Facetten der Inka-Mythologie - philosophyinlatinamerica
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Universität Wien<br />
Institut für Philosophie<br />
Schriftliche Arbeit / Referat<br />
<strong>Facetten</strong> <strong>der</strong> <strong>Inka</strong>-<strong>Mythologie</strong><br />
im Vergleich mit <strong>der</strong> <strong>Mythologie</strong> im antiken<br />
Griechenland<br />
eingereicht von:<br />
Veronika Zoidl<br />
1046908<br />
A 033 541<br />
zoidlvroni@gmail.com<br />
LV Philosophie in Lateinamerika<br />
Wintersemester 2011<br />
LV-Leitung: Heinz Krumpel, Prof. Dr. habil. Dr. h.c.<br />
Wien, 14.12.2011
1.Vorwort und kurze Erläuterungen<br />
Mein Vergleich <strong>der</strong> <strong>Inka</strong>- und griechischen <strong>Mythologie</strong> in einer Vorlesung über<br />
lateinamerikanische Philosophie mag die Frage aufbringen, ob es denn überhaupt<br />
gerechtfertigt ist, <strong>Mythologie</strong> hier in einem Atemzug mit Philosophie zu nennen. „Vom<br />
Mythos zum Logos“ mag eine <strong>der</strong> größten Errungenschaften <strong>der</strong> antiken Philosophie sein.<br />
Wie eng diese beiden Komponenten des frühen Denkens jedoch miteinan<strong>der</strong> verknüpft<br />
sind wird klar, wenn man bedenkt, dass beide Worte etwa mit „Rede“ übersetzt werden<br />
können. „Der wesentliche Unterschied (...) liegt nun darin, dass <strong>der</strong> Mythos erzählt,<br />
während <strong>der</strong> Logos begründet (...). Schon im Mythos gibt es ja die Suche nach<br />
Erklärungen, doch kraft des Logos wird <strong>der</strong> Schritt von bildhaft-anschaulichen<br />
Vorstellungen zu begrifflich-abstraktem Denken vollzogen.“ (Masek 14) Hier wird klar, dass<br />
<strong>der</strong> Mythos eine womöglich notwendige Vorstufe des Logos, ein Begriff, den ich in diesem<br />
Zusammenhang gerne mit Philosophie gleichsetzen möchte, darstellt. Somit ist die<br />
Relevanz des Mythos auf die Philosophie offensichtlich: Beide haben ein ähnliches Ziel,<br />
<strong>der</strong> Mythos wählt aber vielleicht eine frühere Abzweigung auf dem Weg dahin.<br />
1.1 Zwei Hochkulturen im kurzen Vergleich<br />
Bevor ich zum eigentlichen Hauptteil <strong>der</strong> Arbeit komme, möchte ich beide Kulturen noch<br />
kurz umreißen. Zwischen beiden Hochkulturen, <strong>der</strong>en <strong>Mythologie</strong> ich in dieser Arbeit<br />
vergleichen möchte, liegt eine enorme Zeitspanne: Erstreckte sich die Zeit des antiken<br />
Griechenlands von Beginn des 8. Jahrhun<strong>der</strong>ts vor Christus bis 146 nach Christus mit <strong>der</strong><br />
Einbindung Griechenlands in das Römische Reich (vgl. Howatson, 32), so lebten die <strong>Inka</strong><br />
vor allem zwischen dem 13. und 16. Jahrhun<strong>der</strong>t (vgl. Steele 7). Dennoch sei festzuhalten,<br />
dass einige kleine Teile des Reiches schon vor dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t existiert haben und<br />
darüber hinaus auch noch heute wenige von den <strong>Inka</strong> abstammende indigene Stämme<br />
bestehen.<br />
Was die geographische Ausdehnung betrifft, so beinhaltete das <strong>Inka</strong>reich Teile Ecuadors,<br />
Kolumbiens, Perus, Argentiniens etc. und erstreckte sich von Norden bis Süden über etwa<br />
