Steh Auf Und Geh Steh Auf Und Geh - fraternität Deutschland
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Forum 4/2012<br />
<strong>Steh</strong> <strong>Auf</strong> <strong>Und</strong> <strong>Geh</strong>
Z<br />
INHALT<br />
Inhaltsverzeichnis / Zum Titelbild / Editorial 2<br />
Stolperstein<br />
• Abbé André Kolly: »Zum Leben berufen – <strong>Steh</strong> auf und geh«<br />
– Wesentliche Grundsätze und ursprüngliche Intuitionen … 3<br />
Miteinander unterwegs – Fraternität vor Ort<br />
• Aus dem Franziskanischen Krankenapostolat<br />
sowie den Fraternitätsgruppen Aachen, Bonn, Marburg<br />
und Regensburg 9<br />
Miteinander unterwegs – Bundes<strong>fraternität</strong><br />
• Nachruf 18<br />
• Zum neuen Jahresthema 19<br />
• Kurzinformationen aus dem Bundesleitungsteam 19<br />
• 3. BLT-Tagung 2012 19<br />
• Jahreshauptversammlung 2012 20<br />
• Weihbischof Dieter Geerlings –<br />
Predigt zum JHV-Abschlussgottesdienst 24<br />
• Gedanken des Bundesseelsorgers 27<br />
Miteinander unterwegs – Fraternität weltweit<br />
• Asienreise der Internationalen Kernequipe 28<br />
• Interkontinentaler Tag der Menschen mit Behinderung 28<br />
Aus Kirche und Welt 29<br />
Vorschau / Impressum 31<br />
Geistig fit 33<br />
»<strong>Geh</strong>« – Hilfen<br />
• »In der Dunkelheit leuchtet uns auf ein Licht …« –<br />
Texte zur Advents- und Weihnachtszeit 36<br />
Titelbild: »Leben erwacht« – Gemälde von Juan Guzmán, Guatemala<br />
Quelle: missio-Kunstkalender 2006<br />
(Wir danken für die Abdruckgenehmigung)<br />
Zum<br />
Titelbild<br />
Ein Kind ist geboren.<br />
Es bringt Veränderung,<br />
neue Hoffnung,<br />
eine große Verheißung.<br />
Es ist die Krone der Schöpfung,<br />
die schönste allen Blumen. <br />
Editorial<br />
L iebe Leserinnen und Leser,<br />
durch diese Ausgabe unseres Bundesorgans zieht sich<br />
wie ein roter Faden die Beschäftigung mit »den Wurzeln«<br />
von bestimmten Ereignissen. Dies geschieht nicht<br />
so sehr aus (kultur)historischem Interesse, sondern<br />
vielmehr aus dem Bestreben heraus, zu deren eigentlichen<br />
Ursprüngen und »Quellen« zu gelangen, aus denen<br />
sie »gespeist« werden. Denn diese Kenntnis der Ursachen<br />
und Hintergründe hilft, Werte aus früheren Zeiten<br />
zu bewahren, sie also für unser Heute zu »buchstabieren«<br />
und entsprechend zu nutzen, sowie auch bei der<br />
Entwicklung von Perspektiven für die Zukunft.<br />
An erster Stelle sei deshalb auf unsere Beiträge in den<br />
»<strong>Geh</strong>«-Hilfen verwiesen. Mit den meditativen Texten<br />
und Geschichten zur Advents- und Weihnachtszeit<br />
möchten wir Sie anregen, sich auf die spirituellen Zusammenhänge<br />
und die Bedeutung dieser ganz besonderen<br />
Zeit im Jahr zu besinnen. Leider besteht heutzutage<br />
zunehmend die Gefahr, dass diese und insbesondere<br />
auch deren Höhepunkt, das Fest der Geburt Jesu,<br />
durch den ganzen vorweihnachtlichen Rummel und<br />
vor allem auch durch ein entsprechendes Warenangebot<br />
des Handels, das schon kurz nach den Sommerferien<br />
einsetzt, in Vergessenheit gerät und unser Brauchtum<br />
ausgehöhlt und »sinn«-entleert wird …<br />
Des Weiteren war uns das oben Gesagte auch in Hinblick<br />
auf unsere Fraternitätsbewegung ein wichtiges<br />
Anliegen. <strong>Und</strong> so freuen wir uns, Sie im »Stolperstein«<br />
mit den Inhalten des Vortrags von Abbé André Kolly,<br />
dem Nationalseelsorger der Schweizer Fraternität, bekannt<br />
zu machen, den dieser anlässlich der Vollversammlung<br />
der Europäischen Fraternität gehalten hat.<br />
Um Wurzeln und Ursprünge, sowie auch um aktuelle<br />
Ereignisse und Erlebnisse, geht es ebenfalls in unserer<br />
Rubrik »Miteinander unterwegs«, in der wir wieder<br />
ausführlich von den verschiedenen Ebenen unserer Bewegung<br />
berichten. Besonders erwähnenswert ist in diesem<br />
Zusammenhang auch die Berichtserstattung zu<br />
unserer diesjährigen Hauptversammlung (03.–07.10.),<br />
bei der wir ein dreifaches Jubiläum feiern durften.<br />
Für die kommende Advents- und Weihnachtszeit wünschen<br />
ich uns allen, dass die Erwartung und die Freude<br />
der »ersten Weihnacht« unsere Herzen erfüllen und uns<br />
ins neue Jahr begleiten möge.<br />
Ihre<br />
Christine Osafo<br />
Mitverantwortliche im Bundesleitungsteam<br />
<br />
2 STEH AUF UND GEH 4/2012
»STOLPERSTEIN«<br />
Y<br />
In der Rubrik »Stolperstein« sprechen wir schwerpunktmäßig Themen an, die zurzeit in Gesellschaft,<br />
Kirche, Politik bzw. Wissenschaft aktuell sind, und möchten Sie so zum Nachdenken darüber<br />
anregen.<br />
In dieser Ausgabe unseres Forums veröffentlichen wir, mit der freundlichen Abdruckgenehmigung<br />
von Abbé André Kolly, dessen Vortrag, den er Ende Juli 2012 in Krzeszowice/Polen zum inhaltlichen<br />
Schwerpunkt der diesjährigen Europäischen Vollversammlung gehalten hat. In seiner »In die<br />
Zukunft gerichtete Lektüre der wesentlichen Grundsätze und ursprünglichen Intuitionen der Christlichen<br />
Fraternität der kranken und behinderten Personen« geht der Nationalseelsorger der Schweizer<br />
Fraternität zu den Ursprüngen der Interkontinentalen Fraternitätsbewegung zurück und verdeutlicht,<br />
dass die großen, in der Charta festgelegten Richtlinien in Bezug auf die Entwicklung von<br />
Perspektiven für die Zukunft der Fraternitätsbewegung nach wie vor aktuell und wichtig sind. <br />
» Zum Leben berufen:<br />
<strong>Steh</strong> auf und <strong>Geh</strong>«<br />
Wesentliche Grundsätze und ursprüngliche Intuitionen der<br />
Christlichen Fraternität der kranken und behinderten Personen<br />
Einleitung<br />
Die europäische Equipe hat mich für unsere Arbeitstagung<br />
um einen Vortrag gebeten. Der vorgeschlagene Titel<br />
heißt »<strong>Auf</strong>gerufen zu leben, steh auf und geh«. Es<br />
geht um die Wiederentdeckung der Charta der Fraternität<br />
und ihrem Echo in der Botschaft von Père François<br />
zu dem Lyoner Kongress im Jahr 1985, wenige Monate<br />
vor seinem Tod. Ich war so leichtsinnig, diese <strong>Auf</strong>gabe<br />
anzunehmen, trotz meiner Arbeit in der Gemeinde und<br />
Diözese, trotz der Widrigkeiten mit denen sich meine<br />
Gesundheit auseinandersetzen muss; ich werde mich<br />
dieser Herausforderung stellen:<br />
• Erstens weil ich die Fraternität liebe und gerne von<br />
ihr spreche.<br />
• Zweitens weil ich ihre Entwicklung miterlebt habe:<br />
ich gehöre ihr seit 1970 an und habe an vielen europäischen<br />
und interkontinentalen Begegnungen teilgenommen.<br />
• Dann weil ich während meiner Universitätsarbeiten<br />
darüber nachgedacht habe.<br />
Aber ich bin mir der Schwierigkeit bewusst. Es ist ein<br />
großes Thema für einige Stunden; die Zuhörerschaft ist<br />
anders, ebenso wie die Erwartungen: Es gibt Fraternitäten,<br />
die seit mehr als 50 Jahren existieren und andere,<br />
die noch ganz jung und mutig sind. Gegenseitiges Lehren<br />
und Lernen muss geübt werden, damit die Älteren<br />
den Jüngeren helfen und die Kleinen den Grossen, so<br />
wie es ein Schweizer Pädagoge des 19. Jahrhunderts, Pater<br />
Grégoire Girard, Freund von Pestalozzi, sagte.<br />
Von vornherein sei gesagt, dass ich mich nicht als Historiker<br />
der Fraternität und deren Gründung sehe; es ist<br />
sicher wichtig, Père François, sowie die Orte Verdun<br />
und Benoîtevaux zu kennen, aber ich möchte Euch nicht<br />
in die VERGANGENHEIT mitnehmen, sondern zu dem<br />
URSPRUNG. Ich möchte mit und für Euch einige der<br />
Intuitionen von Père François aufdecken, einige Quellen<br />
erforschen, die unsere aktuellen Fraternitäten weiterhin<br />
beleben. Wir finden die großen Vorhaben von Père François<br />
in dem Buch »<strong>Steh</strong> auf und gehe« von Père Thierry<br />
d’Argenlieu wieder, in dem er die erste Fraternität aufleben<br />
lässt; aber auch in der Broschüre »<strong>Steh</strong> auf und geh«<br />
die von den Equipen der Fraternität herausgegeben und<br />
übersetzt worden ist. Auch habe ich mich weitgehend<br />
von den Weihnachts- und Osterbotschaften von Père<br />
François inspirieren lassen, die er regelmäßig an die<br />
Fraternitätsmitglieder geschickt hat.<br />
Die Charta – wesentliche Grundsätze<br />
Der Geist wird folgendermaßen dargestellt:<br />
• Die Fraternität legt den Hauptwert auf den fraternellen<br />
evangelisierenden Geist.<br />
• Sie richtet sich an alle Kranken und Behinderten.<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 3
Z<br />
»STOLPERSTEIN«<br />
• Sie schafft persönliche und gemeinschaftliche Verbindungen<br />
zwischen Kranken und Behinderten.<br />
• Die Fraternität belebt die Kranken und Behinderten.<br />
Sie hilft ihnen, sich in ihrer Umwelt einzugliedern.<br />
• Die Fraternität lebt durch die Equipen der Verantwortlichen,<br />
Kranken und Behinderten.<br />
• Sie erhält ihre geistige Belebung vor allem durch die<br />
Seelsorger.<br />
So wird die Fraternität systematisch vorgestellt; es ist<br />
gewissermaßen ihre Visitenkarte; in ihr findet man den<br />
Geist wieder, er belebt die Bewegung (dieses Wort ist<br />
sehr wichtig, um unserem Tun die ganze Dynamik zu<br />
geben), die Akteure und Empfänger, die Arbeitswelt,<br />
das beabsichtigte Ziel und die Organisation, die Lebendigkeit.<br />
Das Wirken und die Organisation der Fraternität<br />
werden ihre Ausstrahlung ermöglichen. Ihr Ziel: Die<br />
Selbstverwirklichung aller Kranken. Diejenigen, die die<br />
Erfahrung von Verdun wieder erleben, werden die gegebenen<br />
Umstände achtsam berücksichtigen, die unterschiedlichen<br />
Temperamente, die Möglichkeiten der behinderten<br />
Personen; aber die Charta muss wie der Prototyp<br />
jeder neuen Equipe sein.<br />
Père François wollte, dass die Fraternität eine Bewegung<br />
sei. Das bedeutet, dass sie weder ein Verein noch eine<br />
Wohltätigkeitsinstitution, noch eine sonstige Institution<br />
ist. Die Fraternität ist eine BEWEGUNG und somit anpassungsfähig,<br />
aber gleichzeitig anfällig, dem Risiko<br />
ausgesetzt, von den Normen abzuweichen, zu ermüden,<br />
zu Aktivismus zu neigen oder in der Routine zu landen.<br />
<strong>Und</strong> sie ist den zur Krankheit oder zum Handicap gehörenden<br />
Risiken ausgesetzt.<br />
Nach dem eben klar Gesagten möchte ich drei Leseschemen<br />
der Fraternitätserfahrung in ihren Anfängen<br />
gebrauchen, drei Intuitionen, die Père François, unserem<br />
Gründer, am Herzen lagen:<br />
a) Im Hinblick auf den Menschen: Was ist der Mensch<br />
in der Fraternität?<br />
b) Die Suche nach dem Antlitz Gottes und Jesus Christus,<br />
dem die Fraternität den Vorzug gibt<br />
c) Welchen Platz und welche Rolle spielt die Fraternität<br />
in der Kirche und für die Welt?<br />
Als Schlussfolgerung steht die Lektüre der Botschaft<br />
von Lyon.<br />
A. Was ist der Mensch?<br />
Père François war kein Theoretiker. (Andere haben ihm<br />
geholfen seine Intuitionen zu formulieren und niederzuschreiben).<br />
Er war vom Menschen selbst hingerissen<br />
um ihm Jesus Christus zu offenbaren.<br />
Von nun an wollen wir mit ihm sprechen: Von der Menschenwürde,<br />
von seinen Fähigkeiten, seiner Verantwortung,<br />
seiner Freiheit und seiner Reaktion in Bezug auf<br />
das Leiden und die Behinderung. All diese Punkte finden<br />
wir in den Schriftstücken von Père François wieder,<br />
in der Methode und der Anwendung in der Fraternität.<br />
1. Die Menschenwürde<br />
Zunächst muss an die hervorragende Würde des Kranken<br />
erinnert werden. Es gibt keinen Ausschluss. Die<br />
Fraternität geht zu Allen. Père François rät zu Unermüdlichkeit<br />
um die Kranken aufzusuchen, zu den Einsamsten<br />
zu gehen, zu den Verlassenen; die Fraternität<br />
glaubt an die Werte jedes Menschen, seine Möglichkeiten<br />
und seinen Verantwortungssinn. Sie nennt ihn PER-<br />
SON, nicht Blinder oder Gelähmter sondern Person;<br />
eine Person, die einen Vornamen trägt und deren Wichtigkeit<br />
wiederholt wird. Diese Personenbenennung ist<br />
in der Fraternität zur Gewohnheit geworden und erscheint<br />
auch in ihrer Abkürzung FCPMH; »das große<br />
Leid der Armen ist, dass Niemand ihre Hilfe braucht«.<br />
Die Fraternität widerlegt diesen Satz des Abtes Maurice<br />
Zundel.<br />
Weltkongress in Porto 2010<br />
Foto: privat<br />
2. Die Fähigkeiten<br />
Père François lädt seine Freunde dazu ein persönliche<br />
und gemeinschaftliche Verbindungen herzustellen. Jeder<br />
ist in der Lage kostenlos, großzügig, gänzlich vom<br />
4 STEH AUF UND GEH 4/2012
»STOLPERSTEIN«<br />
Y<br />
Evangelium geprägt, Freundschaft zu schenken. Daher<br />
die Wichtigkeit der persönlichen Kontakte und Besuche.<br />
Père François, möchte, dass in den Großversammlungen,<br />
die zu Beginn als »Massenversammlungen« bezeichnet<br />
wurden, eine geschwisterliche Stimmung<br />
herrscht. Er befürwortet anhand des Engagements in<br />
der Fraternität, die Entfaltung des menschlichen Wesens,<br />
und zwar auf humaner und geistiger Ebene.<br />
»Auch der Kranke wird zu einem aufrecht gehenden<br />
Menschen, selbst wenn er ein Bein weniger hat!«. Er<br />
wird den Mut haben zu sagen ICH und wird an Geduld<br />
und Vertrauen GEWINNEN, ohne unrealistische Überbewertung<br />
oder Herabwürdigung, ohne systematisch<br />
beiseite geschoben zu werden. Er weiß, dass er nicht in<br />
ein Ghetto eingeschlossen ist. Es ist ein langer Weg,<br />
Vertrauen zu erlernen. Unsere Welt – und die von 1945<br />
vielleicht noch mehr – erniedrigt die behinderte Person;<br />
sie ist nicht rentabel, sie kostet die Gesellschaft Geld, sie<br />
ist eine unnötige Last; oft wird aus ihr ein Gegenstand<br />
des Mitleids, man behandelt sie nachsichtig oder man<br />
verdummt sie. Die Behinderten sind nicht nur Personen,<br />
die man liebt, sie sind selbst liebende Personen.<br />
»Der Mensch ist Begegnung« sagt der deutsche Philosoph<br />
Martin Buber. Das heißt also, dass auch für den<br />
behinderten Menschen diese Begegnung möglich ist.<br />
Sein Leid, seine Behinderung werden nicht verfliegen,<br />
aber er wird in der Lage sein zu existieren und auf die<br />
anderen zuzugehen. Es besteht in der Fraternität ein<br />
großes Bestreben in Hinsicht auf soziale Integration, auf<br />
ein besseres Kennenlernen des sozialen Milieus und<br />
der Lebensbedingung der behinderten Person. Père<br />
François hat immer wieder auf die Notwendigkeit dieser<br />
Begegnung hingewiesen.<br />
3. Die Verantwortung<br />
In der Fraternität sind alle für ihre Schwestern und Brüder<br />
verantwortlich; alle sind in der Lage aufeinander<br />
zuzugehen, persönliche Kontakte zu haben. In den großen<br />
Versammlungen haben wir erlebt wie geschwisterliche<br />
Gesten und geschwisterliche Gemeinsamkeit aussehen.<br />
Aber einige dieser kranken und behinderten Schwestern<br />
und Brüder werden die Equipen der Verantwortlichen<br />
bilden, die befähigt und willig sind, die Bewegung<br />
zu beleben.<br />
Sie sind die Bürgen, in der Lage Entscheidungen zu<br />
treffen und um Dienstleistungen bemüht. Das war der<br />
Fall, gleich zu Beginn der Fraternität – und in den Gruppen<br />
der Verantwortlichen waren zahlreiche Frauen. Es<br />
ist wichtig, dass das in einer Kirche unterstrichen wird,<br />
in der noch zu oft männlich gedacht wird.<br />
Jemandem eine Verantwortung zukommen zu lassen<br />
bedeutet nicht ein Stückchen Trost, sondern ein Zeichen,<br />
um zu zeigen, dass man an den Wert der behinderten<br />
Person glaubt. Jesus hat die Behinderten nicht<br />
von der Verantwortung der Mission ausgeschlossen.<br />
Die Bewegung von Père François hat sich weitgehendst<br />
von der Aktion inspirieren lassen, die von der katholischen<br />
Arbeiteraktion (ACO) entwickelt wurde, die Pater<br />
Cardijin 1936 vorgeschlagen hatte, als er sagte: »Der<br />
Apostel des Arbeiters wird der Arbeiter sein«. Die Entscheidung<br />
von Père François, kranke und behinderte<br />
Personen selbst zu Verantwortlichen der Bewegung zu<br />
machen, wurde häufig kritisiert: Die Gesunden könnten<br />
es besser; warum sie um etwas bitten, das Apostolat<br />
wäre viel wirksamer etc., aber Père François blieb eisern;<br />
er hat sein Vertrauen immer dem Behinderten gegeben:<br />
Auch er kann zum Späher werden, Diener und<br />
Freund; seine Verantwortlichkeit wird zu einem Liebesdienst.<br />
Ein wichtiger Punkt ist die Schulung der Verantwortlichen.<br />
Diese Schulung muss menschlich, geistig und<br />
apostolisch sein. »Gleich beim ersten Treffen, nachdem<br />
er uns zugehört hatte, hat Père François vom Apostolat<br />
gesprochen.« Die Schulung ist in erster Linie menschlich:<br />
Man muss das Kennenlernen erlernen, lernen einander<br />
zu begegnen, einander zu dienen, miteinander zu<br />
teilen, in dieser Welt anwesend zu sein. Sie ist geistig im<br />
Kontakt mit der Bibel, mit dem Wort Gottes, dem Gebet,<br />
den Sakramenten. <strong>Und</strong> sie ist apostolisch: So wie die<br />
Apostel von Christus ausgeschickt wurden, so werden<br />
auch die Verantwortlichen in der Welt der Kranken anwesend<br />
sein. Sie sind die wirklichen Apostel (Ich habe<br />
diesbezüglich meine Arbeit folgendermaßen überschrieben:<br />
»Ein Apostel nicht wie die anderen«).<br />
Durch diese Schulung wird die behinderte Person aufblühen,<br />
sie wird wachsen und in ihr der geschwisterliche<br />
Geist. Es wurde von einer Heilung durch den<br />
Dienst gesprochen.<br />
Bereits von Beginn an wurden in der Fraternität Orte<br />
und Mittel der Schulung vorgesehen: Kongresse, Tagungen,<br />
Treffen in den Diözesen, Exerzitien; die Charta<br />
wurde den Equipen zur Verfügung gestellt und nach<br />
und nach sind Broschüren und audiovisuelle Mittel<br />
