Dialog 2010 41. Freiburger Immobilien-Fachseminar der Deutschen ...
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Presseinformation<br />
24. Juni <strong>2010</strong><br />
<strong>Immobilien</strong> - <strong>Dialog</strong> <strong>2010</strong><br />
<strong>41.</strong> <strong>Freiburger</strong> <strong>Immobilien</strong>-<strong>Fachseminar</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Immobilien</strong>-<br />
Akademie (DIA) an <strong>der</strong> Universität Freiburg<br />
Ursachen und Auswirkungen <strong>der</strong> Turbulenzen im Euroland, die energetisch<br />
nachhaltige Sanierung des Hochhausbestandes und raumplanerische<br />
Perspektiven von Einfamilienhausgebieten standen ebenso auf dem Programm<br />
des <strong>41.</strong> <strong>Freiburger</strong> <strong>Immobilien</strong>-<strong>Fachseminar</strong>s <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> <strong>Immobilien</strong>-<br />
Akademie (DIA) an <strong>der</strong> Universität Freiburg wie zukunftsfähige Wohnkonzepte<br />
für die Generation 65+ und die Möglichkeiten von <strong>Immobilien</strong>unternehmen, sich<br />
durch professionelles Research zu profilieren. Gut 90 Teilnehmer diskutierten mit<br />
Experten Handlungsstrategien für die Praxis.<br />
Öffentliche Überschuldung, die griechische Tragödie und die Zukunft des<br />
Euros<br />
„Die Entwicklungen im Euroland und die Auswirkungen auf das Währungssystem<br />
sind dramatisch“, stellte DIA-Studienleiter Professor Hans-Hermann Francke<br />
fest. Die öffentliche Verschuldung stehe in engem Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
<strong>Immobilien</strong>- und Finanzmarktkrise. Sie sei das Resultat von Funktionsdefiziten<br />
demokratischer Staatverfassungen. Bis zur Einführung des Euros und damit<br />
eines Festkurssystems hätten die Finanzmärkte hier als Regulativ fungiert. Bei<br />
<strong>der</strong> Einführung des Euros habe in Europa kein integrierter Wirtschaftsraum,<br />
son<strong>der</strong>n ein Nebeneinan<strong>der</strong> von Volkswirtschaften mit großen<br />
Produktivitätsunterschieden vorgelegen. „Die Einführung des Festkurssystems<br />
schaffte gesellschaftliche Anreize zur Überschuldung und Inflation, da die<br />
Nominalzinsen in allen Teilnehmerstaaten unabhängig von <strong>der</strong> tatsächlichen<br />
Bonität gleich sind“, so Professor Francke. Theoretisch bestünde zwar die<br />
vertragliche Regelung, dass überschuldete Län<strong>der</strong> nicht von den an<strong>der</strong>en<br />
Mitglie<strong>der</strong>n entschuldet werden dürften (No-built-out-Regelung), in <strong>der</strong> Praxis<br />
könnten die Regelungen allerdings nicht greifen, wie das Beispiel Griechenlands<br />
verdeutliche. In Griechenland zeigten sich nun die Folgen <strong>der</strong><br />
Konstruktionsfehler des Eurosystems. Aufgrund <strong>der</strong> mangelnden Exportfähigkeit<br />
hätte das Land die Nominalzinsen jährlich um fünf bis 15 Prozent senken<br />
müssen. Dies wäre sozial nicht durchsetzbar gewesen. Staatliche Misswirtschaft,<br />
Korruption und die Schattenwirtschaft hätten den Weg in den Staatsbankrott
eschleunigt. „Statt staatlicher Subventionen wäre es sinnvoller gewesen,<br />
Griechenland zu entschulden und anschließend aus dem Eurosystem zu<br />
entlassen“, sagte Professor Francke. Hinsichtlich <strong>der</strong> Zukunft des Eurosystems<br />
zeigte er große Bedenken: „Wenn wir die Bremse <strong>der</strong> freien Kapitalmärkte durch<br />
umfassende Regulierungen außer Kraft setzen, brausen wir mit großem Tempo<br />
in den Abgrund“. Hierzu trügen die hohen Subventionen im Euroland verstärkend<br />
bei.<br />
Die energetische Sanierung von Hochhäusern zum Passivhausstandard<br />
„Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem <strong>der</strong> Heizwärmebedarf ohne separates<br />