5000 Kilometer (vgl. Steele 12). Das antike Griechenland umfasste zu seiner Blütezeit<br />
nicht nur das heutige Griechenland, son<strong>der</strong>n auch Italien, Kleinasien und einigen Län<strong>der</strong>n<br />
Nordafrikas.<br />
Das Wort <strong>Inka</strong> steht einerseits für das Volk, an<strong>der</strong>erseits für den Herrscher, „<strong>der</strong> als<br />
irdische Verkörperung des Sonnengottes angesehen wurde“. Die <strong>Inka</strong> vereinten einige<br />
2
Andenstämme in sich. Das daraus resultierende reich zeichnete sich durch einen hohen<br />
Organisierungsgrad aus (vgl. Owusu 10). Selbes kann man auch für das antike<br />
Griechenland sagen. Ebenso haben beide Kulturen bahnbrechende Erfindungen<br />
hervorgebracht. Die <strong>Inka</strong>s sind heute noch vor allem die geschickte, fugenlose<br />
Bearbeitung von Steinen bekannt (vgl. Owusu 10).<br />
2. Hauptteil: <strong>Mythologie</strong> im Vergleich<br />
Sowohl die Griechen als auch die <strong>Inka</strong> haben mit <strong>der</strong> Zeit ihrer Herrschaft enorme Mengen<br />
an verschiedene Geschichten, Mythen hervorgebracht. Alle zu vergleichen wäre ein<br />
endloses Unterfangen, obwohl man im Laufe verschiedener Forschungen mit Sicherheit<br />
auf viele interessante Parallelen stoßen würde. Um für meine schriftliche Arbeit das<br />
Thema einzugrenzen, habe ich mich auf einige Gottheiten, Symbole, den<br />
Schöpfungsmythos und die Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod konzentriert. Das<br />
Thema <strong>der</strong> Gottheiten habe ich gewählt, weil ich denke, dass hier ein direkter Vergleich<br />
am ergiebigsten wird und am ehesten <strong>der</strong> Vorstellung vom Begriff <strong>Mythologie</strong> an sich<br />
entspricht; den Vergleich zwischen zwei Symbolen möchte ich kurz einbringen, weil mir<br />
dieses typische Muster <strong>der</strong> <strong>Inka</strong> als sehr wichtiges, weil häufig vorkommendes, Symbol<br />
dieser Hochkultur scheint und sich somit <strong>der</strong> Vergleich anbot. Schöpfungsmythen <strong>der</strong> <strong>Inka</strong><br />
sowie <strong>der</strong> Griechen sind sehr gut dokumentiert, weswegen ich mich auch hier für einen<br />
Vergleich entschieden habe. Und letztendlich fand ich noch die Vorstellungen über das<br />
Leben nach dem Tod sehr interessant, weil ich finde, dass sich hier sehr schön einige<br />
Grundgedanken einer Kultur abbilden lassen.<br />
2.1 Gottheiten im Vergleich<br />
Die <strong>Inka</strong> beteten den Gott Viracocha als ihre höchste Gottheit an. Abbil<strong>der</strong> gibt es von<br />
diesem nur sehr wenige, da sich die <strong>Inka</strong> nicht anmaßten, seine Größe darstellen zu<br />
können. Menschenopfer gehörten nicht wirklich zum Brauchtum <strong>der</strong> <strong>Inka</strong> (vgl. Owusu 15).<br />
Viracocha ist eng in den Entstehungsmythos <strong>der</strong> <strong>Inka</strong> eingebunden (siehe 2.3). Er wird<br />
teilweise mit <strong>der</strong> kleineren Gottheit Pachacamac gleichgesetzt. (vgl. Steele 18). Der Name<br />
dieses Gottes bedeutet übersetzt „Zeitmacher“. Neben diesem Hauptgott und<br />
Pachacamac existierten noch an<strong>der</strong>e verschiedene kleinere Naturgötter und -göttinnen,<br />
