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Der Schädlingskomplex an der Eiche - Bayerische Landesanstalt für ...

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Gabriela Lobinger, LWF<br />

<strong>Der</strong> <strong>Schädlingskomplex</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

• Schadinsekten: Biologie und Schadwirkung<br />

Überwachung – Prognose<br />

aktuelle Situation<br />

Bekämpfung<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


Seit den 70er Jahren: Vitalitätseinbußen <strong>an</strong> <strong>Eiche</strong>narten in<br />

Mittel- und Westeuropa „<strong>Eiche</strong>nsterben“ (Oak decline)<br />

Symptome:<br />

• Laubvergilbung, Belaubungsdefizite<br />

• Absterben <strong>der</strong> Endtriebe (Dieback)<br />

• Mortalität<br />

Ursachen<br />

• klimatische Extrembedingungen<br />

• Schadorg<strong>an</strong>ismen<br />

• Prädisposition (St<strong>an</strong>dort, Waldbau, Alter)<br />

Ausprägung<br />

• Schadfaktoren haben regional<br />

unterschiedliche Bedeutung<br />

• Intensität des Schadbildes wechselt<br />

• Schadgebiete decken sich häufig mit<br />

Massenvermehrungsgebieten von Insekten<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Zentrum <strong>der</strong> Schäden in Bayern:<br />

Warm-trockene Regionen in<br />

Unter- und Mittelfr<strong>an</strong>ken


Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


<strong>Eiche</strong>nwickler<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

Frostsp<strong>an</strong>ner<br />

Schwamm- Schwammspinner<br />

<strong>Eiche</strong>nprozessionsspinner<br />

Prachtkäfer


weitere Wicklerarten<br />

(z.B. Gattung<br />

Archips)<br />

Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

Grüner <strong>Eiche</strong>nwickler (Tortrix virid<strong>an</strong>a)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

• Falterflug ab Ende Mai/Juni; Tag- und Dämmerungsflieger<br />

• Eiablage (ca. 50 Eier) <strong>an</strong> Zweigenden im oberen Kronenraum<br />

Eier überwintern embryoniert<br />

• Raupenschlupf Ende April<br />

• Fraß <strong>an</strong> aufbrechenden Knospen (Koinzidenz wichtig)<br />

ab L3 in Blattwickeln<br />

Fraßschäden von oberem Kronenraum abwärts<br />

• Verpuppung Ende Mai in Blattwickeln


Großer Frostsp<strong>an</strong>ner (Er<strong>an</strong>nis defoliaria)<br />

Männchen Weibchen<br />

Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

Bayernweit, Schwerpunkte: Fränkische Platte, Westhänge Steigerwald<br />

Letzte Massenvermehrung 2005: 20.000 ha Licht- bis Kahlfraß<br />

• polyphag, aber <strong>Eiche</strong> wird deutlich<br />

bevorzugt<br />

• Entlaubung von unten nach oben<br />

• auffällig: Abseilen <strong>der</strong> Raupen<br />

• Verpuppung im Juni im Boden<br />

Massenvermehrungen brechen i.d.R.<br />

im 2./3. Kalamitätsjahr zusammen<br />

(Polye<strong>der</strong>virose)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

• Falterflug (M) Okt bis J<strong>an</strong>, nach Sonnenunterg<strong>an</strong>g<br />

• W flugunfähig - baumen auf - Eiablage <strong>an</strong> Knospen<br />

• Larvenschlupf ab Ende April<br />

Fraß <strong>an</strong> aufbrechenden Knospen


Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

Kleiner Frostsp<strong>an</strong>ner (Operophthera brumata)<br />

häufig vergesellschaftet mit E. defoliaria und O. fagata (Buchenfrostsp<strong>an</strong>ner)<br />

Sehr polyphag - bevorzugte Fraßpfl<strong>an</strong>ze Hainbuche, kein Frass <strong>an</strong> Esche<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

• Falterflug Sept. – J<strong>an</strong>., nach Sonnenunterg<strong>an</strong>g<br />