hinzugekommen, um die Fraternität bekannt zu machen.<br />
Die angewandte Methode heißt: sehen, urteilen handeln;<br />
eine Methode, die der katholischen Aktion am<br />
Herzen liegt und die den verantwortlichen Equipen mit<br />
Hilfe des Seelsorgers erlaubt, einen Blick auf das Erlebte<br />
zu werfen, auf die Dinge des Lebens; eine Methode, die<br />
erlaubt, die Equipen über das Gotteswort aufzuklären<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 5
Z<br />
»STOLPERSTEIN«<br />
und sie dazu zu bringen, dass sie der Wirkungserreger<br />
werden.<br />
Die Pädagogik findet stufenweise statt, ist systematisch,<br />
treu am Leben und auf die Aktion hin ausgerichtet. »In<br />
der Fraternität sind wir permanente Studierende«.<br />
Bevor wir unseren Enttäuschungen nachtrauern, sehen<br />
wir, was wir geschafft haben. Das ist, was ich als Erfolgspädagogik<br />
bezeichne.<br />
Man muss sich immer vergewissern, dass die Verantwortlichen<br />
selbst die Kranken, ehemalige Kranke oder<br />
Behinderte sind, die in Equipen zusammenarbeiten<br />
möchten. Auch die Gesunden können eine Rolle bei den<br />
Verantwortlichen haben, aber zweitrangig, ohne das<br />
Aktionsmonopol und das Wissen an sich zu reißen.<br />
Auch die Seelsorger sind vollwertig Verantwortliche;<br />
auch sie müssen die Laien respektieren, an deren Fähigkeit<br />
glauben, die Initiativen der Laien nicht zum Erlöschen<br />
bringen und sich nicht als Sheriffs aufführen. (Ich<br />
werde von der Rolle des Seelsorgers sprechen, wenn ich<br />
die Stelle der Fraternität in der Kirche behandle.)<br />
4. Freiheit und Akzeptanz des Leidens.<br />
In diesem letzten Punkt möchte ich vor allem unterstreichen<br />
wie sehr das Leiden, die Behinderung nicht<br />
mehr eine Last ist, nein, sie wird zum Sprungbrett für<br />
die Freiheit. Der Reaktion der behinderten Person im<br />
Hinblick auf das Leid ist Rechnung zu tragen. Selbst<br />
wenn wir durch unser Engagement in der Fraternität an<br />
Wert gewinnen, so bleibt doch für uns, so wie für jeden<br />
einzelnen die Frage nach dem »Warum« der Behinderung,<br />
die Frage der Schuld. In der Fraternität bemühen<br />
wir uns, wirklichkeitsnah zu sein und unsere Andersartigkeit<br />
nicht zu verneinen. Wir verleugnen auch nicht<br />
die Schwierigkeit, der wir begegnen, auch nicht die<br />
Hoffnungslosigkeit oder unsere Infragestellung. Die behinderte<br />
Person hat – wie jeder andere auch – das Recht,<br />
ihren Angstschrei oder ihre Revolte auszudrücken oder<br />
eine Antwort auf die Frage nach dem »Warum in ihrem<br />
Leben« zu suchen. Aber in der Fraternität haben wir<br />
keinen philosophischen, keinen moralisierenden und<br />
auch keinen tröstenden Diskurs. Aber indem wir unsere<br />
Leiden und Schmerzen anerkennen, fühlen wir wie<br />
einen <strong>Auf</strong>ruf, diese Behinderung zu überwinden und<br />
zu sagen: »Ja, wir sind lebendig«, denn wir erleben für<br />
uns diesen Befehl Christi zu dem Gelähmten in Kapernaum:<br />
»<strong>Steh</strong> auf und geh« (Markus 2,1-12).<br />
Diese Dynamik der Freiheit wird durch die Devise der<br />
Herkunftsstadt von Père François gut ausgedrückt:<br />
»Durch meine Leiden werde ich wachsen«.<br />
B. Das in der Fraternität<br />
bevorzugte Antlitz Gottes<br />
Nachdem es sich um die Welt der Kranken und Behinderten<br />
handelt, könnte man erwarten, ein Gottesbild erscheinen<br />
zu sehen, das uns beauftragt, Armen und<br />
Kranken zu dienen. Indem wir sie heilen, heilen und<br />
helfen wir Jesus.<br />
Man könnte auch ein Gottesbild erscheinen sehen, das<br />
uns auffordert, ihm unsere Leiden darzubieten, um seinen<br />
Zorn zu mildern und um am Heil der Welt mitzuarbeiten.<br />
Diese beiden Gesichtspunkte sind im christlichen<br />
Glauben und Handeln wichtig; durch sie sind<br />
Mildtätigkeitsmonumente entstanden und wunderbare<br />
Seiten über das erlösende Leiden geschrieben worden,<br />
aber wir müssen auch die zahlreichen sprachlichen<br />
Missbräuche bemerken, so zum Beispiel bei bestimmten<br />
Predigern, die sagen: Ihr habt Glück, liebe Kranke, Ihr<br />
seid dem Herzen Gottes ganz nah, etc…<br />
Gott ist nicht der, der das Leiden liebt, aber er ist gekommen,<br />
dem Leid innezuwohnen; wir werden immer<br />
Menschen brauchen, die Kranke wie ihre Herren betrachten,<br />
aber die Fraternität wird ein anderes Gottesbild<br />
vorziehen: Es ist das Bild des liebenden Gottes, des<br />
Gott Vaters, der alle seine Kinder liebt: »Wer ist denn<br />
dieser Gott, der uns derart liebt, Söhne der Erde, wer ist<br />
denn dieser verlierende Gott, der den menschlichen<br />
Händen ausgeliefert wurde, der unser Elend beweint<br />
wie eine Mutter?«. Père François hat es vorgezogen, vom<br />
LIEBENDEN GOTT zu sprechen. Er ist ein Gott der<br />
Nähe, der Gott der Allianz. Er ist DER, der die Klagen<br />
der Unglücklichen erhört; Gott liebt das Böse nicht, er<br />
ist DER, der die Leiden seines Volkes sieht und es befreit.<br />
»Gott hat dieses Wunder bewirkt, unserem Leiden<br />
eine Bedeutung zu schenken, eine wirksame Tatsache.«<br />
Er ist DER, der eine Mission aufgibt, heute, wie zu Zeiten<br />
der Propheten. Er arbeitet mit uns zusammen an der<br />
Befreiung des Menschen; wir sind seine Kinder, er ist<br />
ein Gott, der uns zum Tanze einlädt und er ist es, der<br />
uns stärkt.<br />
Ein Gott, in Jesus Christus offenbart. Die Fraternität ist<br />
keine neutrale oder nichtkirchliche Bewegung. Sie ist<br />
EVANGELISIEREND, sie findet in Jesus, in SEINEN<br />
WORTEN und in SEINEM TUN, ihren Lebenszweck,<br />
ihre Wirkungskraft. Die Fraternität ist versenkt im<br />
Evangelium. »Wir haben ein »Modell« und das ist Jesus<br />
Christus. Wie Er, mit Ihm empfangen wir, treffen wir<br />
uns, legen Zeugnis ab. Wir haben einen <strong>Auf</strong>trag: LIE-<br />
BEN«. Seid Träger der Guten Nachricht; wir haben das<br />
Beispiel für ein geschwisterliches Leben mit den Armen,<br />
den Sündern, den Geringen. Jesus lehrt uns aufrichtige<br />
Solidarität, den Schwachen nahe zu stehen, die<br />
6 STEH AUF UND GEH 4/2012
»STOLPERSTEIN«<br />
Y<br />
Ungerechtigkeiten zu bekämpfen. Nur Jesus kann sagen:<br />
»<strong>Steh</strong> auf und geh«. Er ruft uns auf, diesen Satz für<br />
uns geltend zu machen und ihn in seinem Namen zu<br />
sagen.<br />
Jesus ist der wirkliche Gründer der Fraternität. Unsere<br />
Geistigkeit und unser Tun sind evangelisierend; die Begegnung<br />
mit Christus unterdrückt uns nicht; sie richtet<br />
uns auf und befreit uns für einen noch größeren Dienst.<br />
So wie Père François gebrauchen wir zahlreiche biblische<br />
Stellen, vor allem des Neuen Testaments, in unseren<br />
Jahresprogrammen und unseren Nachrichten. Für<br />
uns heißt es: Der gestorbene und wieder auferstandene<br />
Christus sendet uns aus.<br />
Auch der Heilige Geist spielt im Leben der Fraternität<br />
eine wesentliche Rolle, selbst wenn wir keine charismatische<br />
Bewegung sind. Jesus hat ihn uns versprochen,<br />
damit er uns beim Evangelisieren helfe, damit aus uns<br />
LEBENDIGE WESEN werden, obwohl uns viele für<br />
»tot« hielten. Durch den Geist können wir von seinen<br />
Früchten profitieren und er gibt uns die Kraft, »einen<br />
guten Kampf zu kämpfen«.<br />
C. Die Fraternität in der Kirche<br />
und für die Welt<br />
Zu diesem Punkt habe ich im<br />
Zusammenhang mit den Gedanken<br />
von Père François nur<br />
einige Bemerkungen, aber<br />
das Thema selbst ist Grund<br />
zahlreicher Überlegungen<br />
und Veröffentlichungen. »Der<br />
Kranke möchte wie ein lebender<br />
Teil der lebendigen Kirche<br />
sein« (Père François) Für<br />
ihn ist die Fraternität eine Bewegung<br />
der Kirche:<br />
Père François<br />
• Père François war immer auf die Verbindung zur Hierarchie<br />
bedacht. Die Bischöfe von Verdun, Msgr. Petit<br />
und Boillon haben die Originalität dieses neuen Apostolats<br />
gesehen und als Bewegung der Evangelisierung<br />
unterstützt. Sie waren es, die die Verbindung<br />
zur französischen Bischofskonferenz hergestellt haben.<br />
• Wir sind durch unsere Taufe in der Kirche. Von diesem<br />
Moment an sind wir vollwertige Mitglieder der<br />
Kirche. <strong>Und</strong> wir leben unsere Berufung und unsere<br />
Mission in dieser Kirche als Volk Gottes.<br />
• Die Laien werden einen <strong>Auf</strong>trag bekommen, Weisungen<br />
und Beratung, um ihr universelles Priesteramt zu<br />
leben. Sie stehen für ihr Handeln in Verbindung mit<br />
der Kirche.<br />
• Die Equipe der Verantwortlichen ist Keim der Kirche.<br />
• Die Behinderten haben einen Platz in dieser Kirche<br />
gefunden, sie können ihren Beitrag leisten; sie sind<br />
nicht Gegenstand für Mitleid, sondern Wesen und<br />
Apostel. Die Fraternität hat vielen Frauen einen bevorzugten<br />
Platz in der Kirche ermöglicht. Frauen waren<br />
die ersten vierzig Jahre lang die internationalen Verantwortlichen<br />
der Fraternität. Wie auch in den caritativen<br />
<strong>Auf</strong>gaben und der Katechese waren sie von Anfang<br />
an in der Fraternität anwesend. Es ist die Rolle<br />
der Frau in diesen Bereichen, die der Kirche erlaubt<br />
hat, ihren Standpunkt der Frau gegenüber zu ändern<br />
sowie auch bezüglich der ergänzenden Gemeinsamkeit<br />
Mann-Frau in der Evangelisierung und der Mission.<br />
• In der Kirche, verglichen mit dem menschlichen Körper,<br />
war die Fraternität nie ein Einzelgänger. Père<br />
François war immer um Verbindung und Zusammenarbeit<br />
mit anderen Bewegungen bemüht. Die Fraternität<br />
nimmt ihren Platz in der Krankenpastoral ein. Die<br />
Diözese, und vor allem die Gemeinde, wurden zur<br />
Plattform für die Ausdehnung der Gruppen der Fraternität.<br />
<strong>Und</strong> nicht zuletzt sind es die Seelsorger, die<br />
diese Verbindung mit der Kirche sichern; sie werden<br />
von der Kirche ernannt. In der Fraternität vertritt der<br />
Seelsorger die Kirche, er bringt Kranken und Behinderten<br />
das Wort Gottes, das sie lehrt und erleuchtet;<br />
er ist der Bruder in den Werken und ein Vater für die<br />
geschwisterliche Schulung; aber er ist keinesfalls weder<br />
autoritär noch paternalistisch. Er steht im Dienst<br />
der verantwortlichen Equipe. In den großen Versammlungen<br />
ist er nicht nur da, um die Messen abzuhalten,<br />
sondern auch um die Diskussionen zu beleben<br />
und die Kontakte und den Austausch zu erleichtern,<br />
all das auf ganz bescheidene Weise. Die Seelsorger,<br />
wie auch die Laien, benötigen SCHULUNG.<br />
• <strong>Und</strong> zum Schluss ein kurzes Wort zur Anwesenheit<br />
in der Welt: Père François hat niemals ein kirchliches<br />
Ghetto aus der Fraternität machen wollen. Wir sind<br />
gesandt in die Welt und in dieser Welt werden wir<br />
Anwesenheit und Frage sein.<br />
• Père François empfiehlt das soziale Einflechten, ein<br />
Engagement in die familiären Strukturen und in die<br />
Wohnbereiche. Die Fraternität hat für eine Anwesenheit<br />
und Wirkung in der Welt neue Horizonte geöffnet.<br />
Sie möchte das Einbinden der Behinderten in die<br />
Gemeinschaft und das soziale Leben; sie wird zu zuständigen<br />
Organisationen führen, die den Behinderten<br />
so häufig unbekannt sind.<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 7
Z<br />
»STOLPERSTEIN«<br />
• Aber vor allem wird die Fraternität die Stimme sein<br />
in der Welt ohne Stimme, um der Welt die Gegenwart<br />
der behinderten Person und ihrer Rechte und Pflichten<br />
in Erinnerung zu rufen, um die Welt an ihre<br />
Schwerpunkte zu erinnern, an ihre Wertekriterien, an<br />
die Anerkennung der Menschenwürde für jeden Einzelnen,<br />
an das Recht auf Leben. Auch da wird die Fraternität<br />
die Intuition von Père François weiterführen:<br />
Zum Beispiel auf Vorschlag der Interkontinentalen<br />
Equipe hin, arbeiten die Fraternitäten zahlreicher<br />
Länder an dem Dokument der UNO »Konvention in<br />
Bezug auf die Rechte behinderter Menschen«. Der Dialog<br />
mit der Welt muss erhalten bleiben, ohne Angst,<br />
ohne Arroganz aber mit Güte und Entschiedenheit.<br />
SCHLUSSFOLGERUNG:<br />
Ich nehme die Botschaft von Père François auf, die er<br />
1985 an das Interkontinentale Komitee in Lyon geschickt<br />
hat, es war einige Monate vor seinem Abschied<br />
in die Ewigkeit. Der Text ist auf französisch in dem<br />
Buch »Père François und die Fraternität« zu finden<br />
(S. 419).<br />
Er wiederholt das, was er von Anfang an gesagt hat:<br />
• Die Wichtigkeit der geschwisterlichen Bindungen:<br />
»Schreibt einander mit viel herzlichem Gefühl« »Dass<br />
die Fraternität zwischen Kopf und Gliedern herrscht«.<br />
»Die Erfahrungen jeder Fraternität können den Anderen<br />
dienlich sein«. »Vergesst die finanzielle Solidarität<br />
nicht«. Er erinnert an die evangelisierende Mission<br />
der Fraternität: »Wenn sie nicht evangelisiert, wird die<br />
Fraternität zu einer freundschaftlichen, rein menschlichen<br />
Begegnung.«<br />
• Verbindung zur Kirche: »Ich habe für dieses Treffen<br />
zur Evangelisierung ein Dokument geschaffen, das<br />
ich Msgr. Boillon (Bischof von Verdun, d.Red.) vorgelegt<br />
habe. Es entspricht auch seiner Überzeugung und<br />
im Namen der Kirche bietet er seine Befürwortung<br />
für unser Engagement an.«<br />
• »Ich bin glücklich über das, was sich auf ökumenischer<br />
Ebene tut und wünschte, Ihr könntet nach Taizé<br />
gehen. Mit unseren protestantischen Geschwistern<br />
haben wir dasselbe Ideal: Dass der Geist des Evangeliums,<br />
die Liebe Christi in allen Seelen der Kranken<br />
und Behinderten wohnen möge.« (Anmerkung: Tatsächlich,<br />
die Fraternität, die in der katholischen Kirche<br />
geboren wird, hat sich auf die anderen Kirchen<br />
ausgedehnt: Protestanten, Lutheraner, Orthodoxe und<br />
sogar andere Religionen, Kontakte zu Muslimen und<br />
Buddhisten).<br />
Ja, Père François hat die Fraternität geliebt und lehrt<br />
uns, sie zu lieben und sie weiterhin lebendig zu erhalten.<br />
In den gemeinsamen Gesprächen, Gruppenarbeiten<br />
oder in den unterschiedlichen Equipen jedes Landes<br />
können viele Punkte aus dieser Konferenz vertieft werden:<br />
• Die Fraternität, eine Bewegung der Evangelisation<br />
• Was gibt uns der Blick auf den Ursprung der Fraternität?<br />
• Überlegung zum behinderten Menschen mit seinen<br />
Fähigkeiten und seiner notwendigen Schulung<br />
• Die Fraternität und das Evangelium; die Bezüge auf<br />
das Wort Gottes<br />
• <strong>Auf</strong>gabe und Stellung in der Kirche<br />
• <strong>Auf</strong>gabe und Schulung der Seelsorger<br />
• Unterschiedliche Zusammenarbeit<br />
• Die Fraternität und die Welt – Zeugnis und Engagement.<br />
Ich habe versucht, in dem ich möglichst klar und einfach<br />
geblieben bin, die mir anvertraute <strong>Auf</strong>gabe zu beantworten.<br />
Aber man braucht Zeit, um all das zu »verdauen«,<br />
um es in die Praxis umzusetzen! Also: »Piano,<br />
piano…« und einen Schritt nach dem anderen!<br />
Herzlichen Dank dafür, dass ihr so mutig wart und mir<br />
erlaubt habt, einen Baustein für eine bessere Kenntnis<br />
unserer Fraternität und für einen besseren Dienst an<br />
unserer Bewegung hinzuzufügen.<br />
»Es würde mich fröhlich stimmen,<br />
diese Welt mit der Gewissheit zu verlassen,<br />
dass ich eine<br />
FRATERNITÄT,<br />
EINE EVANGELISIERENDE BEWEGUNG<br />
hinterlassen habe.«<br />
(Msgr. Henri François)<br />
Abbé André Kolly<br />
Nationaler Seelsorger der FCPMH Schweiz<br />
Genf, Juillet 2012<br />
<br />
8 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
Aus den Fraternitätsgruppen<br />
Y<br />
Franziskanisches Krankenapostolat<br />
»Ihr seid der Welt zum Heil gegeben«<br />
nter diesem Leitthema fand vom 25. September bis<br />
U 1. Oktober 2012 die 36. Religiöse Woche der Briefgemeinschaften<br />
im Franziskanischen Krankenapostolat<br />
(FKA) im Caritas-Freizeit- und Begegnungszentrum<br />
»St. Elisabeth« in Altötting statt. Dieses Mal gab es einen<br />
besonderen Anlass zur Freude, denn am 29. September<br />
konnte das FKA sein 50-jähriges Bestehen feiern.<br />
Auch in diesem Jahr wurden bestimmte Aspekte des<br />
Leitgedankens durch Unterthemen vertieft, die sich vor<br />
allem auf unseren <strong>Auf</strong>trag in der Welt und die Quelle,<br />
aus der wir die dazu nötige Kraft schöpfen können, bezogen.<br />
Dabei begleiteten uns inhaltlich unsere beiden<br />
Referentinnen Ursula Gremminger und Schwester Paula<br />
Mammen (Ingelheim) und seelsorgerlich unsere beiden<br />
wohlbekannten Geistlichen Pater Franz Maria Siebenäuger<br />
OFMCap (Altötting) und Pater Fritz Korte SJ<br />
(Frankfurt/M.) sowie teilweise auch Pater Fritz Kaestner<br />
CSsR aus Cham. Der Redemptorist ist als guter<br />
Freund und Weggefährte der FKA-Gründerin Magdalena<br />
Payerl ein wichtiger Zeitzeuge. Da die amtierende<br />
Nationale FKA-Leiterin Silvia Hagenauer ihre Teilnahme<br />
kurzfristig absagen musste, sprang ihre Vorgängerin<br />
Anni Schlecht (Wemding) als Leiterin der Veranstaltung<br />
ein. Sie wurde dabei von Birgit Kramer (Bodenwöhr),<br />
berufenes Mitglied für Bildungsarbeit im FKA-<br />
Vorstand, unterstützt, die auch als Moderatorin durch<br />
diese Tage führte.<br />
Mit den Tagesgästen waren wir dieses Mal zeitweise bis<br />
zu 40 Personen, darunter auf Einladung des FKA-Vorstandes<br />
auch Ilona Pintér (Budapest/Ungarn), die von<br />
2008 bis 2012 Koordinatorin des Leitungsteams der Europäischen<br />
Kontinental<strong>fraternität</strong> war. Bedauerlicherweise<br />
konnten mehrere FKA-Mitglieder, die in den vergangenen<br />
Jahren regelmäßig teilgenommen haben, ausgerechnet<br />
in diesem Jahr – meist gesundheitlich bedingt<br />
– nicht dabei sein.<br />
