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Der verwundete Heiler Es gibt eine Zeit für Innen und es gibt eine ...

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<strong>Der</strong> <strong>verw<strong>und</strong>ete</strong> <strong>Heiler</strong><br />

<strong>Es</strong> <strong>gibt</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Innen</strong> <strong>und</strong> <strong>es</strong> <strong>gibt</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> Außen. <strong>Es</strong> <strong>gibt</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zeit</strong> d<strong>es</strong><br />

Machens <strong>und</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zeit</strong> d<strong>es</strong> Ruhens. <strong>Es</strong> <strong>gibt</strong> <strong>eine</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> das Licht <strong>und</strong> <strong>es</strong> <strong>gibt</strong><br />

<strong>eine</strong> <strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> den Schatten. Wenn wir <strong>eine</strong>n Pol vernachlässigen verschiebt sich<br />

das Gleichgewicht <strong>und</strong> der vernachlässigte Teil wird sich machtvoll erheben <strong>und</strong><br />

unser Leben berühren.<br />

Di<strong>es</strong> ist ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht<br />

<strong>Es</strong> begann ganz leise <strong>und</strong> schleichend, ähnlich wie die Dämmerung langsam den<br />

Tag verdrängt. Zuerst war ich nur müde, sehr müde. <strong>Der</strong> Tag zog sich endlos in<br />

die Länge <strong>und</strong> ich war froh, wenn ich endlich ins Bett gehen konnte. Dann kam<br />

die Lustlosigkeit, ich wollte niemanden mehr sehen oder sprechen. Dazu<br />

g<strong>es</strong>ellten sich noch die körperlichen B<strong>es</strong>chwerden. Mein Blutdruck war viel zu<br />

hoch, ich litt unter permanenter Übelkeit, das Leben war freudlos geworden. Ich<br />

wusste damit nichts anzufangen. War ich doch in den vergangenen 35<br />

Berufsjahren immer engagiert, neugierig <strong>und</strong> wissensdurstig auf neue<br />

Erfahrungen gew<strong>es</strong>en. Schon als Kind war mir klar, was ich werden wollte. Ich<br />

wollte Menschen helfen, <strong>eine</strong> Tätigkeit, bei der mein Herz aufgeht <strong>und</strong> mein<br />

Geist frei wird. Ich liebe Menschen, ich liebe Medizin, ich liebe<br />

Heilungsmöglichkeiten, so war <strong>es</strong> immer. So habe ich versucht, als<br />

Krankenschw<strong>es</strong>ter m<strong>eine</strong>r Mission näher zu kommen. Nach 10 Jahren<br />

Pflegetätigkeit reichte mir der Rahmen nicht mehr, der sich mir bot. Ich wollte<br />

mehr Handlungsspielraum haben. Eine eigene Praxis <strong>und</strong><br />

Eigenverantwortlichkeit, die Dinge zu tun, die ich gut fand. Als Heilpraktikerin<br />

fand ich das Betätigungsfeld, das ich brauchte um mich wohl zu fühlen. <strong>Der</strong><br />

Start in m<strong>eine</strong>r neuen Laufbahn verlief noch ziemlich stofflich. Die Methoden<br />

waren zum Anfassen, Spritzen <strong>und</strong> Massagen waren etwas, das die Menschen<br />

sehen <strong>und</strong> spüren konnten. Und auch ich war damit zufrieden. Doch dann trat<br />

Reiki in mein Leben. Nicht g<strong>es</strong>ucht, völlig unerwartet eröffnete mir di<strong>es</strong>e<br />

Methode <strong>eine</strong> neue Dimension d<strong>es</strong> Heilens. Energie war das Zauberwort, das<br />

plötzlich in m<strong>eine</strong>n Sprachschatz Eingang fand. Ich wollte immer mehr <strong>und</strong><br />

immer genauer wissen, welche Wege <strong>und</strong> Möglichkeiten die feinstoffliche<br />

Arbeit bietet.<br />

So begann ich noch einmal neu zu lernen. Über alle Reikigrade weiter zum<br />

Rebirther, von Feuerlauf <strong>und</strong> Visionssuche zur geistigen <strong>Heiler</strong>in. Ausgebildet<br />

zur Hellseherin erforschte ich die verborgenen Räume d<strong>es</strong> Unbewussten. Ohne<br />

mir groß Gedanken darüber zu machen, war ich im Laufe der <strong>Zeit</strong> zu <strong>eine</strong>r


Lichtarbeiterin geworden. <strong>Es</strong> konnte nicht ausbleiben, dass ich während all<br />

di<strong>es</strong>er Tätigkeiten selbst an W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Schmerzen m<strong>eine</strong>r Vergangenheit<br />

rührte. M<strong>eine</strong> Klienten waren die Spiegel, in die ich schauen durfte um zu sehen,<br />

was ich all<strong>eine</strong> nicht sehen konnte. Oft war ich berührt, manch<strong>es</strong> mal betroffen<br />

