enthüllung <strong>des</strong> mobilen Denkmals<br />

„Reichsausschussk<strong>in</strong>d“ <strong>des</strong> Kärntner Künstlers Karlhe<strong>in</strong>z Simonitsch erfolgte im Rahmen der Bun<strong>des</strong> -<br />

tagung 2006 <strong>in</strong> Velden, Kärnten. Es er<strong>in</strong>nert an die Opfer der Fürsorge im Nationalsozialismus und soll<br />

<strong>in</strong> Zukunft an verschiedenen Orten <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> Anlass für die lokalgeschichtliche Aufarbeitung dieses<br />

Abschnittes der <strong>Geschichte</strong> der Profession bieten (siehe dazu: SIÖ 04/2006 ). Das Denkmal kann im<br />

Dachverband <strong>in</strong> Wien zu Bürozeiten besichtigt werden, Anmeldung erbeten.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg wurde aufgrund der multiplen sozialen Probleme die Fürsorge schnell <strong>in</strong> den<br />

Traditionen der 1. Republik neuerlich begonnen. Bereits 1945 eröffneten die ersten Ausbildungse<strong>in</strong>rich -<br />

tungen. Auf Grund <strong>des</strong> Verbotsgesetzes wurden viele Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen wegen ihrer Zu -<br />

gehörigkeit oder Nähe zur NSDAP außer <strong>Die</strong>nst gestellt, woraufh<strong>in</strong> großer Personalmangel herrschte.<br />

Es ist für lange Zeit das Problem der Sozialarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> gewesen, dass die gewiss notwendige<br />

Gesundheitspfleger<strong>in</strong> bei Tandler als Hilfsfürsorger<strong>in</strong> konzipiert wurde. <strong>Die</strong>s hatte vor allem auf die<br />

Stan<strong>des</strong>politik nach dem Zweiten Weltkrieg e<strong>in</strong>e wichtige Auswirkung: <strong>Die</strong> bisherigen Hauptfürsorger<strong>in</strong> -<br />

nen wurden <strong>in</strong> der NS-Zeit vielfach zu Funktionsfürsorger<strong>in</strong>nen (im gehobenen <strong>Die</strong>nst), haben sich teil -<br />

weise mit dem NS-Regime arrangiert oder wurden später mit diesem identifiziert und daher nach dem<br />

Krieg zum Teil außer <strong>Die</strong>nst gestellt. In der Stan<strong>des</strong>vertretung bzw. gewerkschaftlichen Vertretung wur -<br />

den damit die ehemaligen Hilfsfürsorger<strong>in</strong>nen maßgeblich. <strong>Die</strong>se wollten verh<strong>in</strong>dern, dass es weiterh<strong>in</strong><br />

zwei Klassen von Fürsorger<strong>in</strong>nen gäbe und setzten <strong>in</strong> der Stan<strong>des</strong>vertretung durch, dass es nur mehr<br />

e<strong>in</strong>e Art von Fürsorger<strong>in</strong> gibt. Damit nivellierten die Hilfsfürsorger<strong>in</strong>nen den Berufsstand bei allen Ge -<br />

halts- und E<strong>in</strong>stufungsangelegenheiten aber nach unten, weil sie selbst ke<strong>in</strong>e höhere Ausbildung hat -<br />

ten. Es dauerte viele Jahre, bis dieser Rückschritt vor allem gegenüber der Verwaltung teilweise aufgehoben<br />

werden konnte. Immer noch werden aber vielfach Leitungspositionen, vor allem <strong>in</strong> der Jugend -<br />

wohlfahrt, von Verwaltungsbeamten oder JuristInnen besetzt und nicht von SozialarbeiterInnen.<br />

1948 wurde der Berufsverband <strong>in</strong> Wien neu gegründet, danach <strong>in</strong> Graz, am 29.11.1949 erfolgte die<br />

Vere<strong>in</strong>sgründung <strong>des</strong> bun<strong>des</strong>weiten Dachverban<strong>des</strong>, erst 1965 wurden alle bestehenden Berufsvere<strong>in</strong>i -<br />

gungen <strong>in</strong> den Bun<strong>des</strong>ländern unter e<strong>in</strong>em Dachverband vere<strong>in</strong>igt. Seit 1950 werden bun<strong>des</strong>weite Ta -<br />

gungen durchgeführt, die alle zwei Jahre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Bun<strong>des</strong>land stattf<strong>in</strong>den (z.B. 2008 <strong>in</strong> Wien,<br />

