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<strong>Pflegend</strong><br />
<strong>begleiten</strong><br />
Ein Alltagsratgeber für Angehörige<br />
und Freunde älterer Menschen
Herausgeber<br />
Schweizerisches Rotes Kreuz, Nationales Sekretariat der Kantonalverbände, Bern<br />
Trägerschaft<br />
– Anja Bremi, Präsidentin IG Altern, Interessengemeinschaft für praktische<br />
Altersfragen, Zürich<br />
– Gerda Vionnet, Leiterin Bereich Ausbildung/Gesundheitsförderung,<br />
Schweizerisches Rotes Kreuz, nationales Sekretariat der Kantonalverbände, Bern<br />
Projektgruppenmitglieder<br />
– Lotti Pfister, dipl. Psychologin, Vertreterin IG Altern, Zürich<br />
– Karin Schnüriger-Inglin, Kranken- und Gesundheitsschwester,<br />
Leiterin Spitex Dienste Einsiedeln, Rothenthurm<br />
– Rosi Urich Käser, Kranken- und Gesundheitsschwester,<br />
Co-Leiterin Spitex Möhlin, Möhlin<br />
– Cornelia Willi, Krankenschwester IKP, Erwachsenenbildnerin SOVE,<br />
Leiterin Bereich Ausbildung/SSB, Schweizerischer Samariterbund,<br />
Zentralsekretariat, Olten<br />
– Sylvia Zehnder-Helbling, Krankenschwester AKP,<br />
Berufsschullehrerin im Gesundheitswesen, dipl. Gerontologin SAG,<br />
Fach- und Sachbearbeiterin, Schweizerisches Rotes Kreuz, nationales<br />
Sekretariat der Kantonalverbände, Bern<br />
Beratungs- und Kontaktpersonen<br />
– Daniela Betschart-Bolfing, Ernährungsberaterin, Schwyz<br />
– Rita Ritter-Rauch, Alzheimervereinigung Bern<br />
– Marianne Schröter, Kinästhetiktrainerin, Ostermundigen<br />
– Hansruedi Stoll, spitalexterne Onkologiepflege, Basel<br />
Texte: Walter Roth, Texter, Konzepter, Zürich<br />
Lektorat: Sabine Harbich, Korrektorin, Niederscherli<br />
Gestaltung: Mägi Wuhrmann, Atelier für visuelle Gestaltung und Konzeption, Zürich<br />
Fotos: © Ursula Markus, Fotografin, Zürich<br />
3D-Illustrationen: © Eva Witschi für Illux, Birrwil<br />
Fotos der 3D-Illustrationen: Heinz Bigler, Werbefotograf SWB, Hildisrieden<br />
Druck: Stämpfli AG, Bern<br />
Auflage: 3000 Exemplare, 1. Auflage, November 2001<br />
© Schweizerisches Rotes Kreuz
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen 1<br />
Unzählige Menschen in unserem Land <strong>begleiten</strong> oder pflegen eine ältere Person und leisten damit sehr wertvolle<br />
Freiwilligenarbeit, welche das Gesundheits- und Sozialwesen entlastet und es möglich macht, dass die<br />
begleitete Person weiterhin bei sich zu Hause leben kann. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung!<br />
Diese Broschüre möchte Ihnen zur Seite stehen, mit vielen praktischen Tipps und wertvollen Hinweisen für<br />
den Alltag.<br />
Die Broschüre will dazu anregen,<br />
– sich Gedanken zu machen darüber, was es bedeutet, eine Pflege zu übernehmen und sich der persönlichen<br />
Grenzen in der Begleitung und Pflege bewusst zu werden;<br />
– Entlastungs- und Unterstützungsmöglichkeiten kennen zu lernen, um sie bei Bedarf zu nutzen;<br />
– die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit pflegebedürftiger Menschen zu erhalten und zu unterstützen.<br />
Es werden Fragen und Probleme angesprochen, die in vielen Begleit- und Pflegesituationen in ähnlicher Weise<br />
auftauchen. Und doch ist keine Pflege genau gleich wie die andere. Die Fragen-Spalte am Seitenrand<br />
soll dazu anregen, sich zu fragen: Wie sieht es denn bei mir aus? Wie stellt sich mir das Problem? Was<br />
beobachte ich? Was könnte getan werden? So, in der aktiven Auseinandersetzung, kann diese Broschüre<br />
wohl am meisten Nutzen bringen.<br />
Manchmal ist es von Vorteil, sich in einem Kurs in die Praxis des Pflegens einführen zu lassen oder eine Beratung<br />
zu beanspruchen. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Rotkreuz-Kantonalverband nach entsprechenden Angeboten.<br />
Auch Fachpersonen der Hilfe und Pflege zu Hause (Spitex) oder die Beratungsstellen der Pro<br />
Senectute sind wertvolle Ansprechpartner.<br />
Wir hoffen und wünschen, dass diese Broschüre recht vielen Angehörigen, Freunden und Freundinnen sowie<br />
Nachbarn und Nachbarinnen*, die eine solche Aufgabe ausüben oder übernehmen wollen, eine echte<br />
Hilfe sein kann. Wir möchten Sie ermutigen, das zu übernehmen, was Ihnen hilft und im Übrigen die Situation<br />
nach eigenen Bedürfnissen und Möglichkeiten zu leben und zu gestalten.<br />
Die Autorinnen<br />
Vorwort<br />
* Zur Vereinfachung der<br />
Schreibweise sind bei den<br />
im Text verwendeten<br />
«Angehörigen» immer<br />
auch andere Bezugspersonen<br />
gemeint, die in der<br />
Begleitung und Pflege<br />
einer älteren Person<br />
engagiert sind. Zudem<br />
sind die weiblichen oder<br />
männlichen Bezeichnungen<br />
jeweils für beide Geschlechter<br />
gemeint.
2 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen 3<br />
Pflegen zu Hause 5<br />
Eine Pflege übernehmen? 6<br />
Mit Fachpersonen zusammenarbeiten? 9<br />
Miteinander auskommen, im Gespräch bleiben 11<br />
Und die eigene Gesundheit? 13<br />
Die Beweglichkeit erhalten 15<br />
Den Körper beweglich erhalten 16<br />
Achtung Sturz! 17<br />
Anleitungen für die Mobilisation 20<br />
Langes Sitzen und Liegen birgt Gefahren! 27<br />
Kleider und Körperpflege 33<br />
So selbstständig wie noch möglich 34<br />
Kleidung und Kleiden 34<br />
Körperpflege 36<br />
Haare, Mund, Zähne, Nägel pflegen 42<br />
Essen und Trinken 45<br />
Beim Essen und Trinken behilflich sein 46<br />
Keine Lust zum Essen? 48<br />
Achtung! Auf das Durstgefühl können Sie sich nicht verlassen! 52<br />
Die Ausscheidung 53<br />
Selbstständig: so viel und so lange wie möglich 54<br />
Durchfall 56<br />
Verstopfung 57<br />
Urininkontinenz 58<br />
Stuhlinkontinenz 59<br />
Lebensqualität trotz Einschränkungen 61<br />
Wenn das Gehör schlechter wird 62<br />
Wenn die Sehkraft abnimmt 64<br />
Sprach- oder Sprechstörung? 65<br />
Demenzkranke Menschen betreuen 67<br />
Wenn die betreute Person depressiv wird 71<br />
Sterben und Tod 73<br />
Sterben und Tod miterleben 74<br />
Körperliche Veränderungen und Beschwerden 76<br />
Wenn der Tod eingetreten ist 78<br />
Und nachher? 80<br />
Adressenverzeichnis 81<br />
Verwendete und weiterführende Literatur 85<br />
Inhalt
4 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen
Pflegen<br />
zu Hause<br />
Eine Herausforderung<br />
für alle. Wie lässt<br />
sie sich bewältigen?
Inhalt<br />
In diesem Kapitel:<br />
Eine Pflege übernehmen?<br />
............... 6<br />
Mit Fachpersonen<br />
zusammenarbeiten?<br />
............... 9<br />
Miteinander<br />
auskommen, im<br />
Gespräch bleiben ..11<br />
Und die eigene<br />
Gesundheit? ......... 13<br />
Warum bin ich bereit,<br />
diese Pflege zu übernehmen?<br />
Welches sind meine<br />
Möglichkeiten und<br />
Grenzen: körperlich,<br />
zeitlich, seelisch?<br />
6 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause<br />
Die meisten älteren Menschen, die Unterstützung oder<br />
Pflege brauchen, werden von ihnen nahe stehenden Personen<br />
betreut. Beide machen in dieser Zeit unterschiedliche<br />
Erfahrungen: belastende, aber auch bereichernde.<br />
Meist wird das Pflegen mit der Zeit anspruchsvoller: zeitlich,<br />
körperlich und seelisch. Diese Beanspruchungen können<br />
die Beziehung zwischen <strong>Pflegend</strong>en und Gepflegten verändern.<br />
Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein. Fachpersonen<br />
im Bereich der Hilfe und Pflege zu Hause (Spitex) und<br />
andere Stellen können um Rat und Unterstützung angegangen<br />
werden.<br />
Eine Pflege übernehmen?<br />
Eine Person im Kreis Ihrer Angehörigen braucht Unterstützung. Ihre Pflege<br />
wird zunehmend anspruchsvoller. Wollen oder sollen Sie deren Pflege<br />
übernehmen? Es lohnt sich, sich klar zu werden, warum man sich<br />
zum Pflegen einer nahe stehenden Person entschliesst:<br />
Aus Zuneigung oder langjähriger Freundschaft?<br />
Aus Verantwortungs- und Pflichtgefühl?<br />
Weil Sie gern mit Menschen in Kontakt kommen?<br />
Um Schuldgefühle zu vermeiden oder «abzuzahlen»?<br />
Um etwas Sinnvolles zu tun; einen Lebensinhalt zu haben?<br />
Aus religiösen Gründen oder aufgrund einer Tradition<br />
in Ihrer Familie?<br />
Weil Sie es sich zutrauen und die Herausforderung<br />
annehmen wollen?<br />
Weil Sie gern jemanden <strong>begleiten</strong> und pflegen?
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause 7<br />
Die Erfahrung zeigt, dass gewisse Voraussetzungen eine Pflege belasten<br />
können, z.B. wenn:<br />
Sie sich dabei kräftemässig überfordern,<br />
andere Verpflichtungen Sie stark beanspruchen,<br />
es bessere Möglichkeiten gäbe als die Pflege durch Angehörige,<br />
finanzielle Interessen im Spiel (Erbe) sind,<br />
die Beziehung zum Angehörigen/zu <strong>Pflegend</strong>en schwierig und<br />
belastet ist,<br />
Verwandte oder Freunde Sie dazu drängen,<br />
Sie glauben, ein früheres Versprechen gegenüber einem<br />
Angehörigen einlösen zu müssen.<br />
So viel wie möglich klar regeln<br />
Nehmen Sie sich genügend Zeit für den Entscheid. Diese Schritte sind<br />
dabei hilfreich:<br />
Wie verändert sich durch die Pflege Ihr (Familien-)Alltag?<br />
Was müssen Sie mit Ihrer Familie und mit der zu pflegenden Person<br />
absprechen und regeln, z.B.:<br />
– Wer macht nachher was im Haushalt?<br />
– Welche Art von Begleitung wünscht sich die zu betreuende<br />
Person genau?<br />
– Wie sind Freizeit und Ferien geregelt (Stellvertretung!)?<br />
– Wann und wie weit soll beispielsweisedie Spitex oder eine freiwillige<br />
Helferin beigezogen werden?<br />
– Wie weit sollen Ihre Aufwendungen entschädigt werden und<br />
wie hoch? (Beratungen: Pro-Senectute-Regionalstellen, Frauenzentralen)<br />
Wie viel übernehmen die Krankenkasse, die Hilflosenentschädigung,<br />
die Ergänzungsleistungen der IV / AHV?<br />
Je mehr Klarheit Sie hier schaffen können, desto besser!<br />
Welchen Schwierigkeiten<br />
bin ich bis jetzt schon<br />
begegnet? Wie habe ich<br />
sie gelöst? Was hat mich<br />
dabei besonders belastet?<br />
Mache ich alles unentgeltlich,<br />
oder wie weit will ich finanziell<br />
entschädigt werden?
Auf welche Beziehungen,<br />
Interessen,<br />
Hobbys will ich nicht<br />
verzichten?<br />
Auf welche Vertrauenspersonen<br />
kann ich<br />
mich abstützen?<br />
8 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause<br />
Sich entlasten und unterstützen lassen<br />
ist OK!<br />
Alles ist gründlich besprochen, überlegt und geregelt. Sie können sich<br />
vorstellen, unter diesen Bedingungen die Pflege zu übernehmen.<br />
Eine Pflege kann Jahre dauern und hohe Anforderungen an die <strong>Pflegend</strong>en<br />
stellen. Wenn Sie dabei an persönliche Grenzen stossen, gibt es<br />
Probleme. Diese können leicht auf die pflegebedürftige Person übertragen<br />
werden. Psychischer Druck, Plagen, Vernachlässigen, Verletzen<br />
mit Worten können dabei auf beiden Seiten vorkommen.<br />
Haben Sie keine Hemmungen, darüber zu reden, wenn Sie etwas zu<br />
drücken beginnt. Das ist ganz wichtig für Ihr eigenes Wohlergehen<br />
und das des betreuten Menschen.<br />
Sie haben das Recht, Zeit für sich zu beanspruchen; Ferien von der<br />
Pflege zu machen, sich helfen zu lassen. Das bedeutet nicht, dass Sie<br />
jetzt versagt haben.<br />
Nutzen Sie Entlastungsmöglichkeiten wie Ferienbetten, Tagesklinik,<br />
Tagesstätte, evtl. ein Nachtbett in einer Institution, Ablösung durch<br />
freiwillige soziale HelferInnen und andere Familienmitglieder.<br />
Es gibt viele gute Hilfsmittel. Sie können Ihnen die Pflege sehr erleichtern.<br />
Lassen Sie sich beraten und haben Sie keine Hemmungen,<br />
diese Hilfsmittel auch anzufordern und einzusetzen.<br />
Manchmal wird es im Laufe einer Pflege unumgänglich, dass die<br />
betreute Person teilzeitlich oder ganz in ein Heim oder eine andere<br />
Institution übersiedelt.<br />
Wenn Sie spüren, dass dies unausweichlich wird, sprechen Sie frühzeitig<br />
mit ihr, dem Arzt, dem Lebenspartner, weiteren Angehörigen<br />
darüber. So kann rechtzeitig eine neue Lösung gefunden werden.<br />
Lassen Sie sich nicht beirren von Vorurteilen oder gar Vorwürfen im<br />
Sinne von «Abschieben» oder «Versorgen». Nur Sie können beurteilen,<br />
wie lange und in welchem Umfang Sie die Pflege weiterführen<br />
können oder eben nicht.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause 9<br />
Mit Fachpersonen zusammenarbeiten?<br />
In den wenigsten Fällen werden Sie alles allein machen. Meistens sind<br />
auch noch Fachpersonen da, die mitbetreuen und mitpflegen, sei es<br />
medizinisch (z.B. Arzt),<br />
therapeutisch (z.B. Physiotherapeutin, Ergotherapeutin),<br />
pflegerisch (Pflege- und Hauspflegepersonal),<br />
sozial (Sozialdienst, Beratungsstellen).<br />
Es gilt, sich gegenseitig zu informieren und abzusprechen.<br />
Organisatorische und finanzielle Aspekte<br />
Vor allem im pflegerischen Bereich werden Sie auf die Dauer eine<br />
Unterstützung durch ausgebildetes Pflegepersonal benötigen. Die anfallenden<br />
Pflegekosten werden von der Krankenkasse bis zu einer maximalen<br />
Stundenzahl pro Monat übernommen. Einem Pflegeeinsatz, der<br />
ärztlich angeordnet wird, geht eine entsprechende Bedarfsabklärung<br />
voraus. Natürlich hat auch diese Unterstützungsmöglichkeit ihre Grenzen,<br />
z.B. wenn:<br />
aufwändige medizinisch-technische Hilfsmittel zu Hause nicht einsetzbar<br />
oder zu teuer sind,<br />
eine übermässige Präsenz des Personals über lange Zeit nötig wird,<br />
pflegerisch und medizinisch sich rasch verändernde Situationen<br />
Notfalleinsätze nötig machen,<br />
das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Vergleich mit einer anderen<br />
Institution nicht mehr verantwortet werden kann,<br />
die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist.<br />
Die Spitex kann Ihnen auch Informationen über andere Dienstleistungen<br />
geben, die Sie teilweise entlasten: Besuchsdienste, Fahrdienste, Tagesangebote,<br />
Nachtangebote. An diese Dienstleistungen werden je nach<br />
Versicherungsabschluss und Krankenkasse finanzielle Beiträge geleistet.<br />
Es lohnt sich, die entsprechenden Abklärungen vorzunehmen und eventuell<br />
auch andere Finanzquellen abzuklären. Die Information über die<br />
Bezugsberechtigung für eine Ergänzungsleistung und / oder eine Hilflosenentschädigung<br />
erhalten Sie bei der AHV-Ausgleichskasse, den<br />
Beratungsstellen der Pro Senectute oder bei der Spitex.<br />
Wer ist ausser mir an<br />
der Pflege und Betreuung<br />
beteiligt und wie?<br />
Wie ist die Finanzierung<br />
der Pflege geregelt?<br />
Welche Einkünfte stehen<br />
zur Verfügung?
Welchen eigenen<br />
Bedürfnissen will ich<br />
unbedingt Rechnung<br />
tragen, die für die<br />
Absprachen mit<br />
weiteren Beteiligten<br />
wichtig sind?<br />
10 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause<br />
Pflegen kann AHV-wirksam werden!<br />
Jemanden pflegen kann Ihre AHV-Aussichten verbessern, sofern Sie<br />
selber noch nicht im AHV-Alter stehen.<br />
Wenn die betreute Person mit Ihnen verwandt ist, eine Hilflosenentschädigung<br />
bezieht und mit Ihnen zusammen oder in Ihrer näheren<br />
Umgebung lebt, klären Sie bei der zuständigen Ausgleichskasse<br />
(siehe Telefonbuch, letzte Seite) ab, ob Sie so genannte Betreuungsgutschriften<br />
geltend machen können. Diese wirken sich auf Ihre AHV-<br />
Ansprüche im Alter ähnlich aus, wie wenn Sie teilzeitlich berufstätig<br />
wären. Ein entsprechender Antrag muss jedes Jahr neu gestellt<br />
werden.<br />
Einzelne Kantone zahlen an pflegende Angehörige Pflegebeiträge, also<br />
eine Art Stundenlohn, aus. Fragen lohnt sich immer (z.B. bei Fürsorgeoder<br />
Gesundheitsämtern).<br />
Die Betroffenen entscheiden selber<br />
Grundsätzlich bestimmt der Patient, welche Art von Hilfe er in Anspruch<br />
nehmen will, soweit er dazu in der Lage ist. Es ist aber auch wichtig, dass<br />
allen Beteiligten bekannt ist, was und wie viel Sie als Angehörige leisten<br />
und beitragen können und wo Ihre Grenzen sind. Sie müssen auch<br />
wissen, welche Dienste in welcher Weise an der Pflege beteiligt sind.<br />
Dies erleichtert die gegenseitigen Absprachen und die Organisation der<br />
Pflege, auch dann, wenn die Pflegesituation sich verändert.<br />
Darum<br />
Informieren Sie sich darüber, welche Fachperson für welchen Bereich<br />
zuständig ist.<br />
Sorgen Sie dafür, dass zwischen den beteiligten Personen alles klar<br />
abgesprochen und festgehalten ist.<br />
Getrauen Sie sich, zu fragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.<br />
Sagen Sie es allen Beteiligten, wenn sich der Zustand der betreuten<br />
Person oder die Art der Behandlung verändert und Sie mehr Unterstützung<br />
oder Hilfe erwarten. Hilfreich sind oft gemeinsame Besprechungen<br />
mit allen Beteiligten.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause 11<br />
Möchten Sie in einer Selbsthilfegruppe<br />
mitmachen?<br />
Menschen mit einer bestimmten Art von Problemen oder derselben<br />
Krankheit finden sich heute oft zu Selbsthilfegruppen zusammen.<br />
Sie fühlen sich dort angenommen, verstanden und emotional unterstützt.<br />
Auch Angehörige von Kranken und Pflegebedürftigen treffen sich in<br />
Selbsthilfegruppen oder Angehörigengruppen von Organisationen wie<br />
Schweizerische Krebsliga, Schweizerische Alzheimervereinigung usw.<br />
Dort können sie ihre persönlichen Anliegen und Nöte mit Menschen in<br />
ähnlichen Situationen besprechen. Die Teilnehmenden können Informationen<br />
über spezifische Krankheiten erhalten, sich gegenseitig ermutigen<br />
und einander helfen, ihre Situation besser zu verstehen und damit<br />
umzugehen.<br />
Möchten Sie gern Anschluss an eine solche Gruppe finden? Die Spitex,<br />
der Sozialdienst Ihrer Gemeinde oder die zentrale Anlauf- und Geschäftsstelle<br />
der Schweizer Selbsthilfegruppen KOSCH, Tel. 0848 810 814,<br />
können Ihnen Kontakte vermitteln.<br />
Miteinander auskommen, im<br />
Gespräch bleiben<br />
Helfen und betreuen kann nicht nur körperlich anstrengend sein. Auch<br />
miteinander auskommen, einander verstehen und menschlich «den Rank<br />
finden» kann zeitweise schwierig werden. Dann ist es auf jeden Fall gut,<br />
offen darüber zu reden.<br />
Was kann das Helfen und Pflegen zusätzlich<br />
belasten?<br />
Zu wenig Platz und Zeit für sich selber haben – das ist auf die Länge<br />
schwer auszuhalten.<br />
Frühere, noch nicht gelöste Probleme können belastend werden.<br />
Das tagtägliche Erleben «ich muss für jemanden da sein» ist nicht<br />
immer leicht auszuhalten. Trauer, Zorn, Verzweiflung, ja sogar Hass<br />
und Neid können auftauchen und das Verhältnis belasten.<br />
Wenn es der betreuten Person allmählich schlechter geht, braucht<br />
sie mehr Zuwendung, Unterstützung und praktische Hilfe. Ohne es<br />
zu merken, kann man dabei sich selber überfordern, und wichtige<br />
eigene Bedürfnisse kommen zu kurz.<br />
Was macht das Helfen<br />
und Pflegen für mich<br />
schwierig?
