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Qualität

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FORUM<br />

NOVEMBER 2014<br />

<strong>Qualität</strong><br />

in der Fahrzeugüberwachung<br />

Effiziente <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Unabhängige Strukturen<br />

Modellcharakter<br />

Verkehrssicherheit und<br />

Verbraucherschutz<br />

Neutrale <strong>Qualität</strong>smessung<br />

Gelebte Transparenz


edITOrIAL<br />

» Ohne die Menschen<br />

ist nichts möglich,<br />

ohne Institutionen<br />

ist nichts von Dauer. «<br />

Zitat von Jean monnet,<br />

mitbegründer der<br />

europäischen Idee (1888 - 1979)<br />

Neue Herausforderungen<br />

A<br />

uf die Fahrzeugüberwacher kommen in den nächsten Jahren<br />

neue und interessante Herausforderungen zu. Mit der<br />

Entwicklung und Einführung von immer neuen Fahrerassistenzsystemen<br />

leistet die Automobilindustrie, federführend die<br />

deutsche, einen bedeutenden Beitrag für die Verkehrssicherheit auf<br />

unseren Straßen. Die Vorteile dieser Systeme für den Verkehrsteilnehmer<br />

im Einzelnen und die Gesellschaft im Ganzen gilt es über<br />

den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeuges zu erhalten. Und genau<br />

hier sind die Fahrzeugüberwacher gefragt. Ihr Auftrag ist es, darauf<br />

zu achten, dass diese Systeme zuverlässig funktionieren. Bis 2025<br />

wird sich ein weiterer, geradezu revolutionärer Technologiewandel<br />

vollziehen. Die Automobilindustrie ist dabei, erste Schritte in Richtung<br />

Automatisierung zu gehen. Wenn die Assistenzsysteme heute<br />

den Fahrer hauptsächlich entlasten, so wird das Fahrzeug der Zukunft<br />

selbst wesentliche Fahraufgaben übernehmen. Damit wird es<br />

für die Verkehrssicherheit entscheidend sein, die Funktionstüchtigkeit<br />

der Fahrzeugsysteme dauerhaft sicher zustellen. Die Fahrzeugüberwachung<br />

bekommt damit eine neue Dimension – sowohl was<br />

die Inhalte als auch höchste <strong>Qualität</strong>s ansprüche betrifft. Um dem<br />

Rechnung zu tragen, fordert schon heute die EU­Gesetzgebung den<br />

Aufbau von <strong>Qualität</strong>ssicherungs­Systemen und die Errichtung von<br />

Aufsichtsstellen in den europäischen Staaten.<br />

Diesbezüglich sind in Deutschland DEKRA, FSP, GTÜ, die TÜVs<br />

und deren Tochtergesellschaften, das heißt fast alle Fahrzeugüberwacher,<br />

bereits auf dem richtigen Weg. Mit der Gründung des Vereins<br />

für <strong>Qualität</strong>smanagement in der Fahrzeugüberwachung e.V.<br />

und der Etablierung eines effizienten Systems der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

wurde ein Modell geschaffen, das in Europa einmalig ist und<br />

auf breites Interesse stößt. Das Konzept entspricht höchsten Ansprüchen<br />

des Verbraucherschutzes und berücksichtigt gleichzeitig<br />

relevante kartellrechtliche Aspekte. Es nutzt dem Wettbewerb und<br />

vor allem auch dem Verbraucherschutz – ein übertragbares Modell.<br />

Der Erfolg dieses Modells ist nur möglich durch das hohe Engagement<br />

und die fachliche Kompetenz der Auditoren und regionalen<br />

Koordinatoren.<br />

Das <strong>Qualität</strong>smanagement in der Fahrzeugüberwachung, das<br />

durch die inzwischen etablierte Arbeit des QM­Vereins auf eine<br />

neue Stufe gestellt wurde, steht für die Verbesserung der technischen<br />

Fahrzeugsicherheit und somit auch der Verkehrssicherheit<br />

insgesamt. Es ist ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der Zahl<br />

von Unfällen und Verkehrstoten auf Europas Straßen.<br />

dr. Gerd Neumann,<br />

Vorsitzender des Vorstandes des Qm-Vereins<br />

Impressum<br />

AuTOHAus Forum Qm-report<br />

erscheint als Anzeigen-Sonderpublikation<br />

mit AUTOHAUS 22/2014 und asp 11/2014<br />

Chefredakteur: Walter K. Pfauntsch<br />

Koordination: Franziska Ziegler, Holger Enge<br />

redaktion: Dr.-Ing. Holger Enge,<br />

Walter K. Pfauntsch<br />

Herstellung: Maren Krapp (Ltg.)<br />

Layout: Michaela Reitinger (M-DESIGN)<br />

Fotos: fotolia, thinkstock, iStock, BMVI,<br />

DEKRA, GTÜ, FSP, TÜV NORD, TÜV<br />

Rheinland, TÜV SÜD, QM e.V.,<br />

Fabula-Film, Presse + PR Pfauntsch<br />

realisierung: Springer Fachmedien<br />

München GmbH, Verlagsvertretung<br />

Presse + PR Pfauntsch, Otto-Hahn-Str. 28,<br />

85521 Ottobrunn-Riemerling<br />

Verlag: Springer Fachmedien München<br />

GmbH, Springer Automotive Media, Aschauer<br />

Str. 30, 81549 München, 089/203043 -1136<br />

Fotos: DEKRA (r.), GTÜ (o. r., bearbeitet)


INHALT<br />

6 Interview: Dr. Gerd Neumann, Rainer de Biasi, Bernhard Kerscher<br />

und Dr. Klaus Kleinherbers zur freiwilligen Selbstkontrolle<br />

24 <strong>Qualität</strong> in Teamarbeit: Die wesentlichen Fakten<br />

zu den unangekündigten Nachkontrollen<br />

Inhalt<br />

4 Aus erfahrung besser<br />

Historie des Erfolges<br />

5 Geleitwort<br />

von Alexander Dobrindt,<br />

Bundesminister für Verkehr<br />

und digitale Infrastruktur<br />

6 starkes Netzwerk<br />

Vorstandsinterview zur<br />

freiwilligen Selbstkontrolle der<br />

Überwachungsorganisationen<br />

10 prävention im Fokus<br />

Interview zur Bedeutung der Technischen<br />

Fahrzeugüberwachung<br />

11 symposium<br />

Fünf Jahre QM-Verein – eine<br />

einmalige Erfolgsgeschichte<br />

14 Hohe Wertschätzung<br />

Staatssekretär Michael Odenwald<br />

skizziert die Herausforderungen<br />

der Zukunft<br />

17 Vorbild für europa<br />

Das System des QM-Vereins<br />

gewinnt an Bedeutung<br />

18 „das Vertrauen muss da sein!“<br />

Verbraucherschutzbeauftragte<br />

Mechthild Heil im Gespräch<br />

21 performance-portrait<br />

„Es gibt keine <strong>Qualität</strong>, die<br />

man nicht toppen könnte!“<br />

22 unternehmer-portrait<br />

„Unser gutes Image müssen<br />

wir jeden Tag neu beweisen.“<br />

24 uN-Fakten<br />

<strong>Qualität</strong> in Teamarbeit<br />

28 uN-Ablauf<br />

Perfekte Organisation des<br />

„Zufalles vor Ort“<br />

30 Gemeinsam mehr erreichen<br />

Stimmen zum QM-Verein und<br />

Übersicht der Mitglieder<br />

2014 3


Historie<br />

Aus Erfahrung besser<br />

Wenige Monate waren notwendig, um die <strong>Qualität</strong>soffensive zu<br />

starten und den QM-Verein zu gründen. Die nachhaltige Verbesserung<br />

der HU wurde Chefsache und dank viel Engagement ein Erfolg.<br />

J<br />

ede Erfolgsgeschichte hat ihre Vorgeschichte.<br />

So auch der QM-Verein mit<br />

der von ihm institutionalisierten unangekündigten<br />

Nachkontrolle (UN). Ein<br />

Rückblick: Das Thema <strong>Qualität</strong> ist seit vielen<br />

Jahren bei den Überwachungsorganisationen<br />

auf der Agenda. Vielfältige Einzelmaßnahmen<br />

und Systeme zur Steigerung<br />

der <strong>Qualität</strong> wurden mit erheblichem Aufwand<br />

installiert, brachten aber oftmals<br />

nicht den gewünschten Erfolg. Gute Ansätze<br />

scheiterten jedoch an der Befürchtung,<br />

der Wettbewerber könne davon profitieren.<br />

Der liberalisierte Prüfmarkt brauchte neue<br />

Wege zur Vereinbarkeit von Markt und<br />

vorgeschriebener <strong>Qualität</strong>. Davor schreckten<br />

viele zurück, bis die Geschäftsführer<br />

der Prüforganisationen Klartext redeten<br />

und ab Sommer 2007 in punkto <strong>Qualität</strong><br />

gemeinsam an einem Strang zogen.<br />

Gemeinsame konstruktive Vorarbeit<br />

Wenige Monate dauerte es, bis Einvernehmen<br />

über die Vorgehensweise unter den<br />

Überwachungsorganisationen herrschte:<br />

gemeinsame Standards zur <strong>Qualität</strong>smessung,<br />

Beteiligung aller Prüforganisationen,<br />

schnelle und wahrnehmbare Umsetzung<br />

mit dem Ziel, nachhaltig die <strong>Qualität</strong><br />

zu verbessern. Ende 2007 standen das<br />

Verfahren und die Grundstruktur. Die Arbeitsgruppe<br />

<strong>Qualität</strong>soffensive befasste<br />

sich mit dem operativen Geschäft, eine<br />

weitere mit den erforderlichen unabhängigen<br />

Strukturen. Acht Regionen wurden<br />

definiert, regionale Koordinatoren benannt<br />

und im Januar 2008 die ersten Auditoren<br />

eingewiesen. Die flächendeckenden UN<br />

starteten Ende Januar und am 16. Mai 2008<br />

wurde der QM-Verein offiziell gegründet.<br />

Vier-Augen-Prinzip:<br />

Der schlüssel zum erfolg<br />

Die Entscheidung, alle Organisationen an<br />

der Umsetzung zu beteiligen, war im Nachhinein<br />

ein wichtiger Erfolgsfaktor. Acht<br />

Fachleute, Technische Leiter sowie <strong>Qualität</strong>sverantwortliche<br />

an einem Tisch zu versammeln<br />

und als regionale Koordinatoren<br />

wettbewerbsübergreifend die <strong>Qualität</strong>smaßnahmen<br />

umzusetzen, funktionierte<br />

von Beginn an konstruktiv. Verantwortung<br />

für Auditoren des Wettbewerbs zu übernehmen,<br />

war Neuland. Aber aus dem<br />

schnell wachsenden Erfahrungsschatz zu<br />

lernen und Verfahren sowie Prozesse abzurunden,<br />

um daraus gemeinsame Standards<br />

zu entwickeln, ist heute Standard und<br />

Alleinstellungsmerkmal in der Branche.<br />

Ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor ist<br />

die Arbeit der Auditoren. Aus ihrer eigenen<br />

Prüfpraxis bringen sie die aktuelle Fachkompetenz<br />

und die Kenntnis des Marktes<br />

mit; ebenso wichtig ist ihre soziale Kompetenz<br />

– in der Zusammenarbeit untereinander<br />

wie im Umgang mit den Prüfingenieuren.<br />

Nachdem ein Anforderungsprofil erstellt<br />

und ein Auswahlprozess ausgesetzt<br />

wurde, hatte der QM-Verein innerhalb von<br />

sehr kurzer Zeit 300 Auditoren, die bis<br />

heute eine hervorragende Arbeit machen.<br />

Ohne sie wären der problemlose Start und<br />

die kontinuierliche Weiterentwicklung der<br />

Prozesse nicht möglich gewesen. Das von<br />

Anfang an praktizierte Vier-Augen-Prinzip<br />

hat sehr dazu beigetragen, etwaige Berührungsängste<br />

zu Auditorenkollegen und<br />

Prüfingenieuren des Wettbewerbs schnell<br />

abzubauen.<br />

immer mit offenem Visier<br />

Wichtig war allen Beteiligten, dass immer<br />

mit offenem Visier agiert wurde. Das Vorhaben,<br />

die Ziele und die Vorgehensweise<br />

wurden von Beginn an offen mit Ministerien<br />

des Bundes und der Länder diskutiert.<br />

Informationsveranstaltungen für die Aufsichtsbehörden<br />

und unzählige Einzelgespräche<br />

gehören genau wie interne Informationen<br />

für die Prüfer oder gemeinsam<br />

verfasster Schreiben an die Kfz-Werkstätten<br />

zum täglichen Geschäft. Holger Enge ■<br />

Foto: QM e.V.<br />

4 2014


QM-VereiN<br />

GeLeitWort<br />

„Verein ist Vorbild für das<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement“<br />

Die Bundesregierung ist mit ihrem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

auch Gesetzes- und Verordnungsgeber für die periodische Fahrzeugüberwachung.<br />

D<br />

ie Bundesregierung ist mit ihrem<br />

Bundesministerium für Verkehr<br />

und digitale Infrastruktur auch<br />

Gesetzes- und Verordnungsgeber für die<br />

periodische Fahrzeuguntersuchung. In<br />

der Anlage VIII zur Straßenverkehrs-<br />

Zulassungs-Ordnung (StVZO) sind die<br />

Durchführung der Hauptuntersuchung,<br />

die Anerkennung von Überwachungsorganisationen<br />

und eine Reihe weiterer<br />

Ausstattungsvorschriften sowie Prüfbestimmungen<br />

en detail geregelt. Alexander<br />

Dobrindt ist damit als Bundesminister für<br />

Verkehr und digitale Infrastruktur quasi<br />

auch oberste Instanz für das gesamte<br />

Fahrzeugprüfwesen und die technische<br />

Überwachung von Kraftfahrzeugen. Anlässlich<br />

des fünfjährigen Bestehens des<br />

Vereins für <strong>Qualität</strong>smanagement in der<br />

BMVi iN KÜrZe<br />

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) umfasst neun Abteilungen<br />

mit insgesamt rund 1.300 Mitarbeitern. Davon sind knapp 800 in Bonn, ca. 500 in Berlin und bis zu<br />

15 Mitarbeiter im Ausland tätig. Der Bundesminister leitet und verantwortet die Arbeit des Fachressorts<br />

und seiner insgesamt 63 nachgeordneten Behörden. Unterstützt wird er von fünf Staatssekretärinnen<br />

und -sekretären (drei parlamentarische, die zugleich Mitglieder des Deutschen<br />

Bundestages sind, und zwei beamtete: Dorothee Bär, Enak Ferlemann, Katherina Reiche, Rainer<br />

Bomba und Michael Odenwald). Mehr hierzu lesen Sie auch ab Seite 14.<br />

Das BMVI ist im Bereich der Fahrzeugüberwachung unter anderem für die Gesetzgebung mit den<br />

dazugehörigen Verordnungen und Richtlinien zuständig. Durch das föderale System der Bundesrepublik<br />

wurden die Durchführung und die Kontrolle an die einzelnen Länder delegiert, die Verantwortung<br />

für die einheitliche Umsetzung obliegt aber dem BMVI. Dazu sind verschiedene Behörden,<br />

unter anderem das KBA oder die BASt, nachgeschaltet. Zusätzlich wurden diverse Gremien, wie der<br />

Bundesländer-Fachausschuss-Technische Kontrolle (BLFA-TK) mit Ländervertretern, etabliert.<br />

Fahrzeugüberwachung e.V., kurz QM-<br />

Verein, nimmt Alexander Dobrindt wie<br />

folgt Stellung:<br />

Mobilität ist eine wesentliche Stütze individueller Freiheit und gesellschaftlicher Teilhabe<br />

sowie ein wesentlicher Wohlstandstreiber. Mobilität muss dabei so sicher und umweltschonend<br />

wie möglich sein. Die regelmäßige technische Überwachung mit rund 27 Millionen durchgeführten<br />

Hauptuntersuchungen pro Jahr leistet hierzu einen unverzichtbaren Beitrag.<br />

Dienen diese Untersuchungen der technischen <strong>Qualität</strong>ssicherung des Straßenverkehrs, so müssen<br />

auch die Untersuchungen selbst qualitätsgeleitet organisiert sein. In einem System, in dem amtlich<br />

anerkannte Sachverständige und Prüfingenieure verschiedener Organisationen miteinander im<br />

Wettbewerb stehen, gilt dies erst recht. Diese <strong>Qualität</strong>ssicherung ist beim Verein für <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

in der Fahrzeugüberwachung e.V. in guten Händen. Mit seinen regelmäßigen Auswertungen<br />

gibt der QM-Verein nicht zuletzt den öffentlichen Aufsichtsbehörden wichtige Hinweise<br />

für deren <strong>Qualität</strong>sarbeit und damit für mehr Fahrzeugsicherheit.<br />

Mit seinem Engagement unterstützt uns der QM-Verein zudem bei unserer politischen Zielsetzung,<br />

unser deutsches wettbewerblich organisiertes System der Fahrzeugüberwachung als europaweit<br />

vorbildlich zu positionieren. Im längerfristigen Prozess der europäischen Harmonisierung und der<br />

Entwicklung einheitlicher Standards bei der technischen Fahrzeugüberwachung ist der Verein<br />

Vorbild für <strong>Qualität</strong>smanagement „Made in Germany“.<br />

Foto: Bundesregierung - Kugler<br />

Dafür bedanke ich mich – auch stellvertretend für alle Fahrzeugbesitzer und Fahrer. Dem QM-Verein<br />

und seinen Mitgliedern wünsche ich für sein zukünftiges Engagement viel Erfolg.<br />

