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Butterwegge: Krise des Sozialstaates

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<strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staats<br />

Dr. Christoph <strong>Butterwegge</strong><br />

Professor für Politik an der Uni in Köln.<br />

Dieser Text ist eine Zusammen-Fassung<br />

in Leichter Sprache.<br />

Herr Butterweggge fragt:<br />

• Welche Probleme hat der Sozial-Staat?<br />

• Welche Lösungs-Vorschläge gibt es?<br />

• Und welche Folgen hat das?<br />

Welche Probleme hat der Sozial-Staat ?<br />

Im Fernsehen und in der Zeitung hört man oft,<br />

welche Probleme der Sozial-Staat hat,<br />

und was man dagegen tun kann.<br />

Butterwege erklärt diese Probleme.<br />

Und es sagt, warum sie nicht wahr sind.<br />

<strong>Butterwegge</strong>: <strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates 1


1. Der Sozial-Staat ist zu großzügig.<br />

Manche Menschen sagen:<br />

Deutschland gibt zu viel Geld aus für arme Menschen.<br />

Zum Beispiel: Die Arbeitslosen bekommen zu viel Geld.<br />

Butterwege sagt:<br />

Deutschland gibt nicht mehr für Soziales aus,<br />

als andere Länder auch.<br />

Deutschland ist nicht zu großzügig.<br />

Deutschland gibt nicht mehr Geld für Arbeitslose aus,<br />

als vor 30 Jahren.<br />

Deutschland gibt jetzt zwar mehr Euro aus.<br />

Aber jetzt gibt es auch viel mehr Arbeitslose, als früher.<br />

2. Leistungs-Mißbrauch<br />

Manche Menschen sagen:<br />

Die Menschen nutzen den Sozial-Staat aus.<br />

Zum Beispiel:<br />

Manche Menschen gehen zum Arzt, obwohl sie nicht krank sind.<br />

Sie gehen nur <strong>des</strong>halb, weil sie nichts dafür bezahlen<br />

müssen.Butterwege sagt:<br />

Ja, manche Menschen nutzen den Sozial-Staat aus.<br />

Aber das sind nur sehr wenige.<br />

Aber das Fernsehen und die Zeitung berichtet sehr viel darüber.<br />

Diese Menschen kosten den Staat nicht viel Geld.<br />

Der Staat verliert viel mehr Geld dadurch,<br />

dass reiche Menschen zu wenig Steuern bezahlen.<br />

<strong>Butterwegge</strong>: <strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates 2


3. Es gibt zu viele alte Menschen.<br />

Heute werden die Menschen älter als früher.<br />

Zum Beispiel, weil es bessere Medizin gibt.<br />

Und es werden weniger Kinder geboren.<br />

Mehr alte Menschen brauchen aber mehr Pflege und Rente.<br />

Und die Pflege und die Renten kosten Geld.<br />

Manche Menschen sagen:<br />

Die Pflege-Versicherung und die Renten-Versicherung<br />

kann das nicht mehr bezahlen.<br />

Die Menschen sollen eine private Versicherung bezahlen.<br />

Butterwege sagt:<br />

Eine private Versicherung können aber nur<br />

die reichen Menschen bezahlen.<br />

Wenn man sagt: Die alten Menschen kosten uns zu viel Geld.<br />

Dann macht man damit die alten Menschen schlecht.<br />

Es gibt nicht zu viele alte Menschen.<br />

Und es gibt nicht zu wenig junge Menschen.<br />

Sondern: Zu wenig Menschen zahlen in die Kassen ein.<br />

Wenn mehr Menschen eine richtige Arbeit haben,<br />

dann zahlen auch mehr Menschen in die Kasse ein.<br />

Also muss man etwas gegen die vielen Arbeitslosen machen.<br />

Butterwege sagt:<br />

Wenn die reichen Menschen mehr Geld in die Kranken-Kasse bezahlen,<br />

dann gibt es auch genug Geld für die Kranken-Kasse.<br />

<strong>Butterwegge</strong>: <strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates 3


Zum Beispiel:<br />

Wer 3.600 Euro im Monat verdient,<br />

der zahlt etwa 305 Euro für die Kranken-Kasse.<br />

Aber wer 6.000 oder 10.000 Euro und mehr verdient,<br />

der zahlt auch nur 305 Euro.<br />

4. Der Sozial-Staat ist schlecht für die Wirtschaft.<br />

Viele Menschen sagen:<br />

Der Sozial-Staat kostet zu viel Geld.<br />

Und der Sozial-Staat ist schlecht für die Wirtschaft.<br />

Darum geht es Deutschland schlechter als den anderen Ländern.<br />

Wenn Deutschland weniger Geld für Soziales ausgibt,<br />

dann geht es der Wirtschaft besser.<br />

<strong>Butterwegge</strong> sagt:<br />

Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt.<br />

Es ist genug Geld da.<br />

Aber das Geld ist ungerecht verteilt.<br />

Wenn Deutschland sparen will,<br />

dann soll man bei den Reichen sparen.<br />

<strong>Butterwegge</strong>: <strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates 4


