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John M. Armleder, „Global Domes XII“, 2000<br />
Carsten Höller, „Y“, 2003<br />
Medium: die Neonröhre und überhaupt<br />
alle Leucht- und Lichtquellen haben<br />
die Rolle der Helden übernommen,<br />
die zuweilen gleißend oder auch mal<br />
mystisch heruntergedimmt auftreten<br />
(und gelegentlich ihren Geist aufgeben).<br />
Herausragende Einzelarbeiten<br />
und Werkgruppen dokumentieren die<br />
Entwicklung interaktiv-virtueller Environments,<br />
in denen das Licht nicht<br />
mehr mittelbar durch Farbe dargestellt<br />
wird, sondern unmittelbar präsent ist.<br />
In schier unüberschaubarer Fülle sieht<br />
sich der Betrachter allen relevanten<br />
Strömungen gegenüber, deren Objektbeispiele<br />
uns allgegenwärtig über drei<br />
offene Etagen gestreut begegnen. Da<br />
helfen die inhaltlichen Blöcke kaum<br />
zur Orientierung, wohl aber zum Schwelgen<br />
mit leuchtenden Augen - »Sieg über<br />
der Sonne«, »Lichtbilder«, »Lichtambiente«<br />
usw. Die Liste der teilnehmenden<br />
Künstler liest sich dabei wie ein Who is<br />
Who der Lichtkunst, was zur allein symbolischen<br />
Nennung einiger Teilnehmer<br />
der Schau zwingt: der Megastar Olafur<br />
Eliasson ist natürlich vertreten wie<br />
auch die ZERO-Leute Mack, Piene &<br />
Co., Mario Merz darf so wenig fehlen<br />
wie Dan Flavin, Lucio Fontana, Jenny<br />
Holzer oder James Turrell … So viele<br />
Highlights in Sachen Lichtkunst gab es<br />
wahrscheinlich noch nie.<br />
Wo eine der<strong>art</strong>ig geballte Ladung Energie<br />
zu bewundern ist - Hochspannung<br />
wird hier nicht nur im übertragenen<br />
Sinne erzeugt, wie die nervösen Gesichter<br />
des Museumspersonals verraten - ,<br />
macht die Kunst freilich nicht an den<br />
Saalwänden Halt. Außeninstallationen<br />
tragen das Licht ideellerweise über<br />
Museum und Stadt hinaus. So hat der<br />
Documenta-Teilnehmer, selbsternannte<br />
Typosoph und Experte für interdisziplinäre<br />
Zeichensysteme Ecke Bonk einen<br />
»Leuchtturm für Karlsruhe« geschaffen,<br />
deren Lichtfächer mit dem historischen<br />
Grundriss der Stadt korrespondiert und<br />
mit der vollen Kraft einer 70-Watt-<br />
Halogenlampe auf die Ausstellung aufmerksam<br />
macht. Es mag nun jeder für<br />
sich entscheiden, ob diese groß<strong>art</strong>ige<br />
Schau, wie der ZKM-Chef, Kurator und<br />
teilnehmende Künstler Peter Weibel<br />
meint, tatsächlich »die schönste und<br />
poetischste Ausstellung zu diesem<br />
Thema« ist, Recht hat er wohl, wenn<br />
er augenzwinkernd betont, sie sei »die<br />
mit dem größten Stromverbrauch«. Da<br />
sei noch einmal ein Blick in Zeiten vor<br />
dem elektrischen Licht geworfen: Kurz<br />
bevor Goethe am 21. März 1832 starb,<br />
sei mehr Licht »seine letzte Forderung«<br />
gewesen - im ZKM wäre er selig entschlafen.<br />
(gb)<br />
Karlsruhe, ZKM / Zentrum für Kunst und<br />
Medientechnologie: lichtkunst aus kunstlicht,<br />
19.11.2005-1.5.2006, Mi-Fr 10-<br />
18, Sa/So 11-18 Uhr<br />
Seite 11