<strong>und</strong> das ein oder andere Mal dachte ich.“Gott sei Dank, das ist nicht mein<br />

Thema.“Damit war ich möglicherweise zu voreilig.<br />

Doch wie auch immer, ich war glücklich. Ein<strong>es</strong> Tag<strong>es</strong> begegnete ich <strong>eine</strong>m<br />

spirituellen Lehrerpaar, das von der <strong>Es</strong>senz d<strong>es</strong> gegenwärtigen Augenblicks<br />

sprach. Ich war fasziniert. All m<strong>eine</strong> Sehnsucht „ nach Hause zu kommen“ fand<br />

hier ihren Platz. Ich spürte nur noch tiefe Liebe <strong>und</strong> das Verlangen, andere<br />

Menschen daran teilhaben zu lassen.<br />

Und genau das tat ich. Ich erzählte den Menschen von der Stille <strong>und</strong> der<br />

Schönheit d<strong>es</strong> Jetzt. Ich lud sie ein, sich berühren zu lassen von der zeitlosen<br />

Ewigkeit, in der all<strong>es</strong> <strong>und</strong> jeder geborgen ist. Wir hatten w<strong>und</strong>ervolle<br />

Erfahrungen zusammen. Wir b<strong>es</strong>uchten Orte, die durch ihren Zauber m<strong>eine</strong><br />

Arbeit vertieften. Wir waren in Lanzarote <strong>und</strong> im Himalaya, im Süden <strong>und</strong> im<br />

Norden Deutschlands <strong>und</strong> all<strong>es</strong> funktionierte w<strong>und</strong>erbar.<br />

Bis ich <strong>eine</strong>s Tag<strong>es</strong> einfach stehenblieb. Mir erschien <strong>es</strong>, als wäre ich an <strong>eine</strong>m<br />

Punkt angelangt, der jede Weiterentwicklung unmöglich machte. Ich beendete<br />

alle m<strong>eine</strong> bisherigen Seminare <strong>und</strong> Arbeiten. Ich war allerdings nicht darauf<br />

vorbereitet, was dann g<strong>es</strong>chah. <strong>Es</strong> passierte etwas, was ich die ganzen<br />

Jahrzehnte vermieden hatte. M<strong>eine</strong> Muster, von denen ich g<strong>es</strong>chworen hätte,<br />

dass sie nicht mehr existierten, trugen mich nicht mehr. Ich hatte kein<br />

Betätigungsfeld mehr, auf dem ich spielen konnte. Immer energiegeladen,<br />

immer auf der Suche nach noch mehr <strong>und</strong> noch tieferen Erfahrungen, immer von<br />

Menschen umgeben, mit denen ich das G<strong>es</strong>chenk d<strong>es</strong> Heilens teilen konnte –<br />

all<strong>es</strong> weg. Ich war auf mich selbst zurückgeworfen.<br />

Die Karten d<strong>es</strong> Lebens wurden neu gemischt. Aus Licht wurde Dunkelheit, die<br />

mich immer tiefer einholte. Ich b<strong>es</strong>tand nur noch aus Angst, Verzweiflung <strong>und</strong><br />

Hoffnungslosigkeit. Kein klarer Gedanke war mehr möglich. All<strong>es</strong> Wissen um<br />

Liebe <strong>und</strong> Göttlichkeit, alle Leichtigkeit wurde von di<strong>es</strong>er tiefen<br />

<strong>und</strong>urchdringlichen Finsternis verschluckt. Ich wollte nur noch, dass <strong>es</strong> aufhört,<br />

selbst wenn di<strong>es</strong> m<strong>eine</strong>n Tod bedeuten sollte. Mein Ich oder das, was ich da<strong>für</strong><br />

gehalten hatte zersprang in tausend Einzelteile. So muss sich die Hölle anfühlen,<br />

wenn <strong>es</strong> denn <strong>eine</strong> <strong>gibt</strong>.


