Vortrag von Herrn Bartscher
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Matthias <strong>Bartscher</strong><br />
Hamm in Westfalen<br />
Fördern und Fordern – Wege aus den pädagogischen<br />
Sackgassen<br />
In der heutigen Veranstaltung 1 geht es um ein verbessertes Verhältnis <strong>von</strong> Jugendhilfe<br />
und Schule. Gemeinsam ist beiden Institutionen, dass sie unsere Kindern<br />
professionell erziehen: mit unterschiedlichen Konzepten, mit unterschiedlichen<br />
Rahmenbedingungen, mit unterschiedlicher Berufsausbildung ihrer Akteure<br />
– doch erstreben beide am Ende des Erziehungsprozesses das mündige, kompetente<br />
und erfolgreiche Mitglied unserer demokratischen Leistungsgesellschaft<br />
an.<br />
Die Praxis zeigt leider, dass Lehrer 2 und Sozialarbeiterinnen nur selten an einem<br />
Strick ziehen, schon gar nicht mit den Eltern. Während dies bei gut erzogenen,<br />
fleißigen und engagierten Kindern 3 nicht weiter auffällt, so führen die Konkurrenzen,<br />
Mißverständnisse und Abgrenzungen bei aggressiven, faulen, ausweichenden<br />
oder gar psychisch kranken Schülerinnen und Schülern zu gravierenden<br />
Problemen. Denn statt dass die Profi-Pädagogen mit sinnvollen abgestimmten<br />
pädagogischen Maßnahmen gegensteuern, werden gegenseitige Schuldzuweisungen<br />
kultiviert. Auch wenn in vielen positiven Einzelfällen engagierte Erzieher<br />
oder Lehrerinnen die Kluft überwinden, so ist die heutige Realität in Jugendhilfe<br />
und Schule immer noch <strong>von</strong> großen Gegensätzen und Ressentiments<br />
geprägt.<br />
Leider sind sich die pädagogischen Experten auch innerhalb der pädagogischen<br />
Systeme uneinig, welche Strategien die richtigen sind, um größere Auffälligkeiten<br />
zu mindern. „Mehr Strenge!“ sagen die einen, denen dann eine autoritäre<br />
Pädagogik vorgeworfen wird. „Mehr Verständnis und Akzeptanz!“ sagen andere<br />
und werden als pädagogische Luschen angesehen. Und dann kommen seit<br />
zehn Jahren auch noch die selbsternannten und offiziellen Kinderbeauftragten<br />
und fordern mehr Mitbestimmung und Partizipation. Wie soll das denn bei Kin-<br />
1<br />
Der vorliegende Text ist eine nachträgliche Ausarbeitung des <strong>Vortrag</strong>s vom 18.2.2004<br />
2<br />
Ich benutze männliche und weibliche Formen unsystematisch wechselnd<br />
3<br />
Wenn ich in diesem Text <strong>von</strong> Kindern spreche, gebrauche ich den Begriff ananlog zu dem Begriff<br />
„child“ in der UN-Kinderrechtskonvention. Hiermit sind alle Heranwachsenden bis zur Volljährigkeit<br />
gemeint; Ansonsten wäre die ständige Wiederholung <strong>von</strong> „Kindern und Jugendlichen“ floskelhaft geworden.
dern funktionieren, die das Einmaleins nicht beherrschen und noch weniger die<br />
Mindeststandards eines normalen Sozialverhaltens<br />
Ich bin der Auffassung, dass die Zeit reif ist für einen pädagogischen Konsens,<br />
der die verschiedenen Standpunkte übergreift, statt dass der Streit weitergeht<br />
und die Wunden gepflegt werden. Die Profis können und sollten sich auf einen<br />
Rahmen einigen, in dem erzieherisches Handeln sinnvoll und förderlich ist.<br />
Denn alle zitierten Konzepte sind nicht falsch, sondern ihr Fehler liegt in der Beschränkung<br />
des pädagogischen Handwerkszeugs auf Teilbereiche des gesamten<br />
Handlungsspektrums.<br />
Um meinen Vorschlag im heutigen Workshop zu begründen und zu konkretisieren,<br />
werde ich darlegen, wie sich im Rückgriff auf die historische Entwicklung<br />
der Kinderrechte eine umfassender Rahmen einer Pädagogik ableiten lässt, der<br />
für Schule und Jugendhilfe, aber auch für die Erziehung in Familien Gültigkeit<br />
hat (1). In diesen systematischen Rahmen werde ich aktuelle methodische Ansätze<br />
einordnen und dies mit einigen Beispielen aus meiner Praxis illustrieren (2),<br />
um schließlich meine Visionen für Hamm als Grundlage für die Diskussion vorzustellen<br />
(3).<br />
Mit einer gewissen Berechtigung könnte man fragen, ob eine Parteiveranstaltung<br />
der richtige Ort für eine solche grundsätzliche Fach-Diskussion ist. Ich persönlich<br />
glaube, dass gerade politische Veranstaltungen dieser Zeit der richtige Ort<br />
sind, da ich es für notwendig halte, die politischen Grammatiken für die Zeit<br />
nach der Wahl neu zu formulieren, und nutze darum diese Gelegenheit gern.<br />
1 Kinderrechte und Kinderpflichten – Basis für einen pädagogischen<br />
Konsens<br />
Die grundsätzliche Frage ist, wie wir in unserer Stadt Kinder gut erziehen wollen.<br />
Um einer Antwort näher zu kommen, ermöglicht der Rückgriff auf die Entstehung<br />
der Kinderrechte 4 eine historisch-distanzierte Perspektive, mit der den<br />
teilweise festgefahrenen und ideologischen Fachdiskussionen der letzten Jahre<br />
zu entkommen ist. Denn die absoluten Wahrheiten, um die hier gekämpft wird,<br />
erscheinen doch sehr relativ, wenn man sich erinnert, dass Kindheit, wie wir sie<br />
heute wahrnehmen, eine Erfindung des vorletzten und letzten Jahrhunderts ist.<br />
Zuvor hatte es eine Lebensphase, in der die Heranwachsenden bewußt vor<br />
schädlichen Einflüssen geschützt, gezielt gefördert und bewußt erzogen wurden,<br />
nicht gegeben 5 , wobei der Streit zwischen den großen Kindheitsforschern, ob<br />
4<br />
Vgl. auch <strong>Bartscher</strong>/Kriener 2001<br />
5<br />
vgl. Aries (1975/78) und De Mause (1977)
Kinder in der Antike oder im Mittelalter besser oder schlechter gelebt haben als<br />
unsere Kinder heute, nach meiner Wahrnehmung unentschieden ist bzw. <strong>von</strong><br />
den Werturteilen der heutigen Interpretatoren abhängt.<br />
1.1 Kinderrechte schaffen Kindheit<br />
Kindheit in unserem heutigen Sinne wurde in erheblichem Maße durch die Kinderrechte<br />
erst erschaffen. Die ersten Kinderrechte waren Schutzrechte, zunächst<br />
sorgten sie für den Schutz der Kinder vor übermäßiger Belastung durch industrielle<br />
Arbeit. Später wurden Kinder dann rechtlich auch vor Gewalt geschützt,<br />
wobei dieser Prozeß erst 2001 mit der Änderung des BGB und dem damit fixierten<br />
Verbot <strong>von</strong> Gewalt in der Erziehung einen vorläufigen Abschluss fand. Mit<br />
diesen Rechten erhielten die Heranwachsenden eine Sonderstellung, die ihren<br />
Entwicklungsbedürfnissen Rechnung tragen sollte. Keine Frage ist, dass es richtig<br />
war, Kinderarbeit zu begrenzen, und selbst die Einhaltung der Beschränkungen<br />
im preussischen Regulativ <strong>von</strong> 1839 6 würden uns heute als gravierende<br />
Mißhandlung erscheinen. So führten weitere rechtliche Regelungen der Kinderarbeit<br />
dazu, dass „Kindheit“ sich in unserem heutigen Sinne als Schutz- und<br />
Schonraum herausbilden konnte.<br />
In der nächsten Phase der Kinderrechtsentwicklung folgten Rechte, die die gezielte<br />
und bewußte Förderung <strong>von</strong> Kindern regelten. Kindheit wurde zum<br />
„Entwicklungsraum“. Der „Kindergarten“ 7 , neben der Schule eine der ersten<br />
pädagogischen Institutionen, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts <strong>von</strong> Fröbel „erfunden“.<br />
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurden mit dem „Jugendwohlfahrtsgesetz“<br />
(JWG) pädagogische Standards zur Förderung <strong>von</strong> Kindern in der<br />
Familie und der Öffentlichkeit gesetzt. War dieses Gesetzeswerk in Geist und<br />
Inhalt noch <strong>von</strong> dem Leitbild der " elterlichen Gewalt " bestimmt, setzte sich erst<br />
1990 mit dem Kinder - und Jugendhilfegesetz (KJHG) der Begriff der"elterlichen<br />
Sorge" durch, der viel mehr der Verantwortung der Eltern Rechnung trug, für<br />
förderliche Entwicklungsbedingungen zu sorgen.<br />
Schließlich kamen als dritte Dimension der Kinderrechte die Beteiligungsrechte<br />
hinzu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts experimentierten schon verschiedene<br />
Modell- und Reformschulen mit der Partizipation ihrer Schüler, doch folgte die<br />
Gesetzgebung diesen pädagogischen Ansätzen erst in der zweiten Hälfte des<br />
letzten Jahrhunderts. Ein gravierender Einschnitt war 1968 die Entscheidung des<br />
6<br />
„Preussisches Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken ": Verbot der Arbeit<br />
<strong>von</strong> Kindern unter neun Jahren, Beschränkung der Arbeitszeit für die Neun - bis 15-jährigen auf 10 Stunden<br />
täglich<br />
7<br />
Es ist bezeichnend, dass dieser Begriff sich als Fremdwort auch im englischen und Amerikanischen gehalten<br />
hat.
