09.11.2012 Aufrufe

Schiefer und Kohle - Projektwochen Berner Oberland

Schiefer und Kohle - Projektwochen Berner Oberland

Schiefer und Kohle - Projektwochen Berner Oberland

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wirtschaft <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />

• Industrialisierung: Vom Zündhölzli zum Roboter<br />

• Heimarbeit<br />

• <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong><br />

<strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong><br />

© www.projektwochen.info <strong>Projektwochen</strong> <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>


Bergbau<br />

Inhalt<br />

Bergbau im Engstligental <strong>und</strong> Kandertal<br />

Frutiger <strong>Schiefer</strong><br />

Dachschiefer in Mülenen<br />

Privater <strong>Schiefer</strong>abbau: Standorte<br />

<strong>Schiefer</strong>grube Gantenbach bis 1922<br />

<strong>Schiefer</strong>grube in der Wildi<br />

<strong>Schiefer</strong>leute<br />

Krankheiten<br />

<strong>Schiefer</strong>tafelfabrik Frutigen: Geschichte<br />

<strong>Kohle</strong>: Entstehung – Vorräte – Nutzung<br />

Verschiedene <strong>Kohle</strong>n<br />

<strong>Kohle</strong> in der Schweiz<br />

<strong>Kohle</strong> im Kandertal – Geschichte bis 1930<br />

<strong>Kohle</strong> im <strong>und</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Lindi<br />

Horn<br />

Schlafegg<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 1


Bergbau<br />

Salpeter <strong>und</strong> Schwefel:<br />

Rohstoff für<br />

Schiesspulver<br />

<strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> im Frutigland<br />

1486 erhielten einige Leute das Recht „der Berg zu frutigen“ nach<br />

Mineralien abzusuchen. Doch ist weder über Personen, noch<br />

Suchorte <strong>und</strong> Erfolg etwas bekannt.<br />

Der Auftrag kam aus Bern an die einheimischen Bauern: sie sollten<br />

auf der Engstligenalp nach Gold, Silber, Kupfer, Mineralien <strong>und</strong> Salz<br />

suchen. Hinweise fehlen, ob diese Aktion erfolgreich war <strong>und</strong><br />

Bergbau ausgelöst hat.<br />

Mit dem Aufkommen der Schusswaffen brauchte man<br />

Schiesspulver. Bern wurde wegen seines qualitativ guten<br />

Bernpulvers benieden.<br />

Auch im Amt Frutigen grub man erfolgreich nach Salpeter. Im 17.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert versuchten fünf Unternehmer ihr Glück. Bereits 200<br />

Jahre später konnten 30 Männer ihre Familien vom Salpeterabbau<br />

ernähren. In Rinderwald findet man heute noch einen Ort mit<br />

Namen „Salpeterweidli“<br />

Schwefel war der zweite wichtige Rohstoff zur Herstellung von<br />

Pulver. Venner Willading eröffnete während des Dreissigjährigen<br />

Krieges in Krattigen eine Grube zur Schwefelgewinnung. Jährlich<br />

holte man bis zu 60 Zentner Schwefel aus dem Berg.<br />

Später wurde dieser Rohstoff auch im Ueschinental oberhalb von<br />

Kandersteg abgebaut.<br />

Bauern, Färber, Schuhmacher nutzten das durch die lange<br />

Verwitterung entstandene Vitriol als schwarze Farbe.<br />

„Der Schwefel, der aus den Läuterhafen gekommen, war ziemlich<br />

schön, so dass ich nicht glaube, dass jemals an einem Ort<br />

Schweffel gesehen oder gemacht worden, der diesen an Schönheit<br />

<strong>und</strong> Güte übertroffen.“<br />

Die weiten Transportwege <strong>und</strong> die geringe Seriosität des Betreibers<br />

führten zur Schliessung.<br />

Schwerzilöcher hinten im Ueschinental <strong>und</strong> das Spitzbüebi in<br />

Kandersteg zeugen noch vom Bergbau.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 2


Bergbau<br />

Schwerzilöcher im<br />

hinteren Ueschinental<br />

(Schwefel)<br />

Übersicht Geologie<br />

<strong>Schiefer</strong> Das Kander- <strong>und</strong> Engstligental ist geologisch ein interessantes <strong>und</strong><br />

vielfältiges Tal. <strong>Schiefer</strong> finden wir vor allem im Gestein der<br />

Niesenkette. Diese besteht vor allem aus mergligen Flysch-<br />

<strong>Schiefer</strong>n.<br />

Die <strong>Schiefer</strong>bänder reichen von Heustrich (700 m.ü.M.) bis zum<br />

Albristhorn (ca. 2700 m.ü.M.)<br />

Das Alter der <strong>Schiefer</strong> ist schwierig zu bestimmen, da darin kaum<br />

Fossilienabdrücke zu finden sind.<br />

Schreibschiefer Frutigschiefer ist ein Tonschiefer mit einem Karbongehalt von r<strong>und</strong><br />

57%. Die Spaltbarkeit ist hoch. Der <strong>Schiefer</strong> ist relativ weich <strong>und</strong><br />

schwer. Als Schreibschiefer wurde er in ganz Europa verwendet<br />

<strong>und</strong> geschätzt.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 3


Bergbau<br />

<strong>Schiefer</strong>grubenstandorte<br />

Dachschiefer Als Ersatz von Dachziegeln, deren Brennen sehr viel Holz<br />

verbrauchte, so dass dieses aus grosser Distanz hergebracht werden<br />

musste, deckte man die Dächer mit <strong>Schiefer</strong>platten.<br />

1786 befahl der Schlossherr von Spiez, von Erlach, in Mülenen<br />

Dachschiefer abzubauen. Er wollte damit sein Bootshaus decken.<br />

Trotz einem strengen Winter machte man mit diesem<br />

Bedachungsmaterial gute Erfahrungen.<br />

Zehn Jahre später bewilligte die <strong>Berner</strong> Regierung die Ausbeutung<br />

bei Mülenen. Rasch hatte man Erfolg: bis zu 15 Männer arbeiteten<br />

im Werk.<br />

Der Sturz des Alten Berns brachte die Ausbeutung zum Erliegen.<br />

Erst ab 1805 wurde im Klöpfligraben am Niesen in grösserem<br />

Umfang wieder Dachschiefer abgebaut.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 4


Bergbau<br />

Haus mit Steinplatten<br />

Frachtbrief<br />

„Der <strong>Schiefer</strong> ist graulich schwarz <strong>und</strong> enthält stets etwas Kalk, so<br />

dass er als thoniger Mergelschiefer betrachtet werden muss. Seine<br />

Festigkeit <strong>und</strong> Spaltbarkeit sind sehr verschieden. Zuweilen ist sein<br />

Zusammenhalt so locker, dass er in der Hand zerbröckelt <strong>und</strong> durch<br />

atmosphärische Zerstörung oder die Gewalt der Bergwasser zu<br />

Schuttgebirgen zerrieben wird. Derselbe lässt sich mit Vortheil als<br />

Dachschiefer benutzen <strong>und</strong> wird auch zu diesem Zwecke in<br />

mehreren Gruben ausgebeutet. Die zwei bedeutendsten, welche<br />

ein Dachschieferflöz von 6-8 fuss Mächtigkeit abbauen, befinden<br />

sich zu Mülenen an der südöstlichen Ecke des Niesen <strong>und</strong><br />

beschäftigen gegen 60 Arbeiter. Der Betrieb geschieht auf<br />

Rechnung des Staates.“<br />

Jährlich wurden über eine Million Dachziegel hergestellt. Dass diese<br />

Arbeit für das Tal von Bedeutung war zeigen die 800‘000<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 5


Bergbau<br />

ausbezahlten Taglöhne in den staatlichen Gruben.<br />

1832 mussten die Gruben bei Mülenen mangels Aufträgen erstmals<br />

geschlossen werden. Zudem gingen die abbauwürdigen<br />

Vorkommen zur Neige.<br />

Der Bau von Eisenbahnen in der Schweiz ermöglichte es, billigere<br />

Konkurrenzprodukte einzuführen. Doch gerade der Bau von<br />

Bahnhöfen verhalf den staatlichen <strong>Schiefer</strong>gruben wieder zu<br />

Aufträgen, denn viele Bahnhofdächer wurden mit <strong>Schiefer</strong>platten<br />

aus Mülenen gedeckt. Doch die stürmische Zeit der Bahnbauten<br />

war von kurzer Dauer.<br />

Sonderb<strong>und</strong>skrieg <strong>und</strong> Teuerung führten zum Einbruch der<br />

Verkäufe. Zudem merkte man, dass der weiche <strong>Schiefer</strong> aus dem<br />

Engstligental stark verwitterte <strong>und</strong> als Dachschiefer nicht besonders<br />

geeignet war.<br />

Ein starkes Erdbeben erschütterte 1855 weite Teile des <strong>Berner</strong><br />

<strong>Oberland</strong>es <strong>und</strong> verursachte den Einsturz mehrerer Stollen des<br />

<strong>Schiefer</strong>bergwerkes Mülenen.<br />

Man versuchte das Bergwerk noch zu retten. Die Konkurrenz aus<br />

dem Kanton Glarus <strong>und</strong> aus dem Ausland zwang die Betreiber von<br />

Mülenen trotz staatlicher Zuschüsse zum Aufgeben.<br />

1868 Wurde die Ausbeutung von Dachschiefer nach einem<br />

Beschluss des Grossen Rates definitiv eingestellt.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 6


Bergbau<br />

Niesenkette<br />

Der Abbau des „grauen<br />

Goldes“ lag in privaten<br />

Händen<br />

Privater <strong>Schiefer</strong>abbau<br />

1837/38, zehn Jahre nach dem Dorfbrand Frutigen, reisten aus<br />

dem Glarnerland die <strong>Schiefer</strong>tafel- <strong>und</strong> Griffelmacherfamilien Elmer<br />

<strong>und</strong> Marti ins Frutigland.<br />

Sie brachten Wissen <strong>und</strong> technische Fähigkeiten mit <strong>und</strong> trugen so<br />

zur erfolgreichen <strong>Schiefer</strong>ausbeutung in den Gräben des<br />

Engstligentales bei.<br />

Nach den üblichen Anfangsschwierigkeiten konnte der<br />

Regierungsstatthalter 1853 freudig melden, dass der neue<br />

Erwerbszweig zu den lukrativen Beschäftigungen gezählt werden<br />

kann. Etwa 20 arme Haushaltungen beschäftigen sich damit. Der<br />

aus der Arbeit fliessende Verdienst ist gut, da die <strong>Schiefer</strong> guten<br />

