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Der Schwanberg und seine Geschichte - und Geistliches Zentrum ...

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<strong>Der</strong> <strong>Schwanberg</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

10.000 - 4.000 v. Chr.<br />

F<strong>und</strong>e aus Alt-, Mittel- <strong>und</strong> Jungsteinzeit auf dem <strong>Schwanberg</strong><br />

erste Siedlungen in der Mittelsteinzeit<br />

750 - 450 v. Chr.<br />

erste Befestigungsanlagen<br />

400 v. Chr.<br />

Keltensiedlung auf dem <strong>Schwanberg</strong><br />

6./7: Jhd. n. Chr.<br />

Hadelogasage vom Königsschloss auf dem <strong>Schwanberg</strong><br />

1023<br />

Heinrich II. schenkt dem <strong>Schwanberg</strong> den Hochstift Würzburg<br />

1248 - 1268<br />

Bau einer Burg unter Fürstbischof Hermann von Lobdeburg<br />

1525 - 1527<br />

Zerstörung der Burg im Bauernkrieg<br />

1605<br />

Verkauf der Burg an Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn<br />

Beginn des 18. Jhds.<br />

Wiederaufbau der zerstörten Burg durch verschiedene Pächter der Würzburger Hofkammer<br />

1802/03<br />

Georg Bevern, Würzburger Hofkonditor, kauft das Schloss vom bayerischen Staat, errichtet Brunnen<br />

<strong>und</strong> Weinberge auf dem Kappelrangen, Saal <strong>und</strong> Gästezimmer im Schloss.<br />

Auf dem <strong>Schwanberg</strong> finden Veranstaltungen <strong>und</strong> Bälle statt<br />

1815 - 1897<br />

Zahlreiche wechselnde Besitzer auf dem <strong>Schwanberg</strong><br />

1897<br />

Jean <strong>Der</strong>n, ein Kaufmann aus Gießen, kauft den gesamten <strong>Schwanberg</strong>besitz. Er gilt als der<br />

Wiederhersteller des <strong>Schwanberg</strong>s. Er renoviert die Gebäude, baut das Forsthaus <strong>und</strong> eine Straße<br />

<strong>und</strong> macht den <strong>Schwanberg</strong> zu einem vielbesuchten Ausflugsziel mit Gasthaus <strong>und</strong> zu einem<br />

Aufenthaltsort zur Sommerfrische<br />

1911<br />

Alexander Graf zu Faber-Castell kauft am 2.7.1911 den gesamten <strong>Der</strong>n’schen Besitz am <strong>Schwanberg</strong><br />

<strong>und</strong> beginnt mit dem Ausbau der Infrastruktur<br />

1917<br />

Neubau einer Straße auf den <strong>Schwanberg</strong> <strong>und</strong> Bau des Gutshofes (Fertigstellung 1922), Verlegung<br />

der Stallungen aus dem Schloss, Einrichtung der Wasser- <strong>und</strong> Stromversorgung, Telefon<br />

1919 - 1921<br />

<strong>Der</strong> Schlosspark wird auf den wenig ertragreichen Feldern nordöstlich des Schlosses angelegt<br />

1928<br />

Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen (*22.8.1922) wird nach dem Tod <strong>seine</strong>s Vaters neuer Besitzer<br />

des <strong>Schwanberg</strong>s<br />

Gestaltung des „Würzgärtleins“ vor dem Schloss durch <strong>seine</strong> Mutter, Margaretha Gräfin zu Castell-<br />

Rüdenhausen, geb. Reichsgräfin von Zedtwitz-Moraván <strong>und</strong> Duppau,<br />

Renovierung des Schlosses


1944 - 1949<br />

Amerikanische Einheiten besetzen das Schloss<br />

Bei ihrem Abzug 1949 werden alle Unterlagen vernichtet, darunter auch alle Dokumente <strong>und</strong> Pläne<br />

zum Entwurf <strong>und</strong> zum Bau des Parks<br />

1949 - 1957<br />

Das Schloss wird Altenheim des Landkreises Kitzingen<br />

1957<br />

<strong>Der</strong> Pfadfinderinnen - Dienst e.V., heute <strong>Geistliches</strong> <strong>Zentrum</strong> <strong>Schwanberg</strong> e.V. pachtet das Schloss<br />