Bundesverfassungsgerichts, dass Kinder Menschen im Sinne des Grundgesetzes<br />
seien. Damit konnten auch sie sich „einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen<br />
schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die<br />
Volksvertretung (...) wenden“ (GG Art. 17). In der Folge wurden Beteiligungsrechte<br />
z.B. z.B. im Schulmitwirkungsgesetz (1978) und 1990 im Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />
definiert. Die UN-Kinderrechtskonvention schuf 1989 einen alle<br />
Dimensionen umfassenden und global gültigen Rahmen für die Kinderrechtsentwicklung.<br />
1.2 Drei Dimensionen der Kinderrechte – drei Dimensionen der Pädagogik<br />
Im Kontext der UN-Kinderrechtskonvention wurde zum ersten Mal <strong>von</strong> den drei<br />
„P“ der Kinderrechte gesprochen: Mit Protection (Schutz), Promotion (Förderung)<br />
und Participation (Beteiligung)sind Dimensionen definiert, die auch pädagogisches<br />
Handeln umfassen. Denn Erziehung sorgt für Schonräume, will<br />
durch Interaktionen, Lerngelegenheiten und Übungsräume fördern, und dabei<br />
sollen die Kinder aktiv einbezogen werden. Gleichzeitig ist damit ein Kernproblem<br />
<strong>von</strong> Erziehung gekennzeichnet: erzieherisches Handeln unterscheidet sich<br />
<strong>von</strong> Beziehungen zwischen Erwachsenen, weil in der pädagogischen Beziehung<br />
ein Machtgefälle (zum Schutz gedacht) und eine einseitige Beziehungstendenz<br />
(mit dem Ziel der Förderung) vorherrscht. In diesem Sinn sind Kinder trotz aller<br />
anders lautenden Bekundungen ihrer Subjekthaftigkeit "Objekte" <strong>von</strong> Erziehung.<br />
Erst mit ihrer aktiven Einbeziehung in Gestaltung <strong>von</strong> Familie, Kindertageseinrichtung,<br />
Schule und Kommunalpolitik werden sie zu gesellschaftlichen Subjekten,<br />
die ihre aktiv mitgestalten können.<br />
1.3 Zu wenig Partizipation!<br />
Die Entwicklungschancen, die sich aus der Partizipation <strong>von</strong> Kindern ergeben,<br />
sind bei weitem noch nicht erkannt worden und werden entsprechend wenig<br />
genutzt. In Kindertageseinrichtungen, Schulen und Jugendarbeit herrschen nach<br />
meiner Auffassung nach wie vor ein großer Mangel an Partizipation. Es gibt eine<br />
Vielzahl <strong>von</strong> Vorzeige-Projekten, gerade auch in Hamm, doch steht die ernsthafte<br />
Beteiligung <strong>von</strong> Kindern gegenüber pädagogischen Förder- und Schutzprogrammen<br />
immer noch weit zurück. Wo können Kinder ihre Lehrer aussuchen,<br />
Unterrichtsinhalte und Unterrichtsmethodik bestimmen, Öffnungszeiten<br />
<strong>von</strong> Jugendeinrichtungen beeinflussen, den Speiseplan einer Kindertageseinrichtung<br />
auswählen, in den kommunalen Gremien über sie betreffende Fragen<br />
mitreden Solange Partizipation als etwas Zusätzliches begriffen wird und nicht<br />
in den Kernbestand pädagogischer Methodik integriert wird, wird sich hieran<br />
nichts ändern.
Eine erste Konsequenz aus den bisherigen Überlegungen für einen pädagogischen<br />
Konsens ist die, dass in jedem pädagogischen Konzept die drei Dimensionen<br />
<strong>von</strong> Erziehung in einem ausgewogenen Zusammenhang stehen müssen (vgl.<br />
Grafik 1). Aus dem Lebensalter der betroffenen Kinder ergeben sich sicherlich<br />
Schutz<br />
Förderung<br />
Beteiligung<br />
Grafik 1: Dimensionen <strong>von</strong> Pädagogik<br />
noch einmal unterschiedliche Akzentuierungen. Während in den ersten Lebensjahren<br />
Schutz und Förderung im Vordergrund stehen, verschiebt sich das Gewicht<br />
immer mehr auf Förderung und Beteiligung in, je älter die Kinder werden.<br />
Die Grafik verdeutlicht gleichzeitig, dass es Überschneidungsbereiche zwischen<br />
den einzelnen Dimension gibt. Wenn Eltern mit Jugendlichen aushandeln, wann<br />
und wie sie am Abend nach Hause kommen, dient dies einerseits dem Schutz<br />
der Kinder, bietet Eltern und Kindern aber auch, wenn die Eltern sich auf diesen<br />
Aushandlungsprozess einlassen, eine gute Beteiligungsmöglichkeit. Denn wie<br />
anders sollen Jugendliche lernen, verantwortlich mit ihrem Leben umzugehen<br />
Zwischen Fördern und Beteiligung gibt es ebenfalls Zusammenhänge: Leider ist<br />
es oftmals so, dass schulischer Unterricht und andere Bildungsprozesse so gestaltet<br />
werden, dass die Auswahl der Inhalte unter Unterrichtsmethodik den Erwachsenen<br />
vorbehalten bleibt. Von den meisten Lehrerinnen werden ihren<br />
Schülern nur sehr geringer oder keine Mitbestimmungsmöglichkeiten eingeräumt.<br />
Doch bin ich überzeugt - und viele Schulversuche belegen dies -, dass<br />
Kinder effektiver und tiefgreifender lernen, wenn sie das Lernen als ihre Angelegenheit<br />
betrachten.<br />
1.4 Kindheit - die Lebensphase des Mangels an Herausforderung und der Verwöhnung<br />
Doch mir geht es heute nicht hauptsächlich um das Thema Partizipation. Aus<br />
der historischen Perspektive auf die Lebensbedingungen <strong>von</strong> Kindern läßt sich<br />
noch eine andere Erkenntnis ableiten: Wenn Kinder damals unter diesen Bedingungen<br />
existieren und überleben konnten, dann erscheinen heutige Diskussionen<br />
um Anforderungen an Kinder manchmal absurd, wobei man differenzieren
muss 8 : Meine These ist, dass für einen großen Teil unserer Kinder die Ausweitung<br />
eines notwendigen Schutzraumes vor den Anforderungen des Erwachsenenlebens<br />
überzogen worden ist. Die Anfordungen an viele Kinder sind heute so<br />
gering, dass man tendenziell <strong>von</strong> einer Reizarmut und Überbehütung sprechen<br />
kann. Dies gilt nach meiner Wahrnehmung für viele Familien, aber auch für alle<br />
öffentlichen Institutionen. Haim Omer, ein Psychotherapeut aus Tel Aviv,<br />
spricht <strong>von</strong> einem " Mangel an Mangel ", der sich in der Entwicklung <strong>von</strong> Kindern<br />
durch ein geringeres Selbstbewusstsein und eine größere Tendenz zu delinquentem<br />
Verhalten auswirkt. Gerade die Anforderungen, die bei Jugendlichen<br />
im Hinblick auf ihre berufliche Integration bestellt werden, machen deutlich,<br />
dass das Erbringen eines erheblichen Maßes an Leistungen in unserer Gesellschaft<br />
nicht beliebig ist. PISA hat uns den Standort im internationalen Vergleich<br />
deutlich gemacht. Ich bezweifle, dass der Rückstand allein durch Verbesserung<br />
der Methodik und der Lernmittel zu erreichen ist. Erzieher und Lehrerinnen<br />
müssen (wieder näher) lernen, Kinder in einer Art und Weise herauszufordern,<br />
die auf guter Pädagogik, nicht auf Gewalt und Ausgrenzung beruht. Ich möchte<br />
meine These mit einigen Beispielen belegen:<br />
• In meiner Berufspraxis habe ich immer wieder mit benachteiligten Kindern<br />
gearbeitet. Sicherlich hatten sie gegenüber Kindern aus anderen Milieus Defizite<br />
und Auffälligkeiten. Doch habe ich bei vielen <strong>von</strong> ihnen soziale und intellektuelle<br />
Potenziale entdeckt, die nie genügend herausgefordert worden<br />
waren. Spätestens in der Phase der Berufsfindung geben die Defizite den<br />
Ausschlag für eine negative, zumindest eingeschränkte Lebensentwicklung.<br />
In dieser Phase ist nicht mehr aufzuholen, was dem Kind möglich gewesen<br />
wäre. gleichzeitig haben die meisten dieser Jugendlichen auf Herausforderungen<br />
positiv reagiert. Gerade die Veränderungen in der offenen Jugendarbeit<br />
im Hammer Norden in den letzten Jahren belegen, dass die einstmals als<br />
gewalttätig und rauschgiftsüchtig verschrienen Jugendlichen bereit sind, sich<br />
für ihre Belange einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen. Einen sehr<br />
positives Erlebnis war die Präsentation des Containerprojektes in der Shottschleife<br />
durch die Jugendlichen im Kinder und Jugendhilfeausschuss im<br />
letzten Jahr. Der Kurswechsel <strong>von</strong> einer versorgenden zu einer aktivierenden<br />
Jugendarbeit hat nicht nur die Mitarbeiterinnen für wichtigere Aufgaben<br />
entlastet, sondern führt auch bei den Jugendlichen zu einer hohen Akzeptanz<br />
und Zufriedenheit.<br />
8<br />
Auch heute gibt es Lebenssituationen, in denen Kinder teilweise extrem vernachlässigt werden und in<br />
denen ihnen ein Mindestmaß an Schutz und notwendige Förderung vorenthalten wird. Der kommunale<br />
Armutsbericht der Stadt Hamm beschreibt eindringlich verschiedene Lebenslagen, in denen Kinder zum<br />
Opfer <strong>von</strong> Armut werden: Stadt Hamm 2000
• Bei der Begleitung meiner eigenen Kinder und in der Beobachtung ihrer<br />
Freunde habe ich Schule als Institution erlebt, in der sie in der meisten Zeit<br />
