Der Harnblasenkrebs
Der Harnblasenkrebs
Der Harnblasenkrebs
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Dr. med. Robert Hafke<br />
<strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Ein Leitfaden für Patienten
Dr. med. Robert Hafke<br />
<strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Ein Leitfaden für Patienten
VORWORT <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
VORWORT<br />
<strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong> ist die zweithäufigste Krebsart im Fachgebiet der Urologie. In<br />
Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes ca. 16.000<br />
Menschen jährlich neu an einem <strong>Harnblasenkrebs</strong>. Die Altersverteilung zeigt den<br />
Gipfel der Erkrankung im 6. und 7. Lebensjahrzehnt und ein Verhältnis von 3 : 1 der<br />
Erkrankung zwischen Männern und Frauen.<br />
Die Tatsache, dass es sich dabei um ein Krebsleiden handelt, das eine Neigung<br />
zum wiederholten Auftreten (Rezidivverhalten) hat, macht die lebenslange<br />
Bedeutung der Erkrankung für den betroffenen Patienten klar.<br />
Erfreulicherweise kann aber mit der Einleitung einer rechtzeitig beginnenden<br />
Therapie die Heilung in ca. 70 % der Erkrankungsfälle erreicht werden. Mit der<br />
lebenslangen Nachsorge des Patienten beim Urologen kann eine gute Kontrolle des<br />
<strong>Harnblasenkrebs</strong>es gewährleistet werden.<br />
Dieser Ratgeber wendet sich an betroffene Patienten, Angehörige und medizinisch<br />
interessierte Laien. Er will informieren und die aktuellen und gängigen<br />
Behandlungsmethoden zum <strong>Harnblasenkrebs</strong> darstellen. Es werden ebenso die<br />
Möglichkeiten der Vermeidung (Vorsorge/Prophylaxe) und der ergänzenden<br />
Behandlung (Komplementärverfahren) angesprochen.<br />
Zur nachhaltigen und schnellen Orientierung werden wichtige Sachverhalte in Form<br />
von Merksätzen erarbeitet.<br />
Für den Patienten soll er auch eine kleine Nachschlaghilfe sein, denn häufig ist die<br />
Zeit „beim Doktor“ zu kurz, um nachzufragen, die persönliche Bedrohung der<br />
Erkrankung zu erschreckend, um alle Aspekte der Therapie zu verstehen.<br />
Letztlich ist der aufgeklärte und mündige Patient besser in der Lage, seine Krankheit<br />
zu verstehen und durch aktives Mittun in der Therapie sein Leiden zu überwinden<br />
und seine Heilung zu erlangen.<br />
1
Ein Leitfaden für Patienten INHALT<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
VORWORT ............................................................................................................ 1<br />
INHALTSVERZEICHNIS ........................................................................................ 2<br />
ANATOMIE DER HARNBLASE ............................................................................. 3<br />
PHYSIOLOGIE DER HARNBLASE ....................................................................... 4<br />
RISIKOFAKTOREN ............................................................................................... 5<br />
DIAGNOSTIK ........................................................................................................ 8<br />
SYMPTOME (KRANKHEITSZEICHEN) ................................................................. 8<br />
UNTERSUCHUNGEN ........................................................................................... 9<br />
GRADING UND STADIENEINTEILUNG ................................................................ 15<br />
THERAPIE ............................................................................................................ 19<br />
THERAPIE DER NICHT MUSKELINVASIVEN HARNBLASENKARZINOME (TA/T1/TIS) 20<br />
THERAPIE DER INVASIVEN HARNBLASENKARZINOME (STADIEN AB T2) ............ 26<br />
ALTERNATIVE THERAPIEN .................................................................................. 30<br />
MARKER UND NACHSORGE ............................................................................. 32<br />
ERGÄNZENDE VERFAHREN (KOMPLEMENTÄRMEDIZIN) ................................ 33<br />
GLOSSAR ............................................................................................................ 35<br />
ANHANG .............................................................................................................. 39<br />
NÜTZLICHE ADRESSEN ...................................................................................... 39<br />
2
ANATOMIE <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
ANATOMIE DER HARNBLASE<br />
Die Harnblase liegt beim Erwachsenen hinter dem Schambein im kleinen Becken. In<br />
der Füllungsphase mit Urin kann sie sich nach oben und seitlich ausbreiten, denn<br />
der Darm liegt locker auf ihr und ist durch das Bauchfell abgegrenzt. Seitlich ist sie<br />
im Bereich des Blasenbodens durch sog. Haltebänder mit der Beckenwand verbunden.<br />
Hierdurch erfolgt die Befestigung der Harnblase im Beckenboden und<br />
ermöglicht gleichzeitig die Ausdehnung nach oben.<br />
Die Harnblase ist ein sog. Hohlmuskel, bestehend aus glatten Muskelzellen, die sich<br />
in 3 Hauptlagen gliedern. Die Anordnung der Muskelschichten ist ring- und längsförmig.<br />
Abb.1: Die Lage der Harnblase im menschlichen Körper und ihre Beziehung zu<br />
den umgebenden Organen<br />
3<br />
Niere<br />
Dickdarm<br />
Harnblase<br />
Harnröhre<br />
Harnleiter<br />
Dünndarm<br />
Prostata
Ein Leitfaden für Patienten PHYSIOLOGIE<br />
Dadurch kann sich die Blase zusammenziehen und den Urin entleeren. Die Muskulatur<br />
der Harnblase ist nicht durch den eigenen Willen zur Urinentleerung zu steuern.<br />
DAS UROTHEL: DIE SCHLEIMHAUTSCHICHT<br />
Die innere Auskleidung der Harnblase bildet die Mucosa, eine Schleimhautschicht,<br />
die mit einer bindegewebigen Verschiebeschicht, der sog. Submucosa, die Verbindung<br />
zur Harnblasenmuskulatur erhält. Die Schleimhautschicht ist aus dem Übergangsepithel,<br />
auch kurz Urothel genannt, aufgebaut. Es ist besonders für die Dehnung<br />
angepasst und kommt nur in den ableitenden Harnwegen (Nierenkelche, Nierenbecken,<br />
Harnleiter, Harnblase und Prostatateil der Harnröhre) vor. Nach außen ist die<br />
Harnblase durch eine Schicht aus Bindegewebe, der Adventitia, abgegrenzt. Über<br />
die beiden Harnleitern ist die Harnblase mit den Nieren verbunden. Die untere<br />
Abgrenzung geht in den Schließmuskel über, durch den die Harnröhre verläuft. <strong>Der</strong><br />
Schließmuskel ist durch den eigenen Willen zu steuern.<br />
Die Harnblase wird durch große Blutgefäße aus der Beckenschlagader versorgt. In<br />
die Harnblase ziehen Lymphgefäße, die die Zellen der Immunabwehr transportieren.<br />
PHYSIOLOGIE DER HARNBLASE<br />
Aus dem Kapitel der Anatomie wird erkenntlich, dass es sich bei der Harnblase um ein<br />
Hohlorgan handelt, das durch die Schichten der Muskulatur seine Funktion erhält.<br />
Zunächst speichert die Harnblase den Urin, der in den Nieren gebildet wird. Über die<br />
Nierenkelche, das Nierenbecken und die Harnleiter gelangt der Urin in die Blase.<br />
DIE MIKTION: DIE URINENTLEERUNG<br />
Die normale Speicherkapazität der Blase beträgt ca. 300 - 350 ml. Erreicht die Menge<br />
des Urins die Speicherkapazität, setzen genau aufeinander abgestimmte Vorgänge<br />
zur Urinentleerung (Miktion) ein. Rezeptoren, als Messfühler zu bezeichnen, melden<br />
den Entleerungszentren (Miktionszentren) in Gehirn und Rückenmark den<br />
4
RISIKOFAKTOREN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Harndruck der Blase (Dehnung der Harnblasenwand), der fühlbar als Harndrang<br />
wahrgenommen wird. Die Spannung der Harnblasenmuskulatur nimmt zu, durch<br />
die willentliche Entspannung der Schließmuskulatur kann dann der Urin ausgeschieden<br />
werden. Die Harnblase wird entleert.<br />
Die Entleerung der Blase sollte restharnfrei erfolgen. Somit kann die Harnblase als<br />
muskulärer Hohlspeicher bezeichnet werden.<br />
RISIKOFAKTOREN<br />
Ein Rückblick in die Geschichte zeigt die Zusammenhänge von Umweltbelastung<br />
und den Einfluss giftiger Substanzen auf die Entstehung von <strong>Harnblasenkrebs</strong>. Giftige<br />
Substanzen, die für die Entwicklung von Krebserkrankungen eine auslösende<br />
Rolle spielen, nennt man Karzinogene.<br />
Bereits 1895 wurde eine wissenschaftliche Arbeit von Ludwig Rehn veröffentlicht,<br />
die auf der Untersuchung an Arbeitern der Farbindustrie basierte. Diese Studie stellte<br />
einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von <strong>Harnblasenkrebs</strong> und dem<br />
Umgang mit Fuchsin (Grundstoff der damaligen Farbenherstellung) her. Auf der Basis<br />
dieser Untersuchung konnten in den vergangenen Jahrzehnten eine Reihe von<br />
Substanzen, die Verwendung in der chemischen Industrie finden, als karzinogen<br />
identifiziert werden.<br />
KARZINOGENE STOFFE<br />
Sie gehören in die Reihe der sog. aromatischen Amine. Erwähnt seien hier nur beispielhaft<br />
das 4-Aminobiphenyl, das Benzidin, das 2-Naphtylamin und das 4-Chloro-Toluidin.<br />
Diese Karzinogene können über den Magen-Darmtrakt, die Lunge oder<br />
die Haut aufgenommen werden. Als Grundstoffe werden diese Substanzen in der<br />
Chemie-, Farben- und Textilindustrie verwendet. Demzufolge können Berufsgruppen<br />
benannt werden, die einer besonderen Gefährdung ausgesetzt sind. Hierzu<br />
gehören z. B. Kammerjäger, Friseure, Kimonomaler, Arbeiter in Farb-, Aluminium-,<br />
Druck-, Kunststoff- und gummiverarbeitender Industrie. Aus den vorgenannten<br />
5
Ein Leitfaden für Patienten RISIKOFAKTOREN<br />
Harnblase<br />
Abb. 2: Die Harnblase als Hohlorgan<br />
Harnleiter<br />
Prostata<br />
Gründen ergibt sich die Konsequenz, dass in bestimmten Fällen die <strong>Harnblasenkrebs</strong>erkrankung<br />
als Berufserkrankung anerkannt werden kann.<br />
Als weitere Karzinogene gelten die Nitrosamine, die als Umbaustoffe und Endprodukte<br />
der Harnwegsinfektion und vor allem des chronischen Harnwegsinfektes<br />
entstehen. Verschiedene Bakterien, so besonders Escherichia coli als häufigster<br />
Auslöser der Harnwegsinfektion, können Nitrosamine herstellen. Sehr gefährdet<br />
sind Patienten mit lange bestehender Harnableitung durch Kathetersysteme, da<br />
durch diese Maßnahmen meistens eine chronische Harnwegsinfektion entsteht. In<br />
diesem Zusammenhang sei hier auch auf die Bedeutung einer langen Expositionszeit<br />
(Einwirkungszeit) hingewiesen. In dieses Kapitel gehört auch eine chronische<br />
Infektionserkrankung des arabisch-, afrikanischen Lebensraumes (z. B. Ägypten), die<br />
Bilharziose. Sie ist in diesem geografischen Gebiet endemisch (gehäuft) auftretend<br />
und wird durch einen von in Süßwasser lebenden Schnecken ausgeschiedenen<br />
Erreger, den Schistosomen, verursacht. Chronische Harnwegsinfektionen führen<br />
zur bekannten Nitrosaminbildung und damit zu gehäuft auftretenden<br />
<strong>Harnblasenkrebs</strong>erkrankungen. Eine Besonderheit ist das so genannte Plattenepithelkarzinom<br />
der Harnblase.<br />
6
RISIKOFAKTOREN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Auch Phenacetin (Aminabkömmling) muss als Karzinogen angesehen werden. In<br />
Deutschland nicht mehr als Bestandteil von Schmerzmedikamenten zugelassen,<br />
kann es zu Urothelkarzinomen (Urothel: Schleimhautauskleidung des gesamten<br />
Harntraktes, s. Anatomie) des Harntraktes führen.<br />
RISIKO DURCH RAUCHEN<br />
Eindeutig hervorzuheben ist die Bedeutung des Nikotingenusses auf die Entstehung<br />
des Blasenkrebses. Als modernes Genussmittel aller Altersgruppen und Gesell-<br />
schaftsschichten erlangt es wichtige Bedeutung als Karzinogen. Raucher haben ein<br />
bis zu 4-fach erhöhtes Blasenkarzinomrisiko, bei ca. 50 % der Blasenkarzinompati-<br />
enten kann ein regelmäßiger Zigarettenkonsum nachgewiesen werden. Bedeutend<br />
sind frühes Einstiegsalter in den Nikotingenuss und die Menge der durchschnittlich<br />
gerauchten Zigaretten. Die Analyse des Zigarettenrauches brachte den Nachweis<br />
von 2-Naphthylamin, dem bereits erwähnten aromatischen Amin.<br />
Keine gesicherten Erkenntnisse zur Kanzerogenität bei Blasenkrebs liegen zum<br />
Kaffeegenuss, Gebrauch von Süßstoffen (Cyclamate, Saccharine), zu vorausgehenden<br />
Strahlentherapien und zur Behandlung mit immunsupprimierenden (immundämpfenden)<br />
Medikamenten vor.<br />
MERKE ! ● <strong>Der</strong> Nikotingenuss stellt den wichtigsten kanzerogenen Faktor dar !<br />
7<br />
● <strong>Der</strong> Blasenkrebs kann bestimmte Berufsgruppen besonders treffen !<br />
● Chronische Harnwegsinfekte können einen Blasenkrebs begünstigen !
Ein Leitfaden für Patienten DIAGNOSTIK<br />
DIAGNOSTIK<br />
SYMPTOME (KRANKHEITSZEICHEN)<br />
Beim <strong>Harnblasenkrebs</strong> lassen sich direkte Symptome (Leitsymptome) und indirekte<br />
Symptome unterscheiden.<br />
Das Leitsymptom des Blasentumors ist die schmerzlose Makrohämaturie, das<br />
sichtbare Blut im Urin. Meist gesellt sich ein weiteres Leitsymptom dazu, das sind<br />
kleine sichtbare Koagel (Blutklumpen) im Urin. Eine Makrohämaturie kann grundsätzlich<br />
auch bei einer Entzündung der Harnwege auftreten. In der Regel verursacht<br />
eine Harnblasenentzündung aber Schmerzen beim Wasserlassen. Ein blutender<br />
Tumor hingegen bleibt meist ohne Schmerz. Als Zusatz sei hier noch die Mikrohämaturie<br />
(erkennbare Blutkörperchen des Urins unter dem Mikroskop) erwähnt, die<br />
ein frühes Kennzeichen des Blasenkrebses sein kann.<br />
Weitere Symptome, auch als indirekte Symptome bezeichnet, können häufiges<br />
Wasserlassen oder Harndrang in Verbindung mit kleinen Urinportionen sein. Aller-<br />
Abb. 3: Makrohämaturie. Blutiger Urin mit Koagel<br />
8
UNTERSUCHUNGEN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
dings können die letztgenannten Symptome auch bei anderen Harnwegserkrankungen<br />
auftreten. Flankenschmerzen können ebenso hinweisend auf einen Blasenkrebs<br />
sein, ursächlich ist hier der Blasentumor, der die Harnleitermündung verschließt<br />
und eine Nierenstauung verursacht. Nicht zu vergessen sind die Knochenschmerzen<br />
als spätes Zeichen einer fortgeschrittenen Krebserkrankung, die schon<br />
metastasiert (Metastasen: Tochtergeschwülste).<br />
MERKE ! ● Die schmerzlose Makrohämaturie ist das Leitsymptom des<br />
Blasenkrebses !<br />
9<br />
● Die schmerzlose Makrohämaturie sollte sofort vom Urologen<br />
abgeklärt werden !<br />
UNTERSUCHUNGEN<br />
PRIMÄRDIAGNOSTIK<br />
Ein Algorithmus (eine mehr oder weniger definierte Handlungsvorschrift zur Lösung<br />
eines Problems oder einer bestimmten Art von Problemen) zeigt, wie der diagnostische<br />
und therapeutische Ablauf einer Erkrankung standardmäßig durchgeführt<br />
werden sollte. Leitlinien der Fachgesellschaften beinhalten die notwendigen Diagnostik-<br />
und Therapieschritte, die einer wissenschaftlich gesicherten Basis folgen.<br />
AUSFÜHRLICHES GESPRÄCH MIT DEM PATIENTEN IST GRUNDLAGE<br />
Die ersten Untersuchungen werden von einem Urologen durchgeführt. Das Symptom<br />
der schmerzlosen Makrohämaturie erfordert einen festgelegten Untersuchungsgang.<br />
Als erstes wird ein ausführliches Gespräch mit dem betroffenen Patienten<br />
stattfinden. So klären sich Dauer, Intensität und Zeitpunkt der Beschwerden. Für<br />
den Patienten ist es wichtig, auf urologische Vorerkrankungen, ggf. Operationen,<br />
Begleiterkrankungen und vor allem auf eine bestehende Medikamenteneinnahme<br />
zu verweisen. Besonders die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten<br />
ist wichtig in Hinblick auf invasive (eingreifende, operative) Diagnostikverfahren. In<br />
dem Kapitel „Risikofaktoren” wurde die Bedeutung von Karzinogenen klar, der
Ein Leitfaden für Patienten UNTERSUCHUNGEN<br />
Symptomatischer Patient<br />
● Hämaturie<br />
● Pollakisurie<br />
PRIMÄRTUMORDIAGNOSTIK<br />
Notwendig:<br />
Transurethrale Resektion<br />
Fallweise nützlich:<br />
● Mapping<br />
● Bimanuelle Untersuchung<br />
● Biopsie prostatische Harnröhre<br />
➧<br />
➧<br />
Klinische Untersuchung<br />
Sonographie Abdomen/Becken<br />
Urethro-Zystoskopie<br />
Urographie<br />
Urinlabor<br />
Serumkreatinin<br />
Zytologie (bei V.a. Tis)<br />
Urographie<br />
➧<br />
AUSBREITUNGSDIAGNOSTIK<br />
Nicht muskelinvasiver Tumor Muskelinvasiver Tumor<br />
(Ta, T1, Tis) (>T1)<br />
Notwendig: Notwendig:<br />
Nachresektion Röntgen-Thorax<br />
Leber-Sonographie<br />
Fallweise nützlich: Fallweise nützlich:<br />
Abklärung oberer Harntrakt ● Becken CT/MRT bei lokal<br />
bei Tis fortgeschrittenem Tumor<br />
Nachresektion (Ta) ● Labor: Alkalische Phosphatase,<br />
LDH, Leberwerte<br />
● Knochenszintigraphie bei<br />
Symptomatik und erhöhter<br />
alkalischer Phosphatase<br />
Abb. 4: Schematischer Ablauf der Diagnostik beim Harnblasenkarzinom nach den Leitlinien der<br />
AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften)<br />
10
