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Technical Report 0901 Sonderforschungsbereich 696 ... - SFB 696

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<strong>Technical</strong> <strong>Report</strong> <strong>0901</strong><br />

ISSN 1867-3473<br />

Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur<br />

Vorbereitung der kundenspezifischen Eingangsgrößen eines<br />

Quality Function Deployments<br />

Priv. Doz. Dr.-Ing. R. Refflinghaus<br />

<strong>Sonderforschungsbereich</strong> <strong>696</strong><br />

Forderungsgerechte Auslegung von<br />

intralogistischen Systemen – Logistics on Demand<br />

Universität Dortmund<br />

44221 Dortmund<br />

- 1 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


<strong>Sonderforschungsbereich</strong> <strong>696</strong><br />

Forderungsgerechte Auslegung<br />

von intralogistischen Systemen<br />

– Logistics on Demand<br />

<strong>Technical</strong> <strong>Report</strong> <strong>0901</strong><br />

ISSN 1867-3473<br />

Teilergebnisse zum Teilprojekt A1:<br />

Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses zur<br />

Vorbereitung der kundenspezifischen Eingangsgrößen eines<br />

Quality Function Deployments<br />

<strong>SFB</strong>-Arbeitsgruppe A1 (gesamt):<br />

Prof. Dr.-Ing. H.-A. Crostack (TP A1, D1)<br />

Dipl.-Kff. S. Klute<br />

Priv. Doz. Dr.-Ing. R. Refflinghaus (TP A1)<br />

Dipl.-Logist. N. Schlüter (TP A1)<br />

Dortmund, den 26.05.2009<br />

- 2 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abstract<br />

Unternehmen können nur dann langfristig am Markt bestehen, wenn sie ihre Produkte<br />

kundengerecht entwickeln und produzieren. Nur so ist eine Kundenzufriedenheit<br />

sicherzustellen und somit auch eine Kundenbindung möglich. Neben den<br />

Kundenanforderungen selbst sind die Gewichtungen der Kundenanforderungen die<br />

Haupteingangsgrößen der weltweit anerkannten QM-Methode „Quality Function<br />

Deployment“ (QFD). Mit einer QFD werden Kundenanforderungen in gewichtete<br />

Produkt- und später Prozessmerkmale transferiert. Bislang wurden meist absolute<br />

Gewichtungen der Kundenanforderungen als Eingangsgrößen der QFD genutzt. Jetzt<br />

wurde analysiert, ob durch den Einsatz von relativen Gewichtungen die Genauigkeit<br />

der Kundenaussagen gesteigert werden kann. Die aus dem von Saaty entwickelten<br />

Analytic Hierarchie Prozess (AHP) gewonnenen relativen Gewichtungen bilden<br />

sicherlich die Kundenmeinung exakter ab. Ein Grund hierfür kann die intensivere<br />

Befragungstechnik beim Kunden sein. Es wurde nun untersucht, ob die Nutzung von<br />

relativen Gewichtungen als Eingangsgröße einer QFD überhaupt möglich ist, ob diese<br />

ggf. noch umgerechnet werden müssen und ob eine Steigerung der Genauigkeit<br />

gegenüber der Nutzung von absoluten Gewichtungen vorhanden ist. Bei der<br />

Anwendung des AHP im Rahmen der Planung einer logistischen Anlage wurde deutlich,<br />

dass maximal sieben Anforderungen gleichzeitig von einem Kunden bewertet werden<br />

können. Somit musste eine entsprechende Hierarchie aufgebaut werden, um<br />

anschließend die Anforderungen und ihre Gewichtungen korrekt in die QFD<br />

transferieren zu können.<br />

Schlagwörter:<br />

Quality Function Deployment (QFD), Analytic Hierarchie Process (AHP),<br />

Kundenanforderungen, Stakeholder, Gewichtung, relative Gewichtung, absolute<br />

Gewichtung<br />

- 3 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung .......................................................................................................... 10<br />

2 Kundenspezifische Eingangsgrößen einer QFD – Stand der Technik ................... 12<br />

2.1 Quality Function Deployment nach Akao und ASI ........................................ 12<br />

2.1.1 Die Struktur der Vorgehensweise nach Akao ........................................... 13<br />

2.1.2 Die Struktur der Vorgehensweise nach ASI .............................................. 17<br />

2.1.3 Der Vergleich der beiden QFD-Ansätze nach ASI und Akao ...................... 23<br />

2.2 Strukturierungsmöglichkeiten für Kundenanforderungen ........................... 26<br />

2.2.1 KANO-Modell .......................................................................................... 29<br />

2.2.2 Der Lagerprozess .................................................................................... 31<br />

2.2.3 Einsatz- und Auswahlkriterien für Sortiersysteme nach Jodin und ten<br />

Hompel [Ten Hompel '06b] ...................................................................... 33<br />

2.2.4 Sakowski-Modell [Crostack '06a]............................................................ 36<br />

2.3 Vergleich verschiedener Priorisierungsverfahren ........................................ 38<br />

2.3.1 Der Analytische Hierarchieprozess AHP .................................................. 40<br />

2.3.1.1 Einführung ....................................................................................... 40<br />

2.3.1.2 Charakteristika des AHP .................................................................. 41<br />

2.3.1.3 Methodik ......................................................................................... 44<br />

2.3.2 Die Nutzwertanalyse ............................................................................... 71<br />

2.3.3 Methodischer Vergleich zwischen NWA und AHP ..................................... 77<br />

2.3.4 Kepner-Tregoe-Verfahren ....................................................................... 78<br />

2.3.5 Conjoint-Analyse ..................................................................................... 79<br />

2.3.5.1 Definition der Alternativen ............................................................... 80<br />

2.3.5.2 Bewertung der Alternativen ............................................................. 81<br />

2.3.5.3 Ermitteln der Teilnutzwerte ............................................................. 82<br />

2.3.5.4 Ermitteln der Gesamtnutzwerte ....................................................... 82<br />

2.3.6 Vergleich der Priorisierungsverfahren im Hinblick auf die<br />

Kundenanforderungsgewichtung ............................................................ 83<br />

2.3.6.1 Vergleich der Bewertungstechniken ................................................. 83<br />

2.3.6.2 Vergleich der Bewertungsmethoden ................................................ 91<br />

3 Entwicklung einer Vorgehensweise zur Verwendung relativer<br />

Gewichte als Eingangsgrößen einer QFD ...................................................... 93<br />

3.1 Entwicklung einer Hierarchie von Anforderungen an intralogistische<br />

Anlagen ........................................................................................................... 93<br />

3.1.1 Lösungsansatz I: Überführung der Anforderungsstruktur in eine AHPgeeignete<br />

Struktur .................................................................................. 93<br />

3.1.1.1 Problematik der Zielformulierung .................................................... 96<br />

- 4 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.1.1.2 Erfordernis einer Anforderungstypisierung ...................................... 97<br />

3.1.1.3 Anforderungsinterdependenzen ...................................................... 97<br />

3.1.1.4 Bewertung quantifizierbarer Kriterien ............................................. 100<br />

3.1.2 Zweiter Lösungsansatz .......................................................................... 101<br />

3.1.2.1 Hierarchisierung der wirtschaftlichen Kriterien .............................. 101<br />

3.1.2.2 Anforderungstypisierung ................................................................ 104<br />

3.2 Auswirkungen der Nutzung relativer Gewichtungen in einer QFD ............... 111<br />

3.2.1 Höhe des Datenniveaus bei den Gewichtungen ...................................... 111<br />

3.2.2 Auswirkungen einer Integration relativer Gewichte ................................ 113<br />

3.2.3 Schwierigkeiten innerhalb der QFD bei der Umstellung auf<br />

relative Werte ......................................................................................... 122<br />

3.2.3.1 Problematik bei relativ gewichteten Kundenanforderungen ............ 123<br />

3.2.3.2 Beispiel ........................................................................................... 127<br />

3.2.3.3 Der Einfluss des verwendeten Verfahrens ....................................... 132<br />

3.2.3.4 Die Bedeutung von Inkonsistenzen ................................................. 137<br />

3.3 Möglichkeiten der Transformation von relativen in absolute<br />

Gewichtungen ........................................................................................... 140<br />

3.3.1 Integration relativer Gewichte durch Anpassung der Skalen ................... 140<br />

3.3.1.1 Anpassung der Skala durch Erweiterung ......................................... 141<br />

3.3.1.2 Anpassung der Skala durch Transformation .................................... 143<br />

3.3.1.3 Veränderung der Transformation .................................................... 147<br />

3.3.2 Integration relativer Gewichte durch Anpassung aller Eingangswerte .... 150<br />

3.3.2.1 Technische Schwierigkeit und kaufmännische Bedeutung .............. 151<br />

3.3.2.2 Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen 152<br />

3.3.3 Integration relativer Gewichte durch Umrechnung in absolute Werte ..... 154<br />

3.3.3.1 Beispiel zur Umrechnung von relativen Werten ............................... 154<br />

3.3.3.2 Der Genauigkeitsverlust .................................................................. 157<br />

4 Einsatz der entwickelten Vorgehensweise ........................................................ 169<br />

4.1 Durchführung der Stakeholder-Befragung ................................................. 169<br />

4.1.1 Gewichtung der Anforderungen durch S1 ............................................... 170<br />

4.1.2 Gewichtung der Anforderungen durch S2, S3.1 und S3.2 ........................ 174<br />

4.2 Darstellung und Analyse der Bewertungsergebnisse .................................. 175<br />

4.2.1 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S1 .................................... 175<br />

4.2.2 Analyse der relativen und absoluten Bewertung von S1 .......................... 176<br />

4.2.3 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S2, S3.1 und S3.2 ............. 178<br />

4.2.4 Analyse der relativen und absoluten Einzelbewertung von S2, S3.1 und<br />

S3.2 ........................................................................................................ 181<br />

- 5 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


4.2.5 Analyse der verdichteten relativen und absoluten Bewertungen von S2,<br />

S3.1 und S3.2 ......................................................................................... 182<br />

4.2.6 Anmerkungen zur absoluten und relativen Gewichtung der Kann-<br />

Anforderungen aus Block B, C und D ....................................................... 184<br />

4.3 Fazit ........................................................................................................... 186<br />

4.4 Analyse der Umrechnung der relativen in absolute Gewichtungen ............. 188<br />

4.4.1 Die Ergebnisse der Befragung ................................................................ 188<br />

4.4.2 Nutzung der relativen Gewichte ............................................................. 191<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick ...................................................................... 199<br />

6 Literaturverzeichnis ......................................................................................... 202<br />

7 Anhang ............................................................................................................ 212<br />

7.1 Anforderungsgliederung ............................................................................. 212<br />

- 6 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Struktur des QFD-Systems nach Akao [Akao '92]................................... 16<br />

Abbildung 2: Ablaufschema des Vier-Phasen Ansatzes .............................................. 20<br />

Abbildung 3: House of Quality .................................................................................... 19<br />

Abbildung 4: Vergleich der Ansätze nach ASI und Akao .............................................. 25<br />

Abbildung 5: KANO-Modell [Rupp '02]........................................................................ 29<br />

Abbildung 6: Die fünf Bereiche des Lagerprozesses ................................................... 31<br />

Abbildung 7: Einsatz und Auswahlkriterien von logistischen Anlagen ........................ 33<br />

Abbildung 8: Systemspezifische Kriterien .................................................................. 33<br />

Abbildung 9: Gutspezifische Kriterien ........................................................................ 34<br />

Abbildung 10: Organisatorische Kriterien ................................................................... 34<br />

Abbildung 11: Übergreifende Kriterien ....................................................................... 35<br />

Abbildung 12: Anforderungskatalog nach Sakowski [Sakowski '05]............................ 37<br />

Abbildung 13: Übergreifende Anforderungen ............................................................. 38<br />

Abbildung 14: Ablaufschema des AHP ........................................................................ 44<br />

Abbildung 15: Monohierarchie ................................................................................... 48<br />

Abbildung 16: Polyhierarchie I .................................................................................... 48<br />

Abbildung 17: Polyhierarchie II ................................................................................... 49<br />

Abbildung 18: Hierarchie – Auswahl einer optimalen Universität ............................... 49<br />

Abbildung 19: AHP-Skala ........................................................................................... 51<br />

Abbildung 20: Kriteriengewichte ................................................................................ 56<br />

Abbildung 21: Verdichtung von Einzelentscheidungen ............................................... 66<br />

Abbildung 22: Einbezug von Stakeholdergewichten in die Problemhierarchie .......... 677<br />

Abbildung 23: Ablaufschema einer NWA .................................................................. 722<br />

Abbildung 24: Beispiele für typische Nutzenfunktionen ........................................... 755<br />

Abbildung 25: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse ............................................... 800<br />

Abbildung 26: Beispielhierarchie 1, Teil 1 ................................................................. 955<br />

Abbildung 27: Beispielhierarchie 1, Teil 2 ................................................................. 966<br />

Abbildung 28: Beispielhierarchie 2 ............................................................................. 99<br />

- 7 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildung 29: Beispielhierarchie 3 ......................................................................... 1000<br />

Abbildung 30: ROI-Hierarchie ................................................................................. 1022<br />

Abbildung 31: Liste der Messniveaus [Konerding '89]............................................. 1122<br />

Abbildung 32: QFD mit Prozentzahlen als relative Gewichte................................... 1177<br />

Abbildung 33: QFD mit Zahlen ohne Einheit als relative Gewichte .......................... 1188<br />

Abbildung 34: QFD mit absoluten Gewichten ......................................................... 1211<br />

Abbildung 35: Beispiel eines House of Quality [Pfeifer '01]..................................... 1244<br />

Abbildung 36: QFD mit sehr unterschiedlichen relativen Gewichten ...................... 1288<br />

Abbildung 37: QFD mit absoluten Gewichten ......................................................... 1300<br />

Abbildung 38: Beispielhafte Hierarchie von Kundenanforderungen ........................ 1333<br />

Abbildung 39: Hierarchie bei der alle Anforderungen verglichen werden ................ 1344<br />

Abbildung 40: Hierarchie bei der nicht alle Anforderungen verglichen werden ....... 1355<br />

Abbildung 41: Paarweiser Vergleich für den AHP .................................................... 1388<br />

Abbildung 42: Berechnung des Eigenvektors ......................................................... 1388<br />

Abbildung 43: Struktur des Auftretens der Problematik ....................................... 13939<br />

Abbildung 44: Angepasste Skala ............................................................................ 1422<br />

Abbildung 45: Vergrößerung der Abstände der Skalenwerte ................................... 1444<br />

Abbildung 46: Formel zur linearen Transformation ................................................. 1444<br />

Abbildung 47: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9 ................................ 1455<br />

Abbildung 48: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10 .............................. 1455<br />

Abbildung 49: Diagramm zum Beispiel der linearen Transformation ...................... 1477<br />

Abbildung 50: Formel zur nicht linearen Transformation ........................................ 1488<br />

Abbildung 51: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9 ....................... 1488<br />

Abbildung 52: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10 ................... 14949<br />

Abbildung 53: Diagramm zum Beispiel der nicht linearen Transformation .............. 1500<br />

Abbildung 54: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 10 .......... 1566<br />

Abbildung 55: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 5 ............ 1588<br />

Abbildung 56: Berechnung der Gesamtbewertung mit relativen Werten ................. 1600<br />

Abbildung 57: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 10 ...... 1611<br />

Abbildung 58: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 5 ........ 1622<br />

- 8 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildung 59: Diagramm der relativen Gesamtbewertung ...................................... 1655<br />

Abbildung 60: Alternative Umrechnung der relativen Werte ................................... 1677<br />

Abbildung 61: Relative Anforderungsgewichtung – Werte und Ranking (S2)........... 1744<br />

Abbildung 62: Relative Gewichtung der ROI-Anforderungen ................................... 1766<br />

Abbildung 63: Absolute Gewichtung der ROI-Anforderungen .................................. 1777<br />

Abbildung 64: Hierarchie der Kann-Anforderungen (B, C, D) ................................... 1800<br />

Abbildung 65: Anforderungen (Block A-D) an die Anlage mit Bewertung ............... 18989<br />

Abbildung 66: Betriebswirtschaftliche Anforderungen (Block E) an die Anlage ...... 1900<br />

Abbildung 67: ROI-Anforderungen (Block R) an die Anlage mit Bewertung ............. 1900<br />

Abbildung 68: Intervallgrenzen für die relativen allgemeinen Anforderungen ......... 1933<br />

Abbildung 69: Zuordnung der absoluten Wert bei den allgemeinen Anforderungen 1944<br />

Abbildung 70: Intervallgrenzen der ROI-Anforderungen ......................................... 1977<br />

- 9 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


1 Einleitung<br />

Unternehmen, die in einem Hochlohnland wie der Bundesrepublik Deutschland ihre<br />

Produkte fertigen, können langfristig nur dann am Markt bestehen, wenn sich<br />

entweder ihre Produkte qualitativ stark von denen anderer Produzenten<br />

unterscheiden, oder wenn sie durch eine effektive Produktion Kostenvorteile erreichen<br />

können. Durch die Öffnung der Europäischen Union in Richtung Osten wird es immer<br />

schwieriger, Kostenvorteile zu erzielen. Zudem nimmt die Ähnlichkeit der am Markt<br />

angebotenen Produkte und Anlagenkomponenten aufgrund der technologischen<br />

Globalisierungstendenzen stetig zu. Somit ist es den deutschen Unternehmen nur<br />

noch möglich, durch eine hohe Qualität der Produkte Wettbewerbsvorteile und eine<br />

ausreichende Kundenbindung zu erreichen.<br />

Durch die Einführung der Normen DIN EN ISO 9000ff., VDA 6.1, QS-9000, ISO TS 16949,<br />

u. a. ist in vielen Fällen der trügerische Eindruck entstanden, Qualität sei mit der<br />

Erfüllung der Forderungen der Normen „erledigt“. Diese stellen aber nur eine<br />

notwendige, keine hinreichende Bedingung für das Bestehen im Wettbewerb und<br />

entsprechende Markterfolge dar. Zum anderen ist es die unreflektierte Erfüllung von<br />

Spezifikationen und Pflichtenheften. Die Anforderungen werden in der Regel über<br />

Lasten-/ Pflichtenhefte vorgegeben, die auf der Erfahrung in der Vergangenheit mit<br />

ähnlichen Produkten oder den Vorgaben von groben Marktanalysen basieren. Die<br />

„Qualität“ des Anforderungsprofils ist dabei in der Regel nicht Gegenstand der<br />

Betrachtung. Eine durchgeführte Erhebung bei Zulieferern der Automobilindustrie<br />

ergab, dass die Lasten-/ Pflichtenhefte von 17 Herstellern für ein einziges Produkt<br />

drastisch unvollständig waren und z.T. Forderungen auf verschiedener Basis<br />

(Produkteigenschaften, Prüfmerkmale) enthielten. Erste Ansätze, die Anforderungen<br />

systematischer zu erheben [Schwarze '02], erstrecken sich dabei vorwiegend auf das<br />

„Kern“-Produkt. Neuere Ergebnisse im Bereich der Kundenorientierung belegen aber<br />

die zunehmende Bedeutung auch produktbegleitender Faktoren für den<br />

Kaufentscheid, so dass heute u. a. vom „erweiterten Produktbegriff“ gesprochen wird.<br />

Der allgemeine Stellenwert von Kundenanforderungen liegt im Bereich von<br />

logistischen Dienstleistungen laut einer im August 2005 durchgeführten Umfrage<br />

[Pötzsch '05] bei Betreibern von logistischen Anlagen hoch (40%), bzw. sehr hoch<br />

(50%). Allerdings ist die Erfassung von Kundenanforderungen an sich nicht so gut<br />

organisiert, wie dies aus Sicht einer umfassenden Kundenorientierung angebracht<br />

wäre. Lediglich 40% der Befragten gaben an, mit Art und Umfang der Erfassung von<br />

Kundenanforderungen durch Hersteller ausreichend zufrieden zu sein. Hierfür können<br />

mehrere Gründe angeführt werden. Ein Grund ist die kaum vorhandene Bedeutung der<br />

- 10 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Marktforschung in diesem Bereich. Diese spielt gegenwärtig eine stark<br />

untergeordnete Rolle. Lediglich 10% der befragten Betreiber wurden von<br />

Herstellerfirmen, von denen sie direkt kaufen, mittels Gesprächen, Workshops oder<br />

sonstigen Marktforschungsmethoden nach ihren Wünschen befragt.<br />

Die schon lange Zeit bekannte und verfügbare Qualitätsmanagement-Methode<br />

„Quality Function Deployment“ (QFD) wird vorrangig angewendet, um bereits in den<br />

frühen Phasen des Produktentstehungsprozesses durch ein systematisches Vorgehen<br />

eine hohe Qualität der Produkte zu erreichen. Hierfür müssen die<br />

Kundenanforderungen möglichst vollständig erfasst und exakt gewichtet werden. Nur<br />

so können die anschließend definierten Produktmerkmale, die aus den<br />

Kundenanforderungen abgeleitet werden, nutzenorientiert optimiert werden<br />

[Crostack '06a].<br />

Bei der konventionellen Vorgehensweise einer QFD, wie sie in der Praxis Anwendung<br />

findet, werden die Kundenwünsche jedoch oft nicht mit sehr hoher Präzision erfasst.<br />

Meist werden Anforderungslisten mit der Möglichkeit an Kunden gegeben, die<br />

Gewichtungen auf Skalen zwischen 1 und 5 anzukreuzen. Diese Art der Befragung<br />

führt zu schnellen Antworten der Kunden und zu meist nahe dem Mittelwert liegenden<br />

Gewichtungen. Es ist bei der Analyse der Ergebnisse solcher Befragungen leicht<br />

erkennbar, dass sich die Befragten meist nicht intensiv mit der Fragestellung bzw. den<br />

Anforderungen auseinandergesetzt haben.<br />

Daraus resultiert, dass auch die Ergebnisse einer QFD nicht exakt sein können, da ihre<br />

Aussagekraft entscheidend von der Qualität der Eingangsgrößen abhängt. Deshalb<br />

wurde im Rahmen der hier beschriebenen Arbeiten versucht, eine<br />

Genauigkeitssteigerung der Eingangsgrößen durch die Anwendung ergänzender<br />

Techniken z.B. des Analytic Hierarchy Process (AHP), zu erreichen. Hierbei werden die<br />

Befragten nicht mit einer Liste von Anforderungen konfrontiert, sondern sie bewerten<br />

mit paarweisen Vergleichen die Anforderungen von ihrer Wichtigkeit her<br />

untereinander. Die Folge ist, dass die gewichteten Kundenanforderungen unter<br />

Umständen nicht wie bei der konventionellen QFD als absolute Werte eines definierten<br />

Skalenintervalls, z. B. von 1 bis 5 oder 1 bis 10, sondern in Form von relativen Werten<br />

zwischen 0 und 1 in die Berechnung der QFD eingehen [<strong>SFB</strong><strong>696</strong> '07]. Hier gilt es nun<br />

eine Vorgehensweise zu erarbeiten, mit der die exakteren relativen Gewichtungen in<br />

eine Form überführt werden, welche eine Nutzung in einer QFD zulässt.<br />

- 11 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


2 Kundenspezifische Eingangsgrößen einer QFD – Stand der<br />

Technik<br />

Die Qualitätsmanagementmethode „Quality Function Deployment“ (QFD) soll vorrangig<br />

dazu dienen, Kundenanforderungen (inklusive deren Gewichtungen) in<br />

Produktmerkmale zu überführen, um Produkte zu entwickeln, die möglichst<br />

umfassend die Wünsche der Kunden erfüllen. Haupteingangsgrößen einer QFD sind<br />

einerseits die Kundenanforderungen und andererseits mögliche Produktmerkmale.<br />

Eine präzise Darstellung der tatsächlichen Kundenwünsche in Form von<br />

Kundenanforderungen und deren Gewichtungen ermöglicht ein möglichst präzises<br />

Ergebnis der QFD. Im Rahmen dieses Kapitels wird der Stand der Technik für<br />

Methoden zur Strukturierung und Handhabung der kundenspezifischen<br />

Eingangsgrößen einer QFD dargestellt. Hierzu wird die QFD selbst kurz skizziert und<br />

darauf aufbauend werden die Möglichkeiten der Strukturierung der Anforderungen<br />

und der Darstellung der Gewichtung der Anforderungen analysiert.<br />

2.1 Quality Function Deployment nach Akao und ASI<br />

Die Methode der QFD als Grundkonzept zur Qualitätsplanung geht zurück auf den<br />

Japaner Yoji Akao im Jahre 1966. Die erste praktische Anwendung ist 1972 auf der<br />

Kobe-Schiffswerft der Mitsubishi Heavy Industries datiert. Die Toyota Motor Company<br />

Ltd. übernahm kurz darauf diese Methode und entwickelte sie nach eigenen<br />

Ansprüchen weiter. Im Jahr 1983 wurden die Ausführungen von Yoji Akao in den USA<br />

erstmalig veröffentlicht. Als erste amerikanische Firmen führten Rank Xerox und Ford<br />

die Methodik ein. Weitere Firmen folgten.<br />

Für die QFD sind derzeit im Wesentlichen zwei Varianten bekannt. Einerseits die von<br />

Prof. Akao entwickelte „Ur-QFD“ und anderseits die vom American Supplier Institute<br />

(ASI) gestaltete Variante. Beide Varianten sollen hier kurz vorgestellt werden, um<br />

daraus die Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinsichtlich der kundenspezifischen<br />

Eingangsgrößen verdeutlichen zu können.<br />

Bei einer QFD werden in den Matrizen existente Verknüpfungen von Zeilen und Spalten<br />

der Eingangsgrößen dargestellt. Die Wertung der Verknüpfungen ist üblicherweise in<br />

"schwach", "mittel" und "stark" eingestuft. Die angesprochenen Daten werden durch<br />

eine QFD-typische WAS-WIE-Fragestellung angeordnet.<br />

Für Forderungen auf der Zeilenebene gelten die Fragen: "WAS braucht der Kunde,<br />

WAS will er haben, WAS wird benötigt, WAS ist für alle sinnvoll, WAS soll erreicht<br />

- 12 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


werden, ...". Die Fragestellungen hinsichtlich der Produkt- bzw. Qualitätsmerkmale<br />

sind: "WIE bekommt man es, WIE stellt man es her, WIE setzt man es ein, WIE soll<br />

das erreicht werden, ...".<br />

Die QFD-Matrizen lassen sich mit diesen Fragestellungen überall dort einsetzen, wo<br />

sich Schnitt- oder Übergabestellen befinden. Die weiterführenden Tabellen sind<br />

aufbereitete Informationen - Gewichtungen von Listeneigenschaften oder Vergleiche -,<br />

die je nach Bedarf neu entwickelt oder von bestehenden Matrizen übernommen<br />

werden. Eine häufig genutzte Funktion ist die Korrelation mit sich selbst, durch die<br />

Widersprüche sehr gut erkannt werden können.<br />

Durch die Darstellung der Informationen in gewichteten Listenfeldern und durch<br />

Korrelation der Felder besitzt die QFD verschiedene vorteilhafte Anwendungsmöglichkeiten:<br />

• Aufbereitung und klare Darstellung von Daten in den Feldern;<br />

• Aufzeigen von Abhängigkeiten und Einflüssen durch die Korrelation;<br />

• Darstellung von Zielkonflikten durch Angaben der Korrelation und der<br />

weiterführenden Tabellen.<br />

Die angewandte Gewichtung und Korrelation kann von relativ einfacher Mathematik<br />

bis hin zu komplizierten Algorithmen gehen. Meist werden die Zeilenebenen mit den<br />

Korrelationen (schwach = 1; mittel = 5; stark = 9) multipliziert und die Werte pro<br />

Spalte addiert.<br />

2.1.1 Die Struktur der Vorgehensweise nach Akao<br />

Der Entwickler von QFD Yoji Akao prägte bezüglich seiner Methodik den Satz:<br />

"Copy the spirit, not the form."<br />

Er wollte, dass seine Methode nicht Matrize für Matrize kopiert wird, vielmehr sollte<br />

QFD flexibel bleiben und neue bedarfsgerechte Funktionalitäten adaptieren.<br />

Ein umfassendes QFD-System muss nach Yoji Akao außer der Qualitätsentwicklung<br />

auch die Technologie-, Zuverlässigkeits- und Kostenentwicklungen beinhalten. Dabei<br />

muss der Konkretisierungsgrad im Laufe der Entwicklung steigen und die Weitergabe<br />

der Informationen sicher gewährleistet sein. Dies realisiert Yoji Akao über sogenannte<br />

Informationspfade, die im Allgemeinen einen Konkretisierungsgrad (Detailstufe bei der<br />

Bearbeitung des Produkts/Prozesses) beibehalten und Informationen der Listenfelder<br />

von einer Matrix auf weitere Matrizen und Tabellen übertragen. Durch die<br />

Informationspfade können Änderungen in einer Liste sofort auf die verknüpften<br />

- 13 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Matrizen und Tabellen übertragen werden. Die Gefahr einer nicht durchgängigen<br />

Änderung und Aktualisierung von Zusammenhängen wird so verringert.<br />

Durch die zusammenhängende Darstellung der einzelnen Elemente (Matrizen,<br />

Tabellen, Listen, ...) ist ein durchgängiges Vermitteln, Umwandeln und Verknüpfen der<br />

Anforderungen über die Konkretisierungsebenen im Produkterstellungsprozess mit<br />

Gewichtungen möglich. Das Ablaufschema von Yoji Akao hat sich in vielen Fällen<br />

bewährt, ist aber nicht als fix anzusehen, sondern hilft bei der Entwicklung einer<br />

eigenen Variante. Die einzelnen Matrizen sollen miteinander kombiniert werden.<br />

Ergänzungen sowie Änderungen bestehender Matrizen sind hierbei jederzeit möglich.<br />

Die QFD-Methodik soll nicht alle Datenkorrelationen und Prozessschritte festhalten<br />

und verbessern, sondern nur wichtige und kritische Merkmale genauer analysieren<br />

und verbessern. Ziel ist es, die Methode so klein wie möglich zu halten und dabei so<br />

genau wie möglich zu arbeiten.<br />

Die in Abbildung 1 gezeigte Struktur des QFD-Systems nach Akao [Akao '92] besteht<br />

im Wesentlichen aus den vier Spalten:<br />

I Qualitätsentwicklung<br />

II Technologieentwicklung<br />

III Kostenentwicklung<br />

IV Zuverlässigkeitsentwicklung<br />

Jede Spalte besteht wiederum aus den einzelnen Zeilen 1 bis 4 und enthält<br />

grundsätzlich sogenannte Qualitätstabellen, in denen Informationen bereitgestellt<br />

und miteinander verknüpft werden. Weiterhin sind einzelne Tabellen einer Spalte<br />

„bereichsübergreifend“ mit Tabellen einer anderen Spalte verknüpft. Die Bezeichnung<br />

der einzelnen Qualitätstabellen ergibt sich aus der Verknüpfung von Zeilen- und<br />

Spaltennummer, beispielsweise „2-II“. Die in Abbildung 1 grün, blau und rot<br />

eingefärbten Dreiecke sollen bereits an dieser Stelle verdeutlichen, dass ihre Inhalte<br />

identisch sind.<br />

- 14 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Akao empfiehlt eine einzelne und sequentielle Bearbeitung der Spalten beginnend mit<br />

der Spalte I, wobei jede Spalte zeilenweise von 1 bis 4 und von „oben nach<br />

unten“[Akao '92], entwickelt werden kann. In den folgenden Kapiteln wird diese<br />

Bearbeitungsreihenfolge des QFD-Systems aufgegriffen.<br />

Ist ein ausreichendes Verständnis über die QFD-Methode vorhanden und ist diese im<br />

Unternehmen implementiert, kann von der starren Reihenfolge abgewichen werden.<br />

Es ergibt sich der Vorteil der Nutzung von Synergieeffekten, wenn folgendes<br />

angenommen wird: Überschneiden sich die Produktentwicklungszyklen von zwei<br />

Produkten, Produkt A und Produkt B, so muss nicht auf den Abschluss der gänzlichen<br />

Ausarbeitung der QFD-Systematik bei Produkt A gewartet werden. Es können die<br />

bereits bei Produkt A erarbeiteten Qualitätstabellen bei der Entwicklung von Produkt B<br />

genutzt werden.<br />

- 15 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildung 1: Struktur des QFD-Systems nach Akao [Akao '92]<br />

Die Methode QFD nach der Entwicklung von Yoji Akao zeichnet sich durch<br />

grundlegende Analyse- und Bewertungs-, sowie Dokumentationsfähigkeiten aus. Der<br />

- 16 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Entwickler legt Wert auf eine Verbesserung von bestehenden Produkten und<br />

Prozessen, wobei er Technologiesprünge vorsieht. Die Methode QFD ist nach Akaos<br />

Aussagen niemals als vollständiges Werk zur Produkterstellung gedacht, sondern soll<br />

die Schnittstelle zwischen Kundenwunsch und Produktmerkmalen bestmöglich<br />

realisieren. Yoji Akao legt Wert auf die Beachtung dieser Kundenwünsche in jeder<br />

Entwicklungsphase. Auf der anderen Seite gibt er dem Konstrukteur eine<br />

richtungsweisende Methode zur Identifikation von Engpassteilen, die flexibel den<br />

Unternehmensbedürfnissen angepasst werden kann [Akao '92].<br />

2.1.2 Die Struktur der Vorgehensweise nach ASI<br />

Eine sehr geläufige Variante der QFD, insbesondere in den Vereinigten Staaten und<br />

Europa, ist die des American Supplier Institute, kurz ASI. Das American Supplier<br />

Institute ist eine Nonprofit-Organisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die<br />

Wettbewerbssituation der amerikanischen Zulieferindustrie zu verbessern<br />

[Fachbibliothek '06, Kämpf '06].<br />

Das von Neumann als amerikanisches Modell bezeichnete Vorgehen ist der<br />

„sogenannte konkrete QFD Ansatz“ [Neumann '96]. Er ist von den Arbeiten der Japaner<br />

Makabe und Fukuhara geprägt und steht in der deutschsprachigen Literatur zum<br />

Thema QFD meist im Vordergrund. Er greift den Ansatz von Akao auf, reduziert aber<br />

den Inhalt sehr stark und zeichnet sich durch eine eindeutige Gliederung aus.<br />

Charakteristisch ist die serielle Abfolge der einzelnen Phasen. Späte Phasen bauen<br />

auf den Ergebnissen der vorherigen auf. Mögliche Rücksprünge zu vorherigen Phasen<br />

sieht dieser Ansatz nicht vor [Mai '98, Neumann '96].<br />

Der von der ASI verbreitete Ansatz für eine QFD wird als Vier-Phasen Ansatz<br />

bezeichnet. Abbildung 2 zeigt das Grundprinzip der Methode. Zu sehen sind die vier<br />

Phasen, ihre Bezeichnungen und die jeweiligen Ergebnisse der einzelnen<br />

Planungsschritte. Die vier Phasen sind durchgängig miteinander verknüpft. Jede<br />

Phase hat als Ergebnis bestimmte Zielgrößen. Diese gehen in den linken Teil der<br />

nächsten Phase ein [Mai '98].<br />

- 17 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


hohe<br />

Priorität<br />

hohe<br />

Priorität<br />

hohe<br />

Priorität<br />

Kundenanforderungen<br />

Priorisierung<br />

Produktcharakteristika<br />

Priorisierung<br />

Komponenteneigenschaften<br />

Priorisierung<br />

Prozessparameter<br />

Priorisierung<br />

Abbildung 2: Ablaufschema des Vier-Phasen Ansatzes<br />

Im Mittelpunkt des Vier-Phasen Ansatzes steht das Aufstellen von sogenannten<br />

Planungstafeln. Für jede der vier Phasen gibt es eine eigene, die je nachdem als<br />

Produktplanungstafel, Komponentenplanungstafel, Prozessplanungstafel oder<br />

Produktions-planungstafel bezeichnet wird [Kämpf '06, Saatweber '06].<br />

Die Matrizen der ersten Phase, der Produktplanung, werden als House of Quality<br />

bezeichnet. Dort werden die Kundenbedürfnisse mit den technischen Anforderungen<br />

zusammengebracht. Hierbei können kritische technische Anforderungen erkannt<br />

werden, um so Engpässe bei der Entwicklung aufzuzeigen. Das Ergebnis sind die<br />

Qualitätsanforderungen für die Konstruktion. Gelegentlich wird das House of Quality<br />

fälschlicherweise mit dem QFD gleichgesetzt [Hoffmann '97, Saatweber '06].<br />

Die Teileplanung bildet die zweite Phase des QFD-Ansatzes nach ASI. Hier werden die<br />

Teile des Produktes den technischen Anforderungen gegenüber gestellt. Diese<br />

technischen Anforderungen werden aus den Spezifikationen der ersten Phase<br />

übernommen. So gehen die Qualitätsmerkmale in die Baugruppen, Unterbaugruppen<br />

und Bauteile ein. Nach dem QM-InfoCenter sind die Ziele der Phase II neben der<br />

Ermittlung der kritischen Teile auch die Wahl des bestgeeigneten Konzeptes für die<br />

Entwicklung. So werden hier die wesentlichen Elemente für die dritte Phase bestimmt<br />

[Hoffmann '97]Die Prozessplanung, die dritte Phase, stellt Prozesse und kritische Teile<br />

des Produktes gegenüber. Auch hier entstammen die Informationen über die Teile den<br />

Spezifikationen der vorherigen Phasen. Es werden Prozess- und Prüfablaufpläne<br />

erstellt und kritische Prozessmerkmale ermittelt. Ziele der dritten Phase sind die<br />

- 18 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Gewichtung<br />

Festlegung der Prozesscharakteristika und der Prozesszielwerte. Auch sollten die zu<br />

bearbeitenden Kriterien für die vierte Phase ermittelt werden. Am Ende sollten alle<br />

kritischen Prozessparameter ermittelt worden sein. Für diese können z.B. besondere<br />

Prüfpläne erstellt werden [Hoffmann '97, Saatweber '06]. Die letzte Phase ist die der<br />

Produktionsplanung. Wie schon bei den letzten beiden Phasen zuvor, wird auch hier<br />

das Ergebnis der vorherigen Phase, also die kritischen Prozesse, übernommen. Diese<br />

werden jetzt mit der Produktionsplanung zusammengebracht. Die so entstehende<br />

Produktions-Planungsmatrix zeigt Aspekte, die bei den Prozessen zu beachten sind.<br />

Saatweber nennt als Beispiele: Betriebsbedingungen, Qualitätssicherungspläne,<br />

sowie Arbeitsanweisungen [Hoffmann '97, Saatweber '06].<br />

Im Folgenden wird auf die erste der vier Phasen näher eingegangen. Auch wenn das<br />

House of Quality nicht mit QFD gleichzusetzen ist, so erhält es doch besondere<br />

Beachtung. Das House of Quality ist der wesentliche Bestandteil des Ansatzes nach<br />

ASI, und M. Larry Shillito bezeichnet es als das „nerve center“ [Shillito '95] des QFD-<br />

Prozesses. In der Literatur dominiert es über die Methode nach ASI.<br />

Wie oben bereits erwähnt, wird die Produktplanungstafel, also die Matrizen der ersten<br />

Phase des Vier-Phasen Ansatzes, als House of Quality bezeichnet. In Abbildung 3 ist<br />

ein House of Quality in einer allgemeinen Form dargestellt.<br />

Kundenanforderungen<br />

Wettbewerbsvergleich<br />

Abbildung 3: House of Quality<br />

- 19 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die einzelnen Schritte zum Ausfüllen der Tabellen werden in verschiedener Literatur<br />

unterschiedlich bezeichnet und abgegrenzt. Kämpf gliedert das Vorgehen in acht<br />

Schritte:<br />

1. Bewertung der Kundenanforderungen<br />

2. Wettbewerbsvergleich durch Kunden<br />

3. Erarbeitung der konstruktiven Auslegungsanforderungen bzw.<br />

Produktmerkmale aus den Kundenanforderungen<br />

4. Korrelation zwischen den Kundenanforderungen und den Produktmerkmalen<br />

ermitteln<br />

5. Ermittlung der Kundenorientierten technischen Bedeutung der einzelnen<br />

Produktmerkmale<br />

6. Festlegung der Sollwerte und der Optimierungsrichtung<br />

7. Ermittlung der Korrelation zwischen den Produktmerkmalen<br />

8. Analyse des House of Quality<br />

Der erste Schritt, die Bewertung der Kundenanforderungen, teilt sich in die<br />

Strukturierung und die Gewichtung der Anforderungen auf. Eine Strukturierung der<br />

Kundenanforderungen, die in der Terminologie des QFD auch als „Whats“ bezeichnet<br />

werden, ist unerlässlich. Dies geschieht, um einen einheitlichen Detaillierungsgrad zu<br />

erlangen und so eine möglichst unverzerrte Sichtweise auf die Anforderungen zu<br />

bekommen [Kämpf '06, Pfeifer '01]. Im Wesentlichen werden in diesem Schritt die<br />

kundenseitigen Eingangsgrößen der QFD eingebracht. Diese bestehen zum einen aus<br />

den Anforderungen selbst und zum anderen aus den zugehörigen Gewichtungen. Mit<br />

diesen Gewichtungen wird dann im weiteren Verlauf der QFD weiter gerechnet.<br />

Der nächste Schritt ist der Wettbewerbsvergleich durch die Kunden. Hierbei geht es<br />

darum, das zu entwickelnde Produkt mit Konkurrenzprodukten hinsichtlich der<br />

Erfüllung der einzelnen Anforderungen zu vergleichen. Zu empfehlen ist, dass dafür<br />

mindestens zwei Produkte von anderen Anbietern ermittelt werden, die als „Best in<br />

Class“ gelten. Dies ist wichtig, damit das eigene Produkt die Konkurrenz übertreffen<br />

kann. Für die Bewertung wird meistens eine Skala von 1 „niedrigste Erfüllung“ bis 5<br />

„höchster Grad der Erfüllung“ angewendet.<br />

Die Erarbeitung der konstruktiven Auslegungsanforderungen stellt den nächsten<br />

Schritt dar. Hier werden die technischen Konstruktions- und Produktmerkmale<br />

ermittelt, die zur Erfüllung der Kundenanforderungen benötigt werden. Das bedeutet,<br />

dass die Merkmale die Anforderungen der Kunden in einer gewissen Weise<br />

- 20 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


eeinflussen. So können die Kundenanforderungen durch technisch messbare<br />

Merkmale, die so genannten „How“s, ausgedrückt werden. Zu beachten ist, dass bei<br />

der Wahl der Konstruktions- und Produktmerkmale noch keine bestimmte Lösung<br />

bevorzugt wird. Dies könnte z.B. der Fall sein, wenn nur Merkmale aufgenommen<br />

werden, die für eine mögliche Realisierung besonders günstig sind. Die Folgen wären,<br />

dass der Rahmen zur Realisierung eingeengt wird und so nicht die optimale Lösung<br />

ermittelt werden kann.<br />

Im vierten Schritt werden die Korrelationen zwischen den Kundenanforderungen und<br />

den Produktmerkmalen ermittelt. Dies geschieht, indem jedes Merkmal dahingehend<br />

beurteilt wird, wie stark der Einfluss zur Erfüllung der Kundenanforderungen ist. Zu<br />

diesem Zweck wird die Korrelationsmatrix in der Mitte des House of Quality mit<br />

folgenden Symbolen ausgefüllt:<br />

• • Starker Zusammenhang 9<br />

• ◦ Mittlerer Zusammenhang 3<br />

• Δ Schwacher Zusammenhang 1<br />

• nichts Kein Zusammenhang 0<br />

Durch die große Differenz von 3 zu 9 wird erreicht, dass die wichtigen und weniger<br />

wichtigen Merkmale deutlich auseinander liegen.<br />

Die Ermittlung der kundenorientierten technischen Bedeutung der einzelnen<br />

Produktmerkmale erfolgt in drei Teilschritten:<br />

1. Technische Schwierigkeiten ermitteln<br />

2. Wettbewerbsvergleich aus interner Sicht<br />

3. Bedeutung absolut und relativ berechnen<br />

Beim ersten Teilschritt wird von Experten für die einzelnen Produktmerkmale<br />

eingeschätzt, wie schwierig sich die Realisierung gestalten wird. So kann bei einer<br />

Betrachtung der Produktmerkmale eingeschätzt werden, ob eine Lösungsmöglichkeit<br />

weiter verfolgt wird oder nicht. Beispielsweise ist eine Lösung mit wenig Nutzen für<br />

den Kunden und einem hohen Schwierigkeitsgrad wenig sinnvoll. Dies kann in einer<br />

Skala von 1 „sehr schwierig“ bis 9 „ohne Probleme“ erfolgen. Der interne<br />

Wettbewerbsvergleich ist ein Verfahren, um das zu entwickelnde Produkt mit der<br />

Konkurrenz in Bezug auf seine Merkmale zu vergleichen. Der Vergleich sollte<br />

möglichst objektiv sein, um eine realistische Einschätzung der neuen Merkmale im<br />

Vergleich zu den Wettbewerbern zu erlangen [Kämpf '06, Pfeifer '01].<br />

Das Vorgehen für die Berechnung der technischen Bedeutung ist wie folgt: Die im<br />

- 21 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


vierten Schritt bestimmten Beziehungsstärken werden mit den im ersten Schritt<br />

ermittelten Gewichtungen multipliziert. Die anschließende Aufaddierung der Werte<br />

innerhalb einer Spalte liefert die absolute technische Bedeutung. Die relative<br />

technische Bedeutung ergibt sich aus einer prozentualen Berechnung. Zunächst<br />

werden sämtliche Werte der technischen Bedeutungen aufsummiert. Anschließend<br />

werden die einzelnen absoluten Bedeutungen durch diese Summe geteilt und für eine<br />

Prozentzahl mit 100 multipliziert. Die ermittelten Werte geben Aufschluss darüber,<br />

welche Merkmale bei der Realisierung des Produktes bevorzugt behandelt werden<br />

sollen.<br />

Weiterhin ist eine Berechung der technischen Gesamtbewertung möglich. Hierzu<br />

werden die Werte der absoluten technischen Bedeutung mit dem Zahlenwert für die<br />

technische Schwierigkeit multipliziert. Die Ermittlung der kaufmännischen<br />

Gesamtbewertung erfolgt ähnlich wie die der technischen Gesamtbewertung. Anstelle<br />

des Wertes für die technischen Schwierigkeitsgerade wird die absolute Bedeutung<br />

diesmal mit einem Wert für die kaufmännische Bedeutung multipliziert. Als drittes<br />

folgt eine allgemeine Gesamtbewertung. Dafür wird die absolute Bedeutung mit der<br />

Zahl für die technische Schwierigkeit und dem Wert für die kaufmännische Bedeutung<br />

multipliziert. Auch für diese drei Gesamtbewertungen ist die Berechung einer<br />

prozentualen Zahl nach dem oben beschriebenem Vorgehen möglich.<br />

Im sechsten Schritt werden die Sollwerte und die Optimierungsrichtung festgelegt. Da<br />

die Merkmale bis jetzt nur qualitativ sind, sollen sie für einen exakten Zielwert eine<br />

quantifizierbare Größe erhalten. Aus diesem Grund wird eine bezifferbare Größe mit<br />

einer Einheit, dem sogenannten „How Much“ bestimmt. So ist eine konkrete<br />

Beschreibung für die Produktentwicklung möglich. Es empfiehlt sich, für die Zielwerte,<br />

die eine direkte Beziehung zu sehr wichtigen Kundenanforderungen haben,<br />

herausfordernde Werte zu wählen. So wird erreicht, dass bei den entscheidenden<br />

Kriterien das neue Produkt besser ist, als die bereits vorhandenen. Bei der Festlegung<br />

der Optimierungsrichtung gibt es drei Möglichkeiten. Ein Pfeil nach oben bedeutet,<br />

dass das Merkmal maximiert werden soll, umgekehrt bedeutet ein nach unten<br />

zeigender Pfeil, dass das Merkmal zu minimieren ist [Kämpf '06, Pfeifer '01,<br />

Saatweber '06].<br />

Die Ermittlung der Korrelation zwischen den Produktmerkmalen findet im siebten<br />

Schritt statt. Hierzu wird das so genannte „Dach“ des House of Quality verwendet.<br />

Jedes Merkmal wird mit jedem anderen verglichen. Geprüft wird, ob sich die Merkmale<br />

gegenseitig unterstützen oder behindern. Die üblicherweise verwendeten Symbole<br />

sind Kreise für positive und Kreuze für negative Korrelationen. An dieser Stelle ist<br />

- 22 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


häufig gut abzuschätzen, ob eine technische Lösungsvariante geeignet ist oder nicht.<br />

Problematisch ist es, wenn für die Realisierung zu viele Kompromisse eingegangen<br />

werden müssen. Die Folge ist, dass das Produkt nicht mehr der für den Kunden<br />

idealen Lösung entspricht. In diesem Fall muss geprüft werden, ob ein anderer Ansatz<br />

zur Lösung möglich ist. Sind bei negativen Korrelationen Kompromisse unumgänglich,<br />

so können einzelne Projektteams mit der Kompromisssuche beauftragt werden<br />

[Kämpf '06, Pfeifer '01].<br />

Der letzte Schritt ist die Analyse des House of Quality. Da in den Matrizen viele<br />

Informationen und viel Wissen des Ersteller-Teams steckt, lohnt sich eine gründliche<br />

Auswertung der Daten [Kämpf '06]. Kämpf gibt als Beispiele an:<br />

• „Leere Zeilen bzw. nur schwache Zusammenhänge deuten auf fehlende<br />

Übersetzung einzelner Kundenforderungen hin“ [Kämpf '06].<br />

• „Leere Spalten bzw. nur schwache Zusammenhänge zeigen auf, dass<br />

Produktmerkmale unnötig oder Basis- bzw. Begeisterungsmerkmale<br />

eingeplant wurden“ [Kämpf '06].<br />

Auch ein Vergleich der Ergebnisse der beiden Wettbewerbsvergleiche, intern und aus<br />

Sicht des Kunden, kann lohnenswert sein. Sollte es so sein, dass ein Produkt zwar<br />

intern gute Noten bekommen hat, aber trotzdem aus Sicht des Kunden schlecht<br />

bewertet wurde, so ist das Produkt am Markt vorbei entwickelt worden. Genau das<br />

sollte durch die Anwendung von QFD verhindert werden [Pfeifer '01].<br />

2.1.3 Der Vergleich der beiden QFD-Ansätze nach ASI und Akao<br />

Der QFD-Ansatz von Akao wird als klassischer Ansatz bezeichnet. Er ist zeitlich<br />

gesehen der Erste und alle weiteren bauen mehr oder weniger auf ihm auf. So wurde<br />

dieser klassische Ansatz z.B. von dem japanischen Ingenieur Makabe<br />

weiterentwickelt. Auch die Vorgehensweise nach ASI entstand durch eben so eine<br />

Weiterentwicklung.<br />

Der wohl offensichtlichste Unterschied der Ansätze nach Akao und ASI liegt in der<br />

Komplexität. Die Methode von ASI scheint wesentlich kompakter und übersichtlicher<br />

zu sein als die von Akao. Hoffmann bezeichnet die Vorgehensweise von ASI als<br />

„Partialkonzept des Akao-Ansatzes“. Hingegen handelt es sich seiner Meinung nach<br />

bei der Methode von Akao um einen „breitbandigen unternehmensweiten Ansatz“<br />

[Hoffmann '97].<br />

Das Vorgehen nach ASI besteht aus den genau abgegrenzten vier Phasen<br />

Produktplanung, Komponentenplanung, Prozessplanung und Produktionsplanung.<br />

Eine derartige Einteilung findet sich im QFD-Ansatz von Akao nicht wieder.<br />

- 23 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Stattdessen gibt es dort die vier Entwicklungsbereiche Qualitätsentwicklung,<br />

Technologieentwicklung, Kostenentwicklung sowie Zuverlässigkeitsentwicklung. Eine<br />

integrierte Betrachtung der letzten drei Säulen ist bei der Methode nach ASI nicht<br />

vorgesehen. Aufgrund der Komplexität des Akao-Ansatzes besteht hier ein höheres<br />

Risiko, dass ein QFD-Projekt scheitert. Insbesondere wenn viele<br />

Kundenanforderungen berücksichtigt werden, wird der Umfang immens groß. Infolge<br />

eines nicht mehr zu überblickenden Arbeitsaufwandes sind in der Vergangenheit<br />

bereits einige QFD-Projekte abgebrochen worden [Mai '98, Pfeifer '01].<br />

Im Gegensatz zum Ansatz von Akao, der QFD als eine unternehmensweite Sache<br />

ansieht, ist die Methode nach ASI als ein eher projektorientiertes Konzept zu<br />

bezeichnen, das über den Entstehungsprozess eines Produktes gut nachvollziehbar<br />

ist. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der Verbesserung von Produkten. Allerdings<br />

fehlt ein einheitliches Konzept zur Ermittlung der Kundenanforderungen. Ein weiterer<br />

Kritikpunkt liegt laut Hoffmann in der unzureichenden Kostenentwicklung, die auf der<br />

Ebene der Funktionen durchgeführt wird [Hoffmann '97, Mai '98].<br />

Die größte Gemeinsamkeit der beiden Methoden liegt in ihrem Ziel: Beide versuchen,<br />

Kundenanforderungen durch eine Transformation in die sogenannte „Sprache des<br />

Unternehmens“ zu überführen. Der Ansatz von ASI ist mit seinen genau definierten<br />

vier Phasen sehr stark formalisiert. Das hat zur Folge, dass er sehr starr ist und aus<br />

diesem Grund schlechter an spezifische Probleme angepasst werden kann als der<br />

Akao-Ansatz. Akao betont bei seiner Erklärung von QFD immer die Flexibilität. So<br />

sollen nur die Schritte oder Tabellen bearbeitet werden, die für den konkreten<br />

Sachverhalt nötig sind. Mai entgegnet allerdings, dass das Verfahren sich „aufgrund<br />

der geforderten Durchgängigkeit letztlich doch wieder stark an den logischen<br />

Zusammenhängen der Tabellen und Daten orientieren muss“ [Mai '98].<br />

Abbildung 4 zeigt zusammenfassend die wesentlichen Unterschiede und<br />

Gemeinsamkeiten der beiden QFD-Ansätze auf.<br />

- 24 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Legende:<br />

● erfüllt<br />

◘ teilweise erfüllt<br />

○ nicht erfüllt<br />

Anforderungen an die Methode<br />

integrierte Kostenentwicklung<br />

ganzheitlicher<br />

Ansatz<br />

leichte Implementierung von anderen QM-Methoden<br />

vollständige Betrachtungsweise<br />

(Technik, Organisation, Umwelt, rechtliche Anforderungen)<br />

hohe Planungssicherheit (Durchgängigkeit, Transparenz)<br />

hohe<br />

hohe Reproduzierbarkeit der Ergebnisse<br />

Funktions-<br />

Umsetzung von wissenschaftlichen Grundsätzen, Beachtung des Standes der<br />

sicherheit<br />

Technik<br />

hohe Neutralität, Objektivität<br />

Abbildung 4: Vergleich der Ansätze nach ASI und Akao<br />

Ermitteln und Aktualisieren von Kundenbedürfnissen<br />

hohe Kunden-<br />

Herleiten von innovativen zukünftigen Kundenbedürfnissen<br />

orientierung<br />

präventive Fehlervermeidung<br />

sofortiger Nutzen bei der Einführung<br />

leichte Erlernbarkeit<br />

einfache<br />

Integration<br />

ohne Vorkenntnisse des Anwenders bzgl. Der Methodik einsetzbar<br />

in ein<br />

aufgabenspezifische Anpassbarkeit<br />

Unternehmen<br />

hohe Anpassbarkeit an ein Unternehmen (KMU)<br />

hohe Anwenderfreundlichkeit<br />

Steuerung und Überwachung eines Entwicklungsprojekts<br />

QFD-<br />

Ansätze<br />

Akao<br />

ASI<br />

●<br />

○<br />

○<br />

○<br />

●<br />

●<br />

◘<br />

●<br />

◘<br />

●<br />

○<br />

○<br />

◘<br />

◘<br />

○<br />

○<br />

◘<br />

●<br />

◘<br />

◘<br />

●<br />

◘<br />

●<br />

●<br />

●<br />

◘<br />

◘<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

●<br />

Die Kundenorientierung wird beim Ansatz von Akao durch die vorbeugende<br />

Fehlervermeidung und das Ermitteln der Kundenbedürfnisse erreicht. Ein konkretes<br />

Vorgehen des Letzteren ist in der Methode von ASI nicht vorgesehen. Beide Ansätze<br />

bieten weiterhin keine Möglichkeit, zukünftige Kundenanforderungen zu ermitteln.<br />

In Bezug auf die einfache Integration der Ansätze in das Unternehmen liegen die<br />

Vorteile bei der Vorgehensweise nach ASI. Diese bietet einen höheren Nutzen sofort<br />

nach der Einführung, ist leichter zu erlernen und hat eine höhere<br />

Anwendungsfreundlichkeit. Beide Ansätze haben allerdings Mängel bei der<br />

Anpassbarkeit und erfordern Vorkenntnisse für die Anwendung.<br />

In Bezug auf die Ganzheitlichkeit erweist sich der Ansatz von Akao vorteilhafter.<br />

Ausschlaggebend sind die integrierte Kostenentwicklung, die beim ASI-Ansatz<br />

unzureichend ist, und die vollständige Betrachtungsweise. Die Implementierung<br />

anderer QM-Methoden ist bei beiden Ansätzen gut möglich. Auch die geforderte<br />

Überwachung eines Projektes kann teilweise erfüllt werden. Beide Methoden erfüllen<br />

diese Anforderungen der Funktionssicherheit recht gut durch hohe Reproduzierbarkeit<br />

der Ergebnisse, die Beobachtung des Standes der Technik und eine hohe Neutralität.<br />

- 25 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Allerdings weist die Vorgehensweise nach ASI eine noch höhere Planungssicherheit<br />

auf [Hoffmann '97].<br />

Bei der Frage nach der Relevanz der Ansätze für die Praxis scheint sich die Literatur<br />

einig zu sein. Der Ansatz nach ASI ist nicht nur der bekanntere, sondern auch der am<br />

häufigsten angewendete Ansatz. So schreibt Pfeifer: “In nahezu allen<br />

Anwendungsfällen gehen Unternehmen nach ASI vor“ [Pfeifer '01], das QM-InfoCenter<br />

spricht von „den meist gebräuchlichen vier Phasen“ [Saatweber '06] und Kämpf meint:<br />

„Die gegenwärtig vorherrschende Anwendungspraxis in den USA und in Europa<br />

orientiert sich an der durch das Institut der Amerikanischen Zulieferindustrie<br />

(American Supplier Institute) formalisierten Vorgehensweise“ [Kämpf '06]. Weiter<br />

glaubt Hoffmann: “Der am besten geeignete Ansatz ist der ASI-Ansatz“ [Hoffmann<br />

'97]. QM-Trends bestätigen: „Dieses Konzept stellt eine standardisierte<br />

Vorgehensweise mit zahlreichen erfolgreichen Anwendungen in amerikanischen<br />

Unternehmen“ dar [Fachbibliothek '06].<br />

2.2 Strukturierungsmöglichkeiten für Kundenanforderungen<br />

Als kundenseitige Eingangsgrößen in eine QFD werden sowohl die Anforderungen<br />

selbst, als auch die jeweiligen Gewichtungen genutzt. Die Problematik bei der<br />

Betrachtung der Anforderungen und ihren Gewichten ist vielschichtig: Häufig werden<br />

Anforderungen unterschiedlicher Detailierungsstufe in einer Ebene in die QFD<br />

eingegeben. Zum Teil werden auch Anforderungen in diese eine Ebene gegeben, die<br />

nicht miteinander vergleichbar sind. Bei genauerer Analyse dieser Vorgehensweise ist<br />

schnell erkennbar, dass eine solch fehlerhafte Gruppe von Eingangsgrößen nur zu<br />

falschen Ergebnissen einer QFD führen kann. Um nun zu vermeiden, dass die<br />

Anforderungen untereinander nicht vergleichbar sind (Vergleich von Äpfeln mit<br />

Birnen), sollen die Anforderungen entsprechend sortiert bzw. strukturiert werden.<br />