unterfordert waren. Nicht deshalb, weil sie den anderen Kindern intellektuell<br />
überlegen wären. Mit Herausforderung meine ich nicht das formale Abfragen<br />
<strong>von</strong> Leistungen durch Tests und Klassenarbeiten, mit dem Kinder, die den<br />
Anforderungen nicht entsprechen, aussortiert werden, sondern die Herausforderung<br />
<strong>von</strong> Selbständigkeit, Leistungswillen und Engagement. Wenn<br />
Schülerinnen mit hohem zeitlichen Aufwand Nebenjobs nachgehen können<br />
und Schule quasi nebenbei erledigen, ist etwas nicht in Ordnung. Ein einziges<br />
Mal hat sich meine Tochter in den drei Jahren der Oberstufe wirklich herausgefordert<br />
gefüllt; und dies geschah nicht in den Kernfächern, sondern in einem<br />
Literaturkurs, in dem die Teilnehmer eindreistündiges Theaterstück einstudierten.<br />
In den letzten Monaten vor der Aufführung trafen sich die Schüler<br />
am Nachmittag, am Abend und am Wochenende. Die Schüler beschimpften<br />
und fluchten, doch sie hielten durch. Die Aufführung wurde zu einem großartigen<br />
Erlebnis für Zuschauer und Akteure. Ich befürchte, dass dies fast das<br />
einzige prägende Erlebnis für meine Tochter in ihrer Schulzeit sein wird.<br />
• Wenn wir über die Verwöhnung <strong>von</strong> Kindern sprechen, ist ein wichtiger Gesichtspunkt<br />
die materielle Ausstattung. Egal, ob wir über Kleidung, Spielzeug,<br />
Computer oder Reisen sprechen, durchweg sind die allgemein gültigen<br />
Ansprüche hoch. Eltern, die, auch wenn sie es könnten, nicht jeweils den<br />
höchsten Standard erfüllen, sind in der Ausnahme. Eine Kampagne, die ich<br />
immer wieder für wichtig hielt, ist die vorweihnachtliche Aktion „Gewalt<br />
durch Weihnachtsgeschenke“. Wenn Kleinkinder im Eifer des Gefechts zwischen<br />
Eltern, Großeltern und anderen Verwandten durch eine Vielzahl an Geschenken<br />
überschüttet werden, wenn sich Eltern verschulden, um die Ansprüche<br />
ihrer Halbwüchsigen zu bedienen, wenn die informelle Konkurrenz<br />
um die größten Geschenke, die höchsten Geldbeträge zur Firmung oder Konfirmation<br />
zwischen Familien grassiert, dann hat all dies nichts mit Entwicklungs<br />
- Förderung zu tun, sondern ist eher eine kollektive Entwicklungshemmung.<br />
Doch ist der materielle Standard auch ein Problem in vielen<br />
Schulen. Vor allen Dingen an weiterführenden Schulen werden Klassenfahrten<br />
oder Wandertage auf hohem Niveau durchgeführt; die Wanderung durch<br />
den Heessener Wald und die Klassenfahrten in eine Sauerländer Jugendherberge<br />
sind längst Out. Ich sehe dabei folgende zwei Probleme. Erstens: was<br />
müssen die Kinder selbst dazu tun, damit ihre Ansprüche erfüllt werden<br />
Sehr oft müssen sie wenig bis gar nichts leisten, um teure Gegenstände zu erhalten.<br />
Und wenn sie es durch Nebenjobs tun, ist der hohe zeitlichen Aufwand<br />
fragwürdig, denn eigentlich steht der ihrer schulischen Leistungsfähigkeit<br />
im Wege. Zweitens: für einen erheblichen Anteil der Kinder wird es nicht
möglich sein, diesen Lebensstandard auch als Erwachsene zu realisieren.<br />
Denn vielen <strong>von</strong> ihnen wird es nicht gelingen, in einer der oberen Einkommensgruppen<br />
zu gelangen.<br />
Ich will Ihnen einige Fragen stellen. Wann haben Sie das letzte Mal erlebt, dass<br />
• ein Kind nach einer großen freiwilligen Anstrengung vor Erschöpfung im Sitzen<br />
eingeschlafen ist<br />
• Jugendliche <strong>von</strong> einer Aufgabe so gepackt waren, dass sie alles um sich herum<br />
vergessen haben<br />
• Schüler eine so große Leistung erbracht haben, dass sie sie in ihrem zukünftigen<br />
Leben nicht mehr vergessen werden<br />
• ein Kind etwas sozial wertvolles getan hat, für das es <strong>von</strong> seinen Freunden<br />
große Bewunderung geerntet hat<br />
Vielleicht fallen Ihnen einige Beispiele ein. Doch werden sie mir zustimmen, dass<br />
sie zur Ausnahme geworden sind. Ich frage mich manchmal, was unsere Kinder<br />
ihren Kindern erzählen werden, so wie wir Ihnen heute <strong>von</strong> unseren jugendlichen<br />
Großtaten erzählen: reden Sie da<strong>von</strong>, wie Sie das erste Mal das höchste<br />
Level auf dem demGameboy schafften Das dies so ist, liegt nicht an den Kindern.<br />
Sie sind weder genetisch noch in anderer Weise grundsätzlich anders als<br />
"wir“. Fakt ist, dass unsere Pädagogik heute unzeitgemäß geworden, den konkreten<br />
gesellschaftlichen Bedingungen nicht mehr angepasst ist. Und das ist unsere<br />
Fehlleistung als professioneller Erzieher.<br />
1.5 Die " dunkle Seite" <strong>von</strong> Erziehung<br />
Ich will in der Argumentation einen Schritt weiter gehen und den Blick auf einige<br />
unterbelichtete Themen in der Pädagogik richten, um den Blick für eine umfassende<br />
Programmatik öffnen. In Grafik 1 sind die drei Dimensionen der Kinderrechte<br />
dargestellt. Doch glaube ich, dass den drei „P“ der Kinderrechtebewegung<br />
jeweils Antagonismen gegenüberstehen (vgl. Grafik 2):<br />
• Das Reden vom "Fördern und Fordern " ist modern geworden. Es findet sich<br />
in Tagungsprogrammen, pädagogischen Fachartikeln und politischen Grundsatzreden.<br />
Dahinter steht die Erkenntnis, dass allein mit positiver Zuwendung,<br />
Akzeptanz und Verständnis Kinder in vielen Fällen nicht auf den<br />
rechten Weg zu bringen sind. Immer mehr wird es als "pädagogischer Mythos"<br />
entlarvt, dass Kinder „an sich“ gut seien und dass es nur darauf ankäme,<br />
negative gesellschaftliche Einflüsse <strong>von</strong> ihnen fernzuhalten. Es ist dringend<br />
notwendig, Kinder, die in irgendeiner Weise auffällig sind, zu einem gesellschaftlich<br />
konformen Verhalten herauszufordern, wie es auch viele Kinder<br />
mögen, zu hohen Leistungen angespornt zu werden. So stehen sich " Fördern<br />
" und " Fordern " als quasi zwei Seiten der gleichen Sache gegenüber.<br />
• Auch zum " Schutz " <strong>von</strong> Kindern gibt es ein notwendiges Gegenüber: Wir<br />
wissen heute aus einschlägigen Gewaltsstudien, dass Kinder, die Opfer <strong>von</strong>
Gewalttaten werden, in vielen Fällen durch Geschwisterkinder und andere<br />
Kinder misshandelt werden. Dies gilt übrigens auch für sexuelle Übergriffe.<br />
Es gibt auch in Hamm immer wieder Schulen, in denen Gewalt eskaliert. In<br />
einer Untersuchung des "Netzwerkes gegen Gewalt" Mitte der 90er Jahre äußerten<br />
ein Drittel der befragten Grundschul-Lehrer, dass sie schon einmal<br />
Angst vor einem Kind gehabt hätten. So musst der Schutz <strong>von</strong> Kindern vor<br />
möglichen Gewalttaten dringend um das Grenzen - Setzen gegenüber gewalttätigem<br />
und delinquentemVerhalten ergänzt werden. Grenzen setzen<br />
durch klare und eindeutige Regeln, Grenzen setzen durch unmittelbare und<br />
direkte Reaktionen auf Fehlverhalten, Grenzen setzen durch sinnhafte Konsequenzen<br />
für Regelverstöße, Grenzen setzen durch die Stärkung der schwächeren,<br />
all dies sind keine neue Erfindungen. Doch scheinen sie der Pädagogik<br />
in den letzten 30 Jahren abhanden gekommen zu sein. Aus meiner Sicht<br />
liegt das Problem vor allem darin, dass wir als Pädagogen, vermutlich um<br />
unsere Arbeit aufzuwert schien en, uns allzu sehr an psychotherapeutischen<br />
Konzepten orientiert haben. So sahen wir in den gewalttätigen Jugendlichen<br />
immer mehr das Kind, das selbst Gewalt erfahren hatte. Doch wenn dies in<br />
einem therapeutischen Setting unter der Voraussetzung gerechtfertigt ist,<br />
dass der Klient nicht mehr zu Gewalt greift und nach neuen Verhaltensalternativen<br />
sucht, so ist dies als pädagogische Haltung untauglich. " Ein nicht erwünschtes<br />
Verhalten mit Kindheits-Erlebnissen zu erklären, ist besonders<br />
schädlich deshalb, weil das Kind leicht diese Einstellung übernimmt. Das gut<br />
gemeinte Verständnis wird sich als Bärendienst erweisen, wenn das Kind<br />
selbst zu denken anfängt, dass es durch seine vergangenen Ergebnisse psychisch<br />
so geschädigt ist, dass es zu etwas besserem nicht fähig ist" 9 .<br />
• Sie wissen, dass sich als Kinderbeauftragter für die Partizipation <strong>von</strong> Kindern<br />
eintrete. Dies ist mein Auftrag, und es ist meine Überzeugung, dass Kinder<br />
viel mehr in Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, einbezogen werden<br />
können, wie es heute geschieht. Doch ich bin in den letzten Jahren auf Grund<br />
verschiedener Erfahrungen immer mehr zu der Überzeugung gelangt, dass<br />
eine Partizipation, die sich allein auf die Verbesserung <strong>von</strong> Rechten beschränkt,<br />
ins Leere läuft, sogar kontraproduktiv ist. Das Einräumen <strong>von</strong> mehr<br />