Voller Vorfreude und Erwartung auf die kommenden<br />
Tage trafen sich bei der abendlichen Vorstellungsrunde<br />
am Anreisetag Teilnehmende aus den meisten der derzeit<br />
18 deutschen Briefgruppen und der einen seit ca.<br />
2009 aktiven E-Mail-Gruppe. Symbolisch wurde für jeden<br />
von ihnen ein Edelstein zusammen mit einem Kärtchen,<br />
auf dem der Name und die jeweilige Entfernung<br />
zwischen Wohn- und Tagungsort standen, rund um<br />
eine Kerze in der Mitte des Stuhlkreises gelegt.<br />
»Der Welt zum Heil gegeben«<br />
Am ersten gemeinsamen Morgen führte Ursula Gremminger<br />
zunächst in die Thematik dieser Religiösen Woche<br />
ein. Passend zum Tagesthema galt es danach, Begriffe<br />
zu den Buchstaben des Wortes »Heil« zu finden,<br />
z.B. bei »H« Heiland, Hoffnung … Im Anschluss daran<br />
feierte Pater Korte mit uns Eucharistie.<br />
Zurück zu unseren »Wurzeln« ging es dann am Nachmittag<br />
mit einer Fahrt nach Söllhuben im Chiemgau<br />
(inzwischen Ortsteil der Gemeinde Riedering), dem Geburtsort<br />
von Magdalena (»Leni«) Payerl (1911–2002), die,<br />
unterstützt von Pater Arno Fahrenschon OFMCap, 1962<br />
das Franziskanische Krankenapostolat ins Leben gerufen<br />
hat. In der Pfarrkirche St. Rupert, wo uns bereits<br />
Lenis Angehörige sowie Mitglieder aus der örtlichen<br />
Briefgemeinschaft und der Pfarrgemeinde erwarteten,<br />
hielten wir eine Dankandacht. Wir besuchten auch das<br />
Grab unserer Gründerin und den Gedenkstein, der 2005<br />
auf Initiative von Hans Schmid, einem guten Freund<br />
und Wegbegleiter, auf dem »Kirchhof« errichtet worden<br />
war. Vom Friedhof ging’s dann in den Gemeindesaal,<br />
wo ein herrliches Kuchenbuffet auf uns wartete. Sehr<br />
bewegend waren die sehr persönlichen Gespräche mit<br />
allen Anwesenden bei Kaffee und Kuchen.<br />
Wieder zurück in Altötting, klang dieser Tag im wahrsten<br />
Sinne des Wortes mit einem »Feier«-Abend aus,<br />
denn es galt gleich mehrere Anlässe zu würdigen: Da<br />
war zum einen der 100. Geburtstag von Leni Payerl sowie<br />
das 50-jährige Priesterjubiläum von Pater Franz<br />
Maria Siebenäuger und zum anderen das 50-jährige Bestehen<br />
des FKA.<br />
»Die Freude an Gott ist unsere Kraft« (Nehemia 8)<br />
Nach dem Morgenlob und einem ausgiebigen Frühstück<br />
vermittelte uns Ursula Gremminger am nächsten<br />
Tag einen Impuls zum Tagesthema. Danach trafen wir<br />
uns zu einer Eucharistiefeier, zelebriert von Pater Siebenäuger.<br />
Im Anschluss an eine ausgiebige Mittagspause<br />
vertieften wir das Tagesthema in Kleingruppen, in<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 9
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
denen wir uns mit den beiden Fragen »Wie zeigt sich<br />
Gottes Kraft in meinen Leben?« bzw. »Ich bin als<br />
Freudenbote/-botin gesandt – spüren das die Menschen?«<br />
beschäftigten. Auch hielten wir vor dem ausgesetzten<br />
Allerheiligsten eine gemeinsame stille Zeit der<br />
Anbetung. Der Abend verlief sehr vergnüglich, da uns<br />
Ursula Gremminger unter dem Motto »Schokolade<br />
macht glücklich – Gott auch« zu einer kleinen Schokoladenreise<br />
einlud.<br />
»Ihr seid das Licht der Welt« (Matthäus 5,14)<br />
Der 3. Tag unserer Religiösen Woche war ähnlich strukturiert<br />
wie der Vortag, die Hl. Messe wurde von Pater<br />
Korte gefeiert. Nach der Mittagspause gab es drei Neigungsgruppen<br />
und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
hatten die Wahl zwischen dem Verzieren von Kerzen,<br />
dem Bekleben von Streichholzschachteln (»Ihr seid<br />
das Licht der Welt«) oder einem Gesprächskreis mit<br />
Austausch von »Licht-Blicken«. Zur großen Freude Aller<br />
konnten beim Abendessen dann schon die ersten Jubiläumsgäste<br />
begrüßt werden, darunter u.a. von der<br />
Franziskanischen Gemeinschaft in <strong>Deutschland</strong> (OFS),<br />
in dem das FKA seit 2009 eine anerkannte Gruppe ist,<br />
die Nationalvorsteherin Mechthild Händler (Fulda), sowie<br />
der Nationalassistent Pater Georg Scholles OFM<br />
(Essen). Als Repräsentantinnen der Fraternität der Menschen<br />
mit Behinderung in <strong>Deutschland</strong>, dem das FKA<br />
bereits seit 1976 ebenfalls angehört, reisten die beiden<br />
Mitglieder des Bundesleitungsteams Christine Osafo<br />
aus Fulda und Antje Doris Menneking aus Worms an.<br />
Beim Schein von Kerzen und Teelichtern feierten wir an<br />
diesem Abend dann ein eindrucksvolles Lichter-Fest<br />
mit Liedern, Bibeltexten, meditativen Tänzen und Märchen.<br />
Dabei erfreuten uns ganz besonders Heidi Pongratz<br />
als Märchenerzählerin sowie Ursula Gremminger<br />
und Schwester Paula mit ihren einfühlsamen musikalischen<br />
Beiträgen.<br />
»50 Jahre FKA«<br />
Der 29. September war ganz von den Feierlichkeiten<br />
zum 50-jährigen Bestehen des Franziskanischen Krankenapostolates<br />
geprägt: Mitglieder, Freunde und Förderer<br />
des FKA sowie geladene Ehrengäste würdigten mit<br />
einem Festgottesdienst in St. Konrad und dem darauf<br />
folgenden Festakt in St. Christophorus, dem Begegnungszentrum<br />
der Pfarrei Altötting, die Gründung des<br />
FKA sowie dessen Engagement in den vergangenen 50<br />
Jahren. Anschließend war die Festgemeinde zum Mittagessen<br />
ins Haus »St. Elisabeth« eingeladen. Hier verbrachten<br />
alle einige gemeinsame festlich-frohe Stunden<br />
und beschlossen das offizielle Programm am Spätnachmittag<br />
mit einer feierlichen Vesper. Abends ließen die<br />
Eucharistiefeier mit P. Franz M. Siebenäuger, OFMCap.,<br />
P. Fritz Korte, SJ, geistliche Begleiter der Woche Foto: privat<br />
Teilnehmenden der Religiösen Woche den Festtag dann<br />
in gemütlicher Runde ausklingen (siehe auch Seite 11 f.).<br />
»Ihr seid Gottes auserwählte Heilige« (Kolosser 3)<br />
In seiner Predigt während der Eucharistiefeier am Sonntagvormittag<br />
betonte Pater Siebenäuger u. a. die Bedeutung<br />
von kleinen, verstreuten aber gut vernetzten Gruppen<br />
wie den Briefgemeinschaften in einer finsterer und<br />
kälter werdenden Welt. Dem Beispiel des Hl. Franziskus<br />
folgend sollten wir unser Leben in tiefer Verbundenheit<br />
mit Jesus leben: ER müsse zum Herz unseres Herzens<br />
werden. Auch spendeten die beiden Zelebranten Pater<br />
Korte und Pater Siebenäuger die Krankensalbung, denn:<br />
Wir sind geliebt, Gott liebt uns, das ist unser Heilungsweg.<br />
Am Nachmittag trafen wir uns zu einer Dank- und<br />
Schlussandacht, in der wir Gott vor dem ausgesetzten<br />
Allerheiligen für alles Gute und Schöne in diesen Tagen<br />
sowie auch für alle, die zum Gelingen dieser Woche beigetragen<br />
haben, von ganzem Herzen danken konnten.<br />
An unserem Abschlussabend erfreuten uns Christian<br />
Randl, »Hausvater« von St. Elisabeth, und Ursula Gremminger<br />
mit ihren gemeinsamen musikalischen Darbietungen.<br />
Abschied vom »Haus mit Herz«<br />
Ja, und am Montagmorgen hieß es dann nach diesen so<br />
belebenden gemeinsamen Tagen wieder Koffer packen<br />
und Abschied voneinander nehmen, aber auch von den<br />
Menschen, die das Haus St. Elisabeth durch ihre liebevolle,<br />
einfühlsame Art erst zum »Haus mit Herz« machen:<br />
Christian und Irene Randl und ihr Team von<br />
haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern,<br />
Euch sei allen hiermit ein herzliches »Vergelt’s Gott« gesagt!<br />
Wir haben uns wieder sehr wohlgefühlt und werden<br />
uns noch lange an diese herrliche Zeit erinnern!<br />
Anni Schlecht und Christine Osafo<br />
<br />
10 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
Y<br />
»Ihr seid der Welt zum Heil gegeben – das ist unser <strong>Auf</strong>trag,<br />
unsere Berufung und unsere Sendung«<br />
»50<br />
Jahre FKA – das ist ein Grund Rückschau zu<br />
halten, denn was ist nicht alles geschehen in<br />
diesen 50 Jahren!«, so betonte Pater Siegbert Mayer<br />
OFMCap, der im <strong>Auf</strong>trag seines Provinzials an der Jubiläumsfeier<br />
des FKA teilnahm, in seiner Festpredigt am<br />
Samstag, den 29. September 2012 in der St. Konrad-Kirche<br />
in Altötting. Bezug nehmend auf das Leitthema der<br />
diesjährigen Religiösen Woche des FKA fuhr er fort:<br />
»Ihr seid der Welt zum Heil gegeben – das gilt für jeden<br />
von uns, das ist unser <strong>Auf</strong>trag, unsere Berufung und<br />
unsere Sendung!«<br />
Des Weiteren verdeutlichte der Kapuzinerpater: »Man<br />
darf nicht wegschauen, wenn es um behinderte und<br />
kranke Menschen geht, man muss hinschauen, sie<br />
wahrnehmen!« Laut Pater Siegbert wollten dies – genau<br />
hinschauen – die seit ihrem 14. Lebensjahr infolge einer<br />
Polioerkrankung schwer behinderte Magdalena Payerl<br />
(1911–2002) und Pater Arno Fahrenschon OFMCap, der<br />
verwundet aus dem 2. Weltkrieg heimkehrte (er lebt<br />
mittlerweile 93-jährig im Pflegeheim München-Nymphenburg),<br />
auch tun, und so gründeten sie am 26. September<br />
1962 das Franziskanische Krankenapostolat<br />
(FKA). Mit diesem Werk wollten sie – ähnlich wie der<br />
Hl. Franziskus – Gott all das Gute, das sie selbst in ihrem<br />
Leben von IHM empfangen hatten, voller Dankbarkeit<br />
zurückgeben.<br />
Am Ende seiner Ansprache ermunterte Pater Siegbert<br />
seine Zuhörerschaft: »Hand in Hand auf dem Weg« zu<br />
bleiben, »denn Gott ist einer, der führt«. Deshalb sollten<br />
alle nach dem Jubiläum den eingeschlagenen Weg weitergehen,<br />
denn die Jubiläumsfeier sei nicht als Schlusspunkt,<br />
sondern vielmehr als Ermutigung und Stärkung<br />
zu betrachten, damit wir diesen Weg fortsetzen könnten.<br />
P. G. Scholles OFM und Mitfeiernde Foto: privat<br />
Mit dem Festgottesdienst in St. Konrad wurden die Jubiläumsfeierlichkeiten<br />
zum 50-jährigen Bestehen des<br />
Franziskanischen Krankenapostolates eröffnet. Hauptzelebrant<br />
war Pater Georg Scholles OFM., Nationalassistent<br />
des 3. Ordens (OFS). Als Konzelebranten standen<br />
ihm zur Seite: Pater Siegbert Mayer OFMCap, Pater<br />
Franz Maria Siebenäuger OFMCap, Pater Franz Maria<br />
Endres OFM-Conv., Prälat Ludwig Limbrunner, Bischöflicher<br />
Administrator der Gnadenkapelle in Altötting,<br />
sowie Pater Fritz Korte SJ, und Pater Fritz Kaestner<br />
CSsR. Die Fürbitten wurden von FKA-Mitglied Anita<br />
Nuß und Bruder Ansverus Helmich von den Franziskanerbrüdern<br />
vom Hl. Kreuz in Hausen vorgetragen.<br />
Im Anschluss an die Eucharistiefeier trafen sich im<br />
Haus »St. Christophorus«, dem Begegnungszentrum<br />
der Pfarrei Altötting, Mitglieder (das waren vor allem<br />
die Teilnehmenden an der Religiösen Woche 2012 und<br />
Gäste aus den Franziskanischen Gemeinschaften im<br />
Großraum Altötting), sowie Freunde und Förderer des<br />
Franziskanischen Krankenapostolats und verschiedene<br />
Ehrengäste zu einem Festakt, um die Gründung des<br />
FKA und seine Arbeit in den vergangenen 50 Jahren<br />
entsprechend zu würdigen: Zeitweise gab es im gesamten<br />
deutschsprachigen Raum (<strong>Deutschland</strong>, Österreich,<br />
Schweiz und Niederlande) an die 40 Briefgemeinschaften.<br />
Davon sind derzeit noch 18, z. T. länderübergreifend<br />
in <strong>Deutschland</strong> und Österreich, aktiv. Seit ca. 2009 gibt<br />
es außerdem noch eine E-Mail-Gruppe.<br />
Im Namen des FKA-Vorstandes begrüßte die ehemalige<br />
Nationale Leiterin Anni Schlecht alle Anwesenden ganz<br />
herzlich, und übergab anschließend die Moderation an<br />
Birgit Kramer, berufenes Mitglied im FKA-Vorstand.<br />
Die musikalische Umrahmung der Feier lag in den<br />
Händen von Richard Ernst (Geige) und Manfred Grimme<br />
(Klavier).<br />
Den Reigen der Gratulanten eröffnete Altöttings Bürgermeister<br />
Herbert Hofauer. In seinem Grußwort erinnerte<br />
er u.a. an den kürzlich verstorbenen Prälaten Max<br />
Absmeier, dem die Senioren- und Behindertenarbeit besonders<br />
am Herzen gelegen habe und auf dessen Initiative<br />
das Caritas-Freizeit- und Begegnungszentrum »St.<br />
Elisabeth« sowie das Begegnungszentrum »St. Christophorus«<br />
entstanden seien. Bürgermeister Hofauer freute<br />
besonders, dass durch die Briefgemeinschaften des<br />
FKA Menschen mit Behinderung aus der Isolation herauskämen.<br />
Auch Stadtpfarrer Günther Mandl entbot herzliche<br />
Glück- und Segenswünsche. Er lud alle Anwesenden<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 11
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
herzlich zur Teilnahme am 21. Welttag der Kranken ein,<br />
da die zentralen Veranstaltungen dazu am 11. Februar<br />
2013 in Altötting stattfinden werden.<br />
Mechthild Händler, Nationalvorsteherin der Franziskanischen<br />
Gemeinschaft in <strong>Deutschland</strong> (OFS – Ordo Franciscanus<br />
Saecularis), der das FKA seit 2009 als anerkannte<br />
Gruppe angehört, überbrachte die Glück- und Segenswünsche<br />
des Nationalvorstandes. Bezug nehmend auf<br />
die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen<br />
betonte sie in ihrem Grußwort, dass das FKA die darin<br />
enthaltene Forderung nach Inklusion bereits vor 50 Jahren<br />
umgesetzt habe: »Die kranken, behinderten und gesunden<br />
Menschen sind alle gleich eingebunden und haben<br />
auch alle den gleichen <strong>Auf</strong>trag: im Mit- und Füreinander<br />
Hoffnung zu geben und Segen zu sein«.<br />
Im Namen der Fraternität der Menschen mit Behinderung<br />
in <strong>Deutschland</strong>, der die Briefgemeinschaften im<br />
FKA bereits seit 1976 ebenfalls als Fraternitätsgruppe<br />
Wemding angehören, gratulierte Christine Osafo, Mitverantwortliche<br />
im Bundesleitungsteam. In ihrem Grußwort<br />
sprach sie u. a. die gesellschaftspolitischen Veränderungen<br />
in <strong>Deutschland</strong> an, die eine erstarkende Behindertenselbsthilfebewegung<br />
in den letzten 50 Jahren<br />
mit bewirkt hat. Diese Veränderungen haben dann im<br />
Frühjahr 2009 zur Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention<br />
der Vereinten Nationen durch die Bundesregierung<br />
geführt. Wie sie in diesem Zusammenhang verdeutlichte,<br />
ist es wichtig, dass im Umgang mit behinderten<br />
Menschen auf das rechte Spannungsverhältnis von<br />
Fürsorge und Selbstbestimmung geachtet wird: Denn<br />
wie wir aus der Vergangenheit gelernt haben, kann Fürsorge<br />
ohne Selbstbestimmung leicht in Fremdbestimmung<br />
münden, wohingegen heutzutage mehr die Gefahr<br />
besteht, dass ein Zuviel an Selbstbestimmung ohne<br />
jeglichen Fürsorgegedanken zu Vereinsamung und Verwahrlosung<br />
führt. Glücklicherweise sei das im FKA<br />
nicht der Fall, da hier bereits Inklusion gelebt wurde,<br />
lange, bevor es diesen Begriff überhaupt gab.<br />
Pater Siebenäuger mit Jubiläumsgästen<br />
Foto: privat<br />
v.l. Anita Nuß. Birgit Kramer und Anni Schlecht<br />
Foto: privat<br />
Auch Christian Randl, der Leiter vom Haus »St. Elisabeth«,<br />
dankte zunächst dem Gründervater des Hauses,<br />
Prälat Max Absmeier, und erinnerte voll Freude daran,<br />
dass das FKA seit 1989 seine jährlich stattfindenden Religiösen<br />
Wochen immer in »St. Elisabeth« durchgeführt<br />
habe. Ferner wies er darauf hin, dass das FKA einen<br />
ähnlichen <strong>Auf</strong>trag wie die Caritas habe, nämlich Freund<br />
und Partner zu sein, um Menschen auf den Weg zum<br />
Heil zu bringen. Die heilende Wirkung und die heilsamen<br />
Gedanken müssten jedoch ›von oben‹ kommen.<br />
Wie Pater Georg Scholles OFM, Nationalassistent der<br />
Franziskanischen Gemeinschaft in <strong>Deutschland</strong>, in seinem<br />
Festvortrag am Beispiel des Hl. Franziskus, der einen<br />
Aussätzigen umarmt und geküsst hat, erläuterte,<br />
sehnen sich Menschen, die Krankheit und Behinderung<br />
erfahren, nach Weggefährtinnen und -gefährten. Er<br />
dankte allen FKA-Mitgliedern, dass sie – dem Beispiel<br />
des Hl. Franziskus folgend – diese <strong>Auf</strong>gabe auch in unserer<br />
Zeit wahrnehmen und sich mutig und bewusst an<br />
die Seite der Betroffenen stellen und ihnen so vermitteln,<br />
dass sie »dazugehören«.<br />
Als zweiter Festredner schilderte Pater Fritz Kaestner<br />
CSsR sehr eindrucksvoll, was er alles der »Leni«, wie<br />
Magdalena Payerl von Verwandten und Freunden liebevoll<br />
genannt wurde, zu verdanken und wie sie seinen<br />
Werdegang begleitet und geprägt habe. Auch habe sie<br />
ihm bei seinen Besuchen viel aus ihrem Leben erzählt.<br />
Alle waren sehr berührt, als der Redemptorist zum<br />
Schluss Lenis Lieblingsgebet zitierte.<br />
Abschließend dankte Anni Schlecht allen Anwesenden<br />
ganz herzlich für diese Feierstunde und lud zum Mittagessen<br />
ins Haus »St. Elisabeth« ein. In der fröhlichen<br />
Festatmosphäre kam es zu vielen netten Begegnungen<br />
und guten Gesprächen. Am Spätnachmittag klang das<br />
offizielle Jubiläumsprogramm dann mit einer feierlichen<br />
Vesper aus.<br />
Christine Osafo<br />
<br />
12 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
Y<br />
Fraternitätsgruppe Aachen<br />
Nachruf<br />
»Jeden Mittwoch<br />
fahre ich mit drei Freundinnen<br />
ins benachbarte belgische<br />
Moresnet-Chapelle auf den<br />
Kalvarienberg des dortigen<br />
Franziskanerklosters, um<br />
gemeinsam Stationen des<br />
Kreuzweges Jesu zu beten. Hier<br />
können wir die ›andere Seite‹<br />
unserer ›Lebensmedaille‹<br />
betrachten und sie dem Herrn<br />
vorlegen. (…) Dieser Ort ist für<br />
mich eine Art ›Tankstelle‹. (…) Ich fühle mich dabei als<br />
erlöste Christin – deshalb vielleicht auch meine<br />
Fröhlichkeit…«<br />
Eva Mingers in einem Interview<br />
im Fraternitäts-Forum »<strong>Steh</strong> <strong>Auf</strong> und <strong>Geh</strong>« 4/2008, S. 33<br />