Hier wird eine Eingrenzung der Thematik bzw. der Strukturierungsmöglichkeiten auf<br />

den Anwendungsfall der intralogistischen Anlagen vorgenommen. Im Folgenden<br />

werden unterschiedliche Möglichkeiten zur Strukturierung von Anforderungen an<br />

intralogistische Anlagen zunächst allgemein und dann exemplarisch beschrieben.<br />

- 26 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Im Allgemeinen liefert die Literatur verschiedenste Ansätze zur Anforderungsstrukturierung,<br />

welche die unterschiedlichsten Eigenschaften, sowie Vor- und<br />

Nachteile aufweisen [Balderjahn '98, Borchert '03, Bors '95, Brandenburg '02,<br />

Brückmann '04, Danner '96, Ehrlenspiel '03, Geisinger '99, Gierl '03, Groß-Engelmann<br />

'99, Größer '92, Hansen '02, Heimannsfeld '01, Herrmann '99, Hinterhuber '98, Krusche<br />

'00, Pahl '05, Pfeifer '03, Sauerwein '02, Schuckel '98, Stauss '96, URL11, Weckenmann<br />

'99, Wenzke '03].<br />

Betrachtet man die Vielzahl an Modellen, so lässt sich zunächst feststellen, dass<br />

diese in fünf verschiedene Kategorien eingeteilt werden können:<br />

• Strukturierung nach Merkmalen<br />

• Hierarchische Strukturierung<br />

• Strukturierung aus konstruktionstechnischer Sicht<br />

• Strukturierungsansätze im Qualitätsmanagement<br />

• Sonstige Strukturierungsverfahren<br />

Da in vielen Anforderungen dargelegt wird, welche Eigenschaften bzw. (Produkt-)<br />

Merkmale eine Anlage aufweisen soll, ist eine Strukturierung der Anforderungen nach<br />

Merkmalen möglich und auch sinnvoll. In der Literatur sind mehrere Verfahren zur<br />

Einteilung nach Produktmerkmalen in so genannte Klassen bekannt, welche für die<br />

Strukturierung von Anforderungen genutzt werden können, obwohl diese Verfahren<br />

ursprünglich nicht hierzu entwickelt wurden. „Eine vollständige Zuordnung von<br />

Anforderungen zu entsprechenden Klassen kann hiermit jedoch nicht erreicht werden,<br />

da sich viele Anforderungen nicht auf Produktmerkmale beziehen (z.B. Anforderungen,<br />

die sich auf Prozesse beziehen, organisatorische Forderungen und<br />

Randbedingungen)“ [Krusche '00]. Dennoch werden diese Verfahren zunächst nicht<br />

außer Acht gelassen und sind hier beispielsweise genannt: Strukturierung nach<br />

Wögebauer, Verzeichnis technischer Eigenschaften nach Kesselring, VDI Richtline<br />

2225, Eigenschaftskategorien nach Hubka, Einteilung von Produktmerkmalen<br />

technischer Systeme nach DIN 2330 [Krusche '00].<br />

Die hierarchische Strukturierung strebt „eine Reduzierung bzw. Bündelung der meist<br />

relativ großen Anzahl von Forderungen“ an [Geisinger ´99]. Die Anforderungen werden<br />

folglich zu Gruppen zusammengefasst, welche anschließend auf ihre Beziehungen<br />

untereinander untersucht werden. Hieraus lässt sich dann ein so genanntes<br />

Baumdiagramm erstellen. „Ein Baumdiagramm ist eine graphische Darstellung,<br />

welche die Beziehungen zwischen einzelnen Elementen eines Netzwerkes zueinander<br />

(also ihre Verwandtschaft oder hierarchische Abhängigkeiten) durch Verbindungslinien<br />

darstellt.“ [URL01]. In diese Gruppe lassen sich die folgenden Verfahren einordnen:<br />

Hierarchisches Clustern/Clusteranalyse, Group Consensus Process/Customer Sort<br />

- 27 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


and Cluster Process /Customer Input Process, KJ-Methode [URL13].<br />

Innerhalb des Entstehungsprozesses neuer Produkte ist die Bedeutung einer<br />

korrekten Aufgabenklärung und der daraus folgenden Anforderungsermittlung<br />

hervorzuheben. Verschiedene Ansätze aus der Konstruktionsmethodik verfolgen dabei<br />

das Ziel, möglichst vollständig alle an das neue Produkt gestellten Anforderungen zu<br />

ermitteln. Die zu diesem Zweck im Folgenden dargestellten Methoden können jedoch,<br />

obgleich vorrangig als Assoziationshilfen gedacht, ebenso als adäquate<br />

Strukturierungsmethoden angewendet werden:<br />

• Liste mit Hauptmerkmalen nach Pahl und Beitz [Pahl '05]<br />

• Einteilung nach Hauptmerkmalen nach Krusche [Krusche '00]<br />

• Klassifikation nach Ehrlenspiel [Ehrlenspiel '03]<br />

• Klassifizierung nach VDI 2247<br />

Die Erfüllung von Kundeninteressen durch die Umsetzung im<br />

Produktentwicklungsprozess und die bewusste Einbeziehung von Kundenwünschen<br />

spielt insbesondere im Qualitätsmanagement eine sehr wichtige Rolle. Daher finden<br />

sich auch in diesem Bereich verschiedene Verfahren, die sich mit der Verarbeitung von<br />

Kundenanforderungen an ein Produkt beschäftigen. Hervorzuheben sind aus diesem<br />

Bereich das Kano-Modell, sowie das ServQual-Modell.<br />

Zusätzlich zu den bisherigen Verfahren beschäftigen sich noch weitere Quellen mit der<br />

Strukturierung von Anforderungen, welche jedoch keiner der vorherigen Kategorien<br />

explizit zugeordnet werden können und deshalb unter die Kategorie Sonstige<br />

Methoden fallen. Hierbei handelt es sich um<br />

• Strukturierung nach Myers und Shocker [Schuckel '98]<br />

• Strukturierung nach Tanaka [Geisinger '99]<br />

• Strukturierung nach Sakowski [Crostack '06a]<br />

• Strukturierung nach funktionalen und nichtfunktionalen Anforderungen nach<br />

Schienmann [Schienmann '02]<br />

• 10 Einteilungsverfahren für Anforderungen nach Krusche [Krusche '00]<br />

Von den hier geschilderten Modellen werden im Folgenden noch die vier für eine<br />

Strukturierung von Anforderungen für eine intralogistische Anlage am geeignetesten<br />

erachteten Modelle detaillierter diskutiert.<br />

- 28 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


2.2.1 KANO-Modell<br />

Das KANO-Modell wurde 1978 von Professor Dr. Noriaki Kano an der Universität in<br />

Tokio zur Analyse von Kundenanforderungen entwickelt. Mit dem Modell ist es<br />

möglich, die Kundenanforderungen zu strukturieren und gleichzeitig ihren Einfluss auf<br />

die Kundenzufriedenheit zu bestimmen [Kano '84].<br />

Das Modell unterscheidet drei Ebenen der Qualität:<br />

• Basisfaktoren<br />

• Leistungs- und Qualitätsfaktoren<br />

• Begeisterungsfaktoren<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Sehr zufrieden<br />

Unerwartete,<br />

unausgesprochene<br />

Merkmale<br />

sehr gering<br />

Zeit<br />

vorausgesetzte,<br />

unausgesprochene<br />

Merkmale<br />

erwartete,<br />

ausgesprochene<br />

Merkmale<br />

Sehr hoch<br />

Grad der<br />

Ausführung<br />

sehr unzufrieden<br />

Abbildung 5: KANO-Modell [Rupp '02]<br />

Abbildung 5 veranschaulicht den Verlauf der Kurven der drei unterschiedlichen<br />

Faktoren. Die untere Kurve stellt die Grundanforderungen (Basisfaktoren) dar, die so<br />

grundlegend und selbstverständlich sind, dass sie dem Kunden erst bei<br />

Nichterfüllung bewusst werden.<br />

Die mittlere Kurve im Modell spiegelt die Leistungs- und Qualitätsfaktoren wieder. Im<br />

Gegensatz zu den Basisfaktoren sind diese Faktoren dem Kunden bewusst. Es sind<br />

- 29 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


genau diejenigen Anforderungen, die der Kunde explizit z.B. an ein Produkt stellt. Sie<br />

können je nach Erfüllungsgrad einen hohen Zufriedenheitsgrad hervorrufen, aber auch<br />

einen sehr geringen im Fall der Nichterfüllung.<br />

Die obere Kurve repräsentiert diejenigen Produktmerkmale, die nach Kano „den<br />

eigentlichen Unterschied zu konkurrierenden Produkten ausmachen“ [Pfeifer '01]. Es<br />

sind Merkmale, mit denen der Kunde nicht unbedingt rechnet. Im Gegensatz zu den<br />

bereits genannten Kurven führt dieser Faktor zur Begeisterung des Kunden und diese<br />

Produktmerkmale werden entsprechend auch Begeisterungsmerkmale genannt.<br />

Festzuhalten ist zudem, dass sich über die Zeit die Zuordnung der Merkmale zu den<br />

einzelnen Gruppen ändern kann. So kann z.B. ein Begeisterungsmerkmal im Laufe der<br />

Zeit zu einer Basisanforderung werden. Als Beispiel sei hier das ABS beim Automobil<br />

genannt. Früher galt dies als Begeisterungsmerkmal, aber im Laufe der Zeit ist es zu<br />

einer Basisanforderung geworden [Pfeifer '01].<br />

Um die Eigenschaften einteilen zu können, wird ein Kano-Fragebogen verwendet.<br />

Dieser stellt dem Befragten jede Frage in zweifacher Form: Zuerst wird hinsichtlich<br />

der Beurteilung gefragt, wenn die Eigenschaft gegeben oder hoch ist (funktionale<br />

Frage) und anschließend, wenn die Eigenschaft nicht gegeben oder niedrig ist<br />

(dysfunktionale Frage). Es werden fünf Antwortmöglichkeiten jeweils zur Verfügung<br />

gestellt (z.B. „das würde mich sehr freuen“, „das setze ich voraus“, „das ist mir egal“,<br />

„das könnte ich in Kauf nehmen“). Anhand der Antwortmöglichkeiten erfolgt eine<br />

Einstufung in die drei Faktoren (Basis, Leistungs- und Qualitäts,<br />

Begeisterungsfaktoren) [Crostack '06b, Sauerwein '00a, Sauerwein '96, Sauerwein<br />

'00b].<br />

Kritische Bewertung des Modells<br />

Das Kano-Modell ermöglicht eine Gliederung jeglicher Anforderungen, die an eine<br />

logistische Anlage gestellt werden, in drei Kategorien, wobei die Auswertung der<br />

Befragungsmethode entscheidet, welche Anforderung zu welchen der drei Faktoren<br />

zählen soll. Zudem werden die sich mit der Zeit wandelnden Anforderungen ebenfalls<br />

innerhalb der Strukturierung nach Kano erfasst.<br />

- 30 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


2.2.2 Der Lagerprozess<br />

Der Lagerprozess kann im Gegensatz zum Produkt-Lebenszyklus sowohl<br />

Anforderungen beinhalten, die direkt die logistische Anlage betreffen, als auch<br />

Anforderungen, die die Produkte anbelangen, die durch eine logistische Anlage geführt<br />

werden. Der Arbeitsprozess setzt sich wie in Abbildung 6 dargestellt aus den<br />

folgenden fünf Teilprozessen zusammen.<br />

Wareneingang I-Punkt Einlagerung Kommissionierstrasse Warenausgang<br />

Abbildung 6: Die fünf Bereiche des Lagerprozesses<br />

Der Wareneingang ist der Bereich, in dem die Ware physisch übernommen wird [Ten<br />

Hompel '06a]. Hinsichtlich der gegebenen Modalitäten bedeutet dies, dass in diesem<br />

Bereich Anforderungen zu finden sind, die zum Beispiel den Übergabezeitpunkt des<br />

Produktes durch die logistische Anlage vom Hersteller zum Kunden zu einem<br />

bestimmten Termin bestimmen. Zudem kann dieses Intervall Anforderungen<br />

beinhalten, die sich mit den anzuliefernden Produkten auseinandersetzen.<br />

Der I-Punkt (Identifikationspunkt) beinhaltet eine Reihe von materialflusstechnischen<br />

Funktionen. Nach dem Wareneingang erfolgt die Identifikation der Produkte. Die<br />

Identifikation überprüft datentechnisch die Ware, zudem werden dort die Lagerplätze<br />

definiert. Außerdem werden Gewicht, Form, Ladeeinheitenkontur und mechanischer<br />

Zustand von z.B. Paletten kontrolliert.<br />

Der folgende Prozess ist die Einlagerung. Dieser „fasst alle datentechnischen und<br />

operativen Vorgänge unter einem Begriff zusammen, die vom Eintreffen einer<br />

Ladeeinheit in das (fördertechnische) System bis zur Ablage auf einem Lagerplatz<br />

ablaufen“ [Ten Hompel '06a]. Dieses Intervall beinhaltet vorrangig Anforderungen, die<br />

die Produkte anbelangen, die für eine logistische Anlage benötigt werden.<br />

- 31 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


In der Kommissionierstraße werden Einzelpositionen zu Aufträgen zusammengestellt.<br />

Dabei hat die Kommissionierung das Ziel, aus einer Gesamtmenge von Gütern<br />

Teilmengen aufgrund von Aufträgen zusammenzustellen [VDI3590].<br />

Aus dem Blickwinkel des Materialflusses betrachtet, werden in diesem Bereich<br />

folgende Grundfunktionen ausgeführt:<br />

• Bewegung der Güter zur Bereitstellung<br />

• Bereitstellung<br />

• Fortbewegung des Kommissionierers zur Bereitstellung<br />

• Entnahme der Güter durch den Kommissionierer<br />

• Transport der Entnahmeeinheit zur Abgabe<br />

• Abgabe der Entnahmeeinheit<br />

• Transport der Kommissioniereinheit zur Abgabe<br />

• Rücktransport der angebrochenen Ladeeinheit [Ten Hompel '06a]<br />

Der Warenausgang folgt direkt nach dem Kommissionieren und Verpacken. Die Ware<br />

wird in diesem Prozess auftragsgerecht bereitgestellt, um nach dem Holprinzip vom<br />

Auftraggeber oder einer Spedition abgeholt bzw. direkt zum Empfänger gebracht zu<br />

werden [Ten Hompel '06a].<br />

Kritische Bewertung des Modells<br />

Bei diesem Modell ist festzuhalten, dass es sowohl Anforderungen beinhaltet, die<br />

direkt an eine logistische Anlage gestellt werden, als auch Anforderungen, die die zu<br />

transportierenden Güter anbelangen. Problematisch könnte die eindeutige Zuordnung<br />

der Anforderungen sein. Wenn diese Schwierigkeit gelöst ist, sind jegliche Arten von<br />

Anforderungen in diesem Modell eindeutig zuzuordnen.<br />

- 32 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


2.2.3 Einsatz- und Auswahlkriterien für Sortiersysteme nach Jodin und ten<br />

Hompel [Ten Hompel '06b]<br />

Die von ten Hompel vorgeschlagene Strukturierung von Anforderungen bei Sortiersystemen<br />

enthält, wie in Abbildung 7 dargestellt, vier Aspekte.<br />

Einsatz- und Auswahlkriterien<br />

Einsatz- und Auswahlkriterien<br />

gutspezifisch<br />

gutspezifisch<br />

systemspezifisch<br />

systemspezifisch<br />

organisatorisch<br />

organisatorisch<br />

übergreifend<br />

übergreifend<br />

Abbildung 7: Einsatz und Auswahlkriterien von logistischen Anlagen<br />

Die vier Gruppen werden im Folgenden näher beschrieben.<br />

Systemspezifische Kriterien<br />

Die Systemspezifischen Kriterien beinhalten alle Anforderungen, die für den<br />

Einsatzbereich des Sortiersystems zuständig sind. Abbildung 8 zeigt einige mögliche<br />

Elemente, die zu den systemspezifischen Kriterien gezählt werden können. Da die<br />

Definition von den systemspezifischen Kriterien auf Sortiersysteme zugeschnitten ist,<br />

muss der Inhalt der Definition den gegebenen Modalitäten einer ganzen<br />

intralogistischen Anlage angepasst werden. Am Beispiel einer logistischen Anlage<br />

beinhalten die systemspezifischen Kriterien außerdem noch Anforderungen, die für<br />

den Einsatzbereich an Kommissionier- und Transportsystemen genannt werden.<br />

systemspezifisch<br />

Zahl der Ausschleuspositionen Sortierleistung Fördergeschwindigkeit<br />

Endstellenanzahl<br />

Länge des Verteilförderers<br />

Anordnung der Endstellen<br />

Speicherkapazität<br />

der Endstellen<br />

Abbildung 8: Systemspezifische Kriterien<br />

- 33 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Gutspezifische Kriterien<br />

Die gutspezifischen Kriterien beinhalten, wie Abbildung 9 zeigt, Anforderungen, die<br />

sich mit der Form, Anmessung, Festigkeit, Gewicht etc. des (zu fördernden) Gutes<br />

auseinandersetzen. Logistische Anlagen weisen z. B. bei den zu transportierenden<br />

Gütern eine große Bandbreite auf, da sie sich durch verschiedenste Eigenschaften<br />

auszeichnen.<br />

gutspezifisch<br />

Form Abmesung Endstellenanzahl<br />

Festigkeit<br />

Gewicht<br />

Schwerpunktlage<br />

Reibverhalten<br />

Abbildung 9: Gutspezifische Kriterien<br />

Organisatorische Kriterien<br />

Diese Kriterien sind aus der Organisation und dem Betriebssystem entstanden und<br />

beinhalten die dargestellten Anforderungen (Abbildung 10). Zu dem kommen weitere<br />

Anforderungen, die speziell auf eine logistische Anlage zutreffen.<br />

organisatorisch<br />

Endstellenentleerung Art der Zuführung Betriebsart<br />

Abbildung 10: Organisatorische Kriterien<br />

- 34 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Übergreifende Kriterien<br />

Die übergreifenden Kriterien beinhalten alle Anforderungen, die keiner der genannten<br />

Klassifikationen zugeordnet werden können. Abbildung 11 beinhaltet exemplarisch<br />

einige Anforderungen. Diese Liste kann beliebig ergänzt werden, sobald eine<br />

Anforderung weder den systemspezifischen, gutspezifischen, noch organisatorischen<br />

Kriterien zugeordnet werden kann.<br />

übergreifend<br />

Flächenbedarf Bauhöhe Investitionskosten<br />

Betriebskosten<br />

Geräuschemissionen<br />

Erweiterungsfähigkeit<br />

Raumgängigkeit<br />

Verfügbarkeit<br />

Abbildung 11: Übergreifende Kriterien<br />

Kritische Bewertung des Modells<br />

Das hier vorgestellte Modell hat den Vorteil, dass es speziell auf den Anwendungsfall<br />

einer logistischen Anlage zugeschnitten ist und somit die fachspezifischen<br />

Anforderungen überschaubar strukturiert. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass<br />

durch das Intervall „übergreifend“ prinzipiell jegliche Art von Anforderung, wenn sie in<br />

keine der anderen Gruppen gehört, in diese eingeordnet werden kann.<br />

Zudem ist die die Problematik der Überschneidung von Strukturklassen durch die<br />

eindeutige Definition der vier logistik-spezifischen Kategorien gelöst.<br />

Kritisch sollte hinterfragt werden, ob es sinnvoll ist, eine Kategorie zu schaffen, die<br />

sehr unterschiedliche Anforderungen, wenn sie in keine der anderen Gruppen gehören,<br />

in sich zusammenfasst. Dieses Modell weist keine Wichtungsmöglichkeiten der<br />

Anforderungen auf. Da es für die QFD erforderlich ist, dass die Anforderungen<br />

gewichtet vorliegen, ist in weiteren Schritten zu prüfen, ob Anforderungen in diesem<br />

Modell in irgendeiner Form gewichtet werden können.<br />

- 35 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


2.2.4 Sakowski-Modell [Crostack '06a]<br />

Das von Sakowski entwickelte Modell beschäftigt sich mit der Systematisierung von<br />

Anforderungen an eine logistische Anlage. Die Anforderungen werden in sechs Klassen<br />

eingeordnet.<br />

• Personelle Anforderungen<br />

• Betriebswirtschaftliche Anforderungen<br />

• Informationsverarbeitungsanforderungen<br />

• Produktionstechnische Anforderungen<br />

• Technische Anforderungen<br />

• Räumlich-betriebliche Anforderungen<br />

Die dargestellten Anforderungslisten (s. Abbildung 12) wurden von Sakowski erstellt<br />

und beinhalten allgemeine Anforderungen an eine logistische Anlage. Die Liste soll an<br />

dieser Stelle als Beispiel angeführt werden.<br />

- 36 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Räumlich-betriebliche Anforderungen<br />

Technische Anforderungen<br />

Produktionstechn.<br />

Anforderungen<br />

A1<br />

Die logistische Anlage muss jederzeit mit möglichst<br />

geringem Aufwand erweiterbar sein.<br />

B1<br />

Die logistische Anlage kann in hohem<br />

Maße weitere Betriebsmittel benötigen.<br />

C1<br />

Die Anlage muss über einen hohen<br />

Durchsatz verfügen.<br />

A2<br />

Die logistische Anlage muss flurfrei installiert<br />

werden.<br />

B2<br />

Die logistische Anlage kann häufig gewartet<br />

werden.<br />

C2<br />

Die Anlage darf annähernd keine<br />

Ausfallzeiten aufweisen.<br />

A3<br />

Die logistische Anlage muss flurfrei betrieben<br />

werden.<br />

B3<br />

Die logistische Anlage kann Fremdwartung<br />

benötigen.<br />

C3<br />

Die Anlage darf keine Beschädigungen am<br />

Fördergut verursachen.<br />

A4<br />

Die logistische Anlage benötigt eine Sortierfunktion.<br />

B4<br />

Die logistische Anlage kann hohen<br />

Sicherungsaufwand benötigen.<br />

C4<br />

Die Anlage muss über Puffermöglichkeiten<br />

verfügen.<br />

A5<br />

Die logistische Anlage muss schienenlos betrieben<br />

werden.<br />

B5<br />

Die logistische Anlage kann bei laufendem<br />

Betrieb gewartet werden.<br />

C5<br />

Der Automatisierungsgrad der Anlage<br />

muss möglichst hoch sein.<br />

A6<br />

Die logistische Anlage muss variabel sein in der<br />

Fördermenge.<br />

B6<br />

Die logistische Anlage kann ohne<br />

Fachwissen gewartet werden.<br />

C6<br />

Die Ladungsträger müssen wieder<br />

verwendbar sein.<br />

A7<br />

Die logistische Anlage muss variabel sein in den<br />

Abmessungen des Förderguts.<br />

B7<br />

Die logistische Anlage kann Raum für<br />

Zusatzaggregate beanspruchen.<br />

C7<br />

Die Anlage darf keine Ausfallzeiten<br />

aufweisen.<br />

A8<br />

Die logistische Anlage muss variabel sein beim<br />

Gewicht des Förderguts.<br />

C8<br />

Die Anlage darf keine Rüstzeiten erfordern.<br />

A9<br />

Die logistische Anlage muss variabel sein in Stetig-<br />

/Unstetigförderung.<br />

C9<br />

Die Bedienfehlerquote muss minimal<br />

bleiben.<br />

A10<br />

Die logistische Anlage muss variabel sein in<br />

Streckenführung.<br />

C10<br />

Die Anlage muss auf hohe Gewichte<br />

ausgelegt sein.<br />

A11<br />

Die logistische Anlage muss variabel sein in Quelle-/<br />

Senke – Verhältnis.<br />

A12<br />

Die logistische Anlage muss Stückgut fördern.<br />

A13<br />

Die logistische Anlage muss Schüttgüter fördern.<br />

A14<br />

Die Anlage muss stetig fördern<br />

A15<br />

Die Anlage muss unstetig fördern.<br />

Informationsverarbeitungsanforderungen<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Anforderungen<br />

Personelle Anforderungen<br />

D1<br />

Die Informationsübertragung muss kabellos erfolgen.<br />

E1<br />

Die Anlage muss sich schnell amortisieren.<br />

F1<br />

Die Anzahl der Mitarbeiter für den<br />

laufenden Betrieb der Anlage soll möglichst<br />

gering sein.<br />

D2<br />

Die Datenübertragungsrate muss hoch sein.<br />

E2<br />

Die laufenden Kosten müssen möglichst<br />

gering sein.<br />

F2<br />

Der Schulungsaufwand für das<br />

Wartungspersonal soll möglichst gering<br />

sein.<br />

D3<br />

Die Anlage muss ein Identifizierungssystem<br />

aufweisen.<br />

E3<br />

Die Anlage soll gemietet werden können.<br />

F3<br />

Der Schulungsaufwand für das nutzende<br />

Personal soll möglichst gering sein.<br />

D4<br />

Die Fehlerquote des Identifizierungssystems muss<br />

möglichst gering sein.<br />

E4<br />

Die Anlage soll gekauft werden.<br />

F4<br />

Die Qualifikation der nutzenden Mitarbeiter<br />

soll möglichst gering sein können.<br />

D5<br />

Das Identifizierungssystem muss möglichst viele<br />

Daten speichern.<br />

E5<br />

Die Anlage soll geleast werden.<br />

F5<br />

Schichtbetrieb ist erforderlich.<br />

D6<br />

Das Identifizierungssystem muss möglichst billig<br />

sein.<br />

E6<br />

Die Anschaffungskosten müssen möglichst<br />

gering sein.<br />

F6<br />

Schichtbetrieb ist unmöglich.<br />

D7<br />

Die Informationsweitergabe und Verarbeitung wird<br />

benötigt.<br />

E7<br />

Der Return on Investment soll maximal<br />

sein.<br />

F7<br />

Die Gesamtpersonalkosten sollen<br />

möglichst gering sein.<br />

D8<br />

Die Software muss kompatibel zur vorhandenen<br />

sein.<br />

D9<br />

Das Datenübertragungssystem muss dem<br />

vorhandenen entsprechen.<br />

D10<br />

Die Fehlerquote der Datenübertragung muss<br />

möglichst gering sein.<br />

D11<br />

Das Informationsverarbeitungssystem muss mit<br />

möglichst geringem Aufwand erweiterbar sein.<br />

Abbildung 12: Anforderungskatalog nach Sakowski [Sakowski '05]<br />

- 37 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Kritische Bewertung des Modells<br />

Sicherlich sind noch nicht alle Anforderungen in diesem Modell genannt. Ein großer<br />

Teil der Anforderungen kann jedoch bereits den einzelnen Gruppen eindeutig<br />

zugeordnet werden.<br />

Bei näherer Betrachtung der Anforderungslisten wird dennoch auch deutlich, dass<br />

einige Anforderungen nicht untergebracht werden können. Als Beispiel sei hier die<br />

Anforderung „Rechtliche Aspekte müssen eingehalten werden“ aufgezeigt. Diese<br />

Anforderung lässt sich in keiner der existierenden Anforderungsgruppen unterbringen.<br />

Um der Gefahr vorzubeugen, möglicherweise eine Gruppe zu finden, die wieder nur<br />

spezielle Anforderungen zulässt, scheint es sinnvoller, genau wie in dem Modell<br />

„Einsatz- und Auswahlkriterien einer logistischen Anlage“, eine Gruppe hinzu zu<br />

fügen, die jegliche Art von Anforderungen „auffangen“ kann. Aus diesem Grund soll<br />

eine weitere Gruppe klassifiziert werden, die übergreifende Anforderungen beinhaltet.<br />

Die hinzugekommene Gruppe wird folglich „übergreifende Anforderungen“ genannt.<br />

Übergreifende Anforderungen beinhalten jegliche Art von Anforderungen, die nicht<br />

speziell einer der aufgeführten Anforderungsgruppen zugeordnet werden können. In<br />

Anlehnung an dieses Modell könnten dies zum Beispiel solche Anforderungen sein, wie<br />

sie in Abbildung 13 dargestellt sind, wobei dieses Beispiel sicherlich nicht vollständig<br />

ist.<br />

übergreifend<br />

Gesetze, Normen, Patente Ökologische Aspekte Garantien<br />

Abbildung 13: Übergreifende Anforderungen<br />

2.3 Vergleich verschiedener Priorisierungsverfahren<br />

In diesem Kapitel werden zunächst die Verfahren zur Anforderungspriorisierung<br />

untersucht. Dabei wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Nutzwertanalyse (NWA)<br />

gelegt, weil diese - im Gegensatz zum Analytischen Hierarchieprozess (AHP) - im<br />

- 38 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Rahmen der Kundenanforderungspriorisierung und auch bei vielen anderen<br />

Entscheidungsproblemen im deutschsprachigen Raum häufig eingesetzt wird.<br />

Deshalb schließt sich der Beschreibung der NWA ein direkter methodischer Vergleich<br />

zum AHP an. Abschließend werden Vor- und Nachteile verschiedener<br />

Bewertungsverfahren im Hinblick auf die Anforderungsgewichtung diskutiert.<br />

Die zur Anforderungspriorisierung eingesetzten Verfahren können bezüglich ihres<br />

methodischen Umfangs in Bewertungstechniken und -methoden eingeteilt werden. Im<br />

Folgenden soll ein Bewertungsverfahren als Methode bezeichnet werden, wenn der<br />

Gewichtung ein Entscheidungsmodell zugrunde liegt und eine oder mehrere Techniken<br />

zur Entscheidungsfindung herangezogen werden. Demnach ist der AHP eine<br />

Bewertungsmethode und die zugehörige Bewertungstechnik der Paarvergleich.<br />

Bewertungstechniken können auch isoliert, also ohne methodischen Bezug, zur<br />

Priorisierung von Kundenanforderungen eingesetzt werden. Die nachstehende Tabelle<br />

zeigt einige gängige Bewertungsverfahren. Die Methoden sind den jeweils<br />

verwendeten Techniken zugeordnet.<br />

Bewertungstechniken<br />

Ranking<br />

Rating (absolut)<br />

Rating (relativ)<br />

verkürzter Paarvergleich<br />

Paarvergleich nach Saaty<br />

Bewertungsmethoden<br />

Conjoint-Analyse<br />

NWA, Kepner-Tregoe-Verfahren<br />

NWA, Kepner-Tregoe-Verfahren<br />

NWA, Kepner-Tregoe-Verfahren<br />

AHP<br />

Tabelle 1: Techniken und Methoden zur Anforderungspriorisierung<br />

Die obige Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es existieren<br />

zahlreiche andere Bewertungsverfahren und methodische Varianten, die zum Teil<br />

gesichtet wurden, jedoch hier nicht weiter diskutiert werden sollen, weil die jeweilige<br />

Zielsetzung nur einen geringen Überdeckungsgrad mit der hier vorliegenden<br />

Aufgabenstellung hat. Im Folgenden werden nur die aufgeführten Methoden, und<br />

damit auch die Bewertungstechniken, näher erläutert.<br />

- 39 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


2.3.1 Der Analytische Hierarchieprozess AHP<br />

In diesem Kapitel sollen nach einer kurzen Einführung und Beschreibung der<br />

Charakteristika des AHP die Grundlagen der Methodik näher erläutert werden. Anhand<br />

eines durchgängigen Beispiels wird der Ablauf einer Entscheidungsfindung<br />

ausführlich demonstriert. Die mathematischen Grundlagen des AHP sollen nur<br />

insofern vertieft werden, wie sie für das Verständnis und die Anwendung der Methodik<br />

erforderlich sind. Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf den<br />

Grundlagenkapiteln von Saatys „Multicriteria Decision Making – The Analytic Hieracy<br />

Process“[Saaty '90b], falls nicht auf andere Quellen verwiesen wird.<br />

2.3.1.1 Einführung<br />

Der AHP ist eine von dem Mathematiker Dr. Thomas Saaty (University of Pittsburgh,<br />

USA) Anfang der 70er Jahre entwickelte Methode zur Unterstützung komplexer<br />

Entscheidungsprozesse. Der AHP ist<br />

• „analytisch“, da alle relevanten Einflussgrößen auf ein zuvor definiertes<br />

Entscheidungsproblem umfassend analysiert werden<br />

• „hierarchisch“, da die zuvor erfassten Einflussgrößen hierarchisch<br />

strukturiert werden<br />

• ein „Prozess“, da die einzelnen Ablaufschritte Bestandteil eines<br />

problemneutralen, prozessualen Ablaufes sind [Meixner '02]<br />

Zur Problembeschreibung können sowohl quantitative als auch qualitative<br />

Einflussgrößen herangezogen werden. Die relative Wichtigkeit qualitativer Größen wird<br />

in Paarvergleichen mit Hilfe einer vorgegebenen Skala ermittelt. Quantitative Größen<br />

können direkt in die Bewertung integriert werden. Zudem kann die Logik der Einzelentscheidungen<br />

bestimmt werden, da der AHP im Gegensatz zu anderen relativen<br />

Gewichtungsmethodiken, wie z. B. der Nutzwertanalyse, mathematisch fundiert ist.<br />

Unter den Einflussgrößen eines Problems sind sowohl die Spezifikationsmerkmale als<br />

auch die jeweiligen Lösungsmöglichkeiten zu verstehen. In der Sprache des AHP<br />

werden die Spezifikationsmerkmale als Kriterien und die Lösungsmöglichkeiten als<br />

Alternativen bezeichnet. Einzelne Kriterien können wiederum durch weitere<br />

Merkmale, so genannte Subkriterien, beschrieben werden.<br />

Der AHP wird derzeit zur Unterstützung zahlreicher Entscheidungsprozesse in<br />

Forschung, Wirtschaft und Politik weltweit eingesetzt. Eine von Saaty erstellte<br />

Sammlung von mehreren hundert praxisorientierten AHP-Entscheidungsmodellen<br />

- 40 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


efasst sich u. a. mit volkswirtschaftlichen, betriebswirtschaftlichen, juristischen,<br />

energiewirtschaftlichen und medizinischen Entscheidungsproblemen [Saaty '96]. Im<br />

Gegensatz zu Amerika und Japan findet der AHP als Managementinstrument in Europa<br />

bisher nur in den skandinavischen Ländern, Österreich und der Schweiz größere<br />

Beachtung [URL06].<br />

Um einen detaillierteren Einblick in das Konzept der Methodik zu bekommen, werden<br />

im folgenden Abschnitt die Charakteristika des AHPs näher erläutert, bevor<br />

anschließend die methodischen Grundlagen vermittelt werden. In Kapitel 2.3.6 erfolgt<br />

eine direkte Gegenüberstellung mit der NWA sowie anderen Techniken und Methoden<br />

zur Unterstützung der Entscheidungsfindung. Auch hier wird die Diskussion der<br />

jeweiligen Vor- und Nachteile vorrangig auf den speziellen Anwendungsfall der<br />

Anforderungsgewichtung ausgerichtet sein.<br />

2.3.1.2 Charakteristika des AHP<br />

Saaty hat den AHP mit dem Ziel entwickelt, ein einfaches und flexibles Werkzeug zur<br />

Unterstützung von Entscheidungsprozessen zu schaffen. Sein Motto lautet: „What we<br />

need is not a more complicated way of thinking, since it is difficult enough to do<br />

simple thinking“. Dass er die an die Entwicklung der Methodik gestellten<br />

Anforderungen erfolgreich umgesetzt hat, zeigen die vielen Vorteile des AHP im<br />

Vergleich zu anderen Decision Support Systemen (DSS). DSS sind im weiteren Sinne<br />

Methodiken und im engeren Sinne Softwarelösungen, die eine Entscheidungsfindung<br />

bei komplexen Problemen unterstützen sollen. Die oft von Managern beklagten<br />

allgemeinen Nachteile von DSS, wie z. B. mangelnde Robustheit und Flexibilität, die<br />

komplizierte Anwendung sowie teuere Softwarelösungen, kann der AHP leicht<br />

entkräften, wie die folgenden Ausführungen zeigen werden [Meixner '02].<br />

Intuitive Anwendung:<br />

Der AHP ist einfach und intuitiv anwendbar, da das Ablaufschema der Methodik dem<br />

menschlichen Denkmuster entspricht. Auch ohne methodische Herangehensweise<br />

wird ein Entscheidungsproblem – bewusst oder unbewusst – vom<br />

Entscheidungsträger in all seine Einflussgrößen zerlegt und einzelne<br />

Lösungsmöglichkeiten im Hinblick auf die zuvor definierten Merkmale bewertet<br />

[Meixner '02]. Ein einfaches Beispiel soll dies verdeutlichen:<br />

Ein Supermarkt verfügt oftmals über eine Fülle an Auswahlmöglichkeiten für eine<br />

bestimmte Produktart, wie z. B. für Waschmittel. Der Kunde will das für ihn<br />

bestmögliche Produkt erwerben. Er löst dieses Entscheidungsproblem, indem er<br />

- 41 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Produktmerkmale, wie z. B. Qualität, Kosten, Design, usw. definiert und die einzelnen<br />

Konkurrenzprodukte im Hinblick auf diese Merkmale bewertet.<br />

Der AHP systematisiert dieses Prinzip, indem zunächst alle Einflussgrößen auf ein<br />

Entscheidungsproblem gesammelt werden müssen und in einem zweiten Schritt die<br />

Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Größen durch die Einbindung in eine<br />

hierarchische Struktur berücksichtigt werden können. Dies ist insbesondere bei<br />

komplexeren Auswahlentscheidungen von großer Bedeutung. Der AHP sollte immer<br />

dann angewendet werden, wenn ein Entscheidungsproblem aufgrund seiner<br />

Komplexität nicht unmittelbar, also ohne fundierte Analyse seiner Struktur, gelöst<br />

werden kann.<br />

Entscheidungsqualität und Transparenz:<br />

Der Prozess der Hierarchisierung und die sich hieran anschließende Bewertung der<br />

Kriterien und Alternativen in Paarvergleichen fordern den Entscheider heraus, sich mit<br />

dem zugrunde liegenden Problem intensiv zu beschäftigen. Für das Hierarchiedesign<br />

werden umfangreiche Kenntnisse vorausgesetzt. Hierdurch können die<br />

Einflussfaktoren in ein hierarchisches Modell integriert werden, das die Realität<br />

hinreichend genau widerspiegelt. Die relative Bewertung zweier Einflussgrößen setzt<br />

voraus, dass der Entscheider mit dem Problem vertraut ist. Nur so kann er in der Lage<br />

sein, zwei Elemente im Hinblick auf ein übergeordnetes Kriterium miteinander zu<br />

vergleichen.<br />

Die Gliederung eines Entscheidungsproblems in seine Teilprobleme und die sich<br />

hieran anknüpfende lokale Bewertung von Einflussgrößen in Paarvergleichen, im<br />

Gegensatz zu einer globalen Bewertung des Gesamtproblems, hat zudem den Vorteil,<br />

dass nur wenige Informationen gleichzeitig verarbeitet werden müssen. Somit wird<br />

vermieden, dass der Entscheider mit der Bewertung überfordert ist. Die Güte jeder<br />

einzelnen Entscheidung und damit auch des Gesamtergebnisses wird dadurch erhöht,<br />

da sich letzteres aus der Verdichtung der Teilgewichtungen zusammensetzt.<br />

Ist eine Entscheidungsfindung durch den AHP unterstützt worden, so kann der<br />

Anwender nachweisen, dass er sich mit der Entscheidungssituation ausführlich<br />

beschäftigt hat und erklären, wie sich die Gesamtlösung aus den Gewichtungen der<br />

einzelnen Einflussgrößen zusammensetzt. Die sich jeder Einzelbewertung<br />

anschließende Konsistenzprüfung ermöglicht zudem eine Aussage über die Logik der<br />

Gewichtungen. Dadurch, dass zweifelhafte Teilentscheidungen wiederholt werden<br />

müssen, können durch Anwendung des AHP nur Lösungen gefunden werden, die in<br />

sich stringent sind.<br />

- 42 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Eine Entscheidung kann jedoch niemals, auch nicht durch Anwendung einer<br />

analytischen Methodik, objektiviert werden, da sie immer nur aus der Sicht des<br />

Entscheiders eine optimale Lösung des Problems darstellt. Der AHP kann einem<br />

Entscheidungsträger aber helfen, eine gewählte Lösung gegenüber sich selbst und<br />

Dritten, die von den Konsequenzen der Entscheidung beeinflusst werden, zu<br />

bekräftigen. Zur Erläuterung soll das im vorherigen Abschnitt gewählte Beispiel erneut<br />

herangezogen werden.<br />

Kunde A präferiert unter Abwägung aller Einflussgrößen ein bestimmtes Waschmittel<br />

(im Vergleich zu den anderen zur Auswahl stehenden Produkte). Kunde B wählt<br />

hingegen ein ganz anderes Waschmittel und ist ebenfalls der Meinung, die (für ihn)<br />

beste Entscheidung getroffen zu haben. Die Gewichtung von Einflussgrößen kann<br />

folglich nicht verallgemeinert werden und liefert stets eine subjektive Aussage über<br />

die zu bewertenden Merkmale. In dem gewählten Beispiel könnte der AHP helfen, der<br />

jeweils anderen Partei die eigene Entscheidung zu erläutern.<br />

Akzeptanz durch Gruppenentscheidungen:<br />

Die Akzeptanz einer Entscheidung kann zudem dadurch erhöht werden, dass all<br />

diejenigen an einer Lösungsfindung mitwirken, die die Entscheidung letztlich zu<br />

verantworten haben oder von ihren Auswirkungen unmittelbar betroffen sind. Der AHP<br />

unterstützt zwei unterschiedliche Arten von Gruppenentscheidungen. Zum einen kann<br />

die Entscheidungsfindung gemeinschaftlich im Team erfolgen. Eine andere<br />

Möglichkeit besteht darin, dass alle Beteiligten getrennt urteilen und die<br />

Einzelergebnisse anschließend zu einer Gesamtlösung statistisch verdichtet werden.<br />

Hierfür kann zwischen zwei verschiedenen Algorithmen gewählt werden. Darüber<br />

hinaus können allen Befragten unterschiedliche Gewichtungsfaktoren zugeordnet<br />

werden.<br />

Qualitative und quantitative Bewertung von Einflussgrößen:<br />

Ein großer Vorteil des AHP im Vergleich zu anderen Entscheidungstools ist, dass<br />

sowohl qualitative als auch quantitative Daten in die Entscheidung mit einbezogen<br />

werden können. Oftmals kann ein Entscheidungsproblem nicht ausschließlich durch<br />

harte oder weiche Kriterien beschrieben werden. Viele DSS können aber nur einen der<br />

beiden Bewertungstypen verarbeiten oder erfordern zumindest eine komplizierte<br />

Umrechnung.<br />

Mit dem AHP können die verschiedenen Einflussgrößen mittels einer metrischen Skala<br />

qualitativ bewertet werden. Quantitative Größen können direkt in normierter Form in<br />

den Bewertungsprozess integriert werden. Dies ist, neben dem einfachen Ablauf der<br />

- 43 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Methodik, ein Hauptgrund dafür, dass sich der AHP im Vergleich zu anderen DSS im<br />

amerikanischen und japanischen Raum durchgesetzt hat.<br />

2.3.1.3 Methodik<br />

Unabhängig von einem konkret vorliegenden Entscheidungsproblem lässt sich für den<br />

AHP ein allgemeines Ablaufschema definieren, das der folgenden Abbildung zu<br />

entnehmen ist.<br />

Zielformulierung<br />

Hierarchiedesign<br />

Modellieren<br />

Kriteriengewichtung<br />

Konsistenzprüfung<br />

Alternativengewichtung<br />

Entscheiden<br />

Konsistenzprüfung<br />

Synthese der Einzelbewertungen<br />

Konsistenzprüfung<br />

Sensitivitätsanalyse<br />

Validieren<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Abbildung 14: Ablaufschema des AHP<br />

Demnach gliedert sich der Prozess in insgesamt zehn Einzelschritte und drei Phasen.<br />

Als erstes muss das vorliegende Entscheidungsproblem genau beschrieben und die<br />

das Problem spezifizierenden Merkmale definiert werden. In einem zweiten Schritt<br />

werden diese in Form von Kriterien, Subkriterien und Alternativen hierarchisch<br />

strukturiert. Hiermit ist die Modellierungsphase abgeschlossen. Dieser sollte<br />

mindestens soviel Beachtung geschenkt werden, wie der sich anschließenden<br />

Bewertung. Nur eine wirklichkeitsgetreue Abbildung des Entscheidungsproblems in<br />

- 44 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Form eines hierarchischen Modells kann eine fundierte Entscheidungsfindung im<br />

Sinne des AHP ermöglichen.<br />

Im Folgenden werden nun alle Elemente einer Hierarchieebene, also Kriterien und<br />

Alternativen, paarweise im Hinblick auf das oder die übergeordneten Elemente<br />

miteinander verglichen. Nach der sich jeder Ebenenbewertung anschließenden<br />

Konsistenzprüfung können alle ermittelten Einzelgewichte zu einem Gesamtergebnis<br />

verdichtet werden. Dieses Ergebnis wird wiederum auf seine Konsistenz hin überprüft.<br />

Ergibt eine Konsistenzberechnung, dass die vorgenommene Gewichtung zu viele<br />

Widersprüche enthält, so wird empfohlen, diese zu wiederholen. Dies soll durch die<br />

drei Iterationspfeile in Abbildung 14 ausgedrückt werden.<br />

Ist die Bewertungsphase abgeschlossen, so können die einzelnen Teilergebnisse und<br />

das Gesamtergebnis durch eine Sensitivitätsanalyse bezüglich ihrer Stabilität validiert<br />

werden.<br />

Die einzelnen Ablaufschritte können alle durch eine Software unterstützt werden.<br />

Sämtliche in Abbildung 14 grau unterlegten Teilprozesse können jedoch nicht<br />

automatisiert werden. Zum einen kann keine allgemeingültige Hierarchie für ein<br />

bestimmtes Entscheidungsproblem definiert werden, da bereits die zu integrierenden<br />

Einflussgrößen von subjektiven Vorstellungen geprägt sind. Zum anderen kann die<br />

Bewertung einzelner Kriterien und Alternativen nur der Entscheider selbst vornehmen.<br />

Schließlich ist die Aufgabe eines DSS, die Entscheidungsfindung zu unterstützen, aber<br />

nicht diese für den Entscheidungsträger zu übernehmen. Die fett markierten<br />

Ablaufschritte müssen unbedingt von der gleichen Person, oder bei<br />

Gruppenentscheidung vom gleichen Team, durchgeführt werden. Die<br />

Modellierungsaufgaben können jedoch auch von einer anderen, nicht am<br />

Entscheidungsprozess beteiligten Person übernommen werden, die mit dem Problem<br />

vertraut ist. Da aber die Definition von Einflussgrößen und die anschließend folgende<br />

Hierarchisierung maßgeblich zum Verständnis der Situation beitragen, sollten diese<br />

Schritte nach Möglichkeit von dem oder den Entscheidern selbst durchgeführt<br />

werden.<br />

Anhand des Entscheidungsproblems „Auswahl einer optimalen Universität“ sollen die<br />

einzelnen Prozessschritte sowie die zur Bewertung notwendigen Werkzeuge nun näher<br />

erläutert werden.<br />

- 45 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Zielformulierung und Definition von Entscheidungsgrößen<br />

In dem gewählten Beispiel möchte ein angehender Student die aus seiner Sicht ideale<br />

Universität finden. Das Ziel des Entscheidungsproblems könnte mit einem Satz wie<br />

folgt ausgedrückt werden: „Auswahl einer optimalen Universität“.<br />

Als Entscheidungsgrößen wählt er die drei Kriterien „Umfang und Qualität des<br />

Lehrangebots“, „Reputation der Universität“ und „Kosten“. Letzteres Kriterium stellt<br />

eine Summengröße aus Studiengebühren und Lebenshaltungskosten dar, die für den<br />

jeweiligen Standort anfallen würden. Die drei Universitäten A, B und C stellen die<br />

möglichen Alternativen des Entscheidungsproblems dar.<br />

Es könnten aber auch andere oder ergänzende qualitative und quantitative Kriterien<br />

zur Bewertung des vorliegenden Entscheidungsproblems herangezogen werden, wie z.<br />

B. die „Vorliebe für eine bestimmte Stadt oder Region“, das „Freizeitangebot“, das<br />

sich wiederum durch „Sportangebote“ und „Nachtleben“ weiter spezifizieren ließe,<br />

oder die „Entfernung des Studienortes vom Elternhaus“. Auch könnten andere oder<br />

mehrere Alternativen definiert werden. Dies soll zeigen, dass die Definition von<br />

Einflussgrößen bereits eine erste Wertung beinhaltet. Kriterien die aus der Sicht des<br />

Entscheiders gar nicht wichtig sind oder nur eine untergeordnete Rolle spielen,<br />

werden bei der Bewertung des Problems nicht beachtet. Welche Einflussgrößen<br />

relevant sind und welche nicht, kann also nur der Entscheider für sich selbst<br />

festlegen. Dies ist der Grund dafür, dass im vorherigen Abschnitt befürwortet wurde,<br />

dass sowohl die Modellierung, als auch die Gewichtung von der gleichen Person oder<br />

Gruppe vorgenommen werden sollte.<br />

Generell ist bei der Zielformulierung darauf zu achten, dass die Problemstellung<br />

hierdurch korrekt wiedergegeben wird. Diese wirkt bereits wie ein Filter auf die<br />

abzuleitenden Einflussgrößen. Würde für das Beispiel das Ziel „Auswahl einer<br />

optimalen Universitätsstadt“ lauten, so hätten die im vorherigen Absatz aufgeführten<br />

Kriterien mit Sicherheit Beachtung gefunden. Da bei dem tatsächlich formulierten Ziel<br />

jedoch die Universität und nicht der Standort im Vordergrund steht, werden diese<br />

Kriterien hier nicht in die Bewertung aufgenommen.<br />

Hierarchiedesign<br />

Nachdem alle relevanten Einflussgrößen im vorherigen Schritt ermittelt wurden,<br />

müssen sie nun in eine hierarchische Struktur gebracht werden. Bevor dies für die<br />

Kriterien und Alternativen des Beispiels umgesetzt wird, sollen zunächst die beim<br />

Hierarchiedesign allgemein zu beachtenden Richtlinien sowie die daraus ableitbaren<br />

zulässigen Hierarchietypen vorgestellt werden.<br />

- 46 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Richtlinien zur hierarchischen Strukturierung<br />

Die im Folgenden erläuterten Grundsätze wurden von Saaty definiert [Saaty '90a] und<br />

sind Voraussetzung für eine hierarchische Strukturierung im Sinne des AHP und damit<br />

auch für die sich anschließende Bewertungsphase.<br />

Gliederung der Einflussgrößen:<br />

Das Entscheidungsproblem sollte durch die Hierarchie stets so genau wie nötig<br />

abgebildet werden. Es müssen also alle wesentlichen Einflussfaktoren auf das<br />

Problem aus der Sicht des Entscheiders in die Struktur integriert werden. Allerdings<br />

darf es wiederum nicht so fein aufgegliedert werden, dass die einzelnen Elemente<br />

einer Ebene keine signifikanten Unterschiede aufweisen und somit nicht mehr<br />

vergleichbar wären. Es ist zudem zulässig, dass einzelne Elemente nach erfolgter<br />

Bewertung nachträglich gestrichen werden, wenn sie ein vernachlässigbar kleines<br />

Gewicht im Vergleich zu anderen Elementen erhalten haben. Auf Basis der reduzierten<br />

Hierarchie muss die Bewertung dann allerdings wiederholt werden.<br />

Dimensionalität der Vergleichsobjekte:<br />

Es ist desweiteren darauf zu achten, dass ein Vergleich zwischen zwei Elementen dem<br />

Bewerter sinnvoll erscheint. Dies führt dazu, dass die Subelemente einer Ebene im<br />

Hinblick auf das oder die übergeordneten Elemente die gleiche Dimensionalität<br />

bezogen auf den zu bewertenden Kontext aufweisen müssen. Beispielsweise<br />

erscheint es wenig sinnvoll, eine Ameise und einen Elefanten im Hinblick auf die<br />

Körpergröße miteinander zu vergleichen. Wird aber als übergeordnetes Kriterium das<br />

Paarungsverhalten oder die sozialen Strukturen innerhalb des gemeinschaftlichen<br />

Lebensraums betrachtet, so ist ein Vergleich zwischen einer Ameise und einem<br />

Elefanten durchaus möglich und zulässig. Grundsätzlich können alle Sachverhalte<br />

miteinander sinnvoll in Beziehung gesetzt werden, sofern der Kontext dies zulässt.<br />

Anordnung der Elemente:<br />

Bei der Strukturierung ist zudem zu beachten, dass Kriterien, die einen globalen<br />

Charakter aufweisen, z. B. strategische Einflussgrößen, auf höheren Ebenen<br />

angeordnet werden. Lokale Aspekte, z. B. operative Größen, sollten hingegen eher auf<br />

niederen Kriterienebenen eingebunden werden. Die einzelnen Alternativen sind stets<br />

auf der untersten Ebene in die Hierarchie zu integrieren und mit allen Elementen der<br />

nächst höheren Ebene zu verknüpfen.<br />

- 47 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Hierarchietypen:<br />

Im Sinne des AHP sind sowohl Mono- als auch Polyhierarchien zulässig. So können<br />

einzelne Subelemente mehreren oder allen übergeordneten Elementen unterstellt<br />

sein, müssen es aber nicht. Es ist also auch möglich, dass jede Ebene das Problem aus<br />

einer jeweils anderen Perspektive beleuchtet, die untereinander völlig unabhängig<br />

voneinander sind. Eine AHP-Hierarchie sollte also nicht mit einem klassischen<br />

Entscheidungsbaum verwechselt werden. Die folgenden drei Abbildungen zeigen<br />

Beispiele für alle zulässigen Hierarchietypen. Dabei wurden zwei vereinfachende<br />

Annahmen getroffen: Um den Umfang der Hierarchien zu begrenzen und die<br />

Vergleichbarkeit zu vereinfachen, soll jede Hierarchie genau drei Ebenen aufweisen.<br />

Desweiteren sollen nur Kriterien und Subkriterien, aber keine Alternativen als<br />

Elemente zugelassen werden.<br />

Ziel<br />

K 1 K 2 K 3<br />

K 1.1 K 1.2 K 1.3 K 3.1 K 3.2<br />

Abbildung 15: Monohierarchie<br />

Abbildung 15 repräsentiert eine klassische Monohierarchie, in der jedes Element bis<br />

auf das oberste Ziel jeweils genau einem anderen unterstellt ist. Die Abkürzung „K“<br />

steht für „Kriterium“. Die Nummerierung eines Elements enthält zwei Informationen.<br />

Die jeweils erste Zahl definiert die Elementzugehörigkeit. Wird die Gliederungsanzahl<br />

mit 1 addiert, so kann die Ebenenzugehörigkeit ermittelt werden.<br />

Ziel<br />

K 1 K 2 K 3<br />

SK 1<br />

SK 2<br />

SK 3<br />

SK 4<br />

Abbildung 16: Polyhierarchie I<br />

- 48 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildung 16 zeigt eine klassische Polyhierarchie, in der jedes Subelement (SK)<br />

ausnahmslos jedem übergeordneten Element (K) unterstellt ist. Bei der folgenden<br />

Abbildung handelt es sich ebenfalls um eine Polyhierarchie. Die Subelemente sind hier<br />

aber nicht allen übergeordneten Elementen unterstellt. Auch diese Variante ist<br />

zulässig.<br />

Ziel<br />

K1 K2 K3<br />

SK1<br />

SK2<br />

SK3<br />

SK4<br />

Abbildung 17: Polyhierarchie II<br />

Beispielhierarchie<br />

Bezogen auf die im vorherigen Abschnitt für das Beispiel definierten Kriterien und<br />

Alternativen ergibt sich unter Beachtung der beschriebenen Richtlinien die folgende<br />

Hierarchie.<br />

Optimale<br />

Uni<br />

Lehrangebot<br />

Reputation<br />

Kosten<br />

Uni A Uni B Uni C<br />

Abbildung 18: Hierarchie – Auswahl einer optimalen Universität<br />

Die Beispielhierarchie besteht demnach aus drei Ebenen. Das Ziel „Auswahl einer<br />

optimalen Universität“ wird an oberster Stelle platziert. Die Kriterien „Lehrangebot“<br />

- 49 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


„Reputation“ und „Kosten“ werden in die zweite Ebene integriert. Die Alternativen<br />

werden grundsätzlich und damit auch in der Beispielhierarchie, auf der letzten Ebene<br />

ausgewiesen.<br />

Durch die Anordnung der Elemente ergibt sich eine Polyhierarchie, da gemäß der<br />

Definition einige Einflussgrößen mehreren Elementen gleichzeitig untergeordnet sind.<br />

Die Alternativen sind, wie gefordert, allen Kriterien der nächst höheren Ebene<br />

unterstellt. Hieraus folgt allgemein, dass jedes Entscheidungsproblem, welches eine<br />

Auswahl an Alternativen zum Ziel hat, durch eine Polyhierarchie repräsentiert wird.<br />

Die Abhängigkeiten der Elemente untereinander werden im Beispiel durch die<br />

Verknüpfungen sinnvoll beschrieben. Das Ziel wird durch die definierten Kriterien<br />

beeinflusst, die Alternativen sind durch diese klassifizierbar. Die Einflussgrößen auf<br />

das Entscheidungsproblem können mit Hilfe des AHP, wie im folgenden Absatz<br />

beschrieben, in paarweisen Vergleichen bewertet werden.<br />

Gewichtung der Einflussgrößen<br />

Wie bereits erläutert, geben die Verknüpfungslinien in der Hierarchie Aufschluss<br />

darüber, welche Elemente untereinander in Paarvergleichen im Hinblick auf<br />

mindestens ein übergeordnetes Element bewertet werden sollen.<br />

Die Anzahl der Paarvergleiche p je Verknüpfungsobjekt kann allgemein nach der<br />

folgenden Formel ermittelt werden:<br />

n * (n − 1)<br />

p =<br />

2<br />

Bezogen auf das Beispiel ergeben sich insgesamt zwölf Paarvergleiche. Zunächst<br />

werden die Kriterien der ersten Ebene im Hinblick auf das Ziel miteinander verglichen.<br />

Hieraus resultieren drei Paarvergleiche. Nun werden die drei Alternativen in Bezug zu<br />

allen nächst höheren Elementen gewichtet. Hieraus resultieren insgesamt neun<br />

Paarvergleiche. Um das Entscheidungsproblem zu lösen, müssen demnach zwölf<br />

Einzelbewertungen durchgeführt werden.<br />

Wie ein Vergleich im Sinne des AHP konkret durchgeführt wird, soll nun beschrieben<br />

werden. Der Ablauf der Bewertung ist für alle Elementtypen gleich, so dass die<br />

Prozessschritte „Kriteriengewichtung“ und „Alternativengewichtung“ beide nach<br />

folgendem Schema ablaufen.<br />

Für den qualitativen Vergleich zweier Elemente im Hinblick auf ein übergeordnetes<br />

Kriterium schlägt Saaty eine metrische Skala vor, die die Werte von eins bis neun<br />

- 50 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


sowie deren Kehrwerte enthält. Sie ist in der nachstehenden Abbildung dargestellt<br />

[Meixner '02].<br />

1/9 1/8 1/7 1/6 1/5 1/4 1/3 1/2 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

kleiner<br />

unwichtiger<br />

weniger zu präferieren<br />

unbedeutender<br />

weniger wahrscheinlich<br />

...<br />

indifferent<br />

größer<br />

wichtiger<br />

mehr zu präferieren<br />

bedeutender<br />

wahrscheinlicher<br />

...<br />

Abbildung 19: AHP-Skala<br />

Die Skala ist nach oben und unten beschränkt, um unabhängig von einer konkreten<br />

Entscheidungssituation eine homogene Bewertung zu gewährleisten. Sie kann<br />

innerhalb ihrer Grenzen theoretisch beliebig fein unterteilt werden. Die Bewertung<br />

muss also nicht unbedingt mit ganzen Zahlen sowie deren Kehrwerten erfolgen, sofern<br />

feinere Abstufungen abschätzbar sind. Generell wird die Verwendung ganzzahliger<br />