UNTERSUCHUNGEN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Patient sollte deshalb im Gespräch auch etwaige berufliche Gefährdungen mit<br />
exponierten Stoffen angeben.<br />
Die Urinuntersuchung wird als Streifentest- und Sedimentverfahren erfolgen.<br />
Zuvor muss der Urin als eigenständiges „Material“ begutachtet werden. Dabei wird<br />
der Grad der Makrohämaturie beurteilt, es gilt Koagel und hellrote Färbung (frische<br />
Tumorblutung) besonders zu erfassen.<br />
Mit einer gesonderten Urinabgabe kann eine spezielle Zelluntersuchung des Urins<br />
durchgeführt werden, die Urinzytologie (Zytologie: Zellenlehre). Mit diesem Verfahren<br />
wird nach Tumorzellen im Urin gefahndet, als obligates (unerlässliches) Instrument<br />
in der Nachsorge und beim <strong>Harnblasenkrebs</strong> in situ (Tis) ist es notwendig.<br />
Die körperliche Untersuchung umfasst das Tasten der Nierenlager, des Bauchraumes,<br />
des äußeren Genitals und der Prostata beim Mann, der Vagina bei der<br />
Frau. In gleicher Sitzung werden die Lymphknotenstationen der Leisten und des<br />
Beckens erfasst.<br />
Durch die Blutlaboruntersuchungen werden im Allgemeinen die Funktion der<br />
Nieren (Kreatinin), des Gerinnungssystems und die ausreichende Versorgung des<br />
Körpers mit rotem Blutfarbstoff (Sauerstoffträger, Blutbild) beurteilt. Diese<br />
Laborergebnisse geben auch einen Hinweis auf die allgemeine Operabilität eines<br />
Patienten.<br />
Durch die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) werden Blasenregion und beide<br />
Nieren beurteilt. Vor der Therapie erhält der Urologe Hinweise auf die mögliche<br />
Ausdehnung des Tumors in die Blase. Eine gestaute Niere entsteht z. B. durch den<br />
Verschluss der betreffenden Harnleitermündung.<br />
BLASENSPIEGELUNG IST BEI DIESER VERDACHTSDIAGNOSE OBLIGAT<br />
Als erste invasive Untersuchung wird sich die Urethro-Zystoskopie (Harnröhren-<br />
Blasenspiegelung) anschließen. Damit kann die Größe, die Ausdehnung, die Lage<br />
und evtl. vorhandene mehrfache Tumore erkundet werden. Sie ist eine obligate diag-<br />
11
Ein Leitfaden für Patienten UNTERSUCHUNGEN<br />
Anteil der<br />
Oberfläche<br />
4 %<br />
3 %<br />
93 %<br />
Häufigkeit<br />
4,6 %<br />
2,9 %<br />
92,5 %<br />
Abb. 5: Häufigkeit der Urothelkarzinome in Korrelation zur Oberfläche der ableitenden<br />
Harnwege<br />
nostische Methode, die zur Therapieplanung unverzichtbar ist. Bei der Urethro-<br />
Zystoskopie wird ein dünner, innen mit einer optischen Linseneinrichtung versehener<br />
metallener Schaft (Zystoskop) durch die Harnröhre bis in die Blase vorgeschoben.<br />
Diese Untersuchung wird normalerweise unter einer Schleimhautbetäubung der<br />
Harnröhre vorgenommen. Bei vermuteter schwieriger Durchführung kann auch eine<br />
Allgemeinnarkose oder eine rückenmarksnahe Lokalnarkose angeboten werden. In<br />
jeder Phase der Untersuchung gewinnt der Urologe Einblick in die Harnröhre und<br />
die Blase. Das Zystoskop eröffnet durch innenliegende winzige Kanäle die Möglichkeit,<br />
feine Instrumente in die Blase vorzuschieben, um so z. B. Gewebeproben zu<br />
entnehmen. In der Regel wird der Urologe nur eine Blasenspiegelung vornehmen,<br />
um die endgültige Diagnose zu sichern und die operative Therapie zu planen. Die<br />
12
UNTERSUCHUNGEN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Urethro-Zystoskopie ist in den Händen des Urologen eine komplikationsarme, wenig<br />
belastende und weitgehend schmerzfreie Untersuchung. Bedenken seitens des<br />
Patienten sollten vor der Untersuchung geklärt werden, eine schriftliche Einwilligung<br />
des Patienten ist notwendig.<br />
Die letzte Untersuchung bildet die Urographie (Kontrastmitteluntersuchung auch<br />
Ausscheidungsurogramm genannt). Um die Notwendigkeit dieser Röntgenuntersuchung<br />
zu verstehen, muss anhand der folgenden Abbildung auf Seite 14 das Verständnis<br />
über das menschliche Urothel geweckt werden.<br />
Aus dem Kapitel Anatomie ist bekannt, dass die Schleimhautschicht der Harnblase<br />
aus dem Übergangsepithel, auch kurz Urothel genannt, aufgebaut ist. Es ist besonders<br />
für die Dehnung angepasst und kommt nur in den ableitenden Harnwegen<br />
(Nierenkelch, Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Prostatateil der Harnröhre)<br />
vor. Die überwiegende Mehrzahl der Harnblasenkarzinome (> 96 %) geht aus diesem<br />
Urothel hervor und wird als Gruppe der Urothelkarzinome klassifiziert. Aus<br />
dem vorher Gesagten folgt, dass im Bereich der ableitenden Harnwege Urothelkarzinome<br />
entstehen können. Diese sind auch als zusätzlich mögliche oder<br />
alleinige Tumore außerhalb der Harnblase nachweisbar. Die Grafik auf Seite 12 zeigt<br />
links den Grad der Oberflächenverteilung des Urothels, rechts die Häufigkeit der<br />
Verteilung von Urothelkarzinomen in den ableitenden Harnwegen. Bei der Urographie<br />
wird durch eine Infusion ein Kontrastmittel in den Körper eingebracht, dass<br />
über die Nieren im Urin ausgeschieden wird und im Röntgenbild in Nieren,<br />
Harnleiter und Blase als röntgendichte Substanz erkennbar ist. Es erscheint auf den<br />
urindurchflossenen Hohlräumen der Organe als „weißliche Flüssigkeit“. Eine<br />
Ausspaarung dieser Flüssigkeit im Bereich der Organe ergibt den Verdacht auf ein<br />
Urothelkarzinom. Die bis hierher erwähnten Schritte kann man auch als<br />
Primärdiagnostik bezeichnen.<br />
AUSBREITUNGSDIAGNOSTIK<br />
Die nachfolgend aufgeführten Untersuchungen werden zutreffend als Ausbreitungsdiagnostik<br />
bezeichnet. Hierzu zählen Untersuchungen, die dazu geeignet<br />
13
Ein Leitfaden für Patienten UNTERSUCHUNGEN<br />
sind, bei einem fortgeschrittenen Harnblasenkarzinom umgebende und entfernt liegende<br />
Organe auf mögliche Metastasen des Blasenkarzinoms zu erkennen. Durch<br />
eine TUR-Blase (transurethrale Resektion, Ausschabung der Blase) wird die genaue<br />
Tiefenausbreitung eines Harnblasenkarzinoms erkannt. Diese Erkenntnis lässt<br />
Rückschlüsse auf mögliche Metastasen zu und muss durch weitere Diagnostik<br />
abgeklärt werden.<br />
Dazu gehören Röntgen des Thorax (Lungenmetastasen), Sonographie der Leber<br />
(Lebermetastasen), zusätzliche Laboruntersuchungen (Leberwerte, Knochenwerte),<br />
Knochenszintigraphie (bei Knochenschmerzen) und Becken-CT / MRT (spezielle<br />
bildgebende Verfahren) zur Erkennung von Lymphknotenmetastasen. Durch<br />
diese Untersuchungen wird die weitere Therapie des Patienten bestimmt.<br />
Die Gesamtheit der letztgenannten Untersuchungen wird auch als Staging („Ist-<br />
Zustand“ des Patienten vor weiterer Therapie) bezeichnet.<br />
➡<br />
➡<br />
➡<br />
➡<br />
➡<br />
Abb. 6: Harnblasenkarzinom, durch Urographie dargestellt<br />
14
GRADING <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
GRADING UND STADIENEINTEILUNG<br />
Das folgende Kapitel beschreibt das biologische Verhalten von Harnblasenkarzi-<br />
nomen anhand der Histopathologie (feingewebliche Untersuchungstechnik s. Abb. 7),<br />
hier wird die Einteilung nach dem G-Stadium, dem sog. Grading (Differenzierungsgrad)<br />
vorgenommen. Die Tiefenausdehnung eines Blasentumors ist ein weiterer<br />
prognostisch wichtiger Faktor um das zu erwartende biologische Verhalten eines<br />
<strong>Harnblasenkrebs</strong>es einzuschätzen. Die Tiefenausdehnung wird nach den T-Stadien<br />
klassifiziert.<br />
Damit sind die Ausführungen wichtig, um im Kapitel „Therapie des Blasenkrebses“<br />
das weitere Vorgehen zu verstehen.<br />
Abb. 7: Histologisches Bild eines Blasenkrebses<br />
15
Ein Leitfaden für Patienten GRADING<br />
Die Einteilung nach dem G-Stadium kann nur der Pathologe treffen, denn er erhält<br />
nach einer TUR-Blase das operierte Gewebe zur feingeweblichen Begutachtung.<br />
Dabei sind die Differenzierungsgrade nach den Regeln der WHO (Weltgesundheitsorganisation)<br />
festgelegt. Es werden die Grading-Stadien G1, G2, G3 und CIS<br />
(Carcinoma in situ) unterschieden. Ein Blasentumor mit Grading G1 hat in der Zellund<br />
Gewebestruktur noch eine erkennbare Ordnung mit einer kontrollierten<br />
Differenzierung. Ein G3-Blasentumor ist ungeordnet, wild, somit undifferenziert. Das<br />
biologische Verhalten eines G3-Tumors ist eher unkontrolliert, er neigt zu einem<br />
rasch fortschreitenden Wachstum. Somit kann dem Grading eines <strong>Harnblasenkrebs</strong>es<br />
auch eine prognostische Bedeutung zugemessen werden. Letztendlich bestimmt<br />