Heiz- o<strong>der</strong> Klimatisierungssystem erreicht wird“, erläuterte Ralf Klausmann,<br />
Geschäftsführer <strong>der</strong> kommunalen <strong>Freiburger</strong> Stadtbau. Als Voraussetzungen für<br />
die energetische Sanierung konventioneller Gebäude nannte Klausmann die<br />
Möglichkeit, die Außenhülle durch das Aufbringen von Dämmstoffen<br />
abzuschließen und den Austausch von Fenstern. Bei denkmalgeschützten<br />
Gebäuden könne es dabei Probleme geben. Am Beispiel eines Hochhauses aus<br />
dem unternehmenseigenen Bestand zeigte er den Prozess einer energetischen<br />
Sanierung im Passivhausstandard in <strong>der</strong> Praxis auf. Es handle sich um ein<br />
Pilotprojekt, das bisher in Deutschland einmalig sei. Finanziert werde <strong>der</strong> Umbau<br />
durch För<strong>der</strong>mittel, zinsverbilligten Darlehen und einem Mietaufschlag nach <strong>der</strong><br />
Mo<strong>der</strong>nisierung. Die Planungen erfolgten zusammen mit dem Fraunhoferinstitut<br />
für solare Energie. Neben <strong>der</strong> Dämmung <strong>der</strong> Gebäudehülle beinhalte die<br />
Sanierung auch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Grundrisse, durch die 45 zusätzliche<br />
Wohnungen entstanden seien. Die Baukosten umfassten ein Volumen von 13,44<br />
Millionen Euro, wovon <strong>der</strong> Eigenanteil <strong>der</strong> Stadtbau 6,14 Millionen Euro betrage.<br />
„Die Mieten steigen nach <strong>der</strong> erfolgten Sanierung von monatlich 313 Euro für die<br />
Zweizimmerwohnung stufenweise innerhalb von zehn Jahren auf 337 Euro“, so<br />
Klausmann. Allerdings habe sich durch die Umgestaltung <strong>der</strong> Grundrisse die<br />
Wohnfläche von 65 auf 48 Quadratmeter reduziert. Den Mehrkosten für die<br />
Mieter stünden Einsparungen bei den Betriebskosten gegenüber. Als Vorteile für<br />
den Vermieter nannte Klausmann die Anpassung <strong>der</strong> Wohnungsgrößen an den<br />
heutigen Bedarf, die Sicherung <strong>der</strong> nachhaltigen Vermietbarkeit, die Reduzierung<br />
<strong>der</strong> allgemeinen Betriebskosten und die Anpassung <strong>der</strong> Mieten.<br />
Zukunftsfähige Wohnkonzepte für die Generation 65 +<br />
„Der demografische Wandel wird zu einer steigenden Nachfrage nach sozialen,<br />
gesundheitsbezogenen und altengerechten Dienstleistungen und Bauweisen
führen“, führte Benjamin Röhrborn, Bereichsleiter Seniorenimmobilien bei <strong>der</strong><br />
Hochtief Projektentwicklung, aus. Das Unternehmen habe daher das Konzept<br />
einer ganzheitlichen Quartiersentwicklung für Jung und Alt entwickelt, die ein<br />
gesellschaftlich integriertes und selbstbestimmtes Leben und Arbeiten bis ins<br />
hohe Alter ermögliche. Wesentliche Bestandteile des Konzepts seien ein<br />
vielfältiges Wohnangebot, eine zentrale innerstädtische Lage, ein gesun<strong>der</strong> Mix<br />
von Wohnen, Arbeiten, Dienstleistung und Gewerbe, eine professionelle<br />
Gemeinwesenarbeit und ein umfassendes Serviceangebot von <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>betreuung bis zur Pflege. Bei den in den Quartieren integrierten<br />
Pflegeheimen fungiere das Unternehmen BeneVit als Betreiber. Als jüngste<br />
Generation <strong>der</strong> Heime stellte er das Hausgemeinschaftsmodell vor. Für die vier<br />
bis sechs Wohngruppen mit je 12 bis 14 Bewohner leite das Normalitätsprinzip<br />
den Alltag. Die Pflegedominanz werde hier bewusst zurückgenommen. Als<br />
bauliche Anfor<strong>der</strong>ungen nannte er die Funktionalität <strong>der</strong> Einrichtung durch kurze<br />
Wege und zentrale Erschließung, einen Einzelzimmeranteil von mehr als 85<br />
Prozent und eine lebenswerte Ausstattung hinsichtlich Wohnlichkeit, Akustik und<br />
Farbgestaltung. Probleme bei <strong>der</strong> Umsetzung bereiteten allerdings die veraltete<br />