Werte empfohlen, da eine neunteilige Abstufung einerseits hinreichend genau und<br />

andererseits auch nicht zu umfangreich ist. Wie die einzelnen Skalenwerte genau zu<br />

interpretieren sind, wird anhand der folgenden Tabelle erläutert [Saaty '90a].<br />

- 51 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Intensität<br />

derWichtigkeit<br />

1<br />

3<br />

5<br />

7<br />

9<br />

Definition<br />

Gleiche<br />

Bedeutung<br />

Etwas größere<br />

Bedeutung<br />

Sehr viel<br />

größere<br />

Bedeutung<br />

Erheblich<br />

größere<br />

Bedeutung<br />

Absolut<br />

dominierend<br />

Erklärung<br />

Beide Elemente haben die gleiche<br />

Bedeutung im Hinblick auf das betrachtete,<br />

übergeordnete Kriterium.<br />

Erfahrungen und Ansicht sprechen für eine<br />

etwas größere Bedeutung eines Elementes<br />

im Vergleich zu einem anderen.<br />

Erfahrung und Ansicht sprechen für eine<br />

sehr viel größere Bedeutung eines<br />

Elementes im Vergleich zu einem anderen.<br />

Ein Element ist im Vergleich zu einem<br />

anderen von erheblich größerer Bedeutung.<br />

Der Anwender kann hier auf praktische<br />

Erfahrungen zurückgreifen.<br />

Größtmöglicher Bedeutungsunterschied<br />

zwischen zwei Elementen.<br />

2,4,6,8 Zwischenwerte Kompromiss zwischen zwei Werten<br />

Tabelle 2: Interpretation der AHP-Skala<br />

Die Ergebnisse eines abgeschlossenen Vergleichs aller Elemente einer Ebene können<br />

übersichtlich in einer Paarvergleichsmatrix dargestellt werden. Je nach Elementtyp<br />

wird von einer Kriterien- oder Alternativenvergleichsmatrix gesprochen. Bezogen auf<br />

das bekannte Beispiel könnte sich für den paarweisen Vergleich der Kriterien im<br />

Hinblick auf das Ziel die folgende Kriterienvergleichsmatrix ergeben.<br />

opt. Universität Lehrangebot Reputation Kosten<br />

Lehrangebot 1 3 1/5<br />

Reputation 1/3 1 1/7<br />

Kosten 5 7 1<br />

Tabelle 3: Kriterienprioritätenmatrix<br />

Jede Zeile gibt den Vergleich eines Elements in Bezug auf sich selbst und auf alle<br />

anderen Elemente an. Hieraus können vier allgemeingültige Eigenschaften einer<br />

- 52 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Paarvergleichsmatrix abgeleitet werden:<br />

• Die Diagonalelemente weisen stets den Wert 1 auf<br />

• Die Elemente oberhalb der Diagonalen entsprechen den Kehrwerten der<br />

Spiegelelemente unterhalb der Diagonalen (Grundsatz der Reziprozität)<br />

• Die Anzahl der Zeilen entspricht der Anzahl der zu vergleichenden Elemente<br />

• Die Anzahl der Zeilen und Spalten ist identisch<br />

Die Gewichtung der Kriterien wurde beispielhaft durchgeführt. Hiernach ist das<br />

Lehrangebot etwas wichtiger als die Reputation der Universität, im Vergleich zu den<br />

Kosten hingegen sehr viel weniger wichtig. Desweiteren wurde die Reputation als<br />

erheblich weniger wichtig eingestuft als die Kosten. Alle anderen Werte können aus<br />

dem Grundsatz der Reziprozität abgeleitet werden.<br />

Im Folgenden müsste jetzt die Bewertung der einzelnen Alternativen in Hinblick auf<br />

die beiden qualitativen Kriterien vorgenommen werden. Hierauf soll an dieser Stelle<br />

verzichtet werden, da der Ablauf mit der zuvor erläuterten Kriteriengewichtung<br />

identisch ist. Im kommenden Abschnitt soll nun gezeigt werden, wie aus einer<br />

Paarvergleichsmatrix eine relative Gewichtung der Elemente abgeleitet werden kann<br />

und wie quantitative Größen in das Entscheidungsproblem integriert werden.<br />

Berechnung der Prioritäten<br />

Saaty konnte mathematisch beweisen, dass der einer Prioritätenmatrix zugehörige<br />

Eigenvektor die relative Gewichtung der Vergleichselemente angibt. Dies ist auf<br />

spezielle Eigenschaften der Matrix zurückzuführen. Eine Herleitung des<br />

Eigenwertproblems sowie eine genaue Beschreibung der von Saaty diskutierten<br />

iterativen Berechnungsmethoden soll hier nicht weiter erläutert werden. Stattdessen<br />

wird nur die sogenannte Potenzmethode beschrieben, die auch als Algorithmus in<br />

allen gängigen AHP-Softwarelösungen implementiert ist. Abhängig von einem zu<br />

definierenden Abbruchkriterium ist diese im Vergleich zu anderen numerischen<br />

Ansätzen wesentlich genauer, jedoch auch sehr rechenintensiv. Letzteres ist<br />

insbesondere ein Grund dafür, weshalb der AHP erst Anfang der 90er Jahre größere<br />

Verbreitung fand, da die Nutzung eines PCs für eine effiziente Anwendung der<br />

Methode Voraussetzung ist. Der Ablauf gliedert sich wie folgt:<br />

Zunächst wird die betrachtete Paarvergleichsmatrix quadriert. Dann werden die<br />

Zeilensummen der quadrierten Matrix gebildet und anschließend normiert. Diese<br />

Werte repräsentieren die Elemente des approximierten Eigenvektors der<br />

Ausgangsmatrix. Ein zu Anfang definiertes Abbruchkriterium legt die Anzahl der<br />

Iterationsstufen fest. Hierfür könnte z. B. die Differenz der Eigenvektoren aus der<br />

- 53 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Iteration i und i + 1 herangezogen werden. Solange die Elemente des sich hieraus<br />

ergebenen Differenzvektors größer als ein zuvor definierter Wert ε sind, werden die<br />

einzelnen Iterationsschritte wiederholt. Dieses Vorgehen soll nun am Beispiel der<br />

Kriterienprioritätenmatrix dargestellt werden.<br />

1) Festlegen des Abbruchkriteriums<br />

|ε| ≤ 0,01<br />

2) Quadrieren der Prioritätenmatrix I<br />

L R K<br />

L R K<br />

L R K<br />

L 1 3 0,2<br />

R 0,33 1 0,14<br />

*<br />

L 1 3 0,2<br />

R 0,33 1 0,14<br />

=<br />

L 3 7,4 0,83<br />

R 1,38 3 0,35<br />

K 5 7 1<br />

K 5 7 1<br />

K<br />

12,3<br />

3<br />

29 3<br />

3) Ermitteln der Zeilensummen und Normierung I<br />

L R K Σ 1/ Σ<br />

L 3 7,4 0,83 11,23 0,1862<br />

R 1,38 3 0,35 4,73 0,0785<br />

K 12,33 29 3 44,33 0,7353<br />

Σ 60,3<br />

4) Quadrieren der Prioritätenmatrix II<br />

L R K<br />

L R K<br />

L R K<br />

L 3 7,4 0,83<br />

L 3 7,4 0,83<br />

L 29,44 68,43 7,58<br />

R 1,38 3 0,35<br />

*<br />

R 1,38 3 0,35<br />

=<br />

R 12,63 29,44 3,26<br />

K 12,33 29 3<br />

K 12,33 29 3<br />

K 114,05 265,27 29,44<br />

- 54 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


5) Ermitteln der Zeilensummen und Normierung II<br />

L R K<br />

Σ<br />

1/ Σ<br />

L 29,44 68,43 7,58 105,45 0,1884<br />

R 12,63 29,44 3,26 45,33 0,081<br />

K 114,05 265,27 29,44 408,75 0,7306<br />

Σ 559,53<br />

6) Ermittlung des Differenzvektors und Vergleich mit ε<br />

EV i<br />

EV i+1<br />

ΔEV<br />

0,1862<br />

-<br />

0,1884<br />

=<br />

- 0,0022<br />

< 0,01<br />

0,0785<br />

0,081<br />

- 0,0025<br />

< 0,01<br />

0,7353<br />

0,7306<br />

0,0047<br />

= 0,01<br />

7) Abbruch und Angabe des Eigenvektors<br />

EV K<br />

0,1884<br />

0,081<br />

0,7306<br />

- 55 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Der mit Hilfe der Potenzmethode ermittelte Eigenvektor gibt die Prioritäten der<br />

Kriterien Lehrangebot, Reputation und Kosten wieder. Diese werden nun in die<br />

Beispielhierarchie eingetragen.<br />

Optimale<br />

Uni<br />

Lehrangebot<br />

(0,1884)<br />

Reputation<br />

(0,081)<br />

Kosten<br />

(0,7306)<br />

Abbildung 20: Kriteriengewichte<br />

Wie quantitative Größen in eine AHP-Bewertung einfließen können, soll anhand der<br />

Gewichtung der drei Beispielalternativen in Bezug auf das dritte Kriterium<br />

demonstriert werden. Die anfallenden Kosten werden als bekannt oder schätzbar<br />

vorausgesetzt und ebenfalls fiktiv veranschlagt.<br />

Alternativen<br />

SG<br />

in €<br />

LK<br />

in €<br />

SG + LK<br />

in €<br />

Gesamtkosten<br />

normiert<br />

Universität A 500 100 600 0,4481<br />

Universität B 0 1000 1000 0,2689<br />

Universität C 450 500 950 0,2830<br />

SG: Studiengebühren; LK: Lebenshaltungskosten<br />

Tabelle 4: Ermittlung der Alternativengewichte<br />

Wie der obigen Tabelle zu entnehmen ist, können relative Gewichte quantitativer<br />

Einflussgrößen ohne paarweisen Vergleich durch Normierung der Einzelwerte<br />

berechnet werden. Dabei muss unterschieden werden, ob sich die Höhe eines Wertes<br />

positiv oder negativ auf die Priorität auswirken soll. Hierzu ein kurzes Beispiel: Ein<br />

Unternehmen wird in der Regel bestrebt sein, seinen Umsatz zu maximieren, aber<br />

seine Kosten zu minimieren. Je höher der Umsatz und je geringer die Kosten, desto<br />

besser werden die Ziele des Unternehmens erreicht. Bei n Elementen ergeben sich die<br />

- 56 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


jeweiligen Gewichte w i in Abhängigkeit der beiden Fälle wie folgt:<br />

a) Maximierung:<br />

b) Minimierung:<br />

w<br />

i<br />

=<br />

wi<br />

w1<br />

+ w2<br />

+ ... + w<br />

n<br />

w<br />

i<br />

=<br />

1<br />

w<br />

1<br />

+<br />

1<br />

wi<br />

1<br />

+ ... +<br />

w2<br />

1<br />

w<br />

n<br />

Die normierten Werte für die Summe aus Studiengebühren und Lebenshaltungskosten<br />

ergeben sich durch Anwendung der zweiten Formel. Diese ist hier zu wählen, da der<br />

Student bestrebt sein wird, die Gesamtkosten zu minimieren.<br />

Bei der Integration quantifizierbarer Kriterien muss beachtet werden, dass diese<br />

jeweils auf unterschiedlichen Einheiten basieren. Demnach ist es beispielsweise<br />

möglich, Alternativen in Hinblick auf die Kriterien Kosten [€], Temperatur [°C] und<br />

Entfernung [km] zu bewerten und die jeweiligen Werte in normierter Form in die<br />

Bewertung zu integrieren. Kriterien, die hingegen in der gleichen Maßeinheit bewertet<br />

werden, müssen zuvor additiv zusammengefasst werden. Im Beispiel setzt sich das<br />

dritte Kriterium aus den Studiengebühren und Lebenshaltungskosten zusammen. Für<br />

die Berechnung der Alternativengewichtungen wurden beide Kostenarten addiert. Eine<br />

getrennte Bewertung in Form von Subkriterien würde dagegen falsche Ergebnisse<br />

liefern, da bei der Auswertung durch die vorherige Normalisierung nur die<br />

Verhältnisse, und nicht die Absolutwerte betrachtet werden.<br />

Konsistenzprüfung<br />

Eine Prioritätenmatrix weist im Idealfall die Eigenschaft der Konsistenz auf. Das<br />

Merkmal der Reziprozität ist dabei eine notwendige Voraussetzung für die Konsistenz<br />

einer Matrix. Eine konsistente Bewertung dreier Elemente A, B, C kann allgemein<br />

folgendermaßen beschrieben werden, wenn x und y beliebige Elemente der<br />

Bewertungsskala nach Saaty sind:<br />

• A = x * B<br />

• B = y * C<br />

• C = x * y * A<br />

Im vorliegenden Fall müssen drei Paarvergleiche vorgenommen werden, um alle<br />

Abhängigkeiten zwischen den Elementen zu definieren. Das Entscheidungsproblem ist<br />

übersichtlich und eine konsistente Bewertung erscheint einfach. Aber bereits bei<br />

- 57 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Betrachtung eines weiteren Elementes D müssten drei zusätzliche Paarvergleiche<br />

durchgeführt werden. Eine vollkommen konsistente Bewertung abzugeben gestaltet<br />

sich hierbei schon als wesentlich schwieriger. Saaty zitiert in einem seiner<br />

veröffentlichten Fachartikel zum AHP eine Studie des Psychologen George Miller, die<br />

Folgendes belegt: Je nach Fähigkeiten des Einzelnen können nicht mehr als fünf bis<br />

neun Informationen gleichzeitig verarbeitet werden. Auf diese Studie wird im Rahmen<br />

der Gegenüberstellung verschiedener Bewertungstechniken und –methoden im<br />

Folgenden noch näher eingegangen. Bezogen auf den AHP ergibt sich somit, dass<br />

Abweichungen von der Konsistenz, gerade bei einer höheren Anzahl von<br />

Paarvergleichen, akzeptiert werden müssen und nicht zur Hinfälligkeit der<br />

Entscheidungstheorie führen dürfen [Saaty '90a]. Es muss aber ein Kriterium<br />

gefunden werden, welches festlegt, wie groß die Konsistenzabweichung in<br />

Abhängigkeit von der Dimensionalität des Entscheidungsproblems sein darf, damit<br />

eine Bewertung als stringent bezeichnet werden kann. Dies setzt voraus, dass die<br />

Inkonsistenz quantifizierbar ist. Es soll nun erläutert werden, wie<br />

Konsistenzabweichungen im Sinne des AHP bestimmt werden können.<br />

Zur Ermittlung des Inkonsistenzfaktors C.R. bedarf es zweier Hilfsgrößen. Zunächst<br />

muss der Konsistenzindex C.I. bestimmt werden:<br />

C.I. =<br />

λmax<br />

− n<br />

n − 1<br />

λ max ist der maximale Eigenwert zum Eigenvektor einer vorliegenden Prioritätenmatrix<br />

mit der Dimensionalität n und kann wie folgt ermittelt werden:<br />

1<br />

λ = * (a<br />

wi<br />

λ<br />

* w1<br />

+ a<br />

* w<br />

i i1<br />

i2 2 +<br />

max<br />

a<br />

i3<br />

* w3)<br />

, wobei gilt:<br />

• i = Iterationsvariable von 1 bis n<br />

• w i = Eigenvektorelement<br />

• a ij = Matrixelement (i = Zeilennummer; j = Spaltennummer)<br />

Σ λi<br />

=<br />

n<br />

Für den Fall der absoluten Konsistenz ist λ max der einzig existierende Eigenwert und<br />

entspricht der Dimensionalität n der Matrix. Der Konsistenzindex wäre somit gleich<br />

null.<br />

Mit Hilfe des sogenannten durchschnittlichen Zufallsindex R.I. als zweite Hilfsgröße<br />

wird der Einfluss der Paarvergleichsanzahl auf das Entscheidungsverhalten<br />

berücksichtigt. Dieser kann statistisch für alle n ermittelt werden. Für n = 1 bis 10<br />

- 58 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


ergeben sich die in der nachfolgenden Tabelle aufgelisteten Werte.<br />

n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

R.I. 0,00 0,00 0,58 0.9 1,12 1,24 1,32 1,41 1,45 1,49<br />

Tabelle 5: Durchschnittlicher Zufallsindex R.I.<br />

Der Inkonsistenzfaktor ergibt sich nun durch Division der zuvor definierten<br />

Hilfsgrößen:<br />

C.I.<br />

C .R. =<br />

R.I.<br />

Nach Saaty muss bei C.R. > 0,1 die Bewertung solange wiederholt werden, bis ein<br />

akzeptabler Wert ermittelt wurde. Bezüglich des Grenzwertes divergieren die<br />

Meinungen von Theoretikern und Anwendern. In der Praxis wird vielfach auch ein<br />

Inkonsistenzfaktor bis 0,2 akzeptiert [URL02].<br />

Anhand der Kriterienprioritätenmatrix soll der Inkonsistenzfaktor nun beispielhaft<br />

ermittelt werden.<br />

1) Ermitteln des maximalen Eigenwertes und des Konsistenzindex<br />

1<br />

λ 1 = * (1* 0,19 + 3 * 0,08 * 0,2 * 0,73) = 3,05<br />

0,19<br />

1<br />

λ 2 = * (0,33 * 0,19 + 1* 0,08 + 0,14 * 0,73) = 3,13<br />

0,08<br />

1<br />

λ 3 = * (5 * 0,19 + 7 * 0,08 + 1* 0,73) = 3,01<br />

0,73<br />

3,05 + 3,13 + 3,01<br />

λ max =<br />

= 3,07<br />

3<br />

3,07 − 3<br />

C .I. = = 0,03<br />

2<br />

2) Ablesen des durchschnittlichen Zufallsindex für n = 3<br />

R.I. = 0,58<br />

3) Ermitteln des Inkonsistenzfaktors<br />

0,03<br />

C.R.<br />

= = 0,05 ≤ 0,1 Bewertung muss nicht wiederholt werden<br />

0,58<br />

- 59 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Für Vergleichsmatrizen der Eigenschaft n = 2 muss keine Berechnung durchgeführt<br />

werden. Aus den obigen Ausführungen folgt, dass solche Matrizen stets konsistent<br />

sind, n somit λ max entspricht, C.I. und somit auch C.R. gleich null sind.<br />

Synthese der Einzelgewichte<br />

Bisher wurde nur die Berechnung der Prioritäten und der zugehörigen Inkonsistenzen<br />

für eine bestimmte Hierarchieebene betrachtet. Es stellt sich nun die Frage, wie die<br />

Einzelergebnisse zu einem Gesamtergebnis verdichtet werden können.<br />

Verdichtung der Prioritäten<br />

Globale Prioritäten repräsentieren die Bedeutung der jeweiligen Hierarchieelemente<br />

im Zusammenhang mit der Gesamthierarchie. Um zu ermitteln, wie sich die<br />

Gesamtprioritäten für die unterste Kriterien- oder die Alternativenebene ergeben,<br />

müssen alle Einzelprioritäten bekannt sein. Das bedeutet, dass zu jeder aufgestellten<br />

Prioritätenmatrix zunächst der zugehörige Eigenvektor nach dem zuvor erläuterten<br />

Schema bestimmt werden muss.<br />

Es wird angenommen, dass eine Entscheidungshierarchie aus n Ebenen besteht,<br />

wobei das Ziel auf der ersten Ebene angeordnet ist. Die jeweiligen Gesamtprioritäten<br />

werden aus der hierarchischen Perspektive nun von oben nach unten ermittelt.<br />

Allgemein kann der Verdichtungsprozess wie folgt beschrieben werden.<br />

Um die globalen Elementgewichte einer beliebigen Ebene x ermitteln zu können,<br />

müssen die jeweiligen Prioritätenvektoren mit dem Kriterienprioritätenvektor der<br />

Ebene x – 1 verrechnet werden. Hierzu wird eine Matrix aufgestellt, die aus den<br />

einzelnen Elementprioritätenvektoren zusammengesetzt ist. Somit muss die<br />

Spaltenzahl der Anzahl der Elemente der nächst höheren Ebene und die Zeilenzahl der<br />

Anzahl der Elemente der x-ten Ebene entsprechen. Diese Matrix wird mit dem lokalen<br />

Kriterienvektor multipliziert, dessen Elementanzahl mit der Spaltenzahl der Matrix<br />

übereinstimmen muss. Das Ergebnis dieser Matrixmultiplikation ist ein neuer, globaler<br />

Prioritätenvektor, der die Gewichtung der Elemente in Hinblick auf die (x -2)-te Ebene<br />

angibt und dessen Elementanzahl mit der Anzahl der Matrixzeilen identisch ist.<br />

Als Startwert für die Verdichtung wird x = 3 gewählt. Für x ≠ n muss der zuvor<br />

beschriebene Verdichtungsalgorithmus für die (x + 1)-te Ebene wiederholt werden.<br />

Wiederum gehen die lokalen Prioritätenvektoren in eine Matrix ein, die mit dem zuvor<br />

ermittelten globalen Elementvektor der Ebene x multipliziert wird. Die Iteration wird<br />

abgebrochen, wenn keine Folgeebene existiert.<br />

Sowohl bei Mono- als auch bei Polyhierarchien besteht die Möglichkeit, dass nicht alle<br />

- 60 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Elemente einer Ebene mit allen direkt übergeordneten Kriterien verknüpft sind. Indem<br />

jede fehlende Verknüpfung in der zu erzeugenden Matrix durch eine Null<br />

berücksichtigt wird, kann die obige Berechnungsweise auf jeden zulässigen<br />

Hierarchietyp angewendet werden.<br />

Die Verdichtung der lokalen Gewichte zu einer Gesamtpriorität soll nun anhand des<br />

Beispiels erläutert werden. Bis jetzt sind nur die Prioritäten der Alternativen in<br />

Hinblick auf die Kosten bekannt. Da auf die Darstellung der Ermittlung der<br />

Gewichtungen bezüglich der anderen beiden Kriterien verzichtet werden soll, wird die<br />

Verdichtung auf Basis fiktiv festgelegter Eigenvektoren durchgeführt, die im<br />

Folgenden aufgeführt sind.<br />

1) Auflistung der lokalen Alternativenprioritäten<br />

i) Lehrangebot ii) Reputation iii) Kosten<br />

EV K1<br />

Uni A 0,3<br />

Uni B 0,1<br />

Uni C 0,6<br />

EV K2<br />

Uni A 0,45<br />

Uni B 0,15<br />

Uni C 0,4<br />

EV K3<br />

Uni A 0,4481<br />

Uni B<br />

0,2689<br />

Uni C<br />

0,2830<br />

2) Ermitteln der globalen Alternativenprioritäten<br />

EV K1 EV K2 EV K3<br />

EV K<br />

GEV A<br />

Uni A 0,3 0,45 0,4481<br />

L 0,1884<br />

Uni A 0,4204<br />

Uni B 0,1 0,15 0,2689<br />

*<br />

R 0,081<br />

=<br />

Uni B 0,2275<br />

Uni C 0,6 0,4 0,2830<br />

C 0,7306<br />

Uni C 0,3522<br />

- 61 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Meixner schlägt eine etwas andere Vorgehensweise zur Verdichtung der lokalen<br />

Prioritäten vor. Im mathematischen Sinne handelt es sich hierbei aber nur um eine<br />

andere Berechnungsreihenfolge und stellt somit keinen Gegensatz zur vorherigen<br />

Methodik nach Saaty dar. Diese Variante soll dennoch ebenfalls kurz erläutert werden,<br />

da sie zum Verständnis der Prioritätenverdichtung beiträgt.<br />

In einem ersten Schritt werden tabellarisch alle Kriterien und Subkriterien aufgelistet,<br />

die hierarchisch in direkter Beziehung zu den Alternativen bzw. den untersten<br />

Kriterien stehen. Die durch den paarweisen Vergleich zuvor ermittelten absoluten<br />

Gewichte werden ebenenabhängig rechts hinzugefügt. Nun können die relativen<br />

Kriteriengewichte durch Multiplikation der absoluten Gewichte je Ebene ermittelt<br />

werden. Da die Beispielhierarchie nur eine Kriterienebene aufweist, können keine<br />

relativen Kriteriengewichte ermittelt werden. Dieser Zwischenschritt soll deshalb<br />

anhand eines anderen, allgemeinen Beispiels, kurz erläutert werden.<br />

Auflistung der Kriterien und<br />

Subkriterien<br />

absolute<br />

Gewichte<br />

Ebene 1<br />

Absolute<br />

Gewichte<br />

Ebene 2<br />

Relative<br />

Gewichte<br />

Kriterium 1 0,3 0,3<br />

Kriterium 2 0,2 0,4<br />

Kriterium 3:<br />

0,5<br />

Subkriterium 1<br />

0,7<br />

0,35<br />

Subkriterium 2<br />

0,3<br />

0,15<br />

Σ 1 1 1<br />

Tabelle 6: Ermittlung der Gesamtgewichte I<br />

In einer zweiten Tabelle gleicher Gliederung werden entweder die absoluten<br />

Kriteriengewichte oder, falls ermittelbar, die relativen Kriteriengewichte eingetragen.<br />

Hinzugefügt werden die absoluten Alternativengewichte, die im Hinblick auf das<br />

jeweilige Kriterium zuvor ermittelt wurden. Diese können in relative Gewichte durch<br />

Multiplikation der absoluten bzw. relativen Kriterienprioritäten mit den absoluten<br />

Werten der jeweiligen Alternative transformiert werden. Die alternativenbezogene<br />

Summe der relativen Gewichte ergibt die gesuchte Gesamtpriorität. Die untere Tabelle<br />

zeigt die Berechnung der Gesamtprioritäten für das bekannte Beispiel zur Auswahl<br />

einer optimalen Universität.<br />

- 62 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Auflistung der<br />

Kriterien (und<br />

Subkriterien)<br />

Relative<br />

Gewichte<br />

Absolute<br />

Gewichte<br />

Uni A<br />

Absolute<br />

Gewichte<br />

Uni B<br />

Absolute<br />

Gewichte<br />

Uni C<br />

Relative<br />

Gewichte<br />

Uni A<br />

Relative<br />

Gewichte<br />

Uni B<br />

Relative<br />

Gewichte<br />

Uni C<br />

Lehrangebot 0,1884 0,3 0,1 0,6 0,057 0,019 0,113<br />

Reputation 0,081 0,45 0,15 0,4 0,036 0,012 0,0324<br />

Kosten 0,7306 0,4481 0,2689 0,2830 0,3274 0,1965 0,2068<br />

Σ 1 0,4204 0,2275 0,3522<br />

Tabelle 7: Ermittlung der Gesamtgewichte II<br />

Verdichtung der Inkonsistenzbewertung<br />

Zuvor wurde bereits gezeigt, wie der Inkonsistenzfaktor einer Prioritätenmatrix<br />

ermittelt werden kann. Der AHP ermöglicht darüber hinaus nach Abschluss der<br />

Bewertungsphase die Berechnung eines globalen Inkonsistenzfaktors, der eine<br />

Aussage über die Gesamtkonsistenz aller Teilentscheidungen trifft. Da die Ermittlung<br />

sehr aufwendig und aus der Sicht des Anwenders wenig interessant ist, soll hier die<br />

allgemeine Vorgehensweise nur kurz erläutert werden.<br />

Der globale Inkonsistenzindex bezieht sich auf die gesamte Hierarchie und wird<br />

deshalb mit C.R.H. abgekürzt. In Anlehnung an die Ermittlung der lokalen<br />

Konsistenzen wird dieser ermittelt, indem der Inkonsistenzfaktor C.I. und der<br />

Zufallsindex R.I. jeweils zu einer globalen Größe verdichtet und diese anschließend ins<br />

Verhältnis zueinander gesetzt werden. Der globale C.I. wird ermittelt, indem der Wert<br />

für die jeweils betrachtete Ebene mit den Produkten aus Kriterienprioritäten und den<br />

zugehörigen lokalen C.I. addiert wird. Die Berechnung des globalen R.I. erfolgt nach<br />

dem gleichem Schema. Der lokale R.I. wird mit dem Produkt aus Kriterienprioritäten<br />

und dem zugehörigen R.I. addiert. Auch für die Gesamtbetrachtung gilt, dass alle<br />

C.R.H. ≤ 0,1 akzeptiert werden. Für größere Werte wird die Wiederholung der<br />

gesamten Bewertung empfohlen. Falls einzelne Inkonsistenzfaktoren grenzwertig<br />

sind, kann es sinnvoll sein, zunächst diese Teilentscheidungen zu überdenken. In den<br />

meisten Fällen kann der C.R.H. hiermit effektiv gesenkt werden, ohne dass die<br />

komplette Bewertungsphase wiederholt werden muss [Saaty '90b].<br />

- 63 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Gruppenentscheidungen<br />

Vielfach ist es wünschenswert oder sogar zwingend notwendig, dass mehrere<br />

Interessensparteien an der Entscheidungsfindung beteiligt werden. Im Rahmen der<br />

Kundenanforderungspriorisierung ist die Verdichtung von Entscheidungen Einzelner<br />

zu einem Gesamtergebnis sogar eine notwendige Voraussetzung für die Anwendung<br />

einer bestimmten Bewertungsmethode. Der AHP bietet mehrere Varianten, Gruppenentscheidungen<br />

durchzuführen, die nun näher vorgestellt werden sollen.<br />

Kompromissfindung im Team<br />

Dieser Lösungsansatz unterscheidet sich nur geringfügig von dem klassischen<br />

Ablaufschema des AHP. Die sich der Definition und Hierarchisierung von<br />

Einflussgrößen anschließende Bewertung wird hierbei nicht von einer Person, sondern<br />

von allen am Entscheidungsprozess Beteiligten gemeinschaftlich vorgenommen. Bei<br />

auftretenden Unstimmigkeiten müssen die jeweiligen Positionen diskutiert und<br />

abschließend ein Kompromiss gefunden werden. Ist dies nicht möglich, so liegt die<br />

letzte Entscheidung bei einem zuvor bestimmten Gruppenmoderator. Dieser kann<br />

sowohl eine der Extrempositionen einnehmen, als auch einen Mittelwert aus den<br />

unterschiedlichen Meinungen wählen [Meixner '02].<br />

Voraussetzung für die Entscheidungsfindung im Team ist, dass die einzelnen<br />

Gruppenmitglieder diskussionserfahren sind und unabhängig entscheiden können.<br />

Letzteres ist häufig dann nicht gewährleistet, wenn gruppeninterne<br />

Machtverhältnisse, z. B. aufgrund hierarchischer Differenzen, das<br />

Entscheidungsverhalten einzelner beeinflussen. Darüber hinaus sollte diese Technik<br />

nur dann angewendet werden, wenn die Anzahl der Beteiligten eine produktive<br />

Diskussion ermöglicht. Aus organisatorischer Sicht ist diese Methode vorteilhaft, da<br />

pro Bewertung jeweils nur ein Wert berücksichtigt wird und nicht, wie bei den<br />

folgenden Varianten, einzelne Bewertungen zu einem Gesamtergebnis verdichtet<br />

werden müssen.<br />

Verdichtung von Einzelentscheidungen<br />

Kommt eine Bewertung im Team aus den oben beschriebenen Gründen nicht in Frage,<br />

so müssen die aus getrennten Bewertungen resultierenden Ergebnisse zu einer<br />

Gesamtlösung aggregiert werden. In Abhängigkeit des Zeitpunkts der Verdichtung und<br />

der mathematischen Methode werden jeweils zwei Verfahren unterschieden.<br />

Zum einen können die jeweiligen Elemente der Evaluationsmatrizen zu einer Matrix<br />

zusammengefasst und der zugehörige Eigenvektor, und damit die resultierenden<br />

- 64 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Prioritäten, ermittelt werden. Zum anderen besteht auch die Möglichkeit, aus denen<br />

pro Entscheider und Prioritätenmatrix ermittelten Eigenvektoren eine Gesamtpriorität<br />

zu ermitteln. Die jeweiligen Daten können nun entweder durch Mittelwertbildung<br />

(arithmetischer bzw. geometrischer Mittelwert) oder durch Anwendung des Medians<br />

berechnet werden. Meixner empfiehlt grundsätzlich die Anwendung des<br />

geometrischen Mittels, da das arithmetische Mittel und der Median keine Invertierung<br />

der ermittelten Werte zulässt [Meixner '02].<br />

Da die Reziprozität eine notwendige Eigenschaft einer Prioritätenmatrix ist, kann<br />

folglich nur der geometrische Mittelwert zur Berechnung befürwortet werden.<br />

Lediglich bei großen Streuungen wäre die Berechnung mit Hilfe des arithmetischen<br />

Mittelwerts vorteilhaft, da er nicht zu einer Nivellierung der Präferenzen führt, wie<br />

dies bei Anwendung des geometrischen Mittels der Fall wäre. Wird trotz stark<br />

ungleicher Prioritätenverteilungen das geometrische Mittel angewendet, so müssen<br />

für die betroffenen Teilentscheidungen Kompromisslösungen, z. B. durch Diskussion<br />

im Team, gefunden werden [Meixner '02].<br />

Die nachstehende Abbildung zeigt jeweils ein Beispiel für die Verdichtung der fiktiv<br />

gewählten Prioritätenmatrizen 1 und 2 sowie der zugehörigen Eigenvektoren. Durch<br />

Mittelwertbildung (geometrischer Mittelwert) der Elemente der Eigenvektoren 1 und 2<br />

kann ein resultierender Eigenvektor berechnet werden (siehe Zeile 2). Hierzu werden<br />

die Komponenten multipliziert und durch die zweite Wurzel geteilt, da die Anzahl der<br />

Evaluationsmatrizen gleich zwei ist. Der resultierende Eigenvektor kann aber auch<br />

durch Verdichtung der Matrizen 1 und 2 zu einer resultierenden Prioritätenmatrix nach<br />

obigem Prinzip ermittelt werden (siehe Zeile 3). Der zugehörige Eigenvektor II<br />

unterscheidet sich einschließlich der zweiten Nachkommastelle nicht von dem zuvor<br />

ermittelten Eigenvektor I in Zeile 2. Kleinere Abweichungen sind allgemein üblich und<br />

zulässig, da beide Methoden bezüglich des Prioritätenrankings zu gleichen<br />

Ergebnissen führen.<br />

- 65 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Prioritätenmatrix 1<br />

Prioritätenmatrix 2<br />

Übergeordnetes<br />

Kriterium<br />

A B C<br />

Übergeordnetes<br />

Kriterium<br />

A B C<br />

A 1 2 3<br />

B ½ 1 ¼<br />

C 1/3 4 1<br />

A 1 3 4<br />

B 1/3 1 1/5<br />

C ¼ 5 1<br />

Eigenvektor 1<br />

EV 1<br />

0,56<br />

0,13<br />

0,31<br />

Eigenvektor 2<br />

EV 2<br />

0,64<br />

0,09<br />

0,27<br />

resultierender Eigenvektor I<br />

EV II<br />

0,6<br />

0,11<br />

0,29<br />

resultierende Prioritätenmatrix<br />

Eigenvektor II<br />

Abbildung 21: Verdichtung von Einzelentscheidungen<br />

Einbeziehung von Stakeholdergewichtungen<br />

Bei beiden im vorherigen Abschnitt vorgestellten Lösungsansätzen können<br />

unterschiedliche Gewichte einzelner Entscheider berücksichtigt werden.<br />

Grundsätzlich soll hierfür wiederum der geometrische Mittelwert herangezogen<br />

werden. Zusätzlich fließen aber die Bedeutungsgewichte w i einzelner Stakeholder mit<br />

in die Berechnung ein.<br />

Diese wird nach folgender Formel durchgeführt, wobei n wiederum die Elementanzahl<br />

angibt [Bronstein '01]:<br />

w w1 w2 wn<br />

x = x 1<br />

* x2<br />

* ... * xn<br />

, wobei gilt: w = w1 + w2<br />

+ ... + wn<br />

- 66 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Beim klassischen geometrischen Mittel sind die einzelnen Bedeutungsgewichte stets<br />

gleich eins. Beim gewichteten geometrischen Mittel können diese Elemente aus allen<br />

positiven, reellen Zahlen bestehen. Vorteilhaft ist die normierte Angabe der Gewichte,<br />

da ihre Summe stets eins ergibt und die Wurzelberechnung somit umgangen werden<br />

kann:<br />

w1<br />

w2<br />

wn<br />

x = x1 * x2<br />

* ... * xn<br />

, wobei gilt: 0 ≤ wi ≤ 1 ; w = w1 + w2<br />

+ ... + wn<br />

= 1<br />

Eine Invertierung der Werte ist beim gewichteten wie beim klassischen geometrischen<br />

Mittel möglich, so dass es sich für die Verdichtung von Einzelbewertungen ebenso<br />

eignet. Die Berechnung der resultierenden Prioritätenmatrizen bzw. der<br />

Gesamtprioritätenvektoren erfolgt analog zu den Ausführungen im vorherigen<br />

Abschnitt unter Anwendung der obigen Formel.<br />

Um unterschiedliche Gewichte einzelner Stakeholder zu berücksichtigen, schlägt<br />

Meixner für die Verdichtung der Eigenvektoren eine etwas andere Herangehensweise<br />

vor. Hiernach wird jede Hierarchieebene um eine weitere Ebene ergänzt, die die<br />

Wichtigkeit der am Entscheidungsprozess Beteiligten in die Bewertung integriert<br />

[Meixner '02]. Die folgende Abbildung zeigt anhand eines allgemeinen Beispiels den<br />

Aufbau einer derart modifizierten Entscheidungshierarchie. Es ist durchaus zulässig,<br />

wenn auch nicht üblich, dass die Gewichte je Stakeholder für jede Teilentscheidung<br />

variieren.<br />

Problem<br />

Stakeholder A<br />

(Problem)<br />

Stakeholder B<br />

(Problem)<br />

Kriterium 1 Kriterium 2 Kriterium 3<br />

Stakeholder A<br />

(Kriterium 1)<br />

Stakeholder B<br />

(Kriterium 1)<br />

Stakeholder A<br />

(Kriterium 3)<br />

Stakeholder B<br />

(Kriterium 3)<br />

Subkriterium 1.1 Subkriterium 1.2 Subkriterium 1.3<br />

Subkriterium 3.1 Subkriterium 3.2<br />

Abbildung 22: Einbezug von Stakeholdergewichten in die Problemhierarchie<br />

Die von Meixner vorgestellte Methode unterscheidet sich vom Ablauf nicht von der<br />

zuvor erläuterten Herangehensweise. Alle Kriterien und Subkriterien werden von<br />

jedem Stakeholder bewertet und anschließend aggregiert. Allerdings wird hierfür der<br />

gewichtete arithmetische Mittelwert herangezogen. Um beispielsweise die<br />

- 67 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Subkriterien 1.1, 1.2 und 1.3, die von Stakeholder A und B in paarweisen Vergleichen<br />

bewertet wurden, zu verdichten, werden die sich hieraus ergebenen Eigenvektoren zu<br />

einer Matrix zusammengefasst und mit dem Stakeholdervektor multipliziert. Jedes<br />

Element des neuen Vektors wird durch ein Skalarprodukt ermittelt, dass der folgenden<br />

Formel – und somit dem gewichteten arithmetischen Mittelwert – entspricht<br />

[Bronstein '01]:<br />

= w1 * x1<br />

+ w 2<br />

* x2<br />

+ ... wn<br />

* xn<br />

, wobei gilt: w = w1 + w2<br />

+ ... + wn<br />

= 1<br />

x +<br />

Meixner kritisiert allgemein den Einbezug unterschiedlicher Stakeholdergewichte mit<br />

dem Verweis, sie seien zu umständlich und sollten deshalb vermieden werden<br />

[Meixner '02]. Dieser Aspekt kann so nicht nachvollzogen werden, da der<br />

Rechenaufwand im Vergleich zu der gleichrangigen Datenverdichtung im vorherigen<br />

Abschnitt nur unwesentlich höher ist. Zudem ist unverständlich, warum Meixner an<br />

dieser Stelle den arithmetischen Mittelwert präferiert, obwohl er zuvor das<br />

geometrische Mittel aufgrund seiner spezifischen Vorteile bevorzugt. Wie die weiteren<br />

Ausführungen zeigen werden, ist die Anwendung unterschiedlicher Gewichtungen<br />

durchaus sinnvoll und realisierbar. Es wird dabei auf den gewichteten geometrischen<br />

Mittelwert zurückgegriffen.<br />

Kritische Anmerkungen zum AHP<br />

Abschließend sollen nun einige kritische Anmerkungen zum AHP erläutert werden.<br />

Einige davon werden seit Veröffentlichung der Methodik in der Fachwelt lebhaft<br />

diskutiert. Es soll zuvor nochmals darauf hingewiesen werden, dass hier nur rein<br />

methodenbasierte und nicht auf den speziellen Anwendungsfall der<br />

Kundenanforderungspriorisierung bezogene Schwachstellen vorgestellt werden.<br />

Sofern die Ausführungen nicht ausschließlich auf eigenen Beobachtungen beruhen, ist<br />

dies durch die Angabe einer Literaturquelle kenntlich gemacht.<br />

Rang-Reversal:<br />

Wird ein Entscheidungsmodell nachträglich geändert, indem z. B. eine weitere<br />

Alternative hinzugefügt wird, so kann dies zu einer Änderung der sich aus einer<br />

vorherigen Bewertung ergebenen Reihenfolge der Alternativen führen. Hat<br />

beispielsweise eine erste Bewertung mit drei Alternativen ergeben, dass A > B > C ist,<br />

so kann, muss aber nicht, eine der folgenden Konstellationen durch Betrachtung einer<br />

weiteren Alternative zu Stande kommen: D > A > B > C, A > D > B > C, A > B > D > C oder<br />

A > B > C > D. Eine erneute Bewertung könnte durchaus aber auch ergeben, dass<br />

C > D > A > B ist. Diese Aussage erscheint zumindest auf den ersten Blick unlogisch, da<br />

C zuvor die niedrigste Bedeutung zugemessen wurde und jetzt allen anderen<br />

- 68 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Alternativen vorgezogen wird. Dieses Phänomen, das in der Fachwelt als Rang<br />

Reversal bezeichnet wird, ist in der Praxis vielfach zu beobachten. Ein möglicher<br />

Grund für ein solches Entscheidungsverhalten kann z. B. sein, dass die Modifikation<br />

der Einflussgrößen eine neue Sichtweise auf die Problemstellung liefert [Meixner '02].<br />

Da sich die Bewertung mittels AHP immer nur auf eine zuvor fest definierte Hierarchie<br />

bezieht, ist der AHP unter derartigen Bedingungen instabil. Zuvor wurde aber bereits<br />

auch darauf hingewiesen, dass der AHP nur dann sinnvolle Ergebnisse liefert, wenn<br />

das Entscheidungsproblem zuvor korrekt und damit vollständig abgebildet wurde.<br />

Eine mögliche Umkehrung der Alternativenrangfolge bei nachträglicher Änderung der<br />

Einflussgrößen sollte deshalb vielmehr als Eigenschaft, statt als Kritik gewertet<br />

werden.<br />

Mögliche Fehlinterpretation der Skalenwerte:<br />

Die Verknüpfung der einzelnen Skalenelemente mit den linguistischen Variablen, wie<br />

z. B. „etwas größere Bedeutung als“ oder „sehr viel größere Bedeutung als“ kann zu<br />

Irritationen bei der Auswertung führen. Obwohl ein Kriterium A nur etwas wichtiger im<br />

Vergleich zu B erscheint, also gilt: A = 2 * B, ergibt sich die folgende relative<br />

Gewichtung, wenn nur diese beiden Kriterien miteinander verglichen werden:<br />

A = 66,67% und B = 33,33%, da gilt: A= 2 * B = 66,67%. Wird die prozentuale<br />

Verteilung und damit der Multiplikationsfaktor 2 nicht mit der linguistischen Variable<br />

„etwas wichtiger als“ verknüpft, so erscheint A gegenüber B deutlich wichtiger. Bei<br />

der Interpretation der Ergebnisse einer Bewertung mittels AHP ist folglich ein<br />

gewisses Hintergrundwissen zur Methodik gefragt.<br />

Unvermeidbare Inkonsistenzen:<br />

Inkonsistenzen sind nicht immer zu vermeiden, auch wenn der Bewerter absolut<br />

konsistent entscheiden will. Wird in einem ersten Vergleich festgelegt, dass A = 5 * B<br />

ist und B = 3 * C ist, wobei A, B, und C drei Vergleichselemente (Kriterien, Subkriterien,<br />

Alternativen) darstellen, so müsste der Entscheider zu der Aussage kommen, dass<br />

A = 15 * B ist. Dieser Faktor ist aber kein Element der AHP-Skala. Es kann also<br />

höchstens festgelegt werden, dass A = 9 * B ist. Da die sich hieraus ergebende<br />

Inkonsistenz klein ist – für dieses Beispiel ist C.R. = 0,03 – und geringe Inkonsistenzen<br />

durchaus zulässig sind, überwiegen laut Meixner die Vorteile der von Saaty gewählten<br />

Skala [Meixner '02].<br />

Allerdings wird das beschriebene Phänomen durch eine hohe Anzahl an<br />

Paarvergleichen in Verbindung mit vielen Extremgewichtungen innerhalb einer<br />

Prioritätenmatrix verstärkt. In Addition zu einer geringfügig inkonsistenten Bewertung<br />

- 69 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


könnte der von Saaty empfohlene Grenzwert von C.R. ≤ 0,01 überschritten werden, so<br />

dass die Bewertung wiederholt werden müsste, obwohl der Entscheider eventuell nur<br />

leicht oder ausschließlich aufgrund der begrenzten Skala inkonsistent entschieden<br />

hat. Hieraus ergibt sich die Frage, ob es nicht durchaus im Ermessen des Entscheiders<br />

liegen sollte, ob er bei einem C.R. zwischen 0,1 und 0,2 die Paarvergleiche wiederholen<br />

will.<br />

Nicht abbildbare Abhängigkeiten zwischen Einflussgrößen:<br />

Die Möglichkeit, Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Einflussgrößen durch eine<br />

AHP-Hierarchie auszudrücken, ist begrenzt. Laut Definition dürfen weder die<br />

Elemente einer Ebene, noch die Elemente unterschiedlicher Ebenen, die nicht<br />

hierarchisch miteinander verknüpft sind, sich gegenseitig beeinflussen. Umgekehrt<br />

bedeutet das, dass nur die Subelemente einer Ebene die jeweils übergeordneten<br />

Elemente bedingen, die auf dem gleichen Hierarchiepfad liegen, also über<br />

Verbindungslinien miteinander verknüpft sind.<br />

K1 wird durch SK1 und SK2 beeinflusst. K2 und K3 sind ebenfalls beide auch von SK1<br />

abhängig, K2 aber nicht von SK2, sondern von SK3. K3 wird bis auf SK3 von allen<br />

Subkriterien beeinflusst. Diese Art von komplexeren hierarchischen Abhängigkeiten<br />

kann im Gegensatz zu einer Monohierarchie durch eine Polyhierarchie ausgedrückt<br />

werden. Eine gleichzeitige Verknüpfung eines untergeordneten Elementes mit<br />

Elementen verschiedener Ebenen ist aber auch hiermit nicht möglich. Würde die<br />

Hierarchie der gleichen Abbildung um eine Ebene auf insgesamt vier erweitert und<br />

sollte die Abhängigkeit eines Sub-Subkriteriums auf vierter Ebene gleichzeitig mit<br />

einem Element auf der dritten und zweiten Ebene ausgedrückt werden, so könnte dies<br />

durch keine zulässige Verknüpfung realisiert werden. Der beschriebene Konflikt<br />

könnte aber auch nicht durch eine Umsiedelung des Sub-Subkriteriums auf eine<br />

andere Ebene umgangen werden, da somit das Entscheidungsproblem wiederum nicht<br />

korrekt abgebildet würde.<br />

Können Abhängigkeiten zwischen einzelnen Einflussgrößen nicht durch eine<br />

hierarchische Verknüpfung berücksichtigt werden, so ist das Entscheidungsproblem<br />

nicht mit Hilfe des AHPs lösbar. In solchen Fällen müssen andere<br />

Entscheidungstheorien zur Lösungsfindung herangezogen werden, wie z. B. der<br />

Analytische Netzwerk Prozess. Der ANP ist eine ebenfalls von Saaty entwickelte<br />

Entscheidungstheorie, die den AHP dahingehend verallgemeinert, dass die<br />

Einflussgrößen auf ein Entscheidungsproblem nicht zwingend in eine Hierarchie<br />

integriert werden müssen. Grundlage eines Entscheidungsmodells ist ein Netzwerk,<br />

das Abhängigkeiten zwischen Elementen nicht nur durch hierarchische<br />

- 70 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Verknüpfungen, also von oben nach unten, berücksichtigen kann, sondern diese<br />

zwischen allen Faktoren zulässt. Unterstützt wird dies durch eine nichtlineare<br />

Berechnungsweise [URL01].<br />

2.3.2 Die Nutzwertanalyse<br />

Die NWA ist - wie der AHP - eine Methode zur Unterstützung komplexer<br />

Auswahlentscheidungen. Sie wurde in den Vereinigten Staaten im Bereich der<br />

Ingenieurwissenschaften entwickelt und ist im angloamerikanischen Raum unter dem<br />

Betriff „multi-attribute utility analysis“ bekannt. Ziel ist die Evaluierung einer Menge<br />

von Alternativen im Hinblick auf rein qualitative Einflussgrößen, die ein zuvor<br />

definiertes Entscheidungsproblem klassifizieren und in einer Hierarchie abgebildet<br />

werden können. Anfang der 70er Jahre wurde die NWA durch Professor Christof<br />

Zangemeister im deutschsprachigen Raum bekannt. In den 70er und 80er Jahren<br />

wurde sie vielfach in politischen Gremien zur Bewertung ökologischer und<br />

verkehrspolitischer Problemstellungen angewendet. Ein berühmtes Beispiel ist die<br />

Planung der Erweiterung des Berliner Innenrings im Jahre 1987. Heutzutage wird sie<br />

vielfach - zumindest in modifizierter Form - als Basis von Expertensystemen zur<br />

Entscheidungsunterstützung (DSS) eingesetzt [URL09].<br />

Der methodische Ablauf der NWA und des AHP gleichen sich stark, da die theoretische<br />

Grundlage beider Entscheidungstools identisch ist. Der AHP stellt lediglich eine<br />

Erweiterung der NWA dar, weshalb alle zuvor diskutierten methodischen Restriktionen<br />

auch hier gelten. Mathematisch basiert die Methode auf einem additiven<br />

Näherungsverfahren, so dass die Logik der Entscheidungen nicht in Form eines<br />

Inkonsistenzfaktors bewertet werden kann.<br />

Im Folgenden sollen einige Einzelschritte des prozessualen Ablaufs, der in der<br />

nachstehenden Abbildung dargestellt ist, näher erläutert werden. In Anlehnung an<br />

Abbildung 14 sind auch hier alle nicht automatisierbaren Ablaufschritte grau<br />

hinterlegt. Fett markierte Teilprozesse müssen ebenfalls von der gleichen Person bzw.<br />

dem gleichen Team vorgenommen werden. Der Iterationspfeil deutet an dass, bei<br />

instabilen Lösungen, die Bewertungsphase wiederholt werden sollte.<br />

- 71 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Definition der Ziele<br />

Definition der Alternativen<br />

Modellieren<br />

Definition der Kriterien<br />

Gewichtung der Kriterien<br />

Gewichtung der Alternativen<br />

Entscheiden<br />

Ermitteln der Gesamtpriorität<br />

Sensitivitätsanalyse<br />

Validieren<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Abbildung 23: Ablaufschema einer NWA<br />

Die ersten und letzten zwei Ablaufschritte sollen hier nicht näher betrachtet werden,<br />

da sie mit der Vorgehensweise beim AHP vollständig übereinstimmen. Unterschiede<br />

sind jedoch bei der Definition und Gewichtung der Kriterien, der Bewertung der<br />

Alternativen sowie der Ermittlung der Gesamtprioritäten zu verzeichnen. Diese<br />

Aspekte sollen nun näher erläutert werden. Die methodischen Grundlagen sind, soweit<br />

nicht anders kenntlich gemacht, aus der Wikipedia-Online-Enzyklopädie entnommen<br />

[URL09].<br />

Definition der Kriterien<br />

Grundsätzlich ist der Ablauf zur Bestimmung und Strukturierung der Einflussgrößen<br />

wie beim AHP vorzunehmen. Zusätzlich können bei der NWA jedoch K.O.-Kriterien,<br />

sowie Ober- und Untergrenzen definiert werden. Alternativen, die das Kriterium nicht<br />

erfüllen oder die Grenzwerte über- bzw. unterschreiten, werden je nach<br />

Bewertungsskala mit einem Wert kleiner oder gleich 0 gewichtet und können somit<br />

direkt in die Bewertungsphase integriert werden.<br />

- 72 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Einflussgrößen, die für die Lösung des Entscheidungsproblems zwar von Vorteil, aber<br />

nicht von absoluter Wichtigkeit sind, werden als Soll-Kriterien bezeichnet. Nur diese<br />

können im Unterschied zur NWA mit Hilfe des AHP bewertet werden.<br />

Gewichtung der Kriterien<br />

Ausgangspunkt für die Gewichtung der Kriterien ist, dass alle relevanten<br />

Bewertungskriterien und Alternativen bekannt und hierarchisch strukturiert sind.<br />

Diese Phase wird von Zangemeister als Konkretisierung eines mehrdimensionalen<br />

Zielsystems bezeichnet [Zangemeister '76]. Unterschieden werden zwei mögliche<br />

Verfahren zur Bewertung der Wichtigkeit der einzelnen Kriterien. Entweder erfolgt die<br />

Reihung der Alternativen durch direkte Vergabe von relativen Punktwerten, auch<br />

relatives Rating genannt, oder mittels eines vereinfachten Paarvergleichs. Unabhängig<br />

von der Methode muss die Summe aller Kriteriengewichte 100% ergeben. Die<br />

Gewichtsverteilung spiegelt die Aufteilung des Gesamtnutzens wieder.<br />

Beim relativen Rating wird der Gesamtnutzen von 100% direkt auf die einzelnen<br />

Kriterien aufgeteilt. Beim Paarvergleich werden - wie schon zuvor beim AHP - alle<br />

Kriterien einer Ebene miteinander im Hinblick auf ein übergeordnetes Kriterium oder<br />

das Ziel vergleichen. Lediglich die Skala unterscheidet sich hinsichtlich der zulässigen<br />

Werte und des Abstufungsumfangs. Bei der NWA sind meist nur drei Urteile möglich,<br />

die der folgenden Tabelle zu entnehmen sind.<br />

Beschreibung<br />

Skalenwert<br />

Kriterium 1 ist wichtiger als Kriterium 2 2<br />

Kriterium 1 ist genauso wichtig wie Kriterium<br />

2<br />

Kriterium 1 ist nicht so wichtig wie Kriterium<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Tabelle 8: Paarvergleichsskala (NWA)<br />

Für die Kriterien „Lehrangebot“ und „Reputation“ aus dem Beispiel zur Auswahl einer<br />

optimalen Universität kann, unter Berücksichtigung der zuvor angenommenen<br />

Gewichte, die folgende Kriterienmatrix abgeleitet werden.<br />

- 73 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


opt.<br />

Universität<br />

Lehrangebot Reputation Summe Normierung<br />

Lehrangebot 1 2 3 75<br />

Reputation 0 1 1 25<br />

Summe 4 100<br />

Tabelle 9: Kriterienbewertung mittels Paarvergleich (NWA)<br />

Die Zeilensumme gibt Aufschluss über die Gesamtprioritäten je Kriterium. Je größer<br />

ihr Wert, desto wichtiger ist die Erfüllung der jeweiligen Einflussgröße aus der Sicht<br />

des Bewerters für das vorliegende Entscheidungsproblem. Die resultierenden Werte<br />

werden i. d. R. in einem weiteren Schritt normiert, so dass die Summe - wie gefordert -<br />

100 (%) ergibt. Die Prioritäten können mit Hilfe der folgenden Formel transformiert<br />

werden:<br />

w<br />

i,gesamt<br />

=<br />

Σ<br />

wi<br />

w<br />

i<br />

* 100<br />

Das Kriterium Kosten kann zwar in die Kriterien-, nicht aber in die<br />

Alternativenbewertung direkt eingehen, so dass diese Einflussgröße hier<br />

vernachlässigt wurde. Grundsätzlich sollen mit der NWA nur qualitative Größen<br />

betrachtet werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, über eine Definition von<br />

Nutzenfunktionen Alternativen im Hinblick auf harte Kriterien zu bewerten. Dieser<br />

Aspekt wird im Folgeabschnitt noch näher erläutert.<br />

Die mittels Paarvergleich resultierenden Kriterienprioritäten sollen für die<br />

Gesamtauswertung übernommen werden. Wie bereits geschildert, hätten diese aber<br />

auch durch ein relatives Rating bestimmt werden können. Zunächst soll jedoch auf die<br />

Gewichtung der Alternativen eingegangen werden.<br />

Gewichtung der Alternativen<br />

Im Gegensatz zur Kriterienbewertung fordert die NWA standardmäßig für die<br />

Gewichtung der Alternativen eine direkte Punktevergabe. Diese Bewertungstechnik<br />

wird als absolutes Rating bezeichnet. Der Umfang der Bewertungsskala kann frei<br />

gewählt werden. Meist wird – wie beim Schulnotensystem – eine sechselementige<br />

Skala bevorzugt, die die Werte von 0 (ganz schlecht) bis 5 (sehr gut) beinhaltet. Üblich<br />

sind aber auch andere Skalen mit ganzzahligen Werten von 0 bis 10. Grundsätzlich gilt,<br />

dass ein größerer Wert eine höhere Priorität ausdrückt.<br />

- 74 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Um die jeweiligen Alternativen im Hinblick auf komplexe qualitative oder<br />

quantifizierbare Kriterien bewerten zu können, muss zunächst die Verknüpfung<br />

zwischen dem Wert der Einflussgröße und dem hieraus resultierenden Nutzen<br />

definiert werden. Diese Beziehung wird durch eine so genannte Nutzenfunktion<br />

ausgedrückt. Die folgende Abbildung zeigt Beispiele für mögliche Verläufe von<br />

Funktionen, die den Einfluss von quantitativen Größen auf den Nutzen beschreiben<br />

[URL03].<br />

Abbildung 24: Beispiele für typische Nutzenfunktionen<br />

Wie der obigen Graphik zu entnehmen ist, können die Eigenschaften der<br />

Nutzenfunktionen vielfältig divergieren. Zulässig sind stetige und unstetige, sowie<br />

lineare und nichtlineare Verläufe. Der Nutzen kann mit zunehmenden Abszissenwerten<br />

steigen oder fallen. Die Funktionen können auch glocken- oder parabelförmig<br />

verlaufen. Ziel ist die aus der Sicht des Entscheiders wirklichkeitsgetreue Abbildung<br />

der Verknüpfung von Input- und Outputgrößen.<br />

Für das diskutierte Beispiel könnten somit auch die Kosten in die Bewertung integriert<br />

werden, indem beispielsweise pro Subkriterium eine linear fallende Funktion definiert<br />

wird, die ausdrückt, dass der Nutzen der jeweiligen Alternative mit zunehmenden<br />

Kosten sinkt, also umso höher ist, je geringer die finanzielle Belastung ist.<br />

- 75 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Ermittlung der Gesamtpriorität<br />

Für die Verdichtung der Daten zu einer Gesamtpriorität werden die einzelnen<br />

Kriterien- und Alternativennutzenwerte miteinander multipliziert und mit den jeweils<br />

anderen, resultierenden Teilgewichtungen addiert. Diese Summe repräsentiert den<br />

Gesamtnutzen je Alternative. Diejenige Alternative, die den höchsten Nutzen aufweist,<br />

wird i. d. R. gewählt. Liegen einzelne Werte nahe beieinander, empfiehlt es sich, der<br />

Auswertungsphase eine Sensitivitätsanalyse anzuschließen. Durch gezielte Variation<br />

der Kriteriengewichte können Auswirkungen auf die Rangfolge der Alternativen<br />

simuliert werden.<br />

Für das obige Beispiel kann die Gesamtpriorität folgendermaßen ermittelt werden. Für<br />

die Kriterien Lehrangebot und Reputation, die rein qualitative Einflussgrößen<br />

darstellen, wurde keine Nutzenfunktion definiert. Es wird angenommen, dass der<br />