damit auch das Grading die weitere Therapie. Das Carcinoma in situ (CIS) bildet<br />
eine Sonderform, es ist flach in der obersten Schleimhautschicht. Von seinem biologischen<br />
Verhalten ist es eher aggressiv und benötigt eine besondere Therapie.<br />
Dem sichtbaren Anteil des Blasentumors in der Blase kann häufig schon eine<br />
gewisse Zuordnung zum Grading zugesprochen werden. Feinverzweigte, erhabene,<br />
sog. papilläre Blasentumore sind in > 60 % einem G1-Blasenkrebs zuzuordnen.<br />
Solide, kompakte Tumore sind häufig G3-Tumoren entsprechend. Als letztes sei<br />
hier noch erwähnt, dass solide Tumore häufig in die Tiefe wachsen und damit muskelinfiltrierend<br />
(in die Muskulatur einwachsend) sind.<br />
TNM-SYSTEM ALS KLASSIFIKATIONSMÖGLICHKEIT EINES TUMORS<br />
Wie bereits zuvor dargestellt, kann der Pathologe nicht nur das Grading über die<br />
Muster der Zell- und Zellkernkonfiguration erarbeiten, sondern auch die<br />
Tiefenausdehnung des Blasenkrebses bestimmen. Im Kapitel der Anatomie wurde<br />
der Schichtaufbau der Harnblase erörtert, mit der innen liegenden Blasenschleimhaut,<br />
unter der sich dann das Bindegewebe und die Muskelschichten befinden. <strong>Der</strong><br />
<strong>Harnblasenkrebs</strong> kann auf die Schleimhaut und das Bindegewebe beschränkt bleiben,<br />
aber auch tief in die Muskulatur eindringen. Man spricht deshalb ebenfalls von der<br />
Tiefenausdehnung des <strong>Harnblasenkrebs</strong>es, den sog. T-Stadien. Diese Stadien werden<br />
im sog. TNM-System aufgelistet. Mit den Buchstaben N wird der Lymphkno-<br />
16
GRADING <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Abb. 8: Die T-Stadien<br />
tenbefall dargestellt, das M steht für Metastasen. Die T-Stadien kennzeichnen auch<br />
das Eindringen des <strong>Harnblasenkrebs</strong>es über die Organgrenzen der Harnblase hinaus,<br />
z. B. in die Prostata/Vagina. Das tief eingedrungene Harnblasenkarzinom T2-T3<br />
erreicht auch die Lymph- und Gefäßschicht der Harnblase und neigt deshalb zur<br />
Metastasierung.<br />
50 % DER HARNBLASENKARZINOME SIND pTa G1 MIT GUTER PROGNOSE<br />
Fasst man beide Klassifikationssysteme zusammen, ergibt sich so z. B. ein Harnblasenkarzinom<br />
der Klassifikation pTa G1. Hierbei handelt es sich demgemäß um<br />
17<br />
Subepitheliales<br />
Bindegewebe<br />
Urothel<br />
Prostata<br />
T2b<br />
T3a<br />
T2a<br />
T3b<br />
T1<br />
Ta<br />
Tis<br />
T4a<br />
T4b<br />
Muscularis<br />
perivesikales Fett<br />
Beckenboden
Ein Leitfaden für Patienten GRADING<br />
ein auf die Schleimhaut begrenztes, vom Bild her papilläres Blasenkarzinom mit<br />
noch weitgehend erhaltener Ordnung. Auch kann mit einiger Sicherheit eine prognostische<br />
Wertung abgegeben werden.<br />
Das pTa G1-Karzinom hat eine vergleichsweise gute Prognose, es bildet ca. 50 %<br />
der Harnblasenkarzinome, neigt nicht zur Metastasierung und die Rezidivwahrscheinlichkeit<br />
(erneutes Auftreten eines Tumors) ist eher gering. <strong>Der</strong> Vollständigkeit<br />
halber sei noch erwähnt, dass es noch weitere Prognosekriterien gibt, z. B. Zellkerngestalt,<br />
Größe und Multifokalität der Tumore etc.<br />
T PRIMÄRTUMOR T PRIMÄRTUMOR N LYMPHKNOTEN M METASTASEN<br />
Tx Primärtumor kann T3 Tumor infiltriert Nx Regionäre Mx Fernmetastasen<br />
nicht beurteilt perivesikales Lymphknoten (LK) können nicht<br />
werden Gewebe können nicht beurteilt werden<br />
beurteilt werden<br />
T0 Kein Anhalt für T3a mikroskopisch N0 Kein Anhalt für M0 Kein Anhalt für<br />
Primärtumor regionäre LK Fernmetastasen<br />
Ta Nichtinvasiver T3b makroskopisch N1 Metastase in<br />
papillärer Tumor (extravesikale Masse) solitären LK ≤ 2 cm M1 Fernmetastasen<br />
Tis Carcinoma in situ, T4 Tumor infiltriert eines N2 Metastase in<br />
„flacher Tumor“ der folgenden Organe: solitären LK > 2 cm,<br />
Prostata, Uterus, aber ≤ 5 cm,<br />
Vagina, Beckenwand, oder multiple LK,<br />
Bauchwand keiner mehr als 5 cm<br />
T1 Tumor infiltriert T4a Prostata, Uterus N3 Metastasen in<br />
subepitheliales oder Vagina LK > 5 cm<br />
Bindegewebe<br />
T2 Tumor infiltriert T4b Beckenwand oder<br />
Muskulatur Bauchwand<br />
T2a Innere Hälfte<br />
T2b Äußere Hälfte<br />
Abb. 9: Das TNM-System<br />
18
THERAPIE <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
MERKE ! ● Das Grading des Blasenkarzinoms bezeichnet den Differenzierungsgrad<br />
des Tumorgewebes. G1 bedeutet gut differenziert, G2 mittelbis<br />
mäßig differenziert, G3 undifferenziert.<br />
THERAPIE<br />
In der Therapie muss grundsätzlich zwischen der Therapie von nicht muskelin-<br />
vasiven Harnblasenkarzinomen/HBCA (Ta/T1/Tis) und den invasiven Harn-<br />
blasenkarzinomen (s. unten, >T2a) unterschieden werden.<br />
Die Abbildung 11 auf Seite 21 verdeutlicht den ersten Schritt der Therapie und stellt<br />
eine TUR-B dar. TUR-B steht für transurethrale Resektion der Blase. Wie im Kapitel<br />
„Diagnostik“ beschrieben, ist der Zugang zu den Tumoren gleich wie bei der<br />
Zystoskopie. Dieser operative Eingriff wird allerdings im Unterschied zur Blasenspiegelung<br />
in Vollnarkose oder Körperteilnarkose (z. B. Spinalanästhesie) durchgeführt.<br />
Die Instrumente der TUR-B sind etwas voluminöser, es können die zur<br />
Ausschälung des Blasentumors nötigen Instrumente eingeführt werden. <strong>Der</strong><br />
Operateur kann dann den Blasentumor aus der Blase schichtweise ausschälen.<br />
19<br />
● Das CIS (Carcinoma in situ) ist eine Sonderform des Gradings, es<br />
hat die Neigung, sich in ein muskelinvasives Karzinom zu verschlechtern<br />
(Progression).<br />
● Das Grading lässt einen Rückschluss auf das biologische Verhalten<br />
eines Blasenkrebses zu. Das G3-Karzinom ist aggressiver.<br />
● Die Infiltrationstiefe des Blasenkarzinoms wird in T-Stadien<br />
angegeben.<br />
● Man unterscheidet nicht muskelinvasive Blasenkarzinome Ta-T1<br />
und muskelinvasive, tiefe Blasenkarzinome T2-T4.<br />
● Das Grading und die T-Stadien sind wichtige prognostischen<br />
Faktoren.
Ein Leitfaden für Patienten THERAPIE<br />
Abb.10: Endoskopisches Bild eines Blasentumors<br />
Dabei müssen die oberflächlich sichtbaren Schichten von den tieferen Schichten<br />
des Blasentumors getrennt zur histopathologischen Aufarbeitung geschickt werden.<br />
In der Regel werden davon separat noch Randbezirke des Resektionsgebietes<br />
(Schälgebiet) und eine letzte tiefe Schicht, der Tumorgrund, entnommen. Diese<br />
gehen zur Begutachtung zum Pathologen.<br />
THERAPIE DER NICHT MUSKELINVASIVEN<br />
HARNBLASENKARZINOME (TA/T1/TIS)<br />
Die TUR-B hat bei papillären Tumoren diagnostische und therapeutische Bedeutung.<br />
Stellvertretend für das Verständnis eines solchen Eingriffs soll die Abbildung<br />
20
THERAPIE <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
11 dienen. Hier ist anhand des häufig vorkommenden pTaG1-Tumors dargestellt,<br />
dass durch die TUR-B eine vollständige Entfernung des Tumors erreicht wird. Die<br />
völlige Entfernung eines Tumors aus dem gesunden Gewebe ist eine Grundbedingung<br />
zur Heilung eines Krebsleidens.<br />
DIE HARNBLASENKARZINOME BILDEN HÄUFIG REZIDIVE<br />
Für den nur an einer Stelle (unilokulär) vorkommenden pTaG1-Tumor gilt, dass nach<br />
kompletter Resektion und Frühinstillation keine weitere Therapie notwendig ist.<br />
Davon abweichend müssen alle übrigen nicht muskelinvasiven Harnblasenkarzinome<br />
noch weitergehend behandelt werden. <strong>Der</strong> Grund dafür ist die bekannte<br />
Tatsache, dass der <strong>Harnblasenkrebs</strong> zu Rezidiven (Rezidiv: erneutes, späteres<br />
Abb.11: TUR-Blase mit der Elektroschlinge, endoskopisches Bild<br />
21
Ein Leitfaden für Patienten THERAPIE<br />
nicht muskelinvasives Urothelkarzinom<br />
➡<br />
pTa<br />
➡<br />
Nachsorge, bei<br />
multiplen Tumoren<br />
oder Rezidiv:<br />
Instilllation<br />
Nachresektion<br />
Kein Resttumor Resttumor ohne<br />
Muskelinfiltration<br />
�<br />
Instillation<br />
�<br />
�<br />
�<br />
➡<br />
pT1<br />
➡<br />
�<br />
ggf. erneut<br />
Abb.12: Therapie-Algorithmus nach transurethraler Blasenresektion<br />
Auftreten) und zur Progression (Verschlechterung der Differenzierung, z. B. von G1<br />
zu G2, und/oder des T-Stadiums) neigt.<br />
�<br />
TUR-B<br />
mit Frühinstillation<br />
➡<br />
➡ ➡<br />
Resttumor mit<br />
Muskelinfiltration<br />
Keine<br />
Metastasen<br />
Radikale<br />
Zystektomie<br />
invasives Urothelkarzinom<br />