Ordenshaus <strong>und</strong> Tagungsstätten entstehen<br />

1986<br />

Bau der Michaelskirche auf dem <strong>Schwanberg</strong> nach dem Entwurf des Architekten Alexander Freiherr<br />

von Branca aus München<br />

2004<br />

Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen stirbt unvermählt <strong>und</strong> kinderlos<br />

2005<br />

Das Geistliche <strong>Zentrum</strong> <strong>Schwanberg</strong> e.V. kauft das Schloss <strong>und</strong> den Park<br />

2009<br />

Beginn der Sanierung des Schlossparks<br />

<strong>Der</strong> Schlosspark <strong>Schwanberg</strong> im gartenhistorischen Kontext<br />

Die Erbauung des Parks fiel in eine Zeit, die in der Gartenarchitektur von Aufbruchstimmung<br />

<strong>und</strong> neuen Strömungen geprägt war.<br />

Nach dem Ende des klassischen Landschaftsgartens bemühte man sich um eine<br />

zweckgerichtete Naturlandschaft. Die Einbeziehung ökologischer <strong>und</strong> standortgerechter<br />

Pflanzenzusammenstellungen <strong>und</strong> eine regelmäßige Formensprache waren neue<br />

Gestaltungsgr<strong>und</strong>sätze, die auch bei der Anlage des Schlossparks <strong>Schwanberg</strong> deutlich<br />

spürbar sind.<br />

Auch die für die damalige Zeit zumindest nicht alltägliche Pflanzenverwendung, die in<br />

verschiedenen, herausragend platzierten Baumgruppen ganz bewusst inszeniert wurden, zeugt<br />

von einer besonderen botanischen Kenntnis <strong>und</strong> Vorliebe des Erbauers.<br />

Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen<br />

Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen (geb. 1866) heiratet 1896 Ottilie Freiin von Faber<br />

aus Stein bei Nürnberg, die Tochter des Bleistiftfabrikanten Wilhelm Freiherr von Faber <strong>und</strong><br />

Bertha Freiin von Faber. Laut einer Heiratsklausel nimmt das Paar den Namen Faber-Castell


an. 1903 geht das Unternehmen A.W. Faber-Castell in den Besitz von Alexander <strong>und</strong> Ottilie<br />

über, Alexander führt das Unternehmen.<br />

1911 kauft Alexander Graf zu Faber-Castell den <strong>Schwanberg</strong>besitz <strong>und</strong> beginnt, ihn<br />

auszubauen. 1918 wird die Ehe mit Ottilie geschieden.<br />

1919 bis 1921 wird der Schlosspark angelegt<br />

1920 vermählt sich Graf Alexander mit Margaretha Gräfin von Zedtwitz-Morávan <strong>und</strong><br />

Duppau, der Sohn Radulf wird 1928 geboren. 1922 nehmen Graf Alexander, <strong>seine</strong> Frau <strong>und</strong><br />

sein Sohn Radulf den gemeinsamen Familiennamen Castell-Rüdenhausen an.<br />

1928 stirbt Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen in Oberstdort, <strong>seine</strong>m Sohn Radulf<br />

vererbt er das Schloss <strong>und</strong> die Ländereien auf dem <strong>Schwanberg</strong>.<br />

Die Gartenarchitekten<br />

Für die Planung des Schlossparks wurde mit Möhl & Schnizlein ein renommiertes Büro für<br />

Gartenarchitektur beauftragt.<br />

Jakob Möhl war Münchner Hofgartendirektor <strong>und</strong> prägte das Gesicht Münchens nachhaltig.<br />

Ludwig Schnizlein war Obergärtner unter Hofgartendirektor Jakob Möhl in München.<br />

1896 gründeten sie gemeinsam die Firma Möhl & Schnizlein, ein „Bureau für angewandte<br />

Gartenkunst“ in München, später auch eine Dependance in Nürnberg.<br />

Die Firma plante nicht nur zahlreiche Gartenanlagen sondern führte auch deren Bau aus, so<br />

z.B. Zoologischer Garten München, Schloß Fuschl in Fuschl a. See, sowie Privatgärten in<br />

München, Nürnberg, Feldafing, Düren uva.<br />

<strong>Der</strong> Schlosspark <strong>Schwanberg</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> Gestaltung<br />

<strong>Der</strong> Eingang zum Park ist heute nicht mehr vom Hauptzugang aus möglich. Zum einen wegen<br />

der nicht sicher begehbaren Treppenanlage, die den Zugang zum Park bildet, andererseits<br />

liegt der ehemalige Haupteingang in einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereich<br />

der Tagungsstätten des Geistlichen <strong>Zentrum</strong>s <strong>Schwanberg</strong> e.V. Im Zuge der<br />