Nutzen mit zunehmender Erfüllung der Kriterien steigt. Die Bewertung wurde<br />

beispielhaft je Alternative mit einer Skala von 1 bis 10 durchgeführt und ist der<br />

folgenden Tabelle zu ntnehmen.<br />

Kriterien Gewichtung Uni A A * G Uni B B * G Uni C C * G<br />

Lehrangebot 75 5 375 2 150 8 600<br />

Reputation 25 7 175 4 100 6 150<br />

Summe 550 250 750<br />

Ranking 2 3 1<br />

G i : Gewicht des jeweiligen Kriteriums; A, B, C: Gewichte der Alternativen<br />

Tabelle 10: Alternativenbewertung (NWA)<br />

Demnach ist die Alternative Uni C deutlich der Alternative Uni A und Uni B vorzuziehen.<br />

Auf eine Sensitivitätsanalyse soll an dieser Stelle verzichtet werden, da das Prinzip<br />

bereits zuvor erläutert wurde.<br />

- 76 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Gesamtnutzen lediglich der Ordnung<br />

der Alternativen dient, aber keine Information über den Nutzen selbst liefert. Er wird<br />

aus der Summe der einzelnen Zielerreichungsgrade ermittelt, die sich wiederum aus<br />

der Multiplikation der Kriterien und Alternativengewichte ergeben. Unabhängig davon,<br />

ob der einzelne Nutzwert über eine Funktion, eine direkte Bewertung oder mittels<br />

paarweisen Vergleichs ermittelt wurde, stellt er immer eine dimensionslose Größe dar.<br />

Es kann also beispielsweise nicht angenommen werden, dass die Alternative A<br />

doppelt so gut wie die Alternative B ist, weil für den Gesamtnutzen gilt: A = 500 und B<br />

= 250. Diese Aussage ist unzulässig. Aus diesem Grunde kann der ermittelte<br />

Gesamtnutzen auch nicht - wie beim AHP - in Relation zu den Kosten gesetzt werden.<br />

2.3.3 Methodischer Vergleich zwischen NWA und AHP<br />

Einzelne Unterschiede zwischen den beiden Methoden wurden bereits in den<br />

vorherigen Abschnitten erwähnt. So ist z. B. eine Konsistenzprüfung bei der NWA nicht<br />

möglich, da die Gewichtungen nicht konsequent in paarweisen Vergleichen<br />

durchgeführt werden müssen und die der Bewertung zugrunde liegende Skala beim<br />

vereinfachten Paarvergleich zudem nicht reziprok aufgebaut ist. Somit ist das von<br />

Saaty entwickelte Modell zur Herleitung des Inkonsistenzfaktors hinfällig.<br />

Desweiteren ist die Integration quantitativer Größen bei der NWA wesentlich<br />

aufwendiger als beim AHP. In den meisten Fällen kann eine Nutzenfunktion definiert<br />

werden, die u. a. die Betrachtung harter Kriterien ermöglicht. Unabhängig von der Art<br />

der Einflussgröße ist die wirklichkeitsgetreue Abbildung eines Sachverhaltes in Form<br />

einer solchen Funktion nicht immer umsetzbar oder sehr kompliziert. Darüber hinaus<br />

ist eine Kosten-Nutzen-Analyse, wie im vorherigen Abschnitt geschildert, zumindest<br />

bei der klassischen Nutzwertanalyse gar nicht möglich.<br />

Zudem ist die NWA ausschließlich auf die Bewertung von Auswahlproblemen<br />

ausgerichtet. Der AHP ermöglicht auch die Betrachtung anderer Fragestellungen, die<br />

z. B. eine reine Bewertung einzelner Kriterien und Subkriterium zum Ziel haben.<br />

Darüber hinaus kann ein solches Entscheidungsproblem jeder Zeit dahingehend<br />

erweitert werden, dass eine Auswahl aus verschiedenen Alternativen getroffen werden<br />

kann. Hierzu muss die Hierarchie nur um die Alternativenebene ergänzt werden.<br />

Theoretisch ist eine reine Kriterienbewertung auch mittels NWA realisierbar, aufgrund<br />

der ungenaueren Bewertungsmethoden, die hierfür zur Auswahl stehen, aber in<br />

diesem Zusammenhang nicht zweckmäßig.<br />

- 77 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Viele Charakteristika der NWA können im Vergleich zum AHP nicht grundsätzlich als<br />

besser oder schlechter klassifiziert werden und weisen sowohl Vor- als auch Nachteile<br />

auf. Welche Methode vorteilhafter ist, hängt vom Einzelfall, also vom konkreten<br />

Entscheidungsproblem, den Präferenzen des Anwenders oder vielen anderen<br />

möglichen Faktoren, ab. Für den Anwender sind z. B. die leichte Verständlichkeit und<br />

die einfache Anwendung eines Entscheidungstools mit Sicherheit von Vorteil, da der<br />

Aufwand geringer ist. In dieser Hinsicht ist die NWA dem AHP deutlich überlegen. Sie<br />

zwingt nicht zum paarweisen Vergleich, die Skalen für die absolute Bewertung sind<br />

frei definierbar, der Paarvergleich verlangt lediglich eine „Größer-Kleiner-Gleich-<br />

Betrachtung“. Zudem werden für die Verdichtung der Daten zu einem Gesamtnutzen<br />

lediglich die Grundrechenarten und keine Matrizenmultiplikationen, wie beim AHP,<br />

benötigt. Deshalb bedarf es bei der Anwendung der NWA auch nicht zwingend einer<br />

Softwareunterstützung. Bei größeren Entscheidungsproblemen wird dies jedoch auch<br />

erforderlich sein.<br />

Alle aufgezählten Eigenschaften könnten aber auch aus einer anderen Perspektive<br />

betrachtet werden. Der methodische Ablauf des AHP ist nur unwesentlich<br />

komplizierter als bei der NWA. Der Anwender muss das mathematische Konzept nicht<br />

kennen oder verstehen, um den AHP erfolgreich anzuwenden. Lediglich der strenge<br />

paarweise Vergleich bedeutet einen größeren Aufwand, ist allerdings auch wesentlich<br />

genauer. Zudem kann der Inkonsistenzfaktor als Richtwert für die Plausibilität der<br />

Entscheidungen angegeben werden. Die von Saaty definierte Skala lässt außerdem<br />

eine wesentlich feinere Abstufung zu. Entscheidungsprobleme, die diese Eigenschaft<br />

fordern, sind mit der NWA gar nicht zu lösen.<br />

Im Gegensatz zum AHP fordert die NWA, wie schon erwähnt, eine Klassifizierung der<br />

Kriterien im Hinblick auf ihre Wichtigkeit. So können Muss- und Soll-Kriterien (Kann-<br />

Kriterien) definiert und direkt in die Berechnung integriert werden. Dies ist beim AHP<br />

nicht möglich. Alternativen, die mindestens ein Muss-Kriterium nicht erfüllen, können<br />

nicht in den Bewertungsprozess mit einbezogen werden.<br />

2.3.4 Kepner-Tregoe-Verfahren<br />

Das Kepner-Tregoe-Verfahren, auch unter dem Namen KT-Analyse bekannt, stellt eine<br />

methodische Erweiterung der NWA dar und wird im Rahmen von QFD-Projekten häufig<br />

angewendet. Im Vergleich zur NWA weist die Methode im Wesentlichen drei<br />

Unterschiede auf, die den sonst gleichen Ablauf erweitern [URL08].<br />

Nach erfolgter Definition der Bewertungskriterien fordert die KT-Analyse zusätzlich<br />

- 78 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


eine konsequente Einteilung in Muss- und Soll-Kriterien. Alternativen, die die<br />

definierten K.O.-Kriterien nicht erfüllen, gehen - wie beim AHP und im Gegensatz zur<br />

NWA - gar nicht erst in die Bewertung ein.<br />

Desweiteren unterscheidet sich die Paarvergleichsskala dahingehend, dass sie nur<br />

zwei Werte aufweist. Ist ein Kriterium A besser als ein Kriterium B, so wird eine 1 in die<br />

Paarvergleichsmatrix eingetragen. Andernfalls wird der Vergleich mit einer 0 bewertet,<br />

unabhängig davon, ob die Kriterien gleich wichtig sind, oder B besser als A ist. Die<br />

einzelnen Prioritäten werden, wie bei der NWA, über Addition der Zeilenwerte und<br />

anschließende Normierung ermittelt.<br />

Nach Abschluss der Bewertungsphase wird eine Risikobetrachtung durchgeführt. Die<br />

Alternativen werden im Hinblick auf die Konsequenzen, die durch ihre Realisierung<br />

entstehen, analysiert. Diejenigen, die mit einem zu hohen Risiko behaftet sind, werden<br />

nachträglich von der Auswahlentscheidung ausgeschlossen. Dabei kann es sich<br />

durchaus um Alternativen handeln, die bei der Bewertung zuvor stark präferiert<br />

wurden.<br />

2.3.5 Conjoint-Analyse<br />

Die Conjoint-Analyse verfolgt im Vergleich zu den vorherigen Methoden einen etwas<br />

anderen Ansatz zur Bewertung multikriterieller Entscheidungsprobleme.<br />

Charakteristisch ist das dekompositionelle Prinzip des Verfahrens. Der Befragte<br />

bewertet mögliche Entscheidungsalternativen im Hinblick auf ihren Nutzen, ohne<br />

zuvor die Kriterien gewichten zu müssen, die die jeweiligen Alternativen<br />

charakterisieren. Die Conjoint-Analyse findet aufgrund dieser Vorgehensweise seit<br />

den 70er Jahren im Rahmen der Anforderungspriorisierung große Beachtung und ist<br />

heute eine der meist eingesetzten Bewertungsverfahren überhaupt. Es existieren viele<br />

verschiedene methodische Varianten, die hier aufgrund Ihrer Vielfalt nicht näher<br />

erläutert werden. Im Folgenden soll der allgemeine Ablauf kurz vorgestellt werden, der<br />

in der nachstehenden Abbildung schematisch dargestellt ist. Falls nicht anders<br />

kenntlich gemacht, so wurden die methodischen Grundlagen der nachstehenden<br />

Quelle entnommen [URL07].<br />

- 79 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Definition des Bewertungsziels<br />

Definition der Kriterien<br />

Modellieren<br />

Definition der Alternativen (Stimuli)<br />

Bewertung der Alternativen<br />

Entscheiden<br />

Ermitteln der Teilnutzwerte<br />

Ermitteln der Gesamtnutzwerte<br />

Analysieren<br />

Ergebnisdarstellung<br />

Abbildung 25: Ablaufschema einer Conjoint-Analyse<br />

Wie auch bei den anderen Entscheidungsmethoden muss bei der CA zunächst das Ziel<br />

der Bewertung klar definiert werden. Die Einflussgrößen können z. B. intern durch<br />

Brainstorming oder extern mittels Vorstudien erhoben werden. Die Ablaufschritte<br />

Definition und Bewertung der Alternativen sowie Ermitteln und Verdichten der<br />

Teilnutzwerte sollen im kommenden Absatz näher erläutert werden. In Anlehnung an<br />

die vorherigen Ablaufschemata sind auch hier wieder alle Teilprozesse, die nicht<br />

automatisiert werden können, grau hinterlegt. Der fett markierte Prozess muss von<br />

dem oder den Bewertenden durchgeführt werden. Alle anderen Ablaufschritte können<br />

und werden i. d. R. von einem Projektteam übernommen. Alle automatisierbaren<br />

Teilabläufe sind durch Abrundung der jeweiligen Prozesskästen kenntlich gemacht.<br />

2.3.5.1 Definition der Alternativen<br />

Den zuvor definierten Kriterien können mehrere Ausprägungen zugeordnet werden.<br />

Hieraus werden die möglichen Alternativen, so genannte Stimuli, ermittelt.<br />

Unterschieden werden zwei divergierende Ansätze zur Auswahl der Alternativen. Bei<br />

der Full-Profile-Methode werden alle Kombinationsmöglichkeiten aus Kriterien und<br />

deren Ausprägungen berücksichtigt. Beim Trade-off-Ansatz werden nicht alle<br />

Kriterien je Alternative berücksichtigt, um v. a. bei größeren Datenmengen eine<br />

effiziente Bewertung durchführen zu können.<br />

- 80 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Ein Beispiel für den Full-Profile-Ansatz zeigt, dass bereits drei Kriterien und zwei<br />

unterschiedliche Realisierungsformen zu einer Bewertung von acht Alternativen<br />

führen. Es sollen acht (fiktive) Automodelle miteinander verglichen werden, die sich<br />

durch die Kriterien „Leistung“, „Sparsamkeit“ und „Komfort“ auszeichnen. Es werden<br />

zudem zwei unterschiedliche Ausprägungen „hoch“ und „niedrig“ unterschieden. Die<br />

nachstehende Tabelle zeigt die sich hieraus ergebenen Produktkombinationen.<br />

Leistung Sparsamkeit Komfort<br />

Variante 1 hoch hoch hoch<br />

Variante 2 hoch hoch gering<br />

Variante 3 hoch gering hoch<br />

Variante 4 hoch gering gering<br />

Variante 5 gering hoch hoch<br />

Variante 6 gering hoch gering<br />

Variante 7 gering gering hoch<br />

Variante 8 gering gering gering<br />

Tabelle 11: Beispiel für mögliche Produktkombinationen (Full-Profile-Ansatz)<br />

Die einzelnen Varianten können als marktetablierte Produkte oder in Form von<br />

Prototypen vorliegen, müssen es aber nicht. Im letzteren Fall spricht man von<br />

virtuellen Stimuli.<br />

2.3.5.2 Bewertung der Alternativen<br />

Zur Auswahl oder Priorisierung der einzelnen Alternativen können viele<br />

unterschiedliche Entscheidungstechniken angewendet werden. Eine methodische<br />

Variante verlangt die Auswahl einer oder keiner der Alternativen. Hiermit wird z. B.<br />

eine Kaufentscheidung real nachgebildet. Ein anderer Ansatz fordert die Bildung einer<br />

Rangfolge bezüglich der persönlichen Präferenzen des Entscheiders. Dies wird als<br />

Ranking bezeichnet. Aber auch die zuvor diskutierten Techniken, wie das absolute<br />

Rating oder der paarweise Vergleich, finden bei der CA vielfach Anwendung.<br />

- 81 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


2.3.5.3 Ermitteln der Teilnutzwerte<br />

Der Algorithmus zur Ermittlung der Teilnutzwerte hängt von dem zugrunde liegenden<br />

Skalenniveau der Bewertungstechnik ab. Allgemein basiert das Ergebnis auf einer<br />

Regressions- oder Varianzanalyse. Hierdurch wird eine Aussage über die einzelnen<br />

Kriterienprioritäten sowie die Teilnutzwerte je Merkmalsausprägung ermöglicht.<br />

Bei mehreren Befragten müssen die Resultate aus der Alternativenbewertung zu<br />

einem Gesamtergebnis verdichtet werden. Hierzu wird der Mittelwert oder Median je<br />

Alternative und die Standardabweichung ermittelt. Die Standardabweichung erlaubt<br />

eine Aussage über die Streuung der Ergebnisse. Liegen diese weit auseinander, so<br />

kann es hilfreich sein, mittels einer Rangkorrelationsanalyse eine Clusterbildung<br />

vorzunehmen. Somit können Teilnehmer mit ähnlichen Präferenzen zu einer Gruppe<br />

zusammengefasst werden. Bei dieser Option muss die statistische Analyse pro Cluster<br />

wiederholt werden [URL04].<br />

Falls eine Gruppenbildung vorgenommen wurde, müssen die Kriteriengewichte und<br />

Teilnutzwerte je Cluster bestimmt werden. Welche der Alternativen letztlich bevorzugt<br />

wird, kann anhand von zuvor definierten Kriterien bestimmt werden. Sinnvoll ist z. B.<br />

die Realisierung derjenigen Alternative, die dem Cluster mit der größten<br />

Teilnehmerzahl zugeordnet wird [URL04].<br />

2.3.5.4 Ermitteln der Gesamtnutzwerte<br />

Wie bereits bei der NWA in Kapitel 2.3.2 geschildert, werden die Gesamtnutzwerte je<br />

Alternative ermittelt, indem alle Teilnutzwerte mit dem jeweiligen Kriteriengewicht<br />

multipliziert und die hieraus resultierenden Teilnutzen schließlich<br />

alternativenbezogen aufsummiert werden.<br />

Die jeweiligen Teilnutzwerte erlauben eine Angabe über die Abstände zwischen den<br />

unterschiedlichen Ausprägungen. Somit ist es, im Gegensatz zu den vorherigen<br />

Methoden, möglich zu analysieren, durch welche Maßnahmen der Nutzen einer<br />

schlechteren Alternative verbessert werden kann, so dass ein Bewerter diese<br />

vorziehen würde.<br />

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2.3.6 Vergleich der Priorisierungsverfahren im Hinblick auf die<br />

Kundenanforderungsgewichtung<br />

Wie zu Anfang des Kapitels erläutert, werden die einzelnen Priorisierungsverfahren<br />

hinsichtlich des methodischen Umfangs in Bewertungstechniken und<br />

Bewertungsmethoden eingeteilt. Auf diese Gliederung soll auch bei den weiteren<br />

Ausführungen Bezug genommen werden. Es gilt die Frage zu klären, welche der<br />

vorgestellten Tools unter Beachtung verschiedener Rahmenbedingungen die optimale<br />

Lösung darstellt.<br />

Problematisch ist, dass hinsichtlich der Bewertung und Auswertung zwei<br />

konfliktionäre Forderungen bestehen. Zum einen soll das Verfahren im Sinne des<br />

Kunden einfach verständlich und schnell durchführbar sein. Zum anderen muss die<br />

Bewertung so präzise wie möglich vorgenommen werden, so dass die sich hieraus<br />

ableitbaren Prioritäten verlässliche Informationen für das Unternehmen liefern.<br />

Letzteres kann nur realisiert werden, wenn eine intensive Konfrontation mit der<br />

Problemstellung verlangt wird. Andererseits können komplizierte Verfahren den<br />

Befragten überfordern und führen deshalb, trotz Genauigkeitsanspruch, zu keinen<br />

brauchbaren Ergebnissen. Alle denkbaren Methodiken zur Priorisierung von<br />

Kundenanforderungen lösen den beschriebenen Zielkonflikt nicht optimal. Es muss<br />

letztlich im Hinblick auf den konkreten Anwendungsfall ein geeignetes Verfahren<br />

ausgewählt werden.<br />

2.3.6.1 Vergleich der Bewertungstechniken<br />

Die Bewertungstechniken können hinsichtlich verschiedener Kriterien klassifiziert<br />

werden. Zum einen unterscheiden sie sich in der Art und Genauigkeit der<br />

resultierenden Ergebnisse, die von der zugehörigen Bewertungsskala und dem<br />

Bewertungsstil abhängen. Dieser hat wiederum einen Einfluss auf den<br />

verfahrensbedingten Schwierigkeitsgrad und damit an die kognitiven Fähigkeiten des<br />

Anwenders. Über die Eignung einer Bewertungstechnik bestimmen zum anderen viele<br />

weitere Kriterien, deren Ausprägungen vor dem Hintergrund der jeweiligen<br />

Rahmenbedingungen divergieren. Diese Aspekte sollen nun näher diskutiert werden.<br />

Die einer Bewertung zugrunde liegende Skala entscheidet über die Aussagekraft der<br />

Ergebnisse. Bezüglich dieser Eigenschaft können die zuvor vorgestellten<br />

Bewertungstechniken in zwei Gruppen eingeteilt werden. Eine absolute Bewertung<br />

fordert die Gewichtung der Anforderungen mit Hilfe einer Nominal-, Ordinal- oder<br />

Intervallskala. Eine differenziertere Betrachtung wird durch eine relative Bewertung<br />

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ermöglicht, die mittels einer Verhältnisskala vorgenommen wird. Bevor die jeweiligen<br />

Techniken dahingehend näher klassifiziert werden, sollen die unterschiedlichen<br />

Skalenniveaus anhand der nachstehenden Tabelle kurz erläutert werden, um den<br />

Unterschied zwischen beiden Varianten besser verdeutlichen zu können [URL12].<br />

Beschreibung<br />

zulässige<br />

Operanden<br />

Niveau<br />

Nominalskala<br />

Ordinalskala<br />

Intervallskala<br />

Verhältnisskala<br />

Objekte, denen bestimmte<br />

Merkmalsausprägungen zuzuordnen<br />

sind, können hinsichtlich der<br />

Übereinstimmung der Eigenschaften<br />

miteinander verglichen werden.<br />

Beispiele: Farben, Geschlecht,<br />

Tierrassen<br />

Ein Vergleichsobjekt kann<br />

hinsichtlich einer Eigenschaft<br />

dominieren, unterliegen oder<br />

übereinstimmen. Die Abstände<br />

zwischen den betrachteten Größen<br />

können nicht interpretiert werden.<br />

Beispiel: Schulnotensystem<br />

Der Abstand zweier Größen kann<br />

hinsichtlich einer<br />

Merkmalsausprägung quantitativ<br />

begründet werden. Der Nullpunkt der<br />

Skala ist aber willkürlich festgelegt.<br />

Beispiel: Temperatur (°C)<br />

Die Skala beinhaltet einen absoluten<br />

Nullpunkt. Multiplikation und<br />

Division sind somit zulässig.<br />

Beispiel: Temperatur (K), Gewicht (g),<br />

Geschwindigkeit (km/h)<br />

=<br />

≠<br />

><br />

=<br />

<<br />

+<br />

-<br />

*<br />

:<br />

Tabelle 12: Darstellung und Definition der Skalenniveaus<br />

Bezüglich der obigen Tabelle ist anzumerken, dass die Skalendefinitionen aufeinander<br />

aufbauen. Das bedeutet, dass eine Skala höheren Niveaus die Eigenschaften aller<br />

niedrigeren in sich vereint, nicht aber deren Einschränkungen. Folglich können je<br />

Skalentyp nicht nur die neu definierten, sondern auch alle primitiveren Operanden<br />

angewendet werden.<br />

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Die Operanden einer Ordinalskala ermöglichen ein Ranking der Bewertungsobjekte.<br />

Kundenanforderungen können folglich mit Hilfe von absoluten Bewertungstechniken<br />

bezüglich der Präferenzen eines Entscheiders geordnet werden. Unabhängig davon, ob<br />

die Skala drei oder mehr Elemente enthält, können die Abstände zwischen den<br />

Bewertungsstufen nicht interpretiert werden, da die Ergebnisgrößen dimensionslos<br />

sind. So kann z. B. bei einer Bewertung nach dem Schulnotensystem nicht<br />

angenommen werden, dass ein Schüler A mit der Note gut den gleichen<br />

Leistungsunterschied gegenüber einem Schüler B mit der Note sehr gut aufweist, wie<br />

ein anderer Schüler C mit ausreichenden Leistungen gegenüber einem weiteren<br />

Schüler D mit der Note befriedigend. Es kann nur festgestellt werden, dass der<br />

Schüler A schlechter als B, aber besser als C und D ist, nicht jedoch um wie viel dieser<br />

schlechter oder besser ist.<br />

Um eine differenziertere Bewertung zu ermöglichen, kann die klassische<br />

Notenvergabe an eine Intervallskala geknüpft werden. Einem zuvor definierten<br />

Punkteintervall wird genau eine Note zugeordnet. Hiermit kann beispielsweise<br />

angegeben werden, dass der Schüler A mit 80 Punkten um 40 Punkte besser ist, als ein<br />

Schüler C. Falsch ist jedoch die Aussage, dass A doppelt so gut wie C ist. Eine<br />

Gegenüberstellung beider Bewertungssysteme ist der nachfolgenden Tabelle zu<br />

entnehmen.<br />

absolute<br />

Bewertung<br />

relative<br />

Bewertung<br />

[Punkte]<br />

Rang<br />

Schüler A 2 80 2<br />

Schüler B 1 90 1<br />

Schüler C 4 40 4<br />

Schüler D 3 45 3<br />

Tabelle 13: Beispiel für eine Oridnal- und Intervallbewertung<br />

Nur bei einer relativen Bewertung sind die Abstände zwischen den Ergebnisgrößen<br />

eindeutig ableitbar. Bezogen auf die Kundenanforderungspriorisierung können - im<br />

Gegensatz zu den absoluten Verfahren - Nutzendifferenzen gebildet und die<br />

Ergebnisse dahingehend interpretiert werden. Allerdings können hiermit keine<br />

Aussagen über den totalen Nutzen getroffen werden. Es ist unklar, ob die<br />

Anforderungen insgesamt eher wichtig oder unwichtig sind, feststellbar ist nur, in<br />

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welchem Verhältnis diese zueinander stehen.<br />

Die nachstehende Tabelle zeigt die zuvor diskutierten Bewertungstechniken in<br />

Abhängigkeit von dem Niveau ihrer Bewertungsskala.<br />

Bewertungstechnik Skalenniveau Skalenelemente<br />

Ranking Ordinalskala keine<br />

absolute<br />

Bewertung<br />

vereinfachter<br />

Paarvergleich<br />

Ordinalskala z.B.: [0 : 2]<br />

absolutes Rating Ordinalskala z.B.: [1 : 5]<br />

relative<br />

Bewertung<br />

relatives Rating Verhältnisskala [0% : 100%]<br />

Paarvergleich nach<br />

Saaty<br />

Verhältnisskala [1/9 : 9]<br />

Tabelle 14: Einteilung der Bewertungstechniken (Skalenniveau)<br />

Festzuhalten ist, dass relative Verfahren differenziertere Ergebnisse liefern als<br />

absolute Bewertungstechniken. Aus den resultierenden Werten kann nicht nur die<br />

Reihung der Anforderungen nach ihrer Wichtigkeit, sondern es können auch die<br />

Nutzenverhältnisse abgeleitet werden. Zudem enthält die Skala wesentlich mehr<br />

Elemente, so dass die Bewertung viel differenzierter erfolgen kann. Da aber keine<br />

absoluten Werte vorliegen, kann die Ausprägung der Präferenzen mit dieser<br />

Verfahrensvariante nicht bestimmt werden.<br />

Um eine umfassende Auswertung vornehmen zu können, müssten folglich beide<br />

Verfahren miteinander kombiniert werden. Dies ist in der Praxis aber nicht üblich.<br />

Auch alle im vorherigen Abschnitt genannten Methoden wenden, zumindest je<br />

abgeschlossener Bewertungsphase, jeweils nur eine der Techniken an. Unabhängig<br />

von dem Interpretationsspektrum der Ergebnisse ist deren Qualität ein weiterer<br />

wesentlicher Aspekt, der im Folgenden diskutiert werden soll.<br />

Grundsätzlich gilt, dass die Zuverlässigkeit von Bewertungsergebnissen in einer<br />

direkten Verbindung zu der Komplexität der angewendeten Technik steht. Dies lässt<br />

sich einfach nachvollziehen. Je intensiver ein Befragter gezwungen wird, sich mit<br />

einem konkreten Entscheidungsproblem auseinander zu setzen, desto mehr wird<br />

dieser auch in der Lage sein, dessen Einflussgrößen differenziert zu gewichten.<br />

Allerdings ist der Mensch aufgrund seiner kognitiven Fähigkeiten nur begrenzt in der<br />

Lage, mehrere Informationen gleichzeitig zu berücksichtigen. Die „Millersche Zahl“<br />

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wurde im Rahmen einer in den 50er Jahren durchgeführten Studie von dem<br />

amerikanischen Psychologen George Miller ermittelt und besagt, dass das<br />

Kurzzeitgedächtnis nur plus 7 oder minus 2 Informationen parallel berücksichtigen<br />

kann. Diese Eigenschaft ist genetisch vorgeschrieben und kann nicht trainiert werden.<br />

Der Durchschnitt liegt bei 6 bis 7 Chunks (Informationseinheiten). 9 Chunks konnten<br />

nur bei überdurchschnittlich intelligenten Menschen mit einem IQ über 150% ermittelt<br />

werden [Miller '56].<br />

Hieraus kann zum einen abgeleitet werden, dass die Zerlegung komplexer<br />

Problemstellungen jeglicher Art eine notwendige Voraussetzung ist, um eine fundierte<br />

Lösung zu finden. Zum anderen dürfen diese aber nicht aus mehr als 7 Teilsystemen<br />

und letztere wiederum nicht aus mehr als 7 Subsystemen bestehen.<br />

Hinsichtlich der Vergleichskriterien Genauigkeit und Schwierigkeitsgrad sollen die<br />

bekannten Bewertungstechniken nun gegenübergestellt werden. Desweiteren können<br />

sie bezüglich der Anzahl der gleichzeitig zu bewertenden Anforderungen<br />

folgendermaßen eingeteilt werden.<br />

Anzahl der gleichzeitig<br />

zu bewertenden<br />

Objekte<br />

Bewertungstechniken<br />

Genauigkeit<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

- absolutes Rating geringer<br />

zwei Anforderungen<br />

alle Anforderungen<br />

vereinfachter PV,<br />

Ranking,<br />

PV nach Saaty<br />

relatives Rating<br />

PV: Paarweiser Vergleich<br />

höher<br />

Tabelle 15: Einteilung der Bewertungstechniken hinsichtlich der kognitiven<br />

Anforderungen<br />

Beim absoluten Rating müssen keine Beziehungen zwischen den jeweiligen<br />

Bewertungsgrößen beachtet werden. Jedes Objekt wird einzeln gewichtet. Im Rahmen<br />

der Kundenanforderungspriorisierung ist bei Anwendung dieser Methode deshalb<br />

häufig zu beobachten, dass die Kunden alle Anforderungen als wichtig einstufen und<br />

damit hoch bewerten, weil sie nicht gezwungen werden, differenziert zu urteilen.<br />

Dennoch ist das absolute Rating eine der am häufigsten eingesetzten<br />

Bewertungsverfahren überhaupt, da die simple Bewertungstechnik wenig<br />

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Anforderungen an die Befragten stellt und keine unmittelbaren Einschränkungen<br />

hinsichtlich der Bewertungsanzahl zu beachten sind [URL05].<br />

Beim Ranking werden die Anforderungen in Hinblick auf den subjektiven Nutzen des<br />

Entscheiders aufsteigend geordnet. Es existieren zahlreiche Sortieralgorithmen, die<br />

ein systematisches Vorgehen ermöglichen und unbewusst von einem Befragten<br />

angewendet werden. Unabhängig von der Methode müssen hierfür jeweils nur zwei<br />

Objekte miteinander verglichen werden. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar gering, aber<br />

aufgrund der wenigen Informationen, die aus einer solchen Bewertung resultieren,<br />

wird diese Technik nicht so häufig zur Gewichtung von Kundenanforderungen<br />

eingesetzt wie z. B. die beiden Ratingverfahren. Schließlich können aus den<br />

Ergebnissen der anderen Verfahren - zusätzlich zum Ranking der Anforderungen -<br />

weitere nützliche Informationen abgeleitet werden. Zudem ist der Zeitaufwand für die<br />

Bewertung beim absoluten und relativen Rating, wenn überhaupt, nur geringfügig<br />

höher.<br />

Auch beim paarweisen Vergleich muss der Befragte, unabhängig vom Umfang der<br />

Bewertungsskala, zwei Anforderungen miteinander in Beziehung setzen. Im Gegensatz<br />

zum absoluten Rating und Ranking wird er gezwungen, Abstufungen vorzunehmen.<br />

Zwar können zwei Vergleichsobjekte auch als gleich wichtig bewertet werden,<br />

allerdings wird dies bei einer Gewichtung von Kann-Anforderungen selten der Fall<br />

sein. Der Leistungsanspruch an die kognitiven Fähigkeiten ist im Vergleich zum<br />

absoluten Rating nur unwesentlich höher, da lediglich zwei Objekte konkret bewertet<br />

werden müssen. Allerdings verlangt eine konsistente Entscheidung einen<br />

Gesamtüberblick, d. h. dass dem Bewerter alle Anforderungen und deren<br />

Wechselwirkungen bekannt seinen müssen. Demnach sollten aus den oben genannten<br />

Gründen nicht mehr als sechs Vergleichsgrößen je Entscheidungsabschnitt bewertet<br />

werden müssen.<br />

Der Unterschied zwischen den beiden Paarvergleichsverfahren besteht in der<br />

Eigenschaft der jeweiligen Bewertungsskala und den daraus resultierenden<br />

Ergebnissen. Zunächst ist der Abstufungsumfang beim Paarvergleich nach Saaty<br />

wesentlich größer und ermöglicht somit einen genaueren Ausdruck der Präferenzen.<br />

Desweiteren ist die Skala und damit auch die Prioritätenmatrix reziprok aufgebaut, so<br />

dass, im Gegensatz zum vereinfachten Paarvergleich, ein Inkonsistenzfaktor bestimmt<br />

und damit die Logik der Gewichtung bewertet werden kann. Da beim vereinfachten<br />

Paarvergleich keine Abstufung der Nutzenausprägungen gefordert wird, ist er<br />

einfacher verständlich und v. a. schneller durchführbar. Allerdings verlangt auch Saaty<br />

nicht, dass die gesamten Skalenelemente bei der Bewertung eingesetzt werden<br />

- 88 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


müssen. Will oder kann der Bewerter feinere Nuancen nicht ausdrücken, so können z.<br />

B. die Zwischenwerte 2, 4, 6 und 8 vernachlässigt werden. Hiermit werden die<br />

möglichen Bewertungsstufen auf fünf reduziert. Obwohl die Bewertung damit kaum<br />

schwieriger und langwieriger ist, können jetzt die Nutzenverhältnisse ermittelt<br />

werden.<br />

Beim vereinfachten Paarvergleich kann nur ein Ranking vorgenommen werden. Zwar<br />

handelt es sich hierbei um ein absolutes Verfahren, wie beim Rating, es können aber<br />

keine zusätzlichen Informationen über den Totalnutzen gewonnen werden. Wie bereits<br />

oben beschrieben, ist die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zudem fragwürdig und nicht<br />

überprüfbar. Dass die Auswertung beim Paarvergleich nach Saaty wesentlich<br />

aufwendiger ist, kann aus der Sicht des Anwenders vernachlässigt werden. Bei Einsatz<br />

einer Softwarelösung läuft dieser Prozess ohnehin vollständig im Hintergrund ab.<br />

Somit ist der Zeitaufwand für die Bewertungsphase nicht deutlich höher anzusetzen.<br />

Der Befragte muss auch nicht den mathematischen Hintergrund verstanden haben,<br />

um die Technik erfolgreich anwenden zu können.<br />

Beim relativen Rating werden mit Abstand die höchsten Anforderungen an die<br />

kognitiven Fähigkeiten gestellt, da nicht nur eine Reihung, sondern auch der<br />

quantitative Abstand zwischen den Objekten mittels einer direkten Punktevergabe<br />

ausdrücket werden muss. Wie auch beim Paarvergleich nach Saaty handelt es sich bei<br />

diesem Verfahren um eine relative Bewertungstechnik, so dass diese gut miteinander<br />

vergleichbar sind. Zwar ist eine direkte Punktevergabe zumeist schneller als ein<br />

Paarvergleich durchführbar, jedoch ist die Verlässlichkeit der Ergebnisse fragwürdig.<br />

Wie auch beim absoluten Ranking wird der Befragte nicht gezwungen, sich intensiv mit<br />

der Entscheidungssituation auseinanderzusetzen. Zudem kann eine höhere Zahl an<br />

Einflussgrößen, die es gewissenhaft zu gewichten gilt, schnell zu einer Überforderung<br />

und damit zum Unmut seitens der Anwender führen. Ein relatives Rating von<br />

Kundenanforderungen ist also, ebenso wie der vereinfachte Paarvergleich, nur bedingt<br />

zu empfehlen.<br />

Abschließend sollen noch drei weitere Kriterien angesprochen werden, die über die<br />

Tauglichkeit einer Bewertungstechnik im Rahmen der Anforderungspriorisierung<br />

entscheiden. Hierbei werden die Rahmenbedingungen einer konkreten<br />

Befragungssituation betrachtet. Je nach Anforderungsumfang, Anzahl der Befragten<br />

und der Situation vor Ort eignen sich die jeweiligen Bewertungstechniken<br />

unterschiedlich gut. Die Zuordnung der Verfahren zu der jeweiligen<br />

Kriterienausprägung kann der folgenden Tabelle entnommen werden. Dabei muss<br />

beachtet werden, dass die Grenzen meist fließend sind und kein Anspruch auf eine<br />

- 89 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


allgemein gültige Klassifikation erhoben wird, sondern lediglich Tendenzen<br />

ausgedrückt werden sollen.<br />

Kriterien Ausprägung Bewertungstechniken<br />

Anforderungsumfang<br />

Anzahl der Befragten<br />

Befragungssituation<br />

hoch<br />

gering<br />

hoch<br />

gering<br />

kompliziert<br />

einfach<br />

absolutes Rating<br />

alle<br />

Ranking,<br />

vereinfachter Paarvergleich,<br />

absolutes und relatives Rating<br />

alle<br />

absolutes und relatives Rating,<br />

vereinfachter Paarvergleich<br />

alle<br />

Tabelle 16: Klassifikation der Bewertungstechniken<br />

Bei einem geringen Anforderungsumfang können alle genannten Bewertungstechniken<br />

eingesetzt werden. Bei einer höheren Anzahl weisen die Verfahren hingegen jeweils<br />

unterschiedliche Nachteile auf. Je höher der Konzentrationsanspruch an die Befragten<br />

ist, desto schneller wollen diese die Bewertung abschließen. Dies wirkt sich direkt auf<br />

die Qualität der Aussagen aus. Im Extremfall wird die Bewertung mangels Motivation<br />

sogar abgebrochen.<br />

Auf der anderen Seite stellt sich bei den einfacheren Methoden sehr schnell eine<br />

Monotonie und damit Langeweile bei den Bewertungen ein. Auch hierunter leidet die<br />

Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Unter allen genannten Techniken eignet sich das<br />

absolute Ranking hierfür am meisten, da im Gegensatz zu den anderen Verfahren<br />

keine Anforderungsgliederung vorgenommen werden muss und die Befragten weder<br />

über- noch unterfordert werden.<br />

Grundsätzlich stellt sich bei einer Bewertung von Anforderungen durch mehrere,<br />

unabhängige Personen die Frage, wie die einzelnen Präferenzen zu einem<br />

Gesamtergebnis verdichtet werden sollen und damit für ein Projekt auswertbar sind.<br />

In Kapitel 2.3.1.3 wurden Ansätze für Gruppenentscheidungen thematisiert und<br />

statistische Methoden benannt, mit deren Hilfe die Daten ausgewertet werden<br />

können. Diese Verfahren sind für alle Bewertungstechniken geeignet. Da<br />

Softwarelösungen, die einen Paarvergleich nach Saaty ermöglichen, aber oftmals<br />

- 90 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


keine Gruppenentscheidungen unterstützten, ist dieses Verfahren lediglich bei einer<br />

direkten Integration der Gewichtungen aller Befragten in die Bewertung wesentlich<br />

aufwendiger und daher zumindest momentan noch nicht zu empfehlen. Bei einer<br />

Auswertung der Endergebnisse je Befragten ergibt sich jedoch kein Unterschied zum<br />

relativen Rating.<br />

Bei beliebig gestaltbaren Befragungsbedingungen können wiederum alle Verfahren<br />

angewendet werden. Bei einer komplexen Befragungssituation ist dies nicht ohne<br />

Weiteres möglich. Hiermit sind Umstände gemeint, die keine langen Erklärungen<br />

erlauben. Die Bewertungen müssen schnell und möglichst ohne Rechnerunterstützung<br />

durchführbar sein. Dies ist beispielsweise bei einer Massenbefragung im Kaufhaus der<br />

Fall. Hier eignen sich besonders die beiden Ratingverfahren und der vereinfachte<br />

Paarvergleich.<br />

2.3.6.2 Vergleich der Bewertungsmethoden<br />

Da die im vorherigen Abschnitt beschriebenen Methoden eine oder mehrere der<br />

analysierten Priorisierungstechniken einsetzen, treffen auch alle zuvor diskutierten<br />

Charakteristika auf diese zu. Deshalb sollen abschließend nur die sich aus dem<br />

jeweiligen methodischen Rahmenkonzept ergebenen Vor- und Nachteile in Bezug auf<br />

die Anforderungsgewichtung kurz gegenübergestellt werden. Grundsätzlich kann die<br />

Anwendung einer Methodik dann von Vorteil sein, wenn die Anforderungsstruktur<br />

komplex ist und damit eine Gliederung in Teilaspekte verlangt.<br />

Der AHP stellt unter allen vorgestellten Methoden das genaueste Verfahren da. Zum<br />

einen fordert er eine streng hierarchische Strukturierung der Anforderungen und damit<br />

im Hinblick auf hierarchische Problemstellungen eine realitätsnahe Abbildung des<br />

Entscheidungsprozesses. Zudem fördert der Prozess des Hierarchiedesigns das<br />

Verständnis für die Problemstruktur und hilft, weitere Einflussgrößen zu finden. Zum<br />

anderen ist er mathematisch fundiert und erlaubt neben einer präzisen Berechnung<br />

von Verhältnisprioritäten die Bewertung der Inkonsistenz einer Entscheidung. Dieses<br />

Kontrollinstrument steht bei keiner der anderen Methoden zur Verfügung.<br />

Die NWA und die KT-Analyse sind mit dem theoretischen Konzept des AHP sehr<br />

verwandt, allerdings sind beide sehr stark auf Auswahlprobleme ausgerichtet.<br />

Deshalb sollten sie nur dann angewendet werden, wenn nicht nur die Anforderungen<br />

selbst, sondern auch die Bewertung möglicher Produktalternativen in die Befragung<br />

integriert werden soll. Der AHP ist diesbezüglich offen, da er alle Einflussgrößen im<br />

Paarvergleich bewertet.<br />

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Der Vorteil der Conjoint-Analyse liegt in der realitätsnahen Simulation von<br />

Kaufentscheidungen. Damit ist die CA die einzige Methode, die beachtlich stark auf<br />

die Priorisierung von Kundenanforderungen fixiert ist. Allerdings können die<br />

eigentlichen Anforderungsgewichte hier nur durch bereits bekannte<br />

Produktalternativen (Stimuli) ermittelt werden, so dass wiederum ausschließlich<br />

Auswahlprobleme betrachtet werden können.<br />

Bis auf den AHP, der bei der Bewertung aller Einflussgrößen einen Paarvergleich<br />

verlangt, sind die anderen Methoden variabel in der Wahl der Bewertungstechniken<br />

und damit flexibler einsetzbar, allerdings auch ungenauer.<br />

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3 Entwicklung einer Vorgehensweise zur Verwendung relativer<br />

Gewichte als Eingangsgrößen einer QFD<br />

Von den in Kapitel 2 beschriebenen Bewertungsmethoden wird der AHP grundsätzlich<br />

als der geeigneteste Ansatz zur Priorisierung von Anforderungen erachtet.<br />

Insbesondere die höhere Genauigkeit der erfragten Bewertung gibt den Ausschlag für<br />

diese Auswahl. In diesem Kapitel wird nun eine Vorgehensweise entwickelt, mit der<br />

einerseits die Vorteile des AHPs genutzt werden können und andererseits aber auch<br />

kundenseitige Eingangsgrößen für eine QFD bereitgestellt werden. Hierzu wird<br />

insbesondere die Problematik von relativen Gewichten innerhalb einer QFD diskutiert.<br />

3.1 Entwicklung einer Hierarchie von Anforderungen an intralogistische<br />

Anlagen<br />

Grundlage für die weiteren Überlegungen ist der in Kapitel 2.2.4 beschriebene<br />

Anforderungskatalog. Es besteht nun die Aufgabe darin, ein Konzept zu entwickeln,<br />

das die Hierarchisierung und Bewertung einer hohen Anzahl an Anforderungen aus<br />

diesem Anforderungskatalog, welcher noch erweitert werden kann, im Sinne des AHP<br />

ermöglicht.<br />

Im Folgenden werden zwei Hierarchisierungskonzepte vorgestellt, wobei das erste die<br />

in Kapitel 2.3.1.3 vorgestellten Regeln zur Hierarchieerstellung nicht erfüllt und somit<br />

für die Bewertung mittels AHP nicht geeignet ist. Es soll an dieser Stelle dennoch<br />

ausführlich erläutert werden, da mittels dieses Konzeptes mögliche Fehler beim<br />

Hierarchiedesign erklärt werden können und die Motivation geschaffen wird, ein<br />

zweites Konzept zu entwickeln, das im Vergleich zum ersten zwar aufwendiger ist,<br />

aber eine Bewertung der Anforderungen aus dem Katalog mit Hilfe des AHP<br />

ermöglicht.<br />

3.1.1 Lösungsansatz I: Überführung der Anforderungsstruktur in eine AHPgeeignete<br />

Struktur<br />

Dieser Lösungsansatz sieht eine direkte Umwandlung der von Sakowski gewählten<br />

Anforderungsstruktur in eine AHP-Hierarchie vor. Demnach würden die sechs<br />

Gliederungspunkte in Form von Kriterien und die jeweiligen Anforderungen als<br />

Subkriterien in eine Hierarchie integriert werden. Diese Art der Gliederung wurde von<br />

den einzelnen Stakeholdern im Praxistest des Anforderungskataloges mehrheitlich als<br />

realitätsnah und übersichtlich eingeschätzt [Sakowski '05].<br />

- 93 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Eine Umwandlung dieses Schemas in eine AHP-Hierarchie scheint deshalb eine<br />

sinnvolle und schnelle Lösung des Strukturierungsproblems zu liefern. Die oben<br />

aufgeführten sechs Kategorien könnten als Kriterien definiert und die jeweils<br />

zugehörigen Anforderungen als Subkriterien integriert werden.<br />

Die hohe Anzahl an Anforderungen würde allerdings eine weitere, thematisch sinnvolle<br />

Aufteilung erforderlich machen, so dass nie mehr als sechs Kriterien aus den in<br />

Kapitel 2.3.6.1 beschriebenen Gründen miteinander verglichen werden müssten. Zum<br />

Beispiel könnten die räumlich-organisatorischen Anforderungen „Die logistische<br />

Anlage muss in den Abmessungen des Fördergutes variabel sein“ und „Die logistische<br />

Anlage muss beim Gewicht des Förderguts variabel sein“ einem neu formulierten<br />

Subkriterium „Die logistische Anlage muss in den Eigenschaften des Fördergutes<br />

variabel sein“ wiederum als Sub-Subkriterien, also auf dritter Ebene, untergeordnet<br />

werden.<br />

Dieser Lösungsansatz hätte in Ergänzung zu einer unkomplizierten Realisierung den<br />

weiteren Vorteil, dass die zu einem späteren Zeitpunkt eingeholten Angebote<br />

verschiedener Anlagenhersteller leicht als Alternativen in die Hierarchie integriert<br />

werden könnten. Wenn die bereits vorliegende Kriterienhierarchie n Ebenen aufweist,<br />

so müsste die um eine Alternativenebene ergänzte Hierarchie aus n + 1 Ebenen<br />

bestehen, wobei die einzelnen Alternativen auf unterster Ebene angeordnet werden<br />

müssten. Die folgende Abbildung zeigt einen Hierarchieausschnitt, der nach der zuvor<br />

beschriebenen Vorgehensweise erstellt wurde.<br />

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Abbildung 26: Beispielhierarchie 1, Teil 1<br />

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Abbildung 27: Beispielhierarchie 1, Teil 2<br />

Da die Hierarchisierung an verschiedene Regeln geknüpft ist, kann das oben<br />

beschriebene Schema nicht direkt umgesetzt werden. Im Folgenden werden die<br />

Schwachstellen dieses Strukturierungskonzepts erläutert.<br />

3.1.1.1 Problematik der Zielformulierung<br />

Wie in Kapitel 2.3.1.3 erläutert, ist die Zielformulierung der erste Schritt einer<br />

Entscheidungsfindung und hat ausschlaggebenden Einfluss auf die Ableitung der<br />

Kriterien und Alternativen. Lautet das Ziel „Priorisierung der Anforderungen an eine<br />

logistische Anlage mittels AHP“, so müssten die Kriterien Einflussfaktoren auf eine<br />

relative Bewertung mittels AHP, und die Alternativen verschiedene<br />

Umsetzungsmöglichkeiten einer Priorisierung darstellen.<br />

Das tatsächliche Ziel muss aber lauten, diejenige Anlage für das Unternehmen<br />

auszuwählen, die den höchsten Nutzen bietet oder das beste Kosten/Nutzen-<br />

Verhältnis aufweist. Auch wenn zunächst nur die Kriterien und Subkriterien, also die<br />

Anforderungen an die logistische Anlage, bewertet werden sollen, so kann zu einem<br />

späteren, noch unbestimmten Zeitpunkt, die Alternativenebene in die Hierarchie<br />

eingebaut und das eigentliche Entscheidungsproblem, die Auswahl einer geeigneten<br />

Anlage, gelöst werden.<br />

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3.1.1.2 Erfordernis einer Anforderungstypisierung<br />

Der Anforderungskatalog nach Sakowski ist nicht speziell für die Anschaffung einer<br />

logistischen Anlage bei dem betrachteten Praxisanwender entwickelt worden.<br />

Vielmehr sollte hiermit branchenneutral, unabhängig von organisatorischen<br />

Restriktionen und der technischen Realisation und weiteren ähnlichen<br />

Randbedingungen, eine erste Auswahl und Gewichtung von Anforderungen für eine<br />

intralogistsiche Anlage ermöglicht werden. Da die Stakeholder bei einer absoluten<br />

Bewertung auch die Möglichkeit haben, eine Anforderung als absolut wichtig oder<br />

völlig unwichtig einzustufen, wird mit jeder Gewichtung gleichzeitig eine<br />

Auswahlentscheidung getroffen. Der (absolute) Punktwert enthält die Information, ob<br />

eine Anforderung für das vorliegende Problem überhaupt relevant ist und wenn ja, wie<br />

wichtig sie für den Bewerter ist.<br />

Bei Anwendung relativer Bewertungsverfahren muss eine vorherige Einteilung in<br />

Muss- und Kann-Anforderungen vorgenommen werden, da nur Kann-Kriterien sinnvoll<br />

miteinander verglichen werden können. Die Informationen zur Einteilung der<br />

Anforderungen in „absolut notwendig“, „vorteilhaft“ und „absolut unwichtig“ könnten<br />

grundsätzlich aus einer absoluten Bewertung entnommen werden. Anforderungen, die<br />

mit den Werten „absolut unwichtig“ und „sehr wichtig“ deklariert wurden, könnten<br />

aus der Hierarchie gestrichen werden, so dass nur diejenigen Anforderungen durch<br />

den AHP bewertet würden, die mit einem der Zwischenwerte gewichtet werden.<br />

3.1.1.3 Anforderungsinterdependenzen<br />

Wie in Kapitel 2.3.1.3 bereits diskutiert, können Abhängigkeiten zwischen zwei<br />

Elementen der Hierarchie nur dann ausgedrückt werden, wenn diese auf einem<br />

gemeinsamen Hierarchiepfad liegen. Daraus folgt auch, dass die Elemente einer<br />

Ebene stets unabhängig voneinander sein müssen. Bezogen auf die zuvor vorgestellte<br />

Modellhierarchie bedeutet diese Forderung, dass alle Subkriterien, die dem gleichen<br />

Kriterium unterstellt sind, sich folglich auf gleicher Ebene befinden, unabhängig<br />

voneinander sein müssten. Desweiteren dürfen sie aber auch keine Abhängigkeiten zu<br />

denjenigen Subkriterien aufweisen, die anderen Kriterien unterstellt sind. Die sich<br />

hieraus ergebende Problematik soll im Folgenden an einigen Beispielen erläutert<br />

werden.<br />

- 97 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die Anforderungen „Die Anlagenleistung soll hoch sein“ und „Der<br />

Automatisierungsgrad der Anlage soll möglichst hoch sein“ sind beides Subkriterien<br />

der produktionstechnischen Anforderungen. Zwischen ihnen besteht jedoch die<br />

folgende Korrelation: Je höher der Automatisierungsgrad, desto höher wird tendenziell<br />

auch die Anlagenleistung sein. Eine Einordnung auf derselben Hierarchieebene bzw.<br />

ein Paarvergleich zwischen diesen beiden Subkriterien würde keine sinnvolle Aussage<br />

liefern, da eine hohe Anlagenleistung unter anderem die Folge eines hohen<br />

Automatisierungsgrades sein kann.<br />

Die hierarchische Untergliederung einer der beiden Anforderungen kann das<br />

Abhängigkeitsproblem in diesem Fall auch nicht lösen, da sich die beiden Kriterien<br />

gegenseitig nicht näher klassifizieren. Das Kriterium Automatisierungsgrad könnte<br />

durch technische Realisierungsmerkmale als Subkriterien, wie z. B. „Die logistische<br />

Anlage soll automatisch bestückt und entladen werden“, beschrieben werden. Diese<br />

Anforderung ist nicht im Katalog nach Sakowski enthalten und soll nur zum besseren<br />

Verständnis des Hierarchisierungsproblems beitragen. Die Anlagenleistung hingegen<br />

kann kein Subkriterium des Kriteriums Automatisierungsgrad sein. Umgekehrt ist dies<br />

auch nicht realisierbar, da diese durch die Kenngrößen „Durchsatz“, „Ausfallzeiten“<br />

und – falls erforderlich – „Rüstzeiten“, nicht aber durch die Höhe des<br />

Automatisierungsgrades, beeinflusst wird. Die folgende Abbildung zeigt einen<br />

Hierarchieausschnitt für das diskutierte Beispiel.<br />

- 98 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildung 28: Beispielhierarchie 2<br />

Ein weiteres, kurzes Beispiel soll zeigen, dass zahlreiche solcher Interdependenzen<br />

zwischen einzelnen Subkriterien bestehen, die sich auf ein gemeinsames Kriterium<br />

beziehen. Ebenso wie mit der Anlagenleistung und der Höhe des<br />

Automatisierungsgrades verhält es sich mit den betriebswirtschaftlichen<br />

Anforderungen „Die Anlage soll sich innerhalb eines Jahres amortisieren“ und „Der<br />

Return on Investment (ROI) der Anlage soll maximal sein“. Je schneller sich die Anlage<br />

amortisiert, desto größer ist der ROI. Eines der beiden Subkriterien müsste folglich<br />

aus der Hierarchie gestrichen werden. Die Kennzahl ROI wird im Kapitel 3.1.2.1 näher<br />

erläutert.<br />

Abschließend soll die Problematik durch die Abhängigkeiten zwischen zwei<br />

Subkriterien verdeutlicht werden, die nicht dem gleichen Kriterium unterstellt sind.<br />

Zwischen der betriebswirtschaftlichen Anforderung „Die laufenden Kosten für die<br />

Anlage sollen möglichst gering sein“ und der personellen Anforderung „Die<br />

Gesamtpersonalkosten der Anlage sollen möglichst gering sein“ besteht eine klar<br />

ersichtliche Abhängigkeit. Um diese auszudrücken, müsste das zweite Subkriterium<br />

zweierlei Kriterien unterstellt sein: Zum einem dem Kriterium „personelle<br />

Anforderungen“ und zum anderen dem zuerst beschriebenen Subkriterium 5.1.2. der<br />

folgenden Abbildung. Dieser Konflikt ist auch nicht durch die Umwandlung in eine<br />

- 99 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Polyhierarchie realisierbar, da das einzuordnende Subkriterium sowohl auf der ersten<br />

Subkriterienebene (6.1) als auch auf der untersten Subkriterienebene (5.1.2.1)<br />

eingeordnet werden müsste.<br />

Abbildung 29: Beispielhierarchie 3<br />

3.1.1.4 Bewertung quantifizierbarer Kriterien<br />

Bei den Ausführungen zur quantitativen Bewertung von Einflussgrößen in Kapitel 2.3.1<br />

wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Integration quantifizierbarer Kriterien<br />

gleicher Dimension innerhalb einer Hierarchie grundsätzlich nicht möglich ist. Dies ist<br />

lediglich möglich, wenn keine Auswahlentscheidungen getroffen werden sollen, oder<br />

die Alternativen nicht quantitativ bewertet werden können.<br />

Da die Bewertung einer logistischen Anlage letztlich zum Ziel hat, unter mehreren<br />

Alternativen auszuwählen, die dann bezüglich quantifizierbarer Kriterien direkt<br />

bewertet werden, wird hier gegen den beschriebenen Grundsatz mehrfach verstoßen.<br />

Mehrere Subkriterien der betriebswirtschaftlichen Anforderungen stellen<br />

Kostengrößen dar. Zudem werden Gesamtpersonalkosten bei den personellen<br />

Anforderungen betrachtet. Es müsste stattdessen eine einzige Anforderung definiert<br />

werden, die minimale Gesamtkosten verlangt und als Kriterium auf zweiter Ebene in<br />

die Hierarchie eingeht. Damit würde aber verhindert, dass die einzelnen Subkriterien<br />

relativ gewichtet werden und die hieraus ableitbaren Einzelinformationen über die<br />

- 100 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Präferenzen der Stakeholder gingen somit verloren. Eine Aggregation der einzelnen<br />

Kostenarten kann die Problematik für den konkreten Anwendungsfall dadurch nicht<br />

zufriedenstellend lösen.<br />

Die Ausführungen dieses Abschnittes haben gezeigt, dass für die Priorisierung der<br />

Anforderungen nach Sakowski ein anderes Hierarchisierungskonzept entwickelt<br />

werden muss.<br />

3.1.2 Zweiter Lösungsansatz<br />

Um die Anzahl der Bewertungen gering zu halten, sollten die Anforderungen nach<br />

Möglichkeit in eine Monohierarchie integriert werden können. Wie zuvor erläutert,<br />

können hierbei aber nur bedingt Abhängigkeiten zwischen diesen berücksichtigt<br />

werden. Ziel ist es also, eine andere Art der Gliederung zu finden, so dass ein einfacher<br />

Hierarchietyp realisiert werden kann. Dies ist im vorliegenden Anwendungsfall nicht<br />

mit allen Anforderungen gleichzeitig möglich. Das Entscheidungsproblem muss also<br />

durch mehrere Hierarchien beschrieben werden, wobei eine zeitliche Reihenfolge bei<br />

der Bewertung zu beachten ist.<br />

3.1.2.1 Hierarchisierung der wirtschaftlichen Kriterien<br />

Ausgehend von der ROI-Kennzahl können alle erfolgs- und kostenabhängigen<br />

Anforderungen nach Sakowski in eine hierarchische Struktur integriert werden, die in<br />

der folgenden Abbildung zu sehen ist. Auf die Darstellung zweier Alternativen „hoher<br />

Automatisierungsgrad“ und „niedriger Automatisierungsgrad“, die später noch näher<br />

erläutert werden, wurde zunächst aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichtet. Wie<br />

auch in den vorherigen Abbildungen, würden diese hier stetes auf der letzten Ebene<br />

ausgewiesen werden.<br />

- 101 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildung 30: ROI-Hierarchie<br />

Ziel eines jeden ökonomisch motivierten Investitionsvorhabens ist im weiteren Sinne<br />

die langfristige Sicherung des Unternehmenserfolgs. Dies kann nur dann<br />

gewährleistet werden, wenn der ROI einer Investition möglichst hoch ist. Im konkreten<br />

Fall lautet also die Problemstellung, den ROI der zu erwerbenden logistischen Anlage<br />

zu maximieren und basierend auf den Kriteriengewichtungen die Höhe des<br />

Automatisierungsgrades zu ermitteln.<br />

Der ROI zur Beurteilung von Investitionsvorhaben darf nicht mit der Spitzenkennzahl<br />

des DuPont-Kennzahlensystems verwechselt werden. Er kann sowohl bezogen auf die<br />

gesamte Nutzungsdauer einer Investition, als auch periodisch ermittelt werden<br />

[URL10].<br />

a) Langfristige Berechnung:<br />

b) Periodische Berechnung:<br />

Totalerfolg<br />

Investitionskosten<br />

∗ 100<br />

Rückflüsse<br />

Investitionskosten<br />

∗ 100<br />

Hieraus folgt, dass die Summe aller Rückflüsse über die gesamte Nutzungsdauer dem<br />

- 102 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Totalerfolg einer Investition entspricht. Unabhängig von der Methode steht im Zähler<br />

eine Leistungs- und im Nenner eine Kostengröße. Der Bruch kann demnach maximiert<br />

werden, indem das Investitionsobjekt einen hohen Erfolg erzielt und/oder geringe<br />