Absatz finden. Ganze Fuder von Tafeln gehen hier wöchentlich fort,<br />

hauptsächlich nach den Kantonen Freiburg, Waadt, Genf <strong>und</strong><br />

Neuenburg.“<br />

Erfolge 1854 erreichte die Produktion 100'000 <strong>Schiefer</strong>tafeln, 450'000<br />

gefärbte <strong>und</strong> 550'000 ungefärbte Griffel. R<strong>und</strong> 80 Personen<br />

arbeiteten in den <strong>Schiefer</strong>stollen des Tales.<br />

1898 baute Hermann Moser in Kanderbrück die erste<br />

<strong>Schiefer</strong>tafelfabrik.<br />

Zuvor <strong>und</strong> auch weitgehend nachher wurden aber <strong>Schiefer</strong>tafeln<br />

<strong>und</strong> Griffel weitgehend in Heimarbeit verarbeitet.<br />

Von Frutigen kamen die Fabrikate in den Handel.<br />

Oberlehrer Johann Egger hatte in allen Kantonen Abnehmer dafür<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

Er versah als erster die <strong>Schiefer</strong>tafeln mit einer roten Lineatur. Die<br />

Tafeln wurden seinerzeit „Eggertafeln“ genannt.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 7


Bergbau<br />

<strong>Schiefer</strong>hütten<br />

Die Grubenbesitzer in den Spissen brachten die rohen, aber glatt<br />

geschabten <strong>Schiefer</strong> ins Dorf. Die Tafeln erhielten zuerst einen<br />

dünnen Überzug aus Gummilösung. Dann wurde unter<br />

Zuhilfenahme von Eisengittern die gewünschte Lineatur eingeritzt.<br />

Nachher wurde die ganze Tafel mit einer mennigroten Farbe<br />

überzogen. Nach deren Eintrocknen wurde sie in heissem Wasser<br />

abgewaschen. In den eingeritzten Rillen blieb nun die Farbe haften,<br />

währendem die Tafel ihre schwärzliche Farbe zurückerhielt. Die<br />

Rahmen wurden von Kleinbauern im Nebenerwerb zuhause<br />

hergestellt <strong>und</strong> dann den fertigen tafeln angefügt.“<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 8


Bergbau<br />

Lagerhäuser<br />

Die neue Spiez-Frutigen-Bahn erleichterte <strong>und</strong> verbilligte die<br />

Transporte.<br />

1911 wurden 233 Eisenbahnwagen <strong>Schiefer</strong>tafeln aus dem Tal<br />

geführt. 250 Arbeiter verdienten ihr Brot mit dem <strong>Schiefer</strong>.<br />

Während dem ersten Weltkrieg wurde die <strong>Schiefer</strong>ausbeutung<br />

eingestellt. Danach wurde aber wieder gearbeitet.<br />

1926 wurde die <strong>Schiefer</strong>tafelfabrik Frutigen AG gegründet <strong>und</strong><br />

verlegte die Produktion 1937 nach Rybrügg. Die Gesellschaft baute<br />

<strong>Schiefer</strong> im Gantengraben <strong>und</strong> im Braatschi an Ried ab.<br />

Der zweite Weltkrieg brachte erneut einen Einbruch. Trotzdem<br />

gründeten Robert Haug <strong>und</strong> die Gebrüder Rhyner <strong>und</strong> Schmid die<br />

Belardoise <strong>Schiefer</strong>tafelfabrik AG. Nach einem Aufschwung gingen<br />

die Exporte aber wieder zurück.<br />

1967 übernahm die <strong>Schiefer</strong>tafelfabrik AG die Gruben von R. Haug<br />

in der Ladholzwildi. Der Niedergang in der einst bedeutenden<br />

Industrie war nicht aufzuhalten.1977 musste die letzte Grube<br />

geschlossen werden. <strong>Schiefer</strong>tafeln wurden in den Schulen nicht<br />

mehr gebraucht.<br />

In Rybrügg stellen wenige Arbeiter noch geringe Mengen von Jass-<br />

<strong>und</strong> Notiztafeln her. Natursteine werden zu Tischplatten <strong>und</strong><br />

Abdeckungen zugeschnitten.<br />

Werke Gantenbach<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 9


Bergbau<br />

Werk Gantenbach<br />

Während mehreren Jahrzehnten wurde in Gruben im Gantenbach<br />

<strong>Schiefer</strong> abgebaut. Die Gruben waren recht ergiebig <strong>und</strong> der<br />

<strong>Schiefer</strong> von hoher Qualität.<br />

Zum Aufschwung des <strong>Schiefer</strong>abbaus trug auch der Bau der Spiez-<br />

Frutigen-Bahn bei.<br />

Am guten Geschäft wollten nun auch Leute von ausserhalb des<br />

Tales teilhaben.<br />

Die <strong>Schiefer</strong>werker Emil Trummer, Steiner <strong>und</strong> Schmid <strong>und</strong> die<br />

Direktoren August Sidler <strong>und</strong> Ingenieur Paul Wiehn aus Zürich<br />

beauftragten den Konservator des Naturhistorischen Museums<br />

Bern, Herr Eduard Gerber, ein Gutachten zu den<br />

<strong>Schiefer</strong>vorkommen am Gantenbach, am Bräschgenbach <strong>und</strong> in den<br />

Gräben von Zwischenbäch zu erstellen.<br />

Nach einigen Begehungen fand Gerber aber, die Gruben seien<br />

primitiv <strong>und</strong> unzweckmässig.<br />

Er fand aber vier Bänder, die bergeinwärts führten mit <strong>Schiefer</strong> von<br />

guter Qualität. Diese eigneten sich für den Abbau.<br />

Der hier sich vorfindende <strong>Schiefer</strong> eignet sich ausgezeichnet zu<br />

Schreibtafeln, da er vor allem eine tiefschwarze Naturfarbe , wenig<br />

oder fast keine fremden, störenden Bestandteile wie Schwefelkies<br />

hat, sich in Platten sehr leicht <strong>und</strong> glatt spalten <strong>und</strong> infolge seines<br />

feinen Korns <strong>und</strong> bestgeeigneter Härte sich hervorragend<br />

schneiden, schleifen, schaben, polieren, überhaupt veredeln lässt.<br />

Ein gewisser Grad von Elastizität verhütet das leichte Brechen<br />

sowohl bei der Bearbeitung als beim Fertigfabrikat. Er besitzt also in<br />

weitestem Masse alle guten Eigenschaften, die ein<br />

Schreibtafelschiefer haben soll. Er eignet sich nicht zu Dachschiefer,<br />

weil der Gehalt an <strong>Kohle</strong>säure zu gross ist <strong>und</strong> die Verwitterung ihn<br />

aufblättert.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 10


Bergbau<br />

Grubengebäude<br />

Die <strong>Schiefer</strong>zone mit Zwischenlagerungen aus anderem Gestein<br />

hatte eine Mächtigkeit von r<strong>und</strong> vierzig Metern. Die Länge schätze<br />

er auf 7500m <strong>und</strong> die Breite auf 600m, wobei die Besitzungen am<br />

Gantenbach mitten in dieser Zone lagen. Gerber schätzte die<br />

Menge auf ein Volumen von 1’000’000 m³.<br />

Seine Schlussfolgerung erstaunt daher nicht, dass „ein<br />

hochrentables, sicheres Bergwerkunternehmen in unserem<br />

Vaterland entstehen wird, da ein vorzüglicher <strong>Schiefer</strong> in<br />

gewaltiger Menge auf viele Jahre hinaus vorhanden ist. Deshalb –<br />

Glück auf.“<br />

1907 wurde in Zürich die <strong>Schiefer</strong>bau AG gegründet mit einem<br />

Aktienkapital von 400'000 Franken, dies zu einer Zeit als<br />

Tageslöhne um die vier Franken ausbezahlt wurden. Mit Aussichten<br />

auf hohe Gewinne kaufte man die Besitzungen im Gantenbach.<br />

Von der geschätzten menge abbaubaren <strong>Schiefer</strong>s musste man mit<br />

Verlusten durch wilden <strong>Schiefer</strong> von 60% rechnen. Für einen<br />

Eisenbahnwagen von 10‘000 Kilo brauchte man 10 m³, oder<br />

26‘000 kg Rohschiefer. Der Verkaufspreis für eine Tonne Tafeln<br />

betrug 950 Franken.<br />

Mutig liessen die Investoren grosszügige Anlagen für den Abbau,<br />

die Verarbeitung <strong>und</strong> den Transport erstellen: eine Seilbahn mit<br />

Förderwagen, der <strong>Schiefer</strong>weg wurde verbreitert, Brücken <strong>und</strong> eine<br />

eigene Wasserversorgung mussten gebaut werden, <strong>und</strong> ein<br />

zweistöckiges Hauptgebäude wurde erstellt. Man konnte von<br />

einem industriellen betrieb sprechen.<br />

Das im Juni 1913 gegründete <strong>Schiefer</strong>tafel-Werk Frutigen<br />

übernahm die Anlagen. Die Firma arbeitet mit mässigem Erfolg. Um<br />

die Rentabilität zu steigern, versuchte man das <strong>Schiefer</strong>mehl<br />

„Grisin“ zu vertreiben. Diese sollte als Füllmaterial <strong>und</strong> bei der<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 11


Bergbau<br />

Grisin<br />

Herstellung von Dachpappe zum Einsatz kommen, ebenso in der<br />

Farbindustrie.<br />

Die Erwartungen der Besitzer erfüllten sich nicht <strong>und</strong> 1922 musste<br />

die Gesellschaft aufgelöst werden.<br />

<strong>Schiefer</strong>gruben in der Wildi<br />

Sie umfassten die Gruben Schwendi <strong>und</strong> Gräbli im Sackgraben<br />

zwischen Rinderwald <strong>und</strong> Ladholz.<br />

<strong>Schiefer</strong>leute<br />

Heinrich Pestalozzi hatte das Schreiben mit dem Griffel auf<br />

<strong>Schiefer</strong>tafeln empfohlen <strong>und</strong> damit der <strong>Schiefer</strong>ausbeutung in den<br />

