Juni 2013 - katholischen Kirchengemeinde Stralsund
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Seite 16<br />
Aus der Weltkirche - Die Piusbruderschaft<br />
Seit Papst Benedikt XVI. 2009 die<br />
Exkommunikation von vier illegal<br />
geweihten Bischöfen der Priesterbruderrschaft<br />
St. Pius X. (kurz Piusbruderschaft)<br />
aufhob, wird verstärkt über<br />
das Verhältnis der <strong>katholischen</strong> Kirche<br />
zur Bruderschaft diskutiert. Es gab in<br />
den letzten Jahren intensive Gespräche<br />
zwischen Vertretern des Vatikans und<br />
der Bruderschaft über deren Rückkehr<br />
in die katholische Kirche, doch bisher<br />
ohne Ergebnis.<br />
Die Piusbruderschaft wurde 1970 von<br />
dem französischen Bischof Levebvre<br />
gegründet, um zu Riten und Lehrem<br />
zurückzukehren, von denen sich in<br />
den Augen Levebvres die katholische<br />
Kirche nach dem II. Vatikanischen<br />
Konzil abgewendet hätte. Insbesondere<br />
lehnt die Piusbruderschaft die<br />
Beschlüsse des Konzils zur Ökumene,<br />
zur Religionsfreiheit, zur Kollegialität<br />
der Bischöfe untereinander, zur Anerkennung<br />
des Judentums als Heilsweg<br />
und zur Liturgiereform ab. Bis 1975<br />
duldete der Vatikan die Piusbruderschaft.<br />
Dann erfolgten 1976 die ersten<br />
nicht genehmigten Priesterweihen,<br />
worauf Levebvre von seinem Bischofsamt<br />
suspendiert wurde. 1988 unterzeichneten<br />
Joseph Kardinal Ratzinger<br />
und Marcel Levebvre ein Dokument,<br />
in dem viele strittigen Punkte ausgeräumt<br />
wurden. Jedoch wurde dieses<br />
Dokument hinfällig, als Levebvre im<br />
gleichen Jahr ohne päpstliche Genehmigumg<br />
vier Priester zu Bischöfen<br />
weihte. Papst Johannes Paul II. wertete<br />
diese Aktion als trennenden Akt und<br />
exkommunizierte Levebvre und die<br />
Erzbischof Marcel Levebvre<br />
vier Geweihten. Etliche Piusbrüder<br />
erklärten sich mit der päpstlichen Entscheidung<br />
solidarisch und gründeten<br />
die Priesterbruderschaft St. Petrus,<br />
die von der <strong>katholischen</strong> Kirche anerkannt<br />
ist.<br />
Im Zusammenhang mit dem Versuch<br />
der <strong>katholischen</strong> Kirche, die<br />
Piusbruderschaft wieder die volle<br />
Kirchenzugehörigkeit zu ermöglichen,<br />
ist die durch den Vatikan 2007<br />
ausgesprochene Erlaubnis zu sehen,<br />
die Feier der alten römischen Messe<br />
nach dem Messbuch von 1962, dem<br />
sog. Tridentinischen Ritus zu sehen.<br />
Die erleichterte Feier des tridentinischen<br />
Ritus und die Gespräche mit der<br />
Piusbruderschaft schüren allerdings<br />
bei vielen Katholiken die Sorge, dass<br />
die Ergebnisse des II. Vatikanischen<br />
Konzils vom Vatikan selbst revidiert<br />
werden sollen.<br />
Es bleibt zu hoffen, dass das Trennende<br />
zwischen den Gläubigen bald<br />
aufgehoben wird.<br />
W. Vogt<br />
<strong>Juni</strong> <strong>2013</strong> Pfarrspiegel Ausgabe 212