Sanierungsmaßnahmen soll der Haupteingang aber wieder zugänglich gemacht werden.<br />

Die Allee<br />

Eine große Achse durchzieht den Park von Osten nach Westen <strong>und</strong> teilt ihn symmetrisch auf.<br />

Die Achse ist in der westlichen Hälfte als Lindenallee ausgebildet, in der östlichen Hälfte hat<br />

sich die Allee geteilt <strong>und</strong> bildet eine Kante als Übergang zum landschaftlichen Teil. <strong>Der</strong> Weg<br />

läuft heute jedoch mittig auf das Mausoleum zu. Diese Wegeführung entspricht allerdings<br />

nicht mehr dem ursprünglichen Verlauf. Früher teilte sich der Weg <strong>und</strong> führte auch in diesem<br />

Bereich entlang der Allee. <strong>Der</strong> Gr<strong>und</strong> für diese Veränderung liegt in der forstwirtschaftlichen<br />

Nutzung des angrenzenden Waldes. Im Laufe der Jahre war es immer schwieriger geworden,<br />

mit Maschinen <strong>und</strong> Fahrzeugen am Waldrand entlang zu fahren, deshalb wurde der Weg in<br />

die Mitte der großen rechteckig geformten Wiesenfläche verlegt.<br />

Die Allee ist eine „einheitliche Allee“, die aus<br />

gegenständig angeordneten Linden (Tilia cordata,<br />

Winterlinde <strong>und</strong> Tilia x euchlora, Krim-Linde)<br />

besteht.<br />

<strong>Der</strong> Höhenverlauf ist in diesem Bereich Teil des<br />

Gestaltungskonzeptes. Von der Öffnung der Allee aus<br />

steigt das Gelände zunächst leicht an, ab ca. der<br />

Hälfte der Strecke zum Mausoleum fällt es wieder<br />

sanft ab. Somit erscheint die Entfernung verzerrt <strong>und</strong>


der Blick auf das Mausoleum entwickelt sich erst im Verlauf des Weges dorthin vollständig.<br />

Die Lindenallee als Hauptachse verläuft zwar in einer Linie von Westen nach Ost, doch weitet<br />

sie sich zu Plätzen unterschiedlicher Größe <strong>und</strong> Ausgestaltung auf:<br />

Das Rondell<br />

Im Westen öffnet sich die Allee kurz hinter dem Haupteingang zu einem ovalen Platz, in<br />

dessen Mittelpunkt ein Steinerner Tisch <strong>und</strong> ein Obelisk stehen. <strong>Der</strong> Obelisk trägt auf <strong>seine</strong>m<br />

Sockel eine Inschrift zum Gedenken an den Erbauer <strong>und</strong> an die Entstehungszeit.<br />

Dieser Platz war ehemals durch geometrisch exakt geformte<br />

Beete <strong>und</strong> Wege aufgeteilt <strong>und</strong> präsentierte sich als<br />

großzügige Freifläche, die mit einigen, für die damalige Zeit<br />

besonderen Gehölzen, wie Zeder, Thujen, Kugelrobinien,<br />

Rhododendren usw. bestückt waren. Dies erhöhte die<br />

repräsentative Wirkung des Platzes. Die Beetränder waren mit<br />

Stauden, später auch mit wechselnden Sommerblumen<br />

bepflanzt. Pflanzflächen beschränkten sich aber, laut<br />

Überlieferung von Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen,<br />

bereits schon früh auf wenige Pflanzen, wie zum Beispiel<br />

Schwertlilien, da nur wenige Pflanzen dem ständigen<br />

Wildverbiss standhielten. Alte Bandstahlreste im Boden geben<br />

aber immer noch Aufschluss über die ursprüngliche<br />

Aufteilung <strong>und</strong> Wegeführung.<br />

Am östlichen Ende des Rondells sind die Figuren der vier Jahreszeiten <strong>und</strong> drei<br />

Sandsteinbänke in die Zwischenräume der Allee platziert.<br />

Das Neptunbassin <strong>und</strong> der zentrale Platz<br />

Die Mitte des Parks ist mit dem größten Platz markiert. Die Allee öffnet sich zu einer<br />

rechteckigen Fläche, deren zentrales Element das kreisr<strong>und</strong>e Neptunbassin ist.<br />