Frutigspissen geebnet.<br />

Das weiche Rohmaterial stammte ausschliesslich aus diesen Gräben<br />

<strong>und</strong> Gruben. Mit der Empfehlung des Bernischen Regierungsrates<br />

von 1832 „einige h<strong>und</strong>ert <strong>Schiefer</strong>tafeln, vorzüglich für Schulen,<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 12


Bergbau<br />

<strong>Schiefer</strong>leute<br />

<strong>Schiefer</strong>leute<br />

fertigen zu lassen“ begann eine neue Zeit der <strong>Schiefer</strong>ausbeutung.<br />

Das Bergbaugesetz von 1834 verlangte keine behördliche<br />

Bewilligung für den <strong>Schiefer</strong>abbau. So konnten die Spisser-Bauern<br />

nach belieben nach <strong>Schiefer</strong>platten graben. Diese brachten sie nach<br />

Frutigen zu den Händlern. Diesen Verdienst verdankten sie auch<br />

den Griffelmacher-Familien Marti <strong>und</strong> Elmer, die 1837 nach<br />

Frutigen zogen.<br />

Mitte des 19. Jh. stockte der Absatz wegen der ausländischen<br />

Konkurrenz. Wiederum war es ein Glarner, Hilarius Rhyner, der den<br />

Frutigern zu neuem Aufschwung verhalf. Im Reisegepäck brachte er<br />

noch ein ansehnliches Sümmchen Geld mit. Er kannte zudem<br />

Adressen von K<strong>und</strong>en des Elmer <strong>Schiefer</strong>s. Zuerst betätigte er sich<br />

als Händler <strong>und</strong> Fuhrhalter <strong>und</strong> wurde erst später Grubenbesitzer.<br />

Die Firma lief unter dem Namen Gebrüder Rhyner AG <strong>und</strong> wurde<br />

von seinen Söhnen Gottlieb <strong>und</strong> Georg weitergeführt. Paul, Sohn<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 13


Bergbau<br />

Robert Haug<br />

Grubenbesitzer von<br />

1939 - 1967<br />

von Gottlieb leitete die Mechanisierung <strong>und</strong> die Elektrifizierung mit<br />

eigenem Strom in der Egerlen-Grube.<br />

Er starb 1968.<br />

Zu den Grubenbesitzern gehörten auch die Haugs. Robert Haug-<br />

Berger übernahm, 1939 die Grube in der Ladholzwildi von seinem<br />

Vater.1951 übernahm er auch noch die Gruben der Rhyners.<br />

Robert Haug wurde von den Grubenarbeitern geschätzt. Er setzte<br />

sich für diese ein. Mit dem Mechaniker Hans Wäfler entwickelte<br />

<strong>und</strong> konstruierte er eine Seilbahn. Dank dieser von der SUVA<br />

bewilligten Seilbahn mussten die Arbeiter nicht mehr durch<br />

lawinengefährderte Gräben zu Fuss zu den Arbeitsstellen gelangen.<br />

1967 übernahm die <strong>Schiefer</strong>tafelfabrik Frutigen die <strong>Schiefer</strong>gruben<br />

Haug.<br />

1977 wurden im Engstligental die letzten <strong>Schiefer</strong>gruben<br />

geschlossen.<br />

Aus dem Vorrat stellt die <strong>Schiefer</strong>tafelfabrik noch Jass- <strong>und</strong><br />

Notiztafeln her.<br />

Für bauliche Zwecke wird der härtere <strong>Schiefer</strong> aus Italien verwendet<br />

(Dächer, Tischplatten, Fensterbänke, Böden etc.).<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 14


Bergbau<br />

Mädchen<br />

Krankheiten<br />

Staublunge – Silikose Im Frutigbuch (Ausgabe 1938) wird das Thema nicht erwähnt Es<br />

steht nur „schwere Arbeitsunfälle kamen in unseren <strong>Schiefer</strong>gruben<br />

verhältnismässig selten vor.“<br />

1907 schlossen sich die 29 Grubenbesitzer zur Gründung einer<br />

„Unfallkasse der <strong>Schiefer</strong>brüche Frutigen“ zusammen. Durch die<br />

Gründung der obligatorischen Unfallversicherung wurde diese<br />

Selbstversicherung überflüssig<br />

Auch im neuen Frutigbuch von 1977 ist im Abschnitt<br />

<strong>Schiefer</strong>industrie nichts über die Staublungen-Krankheit zu finden.<br />

Heute kann man über <strong>Schiefer</strong>industrie <strong>und</strong> <strong>Schiefer</strong>abbau nicht<br />

schreiben, ohne das Thema Staublunge (Silikose)zu erwähnen.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 15


Bergbau<br />

Theo Bircher<br />

Für die Männer in den Spissen war die Arbeit in den Gruben ein<br />

notwendiger <strong>und</strong> willkommener Verdienst, um überhaupt existieren<br />

<strong>und</strong> in den Spissen bleiben zu können<br />

Leider haftete an diesem Verdienst eine schwere ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Schädigung: Staublunge.<br />

Dies bedeutete für manche den frühzeitigen Tod.<br />

Silikose ist seit 1932 versichert, aber wurde erst 1938 als<br />

Berufskrankheit anerkannt.<br />

Dies bedeutete, dass Betroffene eine bescheidene Rente<br />

zugesprochen erhielten.<br />

Die Mechanisierung in den Gruben verschlimmerte das Problem<br />

massiv. Familien mit kleinen Kindern verloren oft früh ihren Vater.<br />

Unter diesen Umständen darf man froh sein, dass die<br />

<strong>Schiefer</strong>gruben-Industrie aufgegeben wurde.<br />

Dankbar dürfen wir aber auch sein, dass heute noch ehemalige<br />

<strong>Schiefer</strong>arbeiter unter uns sind, die von der Krankheit verschont<br />

blieben <strong>und</strong> die von ihrer strengen Arbeit erzählen können.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 16


Bergbau<br />

Kurzgeschichte der<br />

<strong>Schiefer</strong>tafelfabrik<br />

Frutigen AG<br />

1898 Grossvater Johann Hermann Moser (1859–1924) gründet die<br />

erste <strong>Schiefer</strong>tafelfabrik in Kanderbrück bei Frutigen.<br />

1926 Am 29. September wird im Büro der J.H. Moser AG Fabrik<br />

Kanderbrück die <strong>Schiefer</strong>tafelfabrik Frutigen AG gegründet.<br />

Erste Präsidentin ist Grossmutter Emilie Moser-Kambly (1871–<br />

1951). Sie <strong>und</strong> alle engeren Familienangehörigen sind Aktionäre.<br />

Direktor ist ein Onkel, Ernst Kaehr. Die Gesellschaft beutet<br />

Rohschiefer in den Gruben Heitleren im Gantengraben <strong>und</strong> im<br />

Braatschi an Ried aus.<br />

1937/38 Die Herstellung der <strong>Schiefer</strong>tafeln wird von Kanderbrück<br />

in die neue Fabrik an Rybrügg verlegt. Eigenes Kraftwerk.<br />

1944/45 In Frutigen werden zwei weitere Fabrik-Firmen gegründet:<br />

Die Belardoise <strong>Schiefer</strong>tafelfabrikation AG (Robert Haug) <strong>und</strong> die<br />

Ardosa AG (Gebr. Rhyner <strong>und</strong> Gebr. Schmid). Export von<br />

Rohschiefer <strong>und</strong> Fertigtafeln ins Ausland. Die beiden Betriebe gehen<br />

später ein.<br />

1945–60 Der Aufschwung hält an. Es werden jährlich ca. 500'000<br />

Tafeln fabriziert, mehr als die Hälfte geht ins Ausland. Um die 30<br />

Personen werden in der Fabrik beschäftigt. Mit der Zeit wird die<br />

Konkurrenz des portugiesischen <strong>und</strong> auch des italienischen <strong>Schiefer</strong>s<br />

spürbar; der Export geht zurück.<br />

1962 Am 18. April bricht bei einem Föhnsturm im Dachgeschoss<br />

Feuer aus, die Fabrik brennt vollständig aus. Ernst Kaehr tritt in den<br />

Ruhestand.<br />

Bernardo Moser übernimmt die Geschäftsführung <strong>und</strong> leitet den<br />

Wiederaufbau der Fabrik.<br />

1967 Unsere Firma wird Eigentümerin der <strong>Schiefer</strong>gruben von Haug<br />

in der Ladholzwildi.<br />

Die Schultafeln geraten mehr <strong>und</strong> mehr aus der Mode.<br />

1969 Verwalter wird Bernardo Moser.<br />

1973 Es sind noch 3 Frauen <strong>und</strong> 5 Männer an Rybrügg beschäftigt.<br />

1974 Ein neues Produkt wird aus der Taufe gehoben:<br />

Küchenabdeckungen aus Granit.<br />

Übergang von der <strong>Schiefer</strong>tafelfabrikation zum Natursteinbetrieb.<br />

1977 Schliessung der <strong>Schiefer</strong>gruben.<br />

Produktion von Tischplatten aus <strong>Schiefer</strong>, lmport von italienischem<br />

<strong>Schiefer</strong> aus der Gegend von Genua.<br />

Weiterentwicklung der Granit-Abdeckungen.<br />

Daneben Herstellung von Jass- <strong>und</strong> Notiztafeln.<br />

Der Betrieb wird mit neuen Maschinen <strong>und</strong> neuen elektrischen<br />

Installationen modernisiert.<br />

1984 Fritz Inniger wird Betriebsleiter <strong>und</strong> Vorarbeiter.<br />

1989/90 Automatisierung des Kleinkraftwerkes an der Kander.<br />

1996 Neuer Anbau an die Fabrik mit neuer Granitfräse.<br />

2001 Unsere Haupttätigkeit ist heute die Fabrikation von<br />

Küchenabdeckplatten<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 17


Bergbau<br />

<strong>Schiefer</strong>tafelfabrik<br />

Frutigen<br />

aus Granit.<br />

Wir stellen auch Tischplatten (r<strong>und</strong>e, drei-, vier- <strong>und</strong> achteckige,<br />

quadratische <strong>und</strong> rechteckige) her, aus Granit in diversen Farben.<br />

