Friedrich August von Hayek – Das gute Spiel der ... - Donat Schmidt

Friedrich August von Hayek – Das gute Spiel der Ungleichheit
Der Marktprozeß entspricht [...] völlig der Definition für „Spiel“ im Oxford Dictionary: Es ist
„ein Wettkampf nach Regeln, der durch überlegene Geschicklichkeit, Kraft oder auch durch
Glück entschieden wird“. Es handelt sich in dieser Hinsicht sowohl um ein Spiel der
Geschicklichkeit als auch um ein Glücksspiel. Vor allem ist es ein Spiel, das dazu dient, aus jedem
Spieler den höchsten für ihn lohnenden Einsatz für den gemeinsamen Pool herauszulocken, aus dem
jeder einen ungewissen Anteil gewinnen wird. [...]
Die Regeln, die sich allmählich herausbildeten, weil sie dieses Spiel sehr ergiebig
machten, waren hauptsächlich Gesetze über das Eigentum und den Vertrag. Diese Regeln
wiederum machten die fortschreitende Arbeitsteilung möglich und jene gegenseitige
Anpassung [...], die für das Funktionieren der Arbeitsteilung erforderlich ist. […]
Das Ergebnis dieses Spiels [...] wird daher notwendigerweise sein, dass viele weit
mehr haben werden, als sie nach Ansicht ihrer Mitbürger beanspruchen können, und
vielleicht werden noch mehr weit weniger haben, als sie nach der Ansicht ihrer Mitbürger
verdient hätten. Es ist nicht überraschend, dass viele Leute dies durch [...] Umverteilung zu
korrigieren wünschen. Aber das Übel ist, dass das Gesamtprodukt, das ihrer Meinung nach
zur Verteilung zur Verfügung steht, nur deshalb überhaupt vorhanden ist, weil die
Einkommen für die verschiedenen Anstrengungen vom Markt mit wenig Rücksicht auf
Wünsche oder Bedürfnisse geboten werden und vonnöten sind, um diejenigen, die
bestimmte Kenntnisse, materielle Hilfsmittel und persönliche Fähigkeiten besitzen, dahin zu
ziehen, wo sie in jedem Augenblick den größten Beitrag zum Gesamtprodukt leisten können.
[...]
Hohe, effektiv erzielte Einkommen der Erfolgreichen, seien sie verdient oder zufällig,
sind ein wesentliches Element der Steuerung der Produktionsfaktoren dorthin, wo sie den
größten Beitrag für den Pool bringen, aus dem jeder seinen Anteil erhält. Wir hätten nicht so
viel zu verteilen, wenn jenes Einkommen des einzelnen nicht als gerecht erachtet würde, in
dessen Erwartung er dazu angereizt wurde, den größten Beitrag zum Pool zu leisten. Sehr
hohe Einkommen können daher manchmal gerecht sein. [...]
(v. Hayek, Friedrich: Drei Vorlesungen über Demokratie, Gerechtigkeit und Sozialismus. Tübingen, Mohr, 1977. [S. 27, 29, 33-35])
TU Dresden Donat Schmidt 2008