MdB Alexander Dobrindt, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

2014 5


QM-vereIn<br />

IntervI ew<br />

Starkes Netzwerk<br />

„<strong>Qualität</strong> und Sicherheit sind nicht verhandelbar“:<br />

Der Vorstand des Vereins zur <strong>Qualität</strong>ssicherung in<br />

der Fahrzeugüberwachung über Anforderungen<br />

und Ergebnisse der freiwilligen Selbstkontrolle.<br />

Kurzfassung<br />

Zur Optimierung und dauerhaften<br />

Absicherung der Prüfqualität bei Hauptuntersuchungen<br />

haben 2008 fast alle<br />

deutschen Überwachungsorganisationen<br />

den QM-Verein gegründet. Das kartellund<br />

datenschutzrechtlich abgesicherte<br />

Gesamtsystem gilt heute als „ultima ratio“<br />

in der technischen Fahrzeugüberwachung<br />

und steht für ein Höchstmaß an Verkehrssicherheit.<br />

tech nischen Fahrzeugüberwachung<br />

und die permanente<br />

Weiterentwicklung<br />

von <strong>Qualität</strong>svorschriften<br />

elementar<br />

für alle Organisationen<br />

sind. Diese Dinge<br />

dürfen kein Wettbewerbskriterium<br />

sein. Oder wie es unser<br />

Mobilitätsvorstand<br />

Horst Schneider,<br />

der 2008 für den<br />

TÜV SÜD Konzern<br />

die Offensive zur<br />

Gründung des QM-Vereins aktiv mit unterstützt<br />

hatte, formulieren würde: <strong>Qualität</strong><br />

und Verkehrssicherheit, damit auch die<br />

Unversehrtheit und das Leben der Verkehrsteilnehmer,<br />

sind nicht verhandelbar.<br />

Dr. g. neumann: Erstmals war es mit dem<br />

Konzept der unangekündigten Nachkontrollen<br />

gelungen, ein Verfahren zu realis<br />

echs Jahre nach Gründung des QM-<br />

Vereins traf sich der amtierende<br />

Vorstand mit AUTOHAUS. Was es<br />

in einem qualitätssichernden System, das<br />

von im Wettbewerb stehenden Prüforganisationen<br />

getragen wird, alles zu beachten<br />

gilt und welche Ergebnisse erreicht wurden,<br />

darüber sprachen QM-Vereins-Vorstandsvorsitzender<br />

Dr. Gerd Neumann<br />

(Geschäftsführer DEKRA Automobil<br />

GmbH) sowie die QM-Vorstände Rainer<br />

de Biasi (Geschäftsführer GTÜ Gesellschaft<br />

für Technische Überwachung<br />

mbH), Bernhard Kerscher (ehemals Geschäftsführungs-Vorsitzender<br />

TÜV SÜD<br />

Auto Service GmbH und seit 15. September<br />

2014 Leiter der Division Industrial<br />

Services des TÜV SÜD Konzerns) sowie<br />

Dr. Klaus Kleinherbers (Vorstand Mobilität<br />

TÜV NORD AG):<br />

aH: Im Jahr 2008 war die Geburtsstunde des<br />

QM e.V. Beschreiben Sie doch bitte nochmals<br />

die wesentlichen Gründe dafür.<br />

r. de Biasi: Es waren vor allem unterschiedliche<br />

Marktentwicklungen, sukzessive<br />

sich wandelnde Rahmenbedingungen,<br />

divergente <strong>Qualität</strong>sanforderungen und<br />

teilweise vorhandene Spannungsfelder an<br />

einzelnen Untersuchungsstellen, die zu<br />

dieser Initiative führten. Treiber der gemeinschaftlichen<br />

Aktivitäten waren die<br />

Führungsebenen fast aller in Deutschland<br />

tätigen Überwachungsorganisationen.<br />

„Höchste standards unabdingbar“<br />

aH: Waren sich die Mitglieder von Anfang<br />

an bei dieser <strong>Qualität</strong>soffensive einig?<br />

Dr. K. Kleinherbers: Aufgrund gleicher<br />

Interessenslagen in Sachen <strong>Qualität</strong> war<br />

dies in der Tat so. Mich hat das insofern<br />

überrascht, als ich bis Mitte 2007 beim<br />

TÜV NORD ja noch im Industriebereich<br />

tätig war, ehe ich – im Vergleich zu meinen<br />

Kollegen aus den anderen Häusern<br />

vergleichsweise<br />

spät – durch den<br />

Wechsel meines<br />

Vorstandsressorts<br />

dann für die Mobilitätsgeschäfte<br />

unseres<br />

Konzerns zuständig<br />

wurde. In<br />

diesem Bereich<br />

rückte Prüfqualität<br />

damals stark in den<br />

Fokus. Schon wenige<br />

Wochen nach<br />

meinem Start bei<br />

TÜV NORD Mobilität<br />

führten wir<br />

knapp 3.000 unangemeldete<br />

Nachkontrollen<br />

bei Hauptuntersuchungen<br />

durch. Das war eine bis dahin beispiellose<br />

Aktion, durch die jeder Sachverständige<br />

bei uns die Möglichkeit bekam, mindestens<br />

einmal in seinen persönlichen <strong>Qualität</strong>sspiegel<br />

zu schauen. Aufgrund der von<br />

Herrn de Biasi schon aufgezeigten Gründe<br />

hatte in dieser Zeit eigentlich die gesamte<br />

» Die entwicklung der automobiltechnologie<br />

ist Chance<br />

und Herausforderung zugleich.<br />

sie erfordert in der<br />

fahrzeugüberwachung neue<br />

Inhalte und weiterhin höchste<br />

<strong>Qualität</strong>. auch künftig wird<br />

der faktor Mensch entscheidend<br />

sein. für den verein<br />

sind das die auditoren und<br />

regionalkoordinatoren. «<br />

Dr. gerd neumann<br />

Branche gewisse Probleme, die offenbar<br />

struktur- und systembedingt waren. Um<br />

hier echte Fortschritte zu erzielen, war<br />

deshalb eine konzertierte Aktion aller<br />

Prüforganisationen erforderlich.<br />

B. Kerscher: Wir waren und sind uns auch<br />

heute einig darüber, dass die Einhaltung<br />

höchster <strong>Qualität</strong>sstandards<br />

in der<br />

Fotos: thinkstock (iStock) - jmcreation; Walter K. Pfauntsch<br />

6 2014


QM-vereIn<br />

Der wettbewerber kontrolliert mit<br />

aH: Welche grundlegenden Parameter waren<br />

entscheidend dafür, dass der Verein nicht<br />

nur seinen „Zweck“ erfüllt hat, sondern mit<br />

ihm auch etwas bewegt werden konnte?<br />

Dr. K. Kleinherbers: Der Verein nimmt<br />

seine Aufgaben für alle Mitglieder wahr<br />

und hat sich zur Neutralität, zu absoluter<br />

Transparenz und zu einem vertraulichen<br />

Umgang mit den Ergebnissen verpflichtet.<br />

r. de Biasi: Und zum Zweiten wird die<br />

bereits durchgeführte HU im Vier-Augen-<br />

Prinzip von zwei Auditoren nachgeprüft,<br />

von denen immer einer von einer Wettbewerbs-Prüforganisation<br />

kommt. Die Ergebnisse<br />

der gemeinsamen Nachkontrolle<br />

werden mit dem verglichen, was der Prüfer<br />

zuvor auf dem Untersuchungsbericht<br />

dokumentiert hat. Des Weiteren findet ein<br />

unmittelbares Gespräch mit dem Prüfingenieur<br />

statt. Das gewährleistet hohe<br />

Akzeptanz und Nachvollziehbarkeit, da<br />

nicht erst ein gewisser Zeitraum vergeht,<br />

nach dem sich – verständlicherweise – der<br />

betreffende Prüfingenieur an keine Details<br />

dieser HU mehr erinnert.<br />

B. Kerscher: Ermittelt wird im ersten Ansatz<br />

die Plakettenübereinstimmung, weiteren<br />

Aufschluss geben dann die von Prüfern<br />

und Auditoren festgestellten Mängel.<br />

Hieraus wird die Ergebnisquote bestimmt.<br />

Diese und weitere <strong>Qualität</strong>skennzahlen<br />

sind vereinbart. Den Prüfern ist durch<br />

dieses direkte Kontrollverfahren nicht nur<br />

die Verantwortung ihrer Aufgaben besieren,<br />

das nach bundesweit einheitlichen<br />

Kriterien die tatsächliche <strong>Qualität</strong> durchgeführter<br />

Fahrzeuguntersuchungen systematisch<br />

misst und bewertet.<br />

aH: Der QM-Verein war dann sozusagen<br />

das übergeordnete „Organ“, um alle Aktivitäten<br />

bundesweit zu koordinieren und zu<br />

steuern?<br />

Dr. g. neumann: Das kann man durchaus<br />

so beschreiben. Vom Grundsatz her ist der<br />

QM-Verein die Umsetzung und Weiterentwicklung<br />

des Konzepts, das im Arbeitskreis<br />

Keine Datenschutz-grauzonen<br />

aH: Wie wird das Prüfergebnis noch genutzt?<br />

Und können Sie dabei auch den datenschutzrechtlichen<br />

Auflagen genügen?<br />

Dr. g. neumann: Auch das ist ein Punkt,<br />

der klar für den QM-Verein spricht: Er<br />

fasst die Ergebnisse zusammen und wertet<br />

sie nach inhaltlichen und statistischen Gesichtspunkten<br />

aus. Dem Datenschutz tragen<br />

wir in diesem Prozess unter anderem<br />

dadurch Rechnung, indem personenbezogene<br />

Daten im QM-Verein nicht ausgewertet<br />

oder übermittelt werden. Einzig die<br />

Technischen Leiter der jeweiligen Prüforganisation<br />

erhalten diese Informationen<br />

zur weiteren, internen Auswertung. Die<br />

Auditoren sind explizit auf das Datengeheimnis<br />

gemäß Paragraph 5 Bundesdatenschutzgesetz<br />

verpflichtet. Die vom<br />

QM-Verein vorgegebenen Verfahren wurrainer<br />

de Biasi: » unser QM-system besitzt<br />

volle transparenz für alle Beteiligten und<br />

hat eine Kontrolldichte geschaffen, die keine<br />

einzelorganisation mit sogenannten verdeckten<br />

tests auch nur annähernd hinbekommen<br />

hätte. «<br />

Erfahrungsaustausch, kurz AKE, grundsätzlich<br />

vorgedacht wurde. Der vom Kraftfahrt-Bundesamt<br />

geleitete AKE wurde<br />

1990 gegründet. In ihm besprechen die<br />

Technischen Leiter der Prüforganisationen<br />

unterschiedlichste<br />

<strong>Qualität</strong>sthemen zur<br />

Umsetzung der Vorschriften,<br />

damit die<br />

Hauptuntersuchung<br />

einheitlich und praxisgerecht<br />

durchgeführt<br />

werden kann. Im AKE<br />

wurde auch beschlossen,<br />

dass pro 4.000 durchgeführter HU eine<br />

unangekündigte <strong>Qualität</strong>snachkontrolle<br />

stattfinden solle. Die zentrale Stelle, die das<br />

alles koordiniert, zusammenfasst, anschließend<br />

auswertet und analysiert, war dann<br />

der QM-Verein mit Sitz in Berlin, in dem<br />

fast alle in Deutschland tätigen Prüforganisationen<br />

Mitglieder sind.<br />

» um echte fortschritte zu<br />

erzielen, bedurfte es einer<br />

konzertierten aktion. «<br />

Dr. Klaus Kleinherbers<br />

wusster geworden, sondern sie erfahren<br />

dadurch auch eine neue Wertigkeit ihrer<br />

Tätigkeit. Die Akzeptanz ist inzwischen<br />

bundesweit gegeben und das Ziel des QM-<br />

Vereins erreicht worden, da wir in der Tat<br />

eine signi fikante Steigerung<br />

in der <strong>Qualität</strong><br />

der Hauptuntersuchungen<br />

erzielen<br />

konnten. Das belegen<br />

alle entsprechenden<br />

Vergleichszahlen und<br />

Kennzahlen.<br />

Dr. Klaus Kleinherbers: » Mit allen anderen<br />

Organisationen, die heute im QM-verein aktiv<br />

mitarbeiten, waren wir uns von anfang an<br />

einig, dass wir ehemals struktur- und systembedingte<br />

Defizite nur gemeinschaftlich<br />

beseitigen können. «<br />

2014 7


QM-vereIn<br />

Bernhard Kerscher: » Die einhaltung höchster<br />

<strong>Qualität</strong>sstandards in der technischen fahrzeugüberwachung<br />

und die permanente<br />

weiterentwicklung von <strong>Qualität</strong>svorschriften<br />

dürfen kein wettbewerbskriterium sein, sind<br />

also nicht verhandelbar. «<br />

tion auch gegenüber unseren Prüfstützpunkt-Partnern<br />

und Kunden, die un verrückbar<br />

ist. Gleichzeitig ist es eine gesunde<br />

– und gegenüber früher zudem optimierte<br />

– Basis für unsere Mitarbeiter, eine Prüfung<br />

wirklich unabhängig als neutraler<br />

Dritter entsprechend den geltenden Vorschriften<br />

durchführen zu können.<br />

Klare kartellrechtliche Klärung<br />

aH: Nun vertreten die Mitglieder im QM-<br />

Verein aber immerhin rund 90 Prozent des<br />

Gesamtmarktes der technischen Fahrzeugüberwachung.<br />

Gab es da nie irgendwelche<br />

kartellrechtlichen Bedenken?<br />

den durch die Datenschutzbeauftragten<br />

aller großen Überwachungsorganisationen<br />

sowie von Fachanwälten überprüft. Vor<br />

mehr als fünf Jahren hat uns zudem der für<br />

den Verein zuständige Datenschutzbeauftragte<br />

des Berliner Senats testiert, dass er<br />

keine datenschutzrechtlichen Bedenken<br />

sieht.<br />

r. de Biasi: Wir als GTÜ, aber eben auch<br />

alle anderen Organisationen, bekommen<br />

durch die vordefinierten Verfahren des<br />

QM-Vereins sehr realitätsgetreue und<br />

nicht von irgendwelchen Fremdinteressen<br />

beeinflusste Belege zur <strong>Qualität</strong> unserer<br />

eigenen Hauptuntersuchungen. Damit<br />

sind wir in der Lage, ständig auch selbst<br />

zu überprüfen, wo wir mit unseren <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />

stehen oder<br />

ob es möglicherweise bei uns selbst Bedarf<br />

gibt, nachzujustieren.<br />

B. Kerscher: Mit der HU befinden sich alle<br />

Organisationen im staatlich geregelten,<br />

also hoheitlichen Bereich. Das heißt, wir<br />

müssen täglich einem klaren Auftrag des<br />

Gesetzgebers nachkommen. Die objektivierte<br />

Selbstkontrolle mit Auditoren aus<br />

Prüforganisationen, die allesamt miteinander<br />

im Wettbewerb stehen, ist dafür<br />

zweifellos das probateste Mittel. Dies auch<br />

vor dem Hintergrund, dass wir bei der<br />

klar geregelten Hauptuntersuchung eben<br />

keinen Definitions- und Handlungsspielraum<br />

in Sachen <strong>Qualität</strong> zulassen dürfen.<br />

Dr. K. Kleinherbers: Das gesamte System<br />

der <strong>Qualität</strong>sabsicherung über das Modell<br />

QM-Verein schafft eine eindeutige Posir.<br />

de Biasi: So wie wir von Anfang an dem<br />

Datenschutz vollumfänglich Rechnung<br />

getragen haben, sind wir proaktiv natürlich<br />

auch auf das Bundeskartellamt zugegangen.<br />

Von dort wurde kein weiterführender<br />

Regelungsbedarf gesehen.<br />

Dr. K. Kleinherbers: Die <strong>Qualität</strong> – und<br />

gerade eben nicht der Wettbewerb! – ist<br />

unser selbst gewählter Auftrag. Wir betreiben<br />

eine freiwillige, standardisierte und<br />

neutrale Selbstkontrolle. Uns allen wäre es<br />

deshalb sehr recht, wenn 100 Prozent, also<br />

der gesamte Markt der Fahrzeugüberwachung,<br />

sich dem QM-Verein angeschlossen<br />

hätte, weil wir so ein zu 100 Prozent<br />

repräsentatives Ergebnisabbild besäßen.<br />

Dr. g. neumann: Wir sind weiter für alle<br />

Organisationen offen. Auch deshalb, weil<br />

wir bewusst keine bürokratischen Systeme<br />

aufgebaut haben, wo einer den anderen<br />

kontrolliert und dann notwendigerweise<br />

noch ein Aufsichts- oder Kontrollorgan<br />

zugeschaltet würde. Wir nehmen die Sicherung<br />

von <strong>Qualität</strong> in die eigenen Hände<br />

und finanzieren sie auch mit unseren<br />

eigenen Mitteln, um langfristige und nachhaltige<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung zu schaffen.<br />

Satzung und alle Verfahren des QM-Vereins<br />

sind so gestaltet, dass jedes Mitglied<br />

mitentscheiden kann und dann aber auch<br />

gemeinsame Standards umgesetzt werden.<br />

B. Kerscher: Was wir bisher noch nicht angesprochen<br />

hatten, ist die Tatsache, dass an<br />

der Ausarbeitung der Vereins-Satzung auch<br />

Nichtmitglieder beteiligt waren. Der QM-<br />

Verein wird in seiner Tätigkeit zudem von<br />

einem Beirat unterstützt. In ihm sitzen<br />

auch Vertreter der Aufsichtsbehörden. Offen<br />

ist der Beirat weiterhin auch für alle<br />

Fachleute aus dem <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

oder aus der Akkreditierung.<br />

Deutliche ergebnisverbesserung<br />

aH: Kommen wir nochmals auf Ihre unangekündigten<br />

Nachkontrollen zurück, von<br />

denen über den QM-Verein in gut fünf Jahren<br />

rund 33.000 durchgeführt und ausgewertet<br />

wurden. Reicht diese Zahl, um die<br />

Sensibilität und Konzentration bei Prüfern<br />

und den Prüfstützpunkten dauerhaft aufrechtzuerhalten,<br />

wenn jährlich bis zu<br />

27 Millionen HU an Pkw, Zweirädern, Lkw<br />

und Bussen durchgeführt werden?<br />

B. Kerscher: Vergessen Sie bitte nicht, dass<br />

wir in den Kfz-Betrieben zu einem nicht<br />

unerheblichen Teil seit 2008 schon mindestens<br />

einmal eine unangekündigte<br />

Nachuntersuchung durchgeführt haben.<br />

Fotos: thinkstock (iStock) - jmcreation (l.), fotolia - Romolo Tavani (r. o.)<br />