Tief betroffen haben wir von ihrem plötzlichen Tod erfahren.<br />
Wir danken Gott, dass sie bei uns war. Ihr fröhliches<br />
Wesen bedeutete für nicht wenige Menschen, besonders<br />
auch in unserer Fraternitätsgruppe, eine Lebenshilfe.<br />
In österlicher Hoffnung und Zuversicht nehmen wir mit<br />
der Familie traurig Abschied. Der Menschen liebende<br />
Gott möge Eva Mingers aufnehmen in seine ewige<br />
Herrlichkeit.<br />
Für die <strong>fraternität</strong> Aachen<br />
Ursula Mühlenbeck (Verantwortliche)<br />
Magarete Dietrich<br />
Helmut Goblet<br />
Lissy Olberts<br />
Marianne Batetzko<br />
Eleonore Schneiders<br />
Hans Menneken<br />
Eva Mingers<br />
15. 10. 1925 – 14. 08. 2012<br />
Verantwortliche der <strong>fraternität</strong>sgruppe Aachen<br />
(1990–2000)<br />
Der »Abschiedsgottesdienst« wurde gefeiert am<br />
Mittwoch, den 05.09.2012 in der Marienkapelle des<br />
Wallfahrtsortes Moresnet-Chapelle, Belgien.<br />
<br />
»Immer wieder Neues erleben, miteinander lernen und Glauben leben«<br />
ir von der Fraternität Aachen möchten auch einmal<br />
wieder etwas über unsere Aktivitäten im lau-<br />
W<br />
fenden Jahr berichten.<br />
Am 4. Juli haben wir einen Ausflug in den Kölner Zoo<br />
gemacht. Fast die ganze Gruppe nahm daran teil und<br />
wir hatten alle viel Spaß. Wie wir dabei feststellten, ist<br />
das Zoogelände sehr gut mit Rollstühlen zu befahren,<br />
außerdem hatten wir sehr gutes Wetter, was natürlich<br />
auch noch eine besonders gute Stimmung mit sich<br />
brachte. Der Wettergott war uns auch am 18. August bei<br />
unserem Grillfest in Rott (Voreifel) hold.<br />
Danach folgte vom 8. bis 18. September unser jährlicher<br />
Bildungsurlaub in Günne am Möhnesee unter der Leitung<br />
von Ruth Richter. In dieser Zeit beschäftigten wir<br />
uns noch einmal mit dem Zweijahresthema 2010–2012<br />
der Bundes<strong>fraternität</strong>. Dabei stellten wir fest, dass<br />
»Hand in Hand auf dem Weg« doch sehr viel hergab.<br />
Unter anderem gestalteten wir auch ein Plakat mit dem<br />
aktuellen Thema und unseren Vorschlägen für die bevorstehende<br />
Wahl des nächsten Zweijahresthemas auf<br />
der Jahreshauptversammlung der Bundes<strong>fraternität</strong><br />
Anfang Oktober.<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 13
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
Schiffstour auf dem Programm, die wir alle sehr genossen.<br />
Am darauf folgenden Tag machten wir einen Ausflug<br />
zu Fuß nach Delecke-Möhnesee in das Thorhaus.<br />
Wir hatten hin und zurück jeweils eine Wegstrecke von<br />
ca. 6 km zu bewältigen, wobei es auf dem Rückweg<br />
recht heftig regnete.<br />
Am Möhnesee (v.l. Klaus Hermann, Ursula Miserè, Ursula Mühlenbeck)<br />
Foto: privat<br />
Dank der vielen guten Ideen unserer Leitung verbrachten<br />
wir zehn wunderschöne Tage in froher Gemeinschaft.<br />
Da war zum Beispiel das abendliche Vorlesen<br />
von mindestens einer Stunde aus dem Buch ›Lautlose<br />
Welt’ von Maria Wallisfurth, in dem sie das Leben ihrer<br />
gehörlosen Eltern schildert. Dieses spannende und zugleich<br />
sehr berührende Buch hat allen sehr gut gefallen.<br />
Kaum wieder Zuhause angekommen, erwartete uns<br />
schon unsere nächste Aktivität, und zwar das »Fest der<br />
Begegnung« am 22. September auf dem Katschhof in<br />
Aachen, an dem wir uns wieder – wie bereits seit vielen<br />
Jahren – mit einen Waffelstand beteiligten. Bei unserem<br />
Treffen am 13. Oktober erfreute uns Frau Thömmes als<br />
»Märchenoma« mit verschiedenen Kräutermärchen und<br />
der Legende vom Siebenschläfer. Unser Einkehrtag am<br />
10. November stand unter dem Motto »Neues entdecken,<br />
miteinander lernen, den Glauben zu leben«. Die<br />
21 Teilnehmenden waren alle eifrig bei der Sache.<br />
Zum Abschluss unseres Jahresprogramms ist am 8. Dezember<br />
noch eine Vorweihnachtsfeier mit »Wichteln«<br />
geplant, auf die wir uns schon alle freuen, ist sie doch<br />
einer der Höhepunkte auf unserem gemeinsamen Weg<br />
durch dieses Jahr.<br />
Da der Möhnesee praktisch direkt vor der Türe unseres<br />
Bildungshauses liegt, stand auch eine zweistündige<br />
Ursula Mühlenbeck<br />
<br />
Rast am Waldweg<br />
Foto privat<br />
14 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
Y<br />
Fraternitätsgruppe Bonn<br />
Ein Schatz im Rheinland<br />
m Rahmen unseres Treffens am 6. Juni besuchten wir,<br />
I d. h. 25 Mitglieder unserer Gruppe, darunter auch unser<br />
Geistlicher Begleiter, Pater Bernhard Schrand SJ, die<br />
Doppelkirche St. Maria und Clemens in Schwarzrheindorf,<br />
eine der berühmtesten Kirchen im Rheinland.<br />
Hans Reiffs, Vorstandsmitglied, und seine Frau Hedi,<br />
Sekretärin und »Herz und Seele« der Bonner Ortsgruppe<br />
der Selbsthilfe Körperbehinderter Krautheim e. V.,<br />
aus der unsere Fraternitätsgruppe vor rund 39 Jahren<br />
hervorgegangen ist, hatten uns dazu eingeladen. Da sie<br />
in diesem Bonner Stadtteil mit uralt gewachsener Dorfstruktur<br />
wohnen und sich in der Pfarre engagieren und<br />
außerdem auch geschichtlich sehr interessiert sind,<br />
wollten sie uns an diesem Nachmittag die Besonderheiten<br />
der zu den bedeutendsten romanischen Kirchen<br />
zählenden Doppelkirche in einem Dia-Vortrag und bei<br />
einer anschließenden Führung näher bringen.<br />
Zunächst jedoch bewirtete uns das Ehepaar Reiffs im<br />
Jugendraum der Pfarrei mit Kaffee und selbstgebackenen<br />
Kuchen. Nachdem wir uns alle gestärkt hatten,<br />
zeigte uns Hans Reiffs Dias zu der wunderschönen<br />
Doppelkirche St. Maria und Clemens, die er mit Informationen<br />
zur wechselvollen Geschichte und kunsthistorischen<br />
Bedeutung begleitete: So erfuhren wir u. a.,<br />
dass die Doppelkirche vom Kölner Erzbischof Arnold<br />
von Wied (um 1098–1156) im 12. Jahrhundert als Burgund<br />
Begräbniskirche zu Ehren des Heiligen Clemens<br />
und der Gottesmutter errichtet und 1151 in Anwesenheit<br />
des Staufer-Königs Konrad III. geweiht wurde. Zusammen<br />
mit dem von Arnold von Wieds Schwester<br />
Hadwig nach dessen Tod 1156 gegründeten Benediktinerinnenkloster<br />
und späterem Damenstift und neben<br />
der Pfarre St. Peter in Vilich war sie Jahrhunderte lang<br />
Mittelpunkt des gottesdienstlichen Lebens der Bewohner<br />
von Schwarz- und Vilich-Rheindorf. Dank der Bemühungen<br />
von Fürst Karl von Wied-Runkel, einem<br />
Nachfahren des Erbauers, wurde die während der Säkularisation<br />
nach <strong>Auf</strong>hebung des Stifts vom Verfall bedrohte<br />
Kirche restauriert, 1832 wieder geweiht und ab<br />
1868 wieder als Pfarrkirche genutzt.<br />
<strong>Auf</strong> den Dias und bei der anschließenden Kirchenbesichtigung<br />
fiel sofort der mächtige Vierungsturm ins<br />
Auge, der das romanische Kirchengebäude dominiert.<br />
Wir waren fasziniert vom Blick durch die achteckige<br />
Öffnung, die den oberen und den unteren Kirchenraum<br />
miteinander verbindet. Ebenfalls beeindruckte uns sehr<br />
die um die Obere Kirche angelegte Zwerggalerie mit ihren<br />
reich verzierten Säulen und die gut erhaltenen romanischen<br />
Wandmalereien in beiden Kirchen, die – zusammen<br />
mit verschiedenen anderen Kleinodien – die<br />
kunsthistorische Bedeutung dieser Doppelkirche ausmachen.<br />
Unser Geistlicher Begleiter, der in Kunstgeschichte sehr<br />
bewanderte Bonner Jesuit Pater Bernhard Schrand, ergänzte<br />
die Ausführungen unseres Gastgebers wunderbar<br />
durch interessante weniger bekannte Details, so<br />
dass Hans Reiffs bei der Verabschiedung dankbar bemerkte,<br />
dass auch er an diesem Nachmittag manches<br />
dazu gelernt habe.<br />
Im Anschluss an den Dia-Vortrag vertieften wir das Gesehene,<br />
so gut es ging, direkt vor Ort. Leider ist die<br />
Doppelkirche rundum von einem Friedhof umgeben<br />
und nur über »echt historisches« Pflaster zu erreichen,<br />
so dass unsere Gruppenmitglieder, die auf Rollstuhl<br />
bzw. Rollator angewiesen sind, große Schwierigkeiten<br />
hatten. Doch der Blick von der Unterkirche hinauf zu<br />
den herrlichen Deckengemälden der Oberkirche entschädigte<br />
für die Strapazen!<br />
Zum Abschluss unseres Ausflugs nach Schwarzrheindorf<br />
feierte Pater Schrand mit uns in der Kirche eine Hl.<br />
Messe, in der wir u. a. auch noch einmal für diesen<br />
schönen und interessanten Nachmittag dankten.<br />
Ursula Drosdziok<br />
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Sie eine Ihrer Weihnachtsspenden an uns!<br />
Warum? Weil wir uns beispielsweise für<br />
Inklusion in unserer Gesellschaft, in unseren<br />
Kirchen und Gemeinden einsetzen …<br />
Alle Spenden sind steuerabzugsfähig.<br />
Spendenquittung garantiert!<br />
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Konto 3 006 766 012,<br />
Pax-Bank e.G. Trier (BLZ 370 601 93) <br />
<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 15
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
Fraternitätsgruppe Marburg<br />
Wir sind nur Gast auf Erden<br />
in langjähriges, treues Mitglied unserer Fraternitätsgruppe<br />
haben wir verabschieden müssen. Im Alter<br />
E<br />
von 75 Jahren ist Herr Klaus Gattermann nach einem<br />
langen, in großer Geduld ertragenem Leiden von Gott<br />
heimgerufen worden.<br />
Herr Gattermann gehörte von Anfang an, seit 1978, zu<br />
unserer Marburger Fraternitätsgruppe, viele Jahre auch<br />
als unser Sprecher. In dieser Eigenschaft nahm er, als es<br />
ihm trotz seiner Behinderung noch möglich war, wiederholt<br />
an den Jahrestreffen der Fraternität in Wiesbaden-Naurod,<br />
früher auch in St. Georgen (Frankfurt/M.)<br />
und in Oberwesel teil.<br />
Sein aufrichtiger, gradliniger Charakter, seine ruhige,<br />
besonnene Art, Offenheit für die Fragen der Kirche und<br />
Gesellschaft, auch Sinn für Humor, zeichneten den Verstorbenen<br />
aus. Vor allem seine unendliche Geduld in<br />
den letzten Jahren der schweren Krankheit haben wir<br />
bewundert. Kraft gab ihm sein tiefverwurzelter Glaube,<br />
der ihn getragen hat. Die regelmäßige Feier der hl. Messe<br />
und der Kommunionempfang waren ihm selbstverständlich.<br />
Herr Gattermann ist in Einbeck aufgewachsen und kam<br />
1957 zur Bundeswehr nach Marburg, wo er korrekt und<br />
aufrichtig seinen Dienst versah. Ende der sechziger Jahre<br />
zeigten sich die ersten Anzeichen der Krankheit ›mit<br />
den tausend Gesichtern‹ – Multiple Sklerose. Krankheitsbedingt<br />
musste er 1979 seinen Dienst als Oberleutnant<br />
aufgeben. Danach zeichnete ihn großes ehrenamtliches<br />
Engagement aus: bei der Lebenshilfe, in unserer<br />
Fraternität und der MS-Selbsthilfegruppe sowie als Kirchenrechner.<br />
Durch die fortschreitende Verschlechterung seiner<br />
Krankheit musste er 1999 ins Alten -und Pflegeheim St.<br />
Elisabeth in Marburg umziehen. Dort hat er sich – ebenso<br />
wie seine Familie – immer sehr wohl und gut aufgehoben<br />
gefühlt. <strong>Und</strong> dort ist er am 20. August sanft und<br />
ruhig eingeschlafen.<br />
Es war ihm noch vergönnt, im Januar den 50. Hochzeitstag<br />
und im Juli seinen 75. Geburtstag zu begehen.<br />
Mit seiner Frau Dorothea Gattermann, seiner Tochter<br />
Martina Gattermann-Glorius und ihrem Ehemann sowie<br />
dem Enkel Maximilian trauern wir um einen lieben<br />
Menschen, den wir stets in dankbarer Erinnerung behalten.<br />
Mit ihnen vertrauen wir, dass er nun im Frieden<br />
Gottes geborgen ist.<br />
Im österlichen Glauben haben wir am 28. August 2012<br />
das Requiem für ihn gefeiert und ihn am Tag darauf in<br />
Cölbe bei Marburg bestattet.<br />
Bernhard Klatt<br />
»Deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben<br />
gewandelt, nicht genommen.<br />
<strong>Und</strong> wenn die Herberge der irdischen<br />
Pilgerschaft zerfällt, ist uns im Himmel<br />
eine ewige Wohnung bereitet.«<br />
<br />
Fraternitätsgruppe Regensburg<br />
»Alles hat seine Zeit«<br />
nter diesem Motto standen unsere gemeinsamen<br />
U Freizeit- und Besinnungstage vom 28. bis 30. Juni<br />
2012, die wir heuer im ›Tannenhof‹ in St. Englmar im<br />
Bayrischen Wald verbrachten.<br />
Am 28. Juni machten sich zwanzig Teilnehmer frohgelaunt<br />
und bei herrlichstem ›Fraternitätswetter‹ auf den<br />
Weg. Unser erstes Ziel war die wohl älteste Wallfahrtskirche<br />
in Bayern »St. Maria Himmelfahrt am Bogenberg«.<br />
Sie liegt auf dem 432 Meter ü.N.N. und 118 Meter über der<br />
Donau aufragenden Bogenberg bei der Stadt Bogen.<br />
Wir haben den Wald-Wipfel-Weg glücklich ›gemeistert‹<br />
16 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT VOR ORT<br />
Y<br />
Anschließend ging es weiter nach St. Englmar in den<br />
›Tannenhof‹, wo uns der Heimleiter, Herr Engelberger,<br />
sehr herzlich begrüßte. Nachdem wir uns in unseren<br />
Zimmern häuslich eingerichtet hatten, kamen wir zu einer<br />
kurzen Vorstellungsrunde zusammen und besprachen<br />
auch den Ablauf der nächsten Tage. Gemeinsam<br />
feierten wir in der Hauskapelle Eucharistie. Der erste<br />
Abend stand dann ganz im Zeichen des Fußballs, doch<br />
leider haben die Deutschen (EM 2012 Halbfinale:<br />
<strong>Deutschland</strong>-Italien 1:2) das Spiel verloren.<br />
Den Freitag begannen wir mit einem kurzen Morgenimpuls,<br />
nach dem Frühstück war Kreativsein angesagt,<br />
wir bastelten Grußkarten, spielten ›Mensch ärgere Dich<br />
nicht‹ und schrieben Karten an die ›Daheimgebliebenen‹.<br />
Am Nachmittag hatten wir zwei Ziele zur Auswahl;<br />
diejenigen, die besser ›zu Fuß‹ waren, trauten sich<br />
auf den Wald-Wipfel-Weg, der war vor allem für mich<br />
eine sehr wacklige Angelegenheit, aber ich habe es<br />
überlebt. Das zweite Ziel war der Park in St. Englmar<br />
und bei herrlich warmem Wetter trafen wir uns alle bei<br />
Kaffe und Kuchen oder einem großen Eisbecher.<br />
Vor dem Abendessen dankten wir Gott bei der Hl. Messe<br />
für diesen schönen Tag und ließen ihn später im Garten<br />
mit einem lustigen Liederabend ausklingen, bei dem<br />
uns Herr Engelberger auf dem Akkordeon begleitete.<br />
Bevor es am Samstag wieder hieß Abschied zu nehmen,<br />
trafen wir uns alle noch einmal zum ›Bibelteilen in 7<br />
Schritten‹: Das Thema waren die Worte Kohelets (3.1-<br />
10), des Davidsohn, der König in Jerusalem war: ›Alles<br />
hat seine Stunde…‹, und ›für alles gibt es eine Zeit‹!<br />
<strong>Auf</strong> dem Heimweg machten wir einen ersten Halt in<br />
Kostenz unweit von St. Englmar zu einer kurzen Besichtigung<br />
der Kapelle und eines Teils des Klosters der<br />
Barmherzigen Brüder. Unser zweiter Halt war in Edt<br />
auf Mariannes Erlebnisbauernhof.<br />
Gegen 18 Uhr kamen wir wohlbehalten in Regensburg<br />
an. Es waren erfüllte Tage mit einem guten ›Miteinander<br />
unterwegs sein‹! Allen, die zum guten Gelingen<br />
dieser Tage beigetragen haben, sei auf diesem Wege ein<br />
herzliches »Vergelt’s Gott« gesagt.<br />
Gertraud Wiedemann<br />
<br />
Unsere Gruppe vorm Haus ›Tannenhof‹ in St. Englmar<br />
Fotos: privat<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 17
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Aus der Bundes<strong>fraternität</strong><br />
»Kein Mensch<br />
kann den anderen<br />
von seinem Leid befreien.<br />
Aber er kann ihm<br />
Mut machen,<br />
das Leid zu tragen!«<br />
Selma Lagerlöf<br />
Das Bundesleitungsteam trauert mit den Angehörigen sowie den Leitungsteams und Mitgliedern der Fraternitätsgruppen<br />
Aachen und Marburg um<br />
Eva Mingers<br />
15. Oktober 1925 – 14. August 2012<br />
Verantwortliche der Fraternität Aachen (1990–2000)<br />
und<br />
Klaus Gattermann<br />
11. Juli 1937 – 20. August 2012<br />
Langjähriger Verantwortlicher der Fraternität Marburg<br />
Wir danken unseren lieben Verstorbenen für ihr Engagement zum Wohle der Fraternitätsbewegung in<br />
<strong>Deutschland</strong>, das für nicht wenige Menschen eine wertvolle Lebenshilfe bedeutet hat.<br />
In geschwisterlicher Verbundenheit nehmen wir betroffen, doch auch voll Dankbarkeit Gott gegenüber<br />
und getröstet von österlicher Hoffnung und Zuversicht, Abschied. Der Menschen liebende Gott möge unseren<br />
lieben Verstorbenen Anteil am »himmlischen Jerusalem« (Offb. 21,4ff) schenken.<br />
Sie, verehrte Schwestern und Brüder, bitten wir, ihrer im Gebet zu gedenken.<br />
Für die <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Regina Rüppel, Hildesheim<br />
Christine Osafo, Fulda<br />
Georg Kraus, Schweinfurt<br />
Fred Kopps, Hannover<br />
Pfarrer Franz Hilfenhaus, Steinau-Ulmbach<br />
Hildegard Stark, Trier<br />
Bernd F. Schwanke, Berlin<br />
Für den Förderverein der <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Hartmut Rüppel, Vorsitzender<br />
18 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Y<br />
Zum neuen Jahresthema<br />
»Gemeinsam entflammt«,<br />
so lautet das neue Zweijahresthema 2012–2014, das wie eine Losung<br />
die Arbeit der <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong> bis zur nächsten Jahreshauptversammlung<br />
begleiten wird. Bei Gruppentreffen, in<br />
Seminaren und anderen Veranstaltungen soll es gerade im »Jahr<br />
des Glaubens« aufgegriffen und vertieft werden.<br />
<br />
BLT-Kurzinformationen<br />
50-jähriges Jubiläum des Franziskanischen Krankenapostolates<br />
(FKA). – Im Rahmen ihrer diesjährigen Religiösen<br />
Woche (25.09.–01.10.2012) feierten am 29. September<br />
2012 in Altötting Mitglieder und Freunde mit einem<br />
Jubiläumsgottesdienst und daran anschließenden<br />
Festakt das 50-jährige Bestehen der Briefgemeinschaften<br />
im Franziskanischen Krankenapostolat. Als Repräsentantin<br />
des Bundesleitungsteams überbrachte Christine<br />
Osafo herzliche Glück- und Segenswünsche zu diesem<br />