W flugunfähig<br />

• Eiablage (je 1-6) <strong>an</strong> Zweigen bis 6,5 cm Durchmesser<br />

insgesamt 150-200 Eier<br />

• Raupenschlupf mit Knospenaustrieb<br />

• Frass zunächst unter Deckschuppen, auch <strong>an</strong> Blüten<br />

später in versponnenen Blättern<br />

• Abbaumen und Verpuppung im Boden ab Ende Mai


Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

Schwammspinner (Lym<strong>an</strong>tria dispar)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

wärmeliebend - polyphag <strong>an</strong> Laubbaumarten<br />

bevorzugt <strong>Eiche</strong>, bedingt <strong>an</strong> Nadelholz<br />

• Falterflug (M) Juli/August, Weibchen flugträge<br />

• Eiablage<br />

300-1.000 Eier am Stamm/Ästen<br />

Gelege mit Afterwolle bedeckt<br />

• Raupenschlupf Anf<strong>an</strong>g Mai<br />

• Jungraupen tagaktiv,<br />

Altraupen nachts, tags in Rindenritzen<br />

• Fraß bis Juni / Juli - Verpuppung am Stamm


Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

Schwammspinner (Lym<strong>an</strong>tria dispar)<br />

1869 aus Europa nach USA eingeschleppt – dort jährlich Mio. ha Fraßschäden<br />

1992-95: erste P<strong>an</strong>demie in Europa - 80.000 ha Befallsfläche (D, F, I)<br />

Bayern: Massenvermehrungen jeweils nach extrem warmtrockenen Jahren<br />

1992-1994: 44.000 ha (Fränkische Platte) – bekämpft auf 23.000 ha<br />

2004-2005: Bekämpfung 7.500 ha<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

<strong>Eiche</strong>n-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Wärmeliebend, Fraßpfl<strong>an</strong>zen auschließlich <strong>Eiche</strong>narten<br />

• Falter nachtaktiv, Flug Ende Juli bis September<br />

• Eiablage meist im oberen Kronenbereich<br />

durchschnittlich 150 Eier (Eiplatte, bedeckt mit Kittmasse)<br />

Eier überwintern embryoniert<br />

• Raupenschlupf mit <strong>Eiche</strong>naustrieb (Ende April/Anf<strong>an</strong>g Mai)<br />

• Jungraupen bilden Sammelplätze (Aufenthalt tagsüber<br />

und zur Häutung)<br />

Fraßaktivität vorwiegend nachts


Schadinsekten <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

<strong>Eiche</strong>n-Prozessionsspinner (Thaumetopoea processionea)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

• ab L3:<br />

graue Färbung, l<strong>an</strong>ge helle<br />

Haare + kurze Brennhaare<br />

Prozessionen in breiten Bän<strong>der</strong>n<br />

• Altraupen (L5/L6):<br />

große Gespinstnester <strong>an</strong> Stamm<br />

o<strong>der</strong> Astgabeln<br />

• Verpuppung Juni/ Juli in<br />

ockerfarbenen Kokons<br />

feste Gespinstnester


<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Schadbild<br />

Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

� akute Schäden<br />

� chronische Effekte<br />

� Folgeschäden


„frühfressende“ Arten<br />

• Frass <strong>an</strong> aufbrechenden Knospen<br />

• schnelle Entwicklung (Verpuppung<br />

Ende Mai)<br />

• Fraßschaden durch Joh<strong>an</strong>nistrieb<br />

weitgehend ausgeglichen<br />

• Folgeschäden nur bei mehrmaligem<br />

starken Fraß<br />

B e la u b u n g s g ra d %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

<strong>Eiche</strong>nwickler<br />

Frostsp<strong>an</strong>ner<br />

Mai Juni Juli August September<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Schadbild<br />