Rechten führt in die Sackgasse, da das Recht - haben zu einem knappen Gut<br />
geworden ist. Alle wollen mehr Rechte, doch wo sollen diese herkommen<br />
Eine Gesellschaft kann nur bestehen, wenn alle Mitglieder eines Sozialwesens<br />
auch bereit sind, etwas in die Gemeinschaft einzubringen. Nach meiner<br />
Wahrnehmung ist unsere moderne Demokratie durch einen Rechte - Egoismus<br />
geprägt, der durch die Parteien- und Verbändestruktur bedingt ist und<br />
9<br />
Furmann 1999
weiter gefördert wird. Wenn das Wahrnehmen <strong>von</strong> Rechten allein als die<br />
Durchsetzung eigener Interessen praktiziert wird, gerät der Sozialstaat an<br />
seine Grenzen. Mit Kindern muss man nicht nachmachen, was in unserer politischen<br />
Struktur negativ verankert ist. Es geht mir nicht darum, Kindern die<br />
gerade gewonnenen Rechte wieder vorzuenthalten. Denn es gibt es viele<br />
Möglichkeiten, Partizipation in einem überschaubaren Rahmen so zu praktizieren,<br />
dass Kindern Rechte eingeräumt werden, dass sie aber ebenso zur<br />
Übernahme <strong>von</strong> Verantwortung herausgefordert werden. Wenn Demokratie<br />
mit Kindern als ein Prozess gelebt wird, in dem die Beteiligten die Konsequenzen<br />
ihrer Entscheidungen spüren und daraus neue Handlungsmöglichkeiten<br />
arbeiten, entkommen wir in kleinen Schritten der Politikverdrossenheit.<br />
Dies ist insbesondere in pädagogischen Institutionen möglich. Denn hier<br />
leben Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf Dauer zusammen, hier gibt es<br />
vielfältige Räume, in die sie einbezogen werden können. Wer den Essens-Plan<br />
mitbestimmt, kann sich über das Angebot auf dem Tisch nicht beklagen. Wer<br />
Unterrichtsinhalte und Unterrichts - Methoden auswählen kann, wird eher<br />
Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und Engagement entwickeln als<br />
jemand, dem alles nur vorgesetzt wird.<br />
Wenn ich <strong>von</strong> der "dunklen Seite" <strong>von</strong> Erziehung spreche, ist dies nicht allein<br />
eine wortwitzige Anspielung auf einige moderne Film- Märchen. Die Entlarvung<br />
einer " schwarzen Pädagogik " war in den siebziger Jahren ein wichtiger pädagogischer<br />
Fortschritt. Und ich glaube, dass es auch niemandem heute darum geht,<br />
Schützen<br />
beteiligen<br />
Fördern<br />
Fordern<br />
Verantwortung<br />
geben<br />
Grenzen<br />
setzen<br />
Grafik 2: Dimensionen einer zukünftigen Pädagogik<br />
Gewalt und Misshandlung als erzieherische Maßnahmen erneut einzuführen<br />
und sie als Maßnahmen zum Wohle des Kindes zu rechtfertigen. Vielmehr ist<br />
mein Eindruck, dass sich Erwachsene heute in allzu vielen Fällen Kindern unterordnen,<br />
und das tut weder ihnen noch den Kindern gut.
Grafik 2 veranschaulicht ein Modell <strong>von</strong> Erziehung, in dem sich die drei " P " der<br />
Kinderrechte wieder finden, jedoch ergänzt um ihren notwendigen Antagonismen.<br />
Das " Grenzen - Setzen ", der Ruf nach mehr" Pflichten " und das " mehr<br />
Fordern der Kinder " gewinnen in diesem Kontext ihre Bedeutung und ihren<br />
Platz, im Unterschied zu reaktionären Stammtischparolen, die in ihnen jeweils<br />
nach das alleinige Allheilmittel sehen.<br />
Es gibt genügend Spielraum, die Anteile im pädagogischen Alltag unterschiedlich<br />
zu gewichten. Hier spielen sicherlich auch persönliche Vorlieben und Fähigkeiten<br />
der Erzieherinnen und Erzieher eine Rolle. Doch sollte es keine Schule,<br />
keine Jugendeinrichtungen und keine andere pädagogischen Institutionen geben,<br />
in der es eine der genannten Dimensionen überhaupt nicht gibt. Diejenigen<br />
pädagogischen Konzepte führen in eine Sackgasse, die allein auf ein Paradigma<br />
bauen. Weder ist Partizipation wie selig machende Lösung, noch ist es eine Erziehung<br />
allein auf Basis <strong>von</strong> Druck und strengen Begrenzungen.<br />
2 Überblick und Einordnung <strong>von</strong> modellhaften pädagogischen Ansätzen<br />
In vielen Hammer Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe sind modellhafte<br />
pädagogischer Arbeitseinsätze entwickelt worden, die konzeptionell in eine<br />
ähnliche Richtung gehen, wie ich sie bisher skizziert habe. Die Anne-Frank-<br />
Schule hat zu Beginn der 90er Jahre das Just-Community-Modell eingeführt und<br />
praktiziert es erfolgreich bis heute. An der Parkschule wurde vor drei Jahren mit<br />
dem Modellprojekt der "Erziehenden Schule" begonnen; die wissenschaftliche<br />
Begleitforschung hat nachgewiesen, dass dieses Projekt erfolgreich ist, aber ebenso<br />
gezeigt, dass eine Verstärkung der konfrontativen Ansätze ohne ausreichende<br />
Einbeziehung der Schülerinnen und Schüler nicht ausreicht. In der Kindertagesstätte<br />
"Sonnenhaus" wird seit vielen Jahren ein Kinderparlament praktiziert, bei<br />
dem schon die Dreijährigen teilnehmen. Von Kinderbüro wurden mehrere erfolgreiche<br />
Modellprojekte entwickelt. In der Spielraumentwicklung ist Hamm<br />
bundesweit führend in der Beteiligung <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen. In vielen<br />
Hammer Schulen wurden Streitschlichter-Programme eingeführt und werden<br />
heute erfolgreich praktiziert. Was bis heute fehlt, ist jedoch eine systematische<br />
Struktur, die es Einrichtungen ermöglicht, die eigene Praxis zu überprüfen und<br />
notwendige Erneuerungen sinnvoll zu integrieren. Ich möchte im folgenden einen<br />
Vorschlag machen, wie dies mit Hilfe einer Systematik möglich ist, die im<br />
Landesinstitut Soest 10 entwickelt wurde.<br />
10<br />
Schirp 1998
2.1 Vom moralischen Denken zu moralischem Handeln<br />
Ursprünglich hatte Schirp die Matrix entwickelt, um ein auf Schüler-Demokratie<br />
ausgerichtetes Modell des amerikanischen Sozialpsychologen Lawrence Kohlberg<br />
in nordrhein-westfälischen Schulen zu integrieren. Kohlberg hatte sich seit<br />
den 50er Jahren in seiner Forschung mit der moralischen Entwicklung <strong>von</strong> Kindern<br />
beschäftigt, zunächst mit der Frage, inwieweit die Moralentwicklung einer<br />
logischen Abfolge <strong>von</strong> Stufen folge. Seine Hypothesen konnte er sehr gut bestätigen,<br />
doch gewann er dabei die Erkenntnis, dass die Verbesserung des moralischen<br />
Denkens bei Kindern sehr wenig Einfluss auf ihr moralisches Handeln<br />
hatte. Sie konnten zwar sehr gut über moralische Fragen reden, verhielten sich<br />
aber nicht unbedingt regelkonformer. In einer zweiten Phase seines Schaffens<br />
verlagerte er seine Forschungen auf die Frage, wie das moralische Handeln zu<br />
verbessern sei. Dabei führte er einen praktischen Schulversuch durch, indem er<br />
Schülern weit gehende Mitbestimmungsrecht einräumte. Dabei zeigte sich, dass<br />
die Methode, den Schülern Rechte einzuräumen, sie aber auch mit den Konsequenzen<br />
ihrer Entscheidungen und ihres Handelns zu konfrontieren, sehr erfolgreich<br />
war. Die Schüler arbeiteten sehr engagiert mit, und gleichzeitig verbesserte<br />
sich ihr moralisches Verhalten enorm. Das "Just Community“-Konzept, wie<br />
Kohlberg es bezeichnete, wurde in einem nordrhein-westfälischen Schulversuch<br />
hier in Hamm <strong>von</strong> der Anne Frank Schule aufgegriffen und wird dort bis heute<br />
praktiziert. Ich empfehle Ihnen, sich dieses Projekt einmal vor Ort anzusehen; ich<br />
selbst war sehr beeindruckt, wie Schülerinnen und Schüler bereit sind, sich zu<br />
engagieren und für ihre Schule einzusetzen.<br />
2.2 Eine konzeptionelle Struktur zur Integration modellhafte Ansätze<br />
Wie kann es nach den vorhergehenden Überlegungen gelingen, die Arbeitsansätze<br />
ihrer Einrichtungen zu überprüfen und neue Arbeitsformen und Methoden<br />
sinnvoll und effektiv zu integrieren Dazu habe ich die <strong>von</strong> Dr. Schirp entwikkelte<br />
Matrix um die Ebene der Familie erweitert, weil dies auf dem Hintergrund<br />
der Hammer Elternschule Sinn macht.<br />
Die horizontale Ebene der Matrix teilt vom Standpunkt des Kindes aus die immer<br />
in differenzierter werdenden Systemebenen in vier Bereiche ein: zunächst<br />
wird das Kind durch das familiäre System geprägt; mit Eintritt in die pädagogischen<br />
Institutionen (im Regel der Kindergarten) ist die nächste Ebene die der<br />
Gruppe, später der Klasse. Auf der nächsten Systemebene ist die gesamte Einrichtung<br />
(Schulen, Kindergarten, Jugendeinrichtung) oder die Verbandsorganisation<br />
prägend für die Entwicklung. Schließlich ist auch der gesamte Stadthalle<br />
als Lebens Umgebung für die Entwicklung <strong>von</strong> Bedeutung.