frohmachendem Anlass (siehe auch S. 11 ff.).<br />
Neues Bundesleitungsteam gewählt. – Bei den in diesem<br />
Jahr anstehenden BLT-Wahlen wurde Georg Kraus<br />
(Fraternität Schweinfurt) neu-, sowie Christine Osafo<br />
(Fraternität Fulda), Regina Rüppel und Fred Kopps (beide<br />
Fraternität Hildesheim) wiedergewählt. Bundesseelsorger<br />
Pfarrer Franz Hilfenhaus wurde für weitere vier<br />
Jahre in seinem Amt bestätigt. Während der konstituierenden<br />
Sitzung beschlossen die vier gewählten BLT-<br />
Mitglieder – wie nach den letzten Wahlen – gemeinsam<br />
die Verantwortung für die <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
wahrzunehmen. Sie ernannten Regina Rüppel zu ihrer<br />
Sprecherin. Außerdem beriefen sie Hildegard Stark<br />
(Fraternität Trier) und Bernd F. Schwanke (Fraternität<br />
Berlin-Reinickendorf), die sich nicht zur Wahl gestellt<br />
hatten, zu ihrer Unterstützung ins Team.<br />
BLT-Beteiligung am XXI. Welttag der Kranken geplant.<br />
– Da die zentrale und liturgische Hauptfeier zum<br />
21. Welttag der Kranken am 11. Februar 2013 in Altötting<br />
stattfindet, wird voraussichtlich auch eine Delegation<br />
des BLTs an den Feierlichkeiten teilnehmen.<br />
(co)<br />
<br />
3. BLT-Tagung 2012<br />
ur 3. Ordentlichen BLT-Tagung und der ersten nach<br />
Z den Neuwahlen hat sich das Bundesleitungsteam<br />
vom 7.–9. November 2012 im Wilhelm-Kempf-Haus in<br />
Wiesbaden-Naurod getroffen.<br />
Der Bundesseelsorger, die vier gewählten und die zwei<br />
berufenen Mitglieder waren alle anwesend. Nach den<br />
auf der Jahreshauptversammlung 2012 erfolgten Wahlen<br />
und der anschließenden konstituierenden Sitzung<br />
wurden nun die Arbeitsbereiche für die BLT-Mitglieder<br />
festgelegt.<br />
Es fand ein guter Gedankenaustausch statt und die verschiedenen<br />
Tagesordnungspunkte konnten zügig behandelt<br />
werden. So berichteten die Mitglieder des BLTs<br />
von ihren Aktivitäten seit der letzten Tagung und es<br />
wurden Absprachen für anstehende Termine getroffen.<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 19
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung war die bevorstehende<br />
Schließung des Bundes-/Kontaktbüros<br />
zum 31. Dezember 2012 und die damit verbundene Arbeit<br />
und Archivierung. Postsendungen können bis Ende<br />
März 2013 weiterhin nach Trier gesandt werden: An das<br />
Bundes-/Kontaktbüro, c/o Hildegard Stark, Peter-Lambert-Str.<br />
4, 54292 Trier. Sobald die Etablierung eines<br />
neuen Büros abgeschlossen ist (erste Schritte wurden<br />
bereits unternommen), gibt es weitere Informationen.<br />
Ferner wird Fred Kopps für jedes BLT-Mitglied eine eigene<br />
E-Mail-Adresse einrichten, damit die Erreichbarkeit<br />
bei der im BLT derzeit üblichen dezentralen Arbeitsweise<br />
noch effektiver wird.<br />
Die Reflexion der Jahreshauptversammlung 2012 seitens<br />
der Delegierten fiel sehr positiv aus und hat das<br />
BLT in seiner Arbeit gestärkt. Des Weiteren wurde über<br />
neue Informationsmaterialien gesprochen, ebenso wie<br />
über Neuigkeiten von der interkontinentalen und der<br />
europäischen Ebene der Fraternitätsbewegung sowie<br />
auch erste Überlegungen bzgl. des 10. BLT-Seminars angestellt.<br />
Die Reflexion der letzten Forum-Ausgabe und Besprechung<br />
des Konzepts für das Heft 4/2012 waren ein weiterer<br />
Tagesordnungspunkt. Auch soll auf der Homepage<br />
die Seite Förderverein der Fraternität <strong>Deutschland</strong><br />
überarbeitet werden. (www.<strong>fraternität</strong>.org)<br />
Es waren Tage eines guten und erfolgreichen Miteinander,<br />
dafür sei allen herzlich gedankt!<br />
Die 1. Ordentliche BLT-Tagung im nächsten Jahr ist für<br />
April 2013 geplant.<br />
(re)<br />
<br />
»Hand in Hand auf dem Weg«<br />
Gelungene Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen und Dreifachjubiläum<br />
ieses Thema war über zwei Jahre unser Begleiter,<br />
D die Losung hat über gerade und holprige Wege getragen,<br />
die wir Hand in Hand gegangen sind. Sie stand<br />
auch als Motto über unserer diesjährigen Jahreshauptversammlung<br />
(JHV), die mit dem meditativen Text<br />
»Meine Hände sind ein Geschenk« eröffnet wurde.<br />
Im Namen aller BLT-Mitglieder begrüßte Regina Rüppel,<br />
Mitverantwortliche im Bundesleitungsteam (BLT),<br />
alle Anwesenden, darunter die Delegierten aus 16 Fraternitätsgruppen<br />
und Ilona Pintér (Ungarn), die ehemalige<br />
Koordinatorin des Europäischen Kontinentalteams,<br />
die auf Einladung des BLTs an der JHV teilnahm.<br />
In einem sehr persönlichen Rückblick gab uns Ilona<br />
Pintér Einblick in ihre Fraternitätsarbeit: Sie schilderte<br />
ihre Anfänge in der österreichischen Fraternitätsbewegung,<br />
die Jahre im Europäischen Kontinentalteam<br />
(2002–2012), dessen Koordinatorin sie seit 2008 war, und<br />
parallel dazu die <strong>Auf</strong>bauarbeit in Ungarn, bei der sie<br />
nun schwerpunktmäßig ihre Zukunft sieht. Abschließend<br />
dankte sie allen Anwesenden – stellvertretend für<br />
die <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong> – für die vielfältige Unterstützung<br />
und Hilfe, die sie in diesen Jahren von den<br />
deutschen Fraternitätsgeschwistern erfahren hat.<br />
Neuwahlen<br />
Bei den in diesem Jahr anstehenden Neuwahlen des<br />
Bundesleitungsteams wurden von den sieben Personen,<br />
die zur Wahl standen, folgende vier gewählt:<br />
• Georg Kraus (Fraternität Schweinfurt)<br />
• Christine Osafo (Fraternität Fulda)<br />
• Regina Rüppel (Fraternität Hildesheim) und<br />
• Fred Kopps (Fraternität Hildesheim).<br />
Foto: privat<br />
Außerdem wurde Bundesseelsorger Pfarrer Franz Hilfenhaus<br />
für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt.<br />
Während der konstituierenden Sitzung wurden erste<br />
Berufungen an Hildegard Stark (Fraternität Trier) und<br />
Bernd F. Schwanke (Fraternität Berlin-Reinickendorf),<br />
20 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Y<br />
die nicht zur Wahl gestanden hatten, ausgesprochen.<br />
Alle nahmen die Wahl bzw. Berufung an. Des Weiteren<br />
beschlossen die vier gewählten BLT-Mitglieder – wie<br />
schon in der vorhergehenden Amtsperiode – gemeinsam<br />
die Verantwortung für die <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
wahrzunehmen. Sie ernannten Regina Rüppel zur Sprecherin<br />
des Teams.<br />
Als Kassenprüfer für die nächste JHV wurden Margarete<br />
Otto und Bruno Worm (beide Fraternität Ahrensburg)<br />
gewählt.<br />
Die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit, unser Forum<br />
»<strong>Steh</strong> <strong>Auf</strong> und <strong>Geh</strong>!«, die Fraternitäts-Homepage sowie<br />
auch die Schulungsangebote des BLTs wurden, ebenso<br />
wie die Belange der Gruppen, im Verlauf der Tagung<br />
thematisiert und besprochen.<br />
»Gemeinsam entflammt«<br />
Bei der Wahl des neuen Zweijahresthemas 2012–2014 erhielt<br />
der von der Gruppe Haßberge eingesandte Vorschlag<br />
»Gemeinsam entflammt«, die meisten Stimmen.<br />
Das Thema entstand beim letzten BLT-Seminar 2011 in<br />
Hünfeld, als wir aus den Abbildern unserer eigenen<br />
Hände eine eindrucksvolle Collage anfertigten, die einer<br />
Feuerzunge ähnelte. Die Gruppe Haßberge findet<br />
darin eine starke Symbolik des Mit- und Füreinanders<br />
in der Fraternität.<br />
Dreifaches Jubiläum<br />
Ein wichtiger Bestandteil der diesjährigen Jahreshauptversammlung<br />
war der Festakt im Anschluss an den Abschlussgottesdienst,<br />
mit dem sowohl das 55-jährige Bestehen<br />
der Fraternität <strong>Deutschland</strong> als auch das 40-jährige<br />
Jubiläum der Anerkennung als Apostolische Laienbewegung<br />
durch die Deutsche Bischofskonferenz<br />
gewürdigt wurde. In seinem Festvortrag befasste sich<br />
Pfarrer Franz Hilfenhaus mit der Fraternität von ihren<br />
Ursprüngen bis heute. In diesem Zusammenhang erinnerte<br />
der Bundesseelsorger ebenfalls an die Eröffnung<br />
des 2. Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren, durch das<br />
die Verbreitung unserer apostolischen Laienbewegung<br />
Foto: privat<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 21
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
wertvolle Impulse erhalten hat und sehr gefördert worden<br />
ist. Ganz besonders freute das BLT, dass Ingo Hampel<br />
von der Fraternität Frankfurt/M., der 1972 am Fraternitätskongress<br />
in Rom teilgenommen hat, als einer<br />
der wenigen noch lebenden Zeitzeugen jener Epoche,<br />
bei unserer Jubiläumsfeier dabei war.<br />
Im Rahmen des Festaktes würdigte Regina Rüppel auch<br />
Hildegard Stark und Ellen Gentsch, die sich beide nicht<br />
mehr zur Wahl gestellt hatten, für ihre jahrzehntelange<br />
Arbeit im Bundesleitungsteam der <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />
Zum Dank für ihre Verdienste überreichte sie jeder<br />
von ihnen ein Blumengebinde.<br />
Intensive Kleingruppenarbeit<br />
Bei der letzten JHV war es der Wunsch gewesen, mehr<br />
Zeit für die Arbeit in Kleingruppen zu haben, dies wurde<br />
in diesem Jahr mit zwei Angeboten erfolgreich umgesetzt.<br />
Im Rahmen der ersten Kleingruppenarbeit, in der es<br />
um das Thema »Inklusion im kirchlichen Bereich« ging,<br />
beschäftigten sich die Teilnehmenden – nach einem Impuls<br />
von Bernd F. Schwanke – mit der Definition des<br />
Begriffes, trugen konkrete Beispiele zusammen, in denen<br />
sie die Notwendigkeit sahen, inklusive Entwicklungen<br />
anzumahnen, voranzutreiben und zu leben, und<br />
befassten sich abschließend mit einem Inklusionsbeispiel<br />
aus dem Neuen Testament (Mk. 3,1-5).<br />
In der Bibelarbeit am nächsten Tag ging es ebenfalls um<br />
Integrations- und Inklusionsbeispiele. In dieser zweiten<br />
Kleingruppenarbeit beantwortete jede Gruppe Fragen<br />
zu jeweils einer Bibelstelle aus dem Neuen Testament<br />
Foto: privat<br />
Foto: privat<br />
(Lk 10,25-37 und Lk 5,17-26) und stellte Bezüge zur heutigen<br />
Situation her.<br />
Spirituelle Impulse, Gottesdienste und ein sowohl<br />
bewegendes als auch zauberhaftes Rahmenprogramm<br />
Schon vor dem Frühstück gab es täglich in der Hauskapelle<br />
eine Eucharistiefeier als freiwilliges Angebot, und<br />
im Morgenlob vor Tagungsbeginn stimmten wir uns<br />
dann alle auf den Tag ein.<br />
Den Eröffnungsgottesdienst zelebrierte unser Bundesseelsorger<br />
Pfarrer Franz Hilfenhaus gemeinsam mit Pater<br />
Petrus Espe OFM (Fraternität Fulda), Pfarrer Klaus<br />
Gaebler (Fraternität Rödermark) und Diakon Paul<br />
Hildebrand (Fraternität Friedrichshafen), unterstützt<br />
von Wolfgang Bernstein (Fraternität Schweinfurt) als<br />
Ministrant. Dabei gedachten wir insbesondere der uns<br />
seit der JHV 2010 bereits in die Ewigkeit vorausgegangenen<br />
Fraternitätsmitglieder.<br />
Zum Abschlussgottesdienst konnten wir Weihbischof<br />
Dieter Geerlings aus Münster begrüßen, der unsere Einladung<br />
sofort angenommen und uns schon im Februar<br />
2012 zugesagt hatte. Bereits vor dem Gottesdienst kam<br />
er ›<strong>Auf</strong> der Straße‹ des Wilhelm-Kempf-Hauses sehr offen<br />
und herzlich mit den Delegierten ins Gespräch. Ausgehend<br />
von der Lesung (Gen 2,18-24) und dem Evangelium<br />
(Mk 10,2-16) des Tages ging Weihbischof Geerlings<br />
in seiner Predigt u.a. auf unser Zweijahresthema 2010–<br />
2012 »Hand in Hand auf dem Weg« und die Inklusion<br />
von Menschen mit Behinderung in Kirche und Gesellschaft<br />
ein, bevor er abschließend der <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
im Namen der Deutschen Bischofskonferenz Dank<br />
und Anerkennung für ihre Arbeit aussprach (siehe auch<br />
S. 24). Konzelebranten bei dieser Eucharistiefeier, in der<br />
wir am Schluss gesegnet wurden, waren alle anwesenden<br />
Geistlichen (siehe Eröffnungs gottesdienst).<br />
22 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Y<br />
Foto: privat<br />
Während des ›zauberhaften Abschlussabends‹ begeisterte<br />
uns Zauberer Kniege, unterstützt von seinem Assistenten<br />
Czech, mit seinen Künsten und band uns in<br />
seine Vorführung ein. Danach gab es noch lange Gelegenheit<br />
zum geselligen Beisammensein, wie auch schon<br />
die Abende vorher in den ›Georgstuben‹.<br />
Einen tiefen Eindruck hinterließ auch unser Filmabend:<br />
Der Film »Saint Jacques … Pilgern auf Französisch«, in<br />
dem eine Mutter in ihrem Testament verfügt, dass drei<br />
miteinander zerstrittene Geschwister gemeinsam den<br />
Jakobsweg gehen müssen, ehe sie ihr Erbe antreten dürfen,<br />
regte uns zum Nachdenken und Gedankenaustausch<br />
an …<br />
Wir haben Tage eines gutes Miteinanders verlebt, den<br />
Weg ›Hand in Hand‹ mit der Wahl des neuen Jahresthemas<br />
inzwischen ein wenig verlassen und hoffen nun<br />
›Gemeinsam entflammt‹ die anstehenden <strong>Auf</strong>gaben zu<br />
meistern. Allen, die zum Gelingen unserer diesjährigen<br />
Jahreshauptversammlung beigetragen haben, danken<br />
wir von ganzem Herzen: Ellen Gentsch (Fraternität Offenbach)<br />
und dem Team des Wilhelm-Kempf-Hauses<br />
für die Vorbereitung und die Betreuung während der<br />
Tagung, sowie auch ganz besonders unserer ›Schwester<br />
Ingeborg‹, Ingeborg Bassiner, die immer zur Stelle war,<br />
wenn Hilfe gebraucht wurde.<br />
Regina Rüppel<br />
<br />
Foto: privat<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 23
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Nachfolgend veröffentlichen wir – mit der freundlichen Genehmigung von Weihbischof Dieter Geerlings<br />
(Münster) – den Text der Predigt, die dieser während des Abschlussgottesdienstes der Jahreshauptversammlung<br />
2012 der <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong> gehalten hat. Ausgehend von der Lesung (Gen<br />
2,18-24) und dem Evangelium (Mk 10,2-16) des Tages verdeutlicht er darin u. a., dass Inklusion ein<br />
Weg ist, der dem christlichen Welt- und Menschenbild entspricht, und macht uns Mut, unseren<br />
<strong>Auf</strong>trag als apostolische Laienbewegung weiter zu verfolgen.<br />
<br />
iebe Schwestern und Brüder im Glauben,<br />
L liebe Delegierte der Fraternität,<br />
zunächst eine kleine Anekdote aus dem Theaterleben:<br />
Ein Schauspieler stolpert abends angeheitert auf die<br />
Bühne und findet nicht in seine Rolle hinein. Die Souffleuse<br />
flüstert ihm verzweifelt die Stichworte seiner Einsätze<br />
zu. Nach mehreren vergeblichen Versuchen ruft<br />
der Schauspieler verärgert in den Souffleurkasten hinein:<br />
»Bitte keine Einzelheiten! Welches Stück?«<br />
Bitte keine Einzelheiten! Um welches Stück geht es<br />
denn bei Euch in der Kirche, in der Fraternität? So wird<br />
gefragt. Um welches Stück geht es? Was ist denn die<br />
Mitte Eures Glaubens? Was wird denn bei Euch gespielt?<br />
<strong>Auf</strong> diese Frage würde ich – auch in der Theatersprache<br />
– so antworten: Das Stück, das wir spielen, heißt<br />
schlicht und einfach: Gott, Gott und Mensch. <strong>Und</strong> es<br />
hat drei Akte: der Vater, der Sohn, der Heilige Geist.<br />
Das ist das Stück. Die Akte sind unterteilt in verschiedene<br />
Szenen, z. B. die Schrifttexte des heutigen Sonntags.<br />
Aber ehrlich: Sollte man da nicht den Souffleurkasten<br />
sofort versenken, den Vorhang schließen? Solche<br />
Schrifttexte hier beim Abschlussgottesdienst der Delegiertenversammlung,<br />
beim Jubiläum?! Die Frau aus der<br />
Rippe des Mannes, die Frage nach der Ehescheidung<br />
usw.<br />
Aber gehen wir doch einfach in diese Szenen hinein,<br />
lassen wir doch einmal unseren inneren Widerstand!<br />
Spielen wir mit. Es lässt sich vielleicht doch das eine<br />
oder andere Überraschende entdecken, das uns Zuversicht<br />
gibt, Kraft für unser Leben, für unser Leben als<br />
Christen, für die Ausrichtung der Fraternität.<br />
Also diese Erzählung, diese Szene von der Erschaffung<br />
der Frau ist ja keine Reportage. Inzwischen sollte sich<br />
die Einsicht herumgesprochen haben, dass wir es hier<br />
mit Geschichten zu tun haben, deren Bilder und Symbole<br />
man deuten muss. Das ist ja keine Historie, das ist<br />
erzählt aus einer gedachten Sicht Gottes, aus einer<br />
Theo-Logik. Was bedeutet denn diese Geschichte, was<br />
sagt sie aus über uns heute, was sagt sie aus über das<br />
Verhältnis von Mann und Frau? Schlicht: über unser<br />
Menschsein.<br />
Diese Sache mit der Rippe ist viel belächelt worden. Es<br />
gibt aber eine alte jüdische Auslegung dieser Erzählung,<br />
aus den ersten Jahrhunderten nach Christus:<br />
»Gott hat die Frau nicht aus dem Kopf des Mannes geschaffen,<br />
dass sie über ihn herrsche, auch nicht aus seinen<br />
Füßen, dass sie seine Sklavin sei, sondern aus seinem<br />
Herzen, dass sie seinem Herzen nahe sei.«<br />
Vielleicht ist das eine eher einfühlsame Auslegung, die<br />
das Gemeinte schon besser trifft! <strong>Und</strong> sie zeigt schon<br />
deutlich, dass man auch damals eine solche Geschichte<br />
nicht als Reportage aufgefasst hat, sondern als eine Erzählung,<br />
deren Bilder zur Deutung einladen.<br />
Alles schön und gut, wird mancher denken. Enthält<br />
diese Geschichte nicht doch eine kräftige Abwertung<br />
der Frau? Trägt sie nicht deutliche Spuren der damaligen<br />
patriarchalischen Gesellschaft? Der Mann wird als<br />
erster erschaffen – ist er damit nicht der Frau übergeordnet?<br />
Mag sein, dass diese Erzählung von der damaligen<br />
Männergesellschaft geprägt ist. Doch dann setzt der Erzähler<br />
überraschende Signale! Hören wir genau hin! Er<br />
schildert den Menschen, umgeben von den Herrlichkeiten<br />
der Welt. Doch sie vermögen ihm nicht zu genügen.<br />