Heimmindestbauverordnung und die Län<strong>der</strong>hoheit beim Heimrecht. Hier bedürfe<br />
es nachfragegerechteren Regelungen.<br />
Einfamilienhausgebiete – gestern, heute, morgen<br />
„Verän<strong>der</strong>te demografische, gesellschaftliche und politische<br />
Rahmenbedingungen werden die Stadt von Morgen beeinflussen“, sagte Dr.<br />
Egbert Dransfeld, Inhaber des Instituts für Bodenmanagement. Obwohl Einund<br />
Zweifamilienhäuser nach wie vor eine gefragte Eigentumsform seien,<br />
entsprächen sie oft nicht mehr den heutigen Anfor<strong>der</strong>ungen. Der Typus Familie,<br />
die diese Wohnform hauptsächlich nachfrage, entspreche zudem nicht mehr <strong>der</strong><br />
normalen Haushaltsform. Einer sinkenden Nachfrage stehe ein steigendes<br />
Angebot gegenüber. Auf Grund <strong>der</strong> Altersstruktur <strong>der</strong> Bevölkerung würden<br />
zunehmend Einfamilienhäuser <strong>der</strong> 1950er und 1960er Jahre frei und drängten<br />
auf den <strong>Immobilien</strong>markt. Sie stellten trotz häufig vorhandenem Renovierungsund<br />
Umbaubedarfs eine starke Konkurrenz für die deutlich teureren Neubauten<br />
dar. Der Eigenheimmarkt sei daher durch eine zunehmende Diversifizierung in<br />
Hoch- und Niedrigpreissegmente gekennzeichnet. Für Kommunen könnten<br />
ausgedünnte Einfamilienhausgebiete dazu führen, dass sie eine vergleichsweise<br />
teure Infrastruktur für verhältnismäßig wenige Bewohner aufrecht erhalten
müssten. Eine Nachverdichtung könne in diesen Fällen zu einer ökonomisch<br />
sinnvolleren Nutzung führen.<br />
Die Monostrukturierung <strong>der</strong> Einfamilienhausgebiete sei neben <strong>der</strong> Lage ein<br />
wesentlicher Grund für die vorhandenen und künftig noch zu erwartenden<br />
Probleme. Die Erschließung des Bestandes für vielfältige Bevölkerungsgruppen<br />
und Haushaltstypen mit unterschiedlichsten Ansprüchen könne einen<br />
Lösungsansatz darstellen, sei aber nur im Rahmen privater Initiativen<br />
umzusetzen. Die öffentliche Hand könne hierauf keinen Einfluss nehmen,<br />
son<strong>der</strong>n nur die Rahmenbedingungen optimieren. „Einfamilienhausgebiete in<br />
guten Lagen werden auch künftig vermarktbar sein. Dauerhafte<br />
Vermarktungsprobleme sind dagegen in schrumpfenden Regionen zu erwarten“,<br />
so Dransfelds Fazit.<br />
Profilierung durch Research<br />
„So unterschiedlich die <strong>Immobilien</strong> so unterschiedlich sind auch die<br />
Nutzergruppen und <strong>der</strong>en Lebensgewohnheiten und Erwartungshaltungen“,<br />
erläuterte Peter Marquardt, Inhaber <strong>der</strong> Werbeagentur zB2. Daher trage die<br />
Erforschung von Märkten, Zielgruppen und Entwicklungen entscheidend zum<br />
Erfolg von <strong>Immobilien</strong>unternehmen bei. Marktforschung diene <strong>der</strong><br />
Informationsversorgung, <strong>der</strong> Risikominimierung, <strong>der</strong> Planungssicherheit, als<br />
Frühwarnsystem und zu Prognosezwecken. Neben den unterschiedlichen<br />
Formen und Methoden <strong>der</strong> Marktforschung ging Marquardt auch auf neue<br />
Klassifizierungsformen in <strong>der</strong> Zielgruppenforschung ein. Als Beispiel stellte er die<br />
Klassifizierung nach Sinus-Milieus vor. Diese Methode gruppiere Menschen, die<br />
sich in ihrer Lebensweise und Lebensauffassung ähnelten. Neben <strong>der</strong><br />
Grundorientierung würde hierbei die soziale Lage berücksichtigt. Das Limbic-<br />
Map-Modell klassifiziere dagegen die Bedürfnisse und Motive von Menschen<br />
nach den Erkenntnissen <strong>der</strong> Hirnforschung. Mit Hilfe <strong>der</strong> Marktforschung lasse<br />
sich eine umfassende Entscheidungsbasis finden, eine Garantie für den Erfolg<br />
biete sie aber nicht, schränkte Marquardt ein. 80 Prozent aller Neueinführungen<br />
erwiesen sich dennoch in den ersten drei Monaten als Flop.