Auf der vertikalen Ebene der Matrix unterscheidet Schirp die Ebene der sozialen<br />
Modelle und Strukturen, die Ebene der Kommunikation und die Ebene der Aktion.<br />
Hierzu einige Erläuterungen:<br />
(1) Wir wissen heute aus vielen Untersuchungen, dass Kinder oftmals sehr viel<br />
mehr , als durch die zielgerichteten Veranstaltungen (Unterricht, Betreuung<br />
usw.) durch das geprägt werden, was man auch den " heimlichen Lehr - Plan<br />
" nennt, also die Umgebungseinflüsse und die nicht bewussten und ungesteuer<br />
ist ten Wirkungen einer Einrichtung und ihrer handelnden Personen. Ein<br />
Kernsatz des Hammer Erziehungs-Konsenses ist: "Belehrungen kommen<br />
nicht gegen Erfahrungen und Vorbilder an". Das heißt für unser Thema konkret:<br />
welches Vorbild bieten Lehrer, Erzieherinnen, Eltern im Hinblick auf<br />
Gewalt, regelgerechtes Verhalten, politisches Engagement Wie werden Regeln<br />
entwickelt, der wird an der Entscheidung beteiligt, wie mit Verstößen<br />
umgegangen wird Wie ist das bauliche Umfeld<br />
• Wenn Schirp <strong>von</strong> „wertreflektierenden Lerngemeinschaften“ spricht, dann<br />
meint er alle Orte und Gelegenheiten, an denen Erzieher und Kinder über<br />
Werte und damit verbundene Fragen sprechen. Gerade für den Bereich<br />
Schule zeigt er viele Beispiele auf, die sich gerade nicht auf den Religionsunterricht<br />
beschränken. In allen geisteswissenschaftlichen Fächern, aber auch in<br />
vielen naturwissenschaftlichen Bereichen geht es um Fragen, die mit dem<br />
Sinn des Lebens, gut und böse, richtig und falsch, legal oder illegitim zu tun<br />
haben. Allein das Gespräch über derartige Fragen hat einen Moral bildenden<br />
Charakter, wobei Kolberg gezeigt hat, worauf es ankommt, wenn man Kinder<br />
gezielt in ihrem moralischen Denken fördern will. Diese Lerngemeinschaften<br />
finden nicht nur im Schulunterricht statt, sondern auch in Kindertageseinrichtungen<br />
und Jugendeinrichtungen und in den entsprechenden Foren in der<br />
gesamten Schule oder im Stadtteil.<br />
• Der dritte Bereich bezieht sich auf Aktionen und Handlungsräume. Schirp<br />
bezieht sich hier auf die Erkenntnisse <strong>von</strong> Kohlberg mit seinem Wechsel vom<br />
moralischen Denken zum moralischen Handeln. Wir wissen seit langem, dass<br />
Kinder besonders intensiv lernen, wenn sie dies selbstbestimmt, entdeckend<br />
und erfahrend tun können. Gerade für das Erlernen <strong>von</strong> Moral ist es bedeutsam,<br />
dass Kinder Entscheidungen treffen können, aber auch für die Konsequenzen<br />
dieser Entscheidungen eintreten.<br />
Mit diesen drei Bereichen wird der Blick erweitert für die unterschiedlichen Ebenen,<br />
die in allen Institutionen vorhanden sind. Bei der folgenden Tabelle geht es<br />
nicht darum, dass alle Einrichtungen aller Aktionsmöglichkeiten nutzen sollten,<br />
sondern vielmehr darum, die Lernbereiche der eigenen Einrichtung zu reflektieren<br />
und zu sehen, wo es Defizite und sinnvolle Ergänzungsmöglichkeiten gibt.
Im Anschluss an die Tabelle sind die einzelnen Projektformen noch einmal kurz<br />
beschrieben.
Ebene Familie Gruppe, Klasse Einrichtung, Schule,<br />
Verband<br />
Strukturen,<br />
Modelle<br />
" der heimliche<br />
Lehrplan "<br />
„Wertreflektierende<br />
Lerngemeinschaften“<br />
(1) Vorbild der Eltern: Gewalttätigkeit<br />
vs. Friedfertigkeit; politisches<br />
und gesellschaftliches Engagement;<br />
materielle Möglichkeiten<br />
und der Umgang damit<br />
Familienkonferenz (Gordon);<br />
Elternkurse; z. B. " starke Eltern -<br />
starke Kinder "(6)<br />
(1) Vorbild <strong>von</strong> Erziehern, Lehrerinnen<br />
und Sozialarbeiterinnen;<br />
Einstellungen zu Gewalt und<br />
Demokratie; Gestaltung der Klassenräume<br />
(2); Angebot <strong>von</strong> Material<br />
Wert orientierte Diskussion im<br />
Rahmen <strong>von</strong> Unterricht;<br />
Gruppendiskussionen in der Jugendarbeit;<br />
Thema „Gewalt“ im<br />
Unterricht; (7)<br />
Schulprogramm (welche Programmatik<br />
wird vorgegeben<br />
Wie wird sie gelebt); Hausordnung<br />
(wie kommen die Regeln zu<br />
Stande Wie werden sie kontrolliert<br />
Wie werden Verstöße gehandelt)<br />
(1) Kollegiale Visitation, -<br />
Supervision, Weiterbildung der<br />
Fachkräfte<br />
(3) Demokratie und Führungsstil<br />
im Team/ Kollegium; (5) Modellprojekt<br />
„Erziehende Schule<br />
(8) SMV, Jugendzentrums-Rat;<br />
Streitschlichter – Programm; (9)<br />
„Just-Community-Forum“<br />
Stadtteil<br />
Inwieweit sind " öffentliche Personen<br />
" in der Einrichtung präsent<br />
Welches Modell vermitteln<br />
sie<br />
(4)Bürgermeister – Sprechstunde;<br />
politisches Klima im Stadtteil;<br />
(10) Jugendforum im Stadtteil;<br />
(11) Antigewalt Training;<br />
" Lernen durch<br />
Tun ", Projekte,<br />
Aktionen,<br />
Handlungsräume<br />
(12) Familienurlaub; Aktionen,<br />
die denen Eltern und Kinder gemeinsam<br />
etwas tun (Seifenkisten<br />
bauen, Puppenstube einrichten<br />
usw.)<br />
(13) Klassensprecherwahl; Klassenraumgestaltung;<br />
Klassenprojekte<br />
als Sponsoring für soziale<br />
Maßnahmen; Theaterprojekte<br />
(8) SMV, Jugendzentrums-Rat;<br />
Streitschlichter – Programm; (9)<br />
„Just-Community-Forum“ (14)<br />
Schülerparlament; Kindergartenparlament;<br />
(15) Spielplatzbauprojekte; Umweltprojekte;<br />
Kinder - und Jugendparlament;<br />
Projekte zu<br />
„Sauberkeit und Ordnung“ im<br />
Stadtteil, (16) Peer-Education-<br />
Projekte;
Zum Schluss möchte ich noch einige der Projekte näher erläutern:<br />
(1) Dass das Vorbildverhalten der Erwachsenen eine der am meisten prägenden<br />
Kräfte für Kinder ist, wissen wir eigentlich. Doch der oben stehen immer<br />
wieder in der Versuchung, dies zu vergessen. Dies gilt auch besonders<br />
für unsere Kernthemen: Moral und Partizipation. Sowohl bei der Frage,<br />
wie Erwachsene mit Gewalt und Aggressionen umgehen (die äußern sich<br />
über Gewalt Wie gehen sie mit Gewalt in Medien um Wie verhalten Sie<br />
sich gegenüber ihren Kindern, ihren Partnern und gegenüber anderen Erwachsenen<br />
11 ), als auch in ihren demokratischen Verhaltensweisen (sind<br />
sie politisch interessiert Sind sie Mitglied einer Partei Engagieren sie sich<br />
in einer Initiative ) hat das Vorbild sehr viel größere prägende Kraft als<br />
Belehrungen und Predigten. Hinzu kommt, dass es oft eine große Kluft<br />
zwischen Selbst - und Fremdeinschätzung gibt. Auch Erzieher und Lehrerinnen<br />
schätzen ihre Wirkung auf die Kinder, mit denen sie arbeiten, falsch<br />
ein. Insofern kommen Arbeitsformen besondere Bedeutung zu, in denen<br />
Pädagogen diese Fragen besprechen: kollegiale Visitation, Supervision und<br />
andere Formen der Weiterbildung.<br />
(2) Die Gestaltung <strong>von</strong> Klassenräumen ist auf zwei Ebenen wichtig: zum einen<br />
stellt sich die Frage, inwieweit die Kinder die Raumgestaltung mitbestimmen<br />
können und inwieweit sie die Gestaltung mitverantworten (bis hin<br />
zur Frage, welche Aufgaben sind bei der Reinigung übernehmen). Die Gestaltung<br />
eines Klassenraums hat aber ebenso Auswirkungen auf das Sozialverhalten<br />
der Schüler. Haim Omer berichtete auf einer Tagung 12 <strong>von</strong> einer<br />
