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Presseunterlagen<br />

Gladbecker Gastroenterologische Gespräche V<br />

Ärztliche Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Gallenblase – Gallenwege“ im<br />

Innovationszentrum Wiesenbusch (IWG) Gladbeck.<br />

Zum 5. Mal finden am 2.7.2003 die Gladbecker Gastroenterologischen<br />

Gespräche zu einem Schwerpunktthema aus dem Gebiet der Erkrankungen des<br />

Verdauungstraktes statt. Die von der Medizinischen Klinik des St. Barbara-Hospitals<br />

gemeinsam mit dem Ärzteverein Gladbeck und der Akademie für Ärztliche<br />

Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe veranstaltete Tagung wird von <strong>Dr</strong>. H.<br />

Schank und Prof. <strong>Dr</strong>. B. Lembcke geleitet.<br />

Der einleitende Vortrag von Prof. <strong>Dr</strong>. U. Leuschner, Frankfurt, dem Nestor der<br />

medikamentösen Gallensteinauflösung in Deutschland, befasst sich mit der<br />

klinischen Symptomatik, der Diagnostik und der konservativen Therapie des<br />

Gallensteinleidens. Etwa 9 Mio. Menschen in Deutschland haben<br />

Gallenblasensteine. Ursachen für die häufigen Cholesterin-Mischsteine sind die<br />

relativ starke erbliche Veranlagung bei Nordeuropäern, hormonelle Einflüsse<br />

(vorwiegend weibl. Patienten, vermehrt Gallensteine bei mehrfachen<br />

Schwangerschaften) sowie Übergewicht. Erst Symptome / Beschwerden wie z.B.<br />

Koliken oder <strong>Dr</strong>uckschmerz im rechten Oberbauch nach Nahrungsaufnahme<br />

machen aus diesen Gallensteinträgern Gallenstein-Patienten. Derartige<br />

Beschwerden kommen nicht selten auch im Zusammenhang mit einer<br />

Gallenblasenentzündung vor, die durch Fieber und <strong>Dr</strong>uckschmerz im rechten<br />

Oberbauch, oft in den Rücken ausstrahlend, gekennzeichnet ist. In dieser Situation<br />

ist die. Indikation zur umgehenden Operation gegeben. Beim Fehlen von<br />

Komplikationen (akute oder chronische Cholecystitis) können medikamentöse (sog.<br />

konservative) Maßnahmen wie die medikamentöse Steinauflösung, ggfs. auch in<br />

Kombination mit einer Gallensteinzertrümmerung durch Schallwellen, eingesetzt<br />

werden. Diese erfordern eine sorgfältige Differenzierung der Gallensteinsituation, da<br />

einige Steine aus Pigmenten bestehen, die der medikamentösen Auflösung ebenso<br />

wenig zugängig wie verkalkte Gallenblasensteine sind.<br />

Gallensteine bedeuten also nicht gleich Operation. Auch abdominelle Beschwerden<br />

und ein Gallensteinbefund besagen nicht immer, dass tatsächlich auch die kranke<br />

Gallenblase Ursache für den kranken Patienten ist. Die sorgfältige internistische<br />

Abklärung und eine offene, kritische Erörterung zwischen Gastroenterologen und<br />

Chirurgen hilft daher, unnötige Gallenblasenoperationen zu vermeiden.<br />

Gallensteine im Gallengang (Choledocholithiasis) sind heute eine Domäne der<br />

interventionellen Gastroenterologie, d.h. sie werden ohne Operation endoskopisch<br />

von entsprechenden Spezialisten der Inneren Medizin entfernt. Über die<br />

diagnostische und therapeutische Bedeutung dieser Technik (sog. ERCP,<br />

endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreaticographie) spricht Privatdozent <strong>Dr</strong>. T.<br />

Kucharzik, Oberarzt der Inneren Medizin am Universitätsklinikum Münster. Das<br />

elegante Verfahren der endoskopischen Sphinkterotomie und Steinextraktion in den<br />

Darm wurde vor gut 30 Jahren erstmals in Deutschland durchgeführt und ist gerade<br />

auch für betagte Patienten anwendbar. Anders als beim Gallenblasenstein sind<br />

Gallengangssteine immer behandlungsbedürftig, da ihre spontane Passage in den<br />

Darm zu einer bedrohlichen Bauchspeicheldrüsenentzündung (akute Pankreatitis),


ihre Persistenz im Gallengang zu einer gefährlichen Gallengangsinfektion<br />

(Cholangitis) führen kann. Strategien, praktische Kniffe, komplizierte Befunde und<br />

Komplikationen der Technik, die auch im St. Barbara-Hospital langjährig zum<br />

therapeutischen Standard gehört, sollen erörtert werden.<br />

Zur operativen Behandlung des Gallensteinleidens spricht Chefarzt <strong>Dr</strong>. N. Brüstle,<br />

Gladbeck, unter dem Titel: Cholecystektomie – modern times are better times. Die<br />

Entwicklung der laparoskopischen Cholecystektomie, d.h. die Entfernung der<br />

Gallenblase durch endoskopische Instrumente, die vom Operateur außerhalb des<br />