Figuren <strong>und</strong> Putten<br />

1930 erhielt Carlo Müller, ein Würzburger<br />

Bildhauer, der aus Hoheim bei Kitzingen<br />

den Auftrag für die Neptunfigur. Auch „Vier<br />

Jahreszeiten“ stammen von Carlo Müller,<br />

die Figuren von Pippin <strong>und</strong> Hadeloga (den<br />

Sagengestalten des <strong>Schwanberg</strong>s) am<br />

Haupteingang zum Park, der Faun, die<br />

<strong>und</strong> die Sitzbänke. Als Material diente der<br />

Blasensandstein des <strong>Schwanberg</strong>s.<br />

Das Becken wird derzeit saniert, die Figur<br />

einen neuen Dreizack <strong>und</strong> die Brunnentechnik wird erneuert.<br />

stammte,<br />

außerdem<br />

Nymphe<br />

erhält<br />

Um das Becken herum waren bis 1956 noch weitere Putten gruppiert, die ursprünglichen<br />

Standorte sind allerdings nicht mehr eindeutig nachvollziehbar.<br />

Einige der Figuren waren beim Antiquariat Seligsberger in Würzburg gekauft worden, bei<br />

denen es sich um Kopien von Figuren von Johann Peter Wagner (1730 – 1809) handeln soll.


Im Zweiten Weltkrieg wurden einige der Figuren stark beschädigt. Auch in den späteren<br />

Jahren wurden sie nach ihrer Restaurierung mehrmals Opfer mutwilliger Zerstörung, sodass<br />

sich Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen 1956 dazu entschloss, die empfindlichsten Stücke in<br />

den nur privat zugänglichen kleinen Garten vor dem Schloss auf dem Kappelrangen zu<br />

bringen. (Deshalb wird dieses Gärtchen seither auch das ‚Puttengärtchen’ genannt). Dieser<br />

Garten war der Wirtsgarten der früheren Gastwirtschaft, der 1928 von Gräfin Margaretha zu<br />

<strong>seine</strong>r heutigen Form umgestaltet worden war.<br />

Gestaltung r<strong>und</strong> um den zentralen Platz<br />

An die Freifläche um das Bassin schließen nördlich <strong>und</strong> südlich Wiesenflächen an, die jedoch<br />

etwas tiefer liegen.<br />

Als Vorbild hierfür könnten Boulingrins (Bowling greens) gedient haben, ein aus England<br />

stammendes gartenkünstlerisches Motiv, das häufig in den Gartenanlagen des 17. <strong>und</strong> 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts verwendet wurde. Darunter versteht man eine vertieft liegendes, von einer<br />

Berme umgebende Rasenfläche, die zum Ball-, bzw. Bowlingspiel benutzt wurde. Ob dies ein<br />

Vorbild für den Schlosspark <strong>Schwanberg</strong> war, kann allerdings nur vermutet werden.<br />

Die vier vorderen Eckpunkte dieser<br />

Wiesenflächen sind mit Balustervasen aus<br />

Sandstein betont.<br />

Parallel zur Allee sind in diesem Bereich<br />

die sog. ‚Bleistiftbäume’ gepflanzt. Es<br />

handelt sich hierbei um einige Exemplare<br />

von Juniperus virginiana, der Bleistiftzeder.<br />

Aus Erzählungen des letzten Besitzers,<br />

Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen, ist<br />

bekannt, dass diese z. T. in früherer Zeit zu<br />

Versuchszwecken für die Bleistiftproduktion angepflanzt wurden.<br />

Die Bleistiftzedern stehen in einer Linie entlang der<br />

Rasenflächen, so dass angenommen werden kann, dass<br />

Bäume bewusst als gestalterisches Andenken an die<br />

verwandtschaftlichen Beziehungen zum Hause Fabergepflanzt<br />

wurden. Alexander Graf zu Castell-<br />

Rüdenhausen selbst hatte das Unternehmen viele Jahre<br />

<strong>und</strong> maßgeblich geprägt. Die Koniferen gelten daher als<br />

Zeugnis der Familiengeschichte <strong>und</strong> werden bei der<br />

entsprechend behandelt.<br />

Aussichtsbalkon<br />

Die beiden Flächen, die den Platz flankieren, werden<br />

beiderseits von attraktiven Blickpunkten begrenzt. Im<br />

ist dies eine Mauer, die als ‚Aussichtsbalkon’ in die<br />

Landschaft diente. Von hier aus führt auch eine<br />

Treppenanlage in den Wald.<br />

vertieften<br />

die<br />

Castell<br />

geführt<br />

schönes<br />

Sanierung<br />

Norden<br />

Die Pergola


Gegenüberliegend im Süden bildet eine Pergola aus schlichten Sandsteinquadern den<br />