Was belastet das<br />
Verhältnis zwischen<br />
mir und der betreuten<br />
Person?<br />
Mit wem kann ich<br />
über meine Schwierigkeiten,<br />
meine Gefühle<br />
reden?<br />
12 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause<br />
Solche Schwierigkeiten sind überwindbar!<br />
Das Wichtigste: Nicht einfach leiden und zuwarten oder sich gegenseitig<br />
beschuldigen, ja verletzen. Unangenehme Gefühle zwischen Helfenden<br />
und Betreuten sind völlig normal: Ärger, Überfordertsein, Ungeduld,<br />
Hilflosigkeit, Unsicherheit, Angst und Wut tauchen zeitweilig auf. Stehen<br />
Sie ruhig dazu; sprechen Sie es aus!<br />
Überlegen und besprechen Sie gemeinsam, was dagegen getan werden<br />
könnte. Es gibt meistens eine Lösung oder Sie können zumindest diese<br />
Gefühle teilen. Das kann entlastend wirken.<br />
Suchen Sie auch das Gespräch mit Aussenstehenden: mit guten Freunden,<br />
Fachpersonen oder Selbsthilfegruppen. Das entlastet und bringt<br />
neue Ideen.<br />
Darüber reden – aber wie?<br />
Gefühle eingestehen und über Schwierigkeiten reden ist oft nicht<br />
einfach.<br />
So kann ein Gespräch gelingen:<br />
Reden Sie in der «Ich-Form» davon, wie Sie sich fühlen, zum Beispiel:<br />
«Ich bin müde, weil ich letzte Nacht kaum geschlafen habe; ich bin<br />
heute gereizt.»<br />
Sprechen Sie aus, was Sie beobachten und was Sie daraus entnehmen,<br />
zum Beispiel: «Ich sehe, dass du dein Gesicht verzerrst, wenn ich dich<br />
wasche. Ich denke, dass du jetzt Schmerzen hast.»<br />
Hören Sie gut zu und lassen Sie Ihre Gesprächspartnerin ausreden.<br />
Oft wird mit den gesagten Worten auch noch etwas ganz anderes<br />
mitgeteilt.<br />
Wenn Sie nicht sicher sind, ob Sie richtig verstanden haben, geben<br />
Sie das Gehörte in eigenen Worten wieder und lassen Sie sich von<br />
Ihrem Gegenüber bestätigen, dass dies stimmt.<br />
Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. So sind beide Teile interessiert,<br />
sich daran zu halten.<br />
Oft ist es hilfreich, gemeinsam mit einer Drittperson zu reden, zu der<br />
beide Vertrauen haben.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause 13<br />
Und die eigene Gesundheit?<br />
Betreuen und Pflegen wird in der Regel im Lauf der Zeit strenger und anspruchsvoller.<br />
Irgendwann sind Ihre Kräfte und Ihre Gesundheit dieser<br />
zunehmenden Belastung nicht mehr gewachsen. Nehmen Sie die Anzeichen<br />
dafür wahr. Gestehen Sie es sich und den andern ein, wenn Sie<br />
gesundheitliche Probleme haben.<br />
Alarmzeichen, die Sie hellhörig machen sollten:<br />
Wenn<br />
Sie sich übermüdet fühlen und unter Schlaflosigkeit leiden,<br />
Krankheiten und Beschwerden, mit denen Sie bisher gut leben konnten,<br />
sich verschlechtern,<br />
Sie mutlos, deprimiert, nervös sind,<br />
Sie nicht genug und gesund essen mögen,<br />
Probleme mit dem Rücken oder den Beinen auftreten,<br />
Schmerzen wieder auftreten oder neue dazukommen.<br />
Ihre eigene Gesundheit ist wichtig!<br />
Tragen Sie Sorge zu Ihrer Gesundheit! Denn nur, wenn es Ihnen gut geht<br />
und Sie sich kräftig genug fühlen, können Sie so helfen und pflegen, wie<br />
es alle Beteiligten sich wünschen.<br />
Wenn Sie sich nicht mehr gesund fühlen: Gehen Sie zu Ihrem Arzt.<br />
Besprechen Sie dort Ihre Gesundheitsprobleme und Ihre Lebenssituation<br />
und beachten Sie, was Ihnen empfohlen wird!<br />
Gönnen Sie sich ausgiebige Pausen. Organisieren Sie regelmässig Entlastung,<br />
sodass Sie oft genug «frei haben».<br />
Es ist wichtig und erlaubt, Nein zu sagen, wenn Ihre Gesundheit auf dem<br />
Spiel steht.<br />
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> kann eine besondere Erfahrung sein<br />
In diesem Kapitel sind viele Problembereiche angesprochen mit dem<br />
Ziel, Pflegen und Begleiten zu einer bereichernden Erfahrung zu<br />
machen – trotz Krisen und Grenzen.<br />
Bekomme ich genügend<br />
Schlaf, Freizeit, Erholung?<br />
Wie zeigen sich bei<br />
mir gesundheitliche<br />
Schwächen und<br />
Störungen?<br />
Welche weiteren<br />
Entlastungen wären<br />
möglich?
14 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Pflegen zu Hause
Die Beweglichkeit<br />
erhalten<br />
Wie Sie dazu beitragen können,<br />
dass die Betreuten möglichst<br />
selbstständig und<br />
unabhängig bleiben.
Inhalt<br />
In diesem Kapitel:<br />
Den Körper beweglich<br />
erhalten ..........16<br />
Achtung Sturz! ......17<br />
Anleitungen für<br />
die Mobilisation .... 20<br />
Langes Sitzen und<br />
Liegen birgt<br />
Gefahren! ............ 27<br />
Was hindert die<br />
betreute Person<br />
daran, sich genügend<br />
zu bewegen?<br />
Wie kann ich sie zum<br />
Bewegen motivieren<br />
und sie dabei unterstützen?<br />
16 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Die Beweglichkeit zu erhalten, gehört zum Begleiten und<br />
Pflegen. Um aufstehen, herumgehen, ausgehen, sich selber<br />
waschen und anziehen zu können, muss die körperliche<br />
Beweglichkeit erhalten bleiben oder unterstützt werden.<br />
Menschen, die sich nicht mehr genügend bewegen<br />
können, sind gesundheitlich gefährdet.<br />
Wie können Helfende solche Personen beim Aufstehen und<br />
Gehen unterstützen und den Gefahren begegnen?<br />
Den Körper beweglich erhalten<br />
Muskeln und Gelenke wollen sich bewegen! Werden sie lange Zeit in<br />
dieselbe Stellung gezwungen, verkümmern sie, ziehen sich zusammen,<br />
verkürzen sich, schrumpfen oder schmerzen sie. Beugen und Strecken<br />
ist immer weniger oder gar nicht mehr möglich. Gehen wird immer<br />
beschwerlicher.<br />
In Bewegung bleiben beugt vor<br />
Ermutigen Sie Betroffene, so lange wie möglich selber aufzustehen,<br />
sich zu waschen und anzuziehen, selber zu essen, spazieren zu gehen,<br />
zu spielen, sich im Haushalt zu engagieren.<br />
Unterstützen Sie die betroffene Person darin und helfen Sie, die von<br />
einer Therapeutin angegebenen Übungen auch wirklich regelmässig<br />
zu machen. Das ist vor allem wichtig bei Krankheiten wie Parkinson,<br />
bei Lähmungen oder Arthrosen.<br />
Erkundigen Sie sich beim Arzt oder bei der Spitex, welche Übungen<br />
geeignet und hilfreich sind, wenn die Person bettlägerig wird, und<br />
lassen Sie sich darin anleiten.<br />
Den Körper beweglich erhalten gilt auch für Sie als Pflegeperson.<br />
Tragen Sie dabei vor allem Sorge zu Ihrem Rücken! Mit gezielten Kräftigungsübungen<br />
können Sie die Muskeln stärken, welche bei einer<br />
körperlich anspruchsvollen Pflege immer wieder beansprucht werden.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 17<br />
Gehbeschwerden<br />
Sind bei der von Ihnen betreuten Person bereits Gehbeschwerden vorhanden<br />
oder stellen Sie fest, dass deren Beweglichkeit abnimmt, holen<br />
Sie den Rat von Fachpersonen ein; besonders auch dann, wenn Gliedmassen<br />
wegen Schmerzen speziell gelagert werden müssen.<br />
Viele gute Hilfsmittel erleichtern das Gehen. Sie brauchen damit weniger<br />
Kraft beim Unterstützen. Lassen Sie sich beraten: Welche Hilfsmittel<br />
sind optimal? Wie lassen sich dabei Kosten sparen? Erkundigen Sie sich<br />
nach Beratungsmöglichkeiten bei der Spitex.<br />
Beispiele für Hilfsmittel sind:<br />
verschiedene Gehhilfen<br />
Handläufe und Haltegriffe<br />
erhöhter Toilettensitz<br />
Spezialstühle<br />
Gleitschutzmatten (unter Teppiche und in der Badewanne/Dusche)<br />
Erkundigen Sie sich auch, ob mit Schmerzmitteln, Wickeln und speziellen<br />
Übungen die Schmerzen auf ein erträgliches Mass reduziert werden<br />
können, um die Beweglichkeit zu erhalten.<br />
Achtung Sturz!<br />
Viele ältere Menschen sind sturzgefährdet, z.B. durch:<br />
eingeschränkte Beweglichkeit<br />
abnehmende Sehschärfe<br />
fehlende Kraft und langsamere Reaktionsfähigkeit<br />
Schwindel<br />
Ängstlichkeit<br />
Medikamente<br />
So vermindern Sie mögliche Sturzgefahren<br />
Mit gutem Licht und/ oder einer Sehkorrektur die Sicht verbessern.<br />
Hindernisse wie lose Kabel, Teppich-Ecken, Schwellen beseitigen.<br />
Haltegriffe anbringen und Gleitschutzmatten in Dusche und Badewanne<br />
legen.<br />
Für gut sitzende Schuhe sorgen.<br />
Was tue ich, um meinen<br />
Körper beweglich<br />
und gesund zu erhalten?<br />
Welche Hilfsmittel sind<br />
bereits vorhanden?<br />
Welche Hilfsmittel und Massnahmen<br />
könnten in der<br />
momentanen Situation die<br />
Beweglichkeit erleichtern?
Welche Sturzgefahren<br />
erkenne ich bei der<br />
betreuten Person?<br />
Was kann ich<br />
anregen, um diese<br />
zu beseitigen oder<br />
zu vermindern?<br />
18 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Müssen Sie die betreute Person hin und wieder alleine lassen, so empfiehlt<br />
es sich, dass die betreute Person ein Notrufgerät auf sich trägt<br />
und somit zum Beispiel bei einem Sturz selber Hilfe auslösen kann.<br />
Ihr Rotkreuz-Kantonalverband kann Ihnen weitere Auskünfte erteilen.<br />
Der Sturz ist passiert<br />
Lassen Sie keine Panik aufkommen. Versuchen Sie herauszufinden, ob<br />
sich die Person verletzt hat:<br />
Hat sie Schmerzen? Wo?<br />
Ist ein Glied abnormal verrenkt?<br />
Ist ihr unwohl, übel?<br />
Ist sie ohnmächtig, bewusstlos?<br />
Wenn Sie der Ansicht sind, dass die gestürzte Person nicht verletzt ist<br />
und bei Bewusstsein ist – und sie Ihnen dies bestätigt, können Sie sie wie<br />
folgt zum Aufstehen anleiten:<br />
Ein Bein anwinkeln und den Arm auf der Gegenseite am Kopf vorbei<br />
nach oben legen lassen.<br />
Becken und Schulter nach dieser Seite drehen und in Bauchlage kommen<br />
lassen.<br />
Die Person bitten, sich auf die Unterarme abzustützen und durch Fortführung<br />
dieser Bewegung in den Vierfüsserstand zu kommen; zu<br />
einer Couch, einem Stuhl kriechen lassen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 19<br />
Die Person bitten, sich darauf abzustützen und daran aufzurichten.<br />
Einen Fuss aufstellen lassen und sich durch Abstossen auf die Couch,<br />
den Stuhl setzen.<br />
Liegt wahrscheinlich eine Verletzung vor und ist die Person ansprechbar,<br />
überprüfen Sie Atmung und Puls und rufen Sie den Arzt oder die<br />
Ambulanz, wenn Sie Aussergewöhnliches feststellen.<br />
Falls die Person stark blutet oder Sie unsicher sind über das Ausmass<br />
der Verletzung, organisieren Sie ebenfalls Hilfe.<br />
Lagern Sie die Person inzwischen so bequem wie möglich.<br />
Decken Sie die Person zu, damit sie nicht friert.<br />
Ist die Person bewusstlos oder vermuten Sie Kreislaufbeschwerden,<br />
rufen Sie den Arzt oder die Ambulanz,<br />
gehen Sie nach dem ABC der Lebensrettung vor.<br />
Wo kann ich mich über<br />
das ABC der Lebensrettung<br />
informieren?
Welche Angebote<br />
bestehen in meiner<br />
Gegend zum Erlernen<br />
oder Auffrischen der<br />
Kinästhetik?<br />
20 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Anleitungen für die Mobilisation<br />
Lassen Sie sich das Bewegen zeigen!<br />
Es gibt Bewegungsabläufe, die es Ihnen erleichtern, einer Person zu<br />
helfen, die sich nur noch beschränkt selber bewegen kann. Dieses Vorgehen<br />
heisst «Kinästhetik».<br />
Am besten lassen Sie sich die Handgriffe und Regeln durch eine Pflegefachperson<br />
oder eine Physiotherapeutin zeigen oder besuchen Sie einen<br />
entsprechenden Kurs. Hier ein paar Grundregeln und Tipps:<br />
Lassen Sie die betreute Personen so viel wie möglich selber machen.<br />
Nur so bleibt die Bewegungsfähigkeit möglichst lange erhalten! Ihre<br />
Hilfe ist unterstützend, <strong>begleiten</strong>d, sichernd und dem Tempo der<br />
betreuten Person angepasst.<br />
Der «Trick» mit dem zweiten Stuhl<br />
Für Personen, die noch selber aufstehen und sich hinlegen können, kann<br />
ein zweiter Stuhl eine grosse Hilfe sein. Seine Sitzfläche sollte gleich hoch<br />
oder tiefer sein wie der Stuhl oder das Bett, auf dem die Person sitzt.<br />
Sich leicht schräg zur Stuhlkante oder Bettkante setzen. Die Füsse am<br />
Boden in Schrittstellung bringen.<br />
Sich mit den Unterarmen auf den zweiten Stuhl nach vorne lehnen.<br />
Jetzt das Gewicht nach vorne auf die Unterarme verlagern (wie für<br />
einen Purzelbaum).<br />
Weil das Gewicht jetzt grösstenteils auf dem «Hilfsstuhl» ruht, ist es<br />
für die betreute Person verhältnismässig leicht, mit den Beinen das<br />
Gesäss anzuheben, sich ein wenig zu drehen und auf der andern Sitzfläche<br />
(Rollstuhl, WC, Bett usw.) wieder abzusitzen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 21<br />
Mit der gleichen Technik geht es auch zurück ins Bett; oder Sie schlagen<br />
den Weg über den Bauch vor:<br />
Oft hilft es, wenn Sie noch ein Kissen aufs Bett legen, auf dem Brust oder<br />
Bauch abgelegt werden können.<br />
Welche Probleme beim<br />
Aufstehen oder Lagern<br />
der betreuten Person sind<br />
mir schon begegnet, die<br />
ich gerne mit jemandem<br />
besprochen hätte?
22 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Eine auf dem Bett oder Stuhl sitzende<br />
Person bewegen<br />
Die Person soll sich aufsetzen und sich mit den Händen auf dem Bett<br />
abstützen. Die Knie sind leicht angezogen und etwas geöffnet.<br />
Sofern es möglich ist, stellen Sie das Bett flach.<br />
Setzen Sie sich seitlich hinter die Person und legen Sie die eine Hand<br />
vorne an den Beckenknochen, die andere an den Brustkorb, nahe<br />
beim Rückgrat.<br />
Jetzt neigt sich die Person leicht schräg nach vorn. Dadurch verlagert<br />
sich das Gewicht auf eine Pobacke.<br />
Ziehen Sie jetzt auf jener Seite, die vom Bett wegkommt, am Beckenknochen<br />
Richtung Kopfende; dann wechseln Sie die Position der<br />
Hände.<br />
So gelingt es relativ leicht, auch auf dem Stuhl in kleinen Schrittchen<br />
rückwärts zu rutschen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 23<br />
Vom Liegen zum Gehen<br />
Stellen Sie den Stuhl oder Rollstuhl schräg ganz nahe ans Bett.<br />
Rollstuhl sichern, evtl. Arm- und Fussstützen entfernen.<br />
Die unterstützte Person liegt auf dem Rücken.<br />
Bitten Sie sie, den Arm, der weiter von Ihnen entfernt ist, in Ihrer Richtung<br />
über den Körper zu legen.<br />
Dann soll sie ein Bein nach dem andern anwinkeln und beide Beine<br />
ebenfalls in Ihre Richtung legen.<br />
Jetzt führen Sie das dem Bettrand nähere Bein aus dem Bett. Das<br />
andere bleibt noch angewinkelt.<br />
Jetzt fassen Sie sich gegenseitig am Brustkorb. Mit der freien Hand<br />
führen Sie den noch auf dem Bett liegenden Arm.<br />
Durch gegenseitiges Ziehen am Brustkorb und das Abstützen mit dem<br />
freien Arm auf dem Bett kommt die betreute Person leicht ins Sitzen.<br />
Sitzt sie noch unsicher, drücken Sie mit Ihrer freien Hand auf das äussere<br />
Knie. Das gibt mehr Halt.<br />
Jetzt dreht sich die betreute Person leicht vom Stuhl weg und stützt<br />
beide Hände aufs Bett.<br />
Sie fassen sie mit Ihrer näheren Hand beim Knie, mit der andern am<br />
Brustkorb.<br />
Sie ziehen am Brustkorb und stossen am Knie. So kommt die Person<br />
auf die Füsse, stützt sich aber immer noch auf dem Bett ab.<br />
Mit einer leichten Drehung kann sie sich jetzt auf den Stuhl setzen.<br />
Senkt sich ihr Gesäss, gehen auch Sie tiefer in die Knie.
Achtung:<br />
Fühlt sich die Person<br />
unwohl und<br />
droht zu stürzen,<br />
ist es besser, sie<br />
vorsichtig auf den<br />
Boden gleiten zu<br />
lassen, als bis zum<br />
nächsten Sitzplatz<br />
gehen und sie<br />
dabei unter allen<br />
Umständen<br />
aufrecht halten<br />
zu wollen.<br />
Nach einer Verschnaufpause<br />
erst<br />
wieder auf die<br />
Beine helfen<br />
(siehe Seite 18/19)<br />
oder eine Drittperson<br />
zu Hilfe holen.<br />
24 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Unterstützen beim Gehen<br />
Tragen Sie selber gute, rutschfeste Schuhe.<br />
Stehen Sie leicht hinter der betreuten Person (bei halbseitig gelähmten<br />
Menschen auf der gelähmten Seite).<br />
Stützen Sie mit Ihrem Becken das Becken der begleiteten Person.<br />
Legen Sie eine Hand auf der<br />
gegenüberliegenden Seite auf<br />
Beckenhöhe an den Rücken.<br />
Mit den Fingern der andern<br />
Hand fassen Sie die Handfläche<br />
des näheren Armes.<br />
Beckenkontakt
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 25<br />
Langsam und im gemeinsamen Rhythmus<br />
gehts am besten<br />
Bewegen Sie die betreute Person stets so, wie sich diese selber<br />
bewegen würde.<br />
Bewegen Sie sich zusammen mit der betreuten Person, ähnlich wie<br />
beim Tanzen. Damit lastet das Gewicht nicht alleine auf Ihnen.<br />
Machen Sie alles langsam und schrittweise.<br />
Bewegen Sie immer einen Körperteil nach dem andern.<br />
Führen Sie die betreute Person dort, wo sie stabil ist, wo also keine<br />
Bewegung möglich ist: z.B. am Brustkorb, direkt oberhalb des Ellbogens<br />
oder des Knies, am Beckenkamm.<br />
Führen Sie so, dass die betreute Person sich frei bewegen kann (z.B.<br />
in den Gelenken am Hals, an den Schultern, den Ober- und Unterarmen,<br />
an der Taille, den Ober- und Unterschenkeln).<br />
Ziehen Sie behutsam an den entsprechenden Körperteilen anstatt zu<br />
stossen. Das braucht viel weniger Kraft.<br />
Sorgen Sie dafür, dass auch Ihre Beine beweglich bleiben. Helfen Sie<br />
mit gebeugten Knien, wenn dies nötig ist.<br />
Spüren Sie, wie Sie mit den Füssen auf dem Boden stehen und wie<br />
Sie von dorther Kraft holen können.<br />
Und wenn ein Rollstuhl nötig wird?<br />
Nicht mehr selber gehen können und auf einen Rollstuhl angewiesen<br />
sein ist nicht einfach zu verkraften. Die Möglichkeit, sich dank eines<br />
Rollstuhles im Haus und ausserhalb zu bewegen, ist jedoch oft ein Gewinn.<br />
Rollstuhlfahrende können auch Autos, Taxis und die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel benutzen. Entsprechende Hilfseinrichtungen sind heute<br />
meist vorhanden. Es gibt auch spezielle Behindertentaxis, die Sie anfordern<br />
können.<br />
Ein Rollstuhl kann auch längerfristig gemietet werden; für Menschen im<br />
AHV-Alter sogar unentgeltlich. Erkundigen Sie sich bei den Beratungsstellen<br />
der Pro Senectute oder bei der Spitex. Lassen Sie sich von Fachleuten<br />
beraten, welches Modell sich am besten eignet.