Studie, die zeigte, dass der Lautstärkepegel in einer Schulklasse sich<br />
innerhalb <strong>von</strong> kurzer Zeit verdoppelt, wenn der Lehrer sich auf einen Stuhl<br />
vor seinem Schreibtisch sitzt und <strong>von</strong> dort aus unterrichtet. Die Lautstärke<br />
halbiert sich, wenn die Gestaltung des Klassenraums ihm ermöglicht, sich<br />
während des Unterrichtens in allen Bereichen zu bewegen.<br />
(3) Das Vorbildverhalten betrifft nicht nur die Erwachsenen als Einzelpersonen,<br />
sondern auch die jeweiligen Systeme, die sie gemeinsam bilden. Eltern<br />
sind auch Ehepaar, Lehrer sind auch Kollegiums-Mitglieder, Erzieherinnen<br />
sind auch Teammitglieder. So bilden sie auch als Gruppe ein Vorbild, im<br />
Guten wie im schlechten. Im Hinblick auf das Lernen <strong>von</strong> Demokratie<br />
schauen sich Kinder <strong>von</strong> ihren Pädagogen ab, ob und wie man Entschei-<br />
11<br />
Und dies ist nicht nur eine Frage der Friedfertigkeit, sondern auch der Auseinandersetzungsbereitschaft.<br />
Denn gewissen aus vielen Untersuchungen, dass es nicht mehr Täter -Typen, sondern auch<br />
Opfer-Typen gibt. Wie also können sich Kinder <strong>von</strong> ihren Eltern abschauen, wie man in Auseinandersetzungen<br />
nicht unterliegt<br />
12<br />
die Tagung wurde vom Institut für Familientherapie Weinheim vom 19. bis 23. Februar 2004 in Osnabrück<br />
veranstaltet und trug den Titel "Elterliche Präsenz mit den Methoden des gewaltfreien Widerstands"
dungen gemeinsam trifft, ob eine Chefin alles entscheidet und die untergeordneten<br />
Pädagogen sich selbst in Kleinigkeiten an sie wenden müssen,<br />
oder ob ihrer Erzieher selbstständig handeln können. Das gleiche gilt für<br />
die Gewaltfrage. Gibt es Teammitglieder, die unter Mobbing leiden Gehen<br />
Lehrer gleichgültig mit Problemen um, die selbst Schüler bei einem Kollegiums<br />
Mitglied wahrnehmen Werden Sozialarbeiter alleingelassen, wenn<br />
sie sich in einer Konflikteskalation mit einem Jugendlichen befinden<br />
(4) Die gleiche Fragestellung betrifft"öffentliche Personen", wenn sie in den<br />
pädagogischen Institutionen präsent sind oder wenn Kinder an Veranstaltungen<br />
oder Projekten im Stadtteil teilnehmen. „Öffentliche Personen“ sind<br />
Politikerinnen, Vereinsvertreter, Sportübungsleiter oder in einer Bürgerinitiative<br />
engagierte Erwachsene. Ein sehr positives Vorbild boten aus meiner<br />
Sicht die Mitglieder des Mieterbeirates in der Schottschleife. In den Aktionen<br />
während des Arslan-Skandals, in denen es z. B. Begegnungen zwischen<br />
Kindern und Erwachsenen bei denen Wohnumfeldreinigungen gab,<br />
entstand bei den Kindern der Spiel - und Lernhilfe der Wunsch, auch ohne<br />
die Erwachsenen eine Reinigungsaktionen durchzuführen, um das Image<br />
der Siedlung zu verbessern.<br />
(5) In besonderer Weise wurden die Normen und Strukturen in einer Hauptschule<br />
z. B. im Modellprojekt "Erziehende Schule" reflektiert und gestaltet.<br />
Insbesondere gab es einen intensiven Auseinandersetzungsprozess innerhalb<br />
des Lehrerkollegiums, wie die Lehrer mit Regeln und Normen zukünftig<br />
umgehen wollten. Damit boten sie in doppelter Weise ein Vorbild:<br />
zum einen in der Reflexion und Veränderung ihrer Verhaltensweisen, zum<br />
anderen als lernende Gemeinschaft.<br />
(6) Die verschiedenen Formen der Elternkurse kann man als "Wertreflektierende<br />
Lerngemeinschaften" betrachten. Denn in ihnen setzen sich die Eltern<br />
mit moralischen Fragen auseinander: Was sind meine eigenen Werte <br />
Welche Werte will ich meinen Kindern vermitteln Wie halten wir es mit<br />
Gewalt Welches Vorbild will ich geben<br />
(7) In fast allen Fächern ist es möglich, Themen so aufzubereiten, dass sie zu<br />
einer Werte-Diskussion anregen. Allerdings droht die Beschränkung auf<br />
die reine Diskussion die Entwicklungschancen zu begrenzen oder sogar so<br />
konterkarieren. Richard Münchmeyer erzählte einmal bei einer Tagung<br />
<strong>von</strong> einem Beispiel, indem eine Klasse in einem Süddeutschengymnasium<br />
sich im Unterricht wochenlang mit Demokratie beschäftigte. Als die<br />
Schulter dann, eingerichtet durch den Unterricht, während der Schulzeit an<br />
einer Demonstration teilnahmen, die ihnen wichtig erschien, reagierte die<br />
Schule mit drakonische Strafen.
(8) Die traditionellen Gremien der Mitbestimmung <strong>von</strong> Kindern in Schule und<br />
Jugendhilfe sind teilweise außer Mode geraten, doch bieten sich vielfältige<br />
Mitbestimmungs- und Mitgestaltungschancen. Sie sind sowohl auf der<br />
Ebene der Kommunikation als auf der Ebene des Handelns anzusiedeln, da<br />
sie beides ermöglichen. Sie sind Diskussionsforen für alle Fragen, die eine<br />
Einrichtung betreffen, aber - je nach rechtlichem Rahmen -können Sie auch<br />
Mitbestimmungs - und Mitverantwortungsräume sein. Einige Schulen in<br />
Hamm bieten gezielte Weiterbildungsveranstaltungen für ihre Schülersprecher<br />
an. Das "Just-Community-Forum“an der Anne-Frank-Schule bildet<br />
eine darüber hinausgehendes Mitbestimmungsgremium an.<br />
(9) Die verschiedenen Streitschlichter - Programme verbinden in positiver<br />
Weise Ansätze der Mitbestimmung mit denen der Konfliktlösung. Schülerinnen<br />
und Schüler werden in spezieller Weise ausgebildet, um als Vermittler<br />
Konflikte zwischen anderen (in der Regel jüngeren) Schülern zu lösen.<br />
Es mag sein, dass es zum Teil die " Guten Schüler" sind, die etwas für<br />
die " bösen Schüler" tun, doch glaube ich eher, dass diejenigen Schüler, die<br />
einem Programm teilnehmen, auch sehr viel für eigenes Sozialverhalten<br />
daraus lernen.<br />
(10) "Jugendforen" im Rahmen kommunaler Beteiligung <strong>von</strong> Kindern und<br />
Jugendlichen sind in den letzten Jahren in vielen Städten in Mode gekommen.<br />
Auf der Ebene des Stadtteils oder der Gesamtstadt bieten Sie den teilnehmenden<br />
Kindern, die in der Regel unverbindlich zusammenkommen,<br />
die Möglichkeit, ihre Interessen zu artikulieren und über gemeinsame Fragen<br />
zu sprechen. Nachteil dieses Modells ist seine Unverbindlichkeit im<br />
Hinblick auf die Umsetzung der geäußerten Interessen. Bei der Weiterentwicklung<br />
der Jugendarbeit im Hammer Norden wurde 2002 ein Jugendforum<br />
durchgeführt, dem im Vorfeld eine aktivierende Befragung der Jugendlichen<br />
im Stadtteil voraus ging und und dem eine Reihe <strong>von</strong> Umsetzungsaktionen<br />
folgte. Es ist geplant, dieses Forum zu einem festen Bestandteil<br />
der Jugendarbeit zu machen. Mit einer verbindlichen Regelmäßigkeit<br />
und daraus vorgehenden Projektgremien wird somit ein Jugendforum<br />
zu einem verbindlichen Partizipationsmodell, dass auch auf der Ebene<br />
des Handelns anzusiedeln ist.<br />
(11) Im letzten Jahr habe ich zusammen mit zwei weiteren Trainern im Auftrag<br />
der Jugendgerichtshilfe ein erstes Antigewalt-Training 13 durchgeführt,<br />
dass sehr erfolgreich verlaufen ist. Die teilnehmenden Jugendlichen waren<br />
durch das Jugendgericht wegen Körperverletzung, teilweise gefährlicher<br />
Körperverletzung verurteilt worden und hatten eine Auflage erhalten, an<br />
13<br />
Bei der Durchführung haben wir uns angelehnt an das Konzept des „Antiaggressivitätstrainings“;<br />
vgl. Weidner u.a.