Abschluss des Platzes. Sie wurde 1921 aus <strong>Schwanberg</strong>sandstein gebaut. Das Material<br />

stammte aus einem Steinbruch im Park. Dort entstand an dessen Stelle einige Jahre später ein<br />

Alpinum, wie es sich in den zwanziger <strong>und</strong> dreißiger Jahren großer Beliebtheit erfreute.<br />

Direkt vor der Pergola steht die Hirschplastik aus Bronze. Sie stammt von dem Nürnberger<br />

Bildhauer Hans Göschel, der auch das Mausoleum entworfen hat. Ursprünglich trug der<br />

Hirsch ein Hubertuskreuz auf dem Kopf, nachdem es jedoch mehrmals entwendet worden<br />

war, hat der frühere Besitzer darauf verzichtet, es zu ersetzen. Über den heutigen Verbleib<br />

einer Nachbildung, die vor Jahrzehnten angefertigt wurde, ist leider nichts bekannt.<br />

Das Mausoleum<br />

Den Schlusspunkt der Allee im Osten bildet das Mausoleum. Es wurde 1930 bis 1932 nach<br />

dem Entwurf von Hans Göschel gebaut. Nach <strong>seine</strong>r Fertigstellung wurde der 1928 in<br />

Oberstdorf verstorbene Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen dorthin überführt. Neben<br />

Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen liegen dort <strong>seine</strong> Frau Margaretha, geborene von<br />

Zedtwitz-Morávan <strong>und</strong> Duppau, spätere Prinzessin zur Lippe-Weißenfeld, <strong>und</strong> sein Sohn<br />

Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen begraben.<br />

Das Mausoleum selbst gehört allerdings zum Besitz der Familien Castell-Rüdenhausen <strong>und</strong><br />

Castell-Castell..<br />

<strong>Der</strong> äußere Teil<br />

Den Gartenkunsttheorien der Zeit entsprechend, wird die strenge architektonische Aufteilung<br />

mit einer landschaftlichen Gestaltung verzahnt. Die geometrische Gestaltung des inneren<br />

Teils wird nach außen hin aufgelöst, der Übergang in die freie Landschaft wird locker<br />

ausgebildet. Während geradlinige, exakt ausgerichtete Wege durch den inneren, formalen<br />

Parkteil führen, erschließen gew<strong>und</strong>ene <strong>und</strong> unregelmäßig geformte Wege den<br />

landschaftlichen äußeren Teil.<br />

Immer wieder gibt es Abzweigungen, die alle Gartenteile miteinander verbinden, es gibt aber<br />

auch die Möglichkeit, jeden Teil getrennt voneinander zu begehen.<br />

Das „Prinzessinnenbad“<br />

<strong>Der</strong> landschaftliche Teil des Parks ist nach<br />

klassischen Vorbildern mit kleineren<br />

Schwerpunkten besetzt, die den Gang durch den<br />

Wald noch attraktiver machen sollten. Im<br />

Südosten ist dies ein kleiner See, das sog.<br />

‚Prinzessinnenbad’, der etwas tiefer als der Weg<br />

liegt. Er diente sowohl als Rast- <strong>und</strong><br />

Aussichtsplatz, der einen schönen Blick auf die<br />

Felder <strong>und</strong> den Wald bot, als auch zum Baden.<br />

Verborgen zwischen hohen Bäumen liegt der See<br />

stimmungsvoller Umgebung.<br />

in<br />

<strong>Der</strong> Friedhof der Communität Casteller Ring<br />

Etwas versteckt im Wald ist auf der Höhe dieses Sees ein Friedhof für die Schwestern der<br />

Communität Casteller Ring angelegt.