Kosten verursacht.<br />

Bezogen auf die logistische Anlage kann die Leistungsgröße maximiert werden, indem<br />

die „Güte des Einsparpotentials“ möglichst hoch ist und die durch ihre Nutzung<br />

anfallenden Kosten möglichst gering sind. Die Investitionskosten setzen sich aus den<br />

„Anschaffungskosten“, den „Installationskosten“ und den „Schulungskosten“<br />

zusammen. Der ROI wird maximiert, wenn ihre Summe möglichst gering ist. Alle<br />

weiteren wirtschaftlichen Anforderungen sind Subkriterien dieser<br />

entscheidungsrelevanten Größen.<br />

Bei dem vorliegenden Teilentscheidungsproblem handelt es sich um eine<br />

Auswahlentscheidung, bei der fast alle Einflussgrößen quantitativ erfassbar sind.<br />

Lediglich das Subkriterium „geringe Qualifikation des Bedienpersonals“ kann<br />

ausschließlich qualitativ bewertet werden. Die Präferenzenverteilung zwischen<br />

Leistungs- und Kostengrößen entscheidet hier also maßgeblich über die<br />

Alternativengewichtungen. Da die Bewertung aber nicht die Auswahl einer logistischen<br />

Anlage, sondern die Bestimmung eines optimalen Automatisierungsgrades zum Ziel<br />

hat, müssen und können die einzelnen Kriterien nicht quantitativ bewertet werden. Die<br />

Integration mehrerer, artgleicher Anforderungen, wie z. B. Kostengrößen, ist somit<br />

zulässig und mit Hilfe des AHP sinnvoll bewertbar.<br />

Die Höhe des Automatisierungsgrades ergibt sich aus der spezifischen Gewichtung der<br />

erfolgsbezogenen Anforderungen, also der Kriterien und Subkriterien. Hier wurde eine<br />

zweiteilige, grobe Gliederung in hoch und gering gewählt. Die Grenzen zwischen den<br />

beiden Automatisierungsstufen können zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die<br />

Bewertung konkreter Herstellerangebote vorgenommen wird, näher definiert werden.<br />

Die zwei gewählten Alternativen sollen hier in einem ersten Schritt lediglich dazu<br />

dienen, die strategische Ausrichtung als Grundlage für die weitere Bewertung zu<br />

klären.<br />

Einen „mittleren Automatisierungsgrad“ als dritte Alternative einzufügen, wäre<br />

technisch zwar ohne Weiteres möglich, ist jedoch überflüssig, da sich unabhängig von<br />

der jeweiligen Alternativenbewertung lediglich die Positionen des hohen und niedrigen<br />

Automatisierungsgrad vertauschen würden. Der mittlere Automatisierungsgrad stünde<br />

stets an zweiter Stelle in der Rangfolge und kann somit von vornherein weggelassen<br />

werden. Liegen die beiden Alternativen in der Gesamtbewertung nahe beieinander, so<br />

wird der Wunsch nach Realisierung eines „mittleren Automatisierungsgrades“ implizit<br />

- 103 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


ausgedrückt.<br />

Der Einfluss der drei Größen Einsparpotential, laufende Kosten und Investitionskosten<br />

auf den Automatisierungsgrad kann allgemein wie folgt beschrieben werden:<br />

• Je höher der Automatisierungsgrad, desto höher sind die Investitionskosten.<br />

• Je höher der Automatisierungsgrad, desto geringer sind die laufenden<br />

Kosten.<br />

• Je höher der Automatisierungsgrad, desto höher ist die Anlagenleistung.<br />

Bei zwei Alternativen, hier „hoher Automatisierungsgrad“ (Alternative A) und<br />

„niedriger Automatisierungsgrad“ (Alternative B) lauten die zulässigen Bewertungen:<br />

• A > B: A erfüllt das Vergleichskriterium besser als B<br />

• A < B: B erfüllt das Vergleichskriterium besser als A<br />

• A = B = 1: beide Alternativen erfüllen das Kriterium gleich gut oder gar nicht,<br />

falls keine Abhängigkeiten bestehen<br />

Für die ersten beiden Entscheidungsmöglichkeiten muss bei der Bewertung im<br />

Einzelfall geklärt werden, um wie viel besser eine Alternative im Vergleich zur anderen<br />

ein Kriterium erfüllt.<br />

3.1.2.2 Anforderungstypisierung<br />

Das Ergebnis der Bewertung der ROI-Hierarchie liefert eine Aussage über die Höhe des<br />

Automatisierungsgrades der logistischen Anlage. Jetzt erst sollten die technischen<br />

Spezifikationen bewertet werden. Die Anforderungen nach Sakowski könnten<br />

durchaus auch ohne Kenntnis der ROI-Bewertung und somit auch zu Anfang<br />

durchgeführt werden. Dieses Vorgehen hätte den Vorteil, dass die Beteiligten spontan<br />

und unbeeinflusst über technische Anforderungen urteilen würden. Ob diese aber<br />

wirtschaftlich realisierbar sind und damit ins Gesamtkonzept passen, ist an dieser<br />

Stelle unklar. Jeder versucht seine Interessen an der geplanten Anlage durch die<br />

Gewichtung der Anforderungen bestmöglich durchzusetzen. Dieser Effekt wird zwar<br />

dadurch abgeschwächt, dass die Meinungen der einzelnen Stakeholder mit einem<br />

zuvor festgelegten Faktor verknüpft werden und somit einen unterschiedlich starken<br />

Einfluss auf die Gesamtgewichtung haben. Es kann jedoch hiermit nicht vermieden<br />

werden, dass stark divergierende Meinungen zu einem Kompromiss führen, der unter<br />

Beachtung den strategischen Restriktionen, in diesem Fall die Höhe des<br />

Automatisierungsgrades, gar nicht umsetzbar ist. Deshalb wurde hier eine andere<br />

Reihenfolge der Bewertung bevorzugt.<br />

Wie in Kapitel 3.1.1.2 erläutert, muss vor der Bewertung der noch ausstehenden<br />

- 104 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Anforderungen mittels AHP zunächst geklärt werden, welche Kriterien für das<br />

vorliegende Entscheidungsproblem überhaupt relevant und welche davon lediglich<br />

vorteilhaft und nicht absolut notwendig sind. Hierzu soll eine „Vorabbefragung“<br />

dienen, die eine Typisierung der Anforderung nach dem folgenden Schema ermöglicht:<br />

Die Umsetzung einer Anforderung an eine logistische Anlage ist aus der Sicht des<br />

Bewerters<br />

• absolut wichtig, also von so fundamentaler Bedeutung, dass bei<br />

Nichterfüllung dieses Kriteriums der Erwerb der Anlage von vornherein<br />

ausgeschlossen wird, da ihre Funktionalität soweit eingeschränkt ist, dass<br />

sie nicht mehr von Nutzen ist<br />

• vorteilhaft, da im Sinne der Zweckbestimmung die Funktionalität und damit<br />

auch der Nutzen der Anlage erhöht wird<br />

• absolut unwichtig, also der Nutzen weder erhöht, noch geschmälert wird, so<br />

dass die Realisation der Anforderung nicht von Bedeutung ist<br />

• nicht unmittelbar abschätzbar und bedarf somit einer weiteren Analyse<br />

Bei der Erstellung des Fragebogens zur Anforderungsklassifizierung wurde die von<br />

Sakowski entwickelte Anforderungsgliederung in sechs Themenblöcke unterteilt und<br />

die Einordnung der Anforderungen in diese Struktur zum größten Teil übernommen. Es<br />

bestehen kleine Abweichungen, die nun erläutert werden sollen.<br />

Organisatorische Abweichungen<br />

Allgemein ist anzumerken, dass die monetären Anforderungen zum größten Teil in die<br />

zuvor vorgestellte ROI-Hierarchie integriert wurden und somit im Fragebogen nicht<br />

mehr aufgeführt werden. Eine vorherige Klassifizierung dieser Anforderungen ist<br />

ohnehin nicht erforderlich, da dieser Anforderungstyp stets nur eine Möglichkeit, nie<br />

aber ein absolutes Muss oder das genaue Gegenteil ausdrückt. Beispielsweise kann<br />

die Forderung von geringen Kosten nur optimal, nicht aber absolut erfüllt werden.<br />

Inhaltliche Abweichungen<br />

Die räumlich-betriebliche Anforderung „Die logistische Anlage muss zwischen Stetigund<br />

Unstetigförderung variabel sein“ ist überflüssig.<br />

Diese Forderung wird implizit ausgedrückt, wenn der Bewerter die beiden Kriterien<br />

“Die logistische Anlage muss stetig fördern“ und „Die logistische Anlage muss<br />

unstetig fördern“ als Muss-Anforderungen deklariert.<br />

Die räumlich-betrieblichen Anforderungen „Die logistische Anlage soll in den<br />

Abmessungen/beim Gewicht des Förderguts variabel sein“ wurde um eine weitere<br />

übergeordnete Anforderung ergänzt. Nur dann, wenn eine Variation der physikalischen<br />

- 105 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Eigenschaften des Förderguts erforderlich ist, bedarf es einer Bewertung der<br />

Unterpunkte Abmessungen und Gewicht.<br />

Die Informationsverarbeitungsanforderungen wurden um einen weiteren Aspekt<br />

ergänzt. Nur dann, wenn die Anlage ein Datenverarbeitungssystem aufweisen muss<br />

oder soll, müssen die spezifischen Eigenschaften des DVS näher betrachtet werden.<br />

Diese wurden unter der Hauptanforderung „Das DVS muss/soll spezifische<br />

Eigenschaften aufweisen“ zusammengefasst. Nach gleichem Prinzip wurden die<br />

Anforderungen bezüglich eines Identifikationssystems gegliedert.<br />

Die betriebswirtschaftliche Anforderung „Die Anlage soll sich innerhalb eines Jahres<br />

amortisieren“ wurde weder in die ROI-Hierarchie noch in den Fragebogen integriert, da<br />

diese von der Ausprägung mehrerer anderer Anforderungen abhängt. Ist<br />

beispielsweise der ROI der logistischen Anlage hoch und die Anschaffungskosten<br />

gering, so kann das definierte Ziel erreicht werden. Aufgrund mehrerer<br />

Interdependenzen darf diese Anforderung nicht isoliert betrachtet und damit mittels<br />

AHP bewertet werden.<br />

Die personelle Anforderung „Eine gute Qualifikation der Mitarbeiter soll für den<br />

Betrieb der Anlage erforderlich sein“ kann ebenfalls nicht in die Bewertung<br />

aufgenommen werden, da eine weitere Anforderung eine genau gegenteilige Aussage<br />

trifft. Hier wird ein möglichst niedriger Qualifikationsgrad gefordert.<br />

Bewertung und Ergebnisverdichtung<br />

Zunächst müssen die einzelnen Wertungsmöglichkeiten definiert werden. Es handelt<br />

sich hierbei um eine dreielementige Ordinalskala, mit deren Hilfe die geforderten<br />

Differenzierungen ausgedrückt werden können. Die einzelnen Skalenwerte sind der<br />

nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.<br />

Anforderungstyp<br />

Skalenwert w<br />

absolut wichtig 1<br />

vorteilhaft 0<br />

absolut<br />

unwichtig<br />

-1<br />

Tabelle 17: Bewertungsskala zur Anforderungstypisierung<br />

- 106 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Da die Stakeholder unabhängig voneinander urteilen, kann es bei der Befragung zu<br />

unterschiedlichen Antworten kommen, so dass für jede Anforderung das aus allen<br />

Befragungen resultierende Gesamtergebnis ermittelt werden muss. Lediglich wenn<br />

eine Anforderung von einem der Befragten nicht direkt klassifiziert werden kann, soll -<br />

unabhängig von der Wertung der anderen - dieses Urteil ausschlaggebend sein. Das<br />

Gesamtergebnis für alle übrigen Anforderungen wird wie folgt ermittelt:<br />

Die einzelnen Gewichtungen werden anforderungs- und stakeholderbezogen erfasst.<br />

Um das Gesamtergebnis je Anforderung zu ermitteln, wird das Anforderungsgewicht<br />

mit dem jeweiligen Stakholderfaktor multipliziert und das Produkt je Stakeholder<br />

aufsummiert. Die folgende Tabelle zeigt schematisch den beschriebenen<br />

Auswertungsprozess.<br />

Anforderung<br />

Stakeholder 1 Stakeholder 2 Stakholder n<br />

wi.1 wi.2 wi.n<br />

Gesamtergebnis<br />

A1 w1.1<br />

w2.1<br />

wn.1<br />

G 1<br />

A2 w1.2 w2.2 wn.2 G 2<br />

g 1<br />

... ... ... ... ...<br />

g 2<br />

g n<br />

Am w1.n w2.n wn.m G m<br />

wi.j: Stakeholderbezogene Gewichtung i: Anforderungsnummer,<br />

j: Stakeholdernummer; m: Anzahl der Anforderungen; g i : Stakeholdergewicht;<br />

n: Stakeholderanzahl; G i : Gesamtgewicht<br />

Tabelle 18: Auswertungsschema der Anforderungsklassifizierung<br />

Formal handelt es sich bei der Einzelergebnisergebnisverdichtung um die Berechnung<br />

eines gewichteten, arithmetischen Mittelwertes. Anhand der Ergebnisberechnung für<br />

die Anforderung A1 soll dies exemplarisch gezeigt werden:<br />

G 1 = w1.1 * g 1 + w2.1 * g 2 + ... + w3.1 * g n<br />

Bei einer ganzzahligen Rundung der einzelnen Gesamtergebnisse kann je Anforderung<br />

einer der drei Skalenelemente ermittelt und damit der Anforderungstyp zugeordnet<br />

werden.<br />

- 107 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Aufstellen einer AHP-Hierarchie<br />

Alle nach obigem Schema ausgewerteten Anforderungen, die „absolut wichtig“ (Muss-<br />

Anforderungen) oder „absolut unwichtig“ sind, müssen nicht mittels AHP bewertet<br />

werden. Im Sinne der Definition der Gliederungspunkte nach Sakowski stellen die<br />

Muss-Anforderungen „räumlich-betriebliche“ Anforderungen dar.<br />

Alle Anforderungen, deren Realisation vorteilhaft ist (Kann-Anforderungen) müssen<br />

nun in eine Hierarchie integriert werden, um die relative Wichtigkeit durch die<br />

Stakeholder bestimmen lassen zu können. In Anlehnung an das<br />

Strukturierungsschema nach Sakowski werden hierfür folgende Kriterien definiert:<br />

• Technik<br />

• Subkriterien sind räumlich-betriebliche Anforderungen, die als „Kann-<br />

Anforderungen“ deklariert wurden und nach der Definition von Sakowski auch<br />

den technischen Anforderungen zuordbar sind, sowie alle technischen<br />

Anforderungen, die als vorteilhaft deklariert wurden.<br />

• Produktionstechnik<br />

• Subkriterien sind alle übrigen räumlich-betrieblichen sowie produktionstechnischen<br />

Anforderungen (bis auf die Informationsverarbeitungsanforderungen),<br />

die als „Kann-Anforderungen“ deklariert wurden.<br />

• Informationsverarbeitung<br />

• Subkriterien sind alle Informationsverarbeitungsanforderungen, die als<br />

„Kann-Anforderungen“ deklariert wurden.<br />

Alle Anforderungen, die Handlungsalternativen darstellen und in einem ersten Schritt<br />

nicht eindeutig klassifizierbar waren, müssen im Folgenden durch einzelne AHP-<br />

Bewertungen ausgewählt werden. Als Kriterien können z. T. andere Anforderungen aus<br />

dem Katalog von Sakowski dienen. Falls nicht, so müssen neue Kriterien durch den<br />

Befragten definiert werden und die Alternativen im Hinblick auf diese bewertet<br />

werden. Dies soll an einem kurzen Beispiel verdeutlicht werden.<br />

- 108 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Wird angenommen, dass eine Alternative zur „Installations- und Betriebsart“, die ein<br />

„Muss-Kriterium“ darstellt, nicht unmittelbar ausgewählt werden kann, so könnte<br />

nach folgendem Schema eine Hierarchie aufgestellt werden, auf deren Basis eine<br />

Entscheidung mittels AHP getroffen werden kann.<br />

Ziel:<br />

• Auswahl einer optimalen Installations- und Betriebsart<br />

• Kriterien (aus dem Anforderungskatalog nach Sakowski):<br />

• Die Anlage soll in der Streckenführung variabel sein<br />

• Die Anlage soll mit möglichst geringem Aufwand erweiterbar sein<br />

• Die Anlage soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigen<br />

• Die Anlage soll behindertengerecht sein<br />

• ...<br />

Alternativen:<br />

• Die Anlage muss flurfrei installiert und betrieben werden<br />

• Die Anlage muss aufgeständert installiert und betrieben werden<br />

• Die Anlage muss flurfrei installiert und flurgebunden betrieben werden<br />

• Die Anlage muss flurgebunden installiert und betrieben werden<br />

• Die Anlage muss flurgebunden, aber schienenlos betrieben werden<br />

Da alle aufgeführten betriebswirtschaftlichen Anforderungen Handlungsalternativen<br />

von (nicht definierten) Muss-Kriterien darstellen, können diese nicht in die Haupt-<br />

Hierarchie integriert, sondern nur in Teilprozessen nach obigem Schema bewertet<br />

werden. Deshalb fällt dieser Gliederungspunkt vollständig heraus.<br />

Verdichtung der Bewertungsergebnisse<br />

Da die Bewertung der ROI-Hierarchie im konkreten Anwendungsfall nur durch einen<br />

Stakeholder, den Experten, welcher eine betriebswirtschaftliche Ausbildung hat,<br />

bewertet werden soll, müssen hier keine weiteren Prozessschritte folgen. An der<br />

Bewertung der restlichen Kann-Kriterien nehmen jedoch mehrere Personen teil, so<br />

dass die Einzelauswertungen hier zu einem Gesamtergebnis verdichtet werden<br />

müssen. Die Berechnung ähnelt dem Auswertungsschema der<br />

Anforderungsklassifizierung und kann der folgenden Tabelle entnommen werden.<br />

- 109 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Anforderung<br />

Stakeholder 1 Stakeholder 2 Stakeholder n<br />

EV EV EV<br />

EVG<br />

a1<br />

w.a1.1<br />

w.a2.1<br />

w.an.1<br />

G a1<br />

a2 w.a1.2 w.a2.2 w.an.2 G a2<br />

... ... ... ... ...<br />

am w.a1.m w.a2.m w.an.m G an<br />

g 1<br />

g 2<br />

g n<br />

b1 w.b1.1 w.b2.1 w.bn.1 G b1<br />

b2 w.b1.2 w.b2.2 w.bn.2 G b2<br />

... ... ... ... ...<br />

b3 w.b1.m w.b2.m w.bn.m G bn<br />

wi.j: Stakeholderbezogene Gewichtung i: Anforderungsnummer,<br />

j: Stakeholdernummer; EV: Eigenvektor (Einzelprioritäten); m: Anzahl der<br />

Anforderungen je Bewertungseinheit (entspricht der Elementanzahl der EV);<br />

g i : Stakeholdergewicht; n: Stakeholderanzahl;<br />

EVG: Eigenvektor (Gesamtprioritäten); G i : Gesamtgewichte<br />

Tabelle 19: Verdichtung der Einzelbewertungsergebnisse<br />

Im Unterschied zur Anforderungsklassifizierung liegen die Ergebnisse hier in Form von<br />

Verhältniszahlen vor. Somit muss je Eigenvektor eine getrennte Verdichtung der<br />

Gewichtungen vorgenommen werden. Desweiteren soll an dieser Stelle nicht das<br />

gewichtete arithmetische, sondern das geometrische Mittel zur Zusammenfassung<br />

der Einzeldaten herangezogen werden. Damit entspricht die Ergebnisauswertung den<br />

in Kapitel 2.3.1.3 definierten Richtlinien zur Auswertung von Gruppenentscheidungen<br />

mittels AHP. Dabei wurde die Variante der Eigenvektoraggregation gewählt, da diese<br />

Berechnung einfach durchzuführen und bei einer hohen Anzahl von Anforderungen<br />

generell zu bevorzugen ist.<br />

- 110 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.2 Auswirkungen der Nutzung relativer Gewichtungen in einer QFD<br />

Wird der AHP bei der Anforderungspriorisierung eingesetzt, so sind dort als Ergebnis<br />

relative Gewichtungen zu verzeichnen. Bislang wird jedoch im Quality Function<br />

Deployment nur mit absoluten Gewichtungen gearbeitet. In diesem Kapitel sollen nun<br />

die Auswirkungen auf eine QFD diskutiert werden, die auftreten, wenn relative<br />

Gewichtungen als Eingangsgrößen genutzt werden.<br />

3.2.1 Höhe des Datenniveaus bei den Gewichtungen<br />

Die Höhe des Datenniveaus ist ein sehr wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Form<br />

der Gewichtungen innerhalb einer QFD, da sie festlegt, welche Rechenoperationen und<br />

statistischen Berechnungen mit den ermittelten Urteilswerten zulässig sind.<br />

Sind die ermittelten Daten z.B. nur auf Ordinalniveau, so sind weder Addition,<br />

Subtraktion, Multiplikation, Division noch die Bildung des arithmetischen Mittelwertes<br />

erlaubt. Die Berechnung des Medians hingegen wäre erlaubt. [Böhler '77, Bortz '06,<br />

Karmasin '77]. Da innerhalb des House of Quality Berechnungen und statistische<br />

Auswertungen vorgenommen werden, ist demnach ein ausreichendes Niveau der<br />

durch das Beurteilungsverfahren ermittelten Daten sicherzustellen.<br />

Es wird nun zunächst überprüft, welche Berechnungen mit den Gewichtungen<br />

durchgeführt werden sollen, um anschließend das minimal erforderliche Datenniveau<br />

als Entscheidungskriterium festlegen zu können.<br />

Die Gewichtungen der Kundenanforderungen im House of Quality werden mit den<br />

Werten der Beziehungsmatrix multipliziert. Hierbei handelt es sich nur um eine lineare<br />

Transformation und nicht um eine Datenmultiplikation. Anschließend werden die<br />

Ergebnisse dieser linearen Transformation spaltenweise addiert. Da es sich bei den<br />

Werten innerhalb einer Spalte jeweils um linear transformierte Daten handelt, muss<br />

hierzu die Datenaddition zulässig sein.<br />

- 111 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Es ist festzuhalten, dass für die Berechnungen innerhalb des House of Quality die<br />

folgenden mathematischen Operationen durchgeführt werden müssen:<br />

• Lineare Transformation<br />

• (Daten-)Addition<br />

Die Eingangsdaten für eine QFD müssen also auf einem Niveau vorliegen, bei dem<br />

diese Operationen zulässig sind.<br />

Die Operationen lineare Transformation und Addition von Daten sind erst mit<br />

mindestens intervallskalierten Daten möglich. Mit Daten eines niedrigeren Niveaus,<br />

z.B. Ordinalniveau dürften diese Operationen nicht durchgeführt werden [Konerding<br />

'89]<br />

Abbildung 31: Liste der Messniveaus [Konerding '89]<br />

- 112 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.2.2 Auswirkungen einer Integration relativer Gewichte<br />

Betrachtet man das House of Quality, so sind von den offensichtlichen Änderungen bei<br />

dem Einsatz von relativen Gewichtungen vor allem drei zu nennen:<br />

• Die Höhe der Zahlenwerte der Gewichtungen ist von der Anzahl der<br />

eingehenden Kundenanforderungen abhängig<br />

• Es gibt in der Regel Zahlen mit Kommastellen<br />

• Die Höhe der Werte der absoluten Zwischen- und Endergebnisse ändert sich<br />

Diese drei Veränderungen werden im Folgenden näher betrachtet. Desweiteren soll<br />

festgestellt werden, inwieweit diese Veränderungen zu Problemen für eine Einbindung<br />

in die QFD führen.<br />

Die Höhe der Zahlenwerte der Gewichtungen<br />

In einer QFD, wie sie heute üblicherweise durchgeführt wird, ist die Höhe des<br />

Zahlenwertes einer einzelnen Kundengewichtung von der verwendeten Skala und von<br />

der Beurteilung der Personen, die die QFD durchführen, abhängig. Bei der<br />

verwendeten Skala gibt es meist nur wenige Unterschiede. Vorwiegend werden Skalen<br />

von 1 bis 9 verwendet. In anderen Fällen werden auch Skalen von 1 bis 5 oder 10<br />

verwendet.<br />

Werden relative Gewichtungen von Kundenanforderungen verwendet, so ist die Höhe<br />

der Zahlenwerte auch weiterhin maßgeblich von der Beurteilung der durchführenden<br />

Personen abhängig. Anders verhält es sich mit der zweiten Einflussgröße. Eine<br />

Bewertungsskala ist bei relativen Gewichtungen nicht mehr existent, aber eine neue<br />

Einflussgröße tritt auf. Mit einer steigenden Anzahl an Anforderungen werden die<br />

einzelnen Zahlenwerte der Gewichtungen tendenziell immer kleiner. Der Grund dafür<br />

ist, dass bei einer relativen Gewichtung immer genau 100% auf alle<br />

Kundenanforderungen verteilt werden. Von diesen 100% entfällt natürlich mehr auf<br />

eine einzelne Anforderung, wenn z.B. insgesamt nur acht Anforderungen vorhanden<br />

sind, als wenn es 30 oder mehr sind.<br />

Deutlich wird die Abhängigkeit der Höhe der einzelnen Zahlen von der Anzahl der<br />

Kundenanforderungen bei relativen Werten auch bei der theoretischen Betrachtung,<br />

dass alle Anforderungen gleichwertig sind. Bei absoluter Bewertung in diesem Fall<br />

kann z.B. jede Anforderung den Höchstwert von 10 bekommen, aber genauso gut einen<br />

tieferen Wert von vielleicht 6. Bei der Verwendung von relativen Werten ist die Höhe<br />

des Wertes, den alle Anforderungen für den Fall erhalten, das sie alle gleich bewertet<br />

werden, durch die Anzahl der verschiedenen Anforderungen exakt auf 100%/Anzahl<br />

aller Kundenanforderungen festgelegt. Das bedeutet, wenn es zehn<br />

- 113 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Kundenanforderungen gibt, erhalten alle genau 10%, wenn es elf Anforderungen gibt,<br />

verringert sich der Wert auf gerundete 9,09%.<br />

Zu einem Problem für eine Verwendung von relativen Eingangsgrößen führt diese<br />

Abhängigkeit nicht, da sie sich nicht auf die relativen Zwischen- und Endergebnisse<br />

auswirkt. So wirkt sich auch die beschriebene Veränderung des Wertes aller<br />

Gewichtungen von 10 nach 6 lediglich auf die absoluten Ergebniswerte in einem HoQ<br />

aus. Der Rang der Gesamtbewertung, der als letztes ermittelt wird, erfährt dadurch<br />

keine Veränderung.<br />

Das Vorhandensein von Zahlen mit Kommastellen<br />

Bei relativ gewichteten Kundenanforderungen ergeben sich Zahlen mit Nachkommastellen.<br />

Da es sich bei den Gewichtungen der Kundenwünsche um die ablauftechnisch<br />

erste numerische Eingangsgröße handelt, zieht sich das Vorhandensein von Zahlen<br />

mit Nachkommastellen von der technischen Bedeutung bis zur absoluten<br />

Gesamtbewertung.<br />

Diese Ergebnisse sind jedoch in einer konventionellen QFD nach ASI immer ganzzahlig,<br />

da sie sich lediglich aus den beiden Rechenoperationen der Addition und der<br />

Multiplikation ergeben. Da weiterhin alle Eingangsgrößen in der konventionellen QFD<br />

ganzzahlig sind, kann es mathematisch auch nur Ergebnisse geben, die keinerlei<br />

Nachkommastellen aufweisen.<br />

Fast immer, wenn mit Zahlen gearbeitet wird die mehrere Nachkommastellen<br />

aufweisen, stellt sich die Frage, ab wann gerundet wird. Diese Frage sollte auch für die<br />

Durchführung einer QFD beantwortet werden. Zu beachten ist dabei, ob die<br />

Eingangswerte in einer Prozentschreibweise z.B. 10%, oder um den Faktor 100 kleiner<br />

als Zahlen ohne Einheit z.B. 0,1 eingehen. Auch ist es wichtig, dass kein Wert auf null<br />

abgerundet wird. Dies würde z.B. bei einem Runden auf zwei Nachkommerstellen mit<br />

dem Wert der Gewichtung von 0,004 geschehen. Die Folge wäre, dass die betreffende<br />

Kundenanforderung an dieser Stelle nicht in die weitere Betrachtung eingeht. Auf der<br />

anderen Seite scheint auch eine Betrachtung von vielen Nachkommastellen als nicht<br />

sinnvoll. Insbesondere wenn durch die Rechenoperationen die einzelnen Werte der<br />

Ergebnisse relativ hoch sind, ist es meistens nicht zweckmäßig, fünf oder mehr<br />

Nachkommastellen zu betrachten.<br />

Bei der Wahl der Anzahl von Nachkommastellen sollte also ein Mittelweg gefunden<br />

werden, der beide Aspekte berücksichtigt. Diese Entscheidung kann auch vor<br />

Durchführung der eigentlichen QFD getroffen werden. So kann beim Betrachten der<br />

Zahlenwerte der relativen Gewichte entschieden werden, wie viele Nachkommastellen<br />

- 114 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


wirklich nötig und auch sinnvoll sind. Bei der anschließenden Durchführung der QFD<br />

kann diese Zahl dann beibehalten werden. Zu beachten ist auch, dass es aus<br />

mathematischer Sicht unsinnig ist, ein Ergebnis mit mehr Nachkommastellen zu<br />

betrachten, wenn vorher Werte eingegangen sind, die auf wenige Nachkommastellen<br />

gerundet worden sind.<br />

Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Verwendung von Kommazahlen<br />

kein Unterscheidungskriterium für eine QFD mit absoluten oder relativen<br />

Gewichtungen ist. Auch eine konventionelle QFD könnte trotz absoluter<br />

Eingangsgrößen mit Kommazahlen durchgeführt werden. Der Grund, warum dies nicht<br />

geschieht, liegt in der Verwendung der konventionellen Skalen. Theoretisch wären<br />

aber auch Skalen von 1 bis 9, in Schritten von je 0,5 denkbar. Auch noch detailliertere<br />

Skalen wären möglich. Sie finden allerdings keine Anwendung, da eine so genaue<br />

Zuordnung ohne Hilfsmittel wie z.B. den Paarweisen Vergleich kaum möglich ist.<br />

Das Auftreten von Kommazahlen ist also nicht ausschließlich beim Verrechnen von<br />

relativen Eingangsgrößen möglich, jedoch bei diesem meist unumgänglich.<br />

Schwierigkeiten, die eine Verrechung von Kommazahlen in einer QFD nicht möglich<br />

machen, treten dabei nicht auf. Auch sei an dieser Stelle bereits erwähnt, dass im<br />

QFD-Ansatz von Akao durchaus absolute Zahlenwerte mit Nachkommastellen<br />

auftreten.<br />

Die Höhe der Werte der absoluten Zwischen- und Endergebnisse<br />

In einem direkten Vergleich einer QFD mit absolut und einer mit relativ gewichteten<br />

Kundenanforderungen, werden die Werte der absoluten Zwischen- und Endergebnisse<br />

z.B. der Gesamtbedeutung, bei der absoluten Variante in der Regel größer sein. Die<br />

Gründe hierfür sind zum einen, dass die Höhe der Werte der Eingangsgrößen mit<br />

zunehmender Anzahl der Anforderungen abnimmt. Zum anderen liegt es auch an der<br />

Fragestellung, ob die relativen Werte Prozentzahlen oder Zahlen ohne Einheit und<br />

damit immer kleiner als 1 sind.<br />

Nur in einem Fall, in dem die Eingangsgrößen als Prozentzahlen eingehen und es<br />

verhältnismäßig wenige Kundenanforderungen gibt, können die Werte auch höher<br />

liegen als in einer konventionellen QFD.<br />

Auch dieser Effekt bereitet, wie schon die beiden vorher beschriebenen Änderungen,<br />

wenige Probleme bei der Nutzung relativer Gewichte in einer QFD. Dies liegt darin<br />

begründet, dass die Höhe der Eingangswerte zwar die absolut betrachteten Höhen der<br />

Ergebnisse, also der Gesamtbewertung, beeinflusst, nicht aber die relative<br />

Verhältnismäßigkeit der einzelnen Werte der Gesamtbewertung. Mit anderen Worten:<br />

- 115 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Bei einer Normierung der Ergebnisse einer QFD ergeben sich die gleichen Werte und<br />

somit kann sich auch die Rangfolge der Gesamtbewertung nicht ändern. Diese<br />

Tatsachen werden in einem Beispiel im folgenden Abschnitt anschaulich dargelegt.<br />

Beispiel<br />

Die zuvor beschriebenen Veränderungen bei dem Einsatz von relativen Gewichten als<br />

Eingangsgrößen einer QFD stellen bei Durchführung einer QFD keine größeren<br />

Schwierigkeiten da. Um das zu veranschaulichen, soll in diesem Kapitel ein etwas<br />

umfangreicheres Beispiel durchgeführt werden. Die Abbildung 32, Abbildung 33 und<br />

Abbildung 34 zeigen jeweils den Teil einer QFD, mit dem die Gesamtbewertung<br />

berechnet wird. Auf die Teile einer QFD, die nicht zur Berechnung beitragen, wie die<br />

Wettbewerbsvergleiche und die Korrelationen der Produktmerkmale im „Dach“, wird<br />

der Übersichtlichkeit halber verzichtet. Das Beispiel verliert dadurch allerdings nicht<br />

an Aussagekraft, da diese Teile einer QFD von der Umstellung auf relative Gewichte<br />

nicht betroffen sind. Abbildung 32 zeigt eine Berechnung mit relativen<br />

Kundengewichtungen als Prozentzahlen, Abbildung 33 eine Berechnung mit relativen<br />

Kundengewichtungen mit einheitslosen Zahlen und Abbildung 34 zeigt abschließend<br />

eine Berechnung mit absoluten Kundengewichtungen, die zuvor durch eine Tabelle<br />

umgewandelt werden. Dabei werden jeweils die zehn Kundenanforderungen A bis J<br />

und die zehn Produktmerkmale k bis t betrachtet.<br />

- 116 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


- 117 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Abbildung 32: QFD mit Prozentzahlen als relative Gewichte<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

2,6868<br />

0,5891<br />

18,4182<br />

13,7322<br />

20,6339<br />

3,7065<br />

5,7792<br />

13,5149<br />

11,0957<br />

9,8434<br />

Relativ<br />

848,64<br />

186,08<br />

5817,42<br />

4337,34<br />

6517,26<br />

1170,72<br />

1825,36<br />

4268,7<br />

3504,6<br />

3109,05<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

2<br />

6<br />

4<br />

8<br />

9<br />

5<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,5227<br />

2,7458<br />

14,3072<br />

9,1433<br />

10,6856<br />

4,3189<br />

3,3669<br />

10,4983<br />

25,8573<br />

6,5540<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

848,64<br />

186,08<br />

969,57<br />

619,62<br />

724,14<br />

292,68<br />

228,17<br />

711,45<br />

1752,3<br />

444,15<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

6<br />

2<br />

7<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,4176<br />

0,6217<br />

11,1060<br />

9,6605<br />

14,5158<br />

7,8226<br />

24,3935<br />

11,4091<br />

5,2038<br />

13,8494<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

106,08<br />

46,52<br />

831,06<br />

722,89<br />

1086,21<br />

585,36<br />

1825,36<br />

853,74<br />

389,4<br />

1036,35<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

6<br />

9<br />

7<br />

4<br />

1<br />

5<br />

2<br />

3<br />

Rang<br />

7,7170<br />

3,3842<br />

10,0762<br />

7,5126<br />

8,7799<br />

10,6459<br />

16,5988<br />

10,3512<br />

14,1639<br />

10,7702<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

106,08<br />

46,52<br />

138,51<br />

103,27<br />

120,69<br />

146,34<br />

228,17<br />

142,29<br />

194,7<br />

148,05<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1,19<br />

J<br />

9<br />

3<br />

3,19<br />

I<br />

9<br />

9<br />

3,21<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

5,85<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

8,28<br />

F<br />

1<br />

9<br />

10,67<br />

E<br />

9<br />

9<br />

13,05<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

15,39<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

17,81<br />

B<br />

3<br />

9<br />

21,36<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

2,6868<br />

0,5891<br />

18,4182<br />

13,7322<br />

20,6339<br />

3,7065<br />

5,7792<br />

13,5149<br />

11,0957<br />

9,8434<br />

Relativ<br />

848,64<br />

186,08<br />

5817,42<br />

4337,34<br />

6517,26<br />

1170,72<br />

1825,36<br />

4268,7<br />

3504,6<br />

3109,05<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

2<br />

6<br />

4<br />

8<br />

9<br />

5<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,5227<br />

2,7458<br />

14,3072<br />

9,1433<br />

10,6856<br />

4,3189<br />

3,3669<br />

10,4983<br />

25,8573<br />

6,5540<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

848,64<br />

186,08<br />

969,57<br />

619,62<br />

724,14<br />

292,68<br />

228,17<br />

711,45<br />

1752,3<br />

444,15<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

6<br />

2<br />

7<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,4176<br />

0,6217<br />

11,1060<br />

9,6605<br />

14,5158<br />

7,8226<br />

24,3935<br />

11,4091<br />

5,2038<br />

13,8494<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

106,08<br />

46,52<br />

831,06<br />

722,89<br />

1086,21<br />

585,36<br />

1825,36<br />

853,74<br />

389,4<br />

1036,35<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

6<br />

9<br />

7<br />

4<br />

1<br />

5<br />

2<br />

3<br />

Rang<br />

7,7170<br />

3,3842<br />

10,0762<br />

7,5126<br />

8,7799<br />

10,6459<br />

16,5988<br />

10,3512<br />

14,1639<br />

10,7702<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

106,08<br />

46,52<br />

138,51<br />

103,27<br />

120,69<br />

146,34<br />

228,17<br />

142,29<br />

194,7<br />

148,05<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1,19<br />

J<br />

9<br />

3<br />

3,19<br />

I<br />

9<br />

9<br />

3,21<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

5,85<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

8,28<br />

F<br />

1<br />

9<br />

10,67<br />

E<br />

9<br />

9<br />

13,05<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

15,39<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

17,81<br />

B<br />

3<br />

9<br />

21,36<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

Kundenanforderungen


- 118 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Abbildung 33: QFD mit Zahlen ohne Einheit als relative Gewichte<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

2,6868<br />

0,5891<br />

18,4182<br />

13,7322<br />

20,6339<br />

3,7065<br />

5,7792<br />

13,5149<br />

11,0957<br />

9,8434<br />

Relativ<br />

8,4864<br />

1,8608<br />

58,1742<br />

43,3734<br />

65,1726<br />

11,7072<br />

18,2536<br />

42,687<br />

35,046<br />

31,0905<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

2<br />

4<br />

5<br />

8<br />

9<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,5227<br />

2,7458<br />

14,3072<br />

9,1433<br />

10,6856<br />

4,3189<br />

3,3669<br />

10,4983<br />

25,8573<br />

6,5540<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

8,4864<br />

1,8608<br />

9,6957<br />

6,1962<br />

7,2414<br />

2,9268<br />

2,2817<br />

7,1145<br />

17,523<br />

4,4415<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

6<br />

2<br />

7<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,4176<br />

0,6217<br />

11,1060<br />

9,6605<br />

14,5158<br />

7,8226<br />

24,3935<br />

11,4091<br />

5,2038<br />

13,8494<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

1,0608<br />

0,4652<br />

8,3106<br />

7,2289<br />

10,8621<br />

5,8536<br />

18,2536<br />

8,5374<br />

3,894<br />

10,3635<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

6<br />

9<br />

7<br />

4<br />

1<br />

5<br />

2<br />

3<br />

Rang<br />

7,7170<br />

3,3842<br />

10,0762<br />

7,5126<br />

8,7799<br />

10,6459<br />

16,5988<br />

10,3512<br />

14,1639<br />

10,7702<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

1,0608<br />

0,4652<br />

1,3851<br />

1,0327<br />

1,2069<br />

1,4634<br />

2,2817<br />

1,4229<br />

1,947<br />

1,4805<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

0,0119<br />

J<br />

9<br />

3<br />

0,0319<br />

I<br />

9<br />

9<br />

0,0321<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

0,0585<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

0,0828<br />

F<br />

1<br />

9<br />

0,1067<br />

E<br />

9<br />

9<br />

0,1305<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

0,1539<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

0,1781<br />

B<br />

3<br />

9<br />

0,2136<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

2,6868<br />

0,5891<br />

18,4182<br />

13,7322<br />

20,6339<br />

3,7065<br />

5,7792<br />

13,5149<br />

11,0957<br />

9,8434<br />

Relativ<br />

8,4864<br />

1,8608<br />

58,1742<br />

43,3734<br />

65,1726<br />

11,7072<br />

18,2536<br />

42,687<br />

35,046<br />

31,0905<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

2<br />

4<br />

5<br />

8<br />

9<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,5227<br />

2,7458<br />

14,3072<br />

9,1433<br />

10,6856<br />

4,3189<br />

3,3669<br />

10,4983<br />

25,8573<br />

6,5540<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

8,4864<br />

1,8608<br />

9,6957<br />

6,1962<br />

7,2414<br />

2,9268<br />

2,2817<br />

7,1145<br />

17,523<br />

4,4415<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

6<br />

2<br />

7<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,4176<br />

0,6217<br />

11,1060<br />

9,6605<br />

14,5158<br />

7,8226<br />

24,3935<br />

11,4091<br />

5,2038<br />

13,8494<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

1,0608<br />

0,4652<br />

8,3106<br />

7,2289<br />

10,8621<br />

5,8536<br />

18,2536<br />

8,5374<br />

3,894<br />

10,3635<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

6<br />

9<br />

7<br />

4<br />

1<br />

5<br />

2<br />

3<br />

Rang<br />

7,7170<br />

3,3842<br />

10,0762<br />

7,5126<br />

8,7799<br />

10,6459<br />

16,5988<br />

10,3512<br />

14,1639<br />

10,7702<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

1,0608<br />

0,4652<br />

1,3851<br />

1,0327<br />

1,2069<br />

1,4634<br />

2,2817<br />

1,4229<br />

1,947<br />

1,4805<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

0,0119<br />

J<br />

9<br />

3<br />

0,0319<br />

I<br />

9<br />

9<br />

0,0321<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

0,0585<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

0,0828<br />

F<br />

1<br />

9<br />

0,1067<br />

E<br />

9<br />

9<br />

0,1305<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

0,1539<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

0,1781<br />

B<br />

3<br />

9<br />

0,2136<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

Kundenanforderungen


Damit in diesem Beispiel den beiden zuvor gezeigten Berechnungen (absolute Werte),<br />

eine vergleichbare mit absoluten Werten gegenüber stehen kann, müssen die relativen<br />

Werte der letzten Tabelle zuvor durch eine Tabelle in absolute Werte überführt<br />

werden. Auf die verschiedenen Möglichkeiten der Umrechnung wird noch detailliert<br />

eingegangen. An dieser Stelle ist lediglich zu beachten, dass die Tabelle 20 auf ihrer<br />

linken Seite denjenigen absoluten Wert angibt, der möglichst identisch mit den<br />

relativen Werten ist, die in das Intervall auf der rechten Seite der Tabelle fallen. Ein<br />

Genauigkeitsverlust ist bei solch einer Umrechnung unumgänglich, doch weisen die<br />

absoluten Werte eine, für dieses Beispiel ausreichende, Präzision auf, so dass ein<br />

Vergleich der Berechnung in Abbildung 34 mit den beiden relativen Werten möglich ist.<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

18,99-21,36<br />

16,61-18,99<br />

14,24-16,61<br />

11,87-14,24<br />

9,49-11,87<br />

7,12-9,49<br />

4,75-7,12<br />

2,37-4,75<br />

0,00-2,37<br />

Tabelle 20: Umrechnungstabelle für relative in absolute Werte<br />

Bei Anwendung der Tabelle 20 ergeben sich für die zehn Kundenanforderungen, die in<br />

Tabelle 21 gezeigten absoluten Gewichte.<br />

- 119 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Kundenanforderungen<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

Relative<br />

Werte<br />

21,36<br />

17,81<br />

15,39<br />

13,05<br />

10,67<br />

8,28<br />

5,85<br />

3,21<br />

3,19<br />

1,19<br />

Absolute<br />

Werte<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

2<br />

1<br />

Tabelle 21: Absolute und relative Werte für die Anforderungen<br />

Mit den in Tabelle 21 gezeigten absoluten Gewichten kann jetzt eine Berechnung der<br />

Gesamtbewertung erfolgen, die mit der Berechnung mit relativen Gewichtungen<br />

vergleichbar ist. Abbildung 34 zeigt diese Berechnung auf.<br />

- 120 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


- 121 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Abbildung 34: QFD mit absoluten Gewichten<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

2,7674<br />

0,7054<br />

17,9475<br />

13,9592<br />

20,8777<br />

3,9069<br />

5,5891<br />

13,4301<br />

10,9883<br />

9,8284<br />

Relativ<br />

408<br />

104<br />

2646<br />

2058<br />

3078<br />

576<br />

824<br />

1980<br />

1620<br />

1449<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

9<br />

2<br />

6<br />

4<br />

8<br />

10<br />

5<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,8181<br />

3,2674<br />

13,8549<br />

9,2366<br />

10,7446<br />

4,5240<br />

3,2359<br />

10,3676<br />

25,4477<br />

6,5033<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

408<br />

104<br />

441<br />

294<br />

342<br />

144<br />

103<br />

330<br />

810<br />

207<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

6<br />

2<br />

7<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,4647<br />

0,7467<br />

10,8558<br />

9,8507<br />

14,7329<br />

8,2711<br />

23,6646<br />

11,3728<br />

5,1694<br />

13,8713<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

51<br />

26<br />

378<br />

343<br />

513<br />

288<br />

824<br />

396<br />

180<br />

483<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

6<br />

9<br />

7<br />

3<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

Rang<br />

7,8947<br />

4,0248<br />

9,7523<br />

7,5851<br />

8,8235<br />

11,1455<br />

15,9443<br />

10,2167<br />

13,9319<br />

10,6811<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

51<br />

26<br />

63<br />

49<br />

57<br />

72<br />

103<br />

66<br />

90<br />

69<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

2<br />

I<br />

9<br />

9<br />

2<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

3<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

4<br />

F<br />

1<br />

9<br />

5<br />

E<br />

9<br />

9<br />

6<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

7<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

8<br />

B<br />

3<br />

9<br />

9<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

2,7674<br />

0,7054<br />

17,9475<br />

13,9592<br />

20,8777<br />

3,9069<br />

5,5891<br />

13,4301<br />

10,9883<br />

9,8284<br />

Relativ<br />

408<br />

104<br />

2646<br />

2058<br />

3078<br />

576<br />

824<br />

1980<br />

1620<br />

1449<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

9<br />

2<br />

6<br />

4<br />

8<br />

10<br />

5<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,8181<br />

3,2674<br />

13,8549<br />

9,2366<br />

10,7446<br />

4,5240<br />

3,2359<br />

10,3676<br />

25,4477<br />

6,5033<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

408<br />

104<br />

441<br />

294<br />

342<br />

144<br />

103<br />

330<br />

810<br />

207<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

6<br />

2<br />

7<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,4647<br />

0,7467<br />

10,8558<br />

9,8507<br />

14,7329<br />

8,2711<br />

23,6646<br />

11,3728<br />

5,1694<br />

13,8713<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

51<br />

26<br />

378<br />

343<br />

513<br />

288<br />

824<br />

396<br />

180<br />

483<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

6<br />

9<br />

7<br />

3<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

Rang<br />

7,8947<br />

4,0248<br />

9,7523<br />

7,5851<br />

8,8235<br />

11,1455<br />

15,9443<br />

10,2167<br />

13,9319<br />

10,6811<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

51<br />

26<br />

63<br />

49<br />

57<br />

72<br />

103<br />

66<br />

90<br />

69<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

2<br />

I<br />

9<br />

9<br />

2<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

3<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

4<br />

F<br />

1<br />

9<br />

5<br />

E<br />

9<br />

9<br />

6<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

7<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

8<br />

B<br />

3<br />

9<br />

9<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Kundenanforderungen<br />

Lösungsmöglichkeiten


Bei Betrachtung dieses Zahlenbeispiels ist folgendes feststellbar: Die Abbildung 32<br />

und die Abbildung 33 zeigen, dass es kein Problem darstellt, eine QFD mit<br />

Kommazahlen zu berechnen. Werden diese beiden Grafiken miteinander verglichen, so<br />

ist leicht ersichtlich, dass sie zu einem exakt gleichen Ergebnis führen, was wiederum<br />

bedeutet, dass der Rang und die relative Gesamtbewertung identisch sind. Damit wird<br />

auch gezeigt, dass durch das Vorhandensein sehr kleiner Zahlenwerte, wie in<br />

Abbildung 33, keine Schwierigkeiten auftreten. Es ändern sich lediglich die absoluten<br />

Ergebnisse, die relativen bleiben jedoch von der Größendimension der Eingangsgröße<br />

unberührt.<br />

Unter Einbeziehung der Abbildung 34 im Rahmen dieses Beispiels ist feststellbar,<br />

dass der Rang der Gesamtbewertung mit dem der relativen Berechnungen identisch<br />

ist. Auch die relativen Werte der Gesamtbewertung sind bei absoluten und relativen<br />

Eingangsgrößen in diesem Beispiel sehr ähnlich. Die größte Abweichung ist bei<br />

Produktmerkmal r zu verzeichnen, dort beträgt sie lediglich:<br />

18,4182% - 17,9475% = 0,4707%<br />

Aus den sehr ähnlichen Ergebnissen kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass<br />

es grundsätzlich möglich ist, eine QFD mit relativen Größen zu berechnen. Allerdings<br />

stellt sich beim Vergleich der Abbildung 32 und der Abbildung 34 heraus, dass es z.B.<br />

beim Rang der kaufmännischen Gesamtbewertung zu Unterschieden bei den beiden<br />

Berechnungen gekommen ist. Diese Unterschiede werden im Folgenden noch erläutert<br />

und genauer analysiert.<br />

3.2.3 Schwierigkeiten innerhalb der QFD bei der Umstellung auf relative<br />

Werte<br />

In Kapitel 3.2.2 sind die auffälligen Änderungen bei der Umstellung von absolute auf<br />

relative Gewichtungen der Kundenanforderungen aufgezeigt worden. Die Gesamtheit<br />

dieser Veränderungen führte allerdings zu keinen umfangreicheren Schwierigkeiten.<br />

Die Beschreibung der auftretenden Probleme ist Gegenstand des Kapitels 3.2.3.<br />

- 122 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.2.3.1 Problematik bei relativ gewichteten Kundenanforderungen<br />

Die Problematik bei der Integration relativ gewichteter Kundenanforderungen in einer<br />

QFD ist sehr weit reichend. Wie in Kapitel 2.1 beschrieben, berechnet sich die<br />

allgemeine Gesamtbewertung für die Produktmerkmale in einem House of Quality aus<br />

insgesamt vier Eingangsgrößen, wobei die vierte nicht immer betrachtet wird:<br />

• Gewichtung der Kundenanforderungen<br />

• Korrelation der Anforderungen mit den Produktmerkmalen<br />

• Technische Schwierigkeit<br />

• Kaufmännische Bedeutung<br />

Die drei Punkte Gewichtung der Kundenanforderungen, technische Schwierigkeit und<br />

kaufmännische Bedeutung werden konventionell auf einer starren Skala, meist von 1<br />

bis 5, 9 oder 10 bewertet. Die Korrelation der Anforderungen mit den<br />

Produktmerkmalen erfolgt meist über das Eintragen eines der drei Symbole:<br />

• nichts 0<br />

• Δ 1<br />

• ◦ 3<br />

• • 9<br />

Im Gegensatz zu den anderen drei Bewertungen kann bei Korrelation der Wert null<br />

vorkommen, der höchstmögliche Wert ist aber meist die 9. Die Gesamtbewertung<br />

errechnet sich nun durch Multiplikation und Addition dieser vier Werte.<br />

Werden nur die drei Eingangsgrößen ohne Berücksichtigung der Werte der Korrelation<br />

betrachtet, so ist feststellbar, dass in verschiedenen Anwendungen zwar<br />

unterschiedliche Skalen verwendet werden, aber innerhalb einer Anwendung in der<br />

Regel eine identische Skala benutzt wird. Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele, wobei<br />

folgende Abbildung 35 exemplarisch ein Beispiel aufzeigt:<br />

- 123 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Abbildung 35: Beispiel eines House of Quality [Pfeifer '01]<br />

Wie in diesem Beispiel zu sehen ist, werden sowohl die Customer Needs, also die<br />

Kundenanforderungen, als auch die Größe der <strong>Technical</strong> difficulty in einer Skala von 1<br />

bis 5 bewertet. Der gleiche Zusammenhang findet sich auch in einer Arbeit von<br />

Herzwurm wieder, in der ebenfalls alle verwendeten Skalen von 1 bis 5 als ausreichend<br />

betrachtet werden [Herzwurm '00].<br />

Bei einem Beispiel, bei dem die Kundenanforderungen von 1 bis 10 gewichtet sind,<br />

werden auch die anderen Skalen von 1 bis 10 verlaufen.<br />

Es ist somit von einer Art „Gleichberechtigung“ dieser Eingangsgrößen auszugehen. In<br />

den Fällen, in denen die Skalen von 1 bis 9 verlaufen, gilt dieses Gleichgewicht sogar<br />

für alle Eingangsgrößen einschließlich der Korrelation. Sieht man von einer möglichen<br />

null bei der Korrelation ab, so können alle vier Eingangsgrößen einen Faktor höchstens<br />

„neun mal so hoch“ wie einen anderen Faktor bewerten, da der minimale Wert 1 und<br />

der Höchstwert 9 ist. Verlaufen die Skalen von 1 bis 10, gilt das gerade beschriebene in<br />

ähnlicher Form, da der Unterschied der Maximalwerte von 9 zu 10 bei der späteren<br />

Berechnung der Gesamtbewertung nicht erheblich ist. Wird eine Skala von 1 bis 5<br />

- 124 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


verwendet, besteht dieses Gleichgewicht zwar nicht zwischen allen Eingangsgrößen,<br />

dennoch stehen die Skalen in einem genau definierten und konstanten Verhältnis<br />

zueinander.<br />

Beim Einsatz einer relativen Gewichtung kann sich diese Tatsache jedoch anders<br />

verhalten. Das im vorigen Absatz beschriebene fest definierte Verhältnis oder das<br />

Gleichgewicht der Eingangsgrößen gilt hier meist nicht. So sind in diesem Fall<br />

Bewertungen möglich, die nicht nur ein „neun oder zehn mal so hoch“ zulassen,<br />

sondern einen Faktor auch z.B. 40-mal höher einstufen können als einen anderen.<br />

Dabei gibt es drei mögliche Ursachen, die bewirken, dass diese extremeren<br />

Eingangsgrößen auftreten können. Diese sind jeweils verbunden mit folgenden Fragen:<br />

• Welches Verfahren wird zur Ermittlung der relativen Größen verwendet<br />

• Welche Hierarchie wird beim AHP verwendet<br />

• Treten beim AHP Inkonsistenzen auf<br />

Allen drei gemeinsam ist, dass sie theoretisch dazu führen können, dass z.B. eine<br />

Kundenanforderung 40-mal höher bewertet wird als eine andere Kundenanforderung.<br />

Die zuvor beschriebene Begrenzung auf das neunfache ist hier also aufgehoben. Die<br />

Konsequenzen daraus sind gravierend, wie das folgende Beispiel zeigt.<br />

Dieses Beispiel geht von der vereinfachenden Annahme aus, dass es jeweils nur eine<br />

Korrelation gibt. Unter dieser Voraussetzung setzt sich der Wert der Gesamtbewertung<br />

aus der einfachen Multiplikation aller vier Eingangsgrößen zusammen. Betrachtet wird<br />

zuerst ein Fall A mit einer sehr wichtigen Kundenanforderung und anschließend ein<br />

Fall B mit einer eher untergeordneten und unbedeutenden Anforderung. Dabei sind die<br />

anderen Eingangsgrößen für den Fall A unterer Durchschnitt, aber die Eingangsgrößen<br />

für den Fall B sehr gut. Bei der absoluten Gewichtung mit einer Skala von 1 bis 9 erhält<br />

logischerweise die sehr wichtige Anforderung den Höchstwert 9 und die unbedeutende<br />

den Mindestwert von 1. Bei einer relativen Gewichtung sind bei den gleichen<br />

Anforderungen auch die zuvor beschriebenen Prozentzahlen 40 bis 1 möglich.<br />

- 125 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


So können sich die Gesamtgewichtungen wie folgt berechen:<br />

Absolut<br />

Relativ<br />

A: 9 • 3 • 3 • 3 = 243 0,4 • 3 • 3 • 3 = 10,8<br />

B: 1 • 9 • 9 • 9 = 729 0,01 • 9 • 9 • 9 = 7,29<br />

Erkennbar ist, dass sich in diesem Beispiel die Reihenfolge der Werte für die<br />

Gesamtbewertung bei absoluten und relativen Eingangsgrößen der<br />

Kundenanforderungen vertauscht hat. Bei reinen absoluten Werten erhält Fall B eine<br />

fast dreimal höhere Zahl als Gesamtbewertung wie im Fall A. Im Beispiel mit relativen<br />

Gewichtungen liegt der Wert der Gesamtbewertung bei Fall A über dem von Fall B.<br />

Diese sehr gravierenden Auswirkungen auf die Ergebnisse einer QFD haben ihre<br />

Ursache in der extremeren Bewertungsmöglichkeit bei relativen Gewichtungen. Die<br />

Folge ist, dass das zuvor beschriebene Gleichgewicht der vier Eingangsgrößen nicht<br />

mehr vorhanden ist. Stattdessen dominiert jetzt die Eingangsgröße der Gewichtung<br />

der Kundenanforderungen über das Ergebnis der Gesamtbewertung. In diesem<br />

Beispiel ist der Wert der relativen Gewichtung der Kundenanforderungen so niedrig,<br />

dass dies auch die höchsten Werte der anderen drei Eingangsgrößen nicht<br />

kompensieren können und so der Fall B den niedrigeren Endwert erhält.<br />

Die Problematik ist aber noch weit reichender. Bei der Ermittlung der relativen<br />

Kundenanforderungen können, wie gerade beschrieben, auch sehr extreme<br />

Bewertungen auftreten, sie müssen es aber nicht. So ist es durchaus denkbar, dass in<br />

drei verschiedenen Fällen mit relativen Kundenwünschen folgende Maximal- und<br />

Minimalwerte auftreten:<br />

Maximalwert<br />

Minimalwert<br />

Fall 1: 40% 1%<br />

Fall 2: 20% 1%<br />

Fall 3: 10% 1%<br />

Wie zuvor beschrieben, würde im ersten Fall die Eingangsgröße der gewichteten<br />

Kundenanforderungen über die Berechnung der Gesamtbewertung dominieren. Bei<br />

dem dritten Fall sieht das allerdings ganz anders aus, denn hier ist die Bedeutung der<br />

gewichteten Kundenanforderung lediglich so hoch, wie es bei einer konventionellen<br />

Skalabewertung der Fall ist. Der zweite Fall liegt genau in der Mitte von Fall 1 und 3.<br />

Die Konsequenz ist, dass in jeder QFD, in die diese Werte eingehen würden, die<br />

Eingangsgröße der Gewichtung der Kundenanforderungen die Berechnungen und das<br />

- 126 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Ergebnis immer unterschiedlich stark beeinflusst. Demzufolge entsteht eine<br />

Unausgeglichenheit innerhalb der QFD bzw. eine Abweichung der Ergebnisse.<br />

Die beschriebene Problematik wurde bis jetzt an einem Beispiel gezeigt, das von der<br />

sehr vereinfachenden Annahme ausging, dass die Kundenanforderungen und die<br />

Produktmerkmale jeweils genau eine Korrelation aufweisen. Diese Vereinfachung<br />

wurde allerdings nur vorgenommen, um die Anschaulichkeit der Problematik zu<br />

steigern. An dieser Stelle soll aber zusätzlich gezeigt werden, dass die Problematik<br />

auch in dem komplexeren Umfeld einer vollständigen Berechnung einer QFD auftritt.<br />