Dem <strong>Schiefer</strong> halten wir mit dem Handel von Bodenplatten <strong>und</strong><br />

Anschrifttafeln in verschiedenen Grössen <strong>und</strong> der Produktion von<br />

Jass- <strong>und</strong> Notiztafeln, Serviceplättli usw. nach wie vor die Treue.<br />

Alle Natursteine importieren wir aus Italien.<br />

In unserem Lager an Rybrügg können die K<strong>und</strong>en, Küchenschreiner<br />

<strong>und</strong> Bauherren die gewünschten Platten aussuchen.<br />

Wir beliefern hauptsächlich die Region <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong>.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 18


Bergbau<br />

Maria Lauber<br />

<strong>Schiefer</strong> in der Literatur<br />

Wir finden verschiedene Schriftsteller <strong>und</strong> Schriftstellerinnen, die in<br />

ihren Werken vom Abbau des <strong>Schiefer</strong>s schreiben <strong>und</strong> sich mit dem<br />

Schicksal der Menschen beschäftigen.<br />

Sie schreibt in ihren Büchern eher wenig zum Thema <strong>Schiefer</strong>arbeit.<br />

- Im Büchlein über die Talschaft Frutigen „Unter dem gekrönten<br />

Adler“<br />

- Dr jung Schulmischter<br />

- Dr Käthe Bueb (hier erwähnt sie die <strong>Schiefer</strong>-Lunge)<br />

- Zwü Lüteni uf em Niese<br />

Maria Lauber ist ein spezielles Modul gewidmet.<br />

Frank Alfred Graber In seinem frühesten Werk Das Dorf am Niesen freut sich der<br />

Statterbub über das weiche Gestein.<br />

“Vergnügt stand es am Bachrandfels <strong>und</strong> bröckelte <strong>Schiefer</strong>. Der<br />

blauschwarze, glänzende Weichfels! Alle Leute müssten ihn lieb<br />

haben, dachte der Junge. Wohlig weich <strong>und</strong> w<strong>und</strong>erbar kühl fühlt<br />

er sich an. Man bricht ihn quer, spaltet ihn mit blosser Hand längs<br />

zu feinen Plättchen. Versonnen, ohne Eile geschieht das. Die festen<br />

Platten sucht man heraus <strong>und</strong> schleudert sie flachwegs in die<br />

sirrende Luft. Und man erschauert: das hat der Berg in seinem<br />

Innern geschaffen seit Jahrtausenden. Der geheimnisvolle,<br />

verschlossene Berg!“<br />

Josy Doyon Auch sie erzählt in ihren Geschichten von <strong>Schiefer</strong>, Arbeiten <strong>und</strong><br />

Gefahren.<br />

- Blumen für ein Sonntagskind<br />

- Graues Gold<br />

Im vergriffenen Buch Graues Gold schildert sie das Leben des<br />

Samuel Zurbrügg. Samuel gehörte zu der letzten Generation der<br />

Opfer der Bergwerke in den Spissen. Der Verlust des Augenlichts<br />

<strong>und</strong> die Beschreibung der Auswirkungen der Silikose für die ganze<br />

Familie zeigen uns die harten Seiten der damaligen Zeit, auch wenn<br />

diese Arbeit etwas Geld ins Tal brachte.<br />

Der dritte Sprengschuss erzählt von einem Unfall beim Sprengen im<br />

Stollen.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 19


Bergbau<br />

<strong>Kohle</strong><br />

In der Wildhorndecke finden wir kohleführende Schichten. Sie<br />

stammen aus der unteren Kreidezeit. Damals bildeten sich in den<br />

verkarsteten Kalklandschaften einzelne Niedermoore<br />

Die im warmen Klima wachsenden Pflanzen lieferten das<br />

Ausgangsmaterial für ein ungleichförmiges Gr<strong>und</strong>flöz von eher<br />

kleiner Mächtigkeit.<br />

Verschiedene <strong>Kohle</strong>n <strong>Schiefer</strong>kohle<br />

<strong>Schiefer</strong>kohle hat einen hohen Wassergehalt von 40 – 70 % <strong>und</strong><br />

muss getrocknet werden.<br />

Wird nur in Krisenzeiten abgebaut.<br />

Braunkohle<br />

Braunkohle hat einen geringen Wert. Der Feuchtigkeitsanteil<br />

beträgt ca. 45% Sie weist einen höheren Anteil von Schwefel auf<br />

als Steinkohle. Braunkohle ist wohl später entstanden als Steinkohle.<br />

Braunkohle wird im Ausland im Tagbau abgebaut <strong>und</strong> wird für die<br />

Stromerzeugung genutzt.<br />

Mit dem Eintreffen von ausländischer <strong>Kohle</strong> rentierten die Gruben<br />

im Kandertal nicht mehr.<br />

Steinkohle<br />

Steinkohle ist wertvollere <strong>Kohle</strong> mit höherem Heizwert. Sie liegt<br />

zwischen Schichten von Sedimenten (Ablagerungsgesteinen) <strong>und</strong><br />

wird unter Tag abgebaut.<br />

Anthrazit<br />

Anthrazit hat den höchsten Gehalt an <strong>Kohle</strong>stoff, somit auch den<br />

besten Heizwert. In der Schweiz wird Anthrazit vor allem im Wallis<br />

abgebaut.<br />

Graphit<br />

Graphit besteht aus reinem <strong>Kohle</strong>nstoff.<br />

Koks<br />

Wenn <strong>Kohle</strong> unter Luftabschluss erhitzt wird entsteht Koks. Dabei<br />

Entstehen ganz unterschiedliche Nebenprodukte. Daraus lassen sich<br />

verschiedenste Materialien herstellen: Farben, Frostschutz,<br />

Kunstfasern, Seifen, Kaugummi, Salben, Asphalt, Treibstoffe <strong>und</strong> so<br />

weiter.<br />

Mit der Verbreitung der Treibstoffe aus Erdöl hat die Bedeutung der<br />

<strong>Kohle</strong> abgenommen.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 20


Bergbau<br />

<strong>Kohle</strong>nhobel<br />

Die Entwicklung der Petrochemie mit umweltfre<strong>und</strong>licherer<br />

<strong>Kohle</strong>technik kann die <strong>Kohle</strong> als Brennstoff wieder aufwerten.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 21


Bergbau<br />

Weltverbrauch 2002<br />

Abbau unter Tag<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 22


Bergbau<br />

<strong>Kohle</strong>vorkommen in der<br />

Schweiz<br />

<strong>Kohle</strong> in der Schweiz<br />

Zwischen 1940 <strong>und</strong> 1947 wurden in der Schweiz 500'000 Tonnen<br />

Anthrazit, 410‘0000 Tonnen Braunkohle <strong>und</strong> 275'000 Tonnen<br />

<strong>Schiefer</strong>kohlen gefördert. Damit konnten 28% des Bedarfs an <strong>Kohle</strong><br />

für die Industrie gedeckt werden.<br />

Im <strong>Berner</strong> <strong>Oberland</strong> waren weitere Standorte bekannt. Die<br />

Abbaumengen waren aber gering.<br />

Boltigen, Erlenbach, Reichenbach i.K., Grüsisberg bei Thun,<br />

Stieglisberg, Hartlisberg <strong>und</strong> Bosbachgraben bei Steffisburg,<br />

Kratzbachschlucht <strong>und</strong> Losenegg bei Eriz.<br />

In Beatenberg <strong>und</strong> in Käpfnach bei Horgen sind einige Stollen des<br />

<strong>Kohle</strong>bergwerkes für Besucher geöffnet worden.<br />

<strong>Kohle</strong> im Kandertal - Geschichte bis 1930<br />

Seit 250 Jahren weiss man vom <strong>Kohle</strong>abbau im Kandertal. Mit<br />

Ausnahme der Jahre des 2. Weltkriegs war er aber nicht von<br />

Bedeutung.<br />

„Der Abbau des schwarzen Goldes“ brachte wenig Erfolge, aber<br />

viele Misserfolge.<br />

Ziegelhütten <strong>und</strong> Kalkbrennereien verschlangen im 17. Und 18. Jh.<br />

riesige Mengen von Holz.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 23


Bergbau<br />

Auch in den Staatswäldern von Frutigen wurde 1772 – 1778 bis zu<br />

6000 Klafter Holz geschlagen <strong>und</strong> ins Unterland geführt. Dieser<br />

Raubbau, auch in den Schutzwäldern, trieb die Holzpreise in die<br />

Höhe. Die Bernische Regierung setzte Prämien aus zur Findung von<br />

alternativen Energieträgern, vor allem <strong>Kohle</strong>.<br />

1759 reichte Johannes Klopfer von Frutigen bei der <strong>Berner</strong><br />

Regierung das erste nachweisbare Konzessionsbegehren zur<br />

Ausbeutung von <strong>Kohle</strong> am Mittelgrat (Elsighorn) ein.<br />

„Die ihm anvertrauten Patenten wurden in keinem Effect gesetzt.<br />

“So ging der Schürfschein 1765 an die beiden neuen Gesuchsteller<br />

aus Frutigen. Auch diese hatten keinen Erfolg, aber die <strong>Berner</strong><br />

Regierung wurde auf die <strong>Kohle</strong>vorkommen aufmerksam.<br />

1787 beschloss die <strong>Berner</strong> Regierung auf ein Gutachten des<br />

Bergverwalters Deggeler hin <strong>und</strong> nach Versuchen mit gef<strong>und</strong>ener<br />

<strong>Kohle</strong> ein „Hochobrigkeitliches Steinkohlebergwerk“ in<br />

Kandergr<strong>und</strong> zu errichten.<br />

Von der Schlafeggfluh berichtete Deggeler von einem fünf Fuss<br />

mächtigen Flöz. Auf der linken Talseite fand er an verschiedenen<br />

Orten <strong>Kohle</strong>spuren, auch bestehende Stollen. Es dürfte sich um<br />

frühere Abbaustellen gehandelt haben.<br />

Ein Bergknappe berichtete, dass dieses Flöz sich gänzlich auf den<br />

Kopf gestürzt <strong>und</strong> sein Fallendes in die Theuffe hinaf seine<br />