Der Umbau <strong>des</strong> Sozial-Staates<br />

Viele Menschen sagen: Wir müssen etwas ändern.<br />

Wir müssen den Sozial-Staat umbauen.<br />

Es gibt 2 Vorschläge:<br />

1. Es gibt weniger Sozial-Leistungen:<br />

Zum Beispiel:<br />

Es gibt weniger Rente.<br />

Man bekommt die Rente erst mit 67 Jahren, statt mit 65.<br />

Das heißt: Man muss 2 Jahre länger arbeiten,<br />

und man bekommt 2 Jahre weniger Rente.<br />

2. Und man soll sich selbst absichern.<br />

Man soll eine private Versicherung abschließen.<br />

<strong>Butterwegge</strong> sagt:<br />

Das ist kein Umbau. Das ist ein Abriss.<br />

Die Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates.<br />

Welche Folgen hat das?<br />

<strong>Butterwegge</strong> zählt 5 Möglichkeiten auf, was passieren kann.<br />

Der Sozial-Staat wird zu einem „ Wettbewerbs-Staat“<br />

Es geht nur noch ums Geld.<br />

Man fragt nicht mehr danach:<br />

Was ist die beste Lösung für die Menschen?<br />

Sondern nur: Was ist die billigste Lösung?<br />

<strong>Butterwegge</strong>: <strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates 5


Der Sozial-Staat wird zum Minimal-Staat.<br />

Oft sagt man auch: der schlanke Staat.<br />

Es gibt nur noch eine Grund-Versorgung.<br />

Das heißt: Der Staat sorgt dafür,<br />

dass die Menschen nicht erfrieren und nicht verhungern.<br />

Der Sozial-Staat wird zum Kriminal-Staat.<br />

Wenn es den armen Menschen noch schlechter geht,<br />

dann kann es vielleicht mehr Gewalt geben.<br />

Es gibt zum Beispiel Hilfen für Drogen-Abhängige<br />

und für arbeitslose Jugendliche.<br />

Wenn der Staat diese Hilfen nicht mehr bezahlt,<br />

dann gibt es vielleicht mehr Drogen-Abhängige und mehr Gewalt.<br />

Dann muss der Staat mehr Geld für Polizei und Gefängnisse ausgeben.<br />

Fördern und Fordern<br />

Fördern heißt: Der Staat gibt Hilfe.<br />

Fordern heißt: Man muss auch selbst etwas tun.<br />

<strong>Butterwegge</strong> sagt:<br />

Aber es werden die falschen gefördert<br />

und es werden die falschen gefordert.<br />

Es werden die falschen gefordert:<br />

Man sagt zum Beispiel:<br />

Die vielen Arbeitslosen sind selbst Schuld.<br />

Wer arbeiten will, der findet auch eine Arbeit.<br />

Aber: Es gibt nicht genug Arbeits-Plätze für alle.<br />

<strong>Butterwegge</strong>: <strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates 6


Es werden die falschen gefördert.<br />

Und es wird sehr wenig für die Menschen getan,<br />

die es besonders schwer haben.<br />

Zum Beispiel:<br />

Die Agentur für Arbeit macht viel für arbeitslose Menschen,<br />

die eine gute Ausbildung haben.<br />

Aber diese Menschen finden auch ohne Hilfe eine neue Arbeit.<br />

Aber die Agentur für Arbeit macht wenig für Menschen,<br />

die es schwer haben.<br />

Bei Langzeit-Arbeitslosen und älteren Menschen sagt man,<br />

dass es sich nicht lohnt.<br />

Eigen-Verantwortung und Privat-Initiative,<br />

Der Sozial-Staat macht nur noch die Grund-Versorgung.<br />

Er schützt die Menschen vorm Erfrieren und vorm Verhungern.<br />

Wer mehr will, der muss sich selbst darum kümmern.<br />

Und wer mehr will, der muss auch mehr bezahlen.<br />

Wer nicht mehr bezahlen kann, der braucht private Hilfe.<br />

Zum Beispiel von der Familie oder von ehren-amtlichen Helfern.<br />

<strong>Butterwegge</strong>: <strong>Krise</strong>, Umbau und Zukunft <strong>des</strong> Sozial-Staates 7

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