Ausbreitungsdiagnostik<br />
Lokal fortgeschritten<br />
oder Metastasen<br />
Chemotherapie<br />
Als erste weitere Therapiemaßnahme wird z. B. bei einem T1-Harnblasenkarzinom<br />
nach ca. 1-6 Wochen eine TUR-B-Nachresektion (Nachschälung) durchgeführt. Diese<br />
Nachresektion entscheidet dann über den weiteren Weg, d. h. sollte kein Tumor-<br />
gewebe mehr nachweisbar sein, würde eine dem Rezidiv vorbeugende Einspü-<br />
lungsbehandlung (Instillation s.u.) erfolgen. Ist sogar Resttumor vorhanden und<br />
�<br />
�<br />
� �<br />
� �<br />
22
THERAPIE <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
dringt in die Muskelschicht ein, werden Therapien nach den Behandlungsweisen für<br />
muskelinvasive Tumore nötig sein.<br />
Bereits oben wurde über die Notwendigkeit einer Instillationsbehandlung (Einspülung)<br />
bei multilokulären (mehrzahligen) Harnblasenkarzinomen, bei Differenzierungs-<br />
23<br />
STADIUM DIFFERENZIE- PRIMÄRTUMOR/ ADJUVANTE INTRAVESIKALE<br />
RUNGSGRAD REZIDIVTUMOR THERAPIE<br />
G1 Primärtumor nein<br />
pTa G1 Rezidiv ja<br />
G2 Primärtumor/Rezidiv ja<br />
G3 Primärtumor/Rezidiv ja<br />
Tis G3 Primärtumor ja<br />
pT1 G1, G2 Primärtumor/Rezidiv ja<br />
G3 Primärtumor ja<br />
Abb.13: Indikationen zur Instillationstherapie<br />
graden > G2 und bei einer Tiefenausdehnung T1 gesprochen. In vielen Studien ist<br />
nachgewiesen, dass durch eine postoperative Instillationstherapie die Rezidivhäufigkeit<br />
und Progressionsfähigkeit von Blasentumoren günstig beeinflusst wird.<br />
Damit steht eine wirksame, vorbeugende (prophylaktische) Therapie zur Verfügung.<br />
Für die Instillationstherapie werden zwei unterschiedliche Substanzklassen verwendet.<br />
Es sind die sog. direkt krebstötenden Zytostatika und die sog. Immunmodulatoren.<br />
Zu den Zytostatika gehören die gebräuchlichen Medikamente Mitomycin C (MMC)<br />
und Doxorubicin. Die Zytostatika können das Wachstum von Krebszellen hemmen
Ein Leitfaden für Patienten THERAPIE<br />
oder diese direkt abtöten. <strong>Der</strong> wichtigste Immunmodulator ist das BCG (Bacillus<br />
Calmette-Guérin), ein abgeschwächtes Bakterium, das normalerweise als Impfstoff<br />
gegen Tuberkulose benutzt wird. Es ruft eine Abwehrreaktion in der Blasenwand<br />
hervor und kann damit auch vorhandene Resttumorzellen bekämpfen. Medikamente<br />
beider Substanzklassen werden in Kochsalzlösung gelöst und über einen Einmalkatheter<br />
in die Blase gegeben.<br />
Die Therapieschemata für die intravesikale (in die Blase gegebene) Zytostatika- und<br />
Immunprophylaxe sind nicht standardisiert, gemeinsam aber haben alle eine sog.<br />
Induktionsphase (intensiver Beginn) und eine Erhaltungsphase im Sinne einer Langzeittherapie<br />
(s. Dosierungsschemata zur Instillationstherapie). Auch der Therapiebeginn<br />
nach TUR ist nicht standardisiert.<br />
RECHTZEITIGE FRÜHINSTILLATION KANN REZIDIVE VERHINDERN<br />
Für die Therapie ist ein früher Beginn unmittelbar nach TUR, innerhalb von 6<br />
Stunden, spätestens aber innerhalb von 24 Stunden, die so genannte Frühinstillation,<br />
vorteilhaft und ohne Gefahr möglich. Die Frühinstillation verhindert die<br />
Implantation (Einnistung) von schwimmenden Tumorzellen und reduziert das Rezidivrisiko.<br />
<strong>Der</strong> Erfolg der Frühinstillation hat sich in den vergangenen 10 Jahren in<br />
Studien erwiesen. Die Fortsetzung der Chemotherapie geschieht dann erst 4<br />
Wochen später nach Abheilen der Blasenwunde.<br />
Abb.14: Applikationssystem<br />
24
THERAPIE <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
<strong>Der</strong> Therapiebeginn mit BCG sollte frühestens zwei Wochen nach TUR erfolgen, um<br />
Nebenwirkungen (z. B. Fieber, Blut im Urin etc.) zu vermeiden. Zur Frühinstillation darf<br />
BCG nie angewendet werden, da es dabei zu schwersten bis tödlichen Nebenwirkungen<br />
kommen kann!<br />
Bei einem Nichtansprechen der Instillation auf eines der genannten Medikamente,<br />
d. h. bei einem Harnblasenkarzinomrezidiv, erfolgt nach erneuter TUR der Austausch<br />
der Medikamente für die weitere Instillation. So wird z. B. MMC gegen BCG<br />
gewechselt oder umgekehrt.<br />
25<br />
SUBSTANZ DOSIERUNG INDUKTIONSTHERAPIE LANGZEITTHERAPIE<br />
Zytostatika 20 – 40 mg innerhalb 6 h postoperativ –<br />
Mitomycin wöchentlich 6 – 8 Wochen monatlich 6 – 12 Monate<br />
BCG 1 – 5 10 8 Keime 6 Wochen 3 Wochen n. 3 und 6 Monaten<br />
wöchentlich dann 1/2 jährlich bis 3 Jahre<br />
Abb.15: Beispiele für Dosierungsschemata zur Instillationstherapie<br />
Am Ende dieses Abschnittes müssen die besonderen Therapieformen der Tumorstadien<br />
Carcinoma in situ und pT1G3 dargestellt werden. Beide Stadien stellen eine<br />
Hochrisikogruppe für ein Fortschreiten der Krebserkrankung dar. Beim pT1G3-Tumor<br />
erfolgt nach vollständiger TUR-B der Versuch, mittels der BCG-Instillationsprophylaxe<br />
die Harnblase zu erhalten, denn das erneute Auftreten eines Tumors bedeutet<br />
die Notwendigkeit der vollständigen Entfernung der Harnblase, radikale Zystektomie<br />
genannt (s. Kapitel „Therapie des invasiven Harnblasenkarzinoms”). Mit der<br />
radikalen Zystektomie kann eine Heilung erreicht werden. Das Rezidiv- und Progressionsrisiko<br />
des Cis-Tumors ist hoch und beträgt nach alleiniger TUR bis zu 80 %.<br />
Hier ist die anschließende Instillationsbehandlung mit BCG nach TUR ein fester<br />
Bestandteil der Behandlungsstrategie. Bei ca. 70 % der Patienten kann damit über<br />
die Dauer von 5 Jahren eine Heilung erreicht werden. Versagt die Therapie, muss die<br />
radikale Zystektomie durchgeführt werden.
Ein Leitfaden für Patienten THERAPIE<br />
THERAPIE DER INVASIVEN<br />
HARNBLASENKARZINOME (STADIEN AB T2)<br />
Ist bei der TUR ein Tumor festgestellt, der bis in die Muskulatur wächst, reicht dieser<br />
Eingriff nicht aus, um eine Heilung zu erzielen. Es muss dann eine weitere Ausbreitungsdiagnostik<br />
nach der TUR durchgeführt werden (s. Abb. 4 und 12), um festzustellen ob:<br />
a.) der Tumor auf die Blase beschränkt bleibt,<br />
b.) der Tumor bereits über die Blasenwand hinausgewachsen ist und<br />
c.) sich bereits Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen gebildet haben.<br />
Bleibt der Tumor auf die Blase beschränkt und hat noch keine Lymph- oder Organmetastasen<br />
gebildet, z. B. Stadium pT2NoMo, muss zur Heilung eine radikale Zystektomie<br />
durchgeführt werden. Die Grundregel der Tumorchirurgie besagt, dass die<br />
vollständige Entfernung eines Organs mitsamt des Tumors zur Heilung führt. Bei der<br />
radikalen Zystektomie handelt es sich im Gegensatz zur TUR-B um eine Schnittoperation<br />
im Bereich des Unterbauches. Es werden beim Mann die Harnblase, die<br />
Prostata und die Samenbläschen entfernt, bei der Frau die Harnblase, die Gebärmutter,<br />
die Eierstöcke und die vordere Scheidenwand. Um kleinste Lymphknotenmetastasen<br />
der Beckenregion auszuschließen, wird zuvor eine Lymphknotenentfernung,<br />
die sog. Lymphadenektomie angestrebt, die in einer Schnellschnittuntersuchung<br />
des Pathologen den Lymphknotenbefall klärt. Die Heilungschance eines<br />
T2-Tumors ohne Lymphknotenbefall oder Organmetastasierung beträgt ca. 75 %.<br />
Auch hier zeigt sich die prognostische Bedeutung der T-Stadien eines Harnblasenkarzinoms.<br />
DAS PLASTISCH-REKONSTRUKTIVEN OPERATIONSVERFAHREN NACH<br />
ENTFERNUNG DER HARNBLASE<br />
Mit der Entfernung der Harnblase ist die Operation nicht abgeschlossen. Es fehlt<br />
die Speicher- und Entleerungsfunktion der Harnblase und die Verbindung zu den<br />
oberen ableitenden Harnwegen. Um eine möglichst lebenswerte und dem gesunden<br />
Zustand nahe kommende Situation für den Patienten zu schaffen, wurden in<br />
26
THERAPIE <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
den vergangenen Jahren sog. plastische, rekonstruktive Verfahren entwickelt.<br />
Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass eine Kontrolle über das Urinhalten und<br />
Urinentleeren erreicht werden sollte. Die Fähigkeit, Urin aufzuhalten, wird Kontinenz<br />
genannt. Demzufolge werden plastisch-rekonstruktive Operationsverfahren mit Erhaltung<br />
der Urinkontinenz auch kontinente Harnableitungsverfahren genannt.<br />
<strong>Der</strong> Idealfall einer auch unter kosmetischen Aspekten gelungenen Operation sollte<br />
die Urinableitung auf natürlichem Wege über die Harnröhre darstellen. Mit der<br />