„spätfressende“ Arten<br />

• kompletter Austrieb im Frühjahr<br />

• deutlicher Fraß ab Ende Mai<br />

• Fraß setzt sich bis Mitte/Ende Juni fort<br />

– auch Joh<strong>an</strong>nistrieb z.T. mit betroffen<br />

• Regeneration durch Ersatztriebe<br />

B e la u b u n g s g ra d %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Schwammspinner<br />

Prozessionsspinner<br />

Mai Juni Juli August September


Belaubungsgrad %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

<strong>Eiche</strong>nwickler,<br />

Frostsp<strong>an</strong>ner,<br />

Schwammspinner<br />

Prozessionsspinner<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Schadbild<br />

Kombinationsfraß<br />

Mai Juni Juli August September<br />

� kaum Assimilationsmasse über ges. Vegetationsperiode<br />

� Verbrauch <strong>der</strong> Reservestoffe durch wie<strong>der</strong>holte Nachtriebe<br />

� ringporig - unzureichen<strong>der</strong> Aufbau <strong>der</strong> Frühholzzone<br />

schlechte Wasser- und Nährstoffversorgung im Folgejahr)<br />

Befall <strong>der</strong> Ersatztriebe<br />

durch <strong>Eiche</strong>nmehltau<br />

(Microsphaera<br />

alphitoides)<br />

Wie<strong>der</strong>holte Nachtriebe


<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Schadbild


Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

Mortalität in <strong>Eiche</strong>nbeständen in Abhängigkeit von Fraßkonstellation<br />

<strong>Eiche</strong>nwickler<br />

Frostsp<strong>an</strong>ner<br />

Schwammspinner<br />

Höchste Absterberate bis BHD 15 cm (Anteil 40 %)<br />

Bei Kombinationsfraß sind zur Erhaltung <strong>der</strong> Bestände<br />

Bekämpfungsmaßnahmen erfor<strong>der</strong>lich!<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

<strong>Eiche</strong>nwickler/ Frostsp<strong>an</strong>ner<br />

+ Schwammspinner/<strong>Eiche</strong>nproz.


D u rch sch n ittsb elau b u n g %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

Vitalitätsentwicklung bei überlebenden <strong>Eiche</strong>n<br />

in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Fraßkonstellation 1992/93<br />

1994 1995 1996 1997 1998<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

W<br />

S<br />

WS<br />

� evtl. Zuwachsverluste<br />

Erholung <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong><br />

� chronische Schäden<br />

Erholung abhängig von<br />

weiteren biot. und abiot.<br />

Bedingungen<br />

� Best<strong>an</strong>desgefährdung durch<br />

weiterenVitalitätsverlust und<br />

Ausfälle


Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

Kronenverlichtung, Totäste, Absterben <strong>der</strong> Kronenperipherie<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Abglie<strong>der</strong>ung<br />

schlechtwüchsiger Triebe


Befall durch <strong>Eiche</strong>nprachtkäfer (Agrilus spec.)<br />

Begünstigende Faktoren:<br />

• warme, trockene Sommer<br />

• Best<strong>an</strong>desauflichtung<br />

• Vitalitätsmin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong> (durch Fraß, Witterungsextrem, St<strong>an</strong>dort etc.)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

• Flugzeit <strong>der</strong> Käfer Mai bis Juli/August<br />

Reifungsfraß <strong>an</strong> <strong>Eiche</strong>nlaub<br />

• Eiablage in Rindenritzen (Stamm, Starkäste)<br />

• Larven schlüpfen<br />

bohren sich durch Rinde ein<br />

• Fraß im Kambium<br />

zickzackförmige, breiter werdende Gänge<br />

meist gewölktes Bohrmehl<br />

Entwicklung i.d.R. zweijährig<br />

• Verpuppung im folgenden Frühjahr<br />

in <strong>der</strong> Borke


Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

Prachtkäferbefall führt i.d.R. zum Absterben vorgeschädigter <strong>Eiche</strong>n<br />