Verflechtung genommen <strong>und</strong> sich gegen die rechte Seite gestürzt.<br />

Die <strong>Kohle</strong>n in der Theuffe sollen durch Prob besser als die oberen<br />

gebrannt, aber doch keine Flammen gegeben haben.<br />

Zwischen 1787 – 1790 wurden gut 13'500 Zentner <strong>Kohle</strong><br />

gefördert, doch die schlechte Qualität, Misswirtschaft <strong>und</strong> hohe<br />

Transportkosten führten dazu, dass ein grosser Teil der<br />

<strong>Kohle</strong> im Tal liegen blieb. Die Staatskasse bezahlte für das<br />

unrentable Werk 4000 Kronen.<br />

In einem Gutachten an die Canzlei Bern wird die Qualität der<br />

Kandertaler <strong>Kohle</strong> nicht gerühmt. “Die Steinkohlen von Frutigen<br />

wo ich vergangenes Jahr gesehen zum Ziegelbrennen gebrauchen;<br />

waren nichts anderes als Taube Kohl, die man anderer Orten auf<br />

die halden stürzt.“<br />

Verschiedene Versuche wurden im folgenden Jahrh<strong>und</strong>ert gemacht,<br />

im Kandertal <strong>Kohle</strong> abzubauen, Schürfrechte erteilt, Gruben wieder<br />

eröffnet. Doch die Hoffnungen erfüllten sich nicht, der Abbau<br />

erlosch wieder.<br />

1869 wurde im Auftrag der <strong>Kohle</strong>kommission der Schweizerischen<br />

Naturforschenden Gesellschaft die Möglichkeit der Kandergr<strong>und</strong>er<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 24


Bergbau<br />

Gruben begutachtet. Die Wirtschaftlichkeit der Ausbeutung wurde<br />

verneint, auch vom Geologen Hans Adrian. (Autor des Kapitels<br />

Geologie im Frutigbuch)<br />

Beim Bau der Lötschbergbahn fand man im B<strong>und</strong>erbach ob<br />

Kandergr<strong>und</strong> Steinkohle. Man förderte <strong>und</strong> verheizte 30 - 40<br />

Zentner davon.<br />

<strong>Kohle</strong> im <strong>und</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Die <strong>Kohle</strong>n des Kandertals sind im Gestein der Wildhorndecke<br />

eingelagert <strong>und</strong> liegen an kaum zugänglichen Felshängen in 1200 -<br />

2000 m ü. M.<br />

Ein grosser Teil der <strong>Kohle</strong>vorkommen wurde in Verwerfungen<br />

zerhackt <strong>und</strong> bei der alpinen Deckenüberschiebung zerrieben,<br />

verschleppt <strong>und</strong> unter grossem Druck neu zusammengebacken.<br />

Kandertaler <strong>Kohle</strong> war hauptsächlich Braunkohle. In der Grube<br />

Schlafegg fand man abbauwürdige <strong>Kohle</strong>nmengen in Klüften von<br />

bis zu 8 m Mächtigkeit. Hier konnte in einer einzigen fast<br />

senkrechten Kluft r<strong>und</strong> 10'000 Tonnen <strong>Kohle</strong> gewonnen werden.<br />

Die Arbeit war aber wegen des komplizierten <strong>und</strong> schwierigen<br />

Geländes mühselig.<br />

Chemische Analysen ergaben einen hohen Schwefelgehalt meist an<br />

Pyrit geb<strong>und</strong>en. Die Pyrit- resp. Schwefelf<strong>und</strong>e im Sackgraben <strong>und</strong><br />

im Ueschinental bestätigen diese Aussagen. Die <strong>Kohle</strong> hatte einen<br />

tiefen Heizwert<br />

Der Mangel an Rohstoffen während des zweiten Weltkrieges<br />

brachte es, dass man sich der <strong>Kohle</strong>gruben erinnerte.<br />

Karl Iten, Vorarbeiter der Zündwarenfabrik, erhielt 1940 eine<br />

Konzession <strong>und</strong> begann mit dem Abbau in der Grube Lindi.<br />

Auf Initiative von Walter Gehring, Zündholzfabrikant, suchte <strong>und</strong><br />

fand man auch am Elsighorn <strong>Kohle</strong>. Hier wurden die grössten<br />

Mengen gefördert.<br />

Die günstigsten Prognosen erhielten aber die <strong>Kohle</strong>vorkommen von<br />

Schlafegg. Hier wurde bis zum Ende des Krieges <strong>Kohle</strong> abgebaut.<br />

Heute zeugen nur noch dürftige Spuren von der harten Arbeit der<br />

Bergleute von damals.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 25


Bergbau<br />

<strong>Kohle</strong>nblock<br />

Man hoffte auf noch mehr <strong>Kohle</strong> zu stossen <strong>und</strong> erweiterte 1943<br />

die Konzessionen um weitere Zonen um die bestehenden<br />

Bergwerke zu erschliessen.<br />

Die Kandergr<strong>und</strong>er Gruben lieferten während der Kriegsjahre<br />

immerhin einen Viertel der in der Schweiz geförderten Braunkohle.<br />

Diese wurde vor allem in Industriebetrieben verbrannt.<br />

Lindi<br />

Westseite des Kandertales, M<strong>und</strong>loch des Hauptstollens<br />

Koordinaten 616 570 / 153 940, Höhe 1286,03 m ü. M.<br />

Im Frühjahr 1939 erteilte die Bäuert Innerkandergr<strong>und</strong> Karl Iten die<br />

Bewilligung einen Sondierstollen zur Ausbeutung von <strong>Kohle</strong> in der<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 26


Bergbau<br />

Karl Iten<br />

Kandergr<strong>und</strong>erallmend zu bauen.<br />

Kurz vor Weihnachten fand sein Sohn bei den ersten Sprengungen<br />

<strong>Kohle</strong>stücke, welche er freudig ins Tal brachte.<br />

Der Arbeitgeber von Karl Iten, von Arx von der Tonwarenfabrik<br />

Holderbank, half Iten beim Erwerb einer Konzession <strong>und</strong> zusammen<br />

gründeten sie eine GmbH.<br />

Iten begann 1940 mit seinen Söhnen beim Walliser Stollen mit den<br />

Vorarbeiten. Mit bescheidenen Mitteln wurden bald die ersten<br />

<strong>Kohle</strong>n gefördert.<br />

Auf kaum begehbaren Wegen wurden Zement, Eisen, Werkzeuge<br />

von Einheimischen in Lasten von mehr als 50 kg zum<br />

Stolleneingang getragen. Dieser lag in der Nähe der Druckleitung<br />

des Elektrizitätswerks Kandergr<strong>und</strong>.<br />

Nun wurde nach Plänen des Grubenbesitzers eine 700 m lange<br />

Seilbahn erstellt, die auch Personen zur Verfügung stand.<br />

Das steile, exponierte Gelände erschwerte den Bau der Anlagen.<br />

Iten konnte sich aber schon nach kurzer Zeit über die ersten 400 kg<br />

<strong>Kohle</strong> freuen. Diese wurden in einem Transportkübel am Seil ins Tal<br />

spediert.<br />

Die Autorin dieses Textes erinnert sich noch, wie sie an den<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 27


Bergbau<br />

Grube mit Grubenh<strong>und</strong><br />

<strong>Kohle</strong>haufen <strong>und</strong> an der Seilbahnstation vorbeispazierte, um dem<br />

Vater in der BKW am Sonntag das Essen zu bringen oder im<br />

Frühling mit der Mutter auf den schwarzen Kegeln, wo der Schnee<br />

zuerst schmolz, Zytröseli (Huflattich) sammelte.<br />

Der Abbau erfolgte in 10-St<strong>und</strong>en-Schichten: Sprengen, mühsames<br />

Auspickeln, liegend, kniend, gebückt. Mit dem Rolli wurden ca.<br />

200 kg zu Tage gezogen <strong>und</strong> ins Tal befördert.<br />

Erleichterung brachte die Einführung von Kompressoren, die<br />

Abbaumenge wurde verdoppelt.<br />

Mangelnde Erfahrung, schlechte Qualität der <strong>Kohle</strong>, Reibereien<br />

zwischen Geldgeber <strong>und</strong> Betreiber zwang Iten zum Verkauf der<br />

Grube Lindi an die <strong>Kohle</strong>ngrube Kander – AG im Besitz der <strong>Kohle</strong>n -<br />

Union Geldner AG in Basel.<br />

In der Grube Lindi arbeiteten 60 – 70 Männer.<br />

In allen drei Gruben wurde Grubengas festgestellt. Lindi hatte<br />

Stickstoffwerte von fast 80 %. Das Methangas konnte sich in<br />

verlassenen Stollen zu gefährlichen Konzentrationen anreichern.<br />

Das Lüftungssystem war schlecht.<br />

Am 17. Juni 1943 kam es im Stollen zur Katastrophe: Das<br />

Grubengas explodierte. Drei Arbeiter fanden den Tod. Ein Teil des<br />

Stollens stürzte ein. Erst eine Gruppe der Luftschutzkompanie von<br />

Frutigen gelang es die Opfer zu bergen.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 28


Bergbau<br />

<strong>Kohle</strong>nproduktion<br />

Grube Lindi“<br />

Die Grube wurde im April 1946 geschlossen.<br />

Horn<br />

Westseite des Kandertales, M<strong>und</strong>loch des Hauptstollens<br />

Koordinaten 615 542 / 154 988, Höhe 1662,38 m ü. M.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 29


Bergbau<br />

Horn<br />

Die ersten <strong>Kohle</strong>f<strong>und</strong>e dürften an den Hängen des Elsighorns<br />

gemacht worden sein.<br />

Der Besitzer der Zündwarenfabrik Kandergr<strong>und</strong> AG, Herr Gehring,<br />

liess an den Hängen des Elsighorns nach <strong>Kohle</strong> suchen <strong>und</strong><br />

