WIE VERHEXT: DHB-POKAL KONZENTRATION ... - MT Melsungen
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Bestechungsvorwürfe<br />
EX THW-MACHER IN KIEL<br />
JETZT VOR GERICHT<br />
Am zweiten Verhandlungstag gegen Schwenker und<br />
Serdarusic hat der Zeuge Jesper Nielsen, Aufsichtsratschef<br />
bei den Rhein-Neckar Löwen, die früheren THW-<br />
Kiel-Verantwortlichen in der Verhandlung vor dem<br />
Kieler Landgericht schwer belastet und seine zuvor erhobenen<br />
Beschuldigungen bekräftigt.<br />
Am zweiten Tag des Kieler Handballprozesses sind die Angeklagten<br />
Uwe Schwenker und Zvonimir Serdarusic in Bedrängnis<br />
geraten. Zeuge Jesper Nielsen hat die ehemaligen<br />
Verantwortlichen des Handball-Rekordmeisters THW Kiel<br />
schwer belastet. Ex-Manager Schwenker und der frühere Trainer<br />
"Noka" Serdarusic müssen sich wegen angeblicher<br />
Schiedsrichterbestechung beim Champions-League-Finale<br />
2007 gegen die SG Flensburg-Handewitt verantworten. Die<br />
Anklage vor dem Kieler Landgericht lautet auf Bestechung im<br />
geschäftlichen Verkehr. Beide bestreiten die Vorwürfe.<br />
Würdigen sich bei der derzeitigen Gerichtsverhandlung keines<br />
Blickes: Zvonimir ”Noka” Serdarusic, Ex-Trainer des THW Kiel<br />
(li.), und Uwe Schwenker, Ex-Manager des THW Kiel. Die beiden<br />
ehemaligen Duz-Freunde und Wegbereiter der THW Erfolgsstory<br />
sind wegen Bestechung angeklagt.<br />
Nielsen, Aufsichtsratschef beim Bundesligisten Rhein-Neckar<br />
Löwen und Besitzer des dänischen Handball-Erstligisten AG<br />
Kopenhagen, will erstmals am 1. Februar 2009 am Rande der<br />
Weltmeisterschaft in Zagreb durch Löwen-Geschäftsführer<br />
Thorsten Storm von dem angeblich gekauften Spiel gehört<br />
haben. Dabei sollen über einen kroatischen Spielervermittler<br />
mehrere 10.000 Euro an die beiden polnischen Schiedsrichter<br />
des Finals geflossen sein. Insgesamt soll der THW 92.000 Euro<br />
an den Kroaten überwiesen haben.<br />
Laut Nielsen sollen sich Schwenker und Serdarusic gegenseitig<br />
dubioser Machenschaften bezichtigt haben<br />
"Die haben die Schiedsrichter bestochen. Das war hauptsächlich<br />
das Werk von Herrn Schwenker", habe Storm berichtet,<br />
sagte der 42-jährige Däne am Mittwoch vor der Wirtschafts-<br />
strafkammer. Nielsen bekannte, völlig schockiert gewesen zu<br />
sein. Er habe den THW-Manager daraufhin zur Rede gestellt.<br />
Schwenker soll die Bestechung zugegeben, diese jedoch auf<br />
den damaligen THW-Coach Serdarusic geschoben haben. "Er<br />
hat gesagt: Das war alles das Werk von Noka. Das ist über die<br />
Kontakte von Noka gemacht worden, über den Balkan", berichtete<br />
Nielsen. Schwenker habe beteuert: "Ich wollte das<br />
nie machen. Aber mein Trainer hat mich fast gezwungen",<br />
behauptete der Däne in seiner mehrstündigen Vernehmung<br />
weiter.<br />
Zehn Tage später habe er, so Nielsen, ein Gespräch mit Serdarusic<br />
geführt, der zu diesem Zeitpunkt schon als Coach der<br />
Rhein-Neckar Löwen für die bevorstehende nächste Saison<br />
verpflichtet worden war. Dabei habe wiederum Serdarusic<br />
dem THW-Manager sämtliche Verantwortung in die Schuhe<br />
geschoben. "Das System war hauptsächlich das Werk von<br />
Herrn Schwenker", sagte Serdarusic Nielsen zu Folge. Nach<br />
dessen Worten habe sich Schwenker mit dem Gewinn der<br />
Champions League um jeden Preis unsterblich machen wollen.<br />
"Ich war natürlich verwirrt: Der eine beschuldigte den anderen",<br />
gestand Nielsen, damals Inhaber eines weltweit agierenden<br />
Schmuck-Unternehmens, das er mittlerweile äußerst<br />
gewinnbringend verkauft haben soll. Nielsen trennte sich in<br />
Absprache mit der Löwen-Führung wenig später von Serdarusic<br />
als Trainer: "Mir war klar, dass ich die Leine ziehen muss."<br />
Offiziell erfolgte die Vertragsauflösung aus gesundheitlichen<br />
Gründen, sagte Nielsen.<br />
Wussten auch Karabatic und Kavticnik Bescheid?<br />
An der Aussprache bei Serdarusic waren dessen Frau Mirjana,<br />
die voll Hass auf Schwenker reagiert haben soll, und auch<br />
Storm beteiligt, sagte Nielsen. Zeitweilig seien auch Ausnahmehandballer<br />
Nikola Karabatic und der Slowene Vid Kavticnik<br />
dabei gewesen. Die Löwen wollten beide THW-Profis verpflichten.<br />
Die Kieler verlangten für sie angeblich 3,5 Millionen<br />
Euro. Die Verteidigung mutmaßt deshalb, dass die angebliche<br />
Bestechung ein Erpressungsversuch der Löwen gewesen sein<br />
könnte, um den Preis zu drücken.<br />
Schwenkers Verteidiger, der sich zu Prozessbeginn eine<br />
Woche zuvor zuversichtlich gezeigt hatte und von einem<br />
schnellen Prozessende ausgegangen war, gab sich nach der<br />
zweiten Runde wortkarg. "Der heutige Tag hat nichts Neues<br />
gebracht. Der Zeuge hat nicht ein einziges Detail genannt",<br />
sagte Michael Gubitz. Die Vernehmung Nielsens soll am Freitag<br />
fortgesetzt werden. Insgesamt stehen 21 Verhandlungstage<br />
an.<br />
handballworld.com / dpa