In diesem Bereich war bereits vor Jahrzehnten schon eine Lichtung freigehalten, sie diente<br />

einstmals als gräflicher Tennisplatz.<br />

Die Aussichtskanzel im Wald <strong>und</strong> das Alpinum<br />

<strong>Der</strong> nordwestliche Parkteil bietet attraktive<br />

Aussichtspunkte in das Tal. Deshalb wurde dort<br />

Wald eine Aussichtskanzel aus Sandsteinquadern<br />

im<br />

gebaut.<br />

Gegenüber dieser Kanzel war früher ein kleiner<br />

Steinbruch, der u.a. das Material für die Pergola<br />

lieferte. An dieser Stelle entstand dann später ein<br />

Alpinum, das heute jedoch kaum mehr zu<br />

erkennen ist. Das Alpinum lag früher inmitten einer sonnigen freien Fläche. Heute ist es Teil<br />

des Waldes, von hohen Bäumen umstellt, <strong>und</strong> nicht mehr erkennbar. Die veränderten<br />

Standortverhältnisse machen den Erhalt mit typischen Pflanzen aber nicht möglich.<br />

Dieses Gestaltungselement ist die Kategorie<br />

„Pflanzensammlungen“, bzw.<br />

„Spezialsammlungen“ einzuordnen. Für ein<br />

Alpinum auf dem <strong>Schwanberg</strong> könnte es mehrere<br />

Gründe gegeben haben: Nicht nur, dass<br />

Pflanzensammlungen eine zunehmend häufiger<br />

verwendetes Element in der Gartengestaltung<br />

waren, sondern es bot sich auch die Nutzung der<br />

natürlichen Gegebenheiten des Steinbruches an<br />

diesem Ort an. Nicht zuletzt könnte der Bezug von Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen<br />

zu <strong>seine</strong>m weiteren Wohnsitz in Oberstdorf im Allgäu der Anreiz gewesen sein, auf der<br />

Hochfläche des <strong>Schwanberg</strong>s in <strong>seine</strong>m Schlosspark einen Alpengarten zu errichten.<br />

Erzählungen von Graf Radulf zufolge wurden die Pflanzen hierfür von einer Gärtnerei aus<br />

dem nahe gelegenen Rüdenhausen geliefert, die damals auf Enziane <strong>und</strong> dergleichen<br />

spezialisiert gewesen sein soll.<br />

Parkräume<br />

<strong>Der</strong> gesamte nordöstliche Bereich zwischen Alpinum <strong>und</strong> Lindenallee war als offener Raum<br />

mit Wiesen angelegt. Die Ränder der waldartigen Bereiche haben sich im Laufe der<br />

Jahrzehnte immer weiter zum inneren Parkteil in Richtung Allee vorgeschoben, sodass die<br />

freien Flächen fast völlig zugewachsen sind <strong>und</strong> ihre Raumwirkung für den Park nicht mehr<br />

erkennbar ist.<br />

Ähnlich sieht es auch im nordwestlichen Bereich zwischen dem Aussichtsbalkon <strong>und</strong> der<br />

Lindenallee aus. Auch hier haben sich die Ränder des angrenzenden Waldes immer weiter zur<br />

Allee hin verschoben, die räumliche Wirkung der Wiesen spielt nur noch eine untergeordnete<br />

Rolle.<br />

Wie in den klassischen Landschaftsgärten wurden auch im Schlosspark <strong>Schwanberg</strong><br />

Baumgruppen platziert, die frei von Unterwuchs gehalten wurden, um den Blick nicht zu<br />

begrenzen. Auch waren die Wege so angelegt, dass der Blick im <strong>und</strong> durch den Park bewusst<br />

gelenkt wurde <strong>und</strong> so die Räume im Park nach einer geplanten Abfolge erlebt werden<br />

konnten. Gehölze, Hecken <strong>und</strong> Baumgruppen dienten als „Kulisse“, die den Rahmen für die<br />

Inszenierung der Plätze <strong>und</strong> Ausstattungen bildete.


Parkwiesen<br />

Parkwiesen sind Teile von meist weitläufigen Landschaftsparks. Sie haben sich aus der<br />

traditionellen landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsform entwickelt. Auch sie haben eine<br />

raumbildende Funktion, die besonders in der Verbindung mit den o.g. Gehölzkulissen zur<br />

Wirkung kommt.<br />

Im Schlosspark <strong>Schwanberg</strong> bilden die Parkwiesen einerseit die Räume zwischen dem<br />

inneren, formalen Teil <strong>und</strong> dem äußeren, landschaftlichen Teil. Gleichzeitig schaffen sie aber<br />

auch als Wiesensaum den Übergang zu den Waldrändern. Die landwirtschaftliche Nutzung<br />

dieser Wiesenflächen war <strong>und</strong> ist schon immer Teil des Bewirtschaftungskonzepts, genauso<br />

wie die forstwirtschaftliche Nutzung der Gehölzbereiche im landschaftlichen Teil des Parks.<br />