Schürfungen vornehmen.<br />

Bei Balmen <strong>und</strong> „Gygers Baracke“ liess er sogar einen<br />

Sondierstollen vorantreiben. Die Ergebnisse waren aber dürftig.<br />

Auf 1662 m ü. M. südwestlich der Alp Horn hoffte man auf bessere<br />

Vorkommen.<br />

Verwerfungen, eingelagerte Kalkblöcke, äusserst komplizierte<br />

Tektonik liessen die Geologen wenig günstige Prognosen abgeben.<br />

Trotzdem wurde mit dem Abbau begonnen. In den folgenden<br />

Jahren wurden hier die grössten Mengen dieses Rohstoffs<br />

ausgebeutet.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 30


Bergbau<br />

Sortieranlage<br />

<strong>Kohle</strong> wurde in einem ausgedehnten Stollennetz auf fünf Sohlen<br />

abgebaut. Diese waren mit Schrägstollen verb<strong>und</strong>en. 15 km Geleise<br />

wurden verlegt in den ausgedehnten unterirdischen Anlagen.<br />

Mit Sprengungen <strong>und</strong> mit Presslufthammer wurde die <strong>Kohle</strong> dem<br />

Berg abgerungen, in Wagen geschaufelt <strong>und</strong> ans Tageslicht<br />

befördert.<br />

Ein grosses Silo <strong>und</strong> zahlreiche Baracken mussten in unwegsamem<br />

<strong>und</strong> steilem Gelände auf Pfählen aufgestellt werden. Hier schliefen<br />

bis zu 128 Arbeiter, „duschten“ <strong>und</strong> assen in der Kantine.<br />

Eine Seilbahn wurde erstellt. Alle drei Minuten wurden ca. 800 kg<br />

<strong>Kohle</strong> von 1650 m.ü.M. zur Talstation befördert, wenige h<strong>und</strong>ert<br />

Meter nördlich des BKW – Maschinenhauses. Hier sortierten Frauen<br />

die <strong>Kohle</strong> am Fliessband. Anschliessend wurde die <strong>Kohle</strong> mit<br />

Lastwagen (z.T. noch Holzvergaser) zum Bahnhof Frutigen geführt.<br />

Kleinere Mengen brachte man mit Pferdewagen zum Bahnhof<br />

Kandergr<strong>und</strong>.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 31


Bergbau<br />

<strong>Kohle</strong>produktion Grube<br />

Horn<br />

80% der Industriekohle vom Horn wurde an die Firma Sandoz<br />

geliefert. Diese beteiligte sich seit 1945 an der Bergbau-Gesellschaft<br />

Kandergr<strong>und</strong> AG.<br />

1947 / 48 erreichte die Produktion ihren Höhepunkt: bis zu 2000<br />

Tonnen monatlich<br />

218 Leute fanden damals am Horn ihre Beschäftigung <strong>und</strong> damit<br />

ihr Auskommen.<br />

Schlafegg<br />

Ostseite des Kandertales, M<strong>und</strong>loch des Hauptstollens Koordinaten<br />

619 258 / 155 777,<br />

Höhe 1798,0 m. ü. M.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 32


Bergbau<br />

Karte der Grube<br />

Schlafegg<br />

Johann Deggeler, Bergverwalter, beschreibt 1787:“an der Schlaf-<br />

Egg-Fluh ein neues fünf Schuh mächtiges Flötz. Sie scheinen etwas<br />

wenigs fetter als die anderen, doch aber am Tag noch weich <strong>und</strong><br />

verwittert.“ Er glaubt, dass „dies Gebirg gänzlich zu Stein-<strong>Kohle</strong>n<br />

geneigt <strong>und</strong> auch durchspikt seie.“<br />

Am 30.12.41 las man in der Volkszeitung: “Eine dritte Grube auf<br />

der andern Talseite am Gerihorn, lenkt zur Zeit die<br />

Aufmerksamkeit auf sich. Es ist interessant zu erfahren, ob die<br />

Ausbeutung auch die Ausmassen derjenigen auf der andern<br />

Talseite zu erreichen vermag. Heute ist man hierüber noch völlig<br />

im Unklaren.“<br />

Die Grube wurde im Frühjahr 1946 infolge Erschöpfung<br />

geschlossen.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 33


Bergbau<br />

Auftrag – Saumtransporte (Schlafegg)<br />

Da sich die Versorgungslage weiter verschärfte, erinnerte man sich<br />

an die <strong>Kohle</strong>vorkommen im Kandertal.<br />

Ciba in Basel übernahm die Geschäftsleitung des neuen<br />

Konsortiums Bergwerk Schlafegg AG mit der Cellulosefabrik<br />

Attisholz, der Zuckerfabrik Aarberg <strong>und</strong> von Roll Eisenwerke in<br />

Gerlafingen.<br />

Ein Abbau auf 1800 m.ü.M. war mit Schwierigkeiten <strong>und</strong> Kosten<br />

verb<strong>und</strong>en. Man klärte ab, ob sich der Aufwand für den bau <strong>und</strong><br />

den betrieb der Transportanlagen <strong>und</strong> der Infrastruktur im<br />

exponierten Gelände lohnten.<br />

Von Geologen <strong>und</strong> Ingenieuren wurde ein positives Gutachten<br />

erstellt.<br />

Im Juni 1942 wurde die Bauleitung der erfahrenen Firma Zübelin<br />

AG in Basel übertragen.<br />

Herr Eduard Böhringer wurde als Betriebsleiter eingesetzt. Im<br />

Projekt Grube Schlafegg arbeiteten bis zu 120 Arbeiter.<br />

Herr Böhringer erinnert sich: “Da meine letzte Arbeit beim Bau der<br />

unterirdischen Kraftwerkzentrale Innertkirchen beendet war, erhielt<br />

ich von meinem Arbeitgeber den Auftrag zur Suche nach <strong>Kohle</strong> auf<br />

Schlafegg. Zusammen mit Herrn Müller stieg ich am 21. Juni 1942<br />

vom Bahnhof Kandergr<strong>und</strong> auf einem schmalen Weglein auf die<br />

hoch gelegene Alp unter den Flühen des Sattelhorns. Nun war es<br />

mit der Ruhe vorbei. Vom Industriekonsortium beauftragte<br />

Geologen hatten zuvor die Felsen nach möglichen <strong>Kohle</strong>nflötzen<br />

abgesucht. Auf einer Länge von ca. 400 m fanden sie ein schmales,<br />

schwarzes Band, das <strong>Kohle</strong> vermuten liess. Zusammen legten wir<br />

6 – 7 Stellen fest, wo mit einfachsten Mitteln nach <strong>Kohle</strong> gesucht<br />

werden sollte. Der Auftrag an den jungen Ingenieur lautete nun<br />

ganz schlicht: Arrangez-vous!<br />

Bei Familie Reichen in Kandergr<strong>und</strong>, wo sich auch die Post befand,<br />

wurde mir ein Zimmer angeboten. Ein Bauer konnte ab <strong>und</strong> zu sein<br />

Pferd für Transporte zur Verfügung stellen, doch diese Möglichkeit<br />

reichte bei weitem nicht aus, um die benötigten, umfangreichen<br />

Materialien nach Schlafegg transportieren zu können. So erschien<br />

es mir wie ein Geschenk des Himmels, als ich an einem Abend im<br />

Restaurant Alpenruh den Walliser Säumer Klopfenstein traf. Dieser<br />

bot sich an, täglich zwei Mal mit seinen Maultieren Material nach<br />

Schlafegg hinaufzubasten. Von Juli bis Oktober 1942 trugen nun 5<br />

– 7 Maultiere gemächlich auf den teilweise neu angelegten<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 34


Bergbau<br />

Transport eines<br />

Kompressorenteils<br />

Maultier<br />

Saumpfaden die schweren Lasten vom Bahnhof Kandergr<strong>und</strong><br />

hinauf unter die fast senkrecht abfallenden Felsen der<br />

Gerihornkette. Der zerlegte Kompressor, einfache Bohrwerkzeuge,<br />

die Esse <strong>und</strong> die Schmiedewerkzeuge, kleine Baracken, Büro- <strong>und</strong><br />

Wohnbaracke – <strong>und</strong> nicht zu vergessen das Wasser für sämtliche<br />

Bedürfnisse der Belegschaft – musste von den genügsamen Tieren<br />

ins Schutzgebiet der Gämsen getragen werden. Für den Transport<br />

von nicht weniger als 89 Tonnen Material konnte Klopfenstein der<br />

Firma Züblin pro Kg 25 Rp. Oder gut 23'000 Fr. in Rechnung<br />

stellen.“<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 35


Bergbau<br />

Suche – Schürfungen (Schlafegg)<br />

Zuerst musste man Such- <strong>und</strong> Schürfarbeiten in Angriff genommen<br />

werden. Im steilen, felsigen Gelände auf 1800 m.ü.M. forderte dies<br />

den Beteiligten alles ab: Vorsicht, Ausdauer, Krafteinsatz, Mut.<br />

An mehreren Schürfstellen suchte man nach Spuren von <strong>Kohle</strong>. Mit<br />

einfachsten Mitteln, einem kleinen Kompressor <strong>und</strong> Meisseln<br />

konnten nur 3-4 m tiefe Löcher in den Fels gebohrt werden. Die<br />

Brackwasserschicht (<strong>Kohle</strong> führende Kalkschicht) ruht auf einer<br />

Schicht Schrattenkalk aus der Kreidezeit <strong>und</strong> wird von einer harten<br />

Hohgantsandsteinschicht bedeckt.<br />

Die Sondierungen bestätigten zwar das Vorhandensein von <strong>Kohle</strong>,<br />

aber eine Abbauwürdigkeit konnten Geologen nicht mit Sicherheit<br />

voraussagen.<br />

Erschwert wurde die Sucharbeit durch die vielen Längs- <strong>und</strong><br />

Querbrüche.<br />

Da die Versorgung aus dem Ausland fast gänzlich zum Erliegen<br />

kam, stellten die vier Firmen weitere Mittel zur Verfügung für die<br />

folgenden grösseren Arbeiten.<br />

Als erstes sollte ein längerer Suchstollen in den Berg vorgetrieben<br />

werden.<br />

Mitte Juli 1942 stiess man mit dem Querstollen auf <strong>Kohle</strong>, aber nur<br />

eine geringe Menge. Nun wurde ein Rollstollen weiter ins<br />

Bergesinnere getrieben. Endlich konnte die erste <strong>Kohle</strong> gewonnen<br />

werden. Diese war aber mit schwarzem Gestein vermischt, was<br />

weitere Schwierigkeiten bereitete: Die <strong>Kohle</strong> musste von Hand<br />

aussortiert werden.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 36


Bergbau<br />

Skizze „Querschnitt“<br />

Hilfsseilbahn<br />

Seilbahnen (Schlafegg)<br />

Am 28. 9. 1942 begann man mit dem Bau eines weiteren<br />

Suchstollens auf 1797 m.ü.M. Nach etwa 40 m zeigte sich ein<br />

schwarzes Band, welches sich später zu einem eigentlichen<br />

<strong>Kohle</strong>flöz erweiterte. Es war eine Braunkohlekluft in einer<br />