8 2014


Der erfolg des QM-vereins ist nur durch das gemeinsame engagement der Organisationen und ihrer auditoren möglich.<br />

In den lokalen und regionalen Kreisen<br />

sowie den Innungsversammlungen werden<br />

diese Nachkontrollen durchaus sehr<br />

breit diskutiert, was ein starkes Multiplikatoring<br />

der Information und auch der<br />

Meinung nach sich zieht.<br />

r. de Biasi: In den Autohäusern und den<br />

freien Werkstätten ist die Akzeptanz für<br />

diese qualitätssichernden Maßnahmen des<br />

QM-Vereins heute allemal gegeben. Das<br />

kann ich aus eigenen Beobachtungen und<br />

Erfahrungen unserer Organisation nur<br />

bestätigen.<br />

Dr. g. neumann: Und bezüglich der Wirksamkeit<br />

brauchen wir ja nur einmal aktuelle<br />

Zahlen des QM-Vereins heranziehen:<br />

So weisen alle <strong>Qualität</strong>skennziffern deutliche<br />

Steigerungen auf. Nicht übereinstimmende<br />

Entscheidungen zwischen den<br />

HU-Prüfern und den nachuntersuchenden<br />

Auditoren konnten seit 2008 teilweise zweistellig<br />

reduziert werden. Ich denke, diese<br />

Ergebnisse sprechen eine sehr deutliche<br />

Sprache. Im Übrigen werden wir Ende des<br />

Jahres 2014 bereits auf knapp 40.000 unangekündigte<br />

Nachkontrollen insgesamt<br />

kommen. Wir haben also die „Schlagzahl“<br />

nochmals deutlich gesteigert und die Zahl<br />

der Auditoren ebenfalls erhöht auf inzwischen<br />

rund 300 Prüfingenieure.<br />

Dr. K. Kleinherbers: Das alles sind messbare<br />

<strong>Qualität</strong>ssteigerungen. Diese begrüßen<br />

auch die für die Verkehrssicherheit<br />

zuständigen Aufsichtsbehörden der Bundesländer<br />

sehr, wie wir dies zuletzt Anfang<br />

des Jahres von dem Symposium des<br />

QM e.V. in Berlin mitnehmen durften.<br />

volle transparenz für alle Beteiligten<br />

aH: Gibt es noch andere Gründe für diese<br />

Optimierungen?<br />

r. de Biasi: Das System hat volle Transparenz<br />

für alle Beteiligten. Außerdem ist es<br />

gelungen, eine viel höhere Kontrolldichte<br />

zu erreichen, als wir das früher innerhalb<br />

der einzelnen Organisationen mit den<br />

verdeckten Tests hatten.<br />

B. Kerscher: Mit eine wesentliche Rolle<br />

spielt, dass wir bei den per Zufallsgenerator<br />

ausgewählten und<br />

nicht vorher angekündigten<br />

HU-Kontrollen<br />

„echte“ Kundenfahrzeuge<br />

prüfen.<br />

Es handelt sich<br />

also explizit nicht<br />

um präparierte Kfz,<br />

bei denen man sich<br />

nachher trefflich streiten könnte, ob der<br />

vermeintliche Mangel auch tatsächlich als<br />

solcher zu werten ist.<br />

Prüfung „realer“ fahrzeuge<br />

Dr. K. Kleinherbers: Wir haben bei unseren<br />

Nachkontrollen also immer „reale“<br />

Kundenfahrzeuge, die wir unter gleichen<br />

» Bei der Hu darf es keinen<br />

Definitions- und Handlungsspielraum<br />

geben. «<br />

Bernhard Kerscher<br />

Rahmenbedingungen – ähnlich einer<br />

Bandendkontrolle – nochmals prüfen.<br />

Dr. g. neumann: Und wir tun das im direkten<br />

Kontakt mit dem Prüfingenieur<br />

und in seinem unmittelbaren Arbeitsumfeld.<br />

Das hat eine ganz andere Wirkung,<br />

als wenn ein Prüfer erst vier bis<br />

sechs Wochen später die Information zum<br />

Ergebnis eines verdeckten Tests bekäme.<br />

Heute akzeptieren Prüfer, Werkstätten<br />

und auch die Aufsichtsbehörden dieses<br />

Vorgehen gleichermaßen als ein System,<br />

das im Wettbewerbsumfeld die hohen<br />

Standards der Hauptuntersuchung absichert<br />

und weiter nach vorne bringt. Das<br />

ist ein Punkt, den man angesichts der<br />

künftigen, bereits erkennbaren<br />

und auf<br />

uns alle zukommenden<br />

Herausforderungen<br />

nicht hoch genug<br />

einschätzen kann!<br />

Die derzeit rasante<br />

Entwicklung neuer<br />

Technologien hin zu<br />

autonom fahrenden Kraftfahrzeugen wird<br />

die Bedeutung der technischen Überwachung<br />

und einer HU auf höchstem <strong>Qualität</strong>sniveau<br />

sogar noch deutlich steigern.<br />

aH: Vielen Dank an Sie alle<br />

für dieses Gespräch!<br />

Walter K. Pfauntsch ■<br />

2014 9


Qm-VeReIn<br />

FAHRzeug & VeR keHR<br />

Prävention im Fokus<br />

Die technische Fahrzeugüberwachung, ihre ständige Anpassung an neue Fahrzeugtechnologien<br />

und der Erhalt hoher <strong>Qualität</strong>sstandards werden weiter an Bedeutung gewinnen.<br />

D<br />

ieser Überzeugung sind Prof. Dr.-<br />

Ing. Jürgen Brauckmann, Mitglied<br />

des Vorstandes TÜV Rheinland<br />

Berlin Brandenburg Pfalz e. V., und<br />

Dipl.-Ing. Ralf Strunk, Geschäftsführer<br />

der FSP-Gesellschaften.<br />

AH: Sichere Fahrzeuge und technische<br />

Überwachung bedeuten für Sie eine untrennbare<br />

Symbiose. Ist hier alles erreicht?<br />

R. Strunk: Alle Überwachungsinstitutionen<br />

produzieren Verkehrssicherheit mit<br />

einer Vielzahl von Programmen. Ein wichtiger<br />

Baustein dabei ist die Hauptuntersuchung.<br />

Diese müssen wir mit Blick auf<br />

künftige Fahrzeugtechnologien permanent<br />

weiter optimieren – inhaltlich wie bei den<br />

Prüfabläufen.<br />

AH: Hat Verkehrssicherheit für Sie nicht<br />

auch einen tiefer gehenden Aspekt?<br />

Prof. J. Brauckmann: Natürlich. Wenn wir<br />

über Verkehrssicherheit sprechen, dann<br />

reden wir immer auch über die weitere<br />

Reduzierung der Anzahl von Verkehrstoten<br />

und Schwerverletzten auf unseren<br />

Straßen. Das menschliche Leid kann man<br />

dabei gar nicht in Zahlen fassen, aber wir<br />

sprechen bei Verkehrsunfällen in Deutschland<br />

nach wie vor von Gesamtkosten für<br />

die Volkswirtschaft von rund 30 Milliarden<br />

Euro, also gut einem Prozent unseres<br />

Brutto inlandsproduktes. Denn jeder Verkehrstote<br />

belastet die deutsche Volkswirtschaft<br />

mit rund einer Million Euro, wie<br />

unter anderem die Bundesanstalt für Straßenwesen<br />

(BASt) errechnet hat.<br />

AH: Wie nützlich ist hier der QM-Verein?<br />

Prof. J. Brauckmann: Neben der Steigerung<br />

der Prüfqualität profitieren wir von<br />

neutralen <strong>Qualität</strong>skennziffern und bilateralen<br />

Gesprächen. Diese führen wir auch<br />

mit der Automobilindustrie, um beispielsweise<br />

den Erhalt der „Prüffähigkeit“ von<br />

Fahrzeugen sicherzustellen. Das betrifft<br />

elektronische Steuer- und Regelsysteme<br />

ebenso wie ein vermeintlich so banales<br />

Thema wie den Verbau von Sichtklappen<br />

im Bereich von Achsen, Fahrwerk und Unterboden<br />

eines Fahrzeuges. Aus aerodynamischen<br />

und auch aus Verbrauchsgründen<br />

werden diese Regionen immer mehr mit<br />

großflächigen Kunststoffblenden „verkapselt“.<br />

Dass wir im Rahmen einer HU aus<br />

Zeit- und Kostengründen für den Verbraucher<br />

nicht erst eine Demontage von Bauteilen<br />

vornehmen können, um Traggelenke<br />

zu prüfen oder beschädigte Rahmen- bzw.<br />

Strukturelemente zu erkennen, ist also ein<br />

wichtiges Thema.<br />

„Die hohe <strong>Qualität</strong><br />

der technischen Überwachung<br />

ist auch<br />

künftig unabdingbar.“:<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen<br />

Brauckmann (l.)<br />

und Ralf Strunk<br />

AH: Also ist auch die Entwicklung hin zur<br />

autonomen Fahrt im Fokus?<br />

R. Strunk: Absolut. Und auch hier wieder<br />

die Messung der Prüfqualität über den<br />

QM-Verein. Elektronische Systeme werden<br />

den Fahrer in den kommenden Jahren<br />

an bestimmten Stellen entlasten und ihn<br />

in der weiteren Zukunft nahezu „überflüssig“<br />

machen. Mechanische Einflüsse wie<br />

zum Beispiel ein heftiger Bordsteinkontakt<br />

können aber zu Störgrößen werden,<br />

die der Fahrer nicht erkennt. Deshalb wird<br />

ein Prüfingenieur künftig fast noch wichtiger<br />

sein als heute. Denn er muss im Rahmen<br />

der HU feststellen, ob alle elektronischen<br />

Systeme einwandfrei funktionieren.<br />

Prof. J. Brauckmann: Die HU und Nachkontrollen<br />

über den QM-Verein werden<br />

im Sinne der angesprochenen Verkehrssicherheit<br />

elementar bleiben.<br />

AH: Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Walter K. Pfauntsch ■<br />

AH: 2013 gab es so wenig Tote wie nie zuvor.<br />

Sehen Sie das als HU-Verdienst?<br />

R. Strunk: Die HU wurde 1951 aus gutem<br />

Grund eingeführt. Dass im Laufe der Jahrzehnte<br />

die Zahl der Verkehrstoten um mehr<br />

als 80 Prozent reduziert werden konnte, ist<br />

auch ein Verdienst der periodischen Fahrzeugüberwachung.<br />

Genau deshalb muss sie<br />

auf höchstem Level erhalten werden.<br />

Foto: TÜV Rheinland<br />

10 2014


Qm-VeReIn<br />

SymP o SIum<br />

Rückschau und Ausblick<br />

Am 20. Februar 2014 hielt der QM-Verein im Rahmen eines inhaltlich beeindruckenden<br />

Fachsymposiums Rückschau auf erreichte Ergebnisse der ersten fünf Jahre und<br />

gab einen Ausblick auf die Herausforderungen der kommenden Jahre.<br />

Fotos: fotolia - ryanking999 (o.), Walter K. Pfauntsch<br />

kuRzFASSung<br />

Das zu Jahresbeginn in Berlin stattgefundene<br />

Symposium anlässlich fünf Jahren<br />

QM-Verein avancierte zu einer eindrucksvollen<br />

Dokumentation, was durch wettbewerbsübergreifendes<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement<br />

in der Fahrzeugüberwachung, bei<br />

Verkehrssicherheit und auch zum Nutzen<br />

der Volkswirtschaft insgesamt an Positivem<br />

bewegt werden kann.<br />

D<br />

ie Bedeutung, die sich der Verein<br />

für <strong>Qualität</strong>smanagement in der<br />

Fahrzeugüberwachung e.V. seit<br />

seiner Gründung im Frühjahr 2008 erarbeitet<br />

hat, fand nicht zuletzt ihren Niederschlag<br />

in der Gästeliste des Symposiums:<br />

Nicht nur das Who is Who der deutschen<br />

Fahrzeugüberwachung, wie es Moderator<br />

Stephan Pregizer treffend formulierte, war<br />

gekommen, sondern mit Staatssekretär<br />

Michael Odenwald auch ein wichtiger Repräsentant<br />

des Bundesministeriums für<br />

Verkehr und digitale Infrastruktur sowie<br />

die überwiegende Mehrheit der für den<br />

Bereich der technischen Fahrzeugüberwachung<br />

zuständigen Aufsichtsbehörden der<br />

einzelnen Bundesländer.<br />

„Von unserer Hu-<strong>Qualität</strong><br />

hängen menschenleben ab“<br />

Neben weiteren universitären Gästen ließen<br />

es sich darüber hinaus auch Repräsentanten<br />

der Deutschen Akkreditierungsstelle<br />

DAkkS, der Bundesanstalt für Straßenwesen<br />

(BASt) und der FSD Fahrzeugsystemdaten<br />

GmbH nicht nehmen, einen<br />

profunden Einblick von dem mitzunehmen,<br />

was mit dem QM-Verein als Modell<br />

zur <strong>Qualität</strong>ssicherung und -steigerung in<br />

der Fahrzeugüberwachung über alle Wettbewerbs-Organisationen<br />

hinweg aufgebaut<br />

wurde.<br />

Die Beweggründe, die ursprünglich zur<br />

Entstehung dieses – heute sehr stabilen –<br />

Modells führten sowie dessen Arbeitsweise,<br />

Vernetzung und tragenden Elemente<br />

stellten eingangs Dr. Gerd Neumann und<br />

Viktor Kretzschmann, Leiter der Berliner<br />

Geschäftsstelle, nochmals detailliert vor.<br />

Mit einem unmissverständlichen Kernsatz<br />

fasste der Vorstandsvorsitzende Dr. Neumann<br />

auch die hohe Bedeutung der Tätigkeit<br />

des Vereins und seiner Mitglieder prägnant<br />

zusammen: „Von unserer HU-<strong>Qualität</strong><br />

hängen Menschenleben ab.“<br />

2014 11


Qm-VeReIn<br />

Dr. gerd neumann (l.) und Horst Schneider (mi.), Vorstand TÜV SÜD mobilität, waren erste Ideengeber und Initiatoren für den Qm-Verein und entwickelten<br />

gemeinsam mit den anderen geschäftsführungen die Idee bis zur Praxisreife. Leiter der geschäftsstelle in Berlin ist Viktor kretzschmann (r.).<br />

40.000 Hu-nachkontrollen<br />

Heute kümmere sich nicht mehr „nur“<br />

jede einzelne Überwachungsorganisation<br />

um ihre jeweils eigene <strong>Qualität</strong> in der technischen<br />

Fahrzeugprüfung, sondern tue<br />

dies seit 2008 über den QM-Verein auch<br />

im gemeinsamen Schulterschluss. 33.000<br />

unangekündigte Nachkontrollen wurden<br />

laut Dr. Neumann im Rahmen der vereinbarten<br />

„objektivierten Selbstkontrolle“ bis<br />

zum Zeitpunkt des Symposiums deutschlandweit<br />

durchgeführt, bis Jahresende<br />

2014 werde man 40.000 erreicht haben.<br />

Zahlreiche sich anschließende Fachvorträge<br />

befassten sich aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln – teils interdisziplinär, aber<br />

stets mit Bezug zur periodischen Fahrzeugüberwachung<br />

im Rahmen der HU<br />

nach § 29 StVZO – mit dem für den Verein<br />

über allem stehenden Thema <strong>Qualität</strong>.<br />

„Qm-maßnahmen bringen pro 1 euro<br />

zusätzliche 6 euro gewinn“<br />

So beschäftigte sich beispielsweise Prof. Dr.<br />

phil. habil. Wolfgang H. Schulz, Leiter des<br />

Amadeus Center of Mobility Studies an der<br />

Zeppelin Universität, mit „<strong>Qualität</strong> als Erfolgsfaktor<br />

für eine Volkswirtschaft“. Anhand<br />

einer Studie, die für die britische Wirtschaft<br />

erarbeitet wurde, zeigte Schulz auf,<br />

dass ein stringentes <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

zu einem Wachstum des Sozialproduktes<br />

um 3,4 Prozent beitragen konnte. Sechs<br />

Prozent des Sozialproduktes entstehen seinen<br />

Worten zufolge alleine durch <strong>Qualität</strong>.<br />

Werde ein Euro für <strong>Qualität</strong>smaßnahmen<br />

ausgegeben, resultieren daraus laut Schulz<br />

zusätzliche sechs Euro Gewinn, sinken<br />

gleichzeitig die Durchschnittskosten um<br />

16 Euro und könne die Zahl der Beschäftigten<br />

um 1,6 Prozent gesteigert werden.<br />

Die Reports des QM-Vereins an die Aufsichtsbehörden<br />

erachtete der Universitätsprofessor<br />

als einen wertvollen Input und<br />

wertete auch die Expertise des Vereins als<br />

ein „internationales Vorbild“, das inzwischen<br />

immer deutlicher aus anderen Ländern<br />

nachgefragt werde.<br />

Mit „nachhaltigen Ansätzen und Motivationspotenzialen“<br />

beschäftigte sich anschließend<br />

Dipl.-Ing. Bruno Möbus von<br />

DEKRA Automobil und mit „innovativen<br />

<strong>Qualität</strong>smaßnahmen“ Dipl.-Ing. Uwe<br />

Nickel von TÜV NORD Mobilität.<br />

mit der Politik zur autonomen Fahrt<br />

„Resilence Engineering – Methoden zur<br />

Analyse und Steigerung der <strong>Qualität</strong>“ war<br />

ein weiterer Fachvortrag von Dr. Jürgen<br />

Pfitzmann (Universität Kassel) überschrieben.<br />

Danach „entführte“ Staatssekretär<br />

ein Teil der Repräsentanten aus den Aufsichtsbehörden (v. l.): nicolay von Rimscha (Bayern), Rainer Roth (Brandenburg), günther karneth (nRW),<br />

Ramona kittelberger (BW), Walter Voß (Schleswig-Holstein) und olaf Bunke (mV). ebenfalls auf dem Symposium vertreten waren (ohne Bild):<br />