Zu diesem Zweck wird im nächsten Abschnitt ein weiteres Beispiel mit der<br />

Berechnung einer Gesamtbewertung gezeigt.<br />

3.2.3.2 Beispiel<br />

Das jetzt folgende Beispiel ist dem aus Kapitel 3.2.2 nachempfunden. Auch hier<br />

werden die zehn Kundenanforderungen A bis J den Produktmerkmalen k bis t<br />

gegenübergestellt. Allerdings gehen in diesem Fall andere relative Werte in das<br />

Beispiel ein, auch ist es an anderen Stellen leicht modifiziert, um den Effekt deutlicher<br />

zu zeigen. Abbildung 36 zeigt die Berechnung einer QFD mit relativ gewichteten<br />

Kundenanforderungen, die sehr hohe Größenunterschiede aufweisen. Dabei ist der<br />

Größenunterschied des höchsten und des niedrigsten Wertes der<br />

Kundenanforderungen so gewählt, dass er in etwa dem im vorherigen Abschnitt<br />

entspricht.<br />

- 127 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


- 128 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Abbildung 36: QFD mit sehr unterschiedlichen relativen Gewichten<br />

9<br />

10<br />

2<br />

8<br />

3<br />

7<br />

1<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Rang<br />

2,1981<br />

0,4744<br />

24,4792<br />

4,5143<br />

17,5952<br />

4,7037<br />

25,0558<br />

6,2612<br />

7,1978<br />

7,5202<br />

Relativ<br />

612,72<br />

132,24<br />

6823,44<br />

1258,32<br />

4904,55<br />

1311,12<br />

6984,16<br />

1745,28<br />

2006,34<br />

2096,22<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

2<br />

10<br />

3<br />

9<br />

5<br />

8<br />

6<br />

4<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,2004<br />

2,6331<br />

15,0964<br />

3,5794<br />

10,8510<br />

6,5267<br />

17,3834<br />

5,7920<br />

19,9750<br />

5,9628<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

612,72<br />

132,24<br />

758,16<br />

179,76<br />

544,95<br />

327,78<br />

873,02<br />

290,88<br />

1003,17<br />

299,46<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

9<br />

6<br />

7<br />

3<br />

2<br />

3<br />

7<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

8<br />

2<br />

6<br />

1<br />

4<br />

7<br />

3<br />

Rang<br />

1,0529<br />

0,4545<br />

10,4223<br />

2,8830<br />

9,6317<br />

6,0079<br />

48,0049<br />

7,9973<br />

3,9401<br />

9,6054<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

76,59<br />

33,06<br />

758,16<br />

209,72<br />

700,65<br />

437,04<br />

3492,08<br />

581,76<br />

286,62<br />

698,74<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

9<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

9<br />

6<br />

10<br />

7<br />

3<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

Rang<br />

6,4494<br />

2,7839<br />

7,0935<br />

2,5228<br />

6,5555<br />

9,2004<br />

36,7569<br />

8,1646<br />

12,0676<br />

8,4055<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

76,59<br />

33,06<br />

84,24<br />

29,96<br />

77,85<br />

109,26<br />

436,51<br />

96,96<br />

143,31<br />

99,82<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1,01<br />

J<br />

9<br />

3<br />

2,19<br />

I<br />

9<br />

9<br />

3,21<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

4,06<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

5,53<br />

F<br />

1<br />

9<br />

7,52<br />

E<br />

9<br />

9<br />

8,93<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

9,36<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

13,35<br />

B<br />

9<br />

44,84<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

2<br />

8<br />

3<br />

7<br />

1<br />

6<br />

5<br />

4<br />

Rang<br />

2,1981<br />

0,4744<br />

24,4792<br />

4,5143<br />

17,5952<br />

4,7037<br />

25,0558<br />

6,2612<br />

7,1978<br />

7,5202<br />

Relativ<br />

612,72<br />

132,24<br />

6823,44<br />

1258,32<br />

4904,55<br />

1311,12<br />

6984,16<br />

1745,28<br />

2006,34<br />

2096,22<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

2<br />

10<br />

3<br />

9<br />

5<br />

8<br />

6<br />

4<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

12,2004<br />

2,6331<br />

15,0964<br />

3,5794<br />

10,8510<br />

6,5267<br />

17,3834<br />

5,7920<br />

19,9750<br />

5,9628<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

612,72<br />

132,24<br />

758,16<br />

179,76<br />

544,95<br />

327,78<br />

873,02<br />

290,88<br />

1003,17<br />

299,46<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

9<br />

6<br />

7<br />

3<br />

2<br />

3<br />

7<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

8<br />

2<br />

6<br />

1<br />

4<br />

7<br />

3<br />

Rang<br />

1,0529<br />

0,4545<br />

10,4223<br />

2,8830<br />

9,6317<br />

6,0079<br />

48,0049<br />

7,9973<br />

3,9401<br />

9,6054<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

76,59<br />

33,06<br />

758,16<br />

209,72<br />

700,65<br />

437,04<br />

3492,08<br />

581,76<br />

286,62<br />

698,74<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

9<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

9<br />

6<br />

10<br />

7<br />

3<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

Rang<br />

6,4494<br />

2,7839<br />

7,0935<br />

2,5228<br />

6,5555<br />

9,2004<br />

36,7569<br />

8,1646<br />

12,0676<br />

8,4055<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

76,59<br />

33,06<br />

84,24<br />

29,96<br />

77,85<br />

109,26<br />

436,51<br />

96,96<br />

143,31<br />

99,82<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1,01<br />

J<br />

9<br />

3<br />

2,19<br />

I<br />

9<br />

9<br />

3,21<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

4,06<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

5,53<br />

F<br />

1<br />

9<br />

7,52<br />

E<br />

9<br />

9<br />

8,93<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

9,36<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

13,35<br />

B<br />

9<br />

44,84<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Kundenanforderungen<br />

Lösungsmöglichkeiten


Wie schon zuvor werden die relativen Werte mit Hilfe der Tabelle 22 umgerechnet.<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

39,86-44,84<br />

34,88-39,86<br />

29,89-34,88<br />

24,91-29,89<br />

19,93-24,91<br />

14,95-19,93<br />

9,96-14,95<br />

4,98-9,96<br />

0,00-4,98<br />

Tabelle 22: Umrechnungstabelle für absolut und relativ Werte<br />

Mit dieser Tabelle lassen sich die relativen Werte in absolute überführen. Somit<br />

ergeben sich für die zehn Kundenanforderungen A bis J die in Tabelle 23 gezeigten<br />

Werte.<br />

Kundenanforderungen<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

Relative<br />

Werte<br />

44,84<br />

13,35<br />

9,36<br />

8,93<br />

7,52<br />

5,53<br />

4,06<br />

3,21<br />

2,19<br />

1,01<br />

Absolute<br />

Werte<br />

9<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Tabelle 23: Absolute und relative Werte für die Anforderungen<br />

- 129 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


- 130 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Mit diesen Werten kann wiederum die gleiche Berechnung mit absoluten Gewichten<br />

durchgeführt werden. Diese Berechnung wird in Abbildung 37 gezeigt.<br />

Abbildung 37: QFD mit absoluten Gewichten<br />

9<br />

10<br />

2<br />

4<br />

1<br />

8<br />

3<br />

7<br />

6<br />

5<br />

Rang<br />

2,0598<br />

0,6866<br />

20,8554<br />

8,4108<br />

21,6278<br />

4,6345<br />

20,8268<br />

6,1794<br />

7,2093<br />

7,5097<br />

Relativ<br />

144<br />

48<br />

1458<br />

588<br />

1512<br />

324<br />

1456<br />

432<br />

504<br />

525<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

4<br />

7<br />

2<br />

9<br />

6<br />

5<br />

1<br />

8<br />

Rang<br />

11,3565<br />

3,7855<br />

12,7760<br />

6,6246<br />

13,2492<br />

6,3880<br />

14,3533<br />

5,6782<br />

19,8738<br />

5,9148<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

144<br />

48<br />

162<br />

84<br />

168<br />

81<br />

182<br />

72<br />

252<br />

75<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

9<br />

6<br />

7<br />

3<br />

2<br />

3<br />

7<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

7<br />

2<br />

6<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,0387<br />

0,6924<br />

9,3480<br />

5,6549<br />

12,4639<br />

6,2320<br />

42,0081<br />

8,3093<br />

4,1546<br />

10,0981<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

18<br />

12<br />

162<br />

98<br />

216<br />

108<br />

728<br />

144<br />

72<br />

175<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

9<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

7<br />

9<br />

6<br />

3<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

Rang<br />

6,2284<br />

4,1522<br />

6,2284<br />

4,8443<br />

8,3045<br />

9,3426<br />

31,4879<br />

8,3045<br />

12,4567<br />

8,6505<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

18<br />

12<br />

18<br />

14<br />

24<br />

27<br />

91<br />

24<br />

36<br />

25<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

1<br />

I<br />

9<br />

9<br />

1<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

1<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

2<br />

F<br />

1<br />

9<br />

2<br />

E<br />

9<br />

9<br />

2<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

2<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

3<br />

B<br />

9<br />

9<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

2<br />

4<br />

1<br />

8<br />

3<br />

7<br />

6<br />

5<br />

Rang<br />

2,0598<br />

0,6866<br />

20,8554<br />

8,4108<br />

21,6278<br />

4,6345<br />

20,8268<br />

6,1794<br />

7,2093<br />

7,5097<br />

Relativ<br />

144<br />

48<br />

1458<br />

588<br />

1512<br />

324<br />

1456<br />

432<br />

504<br />

525<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

4<br />

7<br />

2<br />

9<br />

6<br />

5<br />

1<br />

8<br />

Rang<br />

11,3565<br />

3,7855<br />

12,7760<br />

6,6246<br />

13,2492<br />

6,3880<br />

14,3533<br />

5,6782<br />

19,8738<br />

5,9148<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

144<br />

48<br />

162<br />

84<br />

168<br />

81<br />

182<br />

72<br />

252<br />

75<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

9<br />

6<br />

7<br />

3<br />

2<br />

3<br />

7<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

7<br />

2<br />

6<br />

1<br />

4<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,0387<br />

0,6924<br />

9,3480<br />

5,6549<br />

12,4639<br />

6,2320<br />

42,0081<br />

8,3093<br />

4,1546<br />

10,0981<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

18<br />

12<br />

162<br />

98<br />

216<br />

108<br />

728<br />

144<br />

72<br />

175<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

9<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

8<br />

10<br />

7<br />

9<br />

6<br />

3<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

Rang<br />

6,2284<br />

4,1522<br />

6,2284<br />

4,8443<br />

8,3045<br />

9,3426<br />

31,4879<br />

8,3045<br />

12,4567<br />

8,6505<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

18<br />

12<br />

18<br />

14<br />

24<br />

27<br />

91<br />

24<br />

36<br />

25<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

1<br />

I<br />

9<br />

9<br />

1<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

1<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

2<br />

F<br />

1<br />

9<br />

2<br />

E<br />

9<br />

9<br />

2<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

2<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

3<br />

B<br />

9<br />

9<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Kundenanforderungen<br />

Lösungsmöglichkeiten


In diesem Beispiel ist es aufgrund der vielen verschiedenen Korrelationen nicht<br />

möglich, eine veränderte Gewichtung genau einem Produktmerkmal zuzuordnen.<br />

Dadurch ist es hier auch etwas schwieriger, den zuvor beschriebenen Effekt zu<br />

erkennen.<br />

Betrachtet man nun die beiden Produktmerkmale, die jeweils die stärksten<br />

Korrelationen zu den höchsten und zu den niedrigsten Werten der<br />

Kundenanforderungen aufweisen, so wird ersichtlich, dass der Effekt auch in dieser<br />

vollständigen Berechnung auftritt. In Abbildung 36 erhält das Produktmerkmal n, das<br />

die stärkste Korrelation mit dem höchsten Wert der Kundenanforderungen aufweist,<br />

mit 25% den ersten Rang. Hingegen kommt das Produktmerkmal, das die höchste<br />

Korrelation mit dem niedrigsten Wert der Kundengewichtung aufweist, mit 4,5% nur<br />

auf den achten Rang. Setzt man die beiden Zahlen der relativen Gesamtbewertung ins<br />

Verhältnis zueinander, so stellt man fest:<br />

25 / 4,5 = 5,6<br />

Das bedeutet, dass das Produktmerkmal n bei der Gesamtbewertung knapp sechsmal<br />

höher bewertet wird als das Produktmerkmal q. Dieser Zusammenhang verhält sich in<br />

der Berechnung von Abbildung 37 anders. Der Rang der Produktmerkmale n und q<br />

beträgt hier 3 und 4. Liegen die Werte für den Rang bei der Berechnung mit absoluten<br />

Werten noch um sieben Plätze auseinander, so sind sie hier eng beieinander. Die<br />

Zahlenwerte für die relative Gesamtbewertung beträgt bei dieser Berechung 20,8%<br />

und 8,4%, dadurch ist das Verhältnis der beiden Werte zueinander:<br />

20,8 / 8,4 = 2,5<br />

Damit liegen beide Werte immer noch deutlich auseinander, der Abstand hat sich<br />

jedoch durch die Verwendung anderer Werte halbiert. Es sei an dieser Stelle noch<br />

einmal daran erinnert, dass im ähnlichen Beispiel, in dem nur mäßige<br />

Größenunterschiede zwischen den relativen Werten der Kundenanforderungen<br />

vorhanden sind, überhaupt keine Veränderungen an der Rangfolge der<br />

Gesamtbewertungen auftreten. In den folgenden Abschnitten wird erläutert, wann es<br />

zu solchen extremen Werten für die Gewichte der Kundenanforderungen kommen<br />

kann.<br />

- 131 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.2.3.3 Der Einfluss des verwendeten Verfahrens<br />

Zur Ermittlung der relativen Gewichte der Kundenanforderungen können verschiedene<br />

Verfahren herangezogen werden, diese sind z.B. der AHP, der 100$-Test oder die 1-2-3<br />

Prioritization Method. Abhängig von der gewählten Methode zur Ermittlung der<br />

relativen Gewichtungen können auch extreme Werte in eine QFD eingehen. So werden<br />

bei dem 100$-Test, die 100% der relativen Gewichtungen auf die einzelnen<br />

Anforderungen völlig frei verteilt. Denkbar ist also eine Verteilung von z.B. 40%, 30%,<br />

20%, 9% und 1%. Bei einer solchen Konstellation ist die erste Anforderung 40-mal so<br />

hoch bewertet wie die letzte. Ein solcher Fall würde zu dem zuvor beschriebenen<br />

Problem führen [Francisco Tamayo-Enríquez '04].<br />

Die Bedeutung der Hierarchie<br />

Gehen in eine QFD relativ gewichtete Eingangsgrößen ein, so ist die Struktur dieser<br />

Kundenanforderungen von großer Bedeutung. Eine relative Gewichtung bedeutet, dass<br />

die Kundenanforderungen untereinander verglichen wurden. Dies kann allerdings auf<br />

verschiedenen Wegen erfolgen und wird durch die Art der Hierarchie ausgedrückt.<br />

Die in eine QFD eingehenden Kundenanforderungen weisen häufig die in Abbildung 38<br />

dargestellte Struktur auf. Sie gliedern sich in Primär-, Sekundär- und<br />

Tertiäranforderungen.<br />

- 132 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Primäranforderungen<br />

Sekundäranforderungen<br />

Tertiäranforderungen<br />

Abbildung 38: Beispielhafte Hierarchie von Kundenanforderungen<br />

Eine Betrachtung, die lediglich die Primär- und Sekundäranforderungen<br />

berücksichtigt, führt bei vielen Systemen zu einer sehr oberflächlichen Untersuchung.<br />

Hierunter würde auch die Qualität der später durchzuführenden Korrelation mit den<br />

Produktmerkmalen stark leiden und zu undifferenzierten Ergebnissen führen.<br />

Umgekehrt ist auch eine Berücksichtigung von mehr als drei Ebenen möglich. In<br />

Fällen, in denen eine sehr detaillierte Betrachtung als nötig erscheint, werden in der<br />

Regel die Anforderungen auf diesen untergeordneten Ebenen betrachtet. Allerdings<br />

spricht der deutlich gesteigerte Aufwand, der durch den erhöhten Detaillierungsgrad<br />

entsteht, gegen eine ständige Verarbeitung von Kundenanforderungen auf diesen<br />

Ebenen. Um einen guten Ausgleich von erforderlicher Genauigkeit und Aufwand zu<br />

finden, gehen meist die tertiären Kundenanforderungen in eine QFD ein.<br />

Tertiäre Kundenanforderungen können auf zwei verschiedenen Wegen relativ bewertet<br />

sein. Entweder werden alle tertiären Anforderungen untereinander verglichen, damit<br />

würde die Beispiel-Hierarchie aus Abbildung 38, wie in Abbildung 39 dargestellt,<br />

aussehen:<br />

- 133 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Primäranforderungen<br />

Sekundäranforderungen<br />

Tertiäranforderungen<br />

T1: 30%<br />

T2: 26%<br />

T3: 21%<br />

T4: 14%<br />

T5: 5%<br />

T6: 4%<br />

Abbildung 39: Hierarchie bei der alle Anforderungen verglichen werden<br />

Hierbei muss die Summe der sechs tertiären Anforderungen T1 bis T6 immer 100%<br />

ergeben. Die andere Möglichkeit ist, dass nur die tertiären Anforderungen<br />

untereinander verglichen werden, die zusammen der gleichen sekundären<br />

Anforderung angehören. Die sekundären Anforderungen selbst werden dann<br />

verglichen, wenn sie zu der gleichen Primäranforderung gehören, wie es in Abbildung<br />

40 gezeigt wird.<br />

- 134 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Primäranforderungen<br />

Sekundäranforderungen<br />

Tertiäranforderungen<br />

S1: 70%<br />

T1: 70%<br />

T2: 30%<br />

P1: 100%<br />

S2: 20%<br />

T3: 60%<br />

T4: 40%<br />

S3: 10%<br />

T5: 90%<br />

T6: 10%<br />

Abbildung 40: Hierarchie bei der nicht alle Anforderungen verglichen werden<br />

Bei einem derartigen Vorgehen ist die Summe aller tertiären Anforderungen ungleich<br />

100 %. Stattdessen verteilen sich diese 100 % jeweils auf die tertiären Anforderungen,<br />

die zur selben sekundären Anforderung gehören. Dabei werden die sekundären<br />

Anforderungen selbst auch bewertet und ergeben in der Summe ebenfalls 100%, wenn<br />

sie zur gleichen primären Anforderung gehören.<br />

Die erste Möglichkeit hat einen entscheidenden Vorteil, der darin besteht, dass die<br />

Werte der Gewichtungen hier ohne weiteres Umrechnen für die QFD übernommen<br />

werden können. Der Nachteil dieser Vorgehensweise ist, dass meist sehr viele<br />

Anforderungen miteinander verglichen werden müssen. Dadurch geht bei einigen<br />

Verfahren wie z. B. dem 100 $ - Test oder der Rankingmethode die Übersichtlichkeit<br />

verloren. Bei anderen Verfahren, die auf einem paarweisen Vergleich beruhen, wie z. B.<br />

der AHP, nimmt die Anzahl der Paarvergleiche schnell sehr hohe Werte an. So müssen<br />

bei 20 tertiären Anforderungen bereits 190 Vergleiche durchgeführt werden.<br />

Der Vorteil der zweiten Möglichkeit liegt gerade in der Reduktion des<br />

Arbeitsaufwandes der ersten Vorgehensweise. In der ideal gleichmäßigen Verteilung<br />

der tertiären Anforderungen von Abbildung 40 müssen nur 6 Vergleiche vorgenommen<br />

werden. Dies ist in diesem Fall nicht einmal die Hälfte der Vergleiche der anderen<br />

Methode. Die so ermittelten Werte können allerdings nicht ohne weiteres in eine QFD<br />

- 135 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


eingehen. Der Grund dafür ist, dass hier nur die tertiären Anforderungen verglichen<br />

wurden, die zur selben sekundären gehören. In der weiteren Betrachtung der QFD<br />

entfällt aber diese zuvor vorgenommene Differenzierung. Auch werden die sekundären<br />

Anforderungen weiterhin nicht mehr betrachtet, so dass die relativen Gewichtungen<br />

der einzelnen sekundären Anforderungen überhaupt nicht in die QFD eingehen<br />

würden. Eine direkte Nutzung der Ergebnisse dieser zweiten Möglichkeit in einer QFD<br />

ist somit nicht möglich.<br />

Um die Ergebnisse einer solchen relativen Kundenanforderungsgewichtung dennoch<br />

nutzen zu können, müssen sie umgerechnet werden. Dies soll in einem Beispiel mit<br />

den Zahlen aus Abbildung 40 kurz gezeigt werden.<br />

T1 = 0,7 • 0,7 = 0,49 = 49 %<br />

T2 = 0,7 • 0,3 = 0,21 = 21 %<br />

T3 = 0,2 • 0,6 = 0,12 = 12 %<br />

T4 = 0,2 • 0,4 = 0,08 = 8 %<br />

T5 = 0,1 • 0,9 = 0,09 = 9 %<br />

T6 = 0,1 • 0,1 = 0,01 = 1 %<br />

Die sechs tertiären Anforderungen T1 bis T6 ergeben jetzt in der Summe 100% und<br />

können so in eine QFD eingebracht werden. Allerdings ergibt sich bei ihrer Nutzung<br />

das zuvor geschilderte Problem: Durch eine derartige Umrechnung können auch<br />

Gewichtungen entstehen, die weiter auseinander liegen als um den Faktor 9. So hat<br />

hier z. B. die Anforderung T1 ein 49-mal höheres Gewicht als die Anforderung T6. Dies<br />

führt zu dem zuvor beschriebenen Problem, der Unausgewogenheit der QFD.<br />

- 136 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.2.3.4 Die Bedeutung von Inkonsistenzen<br />

Werden die relativen Gewichtungen von Kundenanforderungen mit einem AHP<br />

ermittelt, ist immer die Frage nach der Inkonsistenz von zentraler Bedeutung.<br />

Inkonsistenzen können aus zwei verschiedenen Gründen entstehen. Das folgende<br />

Beispiel zeigt einen Paarweisen Vergleich mit der ersten Inkonsistenz:<br />

A erhält eine 2 gegenüber B<br />

B erhält eine 3 gegenüber C<br />

A erhält eine 5 gegenüber C<br />

Nachdem derjenige, der A, B und C miteinander verglichen hat, die ersten beiden<br />

Entscheidungen getroffen hat, müsste er aus rein mathematisch-logischer Denkweise<br />

die dritte bewerten mit:<br />

A erhält eine 6 gegenüber C<br />

Dies folgt aus der einfachen Überlegung, dass 2 mit 3 multipliziert 6 ergibt. Da der<br />

Mensch aber nicht immer rein mathematisch-logisch entscheidet und dies<br />

insbesondere bei sehr vielen Vergleichen aus Gründen der Übersicht auch gar nicht<br />

kann, treten hier Inkonsistenzen auf. Diese sind aber zumindest theoretisch zu<br />

vermeiden. Die zweite Art von Inkonsistenzen zeigt das nächste Beispiel:<br />

A erhält eine 4 gegenüber B<br />

B erhält eine 5 gegenüber C<br />

A erhält eine 9 gegenüber C<br />

Hat die bewertende Person erst einmal die beiden ersten Entscheidungen getroffen,<br />

so müsste sie aus mathematisch-logischer Sicht den dritten Vergleich bewerten mit:<br />

A erhält eine 20 gegenüber C<br />

Auch dies folgt aus einer einfachen Überlegung: 4 mal 5 ergibt 20. Dies ist aber in<br />

einem AHP nach Saaty überhaupt nicht möglich. Die Skala ist von 1 bis 9 beschränkt.<br />

Das heißt, selbst wenn die Person an dieser Stelle mathematisch-logisch entscheiden<br />

möchte, kann sie es nicht und muss den Höchstwert von 9 wählen. Sie handelt also<br />

inkonsistent, aber trotzdem logisch.<br />

Treten diese Inkonsistenzen auf, so können die Ergebnisse des AHP, also die relativ<br />

gewichteten Kundenwünsche, untereinander größere Differenzen als den Faktor 9<br />

aufweisen. Dies soll mittels der folgenden Abbildungen gezeigt werden.<br />

- 137 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

A<br />

1<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

9<br />

B<br />

0,1<br />

1<br />

1<br />

3<br />

1<br />

4<br />

3<br />

2<br />

4<br />

9<br />

C<br />

0,1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

2<br />

1<br />

9<br />

D<br />

0,1<br />

0,3<br />

1<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

3<br />

9<br />

E<br />

0,1<br />

1<br />

0,5<br />

0,5<br />

1<br />

3<br />

3<br />

1<br />

2<br />

9<br />

F<br />

0,1<br />

0,3<br />

0,3<br />

0,3<br />

0,3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

3<br />

9<br />

G<br />

0,1<br />

0,3<br />

0,3<br />

0,3<br />

0,3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

9<br />

H<br />

0,1<br />

0,5<br />

0,5<br />

0,3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

9<br />

I<br />

0,1<br />

0,3<br />

1<br />

0,3<br />

0,5<br />

0,3<br />

1<br />

0,5<br />

1<br />

9<br />

J<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

0,1<br />

1<br />

Abbildung 41: Paarweiser Vergleich für den AHP<br />

Zeilenprodukt<br />

10-Wurzel<br />

P-Vektor<br />

rel. Gewichte<br />

A<br />

387420489<br />

7,224674056<br />

0,450441412<br />

45%<br />

B<br />

288<br />

1,76172959<br />

0,109839691<br />

11%<br />

C<br />

48<br />

1,472733358<br />

0,091821456<br />

9%<br />

D<br />

72<br />

1,533674687<br />

0,095621005<br />

10%<br />

E<br />

4,5<br />

1,162308065<br />

0,07246717<br />

7%<br />

F<br />

0,027777778<br />

0,698827119<br />

0,043570225<br />

4%<br />

G<br />

0,009259259<br />

0,626120069<br />

0,039037112<br />

4%<br />

H<br />

0,125<br />

0,812252396<br />

0,050642024<br />

5%<br />

I<br />

0,006944444<br />

0,608364342<br />

0,037930084<br />

4%<br />

J<br />

0,000000003<br />

0,138414549<br />

0,008629821<br />

1%<br />

Summe:<br />

16,03909823<br />

1<br />

100%<br />

Abbildung 42: Berechnung des Eigenvektors<br />

In diesem Beispiel wird die Anforderung A als extrem wichtig bewertet. Hingegen spielt<br />

die Anforderung J eine sehr untergeordnete Rolle. Alle anderen Anforderungen liegen<br />

- 138 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


in der Mitte und werden untereinander mit eher gemäßigten Werten belegt. Heraus<br />

kommt, dass Anforderung A 45% und Anforderung J 1% aufweisen. Dies bedeutet,<br />

dass A 45-mal höher bewertet wird als J. Hierbei ist der Betrag des<br />

Inkonsistenzfaktors noch nicht einmal besonders hoch. Er liegt mit 10% an der Grenze<br />

dessen, was noch vertretbar ist, um die Ergebnisse weiter zu verwenden.<br />

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen<br />

Aufgrund der zentralen Bedeutung der beschriebenen Problematik sollen an dieser<br />

Stelle noch einmal die Möglichkeiten des Auftretens zusammengefasst werden.<br />

Relative Gewichtungen<br />

Verfahren: AHP 100$-Test und andere<br />

Hierarchie:<br />

Alle Anforderungen<br />

werden untereinander<br />

verglichen<br />

Nicht alle Anforderungen<br />

werden untereinander<br />

verglichen<br />

Inkonsistenz: Nicht Vorhanden Vorhanden<br />

Abbildung 43: Struktur des Auftretens der Problematik<br />

Die drei Ebenen in Abbildung 43 - Verfahren, Hierarchie und Inkonsistenz -<br />

entsprechen den drei zuvor beschriebenen Fragestellungen. Ist eine konkrete<br />

Anwendung von relativen Daten nach dem Durchlaufen dieser drei Ebenen thematisch<br />

auf der linken Seite des Diagramms einzuordnen, so sind nur die in Kapitel 3.2.2<br />

beschriebenen Veränderungen zu berücksichtigen. Sollte aber eine konkrete<br />

Anwendung auf der rechten Seite einzuordnen sein, so kann es dazu kommen, dass<br />

die vier Eingangsgrößen Gewichtung der Kundenanforderungen, Korrelation der<br />

Anforderungen mit den Produktmerkmalen, technische Schwierigkeit und<br />

- 139 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


kaufmännische Bedeutung nicht mehr in einem festen Verhältnis zueinander stehen.<br />

Ob dies so ist, hängt vom Einzellfall ab. Letztendlich entscheiden die verwendeten<br />

Zahlenwerte über die Verhältnisse zueinander, jedoch ist ein Auftreten des Problems<br />

demnach theoretisch möglich und auch nicht unwahrscheinlich.<br />

Ist ein Anwendungsfall auf der rechten Seite einzuordnen, so ist es grundsätzlich egal,<br />

durch welche der drei Fragestellungen dies geschieht. Die Konsequenz ist immer die<br />

gleiche: Es besteht die Möglichkeit, dass Kundenanforderungen für eine QFD mehr als<br />

neunmal so hoch bewertet werden wie andere Kundenanforderungen. Dadurch wird,<br />

wie in Kapitel 3.2.3 beschrieben, das Ergebnis der QFD - die Gesamtbewertung - zu<br />

einem viel stärkeren Teil durch die Eingangsgröße der Gewichtung der<br />

Kundenanforderungen bestimmt, als durch die anderen Eingangsgrößen. Die<br />

Ausgeglichenheit oder die konstante Verhältnismäßigkeit der vier Eingangsgrößen, die<br />

in der konventionellen QFD herrscht, ist dadurch nicht mehr gegeben.<br />

Tritt die beschriebene Problematik bei einem konkreten Anwendungsfall auf und<br />

möchte man auf eine direkte und unmittelbare Nutzung von relativ gewichteten<br />

Kundenanforderungen nicht verzichten, so ergeben sich zwei Möglichkeiten. Die erste<br />

besteht darin, dass die QFD ohne weitere Veränderungen mit den relativen<br />

Kundengewichtungen durchgeführt wird. Hierbei muss man sich bei der späteren<br />

Auswertung der Ergebnisse der entstehenden Unausgeglichenheit der Eingangsgrößen<br />

bewusst sein. Eine stärkere Beachtung der Gewichtung der Kundenanforderungen im<br />

Verhältnis zu den anderen drei Eingangsgrößen kann unter Umständen sogar von den<br />

Anwendern der QFD gewollt sein.<br />

Die zweite Möglichkeit ist, dass die QFD an weiteren Stellen modifiziert wird, um die<br />

beschriebene Unausgeglichenheit zu beseitigen. Mögliche Lösungsansätze um dieser<br />

Problematik zu begegnen, werden im Folgenden beschrieben.<br />

3.3 Möglichkeiten der Transformation von relativen in absolute<br />

Gewichtungen<br />

3.3.1 Integration relativer Gewichte durch Anpassung der Skalen<br />

Um die Anforderung nach einer Ausgewogenheit der vier Eingangsgrößen zu erfüllen,<br />

und somit die in Kapitel 3.2.3 beschriebene Problematik zu vermeiden, liegt eine<br />

Umrechnung der relativen Werte nahe. Das Problem hierbei ist allerdings, dass jede<br />

Umrechnung und Anpassung an eine Skala, wie sie bei den anderen drei<br />

Eingangsgrößen Anwendung findet, einen Genauigkeitsverlust mit sich bringt. Dieser<br />

- 140 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Genauigkeitsverlust ist dadurch bedingt, dass nicht alle Nuancen der relativen<br />

Gewichtungen bei der Umrechnung erhalten bleiben. Dies würde bedeuten, dass die<br />

Anforderung nach einer Genauigkeitssteigerung der Ergebnisgrößen nicht in vollem<br />

Umfang erfüllt wird.<br />

Aus diesem vermutlichen Widerspruch ergibt sich jedoch eine andere Lösung. So<br />

besteht die Möglichkeit, dass die drei nicht relativen Eingangsgrößen - die Korrelation<br />

der Anforderungen mit den Produktmerkmalen, die technische Schwierigkeit sowie die<br />

kaufmännische Bedeutung - angepasst werden. Dies scheint auf den ersten Blick<br />

deutlich umständlicher zu sein, denn so müssen die drei absoluten Größen an eine<br />

relative angepasst werden, anstatt eine relative an drei absolute Größen. Trotzdem<br />

bietet diese Vorgehensweise einen ganz entscheidenden Vorteil: Durch das Anpassen<br />

und mathematische Umrechnen der drei absoluten Eingangsgrößen kann kein<br />

Präzisionsverlust resultieren. Der Grund hierfür ist, dass die Werte für die relativ<br />

gewichteten Kundenanforderungen ohne irgendeinen Zwischenschritt direkt, z.B. aus<br />

dem AHP, in die QFD übernommen werden können. Die drei absoluten Eingangsgrößen<br />

wiederum verfügen über keine erhöhte Präzision, so dass sich die Transformation<br />

dieser Skalenwerte nicht negativ auf die Qualität der Endergebnisse einer QFD<br />

auswirkt.<br />

Die Transformation der Skalen kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. In den<br />

nächsten drei Abschnitten sollen hierzu verschiedene Möglichkeiten vorgestellt<br />

werden.<br />

3.3.1.1 Anpassung der Skala durch Erweiterung<br />

Die einfachste Möglichkeit eine Skala anzupassen, scheint diejenige zu sein, diese so<br />

zu vergrößern, dass sie an die relativen Werte angepasst ist. Die Skalen würden so<br />

weiter in Schritten von je einer Einheit verlaufen. Der genaue Wert, bis zu dem die<br />

Skala vergrößert wird, hängt dabei von der Eingangsgröße der relativ gewichteten<br />

Kundenanforderungen ab. Diese Werte könnten sich, wie z.B. in Tabelle 24 dargestellt,<br />

verhalten.<br />

- 141 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Anforderung<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

Wert<br />

0,4<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,08<br />

0,07<br />

0,06<br />

0,05<br />

0,04<br />

0,03<br />

0,02<br />

Tabelle 24: Beispielwerte von Kundenanforderungen<br />

Um den Maximalwert einer angepassten Skala zu ermitteln, muss der größte durch<br />

den kleinsten Wert aus Tabelle 24 geteilt werden. Dies würde für diesen Fall ein<br />

Ergebnis bedeuten von:<br />

0,4 / 0,02 = 20<br />

Damit würden die angepassten Skalen für die technische Schwierigkeit und die<br />

kaufmännische Bedeutung wie in Abbildung 44 aussehen.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

20<br />

Abbildung 44: Angepasste Skala<br />

Die Werte für die Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen<br />

stellen auch hier einen Sonderfall dar, da sie nicht durch eine Skala mit Schritten, die<br />

jeweils eine Einheit betragen, ausgedrückt werden können. Eine mögliche Anpassung<br />

muss die bewusst großen Sprünge der drei Werte 1, 3 und 9 berücksichtigen. Dabei ist<br />

die folgende Lösung denkbar: Der Wert 1 ist der kleinste mögliche Wert in der<br />

konventionellen Vorgehensweise und bleibt deshalb auch bei der Anpassung der QFD<br />

bei 1. Die 9 ist der Maximalwert, also sollte für diese Position immer der Höchstwert<br />

der angepassten Skalen verwendet werden, dies ist in dem hier gewählten Beispiel die<br />

20. Etwas schwieriger ist die Anpassung des Wertes 3. Bei den konventionellen Werten<br />

- 142 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


ist dieser Wert ein Drittel des Maximalwertes, also des Wertes 9. Dieses Verhältnis<br />

kann auch bei den angepassten Werten beibehalten werden. Damit würde der<br />

angepasste Wert in diesem Beispiel, hier auf vier Nachkommastellen gerundet, wie<br />

folgt lauten:<br />

20 / 3 = 6,6667<br />

Mit dieser Vorgehensweise könnte zwar, wie zuvor beschrieben, die Problematik der<br />

Unausgeglichenheit der vier Eingangsgrößen beseitigt werden, allerdings weist diese<br />

Vorgehensweise auch neue Nachteile auf. So hätten die Skalen in jeder QFD mit relativ<br />

gewichteten Kundenanforderungen eine andere Anzahl von verschiedenen Werten. In<br />

diesem Fall sind es 20, es können aber auch z.B. 50 verschiedene Werte möglich sein.<br />

Dieser Zusammenhang wirkt sich negativ auf eine mögliche QFD-Erfahrung aus. Würde<br />

beispielsweise in einer vergleichbaren QFD ein Zusammenhang mit einer 5 bei der<br />

kaufmännischen Bedeutung bewertet, kann ein sehr ähnlicher Zusammenhang in<br />

einer anderen QFD mit einer 12 bewertet werden. Dies bedeutet, dass man sich bei<br />

jeder QFD immer in neue und verschieden große Skalen hineindenken muss. So<br />

können Erfahrungen, die man bei einer vorherigen QFD gesammelt hat, schlecht bei<br />

einer aktuellen eingesetzt werden.<br />

Desweiteren erhöht sich durch das Auftreten von Skalen mit eventuell sehr vielen<br />

Werten die Qualität der einzelnen Bewertungen nicht. Auch ist eine Bewertung mit z.B.<br />

50 verschiedenen Werten schwer oder gar nicht möglich. Dies ist der Grund, weshalb<br />

die Skalen in einer konventionellen QFD in der Regel von 1 bis höchstens 10 gehen.<br />

3.3.1.2 Anpassung der Skala durch Transformation<br />

Im letzten Abschnitt wurden folgende zwei Probleme bei der Anpassung durch<br />

Erweiterung der Skalen beschrieben:<br />

• Die Skalen verändern sich bei jeder QFD<br />

• Die Skalen können sehr groß werden<br />

Anstatt die Skalen zu vergrößern, indem sie aus mehr Werten bestehen als dies<br />

konventionell der Fall ist, können die Werte der Skalen transformiert werden, um auf<br />

diese Art eine Anpassung zu erreichen. Hierdurch bleibt es bei der konventionellen<br />

Anzahl von Werten, aber die Zwischenräume der einzelnen Skalensegmente werden<br />

verändert. Abbildung 45 soll dies anhand der Zahlen 1 bis 9 veranschaulichen. Diese<br />

stellen nicht den konkreten Wert dar, sondern die jeweilige Position innerhalb der<br />

Skala.<br />

- 143 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Abbildung 45: Vergrößerung der Abstände der Skalenwerte<br />

Für die Transformation ist es notwendig, dass jedem Wert in der konventionellen Skala<br />

ein neuer Wert zugeordnet wird. Dieser neue Wert ist abhängig von der Größe des<br />

Verhältnisses vom größten zum kleinsten Eingangswert der relativ gewichteten<br />

Kundenanforderungen. So müssen diese beiden Werte, wie es schon im vorherigen<br />

Abschnitt der Fall war, durcheinander geteilt werden. Außerdem sind die Werte von<br />

der Größe des Maximalwertes der konventionell verwendeten Skala abhängig. Dies<br />

sind in der Regel die Werte 9 oder 10. Die neuen Skalenwerte berechnen sich durch die<br />

in Abbildung 46 gezeigte Formel:<br />

Xi = Xi-1 +<br />

höchster relativer Wert<br />

- maximaler Skalenwert<br />

kleinster relativer Wert<br />

maximaler Skalenwert - 1<br />

Abbildung 46: Formel zur linearen Transformation<br />

+ 1<br />

Dabei stellt X den jeweils transformierten Wert dar, der Index i steht für die Position<br />

innerhalb der Skala. Der Wert X1 ist mit dieser Formel nicht zu berechnen, da hierfür<br />

ein Summand X0 benötigt würde. Dieser ist in den Skalen nicht vorgesehen, denn sie<br />

beginnen immer mit dem Wert 1. Aus diesem Grund läuft der Index von 2 bis zum<br />

maximalen Skalenwert. Die erste Position X1 erhält immer den Wert 1. In den<br />

nachfolgenden zwei Abbildungen soll anhand von Beispieldaten die Anwendung der<br />

Formel zur Transformation verdeutlicht werden. Als Grundlage für die beiden<br />

Transformationen dienen die Beispieldaten aus Tabelle 24. Abbildung 47 zeigt die<br />

Transformation einer Skala mit den Werten 1 bis 9, Abbildung 48 transformiert eine<br />

Skala von 1 bis 10.<br />

- 144 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


höchster relativer Wert: 0,4<br />

kleinster relativer Wert: 0,02<br />

maximaler Skalenwert: 9<br />

(((0,4 / 0,02) – 9) / (9-1)) + 1 = 2,375<br />

X1 = 1<br />

Xi = Xi-1 + 2,375<br />

i<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Xi<br />

1<br />

3,375<br />

5,75<br />

8,125<br />

10,5<br />

12,875<br />

15,25<br />

17,625<br />

20<br />

Abbildung 47: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9<br />

höchster relativer Wert: 0,4<br />

kleinster relativer Wert: 0,02<br />

maximaler Skalenwert: 10<br />

(((0,4 / 0,02) – 10) / (10 – 1)) + 1 = 2,1111<br />

X1 = 1<br />

Xi = Xi-1 + 2,1111<br />

i<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Xi<br />

1<br />

3,1111<br />

5,2222<br />

7,3333<br />

9,4444<br />

11,5556<br />

13,6667<br />

15,7778<br />

17,8889<br />

20<br />

Abbildung 48: Lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10<br />

- 145 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die beiden Beispiele zeigen, dass die mathematische Anforderung an diese<br />

Transformation nicht hoch ist. Die drei Werte für die Korrelation der<br />

Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen lassen sich leicht aus den<br />

transformierten Skalen entnehmen. Dies wird in der folgenden Tabelle gezeigt.<br />

konventionell<br />

1<br />

3<br />

9<br />

max. Skalenwert: 9<br />

1<br />

5,75<br />

20<br />

max. Skalenwert 10<br />

1<br />

5,2222<br />

20<br />

Tabelle 25: Lineare Transformation bei unterschiedlichen Skalen<br />

Für die Korrelationswerte gilt, dass der kleinste Wert immer eine 1 ist. Der höchste<br />

Wert entspricht stets dem Verhältnis vom größten zum kleinsten relativen Wert der<br />

Kundenanforderung. Einzig der mittlere Wert weist eine Abhängigkeit von der<br />

Maximalzahl der konventionell eingesetzten Skala auf. Auffällig an den<br />

Korrelationswerten ist, dass die im letzten Abschnitt beschriebene Beziehung des<br />

höchsten und des mittleren Wertes zueinander für die transformierten Werte nicht<br />

mehr gilt. Der mittlere Wert 3 ist exakt ein Drittel des Maximalwertes 9, für die beiden<br />

transformierten Skalen gilt allerdings folgendes:<br />

20 / 3 = 6,6667 ≠ 5,75<br />

20 / 3 = 6,6667 ≠ 5,2222<br />

Dieser Effekt liegt mathematisch darin begründet, dass nicht alle neun,<br />

beziehungsweise zehn Werte transformiert werden. Stattdessen werden die<br />

Zwischenräume der einzelnen Zahlen vergrößert, dafür bleibt aber der erste Wert, also<br />

die 1, ohne Veränderung. Eine Umwandlung des Wertes 1 ist auch nicht sinnvoll, da<br />

durch die Transformation das gleiche Verhältnis der jeweils kleinsten und größten<br />

Werte der relativen Kundenwünsche und der Skalen erreicht werden sollte, so das gilt:<br />

0,4 / 0,02 = 20 / 1 = 20<br />

Mit einem Wert ungleich 1 wäre dieses Gleichgewicht erneut gestört. Der Anwender<br />

dieser Transformation in dem Beispiel hat allerdings die Freiheit, sich, bezogen auf<br />

den mittleren Wert der Korrelation, für den Wert 6,6667 zu entscheiden, anstatt die<br />

Werte 5,75 bzw. 5,2222 zu verwenden. Dies sollte er tun, wenn für ihn der<br />

Zusammenhang von mittlerem und maximalem Wert, durch das Verhältnis von einem<br />

Drittel, von Bedeutung ist.<br />

- 146 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.3.1.3 Veränderung der Transformation<br />

Die zuvor beschriebene Transformation zeichnet sich durch eine Linearität aus. Die<br />

konventionelle Skala wird linear in die neuen Werte transformiert. Dabei haben die<br />

Abstände der einzelnen Werte immer die gleiche Größe: im gewählten Beispiel sind es<br />

bei neun Skalenwerten stets 2,375 und bei zehn Skalenwerten 2,1111. Trägt man die<br />

Transformation dieses Beispiels in ein Koordinatensystem ein, so ergibt sich folgende<br />

Abbildung:<br />

25<br />

20<br />

transformierte Werte<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

konventionelle Werte<br />

Abbildung 49: Diagramm zum Beispiel der linearen Transformation<br />

Durch die Abbildung 49 wird die Linearität der Werte dieses Beispiels noch einmal<br />

visuell verdeutlicht. Eine Anpassung der konventionellen Skala kann allerdings auch<br />

durch eine nicht lineare Transformation erfolgen. Zu diesem Zweck wird eine andere<br />

Formel zur Transformation benötigt, die in Abbildung 50 dargelegt wird.<br />

- 147 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


höchster relativer Wert<br />

Xi =<br />

kleinster relativer Wert<br />

maximaler Skalenwert<br />

-1<br />

• (i – 1) + 1<br />

• i<br />

maximaler Skalenwert - 1<br />

Abbildung 50: Formel zur nicht linearen Transformation<br />

Wie auch im letzten Abschnitt beschrieben, stellt X den transformierten Wert dar,<br />

während der Index i für die Position innerhalb der Skala steht. Im Gegensatz zu einer<br />

linearen Transformation ist hierbei der Wert X1 mit der Formel zu berechnen. Da der<br />

Term (i – 1) für diesen Fall gleich null ist, reduziert sich die Formel auf Xi = 1 • i. Dies<br />

bedeutet, dass in jedem Fall das Ergebnis für X1 gleich 1 sein muss. Um eine<br />

Vorstellung von den Ergebnissen dieser Formel zu vermitteln, soll das Beispiel aus<br />

dem vorherigen Abschnitt mit der veränderten Gleichung wiederholt werden. Wieder<br />

dienen die Beispieldaten aus Tabelle 24 als Grundlage für die Transformationen der<br />

Skalen. Abbildung 51 und Abbildung 52 transformieren jeweils die Werte einer Skala<br />

von 1 bis 9, beziehungsweise von 1 bis 10.<br />

höchster relativer Wert: 0,4<br />

kleinster relativer Wert: 0,02<br />

maximaler Skalenwert: 9<br />

(((0,4 / 0,02) / 9) – 1) / 8 = 0,1528<br />

Xi = (0,1528 • (i – 1) + 1) • i<br />

i<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Xi<br />

1<br />

2,3056<br />

3,9167<br />

5,8333<br />

8,0556<br />

10,5833<br />

13,4167<br />

16,5556<br />

20<br />

Abbildung 51: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 9<br />

- 148 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


höchster relativer Wert: 0,4<br />

kleinster relativer Wert: 0,02<br />

maximaler Skalenwert: 10<br />

(((0,4 / 0,02) / 10) – 1) / 9 = 0,1111<br />

Xi = (0,1111 • (i – 1) + 1) • i<br />

i<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

Xi<br />

1<br />

2,2222<br />

3,6667<br />

5,3333<br />

7,2222<br />

9,3333<br />

11,6667<br />

14,2222<br />

17<br />

20<br />

Abbildung 52: Nicht lineare Transformation einer Skala von 1 bis 10<br />

Analog zum vorherigen Abschnitt ergeben sich die Werte für die Korrelation der<br />

Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen, die in der folgenden Tabelle<br />

gezeigt werden:<br />

konventionell<br />

1<br />

3<br />

9<br />

max. Skalenwert: 9<br />

1<br />

3,9167<br />

20<br />

max. Skalenwert 10<br />

1<br />

3,6667<br />

20<br />

Tabelle 26: Nicht lineare Transformation bei unterschiedlichen Skalen<br />

Vergleicht man die mittleren Werte aus Tabelle 26 mit denen aus Tabelle 25, so stellt<br />

man fest, dass sie kleiner geworden sind. Dies bedeutet, dass die Werte noch weiter<br />

von dem Drittel des Maximalwertes entfernt sind, als die Werte in Tabelle 25.<br />

3,9167 < 5,75 < 6,6667<br />

3,6667 < 5,2222 < 6,6667<br />

Demgemäß spricht bei der nicht linearen Transformation noch mehr dafür, bei der<br />

Korrelation nicht die Werte 3,9167 beziehungsweise 3,6666 als mittlere Werte zu<br />

verwenden, sondern, nach der Regel des Drittels des Maximalwertes, den Wert 6,6666<br />

zu benutzen. Der Grund für die kleineren Werte bei den mittleren Korrelationswerten<br />

ist der leicht exponentielle Verlauf bei dieser Transformation. Parallel zu den Werten<br />

- 149 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


aus dem vorherigen Abschnitt werden auch die Werte aus diesem Beispiel bei einer<br />

Skala von 1 bis 9 in ein Koordinatensystem eingetragen. Es ergibt sich der in Abbildung<br />

53 dargestellte Zusammenhang, bei dem die leicht exponentielle Tendenz zu erkennen<br />

ist.<br />

25<br />

20<br />

transformierte Werte<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

konventionelle Werte<br />

Abbildung 53: Diagramm zum Beispiel der nicht linearen Transformation<br />

3.3.2 Integration relativer Gewichte durch Anpassung aller Eingangswerte<br />

Eine völlig andere Möglichkeit der Integration relativ gewichteter<br />

Kundenanforderungen besteht darin, alle numerischen Eingangsgrößen als relative<br />

Werte zu ermitteln. Die Motivation für eine solche Vorgehensweise entstammt aus der<br />

Anforderung nach einer höheren Präzision der Ergebnisgrößen in einer QFD. Bei der<br />

Verrechnung sehr präziser Eingangsgrößen besteht hinsichtlich Werten aus groben<br />

Skalen das Problem, dass ein Genauigkeitszuwachs der Ergebnisse oft nur sehr<br />

unzureichend erfüllt werden kann.<br />

Abhilfe für diese Problematik könnte dadurch geschaffen werden, indem es gelingt,<br />

die Genauigkeit aller vier Eingangsgrößen in einer QFD zu steigern. Der<br />

Präzisionsgewinn der Gewichte der Kundenanforderungen kommt durch die relative<br />

Bewertung dieser Werte zustande. In diesem Abschnitt soll geprüft werden, ob es<br />

möglich und auch sinnvoll ist, alle Eingangsgrößen relativ zueinander zu betrachten.<br />

- 150 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.3.2.1 Technische Schwierigkeit und kaufmännische Bedeutung<br />

In einer konventionellen QFD werden die drei Eingangsgrößen Gewichtung der<br />

Kundenanforderungen, technische Schwierigkeit sowie kaufmännische Bedeutung in<br />

der Regel mit einer Skala bewertet, die bei allen dreien die gleiche Größe aufweist.<br />

Verändert sich die Art der Bewertung bei der Gewichtung der Kundenanforderung, so<br />

dass sie nicht mehr durch eine Skala sondern durch z.B. einen AHP erfolgt, so ist<br />

dieses Vorgehen auch auf die beiden anderen Größen theoretisch übertragbar. Dabei<br />

erscheint es sinnvoll, die gleiche Methode zur Ermittlung der relativen Werte für alle<br />

drei Größen zu verwenden. Das beinhaltet, dass im Falle der Ermittlung der relativ<br />

gewichteten Kundenanforderungen mit einem AHP, dieser Hierarchieprozess auch für<br />

die beiden anderen Eingangsgrößen verwendet werden sollte. Von Vorteil erscheint<br />

hierbei, dass die drei Werte, die später miteinander verrechnet werden, alle aus einem<br />

ähnlichen Entstehungsprozess kommen. Dadurch ist die Dimension bei diesen<br />

Eingangsgrößen identisch.<br />

Ein Problem hierbei ist allerdings der entstehende Mehraufwand. Die konventionelle<br />

Skalenbewertung ist für ein erfahrenes Team natürlich wesentlich schneller<br />

durchzuführen, als ein vollständiger Hierarchieprozess. Erschwerend kommt noch<br />

hinzu, dass es bei den Produktmerkmalen keine Hierarchie gibt, wie es bei den<br />

Kundenanforderungen der Fall ist. Wie in Kapitel 3.2.3 beschrieben, gibt es für den<br />

Paarweisen Vergleich von Kundenanforderungen zwei Möglichkeiten: entweder<br />

werden sie alle untereinander verglichen oder sie werden nur dann miteinander<br />

verglichen, wenn sie zur gleichen übergeordneten Anforderung gehören. Es wurde<br />

bereits erläutert, dass letztere Vorgehensweise zu einer erheblichen Erleichterung des<br />

notwendigen Arbeitsaufwandes führt. Da diese Arten von Hierarchien, die es bei<br />

Kundenanforderungen gibt, aber nicht bei den Produktmerkmalen vorhanden sind,<br />

müssen bei einem AHP, für die technische Schwierigkeit und die kaufmännische<br />

Bedeutung, alle Merkmale miteinander verglichen werden. Dies induziert einen<br />

erheblichen Arbeitsaufwand, denn bei z.B. 25 Produktmerkmalen beträgt die Anzahl<br />

der Vergleiche für eine Eingangsgröße:<br />

25 + 24 +23 +22 + … + 2 + 1 = 325<br />

Diese Zahl ist noch mit 2 zu multiplizieren, um die Anzahl der erforderlichen Vergleiche<br />

für beide Eingangsgrößen zu erhalten.<br />

Sieht man allerdings von diesem großen Aufwand ab, so ist grundsätzlich nichts gegen<br />

die Anwendung eines AHPs bei diesen beiden Eingangsgrößen einzuwenden.<br />

Insbesondere wirkt sich auch der Effekt, der darin besteht, dass bei der Durchführung<br />

- 151 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


des AHP die zu vergleichenden Elemente meist gewissenhafter und überlegter als bei<br />

einer konventionellen Skalabewertung bewertet werden, positiv auf die gesamte QFD<br />

aus.<br />

3.3.2.2 Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen<br />

Die Werte der Korrelation der Kundenanforderungen mit den Produktmerkmalen<br />

stellen unter den Eingangsgrößen in einer QFD einen Sonderfall dar. Auf der einen<br />

Seite bekommen nicht alle Korrelationen einen Wert zugeordnet, denn Korrelationen,<br />

die nicht existent sind, werden auch nicht betrachtet. Auf der anderen Seite sind die<br />

Abstände zwischen den drei möglichen Werten 1, 3 und 9 für eine Korrelation bewusst<br />

unterschiedlich groß. Diese beiden Besonderheiten stellen bei einer relativen<br />

Betrachtung der Werte erhebliche Probleme dar.<br />

Die Anzahl aller möglichen Korrelationen in einer QFD ist verhältnismäßig groß. So gibt<br />

es bei z.B. 20 Kundenanforderungen und ebenso vielen Produktmerkmalen insgesamt<br />

400 potentielle Korrelationen. Dies würde bei einem AHP bedeuten, dass rechnerisch<br />

80.200 Paarweise Vergleiche durchgeführt werden müssten. Da diese Anzahl<br />

unrealistisch ist, müssen im Vorfeld einer relativen Bewertung dieser Eingangsgröße<br />

diejenigen Korrelationen aufgezeigt werden, die überhaupt vorhanden sind, und<br />

deshalb einen Wert größer als null aufweisen sollen. Damit verringert sich die Anzahl<br />

der zu betrachtenden Korrelationen drastisch, allerdings wird die Anzahl der Werte<br />

immer noch deutlich über denen der Kundenanforderungen liegen. Der Grund dafür ist,<br />

dass in der Regel jede Kundenanforderung eine oder mehrere Korrelationen mit<br />

verschiedenen Produktmerkmalen aufweist. Dadurch wird es in vielen Fällen immer<br />

noch dazu kommen, dass für einen vollständigen Paarweisen Vergleich zu viele<br />

Korrelationen vorhanden sind.<br />

Dieses Problem könnte umgangen werden, indem für die relative Bewertung ein<br />

Verfahren benutzt wird, dass nicht auf einem vollständigen Paarweisen Vergleich<br />

beruht. An dieser Stelle sind z.B. die sogenannte Ranking-Methode und der 100$-Test<br />

zu nennen. Allerdings wird betreffend der Anwendung dieser Methoden empfohlen,<br />

dass die Anzahl der zu vergleichenden Objekte nicht zu groß ist. So sollten nicht mehr<br />

als 10 bis 15 Aspekte verglichen werden, da sonst eine Bewertung aufgrund der<br />

mangelnden Übersichtlichkeit kaum mehr möglich ist [Francisco Tamayo-Enríquez<br />

'04]. Da aber in dem hier betrachteten Zusammenhang der Korrelation mit deutlich<br />

mehr Vergleichen zu rechnen ist, scheinen auch diese Methoden eher ungeeignet zu<br />

sein.<br />

- 152 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Eine Möglichkeit, um dieses Problem zu lösen, stellt das Vorgehen dar, das Baier bei<br />

der Durchführung zur Bewertung des Kundennutzens eingesetzt hat. Bei der<br />

Bewertung der Korrelationen der technischen Merkmale mit den „kundenwichtigen<br />

Merkmalen“ [Baier '00] verwendet auch er relative Werte. Allerdings werden nicht alle<br />

vorhandenen Korrelationen miteinander verglichen, sondern lediglich diese, die zum<br />

gleichen Kundenwunsch gehören. So verteilen sich 100% nicht auf sämtliche<br />

Korrelationswerte, sondern auf alle Korrelationswerte eines Kundenwunsches. Dies<br />

hat zur Folge, dass zwar mehrere Vergleiche notwendig sind, aber in einem Vergleich<br />

nicht zu viele Zusammenhänge auf einmal verglichen werden. Insgesamt werden<br />

dadurch in der gesamten Korrelationsmatrix mehrere hundert Prozent vergeben,<br />

abhängig von der Anzahl der Kundenwünsche. In dem konkreten Fall, den Baier in<br />

seiner Arbeit beschreibt, werden die Korrelationen zunächst auf einer Skala von 1<br />

(„Merkmal trifft überhaupt nicht zu“) bis 7 („Merkmal trifft voll und ganz zu“) von<br />

mehreren Fachkräften des Unternehmens bewertet. Aus diesen Daten sind<br />

anschließend mit Hilfe einer multivariaten Regressionsanalyse die Prozentzahlen zu<br />

ermitteln [Baier '00].<br />

Es sei angemerkt, dass, in dem konkreten Fall den Baier beschreibt, auch die<br />

Gewichtung der Kundenwünsche als relative Werte betrachtet und als solche mit den<br />

relativen Korrelationswerten verrechnet werden. Allerdings handelt es sich bei der<br />

durchgeführten Betrachtung nicht um eine QFD, sondern um eine Conjoint Analysis.<br />

Diese CA unterscheidet sich von einer QFD dadurch, dass sich der Kunde die<br />

Ausprägungen nicht fiktiv vorstellen muss, sondern diese durch direktes Vorzeigen<br />

gewichtet werden. Das Ziel hingegen ist bei beiden Methoden identisch, denn beide<br />

sollen „Kundenaussagen über verschiedene Merkmale eines Produktes ermitteln und<br />

gewichten“ [Jahn '07]. Auch die Verrechnung der beiden Eingangsgrößen ist<br />

vergleichbar, allerdings beschränkt sich die Berechnung auf diese zwei Werte, so dass<br />

hierbei lediglich eine „Wichtigkeit“ aus diesen beiden Größen berechet wird [Baier<br />

'00].<br />

Das zuvor beschriebene zweite Problem kann durch keines dieser Verfahren<br />

zufriedenstellend gelöst werden. Da es gerade einer der Vorteile der relativen<br />

Bewertungen ist, auch feinere Nuancen zu berücksichtigen, können nicht gleichzeitig<br />

die immer gleich großen Differenzen beibehalten werden. Das hat zur Folge, dass der<br />