Sie hinterlassen eine Leere, die auch Tiere nicht ausfüllen<br />
können. Dieser Zug der Erzählung sagt ganz präzis:<br />
Die Tiere sind dem Menschen nicht ebenbürtig, sie können<br />
ihm nicht Partner sein.<br />
Vielleicht lässt sich ja eine Linie ausziehen bis in unsere<br />
heutige Problematik und Diskussion über Integration<br />
und Inklusion …<br />
Würde man den hebräischen Text streng sinngemäß ins<br />
Deutsche übersetzen, müsste es heißen: »Ich will ihm<br />
eine Hilfe machen, die ihm vollwertig gegenübersteht,<br />
die ihm ganz entspricht.«<br />
24 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Y<br />
Da steht dasselbe hebräische Wort, wie wenn gesagt<br />
wird, »unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.« Das ist<br />
etwas Göttliches, also die Frau steht an einer prominenten<br />
Stelle. Eine Unterordnung der Frau kann man an<br />
dieser Stelle nicht sehen. Das ist für die damalige Zeit<br />
sehr überraschend. Wenn man so einmal vorgeht, dann<br />
sieht man, dass hier schon etwa 500 Jahre vor Christus<br />
eine überraschende Perspektive aufgezeigt wird.<br />
Diese Geschichte ist Gottes Wort – im Wort damaliger<br />
Menschen. Zweifellos spiegeln sich in ihr noch die<br />
patriarchalischen Vorstellungen der damaligen Zeit, die<br />
für uns heute nicht mehr maßgeblich sein können.<br />
Doch wäre es ein Jammer, würden wir nur auf diese<br />
Grenze der Geschichte sehen und dadurch an ihrer<br />
wunderbaren Botschaft schlicht vorbeihören.<br />
Die Erzählung beginnt ja damit, dass Gott sich Gedanken<br />
macht, ob der Mensch auch glücklich sei. So naiv<br />
die Geschichte vordergründig scheint – was für ein<br />
großartiges Gottesbild wird hier sichtbar! Es ist der sorgende<br />
Gott, der möchte, dass Menschen miteinander ihr<br />
Glück finden, beieinander Geborgenheit finden. In dieser<br />
Perspektive auch die Fraternität sehen … Diese alte<br />
Erzählung versteht Liebe und Sexualität als Geschenk<br />
des Schöpfers an den Menschen, ein Geschenk des<br />
wohlwollenden Gottes, der um das Glück des Menschen<br />
besorgt ist.<br />
Wenn man so weit ist in der Szene, dann denkt man<br />
sehr schnell an Ihr Jahresthema »Hand in Hand auf<br />
dem Weg«; Hand in Hand auf dem Weg: darf man das<br />
von dieser Szene her auch so verstehen. Mann und Frau,<br />
Hand in Hand auf dem Weg?<br />
Ich finde diesen Text einen der hervorragenden Texte<br />
der Bibel, mit einem Lobpreis der Liebe, mit einer Hochschätzung<br />
der Sexualität. Hätte diese Hochschätzung<br />
stärker die Seelsorge der Kirche geprägt, vieles an Verbiegungen<br />
und Verklemmungen wäre uns erspart geblieben.<br />
<strong>Und</strong> dann schauen wir ins Evangelium: erster <strong>Auf</strong>tritt<br />
in einer Szene des 2. Aktes.<br />
Um anzuknüpfen an diese Geschichte von der Rippe,<br />
von der Liebe. Ja, die Liebe ist in Gefahr. Mit Liebe meine<br />
ich hier die erotische Liebe zwischen Mann und<br />
Frau. Es gibt ja noch andere Formen wie Freundschaft<br />
oder Zuneigung. Die Gefahr geht manchmal ironischerweise<br />
von dem extrem hohen Stellenwert aus, den Liebe<br />
bei uns genießt.<br />
Ein Blick zurück: Jahrtausendelang spielten romantische<br />
Gefühle in Partnerschaften kaum eine Rolle. Es<br />
ging vor allem um Geld, gesunde Nachkommen und<br />
tausend anderer Dinge, die uns heute vielleicht sogar<br />
verdächtig vorkommen. Das änderte sich mit Beginn<br />
der Romantik im 19. Jahrhundert. Die Verliebtheit entwickelte<br />
sich zum entscheidenden Kriterium.<br />
In der Liebe sind wir nun wirklich mit Gott verbunden.<br />
Aber so nah wir auch Gott in der Liebe sind: Unsere Gefühle<br />
sind nicht selbst Gott. Die Krise der erotischen<br />
Liebe heute hat nichts damit zu tun, dass wir den geliebten<br />
Menschen vergöttern. Wir bemerken ziemlich<br />
rasch seine Fehler und Macken. Das Problem ist manchmal,<br />
dass wir die Liebe zu dem anderen selbst vergöttern<br />
und sie mit Gott verwechseln.<br />
Denn Gefühle können sehr wankelmütig sein. Heute<br />
noch verliebt, weiß man morgen schon nicht mehr, was<br />
am anderen so besonders war. Die Liebe verspricht viel<br />
und hält wenig. Vergöttern wir unsere Gefühle, fahren<br />
sie Achterbahn mit uns.<br />
Was wir brauchen ist die Hilfe der Gottes- und Nächstenliebe.<br />
Die Liebe zu Gott und den Nächsten, und die<br />
Liebe Gottes zu uns hilft, den anderen auch im Wechselbad<br />
der Gefühle zu ertragen. Hand in Hand auf dem<br />
Weg meint auch, sich gegenseitig ertragen können…<br />
Ich glaube, das darf man einfach auch sagen, dass unsere<br />
menschliche Liebe nicht der verwechselte Gott wird.<br />
Wir müssen wissen: wir sind Menschen, wir sind nicht<br />
Gott.<br />
Das ist m. E. auch ein Hintergrund der Frage nach Inklusion.<br />
In einem Heft fand ich das sehr schön ausgedrückt: Inklusion<br />
ist … wenn Menschen einfach Menschen sind.<br />
(Hier wurde ein Bild kurz gezeigt.)<br />
Der Begriff Inklusion meint ja: Menschen mit Behinderungen<br />
haben nicht teil an der Gesellschaft, sondern<br />
sind Teil der Gesellschaft. Zwischen den Lebenswelten<br />
von Menschen mit und ohne Behinderung gibt es, wie<br />
man das so sagt, keine Schnittmenge mehr, sondern<br />
beide Gruppen leben als Individuen ein und denselben<br />
Kreis.<br />
So verstanden ist Inklusion dann ein Weg, der unserem<br />
christlichen Welt- und Menschenbild entspricht. Jeder<br />
Mensch ist von Grund auf ein unendlich wertvoller Teil<br />
von Gottes Schöpfung. <strong>Und</strong> jeder trägt auf seine Weise,<br />
mit seinen Talenten und Fähigkeiten, aber genauso auch<br />
mit seinen Ecken und Kanten dazu bei, dass das Werk<br />
Gottes ein vollständiges ist. <strong>Und</strong> dieses Werk ist nicht<br />
glatt, nicht reibungslos. Es steckt vielmehr voller Spannung,<br />
voller scheinbarer Widersprüche, voller Herausforderungen.<br />
<strong>Und</strong> der Status jedes Menschen, ein wertvoller<br />
Bestandteil von Gottes Schöpfung zu sein, kann<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 25
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
und muss nicht erarbeitet werden. Er ist nicht käuflich,<br />
er ist nicht vererbt. Er ist einfach da, von Anfang an.<br />
<strong>Und</strong> genauso ist doch jeder Mensch nur aufgrund seines<br />
Menschseins ein notwendiges Mitglied der Gesellschaft,<br />
in die er hineingeboren wird oder in die sein<br />
persönlicher Lebensweg ihn führt.<br />
So ist die Vision einer Gesellschaft, in deren Mitte sich<br />
alle Menschen einbringen und verwirklichen können,<br />
sinnvoll und erstrebenswert.<br />
Das ist eine Perspektive Ihres Jahresthemas: Hand in<br />
Hand auf dem Weg:<br />
Hand in Hand auf dem Weg. Dieses Motto führt noch<br />
weiter: »Das Unerhörte, in Gottes Hand zu sein!«<br />
Wer möchte so etwas von sich behaupten? Wüsste man<br />
es nicht, man würde es kaum vermuten: Dieses Wort<br />
stammt nicht aus dem Mund eines Predigers oder eines<br />
Mönches. Der damalige Generalsekretär der Vereinten<br />
Nationen, Dag Hammarskjöld, hat es, als er gerade sein<br />
politisches Amt 1954 angetreten hatte, in sein Tagebuch<br />
notiert: »Das Unerhörte, in Gottes Hand zu sein.«<br />
Da wundert sich also ein Weltmann darüber, dass es einen<br />
tragenden Grund gibt. Unerhört nennt er diese Entdeckung.<br />
Sie ist ihm alles andere als selbstverständlich.<br />
Da bezeugt also jemand, dass er inmitten des schwankenden<br />
<strong>Auf</strong> und Ab der großen Weltpolitik und der<br />
tausend persönlichen Ungereimtheiten des Lebens mit<br />
all seinen Behinderungen dennoch wie in guten Händen<br />
aufgehoben ist. Da hat jemand die innerste Gewissheit,<br />
dass er als Mensch trotz allem Hin- und Hergeworfenseins,<br />
trotz vieler Dunkelheiten, gehalten ist von<br />
einer größeren Hand. <strong>Und</strong> diese Gewissheit kann ihm<br />
nichts und niemand nehmen.<br />
Natürlich, wer so etwas behauptet, muss sich Fragen gefallen<br />
lassen: <strong>Steh</strong>t diesem Satz nicht Lebenserfahrung<br />
entgegen? Was hält uns denn, wenn wir uns nicht selber<br />
halten? Was trägt uns, wenn nicht doch unsere eigene<br />
Tüchtigkeit bei aller Behinderung, die Anerkennung,<br />
die wir uns dadurch erwerben? Haben wir nicht unser<br />
Geschick in die eigenen Hände genommen? <strong>Und</strong> das ist<br />
gut so, und Sie tun es hier in Ihrer Gemeinschaft, in der<br />
Fraternität.<br />
Was aber, wenn das alles eines Tages nicht mehr trägt?<br />
Was trägt uns dann, wenn wir uns selber überhaupt<br />
nicht mehr tragen können? Wenn wir den Eindruck haben,<br />
dass uns das Leben völlig aus der Hand gleitet?<br />
<strong>Und</strong> nun macht das gesamte Evangelium zeichenhaft<br />
dies deutlich: In unserem Leben und in all dem, was uns<br />
vorgegeben und mitgegeben ist, was uns manchmal eben<br />
zutiefst bedroht, da kommt zuinnerst auch ein Freund<br />
auf uns zu, der uns die Hand reicht. Er sucht nicht einfach<br />
etwas von uns, sondern uns selbst. Es geht ihm nicht<br />
darum, dass wir dieses oder jenes tun, sondern darum,<br />
dass wir das Leben in Fülle haben. <strong>Und</strong> dass er gleichsam<br />
das mit seiner Hand uns geben möchte.<br />
Wenn er, Christus, zuletzt und schließlich jener ist, der<br />
das Gefährt unseres Lebens steuert, der sozusagen das<br />
Gefährt unseres Lebens mit in die Hand nimmt, mit seiner<br />
guten Hand, dann dürfen wir diesem Leben trauen.<br />
Denn er hat unser Leben bis in seinen letzten Punkt gelebt.<br />
Er ist gescheitert und hat es dann noch einmal<br />
ganz neu öffnen dürfen. Er trägt als <strong>Auf</strong>erstandener immer<br />
die Wundmale, die Zeichen des absoluten Nichts.<br />
In der Hand Jesu sind wir in guten Händen. Es sind<br />
österliche Hände, es sind die Hände des <strong>Auf</strong>erstandenen.<br />
<strong>Und</strong> Ostern sagt: Wir sind davon geprägt, welche<br />
Zukunft wir haben, nicht nur von unserer Vergangenheit.<br />
Ein Mensch, dessen Leben nicht endgültig durch<br />
den Tod in Frage gestellt wird, hat Zukunft. Ganz<br />
gleich, ob er im Leben erfolgreich war oder gescheitert<br />
ist, ob er mächtig oder politisch ein Nichts war, ob er<br />
behindert oder nicht behindert ist, gesund oder krank,<br />
ob er viele oder gar keine Nachkommen hat. Die Osterbotschaft<br />
bestimmt den Menschen, jeden Menschen<br />
durch seine Zukunft, die er in Gott hat. Das ist die Inklusion<br />
von Erde und Himmel.<br />
<strong>Und</strong> damit ist jedes Lächeln, jeder hilfreiche Handgriff,<br />
jede mitmenschliche helfende Tat, die erscheint dann<br />
im Licht der Zukunft und hat insofern einen ganz anderen<br />
Stellenwert, als wenn der Tod sein vernichtendes<br />
Aus darüber ausgesprochen hätte.<br />
Aus dieser guten Hand Jesu, aus dieser österlichen<br />
Hand, das wünsche ich Ihnen, möge diese Fraternität<br />
weiter tätig sein und leben und Hand in Hand auf dem<br />
Weg sein. Ja, das ist das Stück, das Sie spielen. <strong>Und</strong> das<br />
ist für unsere Gesellschaft und für unser Zusammenleben,<br />
das ist für die ganze Kirche enorm wichtig. Dafür<br />
gebührt Ihnen große Anerkennung und Dank, Dank<br />
besonders auch von Seiten der Bischofskonferenz.<br />
Gott segne Sie. Amen.<br />
Weihbischof Dieter Geerlings, Münster<br />
Vorsitzender der Katholischen Arbeitsgemeinschaft<br />
Migration (KAM) und stellvertretender<br />
Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen<br />
Bischofskonferenz<br />
<br />
26 STEH AUF UND GEH 4/2012
MITEINANDER UNTERWEGS – BUNDESFRATERNITÄT<br />
Y<br />
Gedanken des Bundesseelsorgers<br />
Geschenk Gottes an uns<br />
iebe Freunde der Fraternität,<br />
L liebe Schwestern und Brüder,<br />
in einer Familie ereignete sich zufällig Folgendes: Ein<br />
Kind, ein kleiner Junge befand sich zuhause »auf Entdeckungsreise«<br />
und kramte in alten Schachteln und Kisten<br />
in der Dachkammer. Da fand er einen alten, zerknitterten<br />
Stern aus Silberpapier. <strong>Auf</strong>geregt kam er zur<br />
Mutter gelaufen: »Was ist das denn, Mutter?« »Es ist ein<br />
Weihnachtsstern!« »Was ist denn ein Weihnachtsstern?«<br />
fragt das Kind weiter. »Etwas von früher, von einem<br />
Fest.« »Was war das für ein Fest, Mutter?« Der kleine<br />
Junge wurde immer neugieriger und wollte noch mehr<br />
wissen. »Ach, das Fest war langweilig«, bemerkte die<br />
Mutter und wollte das Kind schnell ablenken. Aber der<br />
Junge blieb beharrlich und es interessierte ihn, was das<br />
für ein Fest war – und was für ein Stern.<br />
»Man stellte sich um einen Baum mit Lichtern und<br />
sang Lieder oder sie kamen aus dem Fernseher und dann<br />
gab es ein paar nette Geschenke für jeden und das Beste<br />
war das Essen, auf das wir alle viel zu lange warten mussten.«<br />
»<strong>Und</strong> was war mit dem Stern?« »Der war oben auf<br />
dem Lichterbaum. Man hat sich Geschichten von dem<br />
kleinen Jesus erzählt. <strong>Und</strong> der Stern soll armen Hirten<br />
und auch Königen und anderen Leuten den Weg gezeigt<br />
haben zur Krippe von dem kleinen Jesus.« »Wer ist denn<br />
dieser kleine Jesus? Erzähl mir mehr davon!« »Das mach<br />
ich ein andermal. Wirf jetzt den alten Stern weg! Schau<br />
mal, wie alt und zerknittert er schon ist. Wirf ihn weg!«<br />
Da sagt der kleine Junge ganz ruhig und nachdenklich:<br />
»Er leuchtet aber immer noch und hat auch immer noch<br />
seinen Glanz.« Die Mutter war schon wieder weg. »Ich<br />
will ihn aber aufheben und nicht wegwerfen. Vielleicht<br />
hilft er mir noch…«, meinte der Junge zu sich selber. …<br />
Später hat sich der Junge dafür interessiert, wer denn<br />
dieses Kind mit Namen »Jesus« war, weil er diesem Namen<br />
wieder irgendwo begegnet ist. <strong>Und</strong> er hat dann<br />
auch von Jesu Taten und Worten erfahren, von seinem<br />
Evangelium, seinen Wundern, von seiner Hinrichtung<br />
am Kreuz und von seiner <strong>Auf</strong>erstehung. Ob er sich<br />
dann aber auch wirklich für ihn entschieden hat, bleibt<br />
zu hoffen. Haben wir uns denn für Ihn entschieden?<br />
Für Jesus, den Herrn und Heiland unseres Lebens? Das<br />
bleibt auch immer sehr zu hoffen.<br />
Weihnachten ist ein Fest der Gemütlichkeit und der<br />
familiären Geborgenheit – sollte aber immer auch ein<br />
Fest sein, das nachdenklich macht, so wie das Kind<br />
durch den alten Silberstern nachdenklich gemacht wurde.<br />
Die Weihnachtszeit dient zum Ausruhen, Feiern und<br />
Essen miteinander. Wir verbringen Zeit zusammen mit<br />
unseren Familien und Freunden und genießen den Frieden,<br />
den wir haben. Das ist alles wichtig, macht aber allein<br />
den Wert und die Botschaft von Weihnachten noch<br />
nicht aus. Weihnachten bedeutet, von Jesus her gesehen,<br />
dass Gott gegenwärtig wird in unserem ganz alltäglichen<br />
und persönlichen Leben. In Ihm ist die Gegenwart<br />
da und Vergangenheit und Zukunft fallen in eins. In<br />
dieser persönlichen und lebendigen Gegenwart Gottes<br />
wird das aufgewertet, was wir abgewertet haben, wird<br />
das gerettet, was wir für verloren glaubten, wird das hineingenommen,<br />
was wir geringschätzig ausgeklammert<br />
und ausgeschlossen haben. Haben wir über uns oder<br />
andere eine negative Verurteilung ausgesprochen oder<br />
ausgedacht, wird diese wieder rückgängig gemacht und<br />
gelöscht. Es wird eine neue Chance geboten.<br />
Können wir das Geschenk, das Gott uns macht, auspacken<br />
und annehmen? Oder haben wir es – wie den<br />
alten, silbernen Stern – wieder verschwinden lassen in<br />
irgendeiner Klamottenkiste unseres Lebens?<br />
Das Geschenk Gottes an uns ist Jesus, der gesagt hat:<br />
»Ich aber bin unter euch, wie der, der bedient.« (Lk 22,27) In<br />
der Zeit vor Weihnachten singen wir manchmal das<br />
Lied von Jochen Klepper »Die Nacht ist vorgedrungen, der<br />
Tag ist nicht mehr fern«, im Gotteslob Nr. 111. Da heißt es<br />
in der zweiten Strophe:<br />
Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht.<br />
Gott selber ist erschienen zur Sühne für sein Recht.<br />
Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt.<br />
Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.<br />
In diesem Sinn darf ich meinen Wunsch zu Weihnachten<br />
aussprechen: Möge die Gnade Gottes mit Euch sein<br />
und der Friede Gottes Euch begleiten!<br />
Möge die Liebe Gottes unser Leben leiten,<br />
heute und für alle Zeiten!<br />
In herzlicher Verbundenheit<br />
Ihr<br />
Franz Hilfenhaus, Pfarrer<br />
Bundesseelsorger der <strong>fraternität</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 27
Z<br />
MITEINANDER UNTERWEGS – FRATERNITÄT WELTWEIT<br />
Aus der Welt<strong>fraternität</strong><br />
Kernequipe besuchte asiatische Fraternitäten<br />
ährend ihrer Asienreise im April 2012 statteten Dolors<br />
W Vazquez, die Koordinatorin der Interkontinentalen Fraternitätsbewegung,<br />
und Albert Arrufat, der Interkontinentale<br />
Seelsorger, begleitet von Alicia Cuacala, verschiedenen Fraternitäten<br />
auf diesem Kontinent einen Besuch ab.<br />
In China trafen sie sich während ihres <strong>Auf</strong>enthaltes<br />
(10.–13. April) mit einer Fraternitätsgruppe in Tientsin,<br />
ca. 150 km von Peking entfernt. In Taiwan (13.–19. April)<br />
wurden Erfahrungen mit einer Gruppe aus Taipeh und<br />
einer weiteren Gruppe aus dem Inneren des Landes<br />
ausgetauscht. <strong>Und</strong> in Vietnam (19.–25. April) besuchten<br />
sie mehrere Fraternitätsgruppen sowie auch andere Verbände,<br />
die in Ho Chi Minh Stadt, dem früheren Saigon,<br />
aktiv sind.<br />
Die Kernequipe folgte mit dieser Reise dem <strong>Auf</strong>trag des<br />
Weltkongresses (Interkontinentalen Komitees) 2010, die<br />