Christine kirsch und Frank Strecke (beide Berlin), Curt Ludwig (Rheinland-Pfalz), Sebastian Barth (Sachsen), Christian Breyer (Sachsen-Anhalt)<br />

und Jens Bummel (Thüringen).<br />

Fotos: Walter K. Pfauntsch<br />

12 2014


Qm-VeReIn<br />

Rückte den volkswirtschaftlichen nutzen von<br />

Qm in den Vordergrund: Prof. (univ.) Wolfgang<br />

H. Schulz, mit moderator Stephan Pregizer.<br />

Qm-Vorstände (v. r.): Bernhard kerscher<br />

(TÜV SÜD), Rainer de Biasi (gTÜ) und<br />

Dr. klaus kleinherbers (TÜV noRD).<br />

Referenten (v. l.): Dr. Jürgen Pfitzmann<br />

(uni kassel), Bruno möbus (DekRA) und<br />

uwe nickel (TÜV noRD).<br />

Michael Odenwald vom Bundesministerium<br />

für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

die Teilnehmer des Symposiums auf<br />

eine Zeitreise mit vielen technologischen<br />

und rechtlichen Änderungen bis zum Jahr<br />

2025, in dem dann hochautomatisiertes,<br />

sprich autonomes Fahren Realität sein<br />

könnte. Gerade auf diesem Weg und auch<br />

danach werden laut Odenwald die technische<br />

Fahrzeugüberwachung und deren<br />

hohe <strong>Qualität</strong>sstandards nichts an ihrer<br />

schon heute großen Bedeutung verlieren.<br />

(Mehr dazu lesen Sie im Artikel auf den<br />

Seiten 14 ff.)<br />

Deutsche Hu als Vorbild für die Türkei<br />

In einer abschließenden Podiumsdiskussion<br />

gingen dann GTÜ-Geschäftsführer<br />

Rainer de Biasi sowie der extra aus Istanbul<br />

angereiste Direktor des TÜV TURK,<br />

Emre Büyükkalfa, zusammen mit Prof.<br />

Schulz und Dr. Gerd Neumann auf verkehrssicherheitsrelevante<br />

Themen ein, die<br />

man mit dem QM-Verein ebenfalls wettbewerbsübergreifend<br />

behandelt und wodurch<br />

man zu entsprechenden Optimierungen<br />

gekommen ist. Der türkische TÜV,<br />

das machte Büyükkalfa deutlich, profitierte<br />

dabei nicht zuletzt von den Erfahrungen<br />

seines deutschen Partners TÜV SÜD. Vor<br />

Jahren ging die Initiative zur Einführung<br />

der technischen Fahrzeugüberwachung<br />

nach dem deutschen Vorbild von der türkischen<br />

Regierung aus.<br />

40 Prozent weniger Verkehrstote<br />

Schon in der Anfangszeit der periodischen<br />

Fahrzeugüberwachung in der Türkei sank<br />

dort vom Jahr 2007 bis 2010 die Zahl der<br />

Unfalltoten von vormals 5.000 auf 3.000<br />

pro Jahr, also um 40 Prozent, was selbst der<br />

türkische Verkehrsminister Binali Yildirim<br />

im Sommer 2011 öffentlich eindeutig als<br />

„Verdienst der regelmäßigen Fahrzeugüberwachung<br />

von TÜV TURK“ gewertet<br />

hatte. Wie beim QM-Verein zusammen<br />

mit Dr. Gerd Neumann, so hatte ab dem<br />

Jahr 2004 Horst Schneider, Vorstand Mobilität<br />

der TÜV SÜD AG, auch diese Initiative<br />

zu Beginn maßgeblich vorangetrieben.<br />

Dafür sprach ihm Emre Büyükkalfa<br />

auf dem Berliner Symposium anlässlich<br />

des fünfjährigen Bestehens des QM e.V.<br />

nochmals seinen auch ganz persönlichen<br />

Dank aus.<br />

Von den Teilnehmern des QM-Symposiums<br />

wurde die Veranstaltung rundherum<br />

ausnahmslos gelobt und eine Neuauflage<br />

empfohlen.<br />

Walter K. Pfauntsch ■<br />

Die Abordnung des TÜV SÜD (v. l.): Hero Wilters, Thomas eder, Peter kaeswurm, Johann meyer, Bernhard kerscher, Hans-Peter neppel,<br />

emre Büyükkalfa (TÜV TuRk), Jürgen Wolz, Alexander Straberger und Thomas gensicke.<br />

2014 13


Autonomes fA hren<br />

Hohe Wertschätzung des BMVI<br />

Die Arbeit des QM-Vereins bildet für Staatssekretär Michael Odenwald einen wesentlichen<br />

Eckpfeiler zur weiteren Verbesserung der <strong>Qualität</strong> in der Technischen Fahrzeugüberwachung<br />

– auch hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung der Mobilität.<br />

KurzfAssung<br />

Michael Odenwald, Staatssekretär im<br />

BMVI, skizzierte die Herausforderungen<br />

des zukünftigen Straßenverkehrs sowie der<br />

notwendigen Weiterentwicklung von Fahrerassistenzsystemen.<br />

Zudem stellte er besonders<br />

die Aktivitäten des QM-Vereins in<br />

Bezug auf die Hauptuntersuchung heraus.<br />

unser gesamtes Haus bis hin zu<br />

Minister Alexander Dobrindt und<br />

den Ländervertretern begrüßen<br />

die Arbeit des QM-Vereins. Sie haben unsere<br />

höchste Wertschätzung.“ Mit diesen<br />

Worten eröffnete Michael Odenwald,<br />

Staatssekretär im Bundesministerium für<br />

Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI),<br />

seine Rede auf dem Symposium „5 Jahre<br />

QM-Verein“ in Berlin. Anschließend nahm<br />

er die Teilnehmer auf eine, wie er selbst<br />

sagte, „visionäre“ Reise in den künftigen<br />

Straßenverkehr mit. Er zeigte auf, wo<br />

„klassische“ Probleme wie plötzlich sich<br />

bildende Staus aufgrund einer Pannenoder<br />

Unfallsituation auftreten. Und er ging<br />

mit interessanten Detailinformationen auf<br />

das Kardinalthema der Zukunft, das autonome<br />

Fahren, ein – mitsamt dessen umfassendem<br />

Regelungsbedarf zu rechtlichen,<br />

aber auch überwachungsspezifischen Fragen.<br />

An konkreten, aktuellen Fahrerassistenzsystemen<br />

zeigte er auf, welche Potenziale<br />

sich daraus für die Erhöhung der<br />

Sicherheit im Straßenverkehr ergeben. Ers-<br />

te Systeme zur Minimierung von Staugefahren<br />

begrüßte der Staatssekretär ebenso<br />

wie schon realisierte Schritte der Teilautomatisierung<br />

– dass zum Beispiel ein<br />

Fahrzeug selbständig bis zu einer Geschwindigkeit<br />

von 30 km/h anfährt, abbremst<br />

und automatisch die Spur hält. Bereits<br />

2025 könne möglicherweise eine Vollautomatisierung<br />

erreicht sein, so Odenwald.<br />

Diese Entwicklung gehe einher mit<br />

der Digitalisierung der Mobilität. Es sei<br />

daher zu begrüßen, dass der Bereich „digitale<br />

Infrastruktur“ als neuer Aufgabenbereich<br />

in das Ministerium integriert wurde.<br />

Verkehr effizient verknüpfen<br />

Mit Blick auf den Car-Sharing-Bereich<br />

zeigte der Politiker auf, dass die „digitale<br />

Fotos: thinkstock - Wavebreakmedia Ltd (o.), Walter K. Pfauntsch<br />

14 2014


Qm-VereIn<br />

Welt, die man mit Apps auf sein Handy<br />

laden kann, um zu sehen, wo das nächste<br />

Fahrzeug verfügbar ist, bereits bestens<br />

funktioniert“. Vernetztes Fahren, Telematik<br />

und Verkehrsmanagementsysteme würden<br />

künftig helfen, den Verkehr effizienter zu<br />

steuern und hoch belastete Autobahnen<br />

besser auszulasten. Wesentlicher Baustein<br />

werde die Car-to-X-Kommunikation sein,<br />

bei der Fahrzeuge untereinander und auch<br />

mit ihrer kompletten sonstigen Umwelt in<br />

permanenter „Kommunikation“ stehen,<br />

also ständig Informationen<br />

aufnehmen,<br />

verarbeiten und an<br />

andere Fahrzeuge und<br />

Empfänger weitergeben.<br />

Die daraus resultierende<br />

frühe(re)<br />

Kenntnis über sich<br />

verändernde Witterungsbedingungen,<br />

eine Zunahme des Verkehrsaufkommens<br />

und drohende Gefahren<br />

helfen nachfolgenden Fahrzeugen und<br />

Fahrern, sich – im Vergleich zu heute dann<br />

punktgenau – auf bevorstehende Entwicklungen<br />

einzustellen. Eine „geniale Vision“<br />

nennt Odenwald auch die Vor stellung, „im<br />

Jahr 2030 in ein Auto einzusteigen“ und<br />

sich „entspannt an den Urlaubsort fahren<br />

» Der mensch ist heute noch<br />

zu 75 Prozent an der unfallentstehung<br />

beteiligt. «<br />

michael odenwald,<br />

staatssekretär im BmVI<br />

zu lassen, weil das Fahrzeug automatisch<br />

den Weg dorthin findet“. Die technische<br />

und gesetzgeberische Entwicklung werde<br />

indes nicht ausschließen, dass man künftig<br />

weiterhin eigene „Freude am Fahren“ haben<br />

könne.<br />

fahrer ganz gezielt unterstützen<br />

Eine „herausragende Rolle“ werde vernetzten<br />

digitalen und Fahrerassistenzsystemen<br />

gerade bei der Vermeidung von Unfällen<br />

und der Verringerung der Unfallschwere<br />

zukommen. Heute<br />

sei der Mensch noch<br />

immer zu 75 Prozent<br />

an der Entstehung<br />

von Unfällen beteiligt.<br />

Spurhalter könnten<br />

bereits gut 25<br />

Prozent sowie ein<br />

„vorausschau ender<br />

Fußgängerschutz durch Sensoren“ sogar 75<br />

Prozent aller Fahrzeugunfälle verhindern.<br />

12.000 Crashs sind dies nach den Worten<br />

Odenwalds insgesamt pro Jahr in Deutschland.<br />

Derzeit dürften bereits bestimmte<br />

Aufgaben vom Fahrzeug übernommen<br />

werden. Dadurch könne der Fahrer in Situationen,<br />

in denen er an die Grenze seiner<br />

Leistungsfähigkeit stoße, unterstützt werden.<br />

Die aktuelle Diskussion drehe sich<br />

deshalb vor allem um den Fahrer. Derzeit<br />

müsse er das Fahrzeug (noch) dauerhaft<br />

überwachen und die Kontrolle darüber<br />

ausüben. Eine Abgabe dieser Kontrolle und<br />

das Ausüben fremder Tätigkeiten sind ihm<br />

nicht gestattet. Die Weiterentwicklungen<br />

zielen aber darauf ab, ihn zeitweise von seinen<br />

Kon trollaufgaben zu entbinden. Inwieweit<br />

eine Weiterentwicklung dieser Bedingungen<br />

vom Gesetzgeber zugelassen werden<br />

soll, müsse „grundlegend geklärt und<br />

aufge arbeitet“ werden. Im Mittelpunkt<br />

stünden dazu Fragen des Haftungsrechts:<br />

Wird das Fahrzeug der Technik überlassen<br />

und es kommt zum Unfall, ist bis dato nicht<br />

geregelt, ob die Hersteller- oder die „klassische“<br />

Fahrerhaftung greift.<br />

hu und Qm-Verein ohne Alternative<br />

Daneben geht es laut Odenwald um die<br />

„gesellschaftliche Akzeptanz eines autonom<br />

fahrenden Autos“ und entscheidend<br />

auch um die Sicherstellung einer angemessenen<br />

Überwachung der technischen Systeme.<br />

Hier komme es in Zukunft vor allem<br />

auf die Überwachungsorganisationen und<br />

den QM-Verein an. In diesen Fragen engagiere<br />

sich das BMVI auch international in<br />

der UN-ECE-Arbeitsgruppe Straßenver-<br />

Auf ihrem Berliner symposium konnten die Vorstände des Qm-Vereins auch michael odenwald, staatssekretär im Bundesministerium<br />

für Verkehr und digitale Infrastruktur (3. von rechts), als referenten begrüßen.<br />

2014 15


Qm-VereIn<br />

kehr-Sicherheit, in deren Fokus das Wiener<br />

Übereinkommen über den Straßenverkehr<br />

stehe. Dieses Werk legt für die 72 Vertragsstaaten<br />

grundlegende, einheitliche Verkehrsregeln<br />

fest. Im verabschiedeten Änderungsvorschlag,<br />

der vom BMVI maßgeblich<br />

mit entwickelt wurde, blieb der Grundsatz<br />

der Fahrerverantwortung und Kontrolle<br />

erhalten. Systeme, die den Vorgaben<br />

der ECE-Regelungen entsprechen oder die<br />

abschaltbar bzw. übersteuerbar sind, gelten<br />

als vereinbar mit diesem Grundsatz. Damit<br />

wurde aktuell auch die „Möglichkeit geschaffen,<br />

den technischen Fortschritt in<br />

dieses Übereinkommen zu integrieren“.<br />

eine der wesentlichen herausforderungen der künftigen technischen fahrzeugüberwachung<br />

wird die Prüfung der einwandfreien funktion automatischer fahrerassistenzsysteme und einer<br />

uneingeschränkten Vernetzung der fahrzeuge mit der gesamten Verkehrsinfrastruktur sein.<br />

technische Überwachung ausbauen<br />

Auf nationaler Ebene ist dem Verkehrs-<br />

Staatssekretär nicht zuletzt das „Prüfen<br />

automatisierter Systeme in der Hauptuntersuchung“<br />

ein besonderes Anliegen, wofür<br />

im Ministerium eine eigene Arbeitsgruppe<br />

eingerichtet wurde. „Wir wollen uns mit<br />

der technischen Überwachung automatisierter<br />

Systeme möglichst frühzeitig auseinandersetzen.<br />

Es muss gewährleistet sein,<br />

dass die Systeme mit geeigneten rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen von vornherein<br />

sicher auf den Markt gebracht werden und<br />

über die gesamte Fahrzeugbetriebsdauer<br />

zuverlässig funktionieren“, lautet die Vorgabe<br />

von Michael Odenwald. Dies müsse<br />

die Genehmigung bereits berücksichtigen.<br />

In diesem Zusammenhang spiele auch der<br />

§ 6 Abs. 1 Nr. 2 des Straßenverkehrsgesetzes<br />

(StVG) eine zentrale Rolle: „Das ist die<br />

einschlägige Grundlage, nach der unser<br />

Ministerium ermächtigt ist, Regelungen zu<br />

treffen über Art, Umfang, Inhalt, Ort und<br />

Zeitabstände der regelmäßigen Untersuchungen<br />

und Prüfungen. Diese Ermächtigungsnorm<br />

ist gleichzeitig eine Verpflichtung<br />

für den Verordnungs-Gesetzgeber.“<br />

» Deutschland ist, was sicherheit anbelangt, federführend in<br />

der eu. Diesen sicherheitsstandard sollten wir uns erhalten. «<br />

michael odenwald, staatssekretär im BmVI<br />

„Auch ältere Kfz im Auge behalten!“<br />

Bei jeder Diskussion über neue Technologien<br />

dürfe man jedoch ältere Fahrzeuge<br />

„nicht aus dem Auge verlieren“. Auch diese<br />

„müssen bei der regelmäßigen technischen<br />

Überwachung gemäß § 29 StVZO,<br />

also im Rahmen der HU, überprüfbar sein<br />

und bleiben“, forderte Odenwald. Das<br />

BMVI habe deshalb bereits in der 47. Verordnung<br />

zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher<br />

Vorschriften vom Mai 2012 die<br />

sogenannte Vorgabenprüfung rechtlich<br />

verankert. Das werde für Fahrzeuge mit<br />

automatischen Systemen fortgeführt.<br />

Zur neu geregelten periodischen Fahrzeugüberwachung<br />

in Europa und der<br />

gewählten zustande gekommenen Rechtsform<br />

als Richtlinie – anstatt einer lange<br />

diskutierten „Verordnung“ – zeigte sich<br />

Odenwald insgesamt durchaus zufrieden.<br />

Damit habe Deutschland weiterhin Spielräume<br />

zur Festlegung eigener Mindestanforderungen.<br />

Hier wurde Odenwald,<br />

begleitet von nachhaltigem Applaus der<br />

Symposiumsteilnehmer, zum Verfechter<br />

des deutschen HU-Modells: „Deutschland<br />

ist, was Sicherheit anbelangt, federführend<br />

in der EU und wir sollten uns diesen Sicherheitsstandard<br />

erhalten.“ Sein Ministerium<br />

werde eine europaweit gültige<br />

einheitliche Vorschrift für die technische<br />

Überwachung allenfalls „dann mittragen,<br />

wenn diese Niveau-Unterschiede auf unser<br />

Niveau angepasst werden“.<br />

gute zusammenarbeit<br />

Abschließend sprach der Staatssekretär die<br />

in den 16 deutschen Bundesländern teils<br />

unterschiedliche Ausstattung der Prüfstützpunkte<br />

an. In diesen dürfe künftig<br />

„nur dann eine Hauptuntersuchung durchgeführt<br />

werden, wenn dort die geltenden<br />

Vorschriften erfüllt sind“. Der QM-Verein<br />

habe auch in diesem Zusammenhang bereits<br />

entscheidende Beiträge auf dem Weg<br />

zu einer ganzheitlichen Lösung erarbeitet.<br />

Michael Odenwald dankte dem Verein abschließend<br />

für eine „tolle Zusammenarbeit<br />

mit dem BMVI in den letzten fünf Jahren“<br />

und gab seiner Hoffnung auf ein auch<br />

künftig kooperatives Miteinander Ausdruck.<br />

Walter K. Pfauntsch ■<br />

Fotos: fotolia - ag visuell, iStock - RGBAlpha (o.)<br />

16 2014


Qm-VereIn<br />

fAhrzeugÜBerWAChung InternAtIonAL<br />

Vorbild für Europa<br />

Wie weit Deutschland mit seinem QM-Verein auch innerhalb Europas die Nase vorn<br />

hat, wird nicht zuletzt durch die Bestimmungen einer neuen EU-Richtlinie deutlich.<br />