26 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Einige Regeln, um mit dem Rollstuhl sicher fahren zu können:<br />
Sprechen Sie mit der betreuten Person ausführlich darüber, wie viel<br />
Unterstützung sie beim Rollstuhlfahren wünscht.<br />
Lassen Sie sich vorzeigen, wie man den Rollstuhl zusammenlegt und<br />
öffnet, Teile entfernt und wieder einsetzt, Hindernisse und Treppen<br />
überwindet, den Rollstuhl richtig kippt usw. Spezielle Broschüren zu<br />
diesem Thema, z.B. «Rollstuhlschieben leicht gemacht» des SRK, geben<br />
wertvolle Hinweise.<br />
Ziehen Sie nach dem Anhalten in jedem Fall die Bremsen an.<br />
Stellen Sie den Rollstuhl so, dass die darin sitzende Person ein gute<br />
Übersicht hat, z.B. auf Personen, mit denen sie sprechen möchte.<br />
Beugen Sie sich zu ihr hinunter, wenn Sie mit ihr reden oder ihr etwas<br />
zeigen wollen (vom Rollstuhl aus sieht alles anders aus!).<br />
Kontrollieren Sie hie und da die Sitzhaltung: Stehen die Füsse parallel<br />
auf den Fussrasten? Sitzt die Person aufrecht und auf der ganzen<br />
Sitzfläche?<br />
Wenn der Rollstuhl stillsteht, geben Sie Gelegenheit, die Füsse auf<br />
dem Boden abzustellen.<br />
Hilfsmittel für die Beweglichkeit:<br />
Elektrobetten<br />
Krankenheber bzw. -lifte<br />
verschiedene Gehhilfen<br />
Rollstühle (auch Dusch- und Toilettenrollstühle, Elektrorollstühle usw.)<br />
spezielle Rollstuhlkissen
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 27<br />
Langes Sitzen und Liegen birgt<br />
Gefahren!<br />
Je weniger sich eine Person bewegen kann, umso gefährderter ist sie für<br />
Komplikationen.<br />
Wundliegen und Druckgeschwüre<br />
(Dekubitus) vermeiden!<br />
Druck und dadurch schlecht durchblutetes und ernährtes Gewebe – entstanden<br />
durch langes Sitzen und Liegen – verursacht offene Hautstellen<br />
(auch Druckgeschwüre genannt),<br />
die sehr schlecht und langsam<br />
verheilen. Besonders dort, wo<br />
sich die Haut über Knochenvorsprünge<br />
spannt, oder in Falten,<br />
wo Haut auf Haut liegt.<br />
Druckstellen<br />
Es gibt Umstände, die das noch fördern, z.B.:<br />
Appetitlosigkeit/Untergewicht,<br />
Unempfindlichwerden der Haut (z.B. für Wärme und Kälte,<br />
für Brösmeli oder Falten),<br />
unfreiwillige Urin- und Stuhlentleerungen.<br />
Rechtzeitig vorbeugen ist ganz wichtig<br />
Beweglichkeit:<br />
Zum Aufstehen, Herumgehen, Spazieren motivieren und unterstützen.<br />
Langes Sitzen und Liegen in der gleichen Stellung vermeiden.<br />
Liege- und Sitzflächen gut polstern:<br />
– mit Fell (Ellbogen, Fersen);<br />
– mit speziellen Matratzen und Auflagen<br />
(sich durch die Pflegefachperson beraten lassen);<br />
– mit speziellen Kissen und Vorrichtungen die gefährdeten Stellen<br />
von Druck entlasten (Fersenkissen, Bettbogen).<br />
Regelmässig umlagern. Am besten nach einem genauen Zeitplan<br />
(zusammen mit einer Fachperson aufstellen).<br />
Was könnte bei der<br />
betreuten Person zu<br />
Wundliegen führen?<br />
Welche Probleme sind<br />
schon aufgetreten?
Welche Massnahmen<br />
wende ich bereits an?<br />
Was kann ich sonst<br />
noch gegen Wundliegen<br />
tun?<br />
28 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Körper- und Hautpflege:<br />
Die Haut regelmässig beobachten (beim An- und Ausziehen,<br />
Waschen oder Turnen).<br />
Sorgfältig waschen und gut abtrocknen, besonders in den<br />
Hautfalten. Mit Nährcreme pflegen.<br />
Gaze- oder Stofftüchlein in die gefährdeten Hautfalten legen.<br />
Wäsche trocken halten und Einlagen häufig wechseln.<br />
Blutzirkulation:<br />
Die Blutzirkulation gemäss Angaben einer Fachperson anregen.<br />
Gefährdete Stellen leicht massieren.<br />
Ernährung:<br />
Leichte, aber eiweiss- und vitaminreiche Kost anbieten. Wenn der<br />
Appetit fehlt, mehrmals täglich kleine Portionen servieren.<br />
Oft zu trinken anbieten.<br />
Auch mit all diesen Vorsichtsmassnahmen kann es vorkommen, dass die<br />
betreute Person wundliegt. Bei den ersten Anzeichen Arzt oder Pflegefachperson<br />
verständigen, damit sie frühzeitig beraten und helfen<br />
können.<br />
Alarmzeichen für drohende offene Stellen:<br />
1. Alarmstufe: Die Haut ist leicht gerötet (die Rötung verschwindet,<br />
wenn die Stelle nicht mehr belastet ist).<br />
2. Alarmstufe: Die Haut ist geschwollen und es bilden sich Blasen!<br />
Werden diese Zeichen nicht beachtet, können sehr schmerzhafte, tiefe<br />
Wunden entstehen. Sie sind nur mit grossem Pflegeaufwand wieder<br />
wegzubringen.<br />
Hilfsmittel zum Vorbeugen gegen Wundliegen:<br />
Fell, Fellstücke<br />
spezielle Matratze und Auflagen<br />
Lagerungskissen
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 29<br />
Achtung Blutgerinnsel (Thrombosen)!<br />
Wenn<br />
das Blut langsamer fliesst (z.B. bei langem Sitzen und Liegen, bei<br />
Herzerkrankungen, Krampfadern),<br />
die Blutgerinnung sich verändert (z.B. durch Flüssigkeitsmangel,<br />
andere medizinische Gründe),<br />
die Blutgefässe sich verändern (z.B. durch Entzündungen, Verengungen,<br />
Verletzungen der Gefässe),<br />
dann können sich in den Gefässen Gerinnsel (Thrombosen) bilden. Diese<br />
können sich lösen und vor allem in den Lungen oder im Gehirn Blutgefässe<br />
verstopfen (Embolie ➜ Lebensgefahr!)<br />
Vorbeugen heisst Bewegen<br />
Immer wieder Gelegenheit geben zum Aufstehen, Herumgehen,<br />
Turnen (z.B. «Velofahren» im Bett).<br />
Wenn Aufstehen nicht mehr möglich ist, mehrmals täglich zu den<br />
empfohlenen Übungen einer Fachperson anregen.<br />
Sind Stützstrumpfhosen oder Kompressionsstrümpfe verordnet, diese<br />
vor dem Aufstehen im Bett anziehen;<br />
auch eine Kurzzugbinde für Füsse/Beine, gleichmässig straff angelegt,<br />
ist hilfreich.<br />
Ist die betreute Person<br />
für Venenentzündungen<br />
und Blutgerinnsel<br />
gefährdet?<br />
Welche<br />
Erfahrungen hat sie<br />
damit?
Hat die betreute<br />
Person schon eine<br />
Lungenentzündung<br />
gehabt?<br />
30 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten<br />
Wenn Sie trotzdem Anzeichen für ein Blutgerinnsel entdecken, besprechen<br />
Sie dies mit der Ärztin oder der Pflegefachperson.<br />
Warnzeichen beachten!<br />
Schmerzen entlang den Venen oder an den Fusssohlen.<br />
Das betroffene Bein ist überwärmt, gerötet und geschwollen.<br />
Temperatur und Puls sind höher als normal.<br />
Hilfsmittel zum Vorbeugen von Blutgerinnseln:<br />
Kurzzugbinden<br />
Stützstrumpfhose<br />
Kompressionsstrümpfe<br />
Lungenentzündungen vorbeugen<br />
Alte und geschwächte Menschen neigen zu oberflächlichem Atmen. Sind<br />
bereits Atembeschwerden vorhanden, wird die Atmung dadurch zusätzlich<br />
belastet. Oft fehlt ihnen die Kraft zum Aushusten von Sekreten.<br />
Dadurch werden die Lungen schlecht durchlüftet und es kommt zu einer<br />
Entzündung.<br />
So unterstützen Sie normales Atmen<br />
Frische Luft unterstützt das Durchatmen:<br />
Lüften Sie regelmässig.<br />
Kontrollieren Sie die Luftfeuchtigkeit (40–45 Prozent); evtl. Luftbefeuchter<br />
einsetzen oder Heizung zurückstellen.<br />
Bewegung und Gymnastik regt Atmung und Kreislauf an:<br />
Ermuntern Sie regelmässig zum Aufstehen, Spazieren und Turnen.<br />
Setzen Sie die Person an den Bettrand und halten Sie zu Bewegungsübungen<br />
mit den Beinen an; Angaben der Fachpersonen<br />
berücksichtigen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten 31<br />
Atemübungen ermöglichen ein Dehnen des Lungengewebes<br />
und damit eine gute «Belüftung»:<br />
Legen Sie die Hände auf den Brustkorb und bitten Sie die betreute<br />
Person, diese beim Einatmen «wegzuatmen». Das Ausatmen mit<br />
einem leichten Händedruck <strong>begleiten</strong>. Einige Male wiederholen. Dann<br />
dasselbe mit den Händen auf der Seite des Brustkorbes und auf<br />
dem Bauch. Die Luft dabei immer mit einem «ffffffffff…» ausatmen<br />
lassen.<br />
Einen Wattebausch wegblasen, ein Mobile bewegen, eine Kerze ausblasen<br />
lassen, sind weitere gute Übungen.<br />
Weitere Massnahmen, die eine Lungenentzündung<br />
vermeiden helfen:<br />
Immer genug zu Trinken bereitstellen und zum Trinken anhalten.<br />
Medikamente zur Erleichterung bestehender Atembeschwerden<br />
gemäss Verordnung verabreichen und die entsprechenden Inhalationen<br />
ermöglichen.<br />
Beim Aushusten und Ausspucken von Schleim die Person in sitzende<br />
Position bringen (Stuhl oder Bett).<br />
Schleimlösende Salbe auf Rücken und Brust einreiben.<br />
Vorsichtig mit der hohlen Hand die seitlichen Partien des Rückens<br />
abklopfen (Salben/Abklopfen evtl. mit Arzt besprechen).<br />
Bei Schnupfen oder andern Erkrankungen der oberen Luftwege mit<br />
einem Inhaliergerät oder über einem Krug mit heissem Wasser inhalieren<br />
lassen (Kamille oder ärztlich verordnete Medikamente beigeben).<br />
Trotz all diesen vorbeugenden Massnahmen kann eine Lungenentzündung<br />
auftreten. Informieren Sie die Ärztin, wenn Sie vermuten, dass dies<br />
der Fall ist.<br />
Anzeichen für eine Lungenentzündung:<br />
Verschlechterung bereits bestehender Atembeschwerden.<br />
Husten, evtl. mit Auswurf.<br />
Rasches, oberflächliches Atmen, evtl. mit Schmerzen verbunden.<br />
Fieber, «Nasenflügel-Atmen» im fortgeschrittenen Stadium.<br />
Hilfsmittel zum Vorbeugen gegen Lungenentzündung:<br />
Luftbefeuchter<br />
Inhalationshilfen<br />
Wie ist die Lungenentzündung<br />
enstanden<br />
und verlaufen?<br />
Wie kann ich die Person beim<br />
Vorbeugen unterstützen?
32 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Beweglichkeit erhalten
Kleider und<br />
Körperpflege<br />
Kleider machen Leute;<br />
auch bei Menschen,<br />
die Pflege brauchen!
Inhalt<br />
In diesem Kapitel:<br />
So selbstständig wie<br />
noch möglich ....... 34<br />
Kleidung<br />
und Kleiden .......... 34<br />
Körperpflege ........ 36<br />
Haare, Mund,<br />
Zähne, Nägel<br />
pflegen ................ 42<br />
Was für Kleidergewohnheiten<br />
sind der betreuten<br />
Person wichtig?<br />
34 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege<br />
Duschen, baden, sich waschen, sich an- und ausziehen –<br />
für diese alltäglichen Dinge hat jeder seine Gewohnheiten<br />
und Vorlieben. Was aber, wenn Krankheit oder Altersbeschwerden<br />
dazu führen, dass jemand einen Teil davon<br />
nicht mehr ohne Hilfe erledigen kann? Hier aushelfen und<br />
unterstützen erfordert von Angehörigen oder Freunden<br />
Einfühlungsvermögen und Verständnis. Sie finden in diesem<br />
Kapitel Hinweise, die Ihnen solche Hilfeleistungen erleichtern<br />
können.<br />
So selbstständig wie noch möglich<br />
Mit Menschen, die in ihrer Selbstständigkeit eingeschränkt sind, ist es<br />
oft so: Am einen Tag können sie noch recht viel selber machen, am<br />
nächsten geht dieses und jenes wieder gar nicht. Bleiben Sie wach und<br />
aufmerksam und spüren Sie, wie viel Hilfe heute nötig ist. Richten Sie<br />
Ihr Augenmerk vor allem auf das, was noch möglich ist, nicht auf die<br />
alters- oder krankheitsbedingten Einschränkungen. Das ist ganz entscheidend<br />
für den Lebensmut und für die Stimmung aller Beteiligten!<br />
Alles, was die betreute Person selber tun kann, das soll sie auch selber<br />
machen, sei es auch nur momentan. Das stärkt ihre Sicherheit, ihr<br />
Selbstwertgefühl.<br />
Kleidung und Kleiden<br />
Sauber, bequem, praktisch – und hübsch!<br />
Seine Kleider wählen, sich an- und ausziehen – wie persönlich das ist,<br />
wird einem erst bewusst, wenn es nicht mehr ohne Hilfe geht. Sie unterstützen<br />
die Person, indem Sie ihr weiterhin ermöglichen, ihr Äusseres<br />
zur Geltung zu bringen. Denn auch im Rollstuhl oder im Bett trägt persönliche<br />
Kleidung dazu bei, dass sich die Person besser fühlt: z.B. mit<br />
kleinen Accessoires, mit einem besonderen Foulard, welche für diesen<br />
Menschen von Bedeutung sind!
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege 35<br />
Ist jemand beim An- und Ausziehen sehr auf Hilfe angewiesen, ist es<br />
von Vorteil, eine in der Handhabung praktische Garderobe zur Verfügung<br />
zu haben:<br />
In der Waschmaschine waschbar und pflegeleicht (kein Bügeln).<br />
Bequem und elastisch.<br />
Leicht über den Kopf (Pullover, Hemden, Blusen) oder von unten<br />
her (Hosen, Jupe, einteiliges Kleid) an- und auszuziehen, z.B. durch<br />
lange Reissverschlüsse, weite Öffnungen, Ausschnitte, bereits vorgeknöpfte<br />
Partie an Hemden.<br />
Vorne verschliessbar und anstelle von Knöpfen mit Reiss- oder<br />
Klettverschlüssen ausgestattet.<br />
Ihre Hilfe passt sich selbstverständlich der momentanen Situation der<br />
hilfebedürftigen Person an sowie ihren bisherigen Gewohnheiten bei der<br />
Kleiderwahl und der Reihenfolge beim An- bzw. Ausziehen.<br />
Folgende Tipps können zusätzlich helfen:<br />
Planen Sie genügend Zeit ein und gehen Sie schrittweise vor.<br />
Achten Sie darauf, dass die betreute Person beim An- und Ausziehen<br />
gut und bequem sitzt.<br />
Erkundigen Sie sich nach Hilfsmitteln (z.B. Strumpf-Anzieher) und<br />
schlagen Sie solche vor.<br />
Wenn jemand verwirrt ist, setzen Sie sich dazu; erklären Sie die<br />
Handgriffe oder führen Sie die Hand entsprechend. Wenn Sie es<br />
täglich wieder probieren, sind vergessene Abläufe manchmal wieder<br />
erlernbar.<br />
Wenn eine Körperseite gelähmt ist: Beim Anziehen immer zuerst über<br />
die kranke Seite beginnen, beim Ausziehen über die gesunde.<br />
Hilfsmittel für das An- und Ausziehen:<br />
Strumpfanzieher<br />
langer Schuhlöffel<br />
spezielle Knopf-Öffner<br />
Klettverschlüsse<br />
Welche Hilfsmittel<br />
gibt es? Welche bezahlt<br />
die Krankenkasse?
Was bedeutet Körperpflege<br />
für mich?<br />
Welche Gewohnheiten<br />
und Ansprüche<br />
hat die betreute<br />
Person?<br />
36 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege<br />
Körperpflege<br />
Rücksicht und Taktgefühl sind besonders<br />
wichtig<br />
Sich nackt anschauen und berühren zu lassen, fällt vielen, besonders<br />
älteren Menschen schwer. Bei der Körperpflege geht es aber nicht ohne<br />
Berührung. Es braucht von der pflegenden Person viel Taktgefühl, Einfühlungsvermögen<br />
und Geduld und von der andern Seite die Bereitschaft,<br />
sich auf diese ungewohnte Hilfeleistung einzulassen.<br />
Wie viel und auf welche Art?<br />
Ein sauberer Körper und saubere Kleider sind wichtig: für eine gesunde<br />
Haut, für einen angenehmen Körpergeruch und für das eigene Wohlbefinden.<br />
Aber wie viel und welche Körperpflege ist erwünscht und richtig?<br />
Vielleicht hat die betreute Person darin nicht dieselben Ansichten<br />
und Gewohnheiten wie Sie. Reden Sie mit ihr darüber und sprechen Sie<br />
sich klar ab.<br />
Geeignete Hilfsmittel können die Körperpflege erleichtern. Lassen Sie<br />
sich beraten (z.B. von der Spitex). Es empfiehlt sich, die Hilfsmittel zu<br />
mieten. So können sie immer wieder den veränderten Umständen angepasst<br />
werden.<br />
Es lohnt sich, die folgenden Punkte genau zu erfragen und zu besprechen:<br />
Ist es die betreute Person gewohnt, zu baden, zu duschen oder sich<br />
am Lavabo zu waschen?<br />
Wäscht sie sich vor oder nach dem Frühstück oder am Abend?<br />
Mit warmem oder kaltem Wasser und mit welchen Wasch- und<br />
Pflegemitteln, Waschlappen, Bürste usw.?<br />
Was kann die betreute Person noch selber machen (z.B. Gesicht<br />
waschen, Prothesen-Pflege, Intimpflege)?<br />
Welche Hilfsmittel könnten ihr die Körperpflege erleichtern?<br />
Wie können Sie ihr helfen, Dinge noch selbstständig zu tun (Waschwasser<br />
vorbereiten, Hilfsmittel einsetzen, Kleider in der richtigen<br />
Reihenfolge bereitlegen)?<br />
Halten Sie bei der Körperpflege «die Augen offen»! So erkennen Sie<br />
mögliche Anzeichen einer Erkrankung oder Komplikation und können<br />
frühzeitig entsprechende Hilfe veranlassen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege 37<br />
Duschen<br />
Duschen belastet den Kreislauf weniger und trocknet die Haut weniger<br />
stark aus als ein Bad. Es erfrischt und regt an.<br />
Zu beachten: Rutschsichere Duschmatte in die Dusche legen. Haltegriffe,<br />
Duschbrett oder ein Stuhl können das Duschen erleichtern.<br />
So gehen Sie am besten vor:<br />
Alles Nötige bereitlegen. Der betreuten Person beim Einsteigen in<br />
Duschkabine oder Badewanne behilflich sein.<br />
Die Wassertemperatur von der betreuten Person prüfen lassen.<br />
Evtl. beim Waschen unterstützen.<br />
Falls nötig, Haarwäsche gleich mit dem Duschen verbinden.<br />
Evtl. beim Abtrocknen unterstützen. Gut getrocknet werden sollte vor<br />
allem in den Achselhöhlen, unter der Brust, in den Leisten, im Gesässspalt<br />
und zwischen den Zehen.<br />
Mit Pflegelotion eincremen.<br />
Beim Ankleiden und bei der weiteren Toilette behilflich sein.<br />
Baden<br />
Es gibt beruhigende, anregende und auch heilende Badezusätze. Allerdings:<br />
Baden ist körperlich belastend, besonders für kranke oder geschwächte<br />
Menschen (z.B. bei Herzschwäche). Besprechen Sie in solchen<br />
Fällen mit dem Arzt oder der Pflegefachperson, ob Duschen besser<br />
wäre.<br />
Das Baden erleichtern können rutschfeste Badewannenmatte, Haltegriffe,<br />
Badewannensitz, Stuhl neben der Wanne, evtl. sogar ein Badelift.<br />
Lassen Sie sich zeigen, wie man beim Ein- und Aussteigen am besten<br />
hilft.<br />
Wie könnte sich die<br />
Übernahme der Körperpflege<br />
auf unsere<br />
persönliche Beziehung<br />
auswirken?<br />
Welche Gesundheitsrisiken<br />
gibt es bei<br />
diesem Menschen im<br />
Zusammenhang mit<br />
der Körperpflege?