diesem Training teilzunehmen. Bei diesem Training haben wir die Idee <strong>von</strong><br />
„Partizipation als Übernehmen <strong>von</strong> Verantwortung für das eigene Leben“<br />
kombiniert mit dem Konzept der konfrontativen Pädagogik (das bedeutet,<br />
Gewalttäter mit den Folgen ihrer Taten, auch mit der Perspektive der Opfer<br />
zu konfrontieren). Von ursprünglichen neun Teilnehmern haben vier<br />
durchgehalten und an den jeweils dreistündigen Abenden engagiert mitgearbeitet.<br />
Ein Teilnehmer musste das Training vorzeitig beenden, dazu<br />
Bundeswehr gekommen war, und die übrigen vier Teilnehmer wurden<br />
wegen zweimaligen Fehlens ausgeschlossen. In diesem Training ließen sich<br />
alle Teilnehmer auf einen intensiven Reflexionsprozess nicht nur bezogen<br />
auf ihre Gewalttaten, sondern ihre Lebenserfahrungen und ihre Lebensplanung<br />
überhaupt ein. Der größte Erfolgsindikator war für mich,<br />
dass zum letzten Abend die vier verbleibenden Teilnehmer, die alle noch<br />
nie gefehlt hatten, also diesem Abend auf Grund der Regeln hätten fernbleiben<br />
können, anwesend waren.<br />
(12) Einen wichtigen Bereich, in dem Eltern und Kinder gemeinsam lernen<br />
können, stellen die Organisation des Familienurlaubs und viele andere<br />
Aktionen dar, in denen etwas konkretes getan wird. Wie wird der Familienurlaub<br />
geplanten durchgeführt Handelt es sich um eine Veranstaltung,<br />
die die Kinder buchen wie einen pauschalen Urlaub Bestimmen die Eltern,<br />
„wo es langgeht“ oder wird gemeinsam geplant, organisiert und auch<br />
der Urlaubsalltag gemeinsam gestaltet das gleiche gilt für Freizeitaktivitäten,<br />
die <strong>von</strong> Zuhause ausgestaltet werden. Es gibt viele Dinge, die Eltern<br />
und Kinder zusammen tun können, seien es Fahrradtouren, der Bau einer<br />
Seifenkiste oder der Bau eines Puppenhauses.<br />
(13) Auch in einer Schulklasse oder in einer Jugendgruppe gibt es vielfältige<br />
Aktivitäten, die einem Raum für Beteiligung, Verantwortung übernehmen<br />
und Herausforderung bieten. Auch hier bieten sich viele Möglichkeiten an,<br />
sich mit Werten und Normen zu beschäftigen, sei es durch Aktionen für<br />
einen guten Zweck oder durch Theaterprojekte zum Thema Gewalt.<br />
(14) Zu erwähnen sind hier noch einmal die Einrichtungs - Parlamente, die<br />
in allen pädagogischen Institutionen eingerichtet werden können. Besonders<br />
beeindruckt hat mich eine Geschichte aus der Kindertagesstätte "Sonnenhaus",<br />
die der Gruppe ein jährliches Budget zu eigenen Verfügung bereitstellte.<br />
Als in einer Gruppe der Wunsch nach einem besonderen elektrischen<br />
am Werkzeug anstand, für das das Budget nicht ausreichte, gingen<br />
Sprecher der Gruppe in andere Gruppen und handelten den gemeinsamen<br />
Kauf für mehrere Gruppen aus. Die bundesweiten Erfahrungen mit Kinder-<br />
und Jugendparlamenten zeigen, dass Partizipation nicht zum Nulltarif<br />
zu haben ist. Die Begleitung ist zeitaufwändig. So setzen derartige Projekte
konzeptionelle Grundentscheidungen einer Einrichtung voraus, Sie sind<br />
nicht zusätzlich zu einem vollen Programm zu bewerkstelligen.<br />
(15) Entsprechend gibt es vielfältige Projekte und Aktionen aus Schulen,<br />
Kindertageseinrichtungen und Jugendzentren heraus im Stadtteil. Hilfe<br />
gibt es auch in Hamm viele positive Beispiele. Besonders beeindruckt hat<br />
mich der Bau einer Skater - Halfpipe auf dem ehemaligen Fahradparkplatz<br />
des ehemaligen Freibades Heessen, der vom Jugendzentrum Bockelweg<br />
durchgeführt wurde. Auch im Modellprojekt “ökologische Stadt der Zukunft<br />
"wurden durch das Programm" Gemeinschaftsinitiativen "eine Vielzahl<br />
interessanter Projekte unter Beteiligung <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen<br />
durchgeführt.<br />
(16) In einigen Kommunen wurde in den letzten Jahren mit „Peer-<br />
Education-Projekten“ experimentiert und gute Erfahrungen gemacht.<br />
Ähnlich wie bei den Streitschlichterprogrammen werden Jugendliche in<br />
der Jugendhilfe ausgebildet, um anderen Jugendlichen bei der Lösung <strong>von</strong><br />
Problemen zu helfen. Ein sehr erfolgreiches Projekt habe ich z.B. in Wiesbaden<br />
kennengelernt, in dem Jugendliche dazu ausgebildet wurden, in ihrer<br />
Clique eine sehr einfache Form der „Sexualberatung“ zu machen.<br />
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es". Vielleicht hatte sie die eine oder andere<br />
Idee angeregt. Doch mein Ziel war es nicht in erster Linie, mehr Projekte<br />
anzuregen. Vielmehr ging es mir darum, einen konzeptuellen Rahmen für<br />
pädagogisches Handeln aufzuzeigen und diesen mit konkreten Beispielen zu<br />
veranschaulichen. Damit komme ich zum Abschluss meines <strong>Vortrag</strong>es möchte<br />
Ihnen meine persönlichen Visionen für Hamm vorstellen, die sich aus dem<br />
bisher Gesagten ableiten.<br />
3 Visionen für Hamm<br />
• Meine erste Vision ist die eines pädagogischen Konsenses, der Jugendhilfe<br />
und Schule umfasst. Hintergrund meiner Idee ist sicherlich die Erfahrung<br />
in der Elternschule Hamm, dass es uns dort mit dem Hammer Erziehungskonsens<br />
gelungen ist, den pädagogischen Hin und Her zu entkommen, mit<br />
dem wir Fachleute die Eltern verunsichert haben. Ein erster Schritt in diese<br />
Richtung könnte ein programmatischer Auftrag an Jugendhilfe und Schule<br />
durch die Politik sein: „Erarbeitet einen alle Dimensionen umfassenden<br />
Konsens für die pädagogische Arbeit in Hamm und setzt diesen in der Praxis<br />
um“.