Foto: Walter K. Pfauntsch<br />

I<br />

m Amtsblatt der Europäischen Union<br />

wurde die „Richtlinie 2014/45/EU des<br />

Europäischen Parlaments und Rates<br />

vom 3. April 2014“ über die Neufassung<br />

zur „regelmäßigen technischen Überwachung<br />

von Kfz und -Anhängern“ veröffentlicht.<br />

AUTOHAUS sprach dazu mit<br />

den Vorständen des QM-Vereins, Dr.<br />

Gerd Neumann und Rainer de Biasi:<br />

Ah: In der neu gefassten Richtlinie wird zu<br />

Anfang der „Fahrplan zu einem einheitlichen<br />

europäischen Verkehrsraum“ aus dem<br />

Weißbuch der EU-Kommission aufgegriffen,<br />

in dem das Ziel formuliert wird, die Zahl<br />

der Unfalltoten bis zum Jahr 2050 „auf nahe<br />

Null zu senken“. Ist das zu viel verlangt?<br />

Dr. g. neumann: Nein, denn es ist nicht<br />

nur eine ambitionierte, sondern auch eine<br />

zutiefst humanistische Zielstellung. Die<br />

Überwachungsorganisationen können<br />

durch ihre hoheitlichen Dienstleistungen,<br />

aber auch durch ihre umfangreichen Erfahrungen<br />

dazu beitragen. Schwerpunkt<br />

ist die Prüfung von Fahrzeugen entsprechend<br />

den gesetzlichen Vorgaben. Ziel ist<br />

es, dass keine Fahrzeuge mit erheblichen<br />

Mängeln oder gar im verkehrsunsicheren<br />

Zustand auf unseren Straßen unterwegs<br />

sind. Die EU-Richtlinie verleiht dem Thema<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung deutlich mehr Gewicht<br />

und verpflichtet die Mitgliedsstaaten<br />

in diesem Sinne zur Umsetzung von zwei<br />

konkreten Forderungen: erstens zum Aufbau<br />

von entsprechenden <strong>Qualität</strong>ssicherungssystemen<br />

und zweitens zur Benennung<br />

von zentralen Aufsichtsstellen.<br />

Ah: Wo steht da aktuell Deutschland?<br />

r. de Biasi: Eindeutig ganz vorne. Der QM-<br />

Verein ist derzeit EU-weit ein einzigartiges<br />

Modell, zu dem wir bereits aus den verschiedensten<br />

Ländern konkret angesprochen<br />

wurden. Während es früher immer hieß,<br />

„Sicherheit verträgt keinen Wettbewerb“, ist<br />

heute genau das Gegenteil der Fall. Denn<br />

durch unsere gemeinsamen Aktivitäten –<br />

über fast alle Wettbewerber hinweg – haben<br />

wir die <strong>Qualität</strong> und damit die Sicherheit<br />

der periodischen Fahrzeugüberwachung<br />

nochmals erheblich nach vorne gebracht.<br />

Ah: Wäre dann nicht das Modell QM-Verein<br />

die Blaupause für Europa, die man als<br />

„Masterplan“ adaptiert und alles ist gut?<br />

r. de Biasi: Bei einer vergleichbaren Struktur<br />

der Fahrzeugüberwachung in Europa<br />

wäre der QM-Verein in der Tat eine denkbare<br />

Lösung, ja. Davon sind wir jedoch<br />

leider noch weit entfernt.<br />

Dr. g. neumann: Das ist richtig, aber eine<br />

direkte Umsetzbarkeit in der ganzen EU<br />

sehe ich heute nicht. So kann zum Beispiel<br />

in Ländern mit einem Monopol-System<br />

das im QM-Verein bewährte Vier-Augen-<br />

Prinzip nicht umgesetzt werden, da sich<br />

eine Monopol-Organisation ja ausschließlich<br />

selbst kontrollieren würde. Oder nehmen<br />

wir ein Land wie Schweden, wo jetzt<br />

erst langsam Wettbewerb entsteht. Auch<br />

die Einbeziehung in vorhandene Zertifizierungsprozesse<br />

wäre sinnvoll. Um eine unmittelbare<br />

Vergleichbarkeit von <strong>Qualität</strong> zu<br />

erreichen, wären zunächst zum Beispiel<br />

Prozesse und Arbeitsfelder näher zu unter-<br />

suchen. Wichtig ist: Ich kann nicht einfach<br />

meinen „eigenen QM-Verein“ aufmachen,<br />

das ist mit einer konzertierten Aktion aller<br />

Marktteilnehmer nicht zu vergleichen.<br />

Ah: Dennoch: Die CITA als Internationales<br />

Committee der Fahrzeugüberwachung hat<br />

doch sehr positiv auf den Vortrag von Herrn<br />

Kretzschmann, dem Geschäftsstellenleiter<br />

des QM-Vereins, reagiert?<br />

r. de Biasi: Der QM-Verein ist mit Herrn<br />

Kretzschmann als „Policy Expert“ für <strong>Qualität</strong><br />

direkt an der Weiterentwicklung entsprechender<br />

CITA-Empfehlungen aktiv<br />

beteiligt. Hier ist er ein gefragter Gesprächspartner<br />

für andere Überwachungsorganisationen<br />

in Europa, die in diesem Gremium<br />

vertreten sind. Der QM-Verein gilt in Europa<br />

durchaus als Vorbild, das ist richtig.<br />

Dr. g. neumann: Verschiedene Länder<br />

sind inzwischen auf uns zugekommen, um<br />

zu erfahren, wie sie das Thema anpacken<br />

könnten oder welcher etwaiger Adaptionen<br />

es bedarf. Schließlich geht es in der<br />

EU-Richtlinie ja auch noch um die Forderung<br />

nach einer zentralen Aufsichtsstelle.<br />

In Deutschland hat das Bundesverkehrsministerium<br />

hierzu richtigerweise bereits<br />

eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich mit<br />

der Umsetzung beschäftigt. Dass sich der<br />

QM-Verein mit seinen gesammelten Erfahrungen<br />

und effizienten Strukturen als<br />

ein sehr stabiles System anbietet, muss ich<br />

hier sicher nicht mehr gesondert betonen.<br />

Ah: Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Walter K. Pfauntsch ■<br />

2014 17


QM-Verein<br />

SpitzengeS präch<br />

„Das Vertrauen muss da sein!“<br />

„Bei Ihnen funktioniert die freiwillige Selbstkontrolle“, so Mechthild Heil, Bundestagsabgeordnete und<br />

Verbraucherschutzbeauftragte der CDU/CSU-Fraktion, in einem Gespräch mit Repräsentanten des QM-Vereins.<br />

LeSen Sie hier...<br />

... warum Verbraucherschützerin Mechthild<br />

Heil das Modell der freiwilligen Selbstkontrolle<br />

in der Fahrzeugüberwachung auf andere<br />

Bereiche und Branchen übertragen will.<br />

J<br />

eder Mensch ist auch Verbraucher –<br />

egal ob er sein Handy oder das Auto<br />

nutzt, in einem Geschäft Lebensmittel<br />

einkauft, im Internet surft oder beruflich<br />

damit arbeitet, beim Arzt eine Leistung<br />

in Anspruch nimmt etc. „Unser Ziel ist es,<br />

die Interessen der Menschen in allen Lebens-<br />

und Arbeitsbereichen zu schützen<br />

und dafür zu sorgen, dass sie als Verbraucher<br />

der Wirtschaft auf Augenhöhe begegnen<br />

können“: So lautet das persönliche<br />

Credo der gelernten Architektin und Diplom-Ingenieurin<br />

Mechthild Heil, die seit<br />

2009 auch Mitglied des Deutschen Bundestages<br />

und seit 2010 die Beauftragte für Verbraucherschutz<br />

der CDU/CSU-Bundestagsfraktion<br />

ist. In der Berliner Geschäftsstelle<br />

des Vereins für <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

in der Fahrzeugüberwachung e.V. (QM-<br />

Verein) traf sie sich jetzt mit Vertretern<br />

einiger großer Mitglieds-Prüforganisationen<br />

zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch.<br />

An dem Gespräch teil ge nommen<br />

hatten neben Dr. Gerd Neumann: Dipl.-<br />

Ing. Hans-Peter Neppel, in der Geschäftsleitung<br />

der TÜV SÜD Auto Service GmbH<br />

Gesamtverantwortlicher für <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />

Dipl.-Ing. (FH) Robert Köstler,<br />

Leiter des Geschäftsbereiches Politik und<br />

stellvertretender Technischer Leiter der<br />

GTÜ Gesellschaft Technische Überwachung<br />

mbH sowie Dipl.-Ing. und Dipl.-<br />

Wirt.Ing. Roger Eggers, Bereichsleiter <strong>Qualität</strong><br />

& Technik der TÜV NORD Mobilität<br />

GmbH & Co. KG. Gastgeber des Treffens<br />

im Haus des QM-Vereins war dessen Geschäftsstellenleiter<br />

Viktor Kretzschmann.<br />

politikerin und Unternehmerin<br />

„Der Staat ist nicht der bessere Verbraucher.<br />

Er will auch nicht den Einzelnen erziehen<br />

oder ihn gar bevormunden“, sagte<br />

die Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil<br />

eingangs der Gesprächsrunde. Unverkennbar<br />

machte sie damit deutlich, dass sie für<br />

ihre Tätigkeit im Berliner Abgeordnetenhaus<br />

eine bemerkenswert differenzierte<br />

Denkweise mitbringt. Nach kurzer Vorstellung<br />

der jeweiligen Grundpositionen der<br />

beteiligten Überwachungsorganisationen<br />

entwickelte sich zwischen Mechthild Heil<br />

und den Repräsentanten des QM e.V. ein<br />

facettenreiches und kurzweiliges Gespräch,<br />

aus dem wir nachfolgend die wichtigsten<br />

Thesen wiedergeben:<br />

Die Bundestagsabgeordnete und Verbraucherschutzbeauftragte der cDU/cSU-Fraktion Mechthild heil trifft sich mit (v. l.): robert Köstler (gtÜ), roger<br />

eggers (tÜV nOrD Mobilität), Dr. gerd neumann (DeKrA Automobil), Viktor Kretzschmann (QM e.V.) und hans-peter neppel (tÜV SÜD AutoService).<br />

Fotos: Walter K. Pfauntsch, thinkstock (iStock) - DragonImages (o. r.)<br />

18 2014


QM-Verein<br />

Dr. g. neumann: Zum Thema <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

bei hoheitlichen Dienstleistungen<br />

hat in diesem Jahr im Rahmen des<br />

Symposiums „5 Jahre QM-Verein“ Staatssekretär<br />

Michael Odenwald vom Bundesministerium<br />

für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

bereits deutlich gemacht, dass<br />

die Arbeit des Vereins sowohl für die Verkehrssicherheit<br />

wichtig ist, als auch im Interesse<br />

des Autofahrers steht.<br />

M. heil: Das ist richtig und wird von uns in<br />

gleicher Weise als entscheidender Faktor<br />

unter Verbraucherschutz-Gesichtspunkten<br />

gesehen. Sie stellen – durch Ihre über den<br />

Verein gezeigte Eigeninitiative – sicher,<br />

dass die <strong>Qualität</strong> in der Fahrzeugüberwachung<br />

zentral, aber auch wettbewerbsübergreifend,<br />

also neutral und sauber abgesichert<br />

wird. In einer derartigen Weise,<br />

wie dies durch Ihren Verein geleistet wird,<br />

könnte das der Staat schlichtweg nicht tun.<br />

Das kann letztlich nur von den beteiligten<br />

Unternehmen heraus geleistet werden.<br />

Dazu gehört natürlich, dass <strong>Qualität</strong> von<br />

Anfang an in Ihren jeweiligen Organisationen<br />

institutionalisiert, also professionell<br />

als zentraler <strong>Qualität</strong>ssicherungsprozess<br />

gelebt und verantwortet wird. Was nach<br />

meinen Erkenntnissen und Informationen<br />

allerdings auch so der Fall ist.<br />

Sicherheit verträgt Wettbewerb!<br />

h.-p. neppel: Interessant an der Stelle ist<br />

der Aspekt, dass wir nicht nur im Zuge der<br />

Liberalisierung des Prüfwesens, sondern<br />

auch in Zusammenhang mit dem QM-<br />

Verein häufig gefragt werden, ob Sicherheit<br />

überhaupt Wettbewerb verträgt? Zu dieser<br />

Frage bekenne ich mich mit einem klaren<br />

Ja, sofern sichergestellt ist, dass <strong>Qualität</strong><br />

gerade eben nicht unter den Tisch fällt. Mit<br />

dem hier gegenständlichen Verein wurden<br />

klare Kriterien und Rahmenbedingungen<br />

vorgegeben und eine wichtige Initiative auf<br />

den Weg gebracht, mit der wir in mehr als<br />

fünf Jahren bisher sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht haben.<br />

r. Köstler: Die GTÜ als Organisation von<br />

freiberuflichen Sachverständigen und Ingenieurbüros<br />

steht von Beginn an für<br />

Wettbewerb. Dieser darf jedoch nicht über<br />

die Prüfqualität geführt werden, sondern<br />

über die weichen Faktoren, wie den Wettbewerb<br />

um bestmöglichen Service und<br />

hohe Flexibilität. Daher haben wir die gemeinsame<br />

Initiative zur Gründung des<br />

QM-Vereins von Anfang an mitgetragen<br />

und mitgestaltet.Wir schätzen es sehr, dass<br />

Wenn alle an einem Strang ziehen und die prozessketten stimmen, könnte man das System der<br />

freiwilligen Selbstkontrolle nach Vorbild des QM-Vereins auch auf andere Bereiche übertragen.<br />