Schaffung eine sog. Neoblase (Darmneublase / Harnblasenersatz) aus einem dafür<br />
besonders präparierten Darmstück (Dünndarmendstück: Ileum) des betroffenen<br />
Patienten kann eine lebensnahe Situation als eine Form der kontinenten Harnableitung<br />
geschaffen werden (Abb. 17). Bis auf die Unterbauchnarbe ist auch kosmetisch<br />
eine akzeptable Situation hergestellt. Diese Möglichkeit besteht aber nur,<br />
Abb.16: Harnableitung durch Ileum-Conduit<br />
27<br />
Niere<br />
Harnaustritt<br />
Niere<br />
Harnleiter<br />
Darmstück<br />
Dünndarm
Ein Leitfaden für Patienten THERAPIE<br />
Niere<br />
Dickdarm<br />
Harnröhre<br />
Abb.17: Kontinente Harnableitung mit Ersatzblasenbildung<br />
Harnleiter<br />
Dünndarm<br />
Ersatzblase<br />
Dünndarmstück<br />
wenn der unmittelbar an die Harnblase angeschlossene, obere Teil der Harnröhre<br />
ohne Tumor ist. Dann kann auf die Entfernung der oberen Harnröhre verzichtet werden,<br />
ein Teil der Schließmuskulatur des Beckenbodens bleibt erhalten und kann die<br />
Funktion der Kontinenz aufrechterhalten. Mit dem Ersatz der Harnblase durch das<br />
Dünndarmendstück ist die günstigste Ausgangsposition beschrieben. Fehlt die<br />
obere Harnröhre, kann durch plastisch, rekonstruktive Verfahren aus Dünndarmteilstücken<br />
nur ein Reservoir gebildet werden, das dann den Urin mittels eines<br />
künstlich angelegten Austrittpunktes (Stoma), in der Regel im Bauchnabelbereich,<br />
ableitet.<br />
Durch eine besondere OP-Technik kann auch die Urinkontinenz erreicht werden,<br />
allerdings muss dann zur Entleerung des Reservoirs ein Selbstkatheterismus des<br />
28
THERAPIE <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Reservoirs durchgeführt werden. Eine andere Form der Kontinenz erhaltenden<br />
Operationen ist die sog. Ureterosigmoidostomie, bei der die beiden Harnleiter neu<br />
in den Enddarm eingepflanzt werden. Dabei bildet der Enddarm das Reservoir und<br />
der Enddarmschließmuskel den „Kontinenzapparat“. Voraussetzung für diese heute<br />
nur noch selten durchgeführte Operation ist allerdings eine ausreichende Haltekapazität<br />
des Enddarmes.<br />
Die inkontinenten Harnableitungsformen sind die ungünstigsten Formen. Im einfachsten<br />
Fall wird der Urin über die Harnleiter und Einpflanzung derselben in die<br />
Haut als Stoma abgeleitet. Eine andere Form ist die stomale Urinableitung über ein<br />
vorgeschaltetes Urinreservoir aus Dünn- oder Dickdarm, ein sog. Conduit (Abb. 17).<br />
Allerdings muss dazu permanent bei beiden Verfahren ein Urinauffangbeutel auf der<br />
Haut getragen werden. Dieser klebt als Stomabeutel auf dem Austrittspunkt.<br />
ERFORDERLICHER CHEMOTHERAPIEKURS BEI METASTASIERUNG<br />
Hat die Ausbreitungsdiagnostik den Nachweis von Metastasen ergeben, ist eine<br />
Heilung über eine radikale Zystektomie nicht mehr möglich. Die Harnblase als Ort<br />
des Tumorträgers wäre zwar entfernt, aber die Lymphknoten oder ferne Organmetastasen<br />
wären weiter Tumorträger und der Krebs könnte weiterwachsen. In diesem<br />
Fall muss eine Therapieform gewählt werden, die auch die Organmetastasen<br />
erreichen kann, im ganzen Körper wirkt und das Tumorwachstum hemmt. Diese<br />
Therapie ist die Chemotherapie, die über das Blut verabreichten Medikamente<br />
heißen Zytostatika. Diese Medikamente durchspülen über das Blutsystem den<br />
gesamten Körper und gelangen so auch in die Metastasen. Metastasen sind abgesiedelte<br />
Tumorzellen, die besonders schnell, wild und die Umgebung verdrängend<br />
wachsen. Diese Zytostatika sind Medikamente, die schnell wachsendes Gewebe<br />
zerstören können, indem sie innere Wachstumsvorgänge der Zellen blockieren. Da<br />
die Chemotherapeutika über die Blutbahn die Zielorte erreichen, schädigen sie als<br />
unerwünschte Nebenwirkung auch gesunde Zellen des Körpers, die schnell wachsen,<br />
z. B. Darmzellen, Haarzellen und Blutzellen. Dadurch erklären sich auch die<br />
typischen Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Übelkeit, Erbrechen, Haarver-<br />
29
Ein Leitfaden für Patienten ALTERNATIVE THERAPIEN<br />
lust, Durchfall, Blutarmut, Infektneigung, um nur einige zu nennen. Aus diesem<br />
Grund, zur Schonung der gesunden Körperzellen, werden die Medikamente nicht<br />
auf „einen Schlag“, sondern in Abständen von Stunden oder Tagen gegeben. Meist<br />
handelt es sich dabei um feste, in der Wirksicherheit erwiesene Medikamentenkombinationen.<br />
Die aufeinander abgestimmte Gabe von Zytostatika-Kombinationen<br />
nennt man Chemotherapiekurs. Meist werden als Basis 3 Kurse verabreicht,<br />
diese ziehen sich in der Regel über 8 - 12 Wochen hin. Zur Beurteilung der Schädigung<br />
anderer Organzellen werden regelmäßig Blutabnahmen zur Überwachung<br />
eingesetzt. Bei lebensbedrohenden Nebenwirkungen der Chemotherapie, z. B. drohendem<br />
Verlust der Infektabwehr des Körpers, muss die Chemotherapie in geringerer<br />
Dosierung fortgeführt oder sogar abgebrochen werden. Auch eine Verlängerung<br />
des Kursintervalls ist möglich. Zur besseren Verträglichkeit der „Chemo“ werden<br />
Medikamente eingesetzt, die die Übelkeit verhindern helfen, die Blutzellen zur<br />
schnelleren Ausreifung bringen etc. Neuere Studien weisen auf einen günstigen<br />
Effekt einer dosierten Sporttherapie auf die Verträglichkeit von Chemotherapeutika<br />
hin. Nach erfolgter Chemotherapie wird sich erneut eine Ausbreitungsdiagnostik<br />
(Re-Staging) anschließen, um den Erfolg der Chemotherapie zu bemessen.<br />
Die heute gebräuchlichen Chemotherapie-Kombinationen sind das M-VAC-Schema<br />
und das GC-Schema. Die Buchstaben stehen für das verwendete Chemotherapeutikum:<br />
M=Methotrexat, V=Vinblastin, A=Adriamycin, C=Cisplatin und G=Gemcitabine.<br />
Die M-VAC-Chemotherapie galt bis in das Jahr 2001 als das Standardverfahren,<br />
aufgrund neuerer Studienergebnisse ist das Schema mit Gemcitabine und<br />
Cisplatin bei gleicher Wirksamkeit als verträglicher einzustufen und somit der<br />
M-VAC-Therapie vorzuziehen.<br />
ALTERNATIVE THERAPIEN<br />
Alternative Therapien können unter bestimmten Vorausetzungen, z. B. bei Nichtdurchführbarkeit<br />
der radikalen Zystektomie wegen schwer wiegender Begleiterkrankungen<br />
des Patienten, bei ausdrücklicher Ablehnung der radikalen Zystektomie<br />
etc., eine mögliche Behandlungsoption darstellen. Ausdrücklich sei hier erinnert,<br />
30
ALTERNATIVE THERAPIEN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
dass diese Therapien nicht die TUR, die radikale Zystektomie oder die Chemotherapie<br />
ersetzen.<br />
Hierbei sind die Radiotherapie (Bestrahlungstherapie), die Radiochemotherapie<br />
(Kombination aus Bestrahlung- und Chemotherapie), die TUR-Laser-Therapie und<br />
das ALA-Verfahren zu erwähnen.<br />
Günstige Voraussetzung für eine Strahlen- oder Radiochemotherapie ist die vorausgegangene<br />
komplette TUR (R0-Resektion). R0 bedeutet, dass im Rand des<br />
Tumorgewebes kein Harnblasenkarzinom nachweisbar ist. Bei der Radiochemotherapie<br />
sollten zusätzlich ein Stadium T2, eine max. Tumorausdehnung von 5 cm<br />
und fehlende Harnstauungsnieren vorliegen. Unter diesen Vorbedingungen können<br />
Patienten von der Radiochemotherapie profitieren.<br />
Das TUR-Laser-Verfahren ist eine zusätzliche Behandlungsoption bei kleinen,<br />
papillären Harnblasenkarzinomen. Vor der TUR-Schlingen-Resektion werden die<br />
Blutgefäße am Ort des <strong>Harnblasenkrebs</strong>es und der sichtbare Anteil des Tumors in<br />
der Blase mit dem Laser verschweißt. Folgende Vorteile stellen sich dar: 1. die<br />
Laserung wird ohne Kontakt zum Tumorgewebe durchgeführt, 2. die Operation<br />
erfolgt im Vergleich zur alleinigen TUR in relativer Blutarmut. In einigen Studien zeigten<br />
sich Vorteile der zusätzlich mit Laser behandelten Patienten in Hinblick auf eine<br />
geringere Rezidivneigung der Tumoren und das Auftreten von sog. Satelliten-<br />
Tumoren (kleinste umgebende Tumore) am ursprünglichen Primärtumorort.<br />
FLUORESZENZVERFAHREN KANN AUCH KLEINSTE TUMOREN ERKENNEN<br />
Die Fluoreszenzendoskopie ergänzt und erweitert die TUR. Dabei wird 1h vor der TUR<br />
ein Fluoreszenzfarbstoff über einen Katheter in die Blase gespült. <strong>Der</strong> Fluoreszenzfarbstoff<br />
hat die Eigenschaft, sich in Tumorgewebe vermehrt anzureichern. Unter<br />
Einsatz einer besonderen Lichtquelle (Fluoreszenzlicht) bei der Zystoskopie strahlt das<br />
