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PERVERSE, MINIRÖCKE, EXPLOSIONEN<br />
UND BLUT<br />
„Wir haben ein paar Typen, die Gehirn<br />
essen und Leute werden auseinandergerissen<br />
oder ausgeweidet.“ (Greg Nicotero,<br />
Spezialeffekte und Make Up)...<br />
Rodriguez’ Drehbuch war nicht nur eine echte<br />
Herausforderung für die Darsteller, sondern<br />
verlangte auch die ganze Kreativität der anderen<br />
Beteiligten. Die Make-up Effekte in PLANET<br />
TERROR unterscheiden sich in ihrer frechen<br />
Kühnheit deutlich von denen gegenwärtiger<br />
Horrorfilme. Die Splatter Effekte in PLANET<br />
TERROR sind so mitreißend anschaulich, dass<br />
einem fast die Augen aus dem Kopf springen<br />
(was im Film gelegentlich passiert). Die Maskenbildner<br />
bei KNB und allen voran der preisgekrönte<br />
Make-up Künstler Greg Nicotero haben ganze<br />
Arbeit geleistet. „Robert und mich verbindet<br />
eine Menge – unsere Begeisterung für JAWS<br />
(<strong>Der</strong> weiße Hai, 1975), für John-Carpenter-Filme<br />
und für Zombies“, scherzt Nicotero.<br />
Sowohl Nicotero als auch Savini nehmen den<br />
Begriff „Zombie“ dabei äußerst genau.<br />
Deshalb finden sie auch, dass er im Falle von<br />
PLANET TERROR nicht wirklich zutrifft. Nicotero<br />
sagt: „Technisch gesehen gibt es bei uns<br />
gar keine Zombies. Sie sind keine Untoten, die<br />
zurückkommen und sie essen auch nicht notwendigerweise<br />
Fleisch. Wir haben ein paar<br />
Typen, die Gehirn essen und Leute werden<br />
auseinandergerissen oder ausgeweidet. Aber<br />
sie sind keine Untoten. Sie werden infiziert und<br />
mutieren zu hirnlosen Killern.“<br />
Savini stimmt zu: „Ich nenne sie nicht Zombies.<br />
Ich nenne sie ‘Sickos’, weil sie einfach<br />
kranke, perverse Typen sind.“<br />
„Die Zombies sehen aus, als sei das<br />
Fleisch geschmolzen und dann wieder<br />
zusammengewachsen.“ (Greg Nicotero,<br />
Spezialeffekte und Make Up)...<br />
Diese akribische Auseinandersetzung mit der<br />
Welt der „Zombies“ macht Nicotero zu einem<br />
Meister seines Fachs. „Robert und ich haben<br />
Ideen ausgetauscht, einen Haufen Tests durchgeführt,<br />
aber uns von dem traditionellen Zombie-Look<br />
ferngehalten. Bei uns gibt es keine<br />
verschrumpelte, graue Haut, eingefallene<br />
Wangen und verrottete Zähne. Als Basis<br />
benutzten wir medizinische Fachbücher über<br />
Hautausschläge und -krankheiten, weil die<br />
Leute im Film mit einem Nervengas in Berührung<br />
kommen. Am Anfang haben sie nur minimale<br />
Platzwunden, kleine Bläschen und<br />
Verfärbungen, doch dann nehmen die Veränderungen<br />
immer mehr zu.“<br />
Nicotero lässt es sich nicht nehmen, den Verwandlungsprozess<br />
en Detail zu beschreiben: „Es<br />
breitet sich über den ganzen Körper aus. Die<br />
Haut der Opfer bildet mit Flüssigkeit gefüllte<br />
Säckchen, Pusteln und dieses ganze eklige, nässende<br />
Zeug. Das geschieht im ersten Stadium.<br />
Im zweiten Stadium sind die Pusteln und Wunden<br />
noch viel größer. Im dritten und letzten Stadium<br />
verformen sich die Köpfe und die Körper<br />
mutieren vollends zu einer einzigen Wunde. Sie<br />
sehen aus, als sei das Fleisch geschmolzen und<br />