wir es gemeinsam geschafft haben, mit gemischten<br />

Auditoren-Teams aus unterschiedlichen,<br />

miteinander im Wettbewerb<br />

stehenden Organisationen einen wichtigen<br />

Beitrag dafür zu leisten, dass alle Beteiligten<br />

die HU in gleicher Weise und auf gleich<br />

hohem Niveau durchführen.<br />

r. eggers: Das klappt nach meinem Dafürhalten<br />

vor allem auch deshalb in der Praxis<br />

gut, weil wir heute die „Köpfe“ unserer<br />

Mitarbeiter und Kunden, aber auch die<br />

Öffentlichkeit erreichen. Denn letztlich<br />

muss uns eines klar sein: <strong>Qualität</strong> wird<br />

durch Einzelpersonen hergestellt – und<br />

genauso auch nachgefragt. Und wenn es<br />

einmal ein Problem gibt, ist dies in aller<br />

Regel – abgesehen von technischen Belangen<br />

– ebenfalls durch Menschen verursacht.<br />

Der Fokus muss deshalb auch künftig<br />

ganz klar lauten: Auf jeden einzelnen<br />

Sachverständigen zielgerichtet zugehen<br />

und ihn in der permanenten Optimierung<br />

von qualitätssichernden Maßnahmen<br />

nicht alleine lassen!<br />

„Wie könnte man ihr System auf<br />

andere Bereiche übertragen?“<br />

M. heil: Zur immer noch höheren Steigerung<br />

von <strong>Qualität</strong> ist die Politik stets gerne<br />

versucht, nach gleichzeitig mehr Kontrollen<br />

zu rufen. Hier habe ich aufgrund meiner<br />

Herkunft aus einer alten Unternehmerfamilie<br />

natürlich ein etwas anderes Denken,<br />

weil ich genau weiß, dass der Staat in<br />

der Vielschichtigkeit der unterschiedlichsten<br />

Anforderungen diesen Gesamtaufwand<br />

– den er in allen Berufssparten und Wirtschaftszweigen<br />

mit großem Tiefgang leisten<br />

müsste – in vergleichbarer Form nicht<br />

gewährleisten kann. Bei Ihnen funktioniert<br />

diese quasi Eigenkontrolle und auch Selbstzertifizierung<br />

hervorragend. Die Frage aber<br />

wäre jetzt: Wie könnte man solche Systeme<br />

wie das des QM-Vereins auf andere Bereiche,<br />

etwa die Lebensmittelkontrolle, übertragen?<br />

Wie eine Bandendkontrolle<br />

Dr. g. neumann: Unser System der unangekündigten<br />

Nachkontrollen von durchgeführten<br />

Hauptuntersuchungen an Kraftfahrzeugen<br />

vergleiche ich immer gerne mit<br />

der Bandendkontrolle bei industriellen<br />

Fertigungsprozessen. Warum haben wir<br />

das Thema selbst angepackt und es nicht<br />

extern umsetzen lassen? Wir haben sehr<br />

schnell erkannt, dass die Fachkompetenz<br />

außerhalb der Prüforganisationen im notwendigen<br />

Umfang nicht verfügbar ist. Außerdem<br />

hätte das über den heute schon<br />

notwendigen zweistelligen Millionenbetrag<br />

hinaus zusätzliche Kosten verursacht.<br />

„prozesskette muss in Ordnung sein“<br />

M. heil: Und jetzt nehmen Sie dann „ersatzweise“<br />

den Staat: Um das zu leisten,<br />

würde zum einen das Geld fehlen. Andererseits<br />

könnten Sie den Verbrauchern und<br />

Steuerzahlern nicht im Entferntesten beibringen,<br />

dass hier für Prüfverfahren, die sie<br />

bisher so nicht kannten, gegebenenfalls<br />

Gebühren oder Zusatzabgaben auf sie zu-<br />

2014 19


Als Architektin und Unternehmerin<br />

kann Mechthild heil<br />

technische Sachverhalte gut<br />

nachvollziehen. Von daher<br />

nahm sie beim QM-Verein<br />

zahlreiche Anregungen für<br />

ihre Arbeit in den politischen<br />

Arbeitskreisen mit.<br />

kommen sollen. Und es ist dem Verbraucher<br />

letztlich auch gar nicht wichtig, ob<br />

der Staat ergänzend zum dritten oder vierten<br />

Mal auf ein Produkt, eine Ware oder<br />

Dienstleistung draufguckt, sondern für ihn<br />

muss ein grundsätzliches Vertrauen einfach<br />

da sein. Er muss wissen, dass die Prozesskette<br />

in Ordnung ist.<br />

Und genau an diesem Punkt sind Sie<br />

mit dem QM-Verein und Ihren Organisationen<br />

immer ein gutes Vorbild gewesen.<br />

Und ich betone: Auch bei uns, in allen politischen<br />

Diskussionen haben Sie einen<br />

hohen Stellenwert! Einmal natürlich wegen<br />

Ihrer <strong>Qualität</strong>soffensive, andererseits<br />

aber auch wegen Ihrer Unternehmen selbst:<br />

DEKRA, GTÜ, TÜV und all ihre weiteren<br />

Mitglieder und angegliederten Gesellschaften<br />

besitzen im Markt, bei ihren Kunden<br />

– und damit wieder bei den Verbrauchern<br />

– hohe Reputation und ein hohes<br />

Grundvertrauen.<br />

V. Kretzschmann: Mit der Liberalisierung<br />

der Fahrzeugüberwachung wurde zunehmend<br />

deutlich, dass eine neutrale <strong>Qualität</strong>skontrolle<br />

notwendig ist. Dass der Staat<br />

nicht über ausreichende Kapazitäten verfügt,<br />

diese Aufgabe zu erfüllen, war uns<br />

sehr schnell klar. Das hat auch unser Vorstandsvorsitzender<br />

Dr. Neumann stets betont<br />

und sich dann mit den Wettbewerbern<br />

dazu entschlossen, die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

selbst in die Hand zu nehmen.<br />

M. heil: Wobei man natürlich festhalten<br />

muss, dass auch der eigentliche, vom Gesetzgeber<br />

her geregelte Prozess der technischen<br />

Fahrzeugüberwachung, also der<br />

periodischen Hauptuntersuchung nach<br />

§ 29 der StVZO, von Beginn seiner Einführung<br />

im Jahr 1951 ein stimmiger war. Für<br />

mich entscheidend ist: Der Kunde erhält<br />

mit der HU-Plakette ein Endzertifikat, das<br />

klar belegt: Das Fahrzeug ist technisch<br />

(wieder) in Ordnung. Es steht also nicht<br />

hinten auf der Stoßstange „der Auspuff war<br />

defekt“ oder die „Reifen waren abgefahren“,<br />

was dann letztlich den Fahrer bzw. Halter<br />

in Misskredit bringen würde. Motto: Da<br />

sitzt einer am Steuer, der sich um sein Fahrzeug<br />

nicht gut kümmert.<br />

Das gibt es da<br />

nicht. Und auch Ihre<br />

Nachkontrollen haben<br />

Sie ja in einem<br />

internen Prozess der<br />

möglicherweise klar<br />

gerechtfertigten Beanstandung<br />

von Prüfingenieuren,<br />

aber nicht in Form einer öffentlichen<br />

Zurschaustellung vernünftig<br />

geregelt. Das Positive, was ich hier sehe: Sie<br />

garantieren, dass am Ende die <strong>Qualität</strong><br />

höher ist, holen also aus einem gesunden<br />

Wettbewerb auch ein Stück mehr Performance,<br />

Verbraucherschutz und Verkehrssicherheit<br />

heraus. Dafür gebührt Ihnen<br />

durchaus mein vollster Respekt!<br />

» ihr Verein und ihre Organisationen<br />

haben bei uns einen<br />

hohen Stellenwert. «<br />

MdB Mechthild heil<br />

„System beinhaltet die schärfste<br />

Kontrolle überhaupt“<br />

r. eggers: Sie haben den Sinn des Vereins<br />

sehr präzise erkannt. Uns ging und geht es<br />

in der Tat nicht darum, den „Allerschlechtesten“<br />

zur Schau zu stellen oder einen<br />

„Besten“ zu prämieren.<br />

r. Köstler: Es geht immer und ausschließlich<br />

um die Erkennung möglichst aller<br />

technischen Mängel an einem Fahrzeug.<br />

Die Nachkontrollen helfen in hohem<br />

Maße, die Restfehlerquote unter Berücksichtigung<br />

der menschlichen Leistungsfähigkeit<br />

so gering wie möglich, im Idealfall<br />

gegen „Null“, zu halten.<br />

Dr. neumann: Und wie ich schon auf unserem<br />

Symposium festgestellt habe: Keine<br />

<strong>Qualität</strong>skontrolle kann objektiver und<br />

neutraler sein als die, bei der die Arbeit des<br />

Prüfingenieurs einer Organisation zusätzlich<br />

durch den Auditor eines Wettbewerbers<br />

überprüft und beurteilt wird.<br />

h.-p. neppel: Freiwillig gibt sich da ganz<br />

sicher niemand die Blöße, quasi vor bzw.<br />

gegenüber einem Wettbewerber eingestehen<br />

zu müssen, dass er möglicherweise<br />

einen gravierenden Mangel übersehen hat,<br />

der vielleicht dann auch noch ein sicherheitstechnisches<br />

Problem darstellt.<br />

Auch internationales interesse<br />

M. heil: Und mit genau diesen Argumenten<br />

und Ihren Erfahrungswerten sowie<br />

Statistiken, von denen mir bereits Staatssekretär<br />

Michael Odenwald aus Ihrem<br />

Symposium heraus sehr positiv berichtet<br />

hatte, müssen wir gemeinsam auch den<br />

Versuch unternehmen, Vorurteile zu entkräften.<br />

Denn glauben Sie mir eins: Wie<br />

gegenüber der Politik,<br />

so gibt es auch<br />

gegenüber der Wirtschaft<br />

kein gesellschaftsübergreifendes<br />

Grundvertrauen.<br />

V. Kretzschmann:<br />

Noch im laufenden<br />

Jahr werden wir auf<br />

insgesamt rund 40.000 unangekündigte<br />

Nachkontrollen kommen, die über unseren<br />

Verein koordiniert wurden. Das ist ein Erfahrungspotenzial<br />

und eine Transparenz<br />

mit belastbaren Werten, die in ganz Europa<br />

kein anderes Land vorweisen kann. Nicht<br />

zuletzt deshalb erhalten wir immer wieder<br />

auch Anfragen aus dem Kraftfahrsachverständigen-Weltverband<br />

CITA und aus<br />

anderen EU-Ländern, die mehr zu unserem<br />

QM-Verein erfahren wollen und darüber<br />

nachdenken, eventuell ein vergleichbares<br />

Modell aufzubauen.<br />

M. heil: Das ist sehr erfreulich und zeigt,<br />

dass Initiativen, die aus der Wirtschaft<br />

kommen, durchaus auf Europa übertrag -<br />

bar sind und dort – wie in Ihrem Fall –<br />

möglicherweise ganz neue Standards setzen.<br />

Meine Unterstützung dafür haben Sie.<br />

Lassen Sie uns weiterhin in einem beständigen<br />

Dialog bleiben.<br />

Walter K. Pfauntsch ■<br />

20 2014


QM-Verein<br />

pOrtrA it<br />

„Es gibt keine <strong>Qualität</strong>, die<br />

man nicht toppen könnte!“<br />

Stetiges Arbeiten an der eigenen Performance ist Grundvoraussetzung<br />

für einen nachhaltigen Erfolg. Zahlreiche Aktivitäten sind notwendig,<br />

um die Zufriedenheit der Kunden dauerhaft zu gewährleisten.<br />

chungsorganisationen regelmäßig. Mit<br />

den Ingenieuren arbeiten wir sehr kooperativ<br />

zusammen, denn der Kunde möchte<br />

am Ende ein sicheres Fahrzeug, und dazu<br />

gehört nicht nur die „frische Plakette“.<br />

S<br />

tets das richtige Gespür für die<br />

Wünsche der Kunden zu haben, ist<br />

eine der Voraussetzungen für unternehmerischen<br />

Erfolg. Im Rahmen ihrer<br />

Prüftätigkeit in Autohäusern und Werkstätten<br />

fallen den Überwachungsorganisationen<br />

immer wieder besonders erfolgreiche<br />

Unternehmer auf – wie Jörg O. Richter,<br />

Inhaber des gleichnamigen Marken-Autohauses<br />

in Hönow östlich von Berlin. Ein<br />

Kurzinterview.<br />

Ah: Herr Richter, Ihr Autohaus führt die<br />

Marken VW, Audi und im Service Skoda.<br />

Welchen Anspruch stellen Sie an <strong>Qualität</strong>?<br />

J. richter: Ohne Übertreibung kann man<br />

sagen, dass die Marken der VW-Gruppe<br />

wirklich sehr gute <strong>Qualität</strong> bieten. Entsprechend<br />

hoch sind auch die Anforderungen<br />

an die <strong>Qualität</strong> unserer 56 Mitarbeiter,<br />

egal ob im Verkauf, der Fahrzeugannahme,<br />

in der Buchhaltung oder in der<br />

Werkstatt.<br />

Ah: Ihr Betrieb liegt am Rande der Großstadt.<br />

Sind Sie mit dem Standort zufrieden?<br />

J. richter: Ja wirklich, wir liegen optimal.<br />

Am Rande von Berlin, direkt an der Einfallstraße<br />

zum Zentrum. Gestartet sind wir<br />

1982 zu zweit als Familienbetrieb, und an<br />

diesem Standort hier, wo damals noch ein<br />

Rapsfeld war, gibt es uns seit 1995. Seit<br />

1996 ist unser Haus auch ISO-zertifiziert.<br />

Ah: Reicht das, um dem Kunden<br />

Topqualität zu bieten?<br />

J. richter: Es gibt keine <strong>Qualität</strong>, die man<br />

nicht toppen könnte. Zusätzlich optimieren<br />

wir unsere Prozesse durch <strong>Qualität</strong>s-<br />

Checks und befragen unsere Kunden nach<br />

der Zufriedenheit mit unseren Leistungen.<br />

Das Feedback sagt, die Kunden sind sehr<br />

zufrieden mit uns. Aber wo Menschen<br />

arbeiten, werden auch Fehler gemacht.<br />

Wenn es wirklich mal Probleme gibt, hänge<br />

ich mich selbst rein und spreche mit<br />

dem Kunden. Das ist bei mir wirklich<br />

Chefsache. Als Innungsobermeister Verpflichtung,<br />

aber auch Bedürfnis.<br />

Ah: Wie zufrieden sind Sie denn mit der<br />

Arbeit der Überwachungsorganisationen?<br />

J. richter: Bei uns prüfen zwei Überwa-<br />

Ah: Kennen Sie eigentlich den QM-Verein?<br />

J. richter: Ja natürlich. Die unangekündigten<br />

Nachkontrollen sind aus meiner<br />

Sicht eine sehr sinnvolle und notwendige<br />

Ergänzung zu den bisherigen Maßnahmen<br />

der <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Ah: Wie nützen Ihnen diese UN konkret?<br />

J. richter: Ich finde es sehr gut, aber auch<br />

notwendig, dass die Überwachungsorganisationen<br />

gemeinsam für eine hohe<br />

<strong>Qualität</strong> sorgen. Das schafft noch mehr<br />

Vertrauen. Denn letztendlich arbeiten<br />

Werkstatt und Prüfingenieur gemeinsam<br />

für ein Ziel: zufriedene Kunden, für die<br />

<strong>Qualität</strong> wichtig ist, denn es geht um Verkehrssicherheit.<br />

Ah: Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Holger Enge ■<br />

Foto: QM e.V. / Autohaus Jörg O. Richter<br />

Ah: ISO-zertifiziert heißt auch gesicherte<br />

<strong>Qualität</strong>. Wie machen Sie das konkret?<br />

J. richter: Logischerweise haben wir die<br />

ganze Palette an QS-Maßnahmen des VW-<br />

Konzerns bei uns implementiert: Kundenbefragung,<br />

Werkstatt-Test, Mystery Shopping,<br />

Mystery Call etc.<br />

Für Jörg O. richter ist eine permanente <strong>Qualität</strong>ssicherung ein absolutes Muss im Betriebsalltag.<br />

2014 21


qM-verein<br />

p ortrait<br />

„Unser gutes Image müssen<br />

wir jeden Tag neu beweisen.“<br />

Fahrer von nicht alltäglichen Fahrzeugen haben ganz individuelle Vorstellungen, wie<br />

ihr „Liebling auf vier Rädern“ in der Werkstatt betreut werden soll. An alle gebotenen<br />

Leistungen werden besondere Anforderungen gestellt, die auch erfüllt werden sollten.<br />

Jürgen<br />

KarpinsKi<br />

ZDK-Präsident und<br />

Autohaus-Unternehmer<br />

„Die eigenen Kontrollmaßnahmen<br />

der jeweiligen<br />

Überwachungsinstitutionen lassen<br />

sich nur schwer miteinander vergleichen.<br />

Kontrollmaßnahmen nach einem einheitlichen<br />

Standard sind notwendig, fördern<br />

die Transparenz und damit den Wettbewerb.<br />

Dazu ist folgerichtig der Verein für<br />

<strong>Qualität</strong>smanagement in der Fahrzeugüberwachung<br />

e.V. gegründet worden. Die<br />

seit mehr als fünf Jahren durchgeführten<br />

unangekündigten Nachkontrollen bei der<br />

Hauptuntersuchung haben garantiert zu<br />

einer Verbesserung der <strong>Qualität</strong> geführt.<br />

Neben der Verbesserung ist aber auch<br />

die nachhaltige Sicherung der <strong>Qualität</strong><br />

ein entscheidender Faktor. Das ist wichtig<br />

für die Autofahrer, für die Verkehrssicherheit<br />

und natürlich auch für die Kfz-Betriebe.<br />

Das Kfz-Gewerbe, und da bin ich mir<br />

sicher, kann entscheidend dazu beitragen,<br />

eine hohe <strong>Qualität</strong> bei der periodisch<br />

technischen Fahrzeugüberwachung<br />

gemeinsam mit den Überwachungsinstitutionen<br />

sicherzustellen.“<br />

H<br />

ier schraubt der Chef noch selbst.“<br />

Getreu diesem Motto steuern gerade<br />

Liebhaber von Sportwagen<br />

einer schwäbischen Marke besonders gern<br />

die darauf spezialisierte freie Werkstatt am<br />

Rande von Berlin an. Leider kommt auch<br />

hier der Chef zu wenig dazu. Doch mit der<br />

entsprechenden Einstellung, einem eingespielten<br />

Team und der persönlichen Präsenz<br />

hat der Kunde trotzdem dieses Gefühl.<br />

In einem Gespräch erläutert Thomas<br />

Lundt, Geschäftsführer von Lundtauto<br />

SportwagenService in Berlin, seine ganz<br />

persönliche Einstellung.<br />

aH: Herr Lundt, Sie leiten nicht nur einen<br />

sehr gut gehenden Kfz-Betrieb, sondern sind<br />

auch Obermeister der Kfz-Innung Berlin<br />

und Vizepräsident des Landesverbandes der<br />

Kfz-Innung Berlin/Brandenburg. Wie bekommt<br />

man das alles unter einen Hut?<br />

t. Lundt: Schwer, aber es geht irgendwie.<br />

Wir sind in unserem Betrieb insgesamt<br />

18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nur<br />

wer sich der Kfz-Branche auch mit dem<br />

Herzen verschrieben hat, macht einen<br />

wirklich guten Job und hat außerdem<br />

noch Spaß daran. Ich bin kein Mann von<br />

langem Vorgeplänkel, komme recht<br />

schnell auf den Punkt und rede Klartext.<br />

So kennen mich meine Kollegen und Mitarbeiter.<br />

Jeder in unserem Betrieb kennt<br />

seine Aufgaben genau und weiß auch<br />

ohne viel zu fragen, was zu tun ist.<br />

aH: Stimmt es, dass Ihr Autohaus mit<br />

Werkstatt im wahrsten Sinn des Wortes<br />

ein Familienbetrieb ist?<br />

t. Lundt: Ja genau. Von 18 Mitarbeitern<br />

gehören mittlerweile drei dem „Lundt-<br />

Clan“ an. Vor 33 Jahren, am 1. Oktober<br />

1981, habe ich mich damals noch mit<br />

Partnern mit einem Kfz-Betrieb selbständig<br />

gemacht. Eine recht turbulente Zeit,<br />

verständlicherweise mit diversen Höhen<br />

und Tiefen. Neben meiner Frau, übrigens<br />

noch dieselbe, mit der ich von Anfang an<br />

glücklich verheiratet bin, bin ich schon<br />

recht stolz darauf, dass in unserem Betrieb<br />

die jüngste Kfz-Meisterin Deutschlands<br />

arbeitet – meine Tochter Alicja. Meine<br />

Frau und ich haben sie nicht gedrängt. Es<br />

gab ein gewisses Stadium der Unentschlossenheit,<br />

dann hat sie es selbst entschieden,<br />

in den Familienbetrieb einzusteigen.<br />

Nach Lehre und erfolgreicher<br />

Meisterprüfung freue ich mich, bei uns<br />

eine wirkliche Fachfrau zu haben.<br />

thomas Lundt hat sich mit der Firma Lundtauto<br />

sportwagenservice im süden von Berlin<br />

auf Fahrzeuge der Marke porsche spezialisiert.<br />

Fotos: QM e.V., ZDK / ProMotor<br />

22 2014


Hier ist der Chef von Lundtauto, thomas Lundt, in seinem element: gerade der direkte Kontakt des Kunden mit dem „Meister seines vertrauens“<br />