Verwerfung. Der Abbau des Schwarzen Goldes könnte sich lohnen.<br />

Sofort musste das Transportproblem gelöst werden. Eine<br />

Hilfsseilbahn vom Bahnhof Kandergr<strong>und</strong> auf die Schlafegg musste<br />

erstellt werden, um Materialien für eine leistungsfähige<br />

Umlaufseilbahn zu transportieren. Rasch wurden Masten aus Holz<br />

aufgestellt, Metall war Mangelware. Ende Oktober konnte die<br />

Hilfsseilbahn in Betrieb genommen werden. Erste <strong>Kohle</strong>transporte in<br />

Säcken waren nun möglich.<br />

Gleichzeitig wurden umfangreiche Bau- <strong>und</strong> Installationsarbeiten<br />

begonnen: Baracken für die Arbeiter musste man an möglichst<br />

geschützter Stelle bauen, Magazine für Brennstoffe, Sprengstoffe,<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 37


Bergbau<br />

eine anständige Kantine, Lagerräume, Wasserreservoirs, Büros usw.<br />

all das harrte der Errichtung. Tonnenweise Stollen- <strong>und</strong><br />

Installationsmaterialien, Werkstücke mussten auf die Alp<br />

transportiert werden. Mit der Hilfsseilbahn waren jedoch<br />

Personentransporte untersagt.<br />

Zwischenfall ohne schlimme Folgen: Eine „Königsrolle“ riss das<br />

Zugseil, rollte talwärts <strong>und</strong> bohrte sich in den Boden.<br />

Glücklicherweise kamen keine Menschen zu Schaden.<br />

Technische Angaben Länge der Seilbahn 2'300 m<br />

Durchmesser Tragseil 17 mm<br />

Durchmesser Zugseil 10 mm<br />

Anzahl Holzstützen 10<br />

Tragkraft (Einzellast) 1'000 kg<br />

Grosse Umlaufseilbahn<br />

im Lehnherri<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 38


Bergbau<br />

Technische Angaben<br />

Talstation mit<br />

eigenem Geleise<br />

Länge der Seilbahn 2'280 m<br />

Höhenunterschied 914 m<br />

Grösste Spannweite zwischen den Stützen 1'340 m<br />

grösste Höhe über dem Boden 60 m<br />

Steigung max. 68 %<br />

Steigung min. 36 %<br />

Fahrgeschwindigkeit 2,25 m/Sek.<br />

Motor 85 PS<br />

Max. Leistung pro Std. 15 – 20 t <strong>Kohle</strong><br />

Fahrzeit 17 Min.<br />

Durchmesser Tragseil 28 mm<br />

Durchmesser Zugseil 17 mm<br />

Die Belegschaft hatte sich wegen Nachtschichten, Seilbahnbetrieb,<br />

Aussenbetrieb auf 120 Mann erhöht. Die Firma Züblin erweiterte<br />

die Betriebsleitung auf zwei Mann.<br />

Von einer eben beendeten Baustelle im Diemtigtal konnte die Firma<br />

Züblin die nicht mehr benötigte Bahn abbauen. Diese war für die<br />

Verhältnisse in Kandergr<strong>und</strong> bestens geeignet. Von Spezialisten<br />

wurden in kürzester Zeit die notwendigen Pläne für den Aufbau der<br />

grossen Seilbahn erstellt. Umgehend wurden die Arbeiten<br />

begonnen. Dank erfahrener Fachkräfte konnte das Projekt zügig<br />

vorangetrieben werden. Auf einer Länge von 600 m musste der<br />

Wald gerodet werden. Das Holz konnte man zum Bau der Stützen<br />

für die Bahn verwenden. Zusätzliches Holz konnte man in der<br />

Umgebung beschaffen. Für den Bau der Stationen <strong>und</strong> Masten<br />

wurden total 450 m³ verbraucht.<br />

Heute gibt es im Tal viele gut ausgebildete Zimmerleute <strong>und</strong><br />

Holzfacharbeiter. Damals brachte die Firma Züblin diese selbst nach<br />

Kandergr<strong>und</strong>. Zusätzliche Arbeitskräfte wurden eingestellt. Die<br />

Seilbahn-Talstation mit der mächtigen Siloanlage beeindruckte die<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 39


Bergbau<br />

<strong>Kohle</strong>nabbau / Stollen<br />

(Schlafegg)<br />

Bevölkerung <strong>und</strong> führte ihr vor Augen, wie gross die finanziellen<br />

Möglichkeiten des Konsortiums sein mussten. Anschlussgeleise<br />

beim Bahnhof sollten den direkten Verlad der <strong>Kohle</strong> ermöglichen.<br />

Gleichzeitig mussten 400 m³ Schutt <strong>und</strong> 500 m³ Fels abgetragen<br />

werden für den Bau der Bergstation mit einer weiteren Siloanlage.<br />

Holzkonstruktionen für die imposante Bergstation,<br />

20 weitere Gebäude für Schlafräume, Baracken, Werkstätten im<br />

lawinengefährderten Gelände zeugen von den Erwartungen, die<br />

durch den F<strong>und</strong> von <strong>Kohle</strong> geweckt wurden..<br />

Dies bestätigen die 700'000 Fr., die für den Bau der Infrastruktur<br />

ausgegeben wurden, bevor die erste <strong>Kohle</strong> mit der Umlaufbahn ins<br />

Tal befördert werden konnte.<br />

Als an Weihnachten 1942 die letzten Teile der Bahn montiert<br />

waren, lagen an Schlafegg schon mehr als 3 m Schnee. Nach<br />

Neujahr konnte man mit dem Transport der ersten grösseren<br />

<strong>Kohle</strong>nmengen beginnen.<br />

Die BKW erstellte eine elektrische Hochspannungsleitung von<br />

16'000 Volt von Kandergr<strong>und</strong> nach Schlafegg <strong>und</strong> eine<br />

Transformatorenstation. Für die Lokale Zuleitung zum Betrieb, der<br />

Seilbahn, der Baracken <strong>und</strong> der Stollenanlagen hatte die<br />

Bergwerksunternehmung zu sorgen.<br />

Heute w<strong>und</strong>ert man sich, dass die elektrischen Anlagen nach der<br />

Schliessung der <strong>Kohle</strong>gruben abgebaut wurden. Auch die übrigen<br />

Gebäude <strong>und</strong> die Seilbahn sind verschw<strong>und</strong>en.<br />

Ende September war man auf ein grösseres <strong>Kohle</strong>vorkommen<br />

gestossen. Man konnte weitere Arbeitskräfte einstellen. Leitende<br />

Funktionen übernahmen erfahrene Fachkräfte der Firma Züblin.<br />

Viele Arbeiter waren schon zuvor auf Baustellen tätig, wie z.B. beim<br />

Bau der Grimselkraftwerke. Die recht gut bezahlten Mineure<br />

stammten aus dem Wallis, dem Tessin oder aus dem Kanton<br />

Waadt. Hilfspersonal stammte aus dem Tal.<br />

Unregelmässiger Verlauf der Schichten, in der <strong>Kohle</strong> eingebettete<br />

Felsblöcke erschwerten den Abbau. Es galt mit viel Umsicht Unfälle<br />

zu vermeiden.<br />

Die Stollen <strong>und</strong> die Abbaufelder mussten gut belüftet werden. In<br />

harter Arbeit bauten die Mineure die Kanderkohle ab. Grosse<br />

Hohlräume wurden sogleich mit Ausbruchmaterial wieder<br />

aufgefüllt. In den Hauptstollen wurden Rollgeleise verlegt. Die<br />

Stollen wiesen nur ein geringes Gefälle auf. So konnten mit den<br />

Kipprollwagen bis kurz vor Ende der Grubentätigkeit mit<br />

menschlicher Kraft die <strong>Kohle</strong> in die Silos <strong>und</strong> das<br />

Felsausbruchmaterial auf die Schuttdeponie geführt werden. Erst in<br />

den letzten Monaten erleichterte eine kleine Lokomotive den<br />

Grubenarbeitern die Transporte.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 40


Bergbau<br />

Skizze Stollenanlage<br />

Zu Ehren des verstorbenen Leiters der CIBA wurde der senkrechte<br />

Schacht Cornu-Schacht genannt.<br />

Im Bergesinnern wurden weitere Roll- Sondier- <strong>und</strong><br />

Ventilationsstollen in verschiedenen Richtungen vorangetrieben.<br />

Auch mit geoelektrischen Messungen wollten die Fachleute auf die<br />

Spur des wertvollen Rohstoffes kommen. So entstand in drei Jahren<br />

ein Stollennetz von mehreren Kilometern Länge. Das System wurde<br />

von Herrn Böhringer genau vermessen <strong>und</strong> in Plänen festgehalten.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 41


Bergbau<br />

Eduard Böhringer war<br />

für die<br />

Stollenvermessung<br />

zuständig<br />

Um die gefürchteten Schlagwetter zu vermeiden, benutzte man die<br />

sogenannten Sicherheitslampen: Karbidlampen, deren Flamme von<br />

einem Drahtgitter überdeckt wurde. Beim Auftreten von<br />

Grubengasen wurde die Flamme länger. Aus ihrer Höhe liess sich<br />

der Gehalt an Luft erkennen. Wenn irgendwo neue Stollen errichtet<br />

wurden, war es gefährlich. Die Lüftung fehlte noch, Gase konnten<br />

sich in gefährlichem Ausmass anreichern. Auch in der Mine<br />

Schlafegg kam es durch Grubengase zu Unfällen mit schweren<br />

Verbrennungen, glücklicherweise nie mit tödlichen Folgen. Ursache<br />

war meist Nachlässigkeit der Mineure, wie sie im Umgang mit<br />

Gefahren vorkommen kann.<br />

Trotz grosser Anstrengungen konnten keine weiteren grossen<br />

Vorkommen gef<strong>und</strong>en werden wie beim Cornu-Schacht. Diese<br />

Kluft lieferte den grössten Teil der in Schlafegg gef<strong>und</strong>enen kohle.<br />