Wie kann ich der<br />
betreuten Person das<br />
Duschen erleichtern?<br />
Was muss ich<br />
beim Baden beson-<br />
ders beachten?<br />
38 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege<br />
So gehen Sie am besten vor:<br />
Hilfsmittel und Badewasser vorbereiten (ca. 37 bis 38 Grad).<br />
Beim Einsteigen in die Badewanne behilflich sein.<br />
Das Bad geniessen lassen, aber dabeisitzen oder in Rufweite bleiben!<br />
Evtl. beim Waschen unterstützen.<br />
Behilflich sein beim Aufstehen, Abduschen und Abtrocknen.<br />
Beim Aussteigen helfen.<br />
Bei der weiteren Toilette behilflich sein.<br />
Und wenn die badende Person einen Schwächeanfall erleidet?<br />
Sofort Badewasser ablaufen lassen.<br />
Die badende Person zudecken.<br />
Hilfe herbeirufen (auf keinen Fall allein herausheben!)<br />
Körperpflege am Lavabo oder am Bettrand<br />
Wenn Baden oder Duschen nicht mehr möglich ist oder von der betreuten<br />
Person nicht gewünscht wird, ist vielleicht die Körperpflege am<br />
Lavabo oder am Bettrand das Richtige.<br />
So gehen Sie am besten vor:<br />
Alles Nötige in Griffnähe bereitlegen.<br />
Die betreute Person zum Lavabo <strong>begleiten</strong> oder bequem an den<br />
Bettrand setzen (Waschtisch).<br />
Wenn nötig beim Waschen behilflich sein oder auf jeden Fall in<br />
Rufnähe bleiben.<br />
Falls die betreute Person nicht mehr vor dem Lavabo stehen kann, werden<br />
die Beine und der Intimbereich am besten im Bett gewaschen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege 39<br />
Körperpflege im Bett<br />
Auch bettlägerige Menschen können oft noch einen Teil der Körperpflege<br />
selber machen. Am besten schätzen Sie dies jeden Tag neu ein.<br />
Für Schwerkranke ist Körperpflege im Bett zwar wohltuend, aber auch<br />
anstrengend. Bei ihnen kann es durchaus sinnvoll sein, nicht jeden Tag<br />
den ganzen Körper zu waschen. Besprechen Sie dies mit der betroffenen<br />
Person selbst oder mit der Pflegefachperson.<br />
Für die Körperpflege braucht es geeignete Hilfsmittel wie Waschbecken,<br />
Einwegwaschlappen für die Intimpflege, Waschzusätze und Hautpflegemittel,<br />
dem Hauttyp (pH-neutral, unparfümiert) oder den Gewohnheiten<br />
der Person angepasst, und genügend Frottierwäsche.<br />
So gehen Sie am besten vor:<br />
Mit der betreuten Person eine für beide geeignete Zeit für die<br />
Körperpflege abmachen.<br />
Dafür sorgen, dass Sie während der Körperpflege nicht gestört<br />
werden.<br />
Alles Nötige bereitlegen, auch persönliche Toilettenartikel wie Deodorant,<br />
Parfüm, Make-up, Rasierwasser.<br />
Die Fenster schliessen und dafür sorgen, dass es im Raum angenehm<br />
warm ist.<br />
Die betreute Person so lagern, dass ihr wohl ist. Wenn möglich auf<br />
dem Rücken. Lagerungsmaterial, Fell usw. aus dem Bett nehmen.<br />
Hemd oder Pyjama ausziehen lassen oder wenn nötig dabei helfen.<br />
Die betreute Person mit Leintuch oder Badetuch zudecken.<br />
Körperpflege in der gewünschten Reihenfolge vornehmen (zum<br />
Anfangen eignen sich Hände und Arme); evtl. ein Handbad ermöglichen.<br />
Handbad<br />
Was ist wichtig bei der<br />
Körperpflege am Lavabo<br />
oder am Bettrand?
Welchen Körperpflege-Aufgaben<br />
fühle<br />
ich mich gewachsen<br />
und wo brauche ich<br />
Anleitung oder Unterstützung<br />
von Fachpersonen?<br />
40 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege<br />
Gesicht, Hals, Brust, Achselhöhlen, Bauch und Nabel waschen und<br />
trocknen.<br />
Betreute Person aufsitzen oder sich auf die Seite drehen lassen, um<br />
den Rücken zu waschen.<br />
Rücken waschen<br />
Evtl. frisches Hemd oder Oberteil anziehen.<br />
Beine, Füsse und Zehen waschen und trocknen (gelegentlich ein Fussbad<br />
ermöglichen).<br />
Fussbad<br />
Während oder nach dieser Körperpflege können Sie auch einzelne<br />
Körperteile massieren, sofern die betreute Person das wünscht und<br />
gern hat.<br />
Für trockene Haut geeignete Hautpflegemittel verwenden.<br />
Intimtoilette (Geschlechtsteile, After)<br />
Hier gilt ganz besonders: Lassen Sie die betreute Person so viel wie möglich<br />
selber machen. Sie können z.B. alles Nötige in Griffnähe legen oder<br />
ihr sogar in die Hand geben. Fast allen Menschen ist es unangenehm,<br />
sich im Intimbereich von jemand anderem waschen zu lassen, ob gleichgeschlechtlich<br />
oder vom andern Geschlecht. Auch für Sie kann es<br />
unangenehm sein.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege 41<br />
Nehmen Sie Rücksicht auf solche Gefühle: Sorgen Sie dafür, dass die Türe<br />
geschlossen bleibt, dass keine anderen Personen hinschauen können und<br />
dass auch Sie nicht gestört werden. Sie können sich für diesen Teil der<br />
Körperpflege auch durch eine andere Person entlasten.<br />
Besonders wichtig ist eine gute Intimtoilette, wenn Harn oder Stuhl nicht<br />
mehr richtig zurückgehalten werden können (Inkontinenz). In solchen<br />
Fällen muss mehrmals täglich gereinigt werden. Hat die betreute Person<br />
einen Dauerkatheter, lassen Sie sich fachlich beraten, wie Sie damit richtig<br />
umgehen müssen.<br />
So gehen Sie am besten vor:<br />
Die betreute Person auf dem Rücken lagern und die Intimregion freilegen.<br />
Frisches Wasser, separaten Waschlappen oder Einwegwaschtücher<br />
verwenden, evtl. Einmalhandschuhe gebrauchen.<br />
Vom Bauchnabel an abwärts Leisten und oberes Drittel der Oberschenkel<br />
waschen und trocknen.<br />
Bei Frauen<br />
Geschlechtsteil sorgfältig von vorne nach hinten waschen oder abspülen<br />
und gut trocknen, auch in den Hautfalten.<br />
Bei Männern<br />
Penis von der Spitze zur Wurzel waschen und trocknen.<br />
Vorhaut sorgfältig von der Eichel zurückstreifen, waschen und anschliessend<br />
Vorhaut wieder nach vorne streifen.<br />
Hodensack sorgfältig waschen und trocknen, besonders in den Hautfalten.<br />
Gesäss und After<br />
Die betreute Person zum Waschen auf die Seite drehen (oder Gesäss<br />
und After im Stehen am Lavabo waschen).<br />
Zuerst Gesäss und oberes Drittel der Oberschenkel waschen und gut<br />
trocknen.<br />
Gegend um den After von vorne (zwischen den Beinen) zum Rücken<br />
hin waschen und sorgfältig trocknen.<br />
Die betreute Person wieder zudecken und lagern oder beim Ankleiden<br />
und Aufstehen behilflich sein.<br />
Welche Rituale, Traditionen<br />
gibt es, die<br />
die Körperpflege bei<br />
einem Menschen<br />
mitprägen und die ich<br />
beachten muss?
Was erwartet die<br />
betreute Person<br />
punkto «kosmetische»<br />
Toilette?<br />
Wo und wie weit<br />
kann ich ihr Hilfe<br />
anbieten; wo brauche<br />
ich professionelle<br />
Unterstützung?<br />
42 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege<br />
Haare, Mund, Zähne, Nägel pflegen<br />
Haarpflege<br />
Saubere, gepflegte Haare und eine gute Rasur tragen viel bei zum Wohlgefühl.<br />
Wünsche punkto Haarschnitt, -pflege und Häufigkeit sollten so<br />
lange wie möglich berücksichtigt werden. Das Haar wird selbstverständlich<br />
täglich gekämmt oder gebürstet.<br />
Haare waschen geht am einfachsten mit dem Duschen oder Baden zusammen<br />
oder dann am Lavabo. Die Pflegefachperson kann Ihnen zeigen,<br />
wie man auch im Bett die Haare waschen kann. Erkundigen Sie<br />
sich, ob am Wohnort ein Coiffeur vorbeikommt und bei der betreuten<br />
Person die Haarpflege (Waschen, Schneiden, Frisieren) übernimmt.<br />
Rasieren<br />
Auch diese Verrichtung wird so lange wie möglich selbstständig ausgeführt;<br />
evtl. mit Hilfe beim Vorbereiten und Reinigen (Pinsel, Klinge,<br />
Rasierapparat). Sind blutverdünnende Medikamente verordnet, wird<br />
mit Vorteil elektrisch rasiert, da die Verletzungsgefahr und damit die Blutungsneigung<br />
geringer sind. Elektrisch rasieren ist auch einfacher.<br />
Evtl. ist auch ein Coiffeur bereit, vorbeizukommen und die betreute Person<br />
zu rasieren und einen Haarschnitt vorzunehmen.<br />
Zahn- und Mundpflege<br />
Auch hier gilt: So lange wie möglich selber machen lassen. Wenns nicht<br />
mehr geht, fragen: Wie oft und wann sollen die Zähne geputzt werden?<br />
So gehen Sie am besten vor:<br />
Das benötigte Material vorbereiten.<br />
Die betreute Person ans Lavabo setzen oder im Bett aufrichten.<br />
Die Zähne gründlich putzen (auf den Kauflächen mit kreisenden Bewegungen,<br />
Aussen- und Innenflächen vom Zahnfleisch zur Kaufläche<br />
hin bürsten).<br />
Gut spülen lassen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege 43<br />
Prothesenpflege<br />
Die Prothesen wenn möglich während 24 Stunden belassen, damit<br />
sich das Zahnfleisch (Pilgern) nicht zurückbildet (Vorsicht bei Schwerkranken).<br />
Prothesen regelmässig reinigen und dabei auch zum Spülen des Mundes<br />
Gelegenheit geben.<br />
Zum Putzen der Prothesen:<br />
– das Lavabo zuerst mit etwas Wasser füllen; so wird die Prothese<br />
weniger beschädigt, wenn sie herunterfallen sollte;<br />
– zuerst die untere Prothese herausnehmen (lassen), dann die obere<br />
(evtl. Wegwerf-Plastikhandschuhe anziehen), beim Einsetzen umgekehrt<br />
vorgehen;<br />
– lauwarmes Wasser und eine spezielle Bürste verwenden;<br />
– Reinigungstabletten nach Vorschrift des Herstellers benützen.<br />
Wenn eine Prothese nicht mehr richtig sitzt und sie die betreute Person<br />
beim Kauen oder Sprechen stört, lohnt es sich, wenn Sie einen<br />
Zahnarztbesuch vorschlagen.<br />
Mundpflege bei Schwerkranken<br />
und Bewusstlosen<br />
Hier ist regelmässige Mundreinigung besonders wichtig. Wenn sich<br />
Mund und Zähne nicht mehr durch Kauen, Sprechen usw. ein Stück weit<br />
selber reinigen, entstehen leicht Schleimhautentzündungen oder Pilzbefall.<br />
Es gibt dafür spezielle Mundpflege-Lösungen. Lassen Sie sich von<br />
Pflegefachpersonen zeigen, wie man damit umgeht.<br />
Nägel pflegen<br />
Zu einem gepflegten Äusseren gehören auch sorgfältig geschnittene und<br />
gepflegte Finger- und Fussnägel.<br />
So gehen Sie am besten vor:<br />
Ein Hand- bzw. Fussbad machen (höchstens 10 Minuten), evtl. mit<br />
Badezusatz.<br />
Nägel säubern.<br />
Fingernägel rund schneiden.<br />
Zehennägel nicht zu kurz und gerade schneiden.<br />
Wenn Sie die Nägel regelmässig feilen, ist Schneiden evtl. gar nicht<br />
nötig.<br />
Bei schwierig zu<br />
schneidenden<br />
(eingewachsenen)<br />
Zehennägeln,<br />
Dornwarzen oder<br />
Hühneraugen<br />
ziehen Sie besser<br />
eine ausgebildete<br />
Podologin bei.<br />
Dies gilt besonders,<br />
wenn die betreute<br />
Person eine<br />
schlechte Durchblutung<br />
oder<br />
Empfindungsstörungen<br />
hat (z.B.<br />
bei Zuckerkrankheit).<br />
Auch bei einer<br />
Entzündung<br />
im Nagelbereich<br />
ist der Rat einer<br />
Fachperson beizuziehen.
44 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Kleider und Körperpflege
Essen und Trinken<br />
Essen und Trinken ist wichtig<br />
für das körperliche und seelische<br />
Wohlbefinden.
Inhalt<br />
In diesem Kapitel:<br />
Beim Essen und<br />
Trinken behilflich<br />
sein ...................... 46<br />
Keine Lust<br />
zum Essen? .......... 48<br />
Achtung: Auf das<br />
Durstgefühl können<br />
Sie sich nicht<br />
verlassen! ............. 52<br />
Welche persönlichen<br />
Essgewohnheiten hat<br />
die betreute Person?<br />
46 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Essen und Trinken<br />
Wer beim Essen und Trinken auf fremde Hilfe angewiesen<br />
ist, fühlt sich besonders hilflos und unselbstständig.<br />
Die Nahrungsaufnahme kann zusätzlich erschwert werden<br />
durch Appetitlosigkeit, Kau- und Schluckbeschwerden oder<br />
häufiges Erbrechen. Oftmals belasten auch Medikamente<br />
die Lust am Essen und Trinken.<br />
Beim Essen und Trinken<br />
behilflich sein<br />
Mahlzeiten sind für alte und geschwächte Menschen «Fixpunkte» im<br />
Tagesablauf. Indem Sie diese gut gestalten und eine angenehme Stimmung<br />
schaffen, können Sie viel dazu beitragen, dass die betreute<br />
Person genug, ausgewogen und mit Freude isst und trinkt. Das ist ganz<br />
wichtig, um die Gesundheit und die noch verbleibenden Fähigkeiten<br />
so lange wie möglich zu erhalten.<br />
Vorher Selbstverständliches<br />
wird jetzt wichtig<br />
Die äusseren Bedingungen angenehm zu gestalten und die Gewohnheiten<br />
der Person zu kennen, erleichtern oftmals die Nahrungsaufnahme.<br />
Lüften Sie das Zimmer vor dem Essen.<br />
Richten Sie das Essen auf dem Teller so an, wie die betreute Person<br />
es gewohnt ist, und präsentieren Sie es so appetitlich wie möglich.<br />
Reichen Sie eher kleinere Portionen aufs Mal, das regt den Appetit<br />
mehr an.<br />
Wenn nötig: Zerkleinern Sie das Essen sorgfältig in mundgerechte<br />
Stücke.<br />
Achten Sie darauf, dass alles weich gekocht ist, aber noch schön aussieht<br />
und im Mund gut spürbar ist.<br />
Vergewissern Sie sich, dass bei der betreuten Person die Zahnprothese<br />
richtig eingesetzt ist.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Essen und Trinken 47<br />
In der richtigen Stellung isst sichs<br />
angenehmer<br />
Am Tisch essen ist angenehmer und geht leichter als im Bett. Stützen<br />
Sie eventuell den Rücken mit einem Kissen; dies unterstützt die aufrechte<br />
Körperhaltung. Zusammen essen, in Gemeinschaft mit andern Menschen,<br />
sollte so lange wie möglich beibehalten werden.<br />
Muss das Essen im Bett eingenommen werden, achten Sie<br />
auf eine gute Oberkörperlagerung:<br />
genügend lange Rückenstütze,<br />
Sitzposition so wählen, dass die Hüften am richtigen Ort geknickt<br />
werden,<br />
evtl. zur Entlastung eine Rolle (z.B. Frottiertuchrolle) unter die Beine<br />
legen.<br />
Ist die Person gefährdet für Wundliegen, soll sie nach dem Essen wieder<br />
eine andere Position einnehmen.<br />
Hilfsmittel für das Essen und Trinken<br />
Es gibt vielerlei Ess- und Trinkhilfen, mit denen auch bewegungseingeschränkte<br />
und schwache Menschen noch selber essen können. Besprechen<br />
Sie sich mit der betreuten Person und regen Sie an, Hilfsmittel<br />
entsprechend auszusuchen und anzuwenden, auch wenn es zu Beginn<br />
etwas Überwindung braucht.<br />
Eine Ergotherapeutin, die Spitex oder eine Hilfsmittelstelle beraten Sie<br />
gern.<br />
Einer betreuten Person beim Essen helfen<br />
Setzen Sie die Person bequem an den Tisch oder lagern Sie sie entsprechend<br />
im Bett.<br />
Schützen Sie ihre Kleider mit einer Serviette.<br />
Setzen Sie sich dazu.<br />
Reichen Sie die Mahlzeit.<br />
Schätzen Sie jeweils ein, wie viel die Person noch selber tun möchte<br />
oder kann. Sie können sie darin unterstützen, indem Sie zum Beispiel<br />
ihre Hand mit dem Besteck führen. Sie öffnet dann meist von selbst<br />
den Mund. Sie kann so auch das Esstempo besser selber bestimmen.<br />
Welche Hilfsmittel könnten<br />
ihr das Essen und Trinken<br />
erleichtern?
48 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Essen und Trinken<br />
Bei sehr schwachen Menschen können Sie auch mit dem Besteck<br />
an der Unterlippe streicheln und etwas zum Kosten geben (Geruch,<br />
Geschmack), damit sie den Mund öffnen.<br />
Fragen Sie die betreute Person, was sie jetzt und was als Nächstes<br />
essen möchte.<br />
Geben Sie der betreuten Person Gelegenheit, nach dem Essen den<br />
Mund zu spülen, die Zähne zu putzen, die Hände zu waschen usw.,<br />
je nach Gewohnheit.<br />
Sorgen Sie nach den Mahlzeiten für eine andere Sitzposition oder<br />
eine bequeme Lagerung im Bett.<br />
Nehmen Sie sich für diese Hilfeleistung genügend Zeit und versuchen<br />
Sie, zum Essen eine angenehme Stimmung zu schaffen.<br />
Keine Lust zum Essen?<br />
Ältere Menschen haben oft wenig oder gar keinen Appetit. Das ist nicht<br />
einfach hinzunehmen, da länger dauernde Appetitlosigkeit zusätzlich zu<br />
gesundheitlichen Störungen führen kann. Fehlender Appetit oder fehlende<br />
Lust am Essen kann verschiedene Ursachen haben:<br />
Einschneidende Lebensereignisse, wie zum Beispiel der Verlust einer<br />
nahe stehenden Person, eine schwerwiegende Diagnose.<br />
Eine versteckte Depression.<br />
Fehlende Kontakte.<br />
Verminderte Geruchs- und Geschmacksempfindungen (alles<br />
schmeckt fad, gleich).<br />
Kau-, Schluckbeschwerden, Übelkeit/Erbrechen.<br />
Krankheiten, die den Appetit beeinträchtigen.<br />
Bestimmte Medikamente.<br />
So helfen Sie mit, dass der Appetit der betreuten Person<br />
wieder besser wird:<br />
Laden Sie jemanden ein, der der Person besonders zugetan ist (z.B.<br />
Enkel, Freunde).