vermehrt durchblutete Gewebe intensiv rot, d. h. es fluoresziert. Damit können z. B.<br />
kleinste Tumoren oder mit bloßem Auge nicht erkennbare Satelliten-Tumoren, im<br />
Gegensatz zur herkömmlichen Weißlichtquelle, zusätzlich erkannt und mit TUR behan-<br />
31
Ein Leitfaden für Patienten MARKER UND NACHSORGE<br />
delt werden. In neueren Studien erweist sich das die Fluoreszenzendoskopie als ein der<br />
herkömmlichen TUR überlegenes Verfahren in Bezug auf die Rezidivhäufigkeit und die<br />
Verlängerung des Rezidivintervalles (späteres Auftreten von Rezidiven).<br />
MERKE ! ● Die TUR-B ist bei allen nicht muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen<br />
(< pT2) die erste Behandlungsform.<br />
● Die postoperative Instillationsprophylaxe mit z. B. Mitomycin oder<br />
BCG sollte bis auf das unilokuläre pTaG1-Karzinom bei allen nicht<br />
muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen durchgeführt werden.<br />
● Die Instillationsprophylaxe kann die Rezidivneigung und das<br />
Progressionsrisiko senken helfen.<br />
● Die radikale Zystektomie ist die Therapie der Wahl bei allen invasiven<br />
Harnblasenkarzinomen ( > pT2 ).<br />
● Man unterscheidet kontinente von inkontinenten Harnableitungsformen.<br />
● Liegt eine Lymphknoten- oder Organmetastasierung vor, kann die<br />
Chemotherapie die Metastasen reduzieren oder beseitigen.<br />
● Alternative Behandlungsformen sind nur Ergänzung der Therapiestandards<br />
und ersetzen diese nicht.<br />
MARKER UND NACHSORGE<br />
Ein Tumormarker repräsentiert eine Untersuchungsmethode, die in der Lage ist, ohne<br />
invasive Diagnostik den augenblicklichen Stand und die Rezidivfähigkeit einer Tumorerkrankung<br />
anzuzeigen. Weiterhin sollte er den Krankheitsverlauf und den Erfolg einer<br />
Therapie vorhersagen und in der Verlaufskontrolle eingesetzt werden können. Für den<br />
<strong>Harnblasenkrebs</strong> wäre ein Bluttest oder eine Urinuntersuchung zu wünschen, die eine<br />
Zystoskopie als diagnostische Maßnahme ersetzt. Zum jetzigen Zeitpunkt existiert<br />
dieser ideale Tumormarker für das Harnblasenkarzinom nicht. Deshalb sind die<br />
Zystoskopie und die Urinzytologie derzeit als „goldener Standard“ anzusehen.<br />
32
ERGÄNZENDE VERFAHREN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
<strong>Der</strong> Nutzen einer systematischen d. h. streng strukturierten Nachsorge ist bisher<br />
nicht durch Studien nachgewiesen worden. Dennoch macht es Sinn, eine Nachsorge<br />
weitgehend schematisiert durchzuführen, um nicht durch zufälliges<br />
Auslassen von Untersuchungen mögliche relevante Veränderungen am Harntrakt<br />
zu übersehen. Wie eingangs erwähnt, gehört die Zystoskopie in der Nachsorge zum<br />
Goldstandard bei oberflächlichen Harnblasenkarzinomen und sollte durchgeführt<br />
werden. Bei invasiven Harnblasenkarzinomen, die durch Zystektomie behandelt<br />
wurden, gehören zusätzlich zum Basisprogramm eine Blutlaboruntersuchung, die<br />
Blutgasanalyse und das jährlich durchgeführte Urogramm dazu. Bei Symptomen<br />
müssen diese Untersuchungen um CT/MRT, Röntgen-Thorax und gegebenenfalls<br />
Knochenszintigraphie ergänzt werden.<br />
Grundsätzlich gehört zum <strong>Harnblasenkrebs</strong> eine lebenslange Nachsorge, wobei die<br />
Intervalle nach Jahren gestreckt werden können. Die Abbildung 18 zeigt eine Möglichkeit<br />
der schematisierten Nachsorge.<br />
MERKE ! ● Es existieren z. Zt. keine zuverlässigen Tumormarker, die in der<br />
Nachsorge die Zystoskopie entbehrlich machen.<br />
ERGÄNZENDE VERFAHREN<br />
(KOMPLEMENTÄRMEDIZIN)<br />
Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über Behandlungsmöglichkeiten, die die<br />
schulmedizinischen Standardtherapien unterstützen können. Dabei handelt es sich<br />
um ergänzende Therapien, die keinesfalls die vorgenannten operativen oder chemotherapeutischen<br />
Behandlungswege ersetzen. Komplementärmedizinische Verfahren<br />
helfen dem Patienten, selbst aktiv an der Krankheitsbewältigung bzw. Gesundung<br />
mitzuwirken, sie können das Immunsystem unterstützen und die Standardtherapie<br />
optimieren.<br />
33<br />
● Die Urinzytologie und die Zystoskopie sind der sog. Goldstandard<br />
in der Nachsorge des <strong>Harnblasenkrebs</strong>es.
Ein Leitfaden für Patienten ERGÄNZENDE VERFAHREN<br />
UNTERSUCHUNGSART<br />
Nach transurethraler Resektion Anamnese und klinischer Befund<br />
in kurativer Zielsetzung: Zystoskopie<br />
Sonographie Niere / Harnblase / Restharn<br />
bei Carcinoma in situ: Urinzytologie<br />
Nach Zystektomie: Anamnese und klinischer Befund<br />
Röntgenaufnahmen Thorax<br />
Labor: Kreatinin, Blutbild, Blutgasanalyse, Elektrolyte<br />
Sonographie Niere / Harnblase / Restharn<br />
Urogramm<br />
weitere Untersuchungen (CT Becken) bei Symptomen<br />
Untersuchungsfrequenz: im 1. und 2. Jahr alle 3 Monate<br />
im 3. und 4. Jahr alle 6 Monate<br />
ab 5. Jahr einmal jährlich<br />
Urogramm nach Zystektomie stets nur jährlich!<br />
Dauer der Nachsorge: Wegen möglicher Komplikationen der Harnableitung lebenslänglich.<br />
Abb.18: Nachsorge nach der Leitlinie der AWMF<br />
<strong>Der</strong> Ernährung als unmittelbarem, täglich notwendigem Bestandteil des Lebens<br />
kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Als risikosenkend für den <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
gilt eine obst- und gemüsereiche Ernährung. Dabei sind die Empfehlungen<br />
der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) umzusetzen, die täglich fünf<br />
Portionen Gemüse und Obst vorsehen. Im Zusammenhang mit der Ernährung sollte<br />
der günstige Effekt von Selen, einem lebenswichtigen Spurenelement, für verschiedene<br />
Körperfunktionen erwähnt werden. Die zusätzliche Gabe von Selen (z. B.<br />
300 µg/dl) in der Phase der Strahlentherapie kann die schädlichen Nebenwirkungen<br />
durch frei werdende, aggressive Sauerstoffradikale eindämmen. Gleichzeitig ist<br />
Selen für die Immunfunktion des Körpers ein Grundbaustein. Auch die Misteltherapie<br />
kann das Immunsystem des Körpers aktivieren und damit einen Beitrag zur<br />
Krebsabwehr leisten. Erste wissenschaftliche Untersuchungen beim Brustkrebs der<br />
Frau zeigen positive Effekte bezüglich der Lebensqualität und der Verminderung<br />
von Nebenwirkungen der Standardtherapie. Beim <strong>Harnblasenkrebs</strong> ist die<br />
Misteltherapie als möglicherweise vorteilhaft anzusehen. <strong>Der</strong> positive Effekt von dosierter<br />
Sport- und Bewegungstherapie auf das Herz-Kreislaufsystem ist bekannt.<br />
34
GLOSSAR <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Für den <strong>Harnblasenkrebs</strong> existieren erste Belege für einen Risiko senkenden Effekt<br />
der Sporttherapie. Sport trägt zur Stabilisierung der Psyche und des Immunsystems<br />
bei. Unter professioneller Anleitung durchgeführt, kann Sport in den Phasen der<br />
chemotherapeutischen Behandlung die Intensität und Häufigkeit der Nebenwirkungen<br />
wie z. B. Durchfall, Müdigkeit, Blutarmut etc. reduzieren. Gleichzeitig führt<br />
die Bewegung den Patienten aus der passiv abwartenden Haltung in eine aktive<br />
nach vorne gerichtete Grundstimmung, die heilende Kräfte positiv verstärkt. An dieser<br />
Stelle darf nicht vergessen werden, dass der Mensch auf die Gemeinschaft mit<br />
anderen Menschen angewiesen ist. Sprechen hilft beim Verarbeiten, so sind Partner<br />
und Angehörige wichtige Bezugspersonen in allen Lebensnöten. In Selbsthilfegruppen<br />
können Krebserkrankte über ihre Erfahrungen und Ängste mit Betroffenen<br />
sprechen und sich austauschen.<br />
Das vertrauensvolle Verhältnis zum Arzt als Ansprechpartner und Therapeut, sowie<br />
seine helfende Fürsorge tragen zur Heilung dieser lebenslangen Erkrankung bei.<br />
GLOSSAR<br />
Adventitia: Außen liegend, Außenschicht um ein Organ, z. B. Blase, Darm.<br />
Amine: Stickstoff enthaltende, mit Säuren Salze bildende chemische Verbindungen.<br />
ALA: Alpha-Amino-Lävulinsäure, spezielles diagnostisches Medikament, das in der<br />
Blase durch besonderes Licht (Fluoreszenzlicht) rot abstrahlt.<br />
BCG: Bacillus-Calmette-Guérin, Immuntherapeutikum, nicht krankmachende Variante<br />
des Tuberkuloserregers vom Rind, entsteht durch Züchtung, wird als Lösung für die<br />
Blase hergestellt.<br />
Benigne: Gutartig, nicht in umgebendes Körpergewebe einwachsend.<br />
CT: Computertomographie, eine Serie von genauen Bildern bestimmter Körperregionen,<br />