ist ein wesentlicher garant seines stetigen erfolges.<br />

aH: Legt der vielbeschäftigte Chef, Obermeister<br />

und Vizepräsident auch noch selbst<br />

Hand an?<br />

t. Lundt: Was glauben Sie denn. Dazu bin<br />

ich viel zu bodenständig, als dass ich mir<br />

das „eigene Schrauben“ versage. Aber leider<br />

viel zu selten. Im Gegensatz zu meiner<br />

Tochter, die gern die Bremsen der 911er<br />

macht, liebe ich den NSU RO 80 und stelle<br />

Motoren ein, wenn es die Zeit erlaubt.<br />

aH: Sie haben den direkten Kontakt zum<br />

Kunden, was erwartet der von Ihnen?<br />

t. Lundt: Wie überall möchte der Kunde<br />

gute <strong>Qualität</strong> für sein gutes Geld. Dabei<br />

spielt auch das Vertrauen zur Werkstatt<br />

oder zum Autohaus eine entscheidende<br />

Rolle. Wir haben durch unsere gute Arbeit<br />

einen soliden Kundenstamm. Egal ob es<br />

die Reparatur oder der Verkauf eines Gebrauchten<br />

ist. Der Kunde erwartet von uns,<br />

dass alles stimmt. Wenn eine frische Plakette<br />

auf dem Nummernschild ist, erst<br />

recht. Das System der Trennung der Verantwortlichkeiten<br />

zwischen Reparatur und<br />

Prüfung bei uns in Deutschland finde ich<br />

gut und sehr solide. Es hat sich bewährt.<br />

Jeder macht seinen Job und steht dafür gerade.<br />

Für mich ist es wichtig, dass ich dem<br />

Kunden sagen kann, das Fahrzeug ist vernünftig<br />

repariert und der ordnungsgemäße<br />

technische Zustand aus neutraler Hand<br />

bestätigt worden. Das schafft Vertrauen<br />

und Akzeptanz beim Kunden.<br />

aH: Aber will der Kunde nicht eigentlich nur<br />

die „Plakette“ für die nächsten zwei Jahre?<br />

t. Lundt: Mag sein, dass es vereinzelt noch<br />

solche Wünsche gibt. Ich denke aber, da<br />

hat sich auch ein Wandel beim Verbraucher<br />

vollzogen. Durch geänderte Rahmenbedingungen<br />

der Hauptuntersuchung<br />

(HU) hat sich in punkto <strong>Qualität</strong> viel getan.<br />

Gewachsen ist auch das Verständnis,<br />

dass ich mich selbst und auch andere gefährde,<br />

wenn mein Auto eben mal so irgendwie<br />

„durch den TÜV“ gekommen ist.<br />

Und genau das erwartet man auch von<br />

den anderen Verkehrsteilnehmern.<br />

aH: Aus Ihrer mehr als 30-jährigen Erfahrung<br />

in der Branche heraus, was würden<br />

Sie sich von den Prüfingenieuren, egal welche<br />

Farbe der Kittel hat, wünschen?<br />

t. Lundt: Die Arbeit der Prüfingenieure ist<br />

aus meiner Sicht okay. Fachlich kompetent<br />

und nachvollziehbar. Der Hinweis, dass<br />

Prüfer auch gemeinsam mit der „Konkurrenz“<br />

stichprobenartig die <strong>Qualität</strong><br />

der Arbeit der Kollegen überprüfen, findet<br />

beim Kunden Beachtung. Das Vier-<br />

Augen-Prinzip ist gelebte Transparenz<br />

und schafft zusätzliches Vertrauen. Etwas<br />

Vergleichbares gibt es nicht. Diese moderne<br />

und praxisorientierte <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

sollte man noch breiter kommunizieren<br />

als bisher. Meiner Meinung nach ist<br />

das ein wichtiger Schritt zur Verbesserung<br />

und Sicherung der <strong>Qualität</strong> sowie der Verkehrssicherheit.<br />

Was ich mir von den Prüfern wünsche:<br />

Vor allem weiter eine so verlässliche Zusammenarbeit.<br />

Aus den Gesprächen mit<br />

ihnen wird deutlich, dass Reifen und<br />

Lichttechnik öfter Probleme machen.<br />

Auch von unsachgemäßen Reparaturen<br />

gehen häufig Gefahren aus. Hier profitieren<br />

wir voneinander.<br />

aH: Herr Lundt, vielen Dank<br />

für das Gespräch!<br />

Holger Enge ■<br />

2014 23


qm-VeReiN<br />

UNaNGekÜNdiGTe NachkoNTRolleN: die FakTeN<br />

<strong>Qualität</strong> in Teamarbeit<br />

Nach anfänglicher Skepsis etablierte sich die unangekündigte Nachkontrolle.<br />

Zum Erfolg tragen besonders erfahrene Mitarbeiter aller beteiligten Prüforganisationen bei.<br />

Fahrzeughalter<br />

Autohäuser,<br />

Werkstätten<br />

Aufsichtsbehörden<br />

Verkehrsteilnehmer<br />

Überwachungsorganisationen<br />

Gemeinsame qualitätsoffensive<br />

Mit einer 2008 gestarteten <strong>Qualität</strong>soffensive<br />

wurde begonnen, die <strong>Qualität</strong> durchgeführter<br />

Hauptuntersuchungen systematisch<br />

bundesweit nach einheitlichen Standards<br />

zu kontrollieren. Zwischenzeitlich<br />

hat sich diese bisher einmalige Offensive in<br />

der Branche als fester Bestandteil der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

etabliert. Um neutral und<br />

objektiv die Arbeit der Prüfingenieure zu<br />

bewerten, bedurfte es nachvollziehbarer<br />

und etablierter Prozesse sowie anerkannter<br />

Strukturen. Ziel der durch zwei Auditoren<br />

unterschiedlicher Prüforganisationen gemeinsam<br />

durchgeführten Stichprobenkontrollen<br />

ist es, festzustellen, ob eine Hauptuntersuchung<br />

der vorgeschriebenen <strong>Qualität</strong><br />

entspricht. Eventuelle Abweichungen<br />

werden transparent und können direkt vor<br />

Ort korrigiert werden. Aus der Analyse der<br />

Daten dieser „unangekündigten NachkonkURZFassUNG<br />

Die von Routinen geprägte Fahrzeuguntersuchung<br />

erfordert einen besonderen<br />

Fokus auf die <strong>Qualität</strong>. Stichprobenartige<br />

Nachkontrollen durch Auditoren-Teams<br />

untermauern diesen <strong>Qualität</strong>sanspruch.<br />

d<br />

er Erfolg hat viele Väter“, besagt<br />

ein gängiges Sprichwort. Bei den<br />

Aktivitäten der Überwachungsorganisationen<br />

zur kontinuierlichen Verbesserung<br />

der <strong>Qualität</strong> bei der Hauptuntersuchung<br />

nach § 29 der StVZO (HU)<br />

trifft das ebenfalls zu. Mehr noch: Hier<br />

arbeiten die Verantwortlichen nahezu<br />

aller Überwachungsorganisationen zusammen,<br />

um die <strong>Qualität</strong> der Fahrzeuguntersuchungen<br />

nachhaltig zu verbessern.<br />

die Bundesrepublik ist in acht Regionen<br />

aufgeteilt, in denen jeweils eine andere Prüforganisation<br />

federführend für die regionale<br />

koordination der auditoren zuständig ist.<br />

24 2014


qm-VeReiN<br />

trollen“ (UN) durch eine unabhängige Stelle<br />

ergibt sich erstmals ein Gesamtbild zur<br />

Bewertung des Systems der Fahrzeugüberwachung.<br />

Häufungen sowie Schwerpunkte<br />

von Abweichungen bieten Ansatzpunkte<br />

für eine effektive und zielgerichtete <strong>Qualität</strong>sarbeit.<br />

Bis Ende des Jahres 2014 werden die<br />

Auditoren-Teams ca. 40.000 unangekündigte<br />

Nachkontrollen von HU in allen Bundesländern<br />

durchgeführt haben. Jedes Jahr<br />

und in Abhängigkeit der Marktverteilung<br />

und -präsenz sind das rund 6.000 UN. Die<br />

Auswahl der Prüforte der Auditoren erfolgt<br />

nach dem Zufallsprinzip.<br />

Regionale Verantwortung<br />

Für die flächendeckende Durchführung<br />

der UN ist eine straffe Organisation notwendig.<br />

Die Aufteilung und Auswertung<br />

der Nachkontrollen erfolgt durch den<br />

QM-Verein mit Sitz in Berlin. Zur schnellen<br />

und effizienten Umsetzung der geplanten<br />

UN ist das Bundesgebiet in acht Regionen<br />

aufgeteilt, in denen je eine Prüforganisation<br />

die Verantwortung für die<br />

Abwicklung trägt. Diese Aufgabe in den<br />

Regionen übernimmt jeweils der Regionalkoordinator<br />

der verantwortlichen<br />

Überwachungsorganisation. Auch hier<br />

wurde, wie bei allen anderen Funktionen<br />

im QM-Verein, auf die paritätische Verteilung<br />

zwischen den Mitgliedsorganisatio-<br />

Fotos: thinkstock - Bolsunova (Zahnräder, bearbeitet), QM e.V., DEKRA, FSP, GTÜ, TÜV NORD, TÜV SÜD, TÜV Rheinland, Fabula-Film<br />

Thomas GeNsicke<br />

Technischer Leiter,<br />

TÜV SÜD Auto Partner<br />

„Als rein freiberufliche<br />

SV-Organisation haben<br />

wir eine etwas andere<br />

Struktur als die meisten unserer Wettbewerber.<br />

Deshalb hat die Durchsetzung unserer<br />

<strong>Qualität</strong>sansprüche für uns eine ganz<br />

besondere Bedeutung. Mit über 30 Jahren<br />

‚TÜV-Erfahrung‘ kann ich sagen: Durch den<br />

QM-Verein ist die Prüfqualität ein noch<br />

selbstverständlicheres Thema geworden!<br />

Das Bewusstsein in den Köpfen der Prüfingenieure<br />

hat sich nochmals verstärkt. Sie<br />

haben zudem erkannt, dass sie die Schnittstelle<br />

zur Öffentlichkeit bilden. Die Etablierung<br />

und Durchführung der UN war sehr<br />

viel Arbeit. Aber die gemeinsamen Anstrengungen<br />

haben sich auf alle Fälle gelohnt.“<br />

Uwe Nickel<br />

Technischer Leiter und<br />

Regionalkoordinator<br />

Region 7, TÜV NORD<br />

„Durch die übergreifende<br />

Organisation und Teambildung<br />

zwischen den Auditoren ist eine<br />

große Ausgewogenheit gegeben. Dadurch<br />

funktioniert das ganze System auch wirklich<br />

gut und hat eine hohe Akzeptanz bei<br />

den Werkstätten und Prüfingenieuren<br />

erreicht.<br />

Durch den direkten Kontakt mit den Kfz-<br />

Betrieben ist ein verbessertes Verständnis<br />

zu dieser <strong>Qualität</strong>smaßnahme entstanden.<br />

Notwendige Korrekturen bei der Prüfung<br />

und Dokumentation von lichttechnischen<br />

Mängeln können so gemeinsam analysiert<br />

und detailliert besprochen werden.“<br />

ToRsTeN hesse<br />

Technischer Leiter und<br />

Regionalkoordinator<br />

Region 5, TÜV Thüringen<br />

„Der <strong>Qualität</strong>sgedanke<br />

muss organisationsübergreifend<br />

voll gelebt werden. Das ist durch<br />

den QM-Verein und seine Aktivitäten gegeben.<br />

Bei der Durchführung der UN ist eine<br />

hohe Kommunikationsfähigkeit notwendig,<br />

um Akzeptanz und Verständnis für unsere<br />

Arbeit zu gewährleisten. Dabei ist das Gespräch<br />

mit den Verantwortlichen der Werkstätten<br />

ebenfalls äußerst wichtig, denn so<br />

können auch gegebenenfalls brachliegende<br />

Optimierungspotenziale beim Ablauf der<br />

HU aufgezeigt werden. Das hilft dem Prüfingenieur,<br />

dem Unternehmen und letztlich<br />

auch der Verkehrssicherheit, weil die Prüfqualität<br />

dadurch weiter erhöht wird.“<br />

2014 25


qm-VeReiN<br />

nen geachtet. Die Regionalkoordinatoren<br />

betreuen und beauftragen dann die zweiköpfigen<br />

Auditoren-Teams, die in der Zusammensetzung<br />

regelmäßig wechseln. Die<br />

Teams führen die HU-Nachkontrollen in<br />

den nach dem Zufallsprinzip ausgewählten<br />

Untersuchungsstellen durch. Die Ergebnisse<br />

der UN werden in standardisierten<br />

Ergebnisprotokollen festgehalten und<br />

sowohl an die betreffende Überwachungsorganisation<br />

als auch anonymisiert an den<br />

QM-Verein gegeben. Die statistische Auswertung<br />

aller deutschlandweit erhobenen<br />

Daten erfolgt im QM-Verein.<br />

Der Verein berichtet individuell an die<br />

Mitglieder und zeigt deren <strong>Qualität</strong>skennziffern<br />

im Vergleich zum Durchschnitt aller.<br />

Sie dienen der Unterstützung und Ausrichtung<br />

der individuellen <strong>Qualität</strong>sarbeit.<br />

Mittlerweile ist die UN in den nach EN<br />

ISO/IEC 17020 akkreditierten QM-Systemen<br />

der Mitglieder ein fester Bestandteil.<br />

Für die Aufsichtsbehörden werden zudem<br />

länderspezifische Auswertungen erarbeitet,<br />

die erstmals eine objektive und transparente<br />

Aussage zur <strong>Qualität</strong>sentwicklung in ihren<br />

Verantwortungsbereichen ermöglichen<br />

und ihre Arbeit als Aufsicht unterstützen.<br />

Prüfstützpunkte im Fokus<br />

Dreh- und Angelpunkt für eine hohe <strong>Qualität</strong><br />

der HU sind neben der fachlichen<br />

Kompetenz der Prüfingenieure auch die<br />

Rahmenbedingungen für die Prüfung.<br />

Hier sind einheitliche Abläufe und Prozesse<br />

ausschlaggebend, aber auch das richtige<br />

GeRd myliUs<br />

Leiter Technische Prüfstelle,<br />

TÜV Rheinland<br />

„Nach einer anfänglichen,<br />

aber durchaus normalen<br />

Skepsis wurden durch das<br />

große Engagement aller Beteiligten der<br />

Überwachungsorganisationen die Tätigkeiten<br />

des QM-Vereins mit Leben gefüllt.<br />

Die Kollegen im Außendienst sind sehr<br />

dankbar, dass sie auch einmal einen<br />

Spiegel vorgehalten bekommen. Das<br />

bedeutet eine gewisse Absicherung und<br />

Rückendeckung bei ihrer sehr verantwortungsvollen<br />

Arbeit in den Autohäusern und<br />

Werkstätten. Diskussionen über den Entscheidungsspielraum<br />

bei einer HU oder gar<br />

ein ‚Ausspielen‘ der PIs oder Institutionen<br />

untereinander gibt es jetzt nicht mehr.“<br />

mit 83,3 Prozent bilden die<br />

unangekündigten hU-Nachkontrollen<br />

in den einzelnen<br />

Prüfstützpunkten den hauptanteil.<br />

hinzu kommen Prüfstellen.<br />

BRUNo möBUs<br />

Technischer Leiter,<br />

DEKRA<br />

„In der Branche der Fahrzeugüberwachung<br />

hat<br />

sich die UN als maßgebliches<br />

Element der organisationsübergreifenden<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung bewährt. Da<br />