� macht chronischen Schadverlauf irreversibel<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Befallsmerkmale - Diagnose:<br />

sicher:<br />

• halbmondförmige Ausbohrlöcher<br />

• abfallende Rinde - Brutgänge<br />

hohe Befallswahrscheinlichkeit:<br />

• Totäste, Feinreisigverlust<br />

• Belaubungsdefizite<br />

Laubvergilbung, Laubwelke<br />

Befallshinweise:<br />

• Schleimfluß<br />

• Spechteinschläge


Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

Fläche Raum Würzburg<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

<strong>Eiche</strong>nprachtkäferbefall nach<br />

Schwammspinnerfraß<br />

Fläche Raum Uffenheim


Präventiv:<br />

Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

Maßnahmen gegen Prachtkäferbefall<br />

• Gesun<strong>der</strong>haltung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> (Waldbau)<br />

• Bekämpfung von Insektenkalamitäten<br />

Kurativ:<br />

• Verdachtsbäume markieren, beobachten<br />

nur bei eindeutigem Befall:<br />

• Fällung vor Käferausflug (Mai)<br />

• Abtr<strong>an</strong>sport von Stamm und Kronenmaterial >12 cm<br />

• keine Brennholzlagerung bei Gefährdungslage<br />

Problematik:<br />

• Diagnose schwierig<br />

• unbedingt maßvolle Bekämpfung (jede Auflichtung begünstigt Käfer)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


Folgen <strong>der</strong> Fraßschädigung<br />

Klimatische Einwirkungen auf den Schadensverlauf<br />

Temperaturextrema<br />

Frühfrost Unverholzte Ersatztriebe nach Insektenfraß und Mehltaubefall<br />

� sterben bei Frosteinwirkung ab<br />

� Kronenverlichtung, Missverhältnis Wurzel/Kronenmasse<br />

Spätfrost Laubverlust im Mai entspricht physiologisch Wickler-/bzw.<br />

Frostsp<strong>an</strong>nerfraß<br />

Trockenheit<br />

erhöhte<br />

Nie<strong>der</strong>schläge<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Wasserversorgung<br />

verringertes Nachtriebsvermögen<br />

erhöhte Disposition <strong>für</strong> Pracht- und Borkenkäferbefall<br />

verstärkter Mehltaubefall <strong>an</strong> Joh<strong>an</strong>nis- und Ersatztrieben –<br />

vermin<strong>der</strong>te Assimilationsfähigkeit


Überwachung und Prognose<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

aktuelle Situation<br />

Bekämpfung


Natürliche Regulation durch Antagonisten?<br />

Räuber<br />

Vögel • zu geringe Verzehrrate<br />

• keine ausreichende Aggregationsfähigkeit (Territorialität)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Entomophage Insekten<br />

Spinnen, Ohrwürmer, Raubw<strong>an</strong>zen, Ameisen<br />

Weichkäfer, Kurzflügler, Laufkäfer, Aaskäfer<br />

• z.T. deutliche Aggregation in Kalamitätsgebieten<br />

(Calosoma spec., Xylodrepa quadripunctata)<br />

allgemein:<br />

• kaum erhöhte Vermehrungsrate<br />

• zu geringe Verzehrrate<br />

• keine Beutespezifität<br />

bei Massenvermehrung zu geringer Einfluss auf<br />

Populationsdichte


Natürliche Regulation durch Antagonisten?<br />

Parasitoide<br />

z.B. Larvenparasitoide des Schwammspinners<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Raupenfliegen (Tachinen)<br />

Parasetigenia silvestris, Blepharina<br />

spec., Compsilura concinnata<br />

Brackwespen<br />

Glyptap<strong>an</strong>theles spec.,<br />

Meteorus versicolor<br />

• dichteabhängige Wirkung, aber verzögert<br />

• Potenzial abhängig von Habitatbedingungen (Ausweich-,Überwinterungswirte)<br />

• vermin<strong>der</strong>ter Effekt durch Super- o<strong>der</strong> Hyperparasitismus