die vor allem in <strong>der</strong> ländlichen Region verehrt wurden (vgl. Owusu 15). Diese diversen<br />
Gottheiten überschneiden sich in ihrem „Zuständigkeitsbereich“. Das hat vor allem damit<br />
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zu tun, dass den im <strong>Inka</strong>reich integrierten Kulturen erlaubt war, ihre eigene Religion zu<br />
behalten. Das erklärt verschiedene Legenden, Mythen und Gottheiten (vgl. Steele 19).<br />
Diese Gottheiten lassen sich auf drei Ebenen einglie<strong>der</strong>n. Hanan Pacha ist <strong>der</strong> Himmel<br />
und alles „Überiridische“. Der Himmel hatte eine ganz beson<strong>der</strong>e Anziehungskraft auf die<br />
<strong>Inka</strong>. Sie hatten schon relativ gutes astronomisches Grundwissen. Ukhu Packa bezeichnet<br />
die innere Erde und Cay Pacha steht für die Oberfläche <strong>der</strong> Erde, auf <strong>der</strong> Menschen<br />
interagieren. (vgl. Steele 19, 20)<br />
Auf <strong>der</strong> ersten Ebene, dem Himmel, sind drei Himmelskörper dominant. Diesen wurde von<br />
den <strong>Inka</strong> beson<strong>der</strong>e göttliche Bedeutung zugesprochen. Am „göttlichsten“ scheint <strong>der</strong><br />
Sonnengott bzw. die Sonne Inti zu sein. Der Mond (Quilla) ist sowohl Schwester als auch<br />
Gattin <strong>der</strong> Sonne. Er symbolisiert das Feminine und schützt dieses. Der Mond ist aber<br />
hierarchisch unter <strong>der</strong> Sonne einzuordnen (vgl. Steele 20). Den Mythen nach soll <strong>der</strong><br />
Mond schon viel länger existiert haben als die Sonne; die ersten menschlichen Wesen<br />
haben so ihr Leben in düsterem Licht verbracht (siehe 2.3). Die Sonne wurde <strong>der</strong> Mythe<br />
nach erst später geschaffen (vgl. Steele 21).<br />
Dritter göttlicher Himmelskörper ist die Venus, Chasca Coyllur. Die <strong>Inka</strong> haben im<br />
Gegensatz zu den mexikanischen Indio-Stämmen keine Scheu und Angst vor <strong>der</strong> Venus<br />
son<strong>der</strong>n verehren diese - bis heute. Ein Namen, den sie ihr etwa geben ist<br />
„Prinzessin“ (vgl. Owusu 33).<br />
Anhand dieser drei Gestirne richteten die <strong>Inka</strong> ihren Kalen<strong>der</strong> ein.<br />
Die zweite Ebene, die innere Erde, wird von Pachamama dominiert. Pachamama ist die<br />
Erdenmutter und schützt Fruchtbarkeit und Geburt. Ihre Töchter sind Patroninnen<br />
verschiedener Nutzpflanzen. Ein in <strong>Inka</strong>-Mythen häufig auftretendes Bild ist eines, in dem<br />
die Erdenmutter von verschiedenen Männern <strong>der</strong> <strong>Mythologie</strong> gejagt wird, zum Beispiel von<br />
<strong>der</strong> Sonne o<strong>der</strong> dem Regen. So wird die Erde immer wie<strong>der</strong> herausgefor<strong>der</strong>t (vgl. Steele<br />
21). Diese Wechselbeziehung wirkt sich vor allem auf die Cay Pacha aus. So kommt zum<br />
Beispiel ein Regenbogen zustande. Dieser wird oft mit <strong>der</strong> Schlange Amaro in Verbindung<br />
gesetzt (vgl. Steele 21, 97). Diese zweiköpfige, möchtige Schlange ist ein in <strong>der</strong> <strong>Inka</strong>-<br />
<strong>Mythologie</strong> dominantes Symbol für Weisheit. Diese Symbolik kommt <strong>der</strong> Schlange auch in<br />
<strong>der</strong> griechischen <strong>Mythologie</strong> zu: So ist eine Schlange das Symbol des weisen Gottes <strong>der</strong><br />