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Essen und Trinken 49<br />
Kochen Sie bevorzugte Gerichte, die schon beim Zubereiten fein duften<br />
und gluschtig aussehen.<br />
Erkundigen Sie sich bei einer Ernährungsberatung über Besonderheiten<br />
einer Diät oder Schonkost und ihre optimale Zubereitungsart.<br />
Reichen Sie ein Glas Fruchtsaft (möglichst frisch) vor dem Essen; das<br />
regt den Appetit an.<br />
Erkundigen Sie sich, ob die Krankheiten, an denen die betreute Person<br />
leidet, Appetitlosigkeit verursachen.<br />
Klären Sie mit der Ärztin, ob bestimmte Medikamente, die eingenommen<br />
werden, zu Appetitlosigkeit führen.<br />
Reichen Sie mehrmals täglich kleinere Zwischenmahlzeiten, die wertvolle<br />
Nahrungsbestandteile enthalten und von der betreuten Person<br />
geschätzt werden: z.B. ein Joghurt oder Quark mit Früchten angereichert,<br />
ein Stück Brot und etwas Käse. Kleine Mengen vermögen sie<br />
wahrscheinlich eher ansprechen als eine grössere Portion zu den<br />
Hauptmahlzeiten.<br />
Wenn das Kauen schwierig wird<br />
Fehlende Zähne und schlecht sitzende Prothesen, entzündetes Zahnfleisch<br />
oder Pilze auf der Mundschleimhaut machen oft im Alter das<br />
Kauen beschwerlicher. Schlecht gekaute Nahrungsmittel werden aber<br />
schlechter verdaut und schwierig zu kauende Nahrungsmittel werden<br />
weggelassen. Das kann zu mangelhafter und einseitiger Ernährung beitragen.<br />
Achten Sie darauf, dass Sie<br />
täglich zur Zahn- und Mundhygiene anregen; wenn nötig die Zahnbzw.<br />
Prothesenpflege selber ausführen,<br />
darauf aufmerksam machen, dass schlecht sitzende Prothesen und<br />
wunde Stellen im Mund, die das Essen erschweren, von einer Fachperson<br />
behoben werden sollten,<br />
trotz Kaubeschwerden täglich frisches Obst und Gemüse sowie Salate<br />
anbieten: geraffelt, püriert, weich gekocht oder als Saft gepresst,<br />
bei einfachen Mundschleimhautentzündungen Spüllösungen aus<br />
Salbei- oder Kamillentee mehrmals täglich zum Spülen anbieten. Bessert<br />
sich die Entzündung nicht oder nehmen die Kaubeschwerden<br />
oder Schmerzen zu, kontaktieren Sie die Spitex.<br />
Mit welchen Lieblingsgerichten<br />
kann ich ihr<br />
eine Freude machen?<br />
Wo kann ich mich<br />
über eine Spezialdiät<br />
beraten lassen?
Welche Probleme sind<br />
bezüglich Kauen<br />
und Schlucken festzustellen?<br />
Wo brauche ich Rat?<br />
50 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Essen und Trinken<br />
Schluckbeschwerden<br />
Schluckbeschwerden müssen ärztlich abgeklärt werden. Sie können<br />
viele Ursachen haben und zu Komplikationen führen: Verschlucken mit<br />
Husten, Würgen, Angst- und Panikreaktionen, Erstickungsgefahr.<br />
Wenn das Schlucken beschwerlich, aber noch möglich ist, können<br />
Sie es so erleichtern:<br />
Die betreute Person in aufrechte, sitzende Haltung bringen und darauf<br />
achten, dass der Kopf gerade oder leicht nach vorne gebeugt ist.<br />
Die Nahrungsmittel weich kochen, aber so, dass noch eine gewisse<br />
Konsistenz im Mund spürbar ist, die den Schluckvorgang positiv<br />
unterstützt.<br />
Wenn nötig die Nahrungsmittel pürieren. Im Allgemeinen ist dickflüssige<br />
Nahrung (z.B. Suppen) einfacher zu schlucken als dünnflüssige<br />
(Tee, Bouillon).<br />
Zeit lassen zum Kauen und Schlucken. Gespräche während der Mahlzeit<br />
eher meiden (Gefahr des Verschluckens).<br />
Bitten Sie die betreute Person darum, zu überprüfen oder überprüfen<br />
zu dürfen, ob nach den Mahlzeiten, Nahrungsreste in den Mundtaschen<br />
zurückgeblieben sind; diese sind sorgfältig zu entfernen.<br />
Ist die betreute Person beispielsweise halbseitig gelähmt, lassen Sie sich<br />
schon im Spital oder von der Spitex erklären und zeigen, wie Sie ihr am<br />
besten beim Essen helfen können.<br />
Kann die betreute Person nicht mehr schlucken, lassen Sie sich ebenfalls<br />
beraten und je nach getroffenen Massnahmen darin anleiten.<br />
Achtung: «Verschlucken»<br />
Wenn sich die betreute Person verschluckt, den Oberkörper so weit<br />
wie möglich nach vorne beugen lassen und kräftig auf den Rücken<br />
klopfen.<br />
Verschlechtert sich der Zustand rasch (blaue Lippen, getrübtes Bewusstsein),<br />
rufen Sie ärztliche Hilfe herbei.<br />
Hilfsmittel für Essen und Trinken:<br />
Spezial-Trinkgläser oder -becher<br />
Tellerrand oder Spezialteller<br />
Spezialbesteck<br />
Teller-Gleitschutz
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Essen und Trinken 51<br />
Übelkeit / Erbrechen<br />
Übelkeit beeinträchtigt den Appetit. Ursachen sind Medikamente oder<br />
spezifische Krankheiten. Erkundigen Sie sich bei einer Pflegefachperson<br />
oder beim Arzt, in welcher Form Erleichterungen möglich sind.<br />
Kommt zur Übelkeit auch Erbrechen hinzu, so führt dies bei älteren Menschen<br />
rasch zu Austrocknung und Verschlechterung des Allgemeinzustandes.<br />
Muss eine Person über längere Zeit immer wieder erbrechen,<br />
sollte die Ursache geklärt werden, damit entsprechende Vorkehrungen<br />
getroffen werden können.<br />
Besonders wichtig ist es, in folgenden Situationen ärztliche Hilfe zu<br />
holen:<br />
Erbrechen begleitet von Magen- und Darmschmerzen<br />
Erbrechen mit Geruch des Erbrochenen nach Stuhl<br />
Erbrechen mit Beimengungen von frischem Blut oder angedautem<br />
Blut (kaffeesatzähnlich)<br />
Was Sie tun können:<br />
Stützen Sie die betroffene Person (evtl. aufsetzen lassen oder in Seitenlage<br />
bringen).<br />
Helfen Sie ihr beim Entfernen der Prothese.<br />
Halten Sie ein Auffanggefäss hin und Papiertaschentücher bereit.<br />
Geben Sie anschliessend Gelegenheit, den Mund zu spülen und sich<br />
frisch zu machen (evtl. Bettzeug wechseln).<br />
Falls Sie glauben, einen Arzt beiziehen zu müssen, heben Sie das<br />
Erbrochene auf.<br />
Je nach Situation geben Sie kaffeelöffelweise (z.B. Schwarztee) zu<br />
trinken.<br />
Und die Medikamente?<br />
Im Alter verändern sich Organe und Gewebe. Medikamente wirken dann<br />
oft anders als bei jüngeren Menschen. Sie werden meist langsamer aufgenommen,<br />
verteilt, abgebaut und ausgeschieden. Für jüngere Menschen<br />
bestimmte Dosierungen und Medikamenten-Kombinationen gelten<br />
nicht in gleicher Art für ältere. Diese nehmen zudem oft Medikamente<br />
für verschiedene Krankheiten und Beschwerden gleichzeitig ein. Bei bestimmten<br />
Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmitteln kann es sein, dass<br />
sich die Probleme nicht bessern, auch wenn die Dosis erhöht wird.<br />
Welche Medikamente<br />
müssen wie verabreicht<br />
werden?
Welche Trinkgewohnheiten<br />
hat die betreute<br />
Person, was trinkt<br />
sie gern?<br />
Welche Tageszeiten<br />
geben Gelegenheit,<br />
gemeinsam Tee oder<br />
Fruchtsäfte zu trinken?<br />
52 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Essen und Trinken<br />
Helfen Sie mit, indem Sie<br />
die Häufigkeit der Einnahmen, die Medikamentendosis, den Zeitpunkt<br />
der Verabreichung und die Verabreichungsart einhalten,<br />
nicht von sich aus Dosierungen verändern,<br />
vor allem mit Selbstmedikation besonders vorsichtig umgehen,<br />
die Packungsbeilagen lesen (evtl. beim Arzt rückfragen zum besseren<br />
Verständnis der Verordnung, der Wirkungen und Nebenwirkungen,<br />
der Verabreichungsempfehlungen),<br />
die Wirkungen und Nebenwirkungen genau beobachten, z.B. Müdigkeit,<br />
Schwindel, Vergesslichkeit, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Verwirrtheit;<br />
entsprechend weiterleiten,<br />
sich Reservemedikamente und ein entsprechendes Dosierungsschema<br />
verordnen lassen (vor allem bei starken Schmerzen).<br />
Achtung: Auf das Durstgefühl<br />
können Sie sich nicht verlassen!<br />
Viele Menschen haben im Alter weniger Durst. Sie trinken dann oft zu<br />
wenig. Das kann zu Schwäche, Schläfrigkeit, Austrocknung und Verwirrung<br />
führen.<br />
Stellen Sie immer genügend Flüssigkeit bereit; am besten ungesüsstes<br />
Mineralwasser, Tee, Fruchtsäfte.<br />
Erinnern Sie die betreute Person immer wieder ans Trinken und helfen<br />
Sie ihr notfalls dabei (evtl. die Trinkmenge notieren).<br />
An heissen Tagen, bei Fieber, Erbrechen und Durchfall ist es besonders<br />
wichtig, genügend Flüssigkeit anzubieten.<br />
Pro Tag sollten es 1 bis 1,5 Liter sein (sofern keine ärztliche Verordnung<br />
dies einschränkt).<br />
Denken Sie daran, dass:<br />
Kaffee, Schwarztee und Alkohol bei der Flüssigkeitsmenge nicht<br />
eingerechnet werden sollen, da sie dem Körper eher Flüssigkeit<br />
entziehen.<br />
Alkoholische Getränke mit Mass auch bei kranken Personen für Abwechslung<br />
und eine besondere Note sorgen können, wenn nicht<br />
aus ärztlicher Sicht oder andern Überlegungen darauf verzichtet<br />
werden sollte.
Die Ausscheidung<br />
Sich hier helfen zu lassen,<br />
ist für viele unangenehm.<br />
Einfühlung ist gefragt.
Inhalt<br />
In diesem Kapitel:<br />
Selbstständig:<br />
so viel und so lange<br />
wie möglich ......... 54<br />
Durchfall .............. 56<br />
Verstopfung ......... 57<br />
Urininkontinenz .... 58<br />
Stuhlinkontinenz ...59<br />
Mit welchen Gefühlen<br />
gehe ich an diese<br />
Dinge heran? Welche<br />
Gefühle löst dies<br />
beim andern aus?<br />
54 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Ausscheidung<br />
Das ist für alle Beteiligten ein heikles Gebiet. Nicht mehr<br />
allein auf die Toilette gehen zu können, wird oft als beschämend<br />
und peinlich empfunden. Kommen Durchfall,<br />
Verstopfung, Urin- oder Stuhlinkontinenz dazu, wird es<br />
noch problematischer. Für beide Seiten ist dies oft ein<br />
unangenehmer Teil des Pflegens. Die folgenden Hinweise<br />
können diese Dinge für die betreute Person und auch für<br />
Sie einfacher machen.<br />
Selbstständig: so viel und so lange<br />
wie möglich<br />
Hier kommt es ganz besonders darauf an, dass die betreute Person<br />
dieses «private» Geschäft weitgehend selbstständig und ungestört verrichten<br />
kann. Es lohnt sich deshalb, sie so lange wie möglich zur Toilette<br />
zu <strong>begleiten</strong>. Das unterstützt auch die Beweglichkeit. Jeder Tag kann<br />
dabei unterschiedlich verlaufen und verlangt viel Anpassungsfähigkeit.<br />
So können Sie zur Selbstständigkeit<br />
beitragen<br />
Toilette / Badezimmer entsprechend einrichten: Teppiche entfernen<br />
(Stolpergefahr); Haltegriffe anbringen lassen (erhöht die Sicherheit);<br />
Aufsatz für das WC (erleichtert z.B. das Aufstehen), Closomat einbauen<br />
(erleichtert die Reinigung).<br />
Ein neben dem Bett gut fixierter Toilettenstuhl ist vor allem nachts<br />
hilfreich.<br />
Urinflasche und Bettschüssel in Griffnähe legen, sodass die betreute<br />
Person sie leicht erreichen und selber benutzen kann.<br />
Vielleicht braucht die betreute Person zusätzlich Ihre Hilfe beim Entkleiden,<br />
bei der Reinigung und beim Ankleiden; klären Sie dies immer<br />
wieder neu ab.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Ausscheidung 55<br />
Taktgefühl und die richtigen Handgriffe<br />
helfen<br />
Wenn die Ausscheidungen im Bett erfolgen, ist folgendes Vorgehen hilfreich:<br />
Fragen Sie die betreute Person nach ihrem gewohnten Rhythmus für<br />
Stuhlgang und Urinieren und richten Sie sich danach.<br />
Machen Sie ein Zeichen ab, welches das Bedürfnis zur Ausscheidung<br />
klar signalisiert (Glocke, Klopfzeichen).<br />
Wenn ein Mann die Urinflasche nicht mehr selber handhaben kann,<br />
fassen Sie den Penis an der Wurzel und führen ihn in die Flaschenöffnung<br />
ein. Klemmen Sie die Flasche zwischen den Beinen fest.<br />
Beim Entfernen der Flasche Reinigungspapier bereithalten, sodass sich<br />
der betreute Mann selber abtupfen kann.<br />
Zum Einschieben der Bettschüssel bitten Sie die betreute Person das<br />
Kreuz etwas vom Bett abzuheben oder sich auf die Seite zu drehen,<br />
die ihr angenehmer ist.<br />
Stuhlgang im Bett<br />
Jetzt schieben Sie die Bettschüssel so unter das Gesäss, dass die<br />
betreute Person das Gefühl hat, gut zu sitzen, sodass sie ohne<br />
Bedenken Stuhl und Urin gehen lassen kann.<br />
Männer brauchen zusammen mit der Bettschüssel immer auch eine<br />
Urinflasche!<br />
Lassen Sie die betreute Person jetzt allein und geben Sie ihr genügend<br />
Zeit.<br />
Zum Entfernen die Bettschüssel am Griff festhalten, während sich die<br />
betreute Person zur Seite dreht, und dann sorgfältig hervorziehen. In<br />
der Seitenlage können Sie die betreute Person am besten reinigen<br />
und waschen.<br />
Entsorgen Sie die Ausscheidungen sofort. Geben Sie Gelegenheit zum<br />
Händewaschen und lüften Sie den Raum.<br />
Welche Rituale,<br />
Gewohnheiten sind<br />
speziell zu beachten?<br />
Kann und will ich<br />
diesen Teil der Pflege<br />
übernehmen?
Was könnte die<br />
Ursache des Durchfalls<br />
sein?<br />
Welche Massnahmen<br />
haben sich bei Durchfall<br />
bewährt?<br />
56 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Ausscheidung<br />
Hat die betreute Person einen Urinkatheter oder einen künstlichen<br />
Darmausgang, lassen Sie sich bereits im Spital oder von der Spitex<br />
erklären und zeigen, wie Sie damit umgehen können.<br />
Durchfall<br />
Bei älteren Menschen ist Durchfall eine ernst zu nehmende Störung. Er<br />
beeinträchtigt rasch das Allgemeinbefinden und lässt die Kräfte schwinden.<br />
Es droht Austrocknen durch Salzverlust. Dauert Durchfall über Stunden<br />
an, ist er von Fieber oder starken Schmerzen begleitet oder stellen<br />
Sie Blut im Stuhl fest, so sollten Sie die Ärztin beiziehen (Blut aus den<br />
unteren Verdauungsorganen ist frisch und rot, Blut aus den oberen<br />
Verdauungsorganen ist schwarz).<br />
Weil der dünnflüssige Stuhl die Haut zusätzlich reizt, besteht die Gefahr<br />
von Wundliegen.<br />
Die Ursachen einer Durchfallerkrankung sind vielfältig. Unverträglichkeit<br />
von Nahrungsmitteln oder Medikamenten, Darminfektionen zum Beispiel<br />
durch Viren, verdorbene Nahrungsmittel, aber auch grosse Aufregung<br />
können Durchfall verursachen.<br />
Wie Sie helfen können, die Situation<br />
zu erleichtern<br />
Schlagen Sie vor, Kleider zu tragen, die rasch geöffnet und gut dehnbar<br />
sind. Einlagen schützen zudem die Kleider, wenn der Weg aufs<br />
WC nicht schnell genug erfolgen kann.<br />
Ist die Person bettlägerig, schützen Sie die Bettwäsche und legen Sie<br />
Einlagen unter das Gesäss.<br />
Sorgen Sie dafür, dass die Region um den After nach jedem Stuhlgang<br />
sorgfältig gereinigt, gewaschen und getrocknet wird (Ihre Hilfe<br />
ist nun ganz wichtig). Schützen Sie die Haut der betreuten Person<br />
mit einer gut verträglichen Fett- oder Zinkcreme, die dem Wundwerden<br />
etwas entgegenwirkt.<br />
Bitten Sie darum, viel zu trinken (vorzugsweise Tee mit wenig Zucker,<br />
eine schwache Bouillon oder Wasser).<br />
Bieten Sie Nahrungsmittel, die eher stopfen, wie geriebene Äpfel, zerdrückte<br />
Banane, Hafer- oder Reisschleim, Rüeblisuppe, Zwieback.<br />
Stopfende Medikamente sollten nur auf ärztliche Empfehlung eingenommen<br />
werden.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Ausscheidung 57<br />
Wenden Sie alle Massnahmen zum Verhindern des Wundliegens<br />
unmittelbar an.<br />
Verstopfung<br />
Ob jemand unter Verstopfung leidet, ist nur aufgrund des individuellen<br />
Rhythmus feststellbar: dreimal wöchentlich bis zweimal täglich. Von Verstopfung<br />
wird dann gesprochen, wenn die Person:<br />
deutlich weniger Stuhlgang hat als gewohnt,<br />
das Gefühl hat, den Darm nicht richtig entleeren zu können,<br />
stark pressen muss und nur kleine harte Knollen kommen<br />
(manchmal auch von Schmerzen begleitet),<br />
ein Völlegefühl oder Schmerz- und Druckgefühle im Oberbauch<br />
hat,<br />
einmal unter Verstopfung, dann unter Durchfall leidet.<br />
Was Sie tun können, wenn jemand<br />
an Verstopfung leidet<br />
Kochen Sie abwechslungsreich und mit viel Fasern (Gemüse, Früchte,<br />
Vollkornprodukte); erkundigen Sie sich bei einer Ernährungsberatungsstelle,<br />
falls Ihnen dies sinnvoll erscheint.<br />
Beachten Sie die Trinkmenge und halten Sie zum Trinken an (Wasser,<br />
Fruchtsäfte, Fencheltee im Wechsel mit andern Sorten). Manchmal<br />
hilft es, wenn Sie vor dem Aufstehen ein Glas lauwarmes Wasser anbieten.<br />
Das kann die Stuhltätigkeit anregen.<br />
Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre im Haus und im Krankenzimmer<br />
und respektieren Sie den gewohnten Rhythmus der Nahrungsaufnahme<br />
über den Tag verteilt.<br />
Laden Sie zum Aufstehen oder Spazieren ein, damit über die Bewegung<br />
der Darm angeregt wird.<br />
Bieten Sie Quellmittel an, wenn die betreute Person damit gute Erfahrungen<br />
gemacht hat: Joghurt mit einem Löffel Leinsamen oder<br />
Weizenkleie zum Frühstück, zusammen mit viel Flüssigkeit, damit<br />
diese Zutaten im Darm aufquellen können. Am Vorabend eingeweichte<br />
Feigen, Dörrpflaumen oder -zwetschgen, genossen mit dem<br />
Einweichwasser.<br />
Was veranlasst mich,<br />
eine ärztliche Untersuchung<br />
vorzuschlagen?<br />
Wie hat die betreute<br />
Person bis jetzt ihre<br />
Verstopfung in<br />
den Griff gekriegt?