Körpers bedient werden und die nur minimale Hautschnitte erfordern, bedeutet<br />

gegenüber der traditionellen Methode einen erheblichen Zugewinn an<br />

Patientenkomfort, Sicherheit sowie eine drastische Verkürzung der Rekonvaleszenz<br />

und Liegedauer. Insbesondere übergewichtige Patienten profitieren von diesem<br />

schonenden Verfahren und auch postoperative Schmerzen sind bei der<br />

laparoskopischen Cholecystektomie deutlich geringer. Auch diese inzwischen<br />

weltweit praktizierte Technik geht auf Erfindungen und innovative Entwicklungen in<br />

Deutschland zurück. Aber: nicht jeder Patient, nicht jede Situation eignet sich für<br />

dieses Verfahren, d.h. mitunter ist das früher übliche operative Vorgehen<br />

vorzuziehen. Große Erfahrungen mit beiden Verfahren und eine differenzierte<br />

Verfahrenswahl – das ist ein bedeutsamer Fortschritt, von dem Patienten heute<br />

profitieren.<br />

Abschließend berichtet Prof. <strong>Dr</strong>. B. Lembcke, Chefarzt der Medizinischen Klinik am<br />

St. Barbara-Hospital, über seltenere – aber keineswegs unwichtige – hepatobiliäre<br />

Erkrankungen in Wort und Bild. Hintergrund dieses Exkurses über sehr<br />

unterschiedliche und teilweise für den betroffenen Patienten einschneidende,<br />

andererseit auch ggfs. harmlose (und dann unter dem Aspekt der Vermeidung von<br />

Überdiagnostik bedeutsame) Störungen und Befunde ist die Vielzahl<br />

differentialdiagnostischer Hintergründe bei pathologischen Leberwerten. Nicht alle<br />

erhöhten Leberwerte sind durch Alkohol oder eine Hepatitis bedingt, nicht jeder<br />

Ultraschallbefund einer „Fettleber“ ist auch tatsächlich eine Fettleber. Was der<br />

Gastroenterologe als Spezialist für Verdauungs-, Leber- und Gallenwegkrankheiten<br />

hierzu beitragen kann, stützt sich dabei sowohl auf labordiagnostische wie<br />

bildgebende (Ultraschall, endoskopische Gallengangsdarstellung, feingewebliche<br />

Untersuchung von Leberbiopsien) Verfahren. Umfassende klinische Erfahrungen<br />

sind aber gerade bei den vielfältigen diagnostischen Möglichkeiten unabdingbar, und<br />

dies nicht nur unter den heute so vordergründig gewordenen Kostenaspekten.<br />

Prof. Lembcke weist darauf hin, dass eine Reihe von Erkrankungen mit Cholestase<br />

(Gallestau) durch genetische Mutationen bedingt ist und z.T. bereits im Kindesalter<br />

auftritt. Dabei können Kombinationen mit anderen Auffälligkeiten und auch<br />

Missbildungen z.B. des Herzens oder der Wirbelsäule bestehen. Andere Cholestase-<br />

Syndrome entstehen z.B. bei Nierentumoren. Malformationen der Gallenwege,<br />

Veränderungen und Infektionen der Gallenwege bei AIDS, Gallenblasen- und<br />

Gallenwegsbefunde bei der cystischen Fibrose (Mukoviszidose) und parasitäre<br />

Infektionen der Gallenwege, z.B. durch Würmer oder Egel, die durch den<br />

Ferntourismus näher an unsere Welt herangerückt sind, runden das Spektrum ab.<br />

Die primär sklerosierende Cholangitis (PSC) ist eine progressive<br />

Gallengangserkrankung, die vorwiegend bei jungen Männern mit einer<br />

Darmentzündung (Colitis ulcerosa) auftritt und das Risiko eines Übergangs in ein<br />

Gallengangskarzinom birgt. Durch frühe medikamentöse und endoskopische<br />

Therapie, enge fachärztliche Betreuung und die zeitgerechte Indikationsstellung zur


Lebertransplantation ist jedoch heute eine gute Prognose gegeben. Die primär biliäre<br />

Cirrhose (PBC) betrifft demgegenüber zu 90 % Frauen mittleren Lebensalters (30-60<br />

J.); sie ist häufiger mit anderen Autoimmunerkrankungen vergesellschaftet und<br />

äußert sich anfangs oft nur mit diskreten Symtomen (Juckreiz, Abgeschlagenheit,<br />

Gelenkbeschwerden; später Gelbverfärbung, Gewichtsabnahme). Neben der<br />

Stadiengerechten medikamentösen Therapie mit Gallensäuren vom Typ der<br />

Bärengalle ist auch hier die fachärztliche Kontrolle der Leberfunktion zur<br />

rechtzeitigen Indikationsstellung zur Lebertransplantation entscheidend. Aber auch<br />

nach einer Lebertransplantation werden nicht ganz selten Gallengangsveränderungen<br />

beobachtet, die eigenen Krankheitswert besitzen; neben Infektionen<br />

mit dem Cytomegalievirus sind hierbei Gewebe-Unverträglichkeiten, Durchblutungsstörungen,<br />

operative Schwierigkeiten und die Zeit des Transplantattransports<br />

wichtige Einflußgrößen. Ein weites Feld mit schwieriger Thematik also, durch das<br />

<strong>Professor</strong> Lembcke seine Kolleginnen und Kollegen sowie interessierte<br />

Mitarbeiter(innen) des St. Barbara-Hospitals mit reichlich anschaulichem Bildmaterial<br />

führt; „fast mehr Expedition als Exkursion“.<br />

Prof. <strong>Dr</strong>. B. Lembcke

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