die mit einem an ein Röntgengerät angeschlossenen Computer erzeugt werden.<br />
35
Ein Leitfaden für Patienten GLOSSAR<br />
Conduit: Franz. Röhre, künstlicher Harnableitungsweg durch Einpflanzen der<br />
Harnleiter in eine isolierte, als Harnreservoir dienende Darmschlinge, z. B. Ileum.<br />
Dünndarm: Teil des Verdauungstraktes, der zwischen Magen und Dickdarm liegt.<br />
Endemie: In einer Gegend heimische Krankheit, von der ein größerer Anteil der<br />
Bevölkerung regelmäßig erfasst wird.<br />
Endemisch: Als Endemie auftretend.<br />
Exposition: Die Wirkung bestimmter Faktoren ausgesetzt sein, z. B. Infektions-,<br />
Kälte-, Strahlen-, Chemiestoff-, Staubexposition.<br />
Grading: Beurteilung des Malignitätsgrades von bösartigen Geschwülsten, gewöhnlich<br />
mittels histologischer und zytologischer Kriterien.<br />
Histologie: Wissenschaft und Lehre von dem Feinbau und der Funktion der<br />
Körpergewebe.<br />
Ileum: <strong>Der</strong> letzte Abschnitt des Dünndarms.<br />
Immunsystem: Körpereigenes System zur Abwehr gegen Infektionen.<br />
Instillation: Einspülung, z. B. Einspülung von Medikamenten in die Blase.<br />
Intravesikal: In die Harnblase.<br />
invasiv: Eindringend, z. B. invasive Diagnostik, unter Verletzung der Körperhüllen.<br />
Karzinogen: Krebsauslösend.<br />
Karzinom: Begriff für Erkrankungen, bei denen sich bösartige Zellen unkontrolliert<br />
vermehren.<br />
Knochenszintigraphie: Verfahren, bei welchem Bilder von Knochen auf einem<br />
Computerbildschirm oder Film dargestellt werden; dabei wird in ein Blutgefäß eine<br />
kleine Menge radioaktives Material gespritzt, das durch den Blutstrom wandert. Es<br />
reichert sich in den Knochen an und wird mit einem Scanner nachgewiesen.<br />
Lymphknoten: Kleine Organe entlang der Lymphbahnen; Lymphknoten enthalten<br />
spezielle Zellen, die Bakterien oder Krebszellen aus dem Lymphstrom herausfiltern<br />
können. Gruppen von Lymphknoten finden sich überall im Körper.<br />
36
GLOSSAR <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Maligne: Bösartig, krebsartig, maligne Tumore können in das benachbarte Gewebe<br />
eindringen und es zerstören oder sich in andere Körperregionen ausbreiten.<br />
Metastase: Tochtergeschwulst eines Tumors in einem anderen Körperteil; die<br />
Metastase (Sekundärtumor) besteht aus den gleichen Zellen wie das ursprüngliche<br />
Karzinom (Primärtumor).<br />
Miktion: Den Urin ausscheidend.<br />
Mitomycin (MMC): Zytostatikum zur Instillation in die Blase, kann das Wachstum<br />
von Tumorzellen hemmen.<br />
MRT: Magnetresonanztomographie; Verfahren bei dem mit Hilfe eines an einen Computer<br />
angeschlossenen Magneten Bilder von bestimmten Körperbereichen erzeugt<br />
werden können.<br />
Mucosa: Schleimhaut, Sub (unter) Submucosa, Schicht unter der Schleimhaut.<br />
Neoblase: Neue Blase, aus einem Dünndarmteilstück (Ileum) geformter Beutel, in<br />
dem nach radikaler Zystektomie der Urin gesammelt wird.<br />
Onkologie: Lehre von den bösartigen Geschwülsten (Tumore).<br />
Papillär: Papillen = warzenförmig, von Papilla, einer warzenförmigen Erhabenheit<br />
von Haut oder Schleimhaut.<br />
Pathologe: Arzt, der Gewebe und Zellen mikroskopisch auf Krankheiten untersucht.<br />
Progression: Fortschreiten, fortschreitende Verschlechterung einer Erkrankung.<br />
Rezidiv: Wieder auftretend; ein Rezidiv ist ein Tumor, der nach Verschwinden des Primärtumors<br />
an derselben Stelle wie dieser oder an einer anderen Stelle wieder auftritt.<br />
Staging: Bestimmung der Ausdehnung einer Krebserkrankung.<br />
TUR-B: C Resektion (Operation des Blasenkarzinoms).<br />
Ureterosigmoidostomie: Einpflanzung der Ureter in einen nicht ausgeschalteten<br />
Darmabschnitt (Sigma).<br />
Urogramm: Röntgenkontrastuntersuchung des gesamten Harntraktes.<br />
37
Ein Leitfaden für Patienten GLOSSAR<br />
Urostoma: Künstliche Austrittsöffnung für Urin im Bereich der Haut nach Ent-<br />
fernung der Harnblase.<br />
Urothel: Besonderes Epithel (Übergangsepithel), das als Schleimhautschicht nur<br />
die ableitenden Harnwege auskleidet.<br />
Urothelkarzinom: Krebserkrankung, die im gesamten Bereich des Urothels auftreten<br />
kann, der <strong>Harnblasenkrebs</strong> wird in ca. 96 % der Erkrankungsfälle zum Urothelkarzinom<br />
gerechnet.<br />
Zystoskop: Diagnostische Instrument, mit dem unter Zuhilfenahme von Kaltlichtquelle<br />
und innerer optischer Reflexionslinsen das Innere der Blase betrachtet werden<br />
kann.<br />
ERKLÄRUNG<br />
Diese Patientenbroschüre ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche<br />
Genehmigung weder vervielfältigt, übersetzt, gespeichert noch in anderer Form<br />
wiedergegeben werden.<br />
Trotz großer Sorgfalt kann keine Gewähr für die Richtigkeit der enthaltenen Angaben<br />
übernommen werden. Die angegebenen Dosierungen, Indikationen und<br />
Applikationsformen sollten in jedem Fall mit der Fachinformationen bzw. den Beipackzetteln<br />
der Medikamente verglichen werden. Eine Haftung des Editors ist deshalb<br />
ausgeschlossen.<br />
38
ANHANG <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
ANHANG<br />
NÜTZLICHE ADRESSEN<br />
Selbsthilfe <strong>Harnblasenkrebs</strong> e.V.<br />
Detlef Höwing<br />
Quickborner Str. 71<br />
13439 Berlin<br />
Tel.: +49 30 63913411<br />
Mobil: +49 178 2777132<br />
www.selbsthilfe-harnblasenkrebs.de<br />
Selbsthilfe-Bund Blasenkrebs e.V.<br />
Peter Schröder<br />
Siepmanns Hof 9<br />
45479 Mühlheim/Ruhr<br />
Tel.: +49 208 62196041<br />
www.selbsthilfe-bund-blasenkrebs.de<br />
Deutsche ILCO e.V.<br />
Deutsche Ileostomie-Colostomie-Urostomie-Vereinigung e.V.<br />
(Vereinigung für Menschen mit künstlicher Harnableitung)<br />
Thomas-Mann-Str. 40<br />
53111 Bonn<br />
Tel.: +49 228 338894-50<br />
www.ilco.de<br />
39
Ein Leitfaden für Patienten ANHANG<br />
Deutsche Krebsgesellschaft e.V.<br />
Tiergarten Tower<br />
Straße des 17. Juni 106-108<br />
10623 Berlin<br />
Tel.: +49 30 32293290<br />
www.krebsgesellschaft.de<br />
BUNDESWEITE BERATUNGSSTELLEN<br />
Deutsche Krebshilfe e.V.<br />
Buschstr. 32<br />
53113 Bonn<br />
Tel.: +49 228 729900<br />
www.krebshilfe.de<br />
Krebsinformationsdienst (KID)<br />
im Deutschen Krebsforschungszentrum<br />
Im Neuenheimer Feld 280<br />
69120 Heidelberg<br />
Tel.: 0800 4203040<br />
Informationsdienst für krebsbezogene Anfragen<br />
Montag - Freitag von 8.00- 20.00 Uhr<br />
www.krebsinformationsdienst.de<br />
Deutsche Kontinenz Gesellschaft e.V.<br />
Frau Christa Thiel<br />
Friedrich-Ebert-Straße 124<br />
34119 Kassel<br />
Telefon: +49 561 780604<br />
Telefax: +49 561 776770<br />
E-Mail: info@kontinenz-gesellschaft.de<br />
40
NOTIZEN <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
Notizen .......................................................................................................................<br />
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TABELLARISCHER LEBENSLAUF <strong>Der</strong> <strong>Harnblasenkrebs</strong><br />
TABELLARISCHER LEBENSLAUF<br />
Dr. med. Robert Hafke<br />
Arzt für Urologie, Ernährungsmedizin, Männerarzt (CMI)<br />
Geburtsdatum: 11. 09.1958<br />
Geburtsort: Berlin<br />
Familienstand: verheiratet, 3 Kinder<br />
Wohnort: Burgdorf bei Hannover<br />
Schulabschluss: Abitur in der Herschelschule Hannover 1977<br />
Studium der Humanmedizin von 1979 - 1986<br />
in der MH Hannover mit Promotionsabschluss<br />
Klinische Ausbildung: 1987 - 1988 Chirurgie im KKH Großburgwedel<br />
1988 - 1993 Urologie im Vinzenzkrankenhaus Hannover<br />
Facharztprüfung im April 1992 in Hannover<br />
seit 01.04.1993 niedergelassen in Gemeinschaftspraxis<br />
mit Dr. K. L. Kluck in Burgdorf<br />
Erwerb der Fachkunde Ernährungsmedizin im Mai 2001<br />
Erwerb der Zusatzausbildung Männerarzt (CMI) im Jahr 2005<br />
42
Herausgeber:<br />
medac<br />
Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH<br />
Theaterstraße 6, 22880 Wedel<br />
Tel.: +49 4103 8006-0, Fax: +49 4103 8006-100<br />
www.medac.de<br />
Druck:<br />
Compact Media KG<br />
Auf dem Königslande 45, 22041 Hamburg<br />
Tel.: +49 40 68947170, Fax: +49 40 68947178<br />
info@compactmedia.de, www.compactmedia.de
medac<br />
Gesellschaft für klinische<br />
Spezialpräparate mbH<br />
Theaterstraße 6<br />
22880 Wedel<br />
Tel.: +49 4103 8006-0<br />
Fax: +49 4103 8006-100<br />
www.medac.de<br />
Dr. med. Robert Hafke<br />
Arzt für Urologie, Ernährungsmedizin,<br />
Männerarzt (CMI)<br />
WU-1409/06.2009