Heilkunst Asklepios.<br />
Wie in vielen an<strong>der</strong>en Kulturen ist auch die <strong>Inka</strong>-Kultur und -<strong>Mythologie</strong> von starken<br />
Dualismen geprägt (vor allem: Tag-Nacht; Gold-Silber; vgl. Steele 23). Ein immer wie<strong>der</strong><br />
kehren<strong>der</strong> Dualismus in <strong>der</strong> <strong>Mythologie</strong> ist <strong>der</strong> von Mann und Frau. Der Mond als Symbol<br />
für das Weibliche, die Sonne als männliche Dominanz. Dieser Dualismus ist auch in <strong>der</strong><br />
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griechischen <strong>Mythologie</strong> zu erkennen. Drei Mondgottheiten sind bekannt, Selene, Artemis<br />
und Danae. Offensichtlich ist, dass alle drei weiblich sind (vgl. Baur 370). Helios - <strong>der</strong><br />
einzige Sonnengott - ist männlich (vgl. Abenstein 101). Auch die Faszination für die<br />
Himmelskörper und ihren Einbezug in die eigene <strong>Mythologie</strong> treffen auf beide Kulturen zu.<br />
Ebenso zieht sich die Aufteilung in Ober- und Unterwelt sowohl durch die <strong>Inka</strong>- als auch<br />
die antike <strong>Mythologie</strong>, wobei die Konnotation <strong>der</strong> Unterwelt in <strong>der</strong> griechischen <strong>Mythologie</strong><br />
weniger die „Heberge“ <strong>der</strong> Erdenmutter (Pachamama vs. Gaia) darstellt, son<strong>der</strong>n eher mit<br />
Hades, <strong>der</strong> Unterwelt und Kerberos, dem mythischen Hund, <strong>der</strong> über in Verbindung steht<br />
(vgl. Abenstein 85) und somit durchaus negativer dargestellt wird. Interessant ist auch,<br />
dass in beiden Kultur die Erde durchaus weiblich empfunden wird, was mit <strong>der</strong><br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> Erde als fruchtbare Schöpferin, Versorgerin und Ernährerin in<br />
Zusammenhang steht.<br />
2.2 Symbole<br />
(Bild: Owusu 24)<br />
In <strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong> <strong>Inka</strong> ist dieses Zeichen, Symbol sehr häufig zu finden. Das Zeichen ist<br />
angelehnt an die Form <strong>der</strong> Gebirgsmuster und stellen so die Anden dar. Diese<br />
Gebirgsplateaus werden von den <strong>Inka</strong>s hoch verehrt. In ihnen sollen nicht nur einige<br />
Gottheiten leben (vgl. auch die Nähe zu den Gestirnen) son<strong>der</strong>n auch die Ahnengeister<br />
vgl. Owusu 25).<br />
Dieses Symbol erinnert vielleicht aufgrund <strong>der</strong> orthogonalen, simplen und symmetrischen<br />
Form ein bisschen an griechische Mäan<strong>der</strong>, ein Ornament, das für Ewigkeit und<br />
Unsterblichkeit steht, da es sich immer wie<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holt und es auf Vasen selten Anfang<br />
und Ende dieses Musters gibt (vgl. Prette 370).<br />
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2.3 Ursprungsmythos<br />
In <strong>der</strong> <strong>Inka</strong>-<strong>Mythologie</strong> wird nicht die Entstehung <strong>der</strong> Welt, son<strong>der</strong>n die Entstehung des<br />
<strong>Inka</strong>-Reichs im engeren Sinn erklärt. Es wird erzählt, dass <strong>der</strong> Hauptgott Viracocha aus<br />