Blickachsen<br />

Wie in vielen anderen historischen Parks <strong>und</strong> Gärten wird der Blick des Betrachters auch im<br />

Schlosspark <strong>Schwanberg</strong> durch die bewusste Platzierung der Gehölze gelenkt. Durch die<br />

Veränderungen im Gehölzbestand, der Auflösung von Gehölzgruppen oder durch<br />

unkontrollierten Unterwuchs von Wildgehölzen sind viele Blickachsen heute nicht mehr so<br />

erlebbar wie beabsichtigt. Am deutlichsten ist dies bei den beiden Aussichtspunkten im<br />

Norden des Parks zu spüren, wo der Blick in das Tal nur eingeschränkt bzw. überhaupt nicht<br />

möglich ist. Auch innerhalb des Parks sind verschiedene - einstmals geplante -<br />

Blickrichtungen verstellt. Große Einzelbäume, die als Bezugspunkt dienten, sind z.T. nicht<br />

mehr als solche sichtbar. Im Zuge der Sanierung des Schlossparks werden die wichtigsten<br />

Blickbezüge aber wieder hergestellt.<br />

<strong>Der</strong> Gehölzbestand<br />

Auf historischen Aufnahmen ist deutlich zu erkennen, dass der südliche Pfad zwischen<br />

Rondell <strong>und</strong> Pergola von ganz unterschiedlichen Gehölzgruppen begleitet war. Dies hatte<br />

genau geplante Gründe. Einerseits verhinderten Nadelgehölze <strong>und</strong> dichte Baum- <strong>und</strong><br />

Strauchgruppen, dass der Blick schon von Weitem auf die Pergola fallen konnte, andererseits<br />

ließen Birkengruppen mit hohen Kronenansätzen <strong>und</strong> transparenten Kronen die Durchsicht in<br />

einzelne Räume des Schlossparks zu.<br />

Die Verwendung unterschiedlichster Baumarten diente nicht nur der Vielfalt des Bestandes,<br />

sondern hatte auch die Funktion gezielte Parkstimmungen zu erzeugen. Baumgruppen (z.B.<br />

aus Zypressen, Scheinzypressen <strong>und</strong> Lebensbaumarten wie westlich der Pergola) wurden


ewusst gepflanzt, um mit den unterschiedlichen Wuchsformen <strong>und</strong> Färbungen der Nadeln<br />

eine besondere Stimmung zu inszenieren.<br />

Gehölzgruppen entlang des Weges im südwestlichen, landschaftlichen Teil dienten dazu, den<br />

Blick einzugrenzen, während andere – z.B. Birkengruppen in den Freiflächen – eine bewusste<br />

Durchsichtigkeit zuließen. Einzelne Bäume dieser Gehölzgruppen wurden in der<br />

Vergangenheit nach Bedarf entnommen, andere dafür ergänzt, teilweise aber ohne besondere<br />

Berücksichtigung der Gestaltungsabsicht.<br />

Einzelgehölze, wie Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), Atlaszedern (Cedrus atlanticus),<br />

Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum), Trompetenbaum (Catalpa bignonioides), oder<br />

auch der sog. Bleistiftbäume (Juniperus virginiana), die für die damalige Zeit exotische<br />

Bäume waren, erhielten Einzelstellungen, die sie weithin sichtbar machten.<br />

Auffallend häufig ist die Esskastanie im Park zu finden. Im Bereich r<strong>und</strong> um den Friedhof der<br />

Communität Casteller Ring <strong>und</strong> im nordöstlichen Teil stehen einige große Bäume, die auch<br />

reiche - wenn auch nicht ganz ausreifende - Früchte tragen.<br />

Die Vielfalt des Gehölzbestandes lässt nicht nur die Vorliebe <strong>und</strong> die Fachkenntnis des<br />

Erbauers <strong>und</strong> <strong>seine</strong>s Nachfolgers für Botanik <strong>und</strong> Forstwirtschaft erkennen, sie ist ein<br />

