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Trendy Single

Dezember Ausgabe

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Lisa Ohlerich, <strong>Single</strong>-Beraterin<br />

Frau G. war<br />

schon bei der Terminvereinbarung<br />

sehr vorsichtig und wollte<br />

am Telefon nicht mehr als nötig<br />

preisgeben. Als sie zum vereinbarten<br />

Termin kam, wirkte<br />

sie zögerlich und wusste nicht<br />

recht, wie sie beginnen sollte.<br />

Fing sie ganz von vorne an, würde<br />

ich nicht verstehen, um was<br />

es ihr geht, doch wenn sie mir<br />

ihr aktuelles Problem schildern<br />

würde, dann verstünde ich wahrscheinlich<br />

ihren Hintergrund<br />

nicht. Schon in diesem Moment<br />

wird deutlich, dass sie sich sehr<br />

kontrolliert verhält und versucht,<br />

alle möglichen Folgen des<br />

Gesprächs zu bedenken. Unsicher<br />

erzählt sie mir ihren Grund<br />

für die Beratung. Sie hat nach<br />

wenigen, erfolglosen Verabredungen<br />

mit Männern die Frage<br />

an mich, wie sie ein Treffen erfolgreicher<br />

gestalten könnte. Da<br />

sie wenige Sozialkontakte hat,<br />

konnte sie kaum Erfahrungen mit zwanglosen Verabredungen<br />

sammeln. Auch mit ihren Arbeitskollegen hat<br />

sie in ihrer Freizeit fast nichts zu tun. Sie besucht einen<br />

Yogakurs, aber dort fühlt sie sich eher als Außenseiterin<br />

und geht zu den anschließenden Restaurantbesuchen<br />

nicht mit. Sie beschreibt sich als Eigenbrötlerin, die bereits<br />

in der Schulzeit keine Clique hatte. Während des<br />

Studiums hatte sie eine Lerngruppe, doch heute hat sie<br />

keine Verbindung mehr zu diesen Leuten. Die wenigen<br />

Male, die sie bisher mit Männern ausging, fühlte sie sich<br />

ausgenutzt. Ich frage sie, was geschehen würde, wenn aus<br />

einem Treffen mal eine Partnerschaft entstünde. Leise erklärt<br />

sie mir, dass sie die Veränderungen fürchtet, die auf<br />

sie zukämen, wenn sie sich tatsächlich auf einen Mann<br />

einlassen würde. Sie mag keine unvorhergesehenen Ereignisse<br />

und spontane Änderungen des Alltags kosten sie<br />

viel Überwindung. Sie traut ihren eigenen Gefühlen nicht<br />

und fürchtet, dass sie nicht spüren kann, ob ein Mann<br />

zu ihr passt. Sie betont ihre negativen<br />

Erlebnisse und es fällt<br />

ihr sichtlich schwer, die Idee<br />

zuzulassen, dass „sie“ es in der<br />

Hand hat, wie die nächsten Verabredungen<br />

mit Männern sein<br />

werden. Nach einigem Zögern<br />

überlegt sie laut, dass sie auch<br />

mal Ausnahmen von ihren Gewohnheiten<br />

machen könnte.<br />

Sie versteht, dass es nicht hilfreich<br />

ist, während eines ersten<br />

Treffens zu überlegen, ob<br />

er der Mann fürs Leben sein<br />

könnte. Sie nimmt sich damit<br />

selbst die nötige Gelassenheit<br />

und Zuversicht, dass sich mit<br />

der Zeit schon zeigen wird,<br />

ob er der Richtige ist. Gerne<br />

würde sie das Entstehen einer<br />

Partnerschaft planen und kontrollieren.<br />

Nun muss sie genau<br />

das tun, was sie am meisten<br />

fürchtet. Die Kontrolle aufgeben<br />

und etwas Neues wagen.<br />

Ihr Studium ließ sich vorausschauend<br />

planen, ebenso ihr<br />

beruflicher Werdegang. Jetzt<br />

stellt sie fest, dass es sich bei der Entstehung einer Partnerschaft<br />

genau umgekehrt verhält. Je weniger sie versucht<br />

kontrollierend einzugreifen und je offener sie sich<br />

auf eine entstehende Situation einlassen kann, desto<br />

größer wird ihre Chance auf eine glückliche Beziehung.<br />

<strong>Trendy</strong> <strong>Single</strong><br />

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