Welche Ursachen der<br />
Urin- oder der Stuhlinkontinenzbestehen?<br />
Was ist konkret<br />
dagegen zu tun?<br />
Was bedeutet für mich<br />
die Pflege einer Person<br />
mit Urininkontinenz<br />
oder/und Stuhlinkontinenz?<br />
58 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Ausscheidung<br />
Beachten Sie, dass manche Menschen eine fixe Zeit zur Stuhlentleerung<br />
haben.<br />
Geben Sie nicht von sich aus Abführmittel, sondern lassen Sie sich<br />
vom Arzt entsprechend beraten.<br />
Urininkontinenz<br />
Urininkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem. Harn zu lassen, wenn<br />
man nicht auf der Toilette ist, ohne dies verhindern zu können oder es<br />
zu merken, beschäftigt viele ältere Menschen.<br />
Beim Mann sind beispielsweise Erkrankungen der Prostata mit Inkontinenzproblemen<br />
verbunden, die sich ganz unterschiedlich äussern: z.B.<br />
ist der Harnstrahl schwach und das Wasserlösen geht lange und es tröpfelt<br />
nach; es bleibt ein Gefühl, die Blase nicht richtig entleert zu haben.<br />
Bei der Frau ist oft eine schwache Beckenbodenmuskulatur Auslöser der<br />
Urininkontinenz: Die Probleme beginnen schon recht früh und ganz harmlos,<br />
z.B. indem einige Tropfen Urin beim Lachen, Husten, später dann<br />
auch beim Bücken, Treppensteigen oder beim Tragen schwerer Lasten<br />
verloren gehen.<br />
Es gibt jedoch auch andere Ursachen, wie z.B. Verwirrtheit und Blasenentzündungen.<br />
Eine sorgfältige ärztliche Abklärung ist in jedem Fall nötig.<br />
Mit einer Urininkontinenz sind vor allem Schamgefühle verbunden; darüber<br />
spricht man nicht und weiss deshalb nicht, dass es andern auch so<br />
geht und wie diese Menschen gelernt haben, damit umzugehen.<br />
In der Betreuung und Pflege ist dies sicher ein heikler Punkt. Es verlangt<br />
von den Begleitpersonen viel Einfühlungsvermögen.<br />
Wie können Sie hilfreich unterstützen?<br />
Wenn Sie vermuten, dass eine Inkontinenz vorliegt, versuchen Sie dies<br />
anzusprechen. Bieten Sie an, die Person zum Arzt zu <strong>begleiten</strong>, um<br />
die Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten zu klären.<br />
Erkundigen Sie sich nach Einlagen, die je nach Ausmass der Urininkontinenz<br />
ganz unterschiedlich sind, und bieten Sie diese zum<br />
Ausprobieren an.<br />
Unterstützen Sie die betreute Person in ihren Bemühungen, falls sie<br />
Ihnen ihr Problem anvertraut: Beckenbodenübungen, genug trinken,<br />
soziale Kontakte aufrechterhalten, den Tagesablauf so planen, dass<br />
regelmässig ein Toilettenbesuch möglich ist, Hilfe beim Wechseln der<br />
Einlagen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Ausscheidung 59<br />
Ist die Person auf Pflege angewiesen und leidet unter Urininkontinenz,<br />
sind folgende Tipps hilfreich:<br />
Achten Sie darauf, dass die Person trotzdem genügend trinkt. Eine<br />
Urininkontinenz ist mit einer verminderten Trinkmenge nicht in den<br />
Griff zu kriegen, sondern dies führt zu zusätzlichen gesundheitlichen<br />
Störungen!<br />
Versuchen Sie herauszufinden, in welchen Abständen die Person die<br />
Toilette aufsucht oder Harndrang zum Ausdruck bringt, und halten<br />
Sie sich an diesen Rhythmus, indem Sie die Person zur Toilette <strong>begleiten</strong><br />
oder die Bettschüssel reichen.<br />
Bieten Sie Kleider mit Klett- oder Reissverschlüssen, die sich leicht und<br />
schnell öffnen lassen.<br />
Sind Inkontinenz-Einlagen nötig, wechseln Sie diese häufig; so werden<br />
unangenehme Gerüche, aber auch Hautreizungen durch Urin,<br />
Entzündungen sowie Pilzbefall verhindert. Bedenken Sie, dass es<br />
schwierig, vielleicht beschämend ist, sich dabei helfen lassen zu müssen.<br />
Waschen Sie die Intimregion häufig, jedoch besser ohne Seife oder<br />
dann mit einer speziellen Seife für den Intimbereich. Tupfen Sie die<br />
Haut gut trocken und cremen Sie die heiklen Stellen ein.<br />
Stuhlinkontinenz<br />
Stuhl verlieren, ohne die Kontrolle darüber zu haben, ist für die Betroffenen<br />
oft noch peinlicher und belastender als Urininkontinenz. Ursachen<br />
dafür können zum Beispiel sein:<br />
Darmerkrankungen<br />
Lähmungen des Schliessmuskels<br />
Erschöpfung, z.B. bei Grippe<br />
Verwirrtheit<br />
Auch hier ist eine ärztliche Abklärung wichtig.<br />
Was kann ich anbieten,<br />
damit es für uns beide<br />
einfacher ist, mit der<br />
Inkontinenz zu leben?
Gibt es die Möglichkeit,<br />
die Einlagen über<br />
die Krankenkasse abrechnen<br />
zu können?<br />
60 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Die Ausscheidung<br />
Was gilt in der Betreuung und Pflege?<br />
Grundsätzlich gelten die gleichen Tipps, wie sie bei der Urininkontinenz<br />
beschrieben sind:<br />
Für genügend Flüssigkeit sorgen.<br />
Signale für den Toilettengang ernst nehmen; ein regelmässiger<br />
Toilettengang, z.B. nach dem Frühstück, kann helfen, die Kontrolle<br />
über den Darm zu verbessern.<br />
Einlagen bieten, die vermehrt Sicherheit geben, z.B. während sozialer<br />
Kontakte.<br />
Sobald nötig, die Einlagen wechseln und für eine gute Intimpflege<br />
sorgen.<br />
Abwechslungsreiche und faserreiche Nahrungsmittel anbieten, die<br />
einer Verstopfung vorbeugen und für weichen Stuhlgang sorgen.<br />
Hilfsmittel für Stuhlgang und Urinieren:<br />
erhöhter Toilettensitz<br />
Closomat<br />
Toilettenstuhl<br />
Haltegriffe<br />
Bettschüssel, «Schiffli», Urinflasche<br />
Einlagen und Fixhosen
Lebensqualität trotz<br />
Einschränkungen<br />
Wenn Sinne und geistige Fähigkeiten<br />
nachlassen, sind <strong>Pflegend</strong>e<br />
besonders herausgefordert.
Inhalt<br />
In diesem Kapitel:<br />
Wenn das Gehör<br />
schlechter wird ..... 62<br />
Wenn die Sehkraft<br />
abnimmt .............. 64<br />
Sprach- oder<br />
Sprechstörung? .... 65<br />
Demenzkranke<br />
Menschen<br />
betreuen .............. 67<br />
Wenn die betreute<br />
Person depressiv<br />
wird ..................... 71<br />
Wie geht die betreute<br />
Person mit ihrer<br />
Schwerhörigkeit um?<br />
62 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen<br />
Krankheiten der Sinnesorgane, Veränderungen der geistigen<br />
Fähigkeiten oder psychische Störungen können das<br />
Pflegen und Begleiten zusätzlich erschweren. In jedem Fall<br />
ist es ganz wichtig, genau abklären zu lassen, um was für<br />
eine Krankheit es sich handelt und welche Therapien,<br />
Behandlungen und Unterstützungsmöglichkeiten es gibt.<br />
Dieses Kapitel kann nur ganz allgemein aufzeigen, wie<br />
sich solche Veränderungen für Sie und die betreute Person<br />
auswirken und welche Unterstützungen hilfreich sein<br />
könnten. Fachpersonen und Angehörige mit entsprechenden<br />
Erfahrungen sind gerne bereit, zu beraten und diese<br />
weiterzugeben.<br />
Wenn das Gehör schlechter wird<br />
Bei vielen älteren Menschen verschlechtert sich das Gehör. Es kann sein,<br />
dass sie nur gewisse Laute nicht mehr hören (Hören mit Lücken) oder<br />
dass sie alles schlechter hören. Weil dies meist allmählich eintritt, merkt<br />
es die betreute Person vielleicht über längere Zeit gar nicht, oder es fällt<br />
ihr schwer, dazu zu stehen.<br />
Reagiert die betreute Person nicht oder falsch, wenn sie zu etwas aufgefordert<br />
wird? Nimmt sie an Gesprächen nicht mehr teil? Sprechen Sie<br />
mit ihr über diese Beobachtungen. Erklären Sie ihr, wie die Schwerhörigkeit<br />
das Zusammenleben und Ihre Betreuungsarbeit schwieriger<br />
macht. Schlagen Sie vor, die Schwerhörigkeit ärztlich abzuklären. Je<br />
früher dies geschieht, desto eher lässt sich das noch vorhandene Gehör<br />
erhalten.<br />
Ein gut angepasstes Hörgerät bringt meistens eine Verbesserung. Die<br />
betreute Person kann auch lernen, von den Lippen abzulesen.<br />
So unterstützen Sie die Teilnahme<br />
an einem Gespräch<br />
Sprechen Sie deutlich und langsam in ganz normaler Lautstärke.<br />
Machen Sie einfache Sätze ohne Fremdwörter.<br />
Unterstützen Sie mit Ihrem Gesichtsausdruck und Ihren Händen das<br />
Gesagte.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen 63<br />
Achten Sie darauf, dass die betreute Person Ihr Gesicht gut sehen kann.<br />
Sind mehrere Personen am Gespräch beteiligt, achten Sie darauf, dass<br />
jeweils nur eine spricht, der Person mit der Hörbehinderung zugewandt.<br />
Lärmquellen wie Hintergrundmusik, Radio, TV usw. während des<br />
Gesprächs ausschalten.<br />
Fragen Sie nach, ob die betreute Person Sie richtig verstanden hat.<br />
Allgemeine Anregungen:<br />
Vergessen Sie nicht, dass Gespräche für eine hörbehinderte Person<br />
sehr anstrengend sind und sie rasch ermüdet. Machen Sie Pausen!<br />
Bieten Sie der hörbehinderten Person an, sie zu wichtigen Gesprächen<br />
zu <strong>begleiten</strong> und bei der Verständigung zu helfen.<br />
Wenn Sie eine hörbehinderte Person ansprechen wollen, gehen Sie<br />
von vorn auf sie zu, damit sie Sie kommen sieht.<br />
Ein Hörgerät richtig tragen und pflegen<br />
Die knifflige Handhabung, Krankheit oder zunehmende Schwäche<br />
können es der betreuten Person verunmöglichen, ihr Hörgerät selber<br />
einzusetzen und zu pflegen. Ihre Hilfe ist jetzt ganz wichtig. Anleitungen<br />
zur Pflege und zum richtigen Einsetzen des Hörgerätes erhalten Sie<br />
bei den Hörmittelzentralen. Folgende Fragen können helfen, kleinere<br />
Pannen selber zu beheben:<br />
Ist das Hörgerät eingeschaltet?<br />
Ist die Lautstärke richtig eingestellt?<br />
Sind die Batterien des Hörgerätes aufgeladen?<br />
Ist das Ohrstück sauber und trocken?<br />
Pfeift das Gerät? Manchmal hilft es, das Gerät nochmals herauszunehmen<br />
und neu einzusetzen.<br />
Sitzt das Hörgerät schlecht?<br />
Stellen Sie defekte Kabel, brüchige Verbindungsstücke usw. fest?<br />
Bringen Sie es zur Überprüfung zum Hörakustiker.<br />
Hilfsmittel:<br />
Verstärker für die Hausglocke, das Telefon<br />
und das Radio- und Fernsehgerät<br />
Hörapparat(e)<br />
Welche Auswirkungen<br />
hat die Schwerhörigkeit<br />
auf unsere Beziehung?<br />
Was können wir gemeinsam<br />
verbessern?
Von welcher Art Sehstörung<br />
ist die betreute<br />
Person betroffen?<br />
Welche Hilfsmittel<br />
kommen dafür in<br />
Frage?<br />
64 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen<br />
Wenn die Sehkraft abnimmt<br />
Im Alter wird bei vielen Menschen die Sehkraft schwächer. Das kann fast<br />
unmerklich, aber auch ganz plötzlich auftreten. Achten Sie auf die Anzeichen:<br />
Erkennt die betreute Person Leute auf der Strasse nicht mehr?<br />
Hat sie Mühe beim Lesen, Stricken usw. oder wenn sie vom Hellen ins<br />
Dunkle kommt? Sprechen Sie über solche Beobachtungen.<br />
Es gibt ganz verschiedene Arten von Sehstörungen. Sie sollten so früh<br />
wie möglich vom Augenarzt abgeklärt werden. Nur so können rechtzeitig<br />
die nötigen Hilfsmassnahmen getroffen werden.<br />
Immer weniger oder gar nichts mehr sehen zu können, verunsichert und<br />
schränkt ein. Herumgehen, sich orientieren, essen, sich an- und ausziehen,<br />
Körperpflege und Toilette – alles wird schwieriger und langsamer.<br />
Hören, die Dinge ertasten, Menschen spüren werden wichtiger, müssen<br />
aber auch erlernt werden.<br />
So <strong>begleiten</strong> Sie sehbehinderte Menschen<br />
Wenn Sie eine sehbehinderte Person führen, stehen Sie seitlich neben<br />
sie und lassen Sie sie Ihren Oberarm fassen oder bei Ihnen «einhaken».<br />
Kündigen Sie Treppen, Randsteine, Hindernisse auf Kopfhöhe usw.<br />
frühzeitig und präzis an, indem Sie kurz anhalten und auf das kommende<br />
Hindernis aufmerksam machen.<br />
Führen Sie die Hand der sehbehinderten Person zur Stuhllehne, zu<br />
Geländern, Türfallen, Autotüren. Dann kommt sie meistens selber<br />
zurecht.<br />
Erklären Sie unbekannte Räume und Wege, führen Sie die sehbehinderte<br />
Person darin herum und zeigen Sie ihr, wo das WC, das Lavabo<br />
usw. sind.<br />
Bieten Sie Ihre Hilfe an, aber nur, so weit sie gewünscht wird. Besonders<br />
in einer vertrauten Umgebung können Sehbehinderte sehr<br />
vieles ohne Hilfe tun.<br />
Allgemeine Anregungen:<br />
Sehbehinderte sind mündige Menschen. Sie hören, was über sie<br />
gesagt wird, und können selber sagen, dass sie schlecht sehen. Im<br />
Restaurant können sie selber bestellen und bezahlen usw.<br />
Wenn Sie auf eine sehbehinderte Person zugehen oder ihr Zimmer<br />
betreten, nennen Sie Ihren Namen, bevor Sie sie berühren. Sagen Sie<br />
Ihr, wenn Sie weggehen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen 65<br />
Stellen und legen Sie in ihrem Zimmer oder ihrer Wohnung immer alles<br />
an denselben Ort. Schliessen Sie Schranktüren und Schubladen<br />
und lassen Sie nichts (am Boden) herumstehen, was nicht vertraut ist.<br />
Respektieren Sie die private Sphäre: Sagen Sie zum Beispiel, von wem<br />
Post gekommen ist. Lassen Sie die sehbehinderte Person das Couvert<br />
selber öffnen und lesen Sie ihr den Inhalt vor, wenn sie dies wünscht.<br />
Beim Essen hilft es, den Teller als Uhr zu betrachten. Dann können<br />
Sie zum Beispiel sagen «die Kartoffeln liegen zwischen 12 und 3 Uhr».<br />
Hilfsmittel:<br />
gute Lichtquellen<br />
spezielle Lesebrillen oder Leselupen<br />
Lesegerät<br />
Telefonapparat mit grossen Zahlen<br />
Bücher und Zeitschriften in Grossschrift, auf Tonträgern oder<br />
in Blindenschrift<br />
weisser Stock; Langstock (braucht entsprechendes Training)<br />
Sprach- oder Sprechstörung?<br />
Sprachstörungen entstehen oft durch einen Unfall oder durch Krankheit<br />
(z.B. Hirnschlag). Meistens wird dabei die linke Hälfte des Gehirns geschädigt.<br />
Sie äussern sich jedoch ganz verschieden. Manche Betroffene<br />
haben Mühe, Worte zu finden, können aber normal verstehen, lesen und<br />
schreiben; andere können wenig bis gar nichts mehr verstehen und auch<br />
nicht mehr lesen und schreiben. Darum ist es wichtig, genau zu wissen,<br />
welche Art von Störung vorliegt. Oft sind damit noch andere Beeinträchtigungen<br />
verbunden, z.B.:<br />
Schwierigkeiten beim Planen und Ausführen von Tätigkeiten.<br />
Konzentrations- und Aufmerksamkeits-Störungen.<br />
Lähmungen im Gesicht und beim Schlucken.<br />
Sehbehinderungen (eingeschränktes Gesichtsfeld oder Doppelsehen).<br />
Zeitliche und örtliche Orientierungsstörungen.<br />
Es gibt aber auch Sprechstörungen, bei denen die Betroffenen die Mundund<br />
Zungenmuskulatur nicht mehr richtig steuern können (z.B. bei<br />
Parkinson- oder Alzheimerkranken).<br />
Welche Anpassungen<br />
sind notwendig?<br />
Worin drückt sich die<br />
Störung der betreuten<br />
Person aus?
Wie beurteilen Fachleute<br />
die Sprach-<br />
bzw. Sprechstörung?<br />
Welche Kontakte,<br />
Anregungen können<br />
für mich hilfreich sein?<br />
66 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen<br />
Schlechter oder gar nicht mehr reden und andere verstehen können gibt<br />
den Betroffenen das Gefühl, ausgeschlossen und allein zu sein. Es<br />
ist sehr schwierig zu ertragen und kann zu Wutausbrüchen führen,<br />
wenn die Betroffenen etwas mitteilen möchten, aber nicht ausdrücken<br />
können.<br />
Eine Person mit einer Sprach- oder Sprechstörung betreuen ist sehr herausfordernd.<br />
Sie müssen mit ihr zusammen andere Formen und Wege<br />
finden, um sich zu verständigen. Informieren Sie sich über Hilfsmittel und<br />
Sprachtherapien. Lassen Sie sich wenn möglich gemeinsam beraten.<br />
Versuchen Sie, mindestens eine zweite Person zu gewinnen, die versucht<br />
und lernt, mit der sprachbehinderten Person in Kontakt zu kommen. So<br />
«hängt nicht alles an Ihnen», und Sie können auch mal Pause machen<br />
und auftanken.<br />
Menschen mit Sprach- oder Sprechstörungen<br />
<strong>begleiten</strong><br />
Konzentrieren Sie sich beim Gespräch ganz auf die betroffene Person.<br />
Tun Sie nichts anderes daneben. Nehmen Sie sich viel Zeit.<br />
Stellen Sie Nebengeräusche ab: Radio, Fernsehen, Musik usw.<br />
Halten Sie Blickkontakt. So merken Sie besser, ob Sie verstanden<br />
werden. Auch das Gesicht und die Augen können viel ausdrücken!<br />
Reden Sie mit einfachen Sätzen und mit Worten, welche die betreute<br />
Person von früher her kennt.<br />
Hilfreich sind oft Fragen, die mit Ja oder Nein (Kopfnicken und -schütteln)<br />
beantwortet werden können.<br />
Gegenstände zeigen, zeichnen, Bilder oder Fotos vorlegen – all dies<br />
kann die Verständigung erleichtern. Bleiben Sie kreativ!<br />
Wiederholen Sie, was Sie verstanden haben.<br />
Allgemeine Anregungen:<br />
Eine Person mit einer Sprach- oder Sprechstörung ist krank. Ihre geistige<br />
Leistungsfähigkeit ist normal, wenn nicht bereits andere Einschränkungen<br />
vorhanden waren.<br />
Informationen über Sprach- und Sprechstörungen (z.B. von Betroffenen<br />
oder Angehörigen in derselben Situation, aus Büchern, Vorträgen,<br />
bei der Schweizerischen Gemeinschaft für Aphasie) helfen<br />
Ihnen in dieser Situation.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen 67<br />
Hilfsmittel:<br />
Setztafeln mit Wörtern / Buchstaben<br />
Bildtafeln / Fotoblätter<br />
Gegenstände zum Zeigen<br />
elektronische Verständigungshilfen (z.B. Computer)<br />
Demenzkranke Menschen betreuen<br />
Nicht jeder verwirrte Mensch leidet zwangsläufig an einer Demenz. Vergesslichkeit<br />
beispielsweise alleine macht noch keine Demenz aus, und<br />
eine Demenz besteht nicht nur aus Vergesslichkeit. Es ist daher unerlässlich,<br />
die Ursachen der Verwirrtheit, befremdendes Verhalten und auffällige<br />
Persönlichkeitsveränderungen frühzeitig abzuklären. Manchmal<br />
sind die Veränderungen nur vorübergehend und behandelbar (z.B. im<br />
Zusammenhang mit Stoffwechselstörungen, Depressionen, Medikamenten,<br />
psychischen Belastungen).<br />
Eine sich entwickelnde Demenz ist keine normale Alterserscheinung, sondern<br />
eine Krankheit, in deren Verlauf die Hirnleistung fortschreitend<br />
beeinträchtigt wird.<br />
Was können Anzeichen einer beginnenden<br />
Demenz sein?<br />
Gedächtnisstörungen im Zusammenhang mit<br />
Sprachproblemen;<br />
dem Erkennen von Menschen und Gegenständen;<br />
dem Sich-zurecht-Finden in der vertrauten Umgebung;<br />
der Beeinträchtigung des Denk- und Urteilsvermögens.<br />
Diese Anzeichen wirken sich auf die Persönlichkeit und das Verhalten<br />
der Betroffenen aus, was für die betreuenden Angehörigen sehr belastend<br />
sein kann.<br />
Geeignete Medikamente können oft die Auswirkungen mildern oder in<br />
einem frühen Stadium das Fortschreiten der Krankheit vorübergehend<br />
verzögern.<br />
Wer kann mich unterstützen<br />
und die Verständigung<br />
ebenfalls<br />
«erlernen»?<br />
Beobachte ich Veränderungen,<br />
die mich<br />
beunruhigen?
