12222a Tatort Hochzeitsnacht - Radio Bremen
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„Moralische Fragen werden nebensächlich, wenn das eigene Überleben im Vordergrund<br />
steht“<br />
Interview mit dem Regisseur Florian Baxmeyer<br />
Herr Baxmeyer, mit „<strong>Hochzeitsnacht</strong>“ führen Sie zum vierten Mal bei einem <strong>Tatort</strong> von <strong>Radio</strong><br />
<strong>Bremen</strong> Regie. Nach drei Folgen mit politischen Themen folgt nun ein Fall im engsten Familien-<br />
und Freundeskreis. Worin lag dabei für Sie die größte Herausforderung?<br />
Ein großer Teil der Geschichte spielt sich in einem Landgasthof ab. Die Aufgabe war es, die<br />
Konflikte der auf engstem Raum eingeschlossenen Personen herauszuarbeiten und sie im<br />
Laufe der Geschichte ihr wahres Gesicht zeigen zu lassen. Unter Druck zeigt sich bei vielen der<br />
wahre Charakter und moralische Fragen werden nebensächlich, wenn das eigene Überleben<br />
im Vordergrund steht.<br />
Neben einem großen Kernensemble hatten Sie rund 50 Statisten als Hochzeitsgesellschaft auf<br />
engstem Raum zu koordinieren. Wie gelingt es einem Regisseur, dass bei so vielen Darstellerinnen<br />
und Darstellern einzelne Personen nicht „untergehen“?<br />
Ob einzelne Figuren zu kurz kommen, lässt sich ja schon am Drehbuch erkennen. Das war nicht<br />
so. Allerdings hatten wir die Situation, dass durch den Drehplan einige Darsteller für ein paar<br />
Drehtage zwar im Raum waren, aber keinen Text hatten. Sie sind im fertigen Film sehr wichtig,<br />
aber an diesen Drehtagen konnten sie das Gefühl bekommen, zu Beiwerk degradiert worden<br />
zu sein. Dieses Gefühl habe ich versucht, ihnen zu nehmen, und oft war es so, dass wir noch<br />
starke Momente im Sinne des Drehbuchs für sie erarbeitet haben.<br />
Nach welchen Kriterien haben Sie das Schauspielerensemble ausgewählt?<br />
Bei einem <strong>Tatort</strong> geht es ja immer um die Frage: Wer war's? Bei einem <strong>Tatort</strong>-Ensemble hat<br />
man deswegen nur die Möglichkeit, alle Rollen prominent zu besetzen oder Schauspieler zu<br />
suchen, die eher Theater spielen und nicht so oft im TV zu sehen sind. Ansonsten weiß der<br />
Zuschauer sofort Bescheid. Es kann nur der oder die als Täter in Frage kommen, den kenne ich.<br />
Wir haben uns gegen Stars entschieden. Ein weiteres Kriterium war, dass wir Schauspieler<br />
brauchten, die glaubhaft eine Dorfgemeinschaft verkörpern können. Und wir haben natürlich<br />
versucht, das Ensemble so zusammenzustellen, dass es spannende Wechselwirkungen unter<br />
den Figuren geben kann, insbesondere auch mit Hauptkommissarin Inga Lürsen.<br />
Worin lag für Sie der größte Reiz des Buches?<br />
Neben den erwähnten Aspekten gab es im Drehbuch eine ungewöhnliche Mischung aus<br />
Spannung und Komik. Ich habe es als reizvolle, wenn auch nicht ganz einfache Aufgabe<br />
empfunden, diese beiden Elemente zu vereinen.<br />
Mit „<strong>Hochzeitsnacht</strong>“ feiert <strong>Radio</strong> <strong>Bremen</strong> zugleich ein Jubiläum. Vor 15 Jahren wurde die erste<br />
Folge der Reihe <strong>Tatort</strong> mit Sabine Postel im Land <strong>Bremen</strong> gedreht. Sie waren zu diesem Zeitpunkt<br />
Anfang 20. Haben Sie damals damit gerechnet, selbst für die erfolgreichste Krimireihe<br />
Deutschlands als Regisseur zu arbeiten?<br />
Nein. Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht mal an der Filmhochschule! Mein größtes Ziel<br />
damals war es, die Aufnahmeprüfung zu bestehen.<br />
Was macht es für Sie insgesamt reizvoll, einen <strong>Tatort</strong> zu inszenieren?<br />
Die Mischung aus gesellschaftlicher Relevanz, menschlichen Abgründen und Spannung.<br />
Was sind dabei Ihre persönlichen Vorlieben?<br />
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