Natürliche Regulation durch Antagonisten?<br />

Pathogene<br />

Wirksamste Pathogene: Polye<strong>der</strong>viren<br />

Befall <strong>der</strong> inneren Org<strong>an</strong>e - Tod nach 5 bis 7 Tagen p.i.<br />

Übertragung<br />

• vertikal durch mit Erregern kontaminierte Nahrung<br />

• horizontal über genetisches Material<br />

Polye<strong>der</strong>virosen führen bei Schwammspinner und Frostsp<strong>an</strong>ner i.d.R. nach<br />

2-3 Kalamitätsjahren zum Zusammenbruch <strong>der</strong> Massenvermehrung<br />

Biologischen Bekämpfung durch Viruspräparate?<br />

Probleme:<br />

• Herstellung (riesige Insektenzuchten)<br />

• Produktqualität (Wirkungsgrad, genetische Stabilität)<br />

• Bereitstellung und Lagerung<br />

Generelles Problem bei nat. Regulation:<br />

bis ausreichen<strong>der</strong> Effekt eintritt, ist Schaden bereits entst<strong>an</strong>den<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


Risikokriterien:<br />

Larvenschlupf<br />

(Feb – Apr)<br />

Leimringe<br />

(Okt – Dez)<br />

Pheromonfallen<br />

(nicht praktiziert)<br />

Überwachung und Prognose<br />

<strong>Eiche</strong>nwickler, großer Frostsp<strong>an</strong>ner<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

• mehrjähriger starker Fraß<br />

• Vitalitätsmin<strong>der</strong>ung<br />

• Kritische Dichten Schwammspinner<br />

• Winterfällung - arml<strong>an</strong>ge Zweige aus oberem Kronenbereich<br />

• Proben à 100 Knospen /Probebaum<br />

• Ansatz in Gefäß mit Glasabdeckung<br />

• tägliches Absammeln <strong>der</strong> geschlüpften Eilarven<br />

krit. Zahl (Überg<strong>an</strong>g von Latenz in Gradation) = 1 Larve/Knospe<br />

• 1 Probebest<strong>an</strong>d pro100 ha<br />

• pro Probebest<strong>an</strong>d 10 Bäume in Linie o<strong>der</strong> Probedreiecke<br />

• Leimring in Brusthöhe, dicht am Stamm <strong>an</strong>schließend<br />

krit. Zahl = 1 Weibchen/cm Leimring<br />

• <strong>Eiche</strong>nwickler: kein hinreichend attraktiver Lockstoff<br />

• Problem Frostsp<strong>an</strong>ner: zu großer Einzugsbereich


<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Überwachung und Prognose<br />

Schwammspinner<br />

Pheromonprognose (Juli, Aug)<br />

• 1 – 3 Fallen / 100 ha<br />

• Anflugzahl/ Falle über gesamte Flugzeit<br />

Kritische Zahl = 1.000 Falter/Gesamtflugzeit<br />

bei Überschreiten kritischer Zahlen<br />

Eiablageprognose (Feb-März)<br />

• Linie o<strong>der</strong> Probekreis à 10 Bäume<br />

• 1 - 3 Stichproben à 100 ha<br />

• durchschnittliche Anzahl neuer Eigelege pro Stamm (Sichthöhe)<br />

Krit. Zahl = 1 Gelege/Stamm<br />

bei Vorschädigung 0,5 Gelege/Stamm


Überwachung und Prognose<br />

<strong>Eiche</strong>nprozessionsspinner<br />

Fraßkartierung Relev<strong>an</strong>ter Befund: starker Lichtfraß bis Kahlfraß<br />