Was befürchte ich<br />
alles, wenn die<br />
Diagnose «Demenzkrank»<br />
lautet?<br />
68 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen<br />
Was können Sie als <strong>begleiten</strong>de Person tun?<br />
Jeder demenzkranke Mensch ist aufgrund seiner individuellen Lebenssituation<br />
zu verstehen. Seine ganz persönliche Lebensgeschichte und das<br />
Verhalten der Menschen in seiner Umgebung bestimmen weitgehend,<br />
auf welche Art sich die Demenz auswirkt. Die Probleme jedoch, die sich<br />
daraus für die Pflege und das Zusammensein ergeben, erleben die<br />
meisten Familien auf ähnliche Weise.<br />
Holen Sie sich deshalb Informationen von Fachleuten (Vorträge, Bücher,<br />
Broschüren, Alzheimervereinigung) und von Menschen, die eine demenzkranke<br />
Person betreuen. Sie haben oft eigene gute Lösungen gefunden,<br />
die für Ihre Situation in der Pflege und Betreuung Anregungen geben<br />
können. Nur schon das Problem mit andern teilen können und spüren,<br />
dass Sie damit nicht allein sind, entlastet und ermutigt.<br />
Allgemeine Anregungen:<br />
An Demenz erkrankte Menschen sind sehr sensibel. Auch wenn sie<br />
nicht mehr auf die gewohnte Art kommunizieren können, nehmen<br />
sie vieles noch sehr genau wahr, vor allem Liebe und Zuwendung,<br />
aber auch Angst, Unsicherheit und Überforderung.<br />
Gewohnheiten geben oft eine gewisse Sicherheit. Sie können Ihre<br />
Arbeit erleichtern, wenn Sie die alltäglichen Gewohnheiten, die Stimmungen,<br />
die Ansichten und den Charakter, aber auch die Hobbys und<br />
Beschäftigungen einer demenzkranken Person gut kennen und einbeziehen.<br />
Ihr gesunder Menschenverstand und Ihre Erfindungsgabe<br />
sind gefragt.<br />
Helfen Sie so viel wie nötig, aber lassen Sie die erkrankte Person so<br />
viel wie möglich selber machen: Manchmal gelingt dies besser, wenn<br />
Sie dazu die Namen der gewohnten Gegenstände aussprechen, weil<br />
die Funktion dann besser erinnert werden kann. Es ist wichtig, dass<br />
Sie gut beobachten, ob die demenzkranke Person mit ihrer Aufgabe<br />
nicht überfordert ist. Überforderung kann zu impulsiven oder traurigen<br />
Reaktionen führen.<br />
Zeit haben und genügend Zeit einräumen ist ganz wichtig in der<br />
Betreuung und Pflege. Demenzkranke Menschen spüren, wenn Sie<br />
unter Zeitdruck stehen, und reagieren oft nervös, unruhig, ja<br />
aggressiv.<br />
Die betreute Person ernst nehmen, auch wenn Sie diese nicht verstehen<br />
oder ihr Verhalten nicht nachvollziehen können. Sie in «ihrer<br />
Welt» lassen, aber trotzdem mit ihr reden.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen 69<br />
Ruhig und geduldig bleiben, wenn z.B. Gegenstände, Personen, die<br />
Umgebung nicht mehr erkannt werden: Das gibt der betreuten Person<br />
Sicherheit.<br />
Humor und Lachen können manchmal Wunder bewirken, lenken ab<br />
und entschärfen schwierige Situationen.<br />
Spezifische Probleme:<br />
Ausscheidungsprobleme: Es kann sein, dass die erkrankte Person<br />
Mühe hat, ihrem Bedürfnis nach Ausscheidung selbstständig nachzukommen.<br />
Sie können dabei behilflich sein, indem Sie<br />
– in regelmässigen Abständen, z.B. alle zwei Stunden, einen Gang<br />
zur Toilette vorschlagen;<br />
– auf Signale achten, die andeuten, dass die betreute Person den<br />
Drang zur Toilette verspürt (unruhig werden, mit den Händen den<br />
Unterleib halten, sich ausziehen);<br />
– die Toilettentür offen lassen. Der Blick auf die Toilettenschüssel hilft,<br />
sich daran zu erinnern.<br />
Mit der Zeit können demenzkranke Menschen Urin und Stuhl nicht<br />
mehr halten. Lassen Sie sich beraten, es gibt gute Hilfsmittel.<br />
Unruhe: Demenzkranke Menschen sind manchmal sehr unruhig,<br />
wandern pausenlos in der Wohnung herum, räumen Schubladen aus,<br />
legen Dinge weg, «fälteln» ihr Kleid, klatschen dauernd in die Hände<br />
usw. Da kann es helfen, wenn Sie die betreute Person beschäftigen<br />
oder durch andere beschäftigen lassen (z.B. Aufenthalt in einer<br />
Tagesstätte organisieren).<br />
Aggressionen: Um damit umgehen zu können, brauchen Sie sehr<br />
viel Einfühlungsvermögen und Verständnis. Es ist wichtig zu wissen,<br />
dass eine Aggression immer eine Reaktion ist. Der demenzkranke<br />
Mensch reagiert in der ihm möglichen Weise auf eine Situation, mit<br />
der er überfordert ist. Versuchen Sie herauszufinden, was die betreute<br />
Person so aufregt: sich ohnmächtig und ausgeliefert fühlen, ein unbekanntes<br />
Geräusch, eine Begegnung mit einer Person oder einem<br />
Gegenstand, die nicht mehr erkannt werden, Angstgefühle oder<br />
Schmerzen. Je sorgfältiger und einfühlender Sie dies tun, umso eher<br />
kann sich die betroffene Person beruhigen.<br />
Wenn mit Weglaufen zu rechnen ist:<br />
– Viel Gelegenheit geben zum Spazieren und Sichbewegen. Häufig<br />
sind innere Unruhe und Spannung der Grund für das Weglaufen.<br />
– Die Nachbarn verständigen und um ihre Mithilfe bitten.<br />
– Kärtchen mit Name und Adresse an den Kleidungsstücken befestigen<br />
(Jackeninnenseite, Hosentasche usw.).<br />
Wo bekomme ich mehr<br />
Informationen über<br />
Demenzkranke?
Wo finde ich Anschluss<br />
und Entlastung?<br />
70 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen<br />
Nicht alles alleine bewältigen wollen!<br />
Mit einer demenzkranken Person zusammenleben und sie betreuen kann<br />
kräftezehrend und belastend werden. Sie müssen nicht alles alleine<br />
bewältigen!<br />
Machen Sie bei Angehörigen-Gruppen mit. Erleben, dass andere<br />
genau die gleichen Probleme haben, sich austauschen können gibt<br />
neue Kraft.<br />
Nutzen Sie Entlastungsdienste und die Unterstützung der Spitex. Erkundigen<br />
Sie sich nach Tagesstätten und -kliniken, die Demenzkranke<br />
betreuen. Es gibt auch spezielle Ferien-Arrangements.<br />
Die Demenzkrankheit kann sich so verschlimmern, dass die kranke<br />
Person rund um die Uhr betreut und ständig begleitet werden muss.<br />
Machen Sie sich selber klar, wo Ihre Grenzen sind und wann Sie sich<br />
überfordert fühlen. Denken Sie auch an Ihre eigenen Bedürfnisse.<br />
Fassen Sie für den Fall, dass Sie es selbst nicht mehr bewältigen können,<br />
geeignete Lösungen ins Auge (z.B. ein entsprechendes Pflegeheim,<br />
wo Sie die Person so oft besuchen und mitbetreuen können,<br />
wie es Ihnen möglich ist). Es gibt spezialisierte Heime; erkundigen Sie<br />
sich beim Heimverband Schweiz nach entsprechenden Adressen.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen 71<br />
Wenn die betreute Person<br />
depressiv wird<br />
Menschen können in depressive Stimmungen oder in eine Depression<br />
als eigentliche Krankheit hineingeraten. Sehr oft wird eine Depression<br />
gerade bei alten und gesundheitlich beeinträchtigten Personen verkannt<br />
und die betroffene Person viel zu spät einer ärztlichen Therapie zugeführt.<br />
Anzeichen, die auf eine mögliche<br />
Depression hinweisen<br />
Übermässige Müdigkeit.<br />
Schlafstörungen.<br />
Appetitlosigkeit, manchmal mit starkem Gewichtsverlust.<br />
Allgemeine Lustlosigkeit (z.B. auch im sexuellen Bereich).<br />
Angst- und Schuldgefühle.<br />
Gefühlschaos, «Schwarzsehen».<br />
Störungen in der Aufmerksamkeit und Konzentration, Vergesslichkeit.<br />
Entscheidungsunfähigkeit.<br />
Körperliche Beschwerden, welche keiner klaren Diagnose zugeordnet<br />
werden können.<br />
Wenn Sie als Angehörige oder nahe stehende Person eine Depression<br />
vermuten, sprechen Sie die betroffene Person darauf an. Schlagen Sie<br />
einen Arztbesuch oder eine psychologische Beratung vor zur Abklärung.<br />
Geduld, Klarheit und Unterstützung<br />
von aussen<br />
Versuchen Sie, geduldig und verständnisvoll zuzuhören.<br />
Suchen Sie den Kontakt. Auch wenn die betreute Person sich abkapselt.<br />
Bleiben Sie flexibel. Jeder Tag kann eine Veränderung bringen.<br />
Ermutigen Sie, aber ohne Druck. Das braucht viel Fingerspitzengefühl.<br />
Machen Sie klare Vorschläge und Angaben. Ruhige Entschlossenheit<br />
tut der betreuten Person in ihrer depressiven Stimmung gut.<br />
Nehmen Sie alles Gesagte ernst, auch geäusserte Selbstmordabsichten!<br />
Beobachte ich bei der<br />
betreuten Person<br />
Anzeichen einer<br />
Depression?<br />
Wie reagiere ich auf die<br />
depressive Stimmung?
Wie kann ich damit<br />
zurechtkommen?<br />
Wer hilft mir dabei?<br />
72 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Lebensqualität trotz Einschränkungen<br />
Holen Sie Hilfe. Besprechen Sie sich mit der Ärztin. Reden Sie mit der<br />
betreuten Person über Ihre Sorgen und Bedenken.<br />
Unterstützen Sie die ärztliche, psychologische Therapie. Begleiten Sie<br />
notfalls die betreute Person zu Arzt- oder Therapiebesuchen. Sorgen<br />
Sie dafür, dass die verordneten Medikamente auch richtig eingenommen<br />
werden.<br />
Stehen Sie dazu, wenn Sie spüren, dass Ihre Kräfte nicht ausreichen.<br />
Das zeigt sich beispielsweise darin, dass Sie ungeduldig und reizbar<br />
werden oder sich ausgelaugt fühlen.
Sterben und Tod<br />
Begleiten, Abschied nehmen,<br />
trauern. Wie damit<br />
umgehen?
Inhalt<br />
In diesem Kapitel:<br />
Sterben und Tod<br />
miterleben ............ 74<br />
Körperliche Veränderungen<br />
und<br />
Beschwerden ........ 76<br />
Wenn der Tod eingetreten<br />
ist ........... 78<br />
Und nachher? ....... 80<br />
Will und kann ich die<br />
Pflege bis zum Ende<br />
allein übernehmen?<br />
Wer könnte mich<br />
darin unterstützen?<br />
74 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Sterben und Tod<br />
Wer einen alten oder schwerkranken Menschen pflegt,<br />
muss gewärtigen, dass die betreute Person sterben wird.<br />
Es ist eine intensive Zeit, die Erfahrungen ermöglicht,<br />
die weit über das Alltägliche hinausgehen. Dieses Kapitel<br />
enthält Anregungen für die Zeit des Sterbens, des Todes<br />
und die Zeit danach. Es kann Ihnen die Aufgabe der<br />
Begleitung erleichtern, sei es zu Hause, im Spital oder im<br />
Alters- / Pflegeheim.<br />
Sterben und Tod miterleben<br />
Sterben und Tod einer nahe stehenden Person konkret mitzuerleben, ist<br />
eine tiefe Erfahrung. Wenn es darum geht, das Leben loszulassen und<br />
zu sterben, ist der ganze Mensch und auch seine Umgebung gefordert.<br />
Jede Person, die dabei ist, reagiert auf ihre ganz persönliche Art.<br />
Besprechen und organisieren Sie, wer in dieser letzten Phase dabei sein<br />
und mitwirken will. Nur dann kann wirklich Ruhe einkehren. Ziehen Sie<br />
Pflegefachpersonen und eine ärztliche Begleitung frühzeitig bei, sodass<br />
sie Ihnen und der betreuten Person gut vertraut sind, wenn der Tod näher<br />
rückt.<br />
Eine wohltuende Atmosphäre hilft<br />
Lassen Sie die sterbende Person so weit wie möglich teilhaben am<br />
alltäglichen Leben. Ihre bisherigen Lebensgewohnheiten sollen auch<br />
jetzt den Tag bestimmen.<br />
Ermutigen Sie die betreute Person (sofern es ihr noch möglich ist),<br />
täglich für einige Stunden das Bett zu verlassen und zum Beispiel von<br />
einer Couch oder einem Lieblingssessel aus am Alltagsleben teilzunehmen.<br />
Die ruhige und verständnisvolle Gesellschaft von Menschen, die mit<br />
dem Sterben vertraut sind oder sich darauf einlassen können, kann<br />
der betreuten Person und auch Ihnen eine grosse Hilfe sein. Besprechen<br />
Sie mit ihr, welche Besuche für sie wohltuend sind und welche<br />
Sie eher absagen sollten.<br />
Lassen Sie sich unterstützen durch eine Pflegefachperson, sobald die<br />
betreute Person bettlägerig wird.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Sterben und Tod 75<br />
Gefühlen Raum geben – über Sterben<br />
und Tod reden<br />
Mitzuerleben, wie der Tod naht, löst intensive Gefühle aus: Angst,<br />
Schrecken, Wut, Trauer, Schuld, Verzweiflung. Aber auch Nähe, Verbundenheit<br />
und religiöse Empfindungen und Fragestellungen sind in<br />
dieser Situation normal und natürlich. Sowohl für den Menschen, der<br />
Abschied nimmt, wie für jene, die ihn loslassen müssen. Auch die Sorge,<br />
wie es nachher weitergeht, kann gegenseitig belasten. Es ist auch schwierig<br />
abzuschätzen, wie weit man die Wahrheit über das nahe Sterben<br />
ausdrücken soll.<br />
Ermutigen Sie alle, diese Gefühle zuzulassen, ihnen Ausdruck zu<br />
geben, sie miteinander zu teilen und zu akzeptieren. Das tut oft weh,<br />
ist schwierig auszuhalten und kann trotzdem ein Gefühl des gegenseitigen<br />
Getragenwerdens geben.<br />
Sprechen Sie über noch offene, ungeklärte Fragen. Erspüren Sie<br />
geduldig den richtigen Zeitpunkt dazu. Manchmal wirkt taktvolle<br />
Offenheit erlösend. Die meisten todkranken Menschen ahnen oder<br />
wissen wohl im Innersten, wie es um sie steht.<br />
Respektieren Sie es auch, wenn die betroffene Person nicht darüber<br />
sprechen will. Überlassen Sie es der sterbenden Person, wie sie sich<br />
mit dem nahen Tod auseinander setzen will.<br />
Achten Sie auf die vorhandenen Wünsche, religiöse Sterberituale zu<br />
pflegen, und leiten Sie rechtzeitig alles Nötige in die Wege. Das kann<br />
beruhigen und eine echte Hilfe sein.<br />
Vergessen Sie nicht, dafür zu sorgen, dass auch Sie die Unterstützung<br />
und Entlastung bekommen, die Sie jetzt brauchen, innerhalb der<br />
Familie oder von aussen.<br />
Soll ich Fachpersonen<br />
beiziehen oder die<br />
Aufgabe ganz professionellen<br />
Kräften<br />
überlassen?<br />
Was möchte ich regeln,<br />
aussprechen, das mein<br />
Weiterleben nach dem<br />
Tod dieses Menschen<br />
betrifft?
Was beobachte ich<br />
bezüglich Schmerzintensität?<br />
Was erleichtert die<br />
Schmerzen?<br />
Welche Medikamente<br />
müssen warum verabreicht<br />
werden?<br />
Gäbe es dafür eine<br />
andere Verabreichungsform?<br />
76 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Sterben und Tod<br />
Körperliche Veränderungen<br />
und Beschwerden<br />
Der Sterbeprozess ist meistens mit körperlichen Beschwerden verbunden.<br />
Man kann zu deren Erleichterung viel beitragen. Pflegefachpersonen<br />
haben Erfahrung und können Ihnen wichtige Hinweise geben.<br />
Schmerzen lindern<br />
Viele Menschen fürchten sich vor grossen Schmerzen in der Zeit vor dem<br />
Sterben, verursacht durch Krankheiten (z.B. Krebs) oder durch langes unbewegliches<br />
Liegen. Schmerzen sind nicht nur eine Angelegenheit des<br />
Körpers. Seelisches Leiden kann sie noch verstärken.<br />
Schmerzen können mit den heutigen Schmerztherapien stark gelindert<br />
oder ganz aufgehoben werden.<br />
Die Schmerzmittel sollten so eingesetzt werden, dass die sterbende Person<br />
schmerzfrei ist, aber wach genug, um Kontakt zu haben mit den<br />
Menschen, die sie umgeben.<br />
Scheuen Sie sich nicht, mit der Ärztin zu reden, wenn Sie den Eindruck<br />
haben, die Schmerztherapie sei ungenügend. Suchen Sie mit ihr den<br />
bestmöglichen Weg der Schmerzlinderung.<br />
Wenn das Essen schwierig wird<br />
Wenn es keine Heilungschancen mehr gibt, ist keine Diät mehr nötig.<br />
Lassen Sie die sterbende Person essen, was, wann und so viel sie will; es<br />
darf auch ein Glas Alkohol oder ein ungewöhnliches Gericht sein, auf<br />
das sie gerade Lust hat (ausser die Ärztin rät davon ab). Es ist auch richtig,<br />
wenn sie gar nichts mehr essen mag.<br />
Falls die betreute Person nicht mehr selbstständig essen kann, achten<br />
Sie auf kleine Portionen und lassen Sie ihr viel Zeit.<br />
Wenn Schluckbeschwerden auftreten, seien Sie besonders vorsichtig<br />
(Erstickungsgefahr) und besprechen Sie mit einer Fachperson, was zu<br />
tun ist.<br />
Sollten Medikamente die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen oder<br />
das Schlucken erschweren, fragen Sie die Ärztin, ob diese niedriger<br />
dosiert, in anderer Form verabreicht oder weggelassen werden<br />
können.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Sterben und Tod 77<br />
Vergessen Sie trotz der intensiven Tage nicht, selber regelmässig, ausreichend<br />
und abwechslungsreich zu essen. Vielleicht haben Sie gar keinen<br />
Appetit mehr. Dann ist es wichtig, dass jemand da ist, der auch<br />
Ihnen mal ein Lieblingsgericht kocht und dafür sorgt, dass Sie essen<br />
und trinken und sich die nötige Ruhe dazu gönnen.<br />
Was und wie viel zu trinken geben?<br />
Die meisten sterbenden Menschen mögen nur noch sehr wenig trinken.<br />
Das gehört zum Sterbeprozess; er verlangsamt die körperlichen Funktionen,<br />
bringt Ruhe und kann auch die Schmerzen dämpfen.<br />
Geben Sie der betreuten Person das zu trinken, was sie am liebsten<br />
mag, in kleinen Portionen und nur, wenn sie es wünscht. Oft werden<br />
säuerlich schmeckende und kühle Getränke bevorzugt.<br />
Mit einem feuchten Tupfer oder einem Eiswürfel können Sie der sterbenden<br />
Person ab und zu den Mund befeuchten.<br />
Ist die Luft im Raum zu trocken, besorgen Sie einen Luftbefeuchter<br />
(Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 45% ist normal).<br />
Damit trotz der reduzierten Trinkmenge keine störenden Beschwerden<br />
im Mund auftreten, ist es jetzt besonders wichtig, dass der Mund<br />
regelmässig gepflegt wird. Fragen Sie eine Pflegefachperson, wie man<br />
das am besten macht.<br />
Pflegen Sie die Lippen mit Lippenpomade, damit sie weniger aufspringen<br />
und schmerzhafte Risse bekommen.<br />
Schlafen und Wachsein<br />
Sterbende haben oft keinen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus mehr oder<br />
werden von starker Unruhe geplagt. Eine ruhige Umgebung ist dann<br />
besonders wohltuend. Oft können einfache Mittel zu mehr Ruhe und<br />
etwas Schlaf verhelfen:<br />
Das Bett auffrischen.<br />
Für mehr Bequemlichkeit sorgen, evtl. umlagern.<br />
Ein Glas warme Milch oder einen «Schlummertrunk» reichen,<br />
z.B. eine Tasse Schlaftee.<br />
Lieblingsmusik laufen lassen.<br />
Einfach ruhig bei der sterbenden Person sitzen. Das gibt ein Gefühl<br />
der Geborgenheit. Sterbende haben oft Angst, allein zu sein.<br />
Wen wünsche ich als<br />
Begleitperson, die mir<br />
in dieser Zeit beistehen<br />
könnte?