dem Titicacasee geboren ist, um eine erste Gattung Mensch zu formen. (vgl. Steele, 18)<br />
Diese ersten Menschen mussten im Mondlicht leben, da die Sonne noch nicht geschaffen<br />
war. Viracocha zerstörte diese Menschen dann, um erst dann die Sonne zu schaffen. Er<br />
befahl ihr, jeden Tag eine bestimmte Route am Himmel zu beschreiben und schickte ihr<br />
Mond und Sterne nach. Danach schuf er Steine, formte sie und belebte sie dann, sodass<br />
sie Menschen waren. (vgl. Owusu 15) Dieser Schöpfung fügte er Tiere hinzu und schickte<br />
die Menschen in die Anden. Diese Menschen, so <strong>der</strong> Mythos, seien die Vorfahren <strong>der</strong> <strong>Inka</strong><br />
(vgl. Steele 18).<br />
Vergleicht man diesen mit dem griechischen Schöpfungsmythos, <strong>der</strong> Theogonie, ergeben<br />
sich einige Gemeinsamkeiten. Auch bei <strong>der</strong> antiken Version geht es nicht primär darum,<br />
dass die Welt geschaffen wird. Es existiert davor schon etwas, formlose Materie, Chaos.<br />
Aus diesem Chaos taucht eine erste Göttergeneration auf, wie aus dem Titicacasee ein<br />
erster Gott. Diese erste Göttergeneration besteht aus Gaia (Erde), Tartaros (Unterwelt),<br />
Eros (Liebe), Nyx (Nacht) und Erebos (Finsternis). Letztere bringen den Tag, Gaia aus<br />
sich alleine Uranos, Pontos und Ourea (Himmel, Meer, Gebirge). Mit diesen hat Gaia<br />
erneut viele Kin<strong>der</strong>. Uranos ist Herrscher, wird aber von seinem Sohn Kronos entmannt<br />
und ermordet. So erlangen die Titanen, zu denen Kronos gehört, die Macht über die Welt.<br />
Zeus stürzt diese jedoch und die Zeit <strong>der</strong> Götter im Olymp beginnt. (vgl. Abenstein 18-24)<br />
Auffällig sind die beson<strong>der</strong>en Bedeutungen, die dem Licht zukommen. Das Bedürfnis nach<br />
Licht und eine Sensibilität für die Notwendigkeit <strong>der</strong> Sonne ist offensichtlich, <strong>der</strong> Mond<br />
alleine reicht nicht und in <strong>der</strong> Dunkelheit herrscht Chaos. Sehr interessant ist, dass <strong>der</strong><br />
Ursprung von allem in <strong>der</strong> <strong>Inka</strong>-Mythe anscheinend im Wasser liegt. Auffällig ist auch, dass<br />
die Schöpfung selten ohne Aggression, ohne Kampf und ohne Tod vor sich gehen kann.<br />
So muss auch Viracocha die erste Gattung Mensch vorerst vernichten, und die Götter<br />
bekriegen sich förmlich gegenseitig.<br />
Ich finde es jedoch wichtig, festzuhalten, dass es in beiden Kulturen mehrere, von<br />
einan<strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong> weniger stark abweichende Schöpfungsmythen gibt. Teilweise hängt<br />
das von regionalen Unterschieden ab, da zB verschiedene Andenstämme verschiedenen<br />
Mythen anhingen.<br />
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2.3 Das Leben nach dem Tod<br />
Tote Körper wurden von den <strong>Inka</strong> präpariert, um sie möglichst gut zu erhalten. Die <strong>Inka</strong><br />
waren überzeugt, dass die Seelen wie<strong>der</strong>geboren werden würden; zu dieser<br />
Reinkarnation würde es wahrscheinlich sogar innerhalb <strong>der</strong> Familie kommen (vgl. Owusu<br />
23). Diese Wie<strong>der</strong>geburt war aber nur gesichert, wenn ein Teil des irdischen Körpers<br />
erhalten werden würde. Man war auch von dem großen Einfluss <strong>der</strong> toten Ahnen<br />