Die gewonnene <strong>Kohle</strong> war nicht für den Hausgebrauch vorgesehen.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 42


Bergbau<br />

Installation von<br />

Gleisanlagen<br />

Mit Seilzügen wurde<br />

die <strong>Kohle</strong> aus den<br />

engen Klüften<br />

gezogen<br />

Sie sollte in der Zuckerfabrik Aarberg <strong>und</strong> den Öfen der CIBA<br />

verbrannt werden <strong>und</strong> konnte darum unsortiert auf die Umlaufbahn<br />

verladen <strong>und</strong> von Kandergr<strong>und</strong> mit der Bahn verschickt werden.<br />

Die Stollen im verwitterten <strong>und</strong> oft brüchigen Gestein mussten gut<br />

gesichert werden. Das für diesen Zweck gebrauchte R<strong>und</strong>holz<br />

konnte im nahen Wald geschlagen werden.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 43


Bergbau<br />

Lagebesprechung<br />

vor Ort<br />

Arbeiter<br />

Bilder von Arbeitern aus<br />

verschiedenen Gruben<br />

(Die Bilder stammen<br />

aus im Tal)<br />

Unfälle<br />

Wir gedenken in einigen Bildern der Arbeiter, die mit viel<br />

Einsatz, in verschiedenen Berufen in einer für die meisten<br />

Menschen schwierigen Zeit zum Gelingen der Grubenwerke<br />

beitrugen.<br />

Leider ereigneten sich in den Bergwerken auch Unfälle, oft mit<br />

tragischen Folgen. Die Arbeit musste oft im Dunkeln oder bei<br />

ungenügender Beleuchtung verrichtet werden.<br />

Immer wieder gelangte man in unbekannte, neue Regionen der<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 44


Bergbau<br />

Zeitungsbericht vom<br />

4.8.1944<br />

Unterwelt <strong>und</strong> konnte den Verlauf der Gesteinsschicht nicht<br />

voraussehen.<br />

Der Bergdruck liess Stollenabschnitte einstürzen.<br />

Sicherheitsmassnahmen, wie wir sie heute kennen, gab es noch<br />

nicht. Sprengungen gehörten zum Alltag, mit den bekannten<br />

Risiken.<br />

Lange Arbeitszeiten unter Tag, oft unter ges<strong>und</strong>heitsschädigenden<br />

Bedingungen, gefährdeten die Arbeiter. In den <strong>Kohle</strong>bergwerken<br />

kam noch die Gefahr der Schlagwetter dazu.<br />

Dazu kamen die Risiken der Natur in den Bergen. Auf dem Weg zu<br />

den Gruben lauerten Gefahren, die man nicht immer abschätzen<br />

konnte: Lawinen, Steinschlag, Wasser<br />

Fehlende Arbeitsst<strong>und</strong>en wurden durch keine Versicherung<br />

gedeckt, grosse Familien waren mit geringen Löhnen zu ernähren,<br />

jeder Franken zählte.<br />

Gruben-Unglück. In der Nacht vom 31. Juli zum 1. August 1944<br />

verunglückte in der <strong>Kohle</strong>ngrube Kanderkohle AG Kandergr<strong>und</strong> an<br />

den Folgen einer <strong>Kohle</strong>ngasvergiftung der 39-jährige Familienvater<br />

Walter Messerschmidt, staatenloser Bergbauarbeiter. Er hinterlässt<br />

Frau <strong>und</strong> 1 Kind. Was uns besonders beeindruckt, ist folgendes:<br />

Walter Messerschmidt ist von Berlin nach Belgien, von dort nach<br />

Frankreich <strong>und</strong> schliesslich von Frankreich vor einem Jahr in die<br />

Schweiz geflüchtet. Mit Frau <strong>und</strong> Kind ist er mehrmals knapp dem<br />

Tode entgangen. Hier in der Schweiz nun, wo Messerschmidt die<br />

Sicherheit erlangt <strong>und</strong> Arbeit gef<strong>und</strong>en hatte, erreichte ihn ein<br />

Unfalltod. Walter Messerschmidt war ein vorbildlicher<br />

Familienvater. Sein sehr sympathisches Wesen war gepaart mit<br />

Liebe <strong>und</strong> grosser Klugheit. Aufrichtig <strong>und</strong> edel, wie selten jemand.<br />

Die Erde sei Dir leicht, Du lieber Heimatloser. Der Frau <strong>und</strong> dem<br />

Kind Messerschmidt unser aufrichtiges Beileid.<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 45


Bergbau<br />

Arbeitsvorschläge, Ideensammlung<br />

<strong>Schiefer</strong> Spaziere der Engstligen entlang, zum Beispiel im Gand oder bei der<br />

Hängebrücke <strong>und</strong> suche Steine. Findest du <strong>Schiefer</strong>steine?<br />

Beschreibe einen solchen Stein möglichst genau: Farbe,<br />

Beschaffenheit.<br />

Versuche einen Stein zu spalten.<br />

Nimm einen spitzen Stein oder anderen Gegenstand <strong>und</strong> schreibe,<br />

zeichne auf den <strong>Schiefer</strong>.<br />

Versuche einen <strong>Schiefer</strong> zu bearbeiten, schleifen, schneiden <strong>und</strong><br />

mache einen Holzrahmen darum. Jetzt hast du deine eigene Tafel.<br />

<strong>Kohle</strong> Spaziere von der BKW Kandergr<strong>und</strong> auf dem schmalen Strässlein<br />

ein paar Meter in Richtung Frutigen. Bald kommst du zu der Stelle,<br />

wo die frühere Seilbahnstation stand. Hier liegen noch <strong>Kohle</strong>reste<br />

herum.<br />

Beschreibe einen solchen <strong>Kohle</strong>nrest, verreibe ihn am Boden<br />

Am Grillplatz: Versuche aus einem Stück Holz „Holzkohle“ zu<br />

machen<br />

Geht in die Holz- <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong>nhandlung <strong>und</strong> lasst euch die<br />

verschiedenen <strong>Kohle</strong>arten zeigen.<br />

Wie schwer ist ein Stück Holz?<br />

Wie schwer ist ein gleich grosses Stück Holzkohle?<br />

Schwimmt Holz auf dem Wasser?<br />

Schwimmt <strong>Kohle</strong>?<br />

Versuche <strong>Kohle</strong> anzuzünden.<br />

Probiere es aus <strong>und</strong> schreibe auf, was du beobachtest.<br />

Nimm eine Karte <strong>und</strong> suche die Standorte von früheren Gruben.<br />

Anspruchsvoll: Bastle eine Transportseilbahn: Kiste, Rollen, Seile.<br />

(Beachte: Die ehemaligen Gruben sind nicht zugänglich!)<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 46


Bergbau<br />

<strong>Schiefer</strong><br />

<strong>Kohle</strong><br />

Ausflüge, Exkursionen, Besichtigungen<br />

Wanderung der Engstlige entlang zur Hängebrücke, auf der andern<br />

Seite zurück<br />

Spissenweg von Frutigen nach Adelboden oder umgekehrt<br />

Weg von Frutigen über Elsigbach nach Adelboden. Gute Aussicht<br />

auf die Spissen <strong>und</strong> das Gelände der früheren Gruben<br />

Besuch der Fabrik Natursteine Frutigen. Hier werden noch<br />

vereinzelt <strong>Schiefer</strong>tafeln (Jasstafeln) hergestellt.<br />

BLS-Weg von Kandersteg nach Kandergr<strong>und</strong> oder bis Frutigen<br />

Wanderung der Kander entlang Kandersteg – Frutigen oder<br />

umgekehrt auf der Seite der BKW<br />

Höhenweg Kiental-Ramslauenen-Schlafegg. Abstieg nach<br />

Kandergr<strong>und</strong> oder weiter nach Kandersteg. Auch umgekehrt<br />

möglich, oder einen Teil davon.<br />

Wanderung ins Ueschinental<br />

Weitere Ideen <strong>und</strong> genaue Angaben zu Zeitbedarf, Schwierigkeit.<br />

auf der Wanderkarte Frutigen:<br />

Frutigen. Vom Niesen bis Kandersteg <strong>und</strong> Adelboden, 1 : 25000<br />

mit Routenbeschreibungen<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 47


Bergbau<br />

Adressen<br />

Kulturgutstiftung Frutigland<br />

Verkehrsbüro Frutigen<br />

Verkehrsbüro Adelboden<br />

Verkehrsbüro Kandersteg<br />

Gemeindeverwaltungen<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 48


Bergbau<br />

Quellen<br />

Frutiger <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> Kandergr<strong>und</strong>er <strong>Kohle</strong><br />

Kulturstiftung Frutigland 2004<br />

Verfasser Benjamin Graf <strong>und</strong> Fritz Allenbach<br />

Frutigbuch<br />

Ausgabe 1977<br />

Verfasser Robert Werder<br />

Überarbeitet <strong>und</strong> ergänzt von HP. Bach<br />

Weitere Informationen <strong>und</strong> Zeitdokumente:<br />

<strong>Schiefer</strong>arbeiter erzählen<br />

Kulturstiftung Frutigland<br />

DVD<br />

11. November 2004 an der Ausstellung<br />

„Frutiger <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> Kandergr<strong>und</strong>er <strong>Kohle</strong>“<br />

Blicke in die Ausstellung<br />

Aufgenommen: Peter Allenbach Adelboden<br />

DVD<br />

19. November 2004<br />

Vortrag über die Spissen<br />

Ernst Ruch<br />

Aufgenommen: Fritz Inniger, Adelboden<br />

DVD<br />

Besuche in den <strong>Schiefer</strong>gruben 2006<br />

„I dr Wildi <strong>und</strong> Almi Ladholz“<br />

Hängebrücke Hohstalden<br />

Samis Redlifahrt Lintergrabe<br />

© www.projektwochen.info Industrie <strong>und</strong> Landwirtschaft / <strong>Schiefer</strong> <strong>und</strong> <strong>Kohle</strong> Seite 49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!