dann wieder zusammengewachsen.“<br />
„Greg und seine Crew haben sich den Arsch<br />
abgearbeitet“, sagt Savini, der Nicotero bereits<br />
seit seinem vierzehnten Lebensjahr kennt.<br />
„Das musste ich unweigerlich an die alten Zeiten<br />
denken, als wir auch schon immer alles<br />
gegeben haben.“<br />
Trotz der Mühen machte es natürlich auch<br />
Spaß, Puppen mit rotgefärbtem Maissirup<br />
abzufüllen. Josh Brolin kommentiert: „Greg ist<br />
klasse. In seinem Shop gibt es alles! Seine<br />
Crew und er arbeiten voller Leidenschaft und<br />
Engagement, aber sie amüsieren sich auch<br />
prächtig dabei. Es sind einfach Leute, die ihren<br />
Job lieben.“<br />
Packte Savini beim Dreh zu PLANET TERROR<br />
die Wehmut an seine Tage als Horror-Maskenbildner?<br />
Nicht wirklich: „Greg musste jede<br />
Nacht Zombies präparieren, zwölf, fünfzig,<br />
dann noch die Blut-Effekte. Ich komme, werde<br />
geschminkt, habe einen eigenen Wohnwagen<br />
und kann mich entspannen“, sagt er. „Nicotero<br />
hat mich für meine Todesszene in SCREAM<br />
(Scream – Schrei!, 1996) präpariert“, sagt<br />
McGowan. „Seitdem bewundere ich ihn. Er<br />
hat eine starke Persönlichkeit.“<br />
Die Schauspieler und Crew-Mitglieder mussten<br />
damit klar kommen, im Cateringzelt neben<br />
einem Zombie zu sitzen. „Am Set beim Dreh<br />
hatte ich keine Probleme damit. Aber für die<br />
Mittagspausen durften sich die Darsteller nicht<br />
abschminken und ich dachte, ‘Wieso muss ich<br />
direkt neben einem Zombie essen?’“, sagt Elise<br />
Avellan. „Sie saßen da und bluteten alles voll,<br />
das war schon saukomisch und abgefahren,<br />
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weil es so echt aussah. Mir hat’s gefallen“,<br />
scherzt Electra.<br />
„Auf einer Seite trage ich einen<br />
hochhackigen Stiefel, auf der anderen<br />
ein „Greenscreen“-Bein.“<br />
(Rose McGowan)...<br />
Doch Make up und Masken waren nur ein<br />
kleiner Teil aus Rodriguez’ Trickkiste. Man<br />
könnte vermuten, dass das Team bei Troublemaker<br />
Digital eine ruhige Kugel schieben<br />
konnte – schließlich verlangte PLANET TER-<br />
ROR im Gegensatz zu den komplett digitalisierten<br />
Welten von SPY KIDS 3-D: GAME<br />
OVER (Mission 3D – Game Over, 2003) und<br />
SIN CITY (Sin City, 2005) nach echten Locations.<br />
Doch das hauseigene Visual-Effects-<br />
Team sah sich mit einer ganzen Reihe kreativer<br />
Herausforderungen konfrontiert, was in erster<br />
Linie an einem Holzbein und einem Maschinengewehrbein<br />
lag, die auf der Leinwand täuschend<br />
echt verschmelzen mussten.<br />
Diesen aufwendigen Trick hat Rodriguez<br />
gemeinsam mit seinem Team von Troublemaker<br />
Digital entwickelt. Sie bauten eine Apparatur,<br />
die man über McGowans Bein schieben konnte,<br />
was die Geduld und das Vorstellungsvermögen<br />
der Hauptdarstellerin auf die Probe stellte. Sie<br />
sagt: „Auf einer Seite trage ich einen hochhackigen<br />
Stiefel, auf der anderen ein „Greenscreen“-Bein.<br />
Es ist ziemlich schwierig, damit<br />
rumzulaufen. Das ging nur in einem bestimmten<br />
Winkel und entsprechender Körperhaltung.<br />
Es war viel Training nötig, damit ich das Bein<br />
lange Zeit in der Luft halten konnte“.