überzeugt, weswegen man alles tat, um ihre Körper zu erhalten. Bis zu ihrer Wie<strong>der</strong>geburt<br />
würden die Seelen in den Gebirgen bei den Gottheiten verharren. In die Gräber gab man<br />
den Verstorbenen viele Grabbeigaben mit. Darunter fanden sich viele erotische<br />
Darstellungen, mit denen man die Toten an die Freuden des irdischen Lebens erinnern<br />
wollte und zu einer schnellen Rückkehr bewegen wollte (vgl. Owusu 23).<br />
Verantwortung über die Toten hatten auch die hinterbliebenen Verwandten im antiken<br />
Griechenland. Sie mussten ihren Verstorbenen eine Begräbniszeremonie halten, da die<br />
Seelen <strong>der</strong> Toten sich sonst nicht aus den Körpern lösen und in das Reich des Hades<br />
hinabsteigen könnten. Der Hades war nicht positiv konnotiert son<strong>der</strong>n galt als Ort des<br />
Grauens. Beson<strong>der</strong>s faszinierend finde ich die Vorstellung, dass die Seelen <strong>der</strong> Toten bei<br />
Eintreten in den Hades aus dem Fluss des Vergessens (Lethe) trinken mussten und sich<br />
danach nicht mehr ihrer Vergangenheit bewusst waren. Der Effekt dieser negativen<br />
Erwartung auf das Leben nach dem Tod war, dass die Griechen stets bestrebt waren, in<br />
den Gedanken ihrer Zeitgenossen fortzuleben und ihr Leben voll auszukosten (vgl.<br />
Abenstein 85).<br />
Die Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod unterscheiden sich hier stark von<br />
einan<strong>der</strong>, erinnert doch <strong>der</strong> Versuch, die Körper <strong>der</strong> Toten zu erhalten, und <strong>der</strong> Kult <strong>der</strong><br />
Grabbeigaben mehr an die Ägypter. Die Griechen mit ihrer pessimistischen, fast<br />
makaberen Haltung stehen hier im starken Kontrast. Die Vorstellungen <strong>der</strong> Griechen in<br />
Bezug auf ihre Götter - und hier Hades im Genauen - scheinen negativer zu sein, als die<br />
<strong>der</strong> <strong>Inka</strong>.<br />
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3. Schlussworte und Resumé<br />
Beim Erarbeiten dieses Referats war ich teilweise sehr überrascht von den<br />
Gemeinsamkeiten zwischen <strong>Inka</strong>mythologie und jener <strong>Mythologie</strong> des antiken<br />
Griechenland. Die Bedeutung von Himmel und Erde, verschiedene Dualismen,<br />
Göttercharaktere, Symboliken und Schöpfungsvorstellungen - hier habe ich sehr viele<br />
Parallelen feststellen können. Am Ende bleibt für mich die Frage zurück, wieso es hier<br />
doch so viele Gemeinsamkeiten gibt, obwohl die Geschichte dieser zwei Hochkulturen<br />
sehr unterschiedlich verlaufen ist. Ich frage mich, ob es vielleicht so etwas wie<br />
archetypische Vorstellungen von Leben, Leiden, Tod gibt, die sich nicht nur durch die<br />
Gedanken und Emotionen, son<strong>der</strong>n auch durch die Geschichten von Kulturen gibt. Es<br />
dürften sehr ähnliche Fragen gewesen sein, die frühere Kulturen beschäftigt haben.<br />
Phänomene, die man sich nicht erklären konnte, und für die man Gründe suchte.<br />
Ein Beispiel davon habe ich in meiner Arbeit genannt: Die Symbolik <strong>der</strong> Erde als<br />
fruchtbare „Mutterfigur“ ist relativ offensichtlich. Die Kraft von Licht, die Wichtigkeit von<br />