"Das gute Spiel der Ungleichheiten"
Gespielt werden 10 Spielrunden. Sieger ist, wer am Ende des Spiels über das größte
Guthaben verfügt.
Ablauf einer Spielrunde:
1. Aktion (nur eine Aktion pro Spielrunde)
2. Ereignis (jeder würfelt)
3. Kostenrunde (Lebenshaltungskosten)
4. Lohnrunde (Entlohnung nach Qualifikationsgrad)
1. Aktion. Jeder Spieler kann pro Spielrunde eine der folgenden Aktionen durchführen.
• Qualifizierungsmaßnahme: Aufstieg um einen Qualifizierungsgrad.
• Arbeit: Arbeit in einem der beiden Betriebe. Die Arbeit darf nicht über Höhe der
eigenen Qualifikationsstufe liegen. Bei mehreren Bewerbern um eine Stelle erhält der
qualifiziertere Bewerber die Stelle, der Unterlegene darf sich eine andere Stelle
wählen. Entlohnung erfolgt am Runden-Ende; Lohnhöhe je nach Arbeitsstelle.
• taktische Aktion: Jemand im eigenen Betrieb mit niedrigerer Qualifikation erhält in
dieser Runde keine Arbeitsmöglichkeit. Zusätzlich erhält man die Hälfte des Lohns
der Vorrunde.
2. Ereignis. Jeder Spieler würfelt. Bei einer 6 tritt ein positives Ereignis ein, bei einer 1 ein
negatives Ereignis. Bei 2, 3, 4 und 5 passiert nichts. Das genaue Ereignis wird durch einen
nochmaligen Wurf bestimmt.
Positive Ereignisse
Negative Ereignisse
1-3 Zusätzliches Einkommen: +1 Gold Unerwartete Anschaffung: -1 Gold
4 Bildungsfernsehen: Aufstieg um eine
Qualifikationsstufe
Daily Soap: Verlust einer
Qualifikationsstufe
5 Steuererklärung: +5 Gold Kind krank: 1 Runde Arbeitsunfähigkeit
6 Erbschaft: +10 Gold Unfall: 3 Runden Arbeitsunfähigkeit
3. Kostenrunde. Jeder Spieler muss Lebenshaltungskosten zahlen.
• Lebenshaltungskosten: Jeder Spieler muss 2 Gold abgeben.
4. Lohnrunde. Jeder Spieler der gearbeitet hat, erhält Lohn.
• Lohn: Jeder Spieler erhält eine Entlohnung entsprechend der von ihm gewählten
Arbeitsstelle.
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Betrieb A: Annaberger Textilfaser GmbH
Arbeitsstelle Anzahl der
erforderliche Lohn
vorhandenen Stellen Qualifikationsstufe
Chef 1 5 7 Gold
Abteilungsleiter 1 4 5 Gold
Angestellter 1 3 4 Gold
Aushilfe 2 2 2 Gold
Azubi 2 1 1 Gold
Betrieb B: Buchholzer Metallwalzerei GmbH
Arbeitsstelle Anzahl der
erforderliche Lohn
vorhandenen Stellen Qualifikationsstufe
Chef 1 5 6 Gold
Abteilungsleiter 2 4 5 Gold
Angestellter 2 3 3 Gold
Aushilfe 3 2 2 Gold
Azubi 4 1 1 Gold
Sonderfälle:
Wer weniger als 0 Gold hat, verhungert (und muss noch einmal ganz von vorn anfangen).
Mögliche Zusatzregeln:
• Soziale Marktwirtschaft: Jeder Spieler mit einem Einkommen >2 muss in der
Kostenrunde einen Sozialbeitrag von 1 Gold entrichten. Jeder Azubi sowie jeder
Arbeitsunfähige erhält 1 (zusätzliches) Gold.
• Betriebstreue: Wer den Betrieb wechseln will, kann eine Runde lang nicht arbeiten
(sich also nur fortbilden).
• Gewerkschaft: Wenn mindestens zwei Drittel der Betriebsangehörigen einen Streik
wünschen, wird in dieser Runde an kein Betriebsmitglied Lohn ausgeschüttet (auch
nicht an den Chef). Nach einem Streik können die Gehälter umstrukturiert werden.
Dazu bedarf es jedoch einer 2/3-Mehrheit und es dürfen nicht mehr Gelder verteilt
werden, als insgesamt verfügbar (Budget Betrieb A: 22 Gold; Budget Betrieb B: 32
Gold)
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Name: Startqualifikation: 1
Startgeld: 5 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
Name: Startqualifikation: 1
Startgeld: 3 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
Name: Startqualifikation: 1
Startgeld: 10 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
Name: Startqualifikation: 2
Startgeld: 2 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
TU Dresden Donat Schmidt 2008

Name: Startqualifikation: 3
Startgeld: 2 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
Name: Startqualifikation: 2
Startgeld: 2 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
Name: Startqualifikation: 1
Startgeld: 6 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
Name: Startqualifikation: 2
Startgeld: 10 Gold
Runde Einkommen Qualifikation Guthaben Runde Einkommen Qualifikation Guthaben
1 6
2 7
3 8
4 9
5 10
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Spielauswertung
Analysefragen:
• Welche Probleme sind aufgetreten
• War das Spiel ein "gutes Spiel"
• Was sind die Gründe für die großen Vermögensunterschiede bei Spielende
• Inwiefern ist eine realistische/ keine realistische Abbildung der Marktprozesse
• Ist das Spiel der Ungleichheiten, so wie es Hayek vorschlägt, tatsächlich
wünschenswert
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