<strong>obds</strong> -<strong>Österreich</strong>, Mariahilferstrasse 81/1/15, 1060 Wien, Tel: 01-5874656, oesterreich@ sozialarbeit.at,<br />

http://www.sozialarbeit.at/


2010 <strong>in</strong> Dornbirn, Vbg., 2012 <strong>in</strong> Schloss Zeillern, NÖ, 2014 ist die Bun<strong>des</strong>tagung <strong>in</strong> Wels, OÖ. geplant).<br />

Bereits 1966 wurde die Fachzeitschrift und Verbandszeitung SIÖ – Sozialarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> gegrün -<br />

det. Im gleichen Jahr wurde der <strong>obds</strong> als Mitglied im Internationalen Verband IFSW www.ifsw.org aufgenommen.<br />

Der Reformstau der Nachkriegsjahre bewirkte auch <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> e<strong>in</strong>e Öffnung zu neuen Metho den und<br />

zu <strong>in</strong>tensiver Projektarbeit <strong>in</strong> den 1970er Jahren. Supervision und die professionelle Sachwal terschaft<br />

wurden als Fachbereiche <strong>in</strong>stalliert. Viele KollegInnen absolvierten Zusatzausbildungen im psychothe -<br />

rapeutischen Bereich.<br />

Schwerpunkte der Verbandsarbeit waren und blieben bis heute bun<strong>des</strong>e<strong>in</strong>heitliche Berufsbed<strong>in</strong>gungen,<br />

e<strong>in</strong> Bun<strong>des</strong>-Berufsgesetz für SozialarbeiterInnen, bun<strong>des</strong>e<strong>in</strong>heitliche Standards, Aufstockung und Auf -<br />

wertung der Ausbildung. <strong>Die</strong> Ausbildung zur Sozialarbeit ist e<strong>in</strong>e tertiäre Ausbildung an e<strong>in</strong>er Fachhoch -<br />

schule, Bachelorabschluss nach 6 Semestern, danach ist e<strong>in</strong> Masterabschluss nach m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 4 Se -<br />

mestern möglich, PhD kann allerd<strong>in</strong>gs nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anderen Diszipl<strong>in</strong> wie Soziologie, Psychologie o.ä.<br />

abgeschlossen werden. In <strong>Österreich</strong> gibt es ke<strong>in</strong>e Universitätsausbildung für Sozialarbeit.<br />

Durch die neoliberalen Tendenzen und Spardiktate im Sozialbereich, von denen <strong>Österreich</strong> nicht ver -<br />

schont geblieben ist, werden verstärkt Kurzausbildungen angeboten, die für e<strong>in</strong>gegrenzte Aufgaben<br />

oder KlientInnengruppen quasi „massgeschneidert“ werden.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung sieht der <strong>obds</strong> sehr kritisch, befürchtet, dass die humanistischen Ansätze und ganz -<br />

heitlichen Sichtweisen <strong>in</strong> der Sozialarbeit dadurch zurückgedrängt werden und Sozialarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

technologisch oder adm<strong>in</strong>istrativ ausgerichtete Profession umgewandelt wird. SozialarbeiterInnen un -<br />

terstützen und betreuen Menschen, die Probleme haben ihren Alltag zu bewältigen sie arbeiten vielfach<br />

mit ausgegrenzten und marg<strong>in</strong>alisierten Gruppen der Gesellschaft und versuchen durch Inklusion die -<br />

ser Gruppen das Geme<strong>in</strong>wohl zu fördern und gesellschaftliche Probleme zu vermeiden oder zu mil -<br />

dern.<br />

Durch abgekürzte Ausbildungen, durch Arbeitsweisen, die ausschliesslich an wirtschaftlich orien tierten<br />

Sichtweisen mit Menschen arbeitet, kann e<strong>in</strong>e Soziale Arbeit den Grundsätzen, die <strong>in</strong> den Menschen -<br />

rechten, Beh<strong>in</strong>dertenrechten und K<strong>in</strong>derrechten verankert s<strong>in</strong>d, nicht mehr gerecht werden.<br />

E<strong>in</strong>e Weiterentwicklung und e<strong>in</strong>e steigende Professionalisierung kann nur erreicht werden, wenn Sozi -<br />

alarbeit <strong>in</strong> <strong>Österreich</strong> sich selbst ausschliesslich an <strong>in</strong>ternationalen professionellen Qualitätskriterien, an<br />

den ethischen Grundsätzen der Profession und an den Menschenrechten misst und orientiert.<br />

<strong>obds</strong> – <strong>Österreich</strong> 2012<br />

<strong>obds</strong> -<strong>Österreich</strong>, Mariahilferstrasse 81/1/15, 1060 Wien, Tel: 01-5874656, oesterreich@ sozialarbeit.at,<br />

http://www.sozialarbeit.at/

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