<strong>Es</strong> waren viele Monate Kampf. Kampf gegen das, was sich gerade zeigte.<br />

Kampf gegen die Verzweiflung, gegen die ri<strong>es</strong>ige Angst nie wieder g<strong>es</strong><strong>und</strong> zu<br />

werden. Von Demut <strong>und</strong> Hingabe über die ich selbst so oft g<strong>es</strong>prochen hatte,<br />

war in mir nichts zu spüren. Ich wollte <strong>es</strong> anders. Nur ganz langsam <strong>und</strong><br />

bruchstückweise begriff ich, dass <strong>es</strong> <strong>eine</strong>n Sinn geben musste in di<strong>es</strong>er dunklen<br />

Nacht der Seele. Was hatte ich wohl übersehen in m<strong>eine</strong>r Euphorie <strong>für</strong> das<br />

Licht? Welchen Teil von mir hatte ich nicht mitgenommen, der sich jetzt so<br />

vehement meldete?<br />

<strong>Es</strong> war mein Körper, den ich verg<strong>es</strong>sen hatte. Ich hatte ihm all die Jahrzehnte<br />

einfach nicht zugehört. Ich habe s<strong>eine</strong> Signale ignoriert <strong>und</strong> selbst wenn er<br />

schon am Boden lag, mit tausend Schmerzen, war ich immer noch nicht bereit<br />

auf ihn zu achten. Ich hatte Angst, was er mir zu sagen hätte. Ich wusste, dass<br />

jede Zelle m<strong>eine</strong>s Körpers Erinnerungen trägt an Dinge der Vergangenheit, an<br />

denen ich lieber nicht gerührt hätte. Doch <strong>es</strong> gab kein Zurück mehr. Wieder<br />

einmal begann <strong>eine</strong> Reise zu m<strong>eine</strong>n kindlichen Anfängen. Dort begegneten mir<br />

all die Angst <strong>und</strong> all die Panik, die ich auch in der Krankheit erlebte. Ich begriff<br />

langsam, dass m<strong>eine</strong> Seele <strong>und</strong> mein Körper zutiefst verw<strong>und</strong>et <strong>und</strong> g<strong>es</strong>ch<strong>und</strong>en<br />

sind. Dass all m<strong>eine</strong> geleistete Heilungsarbeit noch nicht den Kern d<strong>es</strong><br />

G<strong>es</strong>chehens berührt hatte. Gleich <strong>eine</strong>r Zwiebel hatte ich Schicht um Schicht<br />

abgetragen <strong>und</strong> stand jetzt nackt <strong>und</strong> bloß vor m<strong>eine</strong>n tiefen W<strong>und</strong>en. Und das<br />

war gut so. War doch mein bisherig<strong>es</strong> Leben <strong>und</strong> Tun immer überschattet<br />

gew<strong>es</strong>en von den Mustern, die ich mir zum überleben aufgebaut hatte. Ich<br />

konnte sehen, dass ich immer noch mit <strong>eine</strong>r unsichtbaren Nabelschnur<br />

verb<strong>und</strong>en war mit den Erfahrungen der Vergangenheit. Di<strong>es</strong>e wirkten<br />

unablässig in mein Heute hinein. <strong>Es</strong> gab immer noch <strong>eine</strong>n Teil, der dachte,<br />

wenn ich nicht gut genug <strong>und</strong> leistungsstark genug bin, habe ich k<strong>eine</strong><br />

Lebensberechtigung. Ein Teil, der dachte, dass nur im Tun das Heil zu finden<br />

wäre.<br />

Erst als ich vollständig schachmatt war, konnte ich überhaupt das erste mal in<br />

m<strong>eine</strong>m Leben spüren, welche Angst ich hatte. Angst, m<strong>eine</strong>n imaginären<br />

Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Angst, wertlos zu sein, wenn ich<br />

einfach nur bin. Angst nicht geliebt zu werden.<br />

Und heute: Ich kenne jetzt die dunklen Nacht der Seele. Doch ich kann jetzt<br />

schon Licht am Ende d<strong>es</strong> Tunnels erahnen. Noch weiß ich nicht, was das<br />

bedeuten könnte <strong>und</strong> <strong>es</strong> ist auch nicht wichtig. Ich begreife täglich mehr, dass<br />

ich mich nur jetzt hingeben kann <strong>und</strong> immer wieder nur jetzt. Ich erfahre immer


mehr Demut vor den sogenannten Windungen d<strong>es</strong> Schicksals. Ich spüre, di<strong>es</strong>e<br />

Reinigung ist notwendig um weitergehen zu können.<br />

Ich wünsche mir das vollständige Vertrauen, dass man niemals tiefer fallen kann<br />

als in Gott<strong>es</strong> Hände. Noch zweifle ich manchmal, werde schwach <strong>und</strong> hadere<br />

mit dem Leben. Doch ich wachse, langsam <strong>und</strong> allmählich. Ich beginne zu<br />

verstehen, was Sein wirklich bedeuten könnte, was annehmen wirklich bedeuten<br />

könnte. <strong>Der</strong> Schatten lehrt <strong>es</strong> mich. Aus dem Licht geboren ist er ein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

Helfer auf m<strong>eine</strong>r Reise durch die <strong>Zeit</strong>.<br />

Om namaha shivaya – dein Wille g<strong>es</strong>chehe<br />

Mata Strübbe<br />

mataji@online.de<br />

www.mata-ji.de

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