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Wesen und Aufgabe der Taufe nach dem Neuen Testament

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Beispiel bietet Röm 10,9: “Denn wenn du bekennst mit deinem M<strong>und</strong>: ‘Kyrios ist Jesus!’<br />

<strong>und</strong> wenn du glaubst in deinem Herzen: ‘Gott hat ihn auferweckt von den Toten!’ - dann<br />

wirst du gerettet werden!” In Apg 8,37 haben einige Handschriften, die das Defizit eines<br />

ordentlichen Bekenntnisses in dieser Taufgeschichte bemerkten, ein solches aus <strong>der</strong> ihnen<br />

vertrauten Praxis noch sek<strong>und</strong>är hinzugefügt: “Ich glaube, dass Jesus Christus <strong>der</strong> Sohn<br />

Gottes ist.” Nach unseren Agenden wird das Taufbekenntnis meist in <strong>der</strong> volltönenden Form<br />

des Apostolikums gesprochen - <strong>und</strong> das in <strong>der</strong> Regel gemeinsam mit <strong>der</strong> ganzen versammelten<br />

Gemeinde.<br />

Im Blick auf die parallelen Formen von Säuglings- <strong>und</strong> Erwachsentaufe sind hier allerdings<br />

Sorgfalt <strong>und</strong> Sensibilität gefor<strong>der</strong>t. Denn häufig kann man die Wendung hören <strong>und</strong> auch<br />

lesen 13 : Eltern <strong>und</strong> Paten bekennen stellvertretend den Glauben für das unmündige Kind.<br />

Eine solche Formulierung ist schlicht <strong>und</strong> einfach falsch! Glaube lässt sich nicht vertreten.<br />

Ein stellvertretendes Bekenntnis gibt es nicht. In solchen Gottesdiensten o<strong>der</strong> bei solchen<br />

Papieren wünscht man den vehementen Protest eines Karl Barth zurück, <strong>der</strong> offensichtlich<br />

schon völlig vergessen zu sein scheint! Unverzichtbar ist das gut vernehmliche, eigenständige,<br />

bewusste Bekenntnis des erwachsenen Täuflings. Das Kind o<strong>der</strong> genauer <strong>der</strong><br />

Säugling wird hingegen in den Glauben von Eltern, Paten o<strong>der</strong> Gemeinde hineingenommen.<br />

Ihr Glaubensbekenntnis bezeichnet den Raum, in <strong>dem</strong> das Kind aufwächst - mehr aber nicht!<br />

Um so dringlicher wird die <strong>Aufgabe</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Bezugspersonen, das heranwachsende<br />

Kind zu einem eigenen, selbst angeeigneten Bekenntnis zu führen. Stellvertretend aber kann<br />

niemand bekennen! Das muss auch sprachlich ganz klar <strong>und</strong> unmissverständlich im Vollzug<br />

<strong>der</strong> <strong>Taufe</strong> zum Ausdruck kommen.<br />

4. Anrufung des Namens Jesu durch den Täufer<br />

Für dieses zentrale Element finden sich in den Texten des <strong>Neuen</strong> <strong>Testament</strong>s zwei verschiedene<br />

Formen: a) “im Namen / evpi, bzw. evn tw/| ovno,mati” o<strong>der</strong> b) “auf den Namen / eivj to.<br />

o;noma / .:-” Jesu. Form a) betont dabei die Unterstellung des Taufaktes unter die Autorität<br />

Jesu Christi - <strong>der</strong> Erhöhte selbst vollzieht <strong>dem</strong><strong>nach</strong> die <strong>Taufe</strong>. Form b) betont hingegen die<br />

Übereignung des Getauften an Jesus Christus - die Begründung seiner Christuszugehörigkeit<br />

steht nun im Mittelpunkt. Diese frühen Formen werden dann schon bald durch eine trinitarische<br />

Formel abgelöst, wie sie sich in Mt 28,19 findet. Dabei ist die christliche Taufpraxis in<br />

<strong>der</strong> Folge geblieben. Die Anrufung des Namens veranschaulicht auf gr<strong>und</strong>legende Weise die<br />

(allen Christen gemeinsame) Bindung an Christus - sie allein konstituiert Gemeinschaft<br />

(1Kor 1,13: “O<strong>der</strong> seid ihr etwa auf den Namen des Paulus getauft?”).<br />

5. Wasserritus <strong>und</strong> Handauflegung<br />

Dass bei <strong>der</strong> <strong>Taufe</strong> Wasser verwendet wird, ist schon im Sprachgebrauch (“untertauchen /<br />

bapti,zw”, “waschen / lou,omai”) angelegt <strong>und</strong> orientiert sich zugleich an <strong>dem</strong> Vorbild <strong>der</strong><br />

Johannestaufe im Jordan. Im Bild des Untertauchens dominiert die Symbolik aus Röm 6,3-8<br />

(mitsterben / mitauferstehen). Ein anschauliches Beispiel liefert wie<strong>der</strong>um die Episode von<br />

<strong>der</strong> <strong>Taufe</strong> des Äthiopiers (Apg 8,38-39). Wenn heute die Praxis des Übergießens vorherrscht,<br />

so assoziiert das eher die Metaphorik des Bades o<strong>der</strong> des Waschens. Die Handauflegung als<br />

Ausdruck <strong>der</strong> Geistverleihung ist im <strong>Neuen</strong> <strong>Testament</strong> noch nicht eindeutig mit <strong>der</strong> <strong>Taufe</strong><br />

13<br />

Prominent etwa in: Die <strong>Taufe</strong>. Eine Orientierungshilfe zu Verständnis <strong>und</strong> Praxis <strong>der</strong> <strong>Taufe</strong> in <strong>der</strong><br />

evangelischen Kirche. Vorgelegt vom Rat <strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Deutschland, Gütersloh 2008, 45 <strong>und</strong><br />

50 (dort ist z. B. von <strong>dem</strong> “stellvertretenden Ja” <strong>der</strong> Eltern bei <strong>der</strong> Säuglingstaufe die Rede); noch deutlicher<br />

die EKD “Fragen zur <strong>Taufe</strong>” im Internet unter www.ekd.de/einsteiger/taufe.html: “Eltern <strong>und</strong> Paten haben<br />

dann die <strong>Aufgabe</strong>, stellvertretend für die Kin<strong>der</strong> den Glauben zu bezeugen ...”; diese “Fragen” sind insgesamt<br />

wenig hilfreich <strong>und</strong> in hohem Maße unbefriedigend!<br />

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