Zweck der großen Differenzen, also die deutliche Trennung von wichtigen und weniger<br />

wichtigen Produktmerkmalen, nicht mehr erfüllt werden kann.<br />

- 153 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


3.3.3 Integration relativer Gewichte durch Umrechnung in absolute Werte<br />

In diesem Abschnitt wird eine sehr nahe liegende Lösung zur Integration relativ<br />

gewichteter Kundenanforderungen beschrieben: die Umrechnung relativer Werte in<br />

absolute. Es wurde bereits mehrfach von solchen Umrechnungen Gebrauch gemacht,<br />

um Berechnungen von relativen mit Berechnungen von absoluten Werten zu<br />

vergleichen. Umrechnungen dieser Art werden im Folgenden näher erläutert.<br />

Durch eine Umrechnung der relativen Werte können diese mit wenig Zeitaufwand in<br />

jede beliebige Skala überführt werden. Wie bereits beschrieben, gibt es verschiedene<br />

Arten von Skalen, die z.B. einen Bereich von 1 bis 5 oder 1 bis 9 aufweisen. In welche<br />

dieser verschiedenen Skalen die relativen Werte letztendlich überführt werden, hängt<br />

maßgeblich von den Präferenzen des Anwenders ab.<br />

3.3.3.1 Beispiel zur Umrechnung von relativen Werten<br />

Für die Umrechnung der relativen Zahlen werden als erstes Intervalle mit bestimmten<br />

Grenzwerten festgelegt. Anschließend wird überprüft, in welches Intervall die<br />

vorhandenen relativen Werte jeweils hinein passen. Da jedem Intervall genau ein<br />

absoluter Zahlenwert zugeordnet ist, kann jetzt jeder relative Wert einem absoluten<br />

Wert zugeordnet werden.<br />

Nachfolgend soll an einem Beispiel demonstriert werden, wie solche Umrechnungen<br />

durchgeführt werden. Zu Beginn werden die in Tabelle 27 gezeigten relative Werte für<br />

die zehn Kundenanforderungen A bis J benötigt. Diese könnten z.B. durch einen AHP<br />

ermittelt worden sein.<br />

- 154 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Kundenanforderung<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

F<br />

G<br />

H<br />

I<br />

J<br />

relativer Wert<br />

24,48<br />

20,63<br />

14,91<br />

10,08<br />

8,25<br />

6,14<br />

5,81<br />

4,19<br />

3,96<br />

1,55<br />

Tabelle 27: Relative Werte für Kundenanforderungen<br />

Mit diesen relativen Werten und mit dem Wissen, in welche Skala die Werte<br />

umgerechnet werden sollen, kann jetzt die Größe der Intervalle bestimmt werden. Zu<br />

diesem Zweck wird der höchste relative Wert durch den maximalen Skalenwert geteilt.<br />

Bei einer Skala von 1 bis 10 würde das in diesem Fall bedeuten:<br />

24,48 / 10 = 2,448<br />

Dieser Wert ist die Ausgangsbasis, um sämtliche Grenzen der Intervalle zu bestimmen.<br />

Da in diesem Beispiel eine Skala von 1 bis 10 gewählt wurde, sind auch zehn Intervalle<br />

notwendig. Diese liegen zwischen insgesamt elf Grenzwerten, die durch die<br />

Multiplikation der Zahlen 0 bis 10 mit jeweils dem Wert von 2,448 ermittelt werden.<br />

Abbildung 54 zeigt das Zustandekommen der Intervallgrenzen.<br />

- 155 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Berechnung<br />

Intervallgrenzen<br />

Skalenwerte<br />

Intervalle<br />

10 • 2,448<br />

24,48<br />

10<br />

22,03-24,48<br />

9 • 2,448<br />

22,03<br />

9<br />

19,58-22,03<br />

8 • 2,448<br />

19,58<br />

8<br />

17,14-19,58<br />

7 • 2,448<br />

17,14<br />

7<br />

14,69-17,14<br />

6 • 2,448<br />

14,69<br />

6<br />

12,24-14,69<br />

5 • 2,448<br />

12,24<br />

5<br />

9,79-12,24<br />

4 • 2,448<br />

9,79<br />

4<br />

7,34-9,79<br />

3 • 2,448<br />

7,34<br />

3<br />

4,90-7,34<br />

2 • 2,448<br />

4,90<br />

2<br />

2,45-4,90<br />

1 • 2,448<br />

2,45<br />

1<br />

0-2,45<br />

0 • 2,448<br />

0<br />

Abbildung 54: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 10<br />

Sind die Intervallgrenzen bestimmt, können die jeweiligen Intervalle einfach abgelesen<br />

werden, wie es die rechte Seite der Abbildung 54 zeigt. Anschließend muss für jeden<br />

relativen Wert bestimmt werden, in welchem Intervall er liegt und welchen absoluten<br />

Wert er damit bekommt. Für dieses Beispiel mit den Werten aus Tabelle 27 zeigt<br />

Tabelle 28 das Ergebnis einer solchen Zuordnung.<br />

- 156 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Relativer<br />

Wert<br />

24,48<br />

20,63<br />

14,91<br />

10,08<br />

8,25<br />

6,14<br />

5,81<br />

4,19<br />

3,96<br />

1,55<br />

Entsprechendes<br />

Intervall<br />

22,03-24,48<br />

19,58-22,03<br />

14,69-17,14<br />

9,79-12,24<br />

7,34-9,79<br />

4,90-7,34<br />

4,90-7,34<br />

2,45-4,90<br />

2,45-4,90<br />

0-2,45<br />

Absoluter<br />

Wert<br />

10<br />

9<br />

7<br />

5<br />

4<br />

3<br />

3<br />

2<br />

2<br />

1<br />

Tabelle 28: Zuordnung der absoluten Werten bei einer Skala von1 bis 10<br />

Natürlich ergibt sich für den höchsten relativen Wert bei einer solchen Umrechnung<br />

immer der maximale Skalenwert. Dies liegt darin begründet, dass der höchste relative<br />

Wert für die Festlegung der Intervallgrenzen mit verantwortlich ist. Dadurch ist bei<br />

einem solchen Vorgehen immer der obere Grenzwert des maximalen Skalenwertes mit<br />

dem Höchstwert der relativen Zahlen identisch. In den weiteren Rechnungen und<br />

Betrachtungen finden nun nur noch diese absoluten Beträge Anwendung.<br />

3.3.3.2 Der Genauigkeitsverlust<br />

Die in diesem Abschnitt beschriebene Methode zur Integration relativer<br />

Kundenanforderungen weist, im Vergleich mit den beiden zuvor beschriebenen, einen<br />

hohen Genauigkeitsverlust auf. Eine maßgebliche Einflussgröße auf diesen<br />

Genauigkeitsverlust ist die Anzahl der Intervalle bei der Umrechnung und dadurch die<br />

Art der Skala, in die die relativen Werte überführt werden. Dabei gilt: Je kleiner die<br />

Anzahl der Skalenelemente, desto größer der Genauigkeitsverlust. Das nachfolgende<br />

Beispiel soll diese Aussage veranschaulichen.<br />

Ausgehend von den Werten der relativ gewichteten Kundenanforderungen aus Tabelle<br />

27 soll der Einfluss der Größe der Skala an zwei verschiedenen Umrechnungen gezeigt<br />

werden. Da im vorherigen Abschnitt bereits eine Umrechnung vollzogen wurde, muss<br />

an dieser Stelle noch eine weitere Umrechnung in eine andere Skala durchgeführt<br />

- 157 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


werden, damit diese beiden anschließend miteinander verglichen werden können.<br />

In der hier durchgeführten zweiten Umrechnung wird eine Skala von 1 bis 5 betrachtet.<br />

Damit ergibt sich ein neuer Abstand zwischen den jeweiligen Intervallgrenzen.<br />

24,48 / 5 = 4,896<br />

Da die Höhe des größten relativen Wertes, im Vergleich zur anderen Umrechnung,<br />

konstant geblieben ist, hat sich der berechnete Wert mit 4,896 genau verdoppelt. Mit<br />

diesem neuen Wert lassen sich die Grenzwerte der Intervalle analog zum Beispiel im<br />

vorherigen Abschnitt berechnen. Abbildung 55 zeigt die neuen Intervallgrenzen.<br />

Berechnung<br />

Intervallgrenzen<br />

Skalenwerte<br />

Intervalle<br />

5 • 4,896<br />

24,48<br />

5<br />

19,58-24,48<br />

4 • 4,896<br />

19,58<br />

4<br />

14,69-19,58<br />

3 • 4,896<br />

14,69<br />

3<br />

9,79-14,69<br />

2 • 4,896<br />

9,79<br />

2<br />

4,90-9,79<br />

1 • 4,896<br />

4,90<br />

1<br />

0-4,90<br />

0 • 4,896<br />

0<br />

Abbildung 55: Berechnung der Intervallgrenzen bei einer Skala von 1 bis 5<br />

Zu diesen neuen Intervallen werden als nächstes die Werte aus Tabelle 27 zugeordnet,<br />

so wie bereits im vorherigen Abschnitt. Die sich dadurch ergebende Zuordnung der<br />

absoluten Werte zu den relativen zeigt Tabelle 29.<br />

- 158 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Relativer<br />

Wert<br />

24,48<br />

20,63<br />

14,91<br />

10,08<br />

8,25<br />

6,14<br />

5,81<br />

4,19<br />

3,96<br />

1,55<br />

Entsprechendes<br />

Intervall<br />

19,58-24,48<br />

19,58-24,48<br />

14,69-19,58<br />

9,79-14,69<br />

4,90-9,79<br />

4,90-9,79<br />

4,90-9,79<br />

0-4,90<br />

0-4,90<br />

0-4,90<br />

Absoluter<br />

Wert<br />

5<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Tabelle 29: Zuordnung der absoluten Werte bei einer Skala von1 bis 5<br />

Bereits an dieser Stelle ist erkennbar, dass der Genauigkeitsverlust bei der<br />

Umrechnung in eine Skala von 1 bis 5 zugenommen hat. Vergleicht man Tabelle 28 und<br />

Tabelle 29 miteinander, so ist feststellbar, dass in der zweiten Tabelle jeweils drei<br />

relative Zahlen den Wert 1 und den Wert 2 zugeordnet bekommen. Bei einer Skala von<br />

1 bis 10 bekommen die gleichen relativen Werte nie mehr als zweimal einen gleichen<br />

absoluten Wert zugeordnet. Dies spricht eindeutig für eine Zunahme des<br />

Genauigkeitsverlustes bei einer Verkleinerung der Anzahl der Skalenelemente. Um<br />

diesen Genauigkeitsverlust näher zu betrachten, sollen die unterschiedlichen<br />

Auswirkungen auf die Gesamtbewertung bei verschiedenen Skalen betrachtet werden.<br />

Zu diesem Zweck wird das Beispiel des Kapitels 3.2.2 jetzt mit den ermittelten Werten<br />

betrachtet. Als erstes erfolgt in Abbildung 56 die Berechnung mit den relativen Werten<br />

aus Tabelle 27. Anschließend zeigen die Abbildung 57 und die Abbildung 58 die gleiche<br />

Berechnung mit den umgerechneten absoluten Werten der Skalen 1 bis 10 und 1 bis 5<br />

in dieser Reihenfolge.<br />

- 159 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


- 160 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Abbildung 56: Berechnung der Gesamtbewertung mit relativen Werten<br />

9<br />

10<br />

1<br />

3<br />

2<br />

8<br />

7<br />

5<br />

4<br />

6<br />

Rang<br />

3,0458<br />

0,7505<br />

18,7928<br />

16,2832<br />

18,0041<br />

3,4259<br />

7,0794<br />

10,9176<br />

12,9625<br />

8,7382<br />

Relativ<br />

913,44<br />

225,08<br />

5635,98<br />

4883,34<br />

5399,46<br />

1027,44<br />

2123,12<br />

3274,2<br />

3887,46<br />

2620,59<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

9<br />

8<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

13,5095<br />

3,3289<br />

13,8924<br />

10,3176<br />

8,8729<br />

3,7989<br />

3,9250<br />

8,0707<br />

28,7472<br />

5,5368<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

913,44<br />

225,08<br />

939,33<br />

697,62<br />

599,94<br />

256,86<br />

265,39<br />

545,7<br />

1943,73<br />

374,37<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

4<br />

2<br />

7<br />

1<br />

6<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,5670<br />

0,7722<br />

11,0497<br />

11,1698<br />

12,3503<br />

7,0503<br />

29,1376<br />

8,9870<br />

5,9279<br />

11,9883<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

114,18<br />

56,27<br />

805,14<br />

813,89<br />

899,91<br />

513,72<br />

2123,12<br />

654,84<br />

431,94<br />

873,53<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

6<br />

10<br />

3<br />

7<br />

9<br />

4<br />

1<br />

8<br />

2<br />

5<br />

Rang<br />

8,3672<br />

4,1235<br />

9,8335<br />

8,5203<br />

7,3273<br />

9,4114<br />

19,4479<br />

7,9978<br />

15,8264<br />

9,1447<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

114,18<br />

56,27<br />

134,19<br />

116,27<br />

99,99<br />

128,43<br />

265,39<br />

109,14<br />

215,97<br />

124,79<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1,55<br />

J<br />

9<br />

3<br />

3,96<br />

I<br />

9<br />

9<br />

4,19<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

5,81<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

6,14<br />

F<br />

1<br />

9<br />

8,25<br />

E<br />

9<br />

9<br />

10,08<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

14,91<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

20,63<br />

B<br />

3<br />

9<br />

24,48<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

1<br />

3<br />

2<br />

8<br />

7<br />

5<br />

4<br />

6<br />

Rang<br />

3,0458<br />

0,7505<br />

18,7928<br />

16,2832<br />

18,0041<br />

3,4259<br />

7,0794<br />

10,9176<br />

12,9625<br />

8,7382<br />

Relativ<br />

913,44<br />

225,08<br />

5635,98<br />

4883,34<br />

5399,46<br />

1027,44<br />

2123,12<br />

3274,2<br />

3887,46<br />

2620,59<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

9<br />

8<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

13,5095<br />

3,3289<br />

13,8924<br />

10,3176<br />

8,8729<br />

3,7989<br />

3,9250<br />

8,0707<br />

28,7472<br />

5,5368<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

913,44<br />

225,08<br />

939,33<br />

697,62<br />

599,94<br />

256,86<br />

265,39<br />

545,7<br />

1943,73<br />

374,37<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

5<br />

4<br />

2<br />

7<br />

1<br />

6<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,5670<br />

0,7722<br />

11,0497<br />

11,1698<br />

12,3503<br />

7,0503<br />

29,1376<br />

8,9870<br />

5,9279<br />

11,9883<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

114,18<br />

56,27<br />

805,14<br />

813,89<br />

899,91<br />

513,72<br />

2123,12<br />

654,84<br />

431,94<br />

873,53<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

6<br />

10<br />

3<br />

7<br />

9<br />

4<br />

1<br />

8<br />

2<br />

5<br />

Rang<br />

8,3672<br />

4,1235<br />

9,8335<br />

8,5203<br />

7,3273<br />

9,4114<br />

19,4479<br />

7,9978<br />

15,8264<br />

9,1447<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

114,18<br />

56,27<br />

134,19<br />

116,27<br />

99,99<br />

128,43<br />

265,39<br />

109,14<br />

215,97<br />

124,79<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1,55<br />

J<br />

9<br />

3<br />

3,96<br />

I<br />

9<br />

9<br />

4,19<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

5,81<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

6,14<br />

F<br />

1<br />

9<br />

8,25<br />

E<br />

9<br />

9<br />

10,08<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

14,91<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

20,63<br />

B<br />

3<br />

9<br />

24,48<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

Kundenanforderungen


- 161 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Abbildung 57: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 10<br />

9<br />

10<br />

1<br />

3<br />

2<br />

8<br />

7<br />

5<br />

4<br />

6<br />

Rang<br />

3,0923<br />

0,7731<br />

18,9406<br />

15,6335<br />

18,5540<br />

3,6077<br />

6,4137<br />

11,5963<br />

12,3694<br />

9,0193<br />

Relativ<br />

432<br />

108<br />

2646<br />

2184<br />

2592<br />

504<br />

896<br />

1620<br />

1728<br />

1260<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

2<br />

4<br />

5<br />

8<br />

9<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

13,7887<br />

3,4472<br />

14,0760<br />

9,9585<br />

9,1925<br />

4,0217<br />

3,5748<br />

8,6179<br />

27,5774<br />

5,7453<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

432<br />

108<br />

441<br />

312<br />

288<br />

126<br />

112<br />

270<br />

864<br />

180<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

4<br />

5<br />

2<br />

7<br />

1<br />

6<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,6173<br />

0,8086<br />

11,3208<br />

10,9015<br />

12,9380<br />

7,5472<br />

26,8344<br />

9,7035<br />

5,7502<br />

12,5786<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

54<br />

27<br />

378<br />

364<br />

432<br />

252<br />

896<br />

324<br />

192<br />

420<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

6 bez. 7<br />

10<br />

3 bez. 4<br />

8<br />

9<br />

3 bez. 4<br />

1<br />

6 bez. 7<br />

2<br />

5<br />

Rang<br />

8,5851<br />

4,2925<br />

10,0159<br />

8,2671<br />

7,6312<br />

10,0159<br />

17,8060<br />

8,5851<br />

15,2623<br />

9,5390<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

54<br />

27<br />

63<br />

52<br />

48<br />

63<br />

112<br />

54<br />

96<br />

60<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

2<br />

I<br />

9<br />

9<br />

2<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

3<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

3<br />

F<br />

1<br />

9<br />

4<br />

E<br />

9<br />

9<br />

5<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

7<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

9<br />

B<br />

3<br />

9<br />

10<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

1<br />

3<br />

2<br />

8<br />

7<br />

5<br />

4<br />

6<br />

Rang<br />

3,0923<br />

0,7731<br />

18,9406<br />

15,6335<br />

18,5540<br />

3,6077<br />

6,4137<br />

11,5963<br />

12,3694<br />

9,0193<br />

Relativ<br />

432<br />

108<br />

2646<br />

2184<br />

2592<br />

504<br />

896<br />

1620<br />

1728<br />

1260<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

3<br />

10<br />

2<br />

4<br />

5<br />

8<br />

9<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

13,7887<br />

3,4472<br />

14,0760<br />

9,9585<br />

9,1925<br />

4,0217<br />

3,5748<br />

8,6179<br />

27,5774<br />

5,7453<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

432<br />

108<br />

441<br />

312<br />

288<br />

126<br />

112<br />

270<br />

864<br />

180<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

4<br />

5<br />

2<br />

7<br />

1<br />

6<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,6173<br />

0,8086<br />

11,3208<br />

10,9015<br />

12,9380<br />

7,5472<br />

26,8344<br />

9,7035<br />

5,7502<br />

12,5786<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

54<br />

27<br />

378<br />

364<br />

432<br />

252<br />

896<br />

324<br />

192<br />

420<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

6 bez. 7<br />

10<br />

3 bez. 4<br />

8<br />

9<br />

3 bez. 4<br />

1<br />

6 bez. 7<br />

2<br />

5<br />

Rang<br />

8,5851<br />

4,2925<br />

10,0159<br />

8,2671<br />

7,6312<br />

10,0159<br />

17,8060<br />

8,5851<br />

15,2623<br />

9,5390<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

54<br />

27<br />

63<br />

52<br />

48<br />

63<br />

112<br />

54<br />

96<br />

60<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

2<br />

I<br />

9<br />

9<br />

2<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

3<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

3<br />

F<br />

1<br />

9<br />

4<br />

E<br />

9<br />

9<br />

5<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

7<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

9<br />

B<br />

3<br />

9<br />

10<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

Kundenanforderungen


- 162 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong><br />

Abbildung 58: Berechnung der Gesamtbewertung mit einer Skala von 1 bis 5<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

3,2464<br />

0,6886<br />

18,5932<br />

16,0108<br />

19,9213<br />

3,5416<br />

5,6075<br />

12,1741<br />

11,9528<br />

8,2636<br />

Relativ<br />

264<br />

56<br />

1512<br />

1302<br />

1620<br />

288<br />

456<br />

990<br />

972<br />

672<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

2<br />

10<br />

3<br />

4<br />

5<br />

8<br />

9<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

14,5535<br />

3,0871<br />

13,8920<br />

10,2536<br />

9,9228<br />

3,9691<br />

3,1422<br />

9,0959<br />

26,7916<br />

5,2922<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

264<br />

56<br />

252<br />

186<br />

180<br />

72<br />

57<br />

165<br />

486<br />

96<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

6<br />

4<br />

2<br />

7<br />

1<br />

5<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,7553<br />

0,7447<br />

11,4894<br />

11,5426<br />

14,3617<br />

7,6596<br />

24,2553<br />

10,5319<br />

5,7447<br />

11,9149<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

33<br />

14<br />

216<br />

217<br />

270<br />

144<br />

456<br />

198<br />

108<br />

224<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

5 bzw. 6<br />

10<br />

3 bzw.4<br />

8<br />

9<br />

3 bzw.4<br />

1<br />

5 bzw. 6<br />

2<br />

7<br />

Rang<br />

9,2697<br />

3,9326<br />

10,1124<br />

8,7079<br />

8,4270<br />

10,1124<br />

16,0112<br />

9,2697<br />

15,1685<br />

8,9888<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

33<br />

14<br />

36<br />

31<br />

30<br />

36<br />

57<br />

33<br />

54<br />

32<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

1<br />

I<br />

9<br />

9<br />

1<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

2<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

2<br />

F<br />

1<br />

9<br />

2<br />

E<br />

9<br />

9<br />

3<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

4<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

5<br />

B<br />

3<br />

9<br />

5<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

9<br />

10<br />

2<br />

3<br />

1<br />

8<br />

7<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Rang<br />

3,2464<br />

0,6886<br />

18,5932<br />

16,0108<br />

19,9213<br />

3,5416<br />

5,6075<br />

12,1741<br />

11,9528<br />

8,2636<br />

Relativ<br />

264<br />

56<br />

1512<br />

1302<br />

1620<br />

288<br />

456<br />

990<br />

972<br />

672<br />

Absolut<br />

Gesamtbewertung<br />

2<br />

10<br />

3<br />

4<br />

5<br />

8<br />

9<br />

6<br />

1<br />

7<br />

Rang<br />

14,5535<br />

3,0871<br />

13,8920<br />

10,2536<br />

9,9228<br />

3,9691<br />

3,1422<br />

9,0959<br />

26,7916<br />

5,2922<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

264<br />

56<br />

252<br />

186<br />

180<br />

72<br />

57<br />

165<br />

486<br />

96<br />

Absolut<br />

Kaufmännische<br />

8<br />

4<br />

7<br />

6<br />

6<br />

2<br />

1<br />

5<br />

9<br />

3<br />

Bedeutung<br />

Kaufmännische<br />

9<br />

10<br />

6<br />

4<br />

2<br />

7<br />

1<br />

5<br />

8<br />

3<br />

Rang<br />

1,7553<br />

0,7447<br />

11,4894<br />

11,5426<br />

14,3617<br />

7,6596<br />

24,2553<br />

10,5319<br />

5,7447<br />

11,9149<br />

Relativ<br />

Gesamtbewertung<br />

33<br />

14<br />

216<br />

217<br />

270<br />

144<br />

456<br />

198<br />

108<br />

224<br />

Absolut<br />

Technische<br />

1<br />

1<br />

6<br />

7<br />

9<br />

4<br />

8<br />

6<br />

2<br />

7<br />

Schwierigkeit<br />

Technische<br />

5 bzw. 6<br />

10<br />

3 bzw.4<br />

8<br />

9<br />

3 bzw.4<br />

1<br />

5 bzw. 6<br />

2<br />

7<br />

Rang<br />

9,2697<br />

3,9326<br />

10,1124<br />

8,7079<br />

8,4270<br />

10,1124<br />

16,0112<br />

9,2697<br />

15,1685<br />

8,9888<br />

Relativ<br />

Bedeutung<br />

33<br />

14<br />

36<br />

31<br />

30<br />

36<br />

57<br />

33<br />

54<br />

32<br />

Absolut<br />

Technische<br />

9<br />

1<br />

1<br />

J<br />

9<br />

3<br />

1<br />

I<br />

9<br />

9<br />

1<br />

H<br />

9<br />

1<br />

1<br />

2<br />

G<br />

9<br />

3<br />

3<br />

2<br />

F<br />

1<br />

9<br />

2<br />

E<br />

9<br />

9<br />

3<br />

D<br />

9<br />

3<br />

3<br />

4<br />

C<br />

3<br />

1<br />

1<br />

9<br />

5<br />

B<br />

3<br />

9<br />

5<br />

A<br />

t<br />

s<br />

r<br />

q<br />

p<br />

o<br />

n<br />

m<br />

l<br />

k<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

Kundenanforderungen


Bei einer ersten Betrachtung der Abbildung 56, Abbildung 57 und Abbildung 58 fällt<br />

auf, dass sich der Rang der Gesamtbewertungen bei der Berechnung mit der Skala von<br />

1 bis 10 gegenüber der Berechnung mit den relativen Werten nicht verändert hat. Dies<br />

spricht dafür, dass die Gesamtbewertung bei der Skala von 1 bis 10 verhältnismäßig<br />

gut die relativen Werte wiedergibt. Anders sieht es mit dem Rang der Skala von 1 bis 5<br />

aus. Im direkten Vergleich mit dem Rang der Gesamtbewertung bei den relativen<br />

Werten stellt sich heraus, dass einige Veränderungen stattgefunden haben. So haben<br />

sich jeweils die Plätze 1 und 2 sowie 4 und 5 vertauscht.<br />

Eine noch weitergehende Betrachtung ist möglich, wenn die relativen Werte der<br />

Gesamtbewertung der drei Berechnungen gegenübergestellt werden. Es scheint<br />

vergleichsweise schwierig, genau eine Größe zu finden, mit der der<br />

Genauigkeitsverlust dieser zwei verschiedenen Umrechnungen quantifizierbar wird. Es<br />

soll an dieser Stelle trotzdem versucht werden, eine konkrete Größe anzugeben, die<br />

zwar nicht als alleiniges Vergleichsinstrument aller möglichen Alternativen dient, aber<br />

dennoch etwas über die Qualität von Umrechnungen aussagen kann.<br />

Definiert man in einem Fall, wie er in diesem Beispiel vorliegt, das Ergebnis der<br />

Berechnungen mit relativen Werten als „richtig“, so ist von Interesse, wie weit die<br />

Ergebnisse der Berechnungen mit absoluten Werten von diesen „richtigen“ Werten<br />

abweichen. Um dies aufzuzeigen, werden die betragsmäßigen Differenzen der<br />

Gesamtbewertungen von den beiden Berechnungen mit absoluten Werten jeweils mit<br />

der Berechnung mit relativen Werten ermittelt. Tabelle 30 zeigt diese Werte für das<br />

Beispiel.<br />

- 163 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Produktmerkmal<br />

k<br />

l<br />

m<br />

n<br />

o<br />

p<br />

q<br />

r<br />

s<br />

t<br />

Differenz:<br />

Relativ - Skala 1 bis 10<br />

0,2811<br />

0,5931<br />

0,6787<br />

0,6657<br />

0,1818<br />

0,5499<br />

0,6497<br />

0,1478<br />

0,0226<br />

0,0465<br />

Differenz:<br />

Relativ - Skala 1 bis 5<br />

0,4745<br />

1,0097<br />

1,2565<br />

1,4719<br />

0,1156<br />

1,9172<br />

0,2723<br />

0,1996<br />

0,0619<br />

0,2006<br />

Tabelle 30: Differenzen der relativen Gesamtbewertungen<br />

Bei der Betrachtung der Werte ist erkennbar, dass in nur zwei Fällen der Wert bei der<br />

Berechnung mit der Skala von 1 bis 5 näher an den Werten mit der relativen<br />

Berechnung liegt. Mit Ausnahme der Produktmerkmale o und q liegen die Werte der<br />

Berechnung mit einer Skala von 1 bis 10 näher an denen der Berechnung mit den<br />

relativen Werten. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Skala von 1 bis 10 einen geringeren<br />

Genauigkeitsverlust aufweist.<br />

Werden diese Beträge der Differenzen aufsummiert und durch die Anzahl der<br />

Produktmerkmale geteilt, so ergibt sich ein arithmetischer Mittelwert, der die<br />

durchschnittliche Abweichung der relativen Gesamtbewertungen bei der Verwendung<br />

einer Skala von den Ergebnissen bei der Verwendung von relativen Werten angibt. Die<br />

Formel für den arithmetischen Mittelwert lautet:<br />

x =<br />

1<br />

n<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

x i<br />

Für das hier betrachtete Beispiel ergeben sich mit den zehn Kundenanforderungen als<br />

x 1 bis x 10 die folgenden Zahlen:<br />

Arithmetischer Mittelwert bei einer Skala von 1 bis 10: 3,8169 / 10 = 0,3817<br />

Arithmetischer Mittelwert bei einer Skala von 1 bis 5: 6,9787 / 10 = 0,6979<br />

Damit liegt die durchschnittliche Abweichung bei der Verwendung einer Skala von 1<br />

- 164 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


is 5 fast doppelt so hoch, wie bei der Verwendung einer Skala von 1 bis 10.<br />

Dieser Zusammenhang soll auch noch einmal visuell verdeutlicht werden. Abbildung<br />

59 zeigt ein Diagramm, in dem die drei Ergebnisse der relativen Gesamtbewertung<br />

dargestellt sind. Zu sehen ist, dass die Werte, die sich bei einer Skala von 1 bis 5<br />

ergeben, häufig weiter von den relativen entfernt sind, als die Werte, die sich bei einer<br />

Skala von 1 bis 10 ergeben.<br />

20<br />

18<br />

Relative Gesamtbewertung<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

Relative Werte<br />

Skala von 1 bis 10<br />

Skala von 1 bis 5<br />

2<br />

0<br />

k l m n o p q r s t<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Produktmerkmal<br />

Abbildung 59: Diagramm der relativen Gesamtbewertung<br />

- 165 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Vielfach ist bei Betrachtungen dieser Art auch der Wert der Varianz von Interesse.<br />

Diese ergibt sich mit der nachfolgenden Formel aus den Werten:<br />

s<br />

2<br />

X<br />

n<br />

n<br />

2 1<br />

= ∑(<br />

xi<br />

− x)<br />

= ( ∑ xi<br />

n −1<br />

n −1<br />

1 2<br />

2<br />

i=<br />

1<br />

n=<br />

1<br />

− nx<br />

)<br />

Varianz bei einer Skala von 1 bis 10: 0,0733<br />

Varianz bei einer Skala von 1 bis 5: 0,4406<br />

Der Wert der Varianz, der ein statistisches Streumaß darstellt, ist eine Kenngröße für<br />

die Abweichung der Werte von ihrem Erwartungswert E(X). Allerdings stellt sich in der<br />

Praxis häufig das Problem, dass die Varianz über keine identische Einheit mit den<br />

Daten, aus denen sie ermittelt worden ist, verfügt. Aus diesem Grund wird als<br />

nächstes die Standardabweichung berechnet:<br />

2<br />

s<br />

X<br />

= s X<br />

Standardabweichung bei einer Skala von 1 bis 10: 0,2707<br />

Standardabweichung bei einer Skala von 1 bis 5: 0,6638<br />

Die Werte der Varianz und der Standardabweichung bestätigen die bereits zuvor<br />

aufgestellte Vermutung: die in eine Skala von 1 bis 5 umgerechneten Werte weisen<br />

weniger Präzision auf als die Werte in der Skala von 1 bis 10.<br />

Alternativen zur Umrechnungsmethode<br />

In diesem Kapitel wurde bis jetzt lediglich eine Methode behandelt, um relative<br />

Größen in absolute umzurechnen. Neben dieser Vorgehensweise sind allerdings noch<br />

weitere möglich. Der Vollständigkeit halber soll im Folgenden eine dieser Alternativen<br />

kurz betrachtet werden.<br />

Die zuvor betrachtete Methode basierte darauf, dass für jeden absoluten Wert jeweils<br />

ein Intervall bestimmt wird, zu dem die relativen Werte anschließend zugeordnet<br />

werden. Es ist aber auch möglich, auf diese Intervalle zu verzichten und die relativen<br />

Werte durch eine Art prozentuale Aufteilung in absolute zu überführen. Dabei können<br />

die Prozentanteile, die zu den jeweiligen absoluten Werten gehören, gleich groß oder<br />

unterschiedlich sein. Weisen die prozentualen Anteile eine identische Größe auf, so<br />

werden 100% durch die Anzahl der verschiedenen Skalenelemente geteilt. Mit einer<br />

konventionellen Skala von 1 bis 5 würden so jeweils 20% der relativen Werte auf eine<br />

absolute Zahl entfallen. Wichtig ist dabei, dass die relativen Werte vorher der Größe<br />

nach sortiert sind, so dass in den 20% der relativen Werte, die auf die 5 entfallen, auch<br />

- 166 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


die betragsmäßig größten Werte enthalten sind. Für die Zahlen aus Tabelle 27 ergibt<br />

sich damit die Zuordnung, die Abbildung 60 zeigt:<br />

Kundenanfordeung<br />

relativer<br />

Wert<br />

absoluter<br />

wert<br />

A<br />

B<br />

24,48<br />

20,63<br />

5<br />

5<br />

20%<br />

C<br />

D<br />

14,91<br />

10,08<br />

4<br />

4<br />

20%<br />

E<br />

F<br />

8,25<br />

6,14<br />

3<br />

3<br />

20%<br />

G<br />

H<br />

5,81<br />

4,19<br />

2<br />

2<br />

20%<br />

I<br />

J<br />

3,96<br />

1,55<br />

1<br />

1<br />

20%<br />

Abbildung 60: Alternative Umrechnung der relativen Werte<br />

Es werden hierbei immer 20% der zehn Kundenanforderungen dem gleichen absoluten<br />

Wert zugeordnet, d.h. jeder absolute Wert bekommt zwei relative zugewiesen. Der<br />

Vorteil einer solchen Umrechnung der relativen Werte ist der sehr geringe Aufwand. Es<br />

müssen keine Intervalle bestimmt werden, die Werte werden lediglich der Höhe nach<br />

sortiert und können anschließend direkt den absoluten zugeordnet werden.<br />

Eine Umrechnung in dieser Form bietet allerdings auch erhebliche Nachteile. So ist<br />

der Genauigkeitsverlust weitaus größer als es bei der Variante, die zuvor in diesem<br />

Abschnitt verwendet wurde, der Fall ist. Der Grund ist die starre Einteilung der<br />

relativen Werte in die prozentualen Abschnitte. Auch kommt es in den meisten Fällen<br />

dazu, dass keine glatte Anzahl der relativen Werte einem absoluten Wert zugeordnet<br />

werden kann. Wenn z.B. elf Kundenanforderungen vorhanden sind, die in eine Skala<br />

von 1 bis 5 umgerechnet werden sollen, ist die Zuordnung des elften Wertes ein<br />

Problem. Dieser gehört rechnerisch gesehen zu genau einem Fünftel zu jedem der fünf<br />

absoluten Werte, da 20% von elf genau 2,2 ergeben. Das bedeutet, dass 2,2 relative<br />

Zahlen zu jedem absoluten Wert gehören, was sich natürlich nicht exakt realisieren<br />

lässt.<br />

Da die Nachteile dieser Alternative zur Umrechnung der relativen Werte in absolute<br />

sehr gravierend sind, wird eine Verwendung der Methode eher selten sein. Die<br />

- 167 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Umrechnungsmethode, die zuvor in diesem Kapitel beschrieben wurde, erfüllt die an<br />

sie gestellten Anforderungen besser. Aus diesem Grund wurden sämtliche<br />

Umrechnungen dieser Art mit der zuerst beschriebenen Methode durchgeführt.<br />

- 168 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


4 Einsatz der entwickelten Vorgehensweise<br />

Um das in den vorherigen Kapiteln hergeleitete Konzept zu testen, wurde im Juli 2007<br />

eine Befragung bei einem der führenden Produzenten für innovative Lichtsysteme<br />

durchgeführt. Um die intralogistischen Prozesse im Produktionsbereich zu optimieren,<br />

ist die Anschaffung einer logistischen Anlage geplant. Hiermit soll der Übergang<br />

zwischen dem Wareneingang und dem Automatischen Kleinteilelager (AKL)<br />

rationalisiert werden.<br />

Im Rahmen von Forschungsarbeiten wurde bereits im Jahr 2005 eine Befragung mit<br />

absoluter Gewichtung der Anforderungen an eine logistische Anlage für den<br />

Wareneingang durchgeführt. Die Bewertung der allgemein formulierten Anforderungen<br />

sollte eine erste Bedarfsanalyse ermöglichen. Auch die relative Bewertung mittels<br />

AHP zielt auf das ursprüngliche Motiv ab. Zusätzlich soll aber analysiert werden, ob<br />

sich die beiden Bewertungstechniken hinsichtlich ihrer Aussagekraft unterscheiden.<br />

4.1 Durchführung der Stakeholder-Befragung<br />

Da alle Anforderungen bereits absolut bewertet wurden, hätte eine erneute Erhebung<br />

theoretisch entfallen können. Der lange Zeitraum zwischen den beiden Befragungen<br />

spricht jedoch gegen einen direkten Vergleich der Ergebnisse, weil es sein kann, dass<br />

sich die Ansichten der Befragten zu den einzelnen Aspekten möglicherweise im<br />

Verlauf der Zeit geändert haben könnte. Zudem müssen nur die bei der Klassifizierung<br />

ermittelten Kann-Anforderungen erneut „absolut“ gewichtet werden. Im Verhältnis zur<br />

relativen Bewertung entsteht hierdurch nur ein geringer zeitlicher Mehraufwand.<br />

An der Befragung waren, wie bereits im Jahr 2005, drei Stakeholder und insgesamt vier<br />

Mitarbeiter beteiligt:<br />

• Geschäftsführung (S1)<br />

• Experte (S2)<br />

• Anwender 1 - Wareneingang (S3.1)<br />

• Anwender 2 - Lager (S3.2)<br />

Bei dem Vergleich der Bewertungsergebnisse von 2005 und 2007 ist zu beachten, dass<br />

der Experte nicht derselben Person entspricht.<br />

- 169 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die Anforderungen werden in folgende Anforderungstypen eingeteilt:<br />

A: räumlich-betriebliche Anforderungen<br />

B: technische Anforderungen<br />

C: produktionstechnische Anforderungen<br />

D: Informationsverarbeitungsanforderungen<br />

E: betriebswirtschaftliche Anforderungen<br />

R: ROI-Anforderungen<br />

Wie in den vorherigen Kapiteln beschrieben, gliederte sich die Befragung in sechs<br />

Ablaufschritte. Diese sind in der nachstehenden Tabelle aufgelistet und den jeweiligen<br />

Anforderungstypen und Stakeholdern zugeordnet.<br />

Beschreibung Anforderungstyp Stakeholder<br />

Anforderungsklassifizierung I<br />

Relative Bewertung der aus der<br />

Klassifizierung ermittelten Kann-<br />

Anforderungen sowie der ROI-Anforderungen<br />

Absolute Bewertung der aus der<br />

Klassifizierung ermittelten Kann-<br />

Anforderungen sowie der ROI-Anforderungen<br />

E<br />

E, R<br />

S1<br />

Anforderungsklassifizierung II A, B, C, D S2, S3.1, S3.2<br />

Relative Bewertung der aus der<br />

Klassifizierung ermittelten Kann-<br />

Anforderung<br />

Absolute Bewertung der aus der<br />

Klassifizierung ermittelten Kann-<br />

Anforderung<br />

B, C, D S2, S3.1, S3.2<br />

Tabelle 31: Ablauf der Befragung<br />

4.1.1 Gewichtung der Anforderungen durch S1<br />

Da der Geschäftsführer am vereinbarten Befragungstermin verhindert war, musste die<br />

Anforderungsklassifizierung I sowie die relative und absolute Bewertung der<br />

wirtschaftlichen Anforderungen zwei Tage zuvor per Telefon durchgeführt werden.<br />

Diese wurde durch eine hierfür erstellte Excel-Datei unterstützt, die beiden Parteien<br />

vorlag. Somit konnte der Befragte den einzelnen Ablaufschritten besser folgen, da er<br />

- 170 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


stets die jeweiligen Anforderungen und zulässigen Wertungsmöglichkeiten vor Augen<br />

hatte. Die einzelnen Gewichtungen wurden mittels Interviewtechnik erfragt. Im<br />

Gegensatz zur Klassifizierung und absoluten Gewichtung der Anforderungen<br />

gestaltete sich die relative Bewertung auf diesem Wege deutlich schwieriger, da dem<br />

Bewerter die graphische Unterstützung durch das Programm SelectBest fehlte. Auf<br />

diese Problematik wird bei der Auswertung der wirtschaftlichen Anforderungen<br />

ausführlicher eingegangen.<br />

Da alle wirtschaftlichen Anforderungen, die sich auf die ROI-Kennzahl beziehen,<br />

Kosten- oder Leistungsgrößen darstellen, können diese stets nur maximiert, nie aber<br />

vollständig erfüllt werden. Hieraus ergibt sich, dass nur die sieben Anforderungen aus<br />

Block E (betriebswirtschaftliche Anforderungen) klassifiziert werden müssen. Der<br />

Aufbau des Fragebogens ist der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.<br />

E<br />

Betriebswirtschaftliche<br />

Anforderungen<br />

absolut<br />

wichtig<br />

vorteilhaft<br />

absolut<br />

unwichtig<br />

bedarf<br />

weiterer<br />

Analyse<br />

E1<br />

Finanzierungsart<br />

Alternativen:<br />

E1.1<br />

Die Anlage muss/ soll<br />

gemietet werden<br />

können<br />

x<br />

E1.2<br />

Die Anlage muss/ soll<br />

gekauft werden können<br />

x<br />

E1.3<br />

Die Anlage muss/ soll<br />

geleast werden können<br />

x<br />

Tabelle 32: Anforderungsklassifizierung I (Ausschnitt)<br />

Der Fragebogen enthält alle zu bewertenden Anforderungen, sowie vier<br />

Bewertungsmöglichkeiten, die der Anforderungsklassifizierung dienen. Alle als<br />

„absolut wichtig“ und „absolut unwichtig“ deklarierten Anforderungen müssen im<br />

Folgenden nicht weiter betrachtet werden. Ihnen kann direkt der höchste bzw.<br />

niedrigste absolute Wert zugeordnet werden. Alle als „vorteilhaft“ bewerteten<br />

Anforderungen stellen Kann-Kriterien dar, die im Folgenden relativ und absolut<br />

gewichtet werden sollen. Anforderungen, deren Nutzen (momentan) nicht abschätzbar<br />

ist, müssen zunächst weiter analysiert werden.<br />

- 171 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die relative Bewertung der aus der Klassifizierung ermittelten Kann-Anforderungen<br />

sowie der Anforderungen aus Block R wurde mithilfe des Programms SelectBest<br />

durchgeführt. Hierbei werden alle Anforderungen einer Ebene im Hinblick auf einen<br />

übergeordneten Aspekt miteinander verglichen. SelectBest unterstützt den<br />

Entscheidungsprozess in diesem Zusammenhang optimal. Ein virtueller Schieberegler<br />

ermöglicht die einfache Eingabe der Gewichtungen. Nach Abschluss jeder<br />

Teilbewertung wird die Konsistenz der Entscheidung von dem Programm ermittelt. Am<br />

Ende der Befragung können die Einzel- und Gesamtgewichtungen sowie ein Ranking<br />

der Anforderungen in zahlreichen Diagrammen und Bildern dargestellt werden.<br />

Die absolute Bewertung der Kann-Anforderungen basiert wiederum auf einem<br />

Fragebogen, der sich an der ursprünglichen Vorgehensweise nach Sakowski und<br />

Schlüter orientiert [Crostack '06a]. Hierin sind alle Anforderungen aufgelistet, die<br />

mittels einer vierelementigen Skala bewertet werden können. Die<br />

Wertungsmöglichkeiten „sehr wichtig“ und „absolut unwichtig“ können hier nicht<br />

mehr gewählt werden, da diese bereits durch die vorherige<br />

Anforderungsklassifizierung abgefragt wurden. Ein Ausschnitt aus dem Fragebogen ist<br />

der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.<br />

- 172 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


R<br />

ROI-Anforderungen<br />

sehr ziemlich<br />

wichtig wichtig<br />

eher<br />

wichtig<br />

eher<br />

unwichtig<br />

ziemlich<br />

unwichtig<br />

absolut<br />

unwichtig<br />

Ziel:<br />

Der Return on<br />

Investment der<br />

logistischen Anlage<br />

soll maximal sein<br />

x<br />

R1<br />

Die Güte des<br />

Einsparpotentials<br />

soll möglichst hoch<br />

sein<br />

x<br />

R1.1<br />

Die Anlagenleistung<br />

soll möglichst hoch<br />

sein<br />

x<br />

R1.1.1<br />

Die logistische<br />

Anlage soll über<br />

einen hohen<br />

Durchsatz verfügen<br />

x<br />

R1.1.2<br />

Die logistische<br />

Anlage soll keine<br />

Beschädigungen<br />

am Fördergut<br />

verursachen<br />

x<br />

R1.1.3<br />

Die logistische<br />

Anlage soll keine<br />

Ausfallzeiten<br />

aufweisen<br />

x<br />

R1.1.3.1<br />

Die<br />

Bedienfehlerquote<br />

soll minimal<br />

bleiben<br />

x<br />

R1.1.3.2<br />

Die logistische<br />

Anlage soll nicht<br />

häufig gewartet<br />

werden müssen<br />

x<br />

R1.1.4<br />

Die logistischen<br />

Anlage soll keine<br />

Rüstzeiten<br />

erfordern<br />

x<br />

Tabelle 33: Absolute Bewertung der wirtschaftlichen Kann-Anforderungen<br />

(Ausschnitt)<br />

- 173 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


4.1.2 Gewichtung der Anforderungen durch S2, S3.1 und S3.2<br />

Die Hilfsmittel der einzelnen Bewertungsphasen sind mit denen von S1 identisch. Die<br />

Klassifizierung II und die Bewertung der Kann-Anforderungen wurden jeweils mit<br />

einem Fragebogen durchgeführt, der sich lediglich hinsichtlich der zu bewertenden<br />

Anforderungen unterscheidet. Die relative Bewertung erfolgte wiederum mit<br />

SelectBest. Im Unterschied zu S1 waren die anderen Stakeholder allerdings dadurch<br />

im Vorteil, dass sie das Programm - und damit die Analysetools - direkt nutzen<br />

konnten.<br />

Beispielsweise wurde nach jeder abgeschlossenen Teilentscheidung ein<br />

Balkendiagramm gezeigt, dass alle Anforderungen und die zugehörigen relativen<br />

Werte auflistet. Hiermit konnte sich der Befragte ein Bild von der Gesamtverteilung<br />

machen und auf Wunsch die Befragung korrigieren, falls diese nicht mit seinen<br />

Präferenzen übereinstimmte. Zudem wurde nach Abschluss der relativen<br />

Anforderungsgewichtung ein weiteres Balkendiagramm generiert, das die prozentuale<br />

Gesamtverteilung sowie ein Ranking der Anforderungen zeigt. Die folgende Abbildung<br />

demonstriert den Aufbau des Diagrammes exemplarisch für die Bewertung von S2.<br />

Abbildung 61: Relative Anforderungsgewichtung – Werte und Ranking (S2)<br />

Der Ablauf der Befragung konnte aus organisatorischen Gründen nicht, wie im Konzept<br />

beschrieben, durchgeführt werden. Ursprünglich hätte die Klassifizierung am gleichen<br />

- 174 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Tag wie die relative und absolute Gewichtung im Unternehmen stattfinden sollen, um<br />

Fragen bezüglich der Methode und Inhalte direkt klären zu können. Um den hierdurch<br />

erhöhten zeitlichen Aufwand zu minimieren, wurden jedoch der Fragebogen und die<br />

Ergebnisse der Klassifizierung per Internet vorab übermittelt. Den einzelnen<br />

Stakeholdern stand der Fragebogen als Word-Datei zur Verfügung und enthielt eine<br />

kurze Beschreibung zur Vorgehensweise sowie die Definitionen aller aufgelisteten<br />

Anforderungen.<br />

Eine weitere Abweichung zum ursprünglichen Konzept besteht darin, dass den<br />

Stakeholdern S2, S3.1 und S3.2 die Höhe des Automatisierungsgrades als Ergebnis der<br />

Gewichtung der ROI-Anforderungen bereits vor der Klassifizierung der nichtwirtschaftlichen<br />

Anforderungen bekannt sein sollte. Da die Befragung von S1 der<br />

Anforderungsklassifizierung zeitlich nachgelagert war, konnte diese Forderung nicht<br />

eingehalten werden.<br />

4.2 Darstellung und Analyse der Bewertungsergebnisse<br />

Im Folgenden sollen nun die stakeholderbezogenen Bewertungsergebnisse analysiert<br />

werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem Vergleich der sich aus der relativen<br />

und absoluten Bewertung ergebenen Einzel- und Gesamtergebnisse.<br />

4.2.1 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S1<br />

Die Klassifizierung der Anforderungen aus Block E hat ergeben, dass lediglich zwei<br />

Anforderungen bezüglich des Kriteriums „Schichtbetrieb“ als vorteilhaft deklariert<br />

wurden und somit eine relative Bewertung mittels AHP erfordern. Alle anderen<br />

Anforderungen wurden als „absolut wichtig“ (28,57%) oder „absolut unwichtig“<br />

(42,86%) deklariert.<br />

- 175 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


4.2.2 Analyse der relativen und absoluten Bewertung von S1<br />

Die relative und absolute Bewertung der betriebswirtschaftlichen Anforderungen zeigt<br />

keinerlei Widersprüche. Ein Vergleich der Rangplätze zwischen der relativen und<br />

absoluten Bewertung der ROI-Anforderungen lässt hingegen folgende Aussagen zu:<br />

• Es existieren keine vollständigen Übereinstimmungen im Rang, somit sind<br />

weder der erste noch der letzte Rang identisch<br />

• Abstände im Rang größer als eins treten zu 69,23% auf; die gleiche Aussage<br />

kann auch für Abstände größer als zwei getroffen werden<br />

• Bis auf die Anforderungen R1.2.3.2, R2.1, R2.3.1 und R2.3.2 sind die<br />

Rangdifferenzen größer als 3<br />

Es kann folglich festgestellt werden, dass die Abweichungen zwischen den<br />

Ergebnissen beider Bewertungstechniken extrem sind. Dies liegt vornehmlich darin<br />

begründet, dass bei der absoluten Bewertung der Rang 2 insgesamt 11-mal vergeben<br />

ist. Dies zeigt aber auch, dass die absolute Bewertung kaum differenzierte Aussagen<br />

bezüglich der Präferenzen des Entscheiders zulässt. Die AHP-Bewertung weist<br />

hingegen nur zwei doppelte Rangplatzvergaben auf und lässt somit wesentlich<br />

präzisere Aussagen zu. Die folgenden Abbildungen dienen der Verdeutlichung.<br />

Relative Gewichtung der ROI-Anforderungen<br />

R2.3.2<br />

R2.3.1<br />

R2.2<br />

R2.1<br />

R1.2.3.2<br />

R1.2.3.1<br />

R1.2.2<br />

R1.2.1<br />

R1.1.4<br />

R1.1.3.2<br />

R1.1.3.1<br />

R1.1.2<br />

R1.1.1<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />

Abbildung 62: Relative Gewichtung der ROI-Anforderungen<br />

- 176 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Absolute Gewichtung der ROI-Anforderungen<br />

R2.3.2<br />

R2.3.1<br />

R2.2<br />

R2.1<br />

R1.2.3.2<br />

R1.2.3.1<br />

R1.2.2<br />

R1.2.1<br />

R1.1.4<br />

R1.1.3.2<br />

R1.1.3.1<br />

R1.1.2<br />

R1.1.1<br />

-1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5<br />

Abbildung 63: Absolute Gewichtung der ROI-Anforderungen<br />

Ein Vergleich der Gewichtungsverteilung der Alternativen RA1 und RA2 mit der<br />

absoluten Bewertung bezüglich der Höhe des Automatisierungsgrades zeigt keine<br />

Widersprüche. Die AHP-Bewertung hat ergeben, dass S1 ein niedriger<br />

Automatisierungsgrad ca. 3-mal wichtiger (Faktor 2,58) als ein hoher<br />

Automatisierungsgrad ist. In der Sprache des AHP bedeutet dies „etwas wichtiger“.<br />

Die absolute Bewertung bestätigt, dass für S1 ein hoher Automatisierungsgrad<br />

lediglich „eher wichtig“ und nicht „ziemlich wichtig“ ist.<br />

Zu der relativen Bewertung der ROI-Anforderungen ist anzumerken, dass die<br />

Gewichtung der Anforderungen R1.1, R1.2, R1.3 und R1.4 einen Inkonsistenzfaktor von<br />

16% ergeben hat und somit über der von Saaty empfohlenen Grenze liegt. Da S1 auch<br />

auf Nachfrage mit den abgegebenen Wertungen konform ging und der Faktor deutlich<br />

unter 20% liegt, wurde auf eine erneute Bewertung verzichtet.<br />

Bei der absoluten Bewertung von 2005 wurden fast alle ROI-Anforderungen als sehr<br />

wichtig eingestuft. Die jetzige absolute Bewertung zeigt, dass lediglich eine<br />

Anforderung (R1.1.2) als „ziemlich wichtig“ eingeschätzt wurde. Die maximale<br />

Wertungsmöglichkeit wurde folglich nur einmal vergeben. Bis auf R2.2, die als „eher<br />

unwichtig“ deklariert wurde, wurden alle anderen Anforderungen als „eher wichtig“<br />

eingestuft. Wenn auch das Anforderungsprofil hiermit leicht verschoben ist, so kann<br />

ebenfalls aus dieser Bewertung wiederum nur in geringem Maße abgeleitet werden,<br />

welche Anforderungen wichtiger als andere sind. Hierfür ist der Umfang der<br />

Bewertungskala verantwortlich zu machen. Mit Hilfe des AHP können Nuancen<br />

- 177 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


wesentlich besser festgehalten werden, so dass das Bewertungsergebnis deutlich<br />

mehr Informationen enthält, als das einer absoluten Bewertung. Zudem können die<br />

Abstände zwischen den einzelnen Präferenzen aufgrund des höheren Skalenniveaus<br />

interpretiert werden. Dies wurde im vorherigen Absatz anhand der Anforderungen RA1<br />

und RA2 beispielhaft gezeigt.<br />

Zu Anfang dieses Kapitels wurde bereits auf die besonderen Umstände der Befragung<br />

von S1 hingewiesen. Die Klassifizierung und absolute Bewertung der wirtschaftlichen<br />

Anforderung konnte mithilfe eines jeweiligen Fragebogens auch per Telefon<br />

unkompliziert durchgeführt werden. Die relative Bewertung mittels AHP ist aufgrund<br />

der durchzuführenden Paarvergleiche und des höheren Umfangs der Bewertungsskala<br />

deutlich komplizierter, so dass eine mediale Unterstützung durch ein Programm, wie<br />

SelectBest, von Vorteil ist. Missverständnisse bezüglich der Ausrichtung der<br />

Präferenzen können hiermit vermieden werden. Nach Auswertung der Ergebnisse und<br />

im Hinblick auf die Äußerungen von S1 während der Befragung wird vermutet, dass bei<br />

der Bewertung der Anforderungen R2.1, R2.2 und R2.3 die Ausrichtung der<br />

Präferenzen vertauscht festgehalten wurden. Die nachstehende Tabelle zeigt die<br />

ursprüngliche und nachträglich geänderte Gewichtung.<br />

ursprüngliche Gewichtung<br />

• R2.1 = 1/6 R2.2<br />

• R2.1 = 1/6 R2.3<br />

• R2.2 = R2.3<br />

veränderte Gewichtung<br />

• R2.1 = 6 R2.2<br />

• R2.1 = 6 R2.3<br />

• R2.2 = R2.3<br />

Tabelle 34: Bewertungsvarianten – ROI-Anforderungen (S1)<br />

Es sei darauf hingewiesen, dass die veränderten Werte einen erheblichen Einfluss auf<br />

die ersten Rangplätze der ROI-Anforderungen haben.<br />

4.2.3 Analyse der Anforderungsklassifizierung von S2, S3.1 und S3.2<br />

Da die Klassifizierung der Anforderungen aus Block A, B, C und D von insgesamt drei<br />

Personen durchgeführt wurde, müssen die Einzelergebnisse anschließend zu einem<br />

Gesamtergebnis verdichtet werden. Hieraus können die Kann-Anforderungen<br />

abgeleitet und eine Hierarchie im Sinne des AHP aufgestellt werden.<br />

- 178 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die Verteilung der jeweiligen Wertungen der Stakeholder S2, S3.1 und S3.2 auf die<br />

verschiedenen Anforderungstypen sind der nachstehenden Tabelle zu entnehmen.<br />

Auffällig ist, dass die jetzige Befragung wesentlich mehr Extrembewertungen<br />

aufweist, als die vorherige.<br />

Anforderungstyp 2005 2007<br />

absolut wichtig 59 58,42% 67 62,04%<br />

vorteilhaft 42 41,58% 28 25,53%<br />

absolut unwichtig 0 0% 9 8,33%<br />

bedarf weiterer Analyse 0 0% 4 3,70%<br />

Tabelle 35: Verteilung der Gewichtungen auf die einzelnen Anforderungstypen<br />

Folglich wurden mehr Anforderungen als „absolut wichtig“, hingegen deutlich weniger<br />

als „vorteilhaft“ eingestuft. Im Gegensatz zur vorherigen Bewertung wurden auch<br />

einige Anforderungen als „absolut unwichtig“ deklariert.<br />

Diese Umverteilung ist auf das veränderte Bewertungsschema zurückzuführen. Die<br />

Anforderungsklassifizierung basiert lediglich auf einer dreiteiligen Bewertungsskala,<br />

abgesehen von der Möglichkeit, dass die Wichtigkeit einer Anforderung zum aktuellen<br />

Zeitpunkt nicht einschätzbar ist. Der zuvor durchgeführten absoluten Bewertung lag<br />

hingegen eine sechselementige Skala zugrunde. Somit mussten alle als „vorteilhaft“<br />

eingestuften Anforderungen direkt als „ziemlich wichtig“, „eher wichtig“, „eher<br />

unwichtig“ oder „ziemlich unwichtig“ deklariert werden. Aus der Sicht des Bewerters<br />

erscheint es jedoch wesentlich einfacher, zunächst festzulegen, ob eine Anforderung<br />

überhaupt relevant ist oder nicht.<br />

Die Verdichtung der Einzelklassifizierungen hat die folgende Aufteilung bezüglich der<br />

verschiedenen Anforderungstypen ergeben.<br />

Anforderungstyp<br />

Anzahl<br />

absolut wichtig 21<br />

vorteilhaft 14<br />

absolut<br />

unwichtig<br />

1<br />

Tabelle 36: Verteilung der zu klassifizierenden Anforderungen<br />

- 179 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die Auswertung der Anforderungsklassifizierung hat desweiteren gezeigt, dass die<br />

Wertung der befragten Stakeholder zu 63,89% vollständig identisch ist. In 22,22% der<br />

Fälle sind zumindest zwei der drei Befragten gleicher Meinung. Lediglich in 13,89% der<br />

Fälle sind keinerlei Übereinstimmungen festzustellen.<br />

Alle als „vorteilhaft“ deklarierten Anforderungen können nach dem zuvor vorgestellten<br />

Konzept nun in eine Hierarchie integriert werden, um diese anschließend von S2, S3.1<br />

und S3.2 relativ und absolut bewerten zu lassen.<br />

Abbildung 64: Hierarchie der Kann-Anforderungen (B, C, D)<br />

Um einen sinnvollen Vergleich der Informationsverarbeitungsanforderungen zu<br />

gewährleisten, müssen zwei Hilfskriterien, „technische Komponenten“ und<br />

„Eigenschaften der technischen Komponenten“, definiert werden. Somit wird<br />

vermieden, dass die Eigenschaften mit der Existenz eines Datenverarbeitungssystems<br />

und denen von Warn- und Prüfsystemen verglichen werden.<br />

Darüber hinaus ist festzustellen, dass fünf produktionstechnische Spezifikationen<br />