die UN im identischen Prüfumfeld der<br />

zuvor durchgeführten Hauptuntersuchung<br />

erfolgt und jede einzelne Nachprüfung<br />

neutral und transparent ausgewertet wird,<br />

findet dieses Verfahren auch hohe Akzeptanz<br />

bei den betroffenen Prüfingenieuren<br />

und den Behörden. Im Falle nicht optimaler<br />

Prüfbedingungen, die negativen Einfluss<br />

auf die <strong>Qualität</strong> der Hauptuntersuchung<br />

nehmen können, werden diese dokumentiert,<br />

um im Nachgang gezielt eine<br />

Verbesserung herbeiführen zu können.“<br />

26 2014


qm-VeReiN<br />

Prüfequipment. Aufgrund unterschiedlicher<br />

räumlicher Gegebenheiten und organisatorischer<br />

Abläufe in den Prüfstützpunkten<br />

muss der Prüfingenieur seine<br />

Prüfroutinen individuell anpassen, ohne<br />

dabei einzelne Prüfpositionen zu vernachlässigen.<br />

Die Gegebenheiten an den Prüfstützpunkten<br />

sind unterschiedlich, was<br />

sich aber nicht auf die <strong>Qualität</strong> der Untersuchung<br />

auswirken darf. Vor dieser Herausforderung<br />

stehen die Prüfingenieure<br />

täglich. Analysen und Auswertungen des<br />

RaiNeR sÜssBieR<br />

Technischer Leiter,<br />

GTÜ<br />

„<strong>Qualität</strong> hat für uns alle<br />

oberste Priorität und das<br />

ständige Streben nach<br />

Verbesserung ist für uns eine Selbstverständlichkeit.<br />

Dabei helfen die unangekündigten<br />

Nachkontrollen, wie auch die<br />

Ana-lysen des QM-Vereins, ungemein.<br />

Diese Auswertungen bilden so den organisationsübergreifenden<br />

Status quo ab<br />

und zeigen uns konkrete Handlungsfelder<br />

zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung auf.<br />

Mit den Ergebnissen der unangekündigten<br />

Nachkontrollen des QM-Vereins erarbeiten<br />

wir gemeinsam mit den Prüfingenieuren<br />

und Ingenieurbüros Maßnahmen zur<br />

weiteren Verbesserung der Prüfqualität.“<br />

QM-Vereins bestätigen, dass ständig variierende<br />

Prozessabläufe ein höheres Fehlerrisiko<br />

in sich bergen. Nicht zuletzt deshalb<br />

bleibt mit derzeit 83 Prozent der Schwerpunkt<br />

aller HU-Nachkontrollen weiterhin<br />

in den Prüfstützpunkten.<br />

durchweg positive Resonanz<br />

In erster Linie vergleichen die Auditoren<br />

mit der nochmals durchgeführten HU ihre<br />

Ergebnisse mit denen der bereits durch<br />

den Prüfingenieur dokumentierten Fahrzeuguntersuchung.<br />

Der Prüfer erhält bei<br />

festgestellten Abweichungen direkt vor Ort<br />

entsprechende Erläuterungen und Hinweise<br />

für seine weitere Arbeit. Aber auch das<br />

Gespräch mit Verantwortlichen der Werkstatt<br />

kann helfen, organisatorische Gegebenheiten<br />

und Abläufe zu optimieren.<br />

system der sensibilisierung<br />

Es kann resümiert werden: Mit der Durchführung<br />

der UN seit 2008 ist ein erheblicher<br />

Mehraufwand entstanden, doch alle<br />

Beteiligten sind sich darüber einig: Dieser<br />

Aufwand und die Anstrengungen haben<br />

sich gelohnt. Die Umsetzung dieses zusätzlichen<br />

Bausteins im <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

hat wesentlich zur weiteren Erhöhung der<br />

Verkehrssicherheit beigetragen. Die stichprobenartige<br />

„Bandendkontrolle“ ist notwendig,<br />

um direkt vor Ort an <strong>Qualität</strong>sverbesserungen<br />

und der Vermeidung möglicher<br />

Fehler zu arbeiten. Das ist der Anspruch<br />

der Mitglieder des QM-Vereins.<br />

Heute stellen Werkstattmeister und Serviceberater<br />

auf der einen Seite sowie Prüfingenieure<br />

auf der anderen Seite übereinstimmend<br />

fest, dass die UN auch dem<br />

beidseitigen Verständnis von gemeinsamer<br />

Verantwortung gegenüber Kunden und<br />

der Sicherheit im Straßenverkehr nachhaltig<br />

förderlich waren.<br />

Holger Enge ■<br />

maRioN lieBeZeiT<br />

Technische Leiterin,<br />

FSP<br />

„Seit Einführung der UN ist<br />

eine permanente Verbesserung<br />

bei der HU-Mangeldokumentation<br />

feststellbar. In zahlreichen<br />

Fällen konnten somit – zusätzlich zu den<br />

Bemühungen der eigenen Organisation zur<br />

Steigerung der HU-Prüfqualität – Veränderungen<br />

bei der vollständigen Dokumentation<br />

vorhandener Mängel aufgezeigt werden.<br />

Heute können wir eindeutig belegen, dass<br />

die Mängeldokumentationsquote der PI<br />

sich erhöht und stabilisiert hat. Oft wurden<br />

gerade ‚geringe Mängel‘ aus unterschiedlichen<br />

Gründen nicht immer komplett aufgeführt.<br />

Die Ergebnisse der vergangenen<br />

Jahre im QM-Verein bestätigen uns darin,<br />

den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.“<br />

2014 27


qm-verein<br />

Unangekündigte n achkontrollen: d er aB laU f<br />

Perfekte Organisation<br />

des „Zufalles vor Ort“<br />

Die exakte Vorbereitung, Durchführung und Auswertung<br />

der <strong>Qualität</strong>skontrollen nutzen allen Beteiligten.<br />

s<br />

päter Nachmittag im Autohaus. In<br />

der Werkstatt herrscht noch Hochbetrieb.<br />

Der Prüfingenieur hat an<br />

diesem Tag mehrere Hauptuntersuchungen<br />

(HU) durchgeführt. Bei den Fahrzeugen,<br />

an denen es keine erheblichen Mängel<br />

gab oder bestenfalls geringe Mängel<br />

festgestellt wurden, erstellt er den Prüfbericht,<br />

stempelt die Zulassung und klebt die<br />

HU-Plakette auf das hintere Kennzeichen.<br />

Fahrzeuge, die die HU nicht bestanden<br />

haben, müssen vorerst auf die Plakette<br />

verzichten. Der Prüfingenieur gibt die<br />

Dokumente am Serviceschalter ab und<br />

bespricht mit dem Kundendienstleiter die<br />

Resultate. Seine Arbeit im Autohaus ist<br />

damit beendet.<br />

kurzbesuch der auditoren<br />

Stopp! Heute noch nicht, denn vor kurzem<br />

traf das Auditoren-Team zur unangekündigten<br />

Nachuntersuchung einer HU<br />

im Autohaus ein. Den Auditoren sind die<br />

Dienstpläne der Prüfingenieure und damit<br />

ihre Präsenzzeiten in den Werkstätten<br />

bekannt. Nach einer kurzen Vorstellung<br />

im Autohaus startet das zweiköpfige Auditoren-Team<br />

nach Möglichkeit im Beisein<br />

des Prüfingenieurs den „zweiten<br />

Gang“. Sie wählen gemeinsam ein geprüftes<br />

Fahrzeug aus und prüfen es noch einmal.<br />

Punkt für Punkt arbeiten die zwei<br />

erfahrenen Auditoren die vorgeschriebenen<br />

Prüfpositionen ab – genau wie bei der<br />

vorangegangenen HU.<br />

exakte dokumentation<br />

Die Feststellungen und eventuelle Mängel<br />

dokumentieren die Auditoren in einer<br />

speziellen Maske auf dem PC bzw. auf<br />

einem Formblatt. Nach Abschluss dieser<br />

„Vier-Augen-Begutachtung“ wird zusam-<br />

Bernd stürmer<br />

Auditor Region 7,<br />

TÜV NORD<br />

„Ich habe bei unseren<br />

Besuchen immer wieder<br />

festgestellt, dass wir auf<br />

sehr viel Verständnis, besonders in den größeren<br />

Kfz-Betrieben, stoßen. Gerade diese<br />

Autohäuser wissen unsere zusätzliche <strong>Qualität</strong>skontrolle<br />

zu schätzen. Zudem nehmen<br />

sie Anregungen zur Optimierung bei der<br />

Durchführung von HU in ihren Werkstätten<br />

durchweg sehr gerne an, weil dadurch<br />

HU-Prüfungen und Werkstattprozesse<br />

noch störungsfreier miteinander verzahnt<br />

werden können. Gezielt können wir damit<br />

nicht zuletzt die PI unterstützen. Aber auch<br />

Behörden nehmen unsere Aktivitäten sehr<br />

positiv auf, unterstützen wir diese ja indirekt<br />

bei ihrer Dienstaufsicht.“<br />

Peter schmidt<br />

Ausbildungsleiter<br />

Bayern, Auditor<br />

Region 4, TÜV SÜD<br />

Fotos: thinkstock (iStock) - Peshkova (r.), DEKRA, TÜV SÜD, TÜV NORD, GTÜ<br />

„Ich sehe die Durchführung<br />

der UN als eine vertrauensbildende<br />

Maßnahme an, da hier der<br />

explizit zur Sicherung der <strong>Qualität</strong> betriebene<br />

Aufwand auch für Außenstehende<br />

gut sichtbar wird. Die Erwartungshaltung<br />

an die Prüfingenieure ist sehr hoch, was<br />

selbstverständlich auch einen gewissen<br />

Druck erzeugt. Doch durch das gemeinsame<br />

Gespräch und die Auswertung sowie<br />

Besprechung der Ergebnisse einer UN wird<br />

das ‚echte Bild‘ der HU wiedergegeben. Die<br />

gewonnenen Erkenntnisse kann ich wiederum<br />

sehr gut in die Ausbildung der zukünftigen<br />

Prüfingenieure einfließen lassen.“<br />

28 2014


qm-verein<br />

Patrick glaeser<br />

QM-Beauftragter und Regionalkoordinator Region 3, GTÜ<br />

„Die Gründung des QM e. V. ist die logische Evolution der <strong>Qualität</strong>sarbeit der<br />

einzelnen Häuser. Als vertrauensbildende Maßnahme sorgt die Beteiligung von<br />

fachkompetenten Co-Auditoren der Mitbewerber – über die Grenzen des eigenen<br />

Unternehmens hinaus – für eine breite Akzeptanz bei der Prüferschaft sowie den<br />

Aufsichtsbehörden. Wie bisher werden wir – neben der Weiterentwicklung der Prozesse und<br />

Systeme – auch zukünftig darauf achten, dass unsere Kollegen ihren Beruf von Herzen und mit<br />

persönlicher Leidenschaft ausüben können.“<br />

datenschUtZ<br />

Sowohl das Verfahren der UN als auch das Handeln der Auditoren unterliegen strengen<br />

datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Alle Auditoren sind gemäß Bundesdatenschutzgesetz<br />

verpflichtet, die im Rahmen der Tätigkeit zur Kenntnis erlangten Informationen<br />

vertraulich zu behandeln. Das Verfahren der UN wurde nach umfangreicher Prüfung<br />

vom Berliner Datenschutzbeauftragten bereits im Juli 2009 für unbedenklich erklärt.<br />

men ein Ergebnis festgelegt. Dieses Ergebnis<br />

wird anschließend mit dem der ursprünglichen<br />

HU verglichen. Da die beiden<br />

Untersuchungen unter identischen<br />

Bedingungen durchgeführt wurden, gibt<br />

es hier keine Ausflüchte. Eventuelle Abweichungen<br />

oder unterschiedliche Bewertungen<br />

besprechen die beiden Auditoren<br />

direkt mit dem Prüfingenieur.<br />

detaillierte auswertung<br />

Das Ergebnis dieser <strong>Qualität</strong>skontrolle<br />

wird nun im speziellen UN-Protokoll festgehalten<br />

und von allen Beteiligten quittiert.<br />

Das Original des UN-Berichtes geht<br />

an den für den Prüfingenieur zuständigen<br />

Technischen Leiter, ein aus Datenschutzgründen<br />

anonymisiertes Exemplar zur<br />

Gesamtauswertung an den QM-Verein.<br />

Zum Abschluss der unangekündigten<br />

Nachkontrolle schauen sich die Auditoren<br />

noch einmal die Prüfbedingungen vor Ort<br />

an, denn diese haben natürlich auch einen<br />

wesentlichen Einfluss auf die Prüfqualität.<br />

Ein Blick auf die Uhr, und kurzentschlossen<br />

wird noch eine auf dem Heimweg<br />

liegende, weitere Untersuchungsstelle<br />

angefahren.<br />

Holger Enge ■<br />

Peer BUrY<br />

Auditor Region 7,<br />

TÜV NORD<br />

„Die Auditoren, welche<br />

die UN durchführen, sind<br />

selbst täglich als Prüfer<br />

aktiv. Das ist sehr wichtig und macht diese<br />

Aufgabe insofern spannend und interessant,<br />

da sinnbildlich nicht die Corporate Identity<br />

der Beteiligten im Vordergrund steht, sondern<br />

die Teamarbeit. Dazu gehören auch<br />

die Kollegen, die man gerade vor Ort in den<br />

Werkstätten und Betrieben auditiert. Sie<br />

haben dort ihren täglichen Wirkungskreis<br />

mit entsprechender lokaler Wertschätzung.<br />

Deshalb ist eine UN eine weitere Möglichkeit<br />

der Sensibilisierung, bei der u. a. die Aufarbeitung<br />

eventuell unbewusst gemachter<br />

Fehler im Vordergrund stehen sollte .“<br />

2014 29


QM-VEREIN<br />

STATEMENTS<br />

Gemeinsam mehr erreichen<br />

Statements von Behördenvertretern des Verordnungsgebers<br />

und Betriebsrates zur unangekündigten Nachkontrolle.<br />

G<br />

änzlich andere Wege zu beschreiten<br />

ist nicht immer einfach. Doch<br />

im Falle der flächendeckenden<br />

Einführung der UN in allen Bundesländern<br />

verstummten selbst die anfänglichen<br />

Skeptiker schnell. Mittlerweile hat sich dieses<br />

nur vom QM e.V. umgesetzte Konzept<br />

der objektivierten Selbstkontrolle voll etabliert.<br />

Die umfangreichen Erfahrungen und<br />

NICOLAI<br />

VON RIMSCHA<br />

Aufsicht über die technische<br />

Prüfstelle und die<br />

amtlich anerkannten<br />

ÜOs, Land Bayern,<br />

München<br />

„Der Freistaat Bayern begleitet die Arbeit<br />

des QM-Vereins bereits seit seiner Gründung.<br />

Wir sehen im QM-Verein eine wichtige<br />

Ergänzung der <strong>Qualität</strong>smanagement-<br />

Systeme der Überwachungsinstitutionen.<br />

Erst der QM-Verein hat es ermöglicht,<br />

die <strong>Qualität</strong> der Hauptuntersuchungen<br />

flächendeckend zu kontrollieren, also insbesondere<br />

auch in den Prüfstützpunkten.<br />

Gerade diese flächendeckende <strong>Qualität</strong>süberwachung<br />

ist eine wichtige Maßnahme<br />

zur Sicherstellung der <strong>Qualität</strong> der<br />

Hauptuntersuchung. Die Statistiken des<br />

QM-Vereins belegen, dass dessen Arbeit<br />

hier zu einer kontinuierlichen Verbesserung<br />

der <strong>Qualität</strong> geführt hat.“<br />

Statistiken werden heute von Gremien, Behörden<br />

und Politik genutzt. Holger Enge ■<br />

ANDREAS<br />

FLEISCHHAUER<br />

Aufsicht über die technische<br />

Prüfstelle und die<br />

amtlich anerkannten<br />

ÜO, Land Hessen,<br />

RP Darmstadt<br />

„In Hessen führt das Regierungspräsidium<br />

Darmstadt als zuständige Behörde eigene<br />

Aufsichtsmaßnahmen zur Sicherung der<br />

<strong>Qualität</strong> der Hauptuntersuchungen nach<br />

§ 29 StVZO durch. Eine direkte Zusammenarbeit<br />

mit dem QM e.V. erfolgt<br />

nicht, die Berichte über die Ergebnisse<br />

der unangekündigten Nachkontrollen<br />

lese ich aber natürlich mit Interesse.<br />

Die eigenen Initiativen der Überwachungsorganisationen<br />

zur <strong>Qualität</strong>süberwachung<br />

im Feld sind aus meiner Sicht positiv zu<br />

bewerten. Denn sie tragen dazu bei, die<br />

unabdingbare Unabhängigkeit der Prüfingenieure<br />

bei der Durchführung ihrer<br />

Arbeit zu stärken. Die unangekündigten<br />

Nachkontrollen durch Dritte verdeutlichen<br />

dem Kunden in der Werkstatt, dass der<br />

Prüfingenieur nicht frei über die Vergabe<br />

der Prüfplakette entscheiden kann. Das<br />

hilft zu verhindern, dass Druck ausgeübt<br />

wird, beim Prüfergebnis von den Vorgaben<br />

des Verordnungsgebers abzuweichen.“<br />

THOMAS EDER<br />

Mitglied des Gesamtbetriebsrates,<br />

TÜV SÜD<br />

„Die UN gab es auch<br />

schon vor der Gründung<br />

des QM e.V., aber erst<br />

durch dieses gemein same Auftreten konnte<br />

die HU-<strong>Qualität</strong> nachhaltig gesteigert<br />

werden. Die entscheidende Verbesserung<br />

erfolgte durch die gemischten Teams<br />

unterschiedlicher Prüforganisationen.<br />

Das sehe ich absolut positiv und das<br />

macht auch den Erfolg dieser UN aus.<br />

Angeregt durch die guten Erfahrungen<br />

bei der Zusammenarbeit in Arbeitskreisen<br />

mit Vertretern aller ÜO sowie den Dienstaufsichtsbehörden<br />

der Länder hat man<br />

sich bereits seit 2003 intensiv mit der Verbesserung<br />

der HU-<strong>Qualität</strong> beschäftigt.<br />

Von Anfang an waren hierbei die Gesamtbetriebsräte<br />

von DEKRA und TÜV aktiv mit<br />

eingebunden und Treiber für eine bessere<br />

<strong>Qualität</strong>. So war es das erklärte Ziel aller<br />

Beteiligten, gemeinsam Rahmenbedingungen<br />

für die UN zu erarbeiten und<br />

die Prüfqualität zu steigern.<br />

Rückblickend ist festzustellen, dass sich ein<br />

echtes <strong>Qualität</strong>sdenken entwickelt hat. So<br />

ist auch das kollegiale Eingreifen beim Auftreten<br />

systematischer Fehler sehr effektiv.<br />

Durch die freiwillige Organisationsform<br />

des QM-Vereins besteht aber keinerlei Weisungsrecht<br />

gegenüber dem geprüften Prüfingenieur.<br />

Dieses hat nur die jeweilige ÜO.“<br />

Fotos: v. Rimscha, Fleischhauer, Eder, Thinkstock (iStock) - marigold_88 (o.)<br />

30 2014


QM-VEREIN<br />

MITGLIEDER<br />

Einigkeit macht stark<br />

Diese Überwachungsorganisationen und ihre Tochterunternehmen<br />

stehen hinter den Aktivitäten des QM-Vereins in der Bundesrepublik.<br />

D<br />

er Verein für <strong>Qualität</strong>smanagement<br />

in der Fahrzeugüberwachung<br />

e. V. wird von nahezu allen<br />

in Deutschland etablierten Organisationen<br />

gemeinsam getragen. Oberstes Organ des<br />

eingetragenen Vereins ist die Mitgliederversammlung,<br />

in der jedes Mitglied einen<br />

Sitz sowie eine Stimme hat. Damit kleinere<br />

Organisationen nicht überstimmt werden,<br />

müssen alle Beschlüsse mit mindestens<br />

85 Prozent Zustimmung gefasst werden.<br />

Diese Mitgliederversammlung wählt aus<br />

ihren Reihen auch den vierköpfigen Vorstand.<br />

Die regional in Ostwestfalen/Lippe<br />

tätige VÜK GmbH ist kooptiert. ■<br />

MITGLIEDER QM-VEREIN<br />

■ DEKRA e. V. Stuttgart<br />

■ DEKRA e. V. Dresden<br />

■ FSP Fahrzeug-Sicherheitsprüfung<br />

GmbH & Co. KG<br />

■ GTÜ Gesellschaft für Technische<br />

Überwachung mbH<br />

■ TÜV Hanse GmbH<br />

■ TÜV NORD Mobilität GmbH & Co. KG<br />

■ TÜV Rheinland Fahrzeugüberwachung<br />

GmbH<br />

■ TÜV Rheinland Kraftfahrt GmbH<br />

■ TÜV Saarland Automobil GmbH<br />

■ TÜV SÜD Auto Partner GmbH<br />

■ TÜV SÜD Auto Service GmbH<br />

■ TÜV Technische Überwachung<br />

Hessen GmbH<br />

■ TÜV Thüringen e. V.<br />

■ VÜK GmbH (kooptiert)<br />

Fotos: thinkstock - Bolsunova (Zahnräder, bearbeitet), thinkstock (iStock) - Les Cunliffe<br />

2014 31


Verein für <strong>Qualität</strong>smanagement in der Fahrzeugüberwachung e.V.<br />

Volmerstraße 8 · D - 12489 Berlin · Telefon (030) 817 999 33 · E-Mail info@qmev.de · Web www.qmev.de<br />

Infos unter www.qmev.de<br />

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