Fraternitätsarbeit in Asien zu fördern.<br />
Quelle: Brief an die Nationen Nr. 21 vom 21. Mai 2012;<br />
siehe auch www.fratinter.org<br />
<br />
Aus der Pressemitteilung der Kernequipe zum Interkontinentalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember 2012<br />
veröffentlichen wir nachfolgend einige Auszüge:<br />
Altbekannte Hindernisse, tägliche Schwierigkeiten, neue Ziele<br />
ie Interkontinentale Fraternität möchte sich, als Teil<br />
D des Kollektivs, das unzähligen Hürden aufgrund<br />
körperlicher und kommunikativer Beeinträchtigungen<br />
gegenübersteht, erneut zum Interkontinentalen Tag der<br />
Menschen mit Behinderung ihre geistige Einstellung<br />
und ihre Erfahrung einbringen.<br />
Zuerst fordern wir Euch auf, über das von der UNO<br />
vorgeschlagene Thema nachzudenken:<br />
»Hürden überwinden, um eine Gesellschaft zu erschaffen,<br />
die alle Menschen mit einbezieht und zu der jedermann<br />
Zugang hat.«<br />
Viel zu lange schon, leider auch noch heute, wird weder<br />
akzeptiert noch anerkannt, dass jeder Mensch gewisse<br />
Fähigkeiten besitzt, die er entwickeln und einsetzen<br />
kann. <strong>Auf</strong> diese Weise entsteht eine Gesellschaft, die<br />
manche ihrer Mitglieder ausgrenzt und die behinderte<br />
Menschen im besten Falle als »auf die Hilfe anderer Angewiesene«<br />
betrachtet.<br />
Wir glauben daher, dass mit Überwindung dieser mentalitätsbedingten<br />
Hürden, mit denen wir heutzutage<br />
konfrontiert werden (sei es durch Selbstgefälligkeit,<br />
Mitleid oder sogar zum Schutz und aus übertriebener<br />
Bewunderung), alle weiteren Barrieren – ganz egal, ob<br />
körperliche und kommunikative Einschränkungen –<br />
leichter beseitigt werden können.<br />
Wir entscheiden uns für die Einbeziehung aller Menschen<br />
unter Berücksichtigung der Tatsache, dass alle<br />
Menschen unterschiedlich sind, indem wir ihre Fähigkeiten<br />
anerkennen und wertschätzen. Mit Hilfe des notwendigen<br />
menschlichen Einsatzes und der erforderlichen<br />
materiellen Mittel werden die Hindernisse auf allen<br />
Gebieten unseres Lebens überwunden.<br />
Abschließend möchten wir noch den Barrieren einen<br />
Gedanken schenken, die wir bereits überwunden haben<br />
und wofür wir danken.<br />
Wir möchten dazu aufrufen weiterhin gegen ein System<br />
anzukämpfen, das nicht alle Menschen mit einbezieht,<br />
sondern oft nur das Wohlergehen einiger Weniger fördert.<br />
<strong>Und</strong> zuletzt möchten wir Euch alle motivieren, Euch<br />
weiterhin für das Wohl unserer Fraternität und der gesamten<br />
Menschheit dort einzusetzen, wo Ihr Euch befindet.<br />
INTERKONTINENTALE KERNEQUIPE<br />
(Zusammenfassung: re)<br />
<br />
28 STEH AUF UND GEH 4/2012
AUS KIRCHE UND WELT<br />
Y<br />
Informationen aus Kirche, Gesellschaft und Politik<br />
»Jahr des Glaubens«<br />
Papst Benedikt XVI. hat am 16. Oktober 2011 aus Anlass<br />
des 50. Jahrestages der Konzilseröffnung ein »Jahr des<br />
Glaubens« ausgerufen. Er ermutigt dazu, »den Weg des<br />
Glaubens wiederzuentdecken, um die Freude und die<br />
erneuerte Begeisterung der Begegnung mit Christus<br />
immer deutlicher zutage treten zu lassen« und so der<br />
tiefen Glaubenskrise der modernen Gesellschaft entgegenzuwirken.<br />
Das »Jahr des Glaubens« beginnt am<br />
11. Oktober 2012, dem 50. Jahrestag der Eröffnung des<br />
Zweiten Vatikanischen Konzils, und endet am Christkönigssonntag,<br />
dem 24. November 2013.<br />
http://www.dbk.de/themen/jahr-des-glaubens/<br />
Behindertenbeauftragte von Bund und Ländern hoffen auf<br />
Nachbesserung der PID-Verordnung<br />
Das Bundeskabinett hat einen Entwurf der Rechtsverordnung<br />
zur Regelung der Präimplantationsdiagnostik<br />
(PID) in seiner Sitzung am 14. November 2012 gebilligt.<br />
Die Beauftragten für die Belange behinderter Menschen<br />
der Länder und der Bundesbeauftragte, Hubert Hüppe,<br />
kritisieren diesen Entwurf der PID-Verordnung, da er<br />
einer faktischen Freigabe der Präimplantationsdiagnostik<br />
gleichkomme, und fordern eine entsprechende Veränderung<br />
der PID-Verordnung im Bundesrat.<br />
http://www.behindertenbeauftragter.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/<br />
DE/2012/PM37_NachbesserungPIDVerordnung_mh.html<br />
»Land zum Leben – Grund zur Hoffnung«<br />
Unter diesem Motto rufen die evangelischen Landesund<br />
Freikirchen zur 54. Aktion »Brot für die Welt« auf.<br />
In dieser Hilfsaktion wird auch 2012/2013 der Umgang<br />
mit landwirtschaftlichen Nutzflächen und Land-rechten<br />
thematisiert.<br />
www.brot-fuer-die-welt.de<br />
»Wohnen und Mobilität in der inklusiven Gesellschaft«<br />
Barrierefreiheit ist eine der zentralen Voraussetzungen,<br />
wenn es um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen<br />
geht. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert<br />
die umfassende Herstellung von Barrierefreiheit in<br />
allen Lebensbereichen, etwa beim Bauen und Wohnen,<br />
in Kommunikation und Information oder bei Verkehr<br />
<br />
<br />
<br />
und Mobilität. Die im Deutschen Behindertenrat zusammenarbeitenden<br />
Verbände wollen den internationalen<br />
Tag der Menschen mit Behinderungen nutzen, Barrierefreiheit<br />
im Bereich Wohnen und Verkehr ganz oben<br />
auf die Tagesordnung zu setzen.<br />
Studien zufolge leben derzeit 2,5 Millionen mobilitätseingeschränkte<br />
Menschen in Wohnungen, die erhebliche<br />
Barrieren aufweisen. Der Bedarf an barrierefreien<br />
Wohnungen wird zudem in den nächsten Jahren demografiebedingt<br />
weiter ansteigen. Die Politik bleibt bislang<br />
Antworten schuldig, wie bezahlbarer, barrierefreier<br />
Wohnraum in dem erforderlichen Umfang geschaffen<br />
werden kann.<br />
Für die Mobilität behinderter Menschen spielt der<br />
Bahnverkehr eine große Rolle. Für eine umfassende<br />
Barrierefreiheit der Bahnstationen müssen noch rund<br />
die Hälfte der insgesamt ca. 5.400 Stationen umgebaut<br />
werden. Der barrierefreie Umbau geht nur langsam voran.<br />
Auch sind die Servicezeiten der Bahn Gegenstand<br />
intensiver Diskussionen.<br />
<strong>Auf</strong> einer Fachveranstaltung am 3. Dezember 2012 in<br />
Berlin will der Deutsche Behindertenrat mit Verantwortungsträgern<br />
von Politik, Wohnungswirtschaft und<br />
Bahn ins Gespräch kommen, wie die Barrierefreiheit<br />
von Wohnungen und Verkehr vorangebracht werden<br />
kann. Abschließend werden die behindertenpolitischen<br />
Forderungen der im Deutschen Behindertenrat zusammenarbeitenden<br />
Verbände für die nächste Legislaturperiode<br />
vorgestellt.<br />
www.deutscher-behindertenrat.de<br />
»Selig sind, die Frieden stiften«<br />
Dieses Motto wurde von Papst Benedikt XVI. zur Feier<br />
des 46. Weltfriedenstages am 1. Januar 2013 gewählt.<br />
Die alljährliche Botschaft des Papstes will im schwierigen<br />
Kontext unserer Zeit eine <strong>Auf</strong>forderung an alle<br />
Menschen sein, die Verantwortung für den <strong>Auf</strong>bau des<br />
Friedens als persönliche <strong>Auf</strong>gabe aufzufassen.<br />
http://katholisch-informiert.ch/2012/07/<br />
botschaft-des-papstes-zum-weltfriedenstag-2013/<br />
»Selig sind, die Frieden stiften«<br />
Anlässlich des Weltfriedenstages am 1. Januar beten seit<br />
vielen Jahren katholische Verbände in <strong>Deutschland</strong> ge-<br />
<br />
<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 29
Z<br />
AUS KIRCHE UND WELT<br />
meinsam für den Frieden in der Welt. Die Gemeinsame<br />
Gebetsstunde zum 46. Weltfriedenstag findet am 11. Januar<br />
2013 statt. Wie in jedem Jahr hat die Redaktionsgruppe<br />
der tragenden Verbände eine praktische Arbeitshilfe<br />
mit eigenen Gedanken, Aktionen und Impulsen<br />
für das Friedensengagement in Gemeinden und Initiativen<br />
erarbeitet.<br />
Diese kann über das Jugendhaus Düsseldorf e. V., Carl-<br />
Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf, Tel. (02 11) 46 93-0,<br />
E-Mail: shop.jhd-gmbh.de/de/<br />
Selig-die-Frieden-stiften-Weltfriedenstag-2013 bezogen<br />
werden.<br />
<br />
Präsident des Päpstlichen Rates für die Pastoral im<br />
Krankenhaus, Erzbischof Zygmunt Zimowski, und<br />
etwa zwanzig Bischöfe aus Europa, die in den nationalen<br />
Bischofskonferenzen für die Krankenseelsorge verantwortlich<br />
sind, in den größten deutschen Wallfahrtsort<br />
kommen. Der zentralen Feier in Altötting am 11. Februar<br />
geht vom 7.–8. Februar eine wissenschaftliche<br />
Konferenz an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />
voraus.<br />
http://www.bistum-passau.de/aktuelle-meldungen/12/5/2012/<br />
papst-benedikt-xvi-legt-fest-21-internationaler-krankentag-2013-altoett <br />
»Segen bringen, Segen sein!«<br />
Unter diesem Leitwort werden Anfang des kommenden<br />
Jahres die Sternsinger bei ihrer 55. Aktion Dreikönigssingen<br />
unterwegs zu den Menschen sein. Beispielland<br />
der Aktion 2013 ist Tansania, thematisch geht es um die<br />
Gesundheit und das Leben der Kinder in diesem ostafrikanischen<br />
Land. Zur Eröffnung der bundesweiten Aktion<br />
werden am 28. Dezember 2012 ca. 1 500 Sternsingerinnen<br />
und Sternsinger in Würzburg erwartet.<br />
www.sternsinger.org<br />
»Mit Gott gehen« Micha 6,6-8<br />
Vom 18. bis 25. Januar wird die Gebetswoche für die<br />
Einheit der Christen 2013 von verschiedenen christlichen<br />
Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften in aller<br />
Welt gemeinsam begangen. Diese Gebetswoche bildet<br />
für die weltweite ökumenische Bewegung ein wichtiges<br />
Band der geistlichen Gemeinschaft und Verbundenheit.<br />
<br />
»Ich war fremd – ihr habt mich aufgenommen«<br />
Der Weltgebetstag 2013 findet am Freitag, den 1. März,<br />
statt. Die Gottesdienstordnung wurde von Frauen aus<br />
Frankreich vorbereitet.<br />
Der Weltgebetstag ist eine weltweite Basisbewegung<br />
von christlichen Frauen. Jedes Jahr, immer am ersten<br />
Freitag im März, feiern Frauen, Männer, Kinder weltweit<br />
den Weltgebetstag (WGT). Der Gottesdienst wird<br />
jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet.<br />
Diese Frauen sind Mitglieder in unterschiedlichen<br />
christlichen Kirchen. In unzähligen Gemeinden in<br />
ganz <strong>Deutschland</strong> organisieren und gestalten Frauen<br />
den Weltgebetstag. Auch sie arbeiten in ökumenischen<br />
Teams zusammen. Weltgebetstag – das ist gelebte Ökumene!<br />
Weltgebetstags-Engagierte übernehmen Verantwortung.<br />
Weltweit und vor ihrer Haustür. Ganz nach<br />
dem Motto des Weltgebetstags: »Informiert Beten – Betend<br />
Handeln« (»Informed Prayer – Prayerful Action«).<br />
www.weltgebetstag.de<br />
<br />
www.oikoumene.org<br />
<br />
»Wir haben den Hunger satt!«<br />
»<strong>Geh</strong> und handle genauso«<br />
Am 11. Februar 2013, dem Hochfest Unserer Lieben Frau<br />
von Lourdes, begeht die Katholische Kirche zum 21.<br />
Mal den Welttag der Kranken. An diesem Tag gedenkt<br />
sie weltweit der leidenden, alten und behinderten Menschen<br />
sowie all jener Personen, die sich in Kliniken,<br />
Heimen und Einrichtungen um diese sorgen.<br />
Der Welttag der Kranken wurde 1993 von Papst Johannes<br />
Paul II. eingerichtet. Neben einem Gottesdienst im<br />
Petersdom finden die zentralen Veranstaltungen zu diesem<br />
Tag stets in einem anderen Land statt. Für den<br />
21. Welttag der Kranken wurde auf Wunsch des Papstes<br />
Altötting ausgewählt. Aus diesem Anlass werden der<br />
So lautet das Leitwort, unter dem die 55. MISEREOR-<br />
Fastenaktion steht, die am 17. Februar 2013 in Aachen<br />
bundesweit eröffnet wird. Wie die Beispiele aus Niger,<br />
Bangladesh und Paraguay zeigen, gibt es ganz unterschiedliche<br />
Ursachen für die Entstehung von Hunger<br />
und dessen Bekämpfung. MISEREOR wendet sich mit<br />
seiner 55. Fastenaktion einem der drängendsten Probleme<br />
der Weltbevölkerung zu, denn jeder sechste Mensch<br />
auf der Welt ist von Hunger bedroht.<br />
Am MISEREOR-Fastensonntag, dem 16./17. März 2013,<br />
findet in allen katholischen Kirchen <strong>Deutschland</strong>s die<br />
Kollekte zur Unterstützung der Arbeit des Bischöflichen<br />
Hilfswerks MISEREOR statt.<br />
www.misereor.de<br />
<br />
30 STEH AUF UND GEH 4/2012
Vorschau<br />
abm – arbeitsgemeinschaft<br />
behinderung<br />
und medien e. V.<br />
Bonner Platz 1 / V – 80803 München<br />
Telefon: (089) 30 79 92-0<br />
Telefax: (089) 30 79 92-22<br />
E-Mail: info@abm-medien.de<br />
Besuchen Sie unser Internetangebot:<br />
www.abm-medien.de<br />
Sie finden dort u. a.:<br />
• Die Programmvorschau der nächsten Monate<br />
• Fernsehsendungen mit Behindertenthemen der<br />
laufenden Woche<br />
• Eine Datenbank mit über 2 000 Filmen zu<br />
Behindertenthemen<br />
»Normal« – Behindertenmagazin<br />
VORSCHAU<br />
Sender: Sport 1<br />
Sendezeiten: • samstags 11:15 Uhr<br />
• Wiederholung montags 11:00 Uhr<br />
»Challenge« – Reportagen aus dem<br />
Behindertenbereich<br />
Sender: Kabel 1<br />
Sendezeit: Jeden 1. Samstag im Monat 10:30 Uhr<br />
»Aus anderer Sicht« – Porträts von<br />
Menschen mit einer Behinderung<br />
Sender: 3sat<br />
Sendezeit: Jeden 1. Freitag im Monat 11:30 Uhr<br />
Y<br />
<br />
<br />
<br />
Sonntagsgottesdienste im ZDF<br />
Sendezeit: 9.30 – 10.15 Uhr –<br />
sofern nicht anders angegeben<br />
(E) steht für Evangelischer Gottesdienst<br />
(K) steht für Katholischer Gottesdienst<br />
(Ö) steht für Ökumenischer Gottesdienst<br />
02.12.2012 (K) Oelde<br />
09.12.2012 (E) Meldorf, Meldorfer Dom<br />
16.12.2012 (K) Bochum-Wattenscheid<br />
23.12.2012 (E) Siegen, Nikolaikirche<br />
24.12.2012 (E) Basthorst, Evangelische Kirche<br />
25.12.2012 (K) Seitenstetten<br />
30.12.2012 (E) Wiesbaden, Bergkirche <br />
Veranstaltungshinweise<br />
02.12. »Land zum Leben – Grund zur Hoffnung« –<br />
54. Aktion »Brot für die Welt«,<br />
Infos: www.brot-fuer-die-welt.de<br />
03.12. »Wohnen und Mobilität in der inklusiven<br />
Gesellschaft« – Fachveranstaltung des Deutschen<br />
Behindertenrates in Berlin, siehe unter:<br />
www.deutscher-behindertenrat.de<br />
03.12. Menschenrechte, Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit<br />
– Fortbildungsseminar von<br />
Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V.<br />
(bezev), Bonn, Infos und Anmeldung: www.bezev.de<br />
14.–27.12. »Weihnachten bewusst erleben –<br />
mit Freunden feiern!« – Weihnachtsfreizeit im<br />
Caritashaus St. Elisabeth, Altötting.<br />
Infos unter: www.hausmitherz.de und Anmeldung per<br />
Tel. (0 86 71) 95 77 08-0 oder<br />
per E-Mail: caritas-st.elisabeth@t-online.de<br />
28.12. »Segen bringen, Segen sein!« –<br />
Eröffnung der 55. Aktion Dreikönigssingen in<br />
Würzburg, Infos: www.sternsinger.org<br />
01.01. »Selig sind, die Frieden stiften« –<br />
Weltfriedenstag 2013,<br />
Infos: http://katholisch-informiert.ch/2012/07/<br />
botschaft-des-papstes-zum-weltfriedenstag-2013/<br />
11.01. »Selig sind, die Frieden stiften« – dezentrale<br />
Gebetsstunde katholischer Verbände zum 46. Weltfriedenstag,<br />
Infos: Jugendhaus Düsseldorf e.V.,<br />
Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf,<br />
Tel. (02 11) 46 93-0, E-Mail: shop.jhd-gmbh.de/de/<br />
Selig-die-Frieden-stiften-Weltfriedenstag-2013<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 31
Z<br />
VORSCHAU<br />
18.–25.01. »Mit Gott gehen« Micha 6,6-8 –<br />
Gebetswoche für die Einheit der Christen;<br />
Infos: www-oikoumene.org<br />
11.02. »<strong>Geh</strong> und handle genauso« –<br />
XXI. Weltgebetstag der Kranken in Altötting,<br />
siehe http://www.bistum-passau.de/<br />
aktuelle-meldungen/12/5/2012/<br />
papst-benedikt-xvi-legt-fest-21-internationalerkrankentag-2013-altoett<br />
17.02. »Wir haben den Hunger satt!« – Eröffnung<br />
der bundesweiten 55. MISEREOR-Fastenaktion 2013<br />
in Aachen, siehe www.misereor.de<br />
01.03. »Ich war fremd – Ihr habt mich aufgenommen«<br />
– Weltgebetstag der Frauen 2013,<br />
siehe www.weltgebetstag.de<br />
16./17.03. »Wir haben den Hunger satt!« –<br />
MISEREOR-Fastensonntag 2013,<br />
siehe www.misereor.de<br />
<br />
Wir beten mit Papst Benedikt XVI.<br />
(1 = allgemeine Gebetsmeinung, 2 = Missions-Gebetsmeinung)<br />
DEZEMBER 2012<br />
1. Dass Zuwanderer in aller Welt, vor allem in christlichen<br />
Gemeinden großherzig und mit authentischer<br />
Liebe aufgenommen werden.<br />
2. Dass Christus sich der ganzen Menschheit in jenem<br />
Licht offenbart, dass von Bethlehem ausstrahlt und<br />
sich auf dem Antlitz seiner Kirche widerspiegelt.<br />
JANUAR 2013<br />
1. Für einen tieferen Einblick in die <strong>Geh</strong>eimnisse<br />
Christi und wachsende Glaubensfreude durch das<br />
»Jahr des Glaubens«.<br />
2. Für die Christen im Nahen Osten: Der Heilige Geist<br />
schenke ihnen in der Verfolgung Glaubenskraft und<br />
Durchhaltevermögen.<br />
FEBRUAR 2013<br />
1. Für die Migrantenfamilien: besonders den Müttern<br />
werde Unterstützung zuteil.<br />
2. Für alle in Kriege verwickelten Menschen: um eine<br />
friedvolle Zukunft.<br />
MÄRZ 2013<br />
1. Um Respekt vor der Schöpfung, die uns als Geschenk<br />
Gottes überantwortet ist.<br />
2. Für die Bischöfe, Priester und Diakone: Lass sie<br />
nicht müde werden, das Evangelium überall zu verkünden.<br />
Quelle: Dezember 2012: 1/2/2011 Fidesdienst – www.fides.org<br />
Januar–März 2013: www.ordinariat-freiburg.de –<br />
Amtsblatt 29/2012<br />
<br />
IMPRESSUM »<strong>Steh</strong> <strong>Auf</strong> <strong>Und</strong> <strong>Geh</strong>«<br />
FORUM – <strong>fraternität</strong><br />
der Menschen mit Behinderung in <strong>Deutschland</strong><br />
13. Jg. Nr. 4/2012<br />
Herausgeber:<br />