Wasser verhalten sich ebenso. Und dass unerklärte Lichter am Himmel das Interesse und<br />
die Phantasie anregen, „leuchtet“ im wahrsten Sinne des Wortes ein.<br />
Ein Hauptunterschied ist aber wahrscheinlich die Darstellung <strong>der</strong> Gottheiten. Bei den<br />
Griechen waren Darstellungen je<strong>der</strong> Art willkommen. Götter und Göttinnen hatten nicht nur<br />
Körper son<strong>der</strong>n auch Eigenschaften und Persönlichkeit, die den Menschen sehr nahe<br />
kamen. Es war auch nicht verpönt, Götter so darzustellen - mit all ihren Kanten und<br />
Fehlern. Die <strong>Inka</strong> haben weniger solch ein anthropomorphes Bild von ihren Göttern. Es<br />
wurde auch weniger gern gesehen solche Bil<strong>der</strong> anzufertigen, da man <strong>der</strong> Größe und<br />
Vielfalt ohnehin kaum gerecht werden konnte. Die Darstellungen <strong>der</strong> <strong>Inka</strong>-Götter gleichen<br />
auch nur selten einem Menschen son<strong>der</strong>n erinnern eher an Totemsymbole.<br />
Was mich in <strong>der</strong> Arbeit etwas enttäuscht hat, ist, dass meine Anfangseinstellung eine<br />
falsche war. Ich hatte erwartet, Götter und Göttinnen zu finden, die ihre Aufgabenbereiche<br />
etwa so hatten, wie die griechischen Götter und Göttinnen. Der Hauptgott Viracocha steht<br />
aber bei den <strong>Inka</strong> eindeutig im Vor<strong>der</strong>grund. Manche Quellen sprechen gar davon, dass<br />
dieser Gott <strong>der</strong> einzige war, <strong>der</strong> überhaupt angebetet wurde. Auf wikipedia habe ich eine<br />
Tabelle mit sehr vielen Gottheiten gefunden, so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Jedem<br />
Planeten war hier eine Gottheit zugeordnet worden. Dieses dort dargestellte System<br />
erinnerte mich stark an jene Gottheiten <strong>der</strong> Griechen. Lei<strong>der</strong> stellte sich die Quelle, ein<br />
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Film, als nicht beson<strong>der</strong>s vertrauenswürdig heraus, und kein Buch, das ich durchblättert<br />
habe, hat meine Erwartungen bestätigt.<br />
Mein Fazit ist, dass es in Art und Form <strong>der</strong> <strong>Mythologie</strong> viele Parallelen gibt; <strong>der</strong> Götterkult<br />
selbst unterscheidet sich aber stark.<br />
4.Bibliographie<br />
1. Abenstein, Reiner (2005) Griechische <strong>Mythologie</strong>. Pa<strong>der</strong>born, München, Wien, Zürich:<br />
UTB.<br />
2. Baur, Ferdinand Christian (2011) Symbolik Und <strong>Mythologie</strong>: O<strong>der</strong> Die Naturreligion Des<br />
Alerthums, Volume 2, part 2. London: Ulan Press<br />
3. Howatson, M. C. (2006) Reclams Lexikon <strong>der</strong> Antike. Leipzig: Reclam Philipp jun.<br />
4. Masek, Michaela (2010) Geschichte <strong>der</strong> antiken Philosophie. Wien: Facultas wuv.<br />
5. Owusu, Heike (2007) Symbole <strong>der</strong> <strong>Inka</strong>, Maya & Atzteken. Darmstadt: Schirner Verlag.<br />
6. Prette, Maria Carla (2009) Kunst verstehen: Alles über Epochen, Stile, Bildsprache,<br />
Aufbau und mehr in über 1000 farbigen Abbildungen. Köln: Naumann & Göbel.<br />
7. Steele, Paul R. (2004) Handbook of Inca Mythology. ABC Clio: Santa Barbara,<br />
California.<br />
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