• Mein zweiter Vorschlag leitet sich indirekt aus dem vorher Gesagten ab.<br />
Ich sehe es immer mehr als Problem an, dass es angeeigneten Indikatoren<br />
fehlt, um eine wie auch immer geartete pädagogische Arbeit politisch zu<br />
steuern. In der bisherigen politischen Diskussion über Jugendhilfe und<br />
Schule waren die Steuerungsindikatoren ebenso einseitig wie die oben beschriebenen<br />
pädagogischen Einbahnstraßen. Je mehr Fürsorge und Angebote,<br />
umso besser. Wenn ich einleuchtend dargelegt habe, dass dies eine<br />
Fehlentwicklung ist, so stellt sich die Frage, wie sie stattdessen eine positive<br />
Entwicklung bilden lässt. So lautet man Visionen, ebenso als politischer<br />
Auftrag an die Fach - Verwaltungen gerichtet: „Entwicklung geeigneter Indikatoren<br />
für die politische Steuerung einer umfassenden Pädagogik“. Ich<br />
will dies mit einigen Beispiele verdeutlichen:<br />
- Ich finde die Zahl der aktiven Jugendlichen in einer Jugendeinrichtung<br />
und die Zahl der Jugendlichen, die an einer entsprechenden Weiterbildung<br />
teilgenommen haben, sehr viel interessanter als die reinen Besucherzahlen.<br />
– Wenn Jugendhilfe dazu beitragen soll, ein friedliches Zusammenleben in<br />
den Stadtteilen zu fördern, so fände ich es spannend, den Nachweis der<br />
Senkung <strong>von</strong> Störungen in den Stadtteilen durch "Beteiligungsprojekte“<br />
und bzw. oder durch konfrontative Maßnahmen zu erbringen. Die Beschwerden<br />
wären sehr einfach zu erfassen, und die Aktivitäten aus der Jugendhilfe<br />
heraus ebenfalls zu dokumentieren.<br />
–Die Erhöhung der Beteiligungsansätze in Schulen, Kindertageseinrichtungen<br />
und Jugendeinrichtungen ist ebenfalls messbar. Welche Gremien gibt<br />
es Wie oft tragen Sie Welche Ergebnisse bringen sie hervor Wie zufrieden<br />
sind die Teilnehmer und die begleitenden Erwachsenen Spannend<br />
wäre es, einen Nachweis einer eventuell korrelierenden Senkung <strong>von</strong> Vandalismus<br />
und Gewalt zu versuchen. Ich glaube, dass es diesem Zusammenhang<br />
gibt.<br />
–Wenn wir über die Partizipation <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen in der<br />
Kommune sprechen, wäre es eigentlich folgerichtig, dass durch gute Projekte<br />
die Bereitschaft unter Kindern und Jugendlichen wächst, sich politisch<br />
zu engagieren. Dies müsste durch einen Zuwachs der Mitglieder in den<br />
politischen Jugendorganisationen messbar sein. Sicher sind hierzu noch<br />
Vermittlungsschritte notwendig; in der gegenwärtigen Situation habe ich<br />
Zweifel, ob Kinder und Jugendliche diesen Schritt ohne weiteres tun würden.<br />
Doch welche Zukunft hat unsere Demokratie, wenn es uns nicht gelingt,<br />
die Basis in den Parteien wieder zu vergrößern<br />
– Eine der wichtigsten Indikatoren für den Erfolg der Stadtteilarbeit im<br />
Hammer Norden war die Senkung der Fallzahlen in der Jugendgerichtshilfe-Statistik.<br />
Dieser Erfolg war möglich durch die gemeinsamen Anstren-
gungen <strong>von</strong> Jugendhilfe, Schule und Stadtplanung. Ich glaube, dass wir an<br />
den aktuellen Fallzahlen der Jugendgerichtshilfe sehr gut ablesen können,<br />
wo sich soziale Probleme häufen und wo kurzfristig gegengesteuert werden<br />
muss.<br />
- Ich glaube, dass es viele weitere sinnvolle Indikatoren gibt. Wir müssen<br />
uns gemeinsam auf die Suche begeben.<br />
• Eine notwendige Voraussetzung zur Umsetzung einer umfassenden Pädagogik<br />
ist die Intensivierung der Weiterbildung für Lehrer, Erzieher und<br />
Sozialarbeiter. Wenn lebenslanges Lernen zu unserer heutigen Gesellschaft<br />
gehört, sollten pädagogische Fachkräfte auch darin Vorbild sein. Dies<br />
scheitert zur Zeit an Hemmnissen, die lösbar sind. Das Fortbildungsbudget<br />
im Jugendamt ist zum Beispiel so gering, dass eine Verdoppelung oder<br />
Verdreifachung in Relation zu den sonstigen Kosten kaum wahrnehmbar<br />
wäre. Es ist unangemessen, viele Millionen Euro für Maßnahmen und Projekte<br />
auszugeben, aber praktisch nichts für die Weiterbildung der Mitarbeiter,<br />
die diese Projekte umsetzen sollen. Für Lehrer gibt es keine verfügbaren<br />
Mittel für die Weiterbildung auf der kommunalen Ebene. Außerdem<br />
habe ich es erlebt, dass der Personalrat gegen die Ausschreibung einer<br />
Fortbildungsmaßnahme protestierte, die am Freitagnachmittag und am<br />
Samstag stattfand. Das bedeutet, dass Lehrerinnen selbst dann nicht in ihrer<br />
Freizeit an einer Weiterbildung teilnehmen dürften, wenn sie es wollten.<br />
Das ist nicht mehr zeitgemäß.<br />
• „Last, not least“: wenn wir mit dem vorher genannten Punkten weitergekommen<br />
sind, schwebt mir die Entwicklung <strong>von</strong> umfassenden Beteiligungsstrukturen<br />
<strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen in der Kommune in<br />
Schule, Jugendhilfe und Kommunalpolitik vor. Durch die Vernetzung und<br />
gegenseitige Befruchtung <strong>von</strong> Beteiligungs - Ansätzen durch alle Einrichtungen<br />
und Altersstufen hindurch könnte eine Basis für das geschaffen<br />
werden, was heute als "Bürgerkommune Hamm"nicht viel mehr als ein politisches<br />
Feigenblatt ist.<br />
In der Diskussion ergaben sich weitere und daran anschließende Überlegungen<br />
und Forderungen:<br />
• Es wurde betont, dass Anforderungen auch ein Eltern gestellt werden müssen.<br />
• Es wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit es hilfreich sein könnte, für die<br />
Umsetzung der vorgenannten Überlegungen aus dem geplanten "pädago-
gischen Zentrum" eine Institution zu entwickeln, die Schule und Jugendhilfe<br />
übergreift, quasi als Dach.<br />
• Im Hinblick auf die Entwicklung eines Pädagogik - Konsenses wurde angeregt,<br />
dass auch Eltern und Pädagogen die gleiche Sprache sprechen sollten.<br />
Es ist sinnvoll, den in der Elternschule entwickelten Erziehungskonsens<br />
einzubeziehen.<br />
• Es ist sinnvoll, Erziehungsverträge zwischen Eltern und Pädagogen zu<br />
entwickeln. Hierfür gibt es bereits Beispiele. Hierbei geht es darum, die Zusammenarbeit<br />
verbindlich zu gestalten, um eventuell entstehende Konflikte<br />
und Probleme erfolgreich zu lösen.<br />
• In diesen Erziehungsverträge sollten auch die Kinder miteinbezogen werden.<br />
• Die Thematik " Erziehungsverträge“ sollte als Rahmen flächendeckend und<br />
für alle Einrichtungen entwickelt werden, doch die konkrete Umsetzung<br />
sollte in den Einrichtungen fort geschehen.<br />
• Die schlechte Erreichbarkeit <strong>von</strong> Hilfeeinrichtungen und die langen Wartezeiten<br />
wurde beklagt. Ein Vorschlag war die Einrichtung eines "Notfalltelefons".<br />
Auf jeden Fall ist es notwendig, die Zugänge zum Hilfesystem in<br />
Krisensituationen zu überprüfen und zu optimieren.<br />
• Um einen Konsens für die Pädagogik umzusetzen, ist Weiterbildung der<br />
Fachkräfte eine wichtige Voraussetzung.<br />
• Die Weiterbildung in sollten gemeinsam für Lehrer und Sozialarbeiter und<br />
Erzieher durchgeführt werden, eine gute Möglichkeit wären auch gegenseitige<br />
Visitationen.<br />
• Schließlich wurde auf Grund der kurzen Zeit angeregt, derartige Foren<br />
mindestens jährlich durchzuführen und sie eventuell auf Stadtteil-Ebene zu<br />
organisieren.<br />
Literatur:<br />
Ariès, Philipe (1975/1978): Geschichte der Kindheit. München<br />
Blandow, J./ Gintzel, U./ Hansbauer, P. (1999): Partizipation als Qualitätsmerkmal in<br />
der Heimerziehung. Münster<br />
<strong>Bartscher</strong>, Matthias; Kriener, Martina (2001): Rechte <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen,<br />
in: Schroer, Wolfgang; Struck, Norbert; Wolff, Mechhild (Hg.): Handbuch<br />
Kinder- und Jugendhilfe, Weinheim, S. 1051-1070<br />
<strong>Bartscher</strong>, Matthias (1998): Partizipation <strong>von</strong> Kindern in der Kommunalpolitik, Freiburg<br />
de Mause, Lloyd (1977): Hört ihr die Kinder weinen. Eine psychogenetische Geschichte<br />
der Kindheit. Frankfurt/M.<br />
DJI – Deutsches Jugendinstitut (1999): Beteiligung <strong>von</strong> Kindern in der Kommune –<br />
Ergebnisse einer bundesweiten Befragung
Furman, Ben (1999): Es ist nie zu spät, eine glückliche Kindheit zu haben, Dortmund<br />
Gruschka, Andreas (1988): Negative Pädagogik. Einführung in die Pädagogik mit<br />
kritischer Theorie, Münster<br />
Hoffstadt, Peter; Malmede, Hans (1995): Vordenker und Vorläufer. Mitbestimmung<br />
und Partizipation <strong>von</strong> Kindern und Jugendlichen im 20. Jahrhundert, in:<br />
MAGS 1995a<br />
Lind, Georg; Raschert, Jürgen (Hg.) (1987): Moralische Urteilsfähigkeit. Eine Auseinandersetzung<br />
mit Lawrence Kohlberg, Weinheim<br />
MAGS – Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen (Hg.) (1995): Mehr Demokratie durch Kinderbeteiligung. Chancen<br />
und Probleme der Partizipation <strong>von</strong> Kindern, Düsseldorf<br />
MAGS – Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen (Hg.) (1997): Tagungsdokumentation „Kinderrechte! Kinderpflichten“,<br />
Düsseldorf<br />
Meyer, Thomas (1995): Kinder und Politik, in: MAGS 1995<br />
National Coalition (Hg.) (1999): Kinderrechte sind Menschenrechte - Impulse für die<br />
zweite Dekade 1999-2009, Bonn<br />
National Coalition (2000): Bericht der National Coalition anlässlich der Sondersitzung<br />
der Vereinten Natinen zum Weltkindergipfel 2001. Bonn<br />
Schirp, Heinz (1998): Schülerdemokratie und Schulentwicklung - konzeptuelle und<br />
organisatorische Ansätze zur Entwicklung einer demokratischen und sozialen<br />
Lernkultur; unveröffentlichter <strong>Vortrag</strong> bei einer Tagung in Hamm<br />
Schröder, Richard (1996): Freiräume für Kinder(t)räume, Weinheim<br />
Stadt Hamm (2000): Lebenslagen benachteiligter Menschen in Hamm - Kommunaler<br />
Armutsbericht, Hamm<br />
Weidner u.a. ANTIGEWALT<br />
Autor:<br />
Matthias <strong>Bartscher</strong>, Diplompädagoge, Kinderbeauftragter der Stadt Hamm, Kentroper<br />
Weg 28, 59063 Hamm (02381: d. 176202, p. 26427)