Charakteristikum <strong>und</strong> eine weitere Besonderheit des<br />

Parks.<br />

Die Wirkung der Solitärgehölze <strong>und</strong> Gehölzgruppen<br />

entfaltet sich aber ganz besonders durch die offenen<br />

Räume, die als Wiesenflächen angelegt sind.<br />

Ziele der Parksanierung<br />

2008 wurde ein umfassendes „Parkpflegewerk“ für den<br />

Schlosspark <strong>Schwanberg</strong> erstellt.<br />

„Ein Parkpflegewerk ist ein Instrument zur Analyse, zur Dokumentation, zur<br />

denkmalgerechten Pflege, zur Erhaltung <strong>und</strong> Restaurierung historischer Gärten, Parks,<br />

Plätzen <strong>und</strong> Grünanlagen. Es umfasst jeweils ein mit allen Beteiligten verabredetes<br />

Programm für die Pflege, Unterhaltung <strong>und</strong> Umgestaltung im Hinblick auf den Denkmalwert<br />

der Anlage.“ 1<br />

In dieser Gr<strong>und</strong>lage ist einerseits die <strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong> die Gestaltung des Parks dargestellt <strong>und</strong><br />

analysiert. Andererseits sind darin für jeden einzelnen Parkbereich Entwicklungsziele<br />

definiert <strong>und</strong> die dafür notwendigen Maßnahmen aufgeführt.<br />

Die Veränderungen im Schlosspark <strong>Schwanberg</strong> sind derzeit noch einigermaßen<br />

nachvollziehbar. Bandstahlreste entlang der Wege lassen auf den ursprünglichen Verlauf <strong>und</strong><br />

auf die Breiten schließen. Auch aus den vorhandenen Luftbildaufnahmen auf den alten<br />

Postkarten lassen sich viele Details nachvollziehen.<br />

1 Hrsg: Deutsche Gesellschaft für Gartenkultur <strong>und</strong> Landespflege (DGGL) e.V.<br />

Arbeitskreis Historische Gärten. In: Historische Gärten in Deutschland,<br />

Neustadt 2000


In manchen Fällen, wie zum Beispiel dem Alpinum, werden die veränderten<br />

Standortverhältnisse den Sinn einer Wiederherstellung in Frage stellen. Dagegen werden die<br />

Bereiche, in denen wichtige Raumkanten <strong>und</strong> Bezüge verschoben sind, in ihre beabsichtigen<br />

Proportionen zurückgeführt werden müssen.<br />

Alle Maßnahmen haben zum Ziel, die Flächeneinteilungen nach historischem Vorbild neu zu<br />

ordnen <strong>und</strong> prägende Elemente langfristig zu erhalten. Es wird weniger darum gehen, eine<br />

detailgetreue Rekonstruktion aller historischen Vorbilder zu schaffen, sondern darum, die<br />

Gestaltungsabsicht wieder erlebbar zu machen, die auch dauerhaft pflegbar ist.<br />

Die wichtigsten Maßnahmen:<br />

Im Sommer 2009 wurde die gesamte Lindenallee einem Pflegeschnitt unterzogen, der ihren<br />

Fortbestand für die nächsten Jahrzehnte sichern wird.<br />

Im Herbst 2009 wurde mit der Sanierung des Neptunbassins begonnen, die im Frühjahr 2010<br />

abgeschlossen sein wird.<br />

Im Rondell sollen die ursprünglichen Strukturen wieder hergestellt <strong>und</strong> die Flächengestaltung<br />

neu geordnet werden.<br />

Die Pergola wird saniert <strong>und</strong> die Gestaltung des Umfeldes neu geordnet.<br />

Wege <strong>und</strong> Treppen werden ihrem historischen Verlauf entsprechend saniert.<br />

Waldränder werden als Raumkanten von den umliegenden Flächen abgegrenzt.<br />

Die Blickbeziehungen werden so weit wie möglich wieder herausgearbeitet, dies wird im<br />

Zuge der Pflege des Gehölzbestandes geschehen.<br />

Besucher sollen die Möglichkeit haben, den Park per Audio-Guide zu erleben. (seit 2008<br />

stehen auch Tafeln im Park, die einige Basisinformationen bieten)<br />

Für die<br />

Maßnahmen zur<br />

des Schlossparks<br />

finanzielle<br />

von Förderungen<br />

Leader,<br />

Denkmalpflege<br />

verschiedener<br />

Einzelpersonen<br />

können.<br />

umfangreichen<br />

Erhaltung <strong>und</strong> Belebung<br />

bedarf es beträchtliche<br />

Mittel, die nur mit Hilfe<br />

aus dem EU-Programm<br />

Zuwendungen der<br />

<strong>und</strong> Spenden<br />

Institutionen <strong>und</strong><br />

aufgebracht werden

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