Eiablage<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

• Fällung von Probebäumen:<br />

Anzahl nach Flächengröße<br />

R<strong>an</strong>d- und Best<strong>an</strong>desbäume<br />

• Eigelegezahl <strong>an</strong> 10 Probezweigen/Baum<br />

(krit. Dichte: Durchschnittl. 0,5 – 1 Gelege/Zweig)<br />

• Labor<strong>an</strong>satz: Schlupfrate, Eiparasitierung


Frostsp<strong>an</strong>ner, <strong>Eiche</strong>nwickler<br />

Schwammspinner<br />

Überwachung und Prognose<br />

Aktuelle Situation 2008<br />

• Frostsp<strong>an</strong>ner : nur lokal geringer Fraß<br />

• <strong>Eiche</strong>nwickler: regional stärkerer Fraß bis Kahlfraß von Einzelbäumen<br />

v.a. in Mittelfr<strong>an</strong>ken<br />

• Prognosen: Schlupfkontrollen bei Zweigproben zur Prozessionsspinnerprognose<br />

• seit Bekämpfungsaktionen 2004/05 Latenzniveau<br />

• Pheromonprognose <strong>an</strong> bek<strong>an</strong>nten Brennpunkten<br />

• Eigelegesuche bei Verdachtsmeldungen<br />

<strong>Eiche</strong>nprozessionsspinner<br />

• Einsendung von Probezweigen bei Kontrollbedarf<br />

(Feststellung durch ALF, Revierleiter, Waldbesitzer)<br />

• Fraßkartierung 2009 abhängig von Schadensentwicklung<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


Einsatz von Pfl<strong>an</strong>zenschutzmitteln<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

Bekämpfungsentscheidung<br />

• Prognosewerte (kritische Dichten)<br />

• Fraßkonstellation<br />

• Vitalität <strong>der</strong> <strong>Eiche</strong>n (St<strong>an</strong>dort, Vorschädigungen)<br />

• Abwägung ökonomischer / ökologischer Folgen<br />

einer Bekämpfung / eines Kahlfraßereignisses<br />

Best<strong>an</strong>desgefährdung<br />

Mikroklima, Nahrungszyklen, Wasserfluss<br />

Artengefüge von Flora und Fauna


• Fraßgift<br />

Einsatz von Pfl<strong>an</strong>zenschutzmitteln<br />

Dimilin 80 WG (Wirkstoff Diflubenzuron)<br />

• Häutungshemmer<br />

greift in die Chitinsynthese ein<br />

Wirkung bei nächster Häutung<br />

• Wirkung nur auf sich häutende Insektenstadien<br />

• keine Giftklasse, nicht bienengefährlich<br />

• hoher Wirkungsgrad auch bei Reduktion <strong>der</strong> Aufw<strong>an</strong>dmenge auf 1/5 (15 g/ha)<br />

geringere Breitenwirkung aufgrund unterschiedlicher Artenempfindlichkeit<br />

• kostengünstig<br />

• Abst<strong>an</strong>dsauflagen zu Gewässern: 100 m<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


Dipel ES (Bacillus thuringiensis var. kurstaki)<br />

• Wirkstoff: Sporen-Endotoxinkomplex von Btk<br />

• Fraßgift<br />

Einsatz von Pfl<strong>an</strong>zenschutzmitteln<br />

• Wirkung nur auf Schmetterlingsraupen<br />

• nicht bienengiftig, nicht fischgiftig<br />

• keine Gewässerschutzauflagen<br />

Nachteile:<br />

• hohe Präparatkosten<br />

• nicht witterungsbeständig, u.U. 2. Beh<strong>an</strong>dlung notwendig<br />

Wirkungsverluste durch Nie<strong>der</strong>schläge und hohe UV-Strahlung<br />

• gute Wirkung nur bei Temperaturen > 20°C:<br />

(Raupen müssen Wirkstoff schnell und in großer Menge aufnehmen)<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft


Einsatz von Pfl<strong>an</strong>zenschutzmitteln<br />

GPS-gesteuerte Bekämpfung aus <strong>der</strong> Luft<br />

<strong>Bayerische</strong> L<strong>an</strong>des<strong>an</strong>stalt<br />

<strong>für</strong> Wald und Forstwirtschaft<br />

12 Satelliten<br />

Funkverbindung<br />

Plattenkontrolleur<br />

Einsatzleiter<br />

Funkverbindung

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