- 180 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


miteinander verglichen werden müssen. Im Hinblick auf die Konsistenz könnten<br />

Schwierigkeiten bei der Befragung vermutet werden. Bei der Durchführung konnte<br />

erstaunlicherweise aber beobachtet werden, dass nur einer der Stakeholder nicht auf<br />

Anhieb einen Inkonsistenzfaktor kleiner oder gleich 10% erhielt. Nach zweimaliger<br />

Wiederholung dieses Befragungsblocks konnte jedoch auch bei S3.2 ein akzeptabler<br />

Faktor erzielt werden. Hierbei beschäftigte sich der Stakeholder nochmals intensiver<br />

mit seinen Bewertungen, hinterfragte nochmals die Definitionen der einzelnen<br />

Anforderungen und bewertete dann konsistent.Gerade hierbei wurde deutlich, dass es<br />

einerseits wichtig ist, dass die Anforderungen exakt und verständlich definiert werden<br />

und andererseits diese Art der Befragung zu einer intensiveren Auseinandersetzung<br />

der Stakeholder mit der Bewertung führt.<br />

4.2.4 Analyse der relativen und absoluten Einzelbewertung von S2, S3.1 und<br />

S3.2<br />

Ein Vergleich zwischen den relativen und absoluten Wertungen von S2 zeigt, dass nur<br />

7,14% der Anforderungen im globalen Rang vollständig übereinstimmen. Die Abstände<br />

sind zu 64,29% größer 1 und zur Hälfte größer als 2. Die Anforderungen A8, B5, A2.1<br />

und A2.2, sowie D2.1, D2.6 und D4.3 liegen über drei Positionen auseinander.<br />

Desweiteren ist zu verzeichnen, dass der erste Rang identisch und der zweite<br />

zumindest widerspruchsfrei ist. Dies gilt auch für den letzten Rang. Der Vergleich der<br />

lokalen Ränge zeigt eine vollständige Übereinstimmung.<br />

Die Ergebnisse der AHP-Befragung machen deutlich, dass die Anforderungen aus den<br />

Blöcken B und C sehr viel wichtiger (Faktor 9,01) als diejenigen aus D sind. Dies deckt<br />

sich mit der Aussage des Experten nach Abschluss der Befragung. Die absolute<br />

Bewertung zeigt jedoch teilweise ein völlig anderes Bild. Die Hälfte der Anforderungen<br />

aus Block B und C sind dem letzten Rangplatz zugeordnet. Umgekehrt ist<br />

beispielsweise A2.1 laut AHP dem achten Rangplatz zuzuordnen, in der absoluten<br />

Bewertung ist dieselbe Anforderungen auf dem ersten Rang zu finden.<br />

Im Gegensatz zu S2 stimmen bei S3.1 die globalen Ränge zu 14,29% überein. Die<br />

Abweichungen sind zusätzlich deutlich geringer: Größer als 1 in 35,71% und größer 2<br />

in nur 21,43% der Fälle. Differenzen größer als drei Rangplätze sind nur für D6 und<br />

D2.6 zu beobachten. Der erste Rang ist identisch, bis Rang 8 liegen keine<br />

Widersprüche vor. Auch der letzte Rang ist widerspruchsfrei. Im lokalen Rang sind<br />

keine Widersprüche, aber auch teilweise keine vollständigen Übereinstimmungen<br />

festzustellen.<br />

Im Hinblick darauf, dass der Anforderungsblock C mittels AHP sehr viel höher (Faktor<br />

- 181 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


14,3) als D bewertet wurde, ist es verwunderlich, dass zwei Anforderungen aus diesem<br />

Block bei der absoluten Bewertung auf dem letzten Rang zu finden sind, hingegen zwei<br />

Anforderungen aus C auf dem vierten Rang eher vorne liegen. Trotz zahlreicher<br />

Konformitäten zwischen den beiden Bewertungstechniken, sind also auch hier<br />

zahlreiche methodenbedingte Abweichungen zu finden.<br />

Bei der relativen Gewichtung durch S3.1 hat sich eine weitere Besonderheit gezeigt.<br />

Der paarweise Vergleich der einzelnen Anforderungsblöcke B, C und D führte zu einer<br />

hohen Inkonsistenz (19%), die der Befragte nicht zu verantworten hat. Aufgrund der<br />

beschränkten AHP-Skala können Inkonsistenzen unter gewissen Voraussetzungen<br />

nicht vermieden werden. Der Befragte war der Meinung, dass gilt: B = 1/6 C und B = 6<br />

D. Um konsistent zu entscheiden, hätte er folgende Bewertung vornehmen müssen: C<br />

= 36 D. Da als maximale Wertung nur C = 9 D möglich ist, ergibt sich aufgrund der<br />

ersten zwei Paarvergleiche ein derart hoher Inkonsistenzfaktor. Das<br />

Bewertungsergebnis muss folglich, wie dargestellt, akzeptiert werden.<br />

Anders als bei S3.1 zeigt sich bei S3.2 wiederum eine extreme Abweichung zwischen<br />

den beiden Bewertungsmethoden. Der globale Rang weißt keine Gemeinsamkeiten<br />

auf. Über 85% der Ränge liegen mehr als eine Position auseinander. In 78,57% gilt dies<br />

auch für Rangdifferenzen größer als 2. Abweichungen größer 3 sind für die<br />

Anforderungen B4, B5, A2.1, A2.2, A3.2.2, A6, D1, D6 und D2.6 zu verzeichnen. Der<br />

Anforderungsblock C, der um den Faktor 3 weniger wichtig als B und C ist, weist bei<br />

der absoluten Bewertung dennoch drei mal den Rang 1 auf. Auch sind weder der erste<br />

noch der letzte Rang identisch. Selbst der lokale Rang zeigt nur einige<br />

Übereinstimmungen, oftmals sind im Vergleich sogar Widersprüche festzustellen.<br />

4.2.5 Analyse der verdichteten relativen und absoluten Bewertungen von S2,<br />

S3.1 und S3.2<br />

Ein Vergleich der stakeholderbezogenen relativen Bewertungen der Kann-<br />

Anforderungen hat ergeben, dass nur 4,55% vollständig übereinstimmen, immerhin<br />

aber 59,09% teilweise identisch sind, also zwei von drei Befragten gleich geurteilt<br />

haben. Nur 13,63% weisen eine ungleiche Orientierung der jeweiligen Wertung auf.<br />

Das bedeutet, dass ein Stakeholder im Vergleich zu den anderen beiden die<br />

Anforderung als wichtig bzw. unwichtig eingestuft hat. In 63,64% der Fälle liegen<br />

allerdings mindestens zwei der insgesamt drei Wertungen über drei AHP-<br />

Skalenpunkte auseinander. Da eine Mittelwertbildung bekanntermaßen zu einer<br />

Nivellierung der zu mittelnden Werte führt, müssen die sich aus der Verdichtung<br />

ergebenen Präferenzen stets kritisch betrachtet werden.<br />

- 182 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die stakeholderbezogene Erfassung der jeweiligen Gewichtungen ermöglicht, die<br />

einzelnen Bewertungen unterschiedlich stark in das Gesamtergebnis einfließen zu<br />

lassen. Unabhängig von der Bewertungsmethode wird hierfür der gewichtete<br />

arithmetische Mittelwert angewendet. In Anlehnung an die von Schlüter ermittelten<br />

Faktoren muss dieser Aspekt hier allerdings nicht berücksichtigt werden, da S2, S3.1<br />

und S3.2 mit dem gleichen Faktor belegt wurden [Crostack '06a, Crostack '07] Diese<br />

könnten aber jederzeit beliebig verändert und das verdichtete Ergebnis neu ermittelt<br />

werden, da die Faktoren in der zugrunde liegenden Exceldatei bereits hinterlegt sind.<br />

Ein Vergleich der Ergebnisse beider Bewertungsmethoden (relativ und absolut) zeigt,<br />

dass immerhin 21,43% der Anforderungen den gleichen Rang belegen und nur die<br />

Hälfte einen Abstand größer als 1 aufweist. Immerhin liegen 42,86% mehr als 2<br />

Rangplätze auseinander. Nur 3 von 14 Anforderungen sind mehr als 3 Rangplätze<br />

voneinander entfernt. Die größten Abweichungen sind bei den Anforderungen A2.1 und<br />

D2.6 zu verzeichnen. B4 ist bei beiden Befragungen als wichtigste Anforderung<br />

ermittelt worden. Bis zum vierten Rang können keine Widersprüche verzeichnet<br />

werden. Zwar stimmt der letzte Rang nicht überein, die unteren Ränge liegen aber bis<br />

auf eine Ausnahme (D2.6) nahe beieinander.<br />

Es ist also festzustellen, dass die Übereinstimmungsquoten bei den verdichteten<br />

Ergebnissen wesentlich höher liegen, als bei den Einzelgewichtungen. Dies ist zum<br />

einen darauf zurückzuführen, dass die verdichteten absoluten Werte nicht mehr<br />

ausschließlich den vier Skalenelementen entsprechen. Wird eine Anforderung<br />

beispielsweise von S2 und S3.2 als „ziemlich wichtig“, von S3.1 hingegen als „eher<br />

unwichtig“ deklariert, so ergibt sich der Wert 0,83 als (arithmetisches) Mittel, der nicht<br />

Element der Bewertungsskala ist. Ähnlich wie bei der relativen Gewichtung zeigt sich<br />

hierdurch ein wesentlich differenzierteres Rangbild, als bei den Einzelgewichtungen.<br />

Ein weiterer Grund für die weitaus stärkere Übereinstimmung kann auch aus dem<br />

zuvor beschriebenen Effekt bei arithmetischer Mittelwertbildung abgeleitet werden.<br />

Ein Vergleich der aktuellen absoluten Bewertung mit der vorherigen im Jahr 2005 hat<br />

gezeigt, dass die Stakeholder S3.1 und S3.2 nur ca. die Hälfte absolut identisch<br />

beantwortet haben. S3.1 hat zu 35,29% sogar gegensätzlich geantwortet, S3.2<br />

immerhin in 15,15% der Fälle. Das bedeutet, dass die gleiche Anforderung zuvor als<br />

wichtig bzw. unwichtig eingestuft wurde. Dies ist aufgrund des längeren Zeitraums<br />

nicht verwunderlich, zeigt aber, dass eine erneute absolute Bewertung für den<br />

Vergleich mit relativen Werten zwingend erforderlich war. Die Befragung von S2 kann<br />

nicht direkt miteinander verglichen werden, da diese von zwei verschiedenen<br />

Personen durchgeführt wurde. Dennoch kann festgestellt werden, dass in immerhin<br />

- 183 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


26,47% der Fälle eine vollständige Übereinstimmung vorliegt. Eine gegensätzliche<br />

Ausrichtung liegt zu 38,24% vor. Diese Quote liegt nur knapp über der von S3.1. Hieran<br />

zeigt sich nochmals die Notwendigkeit einer erneuten Erhebung der absoluten Werte.<br />

4.2.6 Anmerkungen zur absoluten und relativen Gewichtung der Kann-<br />

Anforderungen aus Block B, C und D<br />

Nach Abschluss der absoluten und relativen Bewertung der Kann-Anforderung wurde<br />

deutlich, dass sich die Befragten hinsichtlich der Definitionen einzelner<br />

Anforderungen nicht sicher oder einig waren. Da die Interpretation aber einen<br />

entscheidenden Einfluss auf die Bewertung hat, sollen die kritischen Anforderungen<br />

aller drei Anforderungsarten abschließend diskutiert werden.<br />

B) Technische Spezifikationen:<br />

Die Forderung nach einem behindertengerechten Aufbau der logistischen Anlage<br />

wurde bei der vorangegangenen Befragung von einem der Stakeholder genannt und<br />

somit nachträglich integriert. Die Diskussion dieser Anforderung bei der absoluten und<br />

relativen Bewertung hat hingegen ergeben, dass die allgemeinen Voraussetzungen für<br />

körperlich beeinträchtigte Mitarbeiter momentan nicht gegeben sind und somit eine<br />

Beschäftigung in absehbarer Zukunft gar nicht möglich ist. Deshalb ist auch ein<br />

behindertengerechter Aufbau der anzuschaffenden Anlage grundsätzlich<br />

uninteressant. Dass die Anforderung B5 von allen Befragten bei der Klassifizierung als<br />

vorteilhaft und nicht als absolut unwichtig eingestuft wurde, hängt damit zusammen,<br />

dass keiner dies grundsätzlich ausschließen wollte.<br />

C) Produktionstechnische Spezifikationen:<br />

Auffällig ist, dass die produktionstechnischen Anforderungen A2.1 und A2.2 (stetige<br />

und unstetige Förderung) in der Anforderungsklassifizierung sowie der absoluten und<br />

relativen Bewertung völlig unterschiedlich gewichtet wurden. Die Bewertung von S2<br />

ergibt, dass eine stetige Förderung „vorteilhaft“, eine unstetige Förderung hingegen<br />

„absolut unwichtig“ ist. Die Befragung von S3.1 zeigt, dass A2.1 „absolut unwichtig“,<br />

A2.2 hingegen „absolut wichtig“ ist. S3.2 bewertete A2.2 identisch, deklarierte aber<br />

A2.1 als „vorteilhaft“, so dass der Wunsch nach einer variablen Förderfrequenz<br />

ausgedrückt wird.<br />

Nach Abschluss der absoluten Bewertung der Kann-Anforderungen wurde durch<br />

Hinterfragen deutlich, dass alle Befragten die gleiche Lösung anstreben. Wird die<br />

Ware im Wareneingang angeliefert, so soll sie stetig ins AKL befördert werden. Da die<br />

Anlieferung diskontinuierlich erfolgt, muss die logistische Anlage aber nicht<br />

- 184 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


unentwegt fördern. Die verschiedenen Antworten basieren nur auf einer<br />

unterschiedlich Interpretation der Begriffe „stetig“ und „unstetig“.<br />

Da die Anforderungsverdichtung ergeben hat, dass sowohl A2.1, als auch A2.2 als<br />

vorteilhaft deklariert wurden, implizierte dies die Forderung nach einer variablen<br />

Förderfrequenz. Diese neu formulierte Anforderung wurde deshalb in die absolute und<br />

relative Bewertung integriert. Unabhängig von den Ergebnissen der einzelnen<br />

Befragungen ist hingegen letztlich davon auszugehen, dass A2.1 eine Muss-<br />

Anforderung darstellt, A2.2 hingegen „völlig unwichtig“ ist. Letzteres gilt<br />

dementsprechend auch für die neu definierte Anforderung A2.<br />

Die Anforderung A3.2.2 (schienenloser Betrieb der Anlage) wurde von S3.1 und S3.2 als<br />

„absolut wichtig“, von S2 hingegen als „absolut unwichtig“ eingestuft. Deshalb hat die<br />

Verdichtung der Klassifizierung ergeben, dass A3.2.2 als Kann-Anforderung bewertet<br />

werden soll. Da hiermit aber ausschließlich Bodenschienen gemeint sind, hat auch S2<br />

im Nachhinein diese Anforderung als „absolut wichtig“ eingestuft. Diese stellt folglich<br />

auch nach der Verdichtung eine Muss-Anforderung dar.<br />

Bezüglich der Anforderung C3 hat die Befragung ergeben, dass das Fördergutgewicht<br />

auf 50 kg beschränkt ist, da das AKL dieses Höchstgewicht vorschreibt. Somit sind<br />

keine Extremgewichte erforderlich und diese Anforderung „absolut unwichtig“. Da aus<br />

der Definition nicht hervorgeht, welche Fördergutgewichte als „hoch“ einzustufen<br />

sind, haben die Befragten die Anforderung bei der Klassifizierung als „absolut wichtig“<br />

bzw. „vorteilhaft“ eingestuft. Bei der Bewertung der Kann-Anforderungen wurde aber<br />

deutlich, dass C3 im Sinne der ursprünglichen Intention „absolut unwichtig“ ist.<br />

D) Informationsverarbeitungsanforderungen:<br />

Die sich der absoluten und relativen Befragung anschließende Diskussion hat<br />

außerdem ergeben, dass die logistische Anlage weder ein Datenverarbeitungssystem<br />

noch Warn- und Prüfsysteme sowie ein Informationsübertragungssystem aufweisen<br />

muss, da bereits alle Anforderungen im Ist-Zustand realisiert sind. Die Befragten sind<br />

zuvor jedoch davon ausgegangen, dass sich die Informationsanforderungen nicht<br />

zwangsläufig auf die anzuschaffende Anlage beziehen, sondern auch extern erfüllt<br />

werden können. Die einzelnen Gewichtungen bezüglich der Existenz der Komponenten<br />

sowie deren spezifischen Eigenschaften sind folglich im Hinblick auf das<br />

ursprüngliche Verständnis der Bewerter zu interpretieren.<br />

- 185 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


4.3 Fazit<br />

Die Befragung hat gezeigt, dass der AHP als Bewertungsmethode gut angenommen<br />

wurde. Auch ohne methodisches Hintergrundwissen waren die Befragten in der Lage,<br />

sich schnell auf die Ihnen unbekannte Befragungstechnik einzulassen. Trotz einer<br />

deutlich höheren Anzahl an Bewertungen konnte die Befragung zügig durchgeführt<br />

werden. Erstaunlicherweise wurde auch eine höhere Anzahl von Paarvergleichen mit<br />

einem geringen Inkonsistenzfaktor bewertet, in den meisten Fällen sogar direkt im<br />

ersten Anlauf.<br />

Die Problematik der telefonischen Befragung von S1 hat allerdings auch gezeigt, dass<br />

der AHP im Gegensatz zu absoluten Bewertungstechniken in Bezug auf<br />

organisatorische Voraussetzungen wesentlich unflexibler ist. Idealerweise sollte die<br />

Befragung durch eine mit der Methodik vertraute Person vor Ort begleitet und durch<br />

eine Software, wie z.B. SelectBest, unterstützt werden.<br />

Die Softwareunterstützung hat zudem ermöglicht, dass die einzelnen AHP-<br />

Bewertungen, aber auch das Gesamtergebnis direkt als Balkendiagramm visualisiert<br />

werden konnten. Somit war der jeweilige Befragte in der Lage, die Gesamtverteilung zu<br />

überblicken und mit seinen Präferenzen nochmals zu vergleichen. Eine korrigierende<br />

Bewertung war jederzeit möglich und wurde in einigen Fällen auch genutzt. Bei diesen<br />

Korrekturen wurde deutlich, dass es wichtig ist, die Anforderungen exakt zu<br />

definieren. Hierdurch können die Korrekturen sicherlich noch weiter reduziert werden.<br />

Diese Rückkopplung fehlte bei der absoluten Bewertung jedoch völlig.<br />

Die Analyse der Einzelbewertungen der Kann-Anforderungen aus Block B, C und D hat<br />

gezeigt, dass die Bewertungstechnik einen starken Einfluss auf das Ergebnis, und<br />

damit auf das Ranking der Anforderungen hat. Eine pauschale Aussage, welche der<br />

beiden Methoden vorteilhaft ist, kann nicht getroffen werden. Beide weisen<br />

spezifische Vor- und Nachteile auf, die sich bei der Befragung und Auswertung<br />

bestätigt haben. Vor allem der Vergleich der Einzelbewertungen aller Stakeholder hat<br />

aber gezeigt, dass der AHP wesentlich präzisere Aussagen über die Präferenzen des<br />

jeweiligen Befragten zulässt.<br />

Dass die Unterscheide zwischen den relativen und absoluten Bewertungsergebnissen<br />

meist stark divergieren, ist auf mehrere Ursachen zurückzuführen. Zum einen ist beim<br />

AHP der Einfluss der hierarchischen Position einer Anforderung im Hinblick auf die<br />

Gesamtpräferenz stets zu beachten. Diese Beziehung besteht bei einer absoluten<br />

Bewertung nicht. Wird beispielsweise der Anforderungsblock D beim AHP deutlich<br />

unwichtiger als B und C eingestuft, so werden auch tendenziell die D untergeordneten<br />

- 186 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Anforderungen unwichtiger sein, als diejenigen aus B und C.<br />

Zum anderen ist aber auch denkbar, dass die divergierende Fragestellung eine völlig<br />

andere Perspektive auf das Gesamtproblem liefert. Zwei Anforderungen miteinander<br />

zu vergleichen ist eine andere Aufgabe, als jeweils nur eine Anforderung unabhängig<br />

von den anderen zu bewerten.<br />

Desweiteren ist bei der Auswertung der Anforderungsklassifizierung und der<br />

absoluten Bewertung der Kann-Anforderungen aufgefallen, dass die Bewerter<br />

dieselben Anforderungen zwei Befragungen, welche nur wenige Tage<br />

auseinanderlagen, unterschiedlich bewerten. Wurde beispielsweise bei der<br />

Klassifizierung von einem der Stakeholder festgelegt, dass eine Anforderung „absolut<br />

wichtig“ ist, die Verdichtung aber ergeben hat, dass diese Anforderung „vorteilhaft“<br />

ist, so musste diese erneut absolut gewichtet werden. Obwohl zwischen den beiden<br />

Bewertungen nur einige Tage lagen, zeigt sich teilweise ein stark divergierendes Bild.<br />

Wurde die Anforderung zuvor als extrem wichtig eingestuft, so muss vermutet werden,<br />

dass diese bei der sich anschießenden absoluten Bewertung den Maximalwert<br />

„ziemlich wichtig“ zugewiesen bekommt. Oftmals wurden diese aber nur noch als<br />

„eher wichtig“ eingestuft. Es ist folglich auch festzustellen, dass unabhängig von der<br />

Befragungsmethode Schwankungen in der Bewertung eines Stakeholders, trotz kurzer<br />

Zeitabstände, durchaus üblich sind. Diese erschweren allerdings den Vergleich<br />

zwischen den unterschiedlichen Methoden.<br />

Dadurch dass nicht alle Anforderungen in eine Hierarchie integriert werden konnten,<br />

können auch nicht alle Blöcke miteinander in Beziehung gesetzt werden. Ein Vergleich<br />

ist stets auf die untersten Anforderungen einer Hierarchie beschränkt. Dies könnte als<br />

Nachteil für den AHP angesehen werden. Es ist jedoch hierbei zu beachten, dass die<br />

Vergleichbarkeit auf die Befragung von 2005 abzielt. Wäre die Definition und<br />

Gliederung der Anforderungen unabhängig von einer zuvor durchgeführten absoluten<br />

Befragung vorgenommen worden, so wäre dieser Effekt nicht aufgetreten.<br />

Es hat sich darüber hinaus gezeigt, wie wichtig die Güte der Einflussgrößen auf eine<br />

Fragestellung für die Qualität des zu ermittelnden Ergebnisses ist. Eine präzise und<br />

ausführliche Definition von Kundenanforderungen ist folglich Voraussetzung für ein<br />

möglichst exaktes Bewertungsergebnis. Kommunikationsschwierigkeiten zwischen<br />

dem Fragenden und dem Befragten können somit vermieden werden. Auf eine exakte<br />

Anforderungsdefinition sollte - unabhängig von der verwendeten Bewertungsmethodik<br />

- stets geachtet werden.<br />

- 187 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


4.4 Analyse der Umrechnung der relativen in absolute Gewichtungen<br />

In diesem Kapitel soll an einer konkreten Anwendung gezeigt werden, wie relative<br />

Gewichtungen von Kundenanforderungen genutzt werden können. Zu diesem Zweck<br />

werden die in Kapitel 3.2 erfolgten Betrachtungen auf eine praktische Anwendung<br />

übertragen. Die im Zuge dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnisse sollen bei der<br />

genauen Auswahl der Umrechnungsmethode und Vorgehensweise berücksichtigt<br />

werden.<br />

4.4.1 Die Ergebnisse der Befragung<br />

Im Folgenden werden die Anforderungen und die dazu ermittelten relativen<br />

Gewichtungen aus dieser Arbeit zusammengefasst dargestellt. Die folgenden<br />

Abbildungen zeigen die allgemeinen, die betriebswirtschaftlichen und die ROI-<br />

Anforderungen in dieser Reihenfolge.<br />

- 188 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Nummer<br />

Anforderungen<br />

Bewertung<br />

A1.1<br />

A1.2<br />

A2.1<br />

A2.2<br />

A3.1<br />

A3.2<br />

A3.2.1<br />

A3.2.2<br />

A4.1<br />

A4.2<br />

A5<br />

A6<br />

A7<br />

A8<br />

A9<br />

B1<br />

B2<br />

B3<br />

B4<br />

B5<br />

C1<br />

C2<br />

C3<br />

D1<br />

D2.1<br />

D2.2<br />

D2.3<br />

D2.4<br />

D2.5<br />

D2.6<br />

D3<br />

D4.1<br />

D4.2<br />

D4.3<br />

D5<br />

D6<br />

Die Anlage muss/ soll Stückgut fördern<br />

Die Anlage muss/ soll Schüttgut fördern<br />

Die Anlage muss/ soll stetig fördern<br />

Die Anlage muss/ soll unstetig fördern<br />

Die Anlage muss/ soll flurfrei installiert werden<br />

Die Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werden<br />

Die Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werden<br />

Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werden<br />

Die Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügen<br />

Die Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigen<br />

Die Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigen<br />

Die Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchen<br />

Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden können<br />

Die Anlage muss/ soll behindertengerecht sein<br />

Die Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügen<br />

Die auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt sein<br />

Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisen<br />

Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgen<br />

Die Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch sein<br />

Die Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering sein<br />

Das DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten können<br />

Das Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechen<br />

Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand erweiterbar<br />

sein<br />

Die Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisen<br />

Die Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering sein<br />

Das IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten können<br />

Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel sein<br />

Die Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme sein<br />

Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werden<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

7,16 %<br />

7,59 %<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

23,22 %<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

7,26 %<br />

7,58 %<br />

7,41 %<br />

absolut unwichtig<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

23,65 %<br />

5,62 %<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

2,25 %<br />

2,54 %<br />

0,99 %<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

1,45 %<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

absolut wichtig<br />

0,99 %<br />

absolut wichtig<br />

2,28 %<br />

Abbildung 65: Anforderungen (Block A-D) an die Anlage mit Bewertung<br />

- 189 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Nummer<br />

Betriebswirtschaftliche Anforderungen<br />

E1<br />

Finanzierungsart<br />

Alternativen:<br />

E1.1<br />

E1.2<br />

E1.3<br />

E2<br />

Die Anlage muss/ soll gemietet werde können<br />

Die Anlage muss/ soll gekauft werden können<br />

Die Anlage muss/ soll geleast werden können<br />

Schichtbetrieb<br />

Alternativen:<br />

E2.1<br />

E2.2<br />

E2.3<br />

E3<br />

Die Anlage muss/ soll im Einschichtbetrieb betrieben werden können<br />

Die Anlage muss/ soll im Zweischichtbetrieb betrieben werden können<br />

Die Anlage muss/ soll im Dreischichtbetrieb betrieben werden können<br />

Die Anlage muss/ soll sich schnell amortisieren<br />

Abbildung 66: Betriebswirtschaftliche Anforderungen (Block E) an die Anlage<br />

Nummer<br />

R1.1.1<br />

R1.1.2<br />

R1.1.3.1<br />

R1.1.3.2<br />

R1.1.4<br />

R1.2.1<br />

R1.2.2<br />

R1.2.3.1<br />

R1.2.3.2<br />

R2.1<br />

R2.2<br />

R2.3.1<br />

R2.3.2<br />

ROI-Anforderungen<br />

Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügen<br />

Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachen<br />

Die Bedienfehlerquote soll minimal bleiben<br />

Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssen<br />

Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordern<br />

Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst gering sein<br />

Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering sein<br />

Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering sein<br />

Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst gering sein<br />

Bewertung<br />

0,87 %<br />

2,97 %<br />

2,55 %<br />

0,42 %<br />

0,33 %<br />

1,19 %<br />

1,19 %<br />

0,68 %<br />

4,08 %<br />

64,28 %<br />

10,71 %<br />

5,36 %<br />

5,36 %<br />

Abbildung 67: ROI-Anforderungen (Block R) an die Anlage mit Bewertung<br />

Die getrennte und unterschiedliche Bewertung der Anforderungen zeigt sich jetzt bei<br />

den Ergebnissen. So sind die Anforderungen in Abbildung 65 zunächst unterteilt in<br />

absolut wichtige, absolut unwichtige sowie relativ wichtige Anforderungen. Bei der<br />

letzten Kategorie ist der entsprechende Prozentwert des Ergebnisses der Bewertung<br />

angegeben. Diese Prozentwerte ergeben zusammen die für eine Bewertung zu<br />

vergebenden 100%. Die in Abbildung 67 dargestellten ROI-Anforderungen sind<br />

- 190 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


ausschließlich relative Anforderungen. Auch sie ergeben aufsummiert erneut 100%.<br />

Die betriebswirtschaftlichen Anforderungen in Abbildung 66 sind lediglich der<br />

Vollständigkeit halber dargestellt. Da die wenigen Anforderungen dieses Bereiches<br />

Alternativen darstellen, erscheint eine weitere Betrachtung dieser Anforderungen in<br />

einer QFD nicht sinnvoll. Aus diesem Grund beschäftigen sich die weiteren<br />

Betrachtungen lediglich mit den Anforderungen aus Abbildung 65 und Abbildung 67.<br />

4.4.2 Nutzung der relativen Gewichte<br />

Bevor mit der Nutzung der relativen Gewichtung begonnen werden kann, muss<br />

zunächst definiert werden, mit welcher Methode dies geschehen soll. In Kapitel 3.3<br />

dieser Arbeit wurden verschiedene Ansätze aufgezeigt, mit dem dies theoretisch<br />

geschehen kann. Unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile wird für das weitere<br />

Vorgehen eine Umrechnung der relativen Werte in eine absolute Skala festgelegt.<br />

Wie bereits beschrieben, können die Anforderungen aus den unterschiedlichen<br />

Bereichen nicht kombiniert werden. Deshalb werden im Weiteren die allgemeinen<br />

Anforderungen (Block A-D) und die ROI-Anforderungen (Block R) getrennt und<br />

nacheinander umgerechnet. Aufgrund des in Kapitel 3.3.3.2 beschriebenen<br />

Genauigkeitsverlustes soll dabei eine Umrechnung in eine Skala von 1 bis 10 erfolgen.<br />

Eine Umrechnung in eine Skala mit wenigeren Elementen würde zu einem noch<br />

höheren Genauigkeitsverlust führen.<br />

Für die Überführung der Ergebnisse der Anforderungsbewertung stellt sich zunächst<br />

das Problem des kombinierten Auftretens von absoluten und relativen Bewertungen<br />

bei den allgemeinen Anforderungen dar. Von den insgesamt 36 Anforderungen sind 21<br />

als absolut wichtig identifiziert worden. Lediglich eine Anforderung ist dagegen als<br />

absolut unwichtig anzusehen. Dies liegt darin begründet, dass die Anforderung nach<br />

einer Sortierfunktion nicht besteht, da sie in dem Fall für die konkrete Anwendung<br />

nicht benötigt wird. Auf Grund dessen verliert diese Anforderung für die weitere<br />

Betrachtung ihre Bedeutung und kann somit vernachlässigt werden. Die übrigen 14<br />

Anforderungen sind relativ wichtig und dementsprechend mit einer gewissen<br />

Prozentzahl bewertet.<br />

Die absolut wichtigen Anforderungen müssen bei der Zuweisung eines absoluten<br />

Wertes den Höchstwert erhalten. Der Grund hierfür ist, dass sie als unverzichtbar<br />

identifiziert worden sind und dementsprechend keine der relativen Anforderungen<br />

über ihnen stehen kann. Bei einer absoluten Skala von 1 bis10 wird ihnen folglich der<br />

Wert 10 zugeschrieben.<br />

- 191 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die Umrechnung der 14 relativen Werte der allgemeinen Anforderungen erfolgt in<br />

Anlehnung an die in Kapitel 3.3.3 dargestellte Vorgehensweise. Aus diesem Grund wird<br />

hier auf eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Rechenschritte verzichtet. Eine<br />

Änderung soll allerdings für den Höchstwert der relativen Werte gelten. Um den<br />

Unterschied der absolut wichtigen und der relativ wichtigen Anforderungen gerecht zu<br />

werden, soll der Skalenhöchstwert ausschließlich für die zuletzt genannten<br />

Anforderungen vorbehalten bleiben. Das bedeutet, dass die relativen Anforderungen<br />

lediglich in die Skalenwerte von 1 bis 9 eingeteilt werden. Tabelle 37 zeigt noch einmal<br />

die relativen Anforderungen und ihre Gewichte in Prozent zusammengefasst:<br />

Kundenanforderung<br />

A2.1<br />

A2.2<br />

A3.2.2<br />

A6<br />

A7<br />

A8<br />

B4<br />

B5<br />

C3<br />

D1<br />

D2.1<br />

D2.6<br />

D4.3<br />

D6<br />

relativer Wert<br />

7,16<br />

7,59<br />

23,22<br />

7,26<br />

7,58<br />

7,41<br />

23,65<br />

5,62<br />

2,25<br />

2,54<br />

0,99<br />

1,45<br />

0,99<br />

2,28<br />

Tabelle 37: Relativer Teil der allgemeinen Anforderungen (Block A-D)<br />

Mit diesen Werten ergibt sich die Größe des Intervalls zu dem gerundeten Wert:<br />

23,65 / 9 = 2,63<br />

- 192 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Das Zustandekommen der neun Intervalle für die absoluten Skalenwerte 1 bis 9 zeigt<br />

Abbildung 68:<br />

Berechnung<br />

Intervallgrenzen<br />

Skalenwerte<br />

Intervalle<br />

9 • 2,63<br />

23,65<br />

9<br />

21,02-23,65<br />

8 • 2,63<br />

21,02<br />

8<br />

18,39-21,02<br />

7 • 2,63<br />

18,39<br />

7<br />

15,77-18,39<br />

6 • 2,63<br />

15,77<br />

6<br />

13,14-15,77<br />

5 • 2,63<br />

13,14<br />

5<br />

10,51-13,14<br />

4 • 2,63<br />

10,51<br />

4<br />

7,88-10,51<br />

3 • 2,63<br />

7,88<br />

3<br />

5,26-7,88<br />

2 • 2,63<br />

5,26<br />

2<br />

2,63-5,26<br />

1 • 2,63<br />

2,63<br />

1<br />

0-2,63<br />

0 • 2,63<br />

0<br />

Abbildung 68: Intervallgrenzen für die relativen allgemeinen Anforderungen<br />

(Block A-D)<br />

Mit Hilfe der Intervallgrenzen kann nun für jeden relativen Wert der entsprechende<br />

absolute Skalenwert bestimmt werden.<br />

- 193 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Relativer<br />

Wert<br />

7,16<br />

7,59<br />

23,22<br />

7,26<br />

7,58<br />

7,41<br />

23,65<br />

5,62<br />

2,25<br />

2,54<br />

0,99<br />

1,45<br />

0,99<br />

2,28<br />

Entsprechendes<br />

Intervall<br />

5,26-7,88<br />

5,26-7,88<br />

21,02-23,65<br />

5,26-7,88<br />

5,26-7,88<br />

5,26-7,88<br />

21,02-23,65<br />

5,26-7,88<br />

0-2,63<br />

0-2,63<br />

0-2,63<br />

0-2,63<br />

0-2,63<br />

0-2,63<br />

Absoluter<br />

Wert<br />

3<br />

3<br />

9<br />

3<br />

3<br />

3<br />

9<br />

3<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

Abbildung 69: Zuordnung der absoluten Wert bei den allgemeinen Anforderungen<br />

(Block A-D)<br />

Damit ergeben sich als Eingangsgröße für eine mögliche QFD die Anforderungen und<br />

ihre Bewertungen, wie sie in der folgenden Tabelle 38 gezeigt werden.<br />

- 194 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Nummer<br />

A1.1<br />

A1.2<br />

A2.1<br />

A2.2<br />

Die Anlage muss/ soll Stückgut fördern<br />

Die Anlage muss/ soll Schüttgut fördern<br />

Die Anlage muss/ soll stetig fördern<br />

Die Anlage muss/ soll unstetig fördern<br />

Anforderungen<br />

Absoluter<br />

Wert<br />

10<br />

10<br />

3<br />

3<br />

A3.1<br />

A3.2<br />

A3.2.1<br />

A3.2.2<br />

A4.1<br />

A4.2<br />

A5<br />

A6<br />

A7<br />

A8<br />

A9<br />

B1<br />

B2<br />

B3<br />

B4<br />

B5<br />

C1<br />

C2<br />

C3<br />

D1<br />

D2.1<br />

D2.2<br />

D2.3<br />

D2.4<br />

D2.5<br />

D2.6<br />

D3<br />

D4.1<br />

D4.2<br />

D4.3<br />

D5<br />

D6<br />

Die Anlage muss/ soll flurfrei installiert werden<br />

Die Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werden<br />

Die Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werden<br />

Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werden<br />

Die Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügen<br />

Die Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigen<br />

Die Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigen<br />

Die Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchen<br />

Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden können<br />

Die Anlage muss/ soll behindertengerecht sein<br />

Die Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügen<br />

Die auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt sein<br />

Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisen<br />

Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgen<br />

Die Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch sein<br />

Die Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering sein<br />

Das DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten können<br />

Das Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechen<br />

Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand erweiterbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisen<br />

Die Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering sein<br />

Das IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten können<br />

Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel sein<br />

Die Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme sein<br />

Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werden<br />

10<br />

10<br />

10<br />

9<br />

10<br />

10<br />

10<br />

3<br />

3<br />

3<br />

0<br />

10<br />

10<br />

10<br />

9<br />

3<br />

10<br />

10<br />

1<br />

1<br />

1<br />

10<br />

10<br />

10<br />

10<br />

1<br />

10<br />

10<br />

10<br />

1<br />

10<br />

1<br />

Tabelle 38: Absolute Gewichte der allgemeinen Anforderungen (Block A-D)<br />

- 195 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Die als absolut unwichtig identifizierte Anforderung A9 ist in Tabelle 38 mit einer 0<br />

angesetzt worden. Das ansonsten lediglich vier verschiedene absolute Werte<br />

vorkommen, ist ein zufälliger Effekt.<br />

Die Umrechnung der ROI-Anforderungen erfolgt nach dem gleichen Schema. Allerdings<br />

müssen hierbei keine Unterscheidungen in absolut wichtige, absolut unwichtige und<br />

relativ wichtige Anforderungen beachtet werden. Stattdessen liegen alle 13<br />

Anforderungen mit relativen Gewichtungen vor. Aus diesem Grund verteilen sich jetzt<br />

die kompletten Skalenwerte 1 bis 10 auf die relativen Gewichte. Die folgenden<br />

Abbildungen und Tabellen dokumentieren die Schritte der Umrechnung der relativen<br />

Werte in die absolute Skala.<br />

Kundenanforderung<br />

R1.1.1<br />

R1.1.2<br />

R1.1.3.1<br />

R1.1.3.2<br />

R1.1.4<br />

R1.2.1<br />

R1.2.2<br />

R1.2.3.1<br />

R1.2.3.2<br />

R2.1<br />

R2.2<br />

R2.3.1<br />

R2.3.2<br />

relativer Wert<br />

0,87<br />

2,97<br />

2,55<br />

0,42<br />

0,33<br />

1,19<br />

1,19<br />

0,68<br />

4,08<br />

64,28<br />

10,71<br />

5,36<br />

5,36<br />

Tabelle 39: Relative Gewichtungen der ROI-Anforderungen (Block R)<br />

- 196 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Berechnung<br />

Intervallgrenzen<br />

Skalenwerte<br />

Intervalle<br />

10 • 6,428<br />

64,28<br />

10<br />

57,85-64,28<br />

9 • 6,428<br />

57,85<br />

9<br />

51,42-57,85<br />

8 • 6,428<br />

51,42<br />

8<br />

45,00-51,42<br />

7 • 6,428<br />

45,00<br />

7<br />

38,57-45,00<br />

6 • 6,428<br />

38,57<br />

6<br />

32,14-38,57<br />

5 • 6,428<br />

32,14<br />

5<br />

25,71-32,14<br />

4 • 6,428<br />

25,71<br />

4<br />

19,28-25,71<br />

3 • 6,428<br />

19,28<br />

3<br />

12,86-19,28<br />

2 • 6,428<br />

12,86<br />

2<br />

6,43-12,86<br />

1 • 6,428<br />

6,43<br />

1<br />

0-6,43<br />

0 • 6,428<br />

0<br />

Abbildung 70: Intervallgrenzen der ROI-Anforderungen<br />

Relativer<br />

Wert<br />

0,87<br />

2,97<br />

2,55<br />

0,42<br />

0,33<br />

1,19<br />

1,19<br />

0,68<br />

4,08<br />

64,28<br />

10,71<br />

5,36<br />

5,36<br />

Entsprechendes<br />

Intervall<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

57,85-64,28<br />

6,43-12,86<br />

0-6,43<br />

0-6,43<br />

Absoluter<br />

Wert<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

10<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Tabelle 40: Zuordnung der absoluten Werte bei den ROI-Anforderungen<br />

- 197 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


Nach diesen Berechnungen ergeben sich die absoluten Werte für die ROI-<br />

Anforderungen wie in Tabelle 41 dargestellt:<br />

Nummer<br />

R1.1.1<br />

R1.1.2<br />

R1.1.3.1<br />

R1.1.3.2<br />

R1.1.4<br />

R1.2.1<br />

R1.2.2<br />

R1.2.3.1<br />

R1.2.3.2<br />

R2.1<br />

R2.2<br />

R2.3.1<br />

R2.3.2<br />

ROI-Anforderungen<br />

Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügen<br />

Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachen<br />

Die Bedienfehlerquote soll minimal bleiben<br />

Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssen<br />

Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordern<br />

Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst gering sein<br />

Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering sein<br />

Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering sein<br />

Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst gering sein<br />

Tabelle 41: Absolute Gewichte der ROI-Anforderungen<br />

Bewertung<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

10<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Auffällig ist, dass 11 von 13 Anforderungen mit derselben Bewertung versehen worden<br />

sind und zwar mit der 1. Der Grund hierfür liegt bei den Zahlen der relativen<br />

Bewertungen. Zum einen ist der höchste relative Wert der ROI-Anforderungen mit<br />

64,28 % extrem hoch. Die Konsequenz ist, dass auch die Intervalle, in die die<br />

restlichen relativen Werte einsortiert werden, sehr groß sind. Zum anderen sind den<br />

meisten relativen Anforderungen sehr niedrige Werte zugeordnet worden und bleiben<br />

somit unter der ersten Grenze von 6,428 %. Hierdurch fallen sie in die unterste<br />

Kategorie. Festzustellen ist aber auch, dass dieser beschriebene Effekt bei den<br />

allgemeinen Anforderungen nicht so deutlich auftritt.<br />

- 198 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Im Rahmen der hier beschriebenen Arbeiten wurde deutlich, dass eine konsequente<br />

Typisierung, Strukturierung und relative Gewichtung von Kundenanforderungen<br />

mittels AHP im Vergleich zu absoluten Bewertungstechniken einen hohen<br />

Initialaufwand fordern. Im Gegenzug kann aber die Qualität der Eingangsgrößen<br />

hierdurch deutlich gesteigert und somit die gesamte QFD verbessert werden.<br />

Zum einen wird durch den konzeptionellen Rahmen der AHP-Methodik vermieden,<br />

dass Kundenanforderungen ungleicher Dimension direkt miteinander in Bezug gesetzt<br />

werden. Desweiteren werden die Befragten durch den paarweisen Vergleich<br />

gezwungen, sich intensiv mit der Problemstellung auseinander zu setzen und eine<br />

differenzierte Gewichtung vorzunehmen. Dies ist bei einer absoluten Bewertung nicht<br />

der Fall. Hier kann der Kunde die Anforderungen theoretisch völlig willkürlich<br />

gewichten, ohne dass dies objektiv festgestellt werden kann. Der AHP bietet hingegen<br />

mit der Berechung des Inkonsistenzfaktors ein einfaches Kontrollinstrument zur<br />

Beurteilung der Qualität der Kundenaussagen.<br />

Die Bewertungstechnik des paarweisen Vergleichs eignet sich vor allem aus zweierlei<br />

Gründen für die Gewichtung von Kundenanforderungen. Zum einen wird vom<br />

Befragten augrund der umfangreichen Bewertungsskala und der Forderung nach<br />

Konsistenz mehr Aufmerksamkeit als bei den absoluten Verfahren abverlangt. Da das<br />

Bewertungsschema eine starke Analogie zu alltäglichen menschlichen<br />

Lösungsstrategien aufweist, wirkt sich dieser Effekt positiv auf die Genauigkeit der<br />

Ergebnisse aus, ohne dabei den Befragten methodisch zu überfordern. Zum anderen<br />

können die Nutzendifferenzen zwischen einzelnen Anforderungen sinnvoll<br />

interpretiert werden. Dies ist mit einer absoluten Bewertung nicht zulässig.<br />

Ob der AHP zur Priorisierung von Kundenanforderungen eingesetzt werden sollte,<br />

hängt entscheidend von den Einflussgrößen eines konkreten Projektes ab. Tendenziell<br />

wird die Anwendung sowohl für die Befragten, als auch für diejenigen, die die<br />

Ergebnisse auswerten und weiterverarbeiten mit einer hohen Anzahl von<br />

Anforderungen schwieriger und ist hierfür nur bedingt zu empfehlen. Aufgrund der<br />

methodischen Restriktionen müssen viele Einzelschritte durchgeführt werden, um<br />

eine komplexe Anforderungsstruktur abbilden zu können. Hinzu kommt, dass mit<br />

zunehmender Komplexität des Modells auch der Aufwand für die Bewertung und<br />

Auswertung schnell ansteigt.<br />

Da die mittels AHP gewonnenen Ergebnisse in Form von relativen Zahlen vorliegen,<br />

müssen bei einer Integration in die QFD-Methodik zwei Folgeaspekte beachtet<br />

- 199 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


werden. Zwar kann ein Ranking der Anforderungen gebildet und sogar die Abstände<br />

zwischen den einzelnen Prioritäten bestimmt werden, jedoch fehlt die Angabe eines<br />

absoluten Nutzenwertes, wie er mittels direkter Punktevergabe ermittelt wird. Nur die<br />

Punkte können aber direkt in das HoQ übernommen und weiterverrechnet werden.<br />

Ein Lösungsansatz zur Integration relativ gewichteter Kundenanforderungen in eine<br />

QFD muss verschiedene Anforderungen erfüllen. Die wichtigsten von ihnen sind eine<br />

Genauigkeitssteigerung der Ergebnisse, eine geringe Verfremdung, eine leichte<br />

Verständlichkeit, ein geringer Zeitaufwand sowie die Vermeidung von<br />

Unausgewogenheiten bei den Eingangsgrößen. Im Rahmen dieser Arbeiten konnte kein<br />

Lösungsansatz gefunden werden, der alle fünf Anforderungen gleichermaßen optimal<br />

erfüllt. Stattdessen sind drei sehr unterschiedliche Möglichkeiten zur Integration<br />

relativer Werte beschrieben worden, die bei den Anforderungen jeweils einen anderen<br />

Schwerpunkt setzten. So tritt bei der Anpassung der Skalen kein Genauigkeitsverlust<br />

auf und auch der Aufwand ist vergleichsweise gering, aber es kommt zu einer leichten<br />

Verfremdung. Der zweite Lösungsansatz, die Anpassung aller Eingangswerte, ist<br />

gekennzeichnet durch eine Erhöhung der Genauigkeit aller Eingangsgrößen, doch der<br />

Aufwand für die Umsetzung ist erheblich. Bei der Umrechung der relativen in absolute<br />

Werte ist sowohl der Aufwand als auch die Verfremdung äußerst gering, allerdings tritt<br />

bei dieser Vorgehensweise immer ein Genauigkeitsverlust auf. Die Übertragbarkeit der<br />

Auswirkungen, Problemstellungen und Lösungsansätze, die auf Grundlage des QFD-<br />

Ansatzes nach ASI entwickelt worden sind, auf den QFD-Ansatz von Prof. Akao, ist<br />

schwierig und gelingt nur sehr eingeschränkt. Dies liegt auch daran, dass die<br />

gewichteten Kundenanforderungen zwar zunächst als absolute Werte in diesem QFD-<br />

Ansatz eingehen, dann aber in der Qualitätsplanung zu der relativen Größe<br />

„Gewichtungsfaktor der Qualitätsforderung“ verrechnet werden. Eine Kombination<br />

von AHP und dem QFD-Ansatz von Akao wird sich am einfachsten durch die<br />

Umrechnung der relativen Werte in absolute ermöglichen lassen.<br />

Die praktische Anwendung der gewonnenen Erkenntnisse auf die bewerteten<br />

Anforderungen konnte ohne Probleme durchgeführt werden. Dies zeigt, dass eine<br />

Umrechnung von relativen Werten in eine absolute Skala auch in der Praxis schnell<br />

und einfach möglich ist. Zusätzlich wurde die Problematik des kombinierten<br />

Auftretens von absolut und relativ wichtigen Anforderungen gelöst. Weitere<br />

Forschungsschritte in diesem Umfeld können eine exaktere Abschätzung des<br />

Genauigkeitsverlustes ergeben, der bei der Umrechnung der relativen in absolute<br />

Werte entsteht. Hierbei ist einerseits die tatsächliche Umrechnungsmethodik zu<br />

analysieren und andererseits abzuschätzen, wie groß die äußeren Einflüsse auf die<br />

Befragung selbst sind. Derzeit wird vermutet, dass diese äußeren Einflussgrößen<br />

- 200 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


deutlich mehr Einfluss auf die Eingangsgrößen einer QFD haben, als der<br />

Genauigkeitsverlust der durch die Umrechnung entsteht.<br />

- 201 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


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[Konerding '89]<br />

[Krusche '00]<br />

[Mai '98]<br />

[Meixner '02]<br />

[Miller '56]<br />

[Neumann '96]<br />

[Pahl '05]<br />

[Pfeifer '01]<br />

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Einschätzungen: Entwurf einer axiomatisierten<br />

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Meixner, O. Computergestützte<br />

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Probleme: Ueberreuter/Moderne Industrie. 2002.<br />

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Pahl, G. Konstruktionslehre: Grundlagen<br />

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Pfeifer, T. Qualitätsmanagement: Strategien,<br />

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Pfeifer, T.; Tillmann, M. Innovative process chain<br />

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2003, 12.-14.11.2003, Technologiezentrum am<br />

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Trogisch, K. Neue Herausforderungen des<br />

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2006 [cited. Available from http://www.qminfocenter.de/qm/.<br />

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- 207 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


[Sauerwein '02]<br />

[Sauerwein '00a]<br />

[Sauerwein '96]<br />

[Sauerwein '00b]<br />

[Schienmann '02]<br />

[Schuckel '98]<br />

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Sauerwein, E. Das Kano-Modell der<br />

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- 208 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


[<strong>SFB</strong><strong>696</strong> '07]<br />

[Shillito '95]<br />

[Stauss '96]<br />

[Ten Hompel '06a]<br />

[Ten Hompel '06b]<br />

[URL01]<br />

[URL02]<br />

[URL03]<br />

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Shillito. Advanced QFD: Linking Technology to<br />

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1995.<br />

Stauss, B.; Weinlich, B. Die sequentielle<br />

Ereignismethode - ein Instrument der<br />

prozessorientierten Messung von<br />

Dienstleistungsqualität, in: Der Markt. 1996.<br />

Ten Hompel, M.; Heidenblut, V. Taschenlexikon<br />

Logistik: Abkürzungen, Definitionen und<br />

Erläuterungen der wichtigsten Begriffe aus<br />

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Verlag. 2006a.<br />

Ten Hompel, M.; Jodin, D. Sortier- und<br />

Verteilsysteme: Grundlagen, Aufbau, Berechnung<br />

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[Wenzke '03]<br />

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Weckenmann, A. Erfolgreiches<br />

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Zangemeister, C. Nutzwertanalyse in der<br />

Systemtechnik. Eine Methodik zur<br />

multidimensionalen Bewertung und Auswahl von<br />

Projektalternativen. Zangemeister und Partner.<br />

München. 1976.<br />

- 211 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


7 Anhang<br />

7.1 Anforderungsgliederung<br />

A, B, C, D: Anforderungsklassifizierung (S2, S3.1, S3.2)<br />

E: Anforderungsklassifizierung (S1)<br />

R: Anforderungen der ROI-Bewertung (S1)<br />

A<br />

A1<br />

Räumlich-betriebliche Anforderungen<br />

Fördergutart<br />

A1.1 Die Anlage muss/ soll Stückgut fördern<br />

A1.2 Die Anlage muss/ soll Schüttgut fördern<br />

A2<br />

Die Anlage soll in der Förderfrequenz variabel sein<br />

A2.1 Die Anlage muss/ soll stetig fördern<br />

A2.2 Die Anlage muss/ soll unstetig fördern<br />

A3<br />

Installations- und Betriebsart<br />

A3.1 Die Anlage muss/ soll flurfrei installiert werden<br />

A3.2 Die Anlage muss/ soll flurfrei betrieben werden<br />

Restriktion zu A3.2<br />

A3.2.1<br />

Die Anlage muss/ soll unaufgeständert installiert und betrieben werden<br />

Antirestriktion zu A3.2<br />

A3.2.2<br />

A4<br />

Die Anlage muss/ soll schienenlos betrieben werden<br />

Variable Förderguteigenschaften<br />

A4.1 Die Anlage muss/ soll in den Abmessungen des Förderguts variabel sein<br />

A4.2 Die Anlage muss/ soll beim Gewicht des Förderguts variabel sein<br />

A5<br />

A6<br />

A7<br />

A8<br />

A9<br />

B<br />

B1<br />

B2<br />

B3<br />

B4<br />

B5<br />

Die Anlage muss/ soll in der Fördermenge variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll im Quelle-/ Senke-Verhältnis (Förderrichtung) variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll in der Streckenführung variabel sein<br />

Die Anlage muss/ soll (mit möglichst geringem Aufwand) erweiterbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll über eine Sortierfunktion verfügen<br />

Technische Anforderungen<br />

Die Anlage darf/ soll nicht (in hohem Maße) weitere Betriebsmittel benötigen<br />

Die Anlage darf/ soll keinen hohen Sicherungsaufwand benötigen<br />

Die Anlage darf/ soll keinen Raum für Zusatzaggregate beanspruchen<br />

Die Anlage muss/ soll bei laufendem Betrieb gewartet werden können<br />

Die Anlage muss/ soll behindertengerecht sein<br />

- 212 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


C<br />

C1<br />

C2<br />

C3<br />

D<br />

D1<br />

D2<br />

Produktionstechnische Anforderungen<br />

Die Anlage muss/ soll über Puffermöglichkeiten verfügen<br />

Die auf der Anlage verwendeten Ladungsträger müssen/ sollen wieder verwendbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll auf hohe Gewichte ausgelegt sein<br />

Informationsverarbeitungsanforderungen<br />

Die Anlage muss/ soll ein Datenverarbeitungssystem (DVS) aufweisen<br />

Spezifische Eigenschaften des DVS<br />

D2.1 Die Informationsübertragung im DVS muss/ soll kabellos erfolgen<br />

D2.2 Die Datenübertragungsrate im DVS muss/ soll (möglichst) hoch sein<br />

D2.3 Die Fehlerquote der Datenübertragung des DVS muss/ soll (möglichst) gering sein<br />

D2.4 Das DVS muss/ soll Daten weitergeben und verarbeiten können<br />

D2.5 Das Datenübertragungssystem muss/ soll dem Vorhandenen entsprechen<br />

D2.6<br />

D3<br />

D4<br />

Das Informationsverarbeitungssystem muss/ soll mit (möglichst) geringem Aufwand<br />

erweiterbar sein<br />

Die Anlage muss/ soll ein Identifikationssystem (IDS) aufweisen<br />

Spezifische Eigenschaften des IDS<br />

D4.1 Die Fehlerquote des IDS muss/ soll (möglichst) gering sein<br />

D4.2 Das IDS muss/ soll (möglichst) viele Daten enthalten können<br />

D4.3 Das IDS muss/ soll (möglichst) flexibel sein<br />

D5<br />

D6<br />

E<br />

E1<br />

Die Software muss/ soll integrierbar in vorhandene Systeme sein<br />

Warn- und Prüfsysteme müssen/ sollen integriert werden<br />

Betriebswirtschaftliche Anforderungen<br />

Finanzierungsart<br />

Alternativen:<br />

E1.1 Die Anlage muss/ soll gemietet werde können<br />

E1.2 Die Anlage muss/ soll gekauft werden können<br />

E1.3 Die Anlage muss/ soll geleast werden können<br />

E2<br />

Schichtbetrieb<br />

Alternativen:<br />

E2.1 Die Anlage muss/ soll im Einschichtbetrieb betrieben werden können<br />

E2.2 Die Anlage muss/ soll im Zweischichtbetrieb betrieben werden können<br />

E2.3 Die Anlage muss/ soll im Dreischichtbetrieb betrieben werden können<br />

E3<br />

R<br />

RZ<br />

R1<br />

Die Anlage muss/ soll sich schnell amortisieren<br />

ROI-Anforderungen<br />

Der Return on Investment der logistischen Anlage soll maximal sein<br />

Die Güte des Einsparpotentials soll möglichst hoch sein<br />

R1.1 Die Anlagenleistung soll möglichst hoch sein<br />

R1.1.1<br />

Die logistische Anlage soll über einen hohen Durchsatz verfügen<br />

- 213 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


R1.1.2<br />

R1.1.3<br />

R1.1.3.1<br />

R1.1.3.2<br />

R1.1.4<br />

Die logistische Anlage soll keine Beschädigungen am Fördergut verursachen<br />

Die logistische Anlage soll keine Ausfallzeiten aufweisen<br />

Die Bedienfehlerquote soll minimal bleiben<br />

Die logistische Anlage soll nicht häufig gewartet werden müssen<br />

Die logistischen Anlage soll keine Rüstzeiten erfordern<br />

R1.2 Die laufenden Kosten für die Anlage sollen möglichst gering sein<br />

R1.2.1<br />

R1.2.2<br />

R1.2.3<br />

R1.2.3.1<br />

R1.2.3.2<br />

R2<br />

Die Betriebskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Wartungskosten für die Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Gesamtpersonalkosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

Die Anzahl der Mitarbeiter für den laufenden Betrieb der logistischen Anlage soll möglichst<br />

gering sein<br />

Die Qualifikation der die logistische Anlage nutzenden Mitarbeiter soll möglichst gering sein<br />

Die Investitionskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

R2.1 Die Anschaffungskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

R2.2 Die Installationskosten der logistischen Anlage sollen möglichst gering sein<br />

R2.3 Die Schulungskosten sollen möglichst gering sein<br />

R2.3.1<br />

R2.3.2<br />

RA<br />

RA.<br />

RA2<br />

Der Schulungsaufwand für das die logistische Anlage nutzende Personal soll möglichst gering<br />

sein<br />

Der Schulungsaufwand für das Wartungspersonal für die logistische Anlage soll möglichst<br />

gering sein<br />

Automatisierungsgrad der logistischen Anlage<br />

Der Automatisierungsgrad der logistischen Anlage soll möglichst hoch sein<br />

Der Automatisierungsgrad der logistischen Anlage soll möglichst gering sein<br />

- 214 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>


<strong>Sonderforschungsbereich</strong> <strong>696</strong><br />

Bisher erschienene <strong>Technical</strong> <strong>Report</strong>s<br />

0801 Dorothee Wieczorek, Bernd Künne: Untersuchung des<br />

Auslegungskriteriums Tragrollenteilung bei Rollenförderern<br />

0802 Bernd Künne, Jan Eggert: Belastungsprofile eines intralogistischen<br />

Fördersystems auf der Basis von Nutzungsprofilen<br />

<strong>0901</strong> Robert Refflinghaus: Einsatz des Analytischen Hierarchie Prozesses<br />

zur Vorbereitung der kundenspezifischen Eingangsgrößen eines<br />

Quality Function Deployments<br />

Alle <strong>Technical</strong> <strong>Report</strong>s können im Internet unter<br />

http://www.sfb<strong>696</strong>.uni-dortmund.de/<br />

abgerufen werden. Für eine Druckversion wenden Sie<br />

sich bitte an die <strong>SFB</strong>-Geschäftsstelle<br />

e-mail: sekretariat@sfb-<strong>696</strong>.de<br />

- 215 - <strong>SFB</strong> <strong>696</strong>

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