Bundesleitungsteam (BLT) der <strong>fraternität</strong> der<br />
Menschen mit Behinderung in <strong>Deutschland</strong><br />
c/o Stark, Peter-Lambert-Str. 4, 54292 Trier<br />
Telefon (06 51) 4 42 50<br />
Telefax (06 51) 27230<br />
Internet: www.fraternitaet.de<br />
E-Mail: bundesbuero@fraternitaet.de<br />
Redaktion:<br />
Regina Rüppel (re), Tel. (0 51 21) 5 30 88<br />
Christine Osafo (co), Tel. (06 61) 5 91 51<br />
Fred Kopps (fk), Tel. (05 11) 66 06 42<br />
Hildegard Stark (hs), Tel. (06 51) 2 72 02<br />
Freier Mitarbeiter:<br />
Dipl.rel.päd. Bernd F. Schwanke (bs)<br />
Redaktionsanschrift:<br />
»STEH AUF UND GEH«-Redaktion<br />
Regina Rüppel<br />
Goethestr. 64, 31135 Hildesheim<br />
Tel. (05121) 53088<br />
Fax (05121) 703784<br />
E-Mail: forum-redaktion@fraternitaet.de<br />
Hinweis:<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
in jedem Fall die Meinung des Herausgebers bzw. der<br />
Redaktion wieder.<br />
Wir bitten um Ihr Verständnis für ggf. erforderliche<br />
redaktionelle Überarbeitungen und evtl. Kürzungen<br />
Bei Nachdruck – auch auszugsweise – bitte vorher<br />
Einverständnis einholen.<br />
Layout: Günter Vanecek<br />
Techn. Realisation: Andreas Ziegelmayer<br />
Druck: repaDruck, Zum Gerlen 6, 66131 Saarbrücken<br />
<strong>Auf</strong>lage: 3 000<br />
Erscheinungsweise: 4 × jährlich<br />
Das FORUM »<strong>Steh</strong> <strong>Auf</strong> und <strong>Geh</strong>« wird ausschließlich<br />
durch Spenden und Zuschüsse finanziert.<br />
Redaktionsschluss<br />
»STEH AUF UND GEH« 1/2013:<br />
25. Januar 2013<br />
Bankverbindung:<br />
PAX-BANK e.G. Trier: Bundeskonto der <strong>fraternität</strong><br />
Konto: 3 007 611 012, BLZ: 370 601 93<br />
Spendenkonto »STEH AUF UND GEH«<br />
Konto: 3 006 766 012, BLZ: 370 601 93<br />
Alle Spenden sind steuerabzugsfähig. Eine Spendenbescheinigung<br />
wird ohne <strong>Auf</strong>forderung zugesandt. <br />
32 STEH AUF UND GEH 4/2012
Wer findet die Lösung?<br />
Schneeflocken-Addition<br />
GEISTIG FIT<br />
Y<br />
ier wirbeln verschiedene Schneeflocken durch die Luft. Jede davon stellt einen bestimmten Wert dar.<br />
H Prägen Sie sich die drei Typen und die dazugehörige Zahl gut ein.<br />
Decken Sie dann diese drei Flocken mit einem Blatt zu.<br />
Addieren Sie die Werte der Flocken und zwar zeilenweise so, wie sie der Reihe nach liegen.<br />
Wenn Ihnen diese <strong>Auf</strong>gabe zu schwierig ist, dürfen Sie zuerst alle Werte unter die einzelnen Flocken schreiben und<br />
danach die Zahlen aufaddieren.<br />
<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 33
Z<br />
GEISTIG FIT<br />
Platzkontrolle<br />
etrachten Sie die verschiedenen Christbaumkugeln. Immer wenn Sie drei gleiche Kugeln so angeordnet wie im<br />
B Beispiel finden, dann verbinden Sie diese entsprechend.<br />
<br />
34 STEH AUF UND GEH 4/2012
GEISTIG FIT<br />
Y<br />
Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr …<br />
wünschen wir Ihnen hier in mehreren Sprachen. Unterstreichen Sie möglichst rasch die Ländernamen zwischen<br />
den einzelnen Wünschen und …<br />
… bleiben sie vor allen Dingen auch im kommenden Jahr GEISTIG FIT!<br />
Quelle: Übungen für die grauen Zellen<br />
Um den Geist fit zu halten genügt eine kurze tägliche Aktivierung. Die GEISTIG FIT <strong>Auf</strong>gabensammlung 2012 bietet eine Auswahl an geprüften Übungen<br />
zum gezielten Training der grundlegenden mentalen Funktionen. 160 Seiten abwechslungsreiche Übungen mit dem Gütesiegel der Gesellschaft für<br />
<strong>Geh</strong>irntraining e. V., mehr Informationen zum MentalenAktivierungsTraining und zur Zeitschrift GEISTIG FIT unter www.gfg-online.de.<br />
Friederike Sturm: GEISTIG FIT <strong>Auf</strong>gabensammlung 2012<br />
160 Seiten; ISBN: 978-3-88562-114-0, 16.95 Euro, Vless Verlag 2012, 85552 Ebersberg, www.gehirnjogger-zentrale.de<br />
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung.<br />
Die Lösungen zu diesen <strong>Auf</strong>gaben finden Sie auf dieser Seite unten.<br />
<br />
<br />
Lösungen zu Geistig Fit von Seite 33–35<br />
Schneeflocken-Addition<br />
Die Gesamtsumme aller Flocken ist 93 <br />
Platzkontrolle<br />
10 mal mit<br />
dem Beispiel <br />
Frohe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr<br />
14 Länder: Brasilien – Island – Niederlande –<br />
Albanien – Portugal – England – Italien – Türkei<br />
– Schweden – Korea – Indien – Griechenland –<br />
Thailand – Irland <br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 35
Z<br />
»GEH«-HILFEN<br />
» In der Dunkelheit leuchtet<br />
uns auf ein Licht …«<br />
Die vier Kerzen<br />
ier Kerzen brennen am Adventskranz. Wenn du<br />
V ganz leise bist, kannst du hören, wie sie sprechen:<br />
Die erste Kerze sagt: »Ich bin der Frieden. Niemand<br />
kann mein Licht erhalten. Ich glaube, ich werde ausgehen.«<br />
Ihre Flamme wurde kleiner und kleiner, dann<br />
verlosch sie ganz.<br />
Die zweite Kerze sagte: »Ich bin das Vertrauen. Ich bin<br />
am verletzlichsten, und so macht es keinen Sinn, dass<br />
ich weiter brenne.« Nachdem sie gesprochen hatte, wehte<br />
ein sanfter Hauch zu ihr und sie erlosch.<br />
Leise sprach die dritte Kerze auf ihre Weise: »Ich bin die<br />
Liebe! Ich habe keine Kraft mehr. Die Menschen schieben<br />
mich beiseite und begreifen nicht, wie wichtig ich<br />
bin. Sie vergessen sogar, die zu lieben, die ihnen am<br />
nächsten stehen.« <strong>Und</strong> dann erlosch auch sie …<br />
Ein Kind betritt den Raum sieht, dass drei Kerzen ausgegangen<br />
sind. »Oh, warum brennt ihr nicht mehr?«<br />
Das Kind wurde sehr traurig.<br />
Da sprach die vierte Kerze: »Hab keine Angst, solange<br />
ich brenne, können wir die anderen wieder anzünden.<br />
Ich bin die Zuversicht.«<br />
Mit leuchtenden Augen nahm das Kind die Kerze der<br />
Zuversicht und zündete die anderen wieder an.<br />
Quellen unbekannt<br />
<br />
Weil Gott liebt<br />
in kleiner Engel kehrte enttäuscht von der Erde in den Himmel zurück. Er<br />
E hatte versucht, den Menschen in der Adventszeit die Ankunft des Herrn zu<br />
verkünden. Aber wegen all ihrer ach so wichtigen Vorbereitungen für das Fest<br />
hatte niemand Zeit, ihm zuzuhören.<br />
Nun fragte er einen weisen großen Engel: »Warum geht Gott zu den Menschen<br />
und wird einer von ihnen, wenn keiner nach ihm verlangt?«<br />
»Das ist selbst für uns Engel nicht leicht zu verstehen«, war die Antwort des<br />
anderen, »doch Gott liebt die Menschen. <strong>Und</strong> wer liebt, der kann nicht anders!«<br />
<br />
36 STEH AUF UND GEH 4/2012
»GEH«-HILFEN<br />
Y<br />
Weihnachtsbaum<br />
Bildmeditation<br />
Uralter Baum,<br />
Winterbaum.<br />
Keine Blätter,<br />
keine Blüten,<br />
keine Früchte.<br />
Schief gewachsen,<br />
greift mit<br />
knorrigen Armen<br />
und Knochenfingern<br />
in alle Richtungen.<br />
Nirgendwo Halt.<br />
Stumm ducken sich<br />
verängstigte Häuser.<br />
Schutz geben sie<br />
einander nicht.<br />
Bald wird der Baum<br />
fallen.<br />
Das Unglück droht. –<br />
Wenn nicht,<br />
wenn nicht die Frau<br />
da wäre.<br />
Die neue Eva,<br />
Miriam,<br />
das kleine<br />
israelische Mädchen.<br />
Ohne es zu wissen<br />
gibt es der Geschichte<br />
eine total<br />
andere Richtung:<br />
mit diesem einfachen<br />
Ja<br />
zur Frage des Engels.<br />
Der Baum<br />
ist nicht mehr<br />
der Todesbringer.<br />
Die Schlange<br />
ist besiegt.<br />
Ein Stern erscheint,<br />
heller als die Sonne.<br />
Maria pflückt,<br />
wie eine Frucht,<br />
das göttliche Kind<br />
vom Baum des Lebens.<br />
Du Gott,<br />
der uns<br />
erschienen ist<br />
als Kind,<br />
da, wo niemand<br />
Dich vermutete:<br />
In einer<br />
Futterkrippe<br />
aus dem Holz<br />
eines Baumes<br />
gefertigt.<br />
Prophezeit<br />
als Spross<br />
aus der<br />
Wurzel Jesse<br />
seit uralten Zeiten.<br />
Am Ende erhöht<br />
am Kreuz:<br />
Das Holz getragen,<br />
am Holz vollendet,<br />
was du vor aller Zeit<br />
aus Liebe zu uns<br />
begonnen.<br />
Beate Heinen<br />
Quelle: Weihnachtsbaum, Bild und Text: Beate Heinen, 2009;<br />
© ars liturgica Buch- & Kunstverlag MARIA LAACH, Nr. 4249<br />
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung<br />
<br />
STEH AUF UND GEH 4/2012 37
Z<br />
»GEH«-HILFEN<br />
Die Legende vom Baum im Paradies<br />
ft hatte Adam seinen Kindern von den schönen Tagen<br />
im Paradies erzählt. Er senkte ihnen mit seinen<br />
O<br />
Geschichten eine Sehnsucht ins Herz, die alle Menschen<br />
zu allen Zeiten seitdem in sich tragen: die Sehnsucht<br />
nach paradiesischem Frieden, frei von Angst, Schrecken<br />
und jeglicher Not. Schließlich auch frei von Krankheiten<br />
und vom Sterben.<br />
Als Adam den Tod nahen fühlte, sagte er zu seinem<br />
Sohn Seth: »Mache dich auf, mein Sohn. <strong>Geh</strong> bis an die<br />
Pforten des Paradieses. Wirf einen Blick hinein und<br />
komm zurück und berichte mir, was du gesehen hast.«<br />
Seth brach auf und gelangte nach langer, mühevoller<br />
Wanderung zum Eingang des Paradieses. Schon von<br />
Weitem blendete ihn die helle Lichtgestalt des Engels,<br />
der dort Wache hielt. Sein flammendes Schwert glich<br />
zuckenden Blitzen, und Seth vermochte nicht, sich dem<br />
Garten zu nähern.<br />
»Ich kenne den letzten Wunsch deines Vaters Adam«,<br />
sprach der Engel. »Verhülle dein Haupt, presse die Hände<br />
gegen die Augen und tritt näher heran.«<br />
Seth tat, wie der Engel ihm befohlen hatte, und schritt<br />
vorwärts, ohne zu sehen, wohin er seinen Fuß setzte.<br />
Endlich sagte der Engel: »Nun schau! Aber wende dich<br />
nicht nach mir um. Kein Mensch kann den Himmelsglanz<br />
ertragen!«<br />
Da nahm Seth die Hände von den Augen. Er sah die<br />
Herrlichkeit des Gartens Eden und er schaute und<br />
schaute. Es war ihm wie im Traum: Die wunderschönen<br />
Blumen, die spielenden Tiere, die Bäume und Gräser,<br />
ein Bild vollkommener Schönheit. Nur ein Baum reckte<br />
trockene Äste in den Himmel, kein grünes Blatt an seinen<br />
Zweigen, Risse in der Rinde, ein schwarzer, toter<br />
Riese. Das war der Lebensbaum. Da fiel Seth ein, was<br />
sein Vater Adam und seine Mutter Eva getan hatten. Er<br />
wurde sehr traurig. Er schloss die Augen und wollte<br />
umkehren. doch der Engel befahl ihm: »Öffne die Augen<br />
und sieh!«<br />
Seth gehorchte. <strong>Und</strong> er erblickte in dem dürren Geäst<br />
des Lebensbaumes eine Schlange. Die hatte seine Eltern<br />
so schändlich betrogen. Er presste voll Schauder seine<br />
Hände gegen die Augen und wollte fliehen. Aber der<br />
Engel sprach: »Sohn des Adam, schaue ein letztes Mal<br />
in die Herrlichkeit des Gartens.« <strong>Und</strong> noch einmal wagte<br />
Seth einen Blick in das Paradies. Da sah er schwebend<br />
in dem Lebensbaum eine Lichtgestalt, einen Menschen,<br />
ein Knabe noch.<br />
Quelle: Kreuz und Krippe, Beate Heinen, 1986;<br />
© ars liturgica Buch- & Kunstverlag MARIA LAACH, Nr. 5425<br />
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung<br />
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»Das ist eure Hoffnung«, sagte der Engel. »Wenn die<br />
Zeit sich erfüllt hat, wird Gott seinen Sohn senden. Er<br />
hat es versprochen. Nicht für immer werdet ihr verloren<br />
sein.« Seth konnte sich von dem Anblick nicht losreißen.<br />
Der Engel aber sagte: »Nun kehre zurück zu deinem<br />
Vater und berichte, was du gesehen hast.«<br />
Da bedeckte Seth sein Haupt mit seinem Mantel. Bevor<br />
er sich jedoch auf den Rückweg machte, bat er den Engel:<br />
»Gib mir ein Zeichen, damit mein Vater weiß, dass<br />
ich wirklich die Herrlichkeit des Paradieses geschaut<br />
habe.« Der Engel schenkte Seth drei Körner. »Samen<br />
von dem Baum, von dem Adam und Eva gegessen haben«,<br />
sagte der Engel. »Lege sie unter die Zunge Adams,<br />
wenn er gestorben ist und du ihn zu Grabe trägst.«<br />
Als Seth zurückgekehrt war, erzählte er alles, was er erlebt<br />
und gesehen hatte. Adams Augen begannen zu<br />
glänzen. Ein Leuchten legte sich über sein Gesicht, als<br />
aus Seths Worten das Bild des Gartens Eden wuchs.<br />
Bald darauf starb er hochbetagt. Seth legte ihm die Samen<br />
unter die Zunge, wie der Engel gesagt hatte. Aus<br />
Adams Grab wuchsen drei Bäume hervor. Im Laufe der<br />
38 STEH AUF UND GEH 4/2012
»GEH«-HILFEN<br />
Y<br />
Jahrhunderte wuchsen die drei Stämme zu einem zusammen.<br />
der Baum wurde schließlich gefällt. Einen<br />
mächtigen Balken schlugen die Zimmerleute daraus.<br />
Der wurde für eine Brücke über den Kidronfluss verwendet.<br />
Später, viel später, geriet in Vergessenheit, woher<br />
der Balken stammte. Aber als der Kreuzesbalken<br />
für Jesus, den Messias gebraucht wurde, da nahmen die<br />
Menschen eben diesen Brückenbalken vom Kidronbach,<br />
den Balken vom Baum des Lebens.<br />
So geschah es, dass von diesem Baum zuerst Verderben<br />
und Tod ausgingen, dann aber durch den Tod Jesu aus<br />
eben diesem Holze die Erlösung zum ewigen Leben<br />
kam.<br />
Nacherzählt von Willi Fährmann<br />
Quelle: Willi Hoffsümmer, 99 neue Weihnachtsgeschichten,<br />
2. <strong>Auf</strong>lage 2011, © Verlag Herder GmbH, Freiburg i.Br.<br />
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung.<br />
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Der Nachweihnachtsengel<br />
ls ich dieses Jahr meine Pyramide und die Krippe<br />
A und die zweiunddreißig Weihnachtsengel wieder<br />
einpackte, behielt ich den letzten in der Hand. »Du<br />
bleibst«, sagte ich. »Du kommst auf meinen Schreibtisch.<br />
Ich brauche ein bisschen Weihnachtsfreude für<br />
das ganze Jahr.« »Da hast du aber ein Glück gehabt«,<br />
sagte er. »Wieso?« fragte ich ihn. »Na, ich bin doch der<br />
einzige Engel, der reden kann.« Stimmt! Jetzt erst fiel es<br />
mir auf. Ein Engel, der reden kann? Das gibt es ja gar<br />
nicht. In meiner ganzen Verwandtschaft und Bekanntschaft<br />
ist das noch nicht vorgekommen. Da hatte ich<br />
wirklich Glück gehabt.<br />
»Wieso kannst du eigentlich reden? Das gibt es doch<br />
gar nicht. Du bist doch aus Holz!« »Das ist so. Nur<br />
wenn jemand einmal nach Weihnachten einen Engel<br />
zurückbehält, nicht aus Versehen oder weil er sich<br />
nichts dabei gedacht hat, sondern wegen der Weihnachtsfreude,<br />
wie bei dir, dann können wir reden. Aber<br />
es kommt ziemlich selten vor. Übrigens ich heiße Heinrich.«<br />
»Heinrich? Bist du denn ein Junge? Du hast doch<br />
ein Kleid an.« Heinrich trägt nämlich ein langes rotes<br />
Gewand. »Das ist eine reine Modefrage. Hast du schon<br />
einmal einen Engel in Hosen gesehen? Na also.«<br />
Seitdem steht Heinrich auf meinem Schreibtisch. In seinen<br />
Händen trägt er einen goldenen Papierkorb, oder<br />
vielmehr: einen Müllkorb. Ich dachte erst, es sei nur ein<br />
Kerzenhalter, aber da hatte ich mich geirrt, wie ihr<br />
gleich sehen werdet. Heinrich stand gewöhnlich still an<br />
seinem Platz, hinter der rechten hinteren Ecke meiner<br />
grünen Schreibunterlage (grün und rot passt so gut zusammen!)<br />
und direkt vor ein paar Büchern, zwei Bibeln,<br />
einem Gesangbuch, einem Bändchen mit Gebeten und<br />
den Herrnhuter Losungen. <strong>Und</strong> wenn ich mich über irgendetwas<br />
ärgere, hält er mir seinen Müllkorb hin und<br />
sagt: »Wirf rein!« Ich werfe meinen Ärger hinein – und<br />
weg ist er! Manchmal ist es ein kleiner Ärger, zum Beispiel<br />
wenn ich wieder meinen Kugelschreiber verlegt<br />
habe oder eine fremde Katze in unserer Gartenlaube<br />
vier Junge geworfen hat (zur Zeit besitzen wir zehn Katzen,<br />
zwei alte und acht junge!).<br />
Es kann aber auch ein großer Ärger sein oder eine große<br />
Not oder ein großer Schmerz, mit dem ich nicht fertig<br />
werde, zum Beispiel als kürzlich ein Vater und eine<br />
Mutter erfahren mussten, dass ihr fünfjähriges Mädchen<br />
an einer Krankheit leidet, die nie mehr zu heilen<br />
ist. Wie soll man da helfen! Wie soll man da trösten! Ich<br />
wusste es nicht. »Wirf rein!« sagte Heinrich, und ich<br />
warf meinen Kummer in seinen Müllkorb.<br />
Eines Tages fiel mir auf, dass Heinrichs Müllkorb immer<br />
gleich wieder leer war. »Wohin bringst du das alles?«<br />
»In die Krippe«, sagte er. »Ist denn so viel Platz in<br />
der kleinen Krippe?« Heinrich lachte. »Pass auf! In der<br />
Krippe liegt ein Kind, das ist noch kleiner als die Krippe.<br />
<strong>Und</strong> sein Herz ist noch viel, viel kleiner.« Er nahm<br />
seinen Kerzenhalter unter den linken Arm und zeigte<br />
mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, wie<br />
klein! »Denn deinen Kummer lege ich in Wahrheit gar<br />
nicht in die Krippe, sondern in das Herz dieses Kindes.<br />
Verstehst du das?« Ich dachte lange nach. »Das ist<br />
schwer zu verstehen. <strong>Und</strong> trotzdem freue ich mich. Komisch,<br />
was?« Heinrich runzelte die Stirn. »Das ist gar<br />
nicht komisch, sondern die Weihnachtsfreude, verstanden?«<br />
<strong>Auf</strong> einmal wollte ich Heinrich noch vieles fragen,<br />
aber er legte den Finger auf den Mund. »Pst!« sagte<br />
er. »Nicht reden! Freuen!«<br />
Behaltet doch mal einen Engel zurück, wegen der Weihnachtsfreude.<br />
<strong>Und</strong> spitzt die Ohren! Hört ihr’s? »Wirf<br />
rein!«<br />
Dietrich Mendt<br />
Quelle: »Von der Erfindung der Weihnachtsfreude«<br />
© Evangelisch Verlagsanstalt Leipzig 1999 (2012)<br />
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung!<br />
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STEH AUF UND GEH 4/2012 39
Harre, hoffe,<br />
nicht vergebens<br />
zählst Du der Stunde Schlag.<br />
Wechsel ist das Los des Lebens<br />
und – es kommt ein neuer Tag!<br />
Theodor Fontane