Wen rufe ich an,<br />
wenn der Tod eingetreten<br />
ist?<br />
78 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Sterben und Tod<br />
Ein Gespräch anbieten.<br />
Etwas vorlesen oder beten.<br />
Für die Angehörigen und Begleitenden kann diese Unruhe sehr<br />
belastend sein. Sorgen Sie dafür, dass Sie trotzdem zu genügend<br />
Ruhepausen und Schlaf kommen. Organisieren Sie Ablösungen, vor<br />
allem für die Nacht. Eine Sterbebegleitung erfordert viel Kraft und<br />
Ausdauer.<br />
Die letzten Stunden<br />
In der letzten Phase vor dem Tod kommt es oft vor, dass die Atmung unregelmässig<br />
wird oder zeitweise aussetzt (tiefes Einatmen mit langen<br />
Atempausen).<br />
Der Arzt oder die Pflegefachperson können Sie meistens darauf aufmerksam<br />
machen, wann der Tod nahe ist. Vielleicht brauchen Sie jetzt<br />
jemanden an Ihrer Seite, der auch Sie begleitet und unterstützt: ein Familienmitglied,<br />
eine Freundin, einen Freund, eine Pflegeperson, einen<br />
Seelsorger usw.<br />
Wenn der Tod eingetreten ist<br />
Bleiben Sie ruhig eine Weile sitzen und lassen Sie die Tatsache auf sich<br />
wirken, dass der betreute Mensch jetzt gestorben ist. Lassen Sie die<br />
Gefühle zu, die Sie bewegen: Schmerz, Trauer, Erleichterung …<br />
Wenn Sie sich fähig fühlen, die weiteren jetzt notwendigen<br />
Schritte zu tun:<br />
schreiben Sie die Uhrzeit des Todes auf;<br />
rufen Sie den Arzt, welcher Ihnen in dieser Zeit nahe stand, und lassen<br />
Sie sich eine ärztliche Todesbescheinigung geben;<br />
legen Sie dazu das Familienbüchlein oder andere Ausweispapiere<br />
bereit;<br />
benachrichtigen Sie engste Familienmitglieder; bitten Sie diese, allen<br />
andern Bescheid zu geben, die es wissen möchten.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Sterben und Tod 79<br />
Die verstorbene Person für die<br />
Aufbahrung / Bestattung herrichten<br />
Vielleicht fällt es Ihnen schwer, eine Person, die Ihnen nahe stand, nach<br />
dem Tode herzurichten (Waschen, Ankleiden, Aufbahren zu Hause,<br />
Ausschmücken des Sarges usw.). Eine von der Gemeinde dafür vorgesehene<br />
Person oder ein Bestattungsinstitut kann es Ihnen abnehmen.<br />
Vielleicht möchten Sie diese Aufgabe selber übernehmen. Die Pflegefachperson,<br />
die Sie und die verstorbene Person in den letzten Tagen<br />
begleitete und betreute, wird Ihnen gern sagen, worauf dabei zu achten<br />
ist, und vielleicht beim Ausführen mithelfen.<br />
Je nach Nationalität sind ganz bestimmte Rituale vorgesehen; drücken<br />
Sie entsprechende Wünsche aus.<br />
Weitere Schritte, die notwendig werden<br />
Innert 48 Stunden sollten Sie den Todesfall beim Zivilstandsamt der<br />
Wohngemeinde melden. Sie brauchen dafür folgende Dokumente:<br />
– Todesbescheinigung des Arztes<br />
– Schriftenempfangsschein (bei ausländischer Nationalität: Pass oder<br />
Aufenthaltsbewilligung)<br />
– Familienbüchlein<br />
Meistens werden Sie gleich auch auf dem Bestattungsamt das Wie<br />
und Wann der Bestattung besprechen.<br />
Dieses Amt benötigt:<br />
– eine Todesanzeigenbescheinigung des Zivilstandsamtes<br />
– die ärztliche Todesbescheinigung<br />
– die amtlichen Ausweispapiere der verstorbenen Person<br />
Es regelt mit Ihnen zusammen:<br />
– Erdbestattung oder Kremation<br />
– die Frage der unentgeltlichen Bestattung (z.B. wenn kein Vermögen<br />
vorhanden ist)<br />
– wo und wann die Bestattung stattfindet: mögliche Termine mit dem<br />
Pfarrer vorher klären<br />
Die Bestattung organisieren:<br />
– Musik, andere Wünsche der verstorbenen Person über Inhalt und<br />
Ablauf der Abdankung (evtl. wurde in schriftlicher Form etwas dazu<br />
festgehalten oder es es bestehen «Vorschriften», je nach Nationalität)<br />
– Absprachen mit dem Pfarrer<br />
– Blumenschmuck<br />
– Leidmahl nach der Bestattung<br />
Gibt es auf meiner<br />
Gemeindekanzlei<br />
eine Wegleitung<br />
für Todesfälle?<br />
Wer erledigt die<br />
Formalitäten und<br />
weiteren Aufgaben<br />
nach dem Tod?
Wie gestalte ich<br />
meinen Tagesablauf<br />
neu?<br />
Welche Wünsche<br />
kann ich realisieren?<br />
80 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – Sterben und Tod<br />
Todesanzeigen, z.B. in lokalen Zeitungen, aufgeben.<br />
Todesanzeigen drucken lassen und verschicken.<br />
Den Todesfall allen Institutionen melden, mit denen die verstorbene<br />
Person zu tun hatte: z.B. AHV-Zweigstelle, Pensions- oder Rentenkassen,<br />
Krankenkasse, Lebensversicherungen.<br />
Eventuell Danksagungen drucken lassen und verschicken.<br />
Ein allfälliges Testament halten Sie am besten unter sicherem Verschluss,<br />
um es dann der zuständigen Amtsperson auszuhändigen.<br />
Die Wohnung der verstorbenen Person auf den nächstmöglichen<br />
Termin kündigen, falls niemand mehr drin wohnen wird.<br />
Sie können ein Bestattungsunternehmen mit all diesen Aufgaben beauftragen.<br />
Dessen Dienstleistungen und der Preis dafür sollten möglichst<br />
klar vereinbart und schriftlich festgehalten werden.<br />
Und nachher?<br />
Wenn dies alles vorüber ist, kehrt der normale Alltag zurück. Was nun?<br />
Erlauben Sie sich, traurig zu sein, und nehmen Sie sich die nötige Zeit.<br />
Das ist wichtig, damit Sie wirklich Abschied nehmen und das Vergangene<br />
loslassen können. Dann wird es Ihnen möglich, offen Ihre<br />
neue Lebenssituation und den nächsten Lebensabschnitt zu gestalten.<br />
Sprechen Sie mit vertrauten Personen über Ihre Trauer und Ihre Gefühle.<br />
Suchen Sie professionelle Hilfe, wenn Sie das Gefühl haben,<br />
Sie würden nicht allein damit fertig.<br />
Pflegen Sie bewusst Kontakte, die Ihnen wichtig sind und die vielleicht<br />
in der Zeit vor dem Tod der betreuten Person zu kurz kamen.<br />
Überlegen Sie sich Ihre Wünsche und nehmen Sie diese ernst.<br />
So kann eine neue Ordnung in Ihr Leben einziehen. Das braucht seine<br />
Zeit und viel Kraft.
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen 81<br />
A<br />
Aha Stiftung Das Band, Schweizerisches Zentrum für Allergie,<br />
Haut und Asthma, Geschäftsstelle, Postfach 378, 3000 Bern 6<br />
Tel. 031 359 90 00, Fax 031 359 90 90<br />
Infoline 0900 57 20 57 (Fr. 1.19/Min.)<br />
www.ahaswiss.ch, E-Mail: info@ahaswiss.ch<br />
AHV-Ausgleichskassen: kommunale oder kantonale Stellen<br />
(Telefonbuch, letzte Seite)<br />
Alzheimervereinigungen regional (Telefonbuch) oder Alzheimervereinigung,<br />
Generalsekretariat, Rue des Pêcheurs 8, 1400 Yverdon-les-Bains,<br />
Tel. 024 426 20 00 oder 031 351 72 72 (Gratisumleitung nach Yverdon);<br />
Fax 024 426 21 67<br />
www.alz.ch; E-Mail: alz@bluewin.ch<br />
B<br />
Behindertentaxiorganisationen (Telefonbuch) oder Pro Infirmis Schweiz,<br />
Zentralsekretariat, Postfach 1332, 8032 Zürich<br />
Tel. 01 388 26 26, Fax 01 388 26 00<br />
www.proinfirmis.ch ; E-Mail: contact@proinfirmis.ch<br />
Beratungsstellen für Blinde und Sehbehinderte regional (Telefonbuch)<br />
oder Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV),<br />
Laupenstrasse 4, 3008 Bern<br />
Tel. 031 390 88 00, Fax 031 390 88 50<br />
www.sbv-fsa.ch; E-Mail: Info@sbv-fsa.ch<br />
Beratungstelefon für Parkinsonkranke und ihre Angehörigen<br />
«Parkinfo», Tel. 0800 80 30 20 (kostenlos) oder Schweizerische<br />
Parkinsonvereinigung, Geschäftsstelle, Postfach 123, 8132 Egg<br />
Tel. 01 984 01 69, Fax 01 984 03 93<br />
www.parkinson.ch, E-Mail: info@parkinson.ch<br />
C<br />
Caritas Schweiz, Löwenstrasse 3, 6004 Luzern (Patientenverfügung),<br />
Tel. 041 419 22 22; Fax 041 419 24 24<br />
www.caritas.ch, E-Mail: info@caritas.ch<br />
D<br />
Dialog Ethik, Gloriastrasse 18, 8006 Zürich (Patientenverfügung<br />
Human document), Tel. 01 252 42 01, Fax 01 252 42 13<br />
www.dialog-ethik.ch; E-Mail: info@dialog-ethik.ch<br />
Adressenverzeichnis<br />
Die Liste erhebt<br />
keinen Anspruch<br />
auf Vollständigkeit.<br />
Aktueller Stand:<br />
23.08.2001
82 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen<br />
E<br />
Ernährungsberatungsstellen regional oder kantonal (Telefonbuch)<br />
oder Schweizerische Vereinigung für Ernährung (SVE),<br />
Postfach 8333, 3001 Bern<br />
Tel. 031 385 00 00, Fax 031 385 00 05<br />
www.sve.org; E-Mail: info@sve.org;<br />
Beratungstelefon 031 385 00 08, E-Mail: nutrinfo-d@sve.org<br />
F<br />
Fragile Suisse, Schweizerische Vereinigung für hirnverletzte Menschen,<br />
Beckenhofstrasse 70, 8006 Zürich<br />
Tel. 01 360 30 60, Fax 01 360 30 66, Beratungstelefon 01 364 50 80;<br />
www.fragile.ch; E-Mail: mail@fragile-suisse.ch<br />
H<br />
Heimverband Schweiz, Lindenstrasse 38, 8008 Zürich<br />
Tel. 01 385.91.91, Fax 01 385 91 99;<br />
www.heimverband.ch; E-Mail: office@heimverband.ch<br />
Hörmittelzentralen oder Schwerhörigenvereine (Telefonbuch) oder<br />
Bund Schweizerischer Schwerhörigen-Vereine (BSSV),<br />
Postfach, Schaffhauserstrasse 7, 8042 Zürich<br />
Tel. 01 363 12 00, Fax 01 363 13 03<br />
www.bssv.ch; E-Mail: bssv@bluewin.ch<br />
I, J<br />
Institut für Kinästhetik, Aathalstrasse 84, 8610 Uster<br />
Tel. 01 994 43 25, Fax 01 994 43 26;<br />
www.kinaesthetik.com, E-Mail: info@kinaesthetik.com<br />
K<br />
Konsumentenschutz, Stiftung für (SKS), Postfach, 3000 Bern 23<br />
(Bestellung Ratgeber, z.B. Was tun, wenn jemand stirbt),<br />
Tel. 031 307 40 40, Fax 031 372 00 27, Tel. 0900 90 04 40 (Fr. 1.70/Min.)<br />
Beratung<br />
www.konsumentenschutz.ch<br />
E-Mail: admin@konsumentenschutz.ch<br />
Krankenmobilienmagazine oder regionale Hilfsmittelzentren der<br />
SAHB (Telefonbuch) oder SAHB, Dünnernstrasse 32,<br />
4702 Oensingen; Tel. 062 388 20 20, Fax 062 388 20 40<br />
www.sahb.ch; E-Mail: geschaeftsstelle@sahb.ch oder<br />
Exma-Hilfsmittel-Ausstellung, 4702 Oensingen<br />
Tel. 062 388 20 20, Fax 062 388 20 40<br />
E-Mail: exma@sahb.ch
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen 83<br />
Krebsliga Regionalstellen (Telefonbuch) oder Schweizerische Krebsliga,<br />
Postfach 8219, 3001 Bern<br />
Tel. 031 389 91 00, Fax 031 389 91 60<br />
www.swisscancer.ch; E-Mail: info@swisscancer.ch<br />
Beratungstelefon deutsch 0800 55 88 38 (kostenlos)<br />
Beratungsmail: helpline@swisscancer.ch<br />
L<br />
Lungenliga Beratungsstellen regional (Telefonbuch) oder<br />
Lungenliga Schweiz, Postfach 49, 3000 Bern 17<br />
Tel. 031 378 20 50, Fax 031 378 20 51<br />
www.lung.ch, E-Mail: info@lung.ch<br />
M<br />
Memory Clinic Basel, Gerontologische Beratungsstelle, Postfach 4056,<br />
4031 Basel, Tel. 061 265 38 81; Hotline Tel. 0800 80 60 90 (kostenlos)<br />
P<br />
Podologin oder Fusspflegerin (Telefonbuch)<br />
oder Schweiz. Podologen-Verband (SPV), Postfach 3045, 6002 Luzern<br />
Tel. 041 368 58 00, Fax 041 368 58 59<br />
Pro Mente Sana, Beratung, Tel. 0848 800 858 (Tarif Fernbereich);<br />
Pro Mente Sana Stiftung, Postfach, 8031 Zürich<br />
Tel. 01 361 82 72, Fax 01 361 82 16,<br />
www.promentesana.ch; E-Mail: kontakt@promentesana.ch<br />
Pro Senecute regionale Beratungsstellen (Telefonbuch) oder<br />
Pro Senectute Schweiz, Postfach, 8027 Zürich (leihweise Abgabe von<br />
Rollstühlen für Personen im AHV-Alter, Kursangebote, Beratungsmöglichkeiten),<br />
Tel. 01 283 89 89, Fax 01 283 89 80;<br />
www.pro-senectute.ch; E-Mail: kommunikation@pro-senectute.ch<br />
R<br />
Rotkreuz-Kantonalverbände und ihre Regionalstellen oder Sektionen<br />
(Telefonbuch) oder Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK), Zentralsekretariat,<br />
Rainmattstrasse 10, 3001 Bern<br />
Tel. 031 387 71 11, Fax 031 387 71 22 (z.B. Rotkreuzfahrdienst, Kursangebote,<br />
Besuchsdienst, Entlastungsdienste, Notrufsystem);<br />
www.redcross.ch; E-Mail: info@redcross.ch
84 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen<br />
S<br />
Samaritervereine (Telefonbuch) oder Schweizerischer Samariterbund<br />
(SSB), Zentralsekretariat, Martin Disteli-Strasse 27, 4600 Olten<br />
Tel. 062 286 02 00, Fax 062 286 02 02 (Nothilfekurs, Samariterkurs, freiwillige<br />
soziale Hilfe)<br />
www.samariter.ch, E-Mail: office@samariter.ch<br />
Schweizerische Bibliothek für Blinde und Sehbehinderte (SBS),<br />
Albisriederstrasse 399, 8047 Zürich<br />
Tel. 01 491 25 55, Fax 01 492 64 75<br />
www.sbs-oneline.ch ;E-Mail: sekretariat@sbszh.ch<br />
Schweizerische Rheumaliga, Renggerstrasse 71, 8038 Zürich<br />
Tel. 01 487 40 00, Fax 01 487 40 19<br />
www.rheumaliga.ch; E-Mail: srl@srl.ch<br />
Selbsthilfegruppen für Aphasiker und Angehörige regional (Telefonbuch)<br />
oder Schweiz. Arbeitsgemeinschaft für Aphasie (SAA),<br />
Zähringerstrasse 19, 6003 Luzern<br />
Tel. 041 240 05 83, Fax 041 240 07 54<br />
www.aphasie.org, E-Mail: Info@aphasie.org<br />
Selbsthilfegruppen regional (Telefonbuch) oder KOSCH, zentrale<br />
Anlauf- und Geschäftsstelle der Schweizer Selbsthilfegruppen,<br />
Tel. 0848 810 814<br />
E-Mail: kosch@selbsthilfegruppen.ch<br />
Spitexorganisationen (Telefonbuch) oder Spitex Verband Schweiz,<br />
Postfach 329, 3000 Bern 14<br />
Tel. 031 381 22 81, Fax 031 381 22 28<br />
www.spitexch.ch; E-Mail: admin@spitexch.ch<br />
V<br />
Verein zur Bewältigung von Depressionen, Equilibrium,<br />
Postfach 4819, 6304 Zug, Auskunft Selbsthilfegruppen<br />
Tel. 041 728 71 69, Fax 041 728 71 66;<br />
www,depressionen.ch; E-Mail: info@depressionen.ch<br />
Z<br />
Zeitschrift: pflegen zu Hause; Unterstützung, Beratung, Entlastung;<br />
AVD-Verleger-Service, Sulzstrasse 10, 9403 Goldach<br />
Tel. 071 844 94 44, Fax 071 844 95 55;<br />
E-Mail: pflegenzuhause-abo@avd.ch
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen 85<br />
Bähr, M.; Pflegebedürftigkeit – was nun?, wenn die Eltern älter werden;<br />
Ullstein Medical, 1999<br />
Berting-Hünecke, Ch. et al; Selbständigkeit im Alter – trotz chronischer<br />
Erkrankungen und Behinderungen; Springer Verlag, 1997<br />
Bienstein, Ch., Zegelin, A., Hrsg.; Handbuch Pflege; Verlag Selbstbestimmtes<br />
Leben, Düsseldorf, 1999, 2. Auflage<br />
Buijssen, H.; Die Beratung von pflegenden Angehörigen; Verlags-Union,<br />
1996<br />
Cantieni, B.; Tiger Feeling; Das sinnliche Beckenbodentraining; Verlag<br />
Gesundheit, 1997<br />
Christen, Ch.; Wenn alte Eltern pflegebedürftig werden; kritische Bestandesaufnahme,<br />
Lösungsansätze und Empfehlungen für die Pflege<br />
alter Eltern in der Familie; Haupt Verlag, 1989<br />
Downton, Joanna H.; Wenn alte Menschen stürzen, Ursachen und Risiko,<br />
Pflege und Prävention; Reinhardts Gerontologische Reihe, Band 12,<br />
1995<br />
Fernandez, V. A. et al; Häusliche Pflege; Hans Huber Verlag, 1997<br />
Füsgen, Ingo; Der inkoninente Patient; Hans Huber Verlag, Bern, 1992<br />
Gotwed, Helle; Erfolgreiche Hilfen gegen Harninkontinenz; Trias Verlag,<br />
1999, 4. Auflage<br />
Hatch, F., Lenny, M., Schmidt, S.; Kinästhetik, Interaktion durch Berührung<br />
und Bewegung in der Pflege; Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe,<br />
1994, 3. Auflage<br />
Hatch, F., Lenny, M.; Grundkurs Kinästhetik in der Krankenpflege, 1991,<br />
3. Auflage<br />
Hossli, G., Pickel, R., Wietlisbach, M.; Erste Hilfe; Huber Frauenfeld, 1999,<br />
8. Auflage<br />
Johanniter-Unfall-Hilfe; Gut drauf älter werden, der etwas andere Ratgeber;<br />
Hädecke Verlag, 1996<br />
Juchli, L.; Pflege, Praxis und Theorie der Gesundheits- und Krankenpflege;<br />
Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1997, 8. überarbeitete Auflage<br />
Juchli, L.; Pflegen, Begleiten, Leben; Recom Verlag, 1985<br />
Klossner, D. et al; Rund um den Heimeintritt; Schweizer Berufsverband<br />
der Krankenschwestern und Krankenpfleger, Sektion Bern, 1997<br />
Schützendorf, E.; Das Recht der Alten auf Eigensinn; ein notwendiges<br />
Lesebuch für Angehörige und <strong>Pflegend</strong>e; Reinhardts Gerontologische<br />
Reihe, Nr. 12, 1999, 2. Auflage<br />
Schweiz. Alzheimervereinigung; Pflegeplanung zu Hause; Arbeitsmethode<br />
für pflegende Angehörige von demenzkranken Menschen, 1997<br />
Thüler, M.; Wohltuende Wickel; Worb, 1998, 8. überarbeitete Auflage<br />
Wernig, J., Heath, M.; Pflegen zu Hause, Package; Urban und Fischer<br />
Verlag, 1997<br />
Verwendete<br />
und weiterführende<br />
Literatur
Persönliche Notizen<br />
86 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen
<strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen 87<br />
Persönliche Notizen
Persönliche Notizen<br />
88 <strong>Pflegend</strong> <strong>begleiten</strong> – ein Alltagsratgeber für Angehörige und Freunde älterer Menschen